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Wird der Fußball auf nassem Rasen schneller? Sehen Alkoholiker weiße Mäuse? Sterben die Blondinen aus? Können Pferde kotzen? Der Strom der Fragen reißt nicht ab, mit denen die Leser der «Zeit»-Kolumne «Stimmt's?» den Autor Christoph Drösser löchern. Und Woche für Woche findet er eine Antwort. Im vierten «Stimmt's?»-Band sind 100 weitere dieser Fragen gesammelt. Für die Bücher erweitert Christoph Drösser seine Kolumnen um interessante Tatsachen, die er bei der Recherche gefunden hat oder die ihm Leser nach dem Erscheinen in der Zeitung zugeschickt haben.
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2009
Christoph Drösser
Stimmt’s?
Moderne Legenden im Test – Folge 4
Mit Illustrationen von Rattelschneck
Vorwort
Gefoulte Spieler verschießen öfter den Elfer
Astronauten platzen im Vakuum des Weltalls
Das Grundgesetz ohne Bayerns Zustimmung
Mehr Stromverbrauch in leeren Kühltruhen
Die Hälfte der Menschheit hat noch nie telefoniert
Sonnenblumen drehen sich zur Sonne hin
Viagra für die Pracht von Schnittblumen
Brotschimmel ist krebserregend, Käseschimmel nicht
Selbstmord besonders häufig bei Japans Schülern
Im Mittelalter galt die Erde als Scheibe
Verlust von Vitaminen in der Mikrowelle
Die richtige Seite der Alufolie fürs Grillen
Schusswaffen im Schrank der wehrhaften Eidgenossen
Mohn macht dumm
Spott über die «Missionarsstellung» in der Südsee
Brauner Zucker ist gesünder als weißer
Krebserregende Stoffe aus zerkratzten Teflonpfannen
Negative Energiebilanz von Solarzellen
Kiffen mit getrockneten Bananenschalen
Gemeinsam wohnen, gemeinsam menstruieren
Pferde können nicht kotzen
Frauen verderben während ihrer Tage Lebensmittel
Schwacher Schließmuskel hindert Kühe am Schwimmen
BH-Verzicht leiert Brüste aus
Europa als blauer Ring auf der Olympiaflagge
Viele Ehescheidungen im «verflixten» siebten Jahr
Labors lassen frei laufende Katzen und Hunde einfangen
Der Wind trägt Geräusche weiter
Zucker im Tank ruiniert den Motor
In Irland gibt es keine Schlangen
Ratten kommen durch die Toilette
Schwarzweiß oder in Farbe träumen
Sokrates über Alt und Jung
Frauen sind weniger schmerzempfindlich als Männer
Nase und Ohren wachsen im Alter weiter
Lippen-Fettstifte können süchtig machen
Alkoholiker im Delirium sehen weiße Mäuse
Man kann sterben, wenn man zu viel Wasser trinkt
Sekundenkleber zum Verschließen von Wunden
Schärfer sehen mit Karotten
Sterben an einem Esslöffel Salz
Äpfel und Orangen verderben zusammen schneller
Nägel im Apfel gegen Eisenmangel
Die Williamsbirne wächst in der Schnapsflasche
Red Bull enthält Urin von Stieren
Treibsand kann Menschen und Kamele verschlingen
Immer noch Ablass für die Katholiken
Ein Kernkraftwerk für Geräte im Stand-by-Betrieb
Die «Motorbremse» ist ein Spritfresser
Silbergeschirr hat antibakterielle Wirkung
Papier lässt sich höchstens siebenmal in der Mitte falten
«Religion als Opium des Volkes» stammt von Karl Marx
Angebrochene Sonnencremes bieten nur ein Jahr Schutz
Die Sommerzeit spart Energie
Waldbrände durch Flaschen oder Glasscherben
Das Quaken einer Ente erzeugt kein Echo
Jedes Land berechnet den Meeresspiegel anders
Pyramidenbau ohne Räder zum Transport
Im Moment des Todes verliert der Mensch 21 Gramm
Fastenkuren entschlacken den Körper
Chinas Ärzte verdienten nur am gesunden Patienten
Halogen-Glühlampen nie mit den Fingern berühren
Schlagartige Dunkelheit in Äquatornähe
Verschluckte Haare können im Magen Knäuel bilden
Bei hohen Temperaturen besser warme Getränke
Frösche lebendig kochen
Alle Goldhamster stammen aus Syrien
Kartoffelkäfer als Biowaffe
Man weiß nicht, wie Katzen schnurren
In der New Yorker Kanalisation leben Alligatoren
Das Wort «Handy» ist eine deutsche Erfindung
Blondinen sind vom Aussterben bedroht
Beethovens 9. bestimmt Spieldauer der Audio-CD
Chimborazo am höchsten über Erdmittelpunkt
1-Dollar-Schein zeigt das Zeichen der Illuminaten
Frauen frieren schneller als Männer
Briefmarken sind ungültig, wenn ein Zacken fehlt
Ablecken von Joghurtdeckeln fördert Alzheimer
Ein Huhn legt jeden Tag ein Ei
Männer haben Brustwarzen vom Stillen in der Urzeit
Flugzeuge lassen beim Landeanflug Kerosin ab
Joggen baut mehr Fett ab als schnelles Laufen
Kaffee entzieht dem Körper Flüssigkeit
Lakritz kann impotent machen
Im Tierreich gibt es Rechts- und Links«füßer»
Früher wurde Kaffee auch aus der Untertasse getrunken
Die Nazis pflanzten Wälder in Hakenkreuzform
Das Leben im Zeitraffer unmittelbar vor dem Tod
Zu nah vor dem Fernseher ist schlecht für die Augen
Das Know-how der Mondlandung ist verloren gegangen
Bremsweg von über 50 Kilometern bei Supertankern
Schwimmen im See bei Gewitter ist gefährlich
Nackt im Schlafsack friert man weniger
Das Vernichten von Geldscheinen ist strafbar
Kolumbus glaubte immer, Indien entdeckt zu haben
Gicht oder Rheuma durch «Knackenlassen» der Gelenke
17 Muskeln für ein Lächeln, 43 für ein ernstes Gesicht
Der meiste Tomatensaft wird im Flugzeug verzehrt
In Hamburg gibt es mehr Regentage als in München
«Känguru» bedeutet «Wie bitte?»
Auf nassem Rasen wird der Fußball schneller
Register
Wussten Sie schon, dass das Quaken einer Ente kein Echo erzeugt und keiner weiß, warum? Dass Kühe nicht schwimmen können, weil ihr Schließmuskel zu schwach ist und sie deshalb voll Wasser laufen? Dass Truthähne so blöd sind, dass sie bei Regen stur mit offenem Schnabel nach oben schauen, bis sie ertrinken? Und keiner weiß, warum?
Seit ich vor ein paar Jahren mein erstes «Stimmt’s»-Buch veröffentlicht habe, sind im Internet Seiten mit Titeln wie Useless Facts oder Wussten Sie schon? zu Hunderten aus dem Boden geschossen. Die immer gleichen erstaunlichen angeblichen Tatsachen, hundert- und tausendfach kopiert, von einer Homepage auf die nächste. Aber auch im Fernsehen gibt es immer mehr Sendungen, die sich mit solchen «Facts» beschäftigen. Ich merke das, wenn plötzlich mehrere Leser nach dem Schließmuskel der Kühe fragen (siehe Seite 42).
Das Internet ist also eine große Lügenverbreitungsmaschine. Und es ist gleichzeitig eine große Wahrheitsfindungsmaschine. Wenn ich nach Antworten auf «Stimmt’s?»-Fragen suche, ist das Netz stets der erste Anlaufpunkt. Das Fatale dabei: Fragt man das Internet nach einer Legende, schallt sie einem als Echo (wenn auch nicht als Entenecho) tausendfach zurück. Die Frage ist dann immer: Bin ich jetzt in der Lügenverbreitungsabteilung oder in der Wahrheitsfindungsetage gelandet? Und das Erstaunliche ist: Man weiß es eigentlich immer sofort. Die Unsinn verbreitenden Seiten erkennt man nicht nur an den vielen Smileys. Man erkennt sie am Layout, an der Sprache, an der Adresse. Natürlich ist diese erste Einschätzung nicht unfehlbar. Aber für eine grobes Vertrauenswürdigkeits-Ranking reicht sie aus.
Früher haben die Leute alles geglaubt, was schwarz auf weiß gedruckt war. Das war damals schon falsch, aber der limitierte Zugang zu den Druckerpressen sorgte dafür, dass die Unwahrheiten zumindest meist mit Absicht verbreitet wurden. Heute blubbert jeder alles ungeprüft nach, und die ganze Welt kann es dann online lesen. Deshalb müssen wir heute noch mehr als früher lernen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Also Informationen nicht nur zu finden (Googeln lernen Sechsjährige schnell), sondern auch, sie zu bewerten. Meine Erfahrungen mit Entenechos und Kuhschließmuskeln sagen mir: Das geht. Man entlarvt die absichtsvollen und absichtslosen Lügner, die Demagogen und Nachplapperer mit etwas Übung sehr schnell.
Und irgendwie setzt sich die Wahrheit ja doch durch: Wenn man die Stichworte «Ente» und «Echo» bei Google eingibt, erhält man als ersten Treffer (zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Buches) meine einschlägige «Stimmt’s»-Folge aus der Zeit, in der ich von dem englischen Forscher Trevor Cox erzähle, der tatsächlich das Entenquaken auf seine Echofähigkeit untersucht hat (siehe Seite 90). Durch Leute wie Cox schreitet die Menschheit voran, und ich trage gerne zur Verbreitung der Nachricht bei.
Hamburg, im Sommer 2005
Christoph Drösser
Stimmt. Diese alte Fußballerregel hatte wohl auch der Stuttgarter Stürmer Kevin Kuranyi im Kopf, als er am 8.März 2003 seinem Kollegen Aliaksandr Hleb den Ball wegnahm. Hleb war gerade gefoult worden und wollte den Strafstoß selbst verwandeln. Kuranyi schoss – geradewegs in die Arme des Hamburger Torhüters Martin Pieckenhagen. Das Spiel endete 1:1, und Kuranyi musste sich vorwerfen lassen, den Sieg verspielt zu haben.
Hatte er denn wenigstens die Statistik auf seiner Seite? Immerhin galt auch unter der Bundestrainerschaft von Berti Vogts immer die eiserne Regel, dass der Gefoulte den Elfmeter nicht selbst schießen durfte. Tatsächlich bestätigen die Zahlen der Firma IMP, die für die großen Fernsehsender die Bundesliga-Datenbank betreibt, die Regel – auch wenn der Unterschied nicht groß ist: Zwischen 1993 und 2003 hat in der ersten deutschen Liga 80-mal der Gefoulte selbst geschossen, 57 dieser Elfer wurden verwandelt. Das sind 71,3Prozent. Von den übrigen Strafstößen wurden in diesem Zeitraum 75,3Prozent verwandelt, 4Prozentpunkte mehr. Der Rat, den erregten oder gar angeschlagenen Leidtragenden nicht schießen zu lassen, hat also etwas für sich.
Allerdings muss man bei dieser Rechnung bedenken, dass die 71,3Prozent auf einer kleinen Stichprobe beruhen. Drei erfolgreiche gefoulte Schützen mehr, und die Trefferrate betrüge bereits 75Prozent. Kann also gut sein, dass sich das «Stimmt» in der Zukunft in ein «Stimmt nicht» verwandelt. Und das Beispiel von Kuranyi zeigt, dass Wahrscheinlichkeit überhaupt nichts mit Sicherheit zu tun hat.
Stimmt nicht. Auch wenn der Aufenthalt im Vakuum alles andere als angenehm ist – zerplatzen würde man nicht. Da ist die Darstellung in Stanley Kubricks Film 2001: Odyssee im Weltraum schon realistischer (der Meister hat sich überhaupt genauer an die Gesetze der Physik gehalten als die meisten Science-Fiction-Filmer). Dort überlebt ein Astronaut einen unfreiwilligen Weltraumspaziergang.
Nach der übereinstimmenden Darstellung von Weltraumexperten würde sich die Sache etwa so abspielen: Wenn der plötzliche Druckabfall, der mit dem zu schnellen Aufstieg eines Tauchers vergleichbar ist, keinen Schaden anrichtet, wird der Astronaut nach etwa zehn Sekunden aufgrund des Sauerstoffmangels das Bewusstsein verlieren (ein Tipp, falls sie je in die Situation kommen: nicht die Luft anhalten, damit der Überdruck aus der Lunge entweichen kann!). Solange das Herz schlägt, wird der Blutdruck einigermaßen aufrechterhalten. Das verhindert auch, dass das Blut zu kochen beginnt, was manchmal fälschlich behauptet wird. Allenfalls auf der Zunge könnte es durch kochenden Speichel etwas kribbeln.
Wenn der Mensch innerhalb einer Minute wieder in eine lebensfreundlichere Umgebung zurückgebracht wird, so besteht eine gute Chance, dass er den Unfall ohne bleibende Schäden überlebt – es hat schon entsprechende Notfälle beim Test von Raumanzügen gegeben. Dauert der Aufenthalt im Vakuum zu lange, so stirbt der Astronaut an Ersticken oder Herzstillstand. Dieses Schicksal erlitt die Besatzung der sowjetischen Raumkapsel Sojus 11, als in ihrem Raumschiff aufgrund eines defekten Ventils ein totaler Druckverlust eintrat.
Ein toter menschlicher Körper, der längere Zeit durchs Weltall triebe, würde auf die Dauer zu einer gefriergetrockneten Mumie. Und die Haut wäre durch die starke UV-Strahlung ziemlich verbrannt.
Stimmt. Es war eine lange und tumultartige Sitzung, die der Bayerische Landtag am 19. und 20.Mai 1949 absolvierte. 15Stunden lang wurde heiß debattiert, und dann folgte die Abstimmung: 63Abgeordnete stimmten für das Grundgesetz, 101 dagegen. Damit lehnte die CSU-Mehrheit des Landesparlaments die Verfassung der Bundesrepublik ab. Begründet wurde die Ablehnung damit, dass der Bund zu viel Macht gegenüber den Ländern besäße. Bayern hätte zum Beispiel gern Bundestag und Bundesrat als gleichberechtigte gesetzgebende Organe gesehen. Und man bemängelte eine ungenügende christliche Fundierung des neuen Staates. Der CSU-Abgeordnete Meixner sagte in der Debatte, die Verfassung sei «letztlich ein Werk des säkularisierten Geistes unseres Jahrhunderts». Das Protokoll verzeichnet an dieser Stelle «tumulthafte Zurufe» vonseiten der SPD-Fraktion, die laut ihrem Vorsitzenden Waldemar von Knoeringen «ja zu Bonn» sagte.
Allerdings war allen Abgeordneten klar, dass sie hier eigentlich eine Scheindebatte führten und ihr Votum wenig Folgen haben würde. Die notwendige Mehrheit von zwei Dritteln der Länder hatte dem Grundgesetz nämlich schon zugestimmt. Um deutlich zu machen, dass sich der Freistaat nicht etwa von der Bundesrepublik abspalten wollte, gab es eine zweite Abstimmung, in der der Landtag bekräftigte, dass die Verfassung auch für Bayern rechtsverbindlich sei. «Wenn die deutsche Bundesrepublik aufgrund der vorgeschriebenen Genehmigungen und Abstimmungen zustande kommt», sagte der Ministerpräsident Hans Ehard, «dann ist Bayern ein Teil dieses Bundesstaates, ob wir zum Grundgesetz ja oder nein sagen.»
Letztlich war die Abstimmung also das erste Beispiel für einen eher demonstrativen Eigensinn des Freistaats. Inzwischen lebt auch Bayern ganz gut mit dem Grundgesetz. Zugestimmt hat das Land allerdings tatsächlich nie – auch eine Petition an den Landtag, anlässlich des 50-jährigen Verfassungsjubiläums diese Zustimmung nachzuholen, verhallte 1999 ungehört.
Stimmt. Halten wir erst mal fest: Wir reden nicht vom Einfrieren – das verbraucht mit Abstand die meiste Energie. Wir stellen uns zwei Kühltruhen vor, die eine bis zum Rand mit Gefrorenem gefüllt, die andere leer. Es muss also nur die «einsickernde» Wärme wieder herausgeschafft werden. Welche Truhe verbraucht mehr?
Fall 1: Der Deckel bleibt stets geschlossen. Dann ist der Verbrauch im Wesentlichen der gleiche. Lothar Litz, Leiter der Transferstelle für Kältetechnik an der Universität Kaiserslautern, erklärt uns, dass für den Energieverbrauch nur drei Größen maßgeblich sind: die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen, die Oberfläche der Truhe und die Qualität der Isolation. «Unerheblich ist dabei, was sich in der Truhe befindet.»
Fall 2: Wir machen öfter mal den Deckel auf und werfen einen neugierigen Blick hinein. Dann kommt in die leere Kühltruhe viel mehr warme Umgebungsluft als in die volle, und die muss erst einmal heruntergekühlt werden. Zwar kostet das für 100Liter Luft nur so viel Energie wie für acht Kubikzentimeter Wasser, aber es macht etwas aus. Und weil warme Luft mehr Wasser fasst als kalte, schlägt sich in der leeren Truhe eher ein «Eispelz» nieder als in der vollen. Der beeinträchtigt den Wirkungsgrad des Kühlaggregats, die Truhe verbraucht mehr Strom. Zwei zugegeben kleine Quellen für einen erhöhten Verbrauch der leeren Kühltruhe gegenüber der vollen.
Was bei der Kühltruhe im Haushalt vielleicht nur eine Spitzfindigkeit ist, kommt bei den großen, teilweise offenen Supermarktgeräten tatsächlich zum Tragen. Dort schlägt sich der ständige Luftaustausch in einem messbar größeren Verbrauch der leeren Truhen nieder.
Stimmt nicht. UN-Generalsekretär Kofi Annan hat es gesagt, Südafrikas Präsident Thabo Mbeki geht ebenso mit der Zahl hausieren wie die ehemalige Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina und Bill Gates’ Frau Melinda. Sie alle wollen damit ausdrücken: Vergessen wir bei aller Internet- und Telekommunikations-Euphorie nicht die andere Hälfte der Menschheit!
Richtig wird die Angabe dadurch nicht – die Leute, die es wissen müssten, die Statistiker der Internationalen Telekommunikationsunion (ITU), sagen jedenfalls: «Wir haben keine Daten, die das untermauern.» Ende 2002 gab es auf der Welt etwa 1,1Milliarden Festnetz-Anschlüsse und 1,4Milliarden Handys – kaum vorstellbar, dass nicht mindestens jeder zweite der sechs Milliarden Menschen schon einmal den Hörer in der Hand gehabt hat.
Aber selbst wenn der zweifelhafte Satz richtig gewesen wäre, als er zum ersten Mal geäußert wurde, dann stimme er heute gewiss nicht mehr, argumentiert der amerikanische Telekom-Experte Clay Shirky. Er findet den Ursprung in einer Rede des MCI-Managers Greg LeVert im Jahr 1994.Seitdem ist einiges passiert: Von Ende 1994 bis Ende 2000 ist die Zahl der Festnetz-Anschlüsse weltweit um 50Prozent gewachsen, die Zahl der Mobiltelefone hat sich verzehnfacht. Und die Wachstumsraten sind tatsächlich da am größten, wo sie am nötigsten sind: im Sudan, in Albanien, Sri Lanka, Vietnam und Ghana.
Wenn wir also annehmen, dass 1994 wirklich nur die Hälfte der Menschheit schon einmal telefoniert hatte, dann, sagte Shirky 2002, «wäre der neue Wert etwa zwei Drittel – und er steigt weiter».
Stimmt. Die Frage wurde mir zuerst von Christoph Biemann gestellt, dem Christoph aus der Sendung mit der Maus. Auch nach meiner Antwort ließ ihn die Sache nicht ruhig, und er produzierte mit einer Zeitraffer-Kamera einen wunderschönen Film für die Kindersendung, in dem man deutlich sieht, wie die Blumen ihre Köpfe nach der Sonne ausrichten, ihr im Verlauf des Tages folgen und sich sogar nachts von Westen nach Osten zurückdrehen, um die Sonne am nächsten Morgen wieder an der richtigen Stelle begrüßen zu können.
Fragen wir zunächst einmal: Wie kann eine Sonnenblume überhaupt den Kopf drehen? Schließlich haben Pflanzen keine Muskeln. Der Blütenkorb kann seine Orientierung nur verändern, indem der Stängel, der ihn hält, auf der sonnenabgewandten Seite stärker wächst. Daraus folgt sogleich, dass das Ganze nur funktioniert, wenn die Pflanze wächst. Dann verfolgen die geschlossenen Blütenkörbe tatsächlich tagsüber den Lauf der Sonne und machen ihrem französischen Namen tournesol (italienisch: girasole) alle Ehre. Eine beeindruckende Fähigkeit der «dummen» Pflanzen, die da durch die Evolution entstanden ist.
Durch die kuriose Drehung gelingt es den Pflanzen, in der Wachstumsphase 10 bis 15