Star Trek – New Frontier: Rückkehr - Peter David - E-Book

Star Trek – New Frontier: Rückkehr E-Book

DAVID PETER

0,0

Beschreibung

Captain Mackenzie Calhoun und die Crew der U.S.S. Excalibur sind zurück! Und es geht direkt nach den atemberaubenden Ereignissen in New Frontier: Mörderisches Spiel weiter. Calhoun hat bei seiner Suche auf Xenex keine Überlebenden gefunden und ist nun fest entschlossen, das Volk, das die Xenexianer getötet hat – die D'myurj und ihre Verbündeten, die Brüder – aufzuspüren und Rache an ihnen zu nehmen. Calhouns Suche führt die Besatzung der Excalibur in ein Taschenuniversum, wo er nicht nur die Heimatwelt der D'myurj entdeckt, sondern auch ein anderes Volk, das Calhouns Entschlossenheit teilt, seine Gegner auszulöschen. Aber ist dieses neue Volk wirklich ein Verbündeter … oder eine noch größere Bedrohung?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 707

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



STAR TREK™

NEW FRONTIER

Rückkehr

PETER DAVID

Based onStar Trekcreated by Gene Roddenberry

Ins Deutsche übertragen vonHelga Parmiter & Claudia Kern

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – NEW FRONTIER: RÜCKKEHR

wird herausgegeben von Cross Cult, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.

Herausgeber: Andreas Mergenthaler, Übersetzung: Helga Parmiter & Claudia Kern;

verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Katrin Aust; Korrektorat: Peter Schild;

Satz: Rowan Rüster; Cover Artwork: Doug Drexler; Collage: Martin Frei.

Print-Ausgabe gedruckt von CPI Moravia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the EU.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – NEW FRONTIER: THE RETURNED

German translation copyright © 2022 by Cross Cult.

Original English language edition copyright © 2015 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2022 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-96658-864-5 (September 2022) · E-Book ISBN 978-3-96658-865-2 (September 2022)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

INHALT

TEIL 1

XENEX

IRGENDWO

RAUMSTATION BRAVO

EXCALIBUR

RAUMSTATION BRAVO

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

RAUMSTATION BRAVO

EXCALIBUR

THALLONIANISCHES KRIEGSSCHIFF

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

DAS SCHIFF

TEIL 2

THALLON

DAS SCHIFF

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

THALLON

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

THALLON

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

THALLON

HEIMATWELT DER D’MYURJ

THALLON

HEIMATWELT DER D’MYURJ

EXCALIBUR

NEU THALLON

TEIL 3

EXCALIBUR

SEKTOR 221-G

HEIMATWELT DER D’MYURJ

NEU THALLON

RAUMSTATION BRAVO

EXCALIBUR

DAS Q-KONTINUUM

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

DAS DAYAN-SCHIFF

NEU THALLON

EXCALIBUR

DAS DAYAN-SCHIFF

NEU THALLON

DER WELTRAUM

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

TRIDENT

EXCALIBUR

RAUMSTATION BRAVO

TEIL 1

XENEX

I

Es war ein äußerst merkwürdiges Gefühl für Elizabeth Shelby, als der Transportereffekt nachließ und sie auf der Oberfläche von Xenex absetzte. Diese Welt war ihr nicht fremd, sie war schon mehrmals hier gewesen. Aber das war immer gemeinsam mit ihrem Mann gewesen. Er fehlte spürbar an ihrer Seite, aber sie wagte nicht, sich damit zu befassen. Sie hatte wichtigere Dinge, um die sie sich kümmern musste.

Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr aschblondes Haar und blinzelte gegen die stetige warme Brise an, die ihr ins Gesicht blies. Es war ein ganz anderes Gefühl als im Transporterraum, in dem sie sich gerade noch befunden hatte, und als in der gesamten Umgebung des Transportschiffs, das sie hierhergebracht hatte. Der Captain des Schiffs hatte ihr angeboten, sie zu begleiten. Sie hatte darauf bestanden, allein hinunterzubeamen, weil sie wusste, dass sie diese Angelegenheit allein erledigen musste.

Es war das erste Mal, dass sie seit der Katastrophe vor drei Monaten hier war: der Serie von Ereignissen, die zur Auslöschung der Xenexianer geführt hatte. Als Shelby in ihrem Büro auf der Raumstation Bravo davon erfahren hatte, war sie fassungslos gewesen. Ein ganzes Volk – Männer, Frauen, sogar Kinder – war einfach vernichtet worden. Ihr Leben war durch die Machenschaften einer heimtückischen Rasse, den D’myurj, ausgelöscht worden. Sie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was in den Köpfen derjenigen vorgehen musste, die so etwas planten.

Doch, das kannst du, dachte sie grimmig. Die Menschheit mochte im Laufe der Jahrhunderte bedeutende Fortschritte gemacht haben, aber Shelby war sich durchaus bewusst, dass es in der Geschichte ihrer Welt Individuen gegeben hatte, die eine Rassensäuberung angestrebt hatten. Das reichte von der Ausrottung von Ureinwohnern bis hin zu Weltkriegen. Es fiel ihr schwer, anzuerkennen, dass – ganz gleich welche abstoßenden Dinge außerirdische Völker begingen – die Menschen Ähnliches getan hatten, und vielleicht sogar noch erfolgreicher. Wenn sie darüber nachdachte, welche Art von Wesen es für akzeptabel oder sogar lobenswert halten würde, eine Spezies auszulöschen, musste sie leider nur in den nächsten Spiegel schauen, um eine Antwort zu erhalten.

Das trug natürlich nicht dazu bei, dass sie sich wegen des Schicksals der Xenexianer besser fühlte. In Wahrheit machte sie sich keine Gedanken um sie. Eine harte Realität, aber so war es. Tatsache war, dass sie einfach nichts mehr für sie tun konnte. Sie konnte keinen Zauberstab schwingen und sie ins Leben zurückholen. Sie konnte nicht durch den Sand der Zeit greifen, um sie zu retten. Sie konnte nur versuchen, im besten Interesse eines der wenigen noch lebenden Xenexianer zu handeln: M’k’n’zy von Calhoun, besser bekannt als Mackenzie Calhoun, ihr Ehemann.

Shelby wusste, dass er irgendwo in der Nähe war.

»In der Nähe« war zu diesem Zeitpunkt eine tief hängende Gebirgskette. Der Boden war so verbrannt, dass er aufbrach. Hier konnte niemals etwas wachsen. Seltsamerweise hielt das kleine Tiere, die offenbar weder Nahrung noch Wasser brauchten, nicht davon ab, hin und wieder hervorzuhuschen, als befänden sie sich mitten in einem aufwendigen Ritual. Es waren merkwürdige kleine Kreaturen. Sie ähnelten Kaninchen, hatten aber Schuppen anstelle von Fell. Shelby wusste nicht recht, was sie von ihnen halten sollte. Sie hoffte, dass die Kreaturen keine Fleischfresser waren. Das Letzte, was sie brauchte, war, von xenexianischen Wildtieren angegriffen zu werden. Bisher schienen sie sich damit zu begnügen, ihr gelegentlich einen völlig desinteressierten Blick zuzuwerfen und sich dann wieder dem zu widmen, was immer sie gerade taten.

In der nahen Felswand gab es offenbar Höhlen. Für den Admiral schien das ein geeigneter Aufenthaltsort zu sein, vor allem weil die Hitze des Tages allem jegliche Feuchtigkeit entzog. Sie war sogar so stark, dass sie den Himmel orange färbte. Sie schirmte ihre Augen ab, so gut sie konnte, und beschloss dann, zur Sache zu kommen.

»Mac!«, rief sie.

Ihre Stimme hallte um sie herum. Sie rief ein zweites und dann ein drittes Mal, bekam aber keine Antwort. Sie hielt einen Moment inne und rief dann lauthals: »Ich weiß, dass du hier irgendwo bist! Wenn du dich versteckst, kann ich dich trotzdem finden!« Sie wartete auf eine Antwort von ihm und ging weiter, als er nicht antwortete. »Glaubst du ernsthaft, die Sensoren eines Schiffs wären nicht in der Lage, die Lebenszeichen des einzigen Lebewesens auf dieser Welt zu finden? Abgesehen von diesen dummen kleinen Kaninchendingern, meine ich.«

Immer noch nichts.

»Okay, gut!«, brüllte sie. »Ich nehme an, du bist in einer der Höhlen, und wenn ich jede verdammte Höhle nach dir durchsuchen muss, dann werde ich das tun. Ich habe alle Zeit der Welt. Du kannst dich also so lange verstecken, wie du …«

»Oh, um Himmels willen.«

Shelby blieb stehen. Die Worte waren nicht so geschrien worden, wie sie es aus vollem Halse getan hatte. Sie waren eher in leiser Verzweiflung gesprochen worden und doch schafften sie es irgendwie, die Distanz zwischen dem Sprecher und ihr zu überwinden. Sie konnte zunächst nicht genau feststellen, woher die Stimme kam, aber nachdem sie sich ein paar Sekunden umgesehen hatte, entdeckte sie eine Gestalt am Rand einer der Höhlen. Selbst aus dieser Entfernung wusste sie genau, wer es war.

»Mac.« Sie gab sich keine Mühe, die Erleichterung in ihrer Stimme zu verbergen. Eigentlich hatte sie genau das Gegenteil tun wollen. Sie hatte streng klingen wollen, sogar über sein Verschwinden und seine völlige Vernachlässigung seiner Pflichten gegenüber der Sternenflotte schimpfen wollen. Aber dazu war sie nicht in der Lage. Im Geiste versetzte Shelby sich selbst einen Tritt, weil sie es vermasselt hatte, doch dann schrieb sie es der Hitze und der Situation zu. Sie straffte die Schultern, strich den Saum ihrer Uniformtunika glatt und wiederholte in förmlicherem Tonfall: »Mac.«

»Admiral«, rief er zurück. Er war zu weit von ihr entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können, und bevor sie etwas sagen oder tun konnte, wandte sich Calhoun von ihr ab und ging in die Höhle.

Das war nicht nett. Sie war aus Liebe und Sorge um sein Wohlergehen den ganzen Weg hierhergekommen und das war seine Antwort? Konnte er nicht wenigstens aus der verdammten Höhle herunterkommen?

Einen Moment lang war sie versucht, das Schiff zu kontaktieren und den Befehl zu erteilen, sie wieder nach oben zu holen. Sie würde zur Raumstation Bravo zurückkehren und Calhoun könnte sich so lange vor der Rückkehr zur Sternenflotte drücken, wie er wollte. Zur Hölle mit ihm. Er kann hierbleiben, bis er verrottet.

All das ging ihr durch den Kopf, doch dann setzte sie sich mit einem tiefen Seufzer in Richtung der Höhle in Bewegung.

Sie brauchte zwanzig Minuten, um die Strecke zurückzulegen. Während sie den Weg entlangtrottete, dachte sie, sie sollte dankbar dafür sein, dass er überhaupt aufgetaucht war. Er hätte sich auch einfach verstecken können. Sie hätte verdammt viel Zeit damit zubringen müssen, jede Höhle zu durchsuchen. So aber hatte er ihr wenigstens die Arbeit erleichtert.

Wenn auch nur ein bisschen.

Sie schaffte es bis zum Fuß der Klippe und begann den Aufstieg. Er war nicht allzu steil und doch verlor sie mehrmals beinahe den Halt, während sie hinaufkletterte. Der trockene Schmutz sammelte sich unter ihren Fingernägeln, was nicht gerade angenehm war. Sie leckte sich über die Lippen und merkte, dass sie Wasser hätte mitnehmen sollen. Sie könnte sich immer noch etwas vom Schiff herunterbeamen lassen, aber sie kam sich so dumm vor, es vergessen zu haben, dass sie sich nicht überwinden konnte, darum zu bitten. Falscher Stolz. Du bist ein Idiot.

Ihr Kommunikator piepte. Sie tippte ihn an und rutschte dabei einen Meter nach unten. Sie murmelte einen Fluch.

»Admiral? Haben Sie ihn gefunden?«, erklang die Stimme des Captains des Transportschiffs.

»Ja, das habe ich.«

»Sollen wir ihn einfach hochbeamen?«

Sie überlegte einen Moment lang. »Wenn Sie versuchen, Mackenzie Calhoun hochzubeamen, versichere ich Ihnen, dass er sich innerhalb einer halben Stunde wieder heruntergebeamt hat und Ihr Schiff garantiert bewegungsunfähig im All hängt. Überlassen Sie ihn mir.«

»Ich glaube, wir würden mit ihm fertig, Admiral.«

»Vertrauen Sie mir. Das würden Sie nicht.«

»Wie Sie wünschen, Admiral.« Er klang ein wenig verstimmt über ihre Ablehnung. Shelby nahm an, sie sollte ihm seine Verärgerung nicht verübeln, aber sie durfte sich nicht zu viele Gedanken darum machen. Auch wenn es den Stolz des Captains verletzte, wusste sie, dass sie recht hatte. Wenn überhaupt, dann hatte sie untertrieben. Eine halbe Stunde? Calhoun würde innerhalb von zehn Minuten wieder auf Xenex sein, während das Transportschiff ohne Energie in der Umlaufbahn schwebte.

Sie lächelte kurz bei dem Gedanken, obwohl sie es nicht wahrhaben wollte. Sie gab es nur ungern zu, aber ihr gefiel der Gedanke, dass sie mit einem so beeindruckenden Mann verheiratet war.

Dann geriet sie ins Rutschen und stieß einen lauten Fluch aus, während sie sich mit den Fingern festhielt, um nicht abzustürzen. Sie brauchte ein paar Augenblicke, um sich zu beruhigen, und begann dann wieder mit dem Aufstieg.

Lange Minuten später hatte Shelby die Höhle erreicht, von der sie wusste, dass Mac sich dort versteckte. Zumindest nahm sie an, dass er noch dort war. Sie hielt es für möglich, dass es ein Netz von Höhlen und Gängen gab und er irgendwo anders Zuflucht suchte, während sie in einer leeren Höhle herumirrte.

Aber nein, da war er. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was sie erwarten würde, wenn sie ihn fand, und sie war tatsächlich ein wenig überrascht, als sie merkte, dass Mac sich anscheinend im Griff hatte. In seiner Höhle gab es kaum etwas: nur ein kleines Feuer brannte, über dem eine kleine tote Kreatur auf einem Stock brutzelte. Calhoun hockte in der Nähe und drehte ständig den Stock, offenbar um sicherzustellen, dass alles gleichmäßig gegart wurde. Der Kadaver war so verkohlt, dass Shelby nicht feststellen konnte, wie das Ding ausgesehen hatte, als es noch gelebt hatte. Sie konnte nicht einmal sicher sein, ob es eins der Kaninchendinger war.

»Willst du was?« Er klang normal.

»Nein, danke. Ich hatte schon eine namenlose Kreatur auf dem Schiff, bevor ich herkam.«

»Klingt köstlich.«

Shelby ging langsam über den felsigen Boden auf ihren Mann zu. Sie hatte das Gefühl, dass er sich bei einer plötzlichen Bewegung wie ein Kobold in Luft auflösen könnte. Es war eine lächerliche Vorstellung, das wusste sie, aber dennoch konnte sie den Gedanken nicht abschütteln.

Sie kauerte sich ihm gegenüber und musterte ihn eine Zeit lang. Nachdem Calhoun mit der Zubereitung des Dings fertig war, nahm er ein paar Bissen davon. Wenigstens schlang er es nicht hinunter. Er aß genauso, wie jeder andere Sternenflottenoffizier es wohl auch getan hätte.

Als er das Wort an sie richtete, geschah dies so plötzlich, dass Shelby kurz zusammenschrak.

»Willst du mir was sagen?«, fragte er.

Sie hatte eine Million Dinge, die sie sagen wollte. Was sie dann als Erstes sagte, überraschte sie allerdings selbst. »Ich liebe dich, Mac.«

»Ich liebe dich auch.« Er sagte es beiläufig und sachlich, als wüsste er, dass er es sagen sollte, aber nicht in der Lage wäre, es zu fühlen.

So darfst du nicht denken. Natürlich kann er es fühlen. Natürlich liebt er dich.

»Mac«, sagte sie und griff nach seiner Hand. Er ließ es zu, drückte sie aber nicht. »Wie lange soll das noch so weitergehen?«

»Bis ich andere Xenexianer finde«, sagte er mit schlichter Entschlossenheit.

»Es gibt keine mehr.«

»Ich bin noch nicht fertig mit der Suche.« Calhoun hielt einen kleinen Notizblock hoch und blätterte darin. »Ich gehe als Nächstes zu den Verfallenen Höhen. Das ist eine ganze Bauerngemeinde, die teilweise unterirdisch liegt. Dutzende von Leuten könnten dort auf unbestimmte Zeit überleben …«

»Mac …«

»Das ist nur einhundertvierzig Kilometer von hier entfernt. Ich sollte in der Lage sein, sie in …«

»Mac«, sagte sie dieses Mal eindringlicher, was seine Aufmerksamkeit erregte. Er kratzte kurz seinen Bart, starrte sie an und wartete darauf, dass sie weitersprach. »Mac«, sie senkte ihre Stimme zu einem sanfteren Ton, »da ist niemand.«

»Es wäre möglich …«

»Ist es nicht. Wir haben die gesamte Welt mit den Sensoren gescannt. Du bist das einzige Lebewesen, abgesehen von den Kreaturen, von denen du dich ernährst.«

»Das wissen wir nicht mit Sicherheit …«

»Doch, das tun wir. Die Sensoren können nicht getäuscht werden.«

»Man darf das Volk von Xenex nicht unterschätzen. Es ist möglich, dass …«

Shelby griff nach ihm und packte ihn fest an den Schultern. »Nein, das ist nicht möglich. Die Scanner haben jeden Zentimeter dieser Welt erfasst. Sie ist leer, Mac. Es gibt niemanden mehr. Es gibt nur dich, der Tag für Tag damit vergeudet, über diesen Felsen zu kriechen und nach etwas oder jemandem zu suchen, der nur in seinem Kopf existiert!«

Er sah aus, als wollte er ihr antworten. Sein Mund öffnete sich, schloss sich dann aber ohne ein Wort. Stattdessen starrte er sie nur an.

Shelby hatte in ihrem Leben schon Haie gesehen. Nie in freier Wildbahn, aber auf der Erde hatte sie einige in Ausstellungen gesehen. Was sie an ihnen immer auffällig gefunden hatte, war die Seelenlosigkeit in ihren Augen. Da war nur dieser leere schwarze Blick, der die Welt ohne einen Hauch von Leben anstarrte.

Das war es, was sie jetzt in Macs Augen sah. Sie waren natürlich lila und nicht schwarz, aber sie waren so seelenlos wie die eines Hais. Sie war nicht besorgt, dass er sie angreifen und verschlingen würde, aber es war dennoch beunruhigend, das Fehlen jeglichen Lebens in den Augen ihres Mannes zu sehen.

Entschlossen, eine menschliche Verbindung zu ihm aufzubauen, zog sie ihn zu sich heran. Er leistete keinen Widerstand und sie drückte ihn fest an sich. »Mac«, sagte sie leise, »ich weiß, was du tun willst.«

»Wirklich?«

»Ja. Du würdest gern einen Zauberstab schwingen. Du würdest gern durch die Zeit reisen und einen Weg finden, die D’myurj von ihren Taten abzuhalten. Aber das kannst du nicht. Du kannst es einfach nicht.«

»Warum nicht?«

Die Frage verwirrte sie. Sie rückte leicht von ihm ab und starrte ihn verwirrt an. »Was meinst du damit?«

»Warum nicht?«, wiederholte er. Zum ersten Mal schien echtes Interesse in seinen Augen aufzuflackern. »Wir sind schon einmal durch die Zeit gereist.«

»Ja, aber das war nur einmal«, sagte sie ungeduldig. »Es war ein praktisch unmöglicher Zufall. Und wir hatten Glück, dass wir da rausgekommen sind, ohne dass das gesamte Raum-Zeit-Kontinuum zusammengebrochen ist. Außerdem, was würdest du tun? Nach all dieser Zeit auf die Excalibur zurückkehren und sie bitten, dich in die Vergangenheit zu transportieren? Klingt das wie etwas, das sie tun würden?«

Noch während sie das sagte, kam ihr der Gedanke: Vielleicht würden sie. Die Loyalität, die die Besatzung der Excalibur gegenüber ihrem Captain empfand, war nicht zu unterschätzen. Innerlich musste sie sich eingestehen, es bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Besatzung bereit wäre, alles Nötige zu tun, um ihren Captain glücklich zu machen. In der Zeit zurückreisen, Sir? Kein Problem. Wir werfen die Maschinen an und machen uns auf den Weg.

Doch zu ihrer Überraschung und sogar Erleichterung senkte er seinen Blick und sah weg. »Nein«, sagte er, sowohl zu sich selbst als auch zu ihr. »Nein, natürlich nicht.«

Shelby hielt ihn weiter fest. »Mac, es ist Zeit, diesen Ort zu verlassen. Du hast drei Monate lang auf einem Planetenfriedhof gelebt. Du siehst aus wie der wandelnde Tod. Du musst dreißig Pfund abgenommen haben. Es ist Zeit, nach Hause zu kommen. Es ist Zeit, auf die Excalibur zurückzukehren.«

»Die Excalibur«, schnaubte er spöttisch, »das ist verrückt. Die haben bestimmt schon einen neuen Captain.«

»Nein. Haben sie nicht. Burgoyne hat alles so gut es ging zusammengehalten.«

»Burgoyne?« Zum ersten Mal war Mac sichtlich überrascht. »Burgoyne hatte nie Interesse an einem Kommando.«

»Du hast ihn/sie zu deinem/r Stellvertreter/in gemacht, du hast ihm/ihr also nicht wirklich eine Wahl gelassen«, sagte sie. »Er/Sie hat die Excalibur durch verschiedene Missionen geführt und den Berichten zufolge hat er/sie sich recht gut geschlagen. Er/Sie ist in das Kommando hineingewachsen.«

»Vielleicht sollte ich ihn/sie dort lassen.«

Sie wich von ihm zurück, sodass er ihr verärgertes Gesicht sehen konnte. »Mach dich nicht lächerlich. Burgy würde sofort für dich zurücktreten. Er/Sie kommandiert, weil er/sie glaubt, dass du das willst, während du tust, was auch immer du gerade tust. Aber nur weil er/sie damit klarkommt, heißt das nicht, dass er/sie das auch will. Er/Sie wartet darauf, dass du zurückkommst. Das tun sie alle. Ganz zu schweigen von deinem Sohn, Moke. Hast du überhaupt mal an ihn gedacht?«

»Moke ist nicht mein Sohn«, sagte er kurz und knapp.

»Vielleicht nicht, aber du bist für ihn das, was einem Vater am nächsten kommt. Ja, es gibt eine Menge Leute auf der Excalibur, die auf ihn aufpassen, aber du hast ihn im Stich gelassen. Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie schwer deine Abwesenheit für ihn ist?«

»Er schien nie besonders verrückt nach mir zu sein, als ich dort war.«

»So sind Kinder nun mal«, meinte sie schulterzuckend. »Es tut mir leid, dass du das nicht zu verstehen scheinst.«

»Wie sollte ich?« Er gab sich keine Mühe, die Bitterkeit aus seiner Stimme zu halten. »Ich war nicht für meinen echten Sohn da. Und Xyon hasst mich noch mehr als Moke. Er macht mich für den Verlust der Xenexianer verantwortlich. Er und ich sind die Einzigen, die noch übrig sind. Und warum sollte er mir auch nicht die Schuld geben? Ich tue es.«

Sie ergriff seine Rechte mit beiden Händen. »Es war nicht deine Schuld, Mac. Das war das Werk von Wahnsinnigen. Nur weil du sie nicht davon abhalten konntest, einen Völkermord zu begehen, ist es nicht deine Schuld. Mac. Du musst diesen Ort verlassen. Du kannst hier nicht bleiben. Es ist an der Zeit …«

Er beugte sich abrupt vor und küsste sie. Aber so hatte er sie noch nie geküsst. Der Kuss war voller Verzweiflung und Hunger und einem Bedürfnis nach Erlösung.

Sie erwiderte ihn mit einer Begierde, von der sie fast vergessen hatte, dass sie sie empfinden konnte. Als er seine Hand auf ihre Brust legte, keuchte sie in seinen Mund. Seine Zunge schnellte nach vorne und umspielte leicht die ihre.

Ihr Kommunikator piepte.

Sie schlug ungeduldig darauf. »Was?«

»Sind Sie in Ordnung, Admiral? Ihre Vitalzeichen schießen in die Höhe.«

»Mir geht es gut. Ich jogge gerade. Lassen Sie mich in Ruhe.« Sie hieb auf den Kommunikator, um ihn auszuschalten.

»Lass mich dir dabei helfen«, sagte Calhoun und zog am Oberteil ihrer Uniform.

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie es ausgezogen hatte, und dann war sie über ihm.

Die Minuten vergingen wie im Flug, als sie sich auf dem Boden der Höhle liebten. Sie nahm weder die Umgebung noch die verschiedenen Gerüche oder irgendetwas anderes wahr, außer der Anwesenheit ihres Mannes, dem Druck seiner Muskeln gegen ihre und seiner unglaublichen Stärke. Er mochte von der Trauer um sein Volk gebrochen sein, aber diese Trauer tat seiner Leistung keinen Abbruch. Sie küsste ihn wild und wälzte sich auf ihn, und als die Hitze in ihr explodierte, drohte diese, sie zu verzehren.

Als es vorbei war, sackte sie erschöpft auf den Boden. Es war harter, unnachgiebiger Stein, aber das war ihr egal. Stattdessen lag ihr Kopf an Macs Schulter. Sie konnte spüren, wie sein Herz in seiner Brust pochte und gerade erst anfing, etwas langsamer zu werden. »Verdammt«, seufzte sie und streichelte seine Brust. »Ist schon … eine Weile her.«

»Du hast niemanden gefunden, der die Lücke in meiner Abwesenheit füllen konnte?«

»Ich bin eine verheiratete Frau, Calhoun. Das bedeutet mir etwas.« Sie gähnte und fuhr mit ihrer Hand über seine Brust, die bemerkenswert glatt war. »Das hat mir gefehlt.«

»Mir auch.«

Sie spürte, wie große Müdigkeit über sie hereinbrach. Ihre Augen begannen, sich zu schließen. Einen Moment lang versuchte sie, sie offen zu halten, aber dann gab sie auf. Sie merkte, dass sie in letzter Zeit nicht besonders viel geschlafen hatte, und nun übernahm die Erschöpfung die Kontrolle über ihren Geist. Trotz aller gegenteiligen Bemühungen driftete sie in den Schlaf.

Was machst du denn da? Hast du den Verstand verloren?! Das ist es, was er will! Wach auf! Wach auf, verdammt!

Shelbys Kopf schnellte hoch, als sie die Augen öffnete. Sie dachte, sie hätte nur ein paar Sekunden gedöst, doch dann erkannte sie, dass die Dunkelheit hereingebrochen war. Die glühende Sonne war untergegangen und es wurde kühl in der riesigen Wüste von Xenex.

Mackenzie Calhoun war verschwunden.

»Mac!«, rief sie, setzte sich auf und sah sich um. Ihr Herz wurde schwer, als sie sah, dass die Höhle leer war. Die wenigen Habseligkeiten, die er bei sich gehabt hatte, waren verschwunden. Er hatte sich mühelos von ihrer schlummernden Gestalt befreit, sich angezogen, seine Sachen zusammengepackt und war gegangen, ohne sie zu wecken.

»Verdammter Mistkerl«, knurrte sie, während sie nach ihren Sachen griff. Sie zog sich, so schnell sie konnte, an und murmelte dabei vor sich hin. »Wie konnte ich nur so dumm sein? Er weiß, dass ich nach dem Sex immer einschlafe. Er wusste, wie er mich ausschalten kann, und hat sich aus dem Staub gemacht, ohne mich zu wecken. So ein Mistkerl.« Als sie ihre Tunika anzog, tippte sie auf den Kommunikator.

»Ja, Admiral?«, kam die forsche Stimme des Captains.

»Scannen Sie das Gebiet. Finden Sie Calhoun.«

Der Captain klang verwirrt. »Ich dachte, er wäre bei Ihnen.«

»Er ist entkommen.«

»Wie ist er ent…?«

»Würden Sie bitte einfach die verdammte Gegend scannen?«

»Einen Moment, bitte. Scan wird ausgeführt.«

Die Sekunden schienen sich unendlich zu dehnen. Endlich meldete er sich wieder. »Er ist nicht da.«

»Erweitern Sie die Suche.«

»Nein, Sie verstehen nicht, Admiral. Er ist nicht auf dem Planeten. Er hat Xenex verlassen.«

Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Wie zum Teufel konnte er Xenex verlassen, ohne dass Sie ihn gesehen haben?«

»Wenn er mit einem Tarnkappenschiff von der anderen Seite des Planeten losgeflogen ist …«

»Wie sollte er auf die andere Seite des …?« Dann brach sie ab, als sie ihre eigene Frage beantwortete. »Er muss ein Schiff mit einem Ein-Personen-Transporter haben. Er hat sich aufs Schiff gebeamt und dann die Welt verlassen.«

»Aber wohin hätte er gehen sollen?«

»Wie ich ihn kenne? In der Zeit zurück.«

Es entstand eine Pause, in der der Captain offensichtlich versuchte, zu begreifen, wovon sie sprach. »Sagten Sie …?«

»Ja, und ich hoffe, dass ich mich irre. Denn wenn man bedenkt, welchen Schaden Mackenzie Calhoun anrichten kann, möchte ich nicht daran denken, wozu er imstande wäre, wenn er in der Zeit losgelassen wird. Glücklicherweise bezweifle ich, dass er die Excalibur wirklich davon überzeugen kann, sich durch die Zeit schleudern zu lassen, sodass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass er …«

»Admiral? Admiral, was ist …?«

»Ich weiß, wo er hinwill«, sagte sie. »Beamen Sie mich rauf, sofort. Wir müssen ihnen Bescheid geben, bevor es zu spät ist … was vielleicht schon der Fall ist.«

IRGENDWO

I

Lieutenant Arras Nuevo nahm seine Aufgabe ernst. Sehr ernst. Denn er wusste, dass die Sicherheit von Zeit und Raum von ihm und seiner Einheit abhing.

Nuevo diente seit zwanzig Jahren und hatte jedes einzelne dieser Jahre stolz im Korps der Sternenflotten-Marines absolviert. Er und seine Kameraden hatten einen Großteil ihres Lebens damit verbracht, an Orten abgesetzt zu werden, die für die vielgerühmten Raumschiffe viel zu heiß waren. Er schnaubte verächtlich, wann immer er einen Grund hatte, auch nur einen Gedanken an Personen wie die Sicherheitsleute der Sternenflotte zu verschwenden. Für ihn war ein Raumschiffsicherheitsoffizier jemand, der die Kampfausbildung hinter sich gelassen und einfach einen Posten angenommen hatte, der es ihm ermöglichte, etwas aus seinem Leben zu machen … vorausgesetzt, er lebte lange genug, um etwas zu erreichen.

Die Marines waren von einem ganz anderen Schlag als die Sicherheitskräfte. Ihre Treffsicherheit war beispiellos: Wenn sie auf ein Ziel feuerten, trafen sie es. Sie besaßen eine umfassende Nahkampfausbildung. Und was am wichtigsten war, sie waren in allen bekannten Angriffstechniken, die ein Feind gegen sie einsetzen konnte, gründlich geschult. Sie waren schlicht und ergreifend eine Kampfelite.

Deshalb war Nuevo anfangs sehr verärgert gewesen, als er dem Sicherheitsdienst des Hüters der Ewigkeit zugeteilt worden war.

Zugegeben, er war verletzt worden. Ein verirrter Disruptorstoß während eines großen Feuergefechts auf Hangis III hatte sein rechtes Bein zerstört. Durch den Einsatz von Klontechniken war ihm ein neues Bein gewachsen, aber er war sich sicher, dass es nicht so gut wie das alte war. Die Ärzte behaupteten, er bildete sich das alles nur ein und dass das Bein identisch mit dem war, das er verloren hatte. Und vielleicht stimmte das. Dennoch fühlte sich das Ersatzbein für ihn steif und »falsch« an. Schließlich war er vom Kampfeinsatz abgezogen worden. Die Sternenflotte hatte ihn ursprünglich auf einen Schreibtischposten versetzen wollen, aber Nuevo hatte sich gegen diese Idee gesträubt. Er war ein Kämpfer, kein Schreibtischhengst. Lieber wäre er aus der Truppe geflogen, als hinter einem Schreibtisch festzusitzen.

Als man ihm die Verantwortung für die Sicherheit des Hüters der Ewigkeit übertragen hatte, war er zunächst der Meinung gewesen, dass dies eine völlig sinnlose Aufgabe sei. Er kannte zwar die Geschichte des Hüters, aber sie hatte nicht viel Bedeutung für ihn. Es handelte sich lediglich um ein riesiges Zeitportal, in dem Trupps von Wissenschaftlern ständig herumstöberten und es untersuchten, um verschiedene Zeitperioden in verschiedenen Welten zu beobachten. Was hatte er mit seiner fortgeschrittenen Kampfausbildung dort zu suchen?

Aber bei einem Treffen mit Admiral Caldwell von der Sternenflotte und einem Doktor Periskoff vom Daystrom-Institut hatte er sich sehr schnell eines Besseren belehren lassen. Caldwell war dabei gewesen, um zu betonen, dass die Sternenflotte Nuevo für den Posten haben wollte, aber es war Periskoff gewesen, der ihm die Wichtigkeit dieser Aufgabe klargemacht hatte.

»Sie haben keine Ahnung«, hatte Periskoff mit seinem sanften russischen Akzent gesagt, »wie gefährlich der Hüter sein kann. Wenn die falsche Person hindurchgeht und in die Vergangenheit reist, kann ein solches Unterfangen buchstäblich das gesamte Raum-Zeit-Kontinuum durcheinanderbringen.«

»Durcheinanderbringen, wie?«, hatte Nuevo gefragt.

»Es gibt Hunderte von Möglichkeiten, wie das passieren könnte«, hatte Periskoff ihm erklärt. »Möglichkeiten, die wir uns nicht einmal ansatzweise vorstellen können. Wenn nur ein Ereignis rückgängig gemacht wird, zieht sich das durch die ganze Geschichte wie eine Art Schmetterlingseffekt.«

Nuevo hatte davon gehört. Die Auffassung, dass die Tötung eines zufälligen Schmetterlings in irgendeiner prähistorischen Ära die gesamte Menschheitsgeschichte umschreiben könnte. Er hatte dieser Vorstellung nie viel Bedeutung beigemessen, aber angesichts der Ernsthaftigkeit von Periskoffs Verhalten begann er zu glauben, dass doch etwas dran war.

»Wir wollen, dass Sie ein Spitzenteam zusammenstellen«, hatte Caldwell gesagt. »Die Besten, mit denen Sie im Lauf Ihrer Karriere zusammengearbeitet haben. Sie werden Sie bei der Sicherung des Hüters unterstützen. Jeder, der ihn besichtigen will, muss alle Einzelheiten mit Ihnen abklären. Niemand wird die Möglichkeit haben, ihn zu inspizieren, es sei denn, Sie geben Ihr Einverständnis dazu.«

»Man betraut Sie damit«, hatte Periskoff betont, »die Stabilität des Universums aufrechtzuerhalten. Es gibt keine wichtigere Aufgabe als diese.«

Das hatte ausgereicht, um Nuevo die Bedeutung seiner Aufgabe zu verdeutlichen, und er hatte sie von da an ernst genommen. Er hatte Kontakt zu anderen Marinesoldaten aufgenommen, mit denen er zusammengearbeitet hatte, und auch sie waren zunächst skeptisch gewesen. Aber Nuevo hatte es geschafft, sie zu überzeugen, und dem Hüter der Ewigkeit war nun ein Dutzend Soldaten zugewiesen, die das Portal vor allen schützen sollten, die es zu übernehmen versuchten.

Jeden Tag und jede Nacht lösten sie sich gegenseitig ab und überwachten akribisch das Gelände. Der Clou, den Nuevo entwickelt hatte, war, dass sie nicht gesehen wurden. Sie hatten keine einzelnen Wachposten eingerichtet, die man hätte ausfindig machen und anvisieren können. Stattdessen patrouillierten sie das Gelände in sorgfältig ausgearbeiteten Zufallsmustern, die niemand deuten konnte. Bislang hatte die Strategie perfekt funktioniert. In den letzten Jahren, seit Nuevo als Sicherheitschef eingesetzt worden war, war es ihnen bei drei verschiedenen Gelegenheiten gelungen, Eindringlinge aufzuhalten. Keiner von ihnen hatte sich dem Hüter auch nur bis auf einen Meter genähert und Nuevo hatte sich jedes Mal auf die Schulter geklopft, wenn es ihnen gelungen war, einen neuen Verrückten zu fangen.

Es schien ein Abend wie jeder andere zu sein. Er wusste, dass die üblichen Forschungszeiten vorbei waren und dass sich keine Wissenschaftler am Hüter herumtreiben würden, was seine Aufgabe vereinfachte.

Zufälligerweise nahm Nuevo die Route, die die Patrouillen am dichtesten am Hüter vorbeiführte. Er gab es nur ungern zu, sogar vor sich selbst, aber er mochte diese Tour. Der Hüter hatte etwas an sich, das er nach längerem Kontakt mit ihm zu schätzen gelernt hatte. Er wusste, dass seine Herkunft geheimnisumwittert war, und manchmal starrte er ihn einfach nur an und versuchte, das Wesen der Kreaturen zu begreifen, die ihn gebaut hatten.

Oder war er gar nicht erschaffen worden? War er ein Wesen, dessen Ursprünge tief in der Schöpfung des Universums verwurzelt waren, und die Stadt um ihn herum war entstanden, um ihn sowohl zu erforschen als auch zu schützen?

Nuevo hatte keine Ahnung. Solche Fragen überstiegen seinen Horizont. Dennoch gefiel es ihm, sich von Zeit zu Zeit mit dem Hüter zu beschäftigen und über ihn und die Ereignisse, die zu seiner Entstehung geführt hatten, nachzudenken.

Vielleicht hat Gott ihn gebaut …

Er schüttelte den Kopf und verwarf diese Annahme. Er glaubte nicht an die Lehren, dass eine unsichtbare Gottheit das Universum erschaffen und sich dann die Zeit genommen hatte, solche Dinge wie den Hüter der Ewigkeit hinzuzufügen. Das war einfach zu viel für seinen Verstand.

Der Hüter war schon oft nach seinem Ursprung gefragt worden, aber die Antworten waren immer frustrierend nutzlos gewesen. Er hatte davon gesprochen, dass er am Anfang dort gewesen war und noch dort sein würde, wenn das gesamte Universum beschloss, allem ein Ende zu setzen und in Finsternis zu versinken. Das war sicherlich poetisch, bot aber keinerlei Anhaltspunkte.

Er schritt langsam auf den Hüter zu und machte sich nicht die Mühe, ihn anzusprechen. Er war weder Wissenschaftler noch Philosoph und glaubte daher nicht, dass er die Antworten, die der Hüter ihm geben würde, verstehen könnte. Stattdessen näherte sich Nuevo bis auf fünf Meter und starrte ihn einfach an.

Die Nacht war erstaunlich ruhig.

Zu ruhig.

Der Gedanke schlich sich fast schon beiläufig in seinen Kopf, doch dann regte sich eine größere Sorge in ihm. Obwohl seine Kameraden bei ihren Patrouillen genauso heimlich vorgingen wie er, war er sich ihrer Anwesenheit stets bewusst. Er wusste einfach, dass sie da draußen waren, und er spürte auf einer grundlegenden Ebene, dass sie sich im Umkreis bewegten, jeden Millimeter des Geländes überprüften und ihrer Pflicht nachkamen.

Aus irgendeinem Grund spürte er sie jetzt allerdings nicht.

Nuevo versuchte, sich einzureden, dass er seine Fähigkeiten übertrieben hatte. Er konnte eigentlich nicht spüren, wann seine Einheit in der Nähe war. Das entsprang nur seiner Vorstellung.

Aber je mehr er darüber nachdachte – wohlgemerkt, er dachte nur fünf Sekunden darüber nach, bevor er handelte –, desto mehr war er überzeugt, dass er sehr genau wusste, wovon er sprach.

»Einheit sechs, Bericht.« Hinter Einheit sechs verbarg sich Santiago, der am weitesten entfernt positionierte der Marinesoldaten, der auch Nuevos Stellvertreter war. »Santiago, ich sagte melden.«

Keine Antwort.

»O’Hara, bitte melden«, sagte Nuevo. »Cullens. Alle Einheiten sofort melden.«

Immer noch keine Antwort.

Einen halben Herzschlag lang dachte er, dass vielleicht ein systemweiter Fehler im Kommunikationsnetz vorlag, aber so schnell ihm dieser Gedanke gekommen war, so schnell verwarf er ihn wieder. Er wusste genau, dass etwas viel Schlimmeres vor sich ging.

Nuevos erster Instinkt war, sich zurückzuziehen, um den Hüter zu schützen. Doch dann wurde ihm klar, das wäre das denkbar schlechteste Manöver, das er unternehmen konnte. Dann stünde er auf offenem Gelände und wäre ein perfektes Ziel für denjenigen, der seine Männer ausgeschaltet hatte.

Er wünschte sich, es gäbe Bäume, Büsche, irgendetwas in der Umgebung, hinter dem er sich hätte verstecken können. Aber da war nichts außer Wüste, durchsetzt von den Ruinen einer Stadt, die einst sehr groß gewesen sein mochte, jetzt aber in Trümmern lag. In der Ferne waren die Unterkünfte zu sehen, die für alle geschaffen worden waren, die für längere Zeit herunterkamen. »Nutzlos.«

Die einzige Zuflucht, die er ausmachen konnte, waren die Säulen – mehrere hoch aufragende Säulen, die über die Landschaft verteilt waren und ihm die nötige Deckung bieten würden. Er konnte den Hüter überwachen und auf denjenigen warten, der seine Männer ausgeschaltet hatte.

Er eilte schnell auf die nächste Säule zu. Während er rannte, behielt Nuevo weiterhin alles im Blick und nahm das gesamte Gebiet in Augenschein. Er erreichte die Säule und versteckte sich dahinter. Sie war etwa drei Meter hoch. In der Vergangenheit hatte er oft darüber spekuliert, zu welcher Art von Gebäude sie wohl gehört hatte. Diesmal war das jedoch nicht der Fall. Jetzt sah er sie nur noch als strategische Deckung, hinter der er sich verstecken und darauf warten konnte, dass der Eindringling sich zu erkennen gab.

Er tippte ein weiteres Mal auf seinen Kommunikator. »Hier ist Nuevo. Jeder, der mich hören kann, soll sich melden.«

Und dann knisterte eine Stimme leise aus seinem Anstecker. »Wie wäre es mit mir?«

Nuevo erstarrte. Er erkannte die Stimme nicht. Es war keiner von seinen Leuten. Das konnte nur eines bedeuten: Der Eindringling hatte es geschafft, einen ihrer Kommunikatoren in die Hände zu bekommen.

»Wer ist da?«, fragte Nuevo langsam. Während er sprach, suchte er die Umgebung mit seinem Phaser ab, um ein Ziel zu finden, auf das er schießen konnte. Eine leichte Brise wehte von der Wüste heran. Normalerweise mochte er dieses Gefühl. Jetzt war es eine Ablenkung.

»Halten Sie sich zurück. Ich muss den Hüter in Anspruch nehmen.«

»Sie gehören nicht zum autorisierten Personal«, sagte Nuevo. »Und Sie haben meine Truppen irgendwie außer Gefecht gesetzt. Ich fordere Sie auf, sich sofort zu ergeben. Wenn Sie das tun, kann ich Ihnen versprechen, dass Sie nicht für Ihre Taten bestraft werden.«

»Ach, wirklich? Soweit Sie wissen, habe ich Ihre Männer getötet. Sie bieten einem Mann Amnestie, der vielleicht elf Morde begangen hat?«

Dieser Satz war äußerst beunruhigend. Er bestätigte Nuevo, dass der Angreifer sie alle beseitigt hatte. Schließlich wusste er, wie viele es waren.

Wie zum Teufel war das möglich? Nuevos Meinung über seine Männer wurde durch die Tatsache, dass dieser Eindringling es geschafft hatte, sie auszuschalten, nicht geschmälert. Stattdessen stieg seine Achtung vor diesem Mann, wer auch immer er war.

»Ich biete Ihnen die Möglichkeit, sich zu ergeben«, sagte Nuevo langsam.

»Das ist leider nicht möglich. Ich brauche den Hüter.«

»Ja, das sagten Sie bereits. Aber warum?«

»Ich muss ein Volk retten.«

»Ein Volk? Welches Volk?«

»Mein Volk. Sie sind tot, meinetwegen. Und ich muss einen Weg finden, das zu verhindern.«

Diese Reaktion hatte Nuevo nicht erwartet. Er hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte. »Ich verstehe nicht, wie Sie für den Tod eines ganzen Volks verantwortlich sein können.«

»Ich habe einen Feind unterschätzt. Ich habe die Schritte, die dieser unternehmen würde, nicht bedacht. Ich muss in der Zeit zurückreisen und sie aufhalten. Eine Bewaffnung vorbereiten, um ihren Angriff zu verhindern. Dafür sorgen, dass sie scheitern.«

Lass ihn. Der Gedanke schoss Nuevo ungewollt durch den Kopf. Vielleicht sollte er einfach beiseitetreten und diesen Kerl den Hüter benutzen lassen. Wenn stimmte, was er sagte, dann konnte er den Hüter vielleicht benutzen, um einen Völkermord zu verhindern. Warum zur Hölle nicht?

Weil er ein Wahnsinniger sein könnte. Weil er diese Geschichte aus einer verrückten Illusion heraus erfunden haben könnte. Und selbst wenn er es nicht ist … wenn alles, was er sagt, wahr ist … Du kannst das Risiko nicht eingehen. Es könnte sein, dass er etwas tut, das ihm völlig unschuldig erscheint, etwas, worüber er nicht einmal nachdenkt, und dann richtet er am Ende einen viel größeren Schaden an, als er versucht, rückgängig zu machen. Du hast nicht das Recht, ein Urteil zu fällen. Du hast nicht zu entscheiden. Dieser Mann ist ein Angreifer und er muss aufgehalten werden, das ist alles, was zählt.

»Hören Sie, Kumpel«, sagte Nuevo, »ob Sie es glauben oder nicht, ich fühle mit Ihnen. Das tue ich wirklich. Ein paar Bösewichte kommen und vernichten Ihre Leute … Freunde, Familie, was auch immer … und Sie sind bereit, die Zeit zurückzudrehen, um das zu verhindern. Das verstehe ich alles. Aber Sie können den Hüter nicht benutzen. Ich habe den Befehl, ihn zu schützen. In der Sternenflotte sind Befehle alles. Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen …«

»Natürlich verstehe ich das. Ich bin auch in der Sternenflotte.«

»Dann müssen Sie wissen, dass das, was Sie tun, absolut illegal ist.«

»Dessen bin ich mir bewusst. Aber wenn Sie bedenken, dass ich versuche, mein Volk zu retten, was glauben Sie, wie egal mir gerade Legalität ist?«

»Wenn Sie wirklich von der Sternenflotte sind«, beharrte Nuevo, »dann werden Sie sich mir auf der Stelle ergeben.«

»Das wird nicht passieren und Ihre wiederholten Bitten werden daran nichts ändern. Ich sage, wir drehen den Spieß um: Ich biete Ihnen die Chance, sich zu ergeben. Und zwar jetzt gleich. Legen Sie Ihren Phaser weg und nehmen Sie die Hände über den Kopf.«

»Das ist nicht Ihr Ernst.«

»Ich habe Ihre Kollegen bereits ausgeschaltet. Das ist Ihre Chance, nicht bewusstlos geschlagen zu werden. Helfen Sie mir oder gehen Sie zu Boden. Sie haben die Wahl.«

Nuevos Blick suchte erneut die Umgebung ab. Von dem Mann, mit dem er gesprochen hatte, war nichts zu sehen. Das bedeutete, dass er nicht nah genug war, um einen Angriff zu starten. Trickse ihn aus. Überliste ihn. Locke ihn aus der Reserve.

»Okay«, sagte Nuevo und hielt seinen Phaser weiter im Anschlag. »Sie haben gewonnen. Ich habe meinen Phaser weggelegt.«

»Sie lügen. Das war ein Fehler.«

Plötzlich sah Nuevo eine Bewegung rechts von sich. Jemand war hinter einer der Säulen. Er riss den Phaser hoch und feuerte einen schnellen Schuss ab. Der Schuss saß und Nuevo jubelte, bevor er sah, wie Cullens nach vorne ins Licht sackte und bewusstlos zu Boden ging.

»Wow. Der ist früh aufgewacht.«

Nuevo schwang seinen Phaser herum. »Wo zum Teufel sind Sie?!«

Die Antwort dämmerte ihm einen Sekundenbruchteil zu spät. Er sah gerade noch rechtzeitig nach oben, um eine Gestalt auf sich zukommen zu sehen. Sein Angreifer war die ganze Zeit über dort gewesen und hatte auf dem oberen Teil der Säule etwa drei Meter über ihm gehockt.

Er schwang den Phaser nach oben, aber der Mann hatte ihn schon erreicht. Die beiden gingen zu Boden. Nuevo landete unter dem anderen und bekam die Hauptlast des Aufpralls ab. Er schnappte nach Luft. Der Phaser flog aus seiner Hand und schlitterte über eine dünne Trümmerschicht in der Nähe.

Sein rechtes Bein lag angewinkelt unter dem Bauch seines Angreifers, und er stieß so fest er konnte zu. Sein Angreifer fiel nach hinten, kam dann aber mit einem Überschlag auf die Füße.

Sie standen sich einen Moment lang gegenüber. Er sah, dass sein Angreifer unbewaffnet war, oder zumindest keinen Phaser in der Hand hielt.

»Wer sind Sie?«, fragte er.

»Niemand von Bedeutung«, antwortete sein Gegenüber. »Sie müssen jetzt beiseitetreten.«

»Das wird nicht passieren«, sagte Nuevo.

»Dann haben wir wohl ein Problem.«

»Sie haben das Problem«, warnte Nuevo ihn. »Sie werden nicht in der Lage sein, Ihre Aufgabe zu erfüllen. Außerdem habe ich Hilfe geholt. Verstärkung ist auf dem Weg.«

»Nein, das ist sie nicht«, sagte der Mann. »Das wissen wir beide. Von wo würden Sie sie herbeirufen? Die nächste Sternenbasis ist zwei Tage entfernt und ich habe nicht vor, so lange hier zu stehen. Also weg da.«

»Nein.«

»Bitte gehen Sie weg.«

»Nein.«

»Also gut.«

Er sah nicht einmal, wie sein Gegner auf ihn zukam. Später ließ er den Kampf Revue passieren und versuchte herauszufinden, wann sein Angreifer tatsächlich auf ihn zugekommen war. Er konnte den Zeitpunkt nicht festmachen. Er wusste nur, dass der Angreifer in einem Moment noch einen Meter entfernt gewesen war und dann war er bei ihm, als wäre er durch Zeit und Raum gesprungen und hätte einfach innerhalb eines Lidschlags neben Nuevo gestanden. Die rechte Faust des Mannes schnellte vor und traf Nuevo seitlich am Kopf.

Nuevo ging zu Boden, die Welt drehte sich um ihn. Er rollte sich nach hinten und sprang wieder auf die Beine, nur um den Stiefel des Mannes direkt auf seinen Kopf zukommen zu sehen. Der Angreifer trat ihm ins Gesicht und Nuevo ging erneut zu Boden.

Er rollte sich weg und taumelte auf die Beine.

Sein Gegner stieß einen leisen Pfiff aus. »Beeindruckend. Entweder können Sie ziemlich was einstecken oder ich lasse nach.«

Nuevo sagte nichts. Er war nicht in der Stimmung, sich auf einen verbalen Schlagabtausch einzulassen. Stattdessen hob er seine Fäuste, bereit, sich zu verteidigen, während sein Gegner ihn umkreiste.

»Marine, nehme ich an?«, sagte der Angreifer.

Nuevo spürte, wie Blut aus seiner Nase tropfte, und wischte mit dem Unterarm darüber. Er war nicht sicher, ob er damit das Blut nicht nur auf seinem Gesicht verteilte, aber er war kaum in der Lage, sich darüber Gedanken zu machen.

»Sie haben Ihre Pflicht getan«, sagte der Unbekannte. Er klang sogar mitfühlend. »Es ist nicht nötig, dass ich Sie bewusstlos schlage. Zum letzten Mal, gehen Sie zur Seite.«

Schließlich sprach Nuevo: »Ergeben Sie sich.«

»Sie sollten sich ergeben.«

Der Mann war zum Greifen nah und Nuevo stürzte sich auf ihn. Der Lieutenant hatte seinen Bewegungsablauf genau geplant. Er wusste, dass er nah genug dran war und sein Angreifer ihm niemals würde ausweichen können.

Sein Angreifer wich ihm aus.

Unmöglich! Das war der Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss. Wie zur Hölle kann dieser Kerl so schnell sein?

Der Mann hatte es dennoch getan und Nuevo segelte an seinem Angreifer vorbei, anstatt ihn zu Boden zu werfen. Dabei drehte sich der Angreifer und schwang eine Faust, die Nuevo erneut am Kopf traf.

Die Wucht des Schlags explodierte in Nuevos Kopf und er ging erneut zu Boden. Er versuchte aufzustehen, doch ein Fuß traf ihn in den Bauch, sodass ihm die Luft wegblieb. Er rollte sich auf den Rücken und seine Augen weiteten sich.

Sein Phaser war nur noch einen Meter von ihm entfernt.

Neue Energie durchströmte ihn und er warf sich auf den Phaser. Seine Hand schloss sich um den Griff, er schwang herum und feuerte blindlings.

Der Angreifer war nicht da.

»Was zum Teufel?« Plötzlich kam eine Hand von oben und entriss ihm den Phaser. Er stieß einen frustrierten Schrei aus und sah hoch. Der Angreifer zielte mit dem Phaser auf ihn. »Tut mir leid.«

Der Phaserstoß traf Nuevo, und sein letzter Gedanke, bevor er das Bewusstsein verlor, war, dass es das Universum hoffentlich noch geben würde, wenn er wieder zu sich kam.

II

Calhoun starrte den Lieutenant an und salutierte dann, ohne zu wissen, warum. Es war eine uralte Geste, die nicht zu den Traditionen der Sternenflotte gehörte, und doch fühlte er sich gezwungen, seinem würdigen Gegner Anerkennung zu zollen.

»Sie haben Ihre Pflicht getan«, sagte Calhoun, »und Sie haben Ihr Bestes gegeben. Das ist alles, was man von Ihnen verlangen kann.«

Er hob seinen eigenen Phaser auf und ließ dann den des Mannes auf den Boden fallen. Es war schon schlimm genug, dass er den Mann im Nahkampf besiegt hatte, da musste er ihm nicht auch noch seine Waffe abnehmen.

Er gab es nur ungern zu, aber er war froh gewesen, bei seiner Ankunft auf der Welt des Hüters auf Widerstand zu stoßen. Er hatte Monate lang rein gar nichts erreicht und war nun froh, dass er die Herausforderung bekommen hatte, sich durch die bewaffneten Wachen zum Hüter durchzuschlagen. Es hatte ihm geholfen, seine Kampffähigkeiten zu schärfen, die er sehr wahrscheinlich brauchen würde.

Langsam schritt er auf den Hüter zu. Dieser stand inaktiv da. Kein Licht flackerte an seinem zerklüfteten äußeren Rand. Keine Stimme dröhnte aus seinem Inneren. Er schien einfach nur eine große, tote Maschine zu sein.

Das war’s? Das war der berühmte Hüter der Ewigkeit, ein Tor zu Zeit und Raum?

Er wusste, dass der berühmt-berüchtigte Captain James T. Kirk vor Jahrzehnten genau an der Stelle gestanden hatte, an der er jetzt stand, als er zum ersten Mal mit dem Relikt konfrontiert worden war, ohne auch nur die geringste Ahnung von den Fähigkeiten des Dings zu haben. Was war Kirk damals durch den Kopf gegangen? War ihm bewusst gewesen, womit er es zu tun hatte? Wie hätte das möglich sein sollen? Der Hüter war einzigartig in der gesamten Schöpfung.

»Hallo?«, sagte er zaghaft.

Nichts.

»Hallo!«, rief er nun.

Der Hüter antwortete und seine Worte erwischten Calhoun völlig unvorbereitet.

»Du bist also gekommen.«

Calhoun blinzelte verwirrt. »Es tut mir leid … Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.«

»Ich kenne alle Geschöpfe. Alle Zeiten. Alle Orte. Ich bin der Hüter der Ewigkeit, das gehört zu meinen Fähigkeiten.«

»Das ist … sehr beeindruckend«, sagte Calhoun langsam. Dann sammelte er sich. »Wenn du also weißt, wer ich bin … dann weißt du auch, was ich tun will.«

»Du willst dein Volk, die Xenexianer, wieder zum Leben erwecken.«

»Das ist richtig.«

»Und was ist mit dem Rest deiner Leute?«

»Ich verstehe das nicht. Meine Leute sind alle tot.«

»Deine Frau. Deine Mannschaft. Dein Leben. Ist es dir egal, was mit ihnen geschieht?«

Dieses Gespräch lief nicht im Entferntesten so, wie Calhoun es sich vorgestellt hatte. Er war sich sicher gewesen, was er zu tun hatte, doch jetzt sprach der Hüter mit ihm über Dinge, die er nicht verstand. »Es geht nicht um sie. Ihnen wird nichts passieren.«

»Das weißt du nicht.«

»Doch, das tue ich. Mein Plan ist, die D’myurj davon abzuhalten, mein Volk zu töten. Das ist alles. Das wird niemandem sonst schaden.«

»Das weißt du nicht.«

Calhoun wurde allmählich ungeduldig. »Du hast recht. Ich schätze, du hast recht. Aber es ist ein Risiko, das ich bereit bin, einzugehen. Die einzige Frage, die sich mir stellt, ist: Wirst du mir helfen? Ja oder nein?«

»Ich kann dir helfen, wenn du es wünschst. Das ist meine Natur, Mackenzie Calhoun. Dafür wurde ich geschaffen. Ich kann dich an den Punkt schicken, den du dir wünschst, und dann liegt es an dir, das zu tun, was du meinst, erreichen zu können.«

Einen langen Moment schwieg Calhoun. »Du denkst, ich sollte das nicht tun«, sagte er schließlich.

»Es ist nicht an mir, über solche Dinge nachzudenken. Die Entscheidung muss bei dir liegen, nicht bei mir.«

»Ja, das muss sie«, sagte Calhoun. »Und du kannst dort stehen und der Hüter sein und alles wissen, was war, und vielleicht einen Einblick in das haben, was sein wird. Aber ich weiß nur, dass ich den Gedanken nicht ertragen kann, der letzte Xenexianer zu sein.«

»Du hast einen Sohn.«

»Der mich hasst.« Er winkte ab. »Das spielt keine Rolle. Was zählt, ist, dass du eigentlich nicht lebst. Du bist eine Maschine. Du kannst nicht wissen, was ich durchmache. Du kannst nicht verstehen, was ich fühle. Ich bin für den Tod meines Volks verantwortlich. Meine Kurzsichtigkeit, meine Unfähigkeit, zu erkennen, was die D’myurj tun würden, führte zum Mord an jedem einzelnen Xenexianer. Ich muss etwas dagegen tun. Irgendwas. Egal was. Und weißt du, was? Es ist mir egal, ob ich damit die Realität, wie ich sie kenne, aufs Spiel setze. Es ist mir egal, ob die Gesamtheit von Raum und Zeit in Gefahr gerät. Du musst meine Geschichte abspielen und ich muss hineinspringen und dafür sorgen, dass mein Volk gerettet wird. Das ist es, was du für mich tun musst. Kannst du das?«

Der Hüter zögerte nicht. »Ja.«

Bis zu diesem Moment hatten nur die Lichter am äußeren Rand des Hüters geflackert. Sie hatten damit begonnen, als dieser das Wort ergriffen hatte. Jetzt aber flackerte die gesamte Vorrichtung auf. Auch der Kern des Hüters erwachte zum Leben und die Bilder überschlugen sich. Calhoun starrte ihn an und verstand nicht, was er da sah. »Was ist das?«

»Es ist die Geschichte von Xenex. Das ist der Planet, dem du helfen willst, also ist das die Zeitlinie, die ich dir zeige.«

Calhouns Augen weiteten sich vor Erstaunen. Ihm wurde klar, dass er hier stand und auf Momente in der Geschichte von Xenex starrte, die in den Überlieferungen zum Stoff von Legenden geworden waren. Je länger er zusah, desto schuldiger fühlte er sich. Wegen seiner Taten hatte alles, was sein stolzes Volk erreicht hatte, ein Ende gefunden. Er musste einen Punkt in der Zeit finden, an den er springen konnte und …

Obwohl …

Vielleicht hatte er zu kurz gedacht. In wenigen Augenblicken würde er den Punkt in seinem Leben sehen, an dem sein Vater durch die Hand der Eroberer seiner Welt gestorben war. Was wäre, wenn …?

Was wäre, wenn er seinen Vater rettete?

Das könnte er tun. Er könnte an diesen Zeitpunkt zurückspringen und seinen Vater retten. Er würde nicht sagen, wer er war, aber das würde keine Rolle spielen. Er hatte hilflos mit ansehen müssen, wie die Danteri seinen Vater auf dem öffentlichen Platz zu Tode geprügelt hatten. Jetzt konnte er ihn retten. Dann könnte er einen Aufstand organisieren und die Danteri besiegen, Jahre bevor er es als Kind getan hatte.

Mit der Hilfe seines Vaters könnte er die militärische Macht der Xenexianer so weit ausbauen, dass niemand – nicht einmal die D’myurj – in der Lage sein würde, sie zu vernichten.

Zugegeben, es wäre seltsam, wenn der junge M’k’n’zy zu einem perfekten Ebenbild von ihm heranwachsen würde, aber das ließe sich sicher umgehen.

Und er könnte seine eigene Zukunft ändern. Niemals der Sternenflotte beitreten. Bei seinem Volk bleiben. Und dann …

Würden alle sterben.

Sein Einfallsreichtum hatte die Excalibur schon so manches Mal gerettet. Würde die Besatzung ohne ihn die zahlreichen Gelegenheiten, bei denen ihr Leben auf dem Spiel gestanden hatte, überleben können?

Elizabeth, tot. Burgoyne, tot. Sie alle, tot.

Aber vielleicht würden sie überleben.

Oder vielleicht würden sie das nicht.

Calhoun war wie erstarrt, unsicher, was er tun sollte. Vielleicht sollte er seinen Vater nicht retten. Vielleicht sollte er warten, bis die D’myurj ihre Schrecken auf die Xenexianer losließen. Er könnte die Excalibur schon früher herbeirufen …

Nur war er bereits auf dem Schiff. Wie sollte er erklären, wer er war? Konnte er seine eigene Zeitlinie betreten?

Er verzog den Mund. Grozit, was war nur los mit ihm? Warum zweifelte er an allem, was er tun wollte? Das war nichts weniger als Wahnsinn. Er musste …

Er musste …

Die Zeit wirbelte vorbei. Er stand hilflos da und sah zu, wie sein Vater zu Tode geprügelt wurde. Er sah die Qualen seines jüngeren Ichs. Es war, als hätte man ihm einen Speer ins Herz gestoßen. Die Zeit raste vorwärts. Sie schien sich immer schneller zu bewegen und seine Beine zitterten, als er sich darauf vorbereitete, sich in den xenexianischen Zeitstrom zu stürzen, nicht mehr darauf achtend, wo genau er landete, sondern einfach entschlossen, sich irgendwo hineinfallen zu lassen, damit er eingreifen, etwas bewirken, ihr Leben retten konnte …

Eine Hand umklammerte seine Schulter.

Er wirbelte herum und war sich sicher, dass es der Lieutenant war, der irgendwie viel zu früh zu sich gekommen war. Er ballte seine Faust, bereit, loszuschlagen.

Er erstarrte mit erhobener Faust, völlig verblüfft.

»Hallo, Mac«, sagte Mark McHenry.

Calhoun fiel die Kinnlade herunter, als er den ehemaligen Steuermann der Excalibur anstarrte. McHenry war verschwunden … wann … zwei Jahre zuvor? Und doch war er jetzt hier und sah nicht älter aus als damals, als er verschwunden war, um angeblich durch das Universum zu wandern und nach interdimensionalen Bedrohungen Ausschau zu halten. Sein Gesicht war so jugendlich wie eh und je und sein braunes Haar hing ihm ins Gesicht. Er strich es sich lässig aus den Augen.

»Mark?« Calhouns Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

»Ja. Also … Sie haben vor, in den Hüter zu springen, hm?«

Calhoun nickte.

»Na ja. Das wollen Sie nicht tun.«

Calhoun sah von McHenry zu der Zeitlinie, die immer noch vorbeiflog. »Will ich nicht?«

»Nein. Denn wenn Sie das tun, stirbt alles. Das Schiff. Die Raumstation Bravo. Sie haben keine Ahnung, Mac, was Ihr Eingreifen ins Raum-Zeit-Kontinuum für eine Hölle auslösen würde.«

»Sie aber schon?«, fragte Calhoun in einem an Sarkasmus grenzenden Tonfall.

»Ja«, sagte McHenry sofort. »Allerdings.«

»Weil Ihr Vorfahre ein griechischer Gott war.«

»Aus einer Reihe von Gründen«, erwiderte McHenry, »obwohl das zugegebenermaßen einen großen Anteil daran hat, ja.«

Plötzlich streifte Calhoun McHenrys Hand ab und sprintete direkt auf den Hüter zu. Die Geschichte von Xenex raste vorbei und hatte fast den Punkt erreicht, an dem alle ausgelöscht werden würden.

Er erwartete, dass McHenry eingreifen würde. Einfach wieder vor ihm auftauchen oder ihn vielleicht an einen anderen Ort auf der Oberfläche des Planeten bringen würde. Aber nein, nichts. McHenry blieb genau dort, wo er war, und nichts konnte Calhoun davon abhalten, sich in die Vergangenheit von Xenex zu stürzen und …

Alle umzubringen.

Er rannte bis an den Rand des Hüters. Ein weiterer Schritt, mehr war nicht nötig.

Er erstarrte.

Am Rande der Ewigkeit stehend, konnte sich Mackenzie Calhoun nicht dazu zwingen, den letzten Schritt zu tun. Stattdessen stand er unbeweglich da und sah zu, wie die D’myurj den Xenexianern gegenübertraten.

Er stand wie erstarrt da, unfähig, sich zu rühren, als er sah, wie die D’myurj-Schiffe Feuer und Verderben auf sein Volk regnen ließen. Er wollte reagieren, aber er hatte keine Gefühle mehr in sich. Sie waren während der Zeit, die er mit der vergeblichen Suche nach Überlebenden – von deren Existenz er überzeugt gewesen war – auf Xenex verbracht hatte, aus seinem Körper gebrannt worden.

Langsam sank Calhoun auf die Knie und sah mit großen Augen, wie die Bilder vor seinen Augen vorbeizogen. Nein. Es gab keine Überlebenden. Die D’myurj waren viel zu gründlich. Seine Illusionen, dass einige der Xenexianer irgendwie ein Versteck gefunden hatten, um nicht entdeckt zu werden – auch nicht von den Sensoren der Sternenflotte –, wurden weggefegt. Die D’myurj vernichteten systematisch jeden. Es gab keinen Ort, an dem man sich vor ihnen verstecken konnte.

Er beobachtete das Ende der Xenexianer und das letzte Bild, das er sah, war er selbst auf seinem Heimatplaneten, als er die Zerstörung entdeckte, die die D’myurj dort angerichtet hatten.

Die Bilder endeten. Der Hüter schwieg eine Zeit lang.

»Soll ich noch einmal anfangen?«, fragte er schließlich.

Calhoun ließ den Kopf hängen. Er hatte nichts zu sagen. Er wollte weinen, aber seine Tränen waren längst versiegt.

Er hörte Schritte in der Nähe und sah in ihre Richtung. Es war McHenry. Ein Teil von Calhoun hatte zunächst angenommen, dass er sich Marks Anwesenheit vielleicht die ganze Zeit nur eingebildet hatte. Aber nein, er schien real zu sein. »Sie haben die richtige Entscheidung getroffen«, sagte McHenry.

»Was zum Teufel machen Sie hier, McHenry?«, wollte Calhoun wissen, der sich geistig erschöpft fühlte. »Warum sind Sie nicht im Universum unterwegs und suchen nach Ärger?«

»Sie waren dabei, dieses Universum zu verändern. Ich beschloss, dass Sie meiner Aufmerksamkeit bedurften.«

»Aber Sie haben mich nicht aufgehalten.«

»Sie mussten sich selbst aufhalten. Sie sind der Held. Was für ein Held wären Sie, wenn ich nötig wäre, um Sie körperlich davon abzuhalten, etwas Dummes zu tun?«

»Ich bin der Held?« Calhoun konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Stattdessen zeigte er mit dem Daumen in Richtung des ausgeknockten Marines. »Warum fragen Sie diesen Gentleman nicht, ob ich ein Held bin? Mal sehen, was er sagt.«

»Er wird sagen, dass Sie ein Mann sind, der leidet und trotzdem nichts von seiner Menschlichkeit verloren hat. Offensichtlich. Denn er und all seine Männer sind am Leben. Glauben Sie mir, es gibt viele Männer in Ihrer Position, die nicht gezögert hätten, sie einfach zu töten.«

Calhoun schnaubte nur. »Und was bedeutet das für mich?«, fragte er. »Wir haben keinerlei Hinweise auf die D’myurj. Sie scheinen in der Zwischenzeit untergetaucht zu sein, aber ich bin mir sicher, dass sie immer noch planen, was auch immer sie vorhaben, durchzuziehen. Der D’myurj, der sich für Nechayev ausgab, wurde vernichtet. Wir haben keine Ahnung, wo die echte Nechayev ist. Als die Fälschung starb, befand Soleta sich mit ihr in einer Gedankenverschmelzung, die sie ins Koma fallen ließ. Sie liegt derzeit auf der Raumstation Bravo, immer noch bewusstlos und, soweit wir das beurteilen können, gibt es keine Hoffnung, dass sie wieder aufwacht. Was würden Sie also vorschlagen, Mark? Ich meine … Sie sind das gottgleiche Wesen hier. Sagen Sie es mir. Wenn ich also meine Leute nicht rette, was zum Teufel soll ich dann tun, um mich dieser Situation anzunehmen?«

McHenry schob nachdenklich seine Unterlippe vor. »Tja, ich kann Ihnen wirklich nicht sagen, was die D’myurj vorhaben. Und ich kann Sie nicht zu Nechayev bringen. Soleta allerdings … da kann ich etwas tun.«

Calhoun hatte keine brauchbare Antwort von McHenry erwartet und war von seinem Angebot verblüfft. Er sah hoch. »Moment, wie war das? Sie können Soleta helfen? Mark, es ist ja nicht so, als wären wir untätig gewesen und hätten nichts versucht, um zu ihr durchzudringen. Wir haben erfahrene vulkanische Gedankenverschmelzungsexperten kommen lassen, die versucht haben, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Sie haben alle nichts erreicht.«

»Hatte einer von denen göttliche Vorfahren?«

»Nein.«

»Na also.« Er streckte eine Hand aus und half Calhoun auf die Beine. »Tja, dann … Raumstation Bravo, ja?«

Calhoun sah skeptisch auf McHenrys Hand. »Haben Sie vor, uns dort hinzubringen?«

»Das war der Plan, ja.«

»Vergessen Sie’s. Eine gottgleiche Kreatur schubst mich nicht durch die Gegend. Das Schiff, mit dem ich gekommen bin, steht etwa einen Kilometer von hier. Warum nehmen wir nicht einfach das?«

McHenry dachte darüber nach. »Kann ich Sie zum Schiff schubsen und dann fliegen wir?«

»Warum?«

»Ich mag Rumschubsen. Es ist bequem und schont die Schuhe.«

Trotz des Ernsts der Lage musste Calhoun schmunzeln. »Also gut.« Dann warf er einen Blick auf den bewusstlosen Offizier. »Ich will nur eine Botschaft hinterlassen.«

III

Nuevos Kopf schmerzte, als er langsam die Augen öffnete. Die jüngsten Ereignisse wirbelten durch seinen Kopf und er tastete automatisch nach seinem Phaser. Er war überrascht, dass dieser direkt neben ihm lag, griff danach und kam so schnell auf die Beine, dass er beinahe umkippte. Er schwenkte den Phaser herum und suchte ein Ziel.

Es gab keins.

Stattdessen waren zu seiner Überraschung Worte in den Boden neben ihm geritzt worden, offensichtlich mithilfe eines dünnen Phaserstrahls.

Dort stand: »SIE HABEN MIR AUSGEREDET, ZU GEHEN. GUT GEMACHT.«

Er starrte auf die Nachricht und war sich zunächst nicht sicher, was sie bedeutete. Dann stürzte alles, was geschehen war, auf ihn ein und er erinnerte sich an den Mann, gegen den er in dem Versuch gekämpft hatte, ihn von der Nutzung des Hüters abzuhalten.

Das war ihm offenbar gelungen.

Sein Kommunikator meldete sich. »Sir, hier ist Santiago! Ich bin gerade zu mir gekommen. Und es kommt eine Nachricht herein über einen gewissen Mackenzie Calhoun. Man vermutet, dass er hierherkommen will, und ich bin mir verdammt sicher, dass er es war, der mich niedergeschlagen hat.«

Wenige Augenblicke später meldeten sich auch seine anderen Männer und wollten wissen, ob es ihm gut gehe und was gerade passiert sei.

»Hier ist Nuevo«, sagte er knapp. »Es ist alles in Ordnung. Ich habe das geregelt.«