Steinwart Wurzelknopf und die Salzseen von Birudur - Henry Wimmer - E-Book

Steinwart Wurzelknopf und die Salzseen von Birudur E-Book

Henry Wimmer

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Beschreibung

Steinwart und seine Freunde haben ihren Platz am Kai verlassen. Die Salzseen von Birudur sind ihr Ziel, nachdem sie einen weiten Weg durch die Ebene von Marsandt bewältigt haben. Ob sie an diesem Ort die Erfüllung ihrer Pläne und Wünsche finden werden, weiß keiner von ihnen zu sagen. Getrieben durch eine ungewisse Prophezeiung, folgen sie ihrem Weg. Targor hat sich aus Gorms Plänen befreien können und folgt seiner großen Liebe Barina durch die Ebene von Marsandt. Gorm muss begreifen, dass er zwar nahe daran ist, sein ursprüngliches Dasein wiederzuerlangen, aber er muss auch realisieren, dass er auf unselige Art mit dem Baum verbunden ist, der über lange Zeit sein Gefängnis darstellte. Sy-Bita wartet und weiß im Grunde nicht worauf. Geplagt von Selbstzweifeln und schon lange nicht mehr Herrin ihrer eigenen Entscheidungen, was ihr immer schmerzlicher bewusst wird. Alles steuert auf ein Ende zu, von dem niemand sagen kann, wie es aussehen wird. Begleiten Sie erneut Steinwart, Karlotta, Barina und ihren Gefährten auf dem letzten Teil ihrer Reise.

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Henry Wimmer

Steinwart Wurzelknopf

und die

Salzseen von Birudur

Prolog

Heute, da es nun an mir liegt, die komplette Legende um den tapferen Zwerg Steinwart Wurzelknopf und seine Freunde niederzuschreiben, lasse ich meine Feder für einen Augenblick sinken. Ich frage mich oft, weshalb Steinwart in jener Nacht an meine Türe klopfte und darum bat, seine Abenteuer für spätere Generationen festzuhalten. Er selbst hat mir nie eine erschöpfende Antwort darauf geben können. Irgendwann sagte er mir einmal, es sei eine spontane Entscheidung gewesen. Von der er selbst nicht gewusst habe, welchen Umfang sie einmal annehmen werde. Ich glaube, aber das ist meine ganz persönliche Meinung, dass es ihm vor allem darum ging, sich selbst nochmal seine eigenen Beweggründe für bestimmte Richtungen in seinem Handeln vor Augen zu führen. Sich darüber hinaus in Phasen tiefer Freundschaft noch einmal selbst zu betrachten. Und nicht zuletzt diejenigen zu warnen, die seine Geschichte nun lesen, nicht selbst Fehler aus Unachtsamkeit oder Leichtgläubigkeit zu begehen.

Da mein Freund jetzt vor mir sitzt und es kaum abwarten kann, wieder in seine Erinnerungen einzutauchen, habe ich mir einen dritten Band mit pergamentenen Seiten aus meinem schier unerschöpflichen Fundus gegriffen. Ich liebe es, zu schreiben. Das Schlimmste für mich wäre, Gedanken zu verspüren und sie nicht festhalten zu können, weil es mir an Papier und Tinte fehlt. Aus diesem Grund bin ich stets vorbereitet. Als ich mit den Fingern die leeren Seiten fächere, den Duft des Papiers einatme, weiß ich noch nicht, was mich erwartet und in welche Richtung mich diese Reise noch führen wird. Wie oft habe ich den Zwerg gebeten, mir doch wenigstens vorab zu sagen, ob die Abenteuer für alle ein gutes Ende nehmen. Er hat mich nur unergründlich angelächelt, an seiner Pfeife gezogen und gesagt, ich solle nicht so voreilig sein. Stattdessen sei es besser, meine Kraft für das Führen der Feder aufzusparen.

Ich massiere meine rechte Hand, da sie bereits von den vielen Worten steif geworden ist und schmerzt. Da es Steinwart jedoch an Geduld fehlt, treibt er mich an, überflüssige Pausen auf ein Minimum zu beschränken.

Ja, wenn ich ehrlich bin, kann auch ich es nicht abwarten zu erfahren, wie diese Geschichte endet.

Für einen letzten Moment schließe ich meine Augen und rufe mir die letzten Phasen des zweiten Bandes, der sorgsam verstaut in einer der riesigen Schubladen meines Schreibtisches liegt, in Erinnerung. Zwischendurch nippe ich an einem heißen Tee. Der Geschmack und der Geruch lassen mich entspannen und Bilder entstehen vor meinem Geist.

Ich sehe Steinwart und seine Freunde ihren Platz am Kai verlassen. Die Salzseen von Birudur sind ihr Ziel, nachdem sie einen weiten Weg von ihrem Zuhause durch die Ebene von Marsandt bewältigt haben. Ob sie an diesem Ort die Erfüllung ihrer Pläne und Wünsche finden werden, weiß keiner von ihnen zu sagen. Getrieben von einer Prophezeiung, von der sie noch nicht einmal sagen können, ob sie richtig gedeutet wurde, folgen sie ihrem Weg. Bei genauem Hinsehen meine ich sogar, Steinwarts Ängste vor der ersten Reise über das Meer ablesen zu können.

Meine Gedanken fliegen zu Targor, der sich von Gorms Plänen befreien konnte und seiner großen Liebe Barina durch die Ebene von Marsandt folgt. Gorm, der begreifen musste, dass er zwar nahe daran ist, ein ursprüngliches Dasein wiederzuerlangen, aber auch realisieren muss, dass er auf unselige Art mit dem Baum verbunden ist, der über lange Zeit sein Gefängnis darstellte. Sy-Bita, im Beisein ihrer Qwarn, geplagt von Selbstzweifeln und schon lange nicht mehr Herrin ihrer eigenen Entscheidungen. Was ihr immer schmerzlicher bewusst wird.

Alles läuft auf ein Ende zu, das vielleicht nahe bevorsteht, aber für mich immer noch viele Seiten, viele Worte und noch mehr Stunden und Tage entfernt ist.

Ich hole tief Luft, sehe Steinwart an und stelle fest, dass er mich vermutlich bereits seit Minuten aufmerksam beobachtet. Peinlich berührt grinse ich ihn hilflos an.

«Na, mein Freund. Bist du wieder wach?»

Ich nicke, tauche die Feder in das Tintenfass und warte auf die ersten Worte meines Freundes, um den dritten Band der Legende zu beginnen.

1 Sturmwind

Mit den unterschiedlichsten Gedanken gingen die Freunde in Richtung des wartenden Schiffes, Pantagar und Farim, immer noch gepackt vom Reiz des Abenteuers. Karlotta war es im Grunde genommen egal, wie oder wohin ihr Weg sie führen würde. Hauptsache, sie konnte in der Nähe Steinwarts bleiben, um ein wachsames Auge auf ihn zu haben. Melinae, gerade aus seinen Tagträumen erwacht, schwankte zwischen großer Neugier und den stetig wiederkehrenden Selbstzweifeln. Barina und Fram gingen in Begleitung des Fuchses voran. Sie wussten bereits mehr darüber, was sie erwartete, als die anderen. Ganz am Ende der Gruppe folgte Steinwart. Jetzt, da der Punkt der Abreise bevorstand, machte sich wieder diese entsetzliche Unruhe in ihm breit. Mehrfach hatte er das Gefühl einfach umdrehen zu müssen, um zu verschwinden. Er wusste nicht, ob die anderen ihn verstanden hätten. In manchen Phasen war es ihm sogar egal. Dann aber packten ihn erneut Pflichtbewusstsein und der Ehrgeiz, das, was sie begonnen hatten, zu einem Ende zu bringen. Er sah sich ein letztes Mal um, holte tief Luft und legte ein paar schnellere Schritte ein, um nicht völlig den Anschluss zu verlieren.

Als er kurz nach oben sah, um die Sterne zu betrachten, stellte er fest, dass sich eine dichte Wolkendecke vor den Himmel schob. Kaum hatte er das registriert, klatschten ihm die ersten schweren Regentropfen aufs Gesicht und ein strammer Wind kam auf, der die Segel der Schiffe, die sie passierten, schlagen und knattern ließ. Die Gischt schlug gegen die Kaimauern und kündete davon, dass ihnen zu Beginn eine unruhige Überfahrt bevorstand.

«Das hat mir gerade noch gefehlt», murmelte Steinwart und zog das Bündel mit seinen Habseligkeiten über seiner Schulter gerade. Da er den Kopf gesenkt hielt, um seine Augen vor dem inzwischen peitschenden Regen zu schützen, bekam er nicht mit, dass Fram stehengeblieben war. Zum wiederholten Male stieß er dem vor ihm Gehenden in den Rücken.

Fram lachte.

«Wenn wir auf dem Schiff sind, solltest du schon sehen, dass du deine Sinne ein bisschen besser zusammenhältst. Du gehst ansonsten schneller über Bord, als es dir lieb sein könnte.»

Der Zwerg warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Woraufhin Karlotta sich genötigt sah, helfend einzugreifen.

«Fram, lass ihn doch endlich in Ruhe. Jeder von uns weiß, dass Steinwart große Angst vor dem offenen Wasser hat. Warum musst du ihn dann immer noch aufziehen? Ich halte es bereits für eine beachtliche Leistung, dass er uns überhaupt folgt. Stell´ seinen Ehrgeiz nicht aufs Spiel. Wir alle fühlen, dass ihm noch eine wichtige Rolle zuteil werden wird.»

Fram lächelte entschuldigend.

«Ja, natürlich. Du hast ja recht. Manchmal kann ich einfach nicht aus meiner Haut. Entschuldige bitte, mein Freund.»

Steinwart nickte.

«Weshalb ich angehalten hatte, trotz dieses Mistwetters, hat einen einfachen Grund. Ich will euch noch kurz darauf vorbereiten, was uns bevorsteht. Es war nicht einfach, die Plätze auf diesem Seelenverkäufer zu ergattern. Und ehrlich gesagt, traue ich diesem Kapitän und seiner Mannschaft nicht von hier bis zur Kaimauer. Es hat mich viel Gold, sehr viel Gold gekostet, damit sie uns überhaupt mitnehmen. Aber ich habe die gierigen Augen des Mannes gesehen, als er meine, immer noch prall gefüllte Börse, bemerkte. Ich weiß weder, wo er uns unterbringen wird, noch wie sehr wir auf Barina aufzupassen haben. Ebenso gierig, wie er auf meinen Geldbeutel schaute, hat er Barina angegafft. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was letztendlich den Ausschlag für unsere Überfahrt gegeben hat. Das hier», dabei klopfte er auf seine Tasche, «oder die junge Frau an meiner Seite.»

Melinae zeigte schüchtern auf.

«Wenn du dir so unsicher bist, sollten wir dann nicht besser versuchen, ein anderes Schiff zu finden? Es kann doch wohl nicht so schwer sein, eine besser geeignete Passage zu bekommen.»

Die Freunde murmelten Worte der Zustimmung. Vor allem Steinwart tat sich dabei hervor, der viel dafür gegeben hätte, zurück an seinen geschützten Platz am Hafen gehen zu dürfen.

«Nein. So einfach ist es nicht.»

Barina, die bisher ruhig und zurückhaltend neben Fram stand, sah sich genötigt, einzugreifen.

«Wir haben lange gebraucht, bis wir dieses Schiff gefunden haben. Beinahe hätten wir die Hoffnung schon aufgegeben. Es gibt zwar noch andere Kapitäne, die in unsere Richtung segeln. Doch diese haben sich aus den unterschiedlichsten Gründen verweigert. Ich weiß nicht, was uns anhaftet, das sie so zaudern ließ. Dieser Segler Sturmwind war jedenfalls der Einzige, der uns eine Passage angeboten hat. Und der nächste wird erst in einigen Wochen in Richtung der Salzseen aufbrechen. Von daher gibt es also keine Alternative.»

Fram blickte nochmal in die Runde.

«Gut gesagt, Barina. Sind wir uns also alle einig, dass wir diese Überfahrt wählen? Dann ist es gut. Ich erwarte eigentlich keine Antwort. Wer meint, er könne diesen Weg nicht wagen, der muss hierbleiben. Egal, wer es ist. Haben wir uns verstanden? Und jetzt lasst uns sehen, dass wir aufs Schiff kommen. Ich bin schon nass bis auf die Knochen.»

Ohne ein weiteres Wort eilte Fram in Richtung der Sturmwind. Und alle folgten ihm. Erst jetzt, als sie sich dem Schiff näherten, bemerkten Steinwart und die übrigen Gefährten in welch einem miserablen Zustand sich der Segler befand. Der Kapitän schien keinen großen Wert auf Sauberkeit oder Funktionstüchtigkeit seiner Ausrüstung zu legen. An vielen Stellen war zu erkennen, dass die Segel bereits hundertmal oder mehr geflickt waren. Wo man hinsah blätterte das Holz an den Aufbauten ab. Und auch der Holzwurm schien nicht untätig gewesen zu sein. Sie mussten einfach davon ausgehen, dass die Mannschaft auch an ihrem Leben hing. Und dass das Aussehen und der Zustand der Sturmwind nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Funktionstüchtigkeit zuließen.

Aufseufzend setzte Steinwart seinen ersten Schritt auf die Planke, die auf das Schiff führte.

Schwankend und vorsichtig, mit den Armen rudernd, betrat er den Segler. Wenn der Stand bereits jetzt im Hafen so unruhig war, was würde ihn nur während der Überfahrt erwarten? Siedend heiß fiel ihm ein, dass er noch nicht gefragt hatte, auf welche Dauer er sich einrichten musste.

«Fram, wie lange haben wir es auf diesem verrotteten Kahn eigentlich auszuhalten?»

«Auf diesem verrotteten Kahn? Habe ich das jetzt richtig verstanden? Wenn du willst, dass ich dich eigenhändig über Bord werfe, musst du nur weiterhin höflich darum bitten.»

Erschrocken sah Steinwart nach rechts, wo sich ihm ein wahrer Berg aus Fleisch und Muskeln näherte. Natürlich war fast jeder größer als der Zwerg. Doch er konnte sich kaum daran erinnern, bereits jemals einem solchen Koloss begegnet zu sein.

Krampfhaft schluckend suchte er nach Worten und war heilfroh, als Fram ihm zu Hilfe eilte.

«Kapitän, er hat es gewiss nicht so gemeint. Es ist das erste Mal, dass er ein Schiff betritt. Noch dazu hat er einen wahnsinnigen Respekt vor dem Meer. Es ist nur seine Angst und seine Unsicherheit, die aus ihm spricht.»

Der Kapitän schien nicht ganz überzeugt. Doch noch bevor er eine Antwort geben konnte, ließ Barina einen Aufschrei hören und brach, ehe noch jemand zu ihr eilen konnte, auf den nassen Planken zusammen.

«Ich glaube, ich sollte es mir nochmals reiflich überlegen, euch mitzunehmen», knurrte der Schiffsführer und spie in Richtung der Freunde aus.

2 Zu viele Fragen

Inzwischen war Targors Wut abgeklungen. Natürlich hatte er sich Luft machen müssen. Dass er damit nichts erreichen konnte, war ihm dabei völlig klar gewesen. Selbst die innere Stimme, die ihn warnte seinen Mund zu halten, um nicht alles noch schlimmer zu machen, ignorierte er. Erst als er seine kurze Tirade beendete, wurde ihm bewusst, wie weit er sich hatte gehen lassen. Irgendwo war es ihm allerdings egal. Er würde sterben. Das stand an diesem Punkt für ihn unumstößlich fest. Warum also sich noch weiter bemühen? Warum sich noch anstrengen? Was sollte das noch bewirken können?

«Weil du Idiot dennoch einen Überlebenswillen hast, solange noch ein Funken Hoffnung in dir ist!»

Targor sah sich erschrocken um.

Wer hatte zu ihm gesprochen? Niemand weit und breit zu sehen.

Erst da wurde ihm bewusst, dass es seine eigene Stimme gewesen war, die er gehört hatte.

Er lief noch wenige Schritte weiter. Dann lehnte er sich gegen einen Baum und ließ sich langsam zu Boden sinken. Er lauschte in sich hinein. Waren da bereits erste Anzeichen einer Vergiftung zu erkennen? Der Qwarn hatte ihn nur ganz leicht geritzt. Vielleicht war das Gift nur in einem so geringen Maße in ihn eingedrungen, dass sein Körper so in der Lage sein würde, es zu absorbieren.

«Unsinn», schalt er sich selbst. In viel zu vielen Fällen hatte er miterleben müssen, was selbst kleinste Spuren den Opfern angetan hatten. Nicht ohne Grund würde Sy-Bita ihm das Fläschchen mit dem Gegengift mitgegeben haben. Behutsam nahm er es aus seiner Tasche. So groß wie sein Daumen vielleicht. Gefüllt mit einer tiefroten Flüssigkeit.

Fast wie Blut, ging es ihm durch seinen Kopf. Für wie viele Schlucke mochte es reichen? Für wie viele Tage? Wie viel Zeit würde ihm bleiben? Dabei wusste er noch nicht einmal, wo er sich auf die Suche begeben musste. Targor fühlte sich erschöpft. Sollten das Anzeichen seiner Vergiftung sein? Sollte er bereits jetzt den ersten Schluck zu sich nehmen? Wenn das aber tatsächlich nach so kurzer Zeit bereits vonnöten wäre, dann müsste er sich über seine Zukunft wohl kaum Illusionen machen. Warum aber schickte Sy-Bita ausgerechnet ihn auf die Suche? Verstand sie ihn als ein Druckmittel, um Barina und Steinwart zu bewegen zurückzukommen? War sie wirklich so naiv, zu glauben …?

Warum naiv? Selbstverständlich würde Barina nichts unversucht lassen, ihm zu helfen! Aber durfte und konnte er sie überhaupt dieser Gefahr aussetzen? Wenn er sich Sy-Bita hier und jetzt widersetzte, würde es kaum mehr Hoffnung geben, Gorm in ein, wie auch immer geartetes Dasein, zurückzuholen. War es dann nicht tatsächlich besser nichts zu tun?

Als habe sein Innerstes auf diese Selbstzweifel gewartet, begannen genau bei diesem Gedanken die Schmerzen. Nicht leicht und in Wellen ansteigend. Nein. Sie waren genau in diesem Augenblick da. So heftig, als versuche man, ihm die Haut bei lebendigem Leibe vom Gesicht zu ziehen. Und dann setzten diese Bilder ein. Erst flackernd. Dann plötzlich rein und klar, als stehe Sy-Bita leibhaftig vor ihm.

«Halte mich nicht für dumm. Ich habe mit diesen Zweifeln gerechnet. Diese Schmerzen aber sind nur der Anfang. Ich kann dir dein Leben zu einer puren Hölle machen. Soll ich es dir beweisen?»

Was Targor bis zu diesem Zeitpunkt gespürt hatte, war trotz der Intensität nicht mehr gewesen, als eine bloße Vorahnung. Schreiend und wimmernd wand er sich am Boden. Und war schließlich heilfroh, als die Schmerzen auf das vorher bereits unerträgliche Maß abklangen.

«Wenn du meinst, es sei ein Ausweg, dich in den Tod zu flüchten, so vergiss es. Diese Schmerzen wirst du mit dir nehmen an den Ort, der nach diesem jämmerlichen Leben folgt. Wo auch immer dieser sein mag. Versuche Kontakt mit Barina aufzunehmen. Glaube mir, du kannst es. Teile ihr mit, wie es dir geht. Sie wird dich schützen wollen. Sag ihr ruhig, dass ich dich in der Hand habe. Es wird nichts an ihrer Entscheidung ändern. Liebende sind so unvernünftig.»

Das Bild flackerte noch einmal kurz. Targor vernahm ein Lachen. Dann herrschte Stille.

Die Schmerzen aber blieben.

Was hatte Sy-Bita gesagt? Er würde in der Lage sein, Kontakt mit Barina aufzunehmen? Doch wie sollte ihm das möglich sein? Wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, so hätte er das doch bereits seit langem getan! Was aber, wenn die Verletzung durch den Qwarn etwas in ihm verändert hatte?

Oder aber …

Targor sah sich das Fläschchen in seiner Hand an. Dann schraubte er es vorsichtig auf. Er roch daran. Metallisch. Behutsam ließ er einen winzigen Tropfen auf seinen Handrücken fallen. Sah ihn eine ganze Zeit misstrauisch an. Und leckte ihn schließlich ab. Gleich dem Geruch auch ein metallischer Geschmack. Blut! Hatte er es doch geahnt. Und er musste nicht sehr lange überlegen, um zu erraten, um wessen Blut es sich handelte.

Im ersten Moment war er geneigt, das Blut auszuspucken. Doch dann stellte er fest, dass die Schmerzen so weit nachließen, bis sie fast nicht mehr wahrzunehmen waren. Stattdessen stieg eine Wärme in ihm auf.

Eine Veränderung.

Mit wem sollte er Kontakt aufnehmen? Barina?

Er suchte in Gedanken Bilder der Person, zu der dieser Name gehörte. Eine junge Frau zeichnete sich heraus. Eine Frau, die zugegebenermaßen wunderschön war. Die aber nichts in seinem Inneren berührte. Nicht so wie die Frau, nach der sein Herz sich sehnte. «Sy-Bita», flüsterte er immer wieder vor sich hin. Warum hatte sie ihn fortgeschickt? Hatte sie ihm nicht eine Aufgabe mit auf den Weg gegeben? Er sollte diese Frau und einen Zwerg in deren Begleitung zu Sy-Bita bringen. Zu seiner großen und einzig wahren Liebe. Und in diesem Moment wusste er, dass er alles dafür tun würde, ihren Wunsch zu erfüllen. Erst wenn er das getan hatte, würde auch sie ihm ihre Liebe schenken.

Targor schloss die Augen.

Plötzlich war alles so denkbar einfach.

Er dachte an Barina und spürte augenblicklich, wie der Kontakt hergestellt wurde. Es war, als raste in unbegreiflicher Art von Realität etwas in ihm ein, das zusammengehörte.

Dann vernahm er die Stimme.

«Wer…? Targor, bist du das? Targor? Mein Schatz, ich bin so glücklich, dass du mich gefunden hast.»

Warum nannte sie ihn Schatz? Gehörte das zu diesem Spiel? Wenn es so sein sollte, würde er sich darauf einlassen.

«Ja, mein Herz. Wo bist du? Ich muss dich finden. Ich … mir geht es nicht gut.»

«Bei den Göttern. Was ist passiert? Ich bin am Hafen von Belugio. Wir besteigen gerade ein Schiff.»

Nein! Das durfte nicht sein. Er musste sie davon abbringen.

«Ich wurde von einem Qwarn verletzt. Ich brauche deine Hilfe. Bei den Göttern. Diese Schmerzen. Ich halte es nicht mehr aus.»

Er konzentrierte sich auf die Erinnerung an den Schmerz. Und schaffte es, ihr eine Ahnung davon zu übermitteln.

In diesem Moment brach die Verbindung mit einem Schrei von ihrer Seite ab.

3 Entscheidung

Karlotta löste sich als Erste aus ihrer Erstarrung. Mit dem Ellbogen stieß sie dem Kapitän des Schiffes in den Bauch, um an ihm vorbeizukommen. Dieser war so überrascht, dass er kein Sterbenswörtchen mehr von sich gab und bereitwillig einen Schritt beiseite trat. Karlotta ließ sich auf die Knie sinken und strich Barina vorsichtig über den Kopf.

«Was ist los, Mädchen? Mach uns bitte keine Sorgen.»

Karlotta schaute auf.

«Sie ist bei Bewusstsein. Helft mir, sie aufzurichten.»

Barina winkte mit ihrer rechten Hand ermattet ab und gab Zeichen, die Freunde sollten sie noch für einen Augenblick in Ruhe lassen. Als sie ihr Gesicht in Richtung Karlotta drehte, erschrak diese bis aufs Mark. Barina schaute gequält, als leide sie große Schmerzen. Was konnte nur dazu geführt haben, dass sie von einem Moment auf den anderen zusammenbrach? Die Zwergin marterte sich ihr Hirn, ob ihre Freundin in den letzten Tagen Zeichen des Unwohlseins von sich gegeben hatte. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, ihr fiel nichts ein.

Hilflos strich sie Barina weiterhin über die Stirn, bemerkte aber, dass sich die Verkrampfung des Körpers nach und nach zu geben schien.

«Ich wusste, dass es ein Fehler war, euch auf mein Schiff zu lassen. Auch wenn mir das Geld für eure Überfahrt gut in den Kram passt, hätte ich besser nein gesagt. Weiber an Bord bringen immer Unglück!»

Frams Kopf flog herum.

«Lass diese dummen Andeutungen. Du hättest dir vorher überlegen können, was du willst oder was auch nicht. Gib mir das Geld zurück und wir ziehen unserer Wege. Du wirst nicht der einzige Seelenverkäufer sein, auf dessen Schiff wir anheuern können.»

Fram hielt kurz die Luft an. Er wusste sehr wohl, dass er ein gewagtes Spiel spielte. Wenn der Kapitän sich jetzt in seiner Ehre gekränkt fühlte, würde er ihre gesamte Truppe von Bord werfen. Ob sie das Gold zurückbekommen würden, wäre dann eher fraglich. Fram rechnete trotzdem mit der Geldgier des Seemanns. Für einen Augenblick sah er, dass es in dessen Gesicht arbeitete. Dann aber trat das ein, was Fram gehofft hatte.

«Wir fahren gleich los. Und wehe, ich vernehme von euch auch nur noch den geringsten Laut. Dann werfe ich euch eigenhändig über Bord.»

Er wies einen der Matrosen an, den Gästen eine Kajüte zuzuweisen. Dann verschwand er unter Deck.

Melinae und Fram halfen Barina auf. Auf zitternden Beinen und leichenblass stieg die junge Frau vorsichtig die Stiege in das Innere des Schiffes hinunter. Der abkommandierte Matrose ging zielstrebig auf eine Kajüte im Heck des Seglers zu und öffnete die Tür.

«Das ist euer Reich während der Überfahrt. Richtet euch ein. Und wenn ich euch warnen darf, so reizt den Kapitän nicht auf Dauer. Er kann sehr jähzornig sein.»

Bei diesen Worten sah sich der junge Mann immer wieder vorsichtig um. So, als wolle er sichergehen, dass niemand seine Worte hörte. Fram lagen zwar noch weitere Fragen auf dem Herzen. Doch er wollte den Matrosen nicht über Gebühr strapazieren. Es würden sich noch weitere Gelegenheiten ergeben, sich in Ruhe mit dem Mann zu unterhalten. Vorläufig zählte erst einmal Barinas Zustand.

Als sich die Tür schloss, ging Fram zu der jungen Frau, die sich auf eine Matratze gelegt, aber scheinbar auch weitgehend erholt hatte.

«Was war los mit dir? Du hast uns einen gehörigen Schrecken eingejagt.»

Barinas Gesichtsausdruck verdüsterte sich wieder. Für einen Moment schien sie nach Worten zu suchen. Dann richtete sie sich auf.

«Ich hatte, auch wenn das jetzt für eure Ohren seltsam klingen mag, Kontakt mit Targor. Sagt jetzt bitte nichts. Ich weiß, dass ich mir das nicht einbilde.»

Niemand aus der Gruppe hätte auch nur im Ansatz ihre Worte angezweifelt. Dazu hatten sie zu viel mit Barina erlebt, das über die Normalität hinausging.

«Als ich auf der Planke in Richtung des Oberdecks ging, war plötzlich Targors Stimme in meinem Kopf. Er …, er hörte sich so gequält an. So voller Angst. Er hat große Schmerzen. Als er mich daran teilhaben ließ, um mir die Dringlichkeit bewusst zu machen, brach ich zusammen. Es war kaum auszuhalten.»

Steinwart kniete nieder und ergriff Barinas Hand.

«Was ist ihm zugestoßen? Hat Sy-Bita ihn etwa erneut gequält?»

Barina schaute Steinwart in die Augen.

«Schlimmer. Viel schlimmer. Erinnerst du dich, als du dich damals an der Klaue des Qwarn verletzt hast?»

Vor Steinwarts geistigem Auge erschien ein Bild, welches er jedoch eher aus den Erzählungen seiner Freunde kannte, als dass er es aus eigenem Bewusstsein wahrgenommen hätte. Damals im Berg wäre er beinahe an der Vergiftung gestorben, hätte Barina ihn nicht im buchstäblich letzten Moment ins Leben zurückholen können. Aber Schmerzen? Er konnte sich nicht daran erinnern, damals Schmerzen erlitten zu haben.

«Sy-Bita hat Targor durch die vergiftete Kralle eines Qwarn verletzten lassen. Nur ein kurzes Ritzen der Haut. Doch er wird unweigerlich daran sterben, wenn ich …»

Barina stand auf.

«Ich will es auf den Punkt bringen. Diese Überfahrt kann ich nicht gemeinsam mit euch antreten. Ich muss zurück zu ihm. Dafür werdet ihr doch Verständnis haben.»

Die Tränen liefen Barina übers Gesicht. Der innere Zwiespalt, in dem sie sich befand, war ihr in jeder einzelnen Regung anzusehen.

Fram dachte nach.

«Ich weiß nicht, ob es ohne deine unzweifelhaft vorhandenen magischen Fähigkeiten von Erfolg gekrönt sein wird, Barina. Was wird sein, wenn wir die Salzseen erreichen, aber den Zugang nicht finden, zu denen diese uns weiterhelfen sollen? Wie hast du selbst vor einiger Zeit rezitiert? Nicht wir werden sie finden, sondern sie uns. Was wird sein, wenn du der Schlüssel bist?»

Barina war vor Qual zerrissen. Sie spürte, dass sie jetzt und hier eine Entscheidung zu treffen hatte. Eine Entscheidung, deren Konsequenzen sie überhaupt nicht absehen konnte. Fram hatte natürlich recht. Wenn sie jetzt ging, um Targor zur Seite zu stehen, konnte das dazu führen, dass sie alles aufs Spiel setzte, was ihrer aller Rettung bedeuten könnte. Ging sie allerdings nicht, dann sprach sie möglicherweise ein Urteil aus, welches sie niemals würde zurücknehmen können. In dieser Phase der inneren Unsicherheit, erstarrte sie plötzlich.

«Barina? Barina, hörst du mich? Hast du eine Entscheidung gefällt? Komm zu mir. Ich brauche dich!»

Barina sah ihre Freunde an. Dann holte sie tief Luft.

«Ich weiß, dass ich es eines Tages bereuen werde. Ich trete die Reise gemeinsam mit euch an.»

Nach diesen Worten verließ sie aufschluchzend die Kajüte.

4 Verrat

Targor? Targor, hörst du mich?»

Eine ganze Weile hatte er nichts mehr von dieser Frau gehört. Jetzt plötzlich versuchte sie erneut, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Immer noch an diesen Baum im Wald gelehnt, richtete er sich gespannt auf.

«Ja. Natürlich. Endlich. Ich hatte schon Angst, du hättest mich vergessen.»

«Mein Herz. Wie könnte ich das jemals?»

«Bist du schon auf dem Weg zu mir? Wo soll ich auf dich warten?»

Für eine ganze Weile herrschte Stille. Fast kam es vor, als sei ihre Verbindung erneut abgebrochen, da erklang unvermittelt Barinas Stimme erneut in seinem Kopf.

«Targor. Mein Leben. Ich … ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Aber …, warum macht ihr es mir so schwer? Ich werde nicht zu dir kommen können. Wir legen in wenigen Augenblicken ab in Richtung der Salzseen von Birudur. Wenn ich mich jetzt weigere, die Gruppe zu begleiten, gefährde ich vielleicht damit unser aller Ziel!»

Targor spürte, dass die Frau zu weinen begann. Welch eine falsche Schlange, dass sie ihn in seiner Not jetzt zurückließ. Wie sollte er das nur Sy-Bita begreiflich machen?

«Barina, das kannst du nicht tun. Liegt dir denn wirklich gar nichts mehr an mir? Sind deine Worte nur leere Floskeln? Du weißt, dass ich sterben werde, wenn du mir nicht zur Seite stehst!»

Erneut lange Zeit kein Wort.

«Targor. Das Schiff legt ab. Halte durch. Ich komme zurück. Bitte, bitte, halte durch ...»

Ihre Stimme wurde immer leiser. Dann war plötzlich kein Laut mehr zu hören. Targor blieb ratlos zurück. Was sollte er jetzt tun? Am besten wäre es, Kontakt mit Sy-Bita aufzunehmen. Als er diesen Entschluss für sich gefasst hatte, begann er so intensiv an die Schmetterlingsfrau zu denken, wie ihm das nur möglich war. Er blendete alles, was um ihn herum war aus. Entweder sie würde darauf reagieren oder er wüsste sich keinen weiteren Rat mehr. Der Gedanke aber, dass die Frau, der all sein Sehnen galt, möglicherweise gleich wieder bei ihm sein könnte, ließ sein Herz in Vorfreude, aber auch in banger Erwartung höherschlagen. Ein schillernd bunter Schmetterling ließ sich in Sichtweite des Mannes nieder. Noch hatte er ihn nicht entdeckt.

«Du hast mich gerufen, mein Freund? Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest?»

Wie aus einer Trance erwacht, registrierte Targor, dass Sy-Bita wieder vor ihm stand. Strahlend schön. Doch irgendwie auch unnahbar. Er spürte, wie er nahe daran war, sich in Sehnsucht nach ihr zu verzehren. Würde sie es ihn spüren lassen, dass er bereits zu Beginn seiner Mission vollends versagte? Die Schmerzen begannen erneut. So intensiv, dass er nicht mehr in der Lage war, sich auf seine Gedanken und die Worte, die er ihr sagen wollte, zu konzentrieren. Sy-Bita schien es zu spüren.

«Du hast doch meine Medizin. Nimm nur ruhig noch einen kleinen Schluck. Es ist wichtig, dass du mir alles sagst, was du weißt. Da können wir doch keine störenden Einflüsse gebrauchen, nicht wahr?»

Sie lachte so glockenhell, dass es Targor in Liebe zu ihr fast das Herz zum Überlaufen brachte. Mit zitternden Fingern nahm er das Fläschchen und ließ erneut einen winzigen Tropfen auf seine Zunge gleiten. Wieder durchfuhr ihn eine glühende Hitze. Die Schmerzen verschwanden bis auf einen kaum spürbaren Rest. Und Sy-Bita? War sie eben noch der Inbegriff der Schönheit gewesen, so nahm sie jetzt sphärische Züge an. Tränen traten Targor in die Augen. Sie jetzt enttäuschen zu müssen, widerstrebte ihm mehr alles andere. Er drehte und wand sich. Dann begann er: «Sy-Bita. Bitte glaube mir, dass ich alles versucht habe, was in meiner Macht stand …»

Er sah, dass sich die Züge der Frau verfinsterten. Würde sie ihn jetzt strafen, so hätte er es verdient. Ja, natürlich. Er war es, der schwach war. Jede Reaktion von ihr würde er annehmen. Nur verstoßen, nein, verstoßen durfte sie ihn auf keinen Fall.

«Ich habe alles versucht, Barina zu mir zu locken. Ich habe ihr eine Ahnung meiner Schmerzen geschickt. Und ich meine auch gespürt zu haben, dass sie nahe daran war, zu mir zu kommen. Aber es scheint Kräfte zu geben, die dagegen sind. Und die sie überzeugt haben, zu bleiben.»

Sy-Bita legte lauernd ihre Stirn in Falten.

«Ist das alles, was du in Erfahrung bringen konntest?»

Targor überlegte. Was hatte Barina ihm noch mitgeteilt, wo sie sich befand und wo ihr Weg sie hinführte. Plötzlich fiel es ihm wieder ein.

«Ja … Natürlich, nein. Ich habe selbstverständlich noch mehr in Erfahrung bringen können. Sie befinden sich auf einem Schiff im Hafen von Belugio, welches vermutlich gerade dabei war, abzulegen. Die Verbindung mit Barina brach ab, als sie sich auf dem freien Wasser befanden.»

«Hat sie dir auch gesagt, wohin sie fahren wollen? Denk nach, es ist sehr wichtig!»

Sie hatte ihm den Ort genannt. Wenn er sich doch nur an den Namen erinnern könnte.

«Bi … Es war irgendetwas mit Biru …»

Sy-Bita fuhr auf.

«Die Salzseen von Birudur etwa?»

Targor nickte ihr strahlend zu.

«Genau. Das war der Ort, von dem sie sprach. Sie wollen zu den Salzseen von Birudur.»

Sy-Bita grübelte.

Sollte an diesem Ammenmärchen, das über Generationen überliefert war, tatsächlich ein Fünkchen Wahrheit sein? War dort tatsächlich etwas zu finden, das sich als Schlüssel für die Gruppe der Angreifer herausstellen konnte?

Sie sah Targor an.

Die Verliebtheit in seinen Augen nervte sie. Aber diesen Fakt hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Auf keinen Fall aber durfte sie zulassen, dass er sterben würde. Die Tatsache, dass Fram und seine Begleiter sich weiter entfernten, würde es notwendig machen, Targor von der Vergiftung zu heilen. Sie konnte nur erahnen, wie lange es dauern würde, bis Barina zurückkäme. So lange konnte Targor nicht durchhalten. Langsam näherte sie ihr Gesicht dem Seinigen. Targors Augen nahmen einen entrückten Glanz an. Er schloss die Lider und öffnete seine Lippen.

5 Die Reise beginnt

Barina starrte auf die Decke der engen Kajüte, in der sie untergebracht waren. Schimmelflecken an der Holzvertäfelung bestätigten den Eindruck, den das Schiff auch vor dem ersten Betreten gemacht hatte. Die besten Jahre lagen lange zurück. Und niemand schien es für notwendig zu halten, an diesem Eindruck jemals etwas ändern zu wollen. Die lieblos auf den Boden geworfenen Strohsäcke rochen muffig. Das Fenster, welches das Bullauge sicherlich einstmals fest verschloss, quietschte in seinen Angeln. Es zog durch die Ritzen und wenn die Gischt hochspritzte, konnte man einen feinen Wassernebel im Inneren der Kajüte auf der Haut spüren. An der linken Wand hingen vergilbte Zertifikate, die von der Ernennung des Kapitäns berichteten. Vielleicht sollte man besser sagen, von der Ernennung irgendeines Kapitäns. Ob damit ihr Schiffsführer gemeint war, sollte man besser nicht hinterfragen. In einer Ecke ihrer Behausung stand ein überraschend fester Tisch. Daneben vier Stühle, die hingegen den Eindruck machten, man solle besser erst gar nicht versuchen, auf ihnen Platz zu nehmen. Ein großer Krug mit Wasser und einige speckige Gläser waren gegen den ersten Durst gedacht. Bei diesem Anblick fragten sich die Freunde spontan, ob es wirklich ratsam sei, sich auf das angebotene Essen des schiffseigenen Smutje bedenkenlos einzulassen.

Doch all das sah Barina nicht, beziehungsweise nahm es nicht wissentlich zur Kenntnis. Steinwart hatte eine ganze Zeit neben ihr gesessen, ihre Hand in seinen ungelenken Fingern haltend. Immer wieder sagte er, dass sie nur so hatte handeln können. Dabei schienen ihm allerdings seine eigenen Worte wie ein Hohn. Wie hätte er wohl gehandelt, wäre es um Karlotta oder Jahre zuvor um Hyazintha gegangen? Es war gefährlich für ihn, sich diese Frage selbst zu stellen. Denn wenn er ehrlich zu sich war, kannte er die Antwort.

Nichts und niemand hätten ihn auf dieses Schiff gebracht. Umso schwerer fielen ihm die Worte. Auch wenn die junge Frau ihm dankbar zunickte, weil sie sehr wohl um seine innere Zerrissenheit wusste, machte es das nicht einfacher. Irgendwann war Steinwart aufgestanden, um sich zu den anderen zu setzen.

«Da muss sie jetzt selbst durch», flüsterte Fram. «Niemand kann ihr dabei helfen. Entweder sie erkennt für sich, dass es der richtige Schritt war. Oder sie zerbricht daran. Ich glaube, dass niemand von uns im Augenblick mit ihr tauschen möchte.»

Langsam hob und senkte sich der Rumpf des Seglers. Steinwart achtete jetzt wieder bewusster auf die Schiffsbewegungen. Wenn es so bliebe, war es weniger schlimm, als er es sich vorstellte. Dabei wusste er aber genau, dass er sich nur etwas vormachte. Noch war das weitläufige Hafengebiet nicht einmal verlassen. Würden sie erst auf offener See sein, wäre es vermutlich vorbei mit der trügerischen Ruhe.

Von draußen waren die Rufe der Matrosen zu hören. Schnelle Schritte, die über das Deck hasteten, welches sich nur einige Handbreit über ihren Köpfen befand. Laute Befehle, das Aufblähen der Segel im Wind, polternde Geräusche, als nicht mehr benötigte Utensilien achtlos zu Boden geworfen wurden. Dann herrschte mit einem Mal Stille. Die wichtigsten Aufgaben schienen getan. Jetzt ging es darum, das Schiff auf Kurs zu bringen.

«Du hast mir meine Frage übrigens immer noch nicht beantwortet, Fram.»

Steinwart durchbrach die Ruhe mit seiner erneuten Frage. Wusste aber nicht wirklich, ob er die Antwort überhaupt hören wollte.

Fram, der am Bullauge stand und hinaus in das Dunkel der Nacht sah, drehte sich um. Sein ahnungsloser Blick verriet, dass er sich tief in Gedanken befunden hatte. Im Augenblick wusste er das Ansinnen des Zwerges nicht einmal einzuschätzen.

«Hilf mir bitte, Steinwart. Im Augenblick kann ich dir nicht folgen.»

«Oh. Kein Problem.» Steinwart stand auf.

«Wir haben im Moment wohl alle mehr oder weniger ernste Gedanken, denen wir nachhängen. Jeder auf seine Weise. Ich fragte dich, wie lange unsere Überfahrt zu den Salzseen in etwa dauern kann. Hast du dir auch bereits Gedanken gemacht, wie wir von dort aus zurückkommen? Sollten wir überhaupt bei unserer Suche belohnt werden?»

Fram ging in Richtung des Tisches und kramte dabei eine Karte aus der Innentasche seines Wamses. Diese Jacke stellte sich immer mehr als ein Wunder bezüglich ihres Inhaltes heraus. Es war, als sei sie ein unerschöpflicher Vorrat an allen möglichen Utensilien, die gerade benötigt wurden.

«Kommt her zu mir. Dann zeige ich euch, wohin uns unsere Reise führen wird.»

Alle standen auf. Nur Barina blieb liegen, so, als habe sie seine Worte überhaupt nicht vernommen. Melinae schaute in ihre Richtung, um sie aufzufordern, zu ihnen zu kommen. Doch Karlotta schüttelte den Kopf.

«Lass sie in Ruhe. Es wird nicht so wichtig sein, dass sie nun unbedingt dabei sein muss.»

Fram breitete die Karte auf dem Tisch aus und tippte schließlich mit seinem rechten Zeigefinger auf einen Punkt am unteren Ende der Karte.

«Das ist der Hafen von Belugio, den wir gerade verlassen. Die Route des Schiffes führt nach Beskania.»

Sein Finger zeigte nunmehr auf einen Punkt, der fast genau an entgegengesetzter Stelle lag. Dann fuhr er auf halber Strecke ein Stück nach rechts.

«Hier liegen die Salzseen. Unser erklärtes Ziel. Es gibt dort keinen direkten Hafen. Im Grunde genommen ist es Niemandsland. Der Kapitän hat nicht verstanden, warum wir überhaupt in diese Einöde wollen. Es hat mich viel Überredungskunst gekostet, ihn von weiteren misstrauischen Fragen abzubringen. Er wird uns ein gutes Stück vor der Küste absetzen, um uns von dort per Ruderboot ans Ufer bringen zu lassen. Ihr seht, welch ein unnötiger Umweg es für die Besatzung bedeutet, diesen Punkt anzulaufen. Es hat mich einen erheblichen Teil meines Goldes gekostet. Und noch einmal fast genauso viel, wenn er uns auf dem Rückweg abholen wird. Denn eine andere Chance, von dort zurückzukehren, werden wir nicht haben. Ich setze auf die Geldgier des Kapitäns. Sollte er darauf verzichten weiteres Gold zu erhalten, was ich mir nicht vorstellen kann, haben wir ein großes Problem.»

Fram schaute mit ernster Miene in die Runde.

«Ich bin mir auch nicht sicher, ob er nicht versuchen wird, auf andere Art und Weise an meine Barschaft zu gelangen. Es würde ihm Aufwand und Zeit ersparen. Wir sollten uns zu keiner Zeit hier an Bord sicher fühlen.»

Die letzten Worte flüsterte Fram. So, als besäßen die Wände Ohren. Was vermutlich auch gar nicht so abwegig war.

«Um jetzt endlich zur Antwort auf Steinwarts Frage zu kommen. Ich rechne mit etwa 20 Tagen, bis wir unser Ziel erreichen. 20 weitere Tage, bis die Sturmwind ihr eigentliches Ziel erreicht. Und nochmals 20 Tage, bis sie uns wieder aufnehmen. Es wird also einige Zeit in Anspruch nehmen, bis wir wieder in Belugio sind. Auch wenn uns die Zeit davonläuft, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Nur über eines bin ich mehr als froh ...» Dabei schaute Fram sich erneut um, als spreche er Dinge aus, die besser ungesagt blieben. «Ich bin froh, dass Sy-Bita nichts über unsere Absichten weiß, den uralten Überlieferungen auf den Grund zu gehen. Denn ich weiß nicht, über welche Mittel und Wege sie möglicherweise verfügt, um uns einen Strich durch die Rechnung zu machen. Als wir das Schiff endlich bestiegen haben, war es mir wohler.»

Dass Barina aufgestanden war und sich mit einem Mal hinter ihm befand, hatte Fram nicht bemerkt. Erst als er sich aus einem Instinkt heraus umdrehte, wurde er ihrer Anwesenheit gewahr. Mit einem Gesichtsausdruck, als habe sie etwas Furchtbares entdeckt, blickte sie die Freunde an. Fram packte sie bei den Armen: «Was ist passiert?»

6 Verschmäht

Als sich Sy-Bitas Gesicht dem seinen immer mehr näherte, wähnte Targor sich am Ziel all seiner Wünsche. Sie waren füreinander bestimmt. Warum nur hatte er so lange gebraucht, um diese Erkenntnis zu gewinnen? All das, was er ihr in den letzten Tagen oder Wochen vorwerfen wollte, war plötzlich Vergangenheit. Es zählte nur noch das Jetzt. Jeden Moment würde sie seine Lippen mit den ihren berühren. Targor verging unter einer lodernden inneren Flamme, die keinen anderen Gedanken mehr zuließ. Wie tief war aber seine Enttäuschung, als die Frau seiner Träume sich leicht seitwärts abwandte und ihre Lippen über dem Schnitt platzierte, den der Qwarn ihm auf ihre Anweisung hin zugefügt hatte. Ohne dass sie ihn wirklich berührte, spürte Targor, dass etwas mit ihm geschah. Der latent vorhandene Schmerz verging. Und als er vorsichtig mit seiner Hand nach der Verletzung fühlte, ertastete er nur unverletzte Gesichtshaut. Der Riss war und blieb verschwunden.

Sy-Bita stand spöttisch lächelnd über ihm und nahm Targor das Fläschchen mit dem Gegengift aus seinen Fingern. Verunsichert schaute der Mann mit fragendem Blick zu ihr auf. Die Schmetterlingsfrau schüttelte den Kopf.

«Was hast du dir nur eingebildet? Meinst du wirklich, so eine jämmerliche Kreatur wie du könne mich reizen? Mich vergessen machen, wem meine wahre Zuneigung gilt?»

Sy-Bitas Blick bekam beinahe einen schwärmerischen Ausdruck.

«Ich möchte dir einen guten Rat geben. Koste nicht von verbotenen Früchten. Obwohl ... ich habe ja selbst nicht gerade wenig Schuld daran.»

Dabei schüttelte sie die blutrote Tinktur und hielt sie ins Licht.

«Es gibt Dinge, die ihr kurzlebigen Individuen einfach nicht vertragen könnt. Aber mach dir keine Sorgen. Bald wirst du wieder in Liebe zu deiner Barina vergehen. Die Wirkung und die Kraft meines Blutes werden nachlassen.»

Targors Blick voller Unverständnis und verschmähter Zuneigung ließ sie lachen.

«Nein, natürlich kannst du mich jetzt noch nicht verstehen, mein Galan. Aber ich werde dir ein nettes und warmes Plätzchen zuweisen lassen in meiner ... ja, in meiner Herberge. Dort kannst du wieder zu dir finden. Vielleicht bist du ja tatsächlich morgen wieder in der Lage, mit mir eine vernünftige Diskussion zu führen. Ich mag es überhaupt nicht, wenn mein Gegenüber so still und verletzt ist, wie du augenblicklich.»

Sie drehte sich um und erteilte den Qwarn, die sich bis zu diesem Zeitpunkt versteckt hielten, einen barschen Befehl.

«Nehmt ihn mit und schließt ihn gut weg. Wehe euch, er geht nochmals verloren. Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass meine Laune im Moment ausgeprägt positiv ist.»

Als die Gestalten an Sy-Bita vorbeigingen, um ihn zu greifen, bemerkte Targor, wie die Qwarn sich in dem Moment instinktiv duckten, als sie die Frau passierten. So gefährlich diese Kreaturen auch sein mochten, die Angst vor ihrer Anführerin war unübersehbar. Doch in diesem Augenblick war Targor noch nicht in der Lage, diesen Fakt weiter zu hinterfragen. Viel mehr beschäftigte ihn die bange Frage, was in aller Welt er angestellt hatte, dass sie so verärgert und abweisend reagierte. Vielleicht wurde es ja wieder besser, wenn er sie nicht beachtete. In dieser blinden Hoffnung verfangen, ließ er sich ohne jegliche Gegenwehr ergreifen und von den Qwarn zurück zu seinem Gefängnis führen. Vielleicht würde sich schon morgen herausstellen, dass alles ein großer Irrtum war. Er wusste, dass er diese Frau liebte. Und er müsste sich schon sehr täuschen, wenn sie diese Liebe nicht auch erwiderte.

Als sie ihn in seine winzige Kammer stießen, rammte er sich gehörig seinen Kopf an einem vorspringenden Felsen an. In der Dunkelheit konnte er nichts sehen, doch die klebrige Flüssigkeit an seinen Fingern verriet ihm auch so, dass er blutete. Der Qwarn, der ihm am nächsten war, nahm instinktiv Witterung auf. Schnüffelnd näherte er seine Schnauze dem blutenden Riss. Targor konnte spüren, wie die Zunge des Qwarn vorschnellte und blitzschnell das Blut von seiner Stirn leckte. Der Geschmack schien seinen Bewacher noch mehr aufzustacheln, als er es ohnehin schon war. Er öffnete das Maul und Targor wurde übel von dem Gestank, der sich in der Zelle ausbreitete. Er stieß den Qwarn zurück.

«Untersteh dich mich nochmal anzupacken! Du weißt, was dir blüht, wenn mir ein Leid zustößt. Du weißt, was ich Sy-Bita bedeute!»

Das heisere Bellen, welches Targor fast als ein Lachen deutete, verwunderte ihn. Was gab es da zu lachen? Er wusste, welche Gefühle sich in ihr abspielten. Dass Sy-Bita sich selbst noch nicht völlig im Klaren war bezüglich ihrer Gefühlswelt, gestand er ihr zu. Er hatte einen Fehler begangen und würde die Zeit nutzen, um in Ruhe darüber nachzudenken. Wenn er den Schlüssel fand, seinen Fehler zu erkennen und dann auch wieder gutzumachen, würde sich alles andere ergeben. Targor blickte sich in der Dunkelheit um. Auch wenn das Untier nicht verschwunden war, so hatte es sich in eine Ecke zurückgezogen. Der klare Hinweis Targors hatte Wirkung gezeigt.

Nicht sehr weit von Targors Zelle entfernt stand Sy-Bita im kärglichen Licht des Raumes, der seit so langer Zeit Gorms Zuhause und Gefängnis darstellte. Jetzt, da sie wieder alleine war, fiel alle in Gegenwart von anderen gezeigte Selbstsicherheit wieder von ihr ab. Es war ein riesiger Unterschied, selbst diejenige sein zu können, die Angst verbreitete und Druck ausübte. Oder aber jetzt, wie in diesem Augenblick wieder alle Arroganz zu verlieren. Sie war in Wirklichkeit noch nicht einen einzigen Schritt weitergekommen. Natürlich wusste sie jetzt, Targor sei Dank, wohin es Steinwart und dessen Begleiter trieb. Doch ob ihr Vorhaben einen Sinn haben würde oder sich am Ende nur als heiße Luft herausstellte, wusste sie hingegen nicht. Wobei eben gerade diese Ungewissheit an ihr nagte. Natürlich hatte sie von der Legende gehört. Von den Wesen, die im ewigen Eis, ja, ihretwegen auch Salz, verharrten, bis zu jenem Tage, an dem sie die Chance erhielten, ihre Schuld zu sühnen. Aber wirklich daran glauben konnte sie trotz allem nicht.

«Aber wenn doch? Mein Liebster, was ist, wenn ein Fünkchen Wahrheit in den alten Überlieferungen steckt? Nicht dass wir uns deswegen ängstigen müssten. Bei allen alten und neuen Göttern, nein. Du darfst mir voll und ganz vertrauen.»

Ihre Hände streichelten vorsichtig über die rissige Oberfläche des Baumes.

«Mir fehlt jemand, mit dem ich mich auf Augenhöhe unterhalten kann. Dir meine Gedanken mitzuteilen, mag schön und gut sein. Doch ich erhalte keine Antwort von dir. Du glaubst nicht, wie sehr ich mich danach sehne, ein paar Worte mit jemandem zu wechseln, der mich und meine Beweggründe versteht. Die Qwarn? Zu dumm, zu gierig, zu einfältig. Und mir jemanden wie Targor heranzuziehen, der dann übers Ziel hinausschießt und in flammender Liebe entbrennt? Auch das ist nicht das, was ich brauche.»

Sy-Bita schluchzte auf und kniete sich vor den Stamm.

«Ich muss stark sein! Muss stark sein, für dich! Und auch für mich. Gib mir einfach die Kraft. Wenn du dich auch nicht mitteilen kannst, spüre ich doch, dass du mich verstehst. Und dass du bei mir bist.»

Die Frau lauschte in das diffuse Licht hinein. War da etwas? Hatte Gorm ein Zeichen von sich gegeben? Oder bildete sie es sich nur ein? Waren diese Lichtreflexe, die über das wie tot wirkende Holz liefen, plötzlich intensiver geworden? Machte sie sich nur selbst etwas vor? Plötzlich waren die Ängste wieder da. Nicht davor, ihr Ziel nicht zu erreichen. Sy-Bita war davon überzeugt, dass nichts sie aufhalten könnte. Aber die Angst vor dem, was sein würde, wenn Gorm zurückkehrte, diese Angst ließ sie nicht mehr los.

7 Beichte

Augenblicklich schossen Barina wieder die Tränen in die Augen. Fram versuchte, ihren Blick mit dem seinen einzufangen. Doch kaum hatte er Kontakt aufgenommen, wandte Barina ihren Blick wieder ab. Fram packte sie erneut bei den Armen.

«Mädchen, wenn du uns nicht sagst, was dich bedrückt, wird dir auch niemand helfen können. Also spring jetzt endlich über deinen Schatten. Oder möchtest du mit einem der Unsrigen alleine reden? Du musst nur den Mund aufmachen.»

Barina machte eine abwehrende Geste mit der Hand. Dann atmete sie tief durch. Steinwart reichte ihr ein halbwegs sauberes Tuch, sodass die junge Frau ihre Tränen trocknen konnte.

Verwirrt sah Barina ihre Arme an. Die Linien auf ihrer Haut erstrahlten in einem tiefen Rot. Obwohl hier unter den Freunden keine Gefahr drohte, drohen konnte, war es, als wollte ihr innerer Schutzmechanismus sie vor irgendetwas warnen. Vielleicht war diese Reaktion, die sie selbst nicht beeinflussen konnte, auch nur ihrem aufgewühlten Gemütszustand zu verdanken. Als sie in die Gesichter ihrer Freunde sah, stellte sie auch bei diesen eine tiefe Verwirrung fest. Es wurde tatsächlich Zeit, sich mitzuteilen.

«Es fällt mir nicht einfach. Aber ich muss euch sagen, was mich bedrückt. Dass es nicht einfach war, auf dieses Schiff zu gehen, nachdem ich Kontakt mit Targor hatte und seine Schmerzen spürte, habt ihr verstanden. Dafür danke ich euch. Ich glaube noch immer, dass es der richtige und einzig mögliche Weg gewesen ist. Was aber nicht heißt, dass es dadurch auch nur im Entferntesten einfach wäre. Ich weiß, dass ich euch in den ersten Stunden auf diesem Segler keine große Hilfe war. Irgendwo hatte ich genügend mit mir selbst zu tun. Jetzt aber kommt etwas dazu, das mir erst durch Frams Worte bewusst geworden ist.»

Fram schaute auf und sah Barina verständnislos an.

«Ich?»

«Ja. Du. Du hast eben gesagt, es sei gut, dass Sy-Bita nicht wisse, wohin uns unsere Reise führe. Du wüsstest nicht, welche Möglichkeiten ihr zur Verfügung stehen, um …»

Fram stand auf.

«Was hast du gemacht, Barina?»

Erneut brach sein Gegenüber in Tränen aus.

«Ich habe es doch nicht böse gemeint. Targor … Er nahm nochmal Verbindung zu mir auf. Er fragte, wo ich sei. Was ich vorhabe. Bei den Göttern, ich habe mir doch nichts dabei gedacht. Ich habe es ihm mitgeteilt. Wo wir sind und wohin unsere Reise gehen soll. Was wird sein, wenn er nicht alleine gewesen ist? Wenn Sy-Bita … Ich habe uns alle in große Gefahr gebracht!»

Eigentlich hatte Fram sich vorgenommen, ruhig zu bleiben. Egal, was Barina ihnen sagen wollte. Doch während ihrer Worte spürte er eine Welle heißer Wut in sich aufsteigen. Selbstverständlich war nicht gesagt, dass Sy-Bita nun ebenfalls Bescheid wusste. Möglicherweise war Targor tatsächlich alleine. Doch Fram kannte seine Halbschwester zur Genüge. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass alles nur eine bewusst geführte Finte war. Barina hatte sie geradewegs auf ihre Spur gebracht. Mit eisigem Blick sah Fram Barina an.

«Bei allem was mir heilig ist. Wie konntest du nur so dumm sein? Bin ich denn hier nur von Kindsköpfen umgeben, die sich so manipulieren lassen, wie es gewissen Personen in den Kram passt? Warum hast du sie nicht direkt eingeladen, hier aufs Schiff zu kommen? Wir hätten ganz sicher eine Möglichkeit gefunden, den Kapitän zum Warten zu bewegen. Notfalls hätte ich mein noch vorhandenes Gold opfern können. Fram hat ja genug davon.»

Fram drehte sich um und feuerte den Beutel mit seiner Barschaft voller Erregung gegen die gegenüberliegende Wand. Kurzzeitig war das Schweigen so intensiv, dass es fast mit Händen greifbar schien. Dann aber stellte Steinwart sich vor Fram. Obwohl wesentlich kleiner als der hochgewachsene Mann vor ihm, plusterte der Zwerg sich dermaßen auf, dass Fram instinktiv einen Schritt zurückwich.

«Fram, deine Fähigkeiten als Anführer sind unbestritten. Wir könnten keinen Besseren als dich finden. Du kennst die richtigen Schritte, und wir sind bei dir in guter und sicherer Hand. Woran es dir aber augenscheinlich fehlt, ist Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis. Du bist vermutlich zu lange alleine gewesen, um dich ohne weiteres auf deine Mitmenschen einstellen zu können. Der Fuchs wird sich bei solchen Gelegenheiten gedacht haben, es sei besser, zu verschwinden. Doch Menschen und Zwerge gehen anders miteinander um. Meinst du wirklich, deine Worte wären auch nur annähernd angebracht gewesen? Machst du damit auch nur annähernd etwas besser? Egal, ob Sy-Bita nun Bescheid weiß oder ob nicht. Es tut nichts mehr zur Sache. Wir müssen vorsichtig sein. Ja, natürlich. Aber das wussten wir vorher schon. Außerdem …»

Das Schiff sackte in diesem Moment in ein Wellental, sodass die Gischt hochsprühte und sich erneut ein Vorhang aus Wassertropfen in ihrer Kabine bildete. Steinwart, der mitten im Raum stand, war so überrascht, dass er keine Möglichkeit mehr fand, sich festzuhalten. Schwer schlug er auf dem groben Dielenboden auf. Als er sich verwirrt wieder aufrappelte, spürte er, dass das Schiff sich heftiger hob und senkte, als die Stunden zuvor. Das seltsame Gefühl in seinem Magen explodierte plötzlich. Der Zwerg wollte noch etwas sagen. Dazu aber fehlte es ihm an der notwendigen Ruhe. Er schaffte nur noch ein verblüfftes Keuchen von sich zu geben. Dann rannte er zur Tür, riss diese auf und stürmte hinaus. Als die Tür wieder zufiel, waren nur noch die schnellen Schritte Steinwarts auf der Holzstiege zu vernehmen.

«Hoffentlich wählt er die richtige Seite des Schiffes», murmelte Fram. «Ich sollte ihm besser hinterher gehen. Verdammte Seekrankheit.»

Mit diesen Worten verschwand er. Wobei alle den Eindruck gewannen, dass es ihm eine willkommene Gelegenheit war, das Weite zu suchen. Scheinbar war es Steinwart mit seinen Worten gelungen, eine verborgene Seite in Fram zum Klingen zu bringen. Sollte er nur hinausgehen und nach dem Zwerg sehen. Wenn er zurückkam, würde sich die Luft wieder gereinigt haben.

Karlotta drehte sich zu Barina um und registrierte verwundert, dass ihre Freundin nicht mehr da stand, wo sie die ersten Worte an die Gruppe gerichtet hatte. Die Zwergin sah sich um und stellte fest, dass sich die Kabinentür fast lautlos schloss. Barina hatte scheinbar die Gelegenheit genutzt, ebenfalls kurz an die frische Luft zu gehen. Ob sie einfach alleine sein wollte oder sie ebenfalls von der Seekrankheit befallen war, wusste Karlotta nicht. Sie packte sich die Tasche mit den Notfallutensilien und schaute sich erneut um, ob in der Kabine jemand ihre Hilfe benötigte. Als sie das für sich verneinen konnte, machte sie sich ebenfalls auf den Weg in Richtung des Decks auf. Wenn sie vermutlich auch nicht über die erforderlichen Tränke verfügte, so würde sie zumindest Steinwarts angeschlagenen Zustand erleichtern können. Jedenfalls hoffte sie das sehr. Melinae sowie Farim und Pantagar blieben alleine zurück. Pantagar wandte sich an Melinae, der völlig ruhig in einer Ecke saß und den Eindruck machte, als ginge ihn das alles, was sich hier abspielte nichts an. Der Mann saß ein wenig vorgebeugt, fast verkrümmt. Fast so, als leide er Schmerzen.

«Ist alles in Ordnung mit dir?»

Pantagar hockte sich hin und schob mit der rechten Hand den Kopf des Menschen ein kleines Stück in die Höhe. Der Ausdruck, den er in dessen Augen sah, ließ ihn erschrecken. Es war fast nur noch das Weiße der Augäpfel zu sehen. Melinae verdrehte seinen Blick immer mehr und begann dabei, mit den Zähnen zu klappern, als sei ihm entsetzlich kalt.

«Hol Barina und Fram. Schnell. Und Karlotta am besten gleich noch mit dazu. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Aber das gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht!»

Melinaes Hand krallte sich in Pantagars rechten Arm. So fest, dass der Zwerg vor Schmerz aufschrie. Doch so sehr er sich auch mühte, es war ihm unmöglich, sich wieder aus dem stahlharten Griff zu befreien. Wütend schaute er in Farims Richtung, der immer noch regungslos in der Kabine stand.

«Mach jetzt endlich!», zischte Pantagar schmerzerfüllt.

8 Silber

Natürlich. Sie konnte Fram keinen Vorwurf machen, dass er so reagierte. Sie selbst hatte es im Grunde ja sogar erwartet. Trotzdem fühlte sie sich verletzt. Hätte er nicht mehr auf sie eingehen können? Dass Steinwart eingriff, um sie in Schutz zu nehmen, hatte sie gefreut. So kannte und so schätzte sie den Zwerg. Er war sicherlich nicht immer einfach zu nehmen, doch jemand, der da war, für jeden aus ihrer Gruppe, wenn es darauf ankam. War sie zu sensibel? War es das Bewusstsein, Fram und die Freunde enttäuscht zu haben? Dabei konnte noch nicht einmal irgendjemand mit Bestimmtheit sagen, dass ihr Verhalten die Freunde in Gefahr gebracht hatte. Hätte denn irgendeiner von ihren Begleitern anders reagiert, wenn er oder sie in ihrer Situation gewesen wäre?

Steinwart war es, der es klar aussprach. Und Fram war es, der keine Antwort gab.

Hatte er sich ertappt gefühlt? War er sich plötzlich eines schlechten Gewissens bewusst? Barina schmunzelte. Fram und ein schlechtes Gewissen? Dieser ungehobelte Klotz. Das passte wirklich nicht zusammen. Langsam stieg Barina die Stufen empor, die zum Oberdeck führten. Als sie die zweiflügelige niedrige Tür öffnete, fuhr ihr der Wind heftig ins Gesicht. Das Wetter drehte sich. Der Himmel war schwarz und mit dunklen Wolken verhangen. Die Matrosen hetzten über das Deck. Eine Frau war das, was sie zum jetzigen Zeitpunkt am allerwenigsten brauchen konnten. Dementsprechend stand sie nur im Weg, wurde grob angerempelt und musste sich manch bissigen Kommentar gefallen lassen.

«Verschwinde hier oben. Wir können nicht auch noch auf dich achtgeben. Wenn du über Bord gehst, hast du es dir selbst zuzuschreiben!»

So und so ähnlich erklangen die Rufe, die man ihr im Vorbeilaufen zuwarf. Doch Barina ließ sich nicht beeindrucken. Sie musste aus der Enge ihrer Kabine heraus. Sich frischen Wind um ihre Nase wehen lassen. Für sie war es wichtig, wieder zu sich selbst zu finden. Da scherten sie die Flüche der Mannschaft wenig. Barina schaute sich um. Hoch oben im Mast erkannte sie einen Mann, der sich durch die gespannten Seile mühte. Irgendwo schien sich etwas verfangen zu haben. Von unten rief man ihm Hinweise zu. Doch Barina bezweifelte, dass der Matrose auf seiner gefährlichen Mission auch nur das Geringste hören würde. Niemand war hier, der wirklich Notiz von ihr nahm. Bis auf den einen oder anderen gebellten Fluch, war sie den Männern nichts wert. Barina schmeckte das Salz der Gischt auf ihren Lippen. Wenn sie ehrlich zu sich war, fühlte sie sich urplötzlich so frei, wie seit langer Zeit nicht mehr. Wenn da nur nicht der stete unangenehme Druck in ihrem Kopf gewesen wäre, der sich jetzt in ihr breitmachte. Nach kurzer Zeit fand sie eine Stelle im Bug des Seglers, die weniger frequentiert wurde. Barina stützte sich mit beiden Händen an der nassen Reling ab, und schaute aufs Meer hinaus. Den Göttern sei Dank machte ihr das Heben und Senken des Schiffes nichts aus. Inzwischen peitschte der Regen frontal von vorne.

Bereits als sie an dieser Stelle im Bug ankam, war Barina bis auf die Haut durchnässt. Doch selbst das war ihr egal. Sie schaltete immer mehr ab und verlor sich in einer Art tiefer Trance. Das war sicher nicht ihre Absicht gewesen, doch irgendjemand oder irgendetwas hatte sich ihrer bemächtigt und damit ihren freien Willen genommen. Barina sah die meterhohen Wellentäler, durch die sich das Segelschiff quälte, aber die Gefahr drang nicht mehr bis an ihr Bewusstsein. War sie Augenblicke zuvor noch Herrin ihrer Sinne gewesen, lag das nun schon in weiter Ferne. Barina senkte den Kopf und starrte in die aufgewühlte See. Ihre Gedanken verloren sich mehr und mehr. Sie war nicht mehr, sie wurde nur noch geführt. Tiefer beugte Barina sich über die Reling. Silberne Lichtreflexe durchzogen das Wasser. Barina kniff die Augen zusammen und schirmte ihr Gesicht gegen den Regen mit einer Hand ab. Erst jetzt erkannte sie, was sich im Wasser bewegte. Riesige Fische. Hunderte. Tausende umkreisten die Sturmwind. Die junge Frau wollte und konnte sich nicht mehr von diesem Anblick lösen. Plötzlich wurde der Wunsch in ihr übermächtig, an diesem wilden Reigen teilzuhaben. Ein einziges Mal so unbeschwert sein zu dürfen wie diese Fische im Meer. Sie strahlten eine Lebensfreude aus, welche Barina bereits seit Wochen nicht mehr verspüren durfte. Was würde dagegen sprechen, wenn sie sich in diesen Schwarm einreihte? Wer würde sie vermissen?

Niemand.

Warnende Gedanken schossen durch ihr Unterbewusstsein. Doch bis diese Gedanken ihre Vernunft erreichten, wurden sie ergriffen und gestoppt. Barina schüttelte den Kopf, als laste ein Druck auf ihr, den sie unbedingt loswerden müsse. Sie hob beide Hände an ihr Gesicht. Jetzt stand sie dort, als sei sie bereit, den Schritt ins Nichts zu wagen. Ihre Beine und ihr Oberkörper arbeiteten dem steten Schwanken des Schiffes entgegen. Noch war sie nicht bereit. Der silberne Glanz im Wasser war für einen Augenblick verschwunden.

«Was machst du denn hier? Verschwinde. Oder halte dich zumindest fest.»

Ein jüngerer Seemann hastete an ihr vorbei, stieß sie in die Seite und lief dann weiter. Er tippte mit dem Zeigefinger an seine Stirn, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, wie wahnwitzig das Verhalten dieser völlig durchnässten Person war. Im Grunde aber interessierte es ihn herzlich wenig. Wenn sie über Bord ging, hatten sie eine überflüssige Esserin weniger an Bord. Der Kapitän würde das Geld für die Passage ohnehin bereits im Vorhinein erhalten haben. Doch auch das war dem Matrosen egal. Er würde keinen Anteil daran zugestanden bekommen. Sein Ansprechen hatte allerdings bei Barina etwas bewirkt. Ganz kurz erwachte sie aus ihrer Trance. Sie sah sich verwirrt um. Und als sie erkannte, wo sie sich befand, schlug ihr das Herz in wildem Stakkato. Hektisch krallte sie sich mit beiden Händen an der Reling fest. Begriff, dass ihr eine ganze Zeit bewussten Handelns fehlte. Im nächsten Moment aber nahm die fremde Kraft wieder Besitz von ihr. Der Glanz im Wasser war unvermittelt wieder da.

Jetzt oder nie.

Barina beugte sich weiter nach vorne und hob das rechte Bein über die Reling. Sie ließ das linke folgen. Ein kleiner Absatz, auf dem sie jetzt stand. Ihre Hände griffen nach hinten, um sich ein letztes Mal festzuhalten. Der Wind und die Gischt zerrten an ihr. Barina lachte laut auf. Sie war glücklich. Jetzt war der Moment gekommen. Sie löste ihre Hände und …

In diesem Augenblick erwachte sie. Schreckgeweitet starrten ihre Augen auf das Meer. Wo sie eben noch silberne Schatten im Meer sah, gab es jetzt nur noch die graue See. Wie ein ewiges, nirgendwo enden wollendes Leichentuch.

Barinas Hände schnellten nach hinten, um sich im Holz festzukrallen. Die Nässe und die Kälte aber führten dazu, dass sie jetzt keine Kraft und keine Gewalt über ihre Sinne mehr fand. Ihre Arme gehorchten zwar dem Befehl. Doch die Hände hatten nicht mehr die Kraft, zuzugreifen. In höchster Panik schrie Barina auf. Der Wind riss die Worte aus ihrem Mund. Niemand würde sie hören. Barina wurde schwarz vor Augen. Sie spürte, wie ihre Beine begannen, den Dienst zu versagen. Da wusste sie, dass sie jetzt sterben würde. Ein letztes Mal zog ihr Leben in einem wilden Reigen von unzusammenhängenden Bildern an ihr vorbei. Sie sah Targor, spürte Glück. Sah ihre Kindheit, spürte Verzweiflung. Plötzlich wusste sie, dass sie einen riesigen Fehler begangen hatte. Sie hätte auf Targors Hilferuf reagieren sollen. Reagieren müssen. Wer würde sich seiner annehmen, wenn jetzt sowieso alles keinen Sinn mehr machte? Ihre Finger lösten sich immer schneller von dem nassen Holz. Nein. Sie war noch nicht bereit zu sterben. Nicht auf diese Weise. Und doch wusste sie, dass es jetzt geschehen würde. Warum es hinauszögern? Der Lebenswille verließ sie. Barina löste ihre Hände bewusst und ließ sich nach vorne fallen. Und plötzlich war da auch wieder das silberne Leuchten im Wasser.

Sie erwarteten ihre neue Gefährtin.

9 Ein Schlag ins Gesicht

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