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Auf einer postapokalyptischen Welt in der Taurus-Region findet der Sternenflottengeheimagent Cervantes Quinn eine uralte Shedai-Verbindung. Unglücklicherweise haben die Klingonen sie zuerst gefunden und eine Armee ausgeschickt, um sie sich zu holen. Lichtjahre entfernt auf Vulkan folgt Reporter Pennington einem geheimnisvollen Hilferuf und jagt letztendlich interstellare Kriminelle mit einem nicht für möglich gehaltenen Partner: T'Prynn, die Frau, die einst seine Karriere sabotierte und nun vor dem Gesetz flüchtet. Währenddessen lebt Diego Reyes, der ehemalige Commander der Sternbasis 47 das Leben eines Gefangenen an Bord eines klingonischen Raumschiffes. Aber seine ehemaligen Feinde wollen keine Rache. Tatsächlich ist der einzige Mann, der weiß, warum Reyes noch am Leben ist, derjenige, der seine Entführung durchgeführt und seinen Tod vorgetäuscht hat - der mysteriöse Kanzler Gorkon. All ihre Schicksale sowie die Zukunft dreier großer Mächte sind mit einer Sache verbunden: dem geheimnisvollen Myrdonyae-Artefakt. Und wenn Doktor Carol Marcus und Ming Xiong nicht rechtzeitig seine Rätsel entschlüsseln, könnte es sie alle zerstören. Der fünfte Teil der erfolgreichen Star-Trek-Saga aus dem klassischen Gene-Rodenberry-Universum!
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Seitenzahl: 435
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VOR DEM FALL
DAVID MACK
Ins Deutsche übertragen vonStephanie Pannen
BASED UPON STAR TREK®CREATED BY GENE RODDENBERRY
Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – VANGUARD: VOR DEM FALL wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg. Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Stephanie Pannen; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Gisela Schell und Anika Klüver; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Doug Drexler.
Titel der Originalausgabe: STAR TREK – VANGUARD: PRECIPICE
German translation copyright © 2010 by Amigo Grafik GbR.
Original English language edition copyright © 2009 by CBS Studios Inc. ™®© 2009 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All rights reserved.
This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.
Print ISBN 978-3-941248-09-0 (Februar 2010) · E-Book ISBN 978-3-946249-65-0 (November 2011)
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Für meinen Bruder:Danke, dass du immer auf meiner Seite bist.
Diese Geschichte spielt 2267, vom frühen Januar bis Ende Dezember, ein paar Wochen nach den Ereignissen der Episode „Der erste Krieg“ aus der zweiten Staffel der Classic-Serie.
Gute und böse Menschen sind stetsweniger so, als sie wirken.– Samuel Taylor Coleridge, 1830
Disruptorstrahlen donnerten gegen die ungeschützte Hülle des Sternenflottentransporters U.S.S. Nowlan.
Auf der Brücke der Nowlan biss Diego Reyes die Zähne zusammen. Das vordere Schott implodierte. Reyes duckte sich hinter dem Kommandosessel, während Schrapnell an ihm vorbeigeschleudert wurde und auf den Boden prasselte. Feiner, metallischer Staub legte sich auf seine Schultern und in sein dünner werdendes, stahlgraues Haar.
Er spähte hinter dem Stuhl hervor und sah durch beißenden Rauch den kommandierenden Offizier des Schiffes, Lieutenant Commander Brandon Easton, auf dem Deck liegen. Seine goldene Uniform war von Metalltrümmern zerrissen worden und mit Blut durchtränkt. Eastons stumpfer, unfokussierter Blick war einer, den Reyes schon viel zu oft gesehen hatte: Der Mann war tot.
Reyes sah achtern nach Lieutenant Ket, dem bolianischen Sicherheitsoffizier, der ihn vor ein paar Minuten von der Brig auf die Brücke geführt hatte. Zu seinem Entsetzen war Ket ebenfalls tot, erledigt von einem Stück Duranium, das in seiner linken Schläfe steckte.
An der vorderen Konsole bewegten sich zwei Gestalten.
Die erste war die menschliche Navigatorin und Steuerfrau. Sie hatte auf dem Boden gelegen, augenscheinlich eher benommen als tot. Glückspilz, dachte Reyes. Wenn sie auf den Beinen gewesen wäre, hätte sie jetzt eine Ladung Schrapnell im Gesicht. Hinter der flackernden Konsole, die die Navigationsstation auf der linken und die Sensorsteuerung auf der rechten Seite beherbergte, kroch der Sensoroffizier hervor, ein männlicher Mensch mit einem blonden Bürstenhaarschnitt.
Die beiden Offiziere trugen schwarze Hosen und goldene Kommandooberteile, auf deren Ärmeln das Abzeichen eines Lieutenants prangte. Sie sahen Reyes mit verzweifeltem Gesichtsausdruck an. „Sir?“, sagte die Frau und strich sich das lockige, braune Haar aus dem Gesicht. „Was sollen wir tun?“
Jahre der Kommandoerfahrung brachten Reyes dazu, zu handeln. Er nickte den beiden Offizieren zu. „Nehmen Sie Ihre Posten ein.“ Er wischte die Splitter vom Kommandosessel und setzte sich dann darauf. „Wie lauten Ihre Namen, Lieutenants?“
„Paul Sniadach.
„Bronwen Hodgkinson.“
Einen Moment lang vergaß Reyes fast, dass er nur fünf Wochen zuvor in einem Sternenflottenmilitärgericht seines Ranges enthoben und zu zehn Jahren in einer Strafkolonie verurteilt worden war. Es hatte bloß einen Überraschungsangriff eines unbekannten und schwer bewaffneten Piratenschiffs gebraucht, um ihn daran zu erinnern, wer er einmal gewesen war, bevor man ihn zu einem Verbrecher gestempelt hatte:
Ein Raumschiffcaptain. Ein Flaggoffizier. Ein Anführer.
„Hodgkinson, geben Sie einen Ausweichkurs ein, voller Impuls. Sniadach, finden Sie dieses Schiff. Und aktivieren Sie die Schilde wieder.“
„Kurs gesetzt“, erwiderte Hodgkinson. „Die Triebwerke reagieren nicht.“
Sniadach brachte seine flackernde, halb ausgefallene Konsole wieder in Betrieb. „Feindliches Schiff auf Kurs eins-drei-acht-Kommasiebzehn, nähert sich mit einem viertel Impuls.“
Reyes betätigte einen Komm-Schalter auf der Armlehne seines Sessels. „Brücke an Maschinenraum! Wir brauchen Achterschilde! Bitte antworten!“
Alles, was er über den offenen Audiokanal hörte, war Rauschen. Der Maschinenraum war einer der ersten Bereiche gewesen, die getroffen worden waren. Wahrscheinlich hatte ein Kühlmittelleck eine vorübergehende Evakuierung des Decks erforderlich gemacht.
„Das feindliche Schiff scannt uns“, sagte Sniadach. „Es nähert sich auf zehntausend Kilometer.“ Er drehte sich auf seinem Platz, um Reyes anzusehen, und fügte überrascht hinzu: „Sie deaktivieren ihre Waffen.“
„Rufen sie uns?“
„Nein, Sir“, sagte Sniadach, während er seine Konsole überprüfte.
„Typisch Piraten“, sagte Reyes verächtlich. „Sie haben nicht einmal die Höflichkeit, uns mitzuteilen, dass wir geentert werden.“ Er erhob sich von seinem Platz – und erinnerte sich verspätet daran, dass es nicht wirklich sein Platz war. „Bereiten Sie sich darauf vor, die Enterer zu bekämpfen“, sagte er und war dankbar, dass sie es nicht mit Klingonen zu tun hatten, die nach dem Gamma-Tauri-Fiasko einen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt hatten. Er kniete sich neben den getöteten Lieutenant Ket und zog den Phaser des Sicherheitsoffiziers aus dessen Gürtel. „Bewaffnen Sie sich. Wir bekommen Gesellschaft.“
Hodgkinson sprang auf und sprintete zu einer Verkleidung an dem backbord gelegenen Schott. Sie öffnete diese und zog vier Phaser heraus. Die Brünette behielt einen für sich und warf einen anderen Sniadach zu.
Reyes änderte die Einstellung seiner Waffe. „Schwere Betäubung“, sagte er. „Wir sollten keine Löcher in unser eigenes Schiff schießen.“
Sein Befehl wurde mit sich überschneidenden Rufen von „Aye, Sir“ beantwortet.
An der Sensorkonsole piepte zweimal ein Alarmton. Sniadach warf einen Blick auf die Konsole und bestätigte Reyes’ Verdacht. „Transportsignale“, sagte der Lieutenant. „Auf allen Decks.“
„Da sind sie“, sagte Hodgkinson und zückte ihren Phaser. Sniadach tat es ihr nach, während Reyes zurücktrat, um mit ihnen eine Kampflinie zu bilden.
Ein leises, schaurig melodisches Summen ertönte von der achtern gelegenen Sektion der beengten Abteilung. Ein paar Meter vor den beiden Sternenflottenoffizieren und ihrem zum Kommandanten aufgestiegenen Gefangenen erschien eine gedrungene Form.
Es handelte sich um einen breiten Zylinder, der so lang wie Reyes’ Hand war.
„Runter!“, rief Reyes, der das Schlimmste befürchtete.
Sie duckten sich hinter der vorderen Konsole. Der Transportereffekt verschwand und Stille legte sich über die Brücke.
Dann hörten sie das leise Zischen von Gas, das in die Luft entwich.
Blassblauer Nebel strömte aus einem Ende des Kanisters und verteilte sich schnell auf dem Kommandodeck.
Reyes sprintete zur Notfallausrüstung und bellte: „Sauerstoffmasken!“
Hodgkinson und Sniadach waren dicht hinter ihm.
Reyes fühlte sich, als ob er auf Gummibeinen laufen würde. Sein Kopf drehte sich und sein Magen rebellierte. Er kämpfte sich über das Deck. Die Masken waren nur einen Meter weit weg, befanden sich aber hinter einer hüfthohen Konsole und außerhalb seiner Reichweite. Er mühte sich damit ab, vorwärts zu kommen, aber seine Augen verdrehten sich, ohne dass er das wollte, und ließen ihn die Welt wie durch ein Kaleidoskop sehen.
All seine Kraft verebbte plötzlich und er brach auf dem Deck zusammen. Während er fiel, rollte er sich auf seinen Rücken.
Wieder hatte Reyes das unirdische Sirenenlied eines Transporters in seinem Ohr. Reyes sah verschiedene Gestalten in Schutzanzügen – oder war es nur eine Gestalt, die durch seine verschwommene Sicht vervielfältigt wurde? –, die sich auf der Brücke materialisierten. Nein, es war mehr als eine Person; sie bewegten sich nicht alle in die gleiche Richtung …
Einer von ihnen zückte einen Scanner und richtete ihn auf Reyes.
Ein weiterer zielte mit einem Disruptor auf Sniadach und schoss ihm in den Hinterkopf. Die Brücke wurde in rotes Licht getaucht. Dann erledigte er Hodgkinson mit der gleichen, kalten Präzision und ein weiterer rubinroter Blitz erhellte die Hinrichtung der unschuldigen Frau.
Zwei weitere Eindringlinge knieten sich neben Reyes. Einer presste ein Hypospray gegen seinen Hals.
Während sein Sehvermögen und sein Gehör schwanden, dachte Reyes verbittert, dass er so etwas hätte erwarten sollen. Zehn Jahre Gefängnis? Ich wusste, dass ich nicht so leicht davonkommen würde.
Er seufzte tief und versank in der Dunkelheit.
Die Situation war dabei, außer Kontrolle zu geraten, und Bridget McLellan befand sich in ihrem Zentrum.
Sie war nur eines von Dutzenden namenlosen Gesichtern, die sich um ein schwaches Feuer in der Mitte der baufälligen Hütte drängten. Draußen heulte ein kalter Wind in Mollakkorden und blies eisige Luftzüge durch Lücken in den Altmetallwänden.
Jedermanns Aufmerksamkeit war auf Scalzer gerichtet, den grauhaarigen, furchterregenden Anführer der aus verschiedenen Spezies bestehenden Gruppe. McLellan kannte den Namen von Scalzers Spezies nicht, aber sie hatte sein mit drei Reißzähnen und Wülsten versehenes, schwarzhaariges Volk schon ein paar Mal zuvor gesehen, als sie sich näher an Föderationsraum befunden hatte.
„Jemand in diesem Raum hat sich dazu entschieden, für sich alleine zu arbeiten“, sagte Scalzer und warf einen anklagenden Blick auf die versammelten Schmuggler. Seine rechte Hand spannte sich über seiner im Holster befindlichen Disruptorpistole. „Wer auch immer das getan hat, ich bewundere seinen Guramba. Aber wenn ich ihn finde, werde ich ihn köpfen.“
Die Piraten tauschten entnervte Blicke, als die Mitglieder des Ringes versuchten, einem Schuldvorwurf zu entgehen, indem sie ihren Blick senkten. Scalzer drehte sich langsam herum, seine Wut war fast greifbar. „Ich werde den Verräter nicht bitten, zu gestehen.“ Mit seiner linken Hand griff er in seine Jacke und zog einen Sternenflottentrikorder heraus. „Seine Schuld wird für sich selbst sprechen.“
McLellans Augen weiteten sich, als sie das Gerät in Scalzers Hand sah. Sie hatte keine Ahnung, wie er daran gekommen war, aber sie wusste, dass sie es nicht in seinem Besitz lassen konnte. Schlimm genug, dass er es für ein Verbrechen benutzen könnte, überlegte sie, aber wenn es in die Hände der Klingonen gelangt … Ihre Hand schloss sich um den kompakten Phaser in ihrer Manteltasche. Das darf ich nicht zulassen.
Scalzer aktivierte den Trikorder. McLellan beobachtete ihn durch das schwache Züngeln der orangefarbenen Flammen, von denen schwarzer Rauch aufstieg. Er fummelte an den Einstellungen herum und nahm seine langsame Drehung wieder auf, während er das Gerät im Raum herumschwenkte.
Einer seiner Spießgesellen rief: „Was ist das für ein Ding?“
„Ein Scanner der Sternenflotte“, sagte Scalzer. „Sehr hochentwickelt. Er wird mir sagen, wer der Letzte von euch war, der das verschwundene Tannot-Erz angefasst hat.“
Ein tiburonischer Handlanger, der nur ein paar Meter von McLellan entfernt stand, protestierte: „Das wird nicht beweisen, wer es genommen hat!“
Scalzer zog seinen Disruptor, zielte auf den Mann, der gerade gesprochen hatte, und schoss ihm ins Knie. Der Gefolgsmann brach zusammen, krümmte sich vor Schmerzen und bemühte sich, nicht aufzuschreien.
„Vielleicht nicht“, sagte Scalzer, steckte seine Waffe wieder ins Holster und ging zu seinem gefallenen Mitarbeiter hinüber. „Aber es gibt mir einen guten Anhaltspunkt.“ Der Anführer scannte weiter und schenkte dem Mann, der zu seinen Füßen lag, besondere Aufmerksamkeit.
McLellan verstand, warum Scalzer es so eilig hatte. Er hatte den Klingonen bereits versprochen, ihnen seine dreihundert Kilo TannotErz zu verkaufen. Den Hauptbestandteil klingonischer Munition hatten die Schmuggler vor ein paar Wochen aus einer Nalori-Minenkolonie gestohlen. Das Treffen war weniger als einen Tag her und es gab für einen Dieb nur wenig, das peinlicher war, als zugeben zu müssen, dass ihm das, war er anständig und ehrlich gestohlen hatte, geraubt worden war.
Scalzer sah von seinem Trikorder auf und runzelte verwirrt die Stirn. „Keiner von euch weist frische Spuren von Tannot-Isotopen auf“, sagte er. „Aber laut diesem Scanner … ist einer von euch ein Mensch.“
Das war McLellans Stichwort.
Künstliche Hautpigmente und ein Hauch synthetischer Pheromone hatten gereicht, um sie als eine Orionerin durchgehen zu lassen und ihr Zugang zu dem Versteck der Schmuggler zu gewähren, aber ihre Verkleidung würde keinen detaillierten Scan täuschen können.
Sie feuerte ihren Phaser aus der Tasche heraus, ein Schuss ins Blaue. Der Strahl schnitt durch den billigen Stoff ihres Mantels und traf den Trikorder in Scalzers Hand.
Das Gerät brach in Feuer, Funken und eine Rauchwolke aus. Scalzer fiel hintenüber, überrascht, aber unverletzt. Alle anderen jagten auseinander und von ihm weg, vergrößerten so den Kreis für einen Moment, bis alle an den Ausgängen zum Stillstand kamen.
Alle außer McLellan, die sich schon vor Stunden eine Fluchtmöglichkeit überlegt hatte. Sie aktivierte ihren verschlüsselten Notruftransponder, rollte sich über den Boden und durch eine Wandplatte, die sie gelöst hatte. Dies brachte sie zu einem schneebedeckten Weg hinter dem Gebäude. Sie sprang auf die Beine, rannte über eine dunkle, enge Straße und hechtete in eine einen Meter breite Lücke zwischen zwei baufälligen, provisorisch zusammengeflickten Gebäuden.
Sie hörte, wie Scalzer Befehle brüllte. Die mondlose Nacht hallte von den feucht klatschenden Schritten der Männer wider, die über schlammige Straßen rannten. Blecherne Stimmen tönten aus Funkgeräten zu jeder Seite McLellans, während sie das Ende des schmalen Wegs erreichte.
Sich auf die Oberfläche von Amonash zu schleichen war einfach gewesen. Davon herunterzukommen, versprach ein wenig herausfordernder zu werden.
McLellan überprüfte die Randgebiete vor sich. Beide Richtungen sahen sicher aus. Sie zückte ihren Phaser und stürzte in eine Straße, geradewegs auf den abgesprochenen Zielpunkt zu.
Plasmaschüsse kreischten an ihrem Kopf vorbei.
Sie duckte sich und erwiderte das Feuer mit der auf eine breite Streuung eingestellten Waffe. Die Schüsse mochten ihr Ziel verfehlen oder nicht viel Schaden anrichten, aber sie hoffte, dass sie einige ihrer Verfolger lange genug betäuben oder blenden würde, um sich wieder verstecken zu können.
Ein Disruptorstrahl schoss rot und bedrohlich an ihr vorbei, während sie über einen niedrigen Stapel Frachtkisten sprang. Weitere Schüsse blitzten gegen die widerstandsfähigen Frachtcontainer aus Metall, während McLellan in Deckung ging. Zu knapp, rügte sie sich selbst und floh durch einen anderen Durchgang in die kalte Nacht.
Eine Sackgasse nach der anderen zwang McLellan, umzukehren und mit jedem Schritt eine Gefangennahme – und wer weiß, was noch – zu riskieren. Sie stolperte einen Abhang hinunter und folgte ihm. Diese verlassene Stadt, die zu einem Schmugglerversteck umfunktioniert worden war, lag auf einem Hügel. Ihr fiel wieder ein, dass ihre Mitfahrgelegenheit herunter von diesem erbärmlichen Felsen in einer Schlucht am Fuß des kleinen Berges wartete.
Hinter einer verfallenen Lagerhalle ging sie am Rand eines Industriehofes entlang, der das letzte Stück geraden Bodens vor der Schlucht belegte. Innerhalb des mit einer niedrigen Mauer eingefassten Hofes füllte ein Labyrinth aus Rohren, Stufen, Leitern und Laufstegen die Lücken zwischen Dutzenden verrosteter Silos, die einige Meter über dem Boden auf korrodierten Metallpfählen standen. Hinter der Anlage fiel der Boden steil zum Ende der schmalen Schlucht darunter ab.
Vor ihr, am anderen Ende des Silofelds und hinter der Ecke des Lagerhauses, war eine Straße, die zu einem versteckten Pfad in die Schlucht führte, wo ihre Fluchtmöglichkeit stand.
Über diese Straße wanderten Lichtstrahlen hin und her. Häscher mit Taschenlampen waren ihr dicht auf den Fersen.
Sie kehrte um und ging ein paar Schritte, bevor sie weitere Stimmen hörte, die sich näherten. Dann sah sie noch mehr grellweiße Strahlen, die sich durch die Dunkelheit schnitten und den Rückzugsweg blockierten.
Sie bereitete sich auf einen Kampf vor und murmelte dabei abscheuliche Flüche in fremden Sprachen, die sie nur bruchstückhaft sprach.
Eine Hand legte sich auf McLellans Schulter.
Sie wirbelte herum, hob ihren Phaser und schoss ihrem Partner fast ins Gesicht.
Er erhob seine Hände in gespielter Kapitulation. „Entspann dich, Bridy Mac.“ Der hagere Halunke stand in einer Nische in der Rückwand des Lagerhauses. McLellan wurde klar, dass sie nur einen Moment zuvor an ihm vorbeigegangen sein musste, ohne ihn zu bemerken. Sie hatte keine Ahnung, wie, wann oder wo er gelernt hatte, sich so perfekt zu verstecken; fürs Erste setzte sie dieses Geheimnis auf die wachsende Liste der Dinge, die sie über Cervantes Quinn immer noch nicht wusste.
Sie senkte ihre Waffe, schüttelte den Kopf und verdrehte ihre Augen über den etwa fünfzigjährigen Mann. „Verdammt, Quinn, ich hätte dich fast umgelegt.“
„Willkommen im Club“, sagte er und schenkte ihr ein breites Grinsen.
Sie rief sich das Missionsprofil, das sie für diesen Einsatz geschrieben hatte, wieder ins Gedächtnis und blaffte: „Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du beim Schiff bleiben sollst.“
„Ja, aber wir beide wissen doch, wie gut ich darin bin, Befehle zu befolgen.“ Er nickte in Richtung ihrer Verfolger und bemerkte trocken: „Scheint so, als ob du dir da ein wenig Gesellschaft angelacht hast.“
„Sieht so aus“, erwiderte sie.
„Dann hast du ja Glück gehabt, dass ich meinen Kopf rausgestreckt habe, was?“ Er deutete auf das Silofeld. „So lautet mein Plan, um dir die Haut zu retten: Wir rennen da drunter durch und schießen im Vorbeilaufen die Stützen weg. Diese riesigen Silos stürzen ein und sichern unsere Rückendeckung. Wir klettern die letzten Stufen da hinauf, springen vom Laufsteg und hängen uns an diese rostige Komm-Schüssel, die daraufhin wahrscheinlich abbrechen wird. Dann rutschen wir damit den Abhang hinunter und über den Abgrund in die Schlucht. Wenn wir Glück haben, sollten wir eine weiche bis mittelharte Landung im Schnee hinlegen.“
Obwohl sie wusste, dass auf Quinns Blecheimer von einem Schiff kein einziger Tropfen Alkohol zu finden war, starrte sie ihn an und fragte sich, ob er betrunken war.
„Du hast den Verstand verloren.“
Er grinste. „Schuldig im Sinne der Anklage.“
Am anderen Ende der Lagerhalle kam jemand um die Ecke, zielte mit einem Taschenlampenstrahl direkt auf Quinn und McLellan und begann, nach Verstärkung zu brüllen.
Quinn zog seine Betäubungspistole und erledigte den entfernten Rufer mit einem Schuss.
„Dann lass mich das mal klarstellen“, sagte er zu McLellan „Du findest meinen Plan so bescheuert, dass du die fünfzig-zu-eins-Chance eines Nahkampfes vorziehst?“
An beiden Enden der Gasse, auf den Dächern und überall sonst in McLellans Blickfeld erschienen bewaffnete Männer. Sie deutete mit ihrem Phaser auf die Silos und sagte zu Quinn: „Ich nehme die auf der Linken.“
„Abgemacht.“
Sie sprangen über die niedrige Betonmauer und hinein in das eiserne Labyrinth des Industriehofs.
Ein chaotischer Feuersturm brach über ihnen aus. Abgeprallte Plasmaschüsse schlugen Funken und Disruptorstrahlen schnitten wie Klingen durch den verbogenen Stahl um McLellan und Quinn.
Es hatte keinen Zweck, das Feuer zu erwidern. Sie und Quinn würden all ihr Glück und Können brauchen, um seinen verrückten Plan durchzuführen. Mit ihren Waffen, die sie auf die höchste Stufe gestellt hatten, verdampften sie im Vorbeilaufen die Stützen unter jedem Silo.
Es war gar nicht nötig, alle Stützen zu treffen – Zerfall und Schwerkraft erledigten die meiste Arbeit. Quinn und McLellan gaben den Silos nur ein paar Schubser in die richtige Richtung.
Die tiefen Ächzer überlasteten Metalls wurden innerhalb von Sekunden zum Kreischen sich verziehenden Stahls. Eines nach dem anderen stürzten die Silos zur Seite und krachten auf den Boden, brachen auf und ließen ihren giftigen Inhalt herausströmen.
McLellan und Quinn schossen und rannten immer weiter über den Platz aus rissigem Zement, während sie sich immer wieder über ihre Schultern zu der Welle aus ätzender Säure herumdrehten, die nach ihren Fersen schnappte.
Sie erreichten die letzte Treppenstufe einen halben Schritt vor einem Säurebad. Ein Bombardement aus feindlichem Feuer durchlöcherte die Metalllawine, die sie hinter sich gelassen hatten, und prallte am Geländer des Laufstegs und der Wand hinter ihren Köpfen ab.
Die zwei rannten Seite an Seite den Laufsteg entlang und sprangen auf die große Komm-Schüssel. Wie Quinn vorhergesagt hatte, brach sie von dem schmalen Ständer ab, auf dem sie befestigt gewesen war. Sie klammerten sich an die Hornantenne im Zentrum der parabolischen Schüssel und stürzten mit ihr in freiem Fall auf den schneebedeckten Abhang darunter.
Die gewölbte Seite der Schüssel schlug auf den Boden auf und sie rasten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit bergab.
Die Hügellandschaft um sie herum war mit Plasmaschüssen und Disruptorstrahlen übersät, die Dampf und Dreck aufwirbelten. McLellan feuerte ein paar Salven auf die Schmuggler, obwohl sie während der holprigen Fahrt die Schlucht hinab keine Möglichkeit hatte, mit irgendeiner Genauigkeit zu zielen. Sie wurde mit ein paar ansehnlichen Explosionen belohnt, die den nächtlichen Himmel hinter ihr erleuchteten.
„Jetzt kommt der lustige Teil“, sagte Quinn.
McLellan drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, dass der Boden unter ihrem improvisierten Schlitten abrupt endete. Sie befanden sich wieder in freiem Fall und stürzten mehr als ein Dutzend Meter auf einen kurvigen Hang aus verwehtem Schnee zu, der das Ende der Schlucht ausfüllte.
Ihre markerschütternde Landung gab ihr das Gefühl, als würde sie gleich ihren Magen aushusten. Sie drehten sich und rutschten die Schneewehe hinab. McLellans Welt verwandelte sich in ein schwindelerregendes Karussell.
Die Komm-Schüssel schrammte über Sand und verlangsamte sich. Sie hörte auf, sich zu drehen und kam vor der offenen Gangway von Quinns lädiertem, altem Sternenhüpfer, der Rocinante, zum Stehen.
„Alle Mann an Bord“, sagte Quinn. Er kämpfte sich auf die Beine und stolperte die Rampe hinauf in das fleckig-graue Frachtschiff.
McLellan brauchte ein paar Sekunden, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden und aufzustehen. Während sie die achtern gelegene Rampe des Schiffes hinaufstieg, hörte sie Stimmen, die von dem bewaldeten Abhang hoch über der Backbordseite des Schiffes kamen. „Quinn? Wir haben Gesellschaft. Linke Flanke!“
„Verstanden“, rief Quinn vom Cockpit aus zurück.
Sekunden darauf wurde der Wald über dem linken Flügel des Schiffes von einer Reihe smaragdgrüner Blitze erhellt. Donnernde Explosionsgeräusche hallten eine halbe Sekunde später durch die Luft. Dann war alles ruhig.
„Das sollte es gewesen sein“, rief Quinn über das ansteigende Heulen der Triebwerke der Rocinante. „Verschließ die Luke. Wir müssen hier raus.“
McLellan schloss die Gangway und bewegte sich vorwärts durch die Hauptkabine zum Cockpit. Während sie sich in den Sitz des Kopiloten sinken ließ, führte Quinn das Schiff in einen eiligen Start. Als McLellan ihre Füße hochlegte, hatten sie bereits die Atmosphäre verlassen und befanden sich im All.
Sie fragte: „Du hast die Wälder über dem Schiff vermint?“
„Schien mir eine kluge Sicherheitsmaßnahme zu sein.“ Er stellte etwas am Steuer neu ein und warf ihr dann ein verwegenes Grinsen zu. „Gib es schon zu. Keine schlechte Rettungsaktion, oder?“
„Sie hatte ihre Momente“, sagte McLellan. Sie wollte sein Ego nicht noch mehr aufplustern, als er es schon tat.
Im vergangenen Jahr hatten sie in der Taurus-Region als verdeckte Ermittler des Sternenflottengeheimdienstes zusammengearbeitet. Sie hatten Informationen gesammelt, Hinweise auf die uralte und gefährliche Rasse der Shedai gesucht und die Aktivitäten von Kriminellen und Föderationsrivalen im ganzen Sektor gestört.
Der Geheimdienst hatte McLellan kurz nach der Rückkehr der U.S.S. Sagittarius aus der nun verschwundenen Shedai-Welt bekannt als Jinoteur angeworben. Als zweiter Offizier der Sagittarius hatte McLellan die Verwandlungskraft der Shedai direkt miterlebt. Das, zusammen mit ihrer Kompetenz in Flugeinsätzen, Kampftechniken und Computerwissen, hatte sie zu einer attraktiven Rekrutierungskandidatin für den Sternenflottengeheimdienst gemacht.
Was den Grund anging, warum der Geheimdienst Quinns Dienste gesucht hatte, so konnte sie nur mutmaßen, dass es daran lag, dass er sein Schiff und sein Leben für die Sternenflotte riskiert hatte. Um die abgestürzte Sagittarius zu retten, hatte er ein Antimaterie-Antriebsaggregat nach Jinoteur gebracht. Aber manchmal fragte sie sich auch, ob er vielleicht nur aus Versehen angestellt worden war.
Sie fragte: „Hast du das Tannot-Erz gekriegt?“
„Jedes Kilo“, sagte er. „Wir werden ein Vermögen machen, wenn wir das Zeug zu Hause verscheuern.“
„Wir dürfen es nicht verkaufen“, schalt sie ihn. „Es wird beschlagnahmt.“
„Ich glaube, du kennst den Marktwert von ...“
„Wenn du es verkaufst, wird es dazu benutzt werden, um Leute zu töten.“
Er seufzte. „Richtig. Tut mir leid. Alte Angewohnheit.“ Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Da ich dir vorhin ja quasi das Leben gerettet habe, könnten wir doch vielleicht heute Nacht unsere Hängematten zusammenkno...“
„Flieg einfach nur das Schiff, Quinn.“
„Ja, Ma’am.“
Rote Wüste erstreckte sich bis jenseits des Horizonts und erfüllte Tim Pennington mit schmerzender Einsamkeit.
Er stand allein im Schatten einer automatisierten Wassersammelstation am Rande der Wüste vor ShiKahr, der Hauptstadt Vulkans.
Hinter ihm verschwand der riesige Primärstern von 40-Eridani – der, wie Pennington während seines monatelangen Aufenthalts auf Vulkan erfahren hatte, Nevasa genannt wurde – hinter den gezackten Gipfeln der L-langon-Bergkette, während seine binären Gefährten ein paar Grade darüber ihre Bahnen zogen. Im Süden dominierte die gigantische Kugel von Vulkans Schwesterplanet, T’Khut, den Himmel.
Seine Reise zu diesem abgelegenen Knotenpunkt in ShiKahrs städtischem Wasserversorgungsnetzwerk war nicht leicht gewesen. Er hatte seine Kurzzeitunterkunft vor Sonnenaufgang verlassen. Die Stadt, die sich ringförmig erstreckte, mit Alleen, die sich wie ein Speichennetz aus ihrem Zentrum her ausbreiteten, hatte ein Massenverkehrssystem, das leicht zu benutzen war, und es hatte Pennington bis an den äußeren Rand gebracht. Dort war er von einem Hovercraft mitgenommen worden, das zu ein paar kleinen Siedlungen in den Shival-Ebenen unterwegs war. Der Fahrer hatte ihn ungefähr zehn Kilometer vor der Sammelstation aussteigen lassen. Von dort war Pennington allein über die felsigen Gebirgsausläufer gewandert.
Eine nörgelnde innere Stimme sagte ihm, dass er seine Zeit verschwendete. Dass er nicht alleine hätte gehen sollen, ganz egal, was von ihm verlangt worden war. Dass er vielleicht besser jemandem hätte Bescheid sagen sollen, bevor er ShiKahr verlassen hatte.
Jetzt ist es sowieso zu spät, dachte er.
Ein trockener Wüstenwind peitschte Sand auf der Ebene unter seinem Ausgangspunkt auf. Schon bald würde daraus ein Sandsturm werden, der immer weiter anwuchs, während er sich ostwärts bewegen und in der Nacht die Stadt heimsuchen würde.
Er schüttelte seinen Kopf, war enttäuscht von sich selbst. Na toll, jetzt hänge ich hier draußen fest. Warum lerne ich nie dazu? Ich folge immer meinem Bauchgefühl und benutze nie meinen Kopf. So gerate ich ständig in diese Schlamassel.
Pennington hätte Vulkan vor Wochen verlassen sollen. Nun begann er sich zu wünschen, dass er es auch getan hätte.
Dann fühlte er den Zettel in seiner Jackentasche und erinnerte sich an die sonderbare Begegnung vor drei Wochen im Raumhafen von ShiKahr, die ihn dazu gebracht hatte, zu bleiben ...
„Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten, Tim“, sagte Dr. Jabilo M’Benga, als er im ShiKahr-Raumhafen aus der geschäftigen Masse aus Vulkaniern und allerlei Fremden auftauchte.
Pennington riss seinen Blick vom Datenlesegerät, auf dem er die neuesten Überschriften der Föderationsnachrichten überflogen hatte. „Was gibt es denn?“
Der Sternenflottenarzt runzelte leicht seine Stirn. „Die schlechte Nachricht: Ich kann nicht mit dir nach Vanguard zurück.“ Ein begeistertes Lächeln brach durch seine Maske geheuchelten Trübsinns. „Der Grund dafür ist die gute Nachricht. Ich wurde zur Medizinischen Abteilung der Sternenflotte auf die Erde zurückbeordert und warte dort auf eine Anstellung auf einem Raumschiff.“
Mit einem brüderlichen Klaps auf M’Bengas Schulter sagte Pennington: „Das sind ja tolle Neuigkeiten, Kumpel! Falls wir auf diesem Staubball eine Kneipe finden, geht die erste Runde auf mich.“
M’Benga schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich kann nicht.“ Er zeigte mit seinem Daumen über seine Schulter. „Ich habe weniger als eine Stunde Zeit, meine Ausrüstung einzupacken und mich zur Tremina hochzubeamen, bevor sie ausläuft.“
„Dann beeilst du dich besser mal, was?“, sagte Pennington. „Ich will nicht, dass du meinetwegen dein Schiff verpasst.“
Sie schüttelten die Hände. „Danke, dass du mit mir nach Vulkan gekommen bist“, sagte M’Benga.
„Ich hab doch gar nichts getan“, sagte Pennington mit einem kleinen Lächeln. „Jedenfalls nichts Nützliches.“
„Das weiß man nie.“ M’Benga ließ Penningtons Hand los und trat einen Schritt zurück. Er schien sehr darauf erpicht zu sein, seine Reise anzutreten. „Ich schreibe dir, sobald ich weiß, wo ich stationiert werde.“
Pennington nickte. „Ich werde erst in ein paar Monaten wieder zurück auf Vanguard sein. Könnte schwer werden, mich unterwegs zu erreichen.“
„Na klar“, sagte M’Benga und trat einen weiteren Schritt zurück. „Aber wir bleiben in Verbindung?“
„Auf jeden Fall“, erwiderte Pennington und wusste doch, dass es sich um ein leeres Versprechen handelte. Er winkte M’Benga zu. „Gute Reise, Jabilo.“
„Auf Wiedersehen, Tim.“
M’Benga drehte sich um und eilte auf seinem Weg zum Ausgang durch die Menge. Das tat er so schwungvoll, dass man ihm ansah, dass er ein freudiges Ziel vor Augen hatte.
Pennington seufzte schwer und kämpfte sich durch die breite Vorhalle des Raumhafens. Die hohe Gewölbedecke ließ den jungen Journalisten an rote, steinerne Rippen denken, die mit einer Kristallmembran verbunden waren, die wie rosa Champagner wirkte. Es war kurz vor Mittag und alle drei Sonnen Vulkans waren hoch oben am Himmel sichtbar.
Die Luft im Inneren des Raumhafens war nach vulkanischen Maßstäben kühl, aber immer noch wärmer, als Pennington lieb war. Dennoch war er dankbar für die fehlende Feuchtigkeit. Der Vulkan hatte ihn die Redewendung zu schätzen gelehrt: „Ja, aber es ist eine trockene Hitze.“
Während er auf eine Reihe von Reisebuchungsautomaten zuging, dachte er darüber nach, wie es ihn vor Monaten nach Vulkan verschlagen hatte. Es war fast ein Jahr her, seit er den psychischen Zusammenbruch T’Prynns, der früheren Geheimdienstagentin von Sternenbasis 47, miterlebt hatte, kurz nach einem terroristischen Bombenattentat auf den Frachttransporter Malacca. Augenblicke nachdem das Frachtschiff in Flammen aufgegangen war, hatte T’Prynn einen schmerzerfüllten Schrei ausgestoßen und war zusammengebrochen.
Sie war in Dr. M’Bengas medizinische Obhut übergeben worden, einem menschlichen Arzt, der sich auf vulkanische Medizin spezialisiert hatte. T’Prynn hatte monatelang im Koma gelegen. Schließlich hatte M’Benga die Sternenflotte davon überzeugt, ihm zu erlauben, T’Prynn zurück nach Vulkan zu bringen, in der Hoffnung, dass ein antikes Ritual, das in vulkanischer Telepathie wurzelte, den Schlüssel zur Heilung bedeutete.
Aus Gründen, die ihm selbst immer noch unklar waren, hatte Pennington darum gebeten, M’Benga und T’Prynn nach Vulkan begleiten zu dürfen. Er hatte sich immer wieder gefragt, was er da wirklich tat, aber die Antwort hatte sich ihm jedes Mal entzogen.
Sein Handeln hatte nichts mit Zuneigung zu tun – da war er sich sicher. Mehrere Monate vor ihrem Zusammenbruch hatte T’Prynn ihn hintergangen. Sie hatte erfundene Quellen dazu benutzt, um ihm eine Story über den tholianischen Hinterhalt auf die U.S.S. Bombay unterzujubeln, die, obwohl sie gestimmt hatte, mit genügend manipulierten Beweisen gespickt gewesen war, um ihn in Misskredit zu bringen. Und da es ihr offenbar nicht gereicht hatte, seine Karriere zu sabotieren, hatte sie auch noch versucht, ihn mit Beweisen seiner außerehelichen Affäre mit einem weiblichen Offizier, der auf der Bombay gestorben war, zu erpressen.
Er schuldete ihr keinen Gefallen, keine Loyalität und keine Vergebung. Also warum in Gottes Namen war er Hunderte von Lichtjahren gereist, um an ihrem Krankenbett zu sitzen, während irgendein vulkanischer Mystiker sie aus ihrer persönlichen Hölle herauszog? Er verstand immer noch nicht, wie sie das Opfer einer seltenen Form von psychischer Besessenheit durch ihren ehemaligen Verlobten geworden war, den sie Jahrzehnte zuvor getötet hatte.
Pennington hielt das Mandala, das sie ihm aus Dankbarkeit geschenkt hatte und das er nun an einer groben Hanfschnur trug, fest mit der Hand umschlossen. Immer noch hatte er keine Antworten.
Eine männliche Stimme sagte: „Das ist ein interessantes Medaillon.“
Pennington hielt an und drehte sich zum Sprecher um. Es handelte sich um einen vulkanischen Mann, der in ein sandfarbendes Kapuzengewand gehüllt war. Sein Gesicht war gebräunt und hatte dennoch einen grünlichen Schimmer. Er war kein junger Mann mehr, aber noch nicht in mittleren Jahren. Darüber hinaus fand Pennington es schwer, das Alter von erwachsenen Vulkaniern allein durch ihr Aussehen zu schätzen.
„Entschuldigung“, sagte Pennington, der versuchte, den Mann hinzuhalten, während er sich orientierte. „Was haben Sie gesagt?“
„Ihr Medaillon“, sagte der Mann und deutete mit seinem Kinn auf das Mandala, das auf Penningtons Brust ruhte. „Es ist ziemlich ungewöhnlich. Wie sind Sie daran gelangt?“
Die Art und Weise, in der der Mann seine Frage stellte, verursachte bei Pennington ein unbehagliches Gefühl. „Eine Freundin hat es mir gegeben.“
„Seltsam“, sagte der Mann. „Solche Raritäten werden normalerweise nur an Familienmitglieder vererbt.“
Pennington beendete den Augenkontakt und versuchte, an dem Vulkanier vorbeizugehen. „Sie müssen sich irren.“
Der Vulkanier versperrte ihm den Weg und sagte: „Das stammt doch aus der Gemeinde in Kren’than, oder?“
Bei der Erwähnung von T’Prynns Heimatdorf, einem technologiefreien Ort, der von Mystikern und Asketen bevölkert war, erstarrte Pennington. Er hatte den Verdacht, dass der Mann nicht wirklich an dem Medaillon interessiert war. Als sich Pennington zu ihm umdrehte, wählte er seine Worte mit Bedacht. „Ja, das tut es.“
„Das dachte ich mir“, sagte der Mann.
Der Vulkanier übergab ihm ein Stück brüchiges Pergament, das einmal gefaltet war. Sobald Pennington es genommen hatte, ging der Fremde mit schnellen Schritten davon und verschwand in dem Meer aus mit erdfarbenen Mänteln bekleideten Vulkaniern, die durch den Raumhafen drängten.
Pennington faltete den Zettel auseinander.
Darauf waren drei Dinge geschrieben: eine Reihe von geografischen Koordinaten, eine genaue Zeitangabe und ein Datum, das exakt drei Wochen in der Zukunft lag.
Er faltete das Papier wieder und verstaute es in seiner Tasche.
Sein Kopf war voller Fragen. Wer war dieser Vulkanier gewesen, der nach dem Mandala gefragt hatte? Warum hatte ihm ein Fremder diese Information gegeben? Was sollte das bedeuten?
Es war eine zu gute Spur, um sie sich entgehen zu lassen. Da war etwas im Busch und Pennington musste wissen, um was es sich handelte.
Seine Rückkehr nach Vanguard würde warten müssen.
Der Schatten, den der Wasserturm warf, erstreckte sich nach Osten und verschwand am Rand der hereinbrechenden Nacht. Blitze leuchteten im Westen auf, Vorboten schlechten Wetters. Etwas Wildes heulte in der Dunkelheit und klang viel näher, als Pennington lieb war.
Er warf einen Blick auf seine Uhr, die er mit der Hauptuhr von ShiKahr abgeglichen hatte. Noch eine Minute bis zu der Zeit, die auf dem Zettel stand, den er vor drei Wochen erhalten hatte.
Während er so dastand und dem Wind lauschte, überlegte er zum ersten Mal, dass die Nachricht vielleicht die Warnung vor einem Angriff war – und er sich törichterweise in das Fadenkreuz begeben hatte. Der Weg zum Turm war jetzt, da die Sonnen untergegangen waren, in Dunkelheit gehüllt, aber nichtsdestotrotz erwog Pennington, dorthin zu rennen.
Der Alarm seiner Uhr piepte zweimal.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter.
Er stieß einen überraschten Schrei aus und wirbelte herum.
Vor ihm stand eine große, schlanke Gestalt in einem braunen Wüstenmantel, dessen große Kapuze tief ins Gesicht gezogen war und die Person darunter verbarg.
„Also gut!“, rief er. Er zog den Zettel aus seiner Tasche und schwenkte ihn anklagend hin und her. „Jetzt, da Sie mich fast zu Tode erschreckt haben, hätten Sie vielleicht auch die Güte, mir zu sagen, warum?“
Die fremde Person zog die Kapuze zurück. Es war T’Prynn.
Sie erwiderte Penningtons Starren mit einem demütigen Blick.
„Sie sind der Einzige, dem ich vertrauen kann. Bitte helfen Sie mir.“
Diego Reyes hoffte, dass er tot war. Jedenfalls stank er so, als wäre er es.
Seine Brust weitete sich reflexartig. Er sog die schwüle Luft mit einem Geräusch ein, das halb Gähnen, halb Japsen war. Dann würgte er einen Mundvoll bitteren Schleims hoch.
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