Star Trek - The Original Series 2: Feuertaufe: Spock - David R. George III - E-Book

Star Trek - The Original Series 2: Feuertaufe: Spock E-Book

David R. George III.

3,8

Beschreibung

In einem einzigen Augenblick ... werden sich die Leben dreier Männer für immer verändern. In diesem Sekundenbruchteil, der paradoxerweise sowohl durch Errettung als auch durch Verlust bestimmt wird, werden sie die Welt zerstören und sie dann wiederherstellen. Vieles war zuvor geschehen und vieles sollte noch danach kommen, aber nichts davon würde ihre Leben stärker beeinflussen als dieser eine, abgeschiedene Augenblick am Rande der Ewigkeit. In einem einzigen Augenblick ... sieht der in der Zeit zurückversetzte Spock dabei zu, wie sein engster Freund seinen Rat befolgt und die Liebe seines Lebens bei einem Verkehrsunfall sterben lässt, um die Geschichte der Erde zu bewahren. Als er in die Gegenwart zurückkehrt, sieht sich Spock jedoch mit ähnlichen Krisen konfrontiert und beschließt daraufhin, die Vergangenheit bewusst zu verändern. Durch die heiklen Anforderungen seiner Logik herausgefordert, wird er einen Weg finden müssen, sich seinen widersprüchlichen Entscheidungen zu stellen. In einem einzigen Augenblick ... den Spock niemals vergessen wird, bewahrte er die Zeitlinie auf Kosten von Jim Kirks Glück. Nun wird der Tod dieses Freundes Spock dazu bewegen, die fundamentalen Entscheidungen, die er für sein eigenes Leben getroffen hat, neu zu bewerten. Nicht bereit, seine Gefühle des Verlusts und des Bedauerns zu akzeptieren, wird er nach dem streben, was sich ihm bisher entzog: die vollkommene Kontrolle über seine Emotionen. Doch während seine Suche nach der perfekten Geometrie der totalen Logik ihn seine Reue beherrschen lässt, wird ihn ein weiterer Verlust dazu zwingen, sich erneut dem Feuer zu stellen, das er nie angenommen hat.

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STAR TREK®

FEUERTAUFE: SPOCK

DAS FEUER UND DIE ROSE

DAVID R. GEORGE III

Based onStar Trekcreated by Gene Roddenberry

Ins Deutsche übertragen vonAnika Klüver & Sabine Elbers

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – FEUERTAUFE: SPOCK – DAS FEUER UND DIE ROSE wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Anika Klüver und Sabine Elbers; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Sabine Elbers, Anika Klüver und Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: John Picacio; Print-Ausgabe gedruckt von CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the Czech Republic.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – CRUCIBLE: SPOCK – THE FIRE AND THE ROSE

German translation copyright © 2012 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2006 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™, ® & © 2012 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-942649-52-0 (Februar 2012) · E-Book ISBN 978-3-642649-57-5 (Februar 2012)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE

Für Audrey und Walter Ragan– Audrey Ann und der Navy Man –zwei meiner liebsten Personen,die mich mit außergewöhnlicher Liebe und Unterstützungin ihre Familie aufnahmen

VORWORT

Das Feuer und die ...Nun, gar nicht mal so viel Feuer

Ich habe also meine Herangehensweise an diese STAR TREK-Trilogie gefunden, mit der das vierzigjährige Jubiläum1 der Serie gefeiert werden soll. Zum einen werde ich sie allein auf den Episoden und Filmen mit der Classic-Besetzung basieren lassen (und als kleine Zugabe vielleicht auch ein wenig auf der Zeichentrickserie). Geht klar. Zweitens werden die Romane zwar viele bekannte Gesichter enthalten – Scotty, Sulu, Uhura, Chekov und andere –, aber jedes Buch wird sich auf eine der drei Hauptfiguren konzentrieren: McCoy, Spock und Kirk. Geht klar. Drittens werde ich die Geschichten durch ein Ereignis verbinden, und zwar durch diese Feuertaufe, die einen bedeutenden und langfristigen Einfluss auf die Leben dieser drei Figuren hatte. Geht klar.

Ich beende den Entwurf für die McCoy-Geschichte und mache mich an den für die Spock-Geschichte. Und genau wie ich es bei McCoy getan habe, frage ich mich, was wir noch nicht über Spock wissen. Erstaunlicherweise finde ich schnell eine Antwort darauf. Als er chronologisch gesehen das letzte Mal im STAR TREK-Universum auftauchte, hielt er sich heimlich auf Romulus auf und arbeitete an einer Wiedervereinigung der durch ihre Vorfahren verbundenen Vulkanier und Romulaner. Aber wie gelangte er dorthin und was geschah mit ihm, nachdem man ihn in der THE NEXT GENERATION-Episode »Wiedervereinigung?« sah? Mehr noch, gab es eine Möglichkeit dies mit meiner Idee der Feuertaufe zu verbinden? Wie sich herausstellte, gab es tatsächlich eine Möglichkeit.

Also schrieb ich einen detaillierten Entwurf. Er enthielt komplexe Politik, stürmische Action und mehr als nur ein wenig Figurenerforschung. Am Ende war ich der Meinung, eine recht gute Geschichte entworfen zu haben.

Und dann warf ich sie in den Müll.

Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht und meinem tapferen Redakteur Marco Palmieri – der immer noch auf meinen Entwurf wartete – einige Ideen mitgeteilt hatte, erkannte ich, dass meine Geschichte kaum dazu beitrug, die Originalserie zu feiern. Spock würde zwar die Hauptfigur sein, und es würde einige Rückblenden geben, in denen Kirk, McCoy und der Rest der Enterprise-Besatzung vorkommen konnten, aber es erschien mir dennoch falsch, einen STAR TREK-Jubiläumsroman hauptsächlich in der Zeit von THE NEXT GENERATION spielen zu lassen.

Also was nun? Wieder fragte ich mich, was ich nicht über Spock wusste – besonders was ich nicht aus der Serie und den Filmen wusste. Ich dachte eine Weile darüber nach, grübelte und überlegte, und dann sah ich plötzlich genau wie bei McCoy etwas, das direkt vor meiner Nase lag. Spock hatte in seinem Leben etwas getan – etwas Großes –, das vollkommen ungeklärt blieb. Ich wollte es erklären, aber ich wollte mich dabei nicht unbedingt mit dem Ereignis selbst beschäftigen. Vielleicht, so dachte ich, könnte Spock sich erneut entscheiden, etwas Großes zu tun, und das könnte ich dann ausarbeiten, während ich gleichzeitig einen Blick auf das erste große Ereignis werfe und Parallelen zwischen beiden finde.

Okay, nicht schlecht. Aber würde sich die Idee der Feuertaufe in diese Geschichte einfügen lassen? Wie sich herausstellte, war es möglich, und zwar auf eine Weise, die mir besonders gut gefiel und außerdem auch noch den McCoy-Roman einbeziehen würde. Alles schien sich an seinen Platz zu fügen.

Und wieder war ich ganz in meinem Element.

Werden wir nicht nachlassen in unserm KundschaftenUnd das Ende unseres KundschaftensWird es sein, am Ausgangspunkt anzukommenUnd den Ort zum ersten Mal zu erkennen.Durch das unbekannte, erinnerte Tor,Wenn der letzte Fleck Erde, der zu entdecken bleibt,Jenes ist, das den Anfang gebildet;An dem Quellengrund des längsten StromesDie Stimme des verborgenen Wasserfalls,Und die Kinder im Apfelbaum,Unerkannt, weil nicht erwartet,Aber gehört, halb gehört, in der StilleZwischen zwei Wellen der See.Rasch nun, hier, jetzt, immer –Ein Zustand vollendeter Einfalt(Der nicht weniger kostet als alles)Und alles wird gut sein,Jederlei Ding wird gut sein undWenn die Feuerzungen sich nach innen faltenZum Schifferknoten aus FeuerUnd eins werden Feuer und Rose.

– T. S. Eliot,Little Gidding, V

LEILA:

Wir sind hier glücklich ... Ich kann dich jetzt nicht verlieren, Spock

SPOCK:

Ich habe eine Verantwortung ... diesem Schiff gegenüber ... dem Mann auf der Brücke gegenüber. Ich bin, was ich bin, Leila, und wenn es selbsterschaffene Fegefeuer gibt, müssen wir alle in ihnen leben.

– »Falsche Paradiese«

 

1 In den USA erschien dieser Roman vor fünf Jahren zum vierzigjährigen STAR TREK Jubiläum. In Deutschland erscheint er nun bei Cross Cult zum fünfundvierzigjährigen Jubiläum.

OUVERTÜRE

Links der Bergkette

Als er das Bewusstsein wiedererlangte, brummte sein Schädel, und er fühlte ...

Nichts, sagte sich Spock wie aus einem Reflex heraus. Ich fühle nichts. Zumindest nicht auf emotionaler Ebene, doch Schmerz schoss durch seinen Körper, und Erschöpfung beeinträchtigte seinen Geist. Der Energieblitz, der in ihn gefahren war, hatte ihn bewusstlos zu Boden geschleudert. Ein dumpfer Schmerz breitete sich in seinen Muskeln und Gelenken aus und vernebelte seinen Geist. Er erinnerte sich an die Dringlichkeit der Situation und wusste, dass er das schmerzhafte Pochen, das seinen ganzen Körper durchzog, sowie die Erschöpfung, die seinen Verstand einlullte, einfach ignorieren musste.

Spock schloss für einen Moment seine Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Sobald er seinen Geist ausreichend unter Kontrolle hatte, lauschte er den Geräuschen seiner Umgebung. Sofort bemerkte er, dass das leise Summen des Kraftfelds verschwunden war. Er hörte keine Stimmen, keine Schritte, keinerlei Bewegung irgendeiner Art, bis auf ... dort, am Rande seiner Wahrnehmung ... nicht hier im Korridor, aber irgendwo in der Nähe vernahm er langsame gleichmäßige Atemgeräusche.

Aber es ist nicht Mitchell, dachte er. Spock erkannte das leicht angestrengte Atemmuster und wusste, dass es nicht zu dem mutierten Steuermann der Enterprise, sondern zu dem ältlichen Leitenden Medizinischen Offizier gehörte. Ansonsten hörte er niemanden.

Spock öffnete seine Augen und sah das Glühen des Beleuchtungs felds an der Decke über sich. Er erhob sich mühsam in eine sitzende Position. Seine Arme pochten, und sein Gleichgewicht drohte ihm zu entgleiten. Er hielt inne und leerte seinen Geist, indem er sich auf eine einzige Empfindung konzentrierte: Er fühlte nur noch den harten, porigen und kühlen Beton unter seinen Händen.

Vor sich konnte er Mitchells leere Zelle erkennen. Der Rahmen, der den Eingang umgab und normalerweise das Eindämmungsfeld erzeugte, war nun dunkel. Spock stand auf und sah sich um. Dann betrat er die notdürftig zusammengebaute Arrestzelle, die das Sicherheitsteam der Enterprise hier auf Delta Vega konstruiert hatte. Der kleine rechteckige Raum enthielt lediglich ein Bett, ein Waschbecken mit einem Spiegel sowie eine Toilette. Er entdeckte keinen Hinweis auf Gary Mitchell oder auf das Wesen, in das der Lieutenant Commander sich verwandelt hatte. Auch von Captain Kirk oder Dr. Dehner gab es keine Spur, obwohl beide anwesend gewesen waren, als Mitchell zugeschlagen hatte. Auch wenn er hinter einem Kraftfeld gefangen gewesen war, hatte der immer stärker werdende Offizier seine Wärter angegriffen, indem er ein kontrolliertes Energienetz erschuf, mit dem er erst den Captain und dann Spock außer Gefecht setzte.

Nun näherten sich vertraute Schritte, und Spock trat zurück in den Korridor. Dort fiel ihm auf, dass auch das Phasergewehr fehlte, das er vom Schiff angefordert hatte. Er wollte es aus Verteidigungszwecken griffbereit haben, falls es Gary Mitchell gelingen sollte, zu entkommen. Doch leider war Spock nicht in der Lage gewesen, die Waffe abzufeuern, bevor er das Bewusstsein verloren hatte.

Dr. Piper kam um die Ecke des Korridors. Der grauhaarige Mensch mit dem faltigen Gesicht trug seine schwarze Arzttasche über der Schulter. »Spock«, sagte er, »wann sind Sie wieder zu sich gekommen?« Er nahm die Tasche und wühlte darin herum.

»Gerade eben erst«, erwiderte Spock. »Haben Sie die Mitglieder des Außenteams gesehen? Oder Mitchell?«

Piper starrte Spock ernst an. »Kelso ist tot«, sagte er und bezog sich damit auf den Navigator des Schiffes. »Ich fand ihn im Kontrollraum. Er wurde mit einem Stück Kabel erwürgt.«

Trauer stieg in Spock auf, eine Reaktion auf den Verlust eines Lebens – besonders den unnötigen Verlust eines Lebens –, und er drängte sie zurück. Kelso hatte kürzlich seinen Auftrag beendet, hier in der automatisierten Lithium-Spaltstation nach Ausrüstungsteilen zu suchen. Diese wurden benötigt, um den Hauptantrieb der Enterprise ausreichend zu reparieren, damit sie die nächste Reparaturbasis erreichen konnte. Zusammen mit dem Captain, Dr. Piper, Dr. Dehner und Spock war der Lieutenant eines der letzten Mitglieder des Außenteams gewesen, die sich noch auf dem Planeten befanden. Die fünf Offiziere wollten gerade zurück aufs Schiff beamen und ihren Gefangenen hier zurückzulassen, als Mitchell sie angegriffen hatte.

»Was ist mit Captain Kirk und Dr. Dehner?«, wollte Spock wissen.

Piper hielt den Blick auf seine Arzttasche gerichtet und zog einen kleinen Beutel heraus. »Als ich in den Kontrollraum kam und Kelso fand, sah ich, wie sich Gary und Doktor Dehner in Richtung des Tals links der Bergkette aufmachten«, erklärte er. »Danach fand ich Sie und den Captain hier vor.« Er deutete auf den Boden und nahm dann eine weiße Tablette aus dem Beutel. Er hielt Spock das Medikament hin und sagte: »Ich habe den Captain wiederbelebt und ihm eine dieser Tabletten gegeben. Sie sollten ebenfalls eine nehmen.«

Spock nahm die Tablette an, schluckte sie aber nicht sofort. »Wo befindet sich der Captain jetzt?«

»Er nahm das Phasergewehr und verfolgte Gary«, erwiderte Piper. Spock erkannte, dass Mitchell so mächtig geworden sein musste, dass er die Waffe gar nicht mehr benötigte, um sich zu verteidigen. Vermutlich spielte es für ihn nun auch keine Rolle mehr, ob sie im Besitz seiner Verfolger war. »Der Captain wollte, dass ich warte, bis er weg ist, bevor ich Sie aufwecke. Unsere Befehle lauten, sofort zur Enterprise zurückzukehren. Wenn Sie nach zwölf Stunden nichts von ihm gehört haben, sollen Sie das Schiff zur nächsten Sternen basis beordern und seine Empfehlung überbringen, dass der Planet mit einer tödlichen Dosis Neutronenstrahlung beschossen wird.«

»Ja«, sagte Spock, der Captain Kirks Plan nachvollziehen konnte. Mitchells wachsende Stärke und Fähigkeiten sowie seine unmoralischen Ziele bedeuteten, dass er aufgehalten werden musste. Dies ließ sich am besten hier am Rande der Galaxis bewerkstelligen, wo es keine stark bevölkerten Planeten gab. Als Spock über die Situation nachdachte, überkamen ihn erneut Schmerz und Erschöpfung. Der Arzt musste seine kurzzeitige geistige Abwesenheit bemerkt haben, denn er deutete auf die Tablette in der Hand des Vulkaniers.

»Sie sollten das Medikament wirklich nehmen«, riet Piper. »Ich weiß, was Sie durchmachen. Gary hat mich auf die gleiche Weise ausgeschaltet wie Sie und den Captain.«

»Was ist das?«, wollte Spock wissen und hielt die Tablette hoch.

»Ein schmerzstillendes Mittel mit einem milden Stimulans«, antwortete der Arzt. »Es wird Ihnen helfen, sich zu konzentrieren.«

Spock nahm die Tablette in dem Mund und schluckte sie herunter. »Wie viel Zeit ist seit Mitchells Angriff vergangen?«

»Neunzig Minuten«, erwiderte Piper. »Und der Captain ist bereits seit fünfundvierzig Minuten wieder bei Bewusstsein und nahm gleich die Verfolgung von Gary und Doktor Dehner auf.«

»Können Sie bestätigen, dass Mitchell den Doktor als Geisel mitnahm?«, fragte Spock. Es ergab Sinn, dass Dehner gegen ihren Willen mitgenommen worden war, doch aufgrund ihres offensichtlichen Interesses an Mitchell – sowohl was seine Verwandlung betraf als auch auf persönlicher Ebene – schloss Spock nicht aus, dass sie sich ihm freiwillig angeschlossen hatte.

»Nein, das kann ich nicht«, entgegnete Piper. »Sie ging zwar ruhig neben ihm her, aber das bedeutet nicht, dass er sie nicht dazu zwang, mit ihm zu gehen.«

Spock nickte und zog dann seinen Kommunikator von seinem Gürtel. Als er ihn aufklappte, zirpte das Gerät, um seine Funktionsbereitschaft anzuzeigen. »Spock an Enterprise.«

»Das habe ich auch schon versucht«, teilte Piper ihm mit. »Ich komme nicht durch.« Als ob er die Aussage des Arztes bestätigen wollte, gab der Kommunikator einen Schwall aus statischem Rauschen von sich. Spock klappte das Gerät zu und steckte es zurück an seinen Gürtel.

»In diesem Fall«, sagte er, »können wir den Befehl des Captains, zum Schiff zurückzukehren, nicht befolgen ...« Völlig unerwartet piepte sein Kommunikator zwei Mal, um eine eintreffende Übertragung zu melden. Spock zog ihn wieder hervor und öffnete ihn erneut.

»Enterprise an Außenteam«, erklang die Stimme des Chefingenieurs. Lieutenant Commander Scott war das vierthöchste Mitglied in der Kommandohierarchie der Enterprise. Da sich Kirk und Spock auf dem Planeten befanden und Mitchell vom Dienst entbunden worden war, befehligte er derzeit das Schiff. Er klang eindringlich und besorgt.

»Spock hier.«

»Mister Spock«, stieß Scott überrascht hervor. »Wir versuchen bereits seit einer Stunde, das Außenteam zu erreichen. Ist alles in Ordnung?«

»Negativ«, erwiderte Spock. »Lieutenant Kelso wurde ermordet. Mitchell ist entkommen und aus der Lithium-Spaltstation geflohen. Er hat Doktor Dehner mitgenommen, und Captain Kirk verfolgt sie.« Scott spie einen gälischen Fluch aus. »Doktor Piper ist hier bei mir. Beamen Sie uns beide sofort zurück an Bord.«

»Aye, Sir«, sagte Scott. »Wird erledigt.«

»Spock Ende.« Er steckte den Kommunikator zurück an seinen Gürtel, während er überlegte, wie man die Schiffssensoren einsetzen konnte, um nach dem Captain und Mitchell zu suchen. Als er darüber nachdachte, was er sonst noch unternehmen konnte, ertönte das Summen des Transporters im Korridor.

Der Himmel brannte.

Spock beugte sich über den Sensormonitor auf seiner Wissenschaftsstation und betrachtete die dramatischen atmosphärischen Auswirkungen. In der Ozonschicht klaffte ein Loch, durch das die ultravioletten Strahlen der Sonne Delta Vegas ungehindert durch die Troposphäre dringen und schließlich auf die Planetenoberfläche treffen konnten. Doch die Durchlöcherung des Mantels aus dreiwertigem Sauerstoff, der diese Welt umgab, bot keine ausreichende Erklärung für die Schicht aus glühender Materie, die über der Wolkendecke schwebte.

Darunter mochte Captain Kirk schon längst tot sein, dessen war sich Spock bewusst.

Er richtete sich auf und sah zum Hauptschirm im vorderen Bereich der Brücke der Enterprise. Darauf drehte sich der rotbraune Planet, den das Schiff nach wie vor umkreiste. An diesem abgelegenen Ort befand sich die unbemannte Lithium-Spaltstation, und zwischen den Besuchen einzelner Erzfrachter vergingen oft Jahre. Ansammlungen grauweißer Wolken huschten um die Kugel herum, und an einer Stelle konnte Spock den hellen orangefarbenen Plasmafleck sehen, der im All über dem Tal schwebte, in dem sich die Abbau- und Verarbeitungsanlage befand.

Bis vor ein paar Stunden hatten die Schwaden aus superheißem, ionisiertem Gas noch nicht existiert. Chefingenieur Scott hatte berichtet, dass er auf der Brücke gewesen war und über eine Komm-Verbindung mit Lieutenant Kelso gesprochen hatte, als das Phänomen plötzlich aufgetaucht war. Scott hatte den Kontakt zu Kelso verloren, und auch alle weiteren Versuche, die anderen Mitglieder des Außenteams zu erreichen, waren fehlgeschlagen. Eine Plasmaschicht blockierte jegliche Kommunikation, bis er schließlich zu Spock durchgedrungen war. Zu diesem Zeitpunkt war die Menge der Ionen, freien Elektronen und neutralen Atome gerade weit genug zurückgegangen, um Kommunikations- und Transporterfunktionen zwischen der Enterprise und der Erzstation wieder zu ermöglichen. Sobald Spock und Piper an Bord gebeamt waren, hatte sich die Plasmamasse jedoch wieder verdichtet und bedeckte nun das gesamte Tal.

Angesichts dieser Ereignisse vermutete Spock, dass sich Mitchells Fähigkeiten mittlerweile so weit entwickelt hatten, dass er störende Materie in der Atmosphäre erschaffen und beeinflussen konnte. Wenn dem so war, hatte der ehemalige Steuermann Spock und Piper aus irgendeinem Grund gestattet, zurück aufs Schiff zu beamen. Er schien jedoch nicht gewillt zu sein, irgendein Mitglied der Besatzung zurück auf die Oberfläche kommen zu lassen. Hinzu kam, dass die durch das Plasma verursachten Interferenzen den Einsatz der Sensoren verhinderten. So war es praktisch unmöglich, Mitchell ausfindig zu machen und ihn dann direkt von der Planetenoberfläche in ein neues Gefängnis – oder gleich ins Vakuum des Weltalls – zu beamen. Genauso wenig konnten sie den Captain und Dr. Dehner lokalisieren, um sie zu retten.

Spock setzte sich an seine Wissenschaftsstation und wandte sich dann der Kommunikationskonsole zu. »Mister Alden«, sagte er, »hat sich die Intensität der Interferenz mittlerweile verändert?«

»Es gab einige Schwankungen, Sir«, erwiderte Alden, dessen Hand zu dem silbernen Feinberg-Empfänger in seinem linken Ohr wanderte. »Aber nicht genug, um durchzukommen.«

Spock dachte darüber nach und fragte sich, ob sich Mitchell die ganze Zeit über darauf konzentrieren musste, das Plasmafeld aufrechtzuerhalten, oder ob es von selbst stabil blieb, sobald es einmal erschaffen worden war. »Versuchen Sie weiter, den Captain zu erreichen«, wies er Alden an. Spock sah zurück zum Hauptschirm und überlegte, welche Vorbereitungen zu treffen waren. Der letzte Befehl des Captains, den Piper ihm überbracht hatte, war eindeutig gewesen. Da der Captain nun schon seit Stunden fort war, musste Spock die Mannschaft auf alle Eventualitäten vorbereiten.

Diese ganze Situation hatte ursprünglich damit angefangen, dass das Schiff der Spur der S.S. Valiant gefolgt war, einem Erdenschiff, das vor zwei Jahrhunderten verschollen war. Offenbar hatte der Kommandant des Schiffes dessen Zerstörung befohlen, nachdem es auf eine unerwartete Energiebarriere am Rande der Galaxis getroffen war. Die Enterprise war ebenfalls durch dieses unbekannte Feld geflogen, wodurch der Hauptantrieb ausgefallen und neun Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen waren. Zwei weitere – Mitchell und Dr. Elizabeth Dehner – waren von einer Art Entladung getroffen worden. Als Dehner, eine Psychiaterin, die sich an Bord befand, um die Reaktionen der Besatzung in Notfallsituationen zu beobachten, wieder zu sich gekommen war, wirkte sie völlig normal. Das Phänomen schien keinerlei Auswirkungen auf sie gehabt zu haben. Mitchell hingegen wies ein seltsames silbernes Glühen in den Augen auf und besaß plötzlich extrem verstärkte mentale Fähigkeiten wie Telepathie und Telekinese. Außerdem war er in der Lage, elektrische Energieblitze zu erzeugen, die er als Waffe einsetzen konnte. Doch stellte sich später heraus, dass sich mit dem exponentiellen Anstieg seiner Kräfte auch seine Persönlichkeit veränderte. Er wurde von einem freundlichen und fähigen Sternenflottenoffizier zu einem Größenwahnsinnigen. Er sprach davon, Welten zu benutzen und seine Mannschaftskollegen wie Insekten zu zerquetschen. Spock erkannte schnell, dass man ihn aufhalten musste. Seitdem hatten Mitchells Worte und Taten nur dazu beigetragen, diese Einschätzung zu unterstützen.

Spock streckte eine Hand über seine Konsole aus und öffnete einen Interkom-Kanal. »Brücke an Hangardeck«, sagte er.

»Hangardeck«, meldete sich das diensthabende Besatzungsmitglied sofort. »Fields hier.«

»Mister Fields, hier spricht Spock. Machen Sie das Shuttle Darwin startbereit. Kontaktieren Sie die Waffenkammer und lassen Sie die Kabine mit Phasergewehren für eine sechsköpfige Besatzung ausstatten.«

»Ja, Sir«, bestätigte Fields.

»Brücke Ende«, sagte Spock und schloss den Kanal. Momentan beabsichtigte er noch nicht, einen Rettungstrupp auf den Planeten zu schicken, da er damit gegen Captain Kirks Befehle verstoßen würde. Doch da sie weiterhin keine Möglichkeit hatten, Mitchells oder Kirks derzeitigen Status zu bestimmen, würde Spock eventuell sehr schnell handeln müssen, sobald sich etwas veränderte. Daher war es ratsam, so gut wie möglich vorbereitet zu sein.

Nach der verlustreichen Reise der Enterprise durch die Energiebarriere am Rande der Galaxis hatte Spock Captain Kirk geraten, das Schiff nach Delta Vega zu fliegen. Zum einen ließ sich mit den dort vorhandenen Ressourcen der Hauptantrieb reparieren, und zum anderen bot sich die Möglichkeit, Mitchell auf dieser unbewohnten Welt auszusetzen. Als der Captain sich aus Respekt für den Steuermann weigern wollte, diesem Vorschlag nachzukommen, hatte Spock ihm klargemacht, dass die einzige vernünftige Alternative darin bestand, Mitchell zu töten. Darauf hatte der Captain heftig reagiert und Spock sogar angefleht, ihrem Mannschaftskameraden gegenüber Mitgefühl zu zeigen oder sich wenigstens so zu verhalten, als würde er eine solche Emotion empfinden. Doch irgendwann hatte Kirk schließlich doch nachgegeben und beschlossen, seinen langjährigen Freund in der Erzverarbeitungsanlage einzusperren und ihn auf dem Planeten zurückzulassen. Dr. Piper zufolge machte sich der Captain für Mitchells Entkommen verantwortlich und hatte deswegen auch persönlich die Verfolgung aufgenommen.

Seitdem versuchten Spock und die Besatzung, eine Möglichkeit zu finden, die Plasmawolke und die Interferenzen, die sie verursachte, zu umgehen. Unter anderem hatten sie bereits nach den Stellen gesucht, an denen die Dichte der Wolke am geringsten war, die Einstellung der Kommunikations- und Sensorträgerwellen angepasst, die Reichweite beider Funktionen verstärkt und versucht, Wasser, Dampf und Felsformationen auf der Planetenoberfläche als Reflektor zu benutzen – alles ohne Erfolg. Spock hatte auch überlegt, mit den Phasern des Schiffes durch das ionisierte Gas zu schneiden, doch er wollte nicht riskieren, alles Darunterliegende einzuäschern – einschließlich Captain Kirk und Dr. Dehner.

Spock bediente geschickt die Kontrollen auf seiner Wissenschaftsstation und führte einen weiteren Scan der Plasmaschicht durch, um ihre Schwächen zu finden. Währenddessen dachte er über den Rat nach, den er Kirk gegeben hatte – nämlich, dass er seinen besten Freund töten sollte. Spock war nach wie vor überzeugt, dass die Gefahr, die Mitchell darstellte, nur durch dessen Tod beendet werden konnte. Dennoch machte er sich jetzt Vorwürfe, diese Einstellung vor Kirk vertreten zu haben. Der Respekt vor dem Leben war ein grundsätzlicher Bestandteil seiner persönlichen Philosophie und der Moral im Allgemeinen. Und er wusste, dass der Captain ebenso dachte. Doch Spock ließ sein Urteilsvermögen nicht von Emotionen beeinflussen, der Captain hingegen schon. Für Spock war die Entscheidung, dass Mitchells Leben beendet werden sollte, das Ergebnis einer Gleichung, in die er die Fakten einer Situation einsetzte und sie gegen das Allgemeinwohl abwog. Auf diese Weise traf er jede Entscheidung. Er musste dabei keine Gefühle wie Trauer oder Bedauern berücksichtigen, wie es der Captain zweifellos getan hatte.

Gibt es eine andere Möglichkeit?, fragte sich Spock. Ursprünglich war er davon ausgegangen, dass es eine Lösung darstellen würde, den zweiten Offizier auf Delta Vega auszusetzen und das System anschließend unter Quarantäne zu stellen. Doch da das Ausmaß von Mitchells übermenschlichen Kräften stetig weiter anzusteigen schien, wurde diese Option immer unwahrscheinlicher. Nun, da er gesehen hatte, wozu der mutierte Offizier in der Lage war ...

Auf der Anzeige vor ihm veränderten sich plötzlich die Messwerte der Atmosphäre über dem Tal. Die Zahlen, die extrem hohe Temperaturen, veränderten Druck und gestörte Windbewegungen anzeigten, fielen innerhalb einer Sekunde alle in den normalen Bereich zurück. Spock stand auf und beugte sich über den Sensormonitor. Die Plasmaschicht war verschwunden.

»Mister Spock«, sagte Lieutenant Alden. »Wir empfangen eine eingehende Übertragung von Captain Kirk.«

Spock richtete sich auf und wandte sich der Kommunikationskonsole zu. »Auf die Lautsprecher«, befahl er. Alden bearbeitete seine Konsole, und eine Sekunde später erklang die Stimme des Captains auf der Brücke.

»Enterprise«, schnaufte er und atmete dann langsam und schwer ein, als ob er vollkommen erschöpft wäre. »Hier ist Captain Kirk. Bitte kommen.«

Spock drückte einen Knopf auf seiner Konsole.

»Hier ist Spock«, sagte er. »Geht es Ihnen gut, Captain?«

»Ja«, keuchte Kirk. »Gary und Doktor Dehner ... sind tot.« In der kurzen Pause nahm Spock nicht nur die Erschöpfung des Captains wahr, sondern auch seinen emotionalen Aufruhr. »Beamen Sie mich zurück nach Hause.«

Spock zögerte. Er glaubte zwar, dass es Kirk mithilfe des Phasergewehrs gelungen sein könnte, Mitchell zu töten, und dessen Tod mochte auch das Verschwinden des Plasmafelds erklären, aber Spock musste sicher sein. »Captain«, sagte er, »ich bitte um Ihre Erlaubnis, Sensorscans der Oberfläche durchführen zu dürfen, bevor wir Sie zurück an Bord holen.« Er musste seine Vermutung, dass Mitchells Fähigkeiten ihn vielleicht in die Lage versetzten, Captain Kirk nachzuahmen, nicht näher erklären. Keinesfalls wollte er Mitchell eine Möglichkeit bieten, von Delta Vega zu entkommen und bewohnte Welten zu erreichen.

»Verstanden«, sagte der Captain. »Ich bleibe auf meiner derzeitigen Position.«

»Bestätigt«, erwiderte Spock.

»Kirk Ende.«

Spock wandte sich erneut an den Kommunikationsoffizier. »Mister Alden, übermitteln Sie die Koordinaten der Übertragung an die Wissenschaftskonsole.«

»Aye, Sir«, sagte Alden und machte sich an seinen Kontrollen zu schaffen.

Spock schloss den Kanal, über den er gerade gesprochen hatte, und öffnete eine Interkomverbindung. »Brücke an Krankenstation«, sagte er.

»Krankenstation, Piper hier«, kam die Antwort.

»Doktor, melden Sie sich umgehend auf der Brücke«, bat Spock.

»Bin schon unterwegs«, bestätigte Piper.

Spock trennte die Verbindung und beugte sich wieder über seinen Sensormonitor. Er würde die Planetenoberfläche sowohl nach Captain Kirk als auch nach Dehners und Mitchells Leichen scannen. Sobald Piper eintraf, würde er in der Lage sein, die Scans des Captains zu untersuchen und zu verifizieren. Mitchells Kräften zum Trotz glaubte Spock nicht, dass er Captain Kirks Zellmuster perfekt nachzuahmen verstand.

Erleichtert, aber nach wie vor vorsichtig bediente Spock die Sensorkontrollen und begann mit seiner eigenen Analyse.

Spock stand neben der Wissenschaftsstation und beobachtete, wie Crewman Tamboline eine Routinediagnose durchführte. Tamboline war ein Petty Officer Second Class, der kürzlich eine Versetzung in die wissenschaftliche Abteilung beantragt hatte. Captain Kirk war seinem Gesuch nachgekommen, und Spock kümmerte sich nun um die Ausbildung des jungen Mannes.

Der Captain saß auf dem Kommandosessel und beorderte die Enterprise von Delta Vega zu Sternenbasis 20. Spock schaute zur Brückenmitte und entdeckte Chefingenieur Scott, der vorübergehend für den verstorbenen Lieutenant Commander Mitchell eingesprungen war. Er betätigte die Steuerkontrollen und brachte das Schiff auf den neuen Kurs. Als das vertraute Brummen des Impulsantriebs durch die Deckplatten hallte, verschwand das Bild des Planeten vom Sichtschirm und hinterließ ein weites Sternenfeld.

Abgesehen von dem monotonen Geräusch des Unterlichtantriebs sowie den gelegentlichen Klick- und Pieplauten der übrigen Ausrüstung herrschte auf der Brücke völlige Stille. Zweifellos spiegelte dies die düstere Stimmung der Besatzung wider. Der Captain war am Tag zuvor auf das Schiff zurückgekehrt und hatte offiziell bestätigt, dass Lee Kelso, Gary Mitchell und Elizabeth Dehner tot waren. Nach den neun Verlusten, die es erst letzte Woche beim Durchqueren der Galaktischen Barriere gegeben hatte, waren diese drei weiteren Tode für viele Mitglieder der ohnehin schon traumatisierten Besatzung ein zusätzlicher Schock. Als Spock heute sein Mittagessen in der Messe eingenommen hatte, war ihm aufgefallen, dass die anderen Anwesenden äußerst missmutig wirkten. Obwohl die Tode der vergangenen Woche die Mannschaft eindeutig mitgenommen hatten, war die Ablenkung durch den Ausfall des Hauptantriebs der Enterprise und Mitchells unglaubliche Veränderung groß genug gewesen, um nicht ständig an die verlorenen Kollegen denken zu müssen. Doch nun, da sich das Schiff auf dem Weg zu Sternenbasis 20 befand, um weitere Reparaturen durchführen zu lassen, gab es nur wenig, was die Besatzung von ihrer Trauer ablenken konnte.

Spock beobachtete, wie der Captain mit seiner verbundenen rechten Hand nach oben griff. Der weiße Gipsverband reichte von seinen Fingerspitzen bis unter sein Handgelenk. Kirk schaltete das Mikrofon an, das sich am Ende eines flexiblen Metallkabels befand, das sich wiederum aus der Seite des Kommandosessels in die Höhe erstreckte. »Logbuch des Captains, Sternzeit 1313, 8«, sagte er. »Zu den offiziellen Verlusten zählt auch Doktor Elizabeth Dehner. Sie gab ihr Leben in Ausübung ihrer Pflichten.« Seine Stimme klang fest und passte zu dem ruhigen Auftreten, das er seit seiner Rückkehr von Delta Vega an den Tag gelegt hatte. Während der Tage, in denen Mitchells Veränderung vonstattengegangen war, hatte Spock bereits eine gewisse Anspannung beim Captain bemerkt. Doch seit dieser gezwungen gewesen war, seinen besten Freund eigenhändig zu töten, schien Kirk wesentlich ruhiger zu sein. Diese emotionale Kontrolle – ob sie nun innerlich oder lediglich äußerlich war – beeindruckte Spock.

Nachdem er einen Blick auf die Wissenschaftsstation geworfen hatte, um Tambolines laufende Diagnose zu überprüfen, trat Spock vom oberen Bereich der Brücke in den unteren. Er ging an Yeoman Smith vorbei, die rechts hinter dem Stuhl des Captains stand. Als Spock den Kommandosessel erreichte, beendete Kirk gerade seinen Logbucheintrag. »Das Gleiche gilt für Lieutenant Commander Gary Mitchell«, sagte er und schaltete das Aufnahmegerät ab. »Ich will, dass seine Dienstakte mit diesem Eintrag endet«, teilte der Captain Spock mit und bezog sich zweifellos auf Mitchell. »Er hat nicht darum gebeten, dass ihm so etwas passiert.«

Ein plötzliches Gefühl der Schuld zuckte durch Spocks Geist. Die Empfindung an sich beunruhigte ihn. Nach all den Jahren, die er mit dem Erlernen vulkanischer Meditations- und Kontrolltechniken verbracht hatte, konnte er seine Emotionen immer noch nicht vollständig unterdrücken. Gleichzeitig fand er jedoch eine sofortige Verwendung für sein unwillkommenes Bedauern. »Mir tut ebenfalls leid, was mit ihm geschehen ist«, gab er zu, da er erkannte, dass der Captain völlig recht hatte. Mitchell hatte nichts getan, um dieses Schicksal zu verdienen. Außerdem wollte Spock Kirk in dieser für ihn schwierigen Zeit seine Unterstützung gewähren.

»Ich glaube, es besteht doch noch Hoffnung für Sie, Mister Spock«, sagte der Captain.

Spock sah ihn an und gestattete seinen Mundwinkeln, leicht nach oben zu zucken. Er verspürte weder Humor, noch fand er den Inhalt von Kirks Aussage schmeichelhaft, aber er wusste die Absicht des Captains zu schätzen. Kirk hatte sehr hitzig auf Spocks Vorschläge reagiert, wie mit Mitchell zu verfahren sei, daher wollte er nun eindeutig den Wert und die Angemessenheit dieser Vorschläge anerkennen.

Als Spock einen Blick auf den Hauptschirm warf, befahl der Captain: »Gehen Sie auf Warp drei, sobald wir das System verlassen haben, Mister Scott.«

»Aye, Sir«, bestätigte der Ingenieur von der Steuerkonsole.

Spock drehte sich um und kehrte zur Wissenschaftsstation zurück, wo er sich wieder um Crewman Tamboline kümmerte. Kurze Zeit später wurde das Brummen des Impulsantriebs von dem des Warpantriebs abgelöst. Während die Enterprise auf Sternenbasis 20 zuflog, hielt das Schweigen des Brückenpersonals an.

Spock trat aus dem Turbolift und ging durch den ungewöhnlich stillen Korridor der Enterprise. Da das Schiff im Trockendock lag und weiteren Reparaturen am Warpantrieb unterzogen wurde, waren die Geräusche und Vibrationen, die das Antriebssystem normalerweise verursachte, im Augenblick verstummt. Außerdem hatten viele Besatzungsmitglieder die Gelegenheit genutzt, um einen kurzen Landurlaub auf Vellurius zu verbringen, in dessen Orbit sich Sternenbasis 20 befand. Auf seinem Weg vom Hauptmaschinenraum war Spock lediglich einem einzigen Besatzungsmitglied begegnet: Dr. Noel. Doch ihrer zivilen Kleidung und der Tasche über ihrer Schulter nach zu urteilen, wollte sie das Schiff wohl ebenfalls für eine Weile verlassen.

Spock erreichte sein Ziel: Quartier 3F 121. Er betätigte den Knopf neben der Tür und hörte, wie ein Signal im Inneren des Quartiers seine Anwesenheit ankündigte. »Herein«, erklang die Stimme des Captains. Spock trat einen Schritt vor, und die Tür glitt auf.

»Sie wollten mich sprechen, Sir«, sagte er, als die Tür sich hinter ihm schloss.

»Ja, Mister Spock«, sagte Kirk, der an seinem Schreibtisch saß. Vor ihm lag eine Datentafel, und er hielt einen Stift in der Hand. »Ich habe soeben eine Nachricht von Admiral Hahn erhalten.« Spock wusste, dass Mattea Hahn derzeit als Leiterin der Einsatzplanung der Sternenflotte fungierte. Diese Abteilung war für die Überwachung, Verteilung und Koordination sämtlicher Handlungen aller Schiffe und Sternbasen zuständig. »Aufgrund der Schäden am Warpantrieb der Enterprise und der umfangreichen weiteren Reparaturen hat sie entschieden, das Schiff nun nachrüsten zu lassen.« Im Verlauf der vergangenen Monate hatten sich bereits zwei andere Raumschiffe – die Constellation und die Defiant – der aktuellen Überholung für die Schiffe der Constitution-Klasse unterzogen. Dazu gehörten Verbesserungen des Brückenmoduls, der Wissenschafts-labors sowie des Antriebssystems. »Wir sollen zur Antares-Flotten-werft fliegen, wo die Nachrüstungen dann laut Plan innerhalb von vierundzwanzig Tagen durchgeführt werden.«

»Ich gehe davon aus, dass wir demnach weniger Zeit auf Sternenbasis 20 verbringen werden, als ursprünglich angenommen.«

»Ja«, bestätigte der Captain. »Mister Scott und seinen Ingenieuren bleibt gerade genug Zeit, um das Schiff so raumtauglich zu machen, dass wir die Reise nach Antares sicher hinter uns bringen können.«

»Ich werde Mister Scott um eine Einschätzung bitten, wie lange diese Reparaturen dauern werden«, sagte Spock und sah damit bereits eine der Notwendigkeiten voraus, die diese Planänderung verlangte. »Ich werde mich außerdem darum kümmern, dass die Besatzung von den Änderungen unseres Reiseplans in Kenntnis gesetzt wird.«

»Danke, Mister Spock«, sagte Kirk. »Und lassen Sie alle wissen, dass sie während der Nachrüstung zusätzlichen Landurlaub nehmen können.«

»Ja, Sir«, erwiderte Spock. »Gibt es sonst noch etwas?«

Kirk warf einen Blick auf die Datentafel auf seinem Schreibtisch und sah dann wieder Spock an. »Ja, da wäre noch etwas«, begann er. Spock wartete darauf, dass der Captain fortfuhr. Nach ein paar Sekunden schaute Kirk erneut auf die Datentafel. »Ich habe versucht, einen Brief an Garys Eltern zu verfassen«, erklärte er. »Sie leben auf der Erde, daher weiß ich nicht, wann ich sie das nächste Mal sehen werde. Die Sternenflotte wird jemanden zu ihnen schicken, um sie persönlich über das zu informieren, was geschehen ist, aber ...« Er beendete den Satz nicht.

»Ich verstehe«, sagte Spock.

Kirk sah zu ihm auf. »Tatsächlich?«, entfuhr es ihm. Die Frage schien nicht rhetorisch gemeint zu sein, aber Kirk sprach weiter, ohne ihm die Gelegenheit zu einer Antwort zu geben. »Nehmen Sie Platz, Mister Spock«, bat er und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.

Spock kam der Aufforderung nach. »Sir?«, fragte er.

»Sie wissen, dass Gary und ich fünfzehn Jahre lang befreundet waren«, begann Kirk. »Wir lernten uns auf der Akademie kennen und dienten dann zusammen auf der Republic und der Constitution. Ich beantragte, dass er als mein zweiter Offizier auf die Enterprise versetzt wurde.« Er hielt inne und wirkte wehmütig. Spock wartete. Er war sich des Tributs bewusst, den die kürzlichen Ereignisse dem Captain abverlangt haben mussten – und wohl immer noch abverlangten. »Das ist Ihnen alles bekannt, nicht wahr?«, fragte Kirk.

»So ist es«, bestätigte Spock.

Kirk schaute ihn lange an und sah dann auf den Stift in seiner Hand. Er spielte mit dem Schreibgerät herum, drehte es hin und her, bevor er es schließlich auf die Datentafel legte. Als er wieder aufsah, fuhr er fort: »Als Gary sich zu verändern begann, rieten mir die meisten Offiziere zur Vorsicht. Doktor Dehner hingegen glaubte, dass seine Mutationen sowie seine Kräfte etwas Positives sein und vielleicht zu einer besseren, höher entwickelten Form des Menschen führen könnten. Aber Sie, Mister Spock, Sie schlugen etwas vor, das weit über bloße Vorsicht hinausging. Sie rieten mir, ich solle meinen besten Freund entweder auf einem unbewohnten Planeten aussetzen oder ihn töten.«

Spock wusste nicht, wie er diese Aussage einschätzen sollte. Der Captain hatte sie ihm sehr sachlich vermittelt, aber in seinen Worten schien ein Hauch von Anschuldigung mitzuklingen. Seit Mitchells Tod war eine Woche vergangen. Bedauerte der Captain jetzt, was er getan hatte, und gab er Spock die Schuld dafür? »Nachdem ich die Umstände eingeschätzt hatte, gab ich Ihnen den bestmöglichen Rat«, sagte Spock ruhig. »Das verlangt meine Position als Erster Offizier des Schiffes.«

»Ja, das ist richtig«, stimmte Kirk zu. Er stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. Als er eine Ecke des Quartiers erreichte, drehte er sich zu Spock um. »Wussten Sie, dass Captain Pike Sie mir persönlich als Ersten Offizier empfahl?«

»Nein, das war mir nicht bekannt«, erwiderte Spock. »Aber es überrascht mich nicht.« Er hatte über zehn Jahre lang unter Christopher Pike gedient und mit ihm an mehreren Forschungsmissionen teilgenommen. Als Pike dann zum Fleet Captain befördert wurde und die Enterprise verließ, übernahm Spock die Position des leitenden Wissenschaftsoffiziers und stieg gleichzeitig zum zweiten Offizier auf.

»Er hat Sie in den höchsten Tönen gelobt«, sagte Kirk. »Er beschrieb Sie als extrem intelligent, fähig, zuverlässig und engagiert.« Spock neigte seinen Kopf, um diese positive Einschätzung seines ehemaligen Kommandanten anzuerkennen. Er selbst hielt im Gegenzug ebenfalls sehr viel von Pike. »Er teilte mir außerdem mit, dass Sie gerne und häufig lächeln würden.«

Spock hob angesichts dieses unerwarteten Kommentars eine Augenbraue. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dieses Thema nach zwölf Jahren noch einmal zur Sprache kommen würde. »Ja«, räumte er ein. »Als ich der Enterprise damals zugeteilt wurde, lächelte ich gelegentlich.«

»Aber heute tun Sie das nicht mehr«, stellte Kirk fest.

»Nein«, sagte Spock. Das Thema war ihm unangenehm, da es sehr persönlicher Natur war.

»Warum nicht?«, wollte Kirk wissen.

»Captain, ich möchte nicht respektlos erscheinen, aber darf ich erfahren, welchem Zweck Ihre Frage dient?«

Kirk kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und blieb daneben stehen. »Ich habe meine Gründe«, sagte er, doch es klang nicht herausfordernd. »Sie und ich dienen jetzt seit über einem Jahr zusammen, und ich habe bei diversen Gelegenheiten mitbekommen, wie Sie Ihre vulkanische Natur kundtaten. Mehr noch, Sie verleugneten ausdrücklich Ihre menschliche Hälfte. Doch zu lächeln, wie Captain Pike es beschrieb, deutet auf Gefühle hin, und das würde Ihren Aussagen widersprechen.«

»Mein Lächeln mag zweifellos zu der Schlussfolgerung geführt haben, dass der Grund dafür Emotionen waren«, erwiderte Spock. »Hauptsächlich deswegen habe ich auch damit aufgehört.«

»Aber warum haben Sie überhaupt damit angefangen?«, fragte Kirk.

Spock holte tief Luft. »Während ich auf der Sternenflottenakademie war, verbrachte ich fast meine gesamte Freizeit in der vulkanischen Anlage in Sausalito. Als ich der Enterprise zugeteilt wurde, war ich der einzige Vulkanier in der Besatzung. Außer mir gab es nur noch sechs weitere nichtmenschliche Personen an Bord. Bei meinen anfänglichen Versuchen, mich bei meinen Schiffskameraden zu integrieren, entschied ich mich dafür, einige Aspekte des menschlichen Verhaltens nachzuahmen, unter anderem das Lächeln.«

»Ich verstehe«, sagte Kirk. Er nahm wieder an seinem Schreibtisch Platz. »Während unseres Aufenthalts auf Delta Vega fragte ich Sie, warum Sie mit Ihrer Einschätzung von Garys Denkweise richtigzuliegen glaubten, obwohl Doktor Dehner zu einer völlig anderen Schlussfolgerung gekommen war. Sie behaupteten, es läge daran, dass sie Gefühle hätte und Sie nicht, dass Sie nur nach den Gesetzen der Logik handeln würden.«

»Ich glaube in der Tat, dass Doktor Dehners Emotionen ihr professionelles Urteilsvermögen beeinträchtigten«, bestätigte Spock.

»Das sehe ich ebenfalls so«, stimmte Kirk zu. »Aber mir geht es hier nicht um den Doktor, sondern um Sie. Nachdem ich von Delta Vega aufs Schiff zurückgekehrt war, nachdem ich Gary getötet hatte, bedauerten Sie mir gegenüber, was mit ihm geschehen sei.« Der Captain hielt inne, um seine nächsten Worte besonders hervorzuheben. »Bedeutet das etwa, dass Sie emotional berührt waren, Mister Spock?«

Die Art, auf die der Captain zwei Ereignisse, zwischen denen Jahre lagen, miteinander verknüpfte, um zu einer logischen Schlussfolgerung zu kommen, überraschte Spock. Er konnte Kirks Beobachtung nicht leugnen, aber er wollte auch nicht darüber diskutieren. Der Captain musste Spocks Zurückhaltung bezüglich des Themas bemerkt haben, da er keine weitere Erklärung für sein Verhalten verlangte.

»Ich will nicht wissen, warum Sie das gesagt haben«, teilte Kirk ihm mit. »Aber ich will, dass Sie wissen, dass Sie auf diesem Schiff und unter meinem Kommando niemals so tun müssen, als wären Sie jemand, der Sie gar nicht sind. Ich weiß, dass ich Sie während dieses Vorfalls zu dem Versuch gedrängt habe, Mitleid für Gary zu empfinden oder zumindest so zu tun. Dafür möchte ich mich entschuldigen.«

»Danke, Captain«, sagte Spock. Kirk hatte ihn erneut überrascht. Obwohl er ein entscheidungsfreudiger, handlungsorientierter Kommandant war, schien er ebenfalls in der Lage zu sein, seine Handlungen zu hinterfragen.

»Ich werde Sie vermutlich auch weiterhin mit Sprüchen über Emotionen aufziehen, Mister Spock«, fuhr Kirk fort. »Aber ich erwarte nichts anderes von Ihnen, als dass Sie Ihre Aufgaben erfüllen, so gut Sie können.« Der Captain beugte sich über den Schreibtisch und nahm den Stift wieder von der Datentafel. »Ich danke Ihnen für Ihre kürzlichen Bemühungen. Ich wollte Ihre Empfehlungen bezüglich Gary nicht hören, aber Sie lagen richtig. Wenn Sie sie nicht im richtigen Moment ausgesprochen hätten, wäre ich wohl nicht in der Lage gewesen ... das zu tun, was getan werden musste, als der Zeitpunkt gekommen war.«

»Ich habe diese Empfehlungen nicht leichtfertig ausgesprochen«, versicherte Spock, um klarzumachen, dass ein Mangel an Emotionen nicht automatisch mit einem Mangel an Rücksicht einherging.

»Natürlich nicht«, bekräftigte Kirk. »Wir dienen schon lange genug zusammen. Ich weiß, dass Sie Ihre Pflichten mit größter Sorgfalt erfüllen.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und warf den Stift auf den Tisch. »Tatsächlich werde ich jetzt mehr denn je einen guten Ersten Offizier brauchen. Da ich Gary so nahestand, habe ich viel mit ihm geredet. Er mag nicht Ihren wissenschaftlichen Scharfsinn oder Ihre Einsicht in viele verschiedene Themen besessen haben, aber er kannte mich. Und manchmal ging es mir auch gar nicht um seinen Rat. Einfach nur mit ihm zu reden, reichte aus, um meine eigenen Entscheidungen besser beurteilen zu können und ihre Stärken und Schwächen zu erkennen, doch jetzt ...« Er zuckte mit den Schultern.

»Ich werde mich bemühen, Ihnen die Unterstützung zukommen zu lassen, die Sie benötigen«, versprach Spock. Während seiner Zeit an Bord der Enterprise unter Kirks Kommando hatte er die enge Freundschaft zwischen dem Captain und Gary Mitchell selbst miterlebt. Auch wenn Spock sich als Erster Offizier des Schiffes nie unterfordert gefühlt hatte, war ihm stets klar gewesen, dass Mitchell für Kirk eine wichtige Bezugsperson darstellte. Aus Kommandosicht ergab es Sinn, dass sich der Captain nach dem Tod seines Freundes nach einem Ersatz umsah.

»Danke, Mister Spock«, sagte Kirk.

»Gibt es sonst noch etwas, Captain«, fragte Spock.

»Sofern Sie nicht an meiner Stelle Garys Eltern schreiben wollen, wäre das alles«, erwiderte Kirk und tippte mit einem Finger auf die Datentafel.

»Wenn Sie möchten, kann ich gerne einen Entwurf für Sie verfassen«, bot Spock an.

»Nein«, lehnte der Captain ab. »Danke, aber das war nicht ernst gemeint.«

»Ich verstehe«, sagte Spock und fügte dann hinzu: »Das war mir nicht klar.«

»Schon gut. Sie können dann gehen.«

Spock erhob sich und verließ das Quartier des Captains. Als er sich auf die Suche nach Mr. Scott begab, dachte er noch einmal über alles nach, was Captain Kirk ihm soeben mitgeteilt hatte. In den dreizehn Monaten, die sie nun schon gemeinsam an Bord der Enterprise dienten, hatten die beiden Männer Spocks Einschätzung nach gut zusammengearbeitet. Doch nach den kürzlich vorgefallenen Ereignissen und in Anbetracht der gerade geführten Unterhaltung glaubte Spock, dass er und der Captain ein tieferes Verständnis füreinander entwickelt hatten, wodurch auch ein größeres Vertrauen zwischen ihnen entstanden war.

Mit diesen Gedanken betrat er einen Turbolift auf Deck fünf und machte sich auf den Weg zum Hauptmaschinenraum.

I

Der unvorstellbare Nullpunkt

Frühling mitten im Winter ist eine eigene JahreszeitImmer und ewig, wenn auch gegen Abend durchweicht,In der Schwebe der Zeit zwischen Pol und Wendekreis.Zur hellsten Stunde des kurzen Tags mit Frost und FeuerEntflammt die kurze Sonne das Eis auf Teich und Gräben,In windstiller Kälte, die die Hitze des Herzens ist,Zurückgestrahlt im wässrigen SpiegelEin Glast, der Blindheit bedeutet am Frühnachmittag.Helleres Feuer als flammender Zweig oder RostZündet den tauben Geist: nicht Wind, sondern PfingstfeuerIn der dunklen Jahreszeit. Zwischen Schmelzen und FrierenRegen sich Säfte der Seele. Da ist kein ErdgeruchOder Geruch nach Lebendigem. Dies ist Frühling,Doch nicht in der zeitlichen Ordnung. Nun steht die HeckeEine Stunde lang weiß da in der vergänglichen BlüteDes Schnees, ein Blühen viel unvermittelterAls der Sommer es kennt, weder knospend noch welkend,Nicht in der Geschlechterfolge des Werdens.Wo ist der Sommer, der unvorstellbareNullpunkt-Sommer?

– T. S. Eliot,Little Gidding, I

EINS

2293

Der durchsichtige Aufzug glitt geräuschlos an der Außenwand des Turms aus Stahl und Glas nach oben. Um das funkelnde Bauwerk herum erstreckte sich Pil Stornom, die zweitgrößte Stadt auf Rigel IV und der Sitz der planetaren Regierung. Hohe und niedrige Gebäude wetteiferten zwischen üppigen Parklandschaften um Platz für ihre Fundamente, und in der Mitte der modernen Großstadt befand sich ein See mit rötlich gefärbtem Wasser. Einheimische wie Besucher spazierten die Fußgängerwege entlang, während Flugkapseln über ihre Köpfe hinwegsausten.

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