Star Trek: Der letzte Schachzug - John M. Ford - E-Book

Star Trek: Der letzte Schachzug E-Book

John M. Ford

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Beschreibung

Friede mit den Klingonen - unmögllich?

Der klingonsche Captain Krenn ist ein brillanter Stratege, auf dem Schlachtfeld ebenso wie als Spieler. Er wird dazu ausersehen, diplomatischen Kontakt zur Föderation aufzunehmen. Dr. Emanuel Tagore hingegen, sein Gegenspieler, der als Botschafter der Föderation ins klingonische Imperium geschickt wird, ist überzeugter Pazifist. Die klingonischen Militärs haben wenig Verständnis für seine Einstellung, dennoch gelingt es ihm, die Idee von einer friedlichen Koexistenz im Bewusstsein der Klingonen zu verankern. Seine Mission droht zu scheitern, als offenbar wird, dass auch den militärischen Befehlshabern der Föderation herzlich wenig an einem interstellaren Frieden liegt...

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Captain Krenn, Kapitän der klingonischen Flotte, ist ein brillanter Stratege, nicht nur als Kommandant seines Raumschiffs, sondern auch als Spieler. Er wird auserwählt, um den diplomatischen Kontakt zur Föderation herzustellen.

Dr. Emanuel Tagore, sein Gegenspieler, der als erster Botschafter der Föderation ins klingonische Imperium geschickt wird, ist aus ganz anderem Holz geschnitzt: er ist ein überzeugter Pazifist. Die klingonischen Militärs haben wenig Verständnis für seine Einstellung, dennoch gelingt es dem alten Mann, die Idee von einer friedlichen Koexistenz im Bewusstsein der kriegerischen Rasse zu verankern.

Seine Mission droht zu scheitern, als offenbar wird, dass auch den militärischen Befehlshabern der Erde herzlich wenig an einem interstellaren Frieden liegt.

JOHN M. FORD

DER LETZTE SCHACHZUG

Star Trek™

Classic

Inhalt

Über das Buch

Widmung

Prolog

Anmerkung des Autors

Erster Teil: Die wolkigen Höhen

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Zweiter Teil: Die nackten Sterne

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Dritter Teil: Der fallende Turm

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Epilog

Für J. B.

Nach fünfzehn Jahren

Prolog

Fast eine Woche lang hatte die Enterprise geschlafen, doch nun erwachte sie wieder.

Captain James Kirk war die ganze Zeit über an Bord geblieben, während die Besatzung sich in Starbase 12 entspannte: Er erinnerte sich in diesem Zusammenhang an den ernsten Vortrag Dr. McCoys über die Gefahr der Überarbeitung – und an den Hinweis Scotts auf das, was ihm entgehen würde. Selbst Spock hatte die große Basis aufgesucht; er wollte neues Material für die Schiffsbibliothek besorgen.

Doch Kirk bedauerte seine Entscheidung nicht. Er fühlte sich ausgesprochen gut, geradezu prächtig. Ganz allein durchstreifte er das Schiff und inspizierte die einzelnen Abteilungen, ungestört, nur von seinen Gedanken begleitet. Und das empfand er nicht etwa als Arbeit, sondern als reines Vergnügen.

Jetzt kehrten die Besatzungsmitglieder nach und nach zurück und bereiteten die Enterprise auf eine neue Reise vor. Auch darauf reagierte Kirk mit tiefer Zufriedenheit. Er wanderte durch die Gänge und Korridore, erwiderte die Grüße der Männer und Frauen und spürte dabei eine prickelnde Euphorie in sich, so als werde er Zeuge einer neuen Schöpfung.

Verwaltungsunteroffizier Janice Rand kam Kirk entgegen. Sie trug noch immer bequeme Zivilkleidung und hatte sich den Riemen einer Tasche über die Schulter geschlungen. Entgegen den Dienstvorschriften war ihr langes und dichtes Haar hochgesteckt, und das gab ihr ein exotisches Flair. Kirk musterte sie, und ihre ausgefallene Aufmachung weckte vage Erinnerungen in ihm …

Plötzlich fiel ihm ein, wo er schon einmal eine solche Frisur gesehen hatte: bei der Spezialistin Mara, der Gemahlin des klingonischen Captains Kang.

Kirk hob kurz den Arm – eine Geste, die eine Mischung aus militärischem Salutieren und einem freundschaftlichen Gruß war –, und Rand lächelte und winkte ebenfalls.

Sie hat ihren Dienst noch nicht angetreten und deshalb das Recht, ihr Haar so zu tragen, wie es ihr gefällt, dachte Kirk. Aber warum ausgerechnet auf diese Weise …? Seit der Ratifizierung des Organianischen Friedensvertrages war noch nicht so viel Zeit vergangen. Der Captain fragte sich, ob er jemals in der Lage sein würde, sich jenen wichtigen Wendepunkt in der Föderationsgeschichte als einen Teil der fernen Vergangenheit vorzustellen …

Er schüttelte den Kopf und ging weiter. Nach einigen Dutzend Metern hörte er, wie irgend jemand Worte in einer fremden Sprache formulierte. Kirk wusste nicht, was sie bedeuteten, aber aufgrund des scharfen und zischenden Konsonantenklangs vermutete er, dass es sich um Klingonisch handelte. Er entsann sich, dass nur einige wenige Besatzungsmitglieder der Enterprise Klingonisch beherrschten, und jene Person gehörte nicht dazu.

Der Captain begab sich auf das höhergelegene Deck und suchte die Krankenstation auf. Dr. McCoy war gerade damit beschäftigt, einen kleinen Container auszupacken, auf dem in großen Lettern geschrieben stand: MEDIZINISCHE VERSORGUNGSGÜTER. Kirk besaß nur geringe medizinische Kenntnisse, aber sie genügten, um ihn romulanisches Bier erkennen zu lassen, original saurianischen Brandy und alle neun Komponenten für die Herstellung echter argelianischer Cocktails.

»Rechnest du mit einer Epidemie, Pille?«

McCoy sah auf, und sein Gesichtsausdruck wirkte gleichzeitig nachdenklich und betroffen. »Bei Lucius Beebe, ich hoffe, ganz so schlimm wird es nicht …« Abrupt unterbrach er sich und schüttelte stumm den Kopf.

»Lucius Beebe?«, wiederholte Kirk verwirrt.

»Schon gut. Das ist eine Redewendung, die mein Großvater benutzte, wenn er nichts mehr zu trinken hatte.« McCoy lächelte schief und hob eine Flasche Jack Daniel's Black Label. »Wenn du möchtest, Jim … Die Bar ist noch immer geöffnet.«

Kirk vernahm einen sonderbaren Klang im Tonfall McCoys und zögerte. Der Bordarzt gab sich fast ständig als Griesgram, doch wenn seine Stimmung tatsächlich einmal einen Tiefpunkt erreicht hatte, stellte er nicht gerade eine angenehme Gesellschaft dar. »Später, Pille. Derzeit habe ich zuviel zu tun.« Kirk grinste. »Bald setzen wir die Segel und stechen in See.«

»Mhm.« McCoy stellte die Flasche auf den Tisch und starrte ins Leere.

»Was ist denn los, Pille?«, fragte Kirk ruhig.

»Hm? Oh. Du kannst ja gar nicht Bescheid wissen.« Er griff in den Container, schob einige andere Flaschen und Büchsen beiseite und holte ein Buch hervor. »Hier. Das ist der Grund. Da steht alles drin.«

Kirk nahm das Buch entgegen. Es handelte sich nicht etwa um einen Computerausdruck, sondern ein gebundenes Buch. Auf dem Umschlag stand: Der letzte Schachzug. Und darunter zeigte sich das düstere Bild eines klingonischen Kampfschiffes. Der Captain schlug es auf und las den Klappentext. »Wurde diese Ausgabe nicht in einem Memo Starfleets erwähnt? Der Roman über die Klingonen …«

»Ein Roman, ja«, erwiderte McCoy. »Über die Klingonen.« Er seufzte leise. »Er dürfte dir gefallen … In einigen Kapiteln geht es um Raumschlachten, um Taktik und Strategie bei militärischen Auseinandersetzungen im All.«

»Ich besorge mir einen Ausdruck …«

»Nimm es«, sagte McCoy, und gleich darauf klang seine Stimme wieder ganz normal, so als sei überhaupt nichts geschehen. »Ich sollte hier jetzt besser alles in Ordnung bringen. In Kürze bekomme ich es mit vierhundert Fällen von akutem Urlaubsentzug zu tun.«

»Wie du meinst, Pille. Vielleicht können wir uns später ein Gläschen genehmigen.«

»Klar, Jim.«

Kirk trat in den Korridor, betrachtete das Buch und nahm nur am Rande zur Kenntnis, dass ihn einige Besatzungsmitglieder grüßten und sich an ihm vorbeischoben. Er versuchte, sich an den Text der Starfleet-Memos zu entsinnen, die den Roman betrafen: Wenn ihn sein Gedächtnis nicht trog, war es zu einer negativen Bewertung des Werkes gekommen – wie bei all den anderen Büchern, die vom Öffentlichen Informationsamt keine uneingeschränkte Genehmigung erhalten hatten. Allerdings war der Wortlaut in diesem Fall besonders drastisch gewesen …

Raumschlachten, wiederholte er in Gedanken den Hinweis des Arztes. Nach den Angaben des Klappentextes spielte die Handlung kurz nach dem ersten Kontakt mit den Klingonen, einige Jahre vor der Geburt Kirks. Vor der Entwicklung der Dilithium-Kristalle, zu jener Zeit, als man bei Starfleet geglaubt hatte, Warp-Faktor 4,8 sei das Maximum. Vor der Ausrüstung der Raumschiffe mit Phasern. Vor dem Bau der Enterprise. Vielleicht eine interessante Lektüre, dachte Kirk – obgleich jene Zeit schon so lange zurückzuliegen schien wie die Epoche Captain Hornblowers.

Andererseits: Schon als kleiner Junge hatte sich Kirk für die Abenteuer Horatio Hornblowers begeistert …

Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf einen Namen: Dr. Emanuel Tagore. Ein politischer Wissenschaftler, erinnerte er sich. Er war vor zwölf Monaten im Alter von rund hundertzwanzig Jahren gestorben. Spock hatte davon gesprochen. Spock …

Kirk betrat den nächsten Turbolift.

Spock trug bereits seine Dienstuniform, obwohl er noch nicht einmal ausgepackt hatte. Sein kleiner Reisekoffer lag auf der Koje, nach wie vor geschlossen. An der einen Wand der Kabine standen zwei große Container mit der Aufschrift: COMPUTERDATEN – VOR STRAHLUNG SCHÜTZEN.

»Captain, es tut mir leid, dass ich mich noch nicht auf der Brücke gemeldet habe. Ich …«

»Willkommen an Bord, Spock.«

»Danke, Captain – allerdings bin ich gar nicht in dem Sinne fort gewesen.« Der Vulkanier bemerkte das Buch, das Kirk in den Händen hielt. »Wie ich sehe, besitzen Sie ebenfalls eine Ausgabe.«

»Ja. Sie stammt von Pille.«

Die eine Augenbraue Spocks kam wie eine Signalflagge in die Höhe. »Interessant, Captain. Nun … eigentlich überrascht mich das nicht sonderlich.«

»Was halten Sie von dem Werk?«

»Es ist ein Roman, Captain, keine Dokumentation. Das sollte eigentlich als Beschreibung genügen.«

Offenbar handelt es sich um eine neue Art von Katzenjammer, dachte Kirk. Die Besatzung bekommt einen kurzen Urlaub – und schnappt über. »Im Klappentext wird der Name Emanuel Tagore erwähnt. Hatten Sie jemals mit ihm zu tun?«

»Er war ein Bekannter meines Vaters. Als ich an der Makropyrios studierte, sprachen wir des Öfteren miteinander. Doch ich war nicht in seinen Klassen immatrikuliert.«

Mit diesen Worten verriet Spock wahrscheinlich mehr, als er hatte preisgeben wollen: Mehr als zwei Millionen Studenten besuchten die beste Universität der Föderation – entschieden zu viele, als dass jemand außerhalb der Vorlesungssäle beiläufige ›Gespräche‹ mit einem Dozenten führen konnte.

»Sie sind ihm also persönlich begegnet«, stellte Kirk fest.

»Ich glaube, eine solche Schlussfolgerung lässt meine vorherige Bemerkung durchaus zu.«

Kirk hätte fast den Kopf geschüttelt. »Spock«, sagte er und versuchte, seiner Stimme einen scherzhaften Klang zu verleihen. »Wählen Sie bitte Formulierungen, die auch von Nicht-Vulkaniern verstanden werden können.«

»Wie Sie wünschen, Captain. Ja, ich kannte Dr. Emanuel Tagore. Ich bewunderte ihn, ebenso wie mein Vater, der Botschafter – obgleich Dr. Tagore in mehrfacher Hinsicht ein recht unlogisch denkendes Individuum war. Aber ich lernte ihn als Mensch kennen und nicht als den Protagonisten eines Romans.«

»Ich habe das Buch noch nicht gelesen.«

»Ich vermutete bereits, dass Sie dazu bisher noch keine Zeit fanden, Captain. Ist das alles, oder haben Sie noch weitere Anliegen?« Er sprach mit der ruhigen Distanz, die für sein Volk typisch war. Doch Spock war nicht irgendein Vulkanier.

»Nein, Spock«, entgegnete Kirk, und seine Verwirrung bewahrte ihn davor, sich verletzt zu fühlen. »Wir sehen uns auf der Brücke.« Er maß Spock mit einem letzten Blick und hoffte, dass der wissenschaftliche Offizier ebenso plötzlich zu sich zurückfand, wie es bei McCoy der Fall gewesen war.

Die Antwort des Vulkaniers enttäuschte ihn. »Selbstverständlich, Captain.« Kirk verließ die Kabine.

Leer erstreckte sich der Korridor vor ihm, und abgesehen von dem dumpfen Summen der Schiffsaggregate herrschte Stille. Kirk richtete seinen Blick erneut auf das Buch und betrachtete die Darstellung des klingonischen Kampfschiffes. Der letzte Schachzug. Was für ein Schachzug war damit gemeint? Sicher mehr als eine neue Variante des Brettspiels. Eine Kriegsstrategie? Eine Metapher? Der Captain erinnerte sich daran, dass er sich bei der Lektüre anderer Bücher mit bestimmten Handlungsträgern identifiziert hatte, und das betraf insbesondere die Werke Mark Twains und die Geschichten über Horatio Hornblower. Doch ging es bei solchen Erlebnissen nicht um die konkrete Wirklichkeit, sondern um die Fantasiewelt des jeweiligen Autors.

Und das wiederum entsprach den Bemerkungen Spocks.

Kirk begab sich in seine Unterkunft, zog die Dienstuniform an und legte den Band beiseite.

Zuerst kommt die Enterprise, dachte er, dann der Drink bei McCoy. Und wenn mir anschließend noch Zeit bleibt, nehme ich mir das Buch vor.

Anmerkung des Autors

»Seien Sie ein Geschichtenerzähler, ein Fabulierer, ein Lügner – diese Vorwürfe wird man Ihnen ohnehin machen. Lassen Sie sich davon nicht verdrießen. Das Tao, das man wahrnehmen kann, entspricht nicht dem wirklichen Tao.«

Dr. Emanuel Tagore: An den Autor

Es sind fünfundsechzig Jahre vergangen, seit die U.S.S. Sentry auf die IKV Devisor traf und damit der erste Kontakt zwischen der Vereinten Föderation der Planeten und dem Imperium der Klingonen erfolgte. Zu den letzten Ereignissen der folgenden Geschichte kam es vor rund vierzig Jahren. Vor einiger Zeit feierten wir das zehnjährige Bestehen der Pax Organia (darüber später mehr). Viele Leute vertreten die Ansicht, die ›klingonische Phase der Föderationsgeschichte‹ sei vorüber. Zum ersten Mal hörte ich diese Worte während einer Vorlesung an der Makropyrios. Niemand zuckte auch nur mit der Wimper.

Aus diesem Grund mag man mir verzeihen, wenn ich mit einer gewissen Verwunderung auf die Mauer des Schweigens reagiere, auf die ich im Verlauf der Recherchen für diesen Roman stieß. Ich habe wiederholt versucht, mich mit den klingonischen Botschaftern in Verbindung zu setzen, doch seltsamerweise befanden sie sich immer dann, wenn ich anrief oder vorsprach, in einer wichtigen Konferenz – oder waren aus anderen Gründen verhindert. Die offiziellen Aufzeichnungen in Hinsicht auf die sogenannte ›Babel-Verwirrung‹ sind unvollständig und enthalten kaum nützliche Angaben. Sie reichen nicht einmal für eine grobe Übersicht aus. Darüber hinaus sind viele wichtige Personen gestorben oder auf andere Art und Weise von der Bildfläche verschwunden. So etwas kommt zwar des Öfteren vor, doch in diesem besonderen Bereich häufen sich entsprechende Fälle. Zwar ist mein Leben bisher noch nicht bedroht worden, aber mehrmals geriet sowohl meine wissenschaftliche Reputation in Gefahr als auch die Speichereinheiten, die die von mir ermittelten Daten enthielten. Nur eine Person war bereit, offen zu sprechen. Jener Mann warnte mich vor den Lücken in seinem Gedächtnis und gab mir den oben zitierten Rat. Was sein Erinnerungsvermögen anging, erwies er sich als zu bescheiden. Aber seine Mahnungen wurden von den späteren Entwicklungen bestätigt.

Bei den folgenden Schilderungen handelt es sich also um die schriftstellerische Aufbereitung gewisser Geschehnisse – und nicht etwa um eine historische Darstellung oder einen Entwurf dafür. (Sie wären verblüfft, wenn ich an dieser Stelle die Honorarsumme nennen würde, die ich verlor, weil ich bestimmte Änderungswünsche des Magazins Kosmischer Beobachter ignorierte. Die Mitteilung der Redakteure lautete schlicht: Nähere Einzelheiten über die Foltermethoden der Klingonen.) Nun, ich berufe mich hiermit auf die dichterische Freiheit und entschuldige mich beim geneigten Leser mit dem Hinweis, dass ich keine Verfälschungen beabsichtige. Vielleicht hätte ich Dramaturgie und Inhalt des folgenden Romans völlig anders gestaltet, wenn die Van Diemen-Papiere nicht einer besonderen Klassifikation unterlägen: Sie sind noch weitaus geheimer als die Dateien, in denen Informationen über die Entwicklung neuer Waffen gespeichert sind.

Am Rande sei angemerkt, dass ich nicht die Absicht habe, in naher Zukunft das Zeitliche zu segnen.

Ein altes italienisches Sprichwort lautet: traduttore, traditore – der Übersetzer ist ein Verräter. Und das trifft in besonderem Maße zu, wenn es um Übersetzungen von Begriffen geht, die bei verschiedenen intelligenten Spezies gebräuchlich sind. Ich habe dennoch versucht, so wenig wie möglich zu ›verraten‹. Um des besseren Verständnisses willen: Bestimmte technische Ausdrücke in Klingonaase umschreibe ich im folgenden Text mit Formulierungen des Föderations-Standards. Ich spreche also von Warp-Triebwerk, Transporter und Intervaller, anstatt die wörtlichen Bezeichnungen zu benutzen, die in diesem Fall lauten: Antikrümmungsprojektor, Partikelwandler und Vibrationszerstörer (wenn man es ganz genau nimmt: Schüttel-es-bis-es-zerbricht-Werkzeug). Wie allgemein üblich, nenne ich die Entsprechungen uns vertrauter Rangbezeichnungen, wie zum Beispiel ›Captain‹ oder ›Lieutenant‹, wohingegen spezielle klingonische Titel entweder direkt übersetzt (Spezialist, Truppenführer) oder durch die Funktion der betreffenden Personen verdeutlicht werden (Gedankenadmiral, Examinator).

Die Übersetzung von Kuve mit Diener mag dazu führen, dass einige meiner Leser die Augenbrauen heben, insbesondere die Vulkanier unter ihnen. Aber die Experten der Komerex Klingon sind sich einig darüber (oder waren es zumindest), dass die traditionelle Gleichsetzung mit dem Begriff ›Sklave‹ nicht nur ungenau ist, sondern auch einer Wertung gleichkommt – wie bei einigen Phrasen aus der irdischen Vergangenheit, zum Beispiel ›zentaurisches Gezücht‹ oder ›schmutziger Ghibelline‹.

Und um einen weiteren vulkanischen Einwand vorwegzunehmen: Ich bin zwar kein Fachkundiger in der Genetik, aber mir liegen Beweise dafür vor, dass nach wie vor das Tharavul praktiziert wird.

Ohne das Interesse (und die unerschöpfliche Geduld) zweier bestimmter Personen wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Die Unterlagen Dr. Emanuel Tagores erwiesen sich als unentbehrlich, und das traf auch auf die Person Dr. Tagores zu. In der kurzen Zeit, die ich mit ihm verbringen konnte, lernte ich viel über Kultur und Sprache – und damit meine ich nicht nur die klingonische Kultur und Sprache. Und es war Mimi Panitch, meine Herausgeberin, die zu dem Schluss gelangte, die Föderation sei reif für eine solche Geschichte. Sie blieb auf der Erde, während ich das Warp-Labyrinth durchstreifte, um die nötigen Informationen zu sammeln.

Schließlich sei mir noch die Bemerkung gestattet, dass dieses Buch mehr beschreibt, als vor rund vier Jahrzehnten hätte geschehen können, während der letzten irdischen Babel-Konferenz. Ich muss an dieser Stelle noch einmal Dr. Tagore zitieren: »Die Pax Organia ist ein Frieden der größten Kanonen: Sie erfordert kein Verständnis zwischen den beiden gegnerischen Parteien, schafft auch nicht die Grundlage dazu. Und solange ein solches Verständnis fehlt, kann man vom Organianischen Friedensvertrag nur sagen, dass er funktioniert.

Wenigstens zur Zeit.«

Das waren die letzten Worte, die ich von ihm vernahm, bevor er im vergangenen Jahr starb.

Ich frage mich nach wie vor, ob er etwas gesehen hat, das unserer Aufmerksamkeit entging.

Fordere nicht die Sterne heraus, junger Mann: Es wäre vermessen, mit dem Ernst des Schicksals zu spielen … In Deinen Gedanken sehe ich den Schatten von Gefahr.

Aus:

ERSTER TEIL

Die wolkigen Höhen

Kapitel 1

Taktiken

Die Kinder des Imperiums trafen Vorbereitungen für das Spiel.

Vrenn war Lanzenträger. Er prüfte das Haftvermögen der dicken Stiefelsohlen, zog einen Riemen fest und nickte zufrieden. Er spannte die Schultern unter dem Polsterungsmaterial: Die Rüstung war neu und daher noch ein wenig steif; diesen Umstand musste er berücksichtigen.

Vrenns Lanze hing noch immer im Ladegerüst. Er sah in den Wandschrank, und als er feststellte, dass der Indikator volle Kapazität anzeigte, nahm er die Waffe vorsichtig an sich. Es handelte sich dabei um einen aus Metall und Kristall bestehenden Zylinder, dessen Dicke etwa der Breite seiner Hand entsprach. Behutsam strich er über die stählerne Oberfläche, stützte das neutrale Ende auf den Boden und hielt die Lanze so, dass sich die aktive Glasspitze auf einer Höhe mit seiner Schulter befand. Dann drehte er sich ruckartig, wirbelte sie hin und her und ließ seine Finger über die Tasten der kleinen Kontrolleinheit tanzen. Er beobachtete das Aufblitzen und hörte das bestätigende Klicken und Knacken. Der blaue Glanz neutraler Energie schimmerte an der kristallenen Spitze.

Eine prächtige Lanze ebenso neu wie die Rüstung. Noch niemals zuvor hatte Vrenn etwas ganz Neues besessen. Er fragte sich, was aus diesen Dingen werden mochte, nachdem es ihnen gelungen war, beim Spiel den Sieg zu erringen. Gab es einen Preis für die Gewinner? Tief atmete er die warme und angenehm feuchte Luft der Vorbereitungskammer ein, schloss die rechte Hand fest um den Lanzenschaft und drehte sich um.

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