Sweet Home Highlander - Amalie Howard - E-Book
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Amalie Howard

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Beschreibung

Der Preis der Freiheit.

Lady Aisla Montgomery führt eine durchaus erträgliche Ehe - ihr Mann bleibt in Schottland und sie in Paris. Doch irgendwann reicht ihr dieses Leben nicht mehr und sie will nur noch eines: die Scheidung.

Niall Stuart Maclaren, der raubeinige Laird von Tarbendale, bereut den Tag, an dem er seine schöne, widerspenstige Frau kennenlernte. Der Gedanke an sie löst bittere Wut in ihm aus. Und doch hat keine andere Frau sein Blut je so in Wallung gebracht.

Als Aisla nach Schottland reist und die Scheidung verlangt, willigt Niall unter einer Bedingung ein: Eine Woche mit ihm für jedes Jahr ihrer Ehe. Sechs Wochen als seine Frau in seinem Schloss und in seinem Bett - als Preis für ihre Freiheit ...

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Wir wünschen viel Vergnügen.

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Über das Buch

Der Preis der Freiheit.

Lady Aisla Montgomery führt eine durchaus erträgliche Ehe - ihr Mann bleibt in Schottland und sie in Paris. Doch irgendwann reicht ihr dieses Leben nicht mehr und sie will nur noch eines: die Scheidung.

Niall Stuart Maclaren, der raubeinige Laird von Tarbendale, bereut den Tag, an dem er seine schöne, widerspenstige Frau kennenlernte. Der Gedanke an sie löst bittere Wut in ihm aus. Und doch hat keine andere Frau sein Blut je so in Wallung gebracht.

Als Aisla nach Schottland reist und die Scheidung verlangt, willigt Niall unter einer Bedingung ein: Eine Woche mit ihm für jedes Jahr ihrer Ehe. Sechs Wochen als seine Frau in seinem Schloss und in seinem Bett - als Preis für ihre Freiheit ...

Über die Autoren

Amalie Howard ist USA Today- und Publishers Weekly Bestsellerautorin. Ihre Wurzeln liegen in Westindien und ihre Artikel über multikulturelle Belletristik sind in The Portland Book Review und auf Diversity in YA erschienen. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Colorado.

Angie Morgan ist Autorin vieler Kinder- und Jugendbücher und schreibt zudem erfolgreich Liebesromane für Erwachsene. Sie hegt eine große Leidenschaft für Geschichte, historische Dramen und Dokumentationen und liebt es, sich in vergangenen Zeiten zu verlieren. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, ihren drei Töchtern und einer Vielzahl von Haustieren in New Hampshire. Neben dem Schreiben genießt sie es, zu lesen, zu laufen, zu kochen und sich um ihre Kinder zu kümmern, - und hin und wieder findet sie sogar Zeit zum Schlafen.

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Amalie Howard, Angie Morgan

Sweet Home Highlander

Aus dem Amerikanischen von Firouzeh Akhavan-Zandjani

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

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Widmung

Kapitel 1

Schottland, Mai 1828

Paris, Frankreich, Mai 1828

Kapitel 2

Tarbendale, Schottland, Juli 1828 Zwei Monate später.

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Epilog

Zwei (lange) Monate später

Anmerkungen der Autorinnen und Danksagungen

Impressum

Für Alethea Spiridon – eine außergewöhnliche Lektorin

Kapitel 1

Schottland, Mai 1828

Die riesige Faust traf Niall Maclaren mit der Wucht eines Rammbocks an der Schläfe und ließ ihn fast zu Boden gehen. Es war ein Wunder, dass er es überhaupt schaffte, sich auf den Beinen zu halten. Aber in dem Fall hätte er auch gleich seine Siebensachen packen und nach England auswandern können.

»Hast du endlich genug?«, frohlockte sein bester Kumpel und engster Nachbar Hamish MacLeod in breitem schottischem Dialekt. »Gibst du auf?«

»Ich gebe auf, wenn Schweine anfangen zu fliegen, du aufgeblasener Wichtigtuer.«

Niall tänzelte auf der Stelle und schüttelte die nassen Haare, sodass Schweißtropfen in alle Richtungen flogen, während er sich wieder seinem Gegner zuwandte. Hamish MacLeod – zumindest die zwei verschwommenen Schemen von ihm – war ein Berg von einem Mann. Ein Berg mit langen, stämmigen Beinen und einem mächtigen linken Haken. Niall hätte es wissen müssen, schließlich hatten sie jahrelang spielerisch miteinander gerungen, um dann, als sie älter wurden, zu ernsthafteren Gegnern im Ring zu werden. Er hätte den Hieb kommen sehen müssen, aber er war abgelenkt gewesen.

Eine dralle Stallmagd war am Rand der Menge aufgetaucht, und er hatte seine Konzentration und den festen Stand nur für den Bruchteil einer Sekunde verloren. Doch dieser Moment hatte gereicht, um Hamish die Gelegenheit zu geben, einen Treffer zu landen. Die schiere Kraft des Mannes reichte, um einen normalen Kerl niederzustrecken, aber Niall war kein normaler Kerl. Er hatte nicht fast sein ganzes Leben lang bei jedem Wetter, ob Regen, Sonne oder Eiseskälte herrschte, trainiert, um jetzt nicht zu wissen, wie man einen Hieb wegsteckte. Und er war auch nicht bereit, seinen Titel als Champion von Tarbendale, den er nun schon seit drei Jahren in Folge trug, abzugeben. Hamish brauchte schon mehr als einen Glückstreffer, um zu gewinnen.

Faustkämpfe wurden von seinem Vater, Laird Maclaren und Herzog von Dunrannoch, zwar nicht gern gesehen, doch was Niall auf seinem eigenen Land tat, ging nur ihn etwas an. Tarben Castle gehörte ihm, nachdem es ihm von seiner Schwester, Sorcha Montgomery, verkauft worden war, da sie keine Verwendung für das Anwesen hatte, das Teil ihrer Mitgift gewesen war. Weder sie noch ihr Ehemann, der Herzog von Glenross, hatten es gewollt. Sie hatte gesagt, wenn Niall Gewinne erwirtschaften könnte, würde sie es an ihn verkaufen. Das war vor drei Jahren gewesen. Tarbendale gehörte jetzt ihm – zusammen mit den lukrativen Minen, in denen Topase gefördert wurden.

Sein Blick huschte zum Milchmädchen, das ihm ein hübsches Veilchen eingebracht hatte. Bis zum Abendessen würde es voll erblüht sein. Das gesunde schottische Mädchen mit dunklen Locken, vollen Wangen, rosigen Lippen und einem sehr vollen Busen, der nur einen Hauch davon entfernt war, aus dem Mieder zu quellen, erwiderte seinen Blick. Er war zwar nicht bekannt dafür, nach weiblichen Brüsten zu linsen, aber ihre waren wirklich außergewöhnlich. Er hätte schon blind sein müssen, um sie nicht zu bemerken. Und er war auch nicht der Einzige, dem es so ging.

Niall seufzte. Wenn ihn der Anblick eines Busens den Sieg im Kampf gegen Hamish MacLeod kostete, hatte er schon zu lange keine Frau mehr gehabt.

Sein Freund bemerkte den Blick und grinste anzüglich. »Ich sag dir was«, erklärte Hamish mit leiser Stimme. »Werfen wir sie doch mit in den Pott. Zehn Rinder und dann noch ein Kuss von dem Mädchen.«

»Ich habe nicht über sie zu verfügen. Und kein Interesse.«

»Du bist doch der Laird, oder etwa nicht?«

»Nicht die Sorte Laird«, erwiderte Niall finster. Er war tatsächlich ein Laird. Als viertgeborener Sohn und das jüngste von fünf Kindern war es ein Geschenk des Himmels, Herr eigener Ländereien zu sein. Sein ältester Bruder, Ronan, war der Erbe von Maclaren und der Herzogskrone. Dazu gehörten auch zahlreiche Besitztümer, die damit einhergingen. Aber das kleine Tarbendale gehörte nicht zum Fideikommiss und war ganz allein Nialls Besitz.

Hamish grinste. »Eben warst du aber noch an dem Mädchen interessiert, oder? Oder zumindest an Teilen von ihr. Stell dir doch nur vor, dein Gesicht in diese beiden hübschen Kissen zu drücken.«

»Ich hab dir bereits gesagt, dass ich kein Interesse habe«, erwiderte Niall mit einem Hieb, der jedoch ins Leere ging, sodass er etwas aus dem Gleichgewicht geriet.

Hamish, der sich so eine Gelegenheit nicht entgehen ließ, verpasste Nialls ungeschütztem Rumpf einen Schlag. Niall erwiderte den Angriff mit seiner rechten Faust und dem linken Ellbogen, der die Rippen seines Gegners traf. Hamish ächzte und ging tänzelnd auf Abstand. Beide hatten nur Breeches an und waren von der Taille aufwärts nackt. Sie waren von oben bis unten mit Schweiß und Dreck bedeckt. Ein Bad im nahe gelegenen See war angebracht, sobald der Wettkampf zu Ende war.

»Dann schlägt dein Herz also für Fenella?«, fragte Hamish grinsend. »Sie sieht aus, als wollte sie dem armen Mädchen gleich die Hölle heißmachen.«

Niall stieß ein leises Brummen aus, und sein Blick ging zu der Stelle, wo Fenella stand, seine langjährige Freundin, die seit Kurzem auch seine Haushälterin war und das ahnungslose Mädchen finster anstarrte. Sie sah ihn gleich darauf mit ihren dunklen Augen an, machte dann aber kehrt und ging zur Burg zurück. Sie mochte seine Schlägereien, wie sie sie nannte, nicht. Doch Fenella verstand das nicht – Niall brauchte diese Kämpfe. Er brauchte sie, um hässlichere Ding in Schach zu halten. Der runde Stumpf am Handgelenk seines linken Arms, der in einer fest anliegenden Lederhülle steckt, zuckte, als wollte er diese in Erinnerung rufen. Er hatte die Abdeckung selbst entworfen, und es war eine von vielen, die er schon getragen hatte, seit er seine Hand vor mehr als zehn Jahren verloren hatte. Doch der Verlust hatte ihn nie von etwas abgehalten – schon gar nicht von einem Kampf.

Die Menschenmenge war größer geworden, stellte Niall fest, und es waren mehr Frauen dabei, als man bei so einer Darbietung erwarten würde. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während er sich das schweißnasse Haar aus der Stirn strich. Früher einmal hätte er gedacht, dass sie nur gekommen waren, um den einhändigen Sohn des Herzogs zu sehen. Den Krüppel von Maclaren. Doch angesichts der rosigen Wangen der Frauen, als sie seine glänzende muskulöse Brust und die kräftigen Arme betrachteten, hätte er wetten wollen, dass seine fehlende linke Hand wirklich das Letzte war, woran sie gerade dachten. Befriedigung stieg in ihm auf, wodurch er sich jedoch einen weiteren wohlplatzierten Hieb von Hamish einhandelte, ehe er dem zweiten auswich.

»Glückstreffer«, ächzte er und verpasste Hamishs breitem Kiefer einen wuchtigen Schlag.

»Aye«, sagte der Mann und tänzelte nach vorn, während ihm der Schweiß in Strömen am Körper herunterlief. »Du scheinst abgelenkt zu sein, mein Freund. Vielleicht solltest du dir ’ne Frau nehmen, um in Ordnung zu bringen, was dich plagt, hm?«

»Du denkst viel zu viel an Frauen«, erwiderte er und unterstrich seine Worte mit einem wuchtigen Haken, um dann flink dem Gegenschlag auszuweichen.

»Und genau das tust du nicht. Schau sie dir doch an«, sagte Hamish und deutete mit einer weit ausholenden Bewegung seines klitschnassen Arms auf die tobende Menge. »Alle wollen dich.«

Nialls Augen wurden schmal, als er diesen gewissen Ausdruck im Gesicht seines Freundes sah, und er merkte, wie er innerlich zu kochen begann. »Hamish«, stieß er warnend hervor.

»Du könntest dir jedes Mädchen nehmen«, fuhr Hamish fort.

»Es reicht.«

»Wenn du nicht noch immer an der einen hängen würdest, die …«

Der rote Nebel, den Niall mühsam versuchte, unter Kontrolle zu behalten, drohte, ihn komplett einzuhüllen. »Ich warne dich, Hamish, halt dein verdammtes Maul.«

Doch der unbedarfte Hamish hörte ihn gar nicht und fuhr gedankenlos fort: »… dich verlassen hat.«

Niall dachte nicht eine Sekunde lang nach, sondern reagierte nur. Er ging mit Faust und Knie gleichzeitig auf seinen Gegner los und ließ die wuchtigen Hiebe in rascher Folge auf Fleisch und Knochen einprasseln. Er wich nach unten und zur Seite aus, während er mit der rechten Faust und dem linken Ellbogen auf Hamish eindrosch, so dass dieser immer weiter zurückwich, bis er fast den Zuschauerring erreichte, der einen Kreis um die Kontrahenten gebildet hatten. Blind vor Wut, ließ er Hamish wanken. Die mächtigen Arme des Mannes hatten den wuchtigen Schlägen, die in den Tiefen der Hölle aus jahrelangem Schmerz und Verrat geschmiedet worden waren, nichts entgegenzusetzen.

»Ich gebe auf, ich gebe auf!«

Es brauchte ein halbes Dutzend Männer, um ihn von Hamish wegzuziehen, bis sein Blutdurst nachließ und er erkannte, dass sein Freund den Kampf in fairer Weise beendet hatte. Alle jubelten, und seine Gefolgsleute sahen ihn voller Stolz an. Er war weiterhin ungeschlagen, doch dieses Wissen erfüllte ihn nicht mit Freude. Er hatte die Kontrolle über sich verloren. Nialls Fähigkeiten im Zweikampf waren bekannt, aber er verlor nie die Kontrolle über sich. Niemals.

Nicht mehr seit …

Verflucht.

Er holte krampfhaft Luft, als Hamish hochkam und einen Mundvoll Blut ausspie. Ein Auge war zugeschwollen, und sein Gesicht sah aus, als wäre eine ganze Herde Kühe darüber hinweggetrampelt. »Das war falsch von mir«, war das Einzige, was er sagte, aber das Mitleid im unverletzten Auge seines Freunds war nicht zu übersehen.

Niall wich taumelnd zurück und keuchte wie ein wildes Tier. Keiner sprach, als er nach einem Wasserschlauch griff und einen großen Schluck nahm. Er reichte Hamish einen zweiten mit Whisky gefüllten Schlauch, und der nahm das stumme Friedensangebot an. Sie drückten sich beide gegenseitig kurz die Arme und begaben sich zu zwei Baumstümpfen am Rande der Lichtung. Immer noch schwer atmend setzten sie sich. Der Kreis der Zuschauer schloss sich wieder, als zwei neue Kämpfer gegeneinander antraten.

»Ich hätte dich fast gehabt«, meinte Hamish mit einem fröhlichen Grinsen.

Niall sah ihn fassungslos an. »Das hast du ja wohl geträumt. Und glaub ja nicht, mir wäre nicht klar, dass du das Mädchen eingeladen hast. Sie sieht wie eine MacLeod aus.«

Hamish besaß den Anstand, ein bisschen verlegen zu wirken.

»Aye, aber noch mal zum Mädel … ich wollte nicht …«

»Vergiss es«, unterbrach Niall ihn.

Aber Hamish hatte noch nie gewusst, wann er den Mund halten sollte. Schon als kleiner Junge war er so gewesen. »Niall, ich weiß, dass du wütend bist«, lispelte er, da seine Lippen immer mehr anschwollen. »Aber meinst du nicht, es wäre langsam an der Zeit, nach vorn zu blicken? Lady Aisla ist jetzt schon seit Jahren weg, und sie wird nicht zurückkommen.«

»Sprich ihren Namen nicht aus«, sagte Niall.

Heißer, stechender Schmerz durchfuhr ihn wie an dem Tag, als seine Frau ihn verlassen hatte. Dieser Schmerz war im Laufe der Zeit nicht weniger geworden, sondern hatte sich sogar verstärkt wie eine schwärende Wunde. Es war seine ganz eigene Hölle. Und er hieß dieses Gefühl willkommen. Er hatte die Wut genutzt, um sich in einen Stein zu verwandeln, sodass er zu einem harten, undurchdringlichen Mann geworden war. Dafür musste er ihr wohl dankbar sein. Sie hatte ein Bürschchen, das noch feucht hinter den Ohren gewesen war, gezwungen, ein Mann zu werden – ein harter, unnachgiebiger Mann.

»Tarbendale braucht eine Herrin«, fuhr Hamish fort, ohne der Gefahr gewahr zu sein, die hinter der ruhigen Fassade seines Freunds schwelte. »Es ist jetzt sechs Jahre her, und hast du in der Zeit auch nur ein Wort von ihr gehört?«

Niall biss die Zähne so fest zusammen, dass sie fast knirschten. Er brauchte Hamish nicht zu sagen, dass dem nicht so war. Der ganze verdammte Clan wusste es.

»Lass endlich ab von ihr«, sagte Hamish. »Such dir eine Braut wie das junge Ding mit den riesigen Brüsten, das dich seit einer halben Stunde mit Kuhaugen angafft.« Seine Stimme wurde leiser. »Das, was du da mit dir herumträgst … es wird dich noch vernichten.«

Nialls geflüsterte Antwort war kaum zu hören. »Es hat mich bereits vernichtet.«

Aber er erhob keine Einwände, als Hamish die dralle Milchmagd und ein paar weitere kichernde Frauen heranwinkte. Er sagte kein Wort, als besagtes Milchmädchen ihren wohlgerundeten Hintern auf seinen Schoß setzte. Hamish lachte und zuckte mit seinen buschigen schwarzen Augenbrauen, als sich noch zwei Frauen an ihn heranwarfen, seine Prellungen streichelten und ihm unanständige Dinge in die Ohren gurrten.

»Du hast gut gekämpft, Laird«, sagte das Mädchen, das auf Nialls Schoß saß, schüchtern.

»Danke. Wie heißt du?«

»Maggie MacLeod.«

Er sah Hamish an und verdrehte die Augen, woraufhin dieser nur ungerührt mit den Schultern zuckte.

Maggie duftete nach warmem Brot, und Niall spürte eine Regung in seiner Brust und nicht zwischen den Beinen, wie man vielleicht gehofft hätte. Es war kein sexuelles Verlangen, das ihn erfasste, sondern der seltsame Wunsch nach Geborgenheit. Er hatte den unbeschreiblichen Drang, seinen Kopf auf den Schoß der Frau zu legen und zur Ruhe zu kommen. Das entsprach wahrscheinlich nicht ihrer Erwartung, doch seine wunderschöne, niederträchtige Ehefrau hatte mehr getan, als ihn nur zurückzuweisen und zu demütigen, als sie gegangen war.

Aisla Maclaren hatte ihm die Lust aus dem Körper gebrannt.

In ihm stieg die Erinnerung an goldglänzendes Haar und halb geschlossene, fast kupferfarbene Augen hoch. Sie saß ganz und gar schamlos rittlings mit dem Gesicht zu ihm auf seinem Schoß. »O Gott, Niall, hör nicht auf. Ich komme gleich …«

»Lass dich fallen, Liebste«, keuchte er. »Ich werde dich auffangen.«

Und das hatte er getan. Sie hatte die Erlösung in seinen Armen gefunden, und ihr schlanker Körper hatte gezittert, während sie ihn mit einem Ausdruck befriedigten Verlangens in ihren einzigartigen Augen angesehen hatte. Bei all ihren Fehlern war ihre Leidenschaft nie gespielt gewesen.

Das Mädchen auf seinem Schoß lachte über etwas, das Hamish gesagt hatte, und ihr Hinterteil zuckte. Niall blinzelte verwirrt, als sich der Teil seines Körpers, den er längst für tot gehalten hatte, regte. Aber nicht das Mädchen war dafür verantwortlich, sondern die höchst unwillkommenen Gedanken an eine Frau, die für ihn längst tot sein sollte.

Vielleicht würde er es dieses Mal schaffen, seine Ehefrau für immer aus seinen Gedanken zu verbannen, indem er die Erinnerung an kleine, runde Brüste durch einen riesigen, überquellenden Busen ersetzte oder lange, schlanke Schenkel, die ihn umklammerten, durch volle, kräftige Beine, die jeden Stoß abfederten. An die Stelle von kupferfarbenen Augen würden blaue Augen treten, ein anmutig sinnlicher Mund würde durch volle Lippen ersetzt werden und helles Haar durch dunkles.

Niall merkte, wie sein Verlangen schwand, als das Mädchen anfing, heiser zu kichern. Es war sinnlos. Egal, wie sehr er es auch versuchte, egal, wie schön oder willig die Frau war – er konnte sich nicht überwinden, eine andere zu berühren … sie zu begehren.

Vielleicht machte ihn das für jemanden wie Hamish zu einem bedauernswerten Mann. Aber Liebesspiele machten einen Mann weich. Sie machten ihn abhängig.

Und er würde weder das eine noch das andere je wieder zulassen.

Paris, Frankreich, Mai 1828

Die Soiree hätte eigentlich wie jede andere Abendgesellschaft sein sollen. Es wurde die gleiche Musik gespielt, der gleiche Champagner gereicht, und es waren die immer gleichen Gäste, die in helles Pastel und glänzendes Gold gehüllt waren, die Aisla bei jeder Veranstaltung der feinen Gesellschaft in dieser Saison gesehen hatte. Lady Eugenie Montpierre, die Herzogin von Marchand, hatte sich sehr bemüht, dass ihr alljährlicher Ball nicht nur Pariser Verhältnissen gerecht wurde, sondern diese sogar noch übertraf. Aisla war fest überzeugt davon, dass die beiden Hofnarren, die die Gäste in der Eingangshalle empfangen hatten und von denen einer mit Äpfeln und Orangen jonglierte, während der andere auf Stelzen herumstolzierte, ein Hinweis darauf waren, wie erpicht Lady Montpierre darauf war, etwas Neues darzubieten.

Es waren jedoch nicht die Hofnarren, durch die sich der Ball von allen anderen unterschied.

Nein, dafür war Lord Julien Leclerc verantwortlich.

Aisla blieb mitten in der Quadrille stehen und sah ihren Freund fassungslos an.

»Dich heiraten?«, keuchte sie.

Julien ließ ihre Hand los und gab ihr einen kleinen Schubs in Richtung Mademoiselle Cotille, die bereits den Arm ausstreckte, um nach Aislas Hand zu greifen.

»Kling doch nicht so empört«, sagte er mit leiser, amüsierter Stimme, als Aisla nach vorn stolperte. Sie griff nach der Hand der jungen Dame und vollführte die vorgeschriebene halbe Drehung direkt in die Arme von Mademoiselle Cotilles dickbäuchigem Tanzpartner, einem General der französischen Armee.

Himmel, wie sehr sie das Tanzen in Gruppen verabscheute.

Der General wirbelte sie herum und gab sie Julien zurück. »Ich bin nicht empört, du Idiot«, zischte sie mit breitem schottischem Akzent.

»Deine Sprache verrät dich schon wieder.«

»Weil du mich überrascht hast«, erwiderte sie und achtete darauf, sich jetzt deutlich artikuliert auszudrücken.

Julien lachte leise, als er sie wieder an Mademoiselle Cotille weitergab. Doch nur wenige Augenblicke später stellten sie sich an den Rand und warteten darauf, dass die anderen beiden Paare die vorgeschriebenen Figuren tanzten.

»Warum bittest du mich überhaupt, dich zu heiraten?«, fragte sie und achtete darauf, nicht zu laut zu sprechen. Julien war einer der begehrtesten Junggesellen von Paris, so dass die Augen und Ohren zahlreicher Frauen – Debütantinnen, Witwen und Mütter, die nach einer passenden Partie für ihre Töchter Ausschau hielten – in diesem Moment auf ihn ausgerichtet waren.

»Warum sollte ich dich denn nicht bitten?«, fragte er zurück. Seine Hand lag hinter seinem geraden Rücken, und das Kinn war hoch erhoben, während er die Tänzer beobachtete.

Doch Aisla konnte den Blick nicht von seinem schmalen, aristokratischen Profil losreißen. Sie kannte Julien fast die ganzen sechs Jahre, die sie jetzt schon in Frankreich lebte, und obwohl sie enge Freunde geworden waren, hatten sie nie mit dem Gedanken gespielt, dass vielleicht mehr daraus werden könnte. So hübsch er auch aussehen mochte mit seinen glänzenden blonden Haaren, die sich in absurd schönen Locken an seinen Ohren wellten, und den atemberaubenden Augen, die an Edelsteine erinnerten, hatte Aisla doch nie diesen Funken gespürt. Diesen Moment, in dem in ihrer Brust und ihrem Bauch ein Feuer entzündet wurde. Das war ein Gefühl, das sie schon sehr lange nicht mehr gespürt hatte.

»Weil du mich nicht liebst«, sagte sie.

»Ach, meine arme provinzielle schottische Rose«, murmelte er.

Aisla musste sich sehr beherrschen, ihm keinen finsteren Blick zuzuwerfen. »Sei nicht so ein Mistkerl.«

»Ich nehme es zurück. Du bist eher wie eine stachelige Distel.«

Sie musste ein Lächeln unterdrücken. Das war Julien … nie konnte er ernst sein. Selbst wenn er es versuchte, wollte dieser verschmitzte Zug um seine Lippen nicht weichen. Das machte einen Teil seines Charmes aus, gehörte aber auch zu seiner Schutzmaske. Nie sah einer den wahren Julien Leclerc hinter dem Lächeln und den schlagfertigen Bemerkungen. Nicht einmal sie.

»Sag die Wahrheit, Jules.«

Doch ehe er antworten konnte, mussten sie schon wieder auf die Tanzfläche treten. Während Aisla sich drehte und immer wieder die Tanzpartner wechselte, suchte sie jedes Mal Juliens Blick. Jedes Mal zog er dann eine Augenbraue hoch und verzog das Gesicht zu einer lustigen Grimasse. Als der Tanz endlich zu Ende war und die vier Paare sich voreinander verbeugten und knicksten, stand Aisla kurz davor, vor Neugier zu platzen – ohne auch nur im Geringsten aufgeregt zu sein.

»Gehen wir auf die Terrasse, chérie«, flüsterte Julien ihr ins Ohr, während er zwei schmale, mit Champagner gefüllte Gläser vom Tablett eines vorbeigehenden Lakaien nahm.

Während sie den stickigen Ballsaal verließen und sich auf die Terrasse begaben, nahm Aisla einen großen Schluck aus ihrem Glas – und verzog das Gesicht. Sie trank dieses Zeug jetzt schon seit Jahren, konnte die Süße und das Sprudeln des Champagners aber immer noch nicht ab. Sie sehnte sich nach dem Ale, das sie von zu Hause auf Montgomery kannte. Doch hier in Paris gab es nur Wein, Champagner oder Sherry für die Damen. Also hatte sie gelernt, das zu trinken, was die feinen Damen der Gesellschaft zu sich nahmen. Sie hatte auch gelernt, wie eine feine Dame zu sprechen, obwohl ihr schottischer Zungenschlag dazu neigte, zurückzukehren, wenn sie überrascht wurde, wie Julien gerade festgestellt hatte. Und sein lässiger Antrag hatte sie tatsächlich überrascht.

Julien führte sie zur Steinbalustrade, so dass sie nicht ganz so dicht neben den anderen Gästen standen, die draußen herumschlenderten, und Aisla spürte, wie sein Bedürfnis, zu scherzen und seinen Charme spielen zu lassen, schwand.

»Es ist an der Zeit, dass ich heirate«, fing er an. »Ich bin fast dreißig, und Maman möchte es erledigt haben. Du weißt, dass ich ihr nichts abschlagen kann.«

Aisla spürte, wie sich ihre Schultern entspannten. Das war es also – darum ging es ihm in Wahrheit. Juliens Mutter, Lady Haverille, war der Warterei, dass ihr einziges Kind heiratete, überdrüssig geworden. Und ja, Aisla wusste, dass er Schwierigkeiten hatte, seiner reizenden Mutter irgendetwas abzuschlagen. Lady Haverille war eine besondere Frau, die Aisla über die Maßen bewunderte. Es erklärte aber immer noch nicht, warum er sich ausgerechnet für sie entschieden hatte. Sie hatte ihm und auch keinem anderen Mann jemals zu verstehen gegeben, dass sie auch nur ansatzweise Interesse an einer Ehe hätte.

Aus einem sehr guten Grund.

»Gott sei Dank«, sagte sie, geriet aber doch leicht in Panik. »Vielleicht können wir jemand anders für dich finden. Eine von den Debütantinnen vielleicht.«

Er verschluckte sich fast, nachdem er gerade einen Schluck Champagner genommen hatte. Julien hustete kurz und stellte sein Glas auf die breite Brüstung der Balustrade. »Du weißt, dass ich nicht für eine Debütantin geschaffen bin. Wir passen viel besser zusammen, und ich muss gestehen, dass ich mich dir mittlerweile sehr verbunden fühle. Außerdem ist mir nicht entgangen, dass du die letzten Jahre völlig ungebunden geblieben bist.«

Julien hatte recht. Am Anfang, als sie nach Paris zu ihrer Tante gezogen war, hatte man ihr viele Angebote gemacht. Und als sie jedem Freier immer sofort den Rücken gekehrt hatte, war sie zu einer skandalumwitterten Gestalt geworden, über die sofort getuschelt wurde, wo sie auch auftauchte. Doch im Verlauf der Jahre hatte sich Aislas Ruf geändert. Sie wurde nicht mehr als skandalös betrachtet, aber die Anträge blieben auch aus. Mittlerweile schien es keinen mehr zu interessieren, dass sie eine alte Jungfer war.

Ach, wenn die Leute wüssten …

»Julien«, sagte sie und merkte, dass sich ihr Magen unangenehm zusammenzog. »Ich kann dich nicht heiraten.«

Sie wusste, dass seine Gefühle durch ihre Abfuhr nicht verletzt wurden – nur seine Pläne erfuhren einen Rückschlag. Trotzdem wünschte sie sich, es nicht tun zu müssen.

»Wir könnten einfach nur Freunde sein«, sagte er schnell. »Verheiratete Freunde. Um ganz ehrlich zu sein, Aisla, ich habe hier oder sonst wo keine Frau gesehen, mit der ich mir vorstellen könnte, den Rest meines Lebens zu verbringen. Außer mit dir.«

Aisla spürte, wie ihre Wangen warm wurden, und sie zuckte zusammen, als sie merkte, dass sie errötete. Sie war seit Ewigkeiten nicht mehr errötet. »Du verstehst es nicht«, sagte sie und legte die Hände nervös ineinander.

»Was gibt es da zu verstehen?« Er stützte sich mit einem Ellbogen auf der Balustrade ab und neigte sich in ihre Richtung. »Ich brauche eine Ehefrau, und ich würde es vorziehen, wenn sie eine Freundin wäre. Wir kommen doch gut miteinander aus, oder nicht?«

»Natürlich tun wir das. Sogar sehr gut, aber …«

»Findest du mich attraktiv?«, fragte er.

Aisla riss die Augen auf und vergaß, was sie hatte sagen wollen.

»Denn ich finde dich sehr hübsch, und es würde … zumindest mir überhaupt nicht schwerfallen, einen … Erben zu zeugen.«

»Jules!«

Er lachte über ihre entsetzte Miene. »Na gut, wenn es dir schwerfallen sollte, habe ich ja noch haufenweise Cousins in England, von denen einer schon geeignet sein wird, mein Vermögen zu erben. Wir können es aber auch deiner Familie geben oder einem Kloster spenden. Das ist mir ganz egal.«

In seinen letzten Worten schwang leichte Verbitterung mit. Er nahm ihre Hände, die immer noch fest ineinander lagen, und löste ihre Finger, um seine dazwischenzuschieben. »Ich habe sehr gründlich über alles nachgedacht und möchte, dass du meine Frau wirst. Glaub mir – es wäre gesellschaftlich gesehen die perfekte Vernunftehe, die aber noch ein großer Spaß wäre, so dass wir mit unserem Los und miteinander zufrieden sein werden.«

Aisla sah ihn an und spürte die Wärme seiner Hände durch die Handschuhe hindurch. Sie atmete tief ein. Zum ersten Mal seit sechs Jahren hielt sie die ablehnenden Worte zurück, die sonst immer reflexartig bei einem Antrag über ihre Lippen gekommen waren. Erstaunt stellte sie fest, dass sie sich die Zukunft, die Julien ihr bot, vorstellen konnte: eine zufriedene Ehe zwischen Freunden. Lust und Liebe und all die turbulenten und katastrophalen Folgen, die mit diesen Empfindungen einhergingen, würden bei ihrer Verbindung nie eine Rolle spielen. Nicht mit Julien. Sie könnte eine Zukunft haben – die für sie mit einem Mindestmaß an echter Freiheit einherginge und sich wohltuend von dem unterschiede, was sie die letzten sechs Jahre nur gespielt hatte.

Denn es war eine Tatsache, dass ihre Freiheit jede Minute enden konnte.

Julien war tatsächlich ihr bester Freund. Aisla konnte sich gar nicht mehr recht daran erinnern, wie sie zu so guten Freunden geworden waren. Ihre Tante, Lady Griselda Sinclair, die jüngere Schwester ihrer Mutter, die einen Franzosen geheiratet hatte, war mit ihr zu einem ebensolchen Ball wie heute gegangen und hatte ihr dort Julien vorgestellt. Sie hatten sich auf Anhieb verstanden. Er hatte ihren schottischen Akzent gemocht und sie seinen selbstironischen Humor. Außerdem hatte ihr gefallen, dass er nie wie ihre anderen glücklosen Verehrer um sie gebuhlt hatte. Es war eher so gewesen, dass er sich über all die Grafen, Herzöge und Viscounts amüsiert hatte, die ihr ständig den Hof machten, nur um abgewiesen zu werden. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass er einmal vor ihr stehen und um ihre Hand anhalten könnte.

Er sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Du denkst zu viel darüber nach.«

»Es ist nur …«, fing sie an, obwohl sie immer noch durcheinander war von den seltsamen Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen; denn plötzlich hatte sie das Gefühl, dass es sich letzten Endes doch als Segen erweisen würde.

Sie hatte sich so sehr an die Vorstellung gewöhnt, einsam und allein alt zu werden. Es war so lange dem vorzuziehen gewesen, was sie als die einzige Alternative gesehen hatte: eine Rückkehr nach Schottland, zurück in ein Leben, das sie hinter sich gelassen hatte. Aber selbst nach all den Jahren, die sie nun schon in Paris lebte, konnte Aisla das Bewusstsein, dass sie weglief, nicht verdrängen. Sie versteckte sich. Plötzlich fühlte sie sich davon erschöpft. Vielleicht könnte das, was Julien vorschlug, das beheben.

»Es ist nur was?«, hakte er nach und drückte ihre Finger.

Sie schob den ernüchternden Gedanken, dass sie den einzigen Mann, den sie je geliebt hatte, damit aus ihrem Herzen vertreiben – für immer vertreiben – würde, von sich.

Aisla rief sich zur Raison. Sie brauchte keine Liebe – die hatte ihr nur Kummer und Elend eingebracht. Sie brauchte inneren Frieden. »Na gut. Ich werde es mir überlegen.«

Juliens Grinsen verschwand. An seine Stelle trat ein breites und strahlendes Siegerlächeln. »Hast du gerade Ja gesagt?«

Aisla biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. »Nicht richtig. Zuerst gibt es noch etwas, das ich dir sagen muss. Es ist wichtig und ein bisschen kompliziert. Außerdem könnte es die gute Meinung, die du von mir hast, ins Gegenteil verkehren. Vielleicht wirst du deinen Antrag sogar wieder zurückziehen wollen.«

»Jetzt bin ich aber gespannt, du kleine Hexe.« Julien lächelte verrucht und zog ihre Hände an seine Lippen, um jeweils einen Kuss auf den Handrücken zu drücken. »Hast du etwa einen heimlichen Liebhaber, von dem ich nichts weiß? Eine finstere, erotische Vergangenheit voll skandalöser Geheimnisse?«

»Mach keine Scherze darüber, Jules.« Sie entzog ihm ihre Hände. »Es ist viel schlimmer.«

Er zog eine goldene Augenbraue hoch. »Was kann denn schlimmer sein als eine skandalöse erotische Vergangenheit?«

Aisla holte tief Luft, um ihm zu sagen, was sie seit ihrer Flucht aus Schottland verheimlicht hatte. »Die Sache ist die … ich habe bereits einen Ehemann.«

Kapitel 2

Aisla schlenderte mit Julien durch die reizende Gartenanlage des Parc Monceau in Paris und versuchte die unverhüllt neugieren Blicke, die er in ihre Richtung warf, zu ignorieren. Sie hatte ihn seit ihrer schockierenden Enthüllung, dass sie eine verheiratete Frau war, nicht mehr gesehen. Er hatte sie zwar gedrängt, mehr Informationen preiszugeben, doch ein Geheimnis zu offenbaren, das sie mehr als sechs Jahre für sich behalten hatte, ließ sie scheuer werden als ein Pferd, das von Schlangen umgeben war. Den Ball hatte sie bald darauf verlassen, indem sie einen Migräneanfall vorgeschützt hatte.

Aber Julien war keiner, der sich so leicht beirren ließ, und hatte drei Tage lang immer wieder bei ihr vorgesprochen, bis sie schließlich eingewilligt hatte, ihn auf einem Spaziergang zu begleiten. Allerdings hatte er sie mit unlauteren Mitteln dazu gebracht. Sie hatte gehört, wie Julien ihrer armen Tante in der Eingangshalle lauthals erklärt hatte, er wolle sich selbst davon überzeugen, ob es Aisla schlecht ginge. Daraufhin hatte sie beschlossen, es nicht zu einer skandalösen Szene kommen zu lassen, bei der ein unverheirateter Gentleman in ihr Schlafzimmer gestürmt kam. Es gab schlimmere Skandale, über die sie sich Gedanken machen musste, wie zum Beispiel, dass sie verheiratet war und es einen Ehemann gab, den sie in Schottland zurückgelassen hatte.

»Chérie, du kannst nicht so ein Geständnis machen und dann erwarten, dass man dir keine Fragen stellt«, sagte Julien, nachdem sie eine Weile die Wege entlanggeschlendert waren und schließlich bei einer Bank anhielten, von der aus man einen schönen Blick auf einen sehr hübschen Springbrunnen hatte.

»Ich weiß«, erwiderte sie. »Ich habe aber wohl gehofft, dass du sie nicht stellen würdest.«

Er warf ihr einen fröhlichen Blick zu. »Vergiss es. Aber du hattest recht. Das ist viel gewagter als eine finstere erotische Vergangenheit – aber du hast mein abgestumpftes Interesse geweckt. Wer ist dieser Ehemann, und wo hast du ihn versteckt?«

»Schottland.«

Er stieß einen Pfiff aus. »Ein Schotte also – ausgerechnet.«

»Ich bin auch Schottin, du Tropf.«

»Daher der charmante Zungenschlag. Dann hat also das kleine schottische Mädchen den strammen schottischen Burschen geheiratet. Und was ist dann passiert?«

Aisla schob die Lippen vor. »Müssen wir das wirklich alles besprechen?«

»Es ist wie eine ausgekugelte Schulter, chérie. Am besten man renkt sie schnell wieder ein.«

»Niall hatte kein bisschen von einer ausgekugelten Schulter«, brummte sie. »Er war eher wie eine schwärende Wunde.«

»Das hört sich schlimm an.«

»Das war es.«

Aisla schluckte. Es führte kein Weg daran vorbei, erklären zu müssen, was passiert war. Sie hatte getan, was notwendig gewesen war, um zu überleben. Sie hatte alles getan, um den Mann zu vergessen, der ihr das Herz gebrochen hatte. Den Mann, den sie aus reinem Selbsterhaltungstrieb verlassen hatte. Und jetzt war sie dabei, Erinnerungen hervorzuholen, die aus gutem Grund begraben worden waren. Aber vielleicht war es an der Zeit für einen Neubeginn.

Aisla legte die Hände im Schoß zusammen und sah zu den Enten, die im Becken des Springbrunnens planschten. »Ich lernte ihn kennen, als wir fünfzehn waren«, fing sie an. »Du erinnerst dich daran, dass ich erzählt hatte, mein Halbbruder wäre zurückgekehrt, um den ihm zustehenden Platz als Herzog von Glenross einzunehmen?«

Julien kniff die Augen zusammen, und seine Stirn legte sich in Falten. »Brandt Pierce, der Stallmeister von Essex, wurde zum Herzog, wenn ich mich recht erinnere.«

»Ja, genau, meine Schwägerin, Sorcha, lud ihre Familie nach Montgomery ein, nachdem mein Bruder wieder zu seinem Recht gekommen war. Das war die Zeit, als ich Niall kennenlernte. Ich war die meiste Zeit sehr behütet aufgewachsen, musst du wissen. Mein Vater hatte geplant, die Familie durch meine Heirat mit dem Buchanan-Clan zu verbinden, und deshalb waren keine anderen Verehrer außer Dougal Buchanan vorgesehen. Niall war der erste Junge, den ich neben meinen Brüdern und Männern aus dem Clan kennenlernte, der Interesse an mir zeigte.«

»Und du? Gefiel er dir?«

Aisla hielt inne und durchforstete die Erinnerungen, die jetzt alle wieder zurückkamen. Nialls strahlend blaue Augen. Sein Lächeln. Die geraunten Worte der Zuneigung. Sie hatte sich fast sofort in ihn verliebt.

»Ich bewunderte ihn«, sagte sie leise. »Wir sind durchgebrannt. Wir waren beide achtzehn, als wir nach Inverness gingen und geheiratet haben.«

»Ihr seid durchgebrannt?«

Sie errötete. »Ich wurde schwanger.«

»Ungezogene Aisla«, sagte er mit einem Lächeln, und Aisla wusste, dass er nur versuchte, die Situation mit seiner fröhlichen Art zu entschärfen. »Dann hattet ihr das Ehegelübde also nicht abwarten können?«

»Ich war verliebt und Niall sehr überzeugend«, sagte sie, während hitzige Erinnerungen wie ein Schwarm Bienen über sie herfielen.

Ihr erstes Mal hatte sich in ihr Gehirn eingebrannt. Sie hatte sich Niall bereitwillig hingegeben und es kein einziges Mal bereut. Es war ein Moment voller Magie gewesen. Vollkommen. Sie hatte ihn so sehr begehrt und er sie. Bei seinem letzten Besuch auf Montgomery waren sie zu einer leer stehenden Bauernkate geeilt, und dort hatte er ihr seine Absichten unterbreitet.

»Ich will mit dir zusammen sein, Aisla«, hatte er geflüstert und ihre Schläfen und ihren Nacken geküsst, sodass sie vor Verlangen halb wahnsinnig wurde. »Ich will dich zu meiner Frau machen. Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch, Niall.«

Nach zwei Jahren gestohlener Küsse und hektischer Berührungen hatte sie ihn unbedingt gewollt. Es war unbeschreiblich gewesen, wie er sie angesehen, sie mit seinen strahlenden Augen förmlich verschlungen hatte, während sie gegenseitig an ihrer Kleidung zerrten. Sie war errötet und hatte ein Keuchen nicht zurückhalten können, als er sein Hemd und gleich darauf auch die Hose abgestreift hatte. Die Liebe ihres Lebens war nicht schüchtern und brauchte es auch nicht zu sein. Mit gierig forschendem Blick hatte sie ihn angesehen, hatte die muskulöse Brust und die kräftigen, schlanken Beine verschlungen. Aisla war dagegen schüchtern gewesen, aber seine Geduld unendlich, während er sie dazu brachte, jedes Kleidungsstück abzulegen – ihr Kleid, das Mieder, die Schuhe, Strümpfe und Strumpfbänder und schließlich ihr Hemdchen.

»Du bist das Schönste, was ich je gesehen habe«, hatte er ihr mit rauer Stimme erklärt, als sie schließlich nackt vor ihm stand. Er hatte seine Unterwäsche abgestreift, und die Temperatur in der kleinen Kate war plötzlich in die Höhe geschossen. Allmächtiger, sie hatte noch nie etwas Prächtigeres gesehen.

»Genau wie du.«

Und das stimmte. Es hatte kurz geschmerzt, als er ihr Jungfernhäutchen durchstieß, doch das unangenehme Gefühl war gleich darauf von einer brennenden Leidenschaft abgelöst worden, die ihre Knochen zum Schmelzen und ihren Verstand ausgeschaltet hatte. Niall hatte sie zu den Sternen mitgenommen und wieder zurückgebracht.

Kurz danach hatte ihr Monatsblut ausgesetzt.

Aisla warf Julien, der geduldig wartete, dass sie fortfuhr, einen Seitenblick zu. »Wir dachten, unsere Eltern würden uns für zu jung halten, und meine Brüder hätten den Mann, der mich entjungfert und entehrt hatte, liebend gern umgebracht. Keiner von uns wollte, dass unser Baby außerehelich geboren wurde. Deshalb begaben wir uns heimlich nach Inverness und kehrten als Mann und Frau nach Montgomery zurück. Meine Mutter war alles andere als erfreut darüber, und Nialls Schwester, Sorcha, ebenso wenig. Aber ich war verliebt und wollte bis ans Ende meines Lebens mit Niall zusammenbleiben.«

»Das hört sich an wie im Märchen.«

»Zuerst mag es das auch gewesen sein, oder vielleicht war ich auch nur ein naives, dummes Mädchen, das einen rosa Schleier vor den Augen hatte und blind für die Wirklichkeit war«, meinte sie mit einem traurigen Lächeln, während sie nach unten auf ihre Hand schaute und die Finger zur Faust ballte. »Weißt du … Niall hatte seine linke Hand bei einem grausamen Gewaltakt verloren, aber er war trotzdem so tapfer und schön und ließ sich vom Leben nicht einschüchtern. Ich konnte sehen, dass der Schmerz über das, was er durchgemacht hatte, immer noch tief in ihm war. Und vielleicht war es töricht, aber ich dachte, meine Liebe könnte ihn diesen Schmerz vergessen lassen. Aber als wir nach Maclaren zurückkehrten, änderte sich alles.«

»Er ist ein Krüppel?«, fragte Julien.

Sie zuckte zusammen. »Keiner, der Niall kennt, würde ihn je so nennen«, erklärte sie mit einem spröden Lachen. »Der Marquis von Malvern hatte ihm, als er noch ein Kind war, die Hand abgehackt, um etwas zu beweisen. Auge um Auge hatte er gefordert – als Bestrafung für ein Feuer, das Nialls zwei ältere Brüder gelegt hatten und wodurch Malverns Verwalter verletzt worden war. Damals waren die Maclarens praktisch seine Leibeigenen, ehe sie ihre Ländereien von König George zurückbekamen.«

»Ich habe von Malvern gehört«, sagte Julien. »Ein erbärmlicher Mann, der es in jeder Hinsicht verdient hatte, in Newgate zu enden. Allein die Vorstellung, einem Kind so etwas anzutun.«

»Es war weit mehr als nur grausam, aber alles, was Niall später tat, geschah trotz dieser verlorenen Hand. Er kämpfte härter, arbeitete länger und gab alles, um zu beweisen, dass er ebenbürtig war.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schob die Finger ineinander, während ihre Stimme noch leiser wurde. »Aber es war nicht genug. Es war nie genug. Ich war nicht genug.«

Julien streckte seine große Hand aus, legte sie auf ihre und drückte sie tröstend. »Wie das?«

»Trotz meiner Freude, seine Ehefrau zu sein, vermisste ich meine Mutter ganz furchtbar. Ach, der Herzog und die Herzogin von Dunrannoch hatten mich schon herzlich aufgenommen, aber auch sie zeigten sich enttäuscht von unserer überstürzten Heirat. Aber es war mein Ehemann, den ich am meisten vermisste. Niall … veränderte sich. Das tat ich wohl auch. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich die ganze Zeit so weinerlich sein würde, aber meine Zofe erklärte mir, dass das bei einer Schwangerschaft immer so wäre.«

Sie zuckte die Achseln und versuchte, die Tränen zu unterdrücken, die bei dem Gedanken an das Kind, das einmal in ihrem Bauch gewesen und durch Leere ersetzt worden war, plötzlich in ihren Augen brannten. Dieser Schmerz kam für sie überraschend, und sie keuchte, wobei sie sich beinahe krümmte.

»Chérie«, sagte Julien besorgt. »Geht es dir gut?«

Aisla nahm all ihre Kraft zusammen und nickte. »Ja, ich habe Jahre nicht mehr so viel daran – oder an ihn – gedacht.« Sie hatte es einfach nicht zugelassen. Es war die einzige Möglichkeit gewesen, dem dumpfen Schmerz der Erinnerung zu entkommen.

»Jetzt brauchst du auch nicht darüber zu sprechen. Wir können ein anderes Mal reden. Oder auch nie wieder. Es liegt ganz bei dir.«

Sie blinzelte und spürte, dass sie ganz erpicht darauf war, das Angebot anzunehmen, aber andererseits wusste sie auch, dass Julien ein Anrecht darauf hatte, ihre Vergangenheit zu kennen, ehe sie versuchten, eine gemeinsame Zukunft zu beginnen. »Nein, du solltest alles hören, bevor du entscheidest, ob ich das bin, was du willst.«

Er ließ ihre Hände los, griff in seine Tasche und reichte ihr ein Taschentuch, mit dem sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln tupfte. »Fahr fort«, forderte er sie mit sanfter Stimme auf.

»Auf Maclaren war Niall ein anderer Mensch als der Junge, den ich kennengelernt hatte. Ich sah ihn nur selten, und wenn doch, dann stank er nach Whisky.«

»Er war ein Säufer?«

Sie nickte. »Offensichtlich. Er war nicht mehr der Junge, der mich auf Montgomery umworben hatte. Die Leute auf Maclaren behandelten Niall mit einer seltsamen Ehrerbietung und verhätschelten ihn. Er wirkte zerstreut und verbrachte seine Zeit mit unnützem Zeug wie Schlägereien und Trinkgelagen. Er trank viel mehr, als ich es ihn je auf Montgomery hatte tun sehen. Er wurde ein Fremder – ein verwöhnter Junge, der nur an sich dachte. Ich versuchte, meine Tage damit zu füllen, dass ich die Kinder auf Maclaren im Lesen unterrichtete, während Niall alles andere tat, als sich mit mir zu beschäftigen.«

Aisla biss sich auf die Unterlippe. Dabei hatte er sich speziell mit einer Frau – Fenella – beschäftigt. Das Mädchen war schon jahrelang mit Niall befreundet gewesen und hatte wohl gedacht, dass sie ihn eines Tages heiraten würde. Vom ersten Tag an, als Aisla auf Maclaren eintraf, war sie grausam zu ihr gewesen, und Aisla hegte keinerlei Zweifel, dass es Fenella gewesen war, die einen Keil zwischen sie und ihren Ehemann getrieben hatte.

Sie faltete das Taschentuch zu immer kleineren Quadraten zusammen, während in ihr die alte Bitterkeit und Scham wieder hochkamen. »Sie haben mich alle gehasst. Man gab mir das Gefühl, irgendein schambehaftetes Geheimnis zu sein. Aber vielleicht lag es auch daran, dass ich von Montgomery kam und keine Maclaren war. Ich war ein Eindringling, der das goldene Kind des Clans gestohlen hatte. Das nahmen sie mir übel.«

»Das war doch aber nicht deine Schuld«, sagte Julien.

»Trotzdem dachte ich, dass ich zumindest durch das Baby einen Platz einnehmen würde«, fuhr sie fort. »Doch ich hatte mich geirrt.«

Julien wartete schweigend, dass sie weiterredete, doch Aisla war plötzlich verstummt und traute sich nicht mehr. Ihre Geschichte war längst nicht zu Ende, aber sie konnte sich nicht überwinden, zu erzählen, was dann passiert war. Es machte sie immer noch wütend, wenn sie daran dachte.

»Erinnerst du dich an die Buchanan-Verlobung, die ich erwähnt hatte?«

»Der Clan, mit dem dein Vater ein Bündnis hatte schmieden wollen?«

»Ja, genau. Dougal Buchanan besuchte mich eines Tages aus heiterem Himmel auf Maclaren. Sein Vater hatte ihn geschickt, sich mit einem Nachbar-Clan der Maclarens, den Campbells, zu treffen, und er beschloss, vorbeizuschauen. Er trug mir die gelöste Verlobung nicht nach, und es war schön, ein freundliches Gesicht zu sehen. Ich war doch so einsam. Aber selbst das wurde missdeutet. Eine der Frauen setzte Niall die Grille in den Kopf, dass ich etwas mit Dougal haben würde.«

»Und er glaubte ihr?«, fragte Julien fassungslos.

»Warum sollte er nicht?«

»Weil du seine Frau warst und von ihm schwanger.«

»Trotzdem glaubte er ihre Lügen. Dass er durch den vielen Alkohol nicht mehr klar denken konnte, leistete dem wohl Vorschub.« Sie zuckte die Achseln und bekam kaum noch Luft, aber sie zwang sich, auch den Rest zu erzählen. »Das tragische Ende der Geschichte war, dass daraufhin alles in die Brüche ging und ich das Baby verlor. Wir versanken beide in tiefer Trauer, doch statt einander zu trösten, wurde die Kluft zwischen uns noch größer. Am Ende sagte Niall zu mir, dass ich nach Montgomery zurückkehren solle.« Sie bemühte sich um einen gelassenen Ton, doch trotzdem zitterte ihre Stimme. Sechs Jahre lang hatte sie immer das Gefühl gehabt, ein riesiger Stein steckte in ihrer Kehle, wenn sie an den Moment dachte, als ihr Ehemann sie rausgeworfen hatte.

»Mon Dieu, Aisla, das tut mir so leid.«

Sie holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen. »Dieser Teil meines Lebens ist vorbei und abgeschlossen. Jetzt verstehst du wohl, warum ich meine Vergangenheit geheim gehalten habe, und jetzt, da du alles gehört hast, kannst du entscheiden, ob du immer noch ein Leben mit mir willst oder nicht.«

Julien drehte sich vollständig zu ihr um und sah sie an. Der Blick seiner hellen Augen war voller Wärme und Mitgefühl. »Das tue ich, aber ich bin dir gegenüber auch nicht ganz ehrlich gewesen.« Er hielt inne und verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. »Es ist eigentlich nicht meine Art, so ehrlich zu sein, aber fairerweise verdienst du es, zu erfahren, warum ich dich gebeten habe, mich zu heiraten, nachdem du mir dein Geheimnis enthüllt hast.«

Aisla sah ihn beunruhigt und neugierig an, als dann auch noch sein normalerweise amüsierter Ausdruck einer ernsten Miene wich. »Meine Mutter wird sterben.«

Erschrocken atmete sie ruckartig ein. »Oh, Julien. Das tut mir so leid.«

»Sie bedeutet mir alles, und ihr einziger Wunsch ist es, mich verheiratet zu sehen.« Er nahm ihre Hände und zog sie an seine Lippen. »Ich kann mir keine bessere Schwiegertochter für sie – oder eine bessere Ehefrau für mich – vorstellen als dich. Wenn du mich denn nimmst.« Er lächelte. »Und dann werde ich natürlich deinen dir entfremdeten schwachköpfigen Schotten windelweich prügeln.«

Sie starrte ihn fassungslos an. »Du willst nach Schottland reisen?«

»Das würde ich mir um keinen Preis der Welt entgehen lassen.«

Tarbendale, Schottland, Juli 1828 Zwei Monate später.

Niall beriet sich mit William, dem Vorarbeiter einer seiner größten Topas-Minen, die im Westen von Tarbendale lag. Es hatte panische Berichte gegeben, dass ein Abschnitt eines Stollens eingebrochen wäre, aber glücklicherweise war keiner der Minenarbeiter verletzt worden. Er nahm die Sicherheit seiner Leute sehr ernst, und das nicht nur, weil er sie in einem Stück zu ihren Familien nach Hause schicken wollte. Sie arbeiteten alle für ein gemeinsames Ziel – Tarbendale sollte so ertragreich wie möglich sein. Das war Nialls einziger Fixpunkt in den letzten fünf Jahren gewesen, und es gab noch eine Menge zu tun.

Er rieb sich mit seiner dreckigen Hand die Stirn und nahm gleich darauf einen Becher von einer der Frauen entgegen, die die Minenarbeiter mit frischem Wasser versorgten. Er drehte sich wieder zum Vorarbeiter um, der die mit Staub bedeckten Männer musterte, die aus dem Steinbruch herauskamen. Es würde sie ein ganz schönes Sümmchen kosten, den eingestürzten Bereich wieder frei zu räumen, aber sie hatten eine neue Ader entdeckt, die vielversprechend aussah. Er war keiner, der einem geschenkten Gaul ins Maul guckte. Sie würden einfach vorsichtiger zu Werke gehen müssen.

»Sag Duncan, er soll vorsichtig sein, wenn er morgen wieder in diesen Stollen reingeht. Ich will nicht, dass Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden, sollte wieder etwas nachgeben.«

»Aye, Mylord.« William wirkte unruhig, als wollte er noch etwas sagen, und Niall zog fragend eine Augenbraue hoch. »Ich wollte noch sagen, dass die Stützbalken erst vor ein oder zwei Tagen überprüft worden waren. Keiner hatte irgendwie wackelig gewirkt.«

Niall runzelte die Stirn. Die Balken, die eingesetzt wurden, um zu verhindern, dass Wände und Decken einstürzten, wurden regelmäßig überprüft. Manchmal bewegte sich der Untergrund, so dass die Balken keinen stabilen Stand mehr hatten. Wenn William ihm jetzt aber sagte, dass sie gerade erst kontrolliert worden waren, dann glaubte er ihm das. Es gab keinen Grund, warum sich also einer gelöst haben sollte, es sei denn, es hatte sich jemand mit Absicht daran zu schaffen gemacht oder gar einige entfernt. »Du meinst, dass jemand nachgeholfen hat?«

»Vielleicht. Diese Balken haben sich nicht von allein gelockert.«

Nialls Miene wurde noch ernster. Die Fehde mit den Campbells hatte in letzter Zeit wieder an Schärfe zugenommen, aber außer ein paar Schafen und Rindern, die gelegentlich verschwanden, und ein paar kleineren Vorfällen an der Grenze, bei denen auch Blut geflossen war, hatte es keine wirklich schlimmen Vorkommnisse gegeben. Diese Art von aufrührerischen Handlungen war jedoch neu – und gefährlich. Unschuldige Arbeiter könnten dabei zu Tode kommen.

Seit Ronan sich geweigert hatte, eine der unverheirateten Töchter der Campbells zu heiraten, herrschten Spannungen zwischen den Maclarens und den Campbells, obwohl es Ronans gutes Recht gewesen war, abzulehnen. Als der Vater letztes Jahr bei einer Clan-Feier Ronan den Vorschlag eines Bündnisses unterbreitet hatte, war Ronan nicht darauf eingegangen. Auf die nächsten beiden Versuche von Laird Campbell, die in die gleiche Richtung gingen, hatte Ronan ebenfalls ablehnend reagiert. Ronans fortgesetzte Weigerung, wegen eines Bündnisses zu heiraten, hatte die Beziehungen zwischen den beiden Clans noch mehr belastet.

»Stell ein paar Wachposten auf«, sagte Niall mit finsterer Miene. »Zumindest so lange, bis wir das aufgeklärt haben. Wenn die verdammten Campbells dafür verantwortlich sind, werden sie mir Rechenschaft ablegen müssen.«

»Aye, Mylaird.«

»Was ist mit den Campbells?«, fragte eine tiefe Stimme.

Niall drehte sich um und sah Ronan den Hügel herunterkommen. Ein Mundwinkel verzog sich zu einem Grinsen. »Es geht um deine Heirat, bràthair, oder eher die, auf die du dich nicht einlassen willst.« Dann berichtete er, was in der Mine passiert war, und von Williams Vermutung, dass es nicht zufällig zu dem Einsturz gekommen war. »Die werden immer dreister. Sie versuchen, uns zu provozieren, damit wir entweder einen Krieg beginnen oder auf die Heirat und das Bündnis, das sie wollen, eingehen.«

»Sie haben nichts von Wert zu bieten«, sagte Ronan und verschränkte die kräftigen Arme vor der Brust. »Und ich will nicht heiraten.« Seine blauen Augen richteten sich auf Niall, und er zog eine Augenbraue hoch. »Wo wir gerade vom Heiraten sprechen – es wird langsam Zeit, dass du dir auch Gedanken darüber machst.«

Nialls gute Laune schwand. Erst Hamish und jetzt auch noch Ronan. Die beiden hatten sich bestimmt miteinander verbündet. Obwohl die Erinnerung an seine frühere Frau immer da war, hatte doch nie jemand den Mut, mit ihm über sie zu sprechen. Bis auf Hamish oder Ronan – offensichtlich. Seine Hand ballte sich zur Faust, während er dem überwältigenden Drang widerstand, seinem Bruder einen Kinnhaken zu verpassen, der ihn flach hinstrecken würde.

»Vorsicht, bràthair.«

»Es sind jetzt sechs Jahre vergangen, Niall«, ließ Ronan nicht locker, und in ihm sträubte sich bei der scheußlichen Erinnerung alles. »Sie wird nicht mehr zurückkommen. Vielleicht solltest du eine von Campbells Töchtern heiraten und mir damit weiteren Ärger ersparen.«

»Soweit ich weiß, ist Bigamie immer noch ein Verbrechen«, brummte Niall.

Nach dem Gesetz und vor Gott war Lady Aisla Maclaren immer noch seine Ehefrau.

Und die Liebe seines Lebens, wenn er ehrlich war. Doch dann hatte er sie mit nach Hause zu den Maclarens genommen, und sie war so eisig geworden wie ein schottischer Loch im tiefsten Winter. Seine Familie und der Clan waren aufgebracht, weil sie durchgebrannt waren und geheiratet hatten, aber damit hatten er und Aisla gerechnet. Himmel, er hätte ein ganzes Goldstück und ein Fass Whisky darauf gewettet, dass er mehr gelitten hatte als sie, nachdem sie zu Hause angekommen waren. Ronan hatte ihm eine Tracht Prügel verpasst, nach der ihm der Kopf einen ganzen Tag lang gedröhnt und seine Zähne eine Woche lang gewackelt hatten. Trotzdem hatte sie Tag für Tag dagesessen und gegrübelt, während sie kaum zwei Worte sprach, wenn sie zusammen waren.

Erst hatte er gedacht, sie hätte Heimweh, doch ihr Wandel war nicht darauf zurückzuführen. Sie hatte sich völlig verändert. Das Begehren war immer gleich geblieben, aber irgendetwas war anders geworden. Ihr Blick, der eh immer in die Ferne ging, war jeden Tag abweisender geworden. Niall hatte den Verdacht, dass sie alles bedauerte – dass sie es bedauerte, schwanger zu sein, ihn geheiratet zu haben.

Die alten Gefühle kamen wieder in ihm hoch und drohten ihn völlig zu vereinnahmen, so dass Niall sie mit Gewalt zurückdrängen musste. Es war aus und vorbei – Vergangenheit, und doch machten ihm die Erinnerungen immer noch zu schaffen. Kein Wunder, dass er damals sofort zur Flasche gegriffen hatte.

Er sah seinen Bruder wütend an. »Ich habe ein Mal geheiratet. Ich habe nicht vor, diesen Fehler ein zweites Mal zu begehen.«

»Es wird kein Fehler sein – du musst dir nur die Richtige nehmen. Du solltest dich nach einer Frau aus dem Clan umsehen – eine von unseren Leuten. Ich bin mir sicher, dass Fenella dieser Idee sehr aufgeschlossen gegenüberstehen würde.«

Aye, das würde Fenella. Das Mädchen war schon lange bevor er Aisla kennengelernt hatte, auf eine Heirat aus gewesen. Leichtes Unbehagen erfasste Niall. Es war kein Geheimnis, dass Aisla Fenella misstraut hatte, und das Gefühl hatte auf Gegenseitigkeit beruht. Aber Fenella war schon länger seine Freundin, als er Aisla kannte. Sie war für ihn da gewesen, nachdem der Marquis von Malvern befohlen hatte, ihm die Hand abzunehmen. Sie hatte ihrer Mutter, einer Heilerin, bei der Verarztung des Stumpfs geholfen und aufgepasst, dass sich die Wunde nicht entzündete. Fenella war bei seinem Anblick kein einziges Mal zurückgezuckt, während sie die Verbände wechselte, und sie hatte ihn immer noch einen Extraschluck aus der Whiskyflasche nehmen lassen, die sie in ihrer Rocktasche versteckte. Sie hatte ihn nicht bemitleidet, wie es einige der anderen Frauen und Männer gelegentlich taten, und Jahre später, als er nicht mehr gewusst hatte, wie er seine Frau glücklich machen könnte, war Fenella wieder für ihn da gewesen, als er jemanden brauchte, um sich den Kummer von der Seele zu reden.

Aisla hatte ihm doch tatsächlich vorgeworfen, er würde Fenella ermutigen, was natürlich Unsinn war. Fenella sah zwar gut aus, aber er begehrte sie nicht und auch keine andere, seitdem er Aisla kennengelernt hatte. Er wollte seine verdammte Frau. Und er hatte gewollt, dass sie ihn auch wieder wollte, wie sie es früher getan hatte. Aber nur weil man etwas wollte, ging es nicht auch in Erfüllung.

Nach dem Verlust des Kindes hatte Aisla das Schlafzimmer verlassen und angefangen, im Vorraum zu schlafen. Anfangs hatte Niall gedacht, dass sie – genau wie er – Raum für sich brauchte. Der Verlust des Kindes hatte ihn sehr mitgenommen, und er war nur damit zurechtgekommen, indem er seine Gefühle ertränkte, ehe er daran erstickte. Er hatte sich dem Alkohol zugewandt, um nicht zu denken – oder zu fühlen.

Am Ende hatte er sie vertrieben. Bittere Galle stieg in seiner Kehle hoch. Niall erinnerte sich an den Tag, als wäre es gestern gewesen, obwohl er völlig betrunken gewesen war. Dougal Buchanan war mit seiner Ehefrau vor sich auf dem Pferd von einem Markt in der Gegend zurückgekehrt und hatte behauptet, dass ihre Stute plötzlich gelahmt hätte. Von Eifersucht zerfressen und bis oben hin voll Alkohol hatte Niall seine Frau voller Verachtung angesehen, nachdem Dougal sich verabschiedet hatte.

»Du misst mit zweierlei Maß, Frau«, hatte er ihr mit harter Stimme vorgeworfen. »Mir wirfst du vor, ich wolle Fenella, während es eindeutig ist, dass du immer noch Gefühle für deine erste Liebe hegst.«

»Bist du betrunken?«, fragte sie.

Niall hatte die Zähne zu einem Lächeln gebleckt und nicht nachgeben wollen. »Nicht genug, um nicht mitzubekommen, wie er dich angeschaut hat.«

»Nun, zumindest schaut einer mich an!«, hatte sie hitzig zurückgegeben.

»Willst du ihn?«, hatte er gefragt, während er immer wütender wurde. Warum sollte sie den Buchanan auch nicht wollen? Er war stark. Er war der älteste Sohn eines reichen Clanführers. Und vor allem – er war unversehrt und noch im Besitz all seiner Glieder.

Seine nächsten Worte waren unbedacht gewesen und dazu bestimmt, sie zu verletzen. »Hast du die Beine für ihn gespreizt, Aisla?«

Ihre Augen hatten vor Tränen und Trotz gefunkelt. »Du bist ein nutzloser Säufer.«

»Lieber ein Säufer als eine Schlampe. Hast du?«

Selbst jetzt, Jahre später, wusste Niall, dass er niemals die Miene seiner Frau in diesem Moment vergessen würde – die Härte, die den Ausdruck unendlicher Qual ersetzt hatte. Ihr Kinn hatte gezuckt, doch ihre Stimme war glasklar gewesen.

»Und wenn? Würde es einen Unterschied für dich machen?«

Weder den Schmerz, der sich durch seinen vom Alkohol getrübten Verstand bohrte, noch seine Antwort darauf würde er je vergessen können. »Dann solltest du nach Montgomery zurückkehren.«

»Du willst, dass ich gehe?«

»Aye.«

Und stolz, wie sie war, hatte sie es getan. Sie hatte ihn verlassen.

Im Rückblick erkannte Niall, dass seine Trinkerei außer Kontrolle geraten war. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wäre er damals der Mann gewesen, der er jetzt war. Er atmete tief durch. Es hatte keinen Sinn, über das nachzudenken, was hätte sein können. Vielleicht hatte Ronan recht. Vielleicht war es an der Zeit, einen Neuanfang zu machen und jemanden zu heiraten, dem wirklich etwas an Schottland oder dem Clan Maclaren – oder ihm – lag.

Denn der Himmel wusste, dass Aisla Maclaren es nicht tat.

Ronan stieß ihn mit der Schulter an, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Was ist mit einer von Hamishs Schwestern? Die MacLeods gehören eh schon fast zur Familie. Du brauchst ein paar Kinder.«

Niall warf seinem Bruder einen mürrischen Blick zu. »Ich bin nicht derjenige, der der nächste Herzog von Dunrannoch wird, und brauche mir deshalb auch keine Gedanken wegen kleiner zukünftiger Herzöge zu machen.«

»Aber du bist der Laird von Tarbendale«, gab Ronan zurück. »Und deine Leute wollen, dass du glücklich bist. Ist es nicht an der Zeit für einen Neuanfang?«

»Meine gegenwärtige Frau hätte vielleicht auch etwas dazu zu sagen«, meinte er und fuhr sich mit der rechten Hand durchs zerzauste Haar. »Wo immer sie sein mag.«

»Du weißt, wo sie ist«, erwiderte Ronan trocken. »Und selbst wenn nicht, ist ein Brief für dich auf Maclaren angekommen.«

Sein Blick ging mit einem Ruck zu seinem Bruder, der ein gefaltetes Stück Pergament aus der Tasche gezogen hatte. »Ein Brief?«

»Aye, aus Paris. Er wurde vor sieben Wochen aufgegeben.«

»Was steht drin?«, fragte er unbewegt und ignorierte das plötzliche Ziehen in seinem verräterischen, törichten Herz. Er unterdrückte auch das Verlangen, seinem Bruder das Papier zu entreißen. Was interessierte es ihn schon, was in diesem verdammten Brief stand?

»Willst du ihn denn nicht lesen?«

Niall knurrte vor Unmut. »Ronan.«

»Na schön.« Ronan lachte und entfaltete den Brief. »Hier steht, dass deine Frau mit dir persönlich reden will.«

Er war auf der Stelle verblüfft. »Über was denn?«

»Das schreibt sie nicht. Sie bittet nur um ein kleines bisschen deiner Zeit, wann und wo es dir passt – auf Maclaren oder in Paris.«

Niall runzelte die Stirn. Über was, um Himmels willen, wollte seine Frau jetzt mit ihm sprechen? Das Einzige, was ihm einfiel, war, dass sie eine Versöhnung im Sinn haben könnte, aber er würde sie niemals zurücknehmen – nicht einmal, wenn sie auf den Knien angerutscht käme und bettelte. Ihm stockte der Atem.

Der Anblick seiner Frau, die vor ihm kniete – wobei die goldblonden Haare in schimmernden Locken über ihre nackten Schultern fielen, während sie mit ihren kupferfarbenen Augen voller Verlangen zu ihm aufsah –, traf ihn mit der Wucht eines Baumstamms. Seine Knie hätten beinahe unter ihm nachgegeben, während eine heiße Woge der Lust durch seinen Körper schoss.

Er stieß einen wilden Fluch aus und sah dann seinen Bruder an. »Willst du ’ne Runde kämpfen?«

»Mit dir?« Sein Bruder bedachte ihn mit einem wissenden Grinsen.

Niall bleckte die Zähne. »Aye.«

»Ich hoffe, du weißt, was dich erwartet, kleiner bràthair.«

Ronan würde ihm die erfrischende Abreibung verpassen, die er brauchte, um die nutzlosen Erinnerungen loszuwerden, die in seinem Kopf herumspukten. »Das tue ich.«