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Star Wars meets Horror – ein galaktischer Sprung in ein neues Genre!
Hestizo Trace besitzt ein außergewöhnliches Talent der Macht: die Gabe im Umgang mit Pflanzen. Doch ihr sorgloses Leben findet ein jähes Ende, als sie in die Hände von Darth Scabrous fällt. Denn die junge Jedi besitzt eine seltene Orchidee, in der sich ein Virus mit unvorstellbarer Wirkung verbirgt. Plötzlich erstehen Tote wieder auf, getrieben von blutigem Hunger auf alles Lebendige und befehligt von einem Sith-Lord mit der unersättlichen Gier nach Macht – und einem einzigen Ziel: Unsterblichkeit.
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Seitenzahl: 369
Joe Schreiber:Darth Scabrous
John Jackson Miller:Knight Errant – Jägerin der Sith
Drew Karpyshyn:Darth Bane – Schöpfer der Dunkelheit · Darth Bane – Die Regel · Darth Bane – Dynastie des Bösen
James Luceno:Schleier der Täuschung
Michael Reaves:Darth Maul – Der Schattenjäger · Terry Brooks:Episode I. Die dunkle Bedrohung · Greg Bear:Planet der Verräter · T. Zahn:Die Kundschafter · Alan D. Foster:Ein Sturm zieht auf · R. A. Salvatore:Episode II. Angriff der Klonkrieger · Karen Traviss:Clone Wars · Karen Miller:Clone Wars – Wilder Raum · Karen Traviss:Clone Wars – Keine Gefangenen · Karen Miller:Clone Wars – Im Verborgenen · Michael Reaves:MedStar – Unter Feuer · Michael Reaves & Steve Perry:MedStar – Jedi-Heilerin · Matthew Stover:Mace Windu und die Armee der Klone · Steven Barnes:Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden · David Sherman & Dan Cragg:Die Feuertaufe · Sean Stewart:Yoda – Pfad der Dunkelheit · James Luceno:Labyrinth des Bösen · Matthew Stover:Episode III. Die Rache der Sith · James Luceno:Dunkler Lord. Der Aufstieg des Darth Vader (36609)
George Lucas:Eine neue Hoffnung [Episode IV] · Michael Reaves & Steve Perry:Die Macht des Todessterns · Joe Schreiber:Der Todeskreuzer · Timothy Zahn:Treueschwur · Donald F. Glut:Das Imperium schlägt zurück [Episode V] · Kevin J. Anderson (Hrsg.):Kopfgeld auf Han Solo · James Kahn:Die Rückkehr der Jedi-Ritter [Episode VI] · Matthew Stover:Luke Skywalker und die Schatten von Mindor · Troy Denning:Der Geist vonTatooine
Timothy Zahn:Erben des Imperiums · Die dunkle Seite der Macht · Das letzte KommandoPeter Schweighofer (Hrsg.):Flucht der Rebellen · Peter Schweighofer & Craig Carey (Hrsg.):Kampf um die Neue Republik
Aaron Allston:Operation Eiserne Faust
DAS ERBE DER JEDI-RITTER:R. A. Salvatore:1. Die Abtrünnigen · Michael Stackpole:2. Die schwarze Flut · 3. Das Verderben · James Luceno:4. Der Untergang · 5. Die letzte Chance · Kathy Tyers:6. Planet der Verlorenen · Greg Keyes:7. Anakin und die Yuuzhan Vong · 8. Die Verheißung · Troy Denning:9. Das Ultimatum · Elaine Cunningham:10. Jainas Flucht · Aaron Allston:11. Rebellenträume · 12. Aufstand der Rebellen · Matthew Stover:13. Verräter · Walter Jon Williams:14. Wege des Schicksals. Mit Bonus-Roman Ylesia · Sean Williams & Shane Dix:15. Die Ruinen von Coruscant · 16. Der verschollene Planet · 17. Wider alle Hoffnung · Greg Keyes:18. Die letzte Prophezeiung · James Luceno:19. Vereint durch die Macht
DUNKLES NEST:Troy Denning:1. Die Königsdrohne · 2. Die verborgene Königin · 3. Der Schwarmkrieg
WÄCHTER DER MACHT:Aaron Allston:1. Intrigen · Karen Traviss:2. Blutlinien · Troy Denning:3. Sturmfront · Aaron Allston:4. Exil · Karen Traviss:5.Opfer · Troy Denning:6. Inferno · Aaron Allston:7. Zorn · Karen Traviss:8. Enthüllungen · Troy Denning:9. Sieg
Paul S. Kemp:Gegenwind · James Luceno:Millennium Falke
DAS VERHÄNGNIS DER JEDI-RITTER:Aaron Allston:1. Der Ausgestoßene · Christie Golden:2. Omen · Troy Denning:3. Abgrund · Aaron Allston:4. Rückschlag · Christie Golden:5. Die Verbündeten · Troy Denning:6. Im Vortex · Aaron Allston:7. Verurteilung
3645 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Darth Scabrous1032 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Knight Errant – Jägerin der SithCA. 1000 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Darth Bane – Schöpfer der Dunkelheit· Darth Bane – Die Regel der Zwei· Darth Bane – Dynastie des Bösen33 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Schleier der Täuschung
32,5 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Darth Maul – Der Schattenjäger32 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung29 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Planet der Verräter27 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Die Kundschafter22,5 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Ein Sturm zieht auf22 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger22–19 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Star Wars: Clone Wars· Clone Wars – Wilder Raum22–19 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Clone Wars – Keine Gefangenen· Clone Wars – Im Verborgenen· Mace Windu und die Armee der Klone· Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden· Die Feuertaufe· Yoda – Pfad der Dunkelheit· Labyrinth des Bösen20 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· MedStar – Unter Feuer· MedStar – Jedi-Heilerin19 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith· Dunkler Lord – Der Aufstieg des Darth Vader10–0 JAHRE VOREine neue Hoffnung
Die Han-Solo-Trilogie:
· Der Pilot· Der Gejagte· Der König der SchmugglerCA. 5–2 JAHRE VOREine neue Hoffnung
Lando Calrissian – Rebell des Sonnensystems:
· Die Geisterharfe· Der Flammenwind von OseonCA. 5–2 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Die Sternenhöhle von Thon BokaHan Solos Abenteuer:
· Han Solo auf Stars’ End· Han Solos Rache· Das verlorene VermächtnisCA. 1 JAHR VOREine neue Hoffnung
· Der TodeskreuzerCA. 1–0 JAHRE VOREine neue Hoffnung
· Die Macht des TodessternsSTAR WARS
· Episode IV – Eine neue Hoffnung0–3 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Sturm über Tatooine· Treueschwur· Skywalkers Rückkehr3 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück· Kopfgeld auf Han Solo3,5 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Schatten des Imperiums4 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter· Palast der dunklen SonnenDer Kopfgeldjägerkrieg:
· Die mandalorianische Rüstung· Das Sklavenschiff· Die große Verschwörung· Der Pakt von Bakura5 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Luke Skywalker und die Schatten von Mindor6,5–7,5 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
X-Wing:
· Angriff auf Coruscant· Die Mission der Rebellen · Die teuflische Falle· Bacta-Piraten· Die Gespensterstaffel· Operation Eiserne Faust· Kommando Han Solo8 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Entführung nach Dathomir· Der Geist von Tatooine9 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Die Thrawn-Trilogie:
· Erben des Imperiums· Die dunkle Seite der Macht· Das letzte Kommando9 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
X-Wing:
· Isards Rache11 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Die Jedi-Akademie-Trilogie:
· Flucht ins Ungewisse· Der Geist des Dunklen Lords· Der Meister der Macht· Der Kampf des Jedi12–13 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Palpatines Auge· Dark Saber – Der Todesstern· Planet des ZwielichtsX-Wing:
· Das letzte Gefecht14 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Der Kristallstern16–17 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Die schwarze Flotte:
· Vor dem Sturm· Aufmarsch der Yevethaner· Entscheidung bei Koornacht17 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Rebellion der Verlorenen18 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Die Corellia-Trilogie:
· Der Hinterhalt· Angriff auf Selonia· Showdown auf Centerpoint19 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Die Hand von Thrawn:
· Schatten der Vergangenheit· Blick in die Zukunft· Der Zorn des Admirals22 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Die Verschollenen23–24 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Young Jedi Knights:
· Die Hüter der Macht· Akademie der Verdammten· Die Verlorenen · Lichtschwerter· Die Rückkehr des dunklen Ritters· Angriff auf Yavin 4· Die Trümmer von Alderaan· Allianz der Vergessenen· Stimmen des Zorns· Gefangen auf Ryloth· Das Vermächtnis des Imperiums25 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Das Erbe der Jedi-Ritter:
· Die Abtrünnigen· Die schwarze Flut· Das Verderben· Der Untergang· Die letzte Chance· Planet der Verlorenen· Anakin und die Yuuzhan Vong· Die Verheißung· Das Ultimatum· Jainas Flucht· Rebellenträume· Aufstand der Rebellen· Verräter· Wege des Schicksals· Die Ruinen von Coruscant· Der verschollene Planet· Wider alle Hoffnung· Die letzte Prophezeiung· Vereint durch die Macht35 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Dunkles Nest:
· Die Königsdrohne· Die verborgene Königin· Schwarmkrieg40 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Wächter der Macht:
· Intrigen· Blutlinien· Sturmfront· Exil· Opfer· Inferno· Zorn· Enthüllungen· Sieg41 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Gegenwind43 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
· Millennium Falke43 JAHRE NACHEine neue Hoffnung
Das Verhängnis der Jedi-Ritter:
· Der Ausgestoßene· Omen· Abgrund· Rückschlag· Die Verbündeten· Im Vortex· VerurteilungFür Christina.»Ich werfe dir einen innigen Blick zu …«
DAIL’LISS; Bibliothekar (Neti)
DARTH SCABROUS; Sith-Lord (Mensch)
DRANOK; Kopfgeldjäger (Mensch)
HARTWIG; Sith-Schüler (Mensch)
HESTIZO TRACE; Arbeiterin des Jedi-Agrikultur-Korps (Mensch)
JURA OSTROGOTH; Sith-Schüler (Mensch)
KINDRA; Sith-Schülerin (Mensch)
MAGGS; Sith-Schüler (Mensch)
MNAH RA’AT; Sith-Schüler (Mensch)
PERGUS FRODE; Mechaniker (Mensch)
RANCE LUSSK; Sith-Schüler (Mensch)
ROJO TRACE; Jedi-Ritter (Mensch)
TULKH; Kopfgeldjäger (Whiphide)
WIM NICKTER; Sith-Schüler (Mensch)
XAT HRACKEN; Sith-Kampfmeister (Mensch)
Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …
3645 VOR DER SCHLACHT VON YAVIN
Wim Nickter stand unmittelbar außerhalb des Rings und wartete darauf, dass Blut floss. Die kalte Morgenluft von Odacer-Faustin schmeckte nach Ozon, lähmte seine Zunge und seine Lippen, ließ sein Herz in der Brust schneller schlagen, bis es sogar durch den schweren Stoff der windabweisenden Tunika zu dringen schien. Zusammen mit den anderen Schülern war er die siebenundsiebzig Stufen zur Spitze des Tempels hinaufgestiegen; seine Muskeln schmerzten, und der Schweiß seiner Anstrengung trocknete noch immer in den Böen. Die Lichtschwert-Trainingsstunde war vorüber. Jetzt fingen die Zweikämpfe an.
In den drei Standardjahren, seit er in die Akademie aufgenommen worden war, hatte Nickter diesen Duellen zunehmend mit einer besonderen Art von Spannung entgegengesehen. Nickter, ein großer, langgliedriger Siebzehnjähriger mit einem Schopf rabenschwarzen Haars, blickte mit solch hungrigen blaugrauen Augen in den Ring, dass sie nahezu perfekt zur unerbittlichen Landschaft ringsum passten.
Nickter schaute nach unten. Von der Spitze des Tempels aus ähnelte die Sith-Akademie nichts so sehr wie einem teilweise kaputten Rad, dessen Speichen schiefvom zentralen Punkt des Turms abstrahlten. Die uralten Kammern, umschlossenen Gänge, Tunnel und Tempel und die große Bibliothek der Akademie, die quasi ihr verwunschenes Herz bildete, waren schon lange im Zerfall begriffen, gebeutelt von Jahrzehnten voller Schnee und Eis, die sich auf den Dächern und Mauern sammelten, und den sich ständig ändernden tektonischen Verschiebungen der Planetenkruste. Die Folge davon war eine ausgedehnte Ruine vergessener Räume – einige davon prunkvoll –, die unter Tonnen vom Alter gequälter Sith-Architektur ächzten.
Genau hierher waren Nickter und mehrere Hundert andere gekommen, um alles zu lernen, was sie über die dunkle Seite der Macht wissen mussten.
Ihm direkt gegenüber machte Lord Shak’Weth, der Sith-Schwertmeister, drei Schritte nach vorn auf die freie Fläche, drehte sich um und blickte unter der Kapuze seines Umhangs hervor, um die Schüler zu mustern. Einen Moment lang war der Wind abgeklungen. Abgesehen vom Kratzen seiner Stiefel auf dem flachen, unebenen Boden war alles ruhig. Die steinerne Miene des Schwertmeisters gab nichts von dem preis, was in ihm vorging. Der dünne, lippenlose Schlitz seines Mundes bewegte sich nie. Er sagte nichts, und das war auch gar nicht nötig. Dies war der Moment, in dem das erste Duell verkündet wurde, und Nickter hatte die Gerüchte genauso gehört wie all seine Mitschüler. Heute war der Tag, an dem Lussk seine Herausforderung aussprechen würde.
Rance Lussk war der beste Schüler der Akademie – ein Sith-Akolyth mit so viel rohem Talent und Potenzial, dass es nur wenige jemals wagten, an ihn heranzutreten, ganz zu schweigen davon, ihn zum Duell zu fordern. Gegenwärtig verbrachte er den Großteil seiner Zeit mit privaten Trainingsstunden mit Shak’Weth und den anderen Meistern der Akademie. Einige behaupteten, dass er sogar schon mit Lord Scabrous persönlich meditiert hatte, oben im Turm … auch wenn Nickter diesbezüglich gewisse Zweifel hegte. Bislang war er noch keinem Schüler begegnet, der tatsächlich von sich sagen konnte, im Innern des Turms gewesen zu sein. Trotzdem wartete er mit angehaltenem Atem.
Die Gruppe war vollkommen still geworden. Einen Moment später trat Lussk vor.
Lussk war eine agile, muskulöse Gestalt in Mantel und Tunika, mit einem länglichen Gesicht und flammend rotem Haar, das er sich lang hatte wachsen lassen, um es nun hinter dem Kopf in einem so eng geflochtenen Zopf zu tragen, dass die Haut an den Rändern seiner blassgrünen Augen spannte. Es ließ sie tatsächlich wirken, als stünden sie ein wenig schräg. Sein augenfälligstes Merkmal jedoch war das verschlossene Schweigen, das über ihm schwebte wie eine tödliche Wolke. Nah an ihn heranzutreten hieß, sich einer Aura düsteren Grauens auszusetzen. Bei den ein oder zwei Malen, als Nickter Lussk in den Fluren der Akademie zufällig angerempelt hatte, konnte er merklich spüren, wie die Temperatur und der Sauerstoffgehalt abnahmen. Lussk strahlte Gefahr aus – er atmete sie aus wie Kohlendioxyd.
Nickter spürte, wie sich sein ganzer Körper versteifte – abgesehen von seinem wild klopfenden Herzen –, als sich Lussk langsam umdrehte, um die anderen Akolythen mit einem gleichgültigen, beinahe reptilienhaften Starren zu mustern. Was mögliche Gegner betraf, so gab es nur wenige, die seiner würdig waren. Lussks Blick schweifte über Jura Ostrogoth, Scopique, Nace, Ra’at und einige der geschicktesten Kämpfer der Gruppe hinweg. Nickter fragte sich, ob einer von ihnen die Herausforderung annehmen würde, wenn er sie zum Duell forderte. Die Erniedrigung zu kneifen war nichts verglichen mit der potenziellen Katastrophe, im Ring gegen Lussk zu verlieren. In seinen Händen konnte selbst ein Übungsschwert mit seiner Durastahlklinge und den Millionen mikroskopisch kleinen, giftgefüllten Widerhaken verheerende Verletzungen anrichten.
Lussk blieb stehen, und Nickter wurde bewusst, dass der rothaarige Akolyth ihn anstarrte. Seine Worte hingen förmlich in der Luft.
»Ich fordere Nickter heraus.«
Im ersten Moment dachte Nickter, sich verhört zu haben. Dann sickerte die Realität in seinen Verstand ein, und er spürte, wie seine Eingeweide tiefer sackten, als wäre der Boden selbst unvermittelt unter seinen Füßen verdampft. Die Zeit schien stillzustehen. Er war sich darüber im Klaren, dass sich Shak’Weth und all die Schüler umdrehten und in seine Richtung schauten, darauf wartend, dass er vortrat oder zurückwich. Mit Blick auf den Übungsaspekt machte Lussks Wahl keinen Sinn – obgleich er sich im Training durchaus zu behaupten vermochte, war Nickter dem anderen Schüler klar unterlegen. Er bot ihm keine Gelegenheit, seine Fähigkeiten weiter zu verbessern oder den anderen sogar eine gute Show zu liefern.
Dennoch hing die Herausforderung zwischen ihnen offen in der Luft.
»Nun, Nickter?«, fragte der Schwertmeister. »Was sagst du?«
Nickter senkte den Kopf und spürte, wie langsam eine vertraute Wärme in Wangen und Hals kroch. Er war sich bewusst, dass eine formelle Erwiderung darauf nicht notwendig war. Einfach den Kopf zu beugen und zurückzutreten wäre Antwort genug. Einen Moment später würde das Getuschel einsetzen, während sich das bisschen Ansehen, das er sich in den letzten zwei Jahren erkämpft hatte, langsam verflüchtigte. Natürlich war das Ganze ein Dilemma, das er nicht unbeschadet überstehen würde, aber zumindest hatte er auf diese Weise die Chance, körperlich unversehrt zu bleiben. Mehrere von Lussks früheren Gegnern hatten nicht so viel Glück gehabt – die letzten drei hatten die Akademie verlassen, nachdem sie gegen ihn verloren hatten. Einer hatte sich das Leben genommen. Es war, als hätte es irgendetwas … mit ihnen gemacht, gegen Lussk zu verlieren; als habe es ihnen irgendwelche tiefen inneren Verletzungen zugefügt, die nie wieder verheilen sollten.
Die Antwort auf die Herausforderung war offenkundig. Nickter wollte einfach zurücktreten und sich verneigen. Aus diesem Grund war er genauso schockiert wie alle anderen, als er sich selbst sagen hörte: »Ich akzeptiere.«
Ein überraschtes Murmeln ging deutlich vernehmbar durch die Reihen der anderen Schüler. Sogar Shak’Weth hob eine haarige Augenbraue.
Nickter blinzelte, außerstande zu glauben, was er gerade gesagt hatte. Er hatte überhaupt nicht beabsichtigt, etwas zu sagen. Die Worte waren unfreiwillig aus ihm herausgeplatzt. Als er jetzt zu Lussk aufschaute und den schwachen Anflug eines Lächelns sah, das die Winkel seines kleinen, unscheinbaren Mundes kräuselte, wurde Nickter klar, dass Lussk von allen hier Versammelten der Einzige war, den seine Reaktion nicht überraschte.
Und zum ersten Mal begriff Nickter, was vorging. Hierbei ging es überhaupt nicht um ein Duell. Es ging um etwas vollkommen anderes.
»Also gut«, sagte Lussk und winkte ihn mit seiner freien Hand vor. »Komm her!«
Bevor er sich versah, spürte Nickter, wie er nach vorn in den Ring gesaugt wurde, erst der eine Fuß und dann der andere, die den Rest seines Körpers hinter sich herzogen. Sein Herz raste, als sein Körper registrierte, dass dies hier wirklich geschah. Nein, protestierte sein Verstand, ich mache das nicht, ich will das nicht tun. Aber das spielte nun keine Rolle mehr, weil alles, was er sehen konnte, Lussks Lächeln war, das breit genug wurde, dass zwischen seinen Lippen das mattgelbe Glitzern der Eckzähne zum Vorschein kam. Nickter wusste, was vorging, und was noch schlimmer war: Lussk wusste, dass er es wusste. Lussks Augen waren Kohlenpfannen reinen, sadistischen Vergnügens, und die Intensität, die darin lag, verwandelte sein ansonsten unscheinbares Gesicht, verzerrte es seltsam, machte es zu etwas ungeheuer Grässlichem.
Sie standen sich jetzt direkt gegenüber, von Angesicht zu Angesicht, nah genug, dass Nickter die schreckliche Kälte fühlen konnte, die aus Lussks Poren strömte, und Lussk hob sein Übungsschwert, dessen Klinge durch die Luft zischte, als er die Standard-Kampfposition einnahm.
Nicht, wollte Nickter sagen, seine Augen flehten stumm, doch stattdessen sah er seine eigene Waffe in die Höhe schnellen. Es war zu spät. Was auch immer jetzt mit ihm geschah – was auch immer Lussk ihm antun würde –, ließ sich nicht mehr abwenden.
Lussks Klinge sauste wuchtig und schnell herab. Nickter reagierte sofort, mit instinktiver Schnelligkeit und Agilität, die sich in unzähligen Trainingsstunden in seine Zellen eingebrannt hatten. Metall traf mit einem Klirren auf Metall, das die Luft vibrieren ließ, durch den Ring um sie herum vibrierte und sie wie einen Hochspannungsstromkreis brummen ließ. In Nickter erwachte irgendetwas abrupt zum Leben, und als sich Lussk auf ihn stürzte, war er bereit, wehrte Lussks nächsten Stoß ohne zu zögern mit einer scharfen Parade ab und wich mit einer Bewegung zurück, die unvermittelt eine Lücke zwischen ihnen auftat. Wie aus weiter Ferne hörte Nickter, wie die Menge ein leises, anerkennendes Murmeln ausstieß. Ihre pessimistischsten Erwartungen hatte er bereits übertroffen.
Lussk stürmte von Neuem vor, und Nickter sprang zur Seite, um den Stoß abzuwehren, jetzt weniger geschickt. Schon war das flüchtige Gefühl von Können wieder fort, wie fortgeweht, ersetzt durch schwindelerregende Perspektivlosigkeit. Wie war er so rasch so nah herangekommen? Lussk bewegte sich zu schnell, und Nickters Schwert schien in seiner Hand ganz von allein zum Leben erwacht zu sein. Es schwirrte und fuhr durch die Luft, um Lussk fernzuhalten, doch Lussks kaltes Lächeln verriet ihm die ganze Geschichte. Du gehörst mir, Made, sagte dieses Lächeln, als die Willenskraft des älteren Schülers durch Nickters Schädel dröhnte, und du wirst tun, was ich dir sage.
Nein! Nickter biss die Zähne zusammen und beschwor alle Entschlossenheit, die er aufzubringen vermochte. Jetzt verstand er, dass seine einzige Hoffnung darin bestand, sich zu befreien und seinen Willen Lussks Befehl zu entringen. Was der andere Akolyth jetzt an ihm übte, war offensichtlich irgendeine fortschrittliche Macht-Gedankenkontrolltechnik, die er von einem der Sith-Lords an der Akademie gelernt hatte, vielleicht sogar von Scabrous persönlich. Waren die Gerüchte darüber, dass er sich Lussks angenommen hatte, am Ende doch wahr? Was auch immer der Fall sein mochte, aus Gründen, die nur Lussk allein kannte, hatte er beschlossen, diese Technik heute Morgen an Nickter auszuprobieren, und Nickter hatte nichts, womit er dagegenhalten konnte.
Mit einem vernehmlichen Ächzen der Anstrengung sprang Nickter wieder vor, die Klinge schlagbereit, bloß um auf ein amüsiertes, verächtliches Grinsen zu stoßen, als habe Lussk nichts anderes erwartet. Mit einer Abfolge von Bewegungen ging Lussk nahtlos von einem brutalen, präzisen Makashi-Angriff zur akrobatischeren Form IV über, vollführte aus dem Stand heraus einen Salto, drehte sich in der Luft und landete hinter Nickter, bevor der auch nur die Chance hatte zu reagieren. Zu spät hörte Nickter die Klinge von rechts heransausen, dann peitschte sie quer über seinen Ellbogen, und er stieß einen scharfen, gequälten Schrei aus, als seine Hand taub wurde. Die Finger öffneten sich ruckartig und ließen das Schwert zu Boden sinken.
Hilflos und entwaffnet spürte er, wie die kalte Spitze von Lussks Durastahlklinge gegen seinen Nacken drückte, sich unmittelbar unter der Schädelbasis in die Haut bohrte. Da war dieses grässliche, taube Gefühl, das Nickter nur zu gut kannte – das Gefühl, das einen in der Sekunde überkam, bevor die Nervenenden eine Überladung Schmerz registrierten.
Zumindest war es vorbei.
Jetzt, pochte Lussks Stimme in seinem Kopf. Sie war tief und tonlos, ein Befehl, dem man sich nicht widersetzen konnte. Lass dich nach hinten in meine Klinge fallen!
Nickter widerstand dem Drang, der Aufforderung nachzukommen, stemmte sich nach vorn, die Muskeln in seinem Hals strafften sich – doch es war sinnlos. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Der Schmerz nahm zu, vervielfachte sich, wurde unendlich schlimmer, kreischte durch seinen Leib, und irgendein grimmiger, instinktiver Teil seiner selbst wusste, dass er nur Sekunden davon entfernt war, sein eigenes Rückenmark zu durchtrennen, das Hirn kurzzuschließen und in diesem letzten Moment des Bewusstseins alle verbliebenen Gedanken auszulöschen. Er sog durch die Zähne Luft ein und blickte wie aus weiter Ferne auf die Reihen der anderen, die außerhalb des Rings standen und auf ihn herabstarrten. Ihre Augen waren hell und gierig, als sie auf den unvermeidlichen Gnadenstoß warteten.
Verflucht sollt ihr sein, dachte Nickter. Verflucht sei jeder Einzelne von euch. Ich hoffe, dass ihr alle dieselbe Folter erdulden müsst, oder noch Schlimmeres. Ich hoffe, dass jeder von euch so leiden muss, wie ich jetzt leide. Ich hoffe …
Mit einem Keuchen sprang Nickter vor, plötzlich frei, fort von der Klinge, streckte den Arm in die Höhe, um eine Hand auf die schmerzvolle, aber letztlich oberflächliche Wunde zu legen, die sie unmittelbar über dem knochigen, vorstehenden Buckel seiner Wirbelsäule hinterlassen hatte. Es gelang ihm kaum, seine Hand oben zu halten. Der Kampf hatte seinen Körper – sowohl physisch als auch mental – zu einem verschwommenen Hologramm seines früheren Selbst verkommen lassen. Seine Muskeln zitterten, und er fühlte sich wie ausgewrungen, die Haut und das Haar nass von frischem Schweiß. Sein Schädel fühlte sich an, als wolle er explodieren. Er konnte kaum atmen. Als er sich zu Lussk umdrehte, schienen ihn die Beine jeden Moment verraten und nachgeben zu wollen, und er erhaschte einen flüchtigen Blick auf die undurchdringlichen grünen Augen des anderen Akolythen.
Du lebst bloß, weil ich dich am Leben lasse, sagten diese Augen, und Nickter begriff, dass Lussks Akt der Gnade ihn letzten Endes zur größeren Erniedrigung des unverdienten Überlebens verdammt hatte. Er schaute weg, drehte sich um und bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Niemand sprach oder gab einen Laut von sich, als er den steinigen Stufen von der Spitze des Tempels zum schneebedeckten Pfad weiter unten folgte.
Um die Mittagszeit hatte sich die Neuigkeit von Nickters Niederlage in der gesamten Akademie verbreitet. Keiner der anderen Schüler hatte gesehen, was anschließend mit ihm passiert war, doch Jura Ostrogoth nahm an, dass sich Nickter auf die Krankenstation begeben hatte, um seine körperlichen Verletzungen versorgen zu lassen … oder dass er zu den Schlafsälen zurückgekehrt war, um seine weniger greifbaren Wunden zu lecken.
»So oder so«, meinte Jura zu Kindra, als sich die beiden an der gekrümmten Steinplatte vorbeischoben, die einen der fünf Zugänge zur Bibliothek der Akademie markierten. »Was davon zutrifft, spielt jetzt ohnehin keine Rolle, oder? Er hat jedenfalls keine so tolle Figur gemacht.«
Kindra nickte, sagte jedoch nichts. Sie waren unterwegs zum Speisesaal, um ihr Mittagessen einzunehmen. Nach einer kurzen Atempause heute Morgen schneite es wieder, stärker jetzt – kleine, staubtrockene Flocken wehten vor ihnen über den Boden, krochen über die Wege und wurden vom Wind gegen die Außenmauern der Akademie getrieben. Jura, der auf Chazwa im Orus-Sektor aufgewachsen war, war gut für solches Wetter gewappnet und hatte sein Gewand beim Gehen bis zum Hals geöffnet. Den Sturm, der in Böen durch den Stoff drang, nahm er beinahe gar nicht zur Kenntnis. Er hatte gesehen, wie andere Akolythen aus wärmeren Gegenden dieselbe Aura eherner Gleichgültigkeit mit klappernden Zähnen und blauen Lippen zur Schau zu stellen versuchten, doch ihm machte die Kälte wirklich nichts aus, und das war nie anders gewesen.
»Was ist mit Lussk?«, fragte Kindra.
Jura warf ihr einen Seitenblick zu. »Was soll mit ihm sein?«
»Hat irgendwer gesehen, wo er hin ist?«
»Wer weiß das schon?« Es gelang ihm nicht gänzlich, die Verärgerung in seiner Stimme zu verschleiern. »Lussk kommt und geht, wie es ihm gefällt. Tage vergehen, ohne dass irgendwer ihn zu Gesicht bekommt. Nach dem, was ich gehört habe …«
Er ließ die Worte abklingen und schaute den Turm hinauf, der genau in der Mitte der Akademie in die Höhe wuchs, ein gewaltiger schwarzer Zylinder vor grauem Himmel. Hin und wieder stieg schwarzer Rauch von der Spitze des Turms auf, um den Himmel zu besudeln. Dann regneten dicke, dunkle Ascheflocken herab, und der Gestank war so schlimm, dass ihm Augen und Nase liefen. Im Gegensatz zur Kälte hatte sich Jura nie an den Rauch und die Asche gewöhnen können.
»Was hast du gehört?«, fragte Kindra.
Er schüttelte den Kopf. »Bloß Gerüchte.«
»Die sind mir ebenfalls zu Ohren gekommen.« Sie sah ihn demonstrativ an. »Und nicht nur die über Lussk.«
»Wovon redest du da?«
»Ach, nichts«, sagte sie und ging an ihm vorbei in den Speisesaal.
Als sein Mittagessen vor ihm stand – ein sehniges Stück Mubasa-Haxe und eine Dose Montrafruchtsaft –, musterte Jura Ostrogoth im Speisesaal alles um sich herum mit wachsamem Blick. Er war schon lange genug hier, um zu wissen, dass Gewalt stets neue Gewalt hervorbrachte. Die Neuigkeiten über das, was Nickter widerfahren war, konnten leicht das Verlangen der anderen Schüler entflammen, sich in der Hackordnung der Akademie weiter nach oben zu arbeiten – und Jura stand gerade hoch genug auf der Leiter, um ein Ziel abzugeben.
Er aß allein, so wie die meisten der Schüler, den Rücken nach Möglichkeit der Wand zugekehrt. Es wurde nicht viel geredet, bloß das stetige Klirren von Besteck und Tabletts war zu vernehmen. Wenn man hier war, brachte man seine Mahlzeit so rasch wie möglich hinter sich und widmete sich wieder den Trainingsstunden, seinen Studien, der Meditation oder Macht-übungen. Zeit, die man mit gesellschaftlichen Belangen verbrachte, war vergeudete Zeit – das zeigte Schwäche und einen Mangel an Disziplin und Umsicht, der praktisch einer Einladung an deine Feinde gleichkam.
»Jura!«
Er hielt inne und drehte sich um. Dort stand Hartwig, mit Scopique neben sich. Ihre Tabletts waren voll, doch keiner der beiden wirkte, als habe er vor, sich hier hinzusetzen. »Was gibt’s?«, fragte er also.
»Hast du das von Nickter gehört?«
»Was, die Sache im Tempel?« Jura zuckte mit den Schultern. »Das ist doch alter Kaf.«
Hartwig schüttelte den Kopf. »Nein, darüber, dass er verschwunden ist.«
»Was für eine Überraschung.« Jura gab sich gleichgültig und wandte sich wieder seinem Essen zu. Er spürte am Rande, dass die anderen Schüler in der Nähe fast unmerklich die Köpfe nach vorn legten, um die Unterhaltung zu belauschen, und er fragte sich, ob es vielleicht wirklich etwas Hörenswertes gab. »Wahrscheinlich hat er sich irgendwo verkrochen, um sich selbst zu bemitleiden.«
»Nein, ich meine, er ist wirklich verschwunden«, erklärte Hartwig. »Der Pfleger, Arljack, hat Scopique alles darüber erzählt. In der einen Minute war er auf der Krankenstation, um diese Schnittwunde am Arm versorgen zu lassen. Dann ging Arl kurz weg, um nach den anderen Patienten zu sehen, und als er zurückkam, war Nickter fort.«
»Dann ist er einfach weggegangen.«
Hartwig beugte sich vor und senkte die Stimme. »Er ist dieses Jahr schon der Vierte.«
»Was soll das denn heißen?«
»Du weißt genau, was man sagt.«
Jura seufzte, als ihm klar wurde, worauf das Gespräch hinauslief. »Du unterhältst dich zu viel mit Ra’at.«
»Kann schon sein«, meinte Scopique, der zum ersten Mal das Wort ergriff. »Aber vielleicht weiß Ra’at ja in diesem Fall, wovon er spricht.«
Jura drehte sich ganz um und starrte ihn finster an. Scopique war ein Zabrak, und seine Stammestätowierungen und die Ansammlung rudimentärer Hörner, die aus seiner Kopfhaut sprossen, waren für ihn seit jeher eine Quelle tiefen Stolzes. Bei Unterhaltungen pflegte er, den Kopf um der dramatischen Wirkung willen leicht nach vorn geneigt zu halten, mit dem Licht hinter sich, sodass die Schatten der Hörner Dolchen gleich über die Zeichnungen seines Gesichts fielen. Einen Augenblick lang schauten die beiden einander in angespanntem Schweigen an.
»Wir haben alle dasselbe gehört«, sagte Jura, bemüht, seine Stimme neutral zu halten. »Über das Ausdünnen der Herde, über die Experimente … Worauf willst du hinaus?«
Scopique lehnte sich nah zu ihm. »Lord Scabrous.«
»Was ist mit ihm?«
»Wenn er Schüler für seine eigenen Zwecke entführt«, meinte Scopique, »dann muss irgendwer herausfinden, wer der Nächste sein könnte.«
Jura stieß ein trockenes, verhaltenes Lachen aus, das jedoch nicht so verächtlich oder spöttisch klang, wie er gehofft hatte. »Und wie hast du vor, an diese Information heranzukommen?«
»Ich nicht«, erklärte der Zabrak und deutete auf ihn, »sondern du.«
»Ich?«
»Du bist perfekt für diese Aufgabe. Jeder weiß, dass du den Überlebensinstinkt eines hungrigen Dianoga besitzt. Du wirst schon eine Möglichkeit finden.«
Jura stieß seinen Stuhl zurück und stand auf, alles mit einer einzigen fließenden Bewegung. Er schwang eine Hand vor, griff nach oben und schloss seine Finger fest um die Kehle des Zabrak, um dessen Luftröhre kräftig genug zuzudrücken, dass er den Knorpel knacken fühlte. Alles geschah so schnell, dass es Scopique trotz seiner Kraft und des Gewichtsunterschieds unvorbereitet erwischte – jedoch bloß für einen Moment. Als er wieder sprach, war seine Stimme ruhig, fast beiläufig und gerade laut genug, dass bloß Jura ihn hören konnte.
»Auf meinem Heimatplaneten gibt es ein Sprichwort, Ostrogoth: Nur ein Narr lässt eine unbezahlte Schuld verjähren. Denk mal darüber nach.« Scopique nickte leicht in die Richtung von Juras Arm. »Da du für mich nach wie vor einen gewissen Nutzen hast, gestatte ich dir, deine Hände aus freien Stücken von meinem Hals zu nehmen und vor unseren Mitschülern dein Gesicht zu wahren. Aber wenn ich dich das nächste Mal sehe, wirst du mir mitteilen, was du über die Verschwundenen herausgefunden hast.« Der Zabrak lächelte dünn. »Andernfalls wird der Rest der Akademie bald eine Seite an dir sehen, von der ich nicht glaube, dass du möchtest, dass sie sie sehen – eine höchst unvorteilhafte Seite. Verstehen wir uns?«
Juras Kiefer verkrampfte sich. Er war zu zornig, um für eine Antwort darauf auf seine Stimme zu vertrauen. Stattdessen beließ er es bei einem knappen Nicken.
»Gut«, sagte Scopique. Eine Sekunde später drehte sich der Zabrak um und ging davon. Als er und Hartwig zur Tür hinaustraten, trug Jura Ostrogoth sein unberührtes Mahl zum Abfallbehälter und warf es hinein, mitsamt Tablett und allem. Ihm war der Appetit vergangen.
Als er den Speisesaal verlassen hatte und wieder draußen in der Kälte war, stapfte Jura durch den Schnee. Seine Fäuste waren geballt und hingen bebend hinab. Nachdem er sich einige Meter von der Tür entfernt hatte, bis zu einer Stelle, wo er sicher war, dass niemand ihn sehen konnte, duckte er sich in eine schmale Nische und starrte die Steinwand an. Zorn brodelte in seiner Brust.
Andernfalls wird der Rest der Akademie bald eine Seite an dir sehen, von der ich nicht glaube, dass du möchtest, dass sie sie sehen, höhnte Scopiques Stimme in seinem Kopf. Verstehen wir uns?
Juras Gedanken schweiften vier Standardjahre zurück, zu dem Tag, an dem er in der Akademie angekommen war, ein verängstigter, unwissender Junge von der anderen Seite der Galaxis. Die ersten paar Tage hatte er damit verbracht, sich bedeckt zu halten und allen anderen aus dem Weg zu gehen, in der Hoffnung, sich einzufinden, bevor irgendjemand die Chance hatte, ihn herumzuschubsen. Doch so funktionierten die Dinge hier nun einmal nicht. Am dritten Morgen, als er gerade im Schlafsaal gewesen war, um seine Pritsche zu machen, schoss plötzlich eine Faust heran, traf ihn hart zwischen die Schulterblätter und schleuderte ihn zu Boden, wo er schließlich um Luft ringend liegen blieb.
Als es Jura gelang, sich herumzurollen und aufzuschauen, sah er einen riesigen Sith-Schüler namens Mannock T’sank über sich aufragen. T’sank war stärker und älter als Jura, und das Grinsen auf seinem Gesicht spiegelte beinahe gemeingefährliche Fröhlichkeit wider.
»Siehst gut aus, wie du da auf dem Boden liegst, Frischling«, verspottete T’sank ihn. »Weißt du, wann du sogar noch besser aussehen würdest? Wenn du mir die Stiefel leckst!« Er hatte einen seiner dreckigen Leder-Dungtreter ausgestreckt und damit direkt unter Juras Nase herumgewedelt, dicht genug, dass Jura die Fladen der Tauntauns riechen konnte, deren Pferch zu reinigen man ihm wegen irgendeines unbedeutenden Vergehens aufgebürdet hatte. »Na los, Frischling! Polier sie schön mit deiner Zunge!«
Schon damals hatte Jura gewusst, dass das ein Test war, und die Art und Weise, wie er reagierte, für alle Zeiten bestimmen würde, wie er anschließend vor dem Gericht der öffentlichen Meinung an der Akademie behandelt werden würde. Grimmig, mit der Aura von jemandem, der seine eigene Beerdigung plant, war er aufgestanden und hatte T’sank ziemlich deutlich gesagt, was er mit seinem Stiefel anstellen könne.
Die Folgen davon waren sogar noch schlimmer ausgefallen, als er erwartet hatte. T’sank schlug ihm so hart ins Gesicht, dass Jura das Bewusstsein verlor, und als er wieder zu sich kam, war sein gesamter Schädel ein dröhnendes Glockenspiel des Schmerzes. Er konnte sich nicht rühren. Man hatte ihm einen schmutzigen Fetzen in den Mund gestopft, so tief, dass er beinahe daran erstickte. Als er an sich hinunterblickte, sah er, dass er nackt und mit den Füßen und Knöcheln an seine Pritsche gefesselt war, während T’sank über ihm stand und mit einer Boshaftigkeit grinste, die schon an Wahnsinn grenzte. Als Jura einzuatmen versuchte, fing er an zu würgen und Panik spülte über ihn hinweg. Er verlor jede Kontrolle und brach in verängstigte Tränen aus, während T’sank vor Lachen heulte.
Dann hatte das Gelächter plötzlich aufgehört. Seine letzte Erinnerung an T’sank war das schwache, überraschte Jaulen, das der sadistische Schüler ausgestoßen hatte, unmittelbar bevor er rückwärts zur Tür hinausflog. Als Jura den Kopf reckte und durch tränenverschleierte Augen aufschaute, hatte er Scopique dort stehen sehen. Der Zabrak hatte nicht gleich Anstalten gemacht, ihn loszubinden. Stattdessen hielt er etwas in den Händen, von dem Jura klar wurde, dass es sich dabei um eine Holokamera handelte, die er auf ihn gerichtet hielt, während sich die Linse automatisch fokussierte.
»Lächeln!«, hatte Scopique hinter der Kamera gesagt, während er um die Pritsche herumging und noch immer aufzeichnete, wie Jura dort lag und sich bemühte, die Kontrolle über die grundlegenden Körperfunktionen zurückzugewinnen. »Warte, lass mich deine Schokoladenseite filmen.«
Als er mit dem Videomaterial zufrieden war, hatte er den Rekorder beiseitegelegt, den Lappen aus Juras Mund gezogen und die Fesseln gelöst.
»Komm mit«, forderte er Jura auf. Er warf einen Blick aus der halb offenen Tür hinaus, dorthin, wo T’sank gelandet war, halb bewusstlos und in sich zusammengebrochen. »Ich habe ihm einen ordentlichen Schlag gegen den Kopf verpasst, aber das wird ihn nicht ewig ausschalten.«
Jura rappelte sich auf, wischte sich Blut und Rotz von der Nase und beeilte sich krampfhaft, sich wieder anzuziehen. »Danke«, murmelte er.
Scopique tat Juras Dankbarkeit mit einer Handbewegung ab, als würde sie ihn anwidern, dann zog er das Holomodul aus der Kamera und schob es in seine Tasche, der er sodann einen beschützenden kleinen Klaps versetzte. »Zur sicheren Verwahrung«, meinte er, und Jura verstand die Botschaft. Nichts von dem, was passiert war, hatte mit Freundlichkeit oder Gnade zu tun gehabt. Scopique hatte Jura jetzt im Sack, und ganz gleich, wie lange er auch hierblieb, der Zabrak würde nicht zulassen, dass er das jemals vergaß.
»Na, Frischling?«, hatte Scopique auf dem Weg zur Tür hinaus gemeint. »Willkommen auf der Akademie.«
Willkommen auf der Akademie.
Von den lodernden Flammen seines eigenen Zorns zurück in die Gegenwart gerissen, blinzelte Jura das Bild des Aufnahmemoduls in der Tasche des Zabraks fort. Als er hier im Schatten zwischen den Gebäuden stand, konnte er dem Drang nicht länger widerstehen zuzuschlagen. Er hob beide Hände und entfesselte einen Machtstoß voll Energie der Dunklen Seite, der die Mauer traf. Elektrische Hitze sprang durch seine Handgelenke und von seinen Handflächen, krachte in das Gestein und spaltete das Mauerwerk in der Mitte.
Er schloss die Augen und atmete aus, vorübergehend erleichtert. Er wusste, dass er sich seine Wut eigentlich hätte aufsparen sollen, dass er sich daran klammern und sie sich bei einem der Kampfdrills zunutze machen sollte, doch er konnte nicht anders.
Als er die Augen wieder öffnete, betrachtete er die gesprungene Wand. Das Mauerwerk war dick gewesen, doch jetzt war es beschädigt, sein Wert auf grundlegende Art und Weise durch das reduziert, was ihr zugefügt worden war.
Ich bin diese Mauer.
Als er sich abwandte und aus dem Schatten heraustrat, arbeitete sein Verstand bereits daran, wie er es anstellen sollte, die Information zu beschaffen, die Scopique haben wollte.
Nickter erwachte in einem Käfig. Er hatte keine Erinnerung daran, wie er hergelangt war oder wie lange er sich schon in dem Käfig befand. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass er auf der Krankenstation gesessen und darauf gewartet hatte, dass Arljack zurückkam, um sich die Wunde in seinem Nacken anzusehen. Tatsächlich glaubte er einen desorientierten Moment lang, noch immer dort zu sein. Hier drin ist es kalt, setzte er zu sagen an. Hey, Arl, würde es dir was ausmachen, dich ein bisschen zu sputen?
Aber dies war nicht die Krankenstation.
Er versuchte, sich aufzusetzen, und krachte mit dem Kopf wuchtig genug gegen die Metallstäbe über sich, dass er ein wütendes, schmerzerfülltes Stöhnen ausstieß. Was genau ging hier vor? Der Käfig war klein, zwang ihn dazu, vornübergebeugt hocken zu bleiben, entweder auf Händen und Knien oder in sitzender Position mit herunterhängenden Schultern. Der obere Teil seiner Tunika war weggerissen worden, sodass er von der Hüfte aufwärts nackt war. Sein Rücken tat weh, richtig weh, von der Schädelbasis bis ganz hinunter zum Ansatz der Wirbelsäule, ein stetes Puckern, das seine Backenzähne schmerzen ließ.
Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™ Red Harvest« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.
1. Auflage Deutsche Erstveröffentlichung Juni 2012 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
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eISBN 978-3-641-10050-6
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