Star Wars™: Dunkles Nest 3 - Troy Denning - E-Book
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Star Wars™: Dunkles Nest 3 E-Book

Troy Denning

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Beschreibung

Das furiose Finale einer großen Trilogie!

Der Konflikt zwischen den Chiss und den Killiks ist zum offenen Krieg geworden. Jetzt droht er, die ganze Galaxis in Brand zu setzen, und die Killiks würden im Fall ihres Sieges nicht zögern, alle Lebewesen der Galaxis ihrem Kollektivgeist hinzuzufügen. Luke Skywalker sammelt die Macht der Neuen Jedi um sich – doch nicht einmal er weiß, ob sie die entsetzlichen Pläne der Killiks vereiteln können ...

Die Dunkles-Nest-Trilogie:
Band 1: Die Königsdrohne
Band 2: Die verborgene Königin
Band 3: Der Schwarmkrieg

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Troy Denning

Dunkles Nest 3

Der Schwarmkrieg

Aus dem Englischen

von Regina Winter

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™: The Swarm War. Dark Nest 3«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung September 2008

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2005 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where

indicated. All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2008 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2005 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Cliff Nielsen

Redaktion: Peter Thannisch & Luitgard Distel

HK · Herstellung: HN

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07836-2

www.blanvalet.de

Für David »DJ« Richardson,

einen guten Freund.

Danksagung

Viele Leute haben auf große und kleine Weise zu diesem Buch beigetragen. Besonders bedanken möchte ich mich bei:

Andria Hayday für ihre Unterstützung, Kritik und Ideen; James Luceno, weil man mit ihm so angenehm Ideen austauschen kann; Enrique Guerrero für seine Gedanken über die Chiss; Shelly Shapiro und Sue Rostoni für ihre Ermutigung, das kenntnisreiche Lektorat und besonders für ihre Geduld; bei allen bei Del Rey, die dazu beitragen, dass Schreiben wirklich Spaß macht, besonders Keith Clayton, Colleen Lindsay und Colette Russen; allen bei Lucas-Film, besonders Howard Roffman, Amy Gary, Leland Chee und Pablo Hidalgo. Und selbstverständlich danke ich George Lucas dafür, dass er seine Galaxis mit uns allen teilt.

Dramatis Personae

Alema Rar, Nachtherold von Gorog, eine Twi’lek

Ben Skywalker, Kind

C-3PO, Protokolldroide

Cal Omas, Staatschef der Galaktischen Allianz

Corran Horn, Jedi-Meister

Emala, Kriegsgewinnlerin, eine Squib

Gilad Pellaeon, amtierender Oberbefehlshaber der Galaktischen Allianz

Gorog, Vordenker, Killik

Grees, Kriegsgewinnler, ein Squib

Han Solo, Captain des Millennium Falken

Jacen Solo, Jedi-Ritter

Jae Juun, Spion für die Galaktische Allianz, ein Sullustaner

Jaina Solo, Jedi-Ritterin

Kyp Durron, Jedi-Meister

Leia Organa Solo, Jedi-Ritterin, Copilotin des Millennium Falken

Lomi Plo, Königin von Gorog

Lowbacca, Jedi-Ritter, ein Wookiee

Luke Skywalker, Jedi-Großmeister

Mara Jade Skywalker, Jedi-Meisterin

R2-D2, Astromechdroide

Raynar Thul, UnuThul

Saba Sebatyne, Jedi-Meisterin, eine Barabel

Sligh, Kriegsgewinnler, ein Squib

Tahiri Veila, Jedi-Ritterin

Tarfang, Spion der Galaktischen Allianz, ein Ewok

Tenel Ka, Jedi-Ritterin, Königinmutter

Tesar Sebatyne, Jedi-Ritter, ein Barabel

Unu, der Wille, Killik

Wuluw, Kommunikationsassistentinnen, Killik

Zekk, Jedi-Ritter

Prolog

Die Bombe steckte halb vergraben im roten Sand. Eine Manifestation der Brutalität und unmäßigen Angst ihrer Hersteller in Durastahl. Sie war in einem langen, flammenden Taumel aus dem Orbit gestürzt und hatte sich dann mit dem hinteren Ende voran in die Düne gegenüber dem Nest gebohrt. Ihr Hitzeschild glühte immer noch von der Eintrittsreibung, und das Gehäuse war so versengt, dass die Zeichen an der Seite nicht mehr zu lesen waren.

Doch Jaina und Zekk brauchten keine Typenbezeichnung, um zu wissen, dass sie eine Chiss-Megawaffe vor sich hatten. Das Ding war so groß wie ein Beldon, mit einer Ausbuchtung an der Nase, in der sich alles Mögliche befinden konnte, von einer Ladung, die sogar Baradium durchdrang, bis zum Zünder eines Sprengkopfs von planetenzerstörender Kraft.

Als sich abzeichnete, dass die Bombe nicht explodieren würde – jedenfalls noch nicht –, wagte Jaina schließlich auszuatmen.

»Wir müssen uns dieses Ding näher ansehen«, sagte sie.

Zusammen mit Jacen, Zekk und den anderen drei Jedi ihres Teams stand sie im Eingang des Iesei-Pfeilschiffhangars und starrte finster den dreihundert Meter entfernten steilen, sandigen Hang der gegenüberliegenden Düne hinauf zu der Bombe. Alle paar Sekunden schlug ein Turbolaserschuss aus dem Orbit ein, der einen rontogroßen Krater aus rosa Glas in die Düne schmolz und eine zehn Stockwerke hohe Staubwolke aufwirbelte, die ihnen die Sicht nahm.

»Wir müssen wissen, was die Chiss im Ärmel haben«, stimmte Zekk zu.

»Wir müssen nur eins: raus hier!«, entgegnete Jacen. »Oder bin ich der Einzige, der immer noch den Machtruf spürt?«

»Nein …«, begann Zekk.

»… wir spüren ihn auch«, beendete Jaina den Satz.

Der Ruf hatte vor ein paar Stunden eingesetzt, mitten in einem StealthX-Angriff, der die Einsatzgruppe der Chiss jedoch nicht hatte zurückschlagen können. Der Ruf kam aus Richtung der bekannten Galaxis, und seine Dringlichkeit wuchs mit jeder Stunde. Er rief die Jedi-Ritter nach Ossus und verlangte, dass sie sofort in die Akademie zurückkehrten.

»Wir spüren es alle«, sagte Tahiri. Sie runzelte die vernarbte Stirn, dann wandte sie sich Tesar und Lowbacca zu. »Zumindest denke ich das.«

Der Barabel und der Wookiee nickten zustimmend.

»Es ist schwer zu ignorieren«, bemerkte Tesar.

»Das sollten wir auch nicht«, erwiderte Jacen. »Es muss etwas Schlimmes passiert sein, wenn mein Onkel uns alle auf diese Weise ruft. Selbst Luke Skywalker kann nicht so fest an der Macht ziehen, ohne selbst darunter zu leiden.«

»Mag sein«, meldete sich Jaina zu Wort. »Aber es wird nur wenige Minuten dauern, sich die Bombe anzusehen. Ich denke, so viel Zeit haben wir noch.«

»Es muss eine Art Geheimwaffe sein«, fügte Zekk hinzu. »Wir brauchen eine R-9-Einheit …«

»… und ein paar Prüfgeräte«, schloss Tesar. Er und Lowbacca wandten sich zum Hangar um, wo sich ein paar Dutzend Killiks mit rosigen Thoraxen und grün gefleckten Bäuchen den ramponierten StealthXs des Teams widmeten. Sie reparierten sie und tankten sie auf, bewaffneten sie aber nicht wieder. Die StealthX hatten schon seit dem Vortag keine Schattenbomben mehr, und der Vorrat des Nestes an Gas, das die Bomben antrieb, war seit dem Morgen ebenfalls erschöpft. »Wir suchen zusammen, was wir brauchen, und holen euch dann ein.«

Jacen trat ihnen rasch in den Weg. »Nein.«

Tesars Nackenschuppen richteten sich auf, und Lowbacca sträubte sich sein Fell. Beide Jedi starrten wortlos auf Jacen hinunter.

»Denkt doch mal nach – es sind Chiss«, sagte Jacen. »Es könnte eine Falle sein. Diese Bombe soll vielleicht gar nicht explodieren, bis wir versuchen sie uns näher anzusehen.«

Tesar und Lowbacca klackten in den Kehlen und sahen dann über ihre Schultern hinweg zu der Bombe. Sie waren noch keine Angehörigen des Nestes, aber Jaina und Zekk konnten ihre Gedanken deutlich genug wahrnehmen, um zu erkennen, dass Jacens Argument bei den beiden wirkte. Ebenso wie natürlich bei Tahiri. Sie brauchte keine Geistesgefährtin zu sein – Jaina und Zekk wussten ohnehin, dass Jacen sie in seinen Bann gezogen hatte. Sie rieb immer wieder ihre Unterarme über ihm, und wenn er sie ansah, musste sie plötzlich blinzeln.

Zekk gab ein mürrisches Knurren von sich, dann sagte Jaina: »Wir wünschten, du hättest am Nachschubdepot Thrago so klar gedacht.«

»Wir wissen nicht, ob mein Denken tatsächlich so unklar war«, sagte Jacen. »Jedenfalls noch nicht.«

Zekk runzelte die Stirn. »Unser Überfall sollte den Krieg verzögern …«

»… und nicht auslösen«, beendete Jaina den Satz.

Jacen zuckte die Achseln. »Die Zukunft ist ständig in Bewegung.« Er sah weg, dann fügte er hinzu: »Es ist zu spät, um ungeschehen zu machen, was nach dem Überfall passierte. Wir sollten Onkel Lukes Ruf respektieren und sofort nach Ossus zurückkehren.«

»Und Iesei im Stich lassen?«, fragte Zekk. Jaina und Zekk waren noch nicht lange genug bei Iesei, um sich seinem Kollektivgeist anzuschließen – tatsächlich schien es ihre geistige Verbindung zueinander sogar zu schwächen, bei einem anderen Nest als Taat zu leben –, aber Iesei fühlte sich für sie wie ein Nest von Geschwistern an, und sie waren durch den Willen der Kolonie an diese Insekten gebunden. »Während die Chiss sich darauf vorbereiten, hier zu landen?«

»Auch wenn wir bleiben würden, könnten wir das Nest nicht retten«, wandte Jacen ein. »Es ist besser zu gehen, solange wir das noch können.«

»Warum hast du es so eilig?«, fragte Jaina.

Als Jacens einzige Reaktion in einem Aufflackern von Zorn bestand, versuchte sie die Antwort durch die Machtverbindung zu erspüren, die sie als Zwillinge teilten, aber sie konnte auch dort nichts wahrnehmen. Ebenso wenig wie Zekk, der immer noch das meiste von dem teilte, was sie dachte und spürte. Seit dem Überfall auf Thrago hatte Jacen sie beide ausgeschlossen. Vielleicht weil Jaina und Zekk so wütend auf ihn geworden waren, als er einen rücksichtslosen Schuss abgesetzt und damit den Überfall beinahe in ein Massaker verwandelt hatte. Oder Jacen verbarg etwas – Jaina und Zekk wussten es nicht. Sie wussten nur, dass sein Rückzug aus der Zwillingsverbindung einer der schwerwiegendsten Gründe war, wieso sie ihm nicht mehr trauten.

Einen Augenblick später gab Jacen schließlich eine Antwort. »Ich habe es eilig, weil es einfach das Vernünftigste ist. Wenn wir bleiben, können wir höchstens ein paar Dutzend Chiss töten – und was würde das nützen?«

Jaina und Zekk wussten nicht, was sie antworten sollten. Ihnen war ebenso klar wie Jacen, dass Iesei bis auf die letzte Larve ausgelöscht würde. Die Angriffsstreitmacht der Chiss war einfach zu groß und zu gut ausgerüstet, als dass sie sie hätten aufhalten können.

Doch da war immer noch die Bombe. Wenn sie herausfanden, um was es sich dabei handelte, könnten sie vielleicht unzählige Nester retten.

»Jacen, niemand hält dich hier«, sagte Jaina. »Geh, wann immer du willst.«

»Wir werden uns diese Bombe ansehen«, fügte Zekk hinzu.

Jaina wandte sich an Tesar. »Gib uns eine Minute Vorsprung. Wenn Jacen recht hat und es wirklich eine Falle ist …«

»… werden wir das früh genug erfahren«, schloss Tesar. »Geht.«

Lowbacca heulte zustimmend, um ihnen zu versichern, dass er und Tesar dicht hinter ihnen sein würden.

Nun öffnete Jacen die Zwillingsverbindung und überflutete die Macht mit seinem Schrecken und seiner Sorge. »Jaina! Tu das nicht …«

Jaina und Zekk ignorierten ihn. Jacen aktivierte die Zwillingsverbindung nur dann, wenn er etwas wollte, und im Augenblick wollte er, dass sie die Bombe liegen ließen und nach Hause flogen. Sie wandten sich ab, sprangen vom Hangareingang und ließen sich fünf Meter den Hang der Nestdüne hinunterrutschen. Beinahe unmittelbar wurde ihnen klar, dass die Bombe kein Trick war. Ihr Gefahrensinn meldete sich, indem sich ihre Nackenhaare sträubten, dann krachte eine Turbolasersalve aus dem Orbit, und heißer Sand spritzte ihnen ins Gesicht. Sie warfen sich in unterschiedliche Richtungen und rollten in Purzelbäumen weiter den Hang hinunter, dann kamen sie wieder auf die Beine und sprangen mithilfe der Macht über den fünf Meter breiten Graben hinweg auf die gegenüberliegende Düne.

Die Turbolaserschüsse folgten ihnen und erfüllten die Luft mit frischem Ozongeruch. Die Düne verwandelte sich in eine wirbelnde Sandmasse. Die Hälfte davon flog durch die Luft, während der Rest in mehreren unheimlich grummelnden Lawinen den Hang hinabrollte. Jaina und Zekk stemmten sich gegen die Schwerkraft und arbeiteten sich jetzt mittels unregelmäßiger Machtsprünge zu der Bombe hinauf. Sand kratzte in ihren Augen und füllte ihre Nase und Kehle, aber sie blieben in der wirbelnden Wolke und versuchten sich vor den Chiss-Sensoren zu verbergen, um schwerer zu treffen zu sein.

Sie hatten kaum den halben Weg zur Bombe zurückgelegt, als sie spürten, dass Jacen, Tahiri und was vom Iesei-Nest übrig geblieben war, hinter ihnen den Hang heraufrannte. Die Intensität des Beschusses auf sie ließ plötzlich nach, als die Chiss-Schützen ihr Feuer großflächiger verteilten, und die Silhouetten von Hunderten von Iesei erschienen im trüben Licht. Die Insekten kletterten auf allen sechsen den Hügel herauf, und ihre Fühler wackelten, als sie Jaina und Zekk überholten.

Einen Augenblick später erschienen auch die Silhouetten von Jacen und Tahiri aus der Sandwolke.

»Die Bombe ist also kein Trick«, stellte Jacen fest, als er Jaina und Zekk erreichte. »Aber das hier ist immer noch eine schlechte Idee.«

»Was willst du dann hier?«, fragte Zekk, der hinter Jaina stand.

»Auf euch beide aufpassen«, antwortete Jacen. »Onkel Luke wäre nicht besonders glücklich, wenn ich ohne euch zurückkäme.«

Jaina runzelte die Stirn und wollte widersprechen, als sie ein ohrenbetäubendes Krachen hörte. Die Düne unter ihren Füßen gab nach, und die Jedi wurden in einem gewaltigen Sandrutsch abwärtsgefegt.

Einen Moment dachten Jaina und Zekk, die Chiss-Schützen hätten die halb eingegrabene Bombe getroffen. Doch dann hörten sie das entfernte Grollen von Triebwerken und erkannten, dass das Krachen ein Überschallknall gewesen war. Jaina bewegte die Hand und benutzte die Macht, um ein Loch in der Sandwolke zu schaffen. Vor dem gelben Himmel erschien eine schwarze Rauchwolke, die vom Eindringen in die Atmosphäre stammte und sich von einem Angriffskreuzer der Chiss, der Feuer auf sie niederregnen ließ, immer weiter abwärtszog.

»Ein Landungsschiff«, rief Jaina. »Achtung!«

»Iesei, in Deckung!«, fügte Zekk hinzu.

Einen Augenblick später schoss eine endlose Reihe von silbernen Blitzen aus dem Kopf der Rauchwolke. Die Killiks steckten die Köpfe in den Sand und fingen an zu graben, während die Jedi die Macht benutzten, um sich aus der Sandlawine zu befreien und ihre Lichtschwerter zu ziehen.

Eine blaue Kaskade von Geschossen begann über die Düne zu fegen, wobei ihr tiefes Wummerneinen beinahe sanften Kontrapunkt zu dem dröhnenden Krachen der Turbolaser bildete. Jaina und Zekk standen für eine Zeitspanne, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, erwartungsvoll da. Es hatte keinen Sinn, in Deckung zu gehen. Die Waffensysteme von Landungsschiffen waren dafür entwickelt, das Gelände rings um die Landezone gleichmäßig mit Tod zu überziehen. Oft bedeutete das bis zu zwanzig Geschosse pro Quadratmeter.

Ein Chor grauenhafter Schreie erhob sich, als die Geschosse den eingegrabenen Iesei-Schwarm fanden, und die Luft wurde schwer von dem bitteren Geruch nach verbranntem Chitin. Mehr Schüsse zischten rings um Jaina und Zekk herab, wirbelten brusthohe Sandgeysire auf und erfüllten die Luft mit Statik. Die jungen Jedi hoben die Lichtschwerter, überließen sich der Macht und wirbelten und tanzten über die Düne, wichen dem Feuer aus und lenkten es neben sich in den Boden.

Ein Geschoss schlug Zekk direkt auf die Klinge, und er wurde davon in die Knie gezwungen. Jaina eilte an seine Seite und schlug zwei weitere Geschosse weg, wobei sie in eine äußerst ungünstige Position geriet und ein drittes Geschoss direkt auf ihren Kopf zusauste.

Zekks Lichtschwert zuckte nur Zentimeter an ihrem Gesicht vorbei, erwischte das Geschoss mit der Spitze der Klinge und ließ es über die Düne sausen. Jaina wich einem anderen Angriff aus, dann sah sie Jacen und Tahiri, die Rücken an Rücken standen. Jacen hatte eine Hand über ihre Köpfe gehoben, und die Geschütze prallten davon ab, als hielte er einen Deflektorschild. So etwas hatten Jaina und Zekk noch nie gesehen.

Dann war die Salve vorüber. Es blieb ein sandiger Abhang voll qualmender Chitinstücke und um sich schlagender, halb eingegrabener Killiks. Jaina und Zekk machten sich wieder an den Aufstieg zum Kamm, doch es war klar, dass sie ihn niemals vor dem Schiff der Chiss erreichen würden. Die Sandlawine hatte sie zum Fuß der Düne gefegt, und da die meisten Iesei bereits tot waren oder starben, eröffneten die Schützen an den Turbolasern ihr Feuer nun wieder auf die Jedi.

Tesar und Lowbacca stießen vom Hangar kommend zu ihnen, wobei Tesar eine R9-Einheit hinter sich her schweben ließ. Lowbacca trug einen Rucksack voller Ausrüstungsgegenstände auf dem Rücken.

»Das gefällt diesem hier überhaupt nicht«, krächzte Tesar. »Warum schicken die Chiss ein Landungsboot statt eines Jägers? Wäre es nicht leichter, die Bombe mit einer Rakete zu zerstören, statt sie zurückzuholen?«

»Ein Druckgeschoss würde Spuren hinterlassen«, überlegte Jaina.

»Und selbst aus Bruchstücken könnten wir noch eine Menge lernen«, fügte Zekk hinzu.

»Wenn sie ihr Geheimnis wahren wollen, dann müssen sie dafür sorgen, dass die Bombe nicht in unsere Hände fällt«, schloss Jaina.

Lowbacca schlug mit einem Grollen vor, dass dem Angriffskreuzer vielleicht ja die Raketen ausgegangen waren. Das Schiff hatte Tausende benutzt, nur um sich seinen Weg bis zu diesem Planeten freizuschießen.

Das Landungsboot vervollständigte sein Angriffsmuster, bevor es zu schießen aufhörte, als es unter die wirksame Höhe für seine Feuerkontroll-Vorrichtung sank. Das Schiff selbst war ein glühender Keil Caram-Metall-Verbundstoff an der Spitze der Rauchwolke, nicht länger als vierzig Meter und mit einer vielleicht halb so breiten Basis.

Jaina, Zekk und die anderen kletterten weiter in Machtsprüngen den Hang hinauf, doch keine Spur mehr von lebenden Killiks – entweder hatten die Lasergeschütze sie alle erwischt oder die Überlebenden hielten sich versteckt.

Der Turbolaserbeschuss wurde fortgesetzt, verdunkelte das Blickfeld der Jedi-Ritter und verlangsamte sie, konnte sie aber nicht vollkommen stoppen. Es war schwierig genug, aus dem Orbit sich bewegende Ziele zu treffen, selbst wenn diese Ziele nicht über den Gefahrensinn der Jedi verfügten, der sie warnte, wenn ein Strahl auf sie zuzuckte.

Das Team hatte etwa den halben Weg nach oben zurückgelegt, als der Turbolaserbeschuss plötzlich eingestellt wurde. Jaina und Zekk hatten angenommen, das Schiff würde landen, aber das Dröhnen der Triebwerke hielt an. Sie nutzten die Macht, um ein weiteres Sichtloch in der Staubwolke zu schaffen. Das Landungsboot war viel näher, als es sich anhörte, aber das war nicht der Grund für das Ende des Beschusses.

Hoch über ihnen über der sich auflösenden Eintrittsrauchwolke glitt der winzige weiße Keil eines Sternenzerstörers auf den Angriffskreuzer zu. Kleine Scheiben Turbolaserfeuer waren bereits um beide Schiffe zu sehen, und eine doppelte Flammenspur zog sich zum Horizont herunter, wo zwei getroffene Sternenjäger in die Atmosphäre gestürzt waren.

»Ist das ein Sternenzerstörer der Allianz?«, fragte Tahiri, die an Jainas Seite trat.

»So muss es wohl sein«, sagte Tesar und stellte sich zu ihnen. »Warum sollten die Chiss aufeinander schießen?«

»Stimmt, das würden sie nicht tun«, stellte Jaina fest.

Sie und Zekk dehnten sich in der Macht zu dem Sternenzerstörer aus, aber statt der Allianz-Besatzung, die sie erwartet hatten, spürten sie zu ihrem Erstaunen die diffuse Präsenz eines Killik-Nestes.

Ein vertrauter Druck breitete sich in ihrer Brust aus. Dann keuchte Zekk. »Unu!«

Lowbacca heulte verblüfft auf und fragte sich, wie ein Nest von Killiks zu einem Sternenzerstörer der Allianz gekommen war.

»Wer weiß? Aber es kann nichts Gutes bedeuten.« Jacen trat zu Jaina. »Vielleicht versucht Onkel Luke deshalb, uns zurückzurufen.

»Vielleicht«, räumte Jaina ein. Der Druck in ihr wuchs, und das Rätsel um die Ankunft des Sternenzerstörers schien plötzlich erheblich weniger wichtig zu sein als die Bombe. »Aber wir müssen immer noch herausfinden, was das für eine Bombe ist.«

»Müssen wir?«, fragte Jacen. »Oder will UnuThul das?«

»Wir müssen es alle wissen«, sagte Zekk.

Jaina und Zekk gingen weiter auf den Kamm der Düne zu. Ohne den Beschuss, der Sand und Staub aufgewirbelt hatte, wurde die Luft langsam wieder klarer. Sie konnten sehen, wie sich der leuchtend rote Keil des Landungsboots die letzten paar Meter bis zum Sand absenkte. Sein Nasenschild glühte immer noch von der Eintrittshitze, und die Lasergeschütze mit ihren vielen Rohren, die unter den Flügeln hingen, zischten und knallten aufgrund elektromagnetischer Entladungen.

Dann richtete sich der Geschützturm am Bauch des Schiffes auf die Jedi und feuerte seine Zwillings-Charric-Gewehre auf sie ab. Jaina, Zekk und die anderen hoben die Lichtschwerter und schlugen die Strahlen zurück in Richtung Schiff. Anders als Lasergeschosse, die nur sehr wenig kinetische Energie tragen, trafen die Charric-Geschosse mit gewaltiger Wucht auf. Mehrmals wurden Jaina, Zekk und selbst Lowbacca die Lichtschwerter aus der Hand gerissen, und sie mussten sich der Macht bedienen, um die Waffen zurückzurufen.

Die Jedi-Ritter machten wieder unregelmäßige Sprünge die Düne hinauf, gaben einander Deckung und suchten wenn möglich Schutz in Kratern oder hinter Sandhügeln, aber sie hielten dabei immer weiter auf den Kamm und die Bombe zu. Als klar wurde, dass die Waffen des Geschützturms sie nicht fernhalten konnten, senkte das Landungsschiff die Nase, um einen besseren Winkel für seine Lasergeschütze zu haben. Der blauhäutige Pilot war durch die Kuppel des Cockpits deutlich zu sehen. Neben ihm auf dem Kommandantensitz saß ein Mensch mit stählernem Blick und einer langen Narbe oberhalb des rechten Auges.

Jagged Fel.

Jaina blieb wie erstarrt stehen, so überrascht und ergriffen von alten Gefühlen, dass sich ein Charric-Strahl beinahe an ihrer Wachsamkeit vorbeigeschlichen hätte. Sie war diejenige gewesen, die ihre Beziehung beendet hatte, aber sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Ihn jetzt als Kommandant des feindlichen Landungsboots zu sehen, erfüllte sie mit so vielen widersprüchlichen Gefühlen, dass ihr zumute war, als hätte jemand ihren Hauptsicherungsschalter umgelegt.

Fel sah Jaina an, und eine Spur von Kummer – oder vielleicht Enttäuschung – zuckte über sein Gesicht. Er sprach in sein Kehlkopfmikro. In diesem Moment warf sich Zekk von der Seite gegen Jaina, und beide fielen auf den gläsernen Grund eines Turbolaserkraters.

Bevor Jaina sich beschweren konnte, erfüllten Zekks Angst und Zorn sie. Plötzlich rügte sie sich selbst dafür, Fel getraut zu haben. Dann fragten Zekk und sie sich, wie sie so dumm hatten sein können … und wieso ihr Geist in einem solch kritischen Augenblick nicht vereint gewesen war.

Sand begann von oben auf sie herabzurieseln. Sie spürten, wie der Krater unter ihnen vibrierte, und erkannten, dass die Lasergeschütze das Feuer eröffnet hatten.

»Angeblich bist du – sind wir – doch über ihn hinweg!«, sagte Zekk laut.

»Wir sind über ihn hinweg«, erwiderte Jaina. Sie konnte spüren, wie gekränkt Zekk von den sich überschlagenden Emotionen war, die Fels Anblick in ihr hervorgerufen hatte, und das machte sie wütend – auf Fel, auf sich selbst, auf Zekk. Glaubte Zekk denn, sie könnte sich zwingen, ihn zu lieben? »Wir waren nur erschrocken.«

Zekk starrte sie wütend aus einem Auge an. »Wir müssen aufhören, uns selbst zu belügen. Das wird uns noch umbringen.«

»Ich lüge nicht«, erwiderte Jaina.

Sie rollte sich von Zekk weg, kletterte die glasartige Wand des Kraters hinauf und spähte über den Rand hinweg zu dem Schiff. Wie erwartet, war ein Trupp Elitesoldaten der Chiss aus seinem Bauch gekommen. Sie trugen Tarnrüstung, die die Farbe wechseln konnte, und rannten am Kamm der Düne entlang auf die nicht explodierte Bombe zu. Statt Bergungskabeln oder magnetischen Schwebeflächen, die Jaina erwartet hatte, hatten sie mehrere Taschen mit Sprengsätzen dabei.

Zekk erschien an ihrer Seite und spähte ebenfalls den Hang hinauf. Sie fragten sich einen Augenblick, wieso sich die Chiss die Mühe machten, Soldaten zu landen, um die Bombe zur Explosion zu bringen. Ein paar Treffer von den Lasergeschützen des Schiffes hätten das mehr als zufriedenstellend erledigt.

Dann verstanden sie. »Vapozünder!«, rief Zekk aus.

Vapozünder entsprachen in etwa den Thermalzündern der Allianz: Sie ließen nichts übrig, was man analysieren konnte. Sie lösten sich einfach auf. Aber sie konnten nicht von Raketen abgeschossen werden. Wie Thermalzünder waren sie Infanteriewaffen und mussten geworfen oder platziert werden.

Jaina schob einen Finger über den Kraterrand und zeigte damit auf eins der Lasergeschütze des Landungsboots, dann benutzte sie die Macht, um eine größere Menge Sand in das Rohr zu werfen. Die Waffe explodierte, was einen Flügel des Schiffes abbrechen ließ und einen klaffenden Riss im Rumpf verursachte.

Fels Augen weiteten sich erschrocken, dann geriet er aus Jainas und Zekks Blickfeld, als das Schiff zur Seite kippte. Es prallte hart auf dem Sand auf. Eine Reihe von Explosionen erschütterte die Düne, als die anderen Lasergeschütze explodierten. Das Landungsboot rollte wieder auf seinen Bauch, und Rauch quoll daraus hervor.

Kummer breitete sich in Jainas Brust aus, doch Zekk sagte: »Wir dürfen uns um ihn keine Sorgen machen, Jaina …«

»Er hat sich auch keine um uns gemacht«, stimmte Jaina zu. Ihr Kummer verwandelte sich rasch in Zorn – auf Zekk und auf sich selbst, aber vor allem auf Fel – und ihre Hände zitterten so heftig, dass es ihr schwerfiel, das Lichtschwert festzuhalten. »Das wissen wir.«

Nun, da die Lasergeschütze schwiegen, sprang Jaina aus dem Krater und rannte auf den Dünenkamm zu. Die Hälfte der Chiss-Truppe blieb stehen und eröffnete den Hang hinab das Feuer auf sie, während die anderen die letzten paar Meter bis zu der Bombe rannten und eine Reihe miteinander verbundener Vapozünder um sie herum legten.

Jaina und die anderen Jedi-Ritter setzten ihren Aufstieg fort und lenkten dabei die Charric-Strahlen zu den Chiss ab, die jetzt die Zünder auslegten. Vier dieser Elitesoldaten fielen, bevor ihre Kameraden erkannten, was die Jedi taten, aber die Überlebenden waren zu gut ausgebildet, um sich davon stören zu lassen.

Als Jaina und die anderen den Dünenkamm fast erreicht hatten, waren die Zünder ausgelegt, und die Überlebenden beeilten sich, zum Landungsboot zurückzugelangen. Der Anführer der Truppe fiel ein wenig hinter die anderen zurück und begann einen Aktivierungscode in einen Sender einzugeben, der in den Unterarm seines Kampfanzugs eingebaut war.

Jaina zeigte mit dem Finger auf den Anführer und benutzte die Macht, um seine Hand von den Tasten wegzuziehen.

Die anderen Chiss richteten ihre Charric-Gewehre auf sie.

Zekk stellte sich vor Jaina und lenkte Strahl um Strahl in die Rüstung des Anführers um. Die Stöße trieben den Mann auf das beschädigte Landungsboot zu, und sein Kampfanzug riss schließlich, als er gegen den Rumpf geschleudert wurde.

Nun stürzten sich Tesar, Lowbacca und Tahiri auf die überlebenden Elitesoldaten, wehrten ihre Charric-Strahlen ab, traten ihnen die Waffen aus den Händen und befahlen ihnen, sich zu ergeben.

Was die Chiss selbstverständlich nicht taten. Offenbar hatten sie mehr Angst, Nestangehörige der Killiks zu werden, als zu sterben. Sie kämpften mit Messern und Händen, und so blieb den Jedi keine andere Wahl, als mit der Macht zuzustoßen, Glieder abzutrennen und zu töten. Jaina und Zekk wollten unbedingt die Sendeeinheit für die Zündung sichern, umkreisten die Kämpfenden und strebten auf den Anführer der Truppe zu, der reglos neben dem Landungsboot lag.

In diesem Moment ächzte der Rumpf des Schiffes laut. Jaina und Zekk stoppten, denn sie befürchteten, dass das Schiff explodieren würde. Stattdessen rollte es von ihnen weg, und ein zerklüftetes Loch kam zum Vorschein, wo der abgerissene Flügel mit dem Rumpf verbunden gewesen war.

Als sie begriffen, dass jemand die Macht eingesetzt hatte, blickten Jaina und Zekk über die Schultern und sahen Jacen, der den Blick auf das Landungsboot gerichtet hielt. Er lächelte und nickte in Richtung des Boots.

Jaina und Zekk drehten sich wieder um und sahen, wie gerade ein hustender braunhaariger Mensch aus dem Rumpf taumelte. Er war von Ruß bedeckt, und es war ein Wunder, dass er sich überhaupt bewegte, so angesengt und fassungslos, wie er war.

»Jag?«, keuchte Jaina.

Sie und Zekk eilten auf ihn zu, um ihm zu helfen, doch Fel beugte sich nur vor und drückte einen Knopf am Unterarm des toten Truppenführers.

Der Sender gab einen einzigen lauten Piepton von sich.

Fel sah nicht mal einen Moment in Jainas und Zekks Richtung. Er drehte sich einfach um und warf sich über den Dünenkamm.

Jaina und Zekk fuhren zu ihren Freunden herum. »Lauft!«

Diese Warnung war kaum mehr nötig. Die anderen Jedi hatten sich bereits von den verwirrten Elitesoldaten abgewandt und eilten mit Machtsprüngen zum Fuß der Düne.

Jaina und Zekk fanden Jacen und glichen ihre eigenen Sprünge den seinen so an, dass sie nebeneinander den Hang hinunterfegten.

»Das hast du so geplant!«, warf Jaina ihrem Bruder vor.

»Was geplant?«, fragte Jacen.

Er sprang den Rest des Weges zum Fuß der Düne, wo sich Tahiri, Tesar und Lowbacca zu ihm gesellten. Jaina und Zekk landeten einen Augenblick später neben der Gruppe.

»Die Vapozünder«, beschuldigte Zekk Jacen.

»Du hast Jag geholfen!«, fügte Jaina hinzu. Als sie diese Beschuldigung aussprach, drehten sie und Zekk sich wieder nach der Bombe um – die sich nun etwa dreihundert Meter oberhalb von ihnen befand, immer noch auf dem Kamm der Düne. »Du willst nicht, dass wir diese Waffe bergen!«

»Lächerlich! Ich habe nur versucht Jag das Leben zu retten.« Jacen blieb gelassen. »Ich dachte, du würdest mir dafür danken.«

»Vielleicht dankt dir ja Jag«, fauchte Jaina.

Sie und Zekk hoben die Hände und versuchten die Vapozünder mit der Macht zu packen, aber es war zu spät. Ein weißer Blitz verschlang den Kamm der Düne. Die Jedi rissen die Arme hoch, um ihre Augen zu schützen. Dann hörten sie ein tiefes Grollen, das sich über die Wüstenlandschaft ausbreitete, und spürten, wie der Sand unter ihren Füßen erzitterte.

Als sie aufblickten, war der Kamm der Düne verschwunden – ebenso wie die Bombe.

1

Der Sternenteich hatte sich in einen absolut ruhigen dunklen Spiegel verwandelt, und die Kaddyr-Käfer gaben rätselhafterweise keinen Laut von sich. Über der gesamten Jedi-Akademie lag ein unbehagliches Schweigen, und Luke wusste, dass die Zeit gekommen war. Er beendete seine Meditation mit einem tiefen Atemzug, streckte die Beine – er hatte im Schneidersitz in der Luft geschwebt – und stellte die Füße auf den Boden des Pavillons.

Mara war augenblicklich an seiner Seite und nahm seinen Arm, für den Fall, dass er zu schwach zum Stehen sein sollte. »Wie geht es dir?«

Lukes ganzer Körper fühlte sich steif und wund an, sein Kopf tat weh, und seine Hände zitterten. Auch seine Beine waren etwas zittrig, wie er feststellen musste. »Ich habe vielleicht ein bisschen Hunger.«

»Jede Wette.« Mara hielt weiter seinen Arm und drehte sich leicht, um den Meditationspavillon zu verlassen. »Holen wir dir etwas zu essen … und ein bisschen Ruhe brauchst du auch.«

Luke folgte ihr nicht. »Das hat noch eine Stunde Zeit.« In der Macht spürte er, dass sich beinahe der gesamte Jedi-Orden im Hörsaal versammelt hatte und darauf wartete, zu erfahren, wieso er sie gerufen hatte. »Wir müssen es jetzt machen.«

»Luke, du siehst aus, als hättest du dich wieder in Wampa-Höhlen herumgetrieben«, sagte Mara. »Du brauchst Ruhe.«

»Mara, es ist Zeit.« Luke gab nicht nach. »Ist Ben da?«

»Das weiß ich nicht«, antwortete Mara.

Obwohl ihr Sohn endlich begann, Interesse an der Macht zu zeigen, kapselte er sich immer noch von seinen Eltern ab. Luke und Mara waren darüber traurig und ein wenig beunruhigt, aber auch entschlossen, ihn nicht zu drängen. Die Unruhe, die während des Krieges gegen die Yuuzhan Vong in der Macht geherrscht hatte, hatte ihn gegenüber der Lebensweise der Jedi ein wenig misstrauisch werden lassen, und sie wussten beide, falls Ben ihnen jemals in den Orden folgen sollte, würde er seinen eigenen Weg finden müssen.

»Muss Ben denn wirklich dabei sein?« Maras Tonfall suggerierte ihrem Mann die Antwort, die sie hören wollte.

»Tut mir leid, aber ich denke schon«, sagte Luke. »Jetzt, da Jacen ihn überzeugt hat, dass es ungefährlich ist, sich der Macht zu öffnen, wird Ben die gleiche Entscheidung treffen müssen wie alle anderen. Alle Schüler werden es tun.«

Mara runzelte die Stirn. »Sollten die Kinder nicht warten, bis sie älter sind?«

»Wir werden sie erneut fragen, wenn sie die nächste Stufe ihrer Ausbildung erreichen«, sagte Luke. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich kurz davor stehe, den Jedi-Orden zu retten oder ihn zu vernichten …«

»Ich weiß es«, unterbrach Mara ihn. »Die Meister zerren den Orden in unterschiedliche Richtungen. Du wirst es tun müssen, oder sie zerreißen ihn.«

»So sieht es jedenfalls aus«, stimmte Luke zu. Seit Corran Horn und Kyp Durron sich zerstritten hatten, was die Anti-Killik-Politik der Galaktischen Allianz anging, schien es, als versuchte jeder Meister und jede Meisterin im Orden, den Jedi seinen oder ihren Kompromiss aufzudrängen. »Aber ob ich Erfolg haben werde oder nicht, das hier wird den Orden verändern. Wenn einige Schüler kein Teil davon sein wollen, ist es für alle Beteiligten besser, es jetzt gleich herauszufinden.«

Mara dachte darüber nach, dann seufzte sie. »Ich sage Nanna, sie soll Ben herüberbringen.« Sie zog ihr Komlink hervor und trat an die Seite des Pavillons. »Und ich sage Kam und Tionne, dass du auch die Schüler dort haben willst.«

»Gut. Danke.«

Luke schaute weiter auf das dunkle Wasser hinaus. Er hatte die vergangene Woche in tiefer Meditation verbracht und dem gesamten Jedi-Orden einen Machtruf geschickt. Es wäre leichter gewesen, das HoloNetz zu benutzen, aber viele Jedi – zum Beispiel Jaina und ihr Team – hielten sich an Orten auf, die über das HoloNetz nicht zu erreichen waren. Außerdem wollte Luke damit den Rest des Ordens auf subtile Weise daran erinnern, dass alle Jedi derselben Autorität unterworfen waren.

Und es hatte funktioniert. In jedem Zweig der Galaxis hatten Meister Verhandlungen unterbrochen, Jedi-Ritter hatten Untersuchungen ruhen lassen, Schüler hatten ihre Kampfübungen eingestellt. Es gab ein paar Jedi, die auf abgelegenen Planeten ohne Schiffe festsaßen, und einige, die ihre Aktivitäten nicht ohne tödliche Folgen unterbrechen konnten, aber bis auf diese Wenigen waren alle seinem Ruf gefolgt. Nur zwei Jedi-Ritter hatten seinen Ruf bewusst ignoriert, und ihre Entscheidung hatte Luke weniger überrascht, als sie ihn schmerzte.

Eine vertraute Präsenz kam auf dem Weg zum Meditationspavillon näher, und Luke sagte, ohne sich umzudrehen: »Hallo, Jacen.«

Jacen blieb am Eingang zum Pavillon stehen. »Tut mir leid, wenn ich dich störe.«

Luke blickte weiter auf den Teich. »Bist du gekommen, um zu erklären, wieso Jaina und Zekk nicht hier sind?«

»Es ist nicht ihre Schuld«, sagte Jacen, immer noch hinter Luke. »Wir hatten gewisse … äh, Unstimmigkeiten.«

»Du solltest sie nicht entschuldigen, Jacen«, sagte Mara und steckte das Komlink wieder weg. »Sie haben Lukes Ruf sicher ebenso deutlich gespürt wie du.«

»So einfach ist es nicht«, meinte Jacen. »Sie haben es vielleicht für einen Trick von mir gehalten.«

Nun drehte sich Luke doch um. »Tesar und Lowbacca sind offenbar nicht dieser Meinung gewesen.« Er hatte gespürt, dass drei andere Jedi-Ritter mit Jacen nach Ossus zurückgekehrt waren. »Ebenso wenig wie Tahiri.«

»Was soll ich sagen?« Jacen spreizte die Finger. »Ich bin nicht ihr Bruder.«

Mara verzog das Gesicht. »Jacen, deine Schwester hat dich als Vorwand benutzt, und das wissen wir alle. Wir sollten es dabei belassen.« Sie wandte sich Luke zu. »Nanna ist mit Ben auf dem Weg, und Kam sagt, die Schüler warten alle schon seit heute früh im Hörsaal.«

»Danke.« Luke trat mit ihr und Jacen aus dem Pavillon, dann machte er eine Geste zum Weg hin. »Geh mit uns, Jacen. Wir müssen uns unterhalten.«

»Ich weiß.« Jacen trat an Lukes Seite, zwischen ihn und Mara. »Du bist sicher sehr wütend wegen des Überfalls auf das Nachschubdepot der Chiss.«

»Das war ich«, gab Luke zu. »Aber deine Tante hat mich davon überzeugt, dass es einen guten Grund gegeben haben muss, wenn du in so etwas verwickelt warst.«

»Ich war mehr als nur verwickelt«, sagte Jacen. »Es war meine Idee.«

»Deine Idee?«, wiederholte Mara.

Jacen schwieg einen Moment. Luke konnte spüren, wie sein Neffe mit sich selbst darum rang zu entscheiden, wie viel er ihnen sagen sollte. Es war offensichtlich, dass er etwas beschützen wollte – etwas, das so wichtig für ihn war wie die Macht selbst.

Schließlich sagte Jacen: »Ich hatte eine Vision.« Er blieb stehen und blickte hinauf in die Krone eines Dbergo-Baums mit rotem Laub. »Ich sah, wie die Chiss einen Überraschungsangriff gegen die Killiks starteten.«

»Und daher hast du beschlossen, die Chiss zu provozieren, um sicher zu sein?«, fragte Luke. »Es wäre doch sicher besser gewesen, die Killiks zu warnen.«

Jacens Angst ließ die Macht kalt werden. »Da war noch mehr«, sagte er. »Ich sah, wie die Killiks einen Gegenangriff starteten. Der Krieg griff auf die Galaktische Allianz über.«

»Und deshalb hast du das Nachschubdepot angegriffen«, spekulierte Mara. »Um die Galaktische Allianz zu schützen.«

»Unter anderem«, sagte Jacen. »Vor allem musste ich die Dynamik der Situation verändern. Wenn der Krieg begonnen hätte wie in meiner Vision, hätte er nie beendet werden können. Niemals.« Er sah Luke an. »Onkel Luke, ich sah die Galaxis sterben.«

»Sterben?« Eine eisige Kugel bildete sich in Lukes Magen. Wenn man bedachte, in welcher Unruhe der Orden sich zu diesem Zeitpunkt befunden hatte, verstand er langsam, wieso Jacen es für nötig gehalten hatte, etwas derart Schreckliches zu tun. »Weil die Chiss einen Überraschungsangriff durchführten?«

Jacen nickte. »Deshalb habe ich Jaina und die anderen überzeugt, mir zu helfen. Um zu verhindern, dass dieser Überraschungsangriff stattfindet.«

»Ich verstehe.« Luke schwieg und fragte sich, was er wohl getan hätte, wenn er an Jacens Stelle gewesen wäre und eine solch erschreckende Vision gehabt hätte. »Ich verstehe, wieso du etwas tun musstest, Jacen. Aber es ist gefährlich, wenn man etwas zu verändern versucht, das man in einer Vision gesehen hat – selbst für einen Jedi von deiner Begabung und Kraft. Was du gesehen hast, war nur eine Version der Zukunft.«

»Eine, die ich nicht zulassen kann«, antwortete Jacen schnell.

Wieder spürte Luke diese Welle beschützerischer Bedürfnisse, die von Jacen ausging – und dass er etwas zurückhielt.

»Du hast etwas beschützt«, sagte Luke. »Was?«

»Nichts … und alles.« Jacen spreizte die Finger, und Luke spürte, wie er sich mit der Macht verband. »Das hier.«

Sie erreichten den Gewundenen Weg, eine Serpentine aus rechteckigen Trittsteinen, die so verlegt waren, dass die Benutzer gezwungen waren, langsamer zu werden und sich auf den Weg durch den Garten zu konzentrieren. Luke ließ Mara vorangehen und folgte dann Jacen, wobei er interessiert feststellte, dass sein Neffe instinktiv den problemlosesten und kürzesten Weg nahm.

»Jacen, bist du sicher, dass du verhindert hast, was du in deiner Vision sahst?«, fragte Luke. Er folgte hinter seinem Neffen zerstreut den Serpentinen und erlaubte seinen Füßen, ihren Weg von einem Stein zum anderen zu wählen. »Kannst du sicher sein, dass deine eigenen Aktionen diese Ereignisse nicht trotzdem herbeiführen werden?«

Jacen verfehlte den nächsten Stein und wäre fast auf den weichen Moosteppich getreten, wenn er nicht seinen Irrtum gespürt und sich rechtzeitig gefangen hätte. Er blieb stehen, dann drehte er sich zu Luke um.

»Ist das eine rhetorische Frage, Meister?«, wollte er wissen.

»Nicht unbedingt«, erwiderte Luke. Er machte sich Sorgen, dass Jacen die Zukunft erneut festgelegt hatte wie vor einiger Zeit, als er sich durch die Zeit ausdehnte und mit Leia während einer Vision sprach, die sie an der Absturzstelle auf Yoggoy hatte. »Ich muss sicher sein können, dass ich alles weiß.«

»Selbst Yoda wusste nicht alles«, erwiderte Jacen lächelnd. »Aber die Zukunft ist immer noch in Bewegung, wenn du das wissen wolltest.«

»Danke«, sagte Luke. Nachdem er damals gefährliche Wellen in der Macht gespürt hatte, hatte er Jacen gebeten, nicht noch einmal in die Zukunft zu greifen. »Aber ich wünschte immer noch, du hättest nicht so … heftig reagiert.«

»Ich musste etwas unternehmen«, sagte Jacen. »Und planen wir den nächsten Sprung nicht immer blind, wenn es um die Zukunft geht?«

»Das tun wir«, gab Luke zu. »Deshalb ist es für gewöhnlich weise, vorsichtig zu sein.«

»Ich verstehe.« Jacen blickte kurz den Gewundenen Weg entlang, wo das steile Dach des Hörsaals hinter einer Hecke aus Bamsholz aufragte. »Also hast du den gesamten Jedi-Orden nach Ossus gerufen, um etwas Vorsichtiges zu tun?«

Luke runzelte übertrieben die Stirn. »Ich sagte für gewöhnlich, Jacen.« Er stieß einen melodramatischen Seufzer aus, um zu zeigen, dass er nicht wirklich böse war, dann fuhr er fort: »Geh vor. Ich muss erkennen, dass du ein respektloser junger Neffe bist, den es freut, Ältere in Verlegenheit zu bringen.«

»Selbstverständlich, Meister.«

Jacen lächelte und verbeugte sich, dann ging er weiter den Gewundenen Weg entlang und nahm nun den kürzestmöglichen Weg zum Hörsaal. Luke sah ihm hinterher und fragte sich, ob der Sprung, den er selbst demnächst in die Zukunft des Ordens machen würde, ebenso verwegen – oder blind – sein würde wie der seines Neffen bei dem Angriff auf das Nachschubdepot.

»Du musst etwas tun«, sagte Mara, die spürte, in welche Richtung sich seine Gedanken bewegten. »Das hier ist die beste Alternative.«

»Ich weiß«, sagte er. »Und genau das macht mir Sorgen.«

Luke folgte ihr, er ließ sich Zeit und konzentrierte sich auf den kräftigen Geruch der Gartenerde, konzentrierte sich bewusst auf etwas anderes als die Ansprache, die er halten wollte. Er wusste bereits, was er sagen musste – das war ihm sehr klar geworden, als er mehr über die wachsende Spaltung des Ordens erfahren hatte. Jetzt noch einmal darüber nachzudenken, würde die Botschaft nur weniger deutlich machen. Es war besser, die Worte einfach aus dem Herzen strömen zu lassen und zu hoffen, dass die Jedi ebenfalls mit ihren Herzen zuhören würden.

Als er die Ostseite des Hörsaals erreichte, war Luke von einer vertrauten Ruhe erfüllt. Er konnte die Jedi spüren, die voll angespannter Erwartung in dem Gebäude warteten, und alle hofften, dass er das Problem lösen würde, das drohte den Orden zu zerreißen. So viel war klar. Aber er spürte noch mehr: Frustration, Feindseligkeit, sogar Bitterkeit und Zorn. Ihre Streitigkeiten waren heftiger und persönlicher geworden, bis zu dem Punkt, da diverse Jedi-Meister es kaum noch ertragen konnten, sich mit ihren Kontrahenten im gleichen Raum zu befinden.

Luke öffnete die Tür und schritt voraus in einen kurzen Flur mit Holzboden. Als sie der Schiebetür am gegenüberliegenden Ende näher kamen, spürten die Jedi auf der anderen Seite ihre Gegenwart, und das leise Murmeln im Auditorium erstarb.

Mara drückte Luke einen Kuss auf die Wange, dann flüsterte sie: »Du kannst das, Luke.«

»Ich weiß«, erwiderte er. »Aber ich habe vorsichtshalber auch eine Lähmgranate dabei.«

Mara lächelte. »Du wirst keine Granate brauchen – sie werden auch so wie gelähmt sein.«

Sie zog die Schiebetür zur Seite, und vor ihnen öffnete sich ein schlichtes, steil aufsteigendes Auditorium mit Säulen aus hellem Holz. Die Jedi hatten sich im vorderen Teil des Raums versammelt. Kyp Durron und seine Anhänger drängten sich nahe der linken Wand, Corran Horn und seine Gruppe an der rechten. Jacen und Ben saßen mit den Solos und Saba Sebatyne in der Mitte, während die Schüler sich in kleinen Gruppen entlang des Mittelgangs verteilt hatten.

Luke war erschüttert darüber, wie klein diese Versammlung wirkte. Die Schüler und Han eingeschlossen befanden sich nicht einmal dreihundert Personen in dem Saal, der für zweitausend Zuhörer entworfen worden war – alle Jedi und Angestellten der Akademie. Die leeren Bänke erinnerten deutlich daran, dass die Jedi nur ein sehr kleines Bollwerk gegen die dunklen Kräfte bildeten, die sich immer in den unbeobachteten Ecken der Galaxis zu sammeln schienen.

Luke blieb in der Mitte des Podiums stehen und holte tief Luft. Er hatte diese Ansprache ein Dutzend Mal geprobt, aber er war aufgeregter als damals, als er in Cloud City Darth Vader gegenübergestanden hatte. So viel hing von dem ab, was er zu sagen hatte … und wie die Jedi darauf reagieren würden.

»Vor fünfunddreißig Standardjahren wurde ich der letzte Hüter eines uralten Ordens, der tausend Generationen bestanden und geblüht hatte. Während all dieser Zeit hatte das Böse nicht gewagt, ihn herauszufordern, und kein ehrliches Wesen hatte jemals seine Integrität in Frage gestellt. Und dennoch stürzte der Orden durch den Verrat eines Sith-Lords, der sich als Freund und Verbündeter ausgab. Nur eine Handvoll Meister überlebte, verborgen in Wüsten und Sümpfen, damit das helle Licht der Jedi nicht vollkommen erlösche.«

Luke hielt inne und tauschte einen Blick mit Leia. Ihr Gesicht war gezeichnet von vier Jahrzehnten Opfern und Dienst an der Galaxis, aber ihre braunen Augen leuchteten immer noch mit der gleichen Intensität wie in ihrer Jugend. In diesem Moment leuchteten sie auch vor Neugier. Nicht einmal mit ihr hatte Luke über das gesprochen, was er zu sagen hatte.

Er sah die anderen Jedi an. »Unter der Anleitung zweier dieser Meister wurde ich das Instrument für die Rückkehr der Jedi und seitdem habe ich mich vollkommen auf das Wiederentfachen des Lichts ihres Ordens konzentriert. Unseres mag ein kleineres, blasseres Feuer sein als das, das der Alten Republik den Weg leuchtete, aber es ist gewachsen, sowohl an Größe als auch an Leuchtkraft.«

Luke spürte, wie die Erwartung im Saal ein wenig optimistischer wurde, aber er nahm auch wahr, wie die Sorge seiner Schwester wuchs. Als machtbegabte Politikerin und ehemalige Staatschefin erkannte sie, was er tat – und sie konnte sehen, wohin es führen würde. Luke schob ihre Sorgen aus seinem Kopf; er machte es, um den Orden zu retten, nicht um seine Stellung zu erhöhen.

»Wir sind gewachsen«, fuhr er fort. »Bis jetzt.«

Luke sah erst Corran und dessen Anhänger an, dann Kyp und die seinen.

»Jetzt werden wir von einem andersartigen Feind bedroht, einem, den ich in unsere Mitte brachte, weil ich die alten Praktiken falsch verstand. Ich glaubte, ich, wir hätten einen besseren Weg gefunden, einen, der besser zu den Herausforderungen unserer Zeit passt. Ich habe mich geirrt.«

Protestierendes Gemurmel erhob sich im Saal, und die Macht um Kyp wie auch um Corran füllte sich mit Schuldgefühlen. Luke hob die Hand, um Ruhe zu erbitten.

»In dem Orden, der mir vorschwebte, dienten wir der Macht, indem wir unserem eigenen Gewissen folgten. Wir unterrichteten unsere Schüler gründlich und vertrauten ihnen, ihren eigenen Herzen zu folgen.« Luke sah direkt in Leias beunruhigte Augen. »Es war ein großartiger Traum, aber er taugte in letzter Zeit immer weniger.«

Luke wandte den Blick wieder den anderen Jedi zu. »Mein Fehler bestand darin, zu vergessen, dass auch gute Wesen unterschiedlicher Meinung sein können. Sie können Beweise sammeln, sie aus allen erdenklichen Sichtweisen betrachten und immer noch zu gegensätzlichen Schlüssen kommen. Und jede Seite wird reinen Herzens davon ausgehen, dass nur ihre Ansicht richtig ist. Wenn das passiert, ist es leicht, etwas viel Wichtigeres aus den Augen zu verlieren, als wer im Recht und wer im Unrecht ist.«

Luke richtete den Blick auf Kyp, dem es gelang, ihm standzuhalten, auch wenn er rot wurde. »Wenn die Jedi mit sich selbst uneins sind, dann sind sie uneins mit der Macht.«

Luke sah nun Corran an, der reuig den Blick senkte. »Und wenn die Jedi mit der Macht uneins sind, können sie ihren Pflichten gegenüber sich selbst, dem Orden und der Allianz nicht nachkommen.«

Im Saal wurde es vollkommen still. Luke schwieg eine Weile – nicht um noch mehr Spannung aufzubauen, sondern um allen Jedi Zeit zu geben, über seinen oder ihren eigenen Anteil an der Krise nachzudenken.

Ben und die Schüler saßen reglos da, das Kinn gesenkt. Aber ihre Blicke zuckten hin und her und suchten nach Hinweisen, wie sie reagieren sollten. Tesar Sebatyne legte die Schuppen an – was zeigte, wie sehr er sich schämte, zu der Krise beigetragen zu haben, und Lowbaccas kräftige Schultern sackten nach unten. Tahiri setzte sich möglichst aufrecht hin und starrte steinern geradeaus; mit dieser steifen Haltung versuchte sie wenig erfolgreich, ihre Schuldgefühle zu verbergen. Nur Leia schien von dem subtilen Tadel nicht getroffen zu sein. Sie saß da, die Fingerspitzen aneinandergelegt, betrachtete Luke stirnrunzelnd und mit einer so zurückhaltenden Machtpräsenz, dass er ihre Gefühle nicht deuten konnte.

Als die Stimmung im Saal sich in Richtung Bedauern entwickelte, sprach Luke weiter. »Ich habe lange meditiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass es viel weniger wichtig ist, wie wir auf eine Krise – die derzeitige oder irgendeine andere – reagieren, als dass wir es gemeinsam tun. Selbst mit der Macht, die uns führt, sind wir gewöhnliche Sterbliche. Wir werden mit Sicherheit Fehler machen. Aber Fehler allein werden uns niemals vernichten können. Solange wir zusammenarbeiten, werden wir immer die Kraft haben, uns wieder zu erholen. Es gibt nur eins, wovon wir uns nicht erholen können, und das sind interne Streitigkeiten. Sie würden uns so sehr auslaugen, dass wir unseren Feinden nicht mehr gegenübertreten könnten. Und genau das ist es, was Lomi Plo und das Dunkle Nest wollen. Es ist ihre einzige Möglichkeit, uns zu besiegen.«

Luke holte tief Luft. »Daher bitte ich euch alle, noch einmal über eure Verpflichtung als Jedi nachzudenken. Wenn ihr das Wohl des Ordens nicht über alles andere stellen und den Anweisungen eurer Vorgesetzten nicht folgen könnt, möchte ich euch bitten zu gehen. Wenn ihr andere Pflichten oder Loyalitäten habt, die ihr über den Orden stellt, bitte ich euch zu gehen. Wenn ihr nicht in erster Linie Jedi-Ritter seid, bitte ich euch, überhaupt keine Jedi-Ritter zu sein.«

Luke ließ sich Zeit und sah von einem schockierten Gesicht zum anderen. Nur Leia wirkte eher bedrückt – aber das hatte er erwartet.

»Denkt sorgfältig über eure Entscheidung nach. Wenn ihr bereit seid, kommt zu mir und lasst mich wissen, wie ihr euch entschieden habt.«

2

Im Hörsaal herrschte immer noch verblüfftes Schweigen, als Leia auf das Podium stieg, um ihrem Bruder hinterherzugehen. Es stand ihr als Jedi-Ritterin kaum zu, eine Anordnung des ältesten Meisters des Ordens zu hinterfragen, aber sie wusste sehr genau, was Luke tat … selbst wenn er es nicht wusste. Sie betrat den kleinen Flur hinter dem Podium, dann hatte Han sie eingeholt und packte sie am Arm.

Er schob die Tür hinter ihnen zu, dann flüsterte er: »Warte doch! Willst du nicht erst mal darüber reden, bevor du alles hinschmeißt?«

»Entspann dich, Han, ich verlasse den Orden nicht.« Leia sah den Flur entlang zu dem goldenen Licht, das aus dem Eingang zu der kleinen Bibliothek des Hörsaals fiel. Drinnen spürte sie die Ruhe ihres Bruders, der den Sturm erwartete. »Aber ich muss Luke ein wenig zur Vernunft bringen, bevor diese Sache außer Kontrolle gerät.«

»Bist du sicher?«, fragte Han. »Ich meine, du bist nicht einmal ein Meister.«

»Ich bin seine Schwester«, erwiderte Leia. »Das verleiht mir besondere Vorrechte.«

Sie ging den Flur entlang und betrat die Bibliothek, ohne anzuklopfen. Luke saß am anderen Ende des Raums auf einer Matte hinter einem flachen Schreibtisch, mit dem HoloNetz-Terminal im Rücken. Mara stand neben ihm an einem Ende des Tisches, die grünen Augen so kalt und undeutbar wie ein Eumlar-Kristall.

Als sie Leia bemerkte, zog Mara die Brauen hoch. »Ich bezweifle, dass du hier bist, um dem Orden deinen Gehorsam zu schwören.«

»Das bin ich nicht.« Leia blieb vor dem Tisch stehen und starrte verärgert auf Luke hinunter. »Weißt du, was du da gerade getan hast?«

»Selbstverständlich«, antwortete Luke. »Man nennt es das Rubogeanische Gambit.«

Leias Zorn wich Schrecken. »Du übernimmst die Führung des Ordens als Trick?«

»Er muss etwas tun«, sagte Mara. »Der Orden fällt auseinander.«

»Aber ein Rubogeanisches Gambit?«, erwiderte Leia. »Das ist doch nicht dein Ernst!«

»Ich fürchte doch«, sagte Luke. »Ich wünschte, es wäre anders.«

Leia berührte ihren Bruder in der Macht und erkannte, dass er die Wahrheit sagte. Er war so enttäuscht – von Kyp, von Corran, von den anderen Meistern, von sich selbst und von ihr. Noch mehr Kontrolle über den Orden zu haben, war das Letzte, was er wollte, aber Mara hatte recht. Etwas musste geschehen, und wie immer war es an Luke, es zu tun.

Leia dachte einen Moment über den Plan ihres Bruders nach und beruhigte sich ein wenig, als sie seine Alternativen bedachte – oder genauer gesagt, den Mangel daran. Schließlich sagte sie: »Deine Provokation ist nicht stark genug. Die meisten Jedi in der Halle wollen, dass du die Herrschaft über den Orden übernimmst. Sie werden sich dir nicht widersetzen.«

»Ich hoffe, sie werden es sich noch einmal überlegen, wenn sie erst darüber nachgedacht haben«, antwortete Luke. »Wenn nicht, dann werde ich tatsächlich die Herrschaft über den Orden übernehmen müssen.«

»Zu ihrem eigenen Wohl.« Leias rostiger politischer Instinkt löste eine Alarmsirene in ihrem Kopf aus. »Weißt du, wie viele Despoten genau das Gleiche zu mir gesagt haben?«

»Luke ist kein Despot.« Maras Stimme klang ein wenig hitzig. »Er will die Herrschaft nicht mal.«

»Ich weiß.« Leia sah weiterhin ihren Bruder an. »Aber deshalb ist es nicht weniger gefährlich. Wenn das Gambit versagt, machst du den Orden damit zu einem Personenkult.«

»Dann wollen wir hoffen, dass mein Ultimatum den Meistern hilft, einen Weg zu finden, erneut zusammenzuarbeiten.« Lukes Blick wurde streng. »Ich werde nicht zulassen, dass sie die Jedi spalten.«

»Selbst wenn das bedeutet, dich selbst zum König der Jedi zu salben?«, bohrte Leia nach.

»Ja, Leia – selbst dann.«

Leia schwieg, überrascht von der plötzlichen Schärfe in der Stimme ihres Bruders. Luke hatte sich bereits entschieden. Das allein schon beunruhigte sie. Er hatte diese Entscheidung getroffen, ohne ihre politische Erfahrung zu nutzen – und die Tatsache, dass ihr kein besserer Plan einfiel, machte ihr noch mehr Sorgen.

Als die Stille unerträglich wurde, trat Han an das andere Ende des Tisches, Mara gegenüber. »Also gut, ich habe keine Ahnung, was hier los ist. Kann vielleicht einer von euch mal die Geschwindigkeit runterdrehen und mir erklären, was zum Teufel ein Rubogeanisches Gambit ist?«

»Das ist ein diplomatischer Trick«, erklärte Leia, erleichtert, einen Vorwand dafür zu haben, den Augenkontakt zu Luke abzubrechen. »Du lenkst deinen Gegner mit einer provokativen Behauptung ab, in der Hoffnung, es regt ihn so auf, dass er nicht bemerkt, was du wirklich tust.«

»Mit anderen Worten, ein Ablenkungsmanöver.« Han sah Luke stirnrunzelnd an. »Du willst also nicht wirklich, dass die Jedi den Orden über alles andere stellen?«

»Doch, das genau ist es, was ich will«, erwiderte Luke. »Unser Problem besteht im Moment darin, dass der Orden für alle das Unwichtigste ist. Corran denkt, wir existieren, um der Allianz zu dienen, und Kyp ist überzeugt, wir sollten nur unserem eigenen Gewissen folgen. Und Jaina und ihr Team glauben, dass unsere erste Pflicht darin besteht, die Schwachen vor Angriffen zu schützen.«

»So weit verstehe ich es«, sagte Han. »Aber wobei ich nicht mitkomme, ist der Teil, wo du die vollständige Kontrolle übernimmst. Wenn du gar nicht König der Jedi sein willst, wieso benutzt du dann diesen Schwindel, um das vor allen anderen im Orden zu verbergen?«

»Luke versucht zu erreichen, dass sich die Meister gemeinsam gegen ihn wenden, Han«, erklärte Leia.

»Ja, den Teil habe ich verstanden.« Han runzelte die Stirn und fand das, was hier geschah, offenbar noch unheimlicher als Leia. »Aber wie ich schon sagte, wenn Luke ohnehin nicht König sein will, wieso versucht er es dann vor allen zu verbergen?«

»Weil Hinterhältigkeit die einzige Möglichkeit ist, die Meister zu überzeugen, dass ich es wirklich will«, sagte Luke. »Die Gefahr muss gewaltig sein – und echt. Wenn ich zu offensichtlich vorgehe, wissen sie, dass ich sie manipulieren will, und es wird nicht klappen.«

Han dachte einen Moment nach, dann sagte er: »Das klingt vernünftig. Aber es ist immer noch riskant. Woher weißt du, dass sie dieses rumpelige Gambit oder wie es heißt nicht durchschauen?«

»Han, sie sind Jedi-Meister«, sagte Mara. »Sie haben es schon begriffen, bevor Luke mit seiner Ansprache fertig war.«

Luke hob plötzlich den Kopf und sah an ihnen vorbei zum Eingang der Bibliothek. »Wir müssen diese Diskussion beenden. Die erste Jedi kommt, um mir zu sagen, wie sie sich entschieden hat.«

Eine traurige Schwere breitete sich in Leias Brust aus. »Selbstverständlich.«

Sie nahm Hans Hand und wandte sich zum Gehen. Danni Quee kam gerade herein, die blauen Augen glänzend von nicht geweinten Tränen. Als sie schon Leia und Han im Raum bemerkte, blieb sie stehen und wirkte ein wenig verlegen.

»Entschuldigung.« Sie begann sich zurückzuziehen. »Ich komme später wieder.«

»Schon gut, Danni«, sagte Leia. »Wir sind hier sowieso fertig.«

Leia wollte Han an ihr vorbeiziehen, aber Danni hob die Hand, um sie aufzuhalten.

»Bitte, geht nicht meinetwegen! Es wird nicht lange dauern, und was ich zu sagen habe, ist nicht persönlich.« Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sich Danni Luke zu. »Meister Skywalker, ich hoffe, du wirst nicht denken, dass ich nicht zu schätzen weiß, was ich bei den Jedi gelernt habe, da ich so schnell zu dieser Entscheidung gekommen bin. Aber ich war nie ein echtes Ordensmitglied, und meine Zukunft ist an Zonama Sekot gebunden. Dort gibt es für mich noch so viel zu lernen, dass ich mich selbst belügen würde, wenn ich behauptete, die Jedi hätten Vorrang. Ich wünsche dir und den Jedi das Beste, aber ich werde nach Zonama Sekot zurückkehren.«

»Ich verstehe, Danni.« Luke stand auf, ging um den Tisch herum und ergriff dann ihre Hände. »Du hast den Jedi in ihrer schlimmsten Stunde sehr geholfen, aber wir wissen alle seit einiger Zeit, dass dein Schicksal anderswo liegt. Ich danke dir, möge die Macht immer mit dir sein.«

Danni lächelte und wischte sich die Augen, dann umarmte sie Luke. »Vielen Dank! Und bitte kommt uns alle besuchen, wenn ihr könnt. Sekot würde sich sehr darüber freuen.«

»Das werde ich«, versprach Luke. »Das werde ich sehr gerne.«

Danni ließ Luke los und umarmte Mara, Leia und Han, dann verließ sie den Raum.

Sie war kaum gegangen, als Tenel Ka, die Königinmutter von Hapes, eintrat. Sie hatte das Kinn mit dem Grübchen erhoben und die Schultern gereckt, aber die Entschlossenheit in ihrem Blick wirkte eher herzzerreißend als tröstlich.

Tenel Ka lächelte Leia traurig an, dann wandte sie sich an Luke. »Meister Skywalker, nichts wäre mir lieber, als mich vollkommen dem Jedi-Orden zu unterstellen.« Sie biss sich auf die Lippe, dann griff sie unter das Jedi-Gewand, das sie für diesen Besuch angelegt hatte, und zog das Lichtschwert heraus. »Und wenn es nur um mich und meine Tochter ginge, würde ich es vielleicht tun. Aber das wäre verantwortungslos. Ich bin die alleinige Herrscherin eines interstellaren Reiches im Vollbesitz meiner Kräfte, und wenn ich meinen Thron aufgäbe, würden die Adligen bei den Kämpfen um meinen Rang Meere von Blut vergießen.« Sie hielt Luke ihr Lichtschwert hin. »Ich übergebe dieses Schwert nur mit großem Bedauern. Aber ich kann die Pflichten eines Jedi-Ritters einfach nicht erfüllen.«

»Das verstehe ich.« Luke nahm Tenel Kas Lichtschwert entgegen, dann drückte er es wieder in ihre Hand. »Aber bitte behalte dein Lichtschwert. Du hast dir das Recht verdient, es zu tragen, und das kann dir nie genommen werden.«

Es gelang Tenel Ka, traurig zu lächeln. »Danke, Meister Skywalker. Diese Geste bedeutet mir viel.«

»Ich danke dir«, erwiderte Luke. »Du hast im Augenblick als Königinmutter möglicherweise andere Pflichten, aber du trägst alles in dir, was einen Jedi-Ritter ausmacht. Eines Tages wirst du vielleicht die Möglichkeit haben, zum Orden zurückzukehren. Es wird hier immer einen Platz für dich geben.«

Tenel Kas Lächeln wurde hoffnungsvoller. »Ja, vielleicht.«

Sie umarmte Luke mit ihrem gesunden Arm, dann überraschte sie Leia, indem sie auch sie und Han umarmte. »Ihr bedeutet mir mehr, als ich jemals sagen kann, meine Freunde. Ich werde euch beide vermissen.«

»Vermissen?«, erwiderte Han. »Das hier ist nicht für immer, Kleines. Wir werden dich besuchen.«

»Genau«, fügte Leia hinzu und erwiderte die Umarmung der Königinmutter. »Dein Sicherheitschef erlaubt vielleicht nicht, dass Holos von dem Baby gemacht werden, aber ich möchte deine Tochter immer noch gerne sehen – und wenn wir dafür bis nach Hapes reisen müssen, geht es eben nicht anders.«

Tenel Ka erstarrte in Leias Armen. »Das wäre … schön.« Sie trat zurück, und ihre Unruhe war deutlich in der Macht zu spüren. »Bitte lasst uns wissen, wann ihr kommt, damit wir angemessene Sicherheitsmaßnahmen treffen können.«

»Natürlich.« Leia musste sich zwingen, nicht die Stirn zu runzeln. »Danke.«

Tenel Ka bedachte Leia und Han noch einmal mit einem unsicheren Lächeln, dann wandte sie sich Luke und Mara zu. »Lebt wohl. Möge die Macht mit euch allen sein.«

Dann drehte die Königinmutter sich um und ging so schnell hinaus, dass weder Leia noch irgendwer sonst die Möglichkeit hatte, ihr das Gleiche zu wünschen.

Han sah ihr hinterher und verzog das Gesicht. »Das war seltsam.«

»Irgendetwas ist mit dem Kind«, sagte Leia. »Es gibt einen Grund, wieso sie nicht zulässt, dass jemand es sieht.«

»Vielleicht ist es ihr peinlich«, sagte Han.

»Han!«, riefen Leia und Mara gleichzeitig.

»Na ja, sie hat immer noch kein Wort über den Vater verloren«, erwiderte er. »Ich sage nur, dass es vielleicht einen Grund dafür gibt. Vielleicht ist sie nicht besonders stolz auf den Kerl.«

»Han könnte durchaus recht haben«, sagte Luke. »Nicht damit, dass es ihr peinlich ist, aber vielleicht gibt es etwas, was sie der Galaxis nicht zeigen kann. Wie würden ihre Adligen reagieren, wenn die Erbin des hapanischen Thrones nicht eine vollendete Schönheit wäre?«

Leia war erschüttert. »O nein! Die Arme!«

»Ich bin froh, dass du Tenel Ka ihr Lichtschwert gelassen hast, Luke«, stimmte Mara zu. »Sie wird es vielleicht brauchen.«

Alle starrten der Königinmutter hinterher, dachten über Tenel Kas einsames Leben nach und fragten sich, wie sie ihr vielleicht helfen könnten, bis andere Schritte im Flur zu hören waren. Einen Augenblick später stand Corran Horn im Eingang zur Bibliothek und verbeugte sich respektvoll.

»Luke, wäre dies ein geeigneter Zeitpunkt, um mit dir zu sprechen?«

»Selbstverständlich.« Luke warf Leia und Han einen bedeutungsvollen Blick zu, dann kehrte er zu seiner Matte an dem Schreibtisch zurück und setzte sich. »Komm herein.«

Leia nahm Hans Hand erneut und wollte an Corran vorbeigehen. »Entschuldige uns, Corran. Wir wollten gerade gehen.«

»Bitte nicht – zumindest noch nicht«, sagte Corran. »Ich habe das hier bereits dem Rest des Ordens gesagt, und ich möchte, dass auch ihr es hört.«

Leia warf Luke einen Blick zu, dann nickte sie. »Wenn du es willst.«

Corran ging zur Mitte des Raums und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Meister Skywalker, als Erstes möchte ich mich für meinen Anteil an dieser Krise entschuldigen. Ich verstehe nun, dass ich Staatschef Omas direkt in die Hände gespielt habe, als ich mich seinem Wunsch beugte, der vorübergehende Leiter des Ordens zu werden.«

»Das stimmt«, sagte Luke.

Corran schluckte, dann richtete er den Blick auf die Wand hinter Lukes Kopf. »Ich versichere euch, ich hatte niemals vor, mir jemandes Autorität anzueignen. Doch als klar wurde, wie schlecht die Beziehungen zwischen den Jedi und Staatschef Omas und der Allianz geworden waren, hatte ich das Gefühl, etwas müsse geschehen. Jetzt kann ich sehen, wie furchtbar falsch das war.«

»Fehler sind im Nachhinein immer leicht zu erkennen«, sagte Luke freundlich.

Corran warf einen Blick hinunter zu Luke, eindeutig unsicher, wie der Meister seine Entschuldigung aufnahm. »Aber ich trage wirklich das Wohl des Ordens in meinem Herzen.«

»Gut«, sagte Luke