Stanislaw Petrow - Ingeborg Jacobs - E-Book

Stanislaw Petrow E-Book

Ingeborg Jacobs

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Beschreibung

"Ich bin kein Held, ich habe nur meinen Job gemacht." Stanislaw Petrow 26. September 1983: Um null Uhr fünfzehn meldet das Computersystem den höchstwahrscheinlichen Start einer amerikanischen Interkontinentalrakete. Oberstleutnant Stanislaw Petrow entscheidet als verantwortlicher Offizier mit seiner Einschätzung über die Frage nach einem atomaren Gegenschlag - und wird zum Mann, der die Welt rettete. 90 km südlich von Moskau tritt Oberstleutnant Stanislaw Petrow seinen Dienst als Leiter der Kommandozentrale der sowjetischen Satellitenüberwachung an. Es ist ein Arbeitstag wie jeder andere. Doch um null Uhr fünfzehn geht für Stanislaw Petrow die Hölle los: Viermal wird der Computer in den nächsten Minuten den Start einer amerikanischen Interkontinentalrakete melden. Und viermal bleibt Petrow bei seiner Einschätzung, es finde kein US-Atomangriff auf die Sowjetunion statt. 20 bis 25 Minuten benötigt eine amerikanische Rakete bis sie den sowjetischen Luftraum erreicht. Die Zeit verstreicht und es passiert - nichts. Der Schritt in den dritten Weltkrieg, einen Atomkrieg, vor dem die Friedensbewegung in der Bundesrepublik seit Jahren gewarnt hatte, findet zum Glück für die Menschheit nicht statt. Ingeborg Jacobs erzählt die unglaubliche Geschichte des Stanislaw Petrow in einer Zeit, in der ein neuer Kalter Krieg droht.

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Seitenzahl: 265

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Ingeborg Jacobs

Stanislaw Petrow:der Mann, derden Atomkriegverhinderte

Wer rettet uns das nächste Mal?

eBook Edition

Das Buchprojekt wurde initiiert von Lothar Rudolf, respekt.tv.

Die Texte der Uhren stammen von der Internetseite http://thebulletin.org/timeline und wurden von der Autorin für das Buch ins Deutsche übersetzt. Ausgenommen hiervon ist die Uhr auf Seite 218.

Mehr über unsere Autoren und Bücher:www.westendverlag.de

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-86489-599-9© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2015Satz: Publikations Atelier, DreieichDruck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, LeckPrinted in Germany

Inhalt

1 Annäherung an einen Helden unserer Zeit

Erste Kontaktaufnahme

Bei Stanislaw Petrow in Frjasino

Stimmungsumschwung

Stanislaw Petrow – Der Mann, der die Welt rettete: der Film

2 Auf dem Weg zum Weltende?

Anekdoten und bombastische Bestattungen

Ein sowjetisches Leben

Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg

Dowerije – Vertrauen zwischen der UdSSR und den USA

Jurij Andropow, der »böse Onkel«

Andrej Sacharow – Atomphysik und Menschenrechte

Angst vor Protesten im Land

Ein Friedensengel aus Amerika: Samantha Smith

3 Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges

Herbst 1983

Serpuchow-15, Raketenfrühwarnzentrum

26. September 1983, der Tag, an dem alles anders war

Der Ernstfall

Aufklärung des Vorfalls vom 26. September

Warnschuss im Sommer

Ergebnis der Untersuchungen

Weder Beförderung noch Bestrafung

Ein weiteres Interregnum

4 Zeitenwende: Glasnost – Perestroika – Schocktherapie

Das Geheimnis wird gelüftet

Wechselseitige Annäherung

Frischer Wind

Ein Idol tritt ab

Sacharows politisches Erbe

Harte Zeiten

5 Was das Ganze für uns bedeutet

6Claus Kleber

Laudatio auf Stanislaw Petrow, Träger des

Dresden-Preises

Anmerkungen

Literatur

1 Annäherung an einen Helden unserer Zeit

»Kennen Sie den Mann, der die Welt rettete?«, fragte mich Lothar Rudolph, Gründer der Initiative »Respekt! Kein Platz für Rassismus«, im Herbst 2014 auf der Buchmesse in Frankfurt. »Ein Russe ist das ...« Und ich musste zugeben, dass ich zwar die Geschichte, nicht aber den Mann kannte.

»Sie und ich, wir alle, die wir vor 1983 geboren wurden, müssen ihm ewig dankbar sein. Jedes Jahr sollten wir an dem Tag, an dem das passiert ist, unseren Geburtstag feiern«, bekam ich zur Antwort. »Versuchen Sie doch einmal, einen Kontakt herzustellen, diesen Mann müsste man doch gerade jetzt, wo in der Ostukraine Krieg herrscht und unser Russlandbild zerstört ist, nach Deutschland einladen. Er müsste in Schulen und Universitäten sprechen, ... erzählen, wie er 1983 einen Atomkrieg abgewendet hat, obwohl das sowjetische Computersystem einen Angriff amerikanischer Raketen meldete.«

Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow, so der Name des Mannes, der die Welt rettete, war schnell gefunden. Ebenso seine Anschrift in Russland. Mit der Telefonnummer war es schwieriger, die erfuhr ich von Karl Schumacher, der, so dachte ich, Stanislaws Interessen in Deutschland vertrat. Karl Schumacher – der ein Bestattungsunternehmen im Ruhr gebiet leitet – erzählte, dass er selbst von Petrows Geschichte aus der auflagenstärksten deutschen Tageszeitung erfahren hatte. Der Titel »Verarmt und traurig« hatte ihn angesprochen, mehr aber noch die Geschichte. Karl Schumacher hatte sich jahrelang von den Atomraketen auf beiden Seiten bedroht gefühlt. Und nun erfuhr er, die Angst, die er damals verspürte, war wohlbegründet.

»In den 1980er Jahren gab es die Gutehoffnungshütte, einen großen Stahlproduzenten und Anlagenbauer, noch«, erklärt er mir am Telefon. »Unser Haus stand keine 500 Meter entfernt von diesem Industriegelände. Wir waren uns sicher, das Ruhrgebiet und die Hütte gehörten zu den Zielen der sowjetischen Raketen. Hätte Stanislaw Petrow einen Fehler gemacht, so hätte dies das Ende für meine Familie und mich bedeutet.«

Im Spätherbst 1998 fuhr Karl Schumacher auf gut Glück mit einem Freund nach Frjasino, einer Stadt nordöstlich von Moskau. Dort lebt Petrow seit Mitte der 1980er Jahre.

»Ich wollte etwas für den Mann tun, der uns das Leben gerettet hatte, der Meinung war ich damals und bin ich heute noch. Und ich wollte ihn natürlich kennenlernen, neugierig bin ich nämlich auch. Wir sind einfach von Moskau aus mit dem Taxi zu ihm gefahren, denn wir hatten gehofft, dass Stanislaw bei der Kälte, die an dem Tag herrschte, zu Hause sein würde«, erzählt Schumacher.

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