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**Bist du bereit für eine Reise, die dein Leben verändern wird? Dann folge Mina auf ihrem Weg zu den Sternen und sich selbst.** Zwölf Götter. Neun Welten. Eine Sehnsucht. Du glaubst, die Geschichte der antiken Götter zu kennen? Du glaubst, um ihr Schicksal zu wissen? Das dachte ich auch... aber wir täuschen uns. Beide.
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Seitenzahl: 376
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Copyright 2022 by
Dunkelstern Verlag GbR
Lindenhof 1
76698 Ubstadt-Weiher
http://www.dunkelstern-verlag.de
E-Mail: info(at)dunkelstern-verlag.de
ISBN: 978-3-910615-42-7
Alle Rechte vorbehalten
Für Katja
Für Gesa
Für all diejenigen, die mutig genug sind, ihre Träume in die Hand zu nehmen und sie umzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
Prolog 5
Prinz Eric und Mulan 6
Aller Anfang ist schwer 20
Lachs oder Ziegenkäse? 28
Sanfte Klänge und frische Brise 32
Home, Sweet Home 44
Sexbomb im Erdloch 52
Sie – Du – Wir 61
Laserfallen für Indiana Jones 71
Mein Mojo im Dojo 78
Von Nebeln und Schwärze 86
Da Vinci Glow 95
Schlaflos in St. Andrews 106
Drei Fehler 113
Von Fischgreifen und 127
Hippokampen 127
It‘s Tea Time 142
Get The Party Started 154
Das Seepferdchen, 167
das Blumen schenkte 167
Die Waffen einer Frau 182
Urbs Aquae 190
Sex on the Beach 206
Schwanensee 216
Sirenengesänge und 222
Offenbarungen 222
Oh Daddy, Oh 246
Und sie ist weg, weg … 257
Danksagung 268
Prolog
Zwölf Throne. Zwölf Götter. Zwölf Schicksale.
Es begab sich zu einer Zeit, da der Rat zum letzten Mal auf Erden tagte.
Ihnen allen war klar, dass sie Gefahr liefen, im Strudel der Zeiten in Vergessenheit zu geraten. Ein neuer Gott war aufgetaucht und hatte alles an sich gerissen. Immer mehr Menschen schenkten ihm ihren Glauben, ihr Vertrauen, ihre Hingabe. Neben ihm gab es keinen Raum mehr für andere, denn er duldete sie nicht und verbat seinen Anhängern, weiterhin auch an die alten Götter zu glauben. Mit jedem einzelnen Menschen, der sich von ihnen abwandte, schwand ihre Kraft und damit auch die Macht, Göttliches zu leisten. Ohne diesen göttlichen Glanz, der ihnen durch den Glauben der Menschen verliehen wurde, würden sie immer weiter in Bedeutungslosigkeit versinken, Namen und Gestalt verlieren, bis sie nichts weiter wären als Nebel im Wind.
Lange hatten sie diskutiert und sich gestritten, nur um am Ende einsehen zu müssen, dass gerade die letzten Sandkörner durch das Stundenglas ihres irdischen Daseins fielen.
Am Ende dieses Treffens würden sie neue Wege einschlagen und die ihnen verliehenen Mächte jenseits der Erde nutzen.
Zwölf Götter. Zwölf Schicksale. Neun Welten.
Prinz Eric und Mulan
Ich tippelte von einem Bein auf das andere. Wo blieben die beiden denn bloß? Nochmals sah ich auf meine Armbanduhr. Armbanduhr, nicht Handy. Wer hatte mit dieser komischen Untugend angefangen, keine wundervolle Uhr mehr zu tragen, sondern lieber ständig auf sein Handy zu schauen? Meine Mom hatte mir meine zum 18. Geburtstag geschenkt und ich liebte sie heiß und innig, beide.
Ungeduldig sah ich die Straße hinab, in der sich Geschäfte mit Wohnhäusern und Gaststätten abwechselten. Die Läden hatten bereits geschlossen, aber die beleuchteten Fenster der Restaurants und Pubs malten warme Lichtinseln auf das Gehwegpflaster. In einem Hauseingang glomm ein orangeroter Lichtpunkt auf. Ich sah genauer hin und konnte die Silhouette eines hochgewachsenen Mannes ausmachen, der einen unförmigen langen Mantel zu tragen schien. Es fühlte sich an, als würde er mir direkt ins Gesicht starren und eine Gänsehaut kroch mir über den Rücken. Um seine Aufmerksamkeit nicht noch mehr auf mich zu ziehen, wandte ich mich schnell in die Richtung, aus der ich meine Freunde erwartete.
Von weitem sah ich zwei Personen die South Street in St. Andrews in meine Richtung stapfen. Ja, stapfen war das richtige Wort, denn Molly war schwanger und Clint versuchte, seinen sonst forschen und schnellen Schritt dem seiner Verlobten anzupassen. Ich musste grinsen – die beiden waren so ein bezauberndes Paar und meine besten Freunde.
»Ihr seid zu spät«, rief ich ihnen zu, was Clint mit einem wilden Hand-vor-Kehle-Zeichen quittierte. Nach einigen Momenten kamen die beiden vor mir zum Stehen.
Molly schnaubte laut, ließ sich sonst aber keine ihrer Strapazen anmerken, die man mit so einem beachtlichen Bauch haben musste. Obwohl der Stichtag noch ein paar Wochen in der Zukunft lag, hatte sie schon eine bemerkenswerte Kugel. »Minerva Sterling, wenn du mich noch einmal so hetzt, dann kannst du was erleben.« Sie funkelte mich gespielt zornig an und Clint warf mir einen Hab-ich-dir-doch-gesagt-Blick zu.
»Aber das Pub-Quiz fängt gleich an und das Criterion ist schon brechend voll. Meint ihr, Ed konnte uns unseren Tisch freihalten?«
»Wehe, wenn nicht!«, sagte Molly. «Ich stehe bestimmt nicht zwei Stunden mit dickem Bauch in der Menschenmenge. Zur Not regele ich das selbst.«
Ja, das glaubte ich ihr sofort. Niemand wollte Molly in die Quere kommen, jedenfalls niemand mit gesundem Menschenverstand.
Wir drehten uns zum Criterion um. Einem guten alten, schottischen Pub, wie aus einem Bilderbuch entsprungen. Von außen hatte er eine bordeauxrote Front mit goldener Schrift und einer verschnörkelten Tür, die einladend geöffnet war. Fröhliches Stimmengewirr, Gelächter, klirrende Gläser und typische, schottische Folk Musik strömten heraus, schwängerten die Luft und vermischten sich zu einem verlockenden Versprechen. Das Criterion war das Schmuckstück der South Street.
Bevor wir eintraten, warf ich noch einen Blick zurück, doch der Hauseingang war nun leer. Stickige Luft und laute Stimmen empfingen uns im Inneren und wie immer genoss ich den Anblick, der sich mir bot. Dunkelrote Ledermöbel, die um Mahagoniholztische gestellt waren, versetzten mich in eine alte Zeit. Ich liebte diesen Pub, sein Essen und vor allem sein PubQuiz. Seitdem ich nach St. Andrews gezogen war, hatten Clint, Molly und ich kein einziges davon verpasst. Wir waren sozusagen die Lokalhelden des Criterion und hatten nicht vor, uns den Titel nehmen zu lassen. Heute Abend war zudem »Disney«-Themenabend. Gleich an der Eingangstür bekamen wir Klebeschilder und mussten uns einen Namen von der Liste aussuchen.
»Ist ›Mulan‹ noch frei?«, fragte ich. Der Mann mit den Klebezetteln sah kurz auf seine Liste und nickte mir grinsend zu. Sehr gut. Ich liebte die Kriegerprinzessin, die für ihren Vater in den Kampf gezogen war und das Abenteuer ihres Lebens erlebt hatte. Clint und Molly hießen für heute Abend Donald und Minnie.
Von der Bar aus begrüßte uns Ed, ein alteingesessener Schotte mit roten Haaren, rotem Vollbart und bezaubernden Lachfältchen. »Feasgar math«, schrie er uns entgegen, was im schottisch-gälischen so viel wie »Guten Abend« hieß. Ein Urgestein durch und durch. Er stand vor diversen Gin-, Whisky- und Ciderflaschen, die fein säuberlich hinter ihm in dem alten Glastresen angerichtet waren und zapfte gerade ein Ale. Schnell versuchten wir, zu unserem Stammtisch zu gelangen, doch leider war dieser schon besetzt. Da ich vorgegangen war, drehte ich mich entschuldigend zu Molly um, die mich aber einfach zur Seite schob und an mir vorbeiging, um mit dem Mann auf unserem Platz zu sprechen.
»Guten Abend, mein Name ist Molly. Es tut mir leid, aber das ist unser Stammtisch. Wir sind heute zu spät, weil ich schwanger und sehr gereizt bin. Ich denke, Sie können verstehen, dass ich nicht zwei Stunden lang hier in der Menge stehen werde. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.« Dann saß sie bereits neben einem perplex dreinschauenden Mann mittleren Alters auf der lederüberzogenen Bank am Ende des Raumes.
»Aber wir … Sie, wir … waren zuerst hier und …«
»Ja, ich verstehe Ihren Unmut wirklich. Aber es macht keinen Unterschied. Wir werden heute Abend hier sitzen. Wir können das Ganze also abkürzen oder Sie lassen sich auf ein langes Wortgefecht ein, das Sie am Ende dennoch verlieren werden. Ersparen Sie sich und uns einfach den Aufstand. Das ist auch nicht böse gemeint, aber mit mir ist im Moment nicht gut Kirschen essen.« Sie zeigte auf ihren Bauch. »Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Der Mann blickte uns verzweifelt an. Clint und ich hoben synchron die Schultern und unsere Hände. Daraufhin verdrehte er die Augen, fluchte leise und zog gemeinsam mit seiner Begleitung, die uns giftig anfunkelte, von dannen. Zufrieden lächelnd klopfte Molly auf den nun leeren Platz neben sich.
Clint ließ sich seufzend nieder. »Molly, musste das sein?«
Etwas zerknirscht schaute Molly zu ihm hoch. »Zu doll?«, fragte sie. Clint nickte schmunzelnd. Dann nahm er sie in den Arm und flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie kicherte wie ein kleines Mädchen.
Ich nahm ihnen gegenüber Platz und tat genervt. »Hallo, ich bin noch anwesend. Können wir uns jetzt bitte auf das Quiz konzentrieren? Heute wird unser Abend, denn ich weiß so ziemlich alles über ›Disney‹.« Überzeugt von mir selbst ließ ich den Blick durch den Pub schweifen. Gott sei Dank hatten der Mann und seine Begleitung noch einen anderen kleinen Tisch gefunden – ich hätte sonst schon ein schlechtes Gewissen gehabt. Heute war wirklich überdurchschnittlich viel los. Alles große Disneyfans, wie ich annahm.
Das Pub-Quiz bestand aus zehn Runden. Ed würde gleich anfangen, die heutigen Teams vorzustellen und wir würden unsere Antworten pro Tischgruppe verdeckt auf einen Zettel schreiben, der zum Schluss von Ed und seiner Frau Mary ausgewertet werden würde. Und wie bereits erwähnt: Wir waren gut darin.
Ed räusperte sich und sofort war die Aufmerksamkeit aller bei ihm. »Ay, jetzt werden erst mal die vorerst letzten Bestellungen entgegengenommen und solange stelle ich unsere heutigen Kontrahenten vor. Zu meiner Rechten haben wir Donald, Minnie und Mulan, sie verteidigen den Titel der letzten acht Quizrunden.» Gegröle setzte ein und es wurde auf Tische geklopft; ich strahlte übers ganze Gesicht. Er stellte noch zwei weitere Tischgruppen vor, bis er zur letzten Gruppe unserer Herausforderer kam.
»Last but not least, unsere letzte Anmeldung für den heutigen Tag. Sebastian, die Strandkrabbe«, Gelächter machte sich im Pub breit, »und Han Solo und Prinz Eric.« Auch hier wurde laut geklatscht.
Mein Blick flog zur Dreiergruppe junger Männer, die auf der anderen Seite nahe der Fenster saßen. Der junge Mann mit den flammend roten Wangen war wohl heute Abend unsere Strandkrabbe. Neben ihm saß noch ein blonder Mann im Surfer-Look, aber mein Blick blieb an dem großen dunkelhaarigen Typen hängen, der hundertprozentig Prinz Eric sein musste. Jedenfalls entsprach er dem Bild von Prinz Eric, nur in noch viel, viel heißer. Mir klappte leicht der Mund auf. Welliges, blauschwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht und dann trafen mich seine Augen, die leicht auseinander standen, und ließen mich vollends die Luft anhalten. Auch auf diese Distanz konnte ich das klare Blau darin erkennen. Es glich einer Meereslagune: Eine Farbe, die mich an Strand, Sonne und Sehnsucht erinnerte. Ich wollte in sie eintauchen und mich in ihnen verlieren.
Ich war komplett im Augenblick versunken, bis sich Clint neben mir vernehmlich räusperte. »Ähm, Mina, können wir jetzt anfangen oder sollen wir dir eins unserer Sabberlätzchen borgen, die wir schon für das Baby gekauft haben?«
»Was? Ha, ha. Sehr witzig.« Mit einem aufgesetzt grimmigen Blick sah ich wieder zu Ed und hob meine Faust. »Lasst sie uns vernichten!«
»Okay Leute, lasst uns anfangen. Die ersten fünf Runden spielen wir verdeckt und danach gewinnt dasjenige Team die Punkte, das am schnellsten ist. Dafür habt ihr farbige Schilder vor euch auf den Tischen liegen. Mary wird mir dann sagen, wer zuerst das Schild hochgehalten hat. Alles klar? Dann kommt hier die erste Frage: Wie heißt der Schneemann aus dem Film ›Die Eiskönigin‹?«
Wie einfach! Molly verdrehte die Augen und Clint hatte schon längst die Antwort ›Olaf‹ aufgeschrieben. Das würde ein Homerun werden. Die nächsten Fragen waren ähnlich simpel. Nach den ersten fünf Runden wurden unsere Zettel dann eingesammelt, kurz ausgewertet und Ed verkündete schließlich: »Wir haben noch zwei Teams, die im Rennen sind, mit jeweils fünf richtigen Antworten: Team Mulan und Team Eric.« Wieder setzte eine ordentliche Kneipenstimmung ein und die Leute prosteten uns und dem anderen Team zu. Mein Blick fand sofort wieder Prinz Eric und er erwiderte ihn. Wir lieferten uns ein wahres Blickduell.“ Er setzte ein schiefes Lächeln auf und zwinkerte mir zu. Ich lächelte siegessicher zurück. Okay, Mina. Er sah wirklich verdammt gut aus, aber du wirst es ihm trotzdem zeigen. Der Disneythron gehörte mir. Ich nahm einen tiefen Schluck von meinem Whiskey on the rocks und spürte sofort, wie sich das angenehme Brennen des Getränks in mir ausbreitete.
»Okay, wir beginnen gleich mit etwas Kniffligem. Wie heißen die beiden Stiefschwestern von Cinderella?«
Sofort riss ich unser Schild hoch.
»Team Mulan?«
»Anastasia und Drizella!« Triumphierend lächelnd blickte ich hinüber zu Arielles Prinzen. Der nickte anerkennend und zeigte mir seine umwerfenden Grübchen.
»Korrekt«, sagte Ed. »Frage Nummer 7: Wofür steht ›Hakuna Matata‹?«
Oh … Ich schaute schnell zu Clint und Molly und wir steckten die Köpfe zusammen. »Für irgendwas mit ›Sorgen, ohne Sorgen … du brauchst keine Sorgen‹ …«
In dem Moment rief Ed auch schon: »Team Eric?«
Ich hob den Kopf. Nein, nein, nein. Es war Han Solo, der antwortete: »›Es gibt keine Schwierigkeiten‹, oder ist damit die Disney-Übersetzung gemeint? Dann würde es laut Pumba ›Die Sorgen bleiben dir immer fern.‹ heißen.«
Was für ein Klugscheißer.
Prinz Eric hatte sich zurückgelehnt und seine Arme links und rechts über die mit rotem Leder überzogene Couch gelegt. Dabei grinste er mich jetzt verboten gutaussehend und süffisant an. Mistkerl. Mir wurde heiß. Ich musste unbedingt meine Jacke loswerden. War es sein Grinsen oder die dichtgedrängten Körper, die mich zum Schwitzen brachten? Ganz bestimmt war es die Menschenmenge.
»Korrekt, in jeder Hinsicht. Ein Punkt für Team Eric! Damit haben wir einen Gleichstand, denn es steht 6 zu 6 und es gibt nur noch drei Fragen. Es bleibt also spannend!«
Ich kniff die Augen zusammen und drehte mich zu Molly und Clint um. Molly fasste sich gerade an den Bauch; anscheinend gefiel es dem Baby auch nicht, dass wir den Punkt hatten abgeben müssen.
Der nächste Punkt ging wieder an uns, aber die 9. Frage leider an Team Eric. Somit waren wir bei der alles entscheidenden Frage angekommen. Ed holte tief Luft: »Die letzte Frage ist eine Schätzfrage. Ihr habt pro Gruppe 30 Sekunden zum Beraten. Diejenigen, die näher am richtigen Ergebnis liegen, gewinnen.«
Mit Schalk in den Augen und einem verschmitzten Lächeln zwinkerte mir mein Lieblingskontrahent verschwörerisch zu. Flirtete er etwa mit mir? Ob er wohl ein guter Küsser wäre? Also, bei diesen Lippen … Versonnen lächelte ich. Stopp. Konzentration. Ich schüttelte leicht den Kopf.
Im Pub herrschte absolute Ruhe, die Gäste warteten gespannt auf Eds letzte Frage. Er holte tief Luft: »Wie viele Flecken haben die Zeichner der ›101 Dalmatiner‹ im gesamten Film behauptet, auf ihre Hunde gemalt zu haben?»
Boah, woher sollte man das denn wissen? Ich drehte mich zu Clint und Molly. »Okay, das weiß niemand. 101 Dalmatiner mal ... keine Ahnung … 50 Flecken pro Hund, kommt das hin?«
Clint schaute mich an. »Ich weiß es«, sagte er nüchtern.
Ich riss die Augen auf und blickte ihn ungläubig an. »Was? Spinnst du? Das kann niemand wissen!«
Er schmunzelte und Molly strahlte ihn an. »Doch, ich habe bereits die Disneyzeitschrift für den Kleinen abonniert, und gestern selbst schon ein bisschen darin gelesen. Was soll ich sagen, es sind 6.469.952 Flecken. Denn es geht um die Flecken, die im gesamten Film auf die Hunde gezeichnet wurden. Irgendjemand hat sich wohl mal die Mühe gemacht, die zu zählen.«
»Noch 7 Sekunden.« Ich wurde ganz kribbelig.
»Das ist genial, Clint! Du bist echt der Beste!«
Er grinste: »Ich weiß.«
»Jetzt schreibt bitte eure Zahl deutlich auf den Zettel, der vor euch liegt und auf drei halten beide Gruppen ihr Blatt hoch.« Ed wartete kurz. »Eins, zwei … drei.« Er sah sich beide Ergebnisse an und grinste. »Unsere Champions gewinnen wieder unser Pub-Quiz! Einen tosenden Applaus, bitte. Eure Schätzung ist bis auf die letzte Zahl korrekt.«
Der Pub tobte. Alle grölten uns lautstark zu. Die aufgeheizte Menge begann zum Höhepunkt ihres Jubels mit ihren Gläsern auf den Tischen zu klopfen. Von der ausgelassenen Stimmung aufgeheizt erhob ich mich und deutete eine leichte Verbeugung in Richtung von Prinz Eric an.
Team Eric schienen faire Verlierer zu sein. Die drei bahnten sich ihren Weg durch die Menge auf uns zu. Han Solo war als Erster bei uns und grinste. »Eine gekonnte Antwort. Woher wusstet ihr das?«
Ich zeigte schulterzuckend auf Clint und die beiden begannen eine rege Diskussion. Durch den Lärm der Menschen um uns herum drangen lediglich Wortfetzen bis zu mir. Etwas über Gedächtnis und glückliche Zufälle.
Als ich mich wieder umdrehte blickte ich in zwei azurblaue Augen, die meinen Atem stocken ließen. Zu diesem intensiven Blick gesellte sich ein verschmitztes Lächeln. Meine Wangen begannen zu brennen. Prinz Eric sah an mir nach unten und sein Blick blieb an meinem Namensschild hängen. Jetzt wurde sein Lächeln zu einem breiten Grinsen und verflucht anbetungswürdige Grübchen zeigten sich in seinem Gesicht. Er beugte sich zu mir herunter, bis sein Atem sanft über mein Ohr strich und mir einen Schauer über den Rücken jagte. »So, so, Mulan also. Gut gekämpft, Luv.« Sein Akzent kam mir nicht schottisch vor, auch wenn er die gängige Verniedlichung des britischen ›Love‹ gut draufhatte.
Ich blickte ihn an. Warum machte er mich so nervös? Vielleicht könnte es etwas mit seinem Duft zu tun haben. Er roch nach einer Mischung aus sonnengebräunter Haut, Seeluft und einer Nuance Abenteuer … in das ich mich nur zu gerne stürzen würde. Aber … was waren denn das bitte für Gedanken? Mir stiegen wohl die zwei Whiskys und die drei Innis & Gunns, das schottische Nationalbier, zu Kopf. Rasch sagte ich: »Gewonnen, ähm, ich meine … also, wir haben nicht nur gut gekämpft, sondern auch gewonnen.«
Sein Blick hielt meinen gefangen. »Ja, ich weiß«, erwiderte er und stupste mir mit seinem Zeigefinger auf die Nase.
Oh nein, ein Nasenstupser. Ich hasste sie! Wie alt war ich, drei Jahre? Er musste meine Gedanken wohl meinem Gesicht abgelesen haben, denn er zog schnell seine Hand zurück.
Hinter mir meldete sich Molly zu Wort: »Wärst du sauer, wenn wir schon gehen? Die Menge an Leuten und die stickige Luft machen mir zu schaffen.«
»Nein, kein Problem. Ich geh auch gleich. Ich trink nur noch mein Innis aus und dann bin ich auch auf dem Weg nach Hause.«
»Alles klar.« Clint und Molly musterten Prinz Eric genau. »Mina, der sieht ja unfassbar gut aus. Tu nichts, was ich nicht vor Clint auch getan hätte«, flüsterte Molly zum Abschied und gab mir kichernd ein Küsschen auf die Wange. Ich schüttelte nur den Kopf. Molly, echt! Clint umarmte mich noch und danach waren die beiden auch schon in der Menge verschwunden.
Als ich mich wieder umdrehte, unterhielt sich Prinz Eric gerade mit einer drallen Blondine mit angeklebten Wimpern. Ich verdrehte die Augen und steuerte unseren Tisch wieder an, um zu meinem Getränk zu kommen. Zum Glück war nicht mehr viel drin, denn ich merkte, wie mir schon etwas schwummerig wurde. Die Luft war wirklich nicht die beste.
Nachdem ich ausgetrunken hatte, zog ich mir schnell meine Jacke über und ging zum Tresen. »Ed? Was bekommst du?«
Ed kam hinter der Bar auf mich zu. »Hey Luv, heute geht bei euch alles aufs Haus. Ihr habt doch gewonnen.«
Ich strahlte ihn an. »Das höre ich gerne. So einen Mottoabend musst du noch mal machen, das war super witzig!«
Ed grinste und erwiderte: »Ja, das fand ich auch.« Er blickte auf einmal hinter mich, zwinkerte mir zu und ging.
Was sollte das denn? Der Gedanke war kaum in meinem Kopf angekommen, da spürte ich eine Hand an meiner Taille. Mein Nacken begann zu kribbeln, als mir ein Geruch nach Strand und Meer in die Nase stieg und mich erschaudern ließ.
»Mulan, du willst doch nicht etwa schon gehen?«, raunte mir eine tiefe Stimme ins Ohr.
Ich drehte mich um. Da war er wieder. Prinz Eric. Ich zögerte. Gehen war genau das, was ich jetzt tun sollte, aber sein Blick hielt mich gefangen. »Ich …«, räusperte ich mich, »… wollte frische Luft schnappen. Begleitest du mich?« Seit wann war ich so unverfroren? Das musste der Alkohol sein.
Eric nahm meine Hand und bahnte sich mit mir einen Weg zum Ausgang. Kaum waren wir an der frischen Luft angekommen, bekam mein Kopf wie von einem Vorschlaghammer getroffen die volle Wirkung des Alkohols ab. Reflexartig hielt ich mich an meiner Begleitung fest.
Er legte sofort einen Arm um meine Schultern. »Komm, wir gehen ein Stück.«
Das schien mir eine ausgezeichnete Idee zu sein. Das alles hier fühlte sich so gut an. Die frische Nachtluft mit der leichten Frühlingsbrise, die Wärme, die meine Begleitung mir spendete und nicht zuletzt meine tollkühne Art, die ich nicht jedem zeigte. Ich wollte den Abend noch nicht enden lassen. Lächelnd blinzelte ich zu ihm hoch und fragte: »Sag mal, kommst du von hier? Dein Akzent klingt nicht schottisch.«
Er versteifte sich kaum merklich, sah mich an und entgegnete: »Nein, ich komme von weiter weg. Ist ein kleines Dorf, das kennt man nicht.«
»Ach so«, gab ich mich mit seiner Antwort zufrieden.
»Aber du, Mulan, kannst mir sagen, wie du heißt.« Er musterte mich aufmerksam.
Ich zögerte. So heiß er auch war: Das, weswegen ich nach St. Andrews gekommen war, wollte ich auf keinen Fall aufs Spiel setzen.
»Können wir nicht für heute Abend einfach nur Eric und Mulan sein?«, fragte ich vorsichtig.
Seine Augen verdunkelten sich zu einem tiefen Meeresblau. »Sehr gerne, meine kleine Kämpferin.«
Ich musste kichern. Oh mein Gott, ich klang wie diese doofen Teenies, wenn ein süßer Junge sie ansprach. Okay Mina, reiß dich zusammen, du bist eine erwachsene, selbstbestimmte Frau.
Wir waren inzwischen bis zum Hafen spaziert. Immer noch hatte er einen Arm locker um meine Schultern gelegt, zog mich aber sofort noch enger an sich, als wir anhielten.
»Auch, wenn wir uns sonst nie begegnet wären, da Mulan und Eric immerhin aus verschiedenen Welten stammen, freue ich mich, dass wir es dennoch getan haben.« Er lächelte mich an und beugte sich leicht zu mir herunter. Wollte er mich jetzt küssen? Oh ja, bitte! Er nahm mein Gesicht in seine Hände und stoppte kurz vor meinen Lippen. »Heute Abend sind wir also nur Mulan und Eric, ja?«
»Ja«, hauchte ich und in meinem Bauch zog sich etwas vor freudiger Erwartung zusammen. Ich atmete flach und wollte so sehr, dass er mich küsste. Jetzt. Und er tat mir diesen Gefallen. Unsere Lippen berührten sich, zuerst leicht, dann immer drängender. Alles um mich herum geriet in Vergessenheit. Ich war gefangen in einem Nebel aus Lust, dem Geruch nach Sommerwind und Meeresbrise; ich spürte unsere Zungen, die sich miteinander verschlangen, Hände, die kundschafteten und Berührungen, die meinen Körper erschauern ließen.
Der Nebel vermischte sich mit meinem Rauschzustand und ließ mich alle Hemmungen und Bedenken vergessen. Prinz Eric, oder wie er auch immer hieß, war ein völlig Unbekannter, aber gerade das hatte seinen Reiz. Nach heute Abend würde ich ihn wahrscheinlich nicht wiedersehen. Dieser Gedanke versetzte mir kurz einen Stich, aber dann wurde ich gegen eine Mauer gepresst und meine Instinkte übernahmen. Wohlige Schauer bahnten sich ihren Weg in meinen Schoß. Mein Körper stand unter Strom.
»Hey, Kleines«, er keuchte erregt an meinem Mund, »wenn wir jetzt nicht aufhören, kann ich für nichts mehr garantieren.«
Aufhören? Ich hatte mich wohl verhört! Verdattert sah ich ihn an. »Aufhören?«, fragte ich vollkommen außer Atem. »Auf keinen Fall.«
»Ich hatte gehofft, dass du das sagst.« Er gab mir noch einen feurigen Kuss und sagte: »Komm, ich wohne hier gleich um die Ecke.« Wieder küsste er mich und nahm mich dann an die Hand. Ich ließ mich nicht zweimal bitten. Man musste auch mal etwas Verrücktes tun und das tat ich gar nicht oft genug. Heute würde ich einfach mal leben. Ab morgen konnte ich wieder die vernünftige Mina sein, aber dieser Abend würde mir gehören.
***
Kurz nach drei Uhr wurde ich wach und sah mich um. Wo war ich? Ich war definitiv nicht zu Hause. Shit. Warum lagen meine Sachen wie wild um das Bett herum verstreut? Ich blinzelte, einmal, zweimal … Nein, nein, nein. Ich drehte mich langsam um. Da lag jemand. Ein Mann. Ein wirklich toller Mann. Prinz Eric. Ich … er … Oh. Mein. Gott. Okay Mina, Ruhe bewahren. Ich musste so schnell wie möglich hier weg. Ich hatte keine wirklich greifbaren Erinnerungen mehr an vorhin, aber dass ich nackt unter einer fremden Bettdecke lag, sagte ja wohl alles. Sofort kroch mir die Hitze ins Gesicht. Okay, Mina. Denk nach. Als Erstes musst du dich anziehen. Ganz leise.
Ich schälte mich langsam und vorsichtig aus der Bettdecke, krabbelte über den Fußboden und sammelte meine Sachen zusammen. Wo war mein Schlüpfer? Mist, Mist, Mist. Ich kroch weiter ums Bett herum und hob den Kopf. Mein schönster Baumwollschlüpfer in zartrosa hing über der Nachtischlampe auf Prinz Erics Seite. Na toll. Warum hatte ich den bitte angezogen? Sehr sexy. Innerlich schlug ich mir laut klatschend eine Hand vor die Stirn und krabbelte weiter zu meiner Unterwäsche. Dann stand ich leise und langsam auf und verzog mich ins Bad, das direkt neben der kleinen Einbauküche war. Ich hatte beim Hereinkommen nicht auf die Räume geachtet, aber jetzt schaute ich mich kurz um.
Es war eine Ein-Zimmer-Wohnung mit Bad. Neben dem großen Bett gab es noch einen kleinen Wohn- und Essbereich. Es war gar nicht mal so spartanisch eingerichtet; hier hatte wohl jemand Geschmack. Egal, ich sollte sowas gar nicht wissen wollen.
Schnell zog ich mich an, obwohl sich in meinem Kopf noch immer alles drehte und checkte, ob ich alles beisammenhatte: Handy, Haustürschlüssel, meine Fassung und die ganzen anderen nebensächlichen Gedanken. Dann warf ich noch mal einen Blick aufs Bett. Eric schlief seelenruhig. Die Bettdecke war ihm bis zu den Lenden runtergerutscht. Seine wohldefinierte Brust hob und senkte sich. Dieser Oberkörper machte mich fertig. Der Mond schien durch eines der Fenster und ließ sein Gesicht in einem sanften Licht erstrahlen. Seine geschwungenen Lippen, die starken Wangenknochen, das markante Kinn, seine Wimpern, die für einen Mann wundervoll dicht und lang waren und … was war das? Dunkle Linien wanden sich um seinen Oberarm – ein Tattoo. Ich konnte nicht genau sehen, was es war, aber vielleicht wenn ich …
Mein Gott, Mina. Jetzt reichte es! Leise schnaubend verweilte mein Blick noch eine Sekunde auf diesem Bild von einem Mann.
Ich biss mir auf die Lippe.
Was für ein Abenteuer.
Was für ein Mann.
Das konnte ich nun auch von meiner Liste streichen, die nicht existierte: ein One-Night-Stand. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich das je machen würde. Zu dumm, dass ich mich nur schemenhaft an alles erinnern konnte. Aber beim Gedanken an die wenigen Bruchstücke wurde mir schlagartig wieder warm. Diese Lippen, wirklich anbetungswürdig.
Allerdings würde ich in zwei Tagen meine neue Stelle antreten und da konnte ich mir keine Ablenkung leisten. Mein Traum schien in greifbarer Nähe, endlich. Und damit wischte ich den letzten Gedanken an azurblaue Augen, sanfte Berührungen und meine Libido weg, öffnete die Haustür und ging.
Aller Anfang ist schwer
Ich lag wach. Das leise Rufen eines Käuzchens drang durch mein offenes Fenster. Meine Sinne schienen gespannt zu sein. Es war kurz nach Mitternacht. Jede Nacht wurde ich wach. Mein Herz schlug dann schnell, ich musste tief Luft holen und mich aufsetzen. Kalter Schweiß stand auf meiner Stirn und rann mir die Schläfen hinab. Seufzend legte ich mich wieder hin. Seit ich denken konnte, gab es diese Aufwachattacken, wenn auch nur einmal in der Nacht. Danach schlief ich weiter wie ein Baby, aber erst, wenn ich in den Sternenhimmel geschaut hatte. Jede Nacht zog es meinen Blick dorthin.
Wenn Wolken die Sterne verdeckten, war es sehr schwer in einen ruhigen Schlaf zu verfallen, aber heute nicht, denn mein Blick fiel sofort auf das Sternbild der Fische. Ein seliges Lächeln trat auf meine Lippen und ich schlief wieder ein.
»Hey, Schlafmütze. Aufwachen. Du kommst zu spät, hast du heute nicht diesen wahnsinnig wichtigen Vortrag über …?«
Vortrag? Heute?
Sofort war ich wach. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich aus dem Bett, drehte mich im Kreis, suchte meine Sachen zusammen und stürmte ins Bad.
»Gern geschehen«, flötete Csilla ins Bad. Meine ungarische Mitbewohnerin und beste Freundin war eine unverbesserliche Frühaufsteherin und hatte es sich zum Hobby gemacht, mich rechtzeitig zu wecken oder besser gesagt, mir immer wieder den Allerwertesten zu retten. Ich war nämlich eine chronische Langschläferin und überhörte ständig meinen Wecker. Nach einer schnellen, kalten Dusche war ich ein neuer Mensch und schlüpfte hastig in meine Kleidung.
Auf dem Weg nach draußen umarmte ich Csilla, schnappte mir ihr Croissant mit Marmelade, meine Umhängetasche und warf ihr einen Luftkuss zu. »Was wäre ich nur ohne dich?«
»Hey, das war meins. Mina, schmier‘ dir gefälligst deine Croissants selbst.« Grummelnd und kopfschüttelnd stemmte sie ihre Arme in die Hüfte.
»Du weißt, daff ich dich liefe, ja?«, nuschelte ich an dem Croissant zwischen meinen Zähnen vorbei. Eine Antwort wartete ich allerdings nicht ab, sondern stürmte aus der Tür.
Heute war mein erster Tag als Dozentin für Astronomie an der Universität St. Andrews in Schottland. Ein lang ersehnter Traum sollte in Erfüllung gehen: Ich konnte meine Leidenschaft mit anderen Interessierten teilen. Ich durfte über Sterne, ihre Entstehung, ihre Bahnen, ihre …
Jemand rempelte mich an, so dass ich ins Stolpern kam und wie ein Rohrspatz schimpfte.
»Passen Sie doch auf!«, kam es von einer älteren Dame mit lilafarbenem Hut. Ihre trüben Augen sahen zu mir hoch. »Junge Dame, diese Worte, die da aus Ihrem Mund kommen, schicken sich nicht.«
Verlegen blickte ich mich um. Auch wenn mir diese Zurechtweisung gerade noch gefehlt hatte, so war sie doch berechtigt. Gedankenversunken war ich in diese arme Dame hineingerannt. Mein leises »Entschuldigung, aber ich bin spät dran«, quittierte sie mit einem strafenden Blick und einem Kopfschütteln. Entschuldigend hob ich die Hände. Ein Funkeln trat in die Augen der alten Dame, ihr trüber Blick klärte sich etwas, so als ob sich Wolken an einem blauen Himmel verzogen hätten. Irritiert zwinkerte ich und versuchte nochmals in ihre Augen zu schauen, aber sie hatte sich bereits abgewandt und ging davon.
So schnell mich meine Beine trugen rannte ich über den Campus. Na toll, der erste Tag meines neuen Lebens und ich war zerzaust und wahrscheinlich klebte mir noch die Hälfte des Marmeladencroissants an der Wange – jedenfalls, wenn man dem Grüppchen an Studenten Glauben schenkte, die kichernd ihre Köpfe zusammensteckten und mit halb verstohlenen Blicken in meine Richtung schauten. Innerlich aufstöhnend zupfte ich meine Kleidung zurecht und holte mein Handy hervor. Mit der Frontkamera checkte ich unauffällig mein Gesicht. Gott sei Dank, keine Marmelade und keine Croissantkrümel. Die Sterne hatten mich doch lieb.
Während ich mich dem Gebäude, in dem ich meine Vorlesung halten sollte, langsam näherte, versuchte ich meinen Atem zu beruhigen und atmete ein paar Mal tief ein und aus, so wie mein Martial Arts Lehrer, Meister Hoshi, es mir beigebracht hatte. Neben der Sternenkunde gehörte meine zweite Leidenschaft der Kampfkunst. Sich in Katas, den japanischen Übungsformen, die aus stilisierten Kampfabfolgen ohne Gegner bestehen, zu verlieren, gehörte zu meinem Leben wie der mitternächtliche Blick in den Sternenhimmel. Ohne fühlte ich mich unvollständig.
Im Laufen kramte ich die Notizen für meinen Vortrag über die Verschmelzung von Astronomie und Astrologie im Mittelalter hervor, um sie noch einmal durchzugehen. Für diese Arbeit wurde ich bereits bei meiner Promotion in Edinburgh mit viel Lob überschüttet. Der Vortrag war meine Eintrittskarte, um endlich in St. Andrews habilitieren zu dürfen. Wenn alles glatt lief, wäre ich in drei bis fünf Jahren Professor Dr. Minerva Sterling. Ein versonnenes Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit.
Ich hob den Blick von meinen Notizen und genoss, wie schon bei meinem ersten Tag hier in St. Andrews, die malerische Kulisse, die diese Universität bot. Man konnte das altehrwürdige Gebäude schon von weitem aufragen sehen. Die Steine der dicken Mauern changierten je nach Wetter und Lichteinfall von rötlich-gelb zu grau und schienen Wissen aus jeder ihrer Fugen zu verströmen. Die Menschen, die dieses Gebäude vor mehr als 600 Jahren errichtet hatten, hatten ganz offenbar viel Wert auf Details gelegt, denn alle Fenster des dreiflügeligen Baus wiesen liebevolle Verzierungen auf. Mit ein Grund, warum es mich hier her verschlagen hatte.
Auf meinem Weg ins Universitätsgebäude steuerte ich die große, sattgrüne Rasenfläche an, die wie bei einer Umarmung von den drei Flügeln des Gebäudes eingerahmt wurde.
Ich erblickte schon von weitem Clint, den ich seit dem Studium nicht mehr missen wollte. Er hatte hier eine Promotionsstelle für Archäologie angenommen. Wild fuchtelnd schwenkte er seine Arme, als könnte ich ihn übersehen. Lachend steuerte ich auf ihn zu.
»Clint, ich habe leider keine Zeit, aber guten Morgen.«
»Mina, du bist doch immer auf dem Sprung. Musste Csilla dich wieder wecken? Du siehst noch etwas durch den Wind aus. Habt ihr keinen Fön?«
Erschrocken griff ich in mein zugegebenermaßen noch nasses Haar. Mist. Schnell holte ich mein Zopfgummi heraus und band die schwarzen, welligen Strähnen zu einem hohen Knoten. Fragend lächelte ich Clint an.
»Schon besser, jetzt könntest du fast als Mensch durchgehen.«
»Ha, ha. Clint, ich muss jetzt wirklich. Mein Vortrag. Er muss sitzen. Professor Montgomery wird auch dabei sein. Du weißt, wie streng sie ist.« Gequält verzog ich das Gesicht. Clint war mit seinem verstrubbelten blonden Haaren, dem Drei-Tage-Bart und der »Ich sehe fast so aus wie Indianer-Jones«-Hose ein kleines Highlight hier auf dem Campus.
»Erde an Mina, deshalb bin ich doch hier. Ich habe auf dich gewartet. Mrs. Montgomery möchte dich vor dem Vortrag noch kurz in ihrem Büro sprechen.«
»Was? Wieso das denn? Der Vortrag ist in 20 Minuten. Ich muss doch noch kontrollieren, ob alles angeschlossen ist, ob der Beamer funktioniert, die Kabel …«
»Stopp, Mina. Das hab ich schon alles gemacht. Ich hab dir doch versprochen, dass ich an deinem großen Tag alles mit der Technik regele.«
»Du bist echt ein Schatz.« So schusselig Clint auch sein konnte, wenn man ihn brauchte, war er immer für einen da. Schnell umarmte ich ihn, drückte ihm einen Schmatzer auf die Wange und rannte weiter Richtung Büro von Mrs. Montgomery. Heute brauchte ich nun wirklich keinen Sport mehr zu machen. Spätes Aufstehen reichte, um genügend Bewegung am Tag zu haben. Wenn das Meister Hoshi hören würde … Ich dürfte bestimmt drei Katas extra ausführen. Langsam stieß ich die Luft zwischen meinen Lippen aus, bevor ich an die Tür des Büros klopfte.
»Herein.« Ich öffnete die Tür.
Mrs. Montgomery saß hinter ihrem Schreibtisch. Sie war bekannt für ihr strenges, aber herzliches Wesen. Davon zeugten vor allem die zahlreichen Lachfältchen, die ihre Augen zierten.
»Dr. Sterling, ich freue mich, Sie noch kurz sprechen zu dürfen.«
»Guten Morgen, Mrs. Montgomery, wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Setzen Sie sich kurz, bitte.«
Ich folgte ihrer Aufforderung, auch wenn ich einen kurzen Blick auf die Uhr nicht vermeiden konnte. Mrs. Montgomery quittierte dies mit einem Lächeln. »Es ist wirklich nur eine kurze Angelegenheit. Ich möchte Sie noch einmal daran erinnern, dass dies ein wichtiger Tag für Sie ist. Viele vom Lehrkörper werden anwesend sein, um die neue Doktorandin zu begrüßen.« Verwundert runzelte ich die Stirn. Auch dies ließ sie lächeln. »Ich erzähle Ihnen das, weil ich an meiner Uni keine Schwäche dulde. Ich bin etwas irritiert, dass Sie an einem so wichtigen Tag so spät erscheinen.«
Oh, oh, das war ja ein brillanter Start, Mina. »Mrs. Montgomery, Sie haben absolut recht und glauben Sie mir, es wird nicht wieder vorkommen.«
»Ja, das hoffe ich. Sie sind noch sehr jung, die jüngste angehende Professorin, die wir hier jemals angestellt haben. Ihre Arbeiten sind hervorragend, ich habe nur Bedenken, dass Ihre Jugend Ihnen vielleicht in die Quere kommen könnte, wenn es um das stringente Arbeiten geht.«
»Mrs. Montgomery, ich wäre nicht so weit gekommen, wenn ich nicht professionell arbeiten würde. Ja, ich bin erst 24, aber ich liebe es zu lehren und zu forschen und daran werde ich keinen Zweifel aufkommen lassen. Sie können sich auf mich verlassen.«
Sie schenkte mir ein Lächeln und nickte. »Dann ist alles gesagt, ich bin sehr gespannt auf Ihre Vorlesung und wünsche Ihnen alles Gute.«
»Herzlichen Dank, wir sehen uns dann gleich.« Ohne ein weiteres Wort verabschiedete ich mich und ging schnellen Fußes zum Vorlesungssaal.
Im großen Hörsaal hatten sich bereits viele Studenten und Vertreter des Lehrkörpers versammelt. Ein nervöses Kribbeln machte sich in meiner Bauchgegend breit. Es war soweit. Mein Puls beschleunigte sich. Ich stoppte an der ersten Stufe und ließ meinen Blick über die Ränge schweifen. Mrs. Montgomery war selbstverständlich noch nicht da, dafür hätte sie sich beamen müssen, aber Clint war Gott sei Dank da und winkte mir vom Pult aus zu.
Nun war der Moment gekommen. Ich ging die Stufen herunter, legte meine Tasche auf dem Holztisch ab, holte meine Unterlagen hervor und breitete sie vor mir aus. Clint zwinkerte mir zu, als er den Laptop und den Beamer anschaltete. Von hier aus konnte ich die erste Reihe gut sehen und stockte.
Nein, oh bitte nicht! Ungläubig starrte ich auf schwarze, wellige Haare, Lippen zum Dahinschmelzen, gebräunte Haut und in azurblaue Augen, die mich belustigt musterten. Prinz Eric war hier – in meiner Antrittsvorlesung. Bitte, lieber Gott, bitte lass mich nicht mit einem Studenten geschlafen haben. Bitte, bitte, bitte. Prinz Eric schien das allerdings nicht im Geringsten zu stören; zwar hatten sich seine Augen beim Erkennen auch geweitet, aber inzwischen hatte er ein wölfisches Grinsen auf den Lippen. Allerdings strahlten seine Augen eine gewisse Schärfe aus, ein unheilvolles Glitzern. Ich schaute schnell weg. Das durfte nicht wahr sein!
Jetzt bloß nicht durchdrehen, Mina. Du kannst das. Wer vor dir sitzt, ist egal. Du hältst jetzt diesen verdammten Vortrag! Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass ich noch drei Minuten Zeit hatte. Ich versuchte mich wieder auf meinen eigentlichen Grund zu konzentrieren, warum ich hier war. Tief atmete ich in meinen Bauch, verschränkte die Finger und sah Clint kurz fragend an, der mir mit erhobenem Daumen signalisierte, dass alles funktionierte. Es war Zeit anzufangen. Ich nahm meinen USB-Stick und startete meine Präsentation über die Verschmelzung von Astronomie und Astrologie im Mittelalter.
Nach den ersten Sätzen verlor ich meine Nervosität. Das war immer so bei mir. Vorher würde ich lieber sterben, aber nachdem die ersten Worte gesprochen waren, war ich die Ruhe selbst. Ich begann meinen leidenschaftlichen Vortrag über die Sterne, die Mythologie, die Geschichte der Astronomie als Wissenschaft und die Sternbilder. Je mehr ich sprach, desto berauschender war das Gefühl in meinem Element zu sein. Die Folien der PowerPoint-Präsentation flogen nur so dahin, Bilder verschmolzen mit Wörtern und ich blickte die ganze Zeit in gebannte und faszinierte Gesichter. Mir wurde warm ums Herz, denn ich merkte, dass mein Vortrag nicht nur die Studenten, sondern auch den Lehrkörper begeisterte. Die erste Reihe ignorierte ich geflissentlich. Auf meiner letzten Folie war mein Lieblingssternbild, das der Fische, zu sehen. Neben dem Hauptsternbild war auch der Mars zu sehen, der in diesem Bild besonders deutlich hervorstach. Mit seinem rötlichen Schimmer schien es fast so, als umgäbe ihn ein Lichtkranz.
Strahlend wie eben dieser Lichtkranz schloss ich meine Vorlesung. Frenetisches Klopfen auf den Tischen ließen mich ehrlich und aus vollem Herzen lächeln. Mit einer leichten Verbeugung und zum Dank gefalteten Händen überflutete mich eine tiefe Ruhe.
Mrs. Montgomery kam die Treppen herab. Sie schien während des Vortrags in der oberen Reihe gesessen zu haben. Sie stellte sich hinter das Rednerpult und sagte: »Dr. Sterling, wir danken Ihnen von Herzen für diesen mitreißenden Vortrag über die Astronomie. Ich glaube, ich spreche hier für jede Person im Raum, wenn ich sage, dass Astronomie noch nie so lebendig war.« Lächelnd schaute sie mich und dann das Auditorium an. Die Studierenden begannen wieder zu klopfen.
Mein Blick huschte zu Eric, aber sein Platz war leer.
Lachs oder Ziegenkäse?
Clint kam auf mich zugestürmt und umarmte mich begeistert. Hinter mir räusperte sich jemand und ich drehte mich um. Mrs. Montgomery stand dort und lächelte uns beide an.
»Dr. Sterling, Sie haben mich nicht enttäuscht. Ich gratuliere Ihnen.«
Hinter ihrem Rücken schnellten Clints Daumen in die Höhe und er machte einen Freudentanz. Um nicht in einen Lachanfall auszubrechen, sah ich schnell Mrs. Montgomery in die Augen. »Einige Studenten haben sich nur wegen Ihnen hier eingeschrieben, wussten Sie das?«
»Nein, das wusste ich nicht. Das ist wirklich eine Ehre. Ich werde sie alle nicht enttäuschen.« Jetzt fing ich auch schon mit diesem Enttäuschungs-Blabla an. Halleluja.
Mrs. Montgomery begann zufrieden zu lächeln. »Dr. Sterling, wir sind so stolz, Sie bei uns zu haben. Auf eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit!«
» Ich danke Ihnen von Herzen.«
»So, nun genug des Geredes. Es wartet eine Initiationsfeier auf uns. Lassen Sie die Gäste und mich nicht warten. Aber vorher müssen Sie unbedingt zu ihrem Freund, der gerade den x-ten Freudentanz hinter meinem Rücken vollführt. Ich wusste nicht, dass Archäologen so schwingende Hüften haben können.« Zwinkernd verabschiedete sie sich von mir. Ich drückte mir beide Hände auf den Mund, um nicht lauthals loszulachen. Clint hörte sofort auf, als Mrs. Montgomery sich zu ihm umdrehte und in der Menge verschwand.
Ich fiel ihm um den Hals. »Ich hab’s geschafft … Ich kann es kaum glauben. Das ist so unwirklich, Wahnsinn.«
Clint legte seine Arme um meine Taille und hob mich kurz in die Luft. »Was habe ich dir gesagt? Heute Abend gehen wir feiern, keine Widerrede. Molly bringt mich um, wenn ich dich nicht dazu kriege, mitzukommen.« Natürlich hatte Molly die Hosen an, was kein Wunder bei Clints herrlich zerstreuter und chaotischer Art war. Auch Molly kannte ich seit dem Studium – sie war ebenfalls Archäologin, wie Clint. Das arme Kind; wahrscheinlich würde es von Ausgrabung zu Ausgrabung geschleppt werden. Innerlich kicherte ich bei der Vorstellung, wie ihr Nachwuchs einen Dinosaurierknochen annagen würde.
Clint schaute mich mit zusammengekniffen Augen an. »Du hattest doch gerade wieder deine Fantasie von unserem Baby und den Saurierknochen, oder? Lass das bloß nicht Molly hören, sie dreht schon genug durch, seit sie schwanger ist. Warum sagt einem das keiner vorher?«
Jetzt musste ich laut lachen und boxte ihn spielerisch auf den Oberarm. »Au!«, rief er und rieb sich die schmerzende Stelle, »Du unterschätzt wieder mal deine Kräfte, Madame. Ein kleiner Boxer von dir hinterlässt immer einen dunkelblauen Fleck.«
Lachend schaute ich ihn an und erwiderte: »Was? Ich versteh nur ›Mimimimiiiii‹.«
Nun musste Clint auch lachen.
Bester Laune verließen wir den Hörsaal und gingen in Richtung Mensa, die zu meinen Ehren und anlässlich meiner Auftaktvorlesung dezent geschmückt war. Überall gab es Häppchenplatten und Stehtische, auf denen Sekt und Orangensaft gereicht wurde. Ich zog schnell mein Handy hervor und machte Fotos, damit ich sie in unsere Familiengruppe stellen konnte. Heute war mein Tag.
Die Tische füllten sich mit Professoren und Studenten und gerade als ich mich mit Clint an einen Tisch stellen wollte, kamen zwei junge Studentinnen auf uns zu. »Dr. Sterling, das war fantastisch. Entschuldigen Sie, ich bin Jennifer Miller und das ist Stacy McCloud. Wir sind Erstsemestrige und wollen auch Astronomie studieren.«
Lächelnd blickte ich sie an. »Danke für die Lorbeeren. Ich freue mich auch sehr, hier zu sein und endlich mit meinen Vorlesungen zu starten.«
»Wir haben gerade die Bestätigung bekommen, dass wir einen Platz in Ihrem Einführungsseminar bekommen haben.«
»Das ist toll, dann werden wir uns ja nach den Ferien wöchentlich sehen.« Ich zwinkerte ihnen zu und sie verabschiedeten sich.
»Mann, Mina, du bist ja ein Popstar!«, sagte Clint und wir beide mussten kichern. Gelöst betrachtete ich meine Umgebung und die sich angeregt unterhaltenden Gäste. Ich sah Kolleginnen und Kollegen miteinander diskutieren, Studenten lachen und einen Mann, der allein an einem der Stehtische stand, welcher halb hinter einer Säule verborgen war. Irgendetwas irritierte mich an ihm. War es, dass er dort ohne Begleitung stand, sein fahles Gesicht im Kontrast zu dem schweren schwarzen Mantel oder die Tatsache, dass er mich anstarrte? Innerlich zuckte ich mit den Schultern. Komischer Kauz.
Mein Blick fiel auf die sehr appetitlich aussehenden Häppchen. »Mein Teller ist viel zu klein«, jammerte ich beim Versuch, jede der Köstlichkeiten darauf unterzubringen. Ein Versuch, der zum Scheitern verurteilt war, aber wie sollte ich mich zwischen den beiden letzten entscheiden? Lachs oder Ziegenkäse, Ziegenkäse oder Lachs, Lachs oder … Aua! Jemand trat mir auf den Fuß und rempelte mich unsanft an, so dass einzig meine guten Reflexe ein Häppchen-Debakel verhinderten.
Ich sah auf und starrte in das Gesicht von Arielles wahrer Liebe. Eine ungewöhnliche Spannung breitete sich in meiner Körpermitte aus. Mit gerunzelter Stirn legte ich meine freie Hand auf den Bauch, und wollte mich gerade lauthals bei Prinz Eric beschweren, aber er war schon wieder fort.
Clint, der eben noch mit zwei seiner Archäologiestudenten geredet hatte, drehte sich zu mir um und sah mich fragend an. »Alles gut bei dir? Du siehst aus, als hättest du gerade einen Geist gesehen.«
»Einen Geist nicht, aber einen Idioten.« Ich drehte mich um und suchte die Menge nach vertrauten schwarzen Haaren oder azurbauen Augen ab.
»Ich sag ja, Geist.« Clint wackelte belustigt mit seinen Augenbrauen.
Ich fand das Ganze alles andere als lustig und sah ihn düster an.
»Ach, komm schon … Sag mal, darf ich dein Lachshäppchen haben?«
»Was? Nein! Finger weg, du Lachshäppchendieb. Aber jetzt mal im Ernst, dieser Typ da eben, du weißt schon, Prinz Eric vom Pub-Quiz, ist mir auf den Fuß getreten und hat mir beinahe den Teller aus der Hand geschlagen. Aber anstatt sich zu entschuldigen, ist er einfach verschwunden. Wer macht denn sowas? Das muss echt ein ganz mieser Vertreter der männlichen Spezies sein. Ich werde …«
»Gar nichts wirst du, bleib mal locker. Das hier ist deine Ehrenfeier, deine Häppchen und dein Erfolg. Lass dir doch nicht von irgendjemanden, den du kaum kennst, den Tag vermiesen.«
Wenn er wüsste! Aber wo er recht hatte …
Seufzend schob ich mir mein Lachshäppchen in den Mund und kaute genüsslich. Vergessen war der hinterhältige Anschlag auf mein Leben. Ich hatte später noch Zeit, mir über das Problem Prinz Eric Gedanken zu machen. St. Andrews war leider nicht so groß, dass ich hoffen könnte, ihm nie über den Weg zu laufen.
Sanfte Klänge und frische Brise
Ich habe einfach nichts anzuziehen.