Star Wars. Wächter der Macht 6. Inferno - Troy Denning - E-Book

Star Wars. Wächter der Macht 6. Inferno E-Book

Troy Denning

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Beschreibung

Die Pflicht eines Jedi …

Luke Skywalker steht vor den Trümmern seines Lebens. Seine Frau wurde ermordet, sein bester Freund und seine Schwester befinden sich auf der Flucht vor einem Tyrannen. Und nun hat Luke scheinbar keine andere Wahl als die Galaktische Allianz, die er selbst mit gegründet hat, zu vernichten …

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Troy Denning

INFERNO

Wächter der Macht 6

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™: Inferno. Legacy of the Force 6« bei Del Rey / The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

Deutsche Erstveröffentlichung Januar 2010 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München.

Copyright © 2007 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2010 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2007 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Jason Felix

Redaktion: Marc Winter

HK · Herstellung: RF

Satz: omnisatz GmbH

ISBN 978-3-641-07837-9V002

www.blanvalet.de

Für Jeffrey Olsen.

Nachbar und Freund.

Dramatis Personae

ALEMA RAR; Jedi-Ritterin (Twi’lek)

BEN SKYWALKER; junges GGA-Mitglied (Mensch)

HAN SOLO; Captain des Millennium Falken (Mensch)

JACEN SOLO; Sith-Lord (Mensch)

JAE JUUN; Geheimagent (Sullustaner)

JAGGED FEL; Kopfgeldjäger (Mensch)

JAINA SOLO; Jedi-Ritterin (Mensch)

LEIA ORGANA SOLO; Jedi-Ritterin (Mensch)

LUKE SKYWALKER; Jedi-Großmeister (Mensch)

SABA SEBATYNE; Jedi-Meisterin (Barabel)

SALLE SERPA; GGA-Major (Mensch)

TAHIRI VEILA; Jedi-Ritterin (Mensch)

TARFANG; Meisterspion (Ewok)

TENEL KA; Königinmutter der Hapaner (Mensch)

ZEKK; Jedi-Ritter (Mensch)

Prolog

Das Geschrei und Gebrüll der Schlacht hallte in dem verwaisten Grashal wider, und Fetzen von Kampfrauch zogen durch die grünen Strahlen ihrer Helmlampen. Jacen – jetzt Darth Caedus, ermahnte er sich – drang weiter in die Vergangenheit vor, eine Hand um den Arm von Tahiris Druckanzug geklammert, die andere hielt den Rand eines von Blasterfeuer vernarbten Pflanzbehälters gepackt. Die braunen Flecken an der Außenwand des Behälters wurden feucht und rot, und in der Dunkelheit ringsum zeichneten sich verzerrte Formen ab.

Als er sich stärker auf die Macht konzentrierte, fiel von oben das fahle Licht von Leuchtflechten durch den dichter werdenden Rauch und enthüllte das Klonlabor, in dem Jacens Bruder Anakin gestorben war. Wo vor Sekunden bloß ein tristes Vakuum gewesen war, befand sich nun ein pulsierender Dschungel weißer Nährstoffranken; sie führten spiralförmig von den Pflanzbehältern in die Höhe, die auf dem Boden des Grashals thronten. Stränge aus Farbe und Dunkelheit blitzten in beide Richtungen vorüber, in der Luft schwirrten Messerkäfer umher, und der Boden erbebte von Granatexplosionen.

»Ich hoffe, ich bin bereit hierfür«, sagte Tahiri. Über das Kom-System des Anzugs klang ihre Stimme brüchig und unsicher. »Vielleicht hätte meine erste Reise im Fluss besser nicht mitten in eine Schlacht führen sollen.«

Jacen wusste, dass es nicht das Gefecht selbst war, das Tahiri nervös machte, doch sie zu zwingen, das einzugestehen, erschien ihm nicht sinnvoll. »Uns wird nichts geschehen«, sagte er. »Wir sind hier Geister. Selbst wenn uns ein Yuuzhan Vong entdeckt, kann er uns nichts anhaben.«

»Ich mache mir eher Sorgen darüber, dass wir irgendwelchen Schaden anrichten«, entgegnete Tahiri. »Was, wenn wir irgendetwas verändern, das wir nicht verändern sollten – etwas, das Auswirkungen auf die Gegenwart hat?«

»Das ist unwahrscheinlich.« Genauso gut hätte Jacen auch unmöglich sagen können. Jede Änderung, die sie in der Vergangenheit verursachten, würde von der Macht wieder in Ordnung gebracht werden, sodass der Fluss zu seinem gegenwärtigen Verlauf zurückkehrte. Doch das erklärte er Tahiri nicht. Sie sollte ruhig glauben, dass sie ein kleines Risiko eingingen, welches allerdings verhängnisvolle Folgen haben könnte, ja, dass sie gar eine temporale Katastrophe in Kauf nahmen, um mit Tahiris unaufgearbeiteter Trauer fertig zu werden. »Ich werde nicht zulassen, dass du irgendetwas falsch machst. Entspann dich.«

»Dass es unwahrscheinlich ist, hilft mir nicht unbedingt dabei, mich zu entspannen«, erwiderte Tahiri. »Nicht, wenn wir hier über das Schicksal der Galaxis reden.«

»Vertrau mir«, sagte Jacen. »Ich bewege mich seit Jahren im Fluss, und bislang ist die Galaxis davon nicht untergegangen.«

»Zumindest nicht, soweit wir wissen.«

Tahiri wandte sich der Rückseite des Grashals zu, wo sich Anakin und der Rest des Kommandoteams durch ein in die Wand geschnittenes Loch kämpften. Ihre braunen Overalls waren blutbespritzt und zerfetzt, und Furcht und Erschöpfung zeichnete ihre Gesichter – aber auch Entschlossenheit und Zielstrebigkeit. Dies hier war das Ziel ihrer Mission, das Klonlabor, in dem die Yuuzhan Vong die Voxyn erschufen, die so viele Jedi getötet hatten, und sie würden nicht eher wieder abrücken, bis es zerstört war.

Die Macht vibrierte von Tahiris Zorn und Traurigkeit, und ihre Hand glitt auf ihr Lichtschwert zu. Jacen konnte spüren, dass es sie danach verlangte, mehr zu tun, als Anakin jenen letzten Kuss zu geben, den sie ihm seinerzeit verwehrt hatte – wie sehr sie sich danach sehnte, ihre Waffe zu aktivieren und seinen bevorstehenden Tod irgendwie zu verhindern.

Über ihren Köpfen detonierten drei Thermalgranaten und erfüllten die Kuppel mit blendendem, orangefarbenem Licht. Glühend heißes Schrapnell schoss in sämtliche Richtungen, Nährstoffranken wurden zu Feuersträngen, und Yuuzhan Vong stürzten zusammengekrümmt zu Boden. Tahiri zuckte zusammen und wandte sich ab, um in Deckung zu gehen, doch Jacen riss sie zurück. Granatsplitter flogen vorbei, ohne das Paar zu treffen, und Flammen leckten über ihre Druckanzüge, ohne sie schmelzen zu lassen.

»Ich sagte dir doch, dass uns hier nichts geschehen kann«, bekräftigte Jacen.

»Du hast mir auch gesagt, dass sich unsere Wege am Jahrestag von Anakins Tod nur zufällig gekreuzt haben«, erwiderte Tahiri. »Das bedeutet nicht, dass ich dir das glaube.«

Hinter dem Visier runzelte Jacen die Stirn. »Du glaubst, ich hätte arrangiert, dass wir uns begegnen?«

»Komm schon, Jacen«, sagte Tahiri. »Ich bin ein kluges Mädchen.«

Jacen zögerte und fragte sich, wie viel sie über das wusste, was er eine Woche zuvor getan hatte, und ob ihre Reise hierher irgendwie mit dem Mord an seiner Tante auf Kavan zusammenhing. Es war töricht zu glauben, er könne die Frau von Luke Skywalker töten, ohne dass je irgendeiner dahinterkam, und doch blieb ihm keine andere Wahl. Jacen hatte vorhergesehen, dass der Wagemut der Konföderation den Sieg schon bald in Reichweite der Allianz rücken würde – aber nur, wenn die Jedi seine Pläne nicht durchkreuzten.

Nach einem Moment sagte Jacen: »In Ordnung, nehmen wir an, ich hätte es arrangiert. Warum bist du mitgekommen?«

»Weil ich neugierig war«, antwortete Tahiri. »Und weil ich wissen möchte, was du von mir willst.«

»Ich will gar nichts von dir«, log Jacen. »Ich dachte bloß, das hier könnte dir helfen, mit diesem Kapitel deines Lebens abzuschließen und weiterzumachen.«

»Erwartest du wirklich, dass ich das glaube?«

»Außerdem geht es auch um Anakin«, sagte Jacen. »Ich denke, so viel hat mein Bruder verdient, findest du nicht?«

Eine Woge des Schuldbewusstseins durchströmte die Macht. »Das ist nicht fair!«, protestierte Tahiri. »Und ich glaube dir immer noch nicht.«

Jacen zuckte unter seinem Druckanzug plump mit den Schultern. »Heißt das, dass du das hier nicht durchziehen willst?«

Tahiri seufzte. »Da solltest du mich besser kennen.«

»Dann musst du auf meine Anweisungen hören«, sagte Jacen. »Du darfst die Vergangenheit nicht an dich heranlassen. Je mehr du ein Teil davon wirst, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass man dich entdeckt – und umso mehr Macht räumst du ihr ein, dich zu verletzen.«

»Okay, ich verstehe.« Über die Sprechanlage des Anzugs war es schwierig zu sagen, ob Tahiris Tonfall verärgert oder verlegen war. »Es wird nicht noch einmal vorkommen.«

»Gut.«

Jacen wandte sich wieder dem Gefecht zu, wo die vorübergehende Stille, die den Granatexplosionen gefolgt war, von kreischenden Blasterschüssen und brummenden Messerkäfern erschüttert wurde. Auf der Rückseite des Grashals kam Anakin gerade wieder auf die Beine, während das Kommandoteam die Verwirrung des Feindes nutzte, um das Klonlabor zu überrennen. Als Jacen seine eigene Gestalt durch die Schlacht fegen sah, erinnerte er sich daran, wie leid es ihm um seinen verwundeten Bruder getan hatte, wie falsch es zu sein schien, dass der Krieg ein so edles junges Leben forderte. Es war, als würde er ein Heimholo von sich selbst betrachten, und unwillkürlich fragte er sich, wie er jemals so naiv hatte sein können. Sobald er die Galaxis geeint hätte, würde solcher Idealismus vielleicht nicht mehr ganz so närrisch wirken.

Außerhalb des Grashals ertönte das Donnern eines Blastergewehrs, dann stürmte ein Jedi-Trio herein. Die junge Tahiri – damals gerade fünfzehn – lief an der Spitze. Ihr blondes Haar wehte hinter ihr her; die während ihrer Gefangenschaft unter den Yuuzhan Vong erlittenen Narben auf ihrer Stirn leuchteten noch immer rot. Sie und die anderen hatten den Durchbruch kaum passiert, als ihnen auch schon ein gelborangener Feuerball nach drinnen folgte und explodierte.

Die Schockwelle schleuderte die Jedi in drei verschiedene Richtungen, doch sie setzten sofort die Macht ein, um ihre Flugbahnen zu kontrollieren und sicher wieder auf dem Boden zu landen. Die junge Tahiri rollte sich geschickt ab und verschwand hinter einem der Pflanzbehälter. Auf der anderen Seite tauchte sie dahinter wieder auf und stand auch schon auf den Beinen. Anakin eilte mit der freien Hand auf den Bauch gepresst zu ihr, die Zähne ob des Schmerzes der Wunde fest zusammengebissen.

Die Stimme der älteren Tahiri drang über das Anzugkomlink. »Wir müssen dichter ran.«

»Gut, aber bleib in meiner Nähe, oder der Strom wird dich forttragen.« Ohne Tahiris Arm loszulassen, setzte sich Jacen in Richtung seines Bruders und der jungen Tahiri in Bewegung. »Und was immer du tust, öffne nicht deinen Druckanzug. Unsere Körper sind immer noch in unserer eigenen Zeit verankert, sodass du dekomprimieren würdest.«

»Danke für die Warnung«, entgegnete Tahiri lakonisch. »Aber irgendwie hatte ich mir das schon gedacht.«

Anakin und die junge Tahiri kauerten jetzt gemeinsam hinter einem Pflanzbehälter. Hätte sein Bruder diese Schlacht überlebt, wären die beiden mit ziemlicher Sicherheit ein Paar geworden und hätten irgendwann geheiratet. Manchmal fragte er sich, wie das die Dinge verändert hätte, ob dieses zusätzliche bisschen Glück und Stabilität irgendwie hätte verhindern können, dass die Galaxis derart außer Kontrolle geriet.

Jacen ging voraus und bahnte sich seinen Weg hinter das Paar, da hob die junge Tahiri mit einem Mal den Arm und deutete auf die andere Seite des Grashals, auf einen verkohlten Behälter, der vor Yuuzhan-Vong-Leichen überquoll. Neben dem Behälter stand Tekli, die nur einen Meter große Heilerin des Kommandoteams, über der schuppigen Gestalt von Tesar Sebatyne. Sie sprenkelte Riechsalz auf die gespaltene Zunge des Barabels, versuchte, ihn aus seiner Bewusstlosigkeit zu wecken – und scheiterte kläglich.

Jacen ging noch dichter heran. Er bewegte sich sehr langsam und bedächtig. Flussreisende neigten dazu, rings um sich her eine gewisse Unschärfe zu erzeugen, sowohl mit bloßem Auge sichtbar als auch in der Macht, und je langsamer sie sich bewegten, desto weniger würden sie auffallen.

Als sie näher kamen, deutete Anakin auf Tekli und den verwundeten Barabel.

»Nehmt ihn … und geht«, sagte er zu der jungen Tahiri. »Ihr müsst euch vielleicht einen Ausweg durch die Wand schneiden.«

»Ihr?«, erwiderte sie. »Ich werde dich nicht …«

»Tu es!«, schnappte Anakin.

Ihr Gesicht fiel in sich zusammen, und sogar die ältere Tahiri strahlte nun Überraschung und Bestürzung in die Macht aus.

Beinahe sofort nachdem er gesprochen hatte, wurde Anakins Tonfall sanfter. »Du musst … Tekli helfen. Ich komme schon zurecht.«

Selbst über die Audiosensoren des Druckanzugs klang Anakins Stimme schwach und gequält, und es war offensichtlich, dass er sich schon in diesem Moment im Klaren darüber war, sterben zu müssen. Jacens Kehle schnürte sich zusehends zu, und er war überrascht, wie viel Willenskraft es ihn kostete, das Gefühl verschwinden zu lassen. Jacen hatte seinen Bruder geliebt – und tat es anscheinend noch immer –, doch er durfte nicht zulassen, dass seine Emotionen ihn in die Vergangenheit zogen. Es war so, wie er Tahiri gewarnt hatte: Die geringste Reaktion würde sie leichter entdeckbar machen, und falls die anderen Überlebenden des Kommandoteams mit einem Mal anfingen, sich an zwei verschwommene Geistererscheinungen in Druckanzügen zu erinnern, die inmitten des Kampfgeschehens auftauchten, erkannte womöglich jemand, dass er mit Tahiri im Fluss hierher zurückgegangen war – und das würde sie für ihn nutzlos machen.

Bis Jacen seine Gefühle wieder im Zaum hatte, stand Anakin erneut auf den Beinen. Er schob die junge Tahiri sanft über den Mittelgang zu Tekli, die rittlings auf Tesars schuppigem Leib saß und versuchte, ihn mit Ohrfeigen wieder zu Sinnen zu bringen. Die Macht wurde schwer vom Kummer der älteren Tahiri, doch diesmal ermahnte Jacen sie nicht ob der Gefahren, die Vergangenheit an sich heranzulassen. Er hatte die ganze Zeit über gewusst, dass sie nicht imstande sein würde, ihre Emotionen in diesem Moment unter Kontrolle zu halten – tatsächlich zählte er sogar darauf –, und er würde einfach hoffen müssen, dass Tekli und die anderen Überlebenden zu beschäftigt mit der Schlacht waren, um irgendwelche Erscheinungen durch die Bewegung im Fluss zu bemerken.

»Tesar reagiert nicht«, sagte Tekli und schaute sich um. »Ich kann ihn nicht bewegen und gleichzeitig behandeln.«

Die junge Tahiri runzelte zweifelnd die Stirn, eindeutig in der Erwartung, dass die Chadra-Fan versuchen würde, sie von Anakin wegzuholen, doch sie konnte sich schwerlich weigern zu helfen. Sie verdrückte blinzelnd eine Träne und richtete sich auf, um Anakin zu küssen – dann zügelte sie sich und schüttelte den Kopf.

In diesem Moment, in dem die junge Tahiri vor ihm zurückgewichen war, hatte sie Anakin zu verstehen gegeben, dass er schon zurückkommen müsse, wenn er einen Kuss wollte. Die Macht schien drauf und dran, unter dem Kummer der älteren Tahiri zusammenzubrechen, die rasch vortrat und ihr jüngeres Selbst in Anakins Arme stieß.

Die junge Tahiri öffnete überrascht den Mund, doch bevor sie aufschreien konnte, beugte sich Anakin nach unten und brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Schlagartig war ihr die Verwunderung nicht mehr anzumerken, und eine scheinbare Ewigkeit lang – selbst für Jacens Begriffe, der die Ewigkeit häufig in seinen Visionen miterlebte – hielten sie einander in den Armen, die Körper dicht aneinandergeschmiegt.

Da das zunehmende, träge Gewicht der Macht – und sein eigenes brechendes Herz – ihm verrieten, dass sie immer tiefer in die Vergangenheit gesogen wurden, zog Jacen die ältere Tahiri wieder an seine Seite. Falls sie immer noch hier waren, wenn der Kuss endete, würde Tekli sie mit Sicherheit entdecken. Dann würde sich die Chadra-Fan in ungefähr dreizehn Jahren – wenn Jacen und Tahiri in ihre eigene Zeit zurückgekehrt waren – daran erinnern, sie hier in ihren Druckanzügen gesehen zu haben. Sobald sie dem Rat ihre Erinnerungsblitze meldete, würde den Meistern klar werden, dass Jacen Tahiri durch den Fluss zu jener Schlacht zurückgeführt hatte, und sie würden sich allmählich fragen, warum – und dann wäre sein Plan ruiniert.

Jacen begann, sie fortzubringen, indem er seinen Griff um die Vergangenheit allmählich lockerte. Die Schreie und das Brüllen des Gefechts wurden leiser, und das fahle Licht der Leuchtflechten im Grashal trübte sich. Bald war alles, was er sehen konnte, zwei in einer ewig währenden Umarmung miteinander verschmolzene Gestalten, deren Präsenzen über ihre eigene Zeit hinausschienen, um die kalte Dunkelheit zu erhellen. Und dann verblasste selbst dieses Licht.

Ein einziges, herzzerreißendes Seufzen drang über die Kom-Anlage, und Tahiri klammerte sich an Jacens Arm.

»Müssen wir wirklich gehen?«, fragte sie. »Ich möchte ihn noch weiter beobachten, um zu sehen, ob der Kuss ihm seinen Tod irgendwie … irgendwie leichter gemacht hat.«

»Es tut mir leid. Ich konnte nicht zulassen, dass man uns sieht.« In seinem Innern fühlte sich Jacen nicht mehr wie er selbst. Er machte sich den Tod seines Bruders zunutze, um Tahiri zu manipulieren – um sie zu korrumpieren –, und deshalb fühlte er sich schmutzig ob seines grausamen Handelns. Doch welche Wahl blieb ihm schon? Die Jedi jagten Maras Mörder mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, und er brauchte eine Möglichkeit, ihren Fortschritt im Auge zu behalten, sie unter Kontrolle zu halten, während er die Allianz rettete. »Du wurdest von der Vergangenheit eingeholt. Genau wie ich auch.«

Tahiris Griff verlor an Stärke, doch sie ließ seinen Arm nicht los. »Ich weiß. Es war nur so …« Sie hielt inne und wandte Jacen ihr Visier zu, sodass er sich der anonymen Spiegelung seines eigenen Helms gegenübersah. »Ich dachte, der Kuss wäre genug. Aber so war es nicht, Jacen. Ich muss …«

»Nein, Tahiri.« Es war nicht Jacen, der jetzt aus ihm sprach, sondern sein neues Selbst, das, das er erschaffen hatte, als er Mara umbrachte. »Deine Emotionen – meine Emotionen – machen es zu riskant. Wir können nicht wieder zurückgehen.«

»Ich weiß, Jacen.« Tahiri drehte ihm den Rücken zu und machte sich auf zum Ausgang. »Ich wünschte bloß, wir hätten es nicht dabei belassen müssen. Ich wünschte, ich könnte mir sicher sein, dass er wusste, wie sehr ich ihn geliebt habe, als er starb.«

Im Innern seines Helms lächelte Darth Caedus traurig.

»Ich bin sicher, er wusste es.« Caedus folgte ihr. Das war es, was es bedeutete, ein Sith zu sein: Freunde ohne zu zögern für seine eigenen Zwecke zu benutzen, die eigene Familie für die Erfüllung des Schicksals zu opfern, mit einer besudelten Seele zu leben. »Ich meine, du hast es ihm doch gesagt, oder nicht?«

1. Kapitel

Tenel Ka spürte die Leere in der Macht in dem Augenblick, in dem sie das Schlafgemach betrat. Sie lauerte tief in der finsteren Ecke, die am weitesten vom Eingang entfernt lag – ein so unmerkliches Nichts, dass sie es allein aufgrund der Stille ringsum gewahrte. Sie trat rasch durch die Tür, und ihr Sinn für Gefahr ließ ihr einen leichten Schauer über den Rücken hinablaufen und den Puls rasen.

Bevor ihre Kammerfrau hinter ihr den Raum betreten konnte, schaute sie über die Schulter zurück und rief: »Das wäre dann alles, Lady Aros. Bitten Sie DeDeZwo, das Kinderzimmer abzuriegeln.«

»Es abzuriegeln, Majestät?« Aros blieb auf der Schwelle stehen, eine schlanke Silhouette, die noch immer die Abendrobe hielt, die Tenel Ka gerade abgelegt hatte. »Gibt es irgendetwas, das ich wissen …«

»Bloß eine Vorsichtsmaßnahme«, unterbrach Tenel Ka. Ihr Morgenrock hing nach wie vor in ihrem Bad, sodass sie in Unterwäsche dastand. »Ich weiß, dass es in unserer Botschaft eigentlich sicher sein sollte, aber dies ist und bleibt Coruscant.«

»Natürlich …« Aros senkte das Kinn. »Die Terroristen. In diesem elenden Straßengewirr von einem Planeten wimmelt es nur so von ihnen.«

»Lassen Sie uns nicht zu abfällig sein, ja?«, schalt Tenel Ka sie. Sie griff beiläufig nach unten und löste das Oberschenkelhalfter, in dem sie ihr Lichtschwert trug. »Wir mussten uns kürzlich selbst an Colonel Solo wenden, um uns einige dieser Subjekte vom Hals zu schaffen.«

»Ich hatte nicht die Absicht, irgendetwas Negatives über den Colonel zu sagen«, entgegnete Aros und gurrte beinahe bei der Erwähnung von Jacen. Nach seiner jüngsten Heldentat, Tenel Ka gegen die Hochverräter zu verteidigen, die versucht hatten, widerrechtlich ihren Thron an sich zu reißen, war er für die Hälfte aller Frauen im Hapes-Sternenhaufen zu so etwas wie einem Sexsymbol geworden – Tenel Ka eingeschlossen. »Ganz im Gegenteil. Ich bin mir sicher, wenn es Colonel Solo nicht gäbe, wäre Coruscant mittlerweile längst in Anarchie versunken.«

»Zweifellos«, sagte Tenel Ka und legte wie zufällig die Hand auf das Halfter, sodass sie ihr Lichtschwert am Heft hielt. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden? Ich glaube, ich kann mein Bett heute Nacht allein aufschlagen.«

Aros quittierte die Anweisung mit einer Verbeugung und zog sich in den Vorraum zurück. Tenel Ka betätigte mit dem Ellbogen eine Schaltfläche an der Wand. Ein halbes Dutzend Wandleuchten erwachte flimmernd zum Leben und offenbarte ein Gemach, das von derselben unglaublichen Opulenz war wie der Rest des Königlichen Flügels der Botschaft. Es gab drei separate Sitzgruppen, einen lebensgroßen HoloNet-Empfänger und einen großen Hamogoniholztisch, auf dem sich Stapel von Papier türmten, das die hapanische Königskrone trug. Auf der Rückseite des Gemachs schimmerte ein Traumseidehimmel über einem Schwebebett, das groß genug war, dass Tenel Ka und ihre zehn besten Freundinnen darin hätten schlafen können.

Ungeachtet der Wandleuchter zu beiden Seiten des Betts blieb die hinterste Ecke des Raums – die in der Nähe ihres Badezimmers – Unheil verheißend dunkel. Tenel Ka konnte keinerlei optisches Kraftfeld als Ursache wahrnehmen, doch andererseits war das Einzige, das sie spüren konnte – nun, nichts. Sie streckte ihre Machtfühler aus, um sicherzustellen, dass Aros nicht an der anderen Seite der Tür lauschte, dann schaltete sie ihr Lichtschwert ein und tat einige Schritte auf die Ecke zu.

»Du tätest besser daran, dich zu zeigen«, sagte Tenel Ka. »Ich habe nichts für Voyeure übrig, wie du mittlerweile eigentlich sehr wohl wissen solltest.«

»Ich lerne nur langsam.« Die Dunkelheit schmolz dahin, um eine große Gestalt mit dunklen Augen zu enthüllen. Der Mann stellte ein schwermütiges Echo des schrägen Grinsens seines berühmten Vaters zur Schau, trug einen schwarzen GGA-Overall und roch schwach nach Hyperantriebstreibstoff, als wäre er geradewegs aus einem Raumhangar zu ihr gekommen. »Und für gewöhnlich werde ich nicht ertappt. Offenbar lassen meine Tarnkräfte nach.«

»Nein, Jacen. Ich werde nur immer besser darin, deine Gegenwart zu spüren.« Tenel Ka deaktivierte ihr Lichtschwert und warf es aufs Bett, dann lächelte sie warmherzig und breitete für ihn die Arme aus. »Ich hatte gehofft, du würdest Zeit finden, dich zu melden.«

Jacen hob die Brauen und ließ den Blick dann an ihrem Körper hinabschweifen. »Sieht ganz so aus.«

»Nun?«, fragte Tenel Ka. »Hast du vor, einfach bloß dazustehen und zu gaffen? Oder wirst du die Gelegenheit nutzen?«

Jacen gluckste, dann trat er aus der Ecke hervor und ging zu ihr hinüber. Seine Machtpräsenz war weiterhin nicht wahrnehmbar – er war so daran gewöhnt, sie zu verschleiern, dass er es selbst in Tenel Kas Anwesenheit tat –, doch das Strahlen in seinen Augen verriet ihr, wie glücklich er war, sie zu sehen. Sie ließ eine Hand in seinen Nacken gleiten und zog seinen Mund zu ihrem.

Jacen fügte sich, doch sein Kuss war eher warm denn heiß vor Verlangen, und sie wusste, dass sein Herz heute Nacht nicht vollends ihr gehörte. Sie wich verlegen zurück, da sie erkannte, wie unsensibel sie gewesen war.

»Vergib mir, falls meine Freude über dein Erscheinen unangemessen wirkt«, sagte sie; jetzt gewahrte sie die Traurigkeit, die seinen festen Blick trübte, den Kummer, der seine zusammengebissenen Kiefer verkrampfte. »Morgen ist Maras Bestattung. Natürlich hast du andere Dinge im Kopf.«

Jacens Schnauben war so leise, dass Tenel Ka es beinahe nicht gehört hätte.

»Ist schon in Ordnung.« Er nahm ihre Hand, doch die Sanftmut war aus seinem Gesicht verschwunden, um lediglich die stoische, undeutbare Maske zurückzulassen, die er trug, seit er den Yuuzhan Vong entkommen war. »Ich habe nicht an Mara gedacht.«

Tenel Ka musterte ihn zweifelnd.

»Nun, nicht ausschließlich«, gab Jacen zu. »Ich bin auch froh, dich zu sehen.«

»Danke dir, aber ich bin deswegen nicht gekränkt«, sagte Tenel Ka. »Unsere Gedanken sollten heute Nacht bei deiner Tante weilen. Hast du ihren Mörder schon gefunden?«

Gefühle flackerten in Jacens Antlitz auf – es war unmöglich zu sagen, ob es sich um Zorn oder Verbitterung handelte –, und so etwas wie Schuld durchzuckte die Macht, so flüchtig, dass Tenel Ka noch immer versuchte, die Regung zu identifizieren, als Jacen sich wieder vor ihr verschloss.

»Wir arbeiten noch daran.« Jacens Tonfall war defensiv, und sein Blick schweifte ab in … Konnte das Scham sein? »Wir haben nicht sonderlich viele Spuren, und die Richtung, in die sie führen, gefällt mir nicht.«

»Das klingt sehr kryptisch«, stellte Tenel Ka fest. »Kannst du …«

»Noch nicht«, sagte Jacen und schüttelte den Kopf. »Wir stehen noch am Beginn der Ermittlungen, und ich möchte nicht vorschnell jemandes Ruf schaden.«

Bei dieser Andeutung runzelte Tenel Ka die Stirn. »Du glaubst, es war jemand aus den Reihen der GA?«

Jacen schaute gespielt finster drein. »Habe ich das gesagt?«

»Ja.« Tenel Ka schob ihre Hand durch den Arm seines schwarzen Overalls und wechselte das Thema. »Doch es war gedankenlos von mir, mich nach den Ermittlungen zu erkundigen, besonders, da morgen die Trauerfeier stattfindet. Ich hoffe, du …«

»Kein Grund, sich zu entschuldigen.« Jacen löste sich von ihr und ging zum nächsten Sofa, um auf der Lehne Platz zu nehmen. »Die Wahrheit ist, dass ich nicht besonders viel getan habe, um ihren Mörder zu finden. Im Moment hat die Allianz höhere Priorität.«

»Der Krieg?«

Jacen nickte. »Ich bin sicher, du hast die Holos von den Militärbesprechungen erhalten.«

»Natürlich.« Tatsächlich kamen die Holos jetzt mittlerweile seit gut einer Woche zweimal am Tag, zusammen mit dringenden Gesuchen nach hapanischer Verstärkung, die Tenel Ka nicht zur Verfügung stellen konnte. »Sag mir nicht, dass Admiralin Niathal dich dazu gebracht hat, mir auch noch meine letzte Flotte abzuschwatzen?«

Anstatt zu antworten rutschte Jacen über die Sofalehne auf ein Kissen, dann saß er da und starrte in die Flammenröhre, die inmitten der Sitzgruppe stand.

»Ich verstehe«, sagte Tenel Ka, erstaunt darüber, dass Jacen auch nur bereit war, etwas Derartiges zu versuchen. Er wusste genauso gut wie sie, dass es sowohl ihre gemeinsame Tochter als auch ihren Thron in große Gefahr bringen würde, wenn sie dem Ersuchen der Allianz stattgab. »Ich kann euch keine Einheiten schicken, Jacen. Die Heimatflotte reicht kaum aus, um das Konsortium vor meinen eigenen Adeligen zu schützen.«

»Du musst mich trotzdem anhören.« Jacen starrte weiter in die wirbelnden blauen Feuerzungen im Innern der Flammenröhre. »Du bist darüber informiert, dass Corellia und Bothawui gegen Kuat zu Felde ziehen, richtig?«

Tenel Ka nickte. »Während die Hutts und Commenor Vorbereitungen für den Angriff auf Balmorra treffen.« Sie holte ihren Morgenmantel aus dem Badezimmer, dann fügte sie hinzu: »Ich sehe mir diese Holos, die sie mir in einem fort schicken, tatsächlich an.«

»Tut mir leid – ich wollte bloß sichergehen«, sagte Jacen. »Doch was in den Besprechungen nicht erwähnt wird – was sie nicht erwähnen dürfen –, ist, dass die Konföderation ihre Flotten nach der Schlacht bei Balmorra auf Kuat konzentrieren wird. Wer immer dort gewinnt, gewinnt den Krieg.«

»Militärstrategen glauben immer, dass die nächste große Raumschlacht den Krieg entscheiden wird.« Tenel Ka streifte den Morgenmantel über die Schultern und kehrte zur Sitzgruppe zurück. »Für gewöhnlich liegen sie damit falsch.«

»Das ist nicht die Ansicht der Strategen«, sagte Jacen. »Ich habe es gesehen … in der Macht.«

»Oh.« Tenel Ka ließ sich gegenüber von Jacen in einen Sessel fallen, bestürzt über die Implikationen dessen, was sie soeben gehört hatte. Falls Jacens Machtvision zutraf – und sie wusste genug über seine Machtkräfte, um davon auszugehen –, würde die Konföderation bald eine gewaltige Streitmacht in Stellung bringen, um Coruscant selbst zu bedrohen. »Ich verstehe, warum du besorgt bist.«

»Besorgt ist noch eine Untertreibung«, entgegnete Jacen. »Ebenso wie entsetzt. Die Allianz verfügt momentan einfach noch nicht über die Stärke, sie aufzuhalten.«

»Noch nicht?«, fragte Tenel Ka. »Willst du damit sagen, dass Thrackan Sal-Solo nicht der Einzige war, der geheime Flotten gebaut hat?«

Jacen schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich spreche von den Wookiees. Kashyyyk wird seine Angriffsflotte mit Sicherheit unserem Kommando unterstellen, und das wird die Waagschale wieder zugunsten der Allianz neigen.«

»Ich bezweifle, dass die Konföderation so lange warten wird«, sagte Tenel Ka, fast ein wenig verbittert. Die Holokanäle der Allianz waren voll von hektischen Spekulationen über die endlose Debatte auf Kashyyyk, wobei die Kommentare von schlichter Ungeduld bis hin zu Vorwürfen der Feigheit reichten. »Willst du damit sagen, dass die Berichte für die Öffentlichkeit der Irreführung dienen?«

»Keine schlechte Idee, aber nein«, sagte Jacen. »Ich will damit sagen, dass unsere Agenten uns versichern, dass das lediglich eine Frage des Wann ist und nicht des Ob.«

»In diesem Fall ist wann gleichbedeutend mit ob«, sagte Tenel Ka. »Wookiees sind sehr eigensinnig. Bis die mit ihren Überlegungen fertig sind, stürmt die Konföderation Coruscant bereits.«

»Ich hoffe, dass du dich irrst.« Jacen riss die Augen von der Flammenröhre los, um Tenel Kas Blick zu suchen. Ausnahmsweise einmal konnte sie seine Gefühle durch die Macht wahrnehmen, konnte spüren, wie angstvoll und besorgt er tatsächlich war. »Aber ich weiß es einfach nicht.«

»Ich verstehe«, sagte Tenel Ka, die allmählich begriff, was Jacen ihr zu sagen versuchte. »Und du bist nicht hergekommen, weil du um die Heimatflotte bitten möchtest?«

Jacen schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht.«

»Das hatte ich nämlich befürchtet.« Tenel Ka sank in ihrem Sessel zurück und konzentrierte sich auf die Macht, um ihren Herzschlag unter Kontrolle zu halten, ihre Gedanken zu sammeln. »Also bist du bloß gekommen, um mich davor zu warnen, dass die Galaktische Allianz dabei ist zusammenzubrechen.«

»Nun, das ist nicht der einzige Grund.« Jacen grinste und wölbte eine Augenbraue.

Tenel Ka stöhnte. »Dies ist nicht die richtige Zeit für Scherze, Jacen. Dein Timing ist noch schlechter als damals, als wir Teenager waren.«

»In Ordnung, dann könnte ich stattdessen einen Ratschlag gebrauchen«, sagte Jacen und akzeptierte die Abfuhr ebenso würdevoll, wie er es getan hatte, als sie noch jünger gewesen waren. »Hast du einen für mich?«

Tenel Kas Erwiderung erfolgte prompt. »Die Jedi könnten etwas unternehmen. Möglicherweise könnten sie einen StealthX-Überfall starten, oder vielleicht könnte Meister Skywalker mit …«

»Ich habe dich um einen Rat gebeten, nicht um Wunschdenken.« Mit einem Mal war Jacens Stimme scharf. »Die Jedi werden keinen Finger rühren, um uns zu helfen. Im Grunde genommen sind sie selbst Verräter.«

»Jacen, das ist nicht wahr«, sagte Tenel Ka, die sich weigerte, sich von seiner plötzlich groben Art einschüchtern zu lassen. »Die Jedi haben die Galaktische Allianz von Anfang an unterstützt, und Meister Skywalker steht auf derselben Seite wie du. Wenn die Allianz gerettet werden soll, müsst ihr beide eure Differenzen beilegen und zusammenarbeiten.«

Ein Hauch von Furcht blitzte in Jacens Augen auf, dann schaute er weg und gemahnte Tenel Ka dabei an einen launischen Höfling, der sich weigert, einen Tadel zur Kenntnis zu nehmen.

»Und wenn wir das nicht können?«, fragte er.

»Könnt ihr den Vorstoß des Feindes ohne die Jedi aufhalten?«

Jacen schüttelte den Kopf. »Im Augenblick nicht – und vielleicht nicht einmal mit ihnen.«

»Was bleibt euch dann anderes übrig?« Tenel Ka ließ die Frage wie einen Befehl klingen. »Der Jedi-Rat ist nicht glücklich über deine Machtübernahme, doch die Meister werden nicht untätig dabeistehen, während die Allianz fällt – vor allem dann nicht, wenn du Zugeständnisse machst.«

Jacen schwieg einen Moment lang, dann wandte er sich um und sah Tenel Ka direkt an. »Die Angelegenheit ist um einiges komplizierter. Seit Maras Tod ist Luke nicht mehr er selbst.« Seine dunklen Brauen wölbten sich vor Besorgnis. »Er spricht kaum noch mit jemandem, und er hat sich so weit in sich selbst zurückgezogen, dass er praktisch von der Macht abgeschnitten ist.«

»Du hast doch wohl nicht erwartet, dass der Tod seiner Frau ihn unberührt lassen würde?«

»Es ist mehr als Trauer«, sagte Jacen. »Hast du das von Lumiya gehört?«

»Ich habe gehört, dass er sie dieses Mal tatsächlich getötet hat.« Tenel Kas Antwort war vorsichtig, da das HoloNet voll von Berichten gewesen war, die Lumiyas Tod mit dem von Mara in Verbindung gebracht hatten – bis der Jedi-Rat eine knappe Erklärung abgegeben hatte, dass es mit Lumiyas Hinscheiden eine andere Bewandtnis hatte. »Es ist schwer zu glauben, dass der Zeitpunkt reiner Zufall war.«

»Das war er nicht«, sagte Jacen. »Ich fürchte, es war ein Racheakt.«

»Ein Racheakt?« Tenel Ka schüttelte ungläubig den Kopf. »Selbst wenn Meister Skywalker so etwas täte, ergibt das keinen Sinn. Der Jedi-Rat hat selbst gesagt, dass Lumiya nichts mit Maras Tod zu tun hatte.«

»Luke hat das erst erfahren, nachdem er Lumiya getötet hatte – und das war der Moment, in dem er begann, sich in sich selbst zurückzuziehen.« Jacen lehnte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und starrte auf den polierten Larmalstein zwischen seinen Stiefeln hinab. »Ich glaube, dass er Gewissensbisse hat, Tenel Ka. Ich glaube, dass er aufgehört hat, auf sich selbst zu vertrauen … und auf die Macht.«

Tenel Ka runzelte die Stirn. Sie hatte das Gefühl, dass Jacen sich zwang, so zu empfinden; dass er lediglich versuchte, bekümmert zu wirken, obwohl er es im Stillen genoss, dass sein Onkel einen Fehler gemacht hatte. Und wer konnte es ihm verübeln? Meister Skywalker hatte Jacen kürzlich einiger ziemlich schrecklicher Dinge beschuldigt – wie etwa, mit einer Sith unter einer Decke zu stecken und einen illegalen Putsch zu inszenieren –, von daher war es nur natürlich, eine gewisse Häme darüber zu empfinden, dass sein Ankläger etwas noch viel Schlimmeres getan hatte.

Nach einem Moment sagte sie: »Vielleicht hast du recht, Jacen. Das würde erklären, warum Meisterin Sebatyne mich fortgeschickt hat, als ich versucht habe, mit deinem Onkel zu sprechen.«

»Luke wollte dich nicht sehen?« Jacen konnte es kaum glauben. »Dann ist die Lage noch schlimmer, als ich dachte. Offenbar ist er nicht in der Lage, seinen Pflichten nachzukommen.«

»Das ist mehr als verständlich.« Obgleich es Tenel Ka mit Traurigkeit erfüllte, an den Schmerz zu denken, der Meister Skywalker – und Ben – plagen musste, teilte sie Jacens Besorgnis. Jetzt war ein katastrophaler Zeitpunkt für die Allianz, ohne ihre Jedi auskommen zu müssen. »Aber Meister Skywalker ist nicht das einzige Mitglied des Jedi-Rats. Du kannst sie immer noch um Hilfe bitten.«

»Ich kann es versuchen«, konterte Jacen. »Allerdings habe ich bereits Kontakt zu verschiedenen Meistern aufgenommen.«

»Und?«

»Sie sind alle gegen mich.« Jacen sprach sachlich und gab die Wahrheit lediglich so wieder, wie er sie sah. »Sie glauben, ich versuche, aus der Situation meinen Vorteil zu ziehen. Um Luke dazu zu bringen, mich zu unterstützen, könnte ich reden, bis mir die Luft ausgeht. Die Jedi werden nicht kooperieren.«

Tenel Ka verspürte eine plötzliche Ernüchterung, als ihr bewusst wurde, wie recht Jacen hatte. Es war durchaus nachvollziehbar, dass die Meister in Zeiten wie diesen ihre Reihen schlossen und zusammenhielten, und der stetig anwachsende Strom von Argwohn und Feindschaft zwischen Meister Skywalker und Jacen war schwerlich ein Geheimnis. Natürlich würde jeder Versuch, die Jedi dazu zu drängen, aktiv zu werden, ihre Skepsis wecken – besonders, solange ihr Anführer »verhindert« war.

»Ich verstehe.« Tenel Ka erhob sich und blickte in die Flammenröhre. »Vielleicht, wenn ich mit dem Rat rede …«

»Um sie davon zu überzeugen, dass du auch Teil meines Plans bist?« Jacen stand hinter ihr. »Der Rat ist geblendet von seinem Argwohn. Sie weigern sich zu erkennen, dass ich bloß tue, was für die Allianz am besten ist. Man wird alles, was du sagst, als Gegenleistung für meine Hilfe gegen Lady AlGray und die Corellianer betrachten.«

Tenel Ka nickte. »Natürlich hast du recht.« Die wahre Natur ihrer Beziehung war nach wie vor ein sorgsam gehütetes Geheimnis, und allein sie beide wussten, dass Jacen der Vater ihrer Tochter war. Trotzdem hatte er ihren Thron gerettet, und Jedi-Meister waren keine Narren. Selbst wenn sie glaubten, dass sie es ehrlich meinte, würden sie mutmaßen, dass ihr Urteilsvermögen von Dankbarkeit beeinträchtigt wurde. Sie schüttelte verzagt den Kopf und wandte sich an Jacen. »Was wirst du jetzt tun?«

»Wir haben Admiral Bwua’tu das Kommando über die Erste und Sechste Flotte gegeben; vielleicht fällt ihm irgendetwas Brillantes ein, um die Corellianer und die Bothaner aufzuhalten, bevor sie Kuat erreichen.« Jacen kniff die Lippen zusammen, dann sagte er: »Aber um ehrlich zu sein, sind die Wookiees nach wie vor unsere größte Hoffnung – und das bedeutet wohl, dass es praktisch so gut wie gar keine Hoffnung gibt.«

Tenel Ka nickte. »In den Besprechungsholos wurde erwähnt, dass sie sämtliche Versuche, die Dinge zu beschleunigen, abgewiesen haben.«

»Das stimmt.« Er schaute für eine lange Weile weg, ehe er schließlich wieder ihren Blick suchte. »Wenn wir die Konföderation nicht aufhalten können, was wird dann aus dir?«

Tenel Ka antwortete, ohne zu zögern, weil das eine Frage war, über die sie in letzter Zeit selbst viel nachgedacht hatte. »Ich werde meinen Thron so lange behalten, bis die Rebellen ihren Sieg gefestigt haben und ihre Aufmerksamkeit Hapes zuwenden. Zunächst werde ich ihnen einen harten Kampf liefern, um zu sehen, ob ich sie zu Friedensverhandlungen drängen kann – doch ich werde mein Volk nicht zwingen, einer Invasion zu trotzen, von der ich nicht glaube, dass wir sie aufhalten können.«

»Ich weiß, dass du tun wirst, was für Hapes am besten ist«, sagte Jacen; er klang gelinde amüsiert. »Ich wollte aber eigentlich wissen, was dann aus dir und Allana wird?«

»Aus uns?« Die Frage überraschte Tenel Ka, da die Antwort gleichermaßen offensichtlich wie schmerzhaft war. »Das solltest du eigentlich bereits wissen.«

Alle Farbe wich aus Jacens Gesicht. »Warum versteckt ihr euch nicht? Ich könnte die Fallanassi bitten, euch Unterschlupf zu gewähren.«

Tenel Ka lächelte traurig. »Das wird bloß eine Zeit lang funktionieren, Jacen – vielleicht sogar, bis es die Konföderation leid ist, nach uns zu suchen. Doch kein Invasor kann Hapes ohne hapanisches Blut auf dem Thron regieren, und wen auch immer die Konföderation als ihre Marionette einsetzt, wird nicht lange im Amt bleiben. Jede Thronanwärterin wird zu viel Angst davor haben, dass Allana oder ich zurückkehren, und das wird so bleiben, bis wir tot sind.«

Jacens Schultern sanken nach unten, und er ließ sich zurück aufs Sofa fallen und vergrub den Kopf in den Händen. »Dann bleibt uns keine Wahl.«

»In welcher Hinsicht?«, fragte Tenel Ka, aufgeschreckt von der Verzweiflung in seiner Stimme. »Jacen, falls du in Erwägung ziehst, so etwas wie Alpha Rot einzusetzen …«

»Wir verfügen über nichts Derartiges – zumindest über nichts, das uns nicht ebenfalls umbringen würde.« Er hob den Kopf aus den Händen und schaute auf. »Tenel Ka, was ich meine, ist, dass du mir doch die Heimatflotte überlassen musst.«

Tenel Ka spürte, wie ihr Kinn nach unten fiel. »Jacen, du weißt, was dann passieren wird …«

»Selbst die hapanischen Adeligen werden einige Zeit brauchen, um einen Aufstand zu organisieren«, sagte er. »Und die Allianz benötigt deine Flotte bloß so lange, bis die Wookiees offiziell einwilligen.«

Tenel Ka schüttelte den Kopf. »Jacen, ich kann keine Rebellion riskieren.«

»Du kannst – und du musst.« Er erhob sich und ergriff sie am Arm. »Du hast selbst gesagt, dass jede Anwärterin auf deinen Thron nie aufhören würde, nach dir zu suchen.«

»Ich bin dabei nicht von Belang«, sagte Tenel Ka. Jacen drückte ihren Arm so fest, dass es wehtat, doch sie wollte nicht verängstigt oder verärgert wirken, indem sie versuchte, sich loszureißen. »Ich werde meine Untertanen keinem weiteren Bürgerkrieg aussetzen.«

»Deine Untertanen kümmern mich nicht. Ich sorge mich nur um dich und Allana.« Jacen zog sie näher heran. »Und ich werde nicht riskieren, dass euch etwas zustößt.«

»Diese Entscheidung zu treffen, liegt nicht an dir.« Tenel Ka fragte sich, wie viel von dieser Unterredung Jacen bereits geplant gehabt hatte, bevor er hierhergekommen war – ob er ihr Schicksal und das von Allana absichtlich mit dem der Allianz verknüpft hatte in dem Bestreben, ihr ihre letzte Flotte abzuschwatzen. »Das Wohlergehen meiner Untertanen steht für mich an erster Stelle; das meiner Familie an zweiter.«

»Dann sorg für das Wohlergehen deiner Untertanen«, beharrte er. »Die Konföderation hat kein Interesse an einer Einheitsregierung. Was glaubst du, was sie mit der Galaxis tun werden, wenn sie den Krieg gewinnen?«

Tenel Ka wurde klar, dass Jacen diese Unterhaltung tatsächlich im Voraus durchdacht hatte, und es tat ihr in der Seele weh, wie gründlich. Die Konföderation würde die Karte der Galaxis neu zeichnen, wobei die Hutts oder die Corellianer wahrscheinlich die Herrschaft über Hapes für sich beanspruchen würden. Sie schaute auf Jacens Hände und wandte den Blick nicht wieder davon ab, bis er sie wegzog.

»Ich irre mich nicht, was diese Sache angeht«, sagte er und trat zurück. »Die Konföderation wird tun, was Barbaren immer tun – die Beute unter sich aufteilen.«

Tenel Ka nickte, entfernte sich jedoch von der Sitzgruppe und stand die Wand anstarrend da. Er konnte ihre Gefühle durch die Macht spüren, doch zumindest würde sie ihr Amt nicht dadurch entwürdigen, dass sie ihm gestattete, Tränen in den Augen der Königinmutter zu sehen.

»Natürlich hast du recht.«

»Es tut mir leid, Tenel Ka«, sagte Jacen und kam auf sie zu. »Aber wenn du mir die Flotte nicht überlässt, was glaubst du wohl, was die Corellianer dann mit dem Konsortium machen werden? Oder die Hutts?«

Tenel Ka streckte die Hand hinter sich aus, um ihm zu signalisieren, Abstand zu wahren. Jacen hatte recht – sie hatte keine andere Wahl, als ihm die Flotte zu geben. Doch sie war lange genug Königin, um zu wissen, dass sich selbst in ausweglosen Situationen immer noch gewisse Gelegenheiten boten.

»Ich werde dir die Flotte unterstellen, Jacen.«

Jacen blieb zwei Schritte hinter ihr stehen. »Vielen Dank, Tenel Ka«, sagte er und war so anständig, dankbar dabei zu klingen. »Damit rettest du die …«

»Nicht so schnell, Jacen«, unterbrach Tenel Ka. »Es gibt eine Bedingung.«

»Nun gut«, sagte er. »Ich bin schwerlich in der Position zu verhandeln.«

»Das stimmt – das bist du nicht.« Tenel Ka blinzelte ihre Augen trocken, dann richtete sie sich auf und drehte sich zu Jacen um. »Du musst dich mit Meister Skywalker versöhnen.«

Ein Schatten fiel über Jacens Gesicht. »Es gibt keinen Grund, sich wegen der Jedi zu sorgen«, sagte er. »Sie werden sich nicht mehr einmischen – dessen kannst du dir gewiss sein.«

»Ich sorge mich nicht um irgendwelche Einmischungen«, sagte Tenel Ka. »Du musst dir ihre Kooperation sichern.«

Jacen trat einen Schritt zurück, als wäre er gestoßen worden. »Ich bin mir nicht sicher, ob mir das möglich ist. Schließlich gehören immer zwei dazu, sich auszusöhnen, und Luke …«

»Versöhnt euch, Jacen. Das ist meine Bedingung.« Tenel Ka fasste ihn am Arm und führte ihn langsam zur Tür. »Und dürfte ich vorschlagen, dass du damit anfängst, deinen Onkel mit Meister Skywalker anzusprechen?«

2. Kapitel

Fünf Stockwerke tiefer lag der Morgenhof des neuen Jedi-Tempels, ein großes, kreisrundes Atrium mit einem Teppich aus üppigem Derbmoos, umgeben von geschwungenen Wänden aus verspiegeltem Transparistahl. An jenem Morgen war die Dachmembrane zurückgefahren, und im Hof drängten sich Würdenträger der Allianz, allesamt in triste Schattierungen von Grau und Schwarz gewandet. Im hinteren Bereich der Menge knieten mehrere Reihen Jedi-Ritter in weißen Gewändern vor einem großen Scheiterhaufen. Oben auf dem Haufen ruhte ein geschmeidiger, von weißer Gaze umschlungener Frauenkörper, die Hände über der Brust gefaltet; das rote Haar fiel in Kaskaden über die Holzscheite unter ihr.

Die Entfernung war zu groß, um das Antlitz der Toten ausmachen zu können, doch Leia wusste, dass Spuren von Gewalt und Unbehagen darin nachhallten, von Feindseligkeit und Furcht, ganz gleich, wie meisterlich der Bestatter sein Handwerk auch beherrschen mochte. Mara Jade Skywalker war voller Zorn gestorben – und voller Sorge um Ben und Luke.

Han blieb neben Leia stehen und spähte durch die Transparistahlwand. »Das Ganze gefällt mir nicht. Wie kommt es, dass sie nicht wieder in die Macht übergegangen ist?«

»Das passiert nicht immer«, erklärte Leia. »Tresina Lobi kehrte auch nicht zur Macht zurück.«

»Weil ihr Leichnam Beweismaterial war. Sie wollte, dass Luke ihre Wunden sieht, damit er wusste, dass Lumiya hinter Ben her ist.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob das so vonstattengeht.« Während Leia sprach, tauchten Saba Sebatyne und eine Gruppe Jedi-Meister auf der Rückseite des Morgenhofs auf.

»Aber vielleicht ja doch«, beharrte Han. »Vielleicht versucht Mara, uns zu sagen, dass …«

»Han«, unterbrach Leia. »Ich bin sicher, die Meister haben diese Möglichkeit bereits in Betracht gezogen, und es scheint, als wären wir spät dran.«

Sie deutete quer über den Hof zu Saba und den anderen Meistern, die Luke und Ben vor den Scheiterhaufen geleiteten. Beide Skywalkers trugen graue Roben mit hochgeschlagenen Kapuzen, und doch hätten Vater und Sohn nicht unterschiedlicher aussehen können. Aufrecht, mit breiten Schultern und dem wuchtigen Gang eines Soldaten, gelang es Ben, gleichzeitig zornig und beherrscht zu wirken, als hätte die Bestattung seiner Mutter seine halbwüchsigen Energien gefährlich gebündelt. Lukes Schultern hingegen hingen herab, und er bewegte sich so fahrig, dass es den Eindruck machte, als würde ihn bereits die bloße Anwesenheit alle Kraft kosten.

Leia streckte ihre Machtsinne aus, um ihn wissen zu lassen, dass sie eingetroffen waren, doch Luke hatte sich so in sich selbst zurückgezogen, dass sie seine Präsenz kaum wahrnahm – und als sie versuchte, ihn im Geiste zu berühren, schrumpfte sie noch weiter zusammen.

Ein grässlicher Schmerz erfüllte Leias Brust. »Wir hätten hier sein müssen, Han. Vielleicht wäre er besser damit fertig geworden, wenn ich …«

»Jetzt sind wir hier.« Han ergriff ihren Ellbogen. »Und da gewesen zu sein, als es passiert ist, hätte nicht das Geringste geändert. Es ist schwierig, jemanden zu trösten, wenn man in der Zelle eines geheimen GGA-Gefangenenlagers sitzt.«

Leia schnaufte, dann sagte sie: »Ich weiß.«

Sie ließ sich von Han den Gang hinabführen, gleichermaßen verärgert wie betrübt darüber, an den Haftbefehl erinnert zu werden, den ihr eigener Sohn auf sie ausgestellt hatte. Jacen war so entsetzlich dunkel geworden, dass sie sich häufig in Gedanken fragte, warum sie es nicht hatte kommen sehen – warum sie immer noch nicht mit Bestimmtheit wusste, was ihn derart verändert hatte. War es seine Gefangenschaft bei den Yuuzhan Vong gewesen? Oder war er während seines fünfjährigen Aufenthalts zwischen den Sternen vom Weg abgekommen?

Im Grunde spielte es keine Rolle. Leia hatte den Augenblick verpasst, in dem sie die Hand hätte ausstrecken müssen, um ihn zu retten. Eines Tages, als sie gerade nicht hingesehen hatte, war ihr Sohn einfach in die Dunkelheit hinübergeglitten, und sie fürchtete, dass es jetzt bereits zu spät war, ihn noch zurückzuholen.

Der Korridor, den sie entlangschritten, machte eine Kurve und führte sie zu einem Turbolift. Han drückte auf ein Tastenfeld, um hinunter zur Hofebene zu fahren. Nichts geschah.

Han betätigte den Schalter von Neuem, diesmal mit gekrümmtem Knöchel, und noch immer weigerte sich die Statusleuchte, auf Grün umzuspringen. Er seufzte verbittert.

»Klasse.« Er setzte dazu an, den Gang hinab nach einem anderen Aufzug zu suchen. »Du hältst die Trauerrede, und wir kriegen nicht mal einen …«

»Warte.« Leia packte seinen Arm und zog ihn zurück. Ihr Gefahrensinn ließ ihr Rückgrat kribbeln. »Ich glaube, wir werden beobachtet.«

»Natürlich werden wir beobachtet.« Han stieß einen Daumen in Richtung des Morgenhofs, wobei er mehr oder weniger auf die Würdenträger auf dieser Seite des Hofs wies. »Hast du gesehen, wer da draußen alles ist? Und vermutlich verfolgt jeder Schüler im Tempel das Ganze über die Sicherheitsholos.«

»Was der Grund dafür ist, warum es mich überrascht, dass Sie und Prinzessin Leia dennoch beschlossen haben herzukommen, Captain Solo.« Die Stimme war forsch, tief und hinter ihnen. »Doch mittlerweile sollte ich wissen, dass auf den Colonel Verlass ist. Er sagte, Sie würden auftauchen.«

Leia drehte sich um und sah sich einem Leutnant mit kahl rasiertem Schädel gegenüber, der eine kleine Gruppe schwarz uniformierter Soldaten um die Ecke führte. Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was das zu bedeuten hatte, da sie einfach nicht glauben konnte, dass Jacen seinen eigenen Eltern auf der Trauerfeier seiner Tante eine Falle stellen würde. Und doch stand jetzt ein halbes Dutzend GGA-Truppler vor Leia, die zweifellos die Absicht hatten, sie und Han festzunehmen.

Han runzelte die Stirn. »Wie seid ihr hier reingekommen? Das ist Jedi-Territorium.«

»Und die Jedi dienen der Allianz.« Der Leutnant blieb fünf Meter entfernt stehen; seine Soldaten verteilten sich im Gang hinter ihm, während er finster in Leias Richtung starrte. »Zumindest sollten sie das.«

»Sie machen einen großen Fehler, Leutnant«, sagte Leia; ihre Stimme klang eisig. Sie und Han hatten umfassende Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um zu vermeiden, dass man sie außerhalb des Tempels entdeckte, doch Soldaten hier hereinzuschicken, war eine unfassbare Beleidigung, eine, die Luke niemals toleriert hätte – wäre er nicht von Kummer verzehrt worden. »Der Jedi-Rat wird dieses Eindringen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Womöglich könnten Sie Ihre Karriere noch retten, wenn Sie jetzt gehen.«

»Der Jedi-Rat wird tun, was der Colonel ihm sagt – genau wie ich.« Der Leutnant schnippte mit dem Finger, und die Soldaten richteten eine Reihe von T-21-Repetierblastern auf die Solos. »Kommen Sie jetzt ohne Aufhebens mit. Wir wollen die Bestattung von Meisterin Skywalker ebenso wenig stören wie Sie. Das wäre respektlos.«

»Ja, das wäre es.« Leia legte die Kraft der Macht hinter ihre Worte, während sie gleichzeitig mit zwei Fingern winkte, um den Leutnant dazu zu bringen, sich auf das suggestive Timbre ihrer Stimme zu konzentrieren. »Deshalb hat mein Sohn uns freies Geleit zugesichert.«

Der Leutnant runzelte die Stirn und sagte: »Dann muss hier ein Irrtum vorliegen.« Er bedeutete seinem Team, die Waffen zu senken. »Der Colonel hat ihnen freies Geleit zugesichert.«

Die Soldaten zielten weiterhin auf die Solos, und der Korporal neben ihm schnappte: »Sirrr! Sie macht diese Jedi-Sache mit Ihnen!«

Der Blick des Leutnants flackerte eine Sekunde lang, um sich dann wieder zu klären. »Versuchen Sie das noch mal, und wir eröffnen das Feuer«, warnte er sie. »Halten Sie mich nicht für derart schwach im Geiste, klar?«

»Ach?«, fragte Han. »Wie kommt es dann, dass Sie Befehle von meinem Sohn entgegennehmen?«

Das Gesicht des Leutnants rötete sich. »Colonel Solo ist ein großer Patriot, womöglich sogar der Retter der … Arrrgggh!«

Seine Stimme wurde zu einem alarmierten Schrei, als Leia ihn mit einem Machtstoß gegen die Soldaten hinter ihm schleuderte und so die eine Hälfte des Trupps von den Füßen riss, während die andere um ihr Gleichgewicht kämpfte. Mit einem Ruck löste sie ihr Lichtschwert von ihrem Gürtel und eilte den Korridor in die entgegengesetzte Richtung hinab.

Han war bereits drei Schritte voraus und zerrte mit einer Hand seine Blasterpistole aus dem Halfter; die andere streckte er hinter sich nach Leia aus.

»Weiter vorne muss noch ein anderer Aufzug sein. Wenn wir uns beeilen, kannst du immer noch rechtzeitig unten sein, um die Trauerrede …«

»Bist du verrückt?« Seine Hingabe rührte Leia, doch das Letzte, was sie wollte, war, auf Maras Trauerfeier ein Feuergefecht vom Zaun zu brechen – so zweckmäßig das auch scheinen mochte. »Wir können da nicht rausgehen.«

»Das müssen wir aber«, sagte Han. »Was glaubst du, warum Jacen versucht, uns jetzt zu schnappen, anstatt nach der Andacht? Wenn er schon vorhat, uns einzukassieren, wäre das während der Feier nicht einfacher gewesen, wenn wir alle in Trauer versunken sind und nicht auf unsere Umgebung achten?«

Leia hörte beinahe auf zu laufen. »Er will nicht, dass wir Luke sehen!«

»Darauf würde ich wetten«, sagte Han. »Er muss Angst haben, dass wir für noch mehr Gegenwind sorgen oder so was.«

Hans Vermutung ergab vollkommenen Sinn. Unmittelbar nach Jacens Putsch hatten mehrere Meister des Jedi-Rats den Akt öffentlich verurteilt – Gegenstimmen, durch die Jacen und Admiralin Niathal zweifellos zu Beginn einiges an Unterstützung eingebüßt hatten. Seit Maras Tod allerdings hatte sich der gesamte Rat nicht mehr dazu geäußert, weil man zu beschäftigt mit Jedi-Belangen war. Dieses Schweigen kam den neuen Staatsoberhäuptern gewiss höchst gelegen.

Bevor Leia Han jedoch zustimmen konnte, bogen sie um eine Ecke und sahen sich einer Reihe schwarz uniformierter Gestalten gegenüber, die den ganzen Korridor blockierten. Ihnen blieb kaum genügend Zeit, sie als zweites Team von GGA-Trupplern zu identifizieren, ehe drei Puhpfs ertönten und die Luft unversehens vor fliegenden Netzen verschwamm.

Leia bewegte kurz eine Hand und schleuderte zwei der Elektroschocknetze gegen die Wand. Das dritte segelte an ihnen vorbei zur Rückwand des Korridors, knisternd vor Energie, den herben Hauch von Klebstoff hinter sich herziehend.

Han ließ sich auf den Bauch fallen und gab ihnen Feuerschutz, und ein Soldat brach – von einer Betäubungssalve getroffen – krampfgeschüttelt zusammen. Leia streckte die Hand aus, und als von der Feuerlinie her das nächste Puhpf erklang, setzte sie die Macht ein, um das Schocknetz zu dem Soldaten zurückzuschicken, der es abgefeuert hatte. Er kippte gurgelnd und zuckend nach hinten, als sich die aufgeladenen Maschen enger zusammenzogen.

Hinter ihnen polterten Stiefel den Gang entlang – der erste Trupp eilte herbei, um die Falle zuschnappen zu lassen.

»Diesmal ist Jacen zu weit gegangen«, knurrte Han und feuerte weiter den Korridor hinab auf den zweiten Trupp. »Wir werden etwas wegen dieses Jungen unternehmen müssen.«

»Lass uns erst einmal von hier verschwinden, in Ordnung?«

»Gute Idee. Wie sieht dein Plan aus?«

Eigentlich hatte Leia keinen, doch sie aktivierte dennoch ihr Lichtschwert und eilte davon. »Mir nach!«

Die vier Truppler, die vom zweiten Team noch übrig waren, schleuderten die Netzwerfer beiseite und zogen ihre Blastergewehre, doch Leia war bei ihnen, bevor sie das Feuer eröffnen konnten. Sie setzte einen Mann mit einem hohen Tritt gegen den Kopf außer Gefecht und ließ einen anderen mit einem wirbelnden Fußfeger gegen die Mauer krachen – bevor sie selbst in die Mündung eines E-11-Blastergewehrs schaute. Als sie den Blick hob, sah sie sich einem jungen Rekruten gegenüber, bloß zwei oder drei Jahre älter, als ihr Sohn Anakin gewesen war, als er starb.

Die Pupillen des Jungen weiteten sich, und Leia wusste, dass er auf sie schießen würde. Sie riss das Lichtschwert zwischen seinen Armen hoch, trennte sie an den Ellbogen ab und wirbelte dann von Übelkeit und Trauer erfüllt davon. Das hier war nicht richtig; es war nicht richtig, am Tag von Maras Bestattung zu kämpfen, im Jedi-Tempel Blut zu vergießen, die Soldaten ihres eigenen Sohnes zu verstümmeln.

Der letzte Mann des zweiten Trupps lag bereits – von Krämpfen geschüttelt – am Boden; seine Uniform knisterte immer noch von der nur allmählich abklingenden Energie von Hans Betäubungssalven. Leia erhaschte einen flüchtigen Blick auf einige Meister draußen im Morgenhof, die stirnrunzelnd in ihre Richtung schauten; zweifellos spürten sie durch die Macht, was der verspiegelte Transparistahl des Hofs vor den Augen der übrigen Trauergäste verbarg. Luke schien die Störung nicht zu bemerken, doch Bens Aufmerksamkeit war auf die Meister gerichtet, und Leia wusste, dass auch er in Kürze fühlen würde, was vorging.

Han holte zu ihr auf und riss eine Erschütterungsgranate vom Mehrzweckgürtel des schreienden Jungen, dem Leia soeben die Arme amputiert hatte, dann fasste er sie am Ellbogen.

»Nicht deine Schuld«, sagte er und dirigierte sie den Korridor hinunter. »Das geht auf Jacens Konto.«

Leia wollte gerade sagen, dass es keine Rolle spielte, wessen Schuld es war, doch ihre Erwiderung wurde abgeschnitten, als der erste Soldatentrupp aufholte und einen Hagel Blasterschüsse abfeuerte. Sie wirbelte herum und folgte Han rückwärts weiter durch den Korridor, während sie sirrende bunte Energiesalven zu ihren Angreifern zurückschickte. Leider hatten der Leutnant und seine Männer aus den Fehlern der anderen Gruppe gelernt und hielten sich dicht an der inneren Biegung des Gangs, um die Transparistahlmauer als Deckung zu nutzen, sorgsam darauf bedacht, nie ein sauberes Ziel zu bieten.

Über ihren Köpfen prallte ein Schuss an der Wand ab, schwirrte als Querschläger davon und hinterließ eine rauchende Furche im Transparistahl.

»Hey, diese Salven haben maximale Energie!«, klagte Han. Er drückte den Aktivierungsknopf der Granate in seiner Hand, dann drehte er sich zu den Soldaten um. »In Ordnung, wenn ihr es unbedingt auf die harte Tour wollt …«

Leia packte ihn am Arm. »Nein, Han. Das können wir nicht machen – nicht hier, nicht heute.«

Sie sicherte die Granate wieder, dann nahm sie sie Han aus der Hand und schleuderte sie auf ihre Verfolger, wobei sie sich der Macht bediente, damit sie geradewegs in deren Mitte landete.

Das Blasterfeuer verstummte schlagartig. Granate!- und In Deckung!-Rufe erfüllten den Korridor, als sich der Leutnant und seine Soldaten außer Sicht warfen.

Leia ergriff Hans Hand und sprintete den Korridor hinunter zur nächsten Weggabelung. Als sie dem Morgenhof den Rücken kehrte, sah Han über die Schulter zurück und blieb stehen.

»Das ist der falsche Weg!« Er zog sie in die entgegengesetzte Richtung, zurück zur Trauerfeier. »Du wirst es nie rechtzeitig schaffen, wenn …«

»Ich weiß, Han.« Leia blieb, wo sie war, und nutzte die Macht, um sich am Boden zu verankern. »Doch unsere Anwesenheit hier hat bereits für einigen Wirbel gesorgt. Wir dürfen Maras Bestattung nicht in ein Blastergefecht verwandeln.«

»Das ist nicht unsere Schuld!«, wandte Han ein. »Jacen hat die Schläger geschickt.«

»Und was ändert das?«, fragte Leia. »Wenn wir da rausgehen, werden sie uns folgen und versuchen, uns zu verhaften, und wohin führt uns das dann?«

Hans Gesicht fiel in sich zusammen, als er die Alternativen erwog – sich gesittet zu ergeben und in ein GGA-Gefängnis verfrachtet zu werden oder mitten auf Maras Trauerfeier ein Feuergefecht vom Zaun zu brechen. So oder so würden sie Luke – oder Ben – damit keinen Gefallen tun. Er hörte auf, an Leias Arm zu ziehen.

»Nirgendwohin«, sagte er. »Sieht so aus, als würde Jacen wieder gewinnen.«

»Für heute«, sagte Leia. Sie setzte sich in Bewegung und lief den Korridor in ihre ursprüngliche Richtung entlang, um Han hinter sich her auf den Tempelausgang zuzuzerren. »Aber du hast recht, Han. Es ist höchste Zeit, dass wir wegen dieses Jungen etwas unternehmen.«

3. Kapitel

Saba Sebatyne lebte bereits seit über einem Standardjahrzehnt unter Menschen, und doch gab es nach wie vor so vieles, das sie nicht über sie wusste. Sie verstand nicht, warum Meister Skywalker im Augenblick so verloren wirkte, warum er aufgehört hatte, mit seinen Freunden zu reden, und seine Aufmerksamkeit ganz nach innen kehrte. Wusste er denn nicht, dass Mara das gewiss nicht gewollt hätte? Dass sie von ihm erwartet hätte, gefasst zu bleiben und die Jedi durch diese Krisenzeit zu führen?

Stattdessen stand er einfach da und starrte den Scheiterhaufen an, als könne er nicht recht glauben, dass das dort oben seine Gefährtin war; als würde er davon ausgehen, dass sie jeden Augenblick erwachte und von den Holzscheiten herunterkletterte, um sich zu ihm zu gesellen. Vielleicht versuchte er bloß zu begreifen, warum Mara nicht zugelassen hatte, dass ihr Körper wieder in die Macht überging; oder er fragte sich – wie so viele andere Meister –, ob der Leichnam womöglich irgendeinen Hinweis auf die Identität ihres Mörders barg, der bei der Autopsie übersehen worden war. Oder er sorgte sich darum, dass irgendetwas in Maras Vergangenheit verhinderte, dass sie wieder in die Macht eingehen konnte, dass sie als Hand des Imperators etwas so Schlimmes getan hatte, dass die Macht sie nicht mehr zurücknahm.

Saba wusste bloß, dass sie nichts wusste; dass Meister Skywalker auf eine Art und Weise verletzt worden war, die sie niemals verstehen würde, und er sich in seiner Trauer verloren hatte. Und sie fürchtete, dass etwas Schreckliches geschehen würde, sollte er nicht bald wieder zu sich selbst zurückfinden. Das konnte sie in der Macht fühlen.

Saba spürte die Last von jemandes Aufmerksamkeit auf sich, drehte sich um und stellte fest, dass Corran Horns grüne Augen auf ihren Rücken gerichtet waren. Er stand etwa drei Meter entfernt und besprach etwas mit Kyp und Kenth Hamner, während Cilghal, Kyle Katarn und die übrigen Meister bei Meister Skywalker und Ben blieben. Als er bemerkte, dass Saba zu ihm hinsah, zuckte er leicht mit dem Kopf, um sie zu sich herüberzurufen.

Saba nickte, warf jedoch zunächst einen Blick zurück, um sicherzugehen, dass die Verzögerung die den Innenhof füllenden Würdenträger nicht mit übermäßiger Ungeduld erfüllte. Tenel Ka war in der ersten Reihe; sie kniete meditierend neben Tesar, Lowbacca, Tahiri und den meisten der anderen Jedi-Ritter – mit Ausnahme von Jaina und Zekk, die angewiesen worden waren, ihre Jagd auf Alema Rar fortzusetzen. Hinter den Jedi-Rittern saßen Admiralin Niathal und ihr gesamter Führungsstab kerzengerade in ihren Stühlen da, zu diszipliniert, um unruhig herumzurutschen, ganz gleich, wie lange sich die Zeremonie hinzog. Hinter ihnen wiederum hatten der Großteil des Senats und die Minister jedes wichtigen Ministeriums Platz genommen. Sie nutzten die Zeit, indem sie sich in feierlichem Flüsterton miteinander unterhielten. Die einzige Person von Rang und Namen, die Saba nicht sah, war der Mann, der eigentlich auf dem verwaisten Stuhl zur Rechten von Admiralin Niathal sitzen sollte, der Mitanführer der Putschregierung – Jacen Solo.

Beruhigt, dass die distinguierten Trauergäste nicht die Absicht hatten, vor lauter Ungeduld vorzeitig aufzubrechen, entschuldigte sich Saba bei Ben und Meister Skywalker, der sie kaum wahrzunehmen schien, um sich zu Corran und den anderen zu gesellen. Kyp Durron trug sein dunkelbraunes Haar noch immer lang und zottelig, aber zumindest hatte er sich für diesen Anlass ordentlich rasiert. Kenth Hamner hingegen, der alt genug aussah, um Kyps Vater zu sein, wirkte so gepflegt und würdevoll wie eh und je.

»Was ist?«