STAR GATE 012: Freie Seelen - Michael Schmidt - E-Book

STAR GATE 012: Freie Seelen E-Book

Michael Schmidt

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Beschreibung

Am 15. Juli des Jahres 2063 misslingt das Großexperiment Star Gate, die Erfindung des Transmitters, in der Form, dass ein siebenköpfiges Team nicht, wie vorgesehen, auf dem Mond, sondern auf einem fremden Planeten herauskommt. Durch Zufall sind die Menschen in ein bestehendes Transmitter-System eingedrungen. Nach vielen Abenteuern soll das Team von diesem Planeten, den man ›Phönix‹ getauft hat, zur Erde zurückkehren und Bericht erstatten. Im selben Moment, wo sie auf der Erde materialisieren, zerfetzt eine gewaltige Detonation das dortige STAR GATE: Sabotage! Dabei kommen sie in Berührung mit einer unbeschreiblichen Macht, gewissermaßen der ›Seele des Hyperraums‹, die sie rettet und auf verschiedene Welten verstreut... Doch ehe wir uns mit ihrem Schicksal näher beschäftigen, wenden wir uns wieder der Erde zu, beginnend mit einer Rückblende: 6. Juni 2063! Denn unser Protagonist wird in Zukunft eine tragende Rolle spielen: Uli John Roth, ehemaliger Drogenabhängiger, wird von dem Konzern FREIE SEELEN von seiner Sucht befreit. Im Gegenzug dazu verpflichtet er sich, als Agent für sie zu arbeiten. Freie Seelen modifiziert seinen Körper. Er wird zu einem wahren Supermann, damit er seinen Auftrag optimal erfüllen kann. So erfährt er vom Projekt STAR GATE - und wird bei Mechanics, den STAR GATE-Erfindern, eingeschleust. Was wird geschehen – und welche Rolle wird er in Zukunft spielen? DIE HAUPTPERSONEN: Uli John Roth: Ein Supermann übernimmt sich. Mary Fulham: Eine Spitzenagentin – wenn da nicht ihr Drogenproblem wäre! Mathew Born: Er ist ein Sicherheitsproblem für Mechanics Inc. – nicht nur, weil FREIE SEELEN ihn unbemerkt austauscht gegen ihren Superagenten Uli John Roth. Volker Kramert: Der Sicherheitschef von ›Flibo‹ hat wieder mal einen teuflischen Plan – wie es ihm gebührt – und Konkurrenz FREIE SEELEN mit ihrem Superagenten kommt ihm dafür gerade recht. Bea Blues: Eine Spitzenwissenschaftlerin – und für Uli John Roth eine einzige Offenbarung, die für ihn mehr als nur eine Sünde wert ist... Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld. Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by hary-production.de Diesen Roman gibt es auch in gedruckter Fassung - und zwar hier: hary.li/sgdetail012.htm Im originalen Druckformat hat dieser Roman einen Umfang von zirka 70 Seiten!

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Michael Schmidt

STAR GATE 012: Freie Seelen

"Das Drogenkartell – und seine lebende Waffe!"

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Start

Star Gate – Das Original - Nummer 12

  Achtung: Der Name der Serie „STAR GATE – das Original“ ist gesetzlich geschützt!

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

 Diese Fassung: © 2010 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Anistasius

Logo: Gerhard Börnsen

Titel:

Freie Seelen

von Michael Schmidt:

Das Drogen-Kartell – und seine lebende Waffe

 

Am 15. Juli des Jahres 2063 misslingt das Großexperiment Star Gate, die Erfindung des Transmitters, in der Form, dass ein siebenköpfiges Team nicht, wie vorgesehen, auf dem Mond, sondern auf einem fremden Planeten herauskommt. Durch Zufall sind die Menschen in ein bestehendes Transmitter-System eingedrungen. Nach vielen Abenteuern soll das Team von diesem Planeten, den man ›Phönix‹ getauft hat, zur Erde zurückkehren und Bericht erstatten. Im selben Moment, wo sie auf der Erde materialisieren, zerfetzt eine gewaltige Detonation das dortige STAR GATE: Sabotage! Dabei kommen sie in Berührung mit einer unbeschreiblichen Macht, gewissermaßen der ›Seele des Hyperraums‹, die sie rettet und auf verschiedene Welten verstreut...

Doch ehe wir uns mit ihrem Schicksal näher beschäftigen, wenden wir uns wieder der Erde zu, beginnend mit einer Rückblende: 6. Juni 2063! Denn unser Protagonist wird in Zukunft eine tragende Rolle spielen: Uli John Roth, ehemaliger Drogenabhängiger, wird von dem Konzern FREIE SEELEN von seiner Sucht befreit. Im Gegenzug dazu verpflichtet er sich, als Agent für sie zu arbeiten. Freie Seelen modifiziert seinen Körper. Er wird zu einem wahren Supermann, damit er seinen Auftrag optimal erfüllen kann. So erfährt er vom Projekt STAR GATE - und wird bei Mechanics, den STAR GATE-Erfindern, eingeschleust. Was wird geschehen – und welche Rolle wird er in Zukunft spielen?

 

 

DIE HAUPTPERSONEN

Uli John Roth: Ein Supermann übernimmt sich.

Mary Fulham: Eine Spitzenagentin – wenn da nicht ihr Drogenproblem wäre!

Mathew Born: Er ist ein Sicherheitsproblem für Mechanics Inc. – nicht nur, weil FREIE SEELEN ihn unbemerkt austauscht gegen ihren Superagenten Uli John Roth.

Volker Kramert: Der Sicherheitschef von ›Flibo‹ hat wieder mal einen teuflischen Plan – wie es ihm gebührt – und Konkurrenz FREIE SEELEN mit ihrem Superagenten kommt ihm dafür gerade recht.

Bea Blues: Eine Spitzenwissenschaftlerin – und für Uli John Roth eine einzige Offenbarung, die für ihn mehr als nur eine Sünde wert ist...

 

 

Bonus:

Science-Fiction-Comic: „Die vergessene Welt“ von Helmut Bone und W. A. Hary  - Aus technischen Gründen nur in der Printversion!

 

 

*

 

6. Juni 2063

Unwillkürlich nutzte er die Ecken und Schatten, welche die zerklüftete Straße bot. Unzählige Stände, Kioske, Laternen und Bäume schmückten das Bild der Einkaufszone. Immer wieder wurden die Häuserblocks durch weitläufige Parks unterbrochen.

Durch diesen neuartigen Aufbau hatte das Erlebnis Einkaufsbummel an Qualität gewonnen und sich auch in den Umsätzen des Einzelhandels bemerkbar gemacht, nachdem dieser durch den Onlinehandel immer mehr unter Druck geraten war.

Eigentlich befand er sich nicht in Gefahr, entdeckt zu werden. Nein, die vor ihm liegende Straße war voller Menschen, die geschäftig umherschwirrten, hier in einen Laden gingen oder dort eilig entlang hasteten.

Wie immer waren die Menschen in ihrer Hektik gefangen, niemand nahm sich die Zeit, seinen Mitmenschen näher zu betrachten, ihm eine besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Meist wurde er von den Passanten nicht einmal zur Kenntnis genommen. Er war nur Einer in einer schier endlosen Masse kunterbunter Gestalten. Alle Hautfarben und alle Rassen waren vertreten, das ehemalige deutsche Volk hatte einer bunten multikulturellen Truppe Platz gemacht, mit allen Problemen, aber auch allen Errungenschaften.

Ihm kam dieser Umstand entgegen, schließlich wollte er keinerlei Aufsehen erregen. Ihm war es nur Recht, wenn ihn später niemand identifizieren konnte, falls etwas schief ging. Aber er ging davon aus, dass das nicht passierte. Er war auf seine Aufgabe akribisch vorbereitet worden, kannte die Gegend mittlerweile wie seine Westentasche, obgleich er vorher noch nie hier gewesen war.

Er betrat den vor ihm liegenden Hauseingang, durchquerte die Halle und nahm den Aufzug. Achtunddreißig Stockwerke höher stieg er aus, ohne einer Menschenseele begegnet zu sein.

Das letzte Stockwerk zur Aussichtsplattform musste er zu Fuß gehen. Dann bot sich ihm ein eindrucksvoller Blick über die Stadt. Außer ihm befanden sich nur vereinzelte Personen hier.

Gewöhnliche Touristen, die mit sich und ihren Kameras beschäftigt waren, oder Bummler, die dem hektischen Treiben der Einkaufsstraße entfliehen wollten. Während die Meisten von ihnen recht weit von ihm entfernt waren, stellte sich ein älteres Paar direkt neben ihn. Er drängte die Stimmen in den Hintergrund und sah in die Ferne.

Das Kontrollzentrum von Flibo. Flibo, der Zusammenschluss der Konzerne Flick und Bosch, der im Laufe der Zeit weitere, für sich genommen schon riesige Konzerne geschluckt hatte.

Hella, Thyssen-Krupp, Henkel und Bayer waren nur einige davon. Die Firmenzentrale wuchs zu einem gigantischen Areal. Er schaute genau auf das Gelände des ehemaligen Düsseldorf hinunter, einem Teil des jetzigen Rheinstadt.

Einst die längste Theke der Welt, thronte von der Altstadt bis zum Rheinufer das Zentrum Flibos, des Technologiekonzerns. Flibo selbst dehnte sich vom ehemaligen Köln im Süden bis zum nördlichsten Punkt Oberhausens.

Eine riesige weitläufige Konzernstadt, die als grüne Oase Europas galt. Einst das dicht besiedeltste Gebiet, hatten die Deutschen aus ihren Fehlern gelernt und unzählige grüne Lungen erschaffen, die das Gebiet Flibos säumten und diese Gegend dafür weltweit berühmt gemacht hatten.

Doch die Firmenzentrale, das eigentliche Kontrollzentrum der Macht, befand sich genau vor ihm. Dort war nichts von dieser grünen Pracht zu sehen, dort fing eine Betonwüste an, in der jeder Quadratmeter zu Nutzfläche umgewandelt worden war.

Bis hierhin war es ein Kinderspiel gewesen. Gefälschte ID-Cards hatten ihm den Zutritt auf das Flibo-Gelände ermöglicht. Soweit wäre allerdings jeder halbwegs begabte Amateur gekommen. Bei einer solch riesigen Stadt gab es unzählige Schlupflöcher, durch die man unbemerkt eindringen konnte. Aber das Kontrollzentrum selbst war auf diese Weise nicht zu betreten.

Heute Nacht!

Dann würde er in das Kontrollzentrum einbrechen und in die Höhle des Löwen einsteigen. In das Büro von Volker Kramert, dem Sicherheitschef des Konzerns.

Er würde der Erste sein, dem dies gelang. Er, Uli John Roth, Agent aus Leidenschaft.

Er warf einen letzten Blick auf das Areal vor sich, sog die Luft ein, eine verwirrende Mischung aus Natur und Verschmutzung, dann trat er den Rückweg an. Bald wurde es ernst.

 

*

 

3. Oktober 2062

Mein Name ist Uli John Roth. Ich trage mein Haar lang, bis fast hinunter zu den Pobacken. Mein Gesicht ist bleich und ein wenig fahl. Die dunklen Augen liegen in tiefen Höhlen. Mir geht es nicht besonders gut.

Eigentlich ist diese Aussage falsch. Genau genommen geht es mir ziemlich beschissen. Geradezu mörderisch schlecht.

Ich lache meinem Spiegelbild zu. Ein kläglicher Versuch. Schwarze Stümpfe recken sich mir entgegen. Mein Zahnfleisch ist entzündet. Die Lippen sind rissig.

Im nächsten Moment tritt das alles in den Hintergrund. Der Schmerz breitet sich aus.

Von überall. Nach überall.

Mein Kopf scheint zu zerspringen, mein Zahnfleisch blutet, der metallische Geschmack lässt mich würgen. Ich kotze, genau in dem Moment, in dem es in meinem Magen explodiert.

Der Schmerz wandert die Speiseröhre hinauf, füllt meinen Kehlkopf, bevor ein weiterer Schwall bitterer Flüssigkeit aus mir heraus bricht.

Mühsam halte ich mich an dem verschmierten Waschbecken fest. Am Rande sehe ich, wie die Kotze vom Becken tropft, dann wackelt die Welt um mich herum, dreht sich langsam, ich beuge mich nach vorne und umklammere den Wasserhahn wie einen letzten Rettungsanker.

Ich verharre einen Moment, versuche krampfhaft, meinen Atem zu beruhigen. Dann merke ich, wie meine Füße in der Schmiere rutschen. Mein Verstand versucht zu reagieren, aber meine Muskulatur ist verkrampft, mein Reaktionsvermögen auf die Ewigkeit ausgerichtet.

Es gibt einen Schlag, ein Schmerz explodiert in meinem Kopf. Dann richte ich mich auf, reflexartig den Wasserhahn los lassend, falle nach hinten. Eine weitere Explosion, dann wird es schwarz.

*

7. Juni 2063

Er wartete, bis der Wachmann vorüber war, dann zündete er die Schwingungsbombe und heftete sie an die Wand.

Er zählte lautlos bis zehn, dann war er sich sicher, dass die Kameras außer Gefecht waren. Der Zwischenfall würde eventuell nicht auffallen, da die Kameras nach fünf Minuten wieder funktionierten, aber er rechnete mit dem Schlimmsten.

Er rannte hinüber, heftete den Encodierer an das Schloss und schon nach wenigen Augenblicken glitt die Tür lautlos zur Seite. Der Encodierer würde dafür sorgen, dass die Betätigung der Tür nicht gemeldet würde, das hielt zwar keiner intensiven Untersuchung stand, aber für den Moment sollte es reichen. Er hatte nicht vor, länger in der Flibo-Zentrale zu bleiben und hoffte, über alle Berge zu sein, bevor sein Eindringen auffallen würde.

Er rief sich den Lageplan in Erinnerung. Während er den Gang entlang lief, spielte er seinen Weg in Gedanken durch. Nach wenigen Minuten blieb er stehen und betrat einen Raum.

Die Toilette. Hier befanden sich keine Kameras. Er sah auf die Uhr. Knapp, aber geschafft, er war innerhalb der fünf Minuten geblieben, in denen die Schwingungsbombe den Empfang der Kameras blockierte. Er atmete kurz durch.

Dann nahm er den Rucksack von den Schultern, während er eine der Kabinen aufsuchte. Er zog sich aus, nahm die Flibokluft, eine blaue Uniform, zog diese an, zog eine Gesichtsmaske über, die seiner Identität angepasst war und stopfte die alte Kleidung in die Toilettenschüssel. Der Rucksack ging den gleichen Weg.

Aus der Hosentasche entnahm er eine Phiole, die er zerbrach und in die Schüssel warf. Nur wenig später hatte sich die Kleidung aufgelöst, zurück blieb nur die zerbrochene Phiole, die er durch Betätigung der Spülung in das Abwasser spülte.

Es war unwahrscheinlich, dass jemand die Überreste fand, aber auch dann würde sich die Spur im Sande verlaufen, dafür hatten die Spezialisten von Freie Seelen schon gesorgt.

Mit einem letzten Blick vergewisserte er sich, dass alle verräterischen Spuren verwischt waren. Dann ging er nach vorne und warf einen letzten Blick auf sein Spiegelbild.

Welch ein Unterschied zu den vergangenen zwei Jahren. Strahlend weiße Zähne, gesunde Hautfarbe, kurz geschorenes Haar. Die Zähne waren etwas ganz Besonderes, nicht nur nützliches Kauwerkzeug, sondern auch eine Waffe für den Notfall.

Er straffte sich. Bis hierhin lief alles wie am Schnürchen. Doch jetzt kam der heikle Teil. Er öffnete die Tür und begab sich auf den Gang. Der Höhle des Löwen entgegen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

*

31. Dezember 2062

Sie fließt nicht mehr. Nein, eher stockt sie. Aber auch das nicht. Sie schreitet. Würdevoll. Majestätisch. Wenn ich es positiv sehen möchte. Mache ich aber nicht. Dehnbarkeit ist der Begriff, der mir zu schaffen macht.

Eigentlich ein viel zu harmloser Ausdruck. Ja, wenn ich es mir recht überlege, viel zu harmlos. Man stellt sich einen Kaugummi oder eine Stretchjeans vor. Oder man verwendet den Begriff für eine Einteilung. Was ist gerade noch gut?

Sehr dehnbar.

Was ist ertragbar? Da passt vielleicht eher das Wort strapazierbar. Worin unterscheidet sich dehnbar und strapazierbar?

Für mich ist das im Moment die bekannte Medaille mit den zwei Seiten und mir ist es ehrlich gesagt Schnuppe, welche Seite oben liegt, es bleibt die gleiche Medaille. Oder sehen Sie das anders?

Was ist eigentlich wichtiger: Der Zustand oder der Grund? Ist es wichtiger, dass ich arm bin oder warum ich arm bin? Ist es wichtiger, dass ich weiß bin oder warum ich weiß bin? Ist es überhaupt richtig, immer zu fragen?

Oder sollte manchmal die Frage unterbleiben? Das Anerkennen einer Tatsache. Wen interessiert die Entstehung der Welt? Gibt es nichts Wichtigeres?

Ich schweife ab, immer wieder und kehre zum zentralen Punkt zurück. Konzentriere mich. Meine Gedanken gehen auf Wanderschaft. Streifen dies, streifen das. Schlagen einen Bogen und kehren zu ihrem Ausgangspunkt zurück.

Tick! Tick! Tick!

Sie fließt immer noch. Zäh! Dehnbar! Kontinuierlich! Eigentlich ist sie ein Kunstwerk.

Klar! Logisch! Voraussehbar!

Man kann ja vieles durch den Willen beeinflussen. Oder durch Aktion. Ganze Völker kamen und gingen, doch sie bleibt immer. Eine Konstante. Auf ewig?

So konstant und klar ist sie eigentlich nicht. Ich erlebe es gerade, wie sie sich streckt, wie sie sich in die Länge zieht. Sich windet wie eine Schlange oder ein Fluss in der Landschaft.

Aber immerhin. Sie schenkt sich mir. Ich bekomme jetzt reichlich von ihr. Ist reichlich das richtige Wort? Nein. Im falschen Moment sogar im Überfluss und jetzt ist der falsche Moment. Ich muss lernen, mit diesem Überfluss umzugehen.

Ihn nutzen, bevor er sinnlos verrinnt. Versickert. Versiegt. Ich bin es mir schuldig, schließlich soll meine Mühe doch belohnt werden.

 

*

 

7. Juni 2063

Langsam ließ die Anspannung nach. Viermal war er Menschen begegnet, doch wie er vermutet hatte, nahm niemand von ihm Kenntnis. Die Mitarbeiter von Flibo gingen davon aus, dass wer sich hier aufhielt, auch die Berechtigung dazu hatte.

Er trug einen Ausweis, der ihn als Servicetechniker Mario Bellevue ausgab. Die normale Kontrolle, die es an jeder Tür gab, beanstandete das nicht. Es gab einen Flibo-Mitarbeiter namens Maio Bellevue, jedoch hatte dieser das Zeitliche gesegnet.

Ein weiterer Agent hatte dafür gesorgt, erst heute Morgen. Die Leiche war an einem sicheren Ort. Bis sie entdeckt werden würde, wäre er über alle Berge. Die Indizien würden auf einen Mord hindeuten. Einen Mord, nachdem der Tote Unterlagen entwendet hatte. Und somit würden die Sicherheitsleute von Flibo davon ausgehen, dass sie den Verräter hatten.

Seine Anwesenheit in dem Komplex sowie das Austauschen seines Konterfeis gingen auf die Expertise von Freie Seelen zurück. Er sah diesem Mario einigermaßen ähnlich, aber natürlich würden Freunde den Unterschied bemerken. So gut war die Technik der Masken noch nicht, dass sie wie eine echte Haut wirkten.