Starlight Full Of Chances - Mounia Jayawanth - E-Book

Starlight Full Of Chances E-Book

Mounia Jayawanth

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Beschreibung

"Seine Augen besitzen eine Tiefe, die mir ganz kurz die Luft abschnürt. Mir fällt auf, dass ich aufgehört habe zu tanzen. Inmitten dieses Meeres aus verschwitzten Körpern stehe ich einfach da und schaue ihn an. Und er schaut zurück."

Als Vince’ und Vickys Blicke sich treffen, scheint alles um sie herum stillzustehen. Aber mehr als diesen kurzen Moment teilen die beiden nicht, bevor sie wieder auseinandergerissen werden - bis sie sich erneut begegnen und die Anziehung mit einem Schlag zurück ist. Und obwohl die toughe Vicky eigentlich nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung ist, kann sie die Gefühle für Vince nicht ignorieren. Dieser scheint zwar genauso zu empfinden, hält sie aber trotzdem immer wieder auf Distanz. Vicky kann sich sein widersprüchliches Verhalten nicht erklären und zweifelt schon daran, dass Vince’ Herz wirklich frei für sie ist. Aber dann gerät sie in eine Situation, die ihr ganzes Leben verändert und die schließlich auch Vince dazu zwingt, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen...

"Ein Buch über Female Empowerment, mit kultureller Vielfalt und einem Thema, das uns alle betrifft und über das wir mehr sprechen müssen. Vince und Vicky haben mein Herz erobert." @MISS.NERDSTAGRAM

Zweiter Band der BERLIN-NIGHT-Trilogie

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Seitenzahl: 520

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INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Leser:innenhinweis

Widmung

Playlist

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

47. Kapitel

48. Kapitel

49. Kapitel

50. Kapitel

51. Kapitel

52. Kapitel

53. Kapitel

54. Kapitel

55. Kapitel

56. Kapitel

57. Kapitel

58. Kapitel

Epilog

Nachwort

Danke …

Die Autorin

Die Romane von Mounia Jayawanth bei LYX

Impressum

Mounia Jayawanth

Starlight Full Of Chances

Roman

ZU DIESEM BUCH

Als Vince’ und Vickys Blicke sich das erste Mal treffen, scheint alles um sie herum stillzustehen. Die tanzenden Menschen, die laute Musik, die funkelnden Lichter – das alles nehmen die beiden nicht mehr wahr. Aber mehr als diesen kurzen Moment teilen sie nicht, bevor sie wieder auseinandergerissen werden. Was bleibt, ist die Erinnerung an Gefühle, die beide so noch nie empfunden haben und die sich mit jedem Jahr, das vergeht, unwirklicher anfühlen. Bis sie erneut aufeinandertreffen und die Anziehung mit einem Schlag wieder da ist. Und obwohl die toughe Vicky ihre Unabhängigkeit liebt und eigentlich nicht auf der Suche nach einer Beziehung ist, kann sie die Gefühle, die Vince in ihr auslöst, nicht ignorieren. Zwar scheint auch er das Knistern zu spüren und sucht ihre Nähe, aber trotzdem hält er sie immer wieder auf Distanz. Vicky kann sich sein Verhalten einfach nicht erklären und fragt sich, ob Vince’ Herz überhaupt frei für sie ist. Aber dann gerät Vicky in eine Situation, die alles für sie verändert und die schließlich auch Vince dazu zwingt, sich mit der Dunkelheit, die er schon seit Jahren in sich trägt, auseinanderzusetzen …

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.

Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Eure Mounia und euer LYX-Verlag

Für Vicky.

Und alle Menschen, die mal in ihrer Situation waren.

»I am out with lanterns, looking for myself.«

Emily Dickinson

PLAYLIST

Young And Stupid – Next to Neon

Liquor Kisses – Zikai

Run – OneRepublic

F. U. C. K – Victoria Monét

Someone Just Like You – Rasmus Hagen, Ebba Bergendahl

Make Me Feel – Janelle Monáe

Situation – Ruth B.

Mistletoe – Why Don’t We

New Year – Dotter

Night Changes – One Direction

Lose Somebody – Kygo, OneRepublic

feel like shit – Tate McRae

Bitter – FLETCHER, Kito, Trevor Daniel

What Other People Say – Demi Lovato, Sam Fischer

STAY – The Kid LAROI, Justin Bieber

Walked Through Hell – Anson Seabra

Hold On – Chord Overstreet

Before You Go – Lewis Capaldi

Holiday – Little Mix

Do My Thing – Estelle

Sorry Not Sorry – Demi Lovato

Savage – Megan Thee Stallion

Sexual – NEIKED, Dyo

PROLOG

Fünf Jahre zuvor

Vicky

Meine Hüften bewegen sich kreisend zum Beat. Ich liebe dieses Lied – es ist ein spanisches, mit Rasseln, Trommeln und einem langen Trompetensolo. Mein Körper schwingt zum Takt, das Blut in meinen Adern pulsiert im Einklang mit der Trompete. Ich tanze und es fühlt sich an, als würde ich fliegen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie mich beobachten. Mit sie sind alle gemeint. Der ganze Club. Sie glotzen schon, seit ich hier bin. Vermutlich wegen meines kurzen Kleides und meiner aufreizenden Tanzbewegungen. Besonders intensiv sind die Blicke der Mädchen aus meiner Schule.

Ja, schaut nur Mädels, denke ich und gehe mit meinem Twerk noch ein wenig mehr in die Hocke. Wenn sie schon gucken, will ich ihnen eine besonders gute Show bieten. Ich weiß, dass sie glauben, dass ich unter Komplexen leide, weil ich ein paar Gramm mehr auf den Hüften habe. Genauso wie sie es mir missgönnen, dass ich mich gern vergnüge. Flittchen nennen sie mich. Eine Schlampe, die jeden ranlässt. Aber leider muss ich sie enttäuschen. Mein Körper ist heiß und ich habe meinen Spaß mit ihm. Nicht mein Problem, dass sie ihre Unsicherheiten auf mich projizieren.

Deshalb finde ich Sydney so toll. Seit sie in der Neunten in meine Klasse kam, sind wir ein Herz und eine Seele. Auch wenn wir ziemlich unterschiedliche Vorstellungen haben. Während ich mich ausprobieren will, wartet sie auf den »Richtigen«, was auch immer das heißen mag. Aber wir halten zusammen, weil unsere Freundschaft auf Augenhöhe basiert, wir nehmen einander an, wie wir sind. Es gibt keine Anführerin, die über alle bestimmt. Frauen sollten nicht miteinander konkurrieren und sich erst recht nicht bekämpfen, sondern vielmehr einander die Hand reichen und gegenseitig supporten. So wie Syd und ich es tun.

Apropos – wo steckt Sydney eigentlich? Ich lasse den Blick einmal durch den Raum wandern. Sie trägt ein weißes Kleid, das im Schwarzlicht hervorsticht, deshalb müsste sie eigentlich leicht zu finden sein. Und da leuchtet sie auch schon, zwischen den Tanzenden und …

Vor Überraschung formt mein Mund ein großes O. Sie läuft durch den Club – mit einem Typen! Er hält ihre Hand. Sie gehen nach draußen. Das ist nicht mehr passiert seit … na ja, noch nie. O mein Gott. Hab ich nicht noch gerade behauptet, dass Sydney, die Romantikerin, auf den Richtigen wartet?

Am liebsten würde ich ihnen hinterhergehen, aber als hätte Sydney meine Gedanken durch den lauten Club hören können, schaut sie sich zu mir um und wirft mir einen warnenden Blick zu.

Na gut, ich werde mich benehmen, bedeute ich ihr und hebe kapitulierend die Hände. Aber später will ich jedes Detail hören.

Sie nickt, denn wir verstehen uns auch ohne Worte, und schenkt mir ein aufgeregtes Grinsen. Wow. Wer hätte gedacht, was so eine Abschlussparty alles aus einem Menschen rausholt.

Lächelnd wende ich mich ab und tanze weiter. Heute ist der letzte Tag einer Ära. Ab morgen werde ich der Schule den Rücken kehren und nie wieder zurückblicken. Ich freue mich auf die Zukunft. Ich werde ausziehen und studieren und mein Leben endlich so leben, wie ich es will. Die Schulzeit war hart, aber sie hat mich auch auf das Schlimmste vorbereitet. Von nun an kann es nur besser werden.

»Dein Kleid ist cool«, erklingt eine sanfte Stimme hinter mir.

Ich drehe mich um. Vor mir steht ein Mädchen, etwa so groß wie ich, zierliche Figur, langes schwarzes Haar und dunkle Augen. Sie trägt ein rotes, kurzes Kleid mit einem tiefen V-Ausschnitt. Ihr Blick ist glasig, aber das Lächeln, das sie mir zuwirft, wirkt ehrlich und aufrichtig. Im Gegensatz zu den hormongesteuerten Jungs aus meiner Schule halte ich Komplimente von Frau zu Frau nicht gleich für eine Anmache. Außerdem muss ich ihr recht geben, mein Kleid ist cool. Ich sehe aus wie eine lebende Discokugel. An mir haften tausend Pailletten, die je nach Lichteinfall anders schimmern.

»Danke«, sage ich und deute auf ihr Outfit. »Deins gefällt mir auch.«

»War im Ausverkauf. Ich glaube, ich bin betrunken«, gesteht sie und erst jetzt fällt sie mir auf, dass sie sich kaum auf beiden Beinen halten kann.

»Oh. Willst du dich einen Moment hinsetzen?« Ich schaue mich nach einem freien Sitzplatz um, aber nichts ist in der Nähe. »Soll ich mitkommen?«

»Du bist lieb«, lallt sie und schüttelt den Kopf. »Ich will aber tanzen.« Sie fängt an, auf und ab zu springen, woraufhin ich lachen muss. Zum Glück trägt sie keine hohen Schuhe. So wie sie schon im Stehen wankt, würde sie sich ansonsten bestimmt der Länge nach hinpacken.

»Ich bin übrigens Vicky«, stelle ich mich vor und reiche ihr die Hand. Sie ergreift sie, schüttelt sie allerdings nicht, sondern stützt sich darauf, um nicht zur Seite zu kippen.

»Sicher, dass du dich nicht kurz hinsetzen willst? Du siehst aus, als wäre dir schwindelig.«

Ihr Mund öffnet sich und es braucht ein paar Anläufe, ehe sie die Worte stolpernd herausbringt. »Ma-Maya.«

»Was?«

»Ich heiße Maya.« Jetzt schüttelt sie meine Hand und lächelt breit. Sie trägt eine Zahnspange, was ich irgendwie voll cool finde. Ich hatte nie eine, habe mir aber immer eine gewünscht. Die roten Gummis an ihren Brackets passen sogar zu ihrem Kleid. Die Frau hat Stil!

»Freut mich, Maya.«

»Freut mich auch, Nicky.«

»Vicky«, verbessere ich sie grinsend. »Mit einem V. Eigentlich Victoria.«

»Habe ich das nicht gesagt?«

»Doch, vielleicht«, erwidere ich, auch wenn ich sicher bin, dass ich sie richtig verstanden habe. Aber ich kann und will in ihrem Zustand unmöglich mit ihr diskutieren. Das wäre Folter für uns beide.

»Du siehst nicht aus wie eine Victoria«, bemerkt sie und mustert mich skeptisch.

»Wirklich? Warum nicht?«

»Intuition, Nicky. Unterschätze niemals die Intuition einer Person, die sternhagelvoll ist.«

Ich pruste los. Dieses Mädchen ist der Hammer.

»O Mist, ich glaube, ich habe schon wieder Nicky gesagt.« Sie wirft mir einen entschuldigenden Blick zu.

»Das macht doch nichts.«

»Du bist eine gute Freundin, Victoria mit V.«

Wahrscheinlich meint sie es nicht ernst, wir kennen uns ja gar nicht und sie ist stockbesoffen, aber ihre Worte legen sich wie eine Umarmung um mein Herz. Denn dieses Kompliment höre ich nicht oft. Wenn, dann nur von Sydney. Meiner einzigen Freundin.

»Du hast mich gehalten, sonst wäre ich umgekippt«, redet sie weiter. »Ich finde das voll nett.«

»Das ist doch auch selbstverständlich.«

»Ja.« Maya lächelt träge, dann ändert sich ihr Ausdruck.

»Alles gut?«

»Ja.« Sie nickt langsam, doch dann schüttelt sie den Kopf. »Aber ich glaube, ich muss mich …«

»O shit.« Aus Reflex trete ich einen Schritt zurück, besinne mich aber schnell wieder meiner Manieren und greife nach ihrer Hand. »Okay. Lass uns eine Toilette suchen.«

»O Gott, nein«, wehrt sie ab und lässt meine Hand los. »Du musst nicht mitkommen. Mach dein Kleid nicht schmutzig. Ich bin gleich wieder da. Außerdem …« Sie hält sich die Hand vor den Mund und rennt los, noch ehe sie ihren Satz beenden kann.

Besorgt schaue ich ihr hinterher und spiele mit dem Gedanken, ihr doch zu folgen. Wenn ich es wäre, würde ich mir wünschen, dass mir jemand die Haare hält. Aber ich sollte nicht immer von mir auf andere schließen. Wenn sie ihre Privatsphäre braucht, werde ich das respektieren. Und falls sie in ein paar Minuten noch nicht zurück sein sollte, kann ich ja mal nach ihr schauen.

Auf der Tanzfläche ist jetzt mehr los. Die Meute hüpft und zappelt und scheint nicht müde zu werden. Ich kämpfe mich bis zum Rand durch, damit ich mich besser bewegen kann. Der DJ hat Sexy Back von Justin Timberlake aufgelegt. Obwohl ich den Text kaum kenne, versuche ich laut mitzusingen und lasse die Arme wie die Segel eines Schiffes sanft von einer Seite auf die andere wiegen.

I’m bringing sexy back …

Wie immer sind meine Augen beim Tanzen geschlossen, um die elektronische Symphonie in meinem ganzen Körper zu spüren. Ich verschmelze mit den Akkorden und werde eins mit der Musik. Wozu Drogen, wenn man Musik hat? Sie ist der einzige Kick, den ich brauche. Ihr Rausch kommt keinem anderen gleich. Ich hasse Sport, aber tanzen könnte ich stundenlang. Die Musikrichtung spielt dabei keine Rolle. Solange der Bass durch meinen Körper bebt, bin ich ihm verfallen.

Als ich die Augen wieder öffne, erschrecke ich mich kurz, weil ich geradewegs in ein dunkles Augenpaar blicke. Sie gehören zu einem Typen, der ein paar Meter entfernt an der Bar steht. Auch er zuckt bei unserem Blickkontakt zusammen und sieht dann ertappt weg.

Hat er mich beobachtet?

Neugierig trete ich einen Schritt zur Seite, um ihn besser sehen zu können. Eigentlich sticht seine Aufmachung nicht aus der Menge der übrigen Anzugträger hervor. Aber im Gegensatz zu den anderen wuselt und springt er nicht herum. Er bewegt sich überhaupt nicht, sitzt nur da und starrt mich an.

Seine Größe kann ich aus der Entfernung nicht einschätzen, aber seine Haare sind eindeutig schwarz. Er hat südostasiatische Gesichtszüge, schmale Lippen und eine gerade Nase.

Der Fremde wendet sich kurz ab, um mit einem seiner Kumpels zu reden, dann, wenige Sekunden später, sieht er wieder zu mir. Seine Augen besitzen eine Tiefe, die mir ganz kurz die Luft abschnürt. Mir fällt auf, dass ich aufgehört habe zu tanzen. Inmitten dieses Meeres aus verschwitzten Körpern stehe ich einfach da und schaue ihn an. Und er schaut zurück. Und lächelt. Ganz leicht, als ob dieses Lächeln eigentlich unbeabsichtigt wäre. Obwohl ich es nicht bewusst steuere, spüre ich, wie sich meine Mundwinkel ebenfalls nach oben ziehen.

»Hallo«, forme ich mit den Lippen.

Der Fremde zieht die Stirn kraus und wirkt einen Augenblick lang überfordert. Dann, nach einer kurzen Pause, erwidert er meinen Gruß. »Hallo.«

»Wie geht’s?«, frage ich weiter, doch das übersteigt seine Fähigkeiten des Lippenlesens, denn er macht ein fragendes Gesicht. Ich verzichte darauf, es zu wiederholen und winke ihn stattdessen einfach rüber. Wenn er herkommt, können wir uns besser unterhalten.

Doch der Fremde starrt mich an, als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Hastig wendet er sich ab und nimmt einen großen Schluck von dem Getränk, das vor ihm steht. In meine Richtung schaut er nicht mehr.

Hä? Was war das denn gerade? Erst glotzt er mich an und dann ignoriert er mich? Ähm, okay, dann eben nicht.

Ich reiße den Blick von ihm los und lasse mich in den nächsten Song fallen. Zumindest versuche ich es, aber diesmal blockiert irgendwas meine Muskeln. Ich will nicht zu dem Typen hinsehen, wirklich. Aber meine Augen gehorchen mir nicht. Gegen meinen Willen wandern sie zurück zur Bar.

Er steht noch immer da, aber jetzt ist er nicht mehr allein. Ein paar Freunde haben sich zu ihm gesellt. Er redet mit ihnen, während alle paar Sekunden sein Blick in meine Richtung huscht.

Er beobachtet mich noch immer.

Mit einem Mal packt mich die Nervosität. Ich bin es gewohnt, angestarrt zu werden – aus Neugier, Neid und Lust, aber beim ihm ist es irgendwie anders. In der Regel kann ich Menschen gut einschätzen, aber ihn überhaupt nicht. Findet er mich hübsch? Ist er interessiert? Will er eigentlich zu mir kommen und ist einfach nur schüchtern? Oder interpretiere ich alles völlig falsch?

Ich kehre ihm den Rücken zu und versuche mich erneut auf die Musik zu konzentrieren. Leider spüre ich seine Blicke weiterhin auf meinem Rücken, so drängend intensiv wie eine körperliche Berührung, und plötzlich weiß ich nicht mehr, wie man tanzt. Ungelenk wippe ich ein wenig hin und her, komme mir aber vor wie eine Marionette, deren Fäden sich verheddert haben.

Was ist bloß los mit mir? So durcheinander hat mich schon lange keiner mehr gebracht. Vielleicht sogar noch nie.

Verärgert, dass er mich aus dem Takt bringt, verschwinde ich tiefer in der Menge, bis ich sicher bin, dass er mich nicht mehr sehen kann. Ich bin keine Stripperin, die nur für das Vergnügen der Zuschauenden tanzt. Soll er doch jemand anderen angaffen.

Versteckt vor seinem Blick fällt die Unsicherheit schnell von mir ab und ich werde endlich mutiger und geschmeidiger in meinen Bewegungen. Fast gelingt es mir, wieder abzuschalten, wirklich fast. Aber jedes Mal, wenn ich kurz in seine Richtung schiele, beobachtet er mich. Nicht auffällig, aber auffällig genug, um ihn zu durchschauen. Seine Freunde wollen ihn zum Tanzen motivieren, aber er winkt ab und lässt sie alleine ins Gedränge ziehen.

Da ist sich wohl jemand zu fein fürs Tanzen.

Aber mich anschauen kann er trotzdem. Ich verstehe echt nicht, was sein Problem ist. Wenn er mich schon heimlich beobachtet, kann er doch einfach herkommen und mit mir reden?

*

Irgendwann nach Minuten oder Stunden – ich habe keinerlei Zeitgefühl mehr – leert sich der Club. Die Menschenmauer, hinter der ich mich die ganze Zeit erfolgreich versteckt habe, zerstreut sich und gibt wieder die Sicht auf mich frei. Der Typ ist noch da und natürlich gilt seine Aufmerksamkeit immer noch mir.

Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Was fällt ihm ein, mich den ganzen Abend mit seinen Blicken zu verschlingen und dann nicht den Mut zu haben, auf mich zuzugehen? Jemand der so fasziniert ist, kann ja wohl auch den Mund aufmachen.

Ich verschränke die Arme vor der Brust und schaue ihn direkt an. »Komm doch«, sagt mein Blick. Und obwohl ich sicher bin, dass er mich verstanden hat, rührt er sich trotzdem nicht von der Stelle.

Ist das sein verdammter Ernst?

Gott, dann halt nicht! Ich strecke ihm die Zunge raus und drehe mich um. Kindisch, ich weiß, aber ich kann nicht anders. Seine Zurückweisung macht mich echt sauer.

Vermutlich wäre es das Beste, wenn ich den Abend für beendet erkläre. Die Nacht war lang und die meisten sind ohnehin schon weg. Ich sollte Sydney suchen, sie ist schon vor Ewigkeiten verschwunden. Und bei der Gelegenheit kann ich auch nach dieser Maya sehen. Nicht, dass die Ärmste noch immer neben der Kloschüssel kauert.

Ich beschließe, zuerst zu den Toiletten zu gehen, doch als ich mich umdrehe, pralle ich unerwartet gegen einen fremden Brustkorb. Mein Atem stockt, als ich langsam aufschaue.

Er ist doch gekommen.

Mein Puls schnellt in die Höhe und meine Nackenhaare stellen sich auf. Aus der Nähe betrachtet sieht er anders aus. Noch besser. Seine Züge sind weich, seine Augen warm. Eben noch auf hundertachtzig, spüre ich jetzt, wie ein großer Teil meines Zorns von mir abbröckelt.

Der Fremde mustert mich ebenfalls, die Stirn gefurcht, die Augen mehrmals blinzelnd, als wäre er heillos überfordert und wüsste nicht, wie er mit der Situation umgehen soll. Vielleicht ist er wirklich schüchtern. Auch wenn er eigentlich nicht so wirkt.

Nun stehen wir einfach nur voreinander und schauen uns an, während die bunten Lichter der rotierenden Clubbeleuchtung über sein Gesicht tanzen, fast im selben Takt wie mein Herzschlag.

»Noch mal hallo«, sage ich heiser und bin nicht sicher, ob er mich trotz der lauten Musik verstanden hat. Doch er schmunzelt leicht und mir wird so warm, dass meine Haut überall zu prickeln beginnt.

»Hallo.«

»Was sollte dein Glotzen?«, platze ich heraus, woraufhin er überrascht die Augenbrauen hebt.

»Keine Ahnung«, gesteht er und sieht wirklich so aus, als wüsste er es nicht. Seine Stimme ist schön, so samtig und weich. Er könnte Synchronsprecher sein.

»Es ist ziemlich übergriffig, jemanden derart anzugaffen«, fahre ich streng fort.

Seine Lippen zucken, als ob er ein Lachen unterdrücken würde. Aber dann kehrt der Ernst in seinen Blick zurück. »Tut mir leid.« Er zieht einen Schmollmund, der ihn irgendwie extrem heiß und extrem süß zugleich aussehen lässt. Wie kann man da noch sauer bleiben?

»Dir sei verziehen«, sage ich gespielt hochnäsig, woraufhin sein Lächeln noch breiter wird. Mein Herz schwingt sich auf ein Pferd und galoppiert davon. Wohin, weiß ich nicht, aber ich vermute mal in Richtung Chaos. Denn genau das beschreibt mein Gefühlsleben gerade. Ich bin nervös, aufgeregt, glücklich, aber auch ängstlich. Zum ersten Mal weiß ich nicht, was ich sagen oder machen soll. Der Fremde sieht so aus, als würde es ihm ähnlich gehen, denn er schaut sich um, und wirkt noch immer etwas desorientiert.

Und dann spüre ich, wie sich unsere Fingerspitzen berühren. Ganz zart, ganz sanft. Ein heißes Kribbeln durchfährt mich. Etwas fließt mir den Rücken runter, und ich kann nicht sagen, ob das Schweißperlen sind, oder ob ich es bin, die gerade dabei ist zu schmelzen. Unsere Finger finden ineinander, bis sie sich schließlich miteinander verflechten. Mein Unterleib zieht sich zusammen, mein Atem geht immer schneller.

Erregt es mich gerade, seine Hand zu halten? Uff, ich glaube schon.

Die ganze Zeit habe ich darüber sinniert, ob er an mir interessiert sein könnte oder nicht. Jetzt weiß ich, dass ich mit meinem Bauchgefühl richtiglag. Er ist interessiert, er begehrt mich, er will mich – und das schon die ganze Zeit. Warum er vorher nicht den Mut dazu aufgebracht hat herzukommen, weiß ich nicht. Aber jetzt ist er hier. Und er starrt auf meine Lippen.

Er will mich küssen.

Und doch rührt er sich nicht. Er hält einfach nur meine Hand. In seinem Blick flackert Lust, aber auch Zurückhaltung. Irgendwas hindert ihn dran, den nächsten Schritt zu tun.

Oder irgendwer.

Denn plötzlich krallt sich eine Hand in seine Schulter und zieht ihn von mir weg.

»Du bist so ein Mistkerl!«

Das Mädchen, dem die Hand gehört, stellt sich zwischen uns, und ich weiß nicht, warum ich in diesem Moment dieses kleine Detail registriere, aber seine champagnerfarbene Krawatte passt farblich perfekt zu ihrem Kleid. So, als wäre es abgesprochen. So, als ob sie zusammen hier wären.

O mein Gott. Die Erkenntnis donnert gegen meinen Kopf wie eine schlecht geworfene Frisbeescheibe.

Er hat eine Freundin.

Deshalb also seine Befangenheit. Deshalb sein ewiges Hinauszögern, auf mich zuzugehen. Enttäuschung kickt mich in meinen Bauch. Mit einem fremden Mädchen zu flirten ist schon heftig, aber auch noch, wenn die Freundin anwesend ist? Das ist mies. Das ist richtig mies. Ja, ich amüsiere mich gern, aber ich halte mich grundsätzlich fern von Typen, die vergeben sind. Dass er zur Fraktion untreues Arschloch gehört, hätte ich nie im Leben erwartet.

»Fuck.« Der Typ blinzelt mehrmals und sieht so aus, als wäre er aus einer Trance erwacht. Er lässt den Kopf sinken und vermeidet es auf diese Art, uns in die Augen zu sehen.

»Ja, fuck«, wiederholt seine Freundin geladen. »Da schmeißt sich die erstbeste Schlampe an dich ran, und du kannst nicht mal warten, bis ich weg bin?«

Wow. Jetzt bin ich also die Schlampe, denn es ist ja immer die Schuld der Frau. Wenn ich nicht so starr vor Schock wäre, würde ich dem Mädchen geflissentlich die Meinung geigen, schließlich wurde nicht nur sie verarscht.

Aber anscheinend hat sie gar keine Lust, weiter zu diskutieren, denn sie wendet sich ab und stürmt in Richtung Ausgang. Der Typ – ich kenne seinen Namen noch immer nicht – flucht wieder und rennt ihr hinterher.

An der Tür kommt er jedoch abrupt zum Stehen und dreht sich langsam zu mir um. Sein schuldbewusster Blick trifft auf meinen resignierten. Ganz kurz ruckt sein Fuß in meine Richtung, als würde er instinktiv wieder zu mir zurückwollen. Sein Gesicht verzieht sich bedauernd. Mit der flachen Hand schlägt er zweimal gegen die Tür, als müsste er sich wirklich davon abhalten, nicht herzukommen.

Doch dann geht er. Und nimmt ein Stück meines Herzens mit sich.

Vince

Trotz ihrer High Heels hat diese Frau einen verdammt flotten Gang. Inmitten des Dunstes der lauten Musik und den flackernden Neonlichtern rast sie auf den Ausgang zu, als würde sie von sonst wem verfolgt. Als sie die Tür aufstößt, kneife ich instinktiv die Augen zu. Heller Sonnenschein bricht durch die Wolkendecke und fällt warm auf uns herab. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass ein neuer Tag angebrochen ist. Verrückt, wie alles einfach weitergeht, während für einen selbst die Zeit stehen bleibt.

»Jetzt warte doch endlich«, rufe ich ihr nach, was sie tatsächlich tut, und zwar so abrupt, dass ich fast mit ihr zusammenknalle.

»Was war das gerade?«, fährt sie mich an und bringt sofort wieder Abstand zwischen uns. »Wolltest du es mir heimzahlen? Weil ich gehe und dich zurücklasse?«

»Nein«, antworte ich müde und halte mir eine Hand vor die Augen, um das Sonnenlicht abzuschirmen.

»Oder war es wegen der dämlichen Wette, die Luke und die anderen am Laufen haben? Warst du sauer, weil du nicht mitmachen konntest?«

»Nein. So war das gar nicht. Ich schwöre es. Baby …«

»Nein, nichts da Baby.« Sie schlägt meine Hand weg, die ich gerade an ihre Wange legen wollte. In ihrer Stimme schwingt eine Endgültigkeit. »Ich bin nicht mehr dein Baby.«

Vermutlich würde ich jetzt in Panik verfallen, wenn es das erste Mal wäre, dass sie mir die Baby-Anrechte entzieht, und nicht das hundertste. In den letzten Wochen haben wir uns so oft gestritten und getrennt, dass ich irgendwann aufgehört habe zu zählen. Am Ende kommen wir sowieso wieder zusammen.

»Erzähl mir einfach, was passiert ist«, fordert sie.

»Es ist gar nichts passiert.«

»Gar nichts? Warum hältst du Händchen mit einer anderen Frau? Und warum siehst du sie an, als ob du sie küssen willst?«

Keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht. Was ich weiß, ist, dass ich nicht aufhören konnte, sie anzusehen. Sie war so … Ich weiß nicht. Sie hat geleuchtet. Ihr Kleid, ihre Augen, ihr Lächeln. Noch nie habe ich jemanden so tanzen sehen. Als wäre sie die Verkörperung der Musik. Sie war so frei und ungezwungen, so selbstbewusst und stark. Ich war wie hypnotisiert, magisch angezogen. Und stand plötzlich vor ihr.

Aber vielleicht ist es genau das, was alle Betrüger sagen. Dass sie nicht wussten, was sie taten, obwohl es eine Lüge ist. Ich wusste, was ich tue, ich habe nur nicht mehr an die Konsequenzen gedacht. Da war nur noch sie in meinem Kopf.

Als ich nicht antworte, seufzt sie. »Ist ja auch egal. Ich gehe sowieso weg, da bringt es nichts, diese Beziehung noch aufrechtzuerhalten. Das Beste wäre, wenn wir …«

»Hör auf«, gehe ich dazwischen, weil ich diese Leier langsam leid bin. Wann immer wir auf New York zu sprechen kommen, fängt sie einen Streit an und macht Schluss, nur um es ein paar Stunden später wieder zurückzunehmen.

»Du gehst zum Studieren weg, na und? Du wirst doch wiederkommen.«

»Und was, wenn nicht?«

Ich schließe den Mund wieder. Diese Option höre ich zum ersten Mal. Verwirrung und ein Hauch Panik toben in mir.

»Dann … dann ziehe ich eben auch nach New York«, sage ich im Affekt.

Jetzt lacht sie, aber es klingt keinesfalls fröhlich. Eher so, als würde sie damit ein Schluchzen verbergen wollen. »Du willst ernsthaft nach New York ziehen? Nur für mich?«

»Warum klingst du so überrascht?«

»Weil es bescheuert ist. Merkst du nicht, wie albern das klingt? Du kannst nicht einfach aus Liebe in ein anderes Land ziehen und deine eigenen Träume und Ziele über Bord werfen. Wir sind praktisch noch Kinder.«

»Wir sind achtzehn. Und seit drei Jahren zusammen.«

»Trotzdem haben wir keine Ahnung vom Leben.«

Frustriert presse ich die Lippen aufeinander. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll, denn anscheinend ist alles, was ich sage, falsch. Bitte ich sie zu bleiben, bin ich der Egoist, der sie festhält. Bitte ich sie zu gehen, ist sie mir nicht wichtig genug. Will ich mit ihr gehen, bin ich bescheuert und habe keine Ahnung vom Leben.

Schweigend starren wir einander an. Normalerweise müssen wir irgendwann lachen, weil wir beide ziemlich albern aussehen, wenn wir sauer aufeinander sind. Aber diesmal kann ich mir nicht einmal ein kleines Lächeln abringen. Es tut weh, dass sie so wütend auf mich ist, vor allem, weil ich sie diesmal sogar verstehe. Ich weiß, dass ich falsch gehandelt habe. Ich hätte dieses Mädchen nicht so ansehen sollen. Ich hätte gar nicht erst so empfinden dürfen. Ich habe mit einer anderen … gefühlt.

Aber ist das falsch? Betrügt man seinen Partner, wenn man sich mit einem anderen Menschen einfach nur … verbunden fühlt?

»Du wolltest sie, oder?«, bricht sie das Schweigen.

»Wen?«, frage ich gedehnt, obwohl ich natürlich weiß, wen sie meint.

»Wen wohl? Die Schlampe im Paillettenkleid.«

Ihre Worte fühlen sich an, als hätte sie mir eine Faust in den Bauch gerammt. »Nenn sie nicht so. Sie trifft überhaupt keine Schuld. Ich war es, der falsch gehandelt hat.«

»Das beantwortet meine Frage nicht.«

»Nein, ich wollte sie nicht.«

Enttäuschung blitzt in ihren Augen auf. Ich lüge ihr ins Gesicht und sie weiß es.

»Ach! Mach doch, was du willst. Geh meinetwegen wieder zu ihr. Ich hab echt keinen Bock mehr auf das alles.«

Mit diesen Worten rauscht sie ab und diesmal gehe ich ihr nicht hinterher. Ich weiß, dass sie jetzt Zeit für sich braucht. Vielleicht können wir morgen – oder nachher, denn es ist ja schon morgen – nach einer Mütze Schlaf noch mal darüber reden.

»Oje, Ärger im Paradies?«

Luke kommt auf mich zu und sieht aus, als hätte er das Ende unseres Wortgefechts mitgekriegt.

»Sieht wohl so aus«, murmele ich und schaue ihrem blonden Schopf hinterher. »Sie hat es schon wieder beendet.«

Luke verdreht die Augen, denn er kennt die Leier. »Was hat ihr diesmal nicht gepasst?«

»Nein, es war meine Schuld. Ich … habe mit einer anderen …«

»Was?« Er reißt die Augen auf.

»Es ist nichts passiert! Wir haben nur … Händchen gehalten«, sage ich schnell. »Mehr nicht.«

»Händchen gehalten?«, wiederholt er geschockt, als sei das noch eine krassere Geste als ein Heiratsantrag.

»Warum hältst du die Hand von jemandem, der nicht deine Freundin ist? Ich dachte, ihr wolltet das mit der Fernbeziehung versuchen. Du hast sie doch förmlich darum angefleht.«

»Ich weiß.«

»Oder willst du es eigentlich doch nicht?«

Eine Frage, die er mir in den letzten Wochen schon oft gestellt hat. Meistens immer dann, wenn mal wieder Schluss war.

»So was ist echt hart«, redet er weiter. »Ich weiß, dass ihr schon seit Ewigkeiten zusammen seid, aber sie zieht nicht nur in eine andere Stadt, sondern auf einen anderen Kontinent.«

»Ich will es«, beharre ich. »Mir ihr.«

»Sicher?«

Diesmal zögere ich, nur kurz, aber lang genug, um Luke aufstöhnen zu lassen. Er schließt die Augen und fasst sich an die Stirn. »O Mann. Wie kann es eigentlich sein, dass ich heute Nacht riesigen Mist gebaut habe und du es trotzdem geschafft hast, mich zu übertreffen?«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Also hat es geklappt?«, frage ich, dankbar, dass das Gespräch in eine andere Richtung geht.

Said hatte ihn und ein paar andere Jungs zu Beginn des Abends zu einer Challenge herausgefordert, in der es darum ging, ein Mädchen dazu zu bringen, einen zu küssen. Ich fand die Aktion ziemlich fies, habe mich aber wie immer rausgehalten. Luke macht blöden Scheiß, wenn er das Gefühl hat, dass er irgendwem etwas beweisen muss. Ich habe ihm gesagt, dass es kein Weltuntergang ist, beim Abi durchzufallen. Aber der Sturkopf lässt selten mit sich reden.

Lukes Blick trübt sich, und plötzlich wirkt er so traurig, wie ich ihn noch nie gesehen habe. »Lass uns nicht hier darüber reden«, sagt er leise und deutet mit dem Kopf hinter sich auf das Mädchen, mit dem er die halbe Nacht verbracht hat. Zu meiner Verwunderung trägt sie seine geliebte Jacke. Wenn er ihr die freiwillig überlässt, muss das schon was heißen.

Ein anderes Mädchen hakt sich bei ihr unter. Mein Mund wird trocken, und mein Herz gerät kurz ins Stolpern. Es ist das Mädchen. Das Mädchen, dessen bloßer Anblick mich wie ein Sog mit sich gerissen hat.

Als sie mich ebenfalls entdeckt, schwindet ihr fröhlicher Ausdruck. Mein Bauch zieht sich zusammen. In meinem Magen tobt eine Mischung aus Verwirrung und Schuld. Ich weiß echt nicht, was mit mir los ist. Ich habe eine Freundin, verdammt! Warum zur Hölle schaue ich einer anderen hinterher? Warum geht es mir so nah, dass sie sauer auf mich ist? So bin ich doch eigentlich nicht. Ich bin kein Arschloch und auch kein Betrüger. Ich bin einfach nur … verwirrt.

»Es tut mir leid«, forme ich mit den Lippen und sehe sie ein letztes Mal an. Versuche mir ihr Gesicht einzuprägen, ihr freches Lächeln, ihre herzförmigen Lippen, ihre leuchtend grünen Augen.

Ob sie mich verstanden hat, weiß ich nicht, aber als sie sich enttäuscht von mir abwendet, kriecht ein Schmerz durch meinen Körper, den ich nicht in Worte fassen kann. Meine Freundin hat gerade schon wieder mit mir Schluss gemacht und ich bin traurig, weil eine andere mich nicht ansieht.

1. KAPITEL

Fünf Jahre später

Vicky

Ich sitze auf dem Sofa und trinke Rooibos-Tee aus meiner Lieblingstasse. Sie ist ziemlich groß und eine von denen, die bei Hitze die Farbe wechseln. Eigentlich gehört sie ja Sydney – das erkennt man an dem albernen Star Wars Aufdruck und an Darth Vader, der mit einem Lichtschwert mitten auf dem Porzellan prangt. Ich halte zwar nicht viel von den Filmen, aber für mich gibt es trotzdem keine bessere Tasse. Sie bedeutet mir eine ganze Menge, denn fast immer ist sie mit dabei, wenn irgendwas Aufregendes passiert.

So wie jetzt gerade.

»Ist das dein Ernst?«, vergewissere ich mich.

»Was ist mein Ernst?« Sydney steht in Unterwäsche an ihrer offenen Tür und mustert mich fragend.

Ich schüttele den Kopf und ziehe meine Haare zur Seite, um auf meine Ear Pods zu deuten, die mir in den Ohren stecken. Ich liebe die Dinger, aber wenn man sie nicht sieht, wirkt es, als würde man Selbstgespräche führen.

»Ah.« Sydney nickt verstehend und zieht sich wieder zurück, um sich auf ihr bevorstehendes Date vorzubereiten.

Mit Luke, wohlbemerkt. Der Luke, der ihr tausendmal das Herz gebrochen hat. Was ich von dem Typen halte, der sie erst versetzt und dann komplett vergessen hat, spreche ich nicht laut aus (Sydney weiß es ohnehin). Sie ist auch so schon aufgeregt genug, denn heute lernt sie Lukes Eltern kennen – ja, so weit sind die beiden schon.

»Es ist mein Ernst«, versichert mir Peer am Telefon. Seine Stimme klingt warm und herzlich. »Du hast den Job. Glückwunsch.«

»Wow. Das ist so cool. Danke«, sage ich und meine es hundertprozentig so. Ich liebe das Neue Museum. Es hat mein Herz schon während meines Praktikums erobert und jetzt werde ich selbst dort arbeiten. Zwar nur als studentische Hilfskraft, aber immerhin. Das Gehalt ist so lächerlich hoch, dass ich mich gar nicht traue, es laut auszusprechen. Da hat es sich wohl gelohnt, mich durch die beiden Arabischkurse durchzukämpfen. Führungen in anderen Sprachen bringen fast immer das Doppelte ein. Ich bin zwar kein Ass in Arabisch und kann es nach wie vor besser verstehen als sprechen, aber das wird schon alles.

Jetzt kann ich endlich das Hundesitten an den Nagel hängen. Ich liebe Hunde, keine Frage, aber das ständige frühe Aufstehen und Häufchen beseitigen bringt einen irgendwann an seine Grenzen. Der Job im Museum wird mein chronisch leeres Bankkonto etwas auffüllen. Nicht, dass ich in Saus und Braus leben würde, aber bisher konnte ich mir immer nur das Nötigste leisten, was nicht mehr war als Essen und die Miete.

»Nicht dafür«, meint Peer, und ich höre ihn durchs Telefon lächeln. Damals bei meinem Praktikum war er für die Administration zuständig. Wir verstanden uns auf Anhieb, was nicht sonderlich schwer war, weil Peer ein Mensch ist, den man sofort ins Herz schließt.

Nach meinem Praktikum habe ich ihn darum gebeten, mir sofort Bescheid zu geben, wenn das Museum auf der Suche nach studentischen Hilfskräften ist. Nach über einem Jahr hat er sein Wort gehalten und mich gleich als Erste kontaktiert.

»Mit den Arbeitszeiten bist du flexibel, richtig?«

»Jepp.« Obwohl er mich nicht sieht, nicke ich zusätzlich. »Ich habe die meisten Unikurse abgeschlossen und im nächsten Semester nur noch die Masterarbeit.«

»Perfekt. Hier geht es nämlich manchmal etwas drunter und drüber.«

»Klingt, als hätte sich nichts verändert.«

Er lacht und ich stimme mit ein.

»Dann sehen wir uns nächste Woche? Zur Vertragsunterzeichnung?«

»Ich werde da sein.«

Als wir auflegen, hüpft mein Herz wie auf einem Trampolin. Ich nehme mir die Ear Pods aus den Ohren und lege sie erst mal auf den Tisch, weil ich die Ladebox mal wieder verlegt habe.

»Syyyyyd«, rufe ich aufgeregt nach meiner besten Freundin. »Ich habe den Job!«

»Im Ernst?« Sie tritt aus ihrer Tür und trägt jetzt ein schulterfreies schwarzes Kleid, in dem sie so scharf aussieht, dass meine Augen zu brennen beginnen.

»Wow, mit diesem Teil wirst du so was von flachgelegt.«

Sie kichert leise. »Hat Ani auch gesagt. Also nicht das mit dem Flachlegen, sondern, dass sie es schön findet. Egal. Du hast den Job?«

»Yes. Vor dir steht die neue Museumstante, die die Besuchergruppen durch ihre prächtigen Hallen führt«, stelle ich mich selbst vor und schnappe mir die Fernbedienung, um sie als Mikrofon zu benutzen. »Tauchen Sie ein in die Welt des Alten Ägypten, und lassen sie sich von der reichen Sammlung antiker Kunst berauschen. Sie wollen eine Führung auf Deutsch? Kein Problem! Sie wollen eine auf Englisch? Auch kein Problem! Vielleicht sogar auf Arabisch?« Ich zwinkere wie ein Emoji. »Na so was von kein Problem!«

Sydney pfeift verblüfft. »Du hast dir wirklich Arabisch zugetraut?«

»Ja, das war vielleicht ein wenig übermotiviert«, räume ich ein, und werfe die Fernbedienung zurück aufs Sofa. »Aber sonst hätte ich den Job nicht bekommen. Außerdem kann ich ja ein bisschen Arabisch.«

Als Kind habe ich die Sprache fast fließend gesprochen, aber nachdem mein Vater gestorben ist … Na ja, sagen wir, ich hatte keinen Gesprächspartner mehr. Trotzdem habe ich die letzten Unisprachkurse mit voller Punktzahl abgeschlossen, weil noch eine Menge hängengeblieben war. Und meine Aussprache ist auch nicht so übel. Man hört fast keinen Akzent.

»Mit etwas Übung kommst du sicher wieder rein. Und weißt du, was das Beste ist?« Sydneys Augen leuchten auf. »Das Neue Museum ist direkt um die Ecke vom Coffee & Books. Du kannst in deinen Mittagspausen immer vorbeikommen.«

»O Gott, und wie ich das tun werde!«

Ich liebe das Café, in dem Sydney arbeitet. Es ist dort so schön bunt, kuschelig und gemütlich, außerdem sind alle Produkte vegan und noch dazu bezahlbar. Nicht, dass ich dort jemals zahlen müsste. Bisher hat Sydney mich immer kostenlos durchgefüttert.

»Aber jetzt muss ich mich weiter fertig machen«, kehrt sie zum ursprünglichen Thema zurück. Ihre Stimme zittert ein bisschen vor Aufregung. »Luke kommt gleich.«

»Ja, was das angeht …«, beginne ich, doch Sydney unterbricht mich mit einem lauten Stöhnen. »Was?«

»Ich finde, du solltest heute nicht dahin gehen. Nein, lass mich ausreden!«, halte ich sie auf, als sie mich unterbrechen will. »Ich spüre Schwingungen«, rede ich weiter und verdeutliche mein Gesagtes mit einer Handgeste. »Mein Drama-Radar schlägt aus und sagt mir, dass dich heute Abend eine Menge emotionales Chaos erwarten wird. Du weißt, dass ich recht habe. Der Radar täuscht sich nie.«

Eben noch angesäuert, grinst Sydney nun. Keine von uns streitet ab, dass ich eine Art sechsten Sinn habe, was das Vorhersehen von Drama angeht. Das war schon immer so, keine Ahnung, warum.

»Das stimmt. Auf deinen Radar ist Verlass«, pflichtet sie mir bei und zögert kurz. »Aber ich werde trotzdem gehen.«

»Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt«, rufe ich ihr hinterher, als sie zurück in ihr Zimmer verschwindet.

Ich wende mich wieder meinem Tee zu, der inzwischen abgekühlt ist. Als ich die leere Tasse neben meinen Ohrhörern abstelle, klingelt es an der Tür.

»Ich geh schon, das ist Luke«, brüllt Sydney und hechtet an mir vorbei.

Skeptisch sehe ich meiner besten Freundin hinterher. Es ist nicht so, dass ich ihr kein Happy End gönnen würde, aber nachdem ich Sydneys Liebeskummer fünf Jahre lang miterlebt habe, bin ich einfach vorsichtig, was den Typen angeht, der sie einfach vergessen hat.

Die beiden turteln ein bisschen, dann höre ich Sydney laut nach Luft schnappen. »Ich sehe heiß aus! Sag, dass ich heiß aussehe!«

O Sydney. Liebe, süße Sydney.

»Kein Mann sollte dich erst darauf hinweisen müssen, wie heiß du bist«, grätsche ich dazwischen, weil ich es mir einfach nicht verkneifen kann. Luke lacht laut auf, und ich muss grinsen.

Wahrscheinlich wird mich Sydney später dafür umbringen, aber hey, ich meine es nur gut. Natürlich können wir Frauen uns Komplimente wünschen, aber wir sollten unseren Selbstwert nicht dadurch definieren, von wem wir wie viel Bestätigung bekommen.

So wie meine geliebte Mutter.

Maya kommt genau in dem Moment nach Hause, als Luke und Sydney verschwinden. Mit einem Teller voller Macadamia-Cookies setzt sie sich zu mir ins Wohnzimmer und hält mir auch einen hin.

»Nein danke, ich kann die Dinger nicht mehr sehen.« In letzter Zeit hat Sydney einfach zu viele von ihnen gebacken.

»Also, ich finde ihn nett«, meint Maya und nimmt einen Bissen. »Du weischt schon, Luke. Nicht den Keksch.«

Ich lächele amüsiert. »Ich will ja nicht deine Integrität infrage stellen, aber du findest jeden nett.«

»Das stimmt überhaupt nicht. Ich finde nur, dass nicht jeder Typ automatisch ein Arsch ist.«

»Das finde ich auch nicht. Aber manchmal stellen sich selbst diejenigen als Riesenärsche raus, von denen man es gar nicht erwartet hätte.«

»Aber manchmal eben auch nicht!«

»Wie du meinst«, entgegne ich lustlos, und beschließe das Thema zu wechseln. »Übrigens habe ich den Job bekommen.«

»Wirklich? Glückwunsch.« Mayas Gesicht strahlt, als hätte sie die Zusage persönlich bekommen. Ich kenne keinen Menschen, der sich so ehrlich für andere Menschen freuen kann wie sie.

Ich sehe sie liebevoll an. »Danke.«

»Meinst du, ich kann dich mal besuchen, um dort ein bisschen zu malen?« Maya liebt das Malen und Zeichnen fast so sehr wie das Skateboard fahren, daher überrascht mich ihre Frage nicht.

»Bestimmt. Als ich da im Praktikum war, kamen oft Studierende rein, um alles Mögliche zu skizzieren. Sogar die Treppen«, denke ich laut. »Ich werde es in Erfahrung bringen und gebe dir dann Bescheid.«

»Cool.« Sie lehnt sich zurück und legt ihre Beine auf den Tisch. »Was steht heute an?«

»Nicht viel. Ich glaube, ich bleibe einfach nur zu Hause«, erwidere ich und strecke die Beine ebenfalls aus. Im Winter neige ich dazu, noch fauler zu werden als sonst. »Und du?«

»Ich auch.« Sie schnappt sich noch einen Cookie, hält ihn jedoch nur an die Lippen, ohne reinzubeißen. Ihr Ausdruck ist nachdenklich. »Hättest du was dagegen, wenn ich Lenny frage, ob er Lust hat herzukommen? Oder willst du heute lieber nur zu zweit bleiben?«

»Nein, klar kann er kommen.« Lennart ist cool. Ich sehe ihn zwar nicht so oft wie Maya und Sydney, aber jedes Mal, wenn wir beisammen sind, verbringen wir eine schöne Zeit miteinander.

Ein vertrautes Pling reißt mich aus meinen Gedanken. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche meines Onesies und lese die eingehende Nachricht.

Mat: Hey, hättest du vielleicht Zeit vorbeizukommen? Ich muss mit dir reden …

»Von wem ist sie?«, erkundigt sich Maya von der Seite.

»Mat.«

Maya rutscht näher, die Info reicht ihr anscheinend nicht, also füge ich hinzu: »Der … Rick and Morty mag.«

»Ah, der Wubba-lubba-dub-dub-Typ? Ist er etwa nicht mehr beleidigt?«

»Ey, ich fühle mich immer noch schlecht!« Schamesröte schießt mir in die Wangen. Ich kenne Mat aus der Uni, er ist mein Tutor im weiterführenden Kurs von Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache Teil II. Wie hätte ich da ahnen können, dass er Wubba-lubba-dub-dub stöhnt, wenn er kommt?

»Schon okay, Süße. Vermutlich hätte ich wohl auch gelacht.«

»Ich hab ihn nicht ausgelacht, na ja schon, aber nur ganz kurz. Aber hauptsächlich deshalb, weil ich so überrascht war!«

»Du hast dich doch hoffentlich bei ihm entschuldigt.«

»Natürlich habe ich das. Mehrmals sogar. Aber er hat mich trotzdem ignoriert. Und jetzt will er reden.«

Ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr und antworte ihm dann.

Ich: Hey Mat, passt es dir auch morgen? Ich habe schon meine Schlafsachen an. Wenn es ganz dringend ist, können wir auch telefonieren?

Mat: Nein, was ich zu sagen habe, ist besser von Angesicht zu Angesicht … Es würde mir viel bedeuten, wenn du kommst …

»Warum lässt er jeden Satz mit drei Punkten enden?«, fragt Maya an meiner Schulter. »Ist das für die Dramatik?«

»Keine Ahnung. Aber der glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich jetzt noch nach Wilmersdorf fahre?«

Nicht, dass es mir um den Stadtteil ginge – obwohl Wilmersdorf schon ziemlich spießig ist. Was mich eigentlich aufregt, ist die Tatsache, dass Typen wie er Frauen einfach zu sich ans Ende der Welt bestellen, wann immer es ihnen passt. Dass er auch zu mir kommen könnte oder wir uns vielleicht in der Mitte treffen, ist ihm wohl gar nicht in den Sinn gekommen.

Ich: Wie bereits gesagt – es ist spät und ich bin schon im Schlafanzug.

Mat: Ich kann dir auch ein Uber bestellen …

»Wow, der Typ will dich wohl wirklich dringend sehen«, kommentiert Maya, mit den Fingern wieder an ihrem Ohrpiercing spielend. Man könnte diesen Move auch Mayas Grübler-Pose nennen, denn ihre Finger fliegen immer sofort zu diesem Ring, wenn sie nachdenklich wird.

»Was meinst du? Soll ich hingehen?«

»Das musst du entscheiden. Willst du denn?«

»Eigentlich nicht. Aber ich fühle mich mies wegen dem, was zwischen uns passiert ist, und hab das Gefühl, ich schulde es ihm.«

Maya schnaubt und wirft mir einen dieser »Eigentlich weißt du es selbst, aber ich sage es dir trotzdem«-Blicke zu. »Du schuldest ihm gar nichts. Höchstens eine Entschuldigung, und die hat er bekommen.«

»Ich weiß.« Auch mein innerer Drama-Radar leuchtet hellrot und alarmierend, ein sicheres Zeichen dafür, heute lieber zu Hause zu bleiben. Und trotzdem – ich kann einfach nicht anders. Irgendwas sagt mir, dass ich heute hingehen sollte. Vielleicht ist es eine andere Art der Vorahnung auf dem »Heute Nacht wird sich alles ändern«-Radar.

2. KAPITEL

Vicky

»Ich weiß, dass es falsch war, dass ich dir so lange aus dem Weg gegangen bin«, erklärt Mat und beugt sich zu mir vor. Wir sitzen an seinem runden Küchentisch, vor uns zwei Gläser Leitungswasser, die wir beide noch nicht angerührt haben, und das Glas Mungbohnensprossen, die er selbst zieht (und in ihrem Keimprozess ziemlich unappetitlich aussehen!). »Aber ich denke, wir beide haben es verdient.«

Wow. Ich hasse meinen »Heute Nacht wird sich alles ändern«-Radar jetzt schon. Verdammt. Wäre ich einfach nur zu Hause geblieben und hätte mit Maya und Lennart irgendeine Serie geschaut. Dann wäre mir das hier erspart geblieben. Offenbar wird sich heute Nacht tatsächlich alles ändern, aber leider nicht zum Guten.

»Ähm, wie bitte?«, frage ich verständnislos.

»Glücklich zu werden.«

»Wovon redest du?«, hake ich vorsichtig nach.

Mat sieht mich durch die runden Gläser seiner Brille stirnrunzelnd an. In Kombination mit seinen kurz geschorenen Haaren und der vorgeschobenen Unterlippe wirkt er wie ein verwirrtes Kleinkind und nicht wie der Fünfundzwanzigjährige, der er ist.

»Na, von uns.«

»Uns?«

»Unsere Beziehung.«

Beziehung?

»Ich war einfach extrem verletzt«, fährt er fort und lässt die Mundwinkel noch ein Stück tiefer sinken. »Trotzdem, du bist mir echt wichtig, deshalb will ich das mit uns wieder hinbiegen.«

»Hinbiegen?« Ich komme mir selbst schon blöd vor, jedes seiner Worte zu wiederholen, aber ich verstehe beim besten Willen nicht, was er mir sagen will.

Oder vielleicht will ich es auch nicht verstehen.

Jetzt greift er nach meinen Händen und sieht mir tief in die Augen. Sein Lächeln ist warm, seine Augen glänzen verliebt. Als er sich vorbeugt, um mich zu küssen, weiche ich instinktiv zurück.

Jetzt ist er es, der verständnislos dreinblickt. »Was ist denn?«

»Mat.« Ich räuspere mich und versuche das Folgende so sanft wie möglich zu sagen. »Wir hatten nur einmal Sex.«

Abrupt lässt er meine Hände los. »Was soll das heißen?«

»Das frage ich dich! Du sprichst nach einem Mal Sex von einer Beziehung?«

Seine Augen weiten sich vor Schreck. »Was? Du etwa nicht?«

O Gott. Ich hasse es, wenn das passiert.

»Mat, du bist wirklich toll, ehrlich, aber ich bin nicht auf der Suche nach etwas Festem. Ich dachte, das hätte ich klargestellt.«

»Warte.« Er steht auf und fasst sich an den Kopf, als überfordere ihn dieses Gespräch. »Ist es, weil dir der Sex nicht gefallen hat? Wegen dem Spruch?«

»Nein, natürlich nicht. Aber ich bin gerade einfach nicht auf eine Beziehung aus.«

Lautes Schweigen erfüllt den Raum. Mat starrt mich an, in seinen Augen sehe ich, wie die fassungslose Erkenntnis immer weiterwächst. Vor lauter Unbehagen wende ich mich ab und starre auf das Glas mit den Sprossen, aber das macht es auch nicht besser.

Irgendwann traue ich mich doch wieder zu ihm zu sehen. Seine Miene hat sich verfinstert.

»Was stimmt nicht mit dir?«, fährt er mich an.

Perplex blinzele ich. »Wie bitte?«

»Warum seid ihr Frauen so, hm? Die ganze Zeit heult ihr rum, weil ihr einen netten Typen wollt, und wenn er da ist, habt ihr Angst, euch zu binden?«

Jeder Muskel meines Körpers spannt sich an. »Also erstens wäre es toll, wenn du nicht die viereinhalb Milliarden Frauen dieser Welt über einem Kamm scheren würdest«, sage ich bissig. »Und zweitens habe ich dir gleich am Anfang, als du mich gefragt hast, ob ich gerade mit jemandem zusammen bin, klipp und klar gesagt, dass da niemand ist und ich auch nicht auf der Suche nach etwas Festem bin. Das hat nichts mit Angst zu tun.«

Mat rollt mit den Augen. »Ja, aber das sagen doch alle. Und am Ende wollen sie doch eine Beziehung. Wir stehen doch jetzt an einem völlig anderen Punkt als am Anfang.«

Meine Kiefer mahlen hart. Hätte ich im Vorfeld gewusst, dass er Frauen nicht als Individuen sieht, säßen wir vermutlich gar nicht erst hier.

»Was soll das heißen?«, frage ich spitz. »Willst du damit sagen, dass du mir am Anfang nicht geglaubt hast und jetzt sauer bist, weil es doch die Wahrheit war?«

»Nein, ich will sagen, dass ich Gefühle für dich entwickelt habe und du mich verarscht hast.«

»Ich habe dich nicht verarscht! Ich habe die ganze Zeit offen gesagt, was ich will. Wir waren mit dem Kurs was trinken und sind dann im Bett gelandet. Ich wusste nicht, dass du Gefühle für mich entwickelt hast.«

»Soll das heißen, du hast gar keine?«

Wie oft denn noch?

»Nein, habe ich nicht.«

Mat tritt einen Schritt zurück und hält sich die Brust, als hätte ihn eine Kugel getroffen.

»Tut mir leid«, sage ich zerknirscht, obwohl ich nicht weiß, wofür ich mich eigentlich entschuldige. Dass er zu ignorant war, um meine Worte beim ersten Mal richtig zu verstehen? Dass er egozentrisch genug ist zu glauben, dass alle Frauen dasselbe wollen? Dass er instinktiv davon ausgeht, dass ich Gefühle für ihn habe, nur weil er welche für mich hat?

»Okay, dann beantworte mir bitte noch eine Frage.« Mat schließt die Augen und holt tief Luft. Als er sie wieder öffnet, sind sowohl sein Blick als auch sein Zeigefinger anklagend auf mich gerichtet. »Warum hast du heute extra dieses heiße Teil angezogen?«

Dieses heiße Teil?

Irritiert schaue ich an mir herab. Ich trage meine hellbraune Herbstjacke, darunter lugt mein mayonnaisegelber Onesie hervor.

Das nennt er heiß? Ich will ja nicht seinen Geschmack infrage stellen, aber ich sehe aus wie ein Hotdog mit zu viel Sauce. Ob er einer von denen ist, die eine Erektion von Fastfood bekommen?

»Ich weiß doch, dass du darunter nichts trägst. Wolltest du es mir ein letztes Mal heimzahlen? Weil ich das –«, Mat vollführt mit der Hand eine kreisende Bewegung vor meinem Oberkörper, »alles nicht mehr zu sehen bekomme?«

Dass Fastfood ihn scharfmacht, hätte ich vermutlich eher verkraftet als das. Manchmal frage ich mich wirklich, ob ich nur Typen anziehe, die sich ihre eigene Welt zusammenfantasieren.

»Mat, ich habe dir vorhin geschrieben, dass ich schon meine Schlafsachen trage. Interpretierst du meine Faulheit, dass ich mich nicht einmal für dich umgezogen habe, damit, dass ich es getan habe, um dich zu ärgern?« Es wundert mich, dass ich so ruhig bleiben kann, während ich innerlich am Kochen bin. »Abgesehen davon hatte ich nicht vor, irgendwas zu beenden. Na ja, bis vorhin zumindest, denn ganz offensichtlich …« hast du ein gigantisches Egoproblem »… suchen wir völlig unterschiedliche Sachen. Deshalb wäre es wohl besser, wenn ich jetzt gehe.«

»Ja, mach das«, bellt er und gestikuliert mit seiner Hand, als wollte er etwas verscheuchen. »Ich habe echt genug von euch Schlampen, die sich nehmen, was sie wollen und dann sofort verschwinden, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer.«

Schlampe.

Seine Worte lassen Zorn in mir auflodern. Ich schnaube genervt. Schon wieder so ein Typ, der zu einem rachsüchtigen Kleinkind mutiert, bloß weil er zurückgewiesen wurde. Ich weiß nicht, wie oft mir dieses eine Wort über die Jahre entgegengeschleudert wurde, nur weil die Leute nicht mit sich selbst klarkommen. Verletzte Egos. Neid.

Mat beißt sich auf die Unterlippe, als ahne er selbst, dass er zu weit gegangen ist, aber ich gebe ihm gar nicht erst die Möglichkeit, es zurückzunehmen, und stehe auf. Im nächsten Moment bin ich aus der Tür, ohne mich ein weiteres Mal umzudrehen. Ich weiß nicht, ob er mir etwas hinterherruft, das Blut rauscht mir zu laut in den Ohren. Die ganzen vier Stockwerke renne ich, als würde mir jemand mit einer Kettensäge nachjagen.

An der frischen Luft angekommen laufe ich ziellos weiter. Da ich mit einem Uber hergekommen bin, weiß ich nicht genau, wo die nächste Bushaltestelle ist, aber ich will nicht hier rumirren und riskieren, dass Mat mir eventuell doch nachrennt und mich einholt.

Ich bin so sauer, dass ich heulen könnte. Noch nie habe ich es so sehr bereut, jemanden aus der Uni zu daten. Ich kann ihm nicht mal aus dem Weg gehen, sondern sitze auch noch in seinen Tutorien. Wenigstens ist das Semester bald vorbei. Ich werde Mat höchstens noch zehnmal sehen, wenn überhaupt. Tutorien sind zwar Pflichtveranstaltungen, aber niemand überprüft die Anwesenheit. Trotzdem werde ich ihm nicht die Genugtuung geben, mich rausgeekelt zu haben. Er wird mir schön in die Augen sehen müssen und damit leben, dass er sich wie ein Riesenarschloch verhalten hat.

Ich greife in meine Jackentasche und fische die Ladebox meiner Ear Pods hervor. Als ich sie öffne, stöhne ich auf, weil sie mal wieder leer ist. Die Ohrhörer sind vermutlich noch auf dem Wohnzimmertisch. Jetzt bleibt mir auf dem Weg nach Hause nur der deprimierende Soundtrack meines rasenden Herzens.

Ein paar Jugendliche, die rauchend auf einer Parkbank sitzen, sehen mir nach – wahrscheinlich weniger, weil ich heftig fluche, sondern eher, weil ich in einem flauschigen Onesie durchs gesittete Wilmersdorf laufe. Trotzdem will ich mir kein Taxi oder Uber nehmen. Mat wird nicht der Grund dafür sein, dass ich heute Nacht dreißig Euro für nichts verprasse.

Und vielleicht gehe ich auch gar nicht nach Hause. Ich werfe einen Blick auf das Straßenschild vor mir und weiß allmählich, wo ich mich befinde. Kurz entschlossen ändere ich meine Route.

»Was machst du denn hier?«, begrüßt mich Ani, als sie in einem langen Schlafhemd und Lockenwicklern in den blond gefärbten Haaren die Tür öffnet. Im Gegensatz zu meiner Oma, die auch Ende siebzig ist, wirkt sie mit ihrer geraden Haltung und den hochgekrempelten Ärmeln viel jünger und vitaler. Und vermutlich auch, weil ihr Herz keinen schwarzen Schleim durch ihre Adern pumpt.

»Ich war gerade in der Gegend. Darf ich reinkommen?«

»Natürlich, Schätzchen.« Sie tritt zur Seite, um mich durchzulassen. Im Hausflur nimmt sie mich ganz fest in den Arm, als wüsste sie, wie sehr ich das gerade brauche. Ich bette meinen Kopf an ihre Schulter und atme den blumigen Weichspülerduft ihres Nachthemds ein. Ich liebe Sydneys Großmutter. Vermutlich darf man das nicht laut sagen, aber ich liebe sie mehr als meine eigene. Sie ist gütig und liebevoll und sorgt sich um mich, als wäre ich ein Teil ihrer Familie. Meine eigene dagegen … Na ja. Reden wir nicht drüber.

Ani lotst mich ins Wohnzimmer, dann geht sie in die Küche und kehrt kurze Zeit später mit zwei Gläsern Rotwein zurück.

Wer sagt, dass ein Abend mit der Oma seiner besten Freundin nicht spaßig sein kann?

Nachdem wir angestoßen haben, berichte ich Ani im Schnelldurchlauf von meinem Treffen mit Mat.

»Männer«, grunzt sie und rümpft die Nase. »Sie können tun und lassen, was sie wollen, aber sobald Frauen es ihnen gleichtun, sind sie die Schlampen.«

»Ja, bei Männern heißt es nur: ›Mach dir nichts draus, er ist eben ein Mann. Die wollen sich einfach nicht binden. Das liegt an ihren Trieben.‹«

»Trieben«, wiederholt Ani spottend. »Was soll das überhaupt heißen? Dass sie Tiere sind, die nicht anders können? Und was sind dann Frauen? Marmorstatuen, die sich nur dann bewegen, wenn ihnen jemand einen Ring an den Finger steckt?«

»Keine Ahnung.« Ich stürze das Glas in einem Zug runter. »Aber es nervt. Ständig muss ich mich dafür rechtfertigen, dass ich bin, wie ich bin. Verfluchtes Patriarchat.«

»Ich würde ja sagen, dass früher alles besser war, aber glaub mir, Schätzchen, die Männer waren sogar noch schlimmer.«

Anis zweideutiger Tonfall entgeht mir nicht. Sie hat mir schon vor einer ganzen Weile die Geschichte von ihr und Sydneys Großvater erzählt. Er hat sie oft betrogen und es dann geleugnet, sodass Ani irgendwann ihre eigene Wahrnehmung infrage stellte. Echt krass, was für manipulative Beziehungen es gibt.

»Soll ich dir ein heißes Bad einlassen?«, wechselt Ani das Thema. »Vielleicht entspannt dich das nach dem turbulenten Abend.«

»Warum nicht.« Zu Hause haben wir nur eine Dusche, deshalb wäre ein wohltuendes Bad zur Abwechslung wirklich mal was Gutes.

*

Drei Stunden später fühle ich mich wie ein neugeborener Mensch. Die Wärme, der Schaum und die ätherischen Öle haben sämtlichen Zorn und Frust von mir gespült. Ich weiß gar nicht mehr, warum ich so sauer war. Fröhlich summend schlüpfe ich in die von Ani bereitgelegten Schlappen und den kuscheligen Bademantel. Keine Ahnung, warum Sydney damals ausgezogen ist. Das hier ist besser als ein Hotel.

Frisch aus dem Bad tapse ich nach unten, wo Ani auf dem Sofa sitzt und sich irgendeine Seifenoper ansieht.

»Dein Handy hat mehrmals geblinkt«, sagt sie, ohne vom Fernseher aufzuschauen.

»Oh.« Ich schnappe mir mein iPhone und scrolle durch die neusten Benachrichtigungen. Zwei verpasste Anrufe von Mat – Arschloch – und eine neue Nachricht von Maya.

Maya: Luke, Sydney, Lenny und ich gehen gleich feiern. Bist du auch dabei? Bitte sag Ja! Rick kann natürlich auch kommen! :)

Rick? Ach, sie meint bestimmt Mat. Ich muss grinsen. Vielleicht nenne ich ihn von nun an auch Rick.

Aber feiern? Nach meinem gemütlichen Bad ist mir eher danach, in einen Winterschlaf zu fallen und nicht vor März aufzuwachen. Andererseits habe ich auch Lust zu tanzen. Ich habe immer Lust zu tanzen.

»Maya hat mich gefragt, ob ich mit ihr und den anderen in einen Club gehen will«, teile ich Ani von der Seite mit.

»Das ist doch eine gute Idee.«

»Findest du?«

»Ja, du hattest einen blöden Abend und Sydney auch. Vielleicht wird euch ein wenig Ablenkung guttun.«

»Wieso hatte Sydney einen blöden Abend?«

Ihr Gesichtsausdruck verändert sich. »Das Essen bei Lukes Eltern ist wohl etwas eskaliert. Sie hat mir vorhin eine ganz merkwürdige Sprachaufzeichnung geschickt. Aber das erzählt sie dir besser persönlich«, winkt sie ab und presst die Lippen zusammen, als hätte sie bereits zu viel verraten.

»Ich wusste es«, murmele ich. Mein Drama-Radar täuscht sich nie. Sydney hätte gar nicht erst hingehen sollen.

»Du könntest dir was von Sydney zum Anziehen leihen«, fährt Ani fort. »Sie hat noch eine ganze Menge alter Klamotten im Schrank. Und danach fahre ich dich.«

»Ist das dein Ernst? Du würdest mich in den Club fahren?« Um ehrlich zu sein, wäre ein Teil von mir nur deshalb bei Ani geblieben, weil es mir egoistisch vorgekommen wäre, erst unangekündigt bei ihr vorbeizuschneien, mich von ihr verwöhnen zu lassen und dann einfach wieder abzuhauen.

»Natürlich, Schätzchen. Es ist schon spät, und ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn ihr jungen Mädels nachts allein durch die Gegend fahren müsst. Abgesehen davon habe ich den Wagen eine ganze Weile nicht mehr benutzt. Bei der aufkommenden Kälte sollte ich aber hin und wieder den Motor anschmeißen. Nicht, dass meine Batterie sich irgendwann verabschiedet.«

Diese Frau ist zu gut für die Welt.

»Okay. Dann schaue ich mal, was ich in Sydneys Schrank finde. Danke, Ani.« Ich drücke ihr einen Schmatzer auf die Wange.

*

Ani lässt mich an der Straße des 17. Juni raus. Indem sie mich hergebracht hat, konnte ich eine Menge Zeit sparen. Samstags fahren die Busse und Bahnen zwar die ganze Nacht, aber mit dem Auto waren wir dank des ruhigen Verkehrs trotzdem schneller. Ich winke Ani zum Abschied zu, dann mache ich mich auf den Weg zum Club.

Das Brandenburger Tor leuchtet in einem warmen Gelb, während ich seine klassizistischen Pforten passiere. Ich bin selten hier, und wenn, dann nur tagsüber, wenn überall Touristen rumwuseln. Jetzt wirkt der Pariser Platz wie ausgestorben. Ich war noch nie in diesem Club, aber seinem Standort nach zu urteilen wird es wohl einer der schickeren Sorte sein. Hoffentlich komme ich mit meinem improvisierten Outfit überhaupt rein.

Laut Google Maps bin ich in einer Minute da. Kribbelige Vorfreude erfasst mich. Bisher hatte der Abend viele absurde Wendungen, und ich frage mich, was mich heute noch alles erwarten wird.

Als ich den Eingang finde, entdecke ich ein Stück abseits der Tür Sydneys große, vertraute Silhouette. Als ich sie vorhin gesehen habe, trug sie noch ein elegantes Abendkleid, jetzt schmiegt sich eine einfache schwarze Hose um ihre langen Beine. Sie steht dort mit einem Typen, den ich aus der Entfernung nicht genau identifizieren kann, aber ich vermute mal, es ist Luke.