Steve McQueen - Das geheime Glaubensleben des King of Cool - Greg Laurie - E-Book

Steve McQueen - Das geheime Glaubensleben des King of Cool E-Book

Greg Laurie

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Beschreibung

In den 1960er Jahren war Steve McQueen der größte Filmstar seiner Generation - und einer der coolsten Männer aller Zeiten. Er lebte so, wie er seine Motorräder und Autos fuhr: furchtlos, rücksichtslos und mit Vollgas. Doch am Ende seines Lebens mit schnellen Autos, Frauen und Drogen nahm McQueen eine überraschende Abzweigung: er macht ernst mit Jesus. In diesem Buch führt Greg Laurie Interviews mit Angehörigen, Freunden, Schauspielerkollegen und Bekannten von Steve McQueen sowie mit seiner Witwe und seinem Pastor. Der Autor spürt die dramatischen Veränderungen auf, die im Frühjahr 1979 im Leben des Schauspielers vor sich gingen - sechs Monate bevor McQueen die Diagnose erhielt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt war. Welche entscheidenden Schritte führten McQueen dazu, eine so umwälzende Entscheidung zu treffen? Und vielleicht noch wichtiger: Warum wird dieser Teil seiner Geschichte so selten erzählt? Dieses Buch gibt Antwort auf diese Fragen und leuchtet jenen Teil von McQueens Leben aus, der bislang im Verborgenen blieb.

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Seitenzahl: 368

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Greg Laurie mit Marshall Terrill Steve McQueen – Das geheime Glaubensleben des King of Cool

www.fontis-verlag.com

Dieses Buch ist all denen gewidmet, die alles gegen sich hatten. Denen, die abgeschrieben wurden und denen man gesagt hat, aus ihnen würde nie etwas. Denen, die von ihren Eltern im Stich gelassen, aber von Gott geliebt wurden. Es gibt Hoffnung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Die Bibelstellen wurden folgenden Übersetzungen entnommen:

Dieses Buch erschien zuerst auf Englisch unter dem Titel: Steve McQueen. The Salvation of an American Icon (Verlag: American Icon Press)

This edition published by arrangement with Greg Laurie, Newport Beach, California, USA. All rights reserved. Copyright © 2017 by Greg Laurie

Übersetzung aus dem Amerikanischen: Christian Rendel, Witzenhausen

Copyright der deutschen Ausgabe: © 2018 by Fontis – Brunnen Basel

Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgöns Foto Umschlag: Steve McQueen during the making of «Nevada Smith» 1966, © 1978 by Chester Maydole, mptv images E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Jäger, Marburg

ISBN (EPUB) 978-3-03848-484-4

Stimmen zu Steve McQueen – Das geheime Glaubensleben des King of Cool

«Steve McQueen war einer der Helden meiner Jugend. Ich schaute mir seine Western an und war immer schon ganz heiß auf seinen neuesten Film. Kurz vor seiner Krebsdiagnose vertraute er sein Leben Jesus Christus an. Vier Tage vor Steves Tod besuchte ihn mein Vater und schenkte ihm seine persönliche Bibel. Steve hatte diese Bibel in den Armen, als er starb. In seinem spannenden Buch schildert Pastor Greg Laurie das Leben dieses überragenden Filmstars und erzählt uns von ausführlichen Interviews mit Menschen, die McQueen nahestanden. Lassen Sie sich Gregs packenden Bericht Steve McQueen – Das geheime Glaubensleben des King of Cool nicht entgehen.»

Franklin Graham CEO der Billy Graham Evangelistic Association

«Als Greg Laurie mir die Geschichte erzählte, wie Steve McQueen am Ende seines Lebens Glauben und Hoffnung fand, hat mich das tief bewegt. Jeder kennt Steve als amerikanische Ikone, aber nur wenige wissen von diesem Kapitel seines Lebens. Ich bin froh, dass Greg sie nun ans Licht bringt.»

Mel Gibson preisgekrönter Regisseur und Schauspieler

«Als ich dieses Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, dachte ich: Nicht zu fassen, dass ich bis jetzt Steve McQueens Geschichte noch nie gehört habe! Greg Laurie hat gemeinsam mit McQueens Biografen Marshall Terrill eingehend recherchiert. Er erzählt eine Geschichte, die nur sehr wenige Leute kennen … dass Steve McQueen zum Glauben an Jesus Christus kam. Sie müssen es selbst lesen, um es zu glauben. Es ist alles wahr!»

Bart Millard Leadsänger der Gruppe MercyMe

«Mein Freund Greg Laurie hat eine packende Geschichte über Steve McQueens geistliche Reise geschrieben. Im Zuge seiner sorgfältigen Recherche hat Greg mit McQueens Witwe, seinen Freunden und vielen anderen gesprochen. Er schreibt in der ersten Person und flicht Parallelen zwischen McQueens und seinem eigenen Leben ein. Das Ergebnis ist eine einzigartige, persönliche und mitreißende Schilderung, die ich nicht aus der Hand legen konnte, bis ich die letzten Worte gelesen hatte.»

Randy Alcorn Bestsellerautor und Direktor von Eternal Perspective Ministries

«Steve McQueen war so etwas wie Brad Pitt, George Clooney und Johnny Depp in einem. Eine Ikone, ein Herzensbrecher und eine Legende. Doch in den Boulevardzeitungen war nie etwas zu lesen darüber, was im Herzen dieses Filmstars vorging, wenn die Kameras aus waren. Ich bin dankbar, dass Greg sich die Zeit genommen hat, das Vermächtnis Steve McQueens, dieses großen amerikanischen Stars, zu recherchieren und ans Licht zu bringen. Sein Kampf und sein Glaube inspirieren mich. Ich freue mich schon darauf, Steve McQueen im Himmel zu begegnen. Tun Sie sich selbst einen Gefallen und lesen Sie dieses Buch meines guten Freundes Greg Laurie, in dem er berichtet, was Christus im Leben dieses Hollywoodstars alles getan hat.»

Levi Lusko Pastor der Fresh Life Church, Gründer von Skull Church und 02 Experience Bestsellerautor

«Wenn ich Steve McQueens Namen höre, gehen meine Gedanken spazieren, und ich sehe unwillkürlich die Straße unter ihm dahinziehen. Bilder von James Dean, John Lennon und Ernest Hemingway schließen sich an, bündeln und mischen sich in einer selbstvergessenen Verehrung von Rebellion, Opferbereitschaft, Mut, Zähigkeit und einer einzigartigen Qualität, die einen Teil von uns berührt, zu dem nur wenige Leute wirklich Zugang haben. Es ist dieses Kribbeln, das wir auch empfinden, wenn Gott unser Herz berührt und uns umkrempelt. Um es kurz zu machen, wir treffen hier auf eine rastlose Reise, ein suchendes Herz und einen liebenden Gott, wenn Greg Laurie, der vom Suchen einiges versteht, sich mit Gott am Steuer auf den Weg macht, um den Spuren Steve McQueens nachzugehen. Was er dabei zutage bringt, ist ein oft schmerzbeladenes, unergründlich faszinierendes, im Tiefsten einsames, aber letzten Endes siegreiches Leben, das auf seinem Weg hin zur Ewigkeit beim König der Könige die Herzen vieler Menschen berührte.»

Ken Mansfield, ehemals amerikanischer Manager der Beatles-Plattenfirma Apple Records, Produzent, Autor

«Ich habe Steve McQueen bewundert, seit ich als junger Mann in einem dunklen Kino saß. Ich fand es toll, wie er Autos und Motorräder fuhr. Seine Kühnheit. Seinen Stil. Ich wollte auch mit einem solchen furchtlosen Abenteuergeist leben. Und ich weiß noch, wie traurig ich war, als er schon so früh starb. Doch erst durch dieses Buch habe ich von der bemerkenswerten Geschichte erfahren, wie er zum Glauben fand und sich auf die wichtigste Reise seines Lebens machte.»

Dr. Jack Graham, Bestsellerautor und Pastor der Prestonwood Baptist Church, Dallas, Texas

«Ein außergewöhnliches Porträt einer mitreißenden Ikone des 20. Jahrhunderts. Greg Laurie beleuchtet eindrücklich und liebevoll die Not unter der Oberfläche des unvergleichlichen Lebens von Steve McQueen und deckt die bisher unbekannte und verblüffende Wahrheit über eine der berühmtesten Gestalten Amerikas auf.»

Eric Metaxas,

Inhalt

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Vorbemerkung des Autors

Einleitung

1 Alles, was ich brauche, ist eine schnelle Maschine

2 Die Witwe und der Prediger

3 Die Last-Chance-Ranch

4 Dons Werkstatt

5 Laurieland

6 Julian und Charlene

7 Im Schweinehimmel

8 Der Vater, der nicht da war

9 Haus der Schrecken

10 Zwei Denkschulen

11 Ein Todesurteil

12 New York State of Mind

13 «Blob» und die Bibel

14 California Dreamin’

15 Der amerikanische Traum

16 Ein Mann und sein Schloss

17 Ein mutterloses Kind

18 Der Canyon

19 Das innere Monster

20 Der Absturz

21 Ein jamaikanisches Samenkorn

22 Flammendes Babel

23 Nichts Neues unter der Sonne

24 Besuch aus Idaho

25 Erinnerungen an Broad Beach

26 Fliegen lernen

27 Hallo, Prediger!

28 Irgendjemand da oben mag mich

29 Eine Glaubensprüfung

30 Knockin’ on Heaven’s Door

31 Wir sehen uns im Himmel

Postskriptum:Gute Nachricht in einer schlechten Welt

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Über dieses Buch freue ich mich riesig. Es passt zu einem riesigen Poster, das an einem zentralen Platz in meiner Wohnung hängt. Es hängt da, weil Steve McQueen einen besonderen Platz in meinem Leben einnimmt. Ich habe mich ihm seit meiner Teenagerzeit besonders verbunden gefühlt. Seit einigen Jahren ahnte ich auch, warum. Und seit diesem Buch weiß ich es definitiv. Steve und ich haben mehr gemeinsam, als ich es mir seit meiner ersten Begegnung mit ihm erträumt habe.

Die erste Begegnung war natürlich einseitig: Steve McQueen auf einem Fernsehschirm, ich davor; er das respektgebietende Objekt meiner jugendlichen Heldenfantasien, ich der bewundernde, schlaksige, pubertierende Fan.

Ich war damals bereits Christ und Steve McQueen nicht der Mann, der ich sein sollte. Aber der Mann, der ich sein wollte. Einer, vor dem selbst Lehrer zittern und bei dem die Mädchen Herzrasen kriegen würden. Eine gelupfte Augenbraue, ein heruntergebogener Mundwinkel, ein stummer Blick – und alle wären hin.

Die Art von Vorbildern, die ich in kirchlichen Jugendkreisen präsentiert bekam – Missionare wie Hudson Taylor, Märtyrer wie Dietrich Bonhoeffer – setzten bei mir weitaus weniger Tagtraum-Energien frei.

«Die glorreichen Sieben» hieß der Western, in der er eine seiner frühesten Rollen spielte, als ein Revolverheld, der notleidenden Bauern zu Hilfe kommt. Als er in dem Film auftrat, hieß der Blondschopf mit den etwas trüben graublauen Augen noch nicht «Der King of Cool», aber er gab sich schon so: wortkarg, etwas ironisch, unangepasst. Genau das, was ich als Zehntklässler nicht war.

Der nächste Film mit ihm, an den ich mich erinnere, war «Gesprengte Ketten», auch aus seiner Hollywood-Frühphase. Diesmal schlüpfte er in die Rolle eines amerikanischen Kriegsgefangenen, der die Wärter mit seinen Baseball-Tricks nervt und der schließlich auf einem Motorrad ausbricht.

Sein Markenzeichen in beiden Filmen war, neben seinem lässigen Auftreten, dass er anders als die anderen Revolverhelden und Ausbrecher am Ende überlebte. Das gilt für fast alle Steve-McQueen-Filme, auch für die, in denen er auf die dunkle Seite des Gesetzes wechselte, wie «Thomas Crown ist nicht zu fassen» und «Getaway». Die anderen kommen und gehen, er bleibt. Ein Steher.

Dafür veränderte ich mich. Irgendwann sah ich ein, dass ich nie sonderlich cool und schon gar kein Star sein würde. Ich hatte mich zwar für eine Laufbahn im Mediengeschäft entschieden, gleichzeitig war mein christliches Bekenntnis sehr viel stärker geworden. Außerdem hatte ich inzwischen einige unappetitliche Details aus Steve McQueens Leben erfahren: dass er seine von Gewalt und Missachtung geprägte Jugend nie hinter sich gelassen hatte, dass er reihenweise Frauen verführte, sie sogar schlug, dass er gekifft, gekokst, gesoffen hat. Dass er privat kein Steher war und, ganz anders als in seinen Filmen, ziemlich früh vor dem Tod kapituliert hatte.

Steve McQueen räumte in meinem Kopf den Platz der Ikone. Ein Entertainer, mehr nicht. Seine darstellerische Leistung bewunderte ich noch immer, etwa in dem Polizistenfilm «Bullitt», der schmutziger war als «Dirty Harry» und alle Tatort-Folgen zusammen.

Aber meine persönliche Faszination für ihn war weg. Die galt nun endgültig Bonhoeffer, Taylor und anderen Glaubenshelden, von denen ich schließlich wusste, dass sie als Jesus-Nachfolger auch ihren Tod überleben würden. Während Steve McQueen und seine Kollegen mit Sternen auf dem Hollywood-Boulevard geehrt wurden, gehörte den äußerlich oft drögen Christen eben der Himmel.

Blöd nur, dass viele junge Menschen – so wie ich einige Jahre zuvor – diese Aufteilung nicht sonderlich attraktiv fanden und sich nach Rollenmodellen sehnten, die bewiesen, dass auch Christen saucool sein können.

Vor einigen Jahren machte ich dann in einem filmgeschichtlichen Buch eine sensationelle Entdeckung. Der Autor behauptete, Steve McQueen hätte sich in seinen letzten Lebensjahren dem christlichen Glauben zugewandt. Das klang unglaublich, schließlich gibt es – Pjöngjang und Mekka ausgenommen – kaum Orte, an denen es so wenige erklärte Jesus-Fans gibt wie in den VIP-Lounges und Villen von Hollywood, ausgenommen der genial-umstritten-bekenntnisfrohe Mel Gibson (der einen seiner wenigen öffentlichen Auftritte als «Christ» passenderweise in der Kirche von Greg Laurie hatte).

Meine Recherchen bestätigten die Aussage. Ich kratzte alle verfügbaren Quellen zusammen und hatte am Ende genug Material gesammelt für einen kurzen Artikel über den Glauben meines ehemaligen Idols.

Jetzt, endlich, liegt die ganze, herrliche, atemberaubende Wahrheit als pralles Buch vor. Bei der Lektüre hat sich mir die Frage gestellt, wie eine solche Geschichte ein Dritteljahrhundert lang vor der Öffentlichkeit geheim bleiben konnte.

Vernachlässigt und verschwiegen von den offiziellen Hollywood-Chronisten, kommt die Story nun an eine breite Öffentlichkeit. Ganz großes Kino mit viel Gefühl und Happy End. Dabei hilft, dass Steve McQueen zwar früher gestorben ist als viele Kollegen – aber weniger gealtert.

In Paris wird gerade wieder einmal für die «Steve McQueen Style Exhibition» geworben. Echter Stil ist der, der – unabhängig von Konjunkturen – bleibt. Der von Steve McQueen, das zeigt dieses Buch, bleibt buchstäblich in Ewigkeit.

Dr. Markus Spieker, Filmhistoriker, Buchautor, Journalist, leitet derzeit das ARD-Studio Südasien (Fernsehen) in Neu-Delhi

Vorbemerkung des Autors

Eigentlich wollte ich schon lange einen Roman schreiben. Aber Freunde von mir, die den Wechsel zur Belletristik gewagt haben, nachdem sie als Sachbuchautoren schon sehr erfolgreich gewesen sind, haben mir gesagt, das sei nicht so einfach, wie es aussehe. Für einen Dilettanten wie mich sei das so schwierig wie Quantenphysik.

«Bleib lieber bei der Sachliteratur, Greg», sagten sie. «Du bist ein Prediger, der viel zu berichten hat. Schreib über das, was du kennst.»

Nun, am besten kenne ich mein eigenes merkwürdiges, verrücktes Leben und die Kraft der Bibel, des Wortes Gottes. Aber ich habe noch etwas anderes, besser gesagt jemand anderen ziemlich gut kennengelernt, nämlich die Hauptperson dieses Buches.

Terrence Steven McQueen.

Alles, was Sie in Kürze hier über ihn lesen werden, ist wahr. Und ebenso ist alles wahr, was ich hier über mein eigenes Leben geschrieben habe. Zum Beispiel bin ich tatsächlich stolzer Besitzer eines 1967er Bullitt Mustang – er ist zwar nicht wirklich das Auto, das Steve McQueen in dem Film «Bullitt» gefahren hat, aber immerhin ein sogenanntes tribute car – eine ziemlich genaue Reproduktion. Und er dient in diesem Buch als hervorragendes Vehikel – entschuldigen Sie das Wortspiel –, um die Geschichte des Schauspielers zu erzählen.

Das Einzige, was in diesem Buch nicht stimmt, ist etwas, wovon ich mir wünschte, es wäre wahr, und vielleicht wird es ja eines Tages noch Wirklichkeit: Ich würde liebend gern tatsächlich in diesem Mustang losziehen und quer durchs Land gondeln, wie ich es hier beschreibe. Aber das ist nicht wirklich passiert.

Jedenfalls noch nicht.

In Wirklichkeit bin ich nun einmal der viel beschäftigte Pastor einer Gemeinde in Südkalifornien, die von über zwölftausend Leuten besucht wird, und zumindest vorläufig sehe ich keine Chance, mich hinter das Steuer dieses legendären Autos zu klemmen und das Land zu durchqueren.

Dieser Teil des Buches ist also tatsächlich frei erfunden – ein literarisches Mittel, um eine Verbindung zwischen den Stationen in Steve McQueens lebenslanger Reise zu spiritueller Erleuchtung und schließlich zu seiner ewigen Errettung herzustellen. Aber wenn Sie mich auf diesem imaginären Ausflug begleiten, werden Sie manches über Steve McQueen erfahren, was bisher noch nie an die Öffentlichkeit gedrungen ist.

Mein Mitautor Marshall Terrill ist ein gefeierter Schriftsteller und die unumschränkte Autorität für alles, was mit McQueen zu tun hat. Er hat bereits fünf Bücher über das Leben dieses Mannes geschrieben, und auch dieses wäre ohne Marshalls Verstand, seine Erinnerungen und sein elegantes Sprachgefühl nie entstanden.

Marshall und ich haben persönlich mit vielen der Personen gesprochen, denen Sie hier begegnen werden. Manche Interviews führte Marshall allein während der Recherchen zu seinen früheren Büchern über McQueen. Die wahre Geschichte über den größten Filmstar aller Zeiten, wie man mit einigem Recht sagen könnte, die wir hier zutage fördern, wird Sie überraschen und inspirieren.

Meine Fahrt mit dem Mustang ist eine Allegorie, eine Metapher. Steve McQueens Leben aber nicht. Es war Wirklichkeit. Ich fand es elektrisierend, seinen Spuren zu folgen, und ich glaube, Ihnen wird es genauso gehen.

Greg Laurie

Einleitung

Eine beliebte Männerzeitschrift stellte kürzlich eine der interessantesten Fragen aller Zeiten zur Popkultur: «Wer war cooler: Steve McQueen oder James Dean?»

Die Frage stand als Überschrift über einer Gegenüberstellung der Leben und Karrieren der beiden Schauspielerikonen, in der sie anhand einer langen Skala von Kriterien miteinander verglichen wurden, von ihrem Gefühl für Mode und Stil über ihre raue Maskulinität bis hin zu ihren beruflichen Erfolgen.

Dean war für seine Darstellung in «… denn sie wissen nicht, was sie tun» zu Recht als Pinup-Boy für pubertäre Desillusionierung und als Archetyp des Ungehorsams gefeiert worden. Er war der erste Herzensbrecher-Außenseitertyp auf der Kinoleinwand der Nachkriegszeit. Sein gutes Aussehen mit den zusammengekniffenen Augen, dem zerzausten Haar, den umgeschlagenen Bluejeans und dem weißen T-Shirt kam immer gut an, und durch seinen tragischen Tod mit 24 Jahren gruben sich sein jugendliches Image und seine Attraktivität unauslöschlich in die Erinnerung des Publikums ein.

Interessanterweise waren Dean und McQueen fast gleichaltrig, nur ein Jahr auseinander, und wurden zur gleichen Zeit Schauspieler. Doch während McQueen anfangs nur mühsam in der Branche Fuß fasste, stieg Deans Erfolgsrakete sofort auf. McQueen arbeitete sogar als Mechaniker an James Deans Motorrad, ohne dass Dean eine Ahnung hatte, wer McQueen war.

Der Zeitschriftenbericht wies klug darauf hin, dass McQueen auf dem aufbaute, was Dean in den 1950ern erreichte, und sich die Anti-Establishment-Atmosphäre der 1960er zunutze machte.

Er machte das Rebellieren zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung – sei es auf der Leinwand oder im wirklichen Leben. Er stritt sich mit Produzenten und Regisseuren, verkehrte mit schönen Frauen, fuhr schnelle Autos und brach sich mit diversen Motorradstürzen genügend Knochen, um authentisch zu wirken. Die Narben in seinem Filmstargesicht bewiesen es. Trotzdem gelang es ihm irgendwie, sich persönlich hinter seinem überwältigenden öffentlichen Image bedeckt zu halten.

So hat es zumindest mich nicht überrascht, dass die Zeitschrift McQueen zum Sieger kürte. Ich schätze, das waren wohl auch die Gründe, warum Historiker der Popkultur ihn zum King of Cool gekrönt haben.

Fast vier Jahrzehnte nach seinem Tod halten die Leute das Image, das er durch seine Kunst gestaltete und ausstrahlte, immer noch hoch in Ehren. James Dean spielte also offensichtlich nicht einmal in derselben Liga wie Steve McQueen.

Aber was war er eigentlich für ein Mensch aus Fleisch und Blut, wenn er kein Drehbuch zu lesen hatte und keine Kameras auf ihn gerichtet waren? Diese Frage ist viel schwerer zu beantworten, denn eine komplexere Hollywood-Legende als Steve McQueen kann man sich kaum vorstellen.

Winston Churchills berühmter Ausspruch lässt sich auf jeden Fall auf Steve McQueen beziehen: Er war «ein ins Mysterium gehülltes Rätsel im Inneren eines Geheimnisses».

Vieles, was über ihn geschrieben wurde, erscheint ausgesprochen widersprüchlich. Auf manches davon werden wir in diesem Buch zu sprechen kommen.

McQueen war ein liebevoller Vater und Ehemann, aber er war auch ein Frauenheld und bisweilen ein schamloser Chauvinist. Keiner konnte so knickerig sein wie er, und doch spendete er (unter strikter Anonymität) große Summen für wohltätige Zwecke. Gegenüber Kollegen war er zu unfassbaren Grausamkeiten imstande, aber für Kinder und alte Leute hatte er immer ein Herz.

Wenn man mit Auszeichnung Wirtschaft studiert hatte, Anzug und Krawatte trug und einen Titel vor dem Namen führte, musste man sich in Acht nehmen. Doch McQueen war sein eigener Mangel an formeller Bildung erst recht peinlich. In der Schule war er nur bis zur neunten Klasse gekommen und hatte einige Zeit in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche verbracht.

Seine alkoholabhängige Mutter ließ ihn während seiner Kindheit mehrfach im Stich, und seinen Vater, ebenfalls ein Alkoholiker, der an Leberzirrhose starb, lernte er gar nicht erst kennen. Dennoch arbeitete sich McQueen durch schiere Charakterkraft und Erfolgswillen aus diesem desolaten Unterbau heraus.

Niemand in Hollywood war disziplinierter und arbeitete härter als der Mann, dessen Launenhaftigkeit am Filmset oft für Spannungen und regelrechtes Chaos wie in einem Kriegsgebiet sorgte. Seine Autoritätsfeindlichkeit war berühmt, und doch besuchte er regelmäßig die jungen männlichen Bewohner der Boys Republic in Chino, Kalifornien, einer Schule für verhaltensauffällige Jugendliche. Dort sprach er mit ihnen darüber, wie sie ihr Leben in den Griff bekommen könnten.

Politik langweilte ihn und stieß ihn oft sogar ab, aber das bewahrte ihn nicht davor, auf Präsident Nixons berüchtigter «Feindesliste» zu landen, und es hielt den FBI-Chef J. Edgar Hoover nicht davon ab, ihn unter Beobachtung zu halten.

Auch auf einer anderen berüchtigten Liste stand sein Name: Charlie Mansons Abschussliste für Prominente. Tatsächlich war McQueen in der Nacht, als Sharon Tate und vier andere von der Manson-Familie brutal ermordet wurden, ebenfalls in ihr Haus eingeladen gewesen.

Dass aus ihm ein enorm erfolgreicher Schauspieler wurde, ist an sich schon erstaunlich. Allem Anschein nach entschied er sich für diesen Beruf, um sich niedere Arbeit vom Leib zu halten – nicht mehr und nicht weniger. Er träumte nicht von cineastischen Höhenflügen, sondern wollte nur der Plackerei eines langweiligen Acht-Stunden-Jobs entgehen.

Außerdem dachte er sich, auf diese Weise könne man sicher gut «Frauen abschleppen». Auch noch, nachdem er richtig gut darin geworden war – im Schauspielern, meine ich –, hielt er es nie für einen «echten Männerjob».

Echten Respekt hatte McQueen vor Autos, Motorrädern und den Männern, die mit halsbrecherischer Geschwindigkeit damit Rennen fuhren. Seine erste Leidenschaft waren Maschinen, und für sie hatte er ein angeborenes Gespür. Er war ein geschickter Mechaniker, hatte viel Kampfgeist und war vollkommen furchtlos.

Keine Karre war sicher, solange er am Steuer saß. Am Set für den Film «Die ins Gras beißen» fuhr McQueen drei Mietwagen zu Schrott – und es wären noch mehr geworden, hätte das Studio ihm nicht klargemacht, dass jedes weitere Wrack von seiner Gage abgezogen werden würde. Bei einem anderen Film schindete er einen nagelneuen Mietwagen, bis der Motor Feuer fing. Dann sprang er aus dem Wagen wie ein erfahrener Stuntman und lachte sich mit einem Freund darüber kaputt.

Wenn er nicht gerade Filme drehte, nahm er an Auto- und Motorradrennen teil und maß sich mit den besten Fahrern der Welt. Viele dieser Männer gehörten zu McQueens engstem Freundeskreis. Sie bewunderten und respektierten ihn nicht als Berühmtheit aus Hollywood, sondern als einen Mann nach ihrem Macho-Herzen.

Unterm Strich war Steve McQueen der weltweit größte Filmstar der 1960er und 1970er, das ultimative Alphamännchen seiner Generation. In seinem Rauer-Bursche-Image verband sich eine ungewöhnliche Kombination aus Eigenwilligkeit, Unberechenbarkeit, Stärke und Verletzlichkeit, von der das Publikum in so unvergesslichen Filmen wie «Die glorreichen Sieben», «Gesprengte Ketten», «Cincinnati Kid», «Kanonenboot am Yangtse-Kiang», «Thomas Crown ist nicht zu fassen», «Bullitt», «Getaway», «Papillon» und «Flammendes Inferno» mitgerissen wurde.

Das ist die Seite seines Lebens, die die meisten Leute kennen – ebenso wie die Tatsache, dass er genauso lebte, wie er seine Motorräder und Autos fuhr: furchtlos und mit Höchstgeschwindigkeit.

Doch im Dezember 1979 trat ihm das Leben auf die Bremse, als bei ihm ein Mesotheliom diagnostiziert wurde, ein tödlicher Krebstumor, der durch Kontakt mit Asbest ausgelöst wird. Er hatte kein Jahr mehr zu leben. Das wussten Sie vielleicht bereits.

Aber es gibt noch einen anderen Aspekt in seinen letzten Jahren, die viele der Verehrer, Nacheiferer und standhaften Hüter und Schürer der ewigen Flamme McQueens geflissentlich ignorieren, verleugnen oder als Verirrung abtun. Dennoch handelt es sich um eine unbestreitbare Tatsache.

Denn eins ist mir klar geworden: Ihr aufrührerischer Held streckte seine Hand zu Gott aus, um die Leere in seinem Herzen zu füllen und den Frieden zu finden, den er durch sein Leben mit dem Fuß auf dem Gaspedal nie erlangen konnte.

Ich weiß, dass ich damit schon gleich hier am Anfang das Ende verrate. (Ich bin eben kein Romanschreiber, nicht wahr?) Aber ich finde es wichtig, dass Sie wissen, worauf ich hinauswill, damit Sie die vielen Details aus McQueens Leben, die ich jetzt enthüllen will, durch eine ganz andere Linse betrachten.

Sechs Monate, bevor er seine Krebsdiagnose bekam – bevor man ihm sagte, dass seine Tage gezählt waren –, lieferte McQueen ein weiteres Beispiel für die Widersprüchlichkeit in seiner kompromisslosen Natur und übergab in aller Stille auf der Empore einer abgelegenen Kirche in Ventura, Kalifornien, sein Leben dem Herrn. Es war keine Bekehrung auf dem Sterbebett.

Was könnte ihn also zu einer so unvermuteten Entscheidung geführt haben, die auf den ersten Blick so gar nicht zu dem Steve McQueen zu passen scheint, an den sich die meisten von uns erinnern?

Ich hatte einen persönlichen Grund dafür, das herausfinden zu wollen.

Ich habe McQueen immer als Schauspieler und einfach als «Männertyp» bewundert. Doch bei den Recherchen zu diesem Buch habe ich zu meinem Erstaunen viele Parallelen in seinem und meinem Leben entdeckt – und das meine ich keinesfalls in irgendeinem Sinne, der für mich selbst schmeichelhaft wäre. Aber er und ich hatten einen ähnlich holperigen Start im Leben und erlitten etliche ähnliche Rückschläge in unseren frühen Jahren.

Als ich mein Leben Christus übergab, nachdem ich die quälenden Jahre meines Heranwachsens hinter mir hatte, nahm mein Leben, das zu diesem Zeitpunkt definitiv in die falsche Richtung lief, einen völlig neuen Kurs. Die Entdeckung, dass ein Mann, den ich bewunderte, dieselbe von Gott inspirierte Metamorphose erlebt hatte, war für mich so begeisternd, dass ich mehr über seinen langen, verschlungenen Weg herausfinden wollte, auf dem er suchte und schließlich fand, wonach er immer Ausschau gehalten hatte.

Dies war etwas, das wir gemeinsam hatten – und es war das Wichtigste von allem.

Kürzlich erzählte ich die Geschichte von Steve McQueens unverhoffter Bekehrung an einem warmen Sommerabend vor einem Publikum aus fünfundvierzigtausend Menschen bei einer Veranstaltung namens «SoCal Harvest» im Angel-Stadion in Anaheim. Junge und alte Menschen waren gebannt von der Geschichte eines problembeladenen Jungen, der zum größten Filmstar der Welt wurde und sich schließlich, desillusioniert von der schieren Leere von allem, was er angehäuft und erreicht hatte, Gott zuwandte.

Die Spur des King of Cool, der ich zu folgen versuchte, beschrieb einen typischerweise schwindelerregenden, manchmal labyrinthartigen Pfad. Und in diesem Buch möchte ich es genauso machen, indem ich der verwirrenden Geografie seines Lebens, seiner Beziehungen, seiner Laufbahn und der spirituellen Suche nachgehe, die ihn auf seine «Straße nach Damaskus» führten.

Ich werde mich selbst auch auf den Weg machen – auf eine Reise quer durchs Land, die mich ganz neu mit unserer schönen und vielfältigen Nation bekannt machen wird – und ganz alltäglichen Leuten begegnen, die eine außergewöhnliche Rolle in Steve McQueens Leben spielten.

Mein Weg wird mich über viertausend Meilen weit über Fernstraßen, Autobahnen, Ringstraßen, Mautstraßen, Nebenstraßen und ein paar Feldwege führen, auf denen der Glanz meines frisch polierten Autos zweifellos auf der Strecke bleiben wird. Jedenfalls wird mich diese Reise ziemlich drastisch aus meiner Komfortzone herausreißen.

Also schnallen Sie sich an. Es wird eine abenteuerliche Fahrt. Das ist das Mindeste, was Steve McQueen von uns erwarten kann.

1

Alles, was ich brauche, ist eine schnelle Maschine

Ich war schon immer ein Autonarr.

Mit Modellbauautos fing es an. Ich kaufte mir immer die neuesten Plastiknachbildungen der Kreationen von Ed Roth, angefangen von seinem aufgemotzten 57er Bel Air bis hin zu exotischeren Studien wie dem «Beatnik Bandit» oder dem «Mysterion». Besonders geschickt darin, sie zusammenzubauen, war ich nie, und meistens kleisterte ich alles mit Klebstoff voll. Wenn dann nichts mehr zu retten war, ging ich mir einfach einen neuen Bausatz holen und versuchte es von vorn.

Als ich älter wurde, ging ich zu elektrischen Autorennbahnen über, die in den 1960ern sehr beliebt waren. Es gab sogar kommerzielle Rennbahnen, wo man hingehen und Rennen fahren konnte. Ich fuhr mit meinem eigenen Batmobil hin, das auf dem Entwurf von George Barris aus der «Batman»-Fernsehserie mit Adam West beruhte. Mein Traumauto, das ich mir allerdings nicht leisten konnte, war der klassische Aston Martin, den James Bond erstmals 1964 in dem Film «Goldfinger» fuhr, komplett mit Schleudersitz und rotierenden Nummernschildern.

Wie sagt man so schön? Der einzige Unterschied zwischen Männern und Jungs ist der Preis ihrer Spielzeuge.

Als ich endlich Auto fahren durfte, war mein erster Wagen ein 1960er Ford Starliner. Er gehörte meiner Mutter, und sie wollte ihn nicht mehr fahren. Ich glaube, das hing damit zusammen, dass sie darin eine Schlange entdeckt hatte.

Eine von meinen.

Als Kind war ich nämlich nicht nur versessen auf Autos, sondern auch auf Reptilien. Ich überlegte sogar, Herpetologe zu werden. Diese Berufsbezeichnung kommt von dem griechischen Wort herpein, das so viel bedeutet wie «Nerd». (In Wirklichkeit stammt es von dem griechischen Wort für «kriechen». Kommt wohl auf dasselbe raus.)

Eines Tages fuhr Mom mich zur Zoohandlung, wo ich mir wieder einmal eine Schlange für meine stetig wachsende Sammlung holte. Wir steckten sie in ein Terrarium im Kofferraum. Als wir zu Hause ankamen, war die Schlange aus dem Terrarium verschwunden. Ich konnte sie nirgends finden, und Mom schwor, diesen Ford Starliner nie wieder zu fahren. Doch als sie ein paar Tage später etwas zu erledigen hatte, was sich nicht länger aufschieben ließ, setzte sie sich trotz aller Beklommenheit hinters Steuer und fuhr los.

An der ersten Ampel spürte sie, wie sich etwas Kaltes, Glattes an ihrem Fußknöchel rieb. Mom sprang aus dem Wagen und schrie: «Da ist eine Schlange in meinem Auto!»

Zufällig war ein Polizist in der Nähe und eilte sogleich herbei. Doch statt meiner verschollenen Schlange fand er im Auto nur einen Schlauch, der sich unter dem Armaturenbrett gelöst und Moms Bein gestreift hatte. Kurz und gut, das Auto bekam ich. Und ich fuhr es buchstäblich in Grund und Boden und ließ es schließlich auf einem brachliegenden Acker in Santa Ana stehen.

Später fuhr ich einen verbeulten Corvair, genau das Modell, das der Verbraucherschützer Ralph Nader bekannt machte, weil er es eine Todesfalle auf Rädern nannte. Er wäre vor meinem Auto schreiend davongelaufen. Seine Scheinwerfer hatten sich bei einem meiner Unfälle so verschoben, dass es aussah, als würde es schielen.

Mein erster Oldtimer war eine kupferfarbene 1957er Corvette mit einer cremefarbenen Seitenverzierung und cremefarbenen Sitzen. Sie war ein Kunstwerk auf Rädern, aber mechanisch ein Albtraum, sodass ich sie schließlich mit einem Seufzer der Erleichterung wieder loswurde.

Als Nächstes kam ein 1957er Bel Air Cabrio in tropischem Türkis und mit goldenen Speichenrädern. Ein wahres Schmuckstück, aber niemand wollte bei mir mitfahren. Die Gründe fasste meine Frau Cathe zusammen. Sie sagte, es käme ihr vor, als führen wir in einem Festumzug mit, wann immer wir in der Stadt unterwegs waren.

Ich bin seit langem mit dem Mechaniker Don Oakes befreundet, der eine beachtliche Oldtimer-Sammlung besitzt. Als mein Sohn Jonathan heiratete, bot Don ihm an, sich irgendein Auto daraus für die Hochzeitsfotos auszusuchen. Ich empfahl ihm Dons perfekt restaurierten Woodie, aber Jonathan entschied sich stattdessen für einen 1967er Bullitt Mustang, der schon seit vielen Jahren zu Dons Sammlung gehörte und besser aussah als je zuvor.

Eine sehr gute Wahl. Als Jonathan und seine bezaubernde Braut Brittni in diesen Wagen stiegen, war es ein umwerfender Anblick. (Obwohl ich zugeben muss, dass der Bullitt auch ohne die beiden schon atemberaubend aussah.)

Jeder Autoliebhaber kennt den Bullitt, der in dem gleichnamigen Steve-McQueen-Film vorkam. Als «Bullitt» 1968 auf die Leinwand kam, klappte den Kinobesuchern angesichts der vierzehnminütigen Verfolgungsjagd durch die Achterbahnstraßen von San Francisco der Unterkiefer herunter. Beinahe ein halbes Jahrhundert später gilt sie bei vielen Filmhistorikern immer noch als die großartigste Verfolgungsjagd im Film aller Zeiten.

Als der Film herauskam, war ich sechzehn und düste mit jenem ramponierten 200-Dollar-Corvair durch die Gegend. Doch nachdem ich den Film gesehen hatte, verwandelte ich mich jedes Mal, wenn ich mich hinters Steuer setzte – auch wenn es nur der Corvair war –, in Lieutenant Frank Bullitt, der auf der Jagd nach den Schurken durch die Straßen von San Francisco preschte.

Aber um die Wahrheit zu sagen, ich wollte das Original haben. Zum Henker mit dem blöden Corvair. Ich wollte Dons Bullitt. Aber er wollte von einem Verkauf nichts wissen. Irgendwann spürte ich in San Francisco einen auf, aber der war zu teuer.

Zwei Jahre lang suchte ich weiter, und schließlich fand ich einen in Houston, wo ich, wie es die Vorsehung wollte, gerade aufgrund eines Vortrags weilte. Billig war er nicht, aber ich konnte nicht widerstehen und kaufte mir den Wagen.

Verständlicherweise war Cathe nicht so begeistert von meiner extravaganten Neuanschaffung wie ich. Seit unserer Hochzeit hatten wir uns finanziell gerade so über Wasser gehalten. Cathes Vater war ein erfolgreicher Manager in der Ölbranche, und er hatte von Anfang an große Bedenken gehabt, ob ich ihr denn den Lebensstil würde bieten können, den sie gewohnt war – Hauspersonal, Weltreisen, schöne Häuser. Er hatte seine erheblichen Zweifel im Hinblick auf diesen jungen Hippie-Prediger, mit dem seine Tochter sich eingelassen hatte. Sicherlich rührte seine Skepsis zum Teil auch daher, dass ich in Sachen Ehe kein gutes Vorbild hatte, da meine Mutter sieben Mal verheiratet gewesen war.

Cathe.

Wir hatten uns in der Gemeinde kennengelernt. Einen starken Willen hatten wir beide, aber ansonsten hätten wir nicht unterschiedlicher sein können.

Sie mag britische Fernsehserien; ich mag Ballerfilme.

Sie ist ordentlich; ich bin ein Chaot.

Sie verspätet sich gerne mal; ich versuche, immer pünktlich zu sein.

Sie ist praktisch veranlagt; ich bin ein Träumer.

Vor unserer Hochzeit sind wir ein paar Mal heftig aneinandergeraten, haben uns getrennt und geschworen, uns nie wiederzusehen. Das passierte drei Mal in drei Jahren – ein jährliches Ereignis wie Weihnachten, nur nicht so festlich. Nach unserem letzten großen Streit fanden wir beide wieder zusammen und beschlossen, aneinander festzuhalten.

Das Urteil, ob ich das Zeug zu einem guten Ehemann hatte oder nicht, stand allerdings noch aus. Mein Glaube an Gott war so ziemlich das Einzige, was ich damals hatte. Auf jeden Fall war er das, was mir am wichtigsten war und worauf ich die meiste Aufmerksamkeit verwendete. Meine Klamotten waren so uralt, dass sie inzwischen schon mehrmals in Mode und aus der Mode gekommen waren.

Ich leitete einen kleinen Bibelkreis in einer Gemeinde in Riverside, Kalifornien, und war selbst erst seit drei Jahren gläubig, sodass ich mich nicht gerade qualifiziert fühlte, Pastor zu werden. Trotzdem wusste ich den regelmäßigen Gehaltsscheck zu schätzen, auch wenn es nur 100 Dollar in der Woche waren.

Um also die Bedenken ihres besorgten Vaters zu zerstreuen, nachdem wir unsere Heiratsabsichten verkündet hatten, schrieb sie ihm einen Brief, indem sie meine aus ihrer Sicht gewinnendsten Eigenschaften auflistete.

Nach ein, zwei Tagen unbehaglicher Funkstille sagte Cathes Mutter zu ihr: «Schatz, dein Dad hat deinen Brief bekommen. Er war wunderbar. Ihr habt unseren Segen für eure Hochzeit.»

Am 2. Februar 1974 gaben wir uns das Eheversprechen vor den Augen von fünfhundert Freunden. Die meisten davon waren Hippies wie ich (obwohl ein paar sogar Schuhe anhatten), die ebenfalls ihr Leben dem Herrn anvertraut hatten. Es sah aus wie in Woodstock West.

Chuck Smith traute uns. Chuck war der legendäre Pastor der Calvary Chapel in Costa Mesa und außerdem ein Mentor und eine Vaterfigur. Doch auch Pastoren, die schon Hunderte von Trauungen gehalten haben, können Nerven zeigen und Anfängerfehler machen, und als der Zeitpunkt kam, zu verkünden, dass die Sache eingetütet war, rief er laut: «Und damit erkläre ich Greg und Laurie zu Mann und Frau!»

Sogar mein frisch gebackener Schwiegervater musste lachen. Auch mich packte die Heiterkeit so sehr, dass ich mich irgendwie in Cathes Schleier verhedderte und ihn beinahe abgerissen hätte.

Vier Jahrzehnte, zwei Kinder und fünf Enkelkinder später ist unsere Beziehung immer noch ein Abenteuer, bei dem uns nur unsere beharrliche gegenseitige Liebe und Achtung die Richtung zeigt.

Aber ich gebe jederzeit zu, dass meine spontanen Entschlüsse Cathe manchmal ernsthaft ins Zweifeln gebracht haben. Der Ford Bullitt war nur ein Beispiel von vielen.

Heute jedoch kommt es mir so vor, als ob es so hat sein sollen.

Nein, ich will jetzt nicht einen Autokauf als etwas Geistliches hinstellen. So ist es nicht. Aber dieses Auto war das erste Teilchen des Puzzles, aus dem schließlich dieses Buch und ein Dokumentarfilm über den großen Schauspieler Steve McQueen und den, so glaube ich, wichtigsten Moment in seinem Leben geworden ist.

Steve McQueen – Aushängeschild für eine vergangene Macho-Ära, in der Männer sich nicht beklagten und nichts erklärten. Eine Zeit, in der eine Ehefrau ihren Mann an der Tür mit einem Kuss und einem Martini begrüßte, in der ein rauer Bursche durch den Rauch einer filterlosen Zigarette, die in seinem Mundwinkel steckte, in die Welt hinausblinzelte.

Jetzt gehen Sie mir nicht gleich an den Hals – ich sage ja nicht, dass wir die Uhr zu jener Zeit zurückdrehen sollten. Trotz gewisser Einbußen an Moral und Vernunft in unserer Kultur haben wir in einigen offensichtlichen Bereichen im Lauf der Jahre doch eine sehr positive Wegstrecke zurückgelegt.

Doch vor einem halben Jahrhundert machte niemand einen stärkeren Eindruck auf junge Männer oder verkörperte deutlicher die Vorstellung davon, was einen echten Mann ausmacht, als McQueen. Ich gehörte mit Leib und Seele zu diesem Klub. Er war aus meinen Kinder- und Jugendjahren nicht wegzudenken.

Zum ersten Mal aufmerksam auf ihn wurde ich Ende der 1950er, als er einer der aufstrebenden Fernsehstars der CBS-Serie Josh (auch: Der Kopfgeldjäger) war. Gemeinsam mit Millionen anderen blieb ich an Sonntagabenden lange auf, eingezwängt zwischen meinen Großeltern auf dem Sofa, und schaute McQueen dabei zu, wie er als Kopfgeldjäger Josh Randall ein paar üble hombres aus dem Wilden Westen zur Schnecke machte.

Von den üblichen Cowboygeschichten unterschied sich diese Serie insofern, als sie McQueens Figur zu einem harten Hund machte. Sicher, er hatte seine Tugenden und lebte nach einem ebenso aufrechten und makellosen Kodex wie Marshall Dillon, aber im Gegensatz zu dem Helden von Dodge City war der alte Josh alles andere als ein Pfadfinder. Er trug keinen Sheriffstern und hielt sich an seine eigenen Regeln, sodass die Gesetzeshüter ihn fast ebenso sehr verabscheuten wie die Verbrecher, die Josh für Geld zur Strecke brachte.

Als Fünf- oder Sechsjähriger merkte ich natürlich nichts von der Gratwanderung, die seine Figur vollzog. Ich schlug mich einfach instinktiv auf die Seite dieses Kerls.

Binnen weniger Jahre nahm McQueen noch mehr Raum auf der Leinwand und in meinem Leben ein, als er erfolgreich den Sprung zu großen Kinofilmen schaffte, zuerst mit «Wenn das Blut kocht» (1959). Ein Jahr später folgte «Die glorreichen Sieben», in dem seine Darstellung eines der Revolverhelden, die angeheuert werden, um ein belagertes mexikanisches Dorf zu beschützen, McQueen zu einem aufsteigenden Hollywoodstar machte.

1963 ließ der Film «Gesprengte Ketten» ihn zu einem Sternbild für sich werden.

In der Rolle des Virgil Hilts interpretierte McQueen eine der großartigsten Leinwandgestalten der Filmgeschichte, indem er den Typus des starken, schweigsamen Märtyrers überwand. Oberflächlich betrachtet, kümmerte er sich nur um sich selbst.

Doch McQueens Darstellung war von einer unausgesprochenen Barmherzigkeit durchdrungen, die lauter sprach als alle Worte. Die ikonenhafte Figur, die er in dieser Rolle schuf, wurde schon endlos analysiert und dekonstruiert, aber wie es bei McQueen oft der Fall ist, läuft es letzten Endes auf den alten Spruch hinaus: «What you see is what you get.» Diese Figur, dieser Blick, der Baseball und der Handschuh, das Motorrad und der Sprung über den Stacheldraht sprechen auch heute noch die Leute an, auch wenn sie «Gesprengte Ketten» schon so oft gesehen haben wie ich.

Fünf Jahre später kam der McQueen-Film schlechthin: «Bullitt». Eines der großen Schlagworte der 1960er war «Trau keinem über dreißig». Allerdings gab es eine Ausnahme von dieser Regel – Steve McQueen, der schon stramm auf die Vierzig zuging. Wir mochten ihn und vertrauten ihm, denn, wie er selbst einmal sagte: «Ich bin halb Farmer und halb einer von der Straße. Ich kann beides betrachten, weil ich auf einer Farm und auf der Straße aufgewachsen bin.»

Das «Wassermannzeitalter» war zweifellos eine durchgeknallte Zeit, in der langhaarige Leute in Schlaghosen sich mit freier Liebe, Blumen, Protestschildern und ihrer Vorliebe für alles Psychedelische hervortaten.

Es war aber auch eine Zeit riesiger politischer Unruhen und Umwälzungen, geprägt von den Morden an Martin Luther King jr. und Robert Kennedy, dem Tränengaseinsatz beim Kongress der Demokratischen Partei in Chicago 1968 und dem Aufkommen von Gruppen wie den «Black Panthers», den «Students for a Democratic Society» (SDS) und der Untergrundorganisation der «Weathermen». Und über alledem hing das grausige Gespenst des Vietnamkrieges, das Tausende von Studenten auf die Straßen trieb, um gegen ihre eigene Regierung zu demonstrieren.

Mir erging es wie vielen anderen jungen Leuten jener Zeit; mein Glaube an unsere Führung und unsere Institutionen war erschüttert. Niemand schien sich selbst oder die Ereignisse unter Kontrolle zu haben. Also gefiel mir das, was ich auf der Kinoleinwand sah, besser als das, was in den Fernsehnachrichten zu sehen war, besonders wenn Steve McQueen, der große Antiheld der Ära, dort oben die Dinge auf seine Art regelte, sich erstarrten Autoritäten widersetzte, seinem eigenen Gerechtigkeitssinn folgte und dabei auch noch so unglaublich hip wirkte.

Auch nachdem Gott 1970 zum Mittelpunkt meines Lebens wurde, fuhr ich immer noch auf Steve McQueen ab. Cathe wusste das und fand sich damit ab, wofür ich ihr gar nicht genug danken kann. Doch nun – Jahrzehnte später – sollte meine erneute Fixierung auf einen meiner Lieblingsschauspieler, angefacht durch die Entdeckung, dass auch er Christus als seinen Retter angenommen hatte, ihre Toleranz und ihr Verständnis erst richtig auf die Probe stellen.

Ich wollte herausfinden, wie ausgerechnet Steve McQueen zum Herrn gefunden hatte. Und es juckte mich, in meinem Bullitt quer durchs Land zu fahren, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Damit würde ich allerdings meine Frau und andere, die von mir abhängig waren, ziemlich in die Bredouille bringen. Ich leite ein Missionswerk, das drei Gemeinden mit etlichen Zweigstellen, Reisedienste, Fernsehen, Radio und Podcasts und über fünfzig verschiedene Arbeitszweige umfasst. Wenn ich mich jetzt einfach so kreuz und quer im Land herumtrieb, würden unsere großartigen Mitarbeiter die ganze Sache am Laufen halten müssen. Das können sie, keine Frage, aber es wäre schon eine Belastung für sie, wenn ich mich aus dem Staub machte, um einer persönlichen fixen Idee nachzugehen, die sogar mir selbst ein wenig abenteuerlich, schrullig und abgedreht vorkommt.

Ich hätte es verstanden, wenn Cathe, als ich endlich den Mut fasste, ihr zu sagen, was ich vorhatte, nur die Augen verdreht und mir behutsam (oder auch nicht so behutsam) zu verstehen gegeben hätte, ich solle gefälligst auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Doch sie nickte nur lächelnd. Aus ihrem Gesicht leuchteten Liebe und Verständnis, und dafür liebte ich sie mehr als je.

Wenn wir Männer älter werden, zapft uns die Natur erbarmungslos nach und nach das Testosteron ab. Für uns ist der Gedanke wichtig, dass wir immer noch dieselben Dinge tun können wie in unseren Teenagerjahren und frühen Zwanzigern, auch wenn wir genau wissen, wie verrückt das ist. Lächerlich, klar, aber weit verbreitet. Wir werden alle älter, ein bisschen weicher um die Mitte, und ob wir wollen oder nicht, wir bekommen es mit unseren Gefühlen zu tun. Alles Zutaten für eine nette kleine Neurose. Doch um diesen Prozess umzukehren, zumindest in unseren Köpfen, brauchen wir uns nur mit ein paar anderen Männern zusammenzutun, um ein Fußballspiel oder einen Boxkampf anzusehen, einem Auto unter die Motorhaube zu schauen oder … uns einen Steve-McQueen-Film zu gönnen.

Aber es war schon Ende Oktober, als dieses Jucken auf meiner nicht mehr ganz jungen Haut anfing. Keine Zeit mehr, um zu analysieren, wie oder warum es mich gepackt hatte. Ich wusste nur, dass es für diesen alten Hund hier Zeit wurde, sich auf den Weg zu machen und den Mond anzubellen.

Steigen Sie ein – ich freue mich, wenn Sie mitfahren.

2

Die Witwe und der Prediger

Angefangen hat dieses ganze verrückte Abenteuer wohl, als ich es mir eines seltenen faulen Samstagnachmittags gemütlich machte und den Fernseher einschaltete.

Seit Monaten war ich wie üblich am Rotieren gewesen und hatte wie ein Jongleur versucht, zu viele Dinge gleichzeitig zu tun. Jetzt hatte ich an einem kühlen Herbstnachmittag endlich wieder einmal ein bisschen Zeit für mich und beschloss, sie mit einer Schüssel Popcorn und der Fernbedienung auf einem der abgesessenen Ledersessel in unserem Wohnzimmer zu verbringen. Es liefen lauter Sportsendungen, aber ich zappte mich durch die Kanäle auf der Suche nach irgendetwas Passenderem zu dem Nickerchen, das ich nahen spürte.

Wunderbar … was könnte besser als Vehikel für eine schöne, weiche Landung taugen als ein langweiliger Dokumentarfilm?

Nur handelte dieser hier nicht vom Paarungsverhalten des Dreifinger-Faultiers, sodass ich doch nicht zu meinem Schläfchen kam. In dem Dokumentarfilm ging es um Steve McQueen, und schon beim Vorspann hatte es mich gepackt. Der Film erfüllte recht ordentlich seine Aufgabe, McQueens Lebenslauf nachzuzeichnen – seine kärglichen Anfänge, seinen kometenhaften Aufstieg zum Filmstar und dann sein tragisches Ende, als ihn schon mit fünfzig Jahren der Krebs dahinraffte.

Aber da fehlte etwas. Anfang 1980 hatte ich die überraschende Neuigkeit gehört, der King of Cool habe sein Leben Gott anvertraut. Aber davon war in diesem Dokumentarfilm mit keinem Wort die Rede. Nicht einmal andeutungsweise. Das schien mir doch eine ziemlich auffällige Aussparung zu sein. Wie konnte man in der Lebensgeschichte eines Menschen ein so umwälzendes Ereignis einfach weglassen?

McQueens erstaunliche Bekehrung, so die Berichte, ereignete sich kurz vor dem Erscheinen seines letzten Westernfilms «Ich, Tom Horn». Das war es überhaupt, was mich ins Kino lockte, um ihn mir anzuschauen, neben der guten alten Neugier.

Sein letzter großer Erfolg «Flammendes Inferno» war im Dezember 1974 ins Kino gekommen und hatte alle Kassenrekorde gebrochen. Damals war er von der eingespielten Summe her der erfolgreichste Film aller Zeiten. Danach jedoch beschloss McQueen, vorläufig keine Filme mehr zu machen, abgesehen von einer rätselhaften Adaption eines wenig bekannten Stücks von Henrik Ibsen, «Ein Feind des Volkes». Mit langem Haar, buschigem Bart und Nickelbrille war McQueen darin kaum zu erkennen. Noch schlimmer war, dass es in «Ein Feind des Volkes» keine Autoverfolgungsjagden gab, keine Schießereien, nichts, woran McQueens Fans ihre Freude gehabt hätten.

Wie nicht anders zu erwarten, konnten die Studiobosse nichts damit anfangen, und die Kritiker, die ihn vorab zu sehen bekamen, waren so entsetzt, dass der Film 1978 in den Archiven verschwand, ohne je veröffentlicht zu werden.

Danach war McQueen beinahe fünf Jahre lang nicht mehr auf der Kinoleinwand zu sehen – nach Hollywood-Maßstäben eine Ewigkeit und ein Todesurteil für seine Karriere.