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Mit Mentaltechniken nach dem neuesten Stand der Psychologie der Emotionalen Intelligenz ("EQ-Training") geht das tatsächlich – probieren Sie es aus! Dank neuer Einsichten – der sogenannten "Attractio-Aversio-Psychologie" – fokussiert man gezielter und schneller als z.B. in der Verhaltenstherapie auf problematische Gefühle und Reaktionen. Und sogar ohne ein langwieriges vorgeschaltetes Vorbereitungsprogramm wie etwa Progressive Muskelentspannung. Auch für Experten und Therapeuten aufschlussreich. Wir verfügen damit zum ersten Mal in der Geschichte der Mentaltechniken über ein psychologisch klarer definiertes mentales Instrument, das sich auch 'in Aktion', also innerhalb unserer Tagesaktivitäten, im Stress, in der Arbeit, im Gespräch, beim Vortrag, bei schwierigen Verhandlungen und Verkaufsgesprächen, im Sport – vor allem auch bei Herausforderungen, die umgehendes Handeln erfordern – einsetzen lässt.
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Seitenzahl: 251
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Peter Schmidt
Stehen Sie drüber!
Sich sekundenschnell von negativen Gefühlen befreien
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
ZUM BUCH
ÜBER DEN AUTOR
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
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ANHANG
Zitierte Literatur
Personenregister
Weitere Titel zum Thema
Impressum neobooks
Gestresst? Nervös? Überempfindlich?
Burnout in Sicht …?
Negative Emotionen wie Angst und Ärger auch in Aktion schnell herunterfahren?
Mit Mentaltechniken nach dem neuesten Stand der Psychologie der Emotionalen Intelligenz („EQ-Training“) geht das tatsächlich – probieren Sie es aus!
Dank neuer Einsichten – der sogenannten "Attractio-Aversio-Psychologie" – fokussiert man gezielter und schneller als z.B. in der Verhaltenstherapie auf problematische Gefühle und Reaktionen. Und sogar ohne ein langwieriges vorgeschaltetes Vorbereitungsprogramm wie etwa Progressive Muskelentspannung …
– Auch für Experten und Therapeuten
aufschlussreich –
Wir verfügen damit zum ersten Mal in der Geschichte der Mentaltechniken über ein psychologisch klarer definiertes mentales Instrument, das sich auch ‚in Aktion’, also innerhalb unserer Tagesaktivitäten, im Stress, in der Arbeit, im Gespräch, beim Vortrag, bei schwierigen Verhandlungen und Verkaufsgesprächen, im Sport – vor allem auch bei Herausforderungen, die umgehendes Handeln erfordern – einsetzen lässt.
LESERMEINUNG
„Ich habe das Buch in erwartungsvoller Stimmung gekauft, wurde beim Lesen immer skeptischer, weil es irgendwie zu einfach zu sein scheint. Beim Ausprobieren des "desensibilisierenden Blicks" habe ich jedoch zu meiner allergrößten Verblüffung festgestellt, dass es anscheinend funktioniert.“
Peter Schmidt, geboren im westfälischen Gescher, Schriftsteller und Philosoph, studierte Literaturwissenschaft und sprachanalytische und phänomenologische Philosophie mit Schwerpunkt psychologische Grundlagentheorie an der Ruhr-Universität Bochum.
Peter Schmidt hat mehrere Bücher zum Thema Gefühlstheorie, Werttheorie, Stressabbau, Umgang mit belastenden Emotionen und Bewertungen, Burnout und mentale Leistungssteigerung veröffentlich. Im Zuge seines Studiums und rund 2500 Stunden Workshop mit Meditationsexperten, Therapeuten, Psychologen und Übenden entstanden aus bekannten Therapiekonzepten weiter entwickelte Verfahren mit deutlich gesteigerter Wirksamkeit, vor allem aber auch Alltagstauglichkeit.
Seine ständig weiter präzisierten Mentaltechniken werden bereits vielfach in der Therapie (u.a. Psychotherapie, Logopädie, Psychiatrie und Musikpädagogik) eingesetzt.
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Peter Schmidt ist auch Autor des inzwischen als Maßstäbe setzend geltenden Bestsellers zum gleichen Thema:
„Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden“, dtv München
Jetzt auch als eBook im ePUB, PDF und Kindle-Format
Vorbemerkung
1 Ausgangsfragen
2 Was erleben wir in emotional belastenden Alltagssituationen?
3 VORÜBUNG 1: Fokussierung auf negative Gefühle
4 Was Gefühle zum Problem macht
5 VORÜBUNG 2: Fokussierung des Blicks auf positive Gefühle
6 Was Gefühle anziehend macht
7 Der Umgang mit Gefühlen, Emotionen, Affekten und Stimmungen
8 Die Technik des desensibilisierenden Blicks
9 Der Unterschied von Verhaltensänderungen durch Erkennen und durch desensibilisierenden Blick
10 Wozu desensibilisieren?
11 Hauptfaktoren der Desensibilisierung
12 VORÜBUNG 3: Zulassen negativer Gefühle
13 VORÜBUNG 4: Nichtanhaften an positiven Gefühlen
14 Desensibilisierender Blick bei nicht-emotionalen Problemen
15 VORÜBUNG 5: Desensibilisierender Blick
16 Welche Faktoren behindern den desensibilisierenden Blick?
17 Was es bedeutet, von Wut oder Ärger übermannt zu werden
18 Lassen sich Stimmungen und Launen verändern?
19 Was es heißt, einer Versuchung zu erliegen
20 Desensibilisierender Blick bei Sucht
21 Desensibilisierung vorweggenommener Probleme
22 Desensibilisierender Blick und „emotionaler Nachhall“
23 Rückwirkender desensibilisierender Blick
24 Desensibilisierender Blick zur Leistungssteigerung im Sport
25 Desensibilisierender Blick im Gespräch
26 Wie wir Werte und Lebenssinn erleben
27 Ein pragmatisches Modell der menschlichen Beweggründe und Motivationen
28 Unser Umgang mit dem Schmerz
29 „Die Krankheit des Bewertens“ – Bewerten und desensibilisierender Blick
30 Irrationale emotionale Bindungen
31 Prophylaxe: Wie man Problemen vorbeugt
32 Die Technik des desensibilisierenden Blicks im Vergleich mit anderen zulassenden Mentaltechniken
33 Desensibilisieren als Lebenshaltung
Anhang
Die Entwicklung der Theorie der Emotionalen Intelligenz seit Daniel Goleman
Zitierte Literatur
Personenregister
Es gibt so etwas wie ein universelles Prinzip, um emotionale Probleme zu bewältigen! Viele Menschen verfügen intuitiv darüber. Hocheffektive Meditationstechniken wenden es seit Tausenden von Jahren an, ohne dass man bisher ausreichend seine Grundlagen definiert hätte. Die Verhaltenstherapie hat das Grundprinzip nach dem Zweiten Weltkrieg wiederentdeckt. Aber erst mit der praktischen Umsetzung von Einsichten aus der neuen Psychologie der Emotionalen Intelligenz wurde seine universelle Geltung und Wirksamkeit erkannt – es wurde systematisiert zur „Technik des desensibilisierenden Blicks“.
Dazu war es erforderlich, Begriffe wie Gefühl, Emotion, Affekt und Stimmung – und damit auch unser Verständnis von Werten und Wert- und Sinnerfahrungen – neu zu definieren und ihre wesentlichsten Eigenschaften herauszuarbeiten. Fast nebenher erlernt man dabei auch die Grundlagen eines anderen Lebensverständnisses, das sich durch immer mehr emotionale Qualität, durch Leichtigkeit, Leistungssteigerung, Selbstmotivation und eine neue Art von Konfliktbewältigung auszeichnet.
Anders als Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder vorwiegend kognitive Mentaltechniken zielt diese Methode bei emotionalen Konflikten ohne Umwege direkt ins Zentrum der uns am meisten bedrängenden Probleme …
Und was mindestens genauso wichtig ist: Wir verfügen damit zum ersten Mal in der Geschichte der Mentaltechniken über ein psychologisch klar definiertes mentales Instrument, das sich „in Aktion“, also innerhalb unserer Tagesaktivitäten, im Stress, in der Arbeit, im Gespräch, beim Vortrag, bei schwierigen Verhandlungen und Verkaufsgesprächen, im Sport – vor allem auch bei Herausforderungen, die umgehendes Handeln erfordern – sekundenschnell einsetzen lässt.
Man benötigt dazu also keine Entspannungs- oder Imaginationsübungen. Solche Vorübungen dienen lediglich der Vorbereitung, um das Prinzip des neutralisierenden Blicks zu verstehen. Später wird die Technik ohne Versenkungs- und Entspannungsübungen praktiziert.
Dazu ist in problematischen Situationen oft nur noch eine einzige, kurze innere Wendung erforderlich. Unsere Einführung folgt dabei einer inzwischen bewährten lernpädagogischen Strategie, die man „perspektivistisch“ nennen könnte: Die wichtigsten Punkte werden nicht in einer einzigen Formulierung, in einem „Arbeitsgang“ vermittelt – wobei dann möglicherweise das Wesentliche überlesen oder wieder vergessen werden könnte –, sondern nur, so weit es nach dem jeweiligen Kenntnisstand geboten ist.
Verschiedene Beschreibungen, wechselnde Gesichtspunkte und Wiederholungen verdeutlichen und festigen danach das Wissen über die Technik des desensibilisierenden Blicks und die Theorie der Emotionalen Intelligenz immer mehr, aus der diese neue und hochwirksame Methode der Konfliktbewältigung entwickelt wurde.
Seit Daniel Golemans bahnbrechendem Buch Emotionale Intelligenz, 1995 (deutsch 1996) gibt es zwar ein Fülle von Büchern und Ratgebern, die sich mehr oder weniger kompetent mit dem Thema befassen, was wir tun sollten um „emotional intelligent“ zu handeln. Doch dürfte vielen Lesern und Experten kaum entgangen sein, dass die meisten nur wenig brauchbare Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung bieten.
Ähnlich wie beim Neurolinguistischen Programmieren (NLP), einer Methode, deren Wirksamkeit z.B. das Nachrichtenmagazin FOCUS nicht ohne gute Gründe in Zweifel zieht, zeigt sich auch bei Ratgebern zur emotionalen Intelligenz, dass es sich meist um theoretisch überfrachtete und dabei trotzdem merkwürdig vage bleibende Darstellungen handelt, mit den sich im Alltag wenig anfangen lässt.
Stellvertretend für diese Vagheit und Unbestimmtheit bei aller grundsätzlichen Richtigkeit mag ein Zitat aus Daniel Golemans Emotionale Intelligenz stehen. Dabei bezieht sich Goleman auf die Regeln des so genannten Self Science Curriculums, das den Regeln emotionaler Intelligenz entspricht:
„Umgang mit Gefühlen – das ‘Selbstgespräch’ auf negative Botschaften wie etwa stumme Kränkungen überwachen; erkennen, was hinter einem Gefühl steckt (z.B. die Verletzung hinter dem Zorn); Wege finden, um mit Befürchtungen und Ängsten, Zorn und Traurigkeit fertig zu werden“.
Wer, so darf man hier mit Recht fragen, wird nach solchen durchaus zutreffenden und emotional intelligenten Hinweisen nun auch tatsächlich „Wege finden“, um mit seinen Gefühlen fertig zu werden? Simpler gefragt: Was genau sollen wir praktisch tun?
Analysiert man, woran es eigentlich liegt, dass Einsichten über unsere emotionalen Probleme zu so wenig alltagstauglichen Ergebnissen führen, dann findet man einerseits eine allgegenwärtige Begriffsverwirrung und andererseits – soweit Probleme doch klar erfasst werden – mangelndes Wissen, wie man diese Erkenntnisse umsetzen kann und welches eigentlich das genaue Ziel solcher inneren Veränderung sein sollte.
Besonderer Wert wurde daher in diesem Ratgeber wieder darauf gelegt, keine isolierte Mentaltechnik zur Bewältigung emotionaler Konflikte zu vermitteln, sondern in möglichst anschaulicher und begrifflich überzeugender Weise zu den Grundeinsichten emotionaler Intelligenz hinzuführen.
Wir werden angeleitet, unsere Aufmerksamkeit auf die wirklich entscheidenden Bedingungen unseres Lebens einzustellen, zu „fokussieren“, wie wir in diesem Ratgeber sagen werden: nämlich auf Wert und Sinn, auf Gefühl und Emotion.
Denn nur ausreichendes Basiswissen bewahrt uns vor Missverständnissen. Und nur von grundsätzlichen Einstellungsänderungen sind langfristige positive Veränderungen zu erwarten.
Um Ihnen den Unterschied zwischen solchem „Basiswissen“ und typischen Regeln, die gewöhnlich als emotional intelligentes Verhalten verstanden werden, noch weiter zu verdeutlichen, hier einige zusätzliche Verhaltensgrundsätze „emotionaler Intelligenz“, diesmal für den Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern“:
– Autoritäres und rechthaberisches Verhalten überflüssig machen durch Eingehen auf Argumente.
– Vertrauen bilden durch aktives Zuhören, Rückmeldung und ehrlichen Austausch.
– Auf Gefühle von Mitarbeitern oder Vorgesetzten eingehen und trotzdem Grenzen ziehen und sich nicht vereinnahmen lassen.
– Offen Meinungen äußern, ohne andere zu verletzen oder zu blockieren.
– Schwächen anderer weniger direkt, als durch Schwierigkeit der zu lösenden Probleme sichtbar werden lassen.
Solche Regeln charakterisieren zweifellos genauso wie das von Goleman verwendete Self Science Curriculum emotional intelligentes Verhalten. Dies gilt für Unternehmen ebenso wie für Schule und Ausbildung, aber auch in anderen Bereichen wie Diskussionen und künstlerischer Zusammenarbeit. Die Umsetzung derartiger Regeln ist wünschenswert.
Deshalb noch einmal: Wie lassen sie sich umsetzen? Durch einfache Appelle? Durch Überredung? Durch Schulung? Durch bloße Entscheidungen der Beteiligten? Durch Nachahmen von Vorbildern? Durch Sympathieübertragung?
Alle genannten Faktoren können daran beteiligt sein, dass solche Regeln realisiert werden. Wie die Erfahrung zeigt, lässt sich die Motivation dazu jedoch ungleich nachhaltiger verstärken, wenn wir eine grundsätzliche Umorientierung erreichen. Und diese Umorientierung ist „existenzieller“ und begrifflicher, psychologisch-philosophischer Natur:
Wenn es uns nämlich besser gelingt, zu verstehen, warum und wozu wir leben, was – jenseits aller Ideologien – den Wert und allgemeinen Lebenssinn über den individuellen Sinn jedes Einzelnen hinaus ausmacht, genauer: was die Emotion, das Gefühl, die Stimmung, die Leidenschaft für eine Sache attraktiv und erstrebenswert werden lässt und was den evidenten Wert solcher Erfahrungen begründet – kurzum, worin denn eigentlich das Wertvollsein unserer Lebenserfahrungen liegt, dann erhalten wir damit ein mentales Kriterium, ein Steuerungs- und Bewertungsinstrument, das geeignet ist, solche Regeln wie die der Zusammenarbeit tatsächlich als für unser eigenes Fühlen nützliche Instrumente einzusetzen.
Wir wissen dann, wozu wir das tun sollen, was die Regeln propagieren.
Mit der besseren Klärung solcher Grundlagen werden dann plötzlich auch – fast schon möchte man sagen: zwangsläufig – die technischen Möglichkeiten deutlich, wie man Gefühle verändert. Die Technik des desensibilisierenden Blicks ist eines dieser grundlegenden Instrumente.
ANMERKUNG
Das Verfahren, dass wir bei einem so wichtigen Thema wie der Bedeutung von Gefühlen und Bewertungen einsetzen, ist aus den Geisteswissenschaften als „perspektivistisch
Ausgangsfragen
1) Lassen sich Gefühle, Emotionen, Stimmungen und Affekte – z.B. Angst, Ärger oder Unbehagen, emotionale Widerstände oder auch unerwünschte Lustgefühle – unmittelbar in Alltagssituationen, d.h. innerhalb unserer Aktivitäten und ohne zeitraubende mentale Übungen verändern?
2) Können wir uns von unerwünschten Gedanken – z.B. Sorgen, Bewertungen, Feststellungen, Werturteilen, Einschätzungen – in Alltagssituationen ohne vorausgehende längere mentale Übungen beliebig abwenden?
Antwort zu 1.:
Hinderliche Gefühle, Emotionen, Stimmungen und Affekte lassen sich zwar nicht beliebig, aber in zahlreichen entscheidenden Situationen verändern, wenn wir geeignete Techniken einsetzen. Nach einigen wenigen, in allgemeiner Weise vorbereitenden Übungen und mit genügend Grundwissen über die Rolle unser Gefühle ist dies auch innerhalb der Tagesaktivitäten und sogar im „Alltagsstress“ sekundenschnell möglich.
Spontane, intuitive Reaktionen – wie z.B. positives Denken – reichen oft nicht aus, um hinderliche Gefühle zu neutralisieren. Andererseits haben wir in Stresssituationen auch nicht genug Zeit für lange Problemanalysen.
Die Technik des desensibilisierenden Blicks vermittelt ein mentales Instrument, das unmittelbar einsetzbar ist, ohne dass auf den jeweiligen individuellen Problemfall eingegangen werden muss. Die Methode arbeitet „strukturell“, allgemein, anstatt individuell, problembezogen.
Ihr Anwendungsbereich umfasst die leichten bis schweren Problemgefühle spontaner oder auch wiederkehrender Art. Echte Phobien und Panikattacken sollten dagegen der Therapie vorbehalten bleiben.
Antwort zu 2.:
Von unerwünschten Gedanken – wie Sorgen, Befürchtungen, hinderlichen Werturteilen – kann man sich zwar nicht beliebig, aber in der überwiegenden Zahl aller Fälle auch innerhalb unserer Alltagsaktivitäten, ja sogar im Alltagsstress abwenden. Und dies durch eine einzige sekundenschnelle innere Wendung, ohne längeres Üben.
Wie bei unerwünschten und unzweckmäßigen Gefühlen benötigen wir dafür zunächst einmal mehr Basiswissen.
Wie bei Gefühlen gilt auch für Werturteile und andere Gedanken: Die Technik des desensibilisierenden Blicks stellt ein Instrument dar, das ohne – zeitaufwändige – Analyse des jeweiligen Problemfalls fast überall sofort einsetzbar ist.
Was erleben wir in emotional belastenden Alltagssituationen?
Beispiel 1:
Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade die Tür zum Büro Ihres Chefs geöffnet, um ihn um die längst fällige Gehaltserhöhung zu bitten. Als Sie ihn an seinem Schreibtisch sitzen sehen, verspüren Sie plötzlich Befangenheit, ja lähmende Angst. Sie reden sich mit irgendeiner einer Frage zum Arbeitsablauf heraus und kehren unverrichteter Dinge an Ihren Arbeitsplatz zurück …
Beispiel 2:
Nehmen wir an, Ihre Freundin flirtet mit einem anderen Mann. Sie wissen aus Erfahrung, dass sie auf jede „Einschränkung ihrer Freiheit“ (wie sie das selbst nennt) emotional reagiert. Sie versuchen sich also nichts anmerken zu lassen, zumal der andere ein wichtiger Geschäftspartner ist und gerade ein äußerst lukratives Geschäft mit Ihnen unter Dach und Fach bringen will. Aber das Gefühl der Eifersucht ist so bohrend, dass Sie nicht länger an sich halten können …
Beispiel 3:
Um den letzten Zug zu bekommen, der Sie von Ihrem Urlaubsort auf dem Lande nach Hause bringt, wollen Sie die wenigen Hundert Meter zu Fuß zum Bahnhof gehen. In der Dunkelheit verlaufen Sie sich jedoch im Wald. Es wird immer später. Eigentlich kommt Ihnen die Gegend ja bekannt vor, denn Sie haben sie während Ihres Urlaubs erkundet.
Nervosität überfällt Sie, die sich nach und nach bedrohlich der Panik nähert, als Sie einige Male eine falsche Abzweigung nehmen und schließlich überhaupt nicht mehr wissen, wo Sie sich befinden.
Sie müssten jetzt nur einen klaren Gedanken fassen und sich in der Dunkelheit für die Richtung entscheiden, zu der Ihnen Ihr Gefühl rät. Aber dieses Gefühl geht völlig in Panik unter …
Beispiel 4:
Sie haben gerade das Rauchen aufgegeben. Noch leiden Sie unter starken Entzugserscheinungen wie Nervosität und Unbehagen. Das Verlangen nach Erleichterung und Entspannung durch eine Zigarette ist nicht gerade leicht beherrschbar. Ausgerechnet in diesem Moment tritt ein zusätzlicher Stressfaktor hinzu:
Sie treffen während der Frühstückspause im Flur Ihre Angebetete, die in derselben Firma arbeitet. Bisher haben Sie sich noch nicht getraut, sie anzusprechen.
Zu Ihrer Überraschung bietet Sie Ihnen eine Zigarette an, und das wäre eine vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit, mit ihr ins Gespräch zu kommen …
Beispiel 5:
Sie haben es eilig, müssen aber noch telefonieren. Beide Telefonzellen an der Straßenecke sind besetzt. Als sich eine Tür öffnet, reagieren Sie nicht schnell genug und ein anderer Passant betritt vor Ihnen die frei gewordene Telefonzelle.
Ärger steigt in Ihnen auf. Sie stellen den anderen zur Rede. Er behauptet, Sie hätten vor der anderen Telefonzelle gewartet. Sie spüren, dass Sie noch ärgerlicher werden, denn Ihrer Meinung nach haben Sie genau zwischen beiden Telefonzellen gestanden.
Und wenn schon, argumentiert der andere. Sie müssten sich schon entscheiden, vor welcher Zelle Sie warten.
Müssten Sie nicht! widersprechen Sie, weil Sie ja als Erster da waren – und unbändige Wut steigt in Ihnen auf wegen dieser frechen Art, sich vorzudrängen.
Der andere sieht das ganz anders und zieht die Tür der Kabine zu, um sein Telefongespräch fortzusetzen. Das wirkt wie ein rotes Tuch auf Sie. Im folgenden Handgemenge bekommen Sie einen schmerzhaften Schlag ins Gesicht …
Bei diesen fünf Beispielen handelt es sich um ganz verschiedene Konflikt- oder Belastungssituationen. Vor dem Gespräch mit Ihrem Chef empfinden Sie das, was man Befangenheit oder Angst nennt. In der zweiten Situation handelt es sich um Eifersucht, bei der Angst oder Sorge, den Partner zu verlieren, allenfalls eine Nebenrolle spielen. Panik ist etwas anderes als Befangenheit, Sorge oder Eifersucht, obwohl in der Panik durchaus Anteile von Angst erkennbar sind.
Beim Rauchen dagegen geht es um starkes Verlangen, um Unbehagen, vielleicht auch um Nervosität und Erleichterung. Ärger und Wut wiederum unterscheiden sich deutlich von allen vorgenannten Gefühlen.
Aber sind diese Konfliktsituationen wirklich so verschieden, wie es auf den ersten Blick scheint? Oder lässt sich in ihnen etwas Gemeinsames finden?
Genau an diesem Punkt – nämlich bei der Entdeckung, dass es in der Tat in allen Problemen einen gemeinsamen Faktor gibt – setzt die Methode zur Bewältigung emotionaler Probleme an, die ich Ihnen im Folgenden vorstelle.
Da es sich nur um einen einzigen Faktor handelt, werden die Verschiedenheiten unserer individuellen Probleme vergleichsweise bedeutungslos. Sie werden nicht an und für sich bedeutungslos, aber bei der Behandlung des Problems können wir von Unterschieden absehen. Wir müssen nicht mehr zahllose unterschiedliche Problemlösungen finden – womöglich für jedes Problem eine andere –, sondern nur eine einzige.
Halten Sie es für möglich, dass so verschiedene Probleme, wie sie in den Beispielen 1 – 5 geschildert werden, mit einer einzigen Methode aus der Welt zu schaffen sind?
Und: Ist es denkbar, dass diese Methode gleichermaßen bei zahllosen anderen Alltagsproblemen wie z.B. Einsamkeit, Unbehagen, Minderwertigkeitsgefühlen, Nervosität, Verstimmung und Lampenfieber wirkt?
Die Methode, die ich Ihnen für solche und ähnliche Konfliktsituation vermitteln möchte, heißt:
Technik des desensibilisierenden Blicks.
„Desensibilisieren“ bedeutet soviel wie neutralisieren, unempfindlich werden. Unempfindlich nicht etwa im Sinne von apathisch oder abgestumpft, sondern ganz im Gegenteil: Wenn wir uns desensibilisieren, wächst unser Handlungsspielraum, denn wir schalten störende Faktoren aus. Wir haben mehr inneren Raum, um aktiv zu werden. Und „Blick“ steht dafür, dass dies umgehend geschieht, inmitten unserer Tagesaktivitäten, ohne langes Üben oder spezielle Entspannungs- Versenkungs- oder Therapieübungen.
Sie können das Verfahren, wenn Sie erst einmal verstanden haben, auf welchen für alle Menschen gleichen Prinzipien es beruht, in Zukunft an jedem Ort, zu jeder Zeit und in Sekundenschnelle einsetzen. Dazu sind lediglich paar einfache Erklärungen und allgemeine Vorübungen erforderlich.
Diese Methode wird Ihr Leben radikal zum Positiven verändern, wird es autonomer und freier machen und Ihnen deutlich mehr Handlungsmöglichkeiten verschaffen.
Das klingt ziemlich unwahrscheinlich? Wenn es eine so einfache Möglichkeit gibt, sich von mentalen Konflikten zu befreien – warum hat sie dann noch niemand entdeckt?
Nun, ich glaube, dass viele Menschen diese Technik intuitiv anwenden – dass Menschen sie sogar schon seit undenklichen Zeiten angewendet haben –, dass sie aber nicht genau angeben können, wie sie funktioniert, weil ihnen die entsprechenden Begriffe fehlen. Meine Aufgabe wird es daher sein, Ihnen den Begriffsapparat und die fehlenden psychologischen Unterscheidungen zu vermitteln und Ihnen eine praktische Methode an die Hand zu geben, mit der man den „desensibilisierenden Blick“ üben kann. Untersuchen wir dazu, was in Konfliktfällen wie oben beschrieben abläuft.
Unsere These lautet also, dass sich Angst, Befangenheit, Eifersucht, Panik, Verlangen, Unbehagen, Nervosität, Ärger, Wut und Erleichterung usw. auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen.
Wenn solche Probleme auf einen Nenner gebracht werden können, dann liegt die Vermutung nahe, dass man bei ihrer Behandlung nur diesen gemeinsamen Nenner angehen muss, um das Problem zu lösen – und nicht zahllose individuelle Probleme, die alle eine jeweils eigene Lösung erfordern.
Vielleicht werden Sie an dieser Stelle sagen, der gemeinsame Nenner sei nichts anderes als das Gefühl. Es handele sich immer um Gefühle? Und noch einen Schritte weiter: Es handele sich immer um negative Gefühle?
Das ist zweifellos richtig. Der gemeinsame Nenner alle Konflikte ist das Gefühl, sieht man einmal von ihren sachlichen Aspekten ab. Und was wären solche Konflikte ohne emotionalen Aspekt? (Wohlgemerkt: Hier geht es um mentale Probleme, nicht um die Reparatur eines Reifens. Probleme die sich sachlich lösen lassen, werden sachlich gelöst.)
Dabei mag man dann noch differenzieren und feststellen, dass beim Verlangen sowohl ein negatives Gefühlsmoment erlebt wird – dass man das Objekt seines Verlangens noch nicht hat oder nicht bekommt – wie auch ein positives: nämlich, wenn das Verlangen befriedigt wird.
Bei der Definition von Gefühlen stoßen wir aber sogleich auf eine grundsätzliche Schwierigkeit, die gleichermaßen für den Alltagsmenschen wie für den Arzt, Psychologen und Therapeuten gilt. Kaum jemand vermag genau zu sagen, was Gefühle sind. Der amerikanische Philosoph Robert C. Solomon hat das erst unlängst so formuliert: „Was ist ein Gefühl? Man sollte vermuten, dass die Wissenschaft darauf längst eine Antwort gefunden hat, aber dem ist nicht so, wie die umfangreiche psychologische Fachliteratur zum Thema zeigt.“
Fragen Sie doch einmal Ihren Therapeuten – falls es Ihnen so schlecht geht, dass Sie einen benötigen –, was er unter „Gefühl“ versteht …
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er „herumdrucksen“ und Ihnen eine Antwort gegen, die so vage bleibt, dass sie wenig damit anfangen können. Nicht einmal die neue Psychologie der Emotionalen Intelligenz, in deren Folge die hier beschriebene Technik entwickelt wurde, verfügte anfangs über ein klares Verständnis des Begriffs „Gefühl“. Das Gleiche gilt für „Emotion“, „Stimmung“ und „Affekt“. Da nimmt es kaum Wunder, dass uns so wenige Menschen helfen können, wenn es um Alltagsprobleme wie Ärger oder Beleidigtsein geht.
Dabei zieht sich die zutreffende Antwort – wenn auch in begrifflich noch nicht ganz befriedigender Form – wie ein roter Faden durch die Geschichte der Philosophie und Psychologie bis hin zu Hume, Kant und Freud.
Bereits im Altertum glaubten die Philosophen Aristippos (435-366 v. Chr.) und Epikur (341-270 v. Chr.) eine klare Antwort darauf gefunden zu haben, was dieser Faktor sei. Sie nannten ihn „Lust“, soweit es nicht um negative, sondern um positive Gefühle geht. Lust ist eine subjektive Erscheinung. Die Lust des Essens, die Lust, die wir beim Orgasmus verspüren, die Lust, im Bett zu bleiben ist uns allen soweit vertraut, dass wir sofort wissen, worum es sich handelt. Lust ist aus sich selbst heraus attraktiv. Ihre Attraktivität ist evident.
Ihr Wertvollsein muss nicht mehr hinterfragt werden.
Der unendliche Regress des Fragens, warum etwas wertvoll sei, kommt damit an ein Ende.
Man kann über alles Fragen stellen, aber bei der Lust erledigt sich das Fragen zumindest hinsichtlich der Gewissheit, dass Lust wertvoll ist.
Sigmund Freud (1856-1939) war sogar der Meinung: „Es ist einfach das Programm des Lustprinzips, das den Lebenszweck setzt … an seiner Zweckdienlichkeit kann kein Zweifel sein, und doch ist sein Programm im Hader mit der ganzen Welt.“
Um bei negativen Gefühlen könnte man vielleicht konstatieren, deren wesentliche Eigenschaft sei der Schmerz? Lust und Schmerz also als das, was den Gefühlsbegriff ausmacht?
Vergleichen wir ihn mit der Liste in unseren fünf Beispielen: Angst, Befangenheit, Eifersucht, Panik, Verlangen, Unbehagen, Nervosität, Erleichterung, Ärger, Wut.
Angst hat zweifellos Ähnlichkeit mit Schmerz. Wenn wir dem Begriff alltagssprachlich betrachtet etwas Gewalt antun, könnten wir im weitesten Sinne davon reden, Angst sei „schmerzhaft“. Das Gleiche mag für Panik und Wut gelten. Bei Befangenheit, Ärger, Eifersucht, Unbehagen, Nervosität geringeren Grades werden wir die Bezeichnung jedoch nicht sehr treffend finden. Und auf der anderen Seite würden wir bei Erleichterung nicht unbedingt von Lust sprechen wollen, allenfalls noch bei Verlangen.
„Lust erscheint oft zu grob, zu sexuell, zu hedonistisch, um feine positive geistige oder ästhetische Gefühle wie z.B. ‘Verantwortung’ oder ‘Anmut’ zu charakterisieren.“
Wir sehen an dieser Liste von Bespielen: Sollte es gerechtfertigt sein, bei Gefühlen von einem gemeinsamen Nenner zu sprechen, dann sind die Begriffe Lust und Schmerz nur bedingt geeignet. Der Umfang der positiven und negativen Gefühle, auf die sie anwendbar wären, erscheint zu eng.
Trotzdem bilden wir, wenn wir die obige Liste von Gefühlen betrachten, ohne Schwierigkeiten zwei Gruppen: nämlich positiv und negativ. Woran liegt das?
Was ist dieses Positiv- und Negativsein?
Erst die Antwort auf diese Frage wird es uns ermöglichen, präziser als sonst zu verstehen, worauf die Technik des desensibilisierenden Blicks abzielt, worin ihre oft verblüffende Wirksamkeit besteht. Anders ausgedrückt: Ohne dieses Minimum an Analyse unserer Gefühle kommen wir nicht weit.
Und weil unsere Wissen darüber so beschränkt ist, können Ihnen selbst viele Therapeuten nicht sagen, was Sie in Alltagssituationen gegen Ihren Ärger, Ihre Eifersucht, Ihre Befangenheit usw. unternehmen können. Da werden dann lieber Beruhigungsmittel und andere Psychopharmaka verordnet. Das ist weder gut für den Geldbeutel noch für Ihren Organismus. Wenn mentale Techniken ausreichen, sollte man auf chemische Mittel verzichten.
Ein besseres Verständnis, was Gefühle sind und wie man mit ihnen umgeht, kann darüber hinaus zu einer existenziellen Umorientierung führen, deren überlegene emotionale Qualität man leider erst erkennt, wenn man bereits von ihr profitiert.
Untersuchen wir daher noch einmal genauer, was wir in obigen fünf Problemsituationen erleben!
Beispiel 1:
Als Sie Ihren Chef am Schreibtisch sitzen sehen und ihn um die längst fällige Gehaltserhöhung bitten wollen, verspüren Sie lähmende Angst. Und Angst ist ein ...? – unangenehmes Gefühl!
Beispiel 2:
Das Gefühl der Eifersucht ist so bohrend, als Ihre Freundin mit einem anderen Mann flirtet, dass Sie nicht an sich halten können. Und Eifersucht ist ein ...? – unangenehmes Gefühl!
Beispiel 3:
Als Sie sich auf dem Wege zum Bahnhof im dunklen Wald verirren und den letzten Zug verpassen könnten, sind Ihre Gedanken vor Panik wie gelähmt. Und Panik ist ein ...? – unangenehmes Gefühl!
Beispiel 4:
Als Ihre Angebetete Ihnen eine Zigarette anbietet, obwohl Sie gerade mit dem Rauchen aufgehört haben, empfinden Sie Nervosität und Unbehagen – also „Entzugserscheinungen“, die durch die Situation noch verstärkt werden. Nervosität und Unbehagen sind ...? – unangenehme Gefühle!
Und Sie empfinden Verlangen nach Erleichterung. Erleichterung ist ein ...? – angenehmes Gefühl!
Beispiel 5:
Vor den Telefonzellen empfinden Sie zunächst Ärger über den sich vordrängenden Passanten. Dann beim Hin- und Her der Diskussion und wegen der dreisten Argumente des anderen sogar Wut. Der Schlag, den Sie am Ende während Ihrer Rangelei ins Gesicht bekommen, ist schmerzhaft. Und Ärger, Wut und Schmerz sind ...? – unangenehme Gefühle!
Es ist eine intellektuelle Einsicht mit unerhörten Folgen für das Leben jedes Menschen, zu erkennen, dass in all diesen Problemen jeweils nur zwei Faktoren wirklich relevant sind: das
Angenehmsein und Unangenehmsein
der Gefühle.
Gefühle können darüber hinaus noch Tönungen haben, wie z.B. das Unheimliche, Fröhliche, Lustige, Melancholische, Bedrohliche. Aber für unser Leiden und Glück und unser Wohlbefinden sind offenbar Angenehm- und Unangenehmsein zuständig.
Dabei handelt es sich allerdings auch um eine intellektuelle Herausforderung, die systematische Überprüfung in allen Lebensbereichen und ein gewisses Maß an Scharfsinn verlangt. (Vergleichen Sie dazu weiter unten das Kapitel „Wie wir Werte und Lebenssinn erleben“.)
Was bedeutet hier wirklich relevant?
Könnte man mit einem fiktiven neurologischen Schalter zum Beispiel das Unangenehmsein aus unseren Erfahrungen – etwa des Sodbrennens oder der Depression – entfernen, dann würde das Problem auf der Stelle bedeutungslos für uns. Probleme werden letztlich erst relevant durch ihren emotionalen Gehalt. Und dieser emotionale Gehalt ist im Wesentlichen nichts anderes als das Angenehm- und Unangenehmsein der Gefühle.
In gleicher Weise nähme unser fiktiver neurologischer Schalter der Schönheit, dem Wohlgeschmack oder dem Hochgefühl auf der Stelle jegliche Attraktivität.
Und dieser Faktor gilt für alles Bereiche des Fühlens: für Gefühle im eigentlichen Sinne, aber auch für Stimmungen, Emotionen, Affekte und Wertgefühle, bei denen wir die Dinge unserer Erfahrungswelt durch eine Gefühlsbrille betrachten.
Die neuere Psychologie der Emotionalen Intelligenz hat die bereits aus der Antike bekannte These vom Primat der Lust differenziert und erkannt, dass auch „Lust“ nur eine Form innerhalb einer breiten Skala von positiven Gefühlen ist. Anmut, Vertrauen, Verantwortung können von positiven Gefühlen geprägt sein, doch würde man hier ungern von Lust reden wie beim Orgasmus.
Da Lust von Aristippos und Epikur bis hin zu Sigmund Freud fälschlich als das bestimmende Moment des positiven Gefühls angesehen wurde, versperrte diese zu enge Begriffsbestimmung den Blick auf das tatsächliche Wesen der Gefühle.
Neuere Definitionen verstehen – umfassender und allgemeiner – das Wesen der Gefühle also als Angenehm- und Unangenehmsein.
Freude, Schönheit, Genuss, Witz, Wohlgeschmack, gute Laune, Anmut, Zufriedenheit, Begeisterung, Glück, Entzücken, Unterhaltung, Erleichterung, Wohlbehagen werden als angenehm erfahren, Kummer, Unwohlsein, Panik, Sodbrennen, Melancholie, Ärger, Eifersucht, Hautjucken, Angst, Befangenheit, Depression, Sorge, Lampenfieber, Unzufriedenheit, Kopfschmerz, schlechte Laune, Wut, Enttäuschung als unangenehm.
Diese Erkenntnis ermöglicht es uns, mit einem einfachen mentalen Programm – fast könnte man sagen, mit einem “Trick“ – alle Probleme gleich zu behandeln und sich so auf überraschend einfache Weise von ihnen zu lösen.
Bleiben wir jedoch zunächst noch beim Prinzip selbst. Das Malheur dieser Entdeckung ist nämlich, dass sie einen ungezügelten Hedonismus zu propagieren scheint. Also die Auffassung, unser höchstes Gut, der Endzweck allen Handelns, sei die psychische und physische Lust. Und das klingt für viele leider nach einer willkommenen, möglicherweise aber auch problematischen, wenn nichts sogar gefährlichen Rechtfertigung unserer so genannten Spaßgesellschaft. Wo bleibt da die Moral? Wo die Begründung objektiver, allgemeingültiger Werte? Und wie steht es um unsere Pflichten?
In der Diskussion, ob Lust und Unlust die wesentlichen Eigenschaften der Gefühle darstellen, wurde bereits Anfang des Jahrhunderts – z. B. von Psychologen wie W. Wundt, F. Krueger und später von P. Lersch – argumentiert, die Definition sei viel zu eng und erfasse nicht das tatsächliche Spektrum der Gefühlsqualitäten:
„Dass dieser Gesichtspunkt zur Banalität wird, wenn wir ihn etwa auf das Phänomen der künstlerischen Ergriffenheit anwenden, liegt auf der Hand. Die künstlerische Ergriffenheit wäre dann ebenso ein Gefühl der Lust wie das Vergnügen am Kartenspiel oder der Genuss eines guten Glases Wein. Andrerseits würden Regungen wie Ärger und Reue in den einen Topf der Unlustgefühle geworfen. Beim religiösen Gefühl aber – ebenso auch bei Gefühlen wie Achtung und Verehrung – wird die Bestimmung nach Lust und Unlust überhaupt unmöglich.“
Wo liegt der Fehler dieses Einwands? Er ignoriert Folgendes:
Wenn wir uns das Moment des Angenehm- oder Unangenehmseins aus den Erfahrungen der künstlerischen Ergriffenheit, des Vergnügens am Kartenspiel, des Genusses eines Glases Wein, des Ärgers, der Reue, des religiösen Gefühls, der Achtung, Verehrung wegdenken, verschwindet die Attraktivität oder Ablehnung dieser Gefühle auf der Stelle.
Ein neutraler Gefühlszustand – d.h. sich weder in einer angenehmen noch unangenehmen Gefühlslage zu befinden, rührt uns emotional nicht an, lässt uns „kalt“, wie es die Alltagssprache ausdrückt. Und dies eben, weil damit auch das wesentliche Charakteristikum der Ergriffenheit, des Vergnügens, der Reue, des Ärgers usw. fehlt.
Ersetzen wir die angenehmen Gefühle durch Unangenehmsein, Unlust, wird daraus sogar Abneigung, Ablehnung, Desinteresse. Ersetzen wir die unangenehmen Gefühle durch angenehme, wird daraus Interesse, Wertschätzung.
Jeder kann dazu für sich selbst die Probe an folgendem einfachem Beispiel machen: