Star Wars: The Mandalorian Staffel 2 Jugendroman - Zur Disney Plus Serie - Joe Schreiber - E-Book

Star Wars: The Mandalorian Staffel 2 Jugendroman - Zur Disney Plus Serie E-Book

Joe Schreiber

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Beschreibung

Nach dem weltweiten Erfolg der ersten beiden Mandalorianer-Staffeln bei Disney+ gehen die Abenteuer des wortkargen Mandos voraussichtlich im April 2022 in die nächste Runde. Panini präsentiert jetzt den offiziellen Roman zur zweiten Staffel.

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Seitenzahl: 217

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Nähere Infos und weitere Bände unter:

www.paninibooks.de

STAFFEL 2

Von Joe Schreiber

Basierend auf der von Jon Favreau kreierten Serie und den Drehbüchern von Jon Favreau, Dave Filoni und Rick Famuyiwa

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© & TM 2022 LUCASFILM LTD.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: The Mandalorian Junior Novel Season 2“ by Joe Schreiber, published January 2022 by Disney Lucasfilm Press, USA.

Deutsche Ausgabe 2021 Panini Verlags GmbH, Schlossstr. 76, 70 176 Stuttgart.

Alle Rechte vorbehalten.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Andreas Kasprzak

Lektorat: Marc Winter

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDMANDJ002E

ISBN 978-3-7367-9850-2

Gedruckte Ausgabe:

1. Auflage, Februar 2022

ISBN 978-3-8332-4192-5

Findet uns im Netz:

www.paninicomics.de

PaniniComicsDE

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

1. Kapitel

Dies war kein Ort für ein Kind. Der Mandalorianer marschierte die düstere Seitenstraße entlang, während die silberne Wiege neben ihm herschwebte, immer in Reichweite. Das Kind hockte mit großen Augen darin und musterte mit einem leisen Fiepen die Umgebung. In den Slums dieses Randplaneten wirkten die Schatten, von denen es hier nur so wimmelte, gleich noch mal so bedrohlich. Über ihnen flackerten Laternen, die ihren unsteten Schein über die graffitiübersäten Mauern gleiten ließen, als hätten sie Angst davor, was sie dabei vielleicht vorfanden. Die drückend heiße Luft ringsum war reglos und gedämpft.

Doch die Stille trog. Sie waren nicht allein. In der Dunkelheit schimmerten Augen.

Mando blieb vor einer dunklen Tür stehen, vor der ein Twi’lek mit verschränkten Armen Wache stand. Wie alle Angehörigen seiner Spezies war der Twi’lek in vielerlei Hinsicht humanoid, wenn auch mit Ausnahme der beiden langen, Lekku genannten Kopftentakel, die aus seinem Schädel ragten. Sein Blick war kalt – eine stumme Herausforderung für jeden, der das Pech hatte, zufällig hier gelandet zu sein −, während er darauf wartete, dass der Mandalorianer ihm sein Anliegen vortrug.

„Ich will zu Gor Koresh“, sagte Mando, und das Kind gluckste zustimmend.

Nach einem Moment trat der Türsteher beiseite und ließ den Neuankömmling hinein. „Dann genieß den Kampf“, sagte der Twi’lek.

Als Mando eintrat, hörte er bereits den Jubel, den Applaus und das Klirren von Metall auf Metall. Im Ring droschen zwei kräftige, schweineartige Gamorreaner mit Vibroäxten aufeinander ein, während die Zuschauer in einem halben Dutzend unterschiedlicher Sprachen und Dialekte johlten und pfiffen. Im Gegensatz zu dem Kind, das fasziniert das brutale Schauspiel zwischen den Seilen verfolgte, würdigte Mando die Kämpfer kaum eines Blickes. Als er die Menge überflog, fand er rasch den Mann, den er suchte.

Gor Koresh war ein grünhäutiger Abyssiner mit einer Vorliebe für ausgefallene Kleidung. Er trug einen makellosen weißen Anzug, Ohrringe und einen Nasenring. Um ihn herum standen vier schwer bewaffnete Leibwächter, deren ungeteilte Aufmerksamkeit in diesem Moment Mando und seinem Begleiter in der Repulsorwiege galt. Mit einer Mischung aus Belustigung und Missbilligung schweifte Koreshs einzelnes Auge vom Kind zu Mando. „Du weißt, das ist kein Ort für ein Kind“, sagte Koresh.

„Wo ich hingehe“, entgegnete Mando, „geht er auch hin.“

Koresh schnaubte. „Hab ich schon gehört.“

„Es ist meine Aufgabe, ihn zu den Seinen zu bringen“, sagte Mando. „Wenn ich andere Mandalorianer finde, können sie mir dabei helfen. Es heißt, du weißt, wo ich sie finde.“

Koresh wandte seine Aufmerksamkeit nur kurz von den Kämpfenden ab. „Es ist ungehobelt, gleich übers Geschäft zu reden“, meinte er. „Genieß doch erst mal die Unterhaltung.“

Unterhaltung war nicht unbedingt das Wort, das Mando gewählt hätte, um das Geschehen im Ring zu beschreiben, doch er wartete, während die beiden Kämpfer mit ihren Äxten aufeinander eindroschen, um den finalen Akt dieses verschwitzten, verzweifelten Dramas einzuläuten. Einer von ihnen erwischte seinen Gegner mit einem Hieb in der Bauchgegend und schleuderte ihn so auf die Matte. Die Menge brüllte vor Begeisterung.

„Bah!“ Koresh grunzte, offenkundig unzufrieden mit diesem Ausgang des Duells. „Mein Gamorreaner ist nicht gut.“ Er hob die Stimme, um sich über den Lärm der Menge hinweg Gehör zu verschaffen, und rief dem anderen Kämpfer zu: „Töte ihn! Bring’s zu Ende!“

Wie als Antwort auf diesen Befehl erlangte der verletzte Gamorreaner sein Gleichgewicht zurück und ging zum Gegenangriff über.

Koresh wandte dem Mandalorianer ruckartig den Kopf zu. „Spielst du, Mando?“

„Nicht, wenn ich’s vermeiden kann“, sagte der Kopfgeldjäger.

Koresh lachte verschlagen. „Also, ich setz die Information und sage: Dieser Gamorreaner stirbt in den nächsten anderthalb Minuten. Und alles, was du einsetzen musst, ist deine glänzende Beskarrüstung.“

Mando sah ihn an. „Ich kann dich für die Information bezahlen“, erklärte er. „Ich überlasse mein Schicksal nicht dem Zufall.“

„Ich auch nicht“, sagte Koresh.

Im Ring riss der überlegene Kämpfer seine Axt in die Höhe, um seinem Widersacher den Rest zu geben. Ohne Zögern sprang der Zyklop auf die Füße, zog einen Blaster aus dem Schulterhalfter unter seiner Anzugjacke, zielte und feuerte. Der Schuss traf den Gamorreaner mit solcher Wucht in die Brust, dass es ihn von den Füßen riss. Damit war der Kampf beendet.

Während sich schockierte Stille über die Halle senkte, schwang Koresh den Blaster zum Mandalorianer herum. Bevor Mando die eigene Waffe ziehen konnte, richteten auch die Leibwächter ringsum ihre Blaster aus nächster Nähe auf den Kopfgeldjäger.

Um sie herum schien die Menge schlagartig jegliches Interesse an dem Blutbad verloren zu haben. Sie sprangen von ihren Sitzen und eilten zu den Ausgängen. Mando und das Kind blieben allein mit Koresh und seinen Schlägern zurück.

„Danke, dass du zu mir gekommen bist“, sagte Koresh. „Normalerweise muss ich die Überbleibsel von euch Mandalorianern in euren verborgenen Nestern aufspüren, um eure kostbaren glänzenden Hüllen einzusammeln.“ Er lachte erneut. „Der Wert von Beskar steigt immer weiter. Ich hab es sehr zu schätzen gelernt. Gib es mir jetzt oder ich schäle es von deiner Leiche!“

Der Mandalorianer rührte sich nicht. Er sah, wie das Kind neben ihm über den Rand der Wiege spähte und das Gespräch mit andächtiger Aufmerksamkeit verfolgte. „Sag mir, wo die Mandalorianer sind“, knurrte Mando, „und ich geh hier raus, ohne dich zu töten.“

Koresh zog seine buschige Augenbraue zusammen. „Ich dachte, du bist kein Spieler?“

„Bin ich auch nicht“, sagte Mando.

Das Kind, das ahnte, was gleich passieren würde, duckte sich hastig in die eiförmige Schwebewiege und ließ genau in dem Moment die Abdeckung zuschnappen, als Mando an seiner Armschiene einen Schwarm winziger Zielsuchraketen aktivierte. Die Zwitschervögel prasselten in einem tödlichen Regen auf die Leibwächter hernieder und brachten sie innerhalb von Sekunden zu Fall.

Der gamorreanische Kämpfer, der das Duell überlebt hatte, stieß ein zorniges Heulen aus, schwang sich über die Seile und stürzte sich auf Mando. Mando trat rasch einen Schritt zurück und der Gamorreaner krachte mit einem dumpfen, schmerzhaften Donnern auf den Boden. Im nächsten Moment spürte der Kopfgeldjäger, wie ihn ein Paar Arme von hinten packte, als drei weitere bewaffnete Kämpfer in Koreshs Diensten mit einem Gewirr aus Schlägen und Tritten auf ihn losgingen. Einer von ihnen schwang einen Kampfhammer. Mando duckte sich gerade noch rechtzeitig darunter hinweg, um zu sehen, wie Koresh zum Ausgang hastete.

Mando donnerte dem Twi’lek vor sich die Faust gegen den Schädel, ehe er herumwirbelte und den Schläger hinter sich ausschaltete. Dann feuerte er aus seiner Armschiene eine Sprungfederklinge ab und machte seinen letzten beiden Gegnern mit tödlicher Effizienz den Garaus. Er schnappte sich seinen Blaster und lief zur Tür, um die Verfolgung des Abyssiners aufzunehmen.

Draußen eilte Koresh panisch grunzend, mit pumpenden Ellbogen, die Gasse hinunter. Der Mandalorianer hob den Arm und feuerte ein Fangseil ab, das sich um die Knöchel des Zyklopen wickelte. Dann riss Mando den Fliehenden mit einem Ruck von den Füßen und zog ihn zu sich. Er schlang das Seil um einen Laternenpfosten und zog Koresh so in die Höhe, dass er gefesselt und mit dem Kopf nach unten in der Luft baumelte. Seine verdreckte weiße Jacke flatterte um ihn herum wie ein Paar nutzloser Flügel.

„Na gut!“, rief Koresh. „Hör auf! Hör auf! Ich sag dir, wo einer ist! Aber gib mir dein Wort, dass du mich nicht umbringst.“

„Ich verspreche dir, du wirst nicht durch meine Hand sterben“, sagte Mando. Er konnte bereits hören, wie die rotäugigen Kreaturen in den Schatten näher heranpirschten und hungrig mit den Kiefern knirschten. „Wo ist der Mandalorianer, von dem du weißt?“

„Tatooine!“

Mando sah ihn überrascht an. „Was?“

„Der Mando, von dem ich weiß, ist auf Tatooine“, keuchte Koresh mit zittriger Stimme, in dem Versuch, zumindest das letzte bisschen Fassung zu bewahren, nachdem er bereits alle Würde verloren hatte.

„Ich war auf Tatooine“, sagte Mando, „und habe dort nie einen Mandalorianer gesehen.“

„Ich sag dir, meine Informationen stimmen! In Mos Pelgo!“ Der Abyssiner klang zusehends heiserer, als hätte er Mühe, zu atmen. „Ich schwör’s bei der Gotra!“

„Dann also Tatooine“, sagte Mando und drehte sich um, um zu gehen. Die Wiege mit dem Kind schwebte neben ihm her.

„Warte! Mando!“, rief Koresh. „Du kannst mich hier nicht so hängen lassen! Schneid mich los!“

„Das war nicht Teil der Abmachung.“ Der Mandalorianer drehte sich um und schoss die Straßenlaterne über Koresh aus. Ermutigt von der Dunkelheit, kamen die rotäugigen Geschöpfe aus ihren Löchern und stürzten sich auf ihre Beute.

Gor Koresh begann zu schreien. „Warte!“, brüllte er verzweifelt. „Was machst du da? Mando! Ich kann dich bezahlen! Mando!“

Doch der Mandalorianer schaute nicht zurück.

2. Kapitel

Tatooine. Es war, als wäre er nie fort gewesen. Die Razor Crest glitt über die goldenen Sanddünen und Schluchten des Planeten, während Mando langsam tiefer ging und über einen Tusken-Räuber hinwegflog, der auf einer Klippe auf dem Rücken seines Banthas saß und den Blick über Mos Eisley schweifen ließ. Der Kopfgeldjäger leitete den Landeanflug ein und setzte in der Andockbucht der mittlerweile vertrauten Startrampe fünfunddreißig auf. Einen Moment später senkte sich in einer Wolke Hydraulikdampf die Rampe seines Schiffs.

Peli Motto wartete in ihrem üblichen Overall nebst Werkzeuggürtel auf ihn. Auch ihre Droiden eilten sofort herbei, um sich um das Schiff zu kümmern, eifrig wie eine Boxencrew bei einem Podrennen, doch sie scheuchte sie weg.

„Alles klar“, sagte sie. „Hey, hey, hey! Tut mir leid, Jungs!“ Sie schüttelte den Kopf. „Kommt schon, ihr wisst, er mag keine Droiden!“

Mando kam mit einer Tragetasche über der Schulter die Rampe herunter. „Du kannst sie ruhig machen lassen“, sagte er. „Die Crest könnte ’ne Generalüberholung brauchen.“

Peli Motto hob eine Augenbraue. „Oh! Jetzt kann er Droiden auf einmal leiden. Gut, ihr habt’s gehört! Seht sie euch an.“ Während die Droiden auf das Schiff zuwuselten, wandte Peli ihre Aufmerksamkeit Mando zu. „Scheint sich einiges geändert zu haben, seit du zuletzt in Mos …“ Ihre Stimme wurde schrill vor Aufregung, als sie sah, dass der Kopf des Kindes aus der Tasche ragte. „Oho! Gepriesen sei die Macht! Wegen dieses kleinen Rackers war ich ganz krank vor Sorge. Komm her, du kleine Wompratte!“ Sie schnappte sich das Kind und jauchzte, als es in ihren Armen zufrieden gluckste. „Er erinnert sich an mich!“ Dann schaute sie zu Mando auf. „Wie viel willst du für ihn haben? Kleiner Scherz – aber irgendwie auch nicht. Weißt du, sollte sich der Kleine jemals fortpflanzen, wäre mir so ein Sprössling einiges wert.“

Bei der Razor Crest ertönte Scheppern und Getöse, als ein zischender Hydraulikschlauch, der sich gelöst hatte, wie wild durch die Luft schwirrte.

„Hey!“, rief Peli. „Passt auf, was ihr da drüben verzapft! Er traut eurer Sorte ohnehin schon nicht! Oder wollt ihr gleich alle Droiden in Verruf bringen?“

Mando wandte ihr wieder seine Aufmerksamkeit zu. „Ich bin geschäftlich hier“, erklärte er. „Ich brauche deine Hilfe.“

„Geh ruhig deinen Geschäften nach“, sagte Peli, während sie das Kind in den Armen wiegte. „Soll ich auf das runzelige Kerlchen achten, während du das Abenteuer suchst?“

„Es ist meine Aufgabe, ihn zurück zu den Seinen zu bringen“, sagte Mando.

„Oh. Tja, da kann ich nicht helfen. So einen wie ihn hab ich noch nie gesehen.“

„Eine mandalorianische Waffenmeisterin schickte mich auf diese Reise“, erklärte Mando. „Falls ich einen anderen meiner Art aufspüre, kann mir unser Netzwerk an Verstecken dabei helfen.“ Er berichtete ihr von Mos Pelgo, was er dort zu finden hoffte und was er von ihr, Peli Motto, brauchte. „Hast du dieses Speederbike noch?“

„Sicher doch“, sagte Peli. „Ist ’n bisschen rostig, aber ich hab’s noch.“

Mando folgte ihr.

* * *

Peli hatte recht: Der Düsenschlitten war ziemlich verrostet. Trotzdem trug er sie mit reichlich Geschwindigkeit und Schubkraft durch die Dünen, während Mando die Steuerhebel umklammerte und das Kind fröhlich in der Satteltasche mitfuhr, die Ohren im Wind schlackernd. Doch selbst bei diesem hohen Tempo herrschten bald die Schatten der Abenddämmerung über den Planeten. Sie verbrachten die Nacht in einem Lager der Tusken-Räuber, die sich mit ihren Banthas um ein Lagerfeuer drängten. Der Mandalorianer verständigte sich durch Handzeichen mit ihnen und erkundigte sich nach dem weiteren Weg, während sich das Kind eifrig über eine gegrillte Wompratte hermachte. Morgens brachen sie dann in aller Frühe auf, in der Hoffnung, vor der Mittagszeit am Ziel zu sein.

Mos Pelgo war nicht mehr als eine windgepeitschte Bergarbeitersiedlung irgendwo im Nirgendwo, eine Ansammlung heruntergekommener Häuser und staubiger Ladenfronten. Einige der Gebäude bestanden aus gebranntem Lehm, errichtet auf Stelzen, damit sie nicht im Sand versanken. Die Bewohner drängten sich in den Türen und verfolgten in wachsamem, argwöhnischem Schweigen, wie Mando die Hauptstraße entlangfuhr, vor dem Saloon hielt und von seinem Bike stieg.

Nach der Helligkeit des Tages wirkte das Innere des Lokals ziemlich düster, doch Mando erkannte trotzdem, dass der Schankraum größtenteils leer war.

Der Weequay hinter der Theke schaute zu dem Neuankömmling auf. „Kann ich dir helfen?“

„Ich suche einen Mandalorianer“, sagte Mando.

„Wir haben nicht viele Besucher in dieser Gegend. Kannst du ihn beschreiben?“

„Jemand, der aussieht wie ich.“

Der faltige Barkeeper sah ihn einen Moment lang skeptisch an, als würde er sich fragen, ob sich sein Gast einen Scherz mit ihm erlaubte. Dann fragte er: „Du meinst den Marshal?“

„Euer Marshal trägt eine mandalorianische Rüstung?“

„Überzeug dich selbst“, sagte der Barmann und deutete mit dem Kinn ruckartig zur Tür.

Als Mando sich umdrehte, stand eine Gestalt im Eingang, deren Silhouette sich vor dem hellen Wüstenhimmel abzeichnete. Der Mann trug tatsächlich eine Beskarrüstung samt Helm.

„Was führt dich her, Fremder?“

„Ich habe viele Parsec nach dir gesucht“, sagte Mando.

„Tja, jetzt hast du mich gefunden“, entgegnete der Marshal und trat ein. Die Schritte seiner Stiefel ließen die Dielenbretter ächzen. „Weequay, zwei Gläser Spotchka!“ Er wandte sich Mando zu. „Lass uns was zusammen trinken!“ Ohne auf die Antwort des Mandalorianers zu warten, schnappte sich der Marshal die Flasche mit blauer Flüssigkeit und zwei Gläser und ging zu einem Tisch in der Nähe, wo er Platz nahm. Dann tat er das Allerletzte, was Mando erwartet hätte: Er nahm seinen Helm ab. „Hab noch nie ’n echten Mandalorianer getroffen“, sagte er mit einem schiefen Lächeln. Er war sonnengebräunt, mit scharf geschnittenen Gesichtszügen, Stoppelbart und einem nachdenklichen Funkeln in den Augen. „Hab Geschichten gehört – ihr sollt gut im Töten sein. Und wahrscheinlich bist du nicht erfreut, mich in dieser Rüstung zu sehen. Also gehe ich davon aus, dass hier nur einer von uns lebend rauskommt.“ Er schaute zu der Stelle hinüber, wo das Kind stand und neugierig in einen Spucknapf lugte. „Aber dann sehe ich den kleinen Fratz da und denk mir, vielleicht hab ich dich ja falsch eingeschätzt?“

„Wer bist du?“, fragte Mando.

„Ich bin Cobb Vanth“, sagte der Mann. „Marshal von Mos Pelgo.“

„Woher hast du die Rüstung?“

Vanth hob das Glas an den Mund und nahm einen kleinen Schluck. „Jawas abgekauft.“

„Übergib sie mir!“, verlangte Mando.

„Hör zu, Kumpel“, sagte Vanth und stellte das Glas ab. „Ich bin sicher, da, wo du herkommst, bist du ’ne große Nummer. Aber hier bin ich der, der den Leuten sagt, wo’s langgeht.“

„Leg sie ab!“ Mando trat einen Schritt auf ihn zu. „Oder ich mach das.“

Vanth wirkte nicht so, als würde er diese Drohung sonderlich ernst nehmen. Wenn überhaupt, schien er die unvermeidliche Konfrontation zu begrüßen, mit der Aura eines Mannes, der froh ist, die Formalitäten hinter sich zu haben und zur Sache kommen zu können. „Machen wir das hier vor dem Kind?“, fragte er.

Drüben beim Spucknapf stieß das Kind ein leises Glucksen aus.

„Er hat schon Schlimmeres gesehen“, meinte Mando.

„Also gleich hier?“

„Gleich hier.“

Schulterzuckend schob Vanth seinen Stuhl zurück und erhob sich, um dem Mandalorianer gegenüberzustehen. Seine Hand glitt zu dem Halfter an seiner Hüfte, die Finger verharrten über dem Knauf.

Der Weequay stand wie erstarrt hinter der Theke und hielt den Atem an, während der Kopfgeldjäger darauf wartete, dass der Marshal zog. Dann begann plötzlich der Boden zu beben.

3. Kapitel

Das Beben erschütterte die ganze Bar, ließ die Gläser auf den Regalen klirren und sorgte dafür, dass der Spucknapf auf dem Boden hin- und herschwankte. Vanth hielt einen Finger in die Höhe, wie um zu sagen: kurze Unterbrechung. Dann drehte er sich um und ging zur Tür. Das Grollen und die Erschütterungen wurden mit jeder Sekunde intensiver.

Mando hörte, wie in einiger Entfernung eine Sirene losheulte. Er trat nach draußen, um sich vor dem Saloon zu Vanth zu gesellen.

Der Marshal starrte derweil die Hauptstraße hinunter in die Ferne. Überall um sie herum waren die Bewohner von Mos Pelgo in hellem Aufruhr und liefen aufgeregt in ihre Häuser. Ein Bantha, das nahebei an einem Balken angebunden war, blökte furchtsam.

Etwas kam. Was immer es war, näherte sich mit ohrenbetäubendem Getöse. Mando konnte seine Gestalt unter dem Sand ausmachen, die Rippen, die wie Stacheln herausragten, während die Vibrationen seines Gebrülls den Boden erzittern ließen, ihn aufbrachen und Wellen schlugen wie die Wogen eines gelben Ozeans. Dann brach das Ding mit einem Mal aus dem Untergrund hervor – ein riesiges Ungetüm mit einem weit aufklaffenden Maul voller Zähne, das sogar noch größer war, als Mando vermutet hatte. Die Bestie schnellte in die Höhe und stürzte sich auf das Bantha, um es mit einem einzigen Happs zu verschlingen, bevor sie in einem Gestöber aus Sand und Kies wieder unter der Oberfläche verschwand.

Vanth und Mando standen auf der Veranda des Saloons und verfolgten, wie sich der Staub in der Mittagssonne allmählich wieder legte. Hinter ihnen, im Innern des Etablissements, steckte das Kind seinen Kopf aus dem Spucknapf, in dem es Zuflucht gesucht hatte.

Schließlich seufzte Cobb Vanth. Er sah Mando an und sagte: „Vielleicht werden wir uns irgendwie einig?“

* * *

Vanth und Mando marschierten über den erhöhten Laufsteg, der vom Saloon fortführte. Um sie herum waren die Bürger bereits dabei, die Schäden zu reparieren. Das Ganze hatte etwas Routiniertes, als wäre so etwas schon viele Male zuvor passiert und gehörte in dieser Siedlung quasi zum Alltag.

„Diese Kreatur hat die Gegend schon terrorisiert, lange bevor Mos Pelgo gegründet wurde“, erklärte Vanth. „Dank dieser Rüstung konnte ich die Stadt vor Banditen und Sandleuten schützen. Sie verlassen sich auf mich … Aber ein Kraytdrache ist zu viel für mich allein.“ Er wandte sich an Mando. „Hilf mir, ihn zu töten, und ich geb dir die Rüstung.“

„In Ordnung“, sagte Mando. In seinem Verstand nahm bereits ein Plan Gestalt an. „Ich fahre zurück zum Schiff und puste ihn von oben aus dem Sand. Wir benutzen ein Bantha als Köder.“

„So einfach ist das nicht“, sagte Vanth. „Wenn das Schiff über ihm ist, spürt er die Vibrationen und bleibt unter der Erde. Aber ich weiß, wo er lebt.“

„Wie weit?“, fragte Mando.

Der Blick des Marshals schweifte in die Ferne. „Nicht weit.“

* * *

Gemeinsam brachen sie in die Wüste auf: Mando auf seinem Düsenschlitten, Vanth mit einem Flitzer, der quasi nur ein modifiziertes Podrennertriebwerk mit Sitz und Flugkontrollen war. Seite an Seite brausten sie über die Dünen hinweg in Richtung Jundland-Wüste.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie das war“, sagte Vanth. Er musste die Stimme heben, um sich bei all dem Lärm des Podrennertriebwerks Gehör zu verschaffen. „Die Stadt hätte es fast nicht geschafft. Es ging los, als wir von der Explosion des Todessterns erfuhren. Dem zweiten, meine ich …“

Der Marshal berichtete Mando davon, wie sich das Imperium nach dem Ende der Besetzung von Tatooine zurückgezogen hatte. Anfangs hatte es darüber auf den Straßen großen Jubel gegeben – doch die Freude währte nicht lange. Denn in jener Nacht war das Bergbaukollektiv angerückt. Bewaffnete Soldaten mit dunklen Visieren, die ihre Gesichter verbargen, hatten die Stadt gestürmt, Mos Pelgo mit brutaler Gewalt unter ihre Kontrolle gebracht und dafür gesorgt, dass keiner aus der Reihe tanzt.

„Macht lässt kein Vakuum zu“, sagte Vanth, „und Mos Pelgo wurde über Nacht zu einem Sklavenlager.“ Sein Blick schweifte in die Ferne, während die Erinnerungen vor seinem geistigen Auge Revue passierten. „Ich lief davon – schnappte mir von den Angreifern, was ich konnte … Ich nahm ein Camtono mit. Ich wusste nicht, dass es voller Silicax-Kristalle war.“ Er erzählte Mando, wie er aus der Stadt geflohen war, hinaus in die Wüste, wo er tagelang umherirren musste, ohne Essen und Wasser, kurz davor zusammenzubrechen. „Und dann … wurde ich gerettet. Von Jawas.“

Die Wüstenplünderer waren fasziniert gewesen von den Silicax-Kristallen, die Vanth unwissentlich bei sich getragen hatte. Sie hatten ihm Zuflucht in ihrem Sandkriecher geboten, ihm Wasser gegeben und die Chance, wieder zu Kräften zu kommen.

„Die Jawas wollten die Kristalle“, sagte Vanth. „Zum Tausch boten sie mir ihr kostbarstes Gut. Für meinen Schatz bekam ich mehr als einen gefüllten Wasserschlauch – ich erkaufte mir die Freiheit.“

Die Beskarrüstung, die Vanth an Bord des Sandkriechers entdeckt hatte, war zwar ziemlich ramponiert gewesen, voller Beulen und Schrammen von der harschen Wüste, in der die Jawas sie gefunden hatten. Doch er hatte ihr Potenzial erkannt – nicht nur für sich selbst, sondern für die Rettung von Mos Pelgo.

Vanth berichtete dem Mandalorianer, wie er Rüstung und Helm angelegt hatte und so in die Siedlung zurückgekehrt war, nachdem er die lange inaktiven Waffensysteme wieder zum Laufen gebracht hatte. Die Söldner des Bergbaukollektivs hatten sich gerade im Saloon versammelt und feiernd und lachend an den Tischen gesessen. Vanth hatte seinen Blaster gezogen, das Feuer eröffnet und alle Gegner ausgeschaltet, ohne selbst auch nur einen Kratzer abzubekommen. Als der letzte Söldner in einem Landgleiter zu fliehen versucht hatte, war Vanth nach draußen gegangen und hatte eine Rakete von seinem Rücken abgefeuert, die den Speeder außer Gefecht setzte, bevor er die offene Wüste erreichen konnte. So war er zum Marshal von Mos Pelgo geworden.

Als sie schließlich die Canyons der Jundland-Wüste erreichten, war Cobb Vanth mit seiner Geschichte am Ende angelangt. Es war gespenstisch still, als er und Mando langsam durch die Sandsteinschluchten fuhren, nur der Triebwerkslärm hallte von den hoch aufragenden Felswänden wider. Als Mando aus dem Augenwinkel auf einem nahe gelegenen Kamm Bewegungen ausmachte, entdeckte er ein bedrohliches Rudel Massiffs, das auf sie zukam. Die reptilienartigen Echsenwölfe knurrten sie an, ihre Krallen kratzten auf dem sandigen Felsboden.

Vanth hob seinen Blaster und legte an, doch Mando streckte die Hand aus und drückte den Lauf der Waffe behutsam nach unten. Dann stieß er ein gutturales Heulen aus, das durch den Canyon hallte. Darauf folgte Stille.

„Was hast du vor?“, fragte Vanth.

Einen Moment später tauchte ein halbes Dutzend Sandleute aus ihren Verstecken auf. Mando stellte sein Gewehr beiseite und ging zu ihnen hinüber. Zwei der Massiffs sprangen wie übergroße Welpen auf ihn zu und beschnüffelten Mando neugierig. Als die Tusken-Räuber Handzeichen machten, antwortete er ihnen.

„Hey, Partner!“, sagte der Marshal. „Verrätst du mir auch, was los ist?“

Mando hockte sich hin, strich einem der Echsenwölfe über den Kopf und tätschelte seine Flanke. „Sie wollen den Kraytdrachen ebenfalls töten“, sagte er.

* * *

In dieser Nacht saßen Vanth und Mando mit den Sandleuten um ihr Lagerfeuer – der flackernde Lichtschein fiel auf die kuppelförmigen Zelte der Tusken. Einer von ihnen brach ein großes schwarzes Ei auf und reichte es Vanth, der den Inhalt mit unübersehbarem Ekel anstarrte.

„Was soll ich damit jetzt machen?“, fragte der Marshal.

„Trinken“, sagte Mando.

„Es stinkt!“

„Willst du ihre Hilfe?“

„Nicht, wenn ich das hier dafür trinken muss“, meinte Vanth abfällig.

Die Tusken machten Handzeichen, auf die Mando mit einer Reihe von Gesten reagierte, ehe er sich wieder Vanth zuwandte. „Er sagt, deine Leute stehlen ihr Wasser, und jetzt beleidigst du sie, weil du nicht trinkst.“ Wieder kommunizierte er in Zeichensprache mit den Tusken. „Sie wissen von Mos Pelgo und wie viele Sandleute du getötet hast.“

„Die haben uns überfallen!“, protestierte Vanth. „Ich hab unser Zuhause verteidigt!“

„Senk deine Stimme“, sagte Mando.

Die Sandleute um sie herum wurden zusehends zorniger. Die Massiffs pirschten knurrend aus den Schatten heran.

„Ich wusste, das ist ’ne miese Idee“, sagte Vanth.

„Du verärgerst sie!“, entgegnete Mando.