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Klug, packend und unvergesslich – einer der besten Star Wars-Romane!
Im Krieg zwischen den Armeen der dunklen Seite der Macht und der Republik um die Kontrolle der Galaxie wird die Taktik des Sith Lords Count Dooku immer brutaler. Trotz der Macht der Jedi und ihrer militärischen Fähigkeiten wächst die Zahl seiner Opfer stetig an. Um ihn endlich zu stoppen, wenden sich die Jedi hilfesuchend an seine ehemalige Schülerin und Kopfgeldjägerin Asajj Ventress, die ihn gemeinsam mit Quinland Voss ins Visier nehmen soll. Asajjs Wunsch nach Rache an ihrem einstigen Meister ist groß, doch selbst für erfahrene Jäger ist Dooku eine gefährliche Beute …
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Seitenzahl: 490
Christie Golden
SCHÜLERIN DER DUNKLEN SEITE
Roman
Deutsch
von Andreas Kasprzak
und Tobias Toneguzzo
Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™ Dark Disciple« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.
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1. Auflage
Copyright der Originalausgabe
© 2015 by Lucasfilm Ltd. & TM where indicated.
»Kindred Spirits« Copyright © 2015 by Lucasfilm Ltd. & TM where indicated.
All rights reserved.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2016
by Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Redaktion: Rainer Michael Rahn
Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft, nach einer Originalvorlage
Cover Art Copyright: © 2015 by Lucasfilm Ltd.
Cover illustration: Matt Taylor
Cover design: Scott Biel
JvN · Herstellung: kw
Satz: omnisatz GmbH, Berlin
ISBN 978-3-641-19566-3V002
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Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die schon früh erkannten, dass Star Wars viel, viel mehr ist als nur ein weiterer Science-Fiction-Film – und die es darum leidenschaftlich lieben.
Vorwort
Star Wars war schon immer Teil meines Lebens. Ich kann mich jedenfalls nicht an eine Zeit ohne Krieg der Sterne erinnern.
Als die Dreharbeiten zu den Prequels begannen, war ich acht Jahre alt, und fünfzehn, als die letzte Klappe fiel. Mehrere Sommer während meiner Jugend verbrachte ich als Produktionsassistentin an den Sets, wo ich beobachtete und lernte. Ich erinnere mich noch, wie mein kleiner Bruder tagelang mit Nick Gillard übte, um als furchtloser junger Padawan einen komplizierten Stunt auszuführen. Als die Szene gedreht wurde, kam ein Großteil der Besetzung zum Set, um ihn anzufeuern – Hayden und Nick waren so stolz auf ihn. Der Cast und die Crew wurden für mich zu einer Art erweiterter Familie. Und genau das ist das Fundament von Star Wars – eine Vielzahl leidenschaftlicher, talentierter Leute, die zusammenarbeiten und einander unterstützen.
Als ich siebzehn war, hatte ich die Ehre, selbst ein Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Damals schrieb ich meine erste Episode für Clone Wars, »Die Bruchlandung«. Die Fans mochten die Folge, und ich überlegte, ob ich mich vielleicht ernsthaft als Drehbuchautorin versuchen sollte. Letztlich schrieb ich fast zehn Jahre für Clone Wars. Während dieser Zeit durfte ich mich einigen der aufregendsten und auch verkommensten Figuren der Serie annehmen: Aurra Sing, Savage Opress, Darth Maul und natürlich meinem Liebling – Asajj Ventress.
Ich war als Kind ein fanatischer Fan von Buffy – Im Bann der Dämonen, vermutlich habe ich deswegen eine Schwäche für harte weibliche Charaktere. Und Ventress war die Punk-Kriegerin-Hexe meiner Träume. Ihre Stärke und Verwundbarkeit haben etwas tief in mir angesprochen. Entsprechend aufgeregt war ich, als man mir die Dark-Disciple-Episoden anvertraute, und die Arbeit daran hat mir unendlich viel Spaß gemacht. Ich hatte zu der Zeit gerade eine unschöne Trennung hinter mir, und für Ventress und Vos zu schreiben war wie eine Art Selbsttherapie.
Es ist schade, dass Clone Wars eingestellt wurde, bevor die Episoden ausgestrahlt werden konnten, aber ich bin erleichtert, dass Ventress nun in diesem Buch doch noch ihren großen Auftritt erhält. Im Grunde geht es in Schülerin der Dunkelheit um Vergebung; es ist eine Geschichte darüber, wie jemand, der völlig zerstört wurde, sich aller Widrigkeiten zum Trotz wieder aufrichtet. Wir alle bekommen ständig die Möglichkeit, unser Leben zu verändern, und es ist unsere Pflicht, diese Chancen zu ergreifen, bevor sie entschwinden.
Mit den fantastischen Autoren von Clone Wars und dem unvergleichlichen Dave Filoni zusammenzuarbeiten, wird immer eines der Highlights meiner Karriere bleiben. Bei Clone Wars lernte ich das Handwerkszeug, das mich nun auf meinem eigenen Weg voranbringt, und wichtiger noch: Dank der Serie hatte ich Gelegenheit, eine kurze Zeit dem Star-Wars-Universum zu dienen.
Solange ich lebe, werde ich nicht vergessen, wie ich und mein Dad uns in abgedunkelte Kinosäle schlichen, während John Williams’ unvergessliche Titelmelodie aus den Lautsprechern dröhnte, und dann Hand in Hand zusahen, wie die Zuschauer jubelten und ihre Lichtschwerter in die Höhe rissen, als das Star-Wars-Logo auf der Leinwand erschien. Nie habe ich meinen Vater glücklicher gesehen.
Möge die Macht stets mit euch sein.
Katie Lucas
Es war einmal vor langer Zeit
in einer weit, weit entfernten Galaxis …
Der galaxisweite Konflikt, der als Klonkriege bezeichnet wird, tobt nun schon seit Jahren. Der Machtkampf zwischen der rechtmäßigen Regierung der Galaktischen Republik und der Konföderation Unabhängiger Systeme hat bereits Milliarden Leben gefordert.
Die Macht-sensitiven Jedi sind seit Jahrtausenden die Wächter des Friedens in der Galaxis, doch nun werden sie immer wieder von den Separatisten unter ihrem Anführer, dem Sith-Lord Count Dooku, überlistet.
Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht, und während die Opferzahlen mit jedem Tag steigen, müssen die Jedi jedes Mittel in Betracht ziehen, um ihre gerissenen Widersacher zu besiegen. Ob einige dieser Mittel nicht vielleicht zu weit gehen – und ob einige ihrer Verbündeten wirklich vertrauenswürdig sind –, muss sich jedoch erst noch zeigen …
1. Kapitel
Ashu-Nyamal, Erstgeborene von Ashu und ein Kind des Planeten Mahranee, kauerte sich mit dem Rest ihrer Familie im Frachtraum der republikanischen Fregatte zusammen. Sie und die anderen Flüchtlinge von Mahranee wappneten sich gegen die Explosionen der Schlacht, die außerhalb des Schiffes tobte. Die scharfen, fellbedeckten Ohren der Mahran hörten, wie Klone Befehle gaben und akzeptierten – stets dieselbe Stimme, die aus verschiedenen Mündern drang –, und ihre empfindlichen Nasen rochen die Furcht der Soldaten.
Ein Treffer erschütterte die Fregatte. Einige der Kleinen wimmerten, aber die Erwachsenen demonstrierten weiterhin Ruhe. Rakshu nahm Nyas jüngere Geschwister in die Arme. Die beiden hatten ihre kleinen Ohren flach an den Kopf gelegt, und sie zitterten voller Furcht, während sie sich an den warmen, schlanken Körper ihrer Mutter pressten, aber ihre blauen Schnauzen blieben fest geschlossen. Kein Winseln entfloh ihnen; sie gehörten zu einer stolzen Blutslinie. Einer Blutslinie, die den Mahran schon viele gute Krieger und weise Politiker geschenkt hatte. Nyas Schwester, Teegu, die Zweitgeborene von Ashu, besaß ein Talent dafür, jeden Streit zu schlichten, und Kamu, der Jüngste, war auf dem besten Wege, ein großer Künstler zu werden.
Zumindest war er das gewesen, bis die Separatisten die Hauptstadt von Mahranee zu Staub zerbombt hatten.
Die Mahran hatten einen Hilferuf gesendet, und wie erwartet, hatten die Jedi darauf reagiert. Doch sie waren zu spät gekommen. Die Separatisten wollten die an Rohstoffen reiche Welt unter ihre Kontrolle bringen, und als die Regierung von Mahranee ihnen die Zusammenarbeit verweigerte, hatten sie in ihrem Zorn beschlossen, ihr Ziel auf andere Weise zu erreichen: durch die fast vollständige Ausrottung der Bevölkerung.
Nya ballte die Fäuste. Wenn sie nur einen Blaster hätte! Sie war eine ausgezeichnete Schützin. Falls jemand versuchte, das Schiff zu entern, könnte sie den tapferen Klonen helfen, die gerade ihr Leben riskierten, um die Flüchtlinge zu beschützen. Mehr noch, Nya wünschte sich, sie könnten einen dieser Separatisten-Dreckskerle mit ihrem Stachel aufspießen, auch wenn das natürlich …
Eine weitere Explosion, stärker diesmal. Die Lichter erstarben flackernd und wurden beinahe sofort vom blutroten Schein der Notbeleuchtung ersetzt. Das dunkelgraue Metall der Wände schien sich unheilvoll um sich zusammenzuziehen. Etwas in Nya machte Klick, und bevor sie auch nur registrierte, was sie tat, war sie bereits auf die Beine gesprungen und rannte zu der rechteckigen Tür des Frachtraums hinüber.
»Nya!« Rakshus Stimme klang angespannt. »Man hat uns gesagt, wir sollen hierbleiben!«
Mit funkelnden Augen wirbelte sie herum. »Ich gehe den Pfad des Kriegers, Mutter! Ich kann nicht einfach nur hier herumsitzen und nichts tun. Ich muss versuchen, ihnen zu helfen!«
»Du würdest ihnen nur im Weg …« Rakshu verstummte, als Nya ihrem Blick begegnete, und sie blieb stumm, während Tränen, im blutroten Licht glitzernd, an ihrer Schnauze hinabrannen. Die Mahran waren keine Telepathen, aber Nya wusste, dass ihre Mutter in diesem Moment ihre Gedanken lesen konnte.
Wir sind bereits verloren. Was kann ich da noch anrichten?
Rakshu wusste, dass es stimmte. Sie nickte, und ihre Stimme war von Stolz auf ihre Älteste erfüllt, als sie sagte: »Lass sie deinen Stachel spüren.«
Die Aufforderung ihrer Mutter ließ Nya schlucken. Der Stachel war das Geburtsrecht ihrer Spezies – aber auch ein Todesurteil, sobald man ihn einsetzte. Das Gift konnte jeden Gegner aufhalten, aber es strömte auch ins Herz des Kämpfers. Beide Widersacher starben also gemeinsam – so war es immer gewesen. Die Worte, die Rakshu gesprochen hatte, wurden nur an einen Mahran gerichtet, der in den sicheren Tod ging.
»Leb wohl, Mama«, wisperte Nya, zu leise, als dass ihre Mutter es hören könnte, dann schlug sie mit der Handfläche auf den Knopf und öffnete die Tür. Ohne zu zögern, eilte sie den Korridor hinab, dem glühenden Streifen der Notleuchten folgend. Erst als sich der Gang gabelte, kam sie schlitternd zum Stehen. Sie wählte eine Richtung, stürmte wieder los und rannte geradewegs in einen der Klone hinein.
»Vorsicht!«, rief er, aber er klang nicht unfreundlich. »Du solltest nicht hier sein, Kleines.«
»Wenn ich sterbe, dann nicht verängstigt zusammengerollt!«, schnappte Nya.
»Wer sagt denn, dass du stirbst?«, erwiderte der Klon, um einen aufmunternden Tonfall bemüht. »Tümpelspringer wie die da draußen haben wir schon oft abgehängt. Geh einfach zurück in den Frachtraum, damit wir unseren Job machen können. Keine Sorge, wir haben alles im Griff.«
Nya roch die Veränderung in seinem Schweiß. Er log. Einen Moment lang empfand sie Mitgefühl mit ihm. Wie war seine Kindheit wohl gewesen? Gewiss hatte ihn niemand umarmt oder ihm Geschichten erzählt, und da war auch keine elterliche Hand gewesen, die ihn nach einem Albtraum tröstete. Alles, was er gehabt hatte, waren Brüder, auf jede Weise identisch, die im selben klinischen Umfeld großgezogen wurden.
Brüder, Dienst, Tod.
Auf seltsame Weise fühlte Nya sich älter als der Klon, und sie empfand neue Dankbarkeit für ihr eigenes einzigartiges Leben, auch wenn es nun enden mochte. Sie lächelte, schüttelte den Kopf und flitzte an dem Soldaten vorbei.
Er versuchte nicht, ihr nachzusetzen.
Der Korridor endete an einer Tür, und als Nya den Knopf drückte und die Flügel auseinanderglitten, kam dahinter das Cockpit zum Vorschein. Die Mahran riss die Augen auf.
Sie war noch nie im All gewesen und somit in keiner Weise vorbereitet auf den Anblick, der sich jenseits des fünfteiligen Aussichtsfensters erstreckte. Die hellen Lichtblitze von Laserfeuer duellierten sich vor dem Hintergrund eines friedlichen Sternenfeldes – ein bizarrer Gegensatz. Nya vermochte nicht einmal die verschiedenen Schiffe auseinanderzuhalten – abgesehen natürlich von den Fregatten ihrer Heimatwelt. Sie wirkten schrecklich alt und klein und verzweifelt, während sie ebenso wie ihr Schiff versuchten, ihre kostbare Fracht in Sicherheit zu bringen: die Familien von Mahranee.
Ein Klon und ein Jedi-General – ein untersetzter, reptilienartiger Aleena, der die Mission zur Rettung von Nyas Volk angeführt hatte – saßen auf den beiden Sesseln des Cockpits. Nya stolperte gegen die Rückenlehne des einen, und der Klon wurde nach vorne geworfen. Seine Augen waren dunkel vor Zorn, als er sich zu ihr herumdrehte und schnappte: »Verschwinde von …«
»General Chubor«, sagte eine ruhige Stimme.
Nya sträubte sich das Fell, und sie wirbelte mit gefletschten Zähnen herum. Sie kannte diese Stimme. Sie hatte den Mahran etliche Versprechungen gemacht, die nichts weiter als Blendwerk und Lügen gewesen waren. Sie fragte sich, ob es wohl noch irgendjemanden in der Galaxis gab, der die samtige Stimme von Count Dooku nicht kannte.
Seine adeligen Züge waren zu einem befriedigten, grausamen Lächeln verzerrt, als sie auf einem kleinen Bildschirm am oberen Rand des Aussichtsfensters erschienen.
»Ich bin überrascht, dass Sie mich kontaktiert haben«, fuhr Dookus Abbild fort. »Wenn ich mich recht entsinne, spielen Jedi lieber den starken, schweigsamen Typ.«
Der Klon hob den Finger an die Lippen, aber seine Warnung war überflüssig. Obwohl Nyas scharfe Zähne zusammengepresst waren, ihr Fell sich gesträubt hatte und sie sich mit ihrem ganzen Wesen auf das verhasste Gesicht des Counts konzentrierte, wusste sie, dass sie sich besser nicht einmischte.
General Chubor, der neben dem Klon auf dem Pilotensessel saß – er war so klein, dass seine Füße nicht einmal den Boden berührten –, sprang nicht auf die Bemerkung an. »Ihr habt Euren Triumph, Dooku.« Sorge sprach aus seiner hohen, leicht näselnden Stimme. »Der Planet gehört Euch … lasst uns die Bewohner fortbringen. Wir haben ganze Familien an Bord, darunter auch viele Verletzte. Sie sind unschuldig!«
Dooku lachte, als hätte der Jedi bei einer gemütlichen Teerunde etwas furchtbar Witziges gesagt. »Mein lieber General Chubor. Sie sollten inzwischen wissen, dass es in einem Krieg keine Unschuldigen gibt.«
»Count, ich wiederhole, unsere Passagiere sind zivile Familien«, fuhr Chubor mit einer Ruhe fort, über die Nya nur staunen konnte. »Die Hälfte der Flüchtlinge sind noch Kinder. Erlaubt zumindest ihnen …«
»Kinder, deren Eltern törichterweise entschieden, sich mit der Republik zu verbünden.« Verschwunden war Dookus vornehmes Schnurren. Sein Blick richtete sich auf Nya, und obwohl sie es schaffte, nicht zusammenzuzucken, konnte sie doch ein leises Knurren nicht unterdrücken. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, dann schien er sie als unwichtig abzutun. »Ich habe Ihren Kommverkehr überwacht, General. Ich weiß, dass unsere kleine Unterhaltung direkt an den Jedi-Rat weitergeleitet wird. Also lassen Sie mich eines unmissverständlich klarmachen.«
Dookus Stimme war jetzt hart, tonlos, so kalt und gnadenlos wie das Eis an den Polkappen von Mahranee.
»Solange die Republik mir Widerstand leistet, werden weiter Unschuldige sterben. Und die Verantwortung für jeden Toten in diesem Krieg liegt bei den Jedi. Aber jetzt … ist es Zeit, dass Sie und Ihre Passagiere den anderen Gefallenen Gesellschaft leisten.«
Eines der größten Mahranee-Schiffe verschwand in einer feurigen Blüte aus Gelb und Rot, und als sie verblasste, waren nur noch Trümmerteile übrig.
Nya merkte nicht, dass sie schrie, bis ihr Hals zu schmerzen begann. Chubor wirbelte auf seinem Sessel herum.
Seine großen Augen begegneten ihrem Blick.
Und das Letzte, was Ashu-Nyamal, die Erstgeborene von Ashu, in ihrem Leben sah, war der niederschmetternde Ausdruck auf dem Gesicht des Jedi.
Am schlimmsten ist es, ein Jedi zu sein, dachte Meister Obi-Wan Kenobi, wenn wir versagen.
Szenen wie jene, die sich nun vor dem Jedi-Rat abspielte, hatte er schon zu oft erlebt, um sie noch zählen zu können, aber es war noch immer genauso schmerzhaft wie beim ersten Mal. Und er hoffte, dass es auch so blieb.
Sie erlebten die angsterfüllten letzten Momente Tausender Leben mit, bevor die grimmige Holo-Aufzeichnung schließlich flackerte und sich auflöste. Einen Moment lang herrschte tiefes Schweigen.
Die Jedi pflegten eine Kultur, die jegliche Bindung untersagte, und das hatte ihnen stets zum Vorteil gereicht. Doch dass ihnen individuelle Bande wie romantische Liebe oder eine Familie untersagt waren, bedeutete nicht, dass Jedi kein Mitgefühl empfinden konnten, auch wenn das nur die wenigsten begriffen. Alle Leben waren wertvoll, und wenn so viele auf so grausame Weise ausgelöscht wurden, dann spürten die Jedi diesen Schmerz nicht nur in der Macht, sondern auch in ihren eigenen Herzen.
Schließlich seufzte Meister Yoda, der klein gewachsene, aber ungemein mächtige Vorsitzende des Jedi-Rates. »Bekümmert wir alle sind, so viele leiden zu sehen«, erklärte er. »Mut das Mädchen hatte in ihren letzten Augenblicken. Nicht vergessen sie und ihr Volk wir werden.«
»Ich hoffe, sie hat in ihrem Mut Trost gefunden«, sagte Kenobi. »Die Mahran halten große Stücke auf Furchtlosigkeit. Das Mädchen und die anderen sind jetzt eins mit der Macht. Aber ich wünsche nichts sehnlicher, als dass dies die letzte Tragödie des Krieges war.«
»Das tun wir alle, Meister Kenobi«, warf Meister Mace Windu ein. »Aber ich glaube nicht, dass sich dieser Wunsch in absehbarer Zeit erfüllen wird.«
»Konnten irgendwelche Schiffe mit ihren Passagieren entkommen?«, fragte Anakin Skywalker, der hinter Kenobis Sessel stand. Er war nur ein Jedi-Ritter, aber Obi-Wan hatte ihn gebeten, mit ihm zu dieser Besprechung zu kommen.
»Gemeldet sich keines hat«, antwortete Yoda leise. »Aber Hoffnung immer es gibt.«
»Bei allem Respekt, Meister Yoda«, entgegnete Anakin. »Die Mahran brauchten mehr als unsere Hoffnung. Sie brauchten unsere Hilfe, und was wir ihnen geben konnten, war nicht genug.«
»Und bedauerlicherweise sind sie nicht die Einzigen, die wir nicht ausreichend unterstützen konnten«, fügte Windu an.
»Dieser Krieg wütet nun schon seit fast drei Standardjahren«, seufzte Plo Koon, der Kel’Dor im Rat. Seine Stimme wurde durch die Maske gedämpft, die er über Mund und Nase trug – die einzige Möglichkeit für jemanden seiner Spezies, in dieser Atmosphäre zu überleben. »Wir können die Gefallenen kaum noch zählen. Aber das hier …« Er schüttelte den Kopf.
»Und alles nur wegen des Ehrgeizes und der Bösartigkeit eines Mannes«, brummte Windu.
»Es stimmt, dass Dooku der Anführer der Separatisten ist«, erwiderte Kenobi. »Und niemand stellt infrage, dass er sowohl ehrgeizig als auch bösartig ist. Aber er hat das alles nicht alleine angerichtet. Er mag für jeden Tod während dieses Krieges verantwortlich sein, da stimme ich Euch zu – aber er hat all diese Morde nicht selbst begangen.«
»Natürlich nicht«, sagte Plo Koon, »aber ich finde es interessant, dass Ihr beinahe die gleichen Worte benutzt wie Dooku selbst. Er hat die Verantwortung für all die Opfer auf uns abgewälzt.«
»Eine Lüge das ist«, erklärte Yoda. Er winkte mit seiner kleinen Hand ab. »Töricht es wäre, wenn auch nur einen Moment wir diesen Vorwurf akzeptieren würden.«
»Wäre es das wirklich, Meister Yoda?«, fragte Windu mit steinernem Gesichtsausdruck. Er gehörte zu den höchstrangigen Mitgliedern des Rates und war daher einer der wenigen, die es wagten, Meister Yoda zu hinterfragen. Kenobi zog eine Augenbraue nach oben.
»Wie Ihr das meint, Meister Windu?«, wollte Yoda wissen.
»Haben die Jedi wirklich jede Option ausgeschöpft? Wäre es uns möglich gewesen, diesen Krieg früher zu beenden? Können wir ihn vielleicht jetzt beenden?«
Ein Prickeln rann über Kenobis Nacken. »Sagt, was Ihr denkt«, verlangte er.
Windu blickte seine Ratsbrüder an. Er schien seine nächsten Worte sorgfältig abzuwägen, bevor er schließlich weitersprach.
»Meister Kenobi hat recht – Dooku hat das nicht alles allein bewerkstelligt. Milliarden folgen ihm. Aber ich bleibe bei meiner Einschätzung: Dieser Krieg ist sein Werk. Jene, die ihm folgen, folgen nur ihm. Jede Figur auf dem Spielbrett wird von ihm kontrolliert, und jede Verschwörung kann zu ihm zurückverfolgt werden.«
Anakin runzelte die Stirn. »Ihr sagt nichts, was wir nicht schon wüssten, Meister.«
Windu fuhr fort: »Ohne Dooku würde die Separatistenbewegung auseinanderbrechen. Ohne ihn gäbe es keine offenbar unbezwingbare Galionsfigur mehr, um die sich alle zusammenscharen könnten. Die restlichen Anführer würden sich im Kampf um seine Nachfolge gegenseitig zerfleischen. Falls jeder Fluss nur ein Arm eines einzigen mächtigen Stromes ist … dann muss man an der richtigen Stelle einen Damm bauen. Keine wilde Bestie überlebt, wenn man ihr den Kopf abschneidet.«
»Aber das tun wir doch schon die ganze … oh.« Anakins blaue Augen weiteten sich vor plötzlicher Erkenntnis.
Nein, dachte Kenobi, Mace wird doch sicher nicht andeuten, dass …
Yodas Ohren richteten sich auf, und er beugte sich vor. »Von einem Attentat Ihr sprecht?«
»Nein.« Kenobi sprach, bevor es ihm überhaupt bewusst wurde, aber seine Stimme klang fest und sicher. »Es gibt Dinge, die liegen jenseits des Vorstellbaren«, fügte er mit einem Blick in Windus Richtung hinzu. »Zumindest für einen Jedi.«
»Die Wahrheit Meister Kenobi spricht«, stimmte Yoda ihm zu. »Zur dunklen Seite ein solcher Akt führen würde.«
Mace hob beschwichtigend die Hände. »Niemand hier will sich wie ein Sith-Lord verhalten.«
»Das die wenigsten wollen, zumindest am Anfang. Aber oft ein kleiner Schritt schon ausreicht, um über ein Schicksal zu entscheiden.«
Windu sah von Yoda zu Kenobi, und der Blick seiner braunen Augen blieb an Letzterem hängen. »Beantwortet mir Folgendes: Wie oft saß dieser Rat schon kopfschüttelnd beisammen und sagte: Alles geht auf Dooku zurück? Ein Dutzend Mal? Einhundertmal?«
Obi-Wan antwortete nicht. Anakin hinter ihm verlagerte das Gewicht. Der junge Jedi blickte weder Kenobi noch Windu an, und seine Lippen waren zu einer schmalen, unzufriedenen Linie zusammengepresst.
»Wir müssen ihm einen entscheidenden Schlag versetzen«, beharrte Mace. Er erhob sich von seinem Sessel und ging zu Kenobi hinüber, der ebenfalls aufstand und seinem Blick gelassen begegnete.
»Dooku wird weiterhin tun, was er auch bis jetzt getan hat«, fuhr Windu leise fort. »Er wird sich nicht ändern. Und falls wir uns auch nicht ändern, wird der Krieg weiterwüten, bis von dieser gequälten Galaxis nichts mehr übrig ist außer Trümmern und toten Welten. Wir – die Jedi und die Klone unter unserem Kommando … wir sind die Einzigen, die all dem ein Ende setzen können!«
»Meister Windu hat recht«, sagte Anakin. »Ich finde, es ist an der Zeit, Möglichkeiten zu erwägen, denen wir uns bislang verschlossen haben.«
»Anakin«, warnte Obi-Wan ihn.
»Mit Verlaub, Meister Kenobi«, fuhr der junge Skywalker fort. »Der Fall von Mahranee ist eine Katastrophe. Aber das ist nur das jüngste von Dookus zahllosen Verbrechen, die er gegen Welten und ihre Bewohner begangen hat.«
Mace fügte an: »Die Mahran, die heute starben, haben schon mehr als genug Gesellschaft. Wollen wir, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigt? Das Leben eines Mannes muss hier gegen das von Millionen Unschuldigen abgewogen werden. Und ist der Schutz der Unschuldigen nicht der Inbegriff dessen, was es heißt, ein Jedi zu sein? Wir lassen die Republik und ihre Bürger im Stich. Wir müssen es beenden – und zwar jetzt.«
Kenobi blickte zu Yoda hinüber. Der uralte Jedi-Meister sah sich seinerseits unter den Ratsmitgliedern um, ob sie nun persönlich oder nur in Form eines Hologramms anwesend waren; Saesee Tiin, ein Iktotchi-Meister; die Togruta Shaak Ti, deren Miene ruhig, aber bedauernd wirkte; und die Abbilder von Kit Fisto, Oppo Rancisis und Depa Billaba. Zu seiner Überraschung sah Kenobi, wie Bedauern und Resignation über Yodas faltiges grünes Gesicht fielen. Der kleine Jedi schloss einen Moment lang die Augen, dann öffnete er sie wieder.
»Schwer mein Herz ist, dass es so weit gekommen ist«, sagte er. Anschließend erhob er sich und ging, auf seinen Stock gestützt, zum Fenster hinüber. Alle Augen folgten ihm. Unter ihnen erstreckte sich Coruscant, vor ihnen sausten unzählige kleine Personengleiter vorbei, und über ihnen schien die Sonne zwischen träge vorbeiziehenden Wolken auf die Welt hinab.
Yoda deutete mit einer dreifingrigen Hand auf die Szenerie hinaus. »Jedes Leben eine Flamme in der Macht ist. Wunderschön. Einmalig. Leuchtend und wertvoll sie brennt. Tapfer ihr Licht der Dunkelheit sie entgegensetzt, die verschlingen sie will.« Er hob seinen Stock zu einer Wolke, die grauer und größer als die anderen war. »Doch wächst diese Dunkelheit mit jeder Minute, die Dooku fortsetzt seine Angriffe.« Yoda verstummte. Niemand sagte etwas, während die Wolke auf ihrer Bahn weiterzog und sich vor das Angesicht der Sonne schob. Ihr Schatten legte sich über die Stadt in der Tiefe, verdunkelte das Strahlen, ersetzte die leuchtenden Farben durch eine tristere Palette. Natürlich waren es nur Licht und Schatten, aber trotzdem spürte Kenobi, wie sich ihm das Herz in der Brust zusammenzog.
»Aufhalten wir ihn müssen«, sagte Yoda ernst. Er klappte die Augen zu und beugte seinen Kopf. Der Moment lastete schwer auf den Ratsmitgliedern, und niemand schien ihn unterbrechen zu wollen.
Schließlich war es Mace, der das Wort ergriff. »Die Frage, der wir uns nun gegenübersehen, lautet: Wer soll den tödlichen Schlag führen?«
Kenobi seufzte und rieb sich die Augen. »Ich, äh … ich habe vielleicht einen Vorschlag …«
2. Kapitel
Der koorivarische Händler Sheb Valaad konnte sich nicht beklagen. Ganz und gar nicht. Er war ein Jahr vor Ausbruch des Krieges an den Otor-Knoten gekommen – den Ort, falls man mit bestimmten Gütern handelte. Und während andere damit beschäftigt gewesen waren, sich für eine Seite zu entscheiden, hatte Sheb sich beide Parteien zu einem »mächtigen Freund« gemacht. Jeder mochte die schönen Dinge des Lebens: Schmuck, Gemälde, Statuen, verzierte Hookah-Pfeifen aus exotischen Materialien, besetzt mit Edelsteinen von fernen Welten. Und falls die Schöpfer solch exquisiter Kunstwerke von einem tragischen Schicksal ereilt wurden, dann stiegen ihre Kreationen nur noch im Preis. In der Regel wartete Sheb darauf, dass sich ein solch tragisches Schicksal von selbst einstellte; er hielt sich nur bereit, um Profit daraus zu schlagen. Doch manchmal spielte er auch eine … aktivere Rolle.
Natürlich half er dem Schicksal nie persönlich nach. Nein, nein. Seine Hände waren dazu gemacht, Geld zu zählen und kostbare Gegenstände zu tätscheln. Es gab mehr als genug Wesen, die gegen entsprechende Bezahlung bereit waren, den Wert bestimmter Objekte zu steigern. Sheb lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, nahm einen Zug von seiner Hookah und strich geistesabwesend mit der Hand über die kunstvollen Schnitzereien, die das Horn auf seinem Schädel verzierten.
Das Horn eines Koorivar ist ein Stolz, hatte sein Vater ihm erklärt. Es zeigte der Welt alles, was sie über den Träger wissen musste. Shebs Horn war groß, gekrümmt und üppig verziert. Große – verstorbene – Künstler hatten sich darauf verewigt, außerdem glänzte es vor Edelsteinen, die das trübe Licht im verrauchten Hinterzimmer seines »Ladens« reflektierten.
Er nahm sich ein Stück Feingebäck – die Spezialität seines Privatkochs – und winkte dann dem Droiden mit der blauen Plattierung zu, der hoch aufgerichtet neben der Tür stand. Auch eine zweite Gestalt stand dort: der stets zuverlässige Thurg, ein stämmiger Gamorreaner.
»Führ unseren Gast herein, Blau«, sagte Sheb.
»Natürlich, mein glorreicher Meister.« Der Koorivar hatte sich bei seiner gegenwärtigen Protokolleinheit für eine Sonderanfertigung entschieden. Blau besaß zwei Spezialprogramme: »Schmeicheln« und »Lästern«. Ersteres streichelte Shebs Ego, und Letzteres hatte sich als überaus unterhaltsam erwiesen.
Blau öffnete die halb hinter einem Vorhang verborgene Tür zum Warteraum, und Thurg, der ein wenig gelangweilt wirkte, begann, mit dem Fingernagel etwas zwischen seinen großen, gelben Zähnen hervorzupulen. Sheb hoffte, dass der Droide ihn dabei erwischte. Die Standpauke, die er ihm halten würde, wäre gewiss äußerst vergnüglich – auch wenn Blau eigentlich dankbar sein sollte, dass der Gamorreaner nur zwischen seinen Zähnen herumbohrte und nicht in seiner großen Schweinenase.
»Meister Tal?«, sagte der Droide mit präziser, abgehackter Stimme. »Der ehrenwerte, angesehene und überaus gerechte Sheb Valaad, Händler erlesener Kostbarkeiten und Artefakte, hat sich in seinem Großmut bereit erklärt, Ihrer Bitte um eine Audienz zu entsprechen.«
»Da freu ich mich aber«, erklang Tals fröhliche Stimme. Sheb nahm ein weiteres Stück Gebäck und schenkte seinem Besucher lächelnd eine Tasse Tee ein. Während der letzten Monate war Tal zu einem Stammkunden geworden, und Sheb fragte sich, welche Entgegnung die scharfe Zunge des Kiffar wohl diesmal für den armen Blau parat hatte. »Wenn du so weitermachst, überlädst du noch deine Stimmprozessoren. Und habe ich dir nicht gesagt, dass du mich nicht Meister nennen sollst?«
»Ich fürchte, meine gegenwärtigen Einstellungen sehen nur diese Anrede vor, Meister Tal.« Der Droide tauchte wieder hinter dem Vorhang auf und zog ihn höflich beiseite, damit der Gast eintreten konnte.
Tal Khar war ein muskulöser Vertreter seiner Spezies, und er bewegte sich mit müheloser Anmut. Wie immer erfüllte ein fröhliches Funkeln die Augen über der schmalen gelben Tätowierung, die die gesamte Breite seines Gesichts einnahm. Thurg versperrte ihm mit einem Grunzen den Weg und blieb dann abwartend stehen.
Tal verdrehte die Augen. »Sheb, ruf deinen Bantha zurück. Bin ich jemals bewaffnet zu dir gekommen?« Der Gamorreaner zögerte und blickte verwirrt über die Schulter zu seinem Meister.
»Thurg, du kennst die Regeln.«
Tal grinste. »Na gut, bitte. Aber du weißt, dass ich keine Waffen bei mir trage.«
»Ich weiß, du keine Waffe«, erwiderte Thurg in gutturalem Basic, während er Tal abklopfte, dann trat er zurück. »Er unbewaffnet.«
»Sie dürfen nun in die strahlende Gegenwart meines glorreichen Meisters treten«, erklärte Blau. Er unterstrich die Worte mit einer ausladenden Armbewegung.
»He, Blau«, sagte Tal. »Wie viele Synonyme für deinen Namen gibt es?«
»In Basic gibt es …«
Der Kiffar winkte ab. »Nein, nein. In allen Sprachen, die du beherrschst. Und kannst du sie mir auch aufzählen?«
Der Droide gab einen abgehackten Laut von sich, und er sank sichtlich in sich zusammen. Dann: »Blau. In meiner Datenbank gibt es 40.011.742.983 akzeptierte Synonyme für die Farbe Blau. Beginnend mit Basic und in alphabetischer Reihenfolge lauten sie Ao, Aqua, Azur …«
»Du musst dieser Aufforderung nicht nachkommen, Blau«, unterbrach ihn Sheb.
»Oh, ich danke Euch, mein glorreicher Meister. Ich danke Euch über alle Maßen.«
Der Händler deutete auf den Teller mit dem Gebäck. »Tal, Tal«, sagte er mit einem Seufzen. »Manchmal glaube ich, du willst, dass mein Droide einen Kurzschluss erleidet.«
»Nur manchmal?«, fragte sein Gast mit vollem Mund.
»Nun, solltest du je Erfolg haben, erwarte ich, dass du mich für die Reparaturen entschädigst«, erwiderte Sheb. »Jetzt wisch dir die Hände ab; ich habe heute etwas wirklich Bemerkenswertes für dich.«
Tal kam der Aufforderung mit dem Enthusiasmus eines Kindes nach, das auf ein Geschenk wartet. Auf seinen erwartungsvollen Blick hin winkte Sheb einen seiner Assistenten herbei. Die Twi’lek trug ein Tablett, auf dem etwas lag, aber es war unter einem Stofftuch verborgen. Mit einer dramatischen Geste enthüllte der Koorivar Tal seinen jüngsten Schatz.
Der Kiffar sog genießerisch den Atem ein, genauso wie Sheb es erwartet hatte. Das Objekt auf dem Tablett war mehrere Tausend Jahre alt, aber es sah aus, als hätte die Twi’lek es geradewegs aus dem Atelier des Künstlers geholt. Es war die kleine Statuette einer Meereskreatur, deren Spezies längst in Vergessenheit geraten war, ebenso wie die Welt, in deren Ozeanen sie einst getollt hatte – nun, die spielerische Haltung, in der das Wesen eingefangen war, vermittelte zumindest den Eindruck, als hätte es zu Lebzeiten herumgetollt. Kleine Edelsteine dienten als Augen, und die Schwanzflosse krümmte sich unter seinem Leib, sodass sie wie eine gewaltige Welle aussah.
Tal streckte die Hand danach aus, aber dann hielt er inne und zog fragend die Augenbrauen hoch. Sheb fühlte sich wie eine großzügige Gottheit, als er ihm mit einem Nicken seine Erlaubnis erteilte. Tal berührte das wertvolle Artefakt mit größter Vorsicht.
»Boss? Dieser Kerl sagt, er muss mit Ihnen reden.« Thurg schob sich hinter dem Vorhang hervor. Seine mächtige Hand hatte sich um den pelzigen Arm eines Mahran geschlossen, der sich aber nicht gegen diese Behandlung wehrte, sondern sich nur bewundernd umblickte.
»Nett, wirklich nett«, sagte er, dann fiel sein Blick auf Tal.
Der Kiffar starrte ihn einen Moment lang an, dann hob sich seine Brust in einem tiefen Seufzen. »Desh. Was tust du hier?«
»Ich wollte dich holen.«
»Tja, ich bin beschäftigt.«
Obwohl er weiter im Griff des Gamorreaners gefangen war, schaffte es der Mahran, mit den Schultern zu zucken. »Tut mir leid.«
»Was …« Sheb suchte nach Worten, die diese absurde Situation beschreiben könnten. »Tal, kennst du diesen … diesen …«
»Ja, wir kennen uns, eine ganze Weile schon. Aber eigentlich sollte er nicht hier sein. Jedenfalls noch nicht. Nun, ich schätze, jetzt lässt es sich nicht mehr ändern.« Tal schüttelte den Kopf mit den langen, verfilzten Zöpfen, dann legte er die Statuette behutsam auf dem Tisch ab und schob sie ein Stück von sich fort. »Schade eigentlich. Das Gebäck war köstlich.«
Er streckte die Hand in Shebs Richtung aus, dann riss er sie abrupt nach oben, und der Händler konnte nur erschrocken kreischen, als er sich strampelnd einen Meter über dem Boden wiederfand. Im selben Moment krümmte sich der Mahran und brach Thurgs Griff, als wäre es das Leichteste auf der Welt. Anschließend packte er den Arm des Gamorreaners und beförderte ihn mit einem Überschlag auf den Boden.
»Herrje«, quiekte ein panischer Blau, während er mit wedelnden Armen zur Tür stakste. »Hilfe! Hilfe!«
Vier bewaffnete Leibwächter stürmten herein. Einer von ihnen, ein Rodianer, richtete seine großen, schwarzen Augen auf Tal. Er stieß den unglückseligen Blau zur Seite und eröffnete das Feuer auf die Eindringlinge, während der Droide klappernd auf dem Boden landete.
»Nein, keine Blaster!«, schrie Sheb voller Sorge um die unersetzbaren Gegenstände, die in dem Hinterzimmer ausgestellt waren, aber sie hörten nicht auf ihn. Rotes Blasterfeuer jaulte durch die Luft, und Sheb, der noch immer über dem Boden hing, schrillte mit diesem Jaulen um die Wette, erst vor Entsetzen, als eines seiner wunderschönen Kunstwerke in Flammen aufging, dann vor Panik, als ein Schuss seine Roben durchbohrte und gefährlich nahe an seinem Oberkörper vorbeizischte.
Nun leuchteten zwei weitere Lichtblitze auf, beide knapp einen Meter lang, einer grün, einer blau, und Tal und sein Freund schwangen sie, als wären es Waffen. Lichtschwerter! Das bedeutete …
Tal hielt eine Hand weiter erhoben, um Sheb in der Luft festzunageln, mit der anderen wehrte er beinahe gelassen die roten Blasterstrahlen ab. Konnte es sein, dass er … summte?
»Ahh!«, schrie der Koorivar, als ein Schuss seine Hüfte versengte.
Tal zuckte zusammen. »Tut mir leid«, sagte er, und noch während er Sheb mit einem verlegenen Lächeln bedachte, vollführte er einen Rückwärtssalto, der in einem perfekt platzierten Tritt gegen die Mitte eines Leibwächters endete. Der Gamorreaner stolperte, dann brach er auf dem Boden zusammen, als Tal ihm den Griff des Lichtschwerts gegen die Schläfe hämmerte.
»Ich war noch nicht fertig«, richtete sich der Kiffar nun an Desh. Der kleinere, schlankere Jedi – denn genau das mussten sie sein, wie Sheb nun klar war – war auf den Tisch gesprungen und hob eine vierfingrige Hand, um den Rodianer durch die Luft zu katapultieren. Einen verrückten Moment lang waren der Leibwächter und sein Arbeitgeber auf Augenhöhe, wobei der rüsselartigen Schnauze des Rodianers wilder Protest entströmte. Dann wurde der grünhäutige Bodyguard heftig gegen die Wand geschleudert.
»Gib jetzt nicht mir die Schuld«, rief der Mahran. Er atmete nicht einmal schwer. »Man sagte mir, du solltest mit einer neuen Mission betraut werden.«
»Noch zwei Wochen, und ich hätte die gesamte Bande gehabt«, brummte Tal. Auch er sprach so ruhig, als würde ihre Unterhaltung bei einem Paar kühler Drinks in seinem Wohnzimmer stattfinden. »Konnte der Rat nicht wenigstens so lange warten?«
»Offenbar nicht.« Desh sprang mit einem Salto vom Tisch, und als er auf dem Teppich landete, hatte er zwei Stühle gepackt, die er sogleich auf einen vieräugigen Aqualish schleuderte, der hartnäckig, aber erfolglos, versuchte, Tal zu erschießen. Die Stühle trafen den Leibwächter im perfekten Augenblick, und er stürzte zu Boden, seine Arme und Beine in unnatürlichen Winkeln zwischen den Lehnen und Beinen der Möbelstücke verheddert. Der Blaster segelte aus seinen Händen …
… und landete in der Hand des Mahran. Der Jedi pfiff, während er die Waffe inspizierte. »Nett.«
»Oh, nein, versuch es gar nicht erst, Blau«, rief Tal. Die Protokolleinheit war zu einem der bewusstlosen Leibwächter gestakst und hielt nun dessen Kommlink in der Hand. Einen Arm weiterhin auf Sheb gerichtet, sprang der Kiffar auf den Droiden zu und trennte ihm die Hand ab. Blau stieß ein hohes Kreischen aus. »Oh, komm schon, das lässt sich wieder reparieren«, beschwichtigte ihn Tal. »Sei kein Baby.«
»Und, habe ich jetzt die gesamte Mission ruiniert?«, fragte Desh. Er drückte den Daumen auf seine Waffe, und die Klinge des Lichtschwerts löste sich mit einem Zischen auf.
»Nicht die gesamte Mission. Nur den befriedigenden Teil am Ende, wenn ich die Schlinge zugezogen hätte.« Wie durch ein Wunder hatte die Statuette des Meerestieres das Gefecht heil überstanden. Mit einem Lächeln hob Tal sie in die Höhe. »Aber das hier sollte genügen. Unser Freund hat mir eine Menge nützlicher Informationen über eine Menge übler Gestalten verraten.«
»Schon praktisch, wenn man alles über einen Gegenstand erfährt, nur, indem man ihn berührt.«
»Das nennt sich Psychometrie, und danke.«
Sheb, der keine andere Wahl hatte, als den beiden zuzuhören, erkannte nun, warum Tal – was natürlich nicht der echte Name des Jedi war – so darauf gebrannt hatte, alles zu berühren, bevor er es kaufte. Doch jetzt, wo er darüber nachdachte … Der Kiffar hatte eigentlich nur sehr wenig gekauft. Aber er hatte umso mehr angefasst … Sheb stöhnte.
»Du weißt alles«, sagte er mit angespannter Stimme.
»Nun, nicht alles«, entgegnete der falsche Tal. »Zum Beispiel kenne ich nicht alle Synonyme für Blau. Blau, möchtest du weitermachen?«
»Oje«, quiekte der Droide.
»Und was dich angeht, Sheb, es war ein Vergnügen, Geschäfte mit dir zu machen. Das tut jetzt vielleicht ein bisschen weh, aber ich bin sicher, die Jedi, die gleich hier auftauchen, werden sich um dich kümmern.«
Im selben Moment, als Tal die Hand hob, begann der elende Protokolldroide, die 40 Milliarden Synonyme für seinen Namen aufzusagen. Sheb sehnte sich fast schon nach Bewusstlosigkeit, als der Jedi mit einem entschuldigenden Blick den Arm zurückzog und den Schwarzmarkthändler gegen die Wand schmetterte.
3. Kapitel
Der Jedi-Tempel war nicht sein Geburtsort, aber es war der Ort, an dem Quinlan Vos seine Kindheit verbracht hatte. Er war durch die Korridore gerannt, hatte sich hinter den mächtigen Säulen versteckt, in den Meditationsräumen Frieden gefunden, in der Bibliothek unbemerkt ein Nickerchen gemacht. Auch Kämpfe hatte er hier bestritten – und nicht nur in den Räumen, die auch für das Kampftraining vorgesehen waren. Irgendwann kehrte jeder Jedi hierher zurück, und für Quinlan fühlte es sich jedes Mal an, als würde er nach Hause zurückkehren, wenn er, so wie jetzt, die Stufen hochrannte und das gewaltige Bauwerk betrat.
Er hatte es genossen, seinem alten Freund Sheb einen Strich durch seine Schwarzmarktgeschäfte zu machen, aber seine gute Laune hatte beinahe sofort einen Dämpfer erhalten, als sie auf Deshs Schiff zurückgekehrt waren. Auf dem Rückflug nach Coruscant hatte Desh – dessen eigentlicher Name Akar-Deshu war, ihn nämlich in nüchternem Tonfall über Dookus verheerenden Angriff auf Mahranee informiert. Vos wusste nicht, was er sagen sollte, um seinen Freund zu trösten. Der Planet stand jetzt unter der Kontrolle der Separatisten, und die hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass alle Mahran als Feinde angesehen wurden, die es zu vernichten galt. Eine Welt und ihr Volk waren binnen weniger Stunden untergegangen.
Obi-Wan Kenobis normalerweise so wohlmodulierte Stimme war von einem leicht drängenden Unterton erfüllt gewesen, als Vos und Desh sich bei ihm gemeldet hatten. Seine Worte waren kryptisch gewesen, aber dieser Ton allein hatte Vos dazu bewogen, nicht erst in eine formelle Robe zu schlüpfen, bevor er den Tempel aufsuchte. Auch wenn seine gegenwärtige Kluft alles andere als angemessen war, wie er selbst zugeben musste. Nach dem erfrischenden Gefecht sah seine Kleidung aus, als würde sie dringend eine Reinigung brauchen – und er, als sollte er dringend duschen. Doch für all das wäre noch Zeit, nachdem er Obi-Wan aufgespürt und herausgefunden hatte, was eigentlich los war.
Jeder kannte ihn hier – selbst jetzt noch, wo er oft monatelang oder hin und wieder sogar ein ganzes Jahr fort war. Vos grinste erfreut, als er bekannte Gesichter entdeckte und so viele Umarmungen, Klapse auf den Rücken und Händedrücke erwiderte, dass er schon befürchtete, er würde zu spät kommen.
»Du bist zu spät, wie üblich«, sagte Kenobi in seinem typisch vorwurfsvollen Ton.
»Es freut mich ebenfalls, dich zu sehen, Obi-Wan. Ich bin sicher, du hast mich auch vermisst.«
»Nicht wirklich«, erwiderte Kenobi, aber er lächelte dabei. »Ich habe keine allzu positiven Erinnerungen an unser letztes Abenteuer. Leider fürchte ich, dass diese nächste Mission nicht halb so angenehm wird. Hoffen wir, dass sie zumindest erfolgreicher verläuft.« Die beiden Jedi-Meister hatten zuletzt bei der Suche nach einem entflohenen Hutten namens Ziro zusammengearbeitet. Unglücklicherweise hatte jemand den Hutten vor ihnen gefunden, mit tödlichen Konsequenzen für den unsympathischen Ziro.
Wie jeder richtige Jedi konnte Obi-Wan seine Gefühle in der Macht verbergen, wenn er wollte. Jetzt schien er es augenscheinlich nicht zu wollen, und selbst ein Wesen, dem die Macht nicht zugänglich war, hätte die Sorge in seinen graublauen Augen sehen können.
»Es wird mir nicht gefallen, oder?«, fragte Vos leise.
»Nein, alter Freund«, sagte Kenobi mit einem Seufzen. »Ganz sicher nicht.«
»Ich höre.«
Obi-Wan schüttelte den Kopf. »Nein, ich … ich denke, der Rat soll es dir auf seine Weise erklären.«
Seine Stimme und seine Wortwahl sprachen Bände, und Vos drängte ihn nicht weiter. Er hatte ein wirklich übles Gefühl bei der Sache.
Auch beim zweiten Ansehen fiel es Kenobi schwer, die Augen auf das Hologramm gerichtet zu lassen. Stattdessen konzentrierte er sich auf Vos’ Reaktion. Der andere Jedi verbarg seine Emotionen nur selten, auch wenn er natürlich dazu in der Lage gewesen wäre, und jetzt gerade, als sich die Tragödie von Mahranee vor ihm entfaltete, füllten sich seine dunkelbraunen Augen mit Trauer. Wie beim ersten Mal herrschte tiefe Stille, als die Übertragung beendet war.
Vos atmete aus und presste die Lippen zusammen. »Desh erzählte mir von dem Angriff, aber ich hatte keine Ahnung, dass Ihr mich deshalb hierhergebeten habt. Was erwartet der Rat von mir?«
»Etwas, das wir widerwillig als Notwendigkeit erkannt haben«, sagte Mace. Quinlans Blick huschte zu Yoda; gewiss war er neugierig, warum Windu, und nicht das Oberhaupt des Rates, zu ihm sprach. »Es gibt keine andere Möglichkeit, es schonend auszudrücken. Meister Vos … der Rat möchte, dass Ihr ein Attentat auf Count Dooku verübt.«
Vermutlich zum ersten Mal, seit Kenobi Vos kannte, schien der Jedi sprachlos zu sein. Er starrte erst Windu, dann Yoda und schließlich Obi-Wan an und öffnete den Mund, um zu protestieren oder eine Erklärung zu verlangen. Doch dann hielt er inne. Als er schließlich sprach, war seine Stimme leise. »Ich denke, ich verstehe. Aber … wie soll ich das anstellen?«
»Nah an ihn heran Ihr müsst«, erklärte Yoda.
»Nahe genug, um ihn zu töten? Wie soll das gehen? Ich kann schließlich nicht einfach so in seinen Palast spazieren.«
»Ihr habt der Republik während vergangener verdeckter Missionen gut gedient«, warf Windu ein.
»Nun ja – ich habe Schwarzmarktlieferungen aufgehalten und ein paar Schmugglern das Handwerk gelegt, aber das … das wird sich allein nicht bewerkstelligen lassen.«
»Recht Meister Vos hat.«
Kenobi zog eine goldbraune Braue hoch. Bislang hatten sie von der Mission nur als Ein-Mann-Mission gesprochen, aber Yoda wirkte völlig ruhig, als wäre dies hier von Anfang an sein Plan gewesen.
»Allein gehen er nicht wird. Mehr als ein Jedi nötig ist, um Dooku zu töten.«
»Meister Yoda, ich melde mich freiwillig, Meister Vos zu unterstützen«, erklärte Anakin ohne Zögern. Bevor Kenobi protestieren konnte – er wusste nur zu gut, dass ein Team aus Anakin und Quinlan eine Garantie für Komplikationen wäre –, schüttelte Yoda den Kopf.
»Eine es gibt, die versucht es hat und gescheitert ist«, sagte der alte Jedi. »Doch näher daran als jeder andere sie war, Dooku auszuschalten.«
Diesmal war es Kenobi, der den weisen Ratsführer aus weiten Augen anstarrte. »Ihr könnt doch nicht ernsthaft Ventress meinen!«
»Ventress?«, echote Vos. »Dookus Schülerin, die uns seit Jahren das Leben schwer macht? Diese Ventress?«
Yoda nickte gleichmütig.
Asajj Ventress war in der Tat einst Count Dookus Sith-Schülerin gewesen – und seine persönliche Attentäterin. Mehr als einmal hatten Kenobi und Anakin die Lichtschwerter mit ihr gekreuzt. Hochgewachsen, schlank und außergewöhnlich bewandert in den Wegen der Macht, stellte die ehemalige Nachtschwester eine wahrlich Furcht einflößende Widersacherin dar. Doch falls es jemanden gab, der Dooku hasste, dann war das sie; immerhin hatte ihr einstiger Meister ihr nach dem Leben getrachtet. Und Gerüchten zufolge hatte sie mehrmals versucht, diesen Gefallen zu erwidern.
»Einen Moment. Dass ich das richtig verstehe«, sagte Vos. »Der Jedi-Rat möchte, dass ich mit einer Sith zusammenarbeite?«
Kenobi rutschte unruhig auf seinem Sessel nach hinten. Im ersten Moment mochte dieser unerwartete Vorschlag lächerlich erscheinen, aber wenn man sich mit ihm auseinandersetzte, ergab er tatsächlich sogar eine ganze Menge Sinn.
»Eine gescheiterte Sith«, korrigierte er. »Ich würde nicht so weit gehen, sie vertrauenswürdig zu nennen, aber … es stimmt, dass wir dasselbe Ziel verfolgen, was diesen einen Punkt angeht. Außerdem kennt niemand Dooku besser als sie. Ich muss Meister Yoda also zustimmen. Asajj wäre eine große Hilfe. Ihre Unterstützung könnte für den Erfolg dieser Mission unerlässlich sein.«
»Gescheitert ist eine interessante Wortwahl. Sie ist nämlich nicht nur als Sith gescheitert«, schnappte Windu. Kenobis Worte schienen ihn überrascht zu haben. »Sie hat mehrmals versucht, Dooku zu töten, und offensichtlich ist es ihr nicht gelungen.«
»Bislang hat sie allein gehandelt«, entgegnete Obi-Wan. Er sah Vos an. »Aber diesmal wird das nicht der Fall sein. Diesmal wird sie Euch an ihrer Seite haben.«
Quinlans gefurchte Stirn glättete sich, und in seinen dunklen Augen über der gelben Tätowierung funkelte erneut die vertraute Verschmitztheit. »Ich wusste nicht, dass Ihr ein solcher Romantiker seid, Kenobi. Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht neidisch werdet?« Er wurde wieder ein wenig ernster, als er fragte: »Wie hilfreich kann sie uns wirklich sein? Sie hält sich schon seit längerer Zeit nicht mehr in Dookus Dunstkreis auf. Und warum sollte sie überhaupt mit uns zusammenarbeiten wollen? Sie ist trotz allem keine Freundin der Jedi.«
»Denselben Feind wir haben«, erwiderte Yoda. »Uns helfen sie kann – aber das wissen sie nicht darf. Seine Persönlichkeit, seine Art zu denken, die Orte, die er kennt und an die er sich zurückzieht … all diese Dinge Ventress weiß.« Er beugte sich vor, und die großen Augen in seinem faltigen Gesicht richteten sich auf Vos.
»Nicht erfahren unser Ziel darf, was wir vorhaben. Und ebenso wenig wissen Asajj Ventress darf, dass sie uns hilft.«
»Das wird mir zu kompliziert«, entgegnete Quinlan. »Vielleicht ist es doch eine Ein-Mann-Operation. Ich will nicht respektlos erscheinen, aber … falls ich das tun soll, dann am besten allein. Sauber und simpel. Sie würde mir ohnehin nur in die Quere kommen.«
Der Ausdruck auf Yodas Gesicht war eine Mischung aus Sanftheit und Unbeirrbarkeit. »Bekannt dem Rat ist, dass stets allein Ihr Euren Weg beschreitet«, sagte er. »Ventress Ihr unterschätzt. Geschickt sie ist. Ihre Hilfe Ihr akzeptieren müsst, andernfalls scheitern Ihr werdet.«
Kenobi empfand einen unangenehmen Schauder, als Yoda diese letzten Worte aussprach. Er wusste, was das bedeutete. Nur wenige waren stärker in der Macht als Yoda, und auch wenn der kleine grünhäutige Jedi-Meister sich stets in Demut übte und betonte, dass sich die ewig wandelbare Zukunft nie mit völliger Gewissheit voraussagen ließ, gab es doch einige Dinge, die er einfach wusste. Dies schien eines davon zu sein.
Die anderen Ratsmitglieder waren ebenso mit Yodas einzigartigen Einsichten vertraut wie Obi-Wan, und ein Kräuseln in der Macht verriet ihm, dass sie es ebenfalls wahrnahmen.
Selbst Vos spürte, wie sich die Atmosphäre in dem Raum änderte, und er seufzte. »Also gut – ich nehme die Mission an. Ich werde Ventress finden und sie zu einer Zusammenarbeit überreden … irgendwie. Und ich werde Count Dooku eliminieren. Aber ich kann nicht garantieren, dass Ventress viel länger am Leben bleiben wird als Dooku, wenn ich erst mal mit ihm fertig bin.«
»Alle Eventualitäten nicht sehen Ihr könnt, junger Jedi«, sagte Yoda.
»Aber ich sehe, wie dieses Treffen endet«, erwiderte Quinlan. »Nämlich damit, dass ich mich verbeuge, dusche, etwas esse und darauf warte, dass jemand – vermutlich Meister Kenobi – mir die Details mitteilt.«
Einige Ratsmitglieder zogen angesichts dieser Unverfrorenheit die Brauen zusammen, aber Yodas grüngoldene Augen leuchteten vor Belustigung. »Recht in allen Punkten Ihr habt«, erklärte er. »Sogar die richtige Reihenfolge Ihr habt gewählt.« Er wurde wieder ernst. »Den Geist erheitern Humor kann, selbst in den dunkelsten Momenten. Doch eine grimmige Aufgabe dies ist und voller Gefahren. Möge die Macht mit Euch sein, Quinlan Vos.«
Es tat gut zu duschen, und die Mahlzeit im Speisesaal war sogar ein noch größerer Genuss. Alle Jedi-Padawane traten ihre Ausbildung in frühen Jahren an, und sie hatten wenige oder gar keine Erinnerungen an ihr voriges Leben. Vos war besonders jung gewesen, als man ihn zum Tempel gebracht hatte, und für ihn war der Orden die einzige Familie, die er kannte. Er hatte hier Hunderte Brüder und Schwestern, und jedes Mal, wenn er den Speisesaal aufsuchte, schien er mindestens der Hälfte von ihnen zu begegnen.
Es war wundervoll.
Beliebtheit. Ruhm. Ein Jedi nicht nach diesen Dingen strebte, wie Yoda es ausdrücken würde. Und auch Vos strebte nicht danach. Doch es machte ihn glücklich, alte Freunde wiederzusehen, die schrecklich ernsten Padawane und die zappeligen Jünglinge zu treffen, und umso unwilliger war er, zu seiner nächsten Mission aufzubrechen. Viel zu oft wurde er an die schlimmsten Orte geschickt, wo er sich in der Gegenwart der unangenehmsten Charaktere wiederfand. Dass er mit solchen Missionen beauftragt wurde und dass er dabei so erfolgreich war, lag ironischerweise an seiner Fähigkeit, aus jeder Situation das Beste zu machen, ganz gleich, wo er sich aufhielt oder wer seinen Weg kreuzte.
Doch bislang hatte Quinlan Vos stickige Hinterzimmer, dunkle Gassen und isolierte Außenposten stets allein aufgesucht. Da war niemand, der seine Schritte verfolgte, niemand, dem er sich erklären musste, niemand, um den er sich Sorgen machen musste. Wenn man wusste, dass jeder, mit dem man in Kontakt kam, keine Skrupel hätte, einem in den Rücken zu fallen, klärten sich die meisten Fragen von ganz alleine. Dann war alles ganz einfach, simpel, unkompliziert.
Nach allem, was er über Asajj Ventress gehört hatte, war sie in etwa so kompliziert, wie man nur sein konnte. Obi-Wan, Anakin und Yoda hatten ihr alle schon gegenübergestanden, und augenscheinlich empfanden sie alle auf die ein oder andere Weise Respekt vor ihr.
»Nun, immerhin hattest du genug Zeit, um zu duschen und etwas zu essen«, sagte Desh, als er sein Tablett abstellte und sich gegenüber von Vos an den Tisch setzte.
»Wenn ich Glück habe, kann ich sogar noch ein bisschen Schlaf nachholen!«, erwiderte Vos mit einem Lächeln, dann schnitt er eine violette Jogan-Frucht mit weißen Streifen auf.
»Welcher Luxus!« Desh zwinkerte und machte sich über sein Steak her. »Gewöhn dich besser nicht daran.«
»Das würde ich nie wagen«, schmunzelte Quinlan.
»Du darfst vermutlich nicht über deine Mission sprechen.«
»Wann darf ich das schon?«
Desh dachte darüber nach, während er kaute, dann schüttelte er den Kopf. »Nie. Aber diesmal bereitet dir etwas Kopfzerbrechen, das sehe ich.«
»Das ist das Problem, wenn man alte Freunde hat.« Er seufzte. »Ich soll mit einer Partnerin zusammenarbeiten.«
»Ich weiß, du bist lieber ein Einzelgänger, aber Jedi arbeiten oft in Zweiergruppen«, sagte Desh.
»Das ist es ja. Sie ist keine Jedi, und sie soll nicht einmal erfahren, dass ich einer bin. Außerdem«, fügte Vos hinzu, »ist die Aufgabe, die wir gemeinsam erledigen sollen … äußerst heikel und riskant. Da habe ich Besseres zu tun, als mir die ganze Zeit Sorgen zu machen, ob meine Begleiterin eine größere Gefahr ist als das eigentliche Ziel.«
»Nun«, erwiderte Desh, »der Tempel kann einen nicht auf alles vorbereiten. Das macht unsere Missionen doch erst so unterhaltsam.«
»Und in welchem Punkt hat der Tempel dich diesmal enttäuscht, Meister Vos?« Es war Kenobi, der sich mit einem freundlichen Lächeln zu ihnen gesellte.
»Schön, dass du fragst«, sagte Vos, dann holte er Luft.
»Oje«, seufzte Obi-Wan.
»Ich weiß, wie man mit anderen Jedi zusammenarbeitet, und auch mit Zivilisten«, setzte Quinlan an. »Ich weiß, wie ich mit kriminellem Abschaum und deren Gefolgsleuten umspringen muss. Aber du und ich, wir wissen beide, dass diese ›Partnerin‹ ein Sonderfall ist, und ich muss wissen, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll.«
»Ah«, machte Kenobi. »Desh, würdet Ihr uns bitte entschuldigen? Vos muss morgen sehr früh zu seiner Mission aufbrechen, und es gibt einige …« Er zögerte. »… Dinge, über die ich ihn vorher noch informieren muss.«
»Gewiss, Meister Kenobi«, nickte Desh. »Wir sehen uns, Vos!« Er nahm sein Tablett und ging davon.
Obi-Wan wandte sich wieder zu Vos um. »Ähnlich wie du scheint Ventress gern allein zu arbeiten. Um ehrlich zu sein, wir wissen nicht, wie sie reagieren wird«, erklärte er. »Aber ich habe ein paar Dinge über ihre Persönlichkeit herausgefunden. Sie ist zielstrebig, konzentriert, und sie hasst Dooku. Sobald du ihr Vertrauen gewonnen hast und sie eine echte Chance sieht, ihren einstigen Meister zu töten, wirst du dich völlig auf sie verlassen können, da bin ich sicher.«
»Das ist ja schön und gut. Aber wie gewinne ich ihr Vertrauen?«
»Asajj Ventress ist hochintelligent. Sie lässt sich nicht leicht hinters Licht führen. Aber Talent und Kompetenz imponieren ihr.« Kenobi hielt kurz inne. »Auch was ihr Aussehen betrifft, ist sie beeindruckend. Vermutlich würde sie Verdacht schöpfen, falls du so tust, als würde sie dir nicht … auffallen. Und … sie hat eine Vorliebe für Sticheleien.«
Vos nahm eine frittierte Kajaka-Wurzel von Obi-Wans Teller und stopfte sie sich in den Mund. »Ihr habt euch also nicht nur mit Schwertern, sondern auch mit Worten duelliert?«
Kenobi nickte. »Wir haben uns …« Er suchte nach dem richtigen Wort. »Geneckt.«
»Du hast mit ihr geflirtet?«
»Ich bitte dich, Vos. Willst du mir sagen, dass du während all deiner verdeckten Einsätze an all diesen zwielichtigen Orten nie mit jemandem geflirtet hast? Bei Ventress ist es wie ein Machtspiel. Sie versucht, durch diese Art des verbalen Schlagabtauschs Kontrolle auszuüben. Es kann nicht schaden, wenn du dich darauf einlässt.«
Vos tippte sich an die Brust. »Je-di«, erklärte er übertrieben betont. »Keine Bindungen, schon vergessen? Wie weit kann ich da gehen?«
»Sei einfach ein wenig ungehobelt. Mach ihr schöne Augen. Sie wird es genießen, dich zurückzuweisen. Das ist für sie wie ein persönlicher Sieg.«
Vos seufzte und nahm eine weitere von Obi-Wans frittierten Wurzeln. »Ich fürchte fast«, murmelte er, »Dooku zu töten wird der leichte Teil.«
Kenobi widersprach ihm nicht.
4. Kapitel
Ebene 1313 hieß so, weil sie sich eintausenddreihundertdreizehn Ebenen über dem Kern des Planeten befand. Vermutlich, überlegte Vos, war das immer noch beruhigender, als an das Gewicht der viertausend anderen Ebenen zu denken, die zwischen dieser und der Oberfläche lagen. Der Unterschied zwischen dieser wortwörtlichen wie metaphorischen »Unterwelt« und dem Teil von Coruscant, der echtes Sonnenlicht sah, war so gewaltig, dass die beiden Teile der Stadt ebenso gut in unterschiedlichen Sternsystemen liegen könnten. Verbrechen, die dort oben Abscheu ausgelöst hätten, waren hier unten Alltag. Es war nicht das erste Mal, dass der Jedi sich fragte, wie viele Wesen, die hier geboren wurden, lebten und starben, nie die Sonne oder die Sterne zu Gesicht bekamen. Er ging an zitternden Gestalten vorbei, die ihre Hände über kleine Feuer in Metallfässern hielten, und zahlreiche Stimmen riefen ihm zu: Bitte, haben Sie etwas zu essen oder vielleicht ein paar Credits, die Sie entbehren können? He, Hübscher, ich weiß, was du brauchst. Hier entlang, der Herr, wir haben genau, wonach Sie suchen, exotische Waren aus allen Teilen der Galaxis …
Mit einer leichten Berührung der Macht, einer unmerklichen Handbewegung und einem unverbindlichen Lächeln ließ Vos jedes dieser Wesen vergessen, dass es ihn je gesehen hatte, während er sich seinem Ziel näherte: einer Bar, die exakt den gleichen Eindruck machte wie jede andere Bar, die er im Lauf der letzten Jahre besucht hatte.
Er liebte diesen Teil einer Mission, wenn alles passieren konnte, wenn alles noch frisch und aufregend war und sich noch nicht in etwas Schmutziges, Kompliziertes und meist viel zu Banales verwandelt hatte.
Die Tür öffnete sich mit einem Zischen, um ihm Einlass zu gewähren. Die Luft war trüb vom Rauch diverser Substanzen, die hier verbrannt oder geraucht wurden, aber dennoch konnte Vos die Gestalten von Tänzerinnen ausmachen, Töchter diverser Spezies, die sich im Takt lauter, urtümlicher Musik wiegten. Doch es waren andere Wesen, die ihn hierhergeführt hatten, und er sah sich rasch nach ihnen um.
Da war einer: ein grünhäutiger, reptilienartiger Trandoshaner in einem gelben Pilotenanzug, der an der Bar saß. Die anderen entdeckte Quinlan weiter hinten, in den dunklen Nischen des Etablissements, aber um sie würde er sich später kümmern.
Die meisten der Gäste waren in Unterhaltungen vertieft, aber in der Nähe des Trandoshaners war noch ein freier Platz. Vos ging hinüber, winkte den Servierdroiden heran und deutete auf das Getränk, das die meisten Gäste vor sich stehen hatten. Gleichzeitig sagte er fröhlich und zu niemandem im Speziellen: »Na, wie geht’s?«
Zwei Männer warfen ihm einen Seitenblick zu, aber niemand erwiderte etwas. Vos ließ sich davon jedoch nicht beirren; er setzte sich, nickte dem Droiden zu, als er eine Tasse mit einer dunklen, dickflüssigen Substanz zu ihm herüberschob, und fuhr fort: »Weiß irgendjemand, wo man hier Arbeit findet?«
Der Trandoshaner (Bossk, rief Quinlan sich ins Gedächtnis: ein Wookiee-Jäger und bekannt dafür, dass er seiner Beute mit solcher Brutalität und Gnadenlosigkeit nachsetzte, dass die meisten anderen trandoshanischen Mitglieder der Kopfgeldjägergilde im Vergleich dazu wie Chorknaben wirkten) zischte – vielleicht, weil er belustigt war. Oder weil er verärgert war. Oder beides.
»Das hier ist nicht die Auskunft, Freundchen. Entweder du weißt Bescheid oder nicht … und du weißt offensichtlich nicht Bescheid.« Mit dieser markigen Bemerkung wandte er sich wieder seinem Getränk zu. Offenbar war er der Ansicht, damit alles gesagt zu haben, was es zu sagen gab.
Vos wartete einen Moment, dann kippte er seinen Drink hinunter, als könnte er es gar nicht erwarten, den Säuregeschmack auf seiner Zunge zu genießen, und murmelte gleichgültig: »Ich schätze, die haarlose Todesfee stiehlt uns allen zurzeit die Aufträge.«
Das beständige Stimmengewirr und das Klacken von Gläsern und Besteck wurden leiser, als alle in Hörweite verstummten, und Bossk drehte sich wieder zu Vos um. Er musterte den Kiffar einen Moment lang mit einem Blick wie Granit – dann begann er zu lachen.
»Diese Frau bringt nichts als Ärger!« Er schlug Vos mit einer dreifingrigen Klauenhand auf die Schulter und gestikulierte in Richtung des Servierdroiden. »Bring meinem neuen Freund noch mal das Gleiche. Ich zahle.«
Vos nickte dankbar. »Also«, fuhr Bossk neugierig fort: »Sie hat dir einen Job geklaut, hm?«
Anstatt einer direkten Antwort fragte Quinlan: »Wo treibt sie sich dieser Tage denn herum?«
Die Augen des Trandoshaners wurden unmerklich schmäler. »Keine Ahnung.«
Langsam, subtil erfüllte Vos seine Machtaura mit einem Gefühl der Kameradschaft, während er weitersprach. »Ich würde ihr gerne mal sagen, was ich von ihr halte, verstehst du?«
Bossk betrachtete ihn noch einen Moment länger, dann schien er zu einer Entscheidung zu gelangen. »Ich kenne jemanden, der dir vielleicht weiterhelfen kann. Komm mit.«
Er stand auf und schob sich ohne jede Finesse, dafür mit umso mehr Selbstbewusstsein durch die Menge auf die andere Seite des Schankraumes. Vos folgte seinem neuen besten Freund zu einer Nische in der dunkelsten Ecke der Bar, wo ein Anooba unter dem Tisch schlief, seinen langen Schwanz beinahe zweimal um seinen blass gestreiften Hundeleib geschlungen. Er erwachte, als Quinlan näher kam, und begann zu knurren.
Mit einem Wink beruhigte der Jedi die Kreatur – aber natürlich übertrieb er es nicht. Es würde verdächtig wirken, falls das Tier ihm plötzlich fröhlich um die Beine scharwenzelte. Das Biest schnupperte, und sein Knurren verwandelte sich in ein Gähnen, als es sich entspannte. Seine Augen und Ohren zeigten aber, dass seine Aufmerksamkeit kein bisschen nachließ.
In der Nische saßen eine thelinische Kopfgeldjägerin mit rotblondem Haar, das trügerisch zu unschuldig wirkenden Zöpfen geflochten war (Latts Razzi; bevorzugte Waffe: die Greifboa), ein männlicher Kyuzo mit einem großen und zweifelsohne schweren Metallhut (Embo, setzt den »Hut« als Waffe und zur Verteidigung ein; genießt den Respekt der anderen Kopfgeldjäger, ist außerdem Besitzer des Anooba Marrok), ein Droide (Highsinger; ein extrem erfolgreicher Kopfgeldjäger, galt als absolut einzigartig) und ein ernst dreinblickender junger Mann mit kahlgeschorenem Kopf … wie hieß er gleich noch?
»He, Boba«, sagte Bossk. »Dieser Kerl sucht nach der namenlosen Anfängerin.«
Boba Fett wirkte jung; er konnte nicht älter als achtzehn oder neunzehn sein. »Anfängerin?« Er schnaubte. »Wohl kaum. Glaub mir, diese Frau weiß genau, was sie tut.«
»Und was tut sie?«
»Sie haut Leute übers Ohr. Warum willst du das überhaupt wissen?« Fett blickte griesgrämig in sein Glas. Offensichtlich war Ventress ein heikles Thema. Nicht, dass es Vos überraschte …
»Wie du wurde auch ich um ein paar große Zahltage betrogen«, erklärte er.