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Durch flirrende Wüstenmeere, die Zeit in den Sand sieben und Farben aus Feuer entfachen, führen die Gedichte Kerstin Lepperts. Wie Luftspiegelungen spielen sie mit Sinn, Hitze und Form, schwingen in sinnlicher Umarmung. Über den Nacken der Dünen streichen Worte und Bilder, taumeln über Schotterwege voll Sonnensplitter zum Meer und versammeln sich im stundenkokon, einem Ort am Rückgrat der Stille.
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Seitenzahl: 16
Kerstin Leppert
Lyrik
2. Auflage 2018
geh mit leichten ketten
deine fingerspitzen
lösen aufgaben des windes
ohne silben
zu trennen
folge den luft
spiegeln bis zur nachtgrenze
wo berge sich auflösen
als fliegende küsse wirbeln
zur sandmusik
heller tage
aus seide genäht
schweben deine flügel dich
weiter über wüsteneien
und rauchzeichen hinaus
binde deine blauen
träume los
mit beduinenaugen
tragen sie dich im bast
ihres fessel
ballons zum
leeren viertel
licht entflammt sandgeister
deren körper sich
verlieren im hier und jetzt
flecken wie wacholder
haften neben der
wegspur ins nimmerwo
säumen einen weg
ohne gewicht
mein auge taucht
in sandfluten
aufgeworfen
vor der kette aus
schieferbergen
dort wächst
kein halm kein wasser
fließt nur wellen
gelber wüsten
über den horizont
hinaus
ertrinkt mein blick
eine karawane zieht
durch geriebene orangenschalen
die kamele kennen ihren weg blind
sie tragen keine last
nur die bürde
fremden atems
zwei männer
lassen sich führen
das auge des einen blind
unbeirrt der
schritt der tiere
im stummen blick
sandrücken unter nubukleder
ich spüre muskeltäler
er hebt sich in eine berührung
unter kalten fingern
falle ich in schotterwüste
schritte durch leere
zwei tuareg
werfen ihre schatten
dünen in den nacken
eine fremde sonne
spült sie in abgründe
aus sand
die das auge schleiern
alle spuren schlucken
orangeschwarzes dreieck
niemandsland
gesäumt von broccolibüschen
schiebt der weg granit
ins meer aus sand
salzige blicke schärfen
eine grenze
bis farben sich entkleiden
und körper glühen
tief singen gräber
vor verlassenen feuern
himmel und hölle treffen
sich zu gipfeltänzen
im tal ein brustkorb
bildet faltenmuster
aus sandstürmen
bootsichel auf geripptem
wassergrün
wind zaust dünung
ins sandocker
kein fuß rührt die strömung