Star Wars:  Die Hohe Republik - Hüte dich vor den Namenlosen - Zoraida Cordova - E-Book

Star Wars: Die Hohe Republik - Hüte dich vor den Namenlosen E-Book

Zoraida Cordova

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Beschreibung

Die furchterregenden Nihil verbreiten weiterhin Chaos in der Okklusionszone, unterstützt von den mysteriösen Kreaturen, die nur als die Namenlosen bekannt sind und sich von der Macht selbst ernähren. Als das Volk einer umkämpften Welt um Hilfe gegen die Nihil bittet, wird ein Team aus Mitgliedern der Republikanischen Verteidigungskoalition und Jedi zu ihrer Hilfe geschickt. Darunter auch Ram Jomaram. Das Team findet schon bald heraus, dass sich an Bord des Schiffes vier blinde Passagiere befinden: die Jedi-Jünglinge Kildo, TepTep und Jamil sowie Zenny Greylark, die Tochter eines Senators, die auf der Suche nach ihrer Schwester ist. Als ein Notruf von einem nahe gelegenen Planeten eingeht, erklärt sich Jedi-Meister Adi-Li Carro bereit, die blinden Passagiere zur Untersuchung mitzunehmen. Dort treffen sie auf einen jungen Hutt auf einer Mission, einen Fremden mit mysteriösen Motiven und die Kreaturen, die sie am meisten fürchten …

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Seitenzahl: 346

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Star Wars: THE MANDALORIAN – Staffel 2 Jugendroman

Joe Schreiber – ISBN 978-3-8332-4192-5

Nähere Infos und weitere Bände unter:

www.paninibooks.de

HÜTE DICH VOR DEN NAMENLOSEN

ROMAN

Von Zoraida Córdova

Mit Illustrationen von Petur Antonsson

Ins Deutsche übertragen von Andreas Kasprzak & Tobias Toneguzzo

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: The High Republic – Beware of the Nameless“ by Zoraida Córdova, published by Lucasfilm Press, an imprint of Buena Vista Books Inc., August 2024.

© & TM 2024 LUCASFILM LTD. All Rights Reserved.

Design by Soyoung Kim and Scott Piehl

Deutsche Ausgabe 2024 by Panini Verlags GmbH, Schloßstr. 76,

70176 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Andreas Kasprzak & Tobias Toneguzzo

Lektorat: Katja Böhm

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDSWHRJ007E

ISBN 978-3-7569-9962-0

Gedruckte Ausgabe:

1. Auflage, Oktober2024,ISBN 978-3-8332-4567-1

Findet uns im Netz:

www.starwars.com

www.paninibooks.de

PaniniComicsDE

Para mis ñaños: Angelica, Francisco, Paola, Danilito, Connie, Leonel, Joselyn, Jamil, Enoc & Anabel – la Legión Córdova – Zoraida Córdova

STAR WARS DIE HOHE REPUBLIK

DIE PRÜFUNGEN DER JEDI

Viele Welten leiden in der undurchdringlichen OKKLUSIONSZONE, wo Marchion Ro und seine Horde von Nihil-Plünderern, für die Republik unerreichbar, mit eiserner Hand herrschen.

Der Jedi-Meisterin Avar Kriss gelang die Flucht aus dieser besetzten Zone, und gemeinsam mit Jedi Elzar Mann führt sie den Orden und die Republik seitdem in einem verzweifelten Kampf gegen die Nihil und ihre Kreaturen, die Namenlosen.

Doch jetzt droht der Galaxis von neuer Seite Gefahr. Eine mysteriöse VERDERBNIS breitet sich willkürlich von Welt zu Welt aus. Langsam, aber sicher befällt sie ganze Regionen und verwandelt alles Leben, das mit ihr in Kontakt kommt, zu Staub …

1. KAPITEL

BILBOUSA, NAL HUTTA

Churo der Hutt hatte einen sehr, sehr schlechten Tag.

Angefangen hatte es damit, dass jemand in seinem Gewächshauslabor gewesen war und seine wissenschaftlichen Experimente gegessen hatte. Er war ziemlich sicher, dass die übellaunige gamorreanische Palastwache der Übeltäter war, weil nur der Tank mit dem heranwachsenden Frostmilchbusch und die roten Snoruuk-Pilze in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Churo hatte sehen wollen, ob diese auf Gamorr heimischen Spezies in den weitläufigen Sümpfen von Nal Hutta überleben oder gar gedeihen könnten. Tja, jetzt würde er noch mal ganz von vorne anfangen müssen.

Zweitens: Er hatte dem Koch schon zahllose Male erklärt, dass er Vegetarier war, aber trotzdem hatte ihm der chaotische Toydarianer wieder frittierten Worrt und Crucrarocha-Käfer-Salat mit grünem Saft vorgesetzt. Sein Vater hatte ihn erst gehen lassen, nachdem er sein Frühstück bis zum letzten Bissen aufgegessen hatte, und natürlich hatten seine Cousins sich wieder den ganzen Morgen über ihn lustig gemacht und ihn verspottet.

Lorko, der gemeinste dieser Cousins, hatte Churo sogar einen großen Nachschlag auf den Teller geschaufelt und dabei erklärt: „Iss auf, kleine Baby-Made, sonst wirst du nie so groß wie ich!“ Und alle hatten gelacht.

Gerne hätte Churo ihm erklärt, dass Maden immer Babys waren und Lorko besser mal nachdenken sollte, bevor er den Mund aufmachte. Sein Cousin war ein paar Sonnenumkreisungen älter als er und dementsprechend auch größer, aber selbst unter seinen Altersgenossen war Churo mit seinen anderthalb Metern Länge vergleichsweise klein. Seine Schwester meinte, er sei eben ein Spätzünder, aber das hielt Lorko nicht davon ab, immer wieder sein Lieblingsspiel zu spielen, welches da hieß: „Mit Chubas nach Churo werfen.“ Diesmal schaffte er es, Churo mit einem der schleimigen, violetten Frösche am Kopf zu treffen, gerade als sich der jüngere Hutt schmollend in Richtung seines Zimmers davonschob.

„Da geht er hin! Vermutlich schon wieder Basic lernen, richtig?“, rief Lorko ihm spöttisch nach, während Churo außer Sicht verschwand. Die meisten seiner Cousins sprachen nur Huttisch, aber Churo liebte es, neue Sprachen zu lernen. Er konnte bereits einige gebellte Brocken Gamorreanisch verstehen und arbeitete gerade an seinem Rodianisch, aber die rodianischen Vokale machten ihm zu schaffen. Sein Traum war es, einmal an eine Universität zu gehen und zu lernen, wie man Pflanzen und Insekten pflegte und neue Spezies entdeckte, und da waren Sprachen natürlich von Vorteil. Aber seine Eltern erwarteten von ihm, dass er ins Familiengeschäft einstieg und auf kleineren Welten Schutzgelder für die Hutts eintrieb. Die Schatzkammern des Palasts füllen, die Feinde des Syndikats zu Staub zermalmen … solche Sachen eben.

Während er durch den Korridor kroch, hörte er mehrere Wachen hinter vorgehaltener Pranke tuscheln. Tatsächlich hatte er noch nie so viele Wachen im Palast seiner Familie gesehen. Viele von ihnen waren nach einem Scharmützel auf dem Planeten Ena vor ein paar Wochen hierher nach Nal Hutta gerufen worden. Einer von ihnen – ein Nikto, der bei dem Zwischenfall einen Finger verloren hatte – hatte Churo erzählt, dass Jedi ihre Basis angegriffen und sich ihre Nahrungsvorräte unter den Nagel gerissen hätten, um sie an die einheimischen Enami zu verteilen. Für Churo klang es, als hätte das Essen von Anfang an den Enami zugestanden, aber das letzte Mal, als er Mitleid mit den Opfern der Hutts gezeigt hatte, hatte sein Vater einen Tobsuchtsanfall bekommen.

Es fühlte sich an, als würde jeden Moment ein Gewitter über Nal Hutta hereinbrechen. Churo konnte es daran erkennen, dass seine Eltern immer mehr Zeit mit den anderen Mitgliedern des Hutt-Rats verbrachten; daran, wie sie wisperten und planten und intrigierten; und daran, wie seine Cousins ersten und zweiten und dritten Grades darüber munkelten, dass sie endlich Gelegenheit bekommen würden, gegen die abscheulichen Nihil-Plünderer und die neugierigen Jedi zurückzuschlagen. Churo versuchte, immer optimistisch zu bleiben, aber er hatte bei dieser Sache ein ganz mieses Gefühl.

Als die Tür seines Zimmers aufglitt, stieß er einen frustrierten Seufzer aus, bereit, sich auf seine riesige Bettplattform zu rollen. Doch dann stellte er fest, dass er nicht allein war. Etwas bewegte sich in seinem Gewächshauslabor. Hatte er seinen hungrigen Pflanzendieb womöglich auf frischer Tat ertappt?

„Hallo?“, rief Churo wütend, obwohl er nicht sehr gut darin war, wütend zu sein. „Auf dem Schild an der Tür steht klar und deutlich: ‚Nicht betreten. Fleischfressende Pflanzen und Tiere!‘“

Er passierte den Durchgang, der in das Gewächshaus führte – und sah, dass er es nicht mit einem Dieb zu tun hatte. Wer da vor ihm stand, eingerahmt von Reihen exotischer Pflanzen und Terrarien voller Käfer aus allen Teilen der Galaxis, war Dahara, seine große Schwester. Sie war fünf Jahre älter und dreimal so lang wie er. Auf ihrem Kopf saß ein Hut, dekoriert mit einem langen silbernen Haarzopf. Dieser Zopf hatte einmal den Kopf einer gigoranischen Kopfgeldjägerin geziert, aber sie hatte die Familie verraten und für die Nihil spioniert.

„Oh, du bist es nur.“ Churo legte die Hand über sein rasendes Herz. „Hallo!“

Daharas orange Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, während sie beobachtete, wie Churos Ameisenkolonie Erde von einer Seite ihres Terrariums auf die andere trug. Ihre Hand schwebte über der Abdeckung.

„Ich würde das lieber nicht tun“, warnte er. „Es sei denn, du hast Lust auf Eiterblasen, wo immer sie dich beißen.“

Dahara zog die Finger zurück. Churo war nie ganz sicher, was seine Schwester dachte. Manchmal fragte er sich, ob sie ihn überhaupt mochte oder ob er einfach nur ein weiteres Ding im Palast war, das ihr auf die Nerven ging. „Ach, ist das so?“

Normalerweise interessierte sie sich überhaupt nicht für seine Insekten- und Pflanzensammlung. Churo war ganz aufgeregt. „Oh, bei allen Sternen, ja! Diese Ameisen stammen vom Vulkanplaneten Mustafar. Als ein Schiff hier eine Ladung Mineralien entlud, hab ich sie im Frachtraum gefunden. Ihr Panzer ist dick genug, um dem vulkanischen Terrain zu trotzen, aber ich denke …“

„Danach habe ich überhaupt nicht gefragt, Churo.“

„Nein, natürlich nicht.“ Er schüttelte den Kopf, und der Chuba, der noch immer an der Schutzbrille auf seiner Stirn klebte, versuchte, die Bewegung für einen Fluchtversuch zu nutzen, als wüsste er bereits, was ihn erwartete. Aber Dahara war zu schnell. Ihre fleischige Hand schnappte nach dem Frosch, und sie stopfte ihn sich kurzerhand in den Mund.

Während sie noch laut schmatzte, blickte Churo sich nervös um. Seine Mutter hatte seinen Vater überredet, ihm dieses Gewächshaus zu bauen, weil er hier niemandem im Weg herumstand. Dahara verirrte sich nie hierher. Nie.

„Also …“ Sein Blick wanderte von den dornenbesetzten Farnen dicht unter die Decke hinüber zu dem Terrarium, in dem wuschelige Raupen zwischen Bambus von Naboo ihre Kokons spannen. „Was gibt’s?“

„Es ist Zeit.“

„Zeit wofür?“

„Zeit, dass du anfängst, deinen Beitrag für die Familie zu leisten. Du kannst dich nicht ewig in diesem Gewucherhaus verstecken.“

Churo wollte sie darauf hinweisen, dass es ein Gewächshaus war, kein Gewucherhaus – alles hier war sorgsam gestutzt und gepflegt –, aber er war zu sehr mit dem Rest ihrer Worte beschäftigt.

„Ich bin ein Hutt des erfolgreichen Devirsivik-Clans. Ist das denn nicht Beitrag genug?“ Er wusste, dass Hutts nicht die einzige Spezies waren, die ihre Jungen zwangen, sich ihren Familien zu beweisen und Initiationsriten zu absolvieren. Auf Dalna mussten Kinder sich den Metamorphose-Prüfungen unterziehen. Und Churos Geschichtslehrer hatte ihm vom uralten Volk von E’ronoh erzählt, das seinen Nachwuchs mit nichts weiter als einem Messer in der Wüste aussetzte und erwartete, dass die Kinder überlebten und als Krieger nach Hause zurückkehrten. Vermutlich sollte er sich glücklich schätzen, dass er nicht an einer Blutjagd teilnehmen musste, so wie die Bewohner von Cathar. Trotzdem … Reichte es nicht, dass er der Sohn seiner Eltern war? Warum musste er gefährliche Missionen auf sich nehmen, nur um zu beweisen, dass er seiner Familie würdig war?

„Gut. Denn wir haben eine Mission. Also komm.“ Dahara wälzte sich zu dem Ausgang herum, der zum Platz vor dem Palast führte.

„Aber …“ Churo schnürte es die Kehle zu. „Aber meine Ameisen. Sie sind gerade geschlüpft, und ich muss ihre Entwicklung beobachten. Ich kann sie nicht einfach allein lassen.“

„Dann nimm sie mit“, blaffte seine Schwester. „Diesmal wirst du dich nicht hinter deinen Krabbelviechern und wertlosen Pflanzen verstecken. Die Familie braucht dich … Ich brauche dich.“

Churo fand nicht, dass er sich versteckte. Und er hatte nie wirklich das Gefühl gehabt, dass ihn jemand brauchte … Jedenfalls nicht so, wie die Pflanzen hier sein Wasser brauchten und die Insekten sein Futter. Aber er war sich sicher, dass Dahara niemals, unter gar keinen Umständen, ein so emotionales Geständnis machen würde, wenn es nicht wichtig wäre. Vielleicht sogar eine Frage von Leben und Tod.

Also nickte der jüngste Hutt des Palasts und sagte: „Ich hole meine Sachen.“

Dahara verriet ihm nicht, wohin sie gehen oder wie lange sie fort sein würden. Churo hatte den Planeten schon seit vielen Umkreisungen nicht mehr verlassen – nicht mehr, seit die Nihil-Plünderer ihr Territorium ausgeweitet und am Äußeren Rand ihre Okklusionszone errichtet hatten –, also packte er so viele Nutripäckchen und grünen Saft ein, wie er nur in seinen Rucksack stopfen konnte. Sobald das erledigt war, schaufelte er ein paar Dutzend Ameisen in ein tragbares, versiegeltes Terrarium. Und zu guter Letzt griff er nach seinem Datenblock und seiner Weste, die ein Dutzend Taschen für Feldproben hatte.

„Churo!“, knurrte seine Schwester.

Er stieß ein hohes Stöhnen aus und folgte ihr über das Palastgelände. Seit Nal Hutta von den fleischfressenden Pflanzen verwüstet worden war, die alle nur die Drengir nannten, fühlten sich der Boden und die Luft anders an: sumpfiger, stickiger. Churo hegte schon lange den Wunsch, diese Auswirkungen zu studieren; er wollte herausfinden, wie es möglich war, dass der Befall durch einen einzigen Organismus seine Heimatwelt in solchem Grade verwandelt hatte. Die Pflanzen und Insekten, die seine Schwester für so nutzlos hielt, könnten sich bei diesen Nachforschungen als überaus wichtig erweisen. Doch im Moment kreisten seine Gedanken mehr um Daharas rätselhafte Mission … Was immer dahinterstecken mochte.

Seine Schwester wurde erst langsamer, als sie den Hangar des Palasts erreichten. Droiden staksten hierhin und dorthin, wühlten in den Eingeweiden von Schiffen herum und ließen mit ihren Werkzeugen Funken durch die Luft fliegen. Eine Gruppe vierarmiger Besaliske stapelte im Bauch eines riesigen Frachters Durastahlkisten übereinander.

„Was ist da drin?“, wandte Churo sich an Dahara, aber er bedauerte die Frage sofort.

Ihre Augen glühten in den Schatten des Hangars wie orange Sonnen, als sie ihm einen wütenden Blick zuwarf, dann wandte sie sich ab, ohne ihn einer Antwort zu würdigen, und schob sich auf den jüngsten Neuzugang ihrer kleinen Familienflotte zu. Churo wusste in etwa so viel über Schiffe wie über die Anatomie von Durakret-Schnecken, aber selbst er fand das Shuttle beeindruckend. Die Form erinnerte an den Schädel einer gemeinen Hutta-Schlange, mit einem großen Cockpit, das genug Platz für einen Hutt bot, aber die Landebeine, auf denen der Transporter ruhte, verliehen dem Ganzen gleichzeitig etwas Spinnenartiges. Das tiefgrüne Metall wirkte neuer und strahlender als bei den anderen Schiffen ringsum – vor allem, da die meisten von ihnen schon die ein oder andere Lasersalve abbekommen hatten.

„Ein Frachtshuttle der Viperi-Klasse, ausgestattet mit vier Laserkanonen – eine selbstverständlich schwenkbar –, außerdem mit der modernsten Schildtechnologie, einem Klasse-Eins-Hyperantrieb und einem abkoppelbaren Skiff für Erkundungsflüge“, verkündete Dahara, während die Einstiegsrampe vor ihr herabsank. „Mutter hat sie mir geschenkt. Sie weiß, wie wichtig diese Mission ist, darum wollte sie, dass wir die Familie angemessen repräsentieren. Ich habe sie SarlaccsSpott getauft.“

„Wow!“ Churo konnte nur staunen, während er Dahara den Korridor entlang folgte. Orangefarbene Lampen wiesen ihnen den Weg. Er war noch auf keinem Schiff gewesen, das so elegant und sauber aussah. Es roch sogar neu.

„Wisch dieses Grinsen von deinem Gesicht, Churo“, murmelte Dahara auf Huttisch. „Bevor die Leute dich noch für einen Idioten halten.“

Er verzog den Mund zu einer angespannten, grimmigen Linie, um mehr wie seine Schwester auszusehen, aber es erweckte eher den Eindruck, als würden ihm gerade die Crucrarocha-Käfer wieder hochkommen, die er heute Morgen hinuntergewürgt hatte.

Wenn er noch länger so im Dunkeln umhertappte, würde ihm vor Nervosität vermutlich bald wirklich übel werden. Also riskierte er eine Frage. „Wohin fliegen wir?“

„Das musst du noch nicht wissen.“ Dahara blinzelte mit ihren feuchten Augen. Manchmal hatte Churo das Gefühl, als wäre das Orange seiner eigenen Augen und seiner Haut das Einzige, was er mit seiner Schwester gemein hatte. Es war exakt derselbe Farbton wie bei den mikroskopischen Leuchtwürmern, die letzten Sommer seine Erdproben befallen hatten – aber er bezweifelte, dass Dahara dieser Vergleich gefallen würde, also schob er sich wortlos in die Hauptkabine hinter dem Cockpit. Sie war groß genug für vier ausgewachsene Hutts; und während er seinen Platz einnahm, ließen sich rings um ihn fünf der übelriechendsten und schleimigsten nicht huttischen Schläger aus dem Palast auf die Sitze plumpsen. Sekunden später waren sie bereits in eine Partie Holoschach vertieft.

Die Sarlaccs Spott hob mit einem leisen Rattern ab und raste durch die dunstige Atmosphäre in die Höhe.

„Khess ko tonka!“, sagte Tronk, ihre pau’anische Pilotin mit dem fahlen Gesicht, über die Bordsprechanlage – der Befehl, sich gefälligst anzuschnallen. Tronk war der letzte Neuzugang in Daharas bewährter Mannschaft, und ihr Huttisch war noch nicht ganz perfekt.

Churo bekam immer Schluckauf, wenn sie in den Hyperraum sprangen, und dieses Mal bildete da keine Ausnahme. Es war peinlich, vor allem, weil seine Schwester ihn anstarrte, als würde er auf ihr Essen niesen. Also hielt Churo den Atem an und kämpfte gegen den Reflex.

Leider funktionierte es nicht.

Nachdem sie in das wirbelnde Blau des Hyperraumtunnels eingetaucht waren, richtete Dahara den Blick ihrer verschlagenen Augen auf die Mannschaft der Sarlaccs Spott. Das Holospiel wurde daraufhin prompt abgeschaltet, und alle konzentrierten sich auf die junge Huttin.

„Worum geht’s diesmal, Boss?“, fragte die echsengesichtige Trandoshanerin, die alle nur die Totbeißerin nannten. Sie hatte eine näselnde Stimme, bei deren Klang man am liebsten lachen wollte, aber mit ihren scharfen Zähnen wäre sie sogar in der Lage gewesen, Churo den Kopf abzubeißen. Nicht, dass irgendjemand hier ihm wirklich wehtun würde. Er gehörte schließlich zu einem mächtigen Hutt-Clan! Niemand würde es wagen, die Hand gegen ihn zu erheben … oder zumindest war er sich da zu 99 Prozent sicher.

Ric Ket, der Rodianer, der im Kampf gegen die Nihil ein Auge eingebüßt hatte, stieß ein trötendes Stöhnen aus, während er mit dem Blaster gegen seine Hüfte tippte. „Kriegen wir jetzt endlich unsere Revanche?“

Churo schluckte, und sein ganzer Körper erschauderte unter einer Woge heißer Furcht. Sicher, er hatte mit seinen Cousins auf dem Schießplatz geübt, aber er war klein für sein Alter und klein für seine Spezies (wie könnte er das auch vergessen, wo Lorko ihn doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit daran erinnerte?). Theoretisch wusste er zwar, was er im Falle eines Kampfes tun musste, aber seiner Schwester war hoffentlich klar, dass es keine gute Idee wäre, Churo in ein Gefecht zu schicken.

„Wir werden mit den Nihil verhandeln“, erklärte Dahara.

Allein das Wort Nihil war beängstigend genug, um Churos Schluckauf schlagartig zu kurieren. Die Plünderer hatten einen ganzen Teil der Galaxis eingenommen und abgeriegelt; niemand vermochte ihre Okklusionszone zu betreten oder zu verlassen. Es war eine Grenze, über die sich nicht einmal Churos Familie hinwegsetzen konnte. Klar, die Galaxis war groß, aber trotzdem … Nichts fühlte sich noch sicher an, wenn die Nihil mit ihren neuen Waffen einfach so Schiffe aus dem Hyperraum reißen konnten. Selbst die Jedi hatten verängstigt den Schwanz eingezogen, oder zumindest hatte Churos Onkel, Bulcha der Hutt, das erzählt.

Er rückte die Schutzbrille auf seiner Stirn zurecht und ließ den Blick dabei unauffällig über die fünf Wesen schweifen, die Dahara auf ihre geheime Mission mitgenommen hatte. Sie wirkten alle ebenso verwirrt, wie er es war.

„Ist ‚verhandeln‘ ein Codewort für irgendwas?“, fragte die Gamorreanerin Pinkie in ihrer grollenden Muttersprache.

„Hoffentlich für umbringen und in Stücke reißen!“, brummte eine muskelbepackte Menschenfrau, deren Stimme ein kratziger Hinterwäldlerakzent anhaftete. „Angefangen mit dem Sleemo-Orkanläufer, der Myarga die Gnadenlose gefoltert und ermordet hat.“

Einen Moment lang verfielen alle in respektvolles Schweigen. Die große Myarga war eine entfernte Cousine der Familie gewesen. Churo erinnerte sich hauptsächlich an ihre glänzende Rüstung und ihren unerbittlichen Willen, aber für die meisten war sie eine Heldin der Huttschaft gewesen und für Dahara ein Vorbild, dem sie nacheifern wollte.

„Skarabda die Weise hat versucht, mit den Nihil-Schlammratten zu reden“, quäkte Ric Ket. „Und wir alle wissen, wie das geendet hat. Mit der Einmischung der Jedi und Myargas Tod!“

„Ja, Myarga hätte sich nie mit dem Orden einlassen sollen. Möge ihr Geist die Unterwelt beherrschen …“ Dahara neigte nachdenklich den Kopf. „Die Einzigen, denen wir trauen können, sind die loyalen Hutt-Clans. Wie lange wird es dauern, bis die Nihil ihre Zone in unser Territorium ausweiten? Und wie viel länger, bis die Hutts vor dem Nihil-König Marchion Ro zu Kreuze kriechen?“

„Das wird niemals geschehen!“, brüllte die Mannschaft.

Churo hob verlegen die Hand. „I-ich dachte, wir können nicht in den Nihil-Raum fliegen. Würde sie das nicht … wütend machen oder so?“

„Der Nihil-Raum.“ Dahara spuckte die Worte angewidert aus. „Wir sind einer der glorreichen Hutt-Clans. Wir haben keine Angst vor den Nihil. Die Nihil haben Angst vor uns!“

Der donnernde Jubel, der auf diese Worte folgte, machte Churo nur noch nervöser. Er wollte seine Schwester korrigieren und die Crew daran erinnern, dass die Nihil offensichtlich vor niemandem Angst hatten. Seit der Zerstörung der Starlight-Raumstation vor anderthalb Jahren schien dieser Teil der Galaxis völlig zum Stillstand gekommen zu sein. Frachtrouten waren zusammengebrochen, Hyperraumstraßen unpassierbar geworden. Viele Welten hatten keine Vorräte mehr, ganze Territorien waren isoliert! Es gab Berichte über Schiffe, die im All verschwanden und nie wieder auftauchten. Churo hatte seine Eltern und die anderen Ältesten belauscht, während sie sich die Köpfe über diese Bedrohung zerbrachen, und nach dem, was er gehört hatte, war es praktisch unmöglich, die Planeten innerhalb der Okklusionszone zu erreichen.

„Worüber genau wollen wir denn nun verhandeln?“, fragte er.

Dahara faltete die Hände über ihrem vorstehenden grünen Bauch. „Wir werden überhaupt nichts tun. Ich werde mich mit einem ihrer Generäle treffen. Einem Orkan. Oder einer Windhose. Oder wie immer sie sich gerade nennen. Natürlich rein inoffiziell.“

„Mit anderen Worten, niemand weiß, wo wir hinfliegen oder mit wem wir uns treffen?“ Churo hielt die Luft an, damit er nicht wieder Schluckauf bekam. „Und was soll ich dabei machen?“

Als jüngstes Mitglied der Familie musste er tun, was die anderen ihm auftrugen. Bislang hatte das meist bedeutet, dass er bei schrecklich langen, schrecklich langweiligen Besprechungen mit am Tisch saß. Er war weder groß noch furchteinflößend – Ersteres mochte sich noch ändern, Letzteres ganz sicher nicht –, aber er war bereits ein hervorragender Zuhörer. Was er jetzt noch lernen musste, war, all die anderen Dinge zu meistern, die Hutts zu … na ja, zu Hutts machten. Diese Mission könnte ein erster Schritt sein. Doch er bezweifelte ernsthaft, dass ihm Daharas Plan gefallen würde. Oder die Rolle, die sie ihm darin zugedacht hatte.

„Du, Churo, hast bei dieser Mission die wichtigste Aufgabe überhaupt.“

„Oh nein“, flüsterte er leise.

Dahara funkelte ihn an. „Was hast du gesagt?“

„Ich sagte, äh … Oh, fein.“ Er gab sich alle Mühe, seine ursprüngliche Reaktion in etwas Positiveres umzuwandeln. „Weil ich jetzt endlich etwas für die Familie tun kann … und so.“

Dahara lachte. „Nichts anderes hatte ich von dir erwartet, kleiner Bruder. Ich habe die Nase voll von diesen verkrifften Piraten. Sie haben uns etwas weggenommen. Jetzt revanchieren wir uns. Also hört her, alle miteinander.“

Erst war Churo erleichtert; Zuhören war schließlich seine Spezialität. Doch je länger er Dahara und den komplexen Details ihres Plans lauschte, desto klarer wurde ihm, dass dieser Tag, der bereits so mies begonnen hatte, noch viel, viel, viel schlimmer werden würde.

2. KAPITEL

JEDI-TEMPEL, CORUSCANT

Ram Jomaram hatte einen richtig guten Tag. Genau genommen war jeder Tag gut, an dem er in den metallenen Eingeweiden von Maschinen herumwühlen konnte, und die Liste der überfälligen Reparaturen im Tempel war beständig länger geworden.

Seit der Zerstörung der Starlight-Raumstation war Jam von neuem Tatendrang erfüllt. Er ertrug es nicht länger, nur an der Seitenlinie zu stehen und zuzusehen, während so viele Welten in der Okklusionszone der Nihil unterdrückt wurden – einschließlich seines eigenen Heimatplaneten. Als er nach Valo zurückgekehrt war, ohne den Jedi-Rat zu informieren, hatte er gewusst, dass er das Richtige tat. Vermutlich war es sogar die beste Entscheidung, die er je getroffen hatte, und zwar nicht nur, weil er den Nihil einen ordentlichen Tritt in den Hintern verpasst und ihre widerliche Dunkelschau ruiniert hatte, sondern auch, weil er dabei auf eine Gruppe von Jünglingen gestoßen war. Sie hatten den Planeten nicht rechtzeitig verlassen können, als der Orden alle Jedi nach Coruscant zurückrief, und bis Ram und Meister Kunpar sie fanden, hatten sie im örtlichen Zoo ausgeharrt. Ram hatte sie trainiert und Kildo, Gavi und Tep Tep alles beigebracht, was er wusste. Anfangs hatte er bei der Sache ein mulmiges Gefühl gehabt. Was, wenn er seine neuen Schüler an den Feind verlor? Was, wenn seine Lektionen nicht ausreichten? Er war schließlich nur ein Padawan. Wie sollte er die Aufgabe eines Jedi-Meisters erledigen? Doch letztlich hatte er sich gezwungen, sein Bestes zu geben, und sie hatten gemeinsam einen Sieg gegen die Nihil-Invasoren errungen … und ganz nebenbei den Lazarettkreuzer Innovator vom Grund eines Sees geborgen!

Meister Kunpar und Gavi hatten beschlossen, zurückzubleiben und Valo weiter zu verteidigen, aber auf Ram hatte eine andere Mission gewartet: Er hatte gemeinsam mit Tep Tep und Kildo die Innovator bestiegen, um verzweifelte Planeten mit lebenswichtigen medizinischen Vorräten wie Bacta zu beliefern. Diese heilsame Substanz wirkte bei fast jeder Art von Verletzung, sei es nun ein Schnitt oder ein Knochenbruch. Und da die Nihil immer weiter schutzlose Welten angriffen, gab es jede Menge Verletzungen zu behandeln. Erst als ihre Vorräte erschöpft waren, war Jam zum Jedi-Tempel nach Coruscant zurückgekehrt. Der Komplex fühlte sich seltsam leer an. Die meisten Jedi bestritten gerade gefährliche Missionen, aber viele waren auch im Einsatz verschollen oder dem Sturm der Nihil zum Opfer gefallen.

Ram war erst seit zwei Wochen wieder auf dem Stadtplaneten, aber er hatte trotzdem keine Zeit verschwendet und sich sofort wieder in die Arbeit gestürzt, um die Schäden an der Innovator zu reparieren und sich im Hangar des Tempels nützlich zu machen. Natürlich hatte er auch ein wenig Schlaf nachgeholt und seine eigenen Verletzungen auskuriert … Und er hatte sich ein paar ausgiebige Bäder gegönnt, aber nicht mal die konnten die Schmierölflecken unter seinen Fingernägeln fortwaschen. Doch an die hatte er sich inzwischen ohnehin gewöhnt. Kildo und Tep Tep hatten sich bereit erklärt, mit ihm die ellenlange Liste notwendiger Reparaturen abzuarbeiten. Da war alles dabei, von Speedern über Droiden bis hin zu Vektor-Sternenjägern! Wenn es Drähte und Fluktuatoren hatte, konnte Ram es wieder funktionstüchtig machen, und das hatte sich inzwischen auch im gesamten Hangar herumgesprochen.

Nun war er gerade auf dem Weg zur großen Halle, um an einer Einsatzbesprechung teilzunehmen. Niemand hatte ihm verraten, worum es bei diesem Einsatz ging, und das machte ihn nervös. Es fühlte sich an, als würden Bonbraks in seiner Magengrube einen Stepptanz aufführen, aber er überwand das Gefühl mit ein paar tiefen Atemzügen und flitzte dann weiter zwischen den Dutzenden Wesen auf dem Korridor hindurch – was ihm prompt eine tadelnde Bemerkung von einem violetten Protokolldroiden einbrachte.

Padawane und Jünglinge eilten ihm auf dem Weg zu ihren Trainingssimulationen entgegen, und in den Räumen, an denen er vorbeikam, diskutierten Jedi über das Schicksal der Galaxis. Viele hier waren es leid, die Zerstörung unschuldiger Welten mit ansehen zu müssen; sie wollten kämpfen, egal, um welchen Preis. Andere hingegen glaubten, dass der Orden sich auf seine Bibliotheken und Tempel konzentrieren sollte. Ram wusste nur, dass die Jedi geeint handeln mussten, wenn sie die Galaxis von den Nihil und ihrem furchteinflößenden Anführer Marchion Ro befreien wollten. Er konnte die Anspannung in der Luft spüren, dieses Gefühl, dass ihr Kampf für die Republik gerade erst begann. Und Ram war bereit.

Als er sich der großen Bogentür näherte, die in die Halle führte, verlangsamte er seine Schritte. Ein paar Jedi waren bereits hier, außerdem eine Gruppe von Menschen in eleganter coruscantischer Kleidung und einige Offiziere der Republikanischen Verteidigungskoalition, zu erkennen an ihren blauen Uniformen. Zu Rams Überraschung waren da aber auch drei elefantengesichtige Pacithhips in opulenten Fellroben, deren lange Rüssel durch massive goldene Ringe verziert wurden.

Ram schlängelte sich durch das gedämpfte Stimmengewirr der Anwesenden, bis er einen Platz in der Nähe des Fensters erreichte, von wo aus man den niemals endenden Speeder-Verkehr vor den himmelhohen Gebäuden betrachten konnte. Nur ein paar Schritte entfernt entdeckte er die Jedi-Ritterin und Archivarin Lyssa Votz, einen Menschen mit kupferfarbenem Haar. Er war ihr kurz auf der Starlight-Station begegnet, bevor … nun, bevor die ganze Galaxis den Bach runtergegangen war. Sie begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln.

„Irgendeine Ahnung, was los ist?“, fragte Ram. „Ich meine, abgesehen von allem anderen, was los ist.“ Die Stimmung in dem großen Raum war wie elektrisch aufgeladen, und man konnte die Anspannung förmlich mit den Händen greifen, während die RVK-Offiziere und die Politiker der Republik in Gruppen zusammenstanden und leise diskutierten.

Lyssa beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte: „Ich habe gehört, der Jedi-Rat hat sich mit Abgesandten von Shimia getroffen. Sie haben den Orden um Hilfe gegen die Nihil gebeten.“

Ram konnte nicht anders, als bei dem Wort Nihil die Brauen zusammenzuziehen. Er dachte an Gavi und Meister Kunpar auf Valo, die gerade beschützten, was noch vom dortigen Tempel übrig war. Sie trugen diesen Kampf alle gemeinsam aus, auch wenn sie durch die Okklusionszone und Hunderte Parsec voneinander getrennt sein mochten.

In diesem Moment betrat eine Prozession von Jedi-Meistern den Raum. Unter ihnen waren das Ratsmitglied Oppo Rancisis, ein thisspiasianischer Jedi mit schlangenartigem Körper und langem, lockigem Haar, das sein gesamtes Gesicht bedeckte, Großmeister Xo Lahru, ein männlicher Anx, dessen langer, schmaler Schädel Ram an eine Messerklinge erinnerte, und Meisterin Ada-li Carro, eine ältere Menschenfrau mit kurzem, ergrauendem Haar und heller Haut. Ram erkannte außerdem Elzar Mann und die Heldin von Hetzal, Avar Kriss, und er verdankte es nur seiner Ausbildung und seiner Willenskraft, dass er nicht wie ein überwältigter Fan die Luft einsog. Die meisten Jedi lächelten höflich, aber Meister Manns Miene war so verkniffen, dass nicht mal sein Bart es verbergen konnte. Ram konnte jedoch keine Verärgerung in ihm spüren; es war mehr eine nachdenkliche Verkniffenheit – die Miene eines Wesens, welches das Leben zahlloser Unschuldiger in seinen Händen hielt.

„Danke, dass Sie gekommen sind.“ Meisterin Ada-li Carro brauchte nur diese fünf Worte, um die nervöse Menge in aufmerksame Stille verfallen zu lassen. Ram war beeindruckt. „Es gibt beunruhigende Neuigkeiten vom Äußeren Rand, und nach eingehender Beratschlagung haben wir entschieden, eine Mission zu starten, die hoffentlich Leben retten wird.“

„Aber zunächst“, schaltete sich Großmeister Lahru mit seiner tiefen Stimme ein, „wird Lord Salk Ihnen berichten, was er bereits uns mitgeteilt hat.“

Einer der stoßzahnbewehrten Pacithhip-Abgesandten von Shimia verbeugte sich vor den Anwesenden, dann räusperte er sich. „Ich danke dem Jedi-Orden und den Anführern der Republik für ihre Hilfe.“ Er schob eine Datenkarte in den runden Holotisch, und das Bild eines roten Planeten wurde sichtbar, umgeben von zwei schwarzen Ringen, die sich über seinem Äquator kreuzten.

„Das ist die Agrarwelt Mynos III“, verkündete Lord Salk mit näselnder Stimme. Sein langer, gefleckter Pelzmantel streifte über den Boden, und juwelenverkrustete Ringe bedeckten die gesamte Länge seiner Stoßzähne. „Sie ist Teil unseres Protektorats. Aus den Jorashi-Stangen, die dort wachsen, lassen sich Zucker, Mehl und – wenn man sie fermentiert – auch Jorashi-Grog gewinnen.

Doch nun ist Mynos III zum jüngsten Opfer der Nihil geworden. Diese unzivilisierten, skrupellosen Plünderer sind einfach überall! Unser Senator hat ein Schiff mit privaten Militärdienstleistern entsandt, um auf einen Hilferuf aus der zentralen Siedlung zu reagieren.“

„Militärdienstleister?“, echote einer der Offiziere der Republikanischen Verteidigungskoalition. „Sie meinen wohl eher Söldner.“

„Nennen Sie es, wie Sie möchten. Wir tun nur, was getan werden muss, um unsere Leute und die Siedlungen unter unserem Schutz zu verteidigen.“ Der Pacithhip wirkte aufgebracht, als er fortfuhr: „Vor zwei Tagen verstummte der Hilferuf abrupt. Wenig später kehrten zwei Rettungskapseln zu uns zurück. Eine enthielt nur Staub, an Bord der anderen befand sich eine Überlebende, die aber kaum in der Lage war zu sprechen. Sie sagte nur: ‚Die Monster werden uns alle verschlingen‘, wieder und immer wieder. Ich habe sie besucht, kurz bevor wir hierher aufbrachen, und das war noch immer alles, was sie von sich gab.“

Kurz schwappte besorgtes Raunen durch den Raum, und selbst Avar Kriss wirkte unruhig. Ram hatte sie immer für absolut unerschütterlich gehalten, aber gegen das Leid der Galaxis war niemand immun, nicht einmal die stärkste Jedi. In gewisser Weise war es sogar ihre Pflicht, Mitgefühl zu haben, sich zu kümmern.

„Staub“, wisperte Ram, aber in der Stille des Raumes klang das Wort unangenehm laut. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Niv Drendow, der sadistische Wissenschaftler der Nihil, Jedi an die machtverschlingenden Bestien verfüttert hatte, die alle nur die Namenlosen nannten. Diese Opfer hatten sich erst in Stein verwandelt, dann waren sie zerfallen … zu Staub.

Ram spürte, wie sich Avar Kriss’ weiser Blick auf ihn richtete, und er wurde sich schlagartig seiner gebeugten Körperhaltung bewusst. Also straffte er die Schultern und stellte sich gerader hin. Warum hatte er vor der Versammlung nicht die Falten aus seiner Robe gebügelt?

„Ram Jomaram, du wunderst dich vielleicht, warum ein Padawan deines Alters hierhergerufen wurde“, sagte Avar. „Aber du warst ein Augenzeuge der tragischen Ereignisse, die sich während des vergangenen Jahres zugetragen haben.“ Sie legte die Hand auf ihr Herz. „Halt, inzwischen ist es schon mehr als ein Jahr … In jedem Fall würden wir gerne deine Einschätzung hören.“

„Nun, es klingt …“

„Ich habe diese Reise nicht unternommen, um mir die Gedanken eines Kindes anzuhören“, schnaubte Lord Salk. Es gefiel Ram nicht, so schroff unterbrochen zu werden, doch er bewahrte die Ruhe und ließ den Pacithhip aussprechen. „Aber stimmt es, was die Meisterin sagt? Kennst du diese Monster?“

„Die Namenlosen“, erwiderte Ram mit einem mulmigen Prickeln in der Magengrube. Nervöses Gemurmel ertönte, als die Anwesenden gedämpft Spekulationen austauschten.

„Die Namenlosen?“ Lyssa Votz runzelte die Stirn. „Aber warum? Es gibt keine Jedi auf dieser Welt, und der Dalchon-Sektor liegt auch nicht in der Okklusionszone. Was hat das zu bedeuten?“

„Genau das wollen wir herausfinden“, meldete sich Meisterin Carro mit ernster Stimme zu Wort. „Mynos III wurde offensichtlich von den Nihil besetzt, was den Schluss nahelegt, dass sie ihre Reichweite ausdehnen. Ich nehme an, alle hier haben von ihren mysteriösen Wissenschaftlern gehört?“

Fast hätte Ram eingeworfen: „Wohl eher verrückten Wissenschaftlern“, aber er wollte die Meisterin nicht unterbrechen.

„Wir sind von großen Gefahren umgeben“, fuhr Meisterin Carro fort. „Aber dank der Wächter-Protokolle können wir zumindest schnell handeln. Ich werde eine Mission nach Mynos III leiten, damit wir diese Monster einfangen und etwaige Geiseln befreien können.“

„Die Namenlosen stellen eine Bedrohung für jeden Jedi dar“, warf Elzar Mann ein. Seine laute, durchdringende Stimme brachte das Geflüster in dem großen Raum rasch wieder zum Verstummen. „Diese Monster haben es auf die Macht selbst abgesehen. Wir dürfen sie nicht frei in der Galaxis herumlaufen lassen.“

„Ja. Die Namenlosen sind die tödlichste Waffe im Arsenal der Nihil“, bestätigte Avar mit einem Nicken. „Also müssen wir ihnen die Munition nehmen, egal wie. Das bedeutet auch, dass wir zusammenarbeiten müssen. Dies ist der Moment für Kooperation.“

„Die Republikanische Verteidigungskoalition hat zwei Dutzend Gardisten für den Einsatz zur Verfügung gestellt“, erklärte Meister Rancisis. „Aber für diese Art von Mission brauchen wir auch ein großes Schiff – eines, mit dem wir die Kreaturen sicher transportieren können, sobald wir sie gefangen haben.“

Schlagartig erkannte Ram, warum er wirklich zu dieser Besprechung gerufen worden war … und es hatte nichts damit zu tun, dass er den Nihil auf Valo einen Tritt in den Hintern verpasst hatte. Diese Erkenntnis und die Worte der Jedi ließen ihn schief grinsen.

Meisterin Carro erwiderte sein Lächeln. „Padawan Jomaram, du hast während der vergangenen Wochen geholfen, die Innovator zu reparieren. Würdest du sagen, dass sie einsatzbereit ist?“

Ram nickte, während er im Geiste bereits eine Liste der Dinge zusammenstellte, die er packen musste. Wenn es um Reparaturen ging, überließ er nie etwas dem Zufall, und er hatte seit seiner Ankunft auf Coruscant fast jeden wachen Moment im Hangar verbracht. Aber bei dieser Mission könnte alles Mögliche schiefgehen, darum gab es für ihnen keinen Zweifel daran, dass er mitgehen musste. Er konnte es nicht erklären, aber er kannte die Systeme und Belastungsgrenzen dieses Schiffs besser als jeder andere. Es war groß genug für die Freiwilligen und die Jedi, und er hatte auch schon eine Idee, wo sie die gefangenen Namenlosen einsperren könnten, ohne dass die Machtbenutzer an Bord ihren Kräften ausgesetzt wurden. „Ich brauche eine kleine Mannschaft. Das meiste kriegen Vau-Achtzehn und ich allein hin, aber um das Schiff zu steuern, benötigen wir ein paar Freiwillige.“

„Einige Meister meinten, die Sache könnte für einen Padawan zu gefährlich sein“, sagte Meister Rancisis, wobei er mit den Fingern seine buschige Gesichtsbehaarung kämmte. „Aber deine Tapferkeit und dein Talent werden bei dieser Mission ein echter Gewinn sein. In gewisser Weise hast du während deiner Zeit auf Valo bereits deine Reifeprüfung abgelegt. Du hast dort weit mehr Geschick und Einfallsreichtum bewiesen, als man von einem normalen Padawan erwarten kann, und du hast die Namenlosen mit eigenen Augen gesehen.“

Ram war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte, als sich sämtliche Blicke in dem großen Raum auf ihn richteten. Er verspürte dieselbe Mischung aus Furcht und Aufregung, die mit jeder Mission oder Herausforderung einherging, aber wer ein Jedi sein wollte, der musste sich seiner Furcht stellen. Außerdem konnte er sich keine wichtigere Aufgabe vorstellen, als die Namenlosen unschädlich zu machen und unschuldige Geiseln zu retten.

Lyssa Votz hob die Hand. „Ich melde mich freiwillig.“

„Seid Ihr sicher?“, fragte Meisterin Kriss leise. „Ihr seid gerade erst aus der Okklusionszone zurückgekehrt.“

Lyssa nickte und presste sich mit der freien Hand ihren verlässlichen Datenblock an die Brust. „Nun, jemand muss doch die Details der Mission festhalten.“

Ein junger Cereaner, der die meisten anderen Jedi in der Gruppe deutlich überragte, trat nach vorne. Ram hatte ihn ein paarmal im Übungsraum gesehen, und falls er sich nicht irrte, war das Wesen erst vor Kurzem im Einklang mit den Wächter-Protokollen zum Ritter ernannt worden.

„Ich, Sul-Nath-Rune, melde mich ebenfalls freiwillig.“ Der Cereaner neigte seinen lang gezogenen, ovalen Kopf vor den Ratsmitgliedern. „Je mehr Leute mitkommen, desto sicherer ist es.“

„Falls ich dürfte …“ Das kam von einer Frau in einem auffälligen Kleid nach coruscantischem Schnitt. Sie hatte große braune Augen, die sich zu eleganten, schmalen Augenwinkeln verengten, und ihr schwarzes Haar war in einer kunstvollen Zopffrisur nach oben gebunden, wie Ram sie schon ein paarmal in der Stadt gesehen hatte.

„Ah, ja, Senatorin Rina Greylark“, stellte Meisterin Carro die Frau vor. „Danke, dass Sie gekommen sind, um Kanzlerin Soh zu vertreten.“

„Als ich noch ein Kind war“, erklärte die Senatorin, „hat mein Großvater mir Geschichten über die Pfadfinder-Teams erzählt. Darüber, wie Jedi und Republik während der großen Hyperraum-Expansion Hand in Hand zusammenarbeiteten. Damals erschlossen wir gemeinsam die entlegensten Winkel der Galaxis. Um unsere Zukunft zu schützen, müssen wir jetzt einmal mehr am selben Strang ziehen. Wir müssen die Tugenden der Vergangenheit wieder aufleben lassen. Und da ich vor meiner politischen Laufbahn eine ausgebildete Sanitäterin war, würde ich die Jedi gerne auf dieser Mission begleiten.“

„Haben Sie denn Kampferfahrung?“, fragte Lord Salk, ein wenig zu hastig. „Greylark? Habe ich nicht irgendwo von Ihrer Familie gelesen?“

Ram war der Senatorin noch nie zuvor begegnet, aber natürlich hatte er schon von den Greylarks gehört. Vor mehr als hundert Jahren war eine ihrer Vorfahrinnen Kanzlerin der Republik gewesen. Sicher kannte Lord Salk ihren Familiennamen auch daher.

Die Senatorin reagierte nicht auf die Frage des hochnäsigen Lords, sondern richtete ihre Worte weiterhin an die Versammlung. „Wie die Jedi-Meister bereits erklärten, geht es bei dieser Mission darum, Flüchtlingen zu helfen und sie in Sicherheit zu bringen – beides Aufgaben, denen ich einen Großteil meines Lebens gewidmet habe.“

„Meine Schwester ist auch dort draußen!“ Ein Mädchen von vielleicht zwölf oder dreizehn Jahren tauchte aus dem Schatten der Senatorin auf. Wegen Greylarks weiten Puffärmeln und ihres ausladenden Rocks hatte Ram das Kind bislang überhaupt nicht bemerkt. Die Dutts, zu denen ihr blaues Haar hochgebunden war, und die dicken Sohlen ihrer schwarzen Stiefel ließen sie größer erscheinen, als sie eigentlich war, aber selbst so reichte sie der Senatorin nur bis zu den Schultern. „Sie wird seit zwei Wochen vermisst, und …“

„Was, noch mehr Kinder? Wer hat die denn alle hier reingelassen“, entfuhr es Lord Salk.

„Bitte, haben Sie Nachsicht mit meiner Tochter. Zenny hat viel durchgemacht“, erklärte Senatorin Greylark.

Salk krümmte ungehalten seinen Rüssel. „Die gesamte Galaxis hat viel durchgemacht!“

Die Augen der Senatorin wurden schmal, aber sie bedeutete ihrer Tochter, an ihrer Seite zu bleiben. „Mein Ehemann und meine älteste Tochter werden ebenfalls vermisst. Mein Mann war gerade auf einer Hilfsmission im Rseik-Sektor, als die Nihil ihre Okklusionszone errichteten. Und die RVK-Einheit, zu der meine Tochter gehört, war vor Kurzem am Äußeren Rand im Einsatz, als der Kontakt zu ihr abbrach. Ich hoffe, Sie verstehen, dass ich Zenny während dieser schwierigen Zeit gerne in meiner Nähe haben möchte.“

Lord Salk kniff die Öffnung an der Spitze seines Rüssels zusammen. Nicht mal er konnte der Senatorin ihre Motive verübeln. Das machte ihn Ram aber nicht wirklich sympathischer. Er hatte das Wort Kinder mit derselben Art von Abscheu ausgesprochen, die Ram empfand, wenn man ihm Meister Kunpars stinkenden Fischeintopf vorsetzte.

„Ich will ja nicht angeben“, sagte der Padawan mit einem Schmunzeln, „aber es waren Kinder, die Valo retteten. Kinder beschützten die Bacta-Vorräte, die vielen verzweifelten Planeten geholfen haben. Und Kinder werden auch diejenigen sein, die in den kommenden Jahren alles wiederaufbauen, was die Nihil zerstört haben. Mit allem gebührenden Respekt, und so.“

„Sind alle jungen Jedi so ungezogen?“, blaffte der übellaunige Lord.

Avar Kriss und Elzar Mann wechselten einen kurzen Blick, und da war ein Ausdruck in ihren Augen – herzlich, aber gleichzeitig traurig –, den Ram nicht wirklich einordnen konnte.

„Wir würden uns geehrt fühlen, Sie bei dieser Mission dabeizuhaben, Senatorin“, erklärte Meisterin Carro. „Wir werden starten, sobald unser Captain bereit ist.“

Ram war mehr als nur ein wenig aufgeregt, weil er wieder mit seinem Lieblingsschiff zu den Sternen aufbrechen würde – er war sowas