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Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Anglistik - Literatur, Note: 1,0, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Veranstaltung: South African Fiction after Apartheid, Sprache: Deutsch, Abstract: Sowohl bei Coetzees Disgrace als auch bei Nkosis Underground People wird deutlich, dass Klischees nicht zufällig bemüht werden, sondern, dass sie untrennbar mit der Darstellung von Machtverhältnissen verbunden sind. In diesem Zusammenhang liegt der Ironie bei beiden Autoren zweifelsfrei eine Kritik am sozialen Gefüge Südafrikas zugrunde, es jedoch bei einer solchen allgemeinen Deutung bewenden zu lassen, wäre zu einfach und würde wohl beiden Romanen nicht gerecht. Die Frage nach weiteren genauen Aussageabsichten der bewusst klischeebesetzten Darstellung lässt sich nicht für beide Romane gleichermaßen beantworten. Zur Lösung dieses Problems ist die angesprochene Ironie mit ihren teilweise komischen Aspekten in einem größeren Kontext zu betrachten. War es zunächst mein Ziel gesetzt, die diskursive Darstellung Südafrikas mit seinen Unterschieden innerhalb der Bevölkerung repräsentativ anhand der Romane eines schwarzen sowie eines weißen Autors aufzuzeigen, so stellte sich während der Bearbeitung des Themas heraus, dass eine solche Analyse nicht allein aufgrund eines solchen ethnischen Unterscheidungskriteriums erfolge kann. Mit anderen Worten bedeutet das, dass es schlichtweg unmöglich ist, die Vermittlung eines ironischen beziehungsweise komischen Blickwinkels losgelöst von Genre und zeitlichen Handlungsrahmen zu betrachten. Hier liegt die Lösung für die zentrale Frage nach der Aussageintention beider Romane: Der ironische Unterton in Disgrace unterstreicht die zynische Reflexion des Protagonisten David Lurie, dessen trostlose Perspektive die einzige Sichtweise bleibt, der der Leser eine Vision vom vergangenen sowie vom neuen Südafrika nach der Apartheid entnehmen kann. Die Ironie in der Darstellung „europäischer“ Weißer und „afrikanischer“ Schwarzer ist nicht etwa Gegebstand einer Komödie, wie sie im Eingangszitat geschildert wird, sondern reflektiert, gefiltert durch Luries Zynismus, die ungeklärten Machtverhältnisse im ländlichen Südafrika und verweist somit auf eine ebenso ungeklärte Zukunft. Die sparsame Verwendung solcher sprachlicher Bilder fügt sich in den subtilen Stil Coetzees ein; sie steht jedoch in keinem Verhältnis zu Nkosis ausführlichem Diskurs. Dieser quantitative Unterschied liegt in der Natur beider Romane, denn während bei Coetzee jedes sprachliche Bild die Hauptaussage von Disgrace, nämlich die Verschiebung der sozialen Machtverhältnisse, unterstützt, zeichnet Nkosi im Rückblick ein satirisches Bild Südafrikas während der Apartheid.
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