Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 9. Das Ultimatum - Troy Denning - E-Book

Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 9. Das Ultimatum E-Book

Troy Denning

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Beschreibung

Die Alienmacht der Yuuzhan Vong stellt den Jedi-Rittern ein Ultimatum: Wenn sie nicht den Standort ihrer geheimen Basis preisgeben, sollen Tausende von Flüchtlingsschiffen vernichtet werden. Verzweifelt schmiedet Anakin Solo einen halsbrecherischen Plan …

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Seitenzahl: 1020

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Inhaltsverzeichnis

WidmungDanksagungDramatis PersonaePROLOG - Genesung
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8
Stern um Stern
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38Kapitel 39Kapitel 40Kapitel 41Kapitel 42Kapitel 43Kapitel 44Kapitel 45Kapitel 46Kapitel 47Kapitel 48Kapitel 49Kapitel 50Kapitel 51Kapitel 52Kapitel 53Kapitel 54Kapitel 55
Copyright

Andria gewidmet, für ihren Rat, ihre Ermutigung und alles andere

Danksagung

Viele Menschen haben dabei geholfen, dieses Buch zu ermöglichen. Ich möchte ihnen allen danken, besonders Curtis Smith, der mich vor vielen Jahren bei Star Wars™ eingeführt hat; Mary Kirchoff, die mich darauf aufmerksam machte, welche Möglichkeiten sich bieten; und Matthew Caviness, Kevin McConnell sowie Ross Martin, drei ganz speziellen Star-Wars ™-Fans, die mir während des Schreibens immer sehr nah waren. Dank geht an Mike Friedman und Jenni Smith; an meine Mitautoren: R. A. Salvatore – was für ein fulminanter Start! —, Mike Stackpole, Jim Luceno, Kathy Tyers, Greg Keyes, Elaine Cunningham, Aaron Allston und Matt Stover, die durch endloses Brainstorming zu dieser Geschichte beigetragen haben. Dank auch an Shelly Shapiro und die Leute bei Del Rey, vor allem Chris Schluep, Kathleen David und Lisa Collins; an Sue Rostoni und Lucy Autrey Wilson von Lucasfilm, und auch an Chris Cerasi, Leland Chee, Dan Wallace und jeden, der daran beteiligt war, dass dieses Projekt so viel Spaß bereitet hat. Und natürlich bedanke ich mich bei George Lucas, weil er mich in seiner Galaxis mitspielen ließ.

Dramatis Personae

Alema Rar: Jedi-Ritter, weibl. Twi’lekAnakin Solo: Jedi-RitterBela Hara: Jedi-Ritter, weibl. BarabelBorsk Fey’lya: Staatschef, BothanC-3PO: ProtokolldroideCilghal: Jedi-Meisterin, Mon CalamariGanner Rhysode: Jedi-RitterHan Solo: Kapitän des Millennium FalkenJacen Solo: Jedi-RitterJaina Solo: Jedi-RitterJovan Drark: Jedi-Ritter, RodianerKrasov Hara: Jedi-Ritter, weibl. BarabelKyp Durron: Jedi-MeisterLando Calrissian: WiderstandskämpferLeia Organa Solo: ehemalige Diplomatin der Neuen RepublikLowbacca: Jedi-Ritter, WookieeLuke Skywalker: Jedi-MeisterMara Jade Skywalker: Jedi-MeisterinNom Anor: Exekutor der Yuuzhan VongR2-D2: Astromech-DroideRaynar Thul: Jedi-RitterSaba Sebatyne: Jedi-Ritter, weibl. BarabelTahiri Veila: Jedi-RitterTekli: Jedi-Ritter, weibl. Chadra-FanTenel Ka: Jedi-RitterTesar Sebatyne: Jedi-Ritter, BarabelTsavong Lah: Kriegsmeister der Yuuzhan VongUlaha Kore: Jedi-Ritter, weibl. BithVergere: Beraterin von Tsavong Lah, FoshViqi Shesh: SenatorinZekk: Jedi-Ritter

PROLOG

Genesung

1

Vor dem Sichtfenster des Medicenters zog eine Sichel aus weiß funkelnden Punkten, die gemeinhin als Dralls Hut bekannt war, über den violetten Himmel, und ihre untere Spitze schnitt durch den Ronto und berührte einen roten Stern namens »Auge des Piraten«. Die Konstellationen über Corellia hatten sich nicht verändert, seit Han Solo ein Kind gewesen war, nächtelang die Tiefen der Galaxis betrachtet und davon geträumt hatte, ein Sternenschiffkapitän zu werden. Damals hatte er geglaubt, die Sterne seien unveränderlich und würden in immer gleicher Gesellschaft jedes Jahr durch dasselbe Stück Himmel wandern. Inzwischen wusste er es besser. Wie alles in der Galaxis wurden Sterne geboren, sie alterten und sie starben. Sie schwollen zu roten Riesen an oder fielen zu weißen Zwergen zusammen, sie explodierten als Novä und Supernovä oder verschwanden einfach in Schwarzen Löchern.

Und allzu oft wechselten sie den Besitzer.

Seit dem Fall des Duro-Systems waren nahezu drei Wochen vergangen, und noch immer konnte Han es kaum fassen, dass die Yuuzhan Vong jetzt einen Vorposten im Kern besaßen. Von dort aus konnten sie gegen Commenor, Balmorra, Kuat und – an vorderster Front – Corellia losschlagen. Sogar Coruscant war nicht mehr sicher, da es am anderen Ende der corellianischen Handelsstraße lag.

Schwerer zu verkraften als der Verlust von Duro – wenngleich leichter zu glauben – war der Enthusiasmus, mit dem die Feiglinge in der Galaxis auf das Friedensangebot des Feindes reagiert hatten: Frieden im Austausch gegen Jedi. Auf Ando hatte ein Lynchmob bereits Dorsk 82 ermordet, und auf Cujicor hatten die Friedensbrigaden Swilja Fenn gefangen genommen. Hans Sohn Jacen galt als meistverfolgter Jedi der Galaxis, und seine Frau Leia sowie seine anderen Kinder Anakin und Jaina wurden mit ähnlich großem Eifer gejagt. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten die Jedi diese Kollaborateure einfach ihrem Schicksal überlassen und sich eine sichere Zuflucht irgendwo in den Unbekannten Regionen suchen sollen.

Aber diese Entscheidung lag nicht bei Han, und Luke Skywalker hörte nicht auf ihn.

Er hörte ein gereiztes Murmeln vom Lift her, das die elektronische Stille des Terminals vor Leias Tür störte. Han stellte das Transparistahl-Sichtfenster so ein, dass es undurchsichtig wurde, dann trat er um das Bett, in dem seine Frau im künstlichen Koma lag. Ihre Augen waren dunkel gerändert, ihre Haut so bleich wie Wampa-Fell. Obwohl man ihm versichert hatte, Leia würde diese Behandlung überleben, bereitete ihm ihr Anblick Qualen. Während des Falls von Duro hätte er sie beinahe verloren, da eine hartnäckige Folge nekrotischer Infektionen immer wieder ihre verletzten Beine bedroht hatte. Noch größere Zweifel hegte er wegen ihrer gemeinsamen Zukunft. Sie hatte ihn durchaus herzlich begrüßt, als sie sich wiedergefunden hatten, aber seit Chewbaccas Tod hatte sich bei ihm zu vieles verändert, als dass er ihre Ehe so hätte weiterführen können wie bisher. Han fühlte sich zerbrechlich, älter und seines Platzes in der Galaxis weniger sicher. Und in den wenigen Stunden, in denen sie zum Sprechen fähig gewesen war, hatte Leia zögerlich gewirkt, zaghaft und nicht bereit, ihre Meinung klar auszudrücken.

Durch die Tür spähte Han aus dem abgedunkelten Raum hinaus und entdeckte vier menschliche Krankenpfleger, die den MD-Droiden am Terminal umringten. Obwohl sie eine abgedeckte Repulsortrage bei sich hatten und offensichtlich frische weiße Kleidung trugen, fehlten ihnen die Gesichtsmasken und die sterilen Handschuhe, die in der Isolierstation für Besucher vorgeschrieben waren.

»… sehen für mich nicht aus wie Krankenpfleger«, sagte der MD-Droide gerade. »Ihre Fingernägel sind Brutstätten für Bakterien.«

»Wir haben die Müllschlucker gereinigt«, sagte die Anführerin der Gruppe, eine Frau mit Schlitzaugen, schwarzem Haar und einer Stimme, die an das Fauchen eines hungrigen Rancors erinnerte. »Aber keine Sorge, wir sind durch die Dekon gegangen.«

Während sie sprach, schob sich einer der Männer um den Tresen hinter den Droiden. Han ging zurück ins Zimmer und holte seinen Blaster aus einer Tasche unter Leias Bett. Obwohl er diesen Augenblick seit drei Wochen mit Anspannung erwartet hatte, fühlte er sich fast erleichtert, als es nun endlich so weit war. Der Feind kam nicht zu einem Zeitpunkt, zu dem Han schlief oder nicht in Leias Zimmer war, und sie waren nur zu viert.

Han kehrte an die Tür zurück und sah den MD-Droiden, dessen Photorezeptoren nicht mehr leuchteten und dem der Vokabulator auf die Brust gesunken war. Der Krankenpfleger hinter dem Tresen betrachtete den Datenbildschirm.

»In der Patientenliste steht sie nicht, Roxi«, sagte er zu der Frau.

»Natürlich nicht«, knurrte Roxi. »Slug, glaubst du vielleicht, eine Jedi würde ihren richtigen Namen benutzen? Sieh nach weiblichen Menschen mit Wunden von Amphistäben.«

Slug, ein Kerl mit Mondgesicht, Glatze und einem Stoppelbart, der wenigstens eine Woche alt war, scrollte die Liste und las verschiedene Symptome ab. »Parietale Schwellung … Thoraxverletzung … doppelt durchtrennter Musculus sartorius …« Er stockte. »Versteht ihr dieses Zeug?«

Roxi starrte den Mann an, als sei die Frage allein schon eine Beleidigung, dann fragte sie: »Was war das Zweite?«

Slug schaute wieder auf den Bildschirm. »Thoraxverletzung?«

»Das könnte es sein.« Roxi sah ihre anderen Begleiter an, und da die anscheinend keine bessere Vorstellung davon hatten, was Thorax bedeutete, fuhr sie fort: »Zumindest Verletzung klingt richtig. Welches Zimmer?«

Slug nannte ihr die Nummer, und die vier falschen Krankenpfleger machten sich zum Gang gegenüber auf. Han ließ ihnen einige Momente Zeit, damit sie den Bereich verlassen konnten, dann schlich er zum Monitor-Terminal und versiegelte das Zimmer seiner Frau mit einem Quarantänekode. Der Gedanke, sie allein zu lassen, bereitete ihm Bauchschmerzen, doch musste er dieses Problem eigenhändig und in aller Stille aus der Welt schaffen. Obwohl der Arzt, ein Freund der Jedi, Leia unter falschem Namen aufgenommen hatte und Han die berühmten Solo-Kinder mit Luke und Mara heimgeschickt hatte, würde die Tarnung einer genaueren Untersuchung durch CorSec nicht standhalten. Angesichts der neuen Yuuzhan-Vong-Basis am Rand des Sektors würde niemand, der mit den Jedi in Verbindung gebracht wurde, seine Sicherheit Corellias unberechenbarer Regierung anvertrauen. Hätte Leias Zustand sie nicht gezwungen, nach der Flucht von Duro hier Halt zu machen, hätte Han sich hier niemals blicken lassen.

Er spähte um die Ecke des Terminals und sah die falschen Krankenpfleger, die im schwachen Licht der nächtlichen Station in einem Bacta-Raum verschwanden. Han nahm sich einen Datenblock vom Tresen, dazu eine Atemmaske, eine sterile Mütze, Handschuhe und einen Laborkittel aus einem Schrank und tarnte sich so gut wie möglich als Angestellter des Medicenters, ehe er ihnen folgte.

Die Eindringlinge hatten sich in der gegenüberliegenden Ecke vor Tank drei versammelt und betrachteten eine schlanke menschliche Frau mit frisch vernähten Wunden auf der Brust. Wie Leias Verletzungen waren die Schnitte atypisch entzündet und fast schwarz an den Rändern, ein Zeichen dafür, dass irgendein Gift eine starke Herausforderung für das Bacta darstellte. Der einzige andere belegte Tank enthielt eine Frau aus Selonia, deren Schwanzstummel von fellfreier Haut bedeckt war.

»Ich dachte, sie hätten ihr den Kopf rasiert«, beschwerte sich Roxi und starrte auf das lange Haar der Patientin in Tank drei. »Sogar im Bacta würde das Haar nicht so schnell nachwachsen.«

»Vielleicht nicht, aber die Schnitte stammen eindeutig von einem Amphistab«, erwiderte Slug. Er stand neben einem deaktivierten Dienstdroiden und studierte den Datenbildschirm. »Und hier steht nichts darüber, wie ihr die Verletzungen zugefügt wurden.«

Roxi zog die Augenbrauen hoch, dachte einen Moment lang nach und sagte dann: »Wir sollten sie lieber mitnehmen. Lass das Bacta ab. Wir holen sie ab, wenn wir die anderen Zimmer überprüft haben.«

Han zog sich zurück, schob den Blaster unter den Laborkittel und rückte seine Atemmaske zurecht. Als er die falschen Krankenpfleger kommen hörte, bog er mit dem Datenblock in der Hand um die Ecke. Dabei stieß er mit dem stämmigsten der vier zusammen und wurde beinahe zu Boden geworfen.

»Äh, Entschuldigung«, sagte Han und sah auf. »Ganz meine …« Er ließ den Satz unvollendet und sah von einem der Eindringlinge zum anderen. »Sie tragen keine Atemmaske!«

Der Mann runzelte die Stirn. »Was für eine Atemmaske?« »Ihre Schutzmaske.« Han tippte an die Atemmaske auf seinem Gesicht. »Keiner von Ihnen. Haben Sie die Risikoanzeige nicht beachtet?«

»Risikoanzeige?«, fragte Roxi und schob sich nach vorn. »Ich sehe keine Anzeige.«

»In der Dekontaminationsschleuse«, erklärte Han. »Rot bedeutet: Kein Zugang. Orange heißt: kompletter Bioanzug. Gelb schreibt Atemmaske und Handschuhe vor. Das Licht war gelb. Wir haben einen Leuma-Ausbruch.«

»Leuma?«, fragte Slug.

»Das wird schon wieder«, sagte Han und traf genau den richtigen Ton unaufrichtiger Beruhigung. Er winkte Roxi zum Terminal. »Aber wir sollten Ihnen jetzt Atemmasken holen. Dann brauchen Sie die Impfung …«

Roxi machte keine Anstalten, den Bacta-Raum zu verlassen. »Von einer Krankheit namens Leuma habe ich noch nie gehört.«

»Ein Virus, das sich durch die Luft verbreitet«, erklärte Han. »Ein ganz neues – vielleicht ist es auch eine Spore. Wir wissen es bisher nicht genau, aber manche Kollegen meinen, es sei eine Waffe der Yuuzhan Vong.«

Das genügte, um Slug und den stämmigen Kerl in den Korridor zu locken.

»Wartet mal, ihr zwei!«, rief Roxi.

Die beiden blieben stehen, dann runzelte Slug die Stirn und sagte: »Aber wir brauchen die Atemmasken.«

»Und zwar schnellstens«, drängte Han, der sich Slug zuwandte. »Noch kann man Sie vermutlich retten, doch die Chancen sinken mit jedem Atemzug.«

Drei der Eindringlinge – die drei Männer – hielten die Hände vor den Mund. Roxi starrte Han bloß finster an.

»Und woher wissen Sie das alles?« Sie trat durch die Tür und baute sich vor ihm auf. Ihre Nase befand sich in Höhe seines Kinns. »Weil Sie Arzt sind?«

Han bekam ein flaues Gefühl im Magen. »Das stimmt.« Er musste dem Drang widerstehen, seine Erscheinung zu betrachten. »Ich bin der Oberxenoepidemiologe, um es genau zu sagen.« Er gab vor, ihre weiße Kleidung zu mustern. »Und Sie sind?«

»Verwundert, warum der Oberxenoepidemiologe seine Runde in den Pantoffeln für Patienten macht.« Roxi betrachtete seine Füße. »Ohne Socken.«

Sie spannte die Finger, und ein Blaster fiel aus einem Holster im Ärmel. Han fluchte und schlug ihr den Datenblock auf die Hand. Ihre Waffe landete scheppernd auf dem Boden, und er stieß sie mit dem Fuß zur Seite, wich zurück und kramte nach seinem eigenen Blaster. Roxi rannte in den Bacta-Raum zurück, brüllte Befehle und schob ihre Begleiter zur Tür. Lediglich Slug setzte sich in Bewegung. Er ignorierte Han und rannte den Korridor entlang.

»Slug!«, schrie Roxi.

»M-masken!«, rief Slug. »Ich brauche …«

Han hatte seinen Blaster gefunden und platzierte einen Betäubungsblitz zwischen Slugs Schulterblättern. Der falsche Krankenpfleger brach zusammen.

Waffen blitzten im Bacta-Raum auf. Han warf sich über eine halbhohe Wand in den kleinen Wartebereich gegenüber der Tür. Seine Angreifer feuerten unaufhörlich; das dünne Plasteel begann zu rauchen und löste sich langsam auf. Mit dem Daumen stellte er seinen Blaster auf hohe Intensität, steckte ihn durch ein geschmolzenes Loch und erwiderte das Feuer.

Das Blitzgewitter verstummte. Han legte sich auf den Bauch und spähte um die Ecke. Die Eindringlinge waren nirgends zu sehen, doch im hinteren Raum stand die Repulsortrage. Die Frau in Tank drei hatte die Augen aufgeschlagen und blickte sich um. Angesichts der Tatsache, dass sie unversehens mitten in ein Feuergefecht geraten war, wirkte ihr Gesicht überraschend ruhig. Vielleicht war sie zu stark sediert, um zu begreifen, was los war. Han hoffte es jedenfalls. Wenn sie das Mikrofon in ihrer Atemmaske nicht benutzte, um Hilfe zu rufen, bestand die Chance – eine winzige Chance —, dass er die Sache regeln konnte, ohne dass CorSec, der corellianische Sicherheitsdienst, den Vorfall mit Leias Zimmer in Verbindung brachte.

Der Blick der Frau bewegte sich, und dann hörte Han Roxis Stimme: »Los!«

Die männlichen Eindringlinge sprangen aus der Deckung und schossen wild um sich. Han brannte dem einen ein Loch in die Brust. Roxi zog etwas Langes unter dem Laken auf der Trage hervor, und als Han sich ein neues Ziel suchte, fand sie hinter Tank drei Deckung. Er hörte auf zu schießen. Die Frau im Tank schien ihm dankbar zuzulächeln.

»Auf zwei, Dex«, rief Roxi. »Eins …«

Roxi trat vor, und das »Zwei« ging im Lärm ihres Repetierblasters unter. Han konzentrierte sein Feuer auf sie. Irgendwo in den Tiefen des Bacta-Raums gab es ein leises Zischen, und Dex’ Blaster verstummte.

Roxis Blitze brannten sich quer über den Flur auf Hans Kopf zu. Er zog sich zurück, kam in der Ecke hoch und richtete den Blaster auf die Tür. Roxi schoss in den Korridor, blieb jedoch außer Sicht, bis sie die Tür erreicht hatte. Jetzt nahm sie sich Hans kärgliche Deckung vor.

Han erwiderte das Feuer, allerdings mit wenig Erfolg. Von Dex war nichts zu sehen, und das machte ihm ebenfalls Sorgen. Da er einsah, dass er aus diesem Winkel nichts ausrichten konnte, stellte er das Feuer ein und spähte kurz in den hinteren Teil des Bacta-Raums.

»Jetzt!«, schrie er.

Nichts geschah, nur Roxi blickte lange genug zur Seite, damit Han sich quer durch den Wartebereich werfen konnte. Sie zielte neu und brannte weitere Löcher in die halbhohe Wand. Han erwiderte das Feuer. Nun war sein Schusswinkel besser, und zumindest musste sie sich ducken.

Dann glitt die Repulsortrage in Sicht und bewegte sich seitlich, obwohl niemand sie schob.

Roxi grinste höhnisch, schüttelte den Kopf und hätte Han, da sie sich nicht ein zweites Mal zum Narren halten lassen wollte, beinahe den Kopf abgeschossen.

Die Trage traf sie an der Hüfte. Die Strahlen bohrten Krater in die Decke, und Roxi taumelte aus der Tür. Han schoss Roxi in Brust und Schulter, wodurch sie herumgewirbelt wurde und auf der Trage zusammenbrach. Der Repetierblaster krachte auf den Boden im Bacta-Raum, wo Dex ihn sich holen konnte. Han verfluchte sein Pech, feuerte durch die Tür und griff an.

Dex lag tot zwischen Tank eins und zwei; ein letzter Rauchfaden stieg von dem runden Loch in seiner Brust auf. Für eine Blasterwunde war das Loch zu klein und perfekt, wenigstens für eine normale. Han blickte sich nach der Ursache um und durchsuchte den Raum nach dem geheimnisvollen Helfer.

Die Frau in Tank drei schaute ihn aufmerksam an.

»Sie?«, fragte er.

Die Trage bewegte sich erneut – das konnte durch den Repulsor ausgelöst worden sein, aber Han glaubte es eigentlich nicht.

Draußen am Terminal öffnete sich zischend die Tür der Dekontaminationsschleuse, und Stiefelschritte kamen über den Korridor näher. Han ignorierte sie und deutete auf den Eindringling auf dem Boden.

»Ihn auch?«

Die Frau schloss die Augen, öffnete sie erneut, schloss sie wieder.

»Okay – muss ein Querschläger gewesen sein.« Han war nicht sicher, ob er das glauben wollte, aber er beabsichtigte, das immerhin den Beamten von CorSec zu erzählen. »Ich stehe in Ihrer Schuld – wer immer Sie sind.«

Dann stürmten die Sicherheitsleute durch den Gang und schrien Han zu, er solle die Waffe fallen lassen und sie auf den Boden werfen. Er legte den Blaster auf die Trage, drehte sich um und sah zwei rotbackige Jungs vor sich, die ihm Blastergewehre aus der Ära des Imperiums vor die Nase hielten.

»Hey, immer mit der Ruhe.« Widerstrebend hob Han die Hände. »Ich kann das alles erklären.«

2

Die Schläfen schmerzten, die Welt drehte sich, der Magen … rebellierte. Leia kehrte zurück. Jemand schrie. Han natürlich.

Ihr Kopf dröhnte.

Ruhe!

Han schrie ununterbrochen weiter, und jemand fauchte zurück. Leia schlug die Augen auf und starrte in eine Sonne. Welche, wusste sie nicht, aber das bläuliche Licht blendete und bewegte sich von einem Auge zum anderen.

Eine sanfte Stimme – die eines Mannes – sagte, sie komme zu sich. Zu wem?

Um sie herum standen Silhouetten. Ein Mann, neben ihr, der die blaue Scheibe an seiner Stirn befestigt hatte. Eine Frau hinter einem Tablett mit medizinischen Instrumenten. Han und jemand in einem unförmigen Overall unterhielten sich laut drüben am Sichtfenster. Ein anderer Mann stand in der Ecke des Raums am Wandschrank, halb abgewandt, und wühlte etwas durch, was Leia als ihre Reisetasche erkannte.

»Oo hörr …« Selbst in Leias Ohren klangen die Worte schwach und unzusammenhängend. »Ftopp.«

»Ist schon in Ordnung, Leia«, sagte der Mann mit der Kopflampe. »Ich bin Dr. Nimbi. Sie werden sich bald besser fühlen.«

»I fül mi hut.« Leia versuchte es zu zeigen, doch ihr Arm fühlte sich so schwer an wie ein Durastahlträger. »Daf Licht aus.«

Die Lampe am Kopf erlosch und enthüllte ein vertraut lächelndes Gesicht mit grauen Augen und Lachfalten. »Besser?«

Jetzt konnte Leia erkennen, dass der Mann einen Arztkittel trug, an dessen Brust JASPER NIMBI aufgestickt war. Seine Assistentin, eine mollige Frau, alt genug, um die Mutter des Doktors zu sein, war in eine abgetragene Schwesterntracht gekleidet. Der Mann, der ihre Tasche durchsuchte, trug Abzeichen des corellianischen Sicherheitsdienstes auf seinem Overall, und ebenso der Offizier, mit dem sich Han stritt.

»… ihn entlassen?«, fuhr Han auf. »Er ist ein Mörder!«

»Für die einzigen Toten hier sind Sie verantwortlich, Solo«, entgegnete der Offizier. »Und seine Identität wurde als authentisch bestätigt. Falls wir Gad Sluggins noch einmal vernehmen müssen, wissen wir, wo wir ihn finden.«

»Wüsste ich auch«, gab Han zurück. »In der nächsten Unterkunft der Friedensbrigade.«

»Die Mitgliedschaft in einer politischen Vereinigung ist auf Corellia kein Verbrechen mehr, Solo.«

In der Ecke zog der Agent am Schrank einen Datenblock aus Leias Reisetasche, blickte sich verstohlen um und schob ihn dann in seinen Overall. Erneut versuchte Leia, sich zu bewegen und auf den Kerl zu zeigen. Diesmal endeten ihre Bemühungen mit einem metallischen Scheppern an ihrem Arm, der mit einem Wirrwarr von Schläuchen an einem intravenösen Tropf verbunden war. Das Geländer des Betts klapperte. Sie richtete sich auf und wollte in Richtung des Diebs schauen.

»Schtopp.« Das Wort war schon fast verständlich. »Dieb.«

Sofort unterbrach Han den Streit mit dem CorSec-Offizier und kam zu ihr. Er sah erschöpft aus, hatte Ringe unter den Augen, und seinen Wangen waren eingefallen.

»Du bist wach«, sagte er und übertrieb dabei möglicherweise ein wenig. »Wie geht es dir?«

»Schrecklich«, antwortete Leia. Alles schmerzte, und es fühlte sich an, als hätte man ihr einen heißen Trafo an die Beine gebunden. »Dieser Agent bestiehlt mich.«

Sie richtete den Finger auf den Täter, aber der Offizier, der Vorgesetzte des Agenten, war inzwischen zum Fußende des Bettes getreten, und nun wirkte es so, als zeige sie auf ihn. Han und die anderen wechselten Blicke und wirkten besorgt.

»Halluzinationen, die von den Medikamenten herrühren«, erklärte Dr. Nimbi. »Ihre Wahrnehmung wird sich innerhalb einer Stunde wieder normalisiert haben.«

»Ich habe keine Wahnvorstellungen«, fuhr Leia fort und zeigte mit dem Finger auf den von ihr aus unsichtbaren Wandschrank. »Der andere. Der meine Tasche durchwühlt.«

Der Offizier drehte sich um, gab ihr den Blick auf den nun geschlossenen Schrank und den unschuldig dreinschauenden Agenten frei.

Han drückte ihre Schulter. »Vergiss es, Leia. Wir haben wichtigere Probleme als jemanden, der deine Unterwäsche durcheinander bringt.«

»Damit sollten Sie Leia vorerst verschonen, Han«, sagte der Arzt. Er wandte sich wieder an Leia und lächelte tröstend. »Wie fühlen sich die Beine an? Besser?«

Leia ignorierte die Frage und wollte wissen: »Was für Probleme?«

Han war verunsichert, was er antworten sollte. Er sah Dr. Nimbi an, dann beschwichtigte er sie: »Nichts, was ich nicht allein regeln könnte. Keine Sorge.«

»Wenn du sagst, ich soll mir keine Sorgen machen, fange ich an, mir richtig Sorgen zu machen«, antwortete Leia. Han gehörte zu den Männern, die sich beim Navigieren durchs Leben eher auf ihre Instinkte als auf eine Sternkarte verließen. Das war eine der Eigenschaften, die sie am meisten an ihm schätzte, nur leider hatten ihn seine Instinkte seit Chewbaccas Tod in äußerst gefährliche Sphären getrieben. Oder vielleicht hielt Leia das Terrain nur für gefährlich, weil es außerhalb ihres Einflussbereichs lag. »Was ist los?«

Han wirkte weiterhin besorgt, doch zumindest hatte er genug Verstand, Dr. Nimbis mahnendes Kopfschütteln zu ignorieren. »Also«, begann er, »kannst du dich erinnern, wo wir sind?«

Leia betrachtete die Abzeichen auf dem Overall des CorSec-Offiziers. »Wie könnte ich das vergessen?«

Und dann traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Die Corellianer sprachen sie mit ihrem richtigen Namen an. Zwei CorSec-Agenten standen in ihrem Krankenzimmer, und Dr. Nimbi, ein Sympathisant der Jedi, der genug Erfahrung in solchen Dingen hatte, um sich keinen Ausrutscher zu leisten, nannte Leia ebenfalls bei ihrem richtigen Namen. Ihre Tarnung war aufgeflogen.

Hinter dem Bett piepste eines der Geräte.

Dr. Nimbi hielt einen Scanner über ihr Herz. »Leia, Sie müssen sich beruhigen. Stress reduziert die Chance, dass Ihr Körper die Infektion bewältigt.«

Das Piepsen dauerte an, und die Schwester nahm eine Subkutanspritze von ihrem Tablett. »Soll ich eine …«

»Das wird nicht notwendig sein.« Leia stupste die Spritze mithilfe der Macht an – unbeholfen, aber ausreichend, um ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen. »Ja?«

Die erstaunte Krankenschwester ließ die Spritze auf das Tablett fallen und murmelte etwas über aufdringliche Jedi-Hexen, dann reckte sie die Nase in die Luft und rauschte zur Tür hinaus — wo ihr der Lärm aufgeregter Stimmen entgegenschlug. Der MD-Droide drohte damit, den Sicherheitsdienst zu rufen, und protestierte, den Medien sei der Zutritt zur Isolierstation nicht gestattet, aber die Eindringlinge beachteten ihn nicht. Plötzlich flammte grelles Licht in der Tür auf, als die Lampen der Holocrew den Gang draußen beleuchteten, und die errötete Krankenschwester taumelte in das Krankenzimmer zurück.

»Großartig«, murmelte Han. »Thrackan.«

Ein bärtiger Mann, der – abgesehen von dem grauen Haar – mehr wie Han aussah als dieser selbst, platzte ins Zimmer herein und ließ einen kleinen Schwarm Assistenten und Holojournalisten hinter sich im Gang draußen zurück. Der Mann, Hans Cousin Thrackan Sal-Solo, blickte sich rasch um, sah, dass er zwischen Leia und der Tür stand, und trat ein Stück vor, damit die Holokameras freien Blick auf ihr Gesicht bekamen. Leia rutschte nach unten und versuchte, sich hinter Dr. Nimbi zu verstecken, der verstand, was sie beabsichtigte, und sich vor sie stellte.

Sal-Solo starrte den Doktor finster an, dann betrachtete er Han und Leia und nickte schließlich dem CorSec-Offizier zu. »Das sind sie. Gut gemacht, Captain.«

»Danke, Generalgouverneur.«

»Generalgouverneur?«, wiederholte Han und versuchte, nicht höhnisch zu klingen, was ihm – in Leias Ohren jedenfalls – nicht gelang. »Du hast es weit gebracht in der Galaxis, Vetterchen.«

»Die Fünf Brüder belohnen diejenigen, die ihrem Schutz dienen«, erwiderte Sal-Solo.

»Ja, es scheint, Stinkkatzen landen immer auf den Füßen«, sagte Leia.

Vor weniger als einem Jahrzehnt hatte Sal-Solo ihre Familie als Geiseln genommen, als er die Unabhängigkeit des corellianischen Sektors hatte durchsetzen wollen. Erst vor kurzem hatte er versehentlich eine ganze hapanische Schlachtflotte zerstört, indem er ein antikes Artefakt namens Centerpoint-Station eingesetzt hatte, um eine feindliche Streitmacht der Yuuzhan Vong anzugreifen. Angesichts der Tatsache, dass Leia die Hapaner als Verbündete gewonnen hatte, war sie vermutlich die einzige Person in der Galaxis, die für diesen Mann mehr Abscheu hegte als Han selbst. Und es änderte nicht sehr viel daran, dass Sal-Solo für seine dumme Handlungsweise zum Helden erklärt und dann auch zum Generalgouverneur des gesamten corellianischen Sektors gewählt worden war.

»Was wohl als Nächstes kommt?« Leia starrte Sal-Solo weiterhin böse an. Han zuckte zusammen und fuhr sich mit dem Finger über die Kehle, aber sie ignorierte ihn einfach. »Er verliert den Krieg und wird zum Staatschef der Neuen Republik ernannt?«

Sal-Solo wandte sich halb den Holokameras vor der Tür zu. »Meine Loyalität gilt allein dem corellianischen System.« Seine Stimme klang steif und selbstbewusst. »Und Sie sollten so klug sein, Ihre Lichtschwertzunge im Zaum zu halten, Prinzessin Leia. Wenn man mich beleidigt, beleidigt man auch mein Amt.«

»Tatsächlich?« Leia schob sich mithilfe ihres freien Ellbogens hoch, bis die Lichter der Holokameras ihr Gesicht wärmten. »In diesem Fall, möchte ich meinen, sind Sie die Beleidigung für das Amt.«

Sal-Solo starrte sie ungläubig an, dann stürmte er zur Tür und steckte den Kopf in den Gang hinaus. »Räumen Sie den Korridor! Sehen Sie nicht, das ist eine Isolierstation!«

Die Holokamera beleuchtete kurz sein Gesicht, ehe er mit der flachen Hand auf den Knopf schlug und die Tür zuglitt, dann drehte er sich um. Seine Augen waren so dunkel wie Schwarze Löcher.

»Sag mal, willst du unbedingt sterben?«, fragte er und schaltete, nachdem die Kameras verschwunden waren, auf das verwandtschaftliche Du um.

»Du bist es doch, der die Sache unbedingt in die Medien bringen wollte«, gab Leia zurück. »Schieb mir nicht die Schuld zu, wenn du nicht damit umgehen kannst. Wäre es nicht leichter gewesen, Gras über die Sache wachsen zu lassen und uns zu ignorieren?«

»Nichts hätte mir mehr gefallen – außer, dich und Han mit einem Trupp Yuuzhan-Vong-Infiltranten fortzuschicken«, sagte Sal-Solo. »Unglücklicherweise hatte ich keine Wahl. Ich wusste weder von deiner noch von Hans Anwesenheit, bis ich in einem Newsvid sah, dass Han Solo gerade drei corellianische Bürger umgebracht hat.«

»Tut mir wirklich Leid«, sagte Han und wirkte keinesfalls reuevoll.

San-Solo warf ihm einen finsteren Blick zu, dann wandte er sich wieder an Leia. »Man wird keine Anklage erheben, wenn —«

»Anklage?«, begehrte Han auf. Sogar Leia konnte nicht unterscheiden, ob er empört oder nur überrascht war; sie waren so lange getrennt gewesen – und hatten jeder so vieles allein durchgemacht —, dass sie inzwischen das Gefühl hatte, ihn nicht mehr richtig zu kennen. »Weil ich ein paar Leute von der Friedensbrigade erledigt habe?«

»Sie gehörten überhaupt nicht zur Friedensbrigade«, sagte Sal-Solo. »Der Geheimdienst von CorSec meint, es wären Einheimische gewesen.«

»Deshalb können sie trotzdem zur Friedensbrigade gehört haben«, entgegnete Han.

»Was aber nicht der Fall ist«, sagte Sal-Solo. »Roxi Barl arbeitete auf eigene Rechnung. Sie nahm nie gern Befehle entgegen, und damit kam sie für die Friedensbrigade und auch sonst niemanden in Frage, der mit den Yuuzhan Vong zusammenarbeitet. Jedenfalls hat mir der Geheimdienst das so geschildert.«

»Und für wen hat sie dann gearbeitet?«, wollte Han wissen.

Thrackan zuckte mit den Schultern. »Gute Frage. Glücklicherweise eine, die mich nach Ablauf der nächsten Stunde nicht mehr interessieren wird.«

»Nein?« Han zog eine finstere Miene.

»Weil ihr dann verschwunden sein werdet«, sagte Thrackan.

»Verschwunden?« Han schüttelte den Kopf. »Wir verschwinden nirgendwohin, bis Leia wieder gehen kann.«

Leia runzelte die Stirn. Ihre Gesichter wurden im gesamten System in den Nachrichten gezeigt, und er redete davon, hier zu bleiben, bis sie gehen könnte. Was hatte er bloß zu sich genommen, während sie getrennt gewesen waren?

»Han«, sagte Leia sanft. »Darüber haben wir doch gesprochen. Du weißt, ich werde vielleicht nie wieder …«

Han fuhr zu ihr herum. »Bist du gehen kannst, Leia.«

Leia wich zurück, und Han hing über dem Bett, starrte ihr in die Augen, zuckte nicht mit der Wimper, atmete nicht, schwankte nicht, als ob er durch reine Willenskraft verändern könnte, was auf Duro geschehen war – oder auch schon davor.

»Han, wir können das nicht machen«, sagte sie endlich. »Inzwischen sind vermutlich schon Kopfgeldjäger und Angehörige der Friedensbrigade aus dem ganzen System zu diesem Medicenter unterwegs. Und selbst wenn Thrackan uns beschützen wollte, wäre er dazu nicht in der Lage. Das würde den Yuuzhan Vong zu viel Grund liefern, einmal zu überprüfen, ob Centerpoint noch funktionsfähig ist.«

»Und er schickt uns einfach weg?«, höhnte Han. »Mitten in die nächste Patrouille der Yuuzhan Vong, dorthin schickt er uns.«

»Nein, Han«, sagte Leia. »Er kann nicht riskieren, dass wir unter Folter gestehen, dass Centerpoint außer Betrieb ist.«

Darüber dachte Han nach und sah dann seinen Cousin an. »Nur, damit du dich ein wenig besser fühlst: Ich hätte dich längst umbringen lassen können«, meinte Sal-Solo freundschaftlich. »Mir hätte das wahrscheinlich gar nicht so viel ausgemacht.«

»Und wie, glaubst du, würde das Anakin gefallen?«, gab Leia zurück. Ihr Sohn Anakin war vermutlich der Einzige, der je in der Lage gewesen war, die Centerpoint-Station vollständig zu aktivieren, und seine Abwesenheit war einer der Gründe, weshalb die antike Superwaffe im Augenblick nicht funktionierte. »Für dich hat er nicht sehr viel übrig, Thrackan. Ich bezweifle, ob er gern Hilfe leisten würde, wenn du den Tod seiner Eltern arrangierst.«

Sal-Solo kniff die Augen zusammen, nickte jedoch. »So weit sind wir uns also einig. Ihr brecht innerhalb einer Stunde auf.«

»Han«, sagte Dr. Nimbi hilfsbereit, »die Reise wird sie schon überstehen, wenn Sie unterwegs in einigen Bacta-Praxen Zwischenstopp machen.« Er dachte kurz nach und fügte hinzu: »Leia schafft das schon. Ich mache mir viel mehr Sorgen um, äh, Ihre Freundin.«

Han war verwirrt. »Freundin?«

»In Tank drei«, sagte Dr. Nimbi. »Ich denke, Sie sollten sie nicht zurücklassen, angesichts der Kopfgeldjäger und der Leute von der Friedensbrigade, die hierher unterwegs sind.«

»Ach – richtig. Unsere Freundin.« Han blickte Leia an, und sie sah etwas Schurkisches in seinen Augen funkeln, verschlagen und fröhlich und verschwörerisch wie seit Chewbaccas Tod nicht mehr. Er wandte sich wieder Sal-Solo zu und seufzte. »Also, ich will mich ja nicht quer stellen, aber ohne Jaina können wir nicht gehen.«

»Jaina? Jaina ist hier?«

Leia glaubte, sie sei diejenige gewesen, die mit der Frage herausgeplatzt wäre, aber alle Blicke waren auf Sal-Solo gerichtet. Zumindest verstand sie jetzt, weshalb sich Han so seltsam benahm. Sie konnte sich vage an ein Treffen mit der Jadeschattenerinnern, daran, ihren Bruder und jedes ihrer Kinder zum Abschied geküsst und ihnen gesagt zu haben, sie würden sich auf Coruscant wiedersehen. Irgendetwas musste passiert sein. Vielleicht hatte Han Jaina gebraucht, damit sie den Falken flog, oder vielleicht waren Mara und Luke in Schwierigkeiten geraten, und sie hatten sich trennen müssen. Vielleicht befanden sich sogar alle ihre Kinder auf Corellia. Hoffentlich nicht. Hoffentlich waren Jacen und Anakin in Sicherheit auf Coruscant … trotzdem wäre es schön, sie zu sehen. So schön.

»… Anakin?«, fragte Sal-Solo. »Ist der auch hier?«

»Nur Jaina«, sagte Han entschlossen. »Anakin und Jacen sind auf Coruscant.«

»Natürlich musst du das sagen.« Sal-Solo dachte laut. Wenn er Anakin zwingen konnte, die Centerpoint-Station zu reaktivieren, brauchte er sich keine Sorgen mehr wegen der Yuuzhan Vong oder der Neuen Republik zu machen. Er konnte sie dazu benutzen, das gesamte corellianische System zu isolieren, und es als sein persönliches Reich beherrschen. »Aber ich werde es herausfinden. Ich verfüge über einige Möglichkeiten.«

»Ja – du könntest dich mit dem Komlink bei ihnen auf Coruscant melden«, sagte Han. »Du kannst es auch gern als R-Gespräch führen – ich weiß, wie pleite Corellia ist.«

»Warte mal – was war das mit Tank drei?«, wollte Leia wissen, die dem Wortwechsel zwischen Han und Sal-Solo nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. »Jaina ist in einem Bacta-Tank? Was ist passiert?«

»Erinnerst du dich nicht?« Erneut sah Han sie so seltsam an. »Dieser Schlag auf Duro war doch schlimmer, als wir gedacht haben.«

Der Stressalarm hinter dem Bett begann wieder zu piepsen.

»Könnten Sie das Ding bitte ausschalten?«, verlangte Leia. Was immer passiert war – was immer Han ihr mitzuteilen versuchte —, sie wollte nicht, dass die Maschine ihre Gefühle verriet. »Und geben Sie mir einen Repulsorstuhl. Ich möchte meine Tochter sehen.«

»Ja.« Sal-Solo blickte Han finster an und stellte sich offensichtlich die Frage, warum Leia so überrascht wirkte. »Warum gehen wir nicht alle?«

Dr. Nimbi kümmerte sich um einen Repulsorstuhl, dann schnallte er Leias Arm vom Bettgestänge los, hängte den Tropf an einen Haken am Stuhl und half ihr aus dem Bett.

Sobald Leias Beine nach unten hingen, begannen sie höllisch zu schmerzen. So etwas hatte sie nie zuvor erlebt, ein Brennen, Pochen und Ziehen, das sie wünschen ließ, dieser Yuuzhan Vong hätte seine Arbeit ganz getan und die Beine abgetrennt. Sie erwischte Sal-Solo dabei, wie er sie anstarrte, und senkte den Blick auf die beiden hutt-ähnlichen Dinger an der Stelle, wo ihre Beine hätten sein sollen.

»Wenn du schon gaffen musst«, sagte Leia, »dann grins wenigstens nicht.«

Sal-Solo bedeckte den Mund, obwohl er gar nicht gegrinst hatte, und wandte sich ab. Begleitet von den CorSec-Agenten, Sal-Solo und sogar der Krankenschwester, führte Dr. Nimbi sie an den Droiden am Monitor-Terminal vorbei zum gegenüberliegenden Gang. Sofort begann Leias Herz zu klopfen. Die Tür zum Bacta-Raum war von schwarzen Einschusslöchern umgeben. Gegenüber sah sie die Ruine eines Warteraums und die zerfetzten Überreste einer halbhohen Trennwand. Diese Kopfgeldjäger waren zu allem entschlossen gewesen, und bei dem Gedanken daran, dass sie ihre einzige Tochter beinahe in die Hände bekommen hätten, schauderte sie.

Als sie den Bacta-Raum erreichten, bemerkte Leia einen ambossköpfigen Arcona auf einem der wenigen unbeschädigten Stühle. Er begegnete kurz ihrem Blick und nickte, dann starrte er wieder auf seine Füße. Sie steuerte hinter Han, der Schwester und den anderen ihren Repulsorstuhl in den Bacta-Raum.

Vor Tank drei blieben sie stehen. Darin schwebte eine schwer verwundete Frau, die mindestens fünfunddreißig Jahre alt war. Sie war einige Zentimeter größer als Leia und sehr muskulös, und obwohl Leia ihr Gesicht irgendwie bekannt vorkam, wies sie keinerlei Ähnlichkeit mit Han oder Leia auf. Am verräterischsten war jedoch die Wolke seidigen Haars um ihren Kopf; wie Leia hatte Jaina ihres bei der Dekontaminierung auf Duro verloren.

Leia reckte den Kopf und schaute nach, ob es in den anderen Tanks jemanden gab, der ihre Tochter sein könnte. Außer einem Selonianer mit amputiertem Schwanz sah sie niemanden.

»Das ist Jaina?«, fragte Sal-Solo mit ebensolchen Zweifeln wie Leia. »Sie ist ein bisschen alt, um deine Tochter zu sein, Han.«

»Sie war beim Renegaten-Geschwader«, sagte Han. »Du wärst überrascht, wie schnell der Raumkampf ein Mädchen altern lässt.«

Und jetzt begriff Leia endlich. Aus irgendeinem Grund, den sie noch nicht kannte, wollten Han und Dr. Nimbi diese Frau beim Abflug von Corellia mitnehmen. Jaina war überhaupt nicht hier – keines ihrer Kinder. Leia hätte erleichtert sein sollen, doch stattdessen fühlte sie sich enttäuscht und sehr allein.

»… nicht wahr, Leia?«, fragte Han.

»Ja, natürlich«, antwortete Leia ohne die geringste Ahnung, wozu sie ihre Zustimmung gab. »Das stimmt.«

Han nickte energisch. »Verstehst du?«

»Verändert der Raumkampf auch die Augenfarbe?«, fragte die Krankenschwester, die den Datenbildschirm am Tank der geheimnisvollen Frau überflog. »Ich meine mich zu erinnern, dass Jaina braune Augen hat, wie ihre Mutter. Die Augen der Patientin sind als grün aufgeführt.«

»Kosmetische Färbung«, erklärte Leia. Wenn sie auch nicht mit dem Herzen dabei war, so wusste sie, dass Han ihre Unterstützung brauchte. »Damit sie nicht so leicht zu identifizieren ist.«

Sal-Solo wirkte misstrauisch. »Was versuchst du hier abzuziehen, mein lieber Cousin? Diese Frau kann überhaupt nicht deine Tochter sein.«

»Ich könnte ihre Identität mit einem einfachen Gentest bestätigen«, schlug Dr. Nimbi vor. »Die Ergebnisse hätten wir in, nun, zwei Tagen.«

Sal-Solo starrte den Arzt finster an, dann wandte er sich an die Krankenschwester. »Lesen Sie die Aufnahmedaten. Wer ist verantwortlich?«

Han hatte sich in der Zeit ihrer Trennung doch nicht so weit verändert, dass Leia sein Sabacc-Gesicht nicht durchschaut hätte. Er wartete die Antwort der Krankenschwester mit vorgetäuschtem Desinteresse ab, aber die Augen hielt er starr auf ein Spiegelbild des Datenblocks auf der Oberfläche von Tank zwei gerichtet. Als der Bildlauf endete, zeigte das Spiegelbild mehrere leere Eingabefelder. Han schaute rasch zurück zu der Krankenschwester.

»Sie wurde anonym eingeliefert.« Er sagte es, als wüsste er das genau. »Ohne Name und ohne Kontaktadresse.«

Der Krankenschwester stand der Mund offen, aber sie nickte. »Es wurden nicht einmal Angaben über die Art und Weise der Aufnahme gemacht.«

Han wandte sich grinsend Sal-Solo zu. »Mehr Beweis brauchst du wohl nicht, Herr Generalgouverneur.« Er drückte einen Finger an den Bacta-Tank, und die Frau schlug ihre grünen Augen auf. »Sie kommt mit uns – oder ich informiere jede Medienstation im System, dass du unsere Tochter gegen unseren Willen hier festhältst.«

Sal-Solo warf ihm einen finsteren Blick zu. »Wenn ich wollte, könnte ich dir deine Lüge nachweisen.«

»Gewiss«, sagte Han. »Aber könntest du es auch den Yuuzhan Vong glaubhaft machen?«

Sal-Solos Miene wurde noch giftiger, und er fragte den Doktor: »Ist sie transportfähig – sofort?«

»Wir könnten ihnen einen transportablen Bacta-Tank leihen«, meinte Dr. Nimbi. »Solange sie die Flüssigkeit wechseln, wenn sie wegen Leia anhalten, sollte es dieser Patientin ebenfalls gut gehen.«

Sal-Solo betrachtete den Tank und versuchte ohne Frage genau so fieberhaft herauszufinden, was die Frau im Tank mit den Solos zu tun hatte – und welches Interesse derjenige an ihr hegen mochte, der Roxi Barl geschickt hatte. Schließlich zog er ein säuerliches Gesicht und wandte sich an Dr. Nimbi.

»Ich glaube, ich sehe tatsächlich eine gewisse Familienähnlichkeit«, meinte Sal-Solo. »Aber Sie verkaufen ihnen den Tank, der wird nicht verliehen. Sonst müsste ihn ja einer von ihnen zurückbringen.«

3

Endlich schob sich die Sicherheitsluke auf und gab den Blick auf das Innere des öffentlichen Liegeplatzes frei, wo die Solos den Millennium Falken für alle sichtbar versteckt hatten. Auf jedem anderen Planeten hätten sie eine private Bucht in einem sehr diskreten Luxusdock angemietet. Doch auf Corellia hätte diese Maßnahme mehr Aufmerksamkeit erregt als vermieden. Leia und Han beobachteten kurz die Aktivitäten auf dem Boden der Andockbucht, dann traten sie aus der engen Zugangsschleuse.

Leise schloss sich die Luke hinter ihnen, und nun hatten sie endlich einen Ort erreicht, an dem sie offen reden konnten. Leia verdrängte ihre zunehmende Erschöpfung, ergriff Han am Arm und zog ihn zu sich herum.

»Han, was geht hier eigentlich vor sich?« Aus der Zugangsschleuse hörte sie Lärm, als die CorSec-Eskorte ihre »Tochter« und ihren transportablen Bacta-Tank hineinschoben. »Wer ist diese Frau, und warum wollte Dr. Nimbi, dass wir sie aus dem Medicenter mitnehmen, obwohl sie den Aufenthalt dort offensichtlich sehr dringend braucht?«

»Weil sie möglicherweise in der gleichen Gefahr schwebt wie du.« Han hockte sich vor Leia hin, damit sie auf gleicher Augenhöhe waren – und um sie beide vor jeglichen Abhörmikrofonen abzuschirmen, die aus den Tiefen der Andockbucht auf sie gerichtet sein mochten. »Sie hat mir während der Schießerei geholfen. Ich glaube, sie ist eine Jedi.«

»Eine Jedi?« Leia fragte weder nach Details noch Gründen. Die CorSec-Agenten würden nur kurz in der Zugangsschleuse sein, gerade lange genug, damit die Sicherheitscomputer ihre Gesichter scannen und ihre Identität bestätigen konnten. »Wir tun ihr vielleicht keinen Gefallen. Wer immer Roxi Barl geschickt hat, ist uns immer noch auf den Fersen.«

Han blickte sich über die Schulter um. »Wo?«

»Hinter uns, in der Zugangsschleuse«, sagte Leia. »Erinnerst du dich daran, dass ich sagte, der CorSec-Agent würde mich bestehlen?«

Han runzelte die Stirn. »Und?«

»Ich habe nicht halluziniert. Mein Datenblock ist verschwunden.«

Jetzt wirkte er verärgert. »Dieser Ranat.«

»Han, vergiss es einfach. Das Geld ist gut angelegt.« Das Gerät war ein billiger Ersatz für das, welches sie auf Duro verloren hatte, und es befand sich nichts darauf außer einigen halb fertigen Briefen an Familie und Freunde. »Außerdem hat er zwei Datenkarten und den Aufnahmestab genommen.«

»Das Geld ist gut angelegt?«

»Wenn man bedenkt, dass er meine Creditbörse nicht angerührt hat«, erklärte Leia. »Oder die Creditchips, die du auf der Anrichte hast liegen lassen.«

»Er ist ein Spion«, sagte Han.

Leia nickte. »Kein guter, aber ich bin deiner Auffassung. Vermutlich arbeitet er für die gleichen Leute, die Roxi Barl geschickt haben.«

Die Luke hinter Leia zischte. Han blickte über die Schulter und fragte dann leise: »Was ist mit dem anderen, dem Offizier?«

»Nur der eine«, flüsterte Leia. Sie war sich dessen ziemlich sicher; der Agent hatte sich sehr viel Mühe gegeben, seinen Diebstahl vor seinem Vorgesetzten zu verbergen.

Das Zischen endete, und die zwei CorSec-Sicherheitsleute traten mit der geheimnisvollen Frau und ihrem transportablen Bacta-Tank heraus. Bei den Begleitern handelte es sich um ebenjenen Spion und denselben Offizier, die sich bei Leias Aufwachen in ihrem Zimmer aufgehalten hatten. Sie ließ den Kopf auf die Brust sinken und spielte die Erschöpfung nicht, sondern gestattete sich einfach, sie zu zeigen. Trotz der Stimulantia und Schmerzmittel, die Dr. Nimbi ihr aufgedrängt hatte, war das aufrechte Sitzen anstrengend für sie.

Die Luke schloss sich, und der Offizier sagte: »Gehen Sie schon weiter, Solo. Der Rest der Abteilung wartet draußen und hält die Medienleute zurück.«

»Danke«, sagte Leia und meinte es so. Ohne diese Mauer von CorSec-Agenten, die die Holocrews fern hielten, wären die Journalisten ihnen vermutlich bis an Bord des Falken gefolgt. »Ich dachte schon, wir würden blinde Passagiere haben.«

»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte der Spion. »Wir durchsuchen das Schiff vorher.«

Han murmelte etwas vor sich hin, das verdächtig nach »nur über meine Leiche« klang, dann führte er sie außen herum um die Landefläche – kein erfahrener Raumfahrer würde je mitten durch die Andockbucht laufen – zu einer schemenhaften Scheibe, die zwischen zwei kastenförmigen, alten Transportschiffen stand. Obwohl Leia von der neuen, mattschwarzen Lackierung des Falken nie begeistert gewesen war, musste sie einräumen, dass dadurch das bekannte Profil des berühmten Schiffes hervorragend verschleiert wurde und zudem die vielen Beulen am Rumpf, die von vielen Jahrzehnten rücksichtsloser Nutzung zeugten, nicht so deutlich hervortraten. Selbst wenn jemand das Schiff in der Dunkelheit bemerkt hätte, würde er ihm kaum einen zweiten Blick widmen.

Sie fragte sich, ob Han genau das mit der neuen Farbe beabsichtigt hatte oder ob er einfach seine Trauer über den Verlust Chewbaccas hatte ausdrücken wollen. Vermutlich würde sie es nie erfahren; sie beide waren sich nicht mehr so nah, dass sie es instinktiv spüren konnte, und sie wollte ihn nicht danach fragen. Wie traurig, dachte sie, nachdem sie und Han das Imperium besiegt und drei Kinder zusammen großgezogen hatten.

Während sie sich dem Falken näherten, trat eine ambossköpfige Gestalt mit glitzernden, gelben Augen zwischen den Landestreben hervor. Die dünnen Arme hielt sie beiläufig an den Seiten und zeigte so, dass die dreifingrigen Hände leer waren.

»Kapitän Solo«, krächzte das Wesen. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«

»Han.« Leia packte ihren Mann am Arm. »Ich glaube …« Han riss sich los. »Augenblick.« Er starrte den Arcona unentwegt an. »Mir ist es gleichgültig, und wenn Sie Sternenzerstörer fliegen könnten, auf mein Schiff kommen Sie nicht.«

»Han!«, schnappte Leia. »Doch.«

Han hätte sich gern auf einen Streit eingelassen, Leias Blick ließ ihn jedoch innehalten. »Doch?«

Dankbar, weil sie noch zu ihm vordringen konnte, nickte sie. »Ich denke, wir sollten ihm eine Chance geben«, schlug sie vor. »Bestimmt bin ich dir als Kopilotin keine große Hilfe.«

Tatsache war, dass C-3PO, der an Bord des Falken versteckt war, die meisten Aufgaben eines Kopiloten erledigen konnte, aber Han begriff, dass Leia ihm etwas mitzuteilen versuchte. Er wandte sich dem Arcona zu, musterte ihn von Kopf bis Fuß, betrachtete die aschfahle Haut, die zerlumpte Kleidung und deren Machart.

»Also, Sie sehen ja aus wie ein Pilot«, sagte Han. »Wie verhalten Sie sich bei einem Notstart?«

»Schaltkreise vorwärmen, schalten, Energie hochfahren«, antwortete der Arcona.

Han zog die Augenbrauen hoch. »Notfallabschaltung?«

»Energie runterfahren, dann abschalten.«

»Und wo befindet sich der Trudelstabilisator?«

Der flache Kopf des Arcona faltete sich leicht nach innen ein, dann hob er die dreifingrige Hand und sagte: »Sie wissen selbst, wo sich der Trudelstabilisator befindet …«

Han schlug sich auf den Schenkel. »Versuchen Sie das nicht mit mir! Mit wem, denken Sie, haben Sie es zu tun?«

Der Arcona zuckte mit den Schultern, dann beschwerte er sich: »Woher sollte ich wissen, wo der Trudelstabilisator ist? Das ist ein Teil, der nicht von der Besatzung bedient wird.«

Daraufhin lächelte Han und klopfte dem Arcona auf die Schulter. »Sie sind in Ordnung.«

»Danke, Kapitän.« Der Arcona wirkte ganz und gar nicht erleichtert. Er schob sich zwischen den beiden CorSec-Agenten auf den Bacta-Tank zu. »Ich übernehme das dann mal, Jungs.«

»Nicht so schnell, Funkelauge«, sagte Han. »Gehen Sie einfach vom Schiff weg, und verschwinden Sie. Wir geben keine Interviews.«

»Interviews?«

Die Gestalt lachte heiser und trat ins Licht. Er entpuppte sich als der salzsüchtige Arcona, der im Krankenhaus einen Blick mit Leia gewechselt hatte. Er hatte ein flaches Reptiliengesicht, seine Haut wies die Farbe von Durastahl auf, und dem schiefen Mund zufolge war er halb auf Salz; über dem fadenscheinigen Hemd trug er nun eine schäbige Fliegerjacke, auf die ein Dutzend Taschen mit Schnellverschlüssen genäht war.

»Ich bin kein Holojournalist«, sagte der Arcona. »Ich suche nur eine Möglichkeit, von dieser Schlammkugel wegzukommen.«

Die CorSec-Agenten ließen den schwebenden Bacta-Tank auf seiner Repulsortrage stehen, zogen die Blaster und traten vor. »Machen Sie, was Solo sagt«, verlangte der Beamte. »Und zeigen Sie mir Ihren Identichip.«

Der Arcona griff in die Tasche, als wolle er der Anweisung Folge leisten, dann fuchtelte er mit den Fingern in Richtung der Agenten. »Ich bin kein Corellianer«, sagte er, »ich brauche keinen Identichip.«

»Er ist kein Corellianer«, bestätigte der Untergebene.

»Er brauchte keinen Identichip«, fügte der Offizier hinzu.

Leia stand inzwischen der Mund offen, aber Han ließ sich so leicht nicht beeindrucken.

»Netter Trick. Jetzt verziehen Sie sich – und nehmen Sie Ihre Kumpels mit.« Er zeigte mit dem Daumen auf die beiden CorSec-Agenten. »Wir nehmen keine Anhalter mit.«

Der Arcona entblößte eine Reihe krummer Eckzähne, was wohl ein Lächeln darstellen sollte. »Ich bin durchaus bereit, mir den Flug zu verdienen, Kapitän.« Er blickte Leia an, öffnete die Jacke und enthüllte ein Lichtschwert, das an seinem Gürtel baumelte. Leia spürte Wärme in der Macht. »Ich bin ein erstklassiger Kopilot für YT-1300-Frachter. Habe selbst einen, und möchte einfach nur zu dem verfluchten Ding zurück.«

Der Offizier trat zur Seite, doch sein Untergebener machte keineswegs Platz. »Unser Befehl lautet, wir sollen die Patientin persönlich an Bord bringen.«

»Das galt, ehe wir Hilfe hatten«, sagte Leia. »Und Ihr Befehl lautete, uns zu verabschieden. Niemand hat etwas davon gesagt, dass Sie an Bord des Falken herumschnüffeln sollen.«

Sie warf einen deutlichen Blick auf die Tasche, in der er ihren Datenblock versteckt hatte. Das Gesicht des Agenten wurde rot, und er wäre fast gestolpert, als er eilig zur Seite trat.

»Hm.« Der Arcona lächelte, und aus dem Winkel seines schiefen Mundes murmelte er: »Interessante Technik.«

Er übernahm die Repulsortrage, dann gaben die Agenten Han seinen Blaster zurück, und die Gruppe ging an Bord. C-3PO erwartete sie oben an der Rampe.

»Oh, dem Schöpfer sei Dank, dass Sie zurück sind!«, sagte er und fuchtelte wie verrückt mit den Armen »Sie wissen gar nicht, wie oft ich gezwungen war, den einziehbaren Blaster …«

»Jetzt nicht, C-3PO«, sagte Han und ging an ihm vorbei zum Cockpit. »Schnall dich für den Start an.«

»Aber Kapitän Solo, Sie und Prinzessin Leia waren in den Nachrichtenvids. Es heißt, Sie hätten drei Menschen getötet, und eine Reihe der Kommentatoren sind offensichtlich der Meinung, es solle eine Untersuchung des Falles geben …«

»Also, C-3PO, das wissen wir«, sagte Leia und lenkte ihren Stuhl in den Eingangsring. »Dies ist …«

Sie wandte sich dem Arcona zu.

»Ein Freund Ihres Arztes.« Er löste ein Abhörgerät von dem Bacta-Tank und zertrat es unter dem Stiefel. »Es gibt noch mehr davon.«

Leia nickte und wandte sich wieder an C-3PO. »Hilf unserem Gast, die Trage für den Start zu sichern.«

Da sie mit ihrem Stuhl dem Bacta-Tank im Weg stand, bewegte sich Leia weiter nach vorn. Sie fühlte sich entsetzlich müde und schwach, und ihr erster Impuls war, sich zum Hauptdeck zu begeben, um nicht im Weg zu sein. Aber im letzten Jahr war sie so viel allein gewesen, und der Gedanke, erneut allein herumzusitzen, während Han und der neue Kopilot die Probleme lösten, war ihr unerträglich. Sie brauchte die Gegenwart ihres Mannes – auch wenn sie nicht ganz sicher war, ob er das wollte.

Der Repulsorstuhl war ziemlich kompakt gebaut, und nachdem sie die Teleskopstange eingezogen hatte, an der die Beutel des Tropfs hingen, hatte sie keine Schwierigkeiten, durch den Gang in die Auslegerkanzel zu gelangen. Aber das Cockpit selbst hatte nur vier Sitze, daher musste sie ihren Stuhl mit MagnoKlammern vor der Tür fixieren. Han fragte liebenswerterweise nicht nach, was sie da tat. Er war so beschäftigt mit Schaltern und Anzeigen, dass Leia nicht einmal sicher war, ob er sie bemerkte.

Der Arcona quetschte sich vorbei, ließ sich auf dem Kopilotensitz nieder und ging die Startroutine ohne eine einzige Nachfrage durch. Anscheinend hatte er nicht gelogen, was seinen eigenen YT-1300 betraf. Er machte einige Fehler, als er auf die Modifikationen des Falken stieß, doch Leia sah an Hans Geduld, wie beeindruckt er von dem Arcona war. Sie gab sich Mühe, ihre Eifersucht zu unterdrücken.

Es blieben dreißig Sekunden bis zum Start, als schließlich die unvermeidbare Panne passierte.

»Das Licht für die Rampe brennt noch.« Han zeigte auf die Cockpitseite des Arcona. »Das hätte schon vor einer Minute gecheckt sein müssen.«

»Ich dachte, das hätte ich überprüft.«

Der Arcona drückte auf einen Knopf. Das Licht erlosch, leuchtete jedoch sofort wieder auf.

Han fluchte, dann betätigte er das Interkom. »C-3PO, ich glaube, die Rampe klemmt mal wieder. Schau es dir mal an.«

Keine Antwort erfolgte.

»C-3PO?«

Han fluchte. Leia löste ihren Stuhl.

»Nein, ich gehe.« Der Arcona schnallte sich los und erhob sich. »Sie sollten nicht allein nach hinten gehen. Nur für den Fall, dass es irgendwelche Probleme gibt.«

»Danke.« Han schnallte sich ebenfalls los und lockerte seinen Blaster im Halfter, dann wandte er sich Leia zu und sagte: »Schön, dass du hier oben bist.«

Leia lächelte. »Das finde ich auch.«

Sie warteten schweigend eine Minute, ehe das Licht der Rampe schließlich erlosch und der Arcona zurückkehrte.

»Sie war nur verklemmt«, sagte er. »Ich habe einmal auf den Kontrollschalter geschlagen, und dann hat sie die Sache ganz von allein geregelt.«

»So funktioniert das bei mir auch immer«, sagte Han und startete den Repulsorantrieb.

»Was ist mit C-3PO?«, fragte Leia. Sie beschlich ein unbehagliches Gefühl – nicht gerade Gefahr, aber irgendetwas stimmte da nicht. »Warum hat er nicht geantwortet?«

»Ich glaube, er hat beim Anschließen des Bacta-Tanks einige Drähte verwechselt.« Der Arcona glitt wieder in seinen Sitz. »Seine Hauptsicherung war rausgesprungen. Ich habe den Reset-Schalter gedrückt.«

»Das ist ja was ganz Neues.« Han schüttelte den Kopf, dann stellte er eine Verbindung zum Raumhafen-Verkehrszentrum her. »Kontrolle, hier spricht die Schattenvogel und erbittet Starterlaubnis.«

Schattenvogel war der Name, unter dem sie den Falken gelandet hatten.

»Abgelehnt, Schattenvogel«, kam als Antwort. »Warten Sie.«

Han schloss den Kanal. »Was jetzt?«

Er aktivierte die äußeren Sicherheitsmonitore, und alle an Bord warteten schweigend und angespannt, da sie befürchteten, im nächsten Moment eine Gruppe CorSec-Agenten oder eine Meute Kopfgeldjäger in der Andockbucht zu sehen.

Kurz darauf meldete sich die Stimme der Kontrolle krächzend aus dem Lautsprecher. »Der corellianische Sicherheitsdienst hat uns informiert, dass es kein Schiff namens Schattenvogel gibt.« Die Nachricht kam über einen offenen Kanal. »Allerdings hat der Millennium Falke sofortige Starterlaubnis.«

»Bestätige.« Han verschwendete keine weitere Zeit, sondern gab Energie auf den Repulsorantrieb und verließ die Andockbucht; gerade hatte sich jemand große Mühe gegeben, allen Schiffen in einem Umkreis von hunderttausend Kilometern mitzuteilen, wer sie waren. »Und überprüft mal die Taschen dieses CorSec-Agenten. Ich habe gesehen, wie er einen Datenblock gestohlen hat. Falke Ende.«

4

Die von Parks durchzogene Hauptstadt Coronet war kaum unter dem Schwanz des Falken verschwunden, als Han nach Süden über das Meer schwenkte, vollen Schub gab und mit dem Aufstieg begann, der sie über den Pol hinweg zur anderen Seite des Planeten führen würde. Der Kom-Lautsprecher spuckte einen Schwall Flüche aus, als die corellianische Kontrolle sich zum einen wegen der verbotenen Flugbahn und zum anderen wegen des Überschallknalls über der Stadt beschwerte, doch Han ignorierte die Drohungen und schaltete die Hitzeschilde ab. Nach dem Abschiedsgruß von CorSec wäre die Standardflugroute so sicher wie der Sprung in die Grube eines Sarlaccs gewesen.

Der Arcona hielt die goldenen Augen starr auf die Temperaturwerte gerichtet. »Ich dachte, Sie hätten Erfahrung mit so etwas.« Da er mit seinen Facettenaugen Schwierigkeiten hatte, Gegenstände scharf zu sehen, trug er einen kleinen optischen Scanner, der die Datenanzeigen ablas und ihm die Werte in Audioform über einen Ohrhörer mitteilte. »Jeder Anfänger in der Galaxis weiß, dass man einem Verfolger im Orbit nicht davonfliegen kann. Er kann Ihnen jederzeit den Weg abschneiden.«

»Was Sie nicht sagen.« Han tat überrascht. »Wegen der Anziehungskraft?«

»Und wegen des Luftwiderstandes und der Beschleunigung und solcher Sachen.« Der Arcona blickte über die Schulter zu Leia. »Das ist doch Han Solo, oder? Der Han Solo?«

Han blickte ebenfalls nach hinten und sah, wie Leia mit den Achseln zuckte.

»Wissen Sie, ich habe mich auch schon gewundert.« Sie senkte den Blick, und Han dachte, sie würde einschlafen, dann fügte sie hinzu: »Aber als ich ihn gecheckt habe, war das jedenfalls der Name auf seinem Identichip.«

»Einer von ihnen immerhin«, sagte Han und war froh, dass sich ihr Sinn für Humor zeigte – wenn auch nur schwach.

Sie erreichten die andere Seite des Planeten. Han zog den Steuerknüppel zurück und damit den Falken nach oben. Die Rumpftemperatur schoss über die Gradeinteilung der Anzeigen hinaus, als die Ionentriebwerke sich quälten, um die Geschwindigkeit zu halten, und dem Arcona stand der schiefe Mund offen.

»S-sie sind auf hundertzwanzig Prozent«, stammelte er.

»Was Sie nicht sagen«, erwiderte Han. »Schalten Sie den taktischen Monitor zu, damit wir sehen können, wie die Dinge stehen.«

Der Arcona fixierte weiterhin die Temperaturanzeigen. »Einhundertsiebenundzwanzig.«

»Das ist eine Legierung, die auch vom Militär benutzt wird«, erklärte Leia. »Wir können problemlos bis hundertvierzig gehen, jedenfalls behauptet Han das.«

»Vielleicht noch mehr, wenn ich es drauf anlegen würde«, prahlte Han.

»Bitte nicht«, gab der Arcona zurück. »Ich bin schon beeindruckt.«

Der Arcona schaltete das taktische Display zu, auf dem sie ein Schwarm blinkender Echoimpulse um den Planeten herum verfolgte. Er berechnete die Abfangvektoren. Auf dem Bildschirm erschien ein Netz aus hellen Linien, die sich alle an einem Punkt weit hinter der angezeigten Position des Falken schnitten.

»Anscheinend kennt ein Anfänger nicht alle Tricks«, meinte Han grinsend. »Berechnen Sie einen Kurs nach Commenor.«

Er wartete noch ein paar Sekunden, bis er sicher war, dass keiner der Verfolger ähnliche Tricks auf Lager hatte, dann lenkte er Energie auf die hinteren Schilde um und hielt nach Überraschungen Ausschau. Obwohl er seinem neuen Kopiloten gern eine Reihe Fragen gestellt hätte, blieb er ruhig und beobachtete ihn bei der Arbeit. Han hatte schon begabtere Navigatoren gesehen, doch der Arcona erledigte die Aufgabe zufrieden stellend und berechnete die Route mehrfach, um Fehler zu vermeiden.

Einige Augenblicke später übermittelte er die Daten auf Hans Anzeige. »Wollen Sie es überprüfen?«

»Nicht nötig«, sagte Han. »Ich vertraue Ihnen.«

»Ja?« Der schiefe Mundwinkel zuckte ein wenig nach oben.

Der Arcona bestätigte die Koordinaten, und Han zündete den Hyperantrieb. Es folgte die gewohnte, unerklärliche Verzögerung — schon seit dem letzten Jahr versuchte Han, den Fehler zu finden —, und sein alarmierter Kopilot schaute ihn an. Han hob den Finger und bat um Geduld, und dann verzerrten sich die Sterne zu Streifen.

Sie überprüften erneut die Systeme, ehe sie sich für den Flug nach Commenor bereitmachten, und im Anschluss daran fand Han Zeit, über seinen Kopiloten nachzudenken. Das Lichtschwert am Gürtel des Arcona war ihm nicht entgangen, und auch nicht die Tatsache, dass er die Gedanken der CorSec-Agenten beeinflusst hatte. Obwohl Han nicht alle Jedi in der Galaxis kennen konnte, müsste er doch von einem Arcona gehört haben — und schon lange von einem salzsüchtigen Arcona.

»Also«, fragte Han. »Wer sind Sie?«

»Izal Waz.« Der Arcona drehte sich um, lächelte schief und streckte ihm die dreifingrige Hand entgegen. »Danke, dass Sie mich an Bord genommen haben.«

»Waz? Izal Waz?« Han schüttelte die Hand. »Der Name kommt mir bekannt vor.«

Izal senkte den Blick, und er ließ Hans Hand los. »Durchaus möglich, aber kennen gelernt haben wir uns bisher nicht.«

»Trotzdem kenne ich den Namen«, sagte Han. »Was ist mit dir, Leia.«

Er wandte sich zu ihr um. Ihr Kinn war auf die Brust gesunken. Obwohl sie die Augen geschlossen hatte, war ihre Stirn in Falten gelegt, und ihre Hände zuckten. Es tat Han in der Seele weh, sie selbst im Schlaf so leiden sehen zu müssen.

»Ich sollte unsere Patientin wohl erst einmal zu Bett bringen.« Han schnallte seinen Sicherheitsgurt los. »Wir unterhalten uns in fünf Minuten weiter.«

»Gut«, sagte Izal Waz. »Ich wollte immer schon mal etwas über Ihre Jahre im Korporationssektor erfahren.«

Das war allerdings kaum das Thema, das Han im Sinn hatte, aber er verließ den Pilotensitz und brachte Leia ins Erste-Hilfe-Abteil. Sie rührte sich nicht, auch dann nicht, als er sie auf die Koje hievte und sie an die medizinische Datenbank anschloss. Er wusste, sie brauchte Ruhe, trotzdem wünschte er sich, sie würde für eine Minute erwachen und ihn anlächeln und irgendwie zeigen, dass sie auf dem Wege der Genesung war – was gewissermaßen auch für ihn galt. Er hatte viel Zeit gebraucht, um Chewbaccas Tod zu betrauern, das wusste er, und vielleicht hatte er es sogar gebraucht, mit Droma auf der Suche nach seinem Clan kreuz und quer durch die Galaxis zu fliegen. Aber inzwischen begriff Han langsam, wie er sich seinem Gram unterworfen hatte, und er begriff ebenfalls, dass er dafür einen hohen Preis gezahlt hatte.

»Erhol dich gut, Prinzessin.« Er küsste Leia auf die Stirn. »Gib mich noch nicht auf.«

Die Monitore zeigten keinerlei Hinweis, ob sie ihn gehört hatte.

Han schnallte ihr einen Sicherheitsgurt um die Brust und fixierte den Repulsorstuhl mit einer Magno-Klammer neben der Koje, dann ging er nach hinten, um nach der anderen Patientin an Bord des Falken zu schauen. Ihre Trage war am Boden gesichert, und zwei Datenkabel verbanden den transportablen Bacta-Tank mit dem medizinischen Zusatzsystem. C-3PO stand in einer Ecke, seine Photorezeptoren waren dunkel, sein metallischer Kopf war leicht nach vorn geneigt in der typischen Stellung, die er einnahm, wenn sein System heruntergefahren war. Die Decken der drei Kojen waren zerknüllt.

Han überprüfte rasch die Funktionsfähigkeit des Bacta-Tanks, dann langte er hinter C-3POs Kopf und schaltete die primäre Sicherung wieder ein.

Der Droide hob den Kopf. »… kann sie nicht hier lassen inmitten von …« Der Rest des Satzes blieb unausgesprochen, als die Photorezeptoren aufblinkten. »Kapitän Solo! Was ist geschehen?«

»Gute Frage.« Han blickte sich um. »Ich dachte, Izal hätte dich wieder angeschaltet.«

»Wenn Sie auf diesen salzhungrigen Arcona anspielen, den Sie auf Bitte von Mistress Leia an Bord gebracht haben, so trifft das keineswegs zu!« Er deutete auf den transportablen Bacta-Tank. »Ich habe ihn angewiesen, die Trage zu fixieren … Also, jemand musst meine Sicherung ausgeschaltet haben.«

»Du hast nicht die Kabel der medizinischen Datenbank falsch angeschlossen?«

»Kapitän Solo, Sie wissen, ich mag keine Speicherlöschungen«, sagte C-3PO. »Und ich versichere Ihnen, ich weiß ganz genau, wie man ein Datenkabel anschließt. Ich war nicht einmal in der Nähe.«

»Das hatte ich schon befürchtet.«