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Systemische Beratung: Wie Sie mit dem Ansatz der Systemtheorie komplexe Problemlagen ganz einfach aufschlüsseln, analysieren und lösen können Irgendwas knirscht im Familiengefüge und Sie finden einfach nicht heraus, wo das Problem wirklich liegt? Auf der Arbeit läuft's nicht rund, es gibt Konflikte im Team oder Sie selbst verfallen immer wieder in unerwünschte Muster? Dann fehlt Ihnen wahrscheinlich der Blick aufs große Ganze und wie Sie sich diesen mit systemischer Beratung ganz einfach verschaffen, erfahren Sie in diesem Buch! Familientreffen, die immer im gleichen Streit enden, die eine Kollegin, die Ihre Bemühungen sabotiert, der eine Freund, der die Harmonie im Freundeskreis stört: So manches zerstörerische Problem hat seine Ursache in Zusammenhängen, die man auf den ersten Blick nicht erahnt – und die letztlich im gesamten System begründet liegen. Der Fokus auf den Ruhestörer allein hilft dann nicht weiter und hier kommt der systemische Ansatz ins Spiel. Ursprünglich aus der Familientherapie kommend, betrachtet er das ganze Gefüge der betroffenen Gruppe und legt mit gezielten Strategien, wissenschaftlich entwickelten Techniken und umfassenden Analysen die wahren Ursachen offen. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen nun leicht verständlich, kompakt und situationsunabhängig, wie systemische Beratung vorgeht, wie sie funktioniert und wann sie optimal eingesetzt werden kann. Von den Grundlagen über verschiedene Techniken bis hin zu Gesprächsaufbau und komplexen Lösungsstrategien machen Sie sich hier mit dem systemischen Prinzip vertraut, um schließlich optimal von professioneller Beratung profitieren zu können. Grundsteine der Systemtheorie: Finden Sie heraus, auf welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen die Systemtheorie beruht, welche Rolle soziale Gefüge spielen und auf welchen 5 Schritten konkrete Beratung schließlich aufbaut. Systemischer Methodenkoffer: Wunderfrage, Externalisierung, Verstörung von Mustern, Genogramme, Skulpturarbeit und vieles mehr – lernen Sie die effektiven und vielfältigen "Werkzeuge" der systemischen Beratung kennen. Familien- & Beziehungskontext: Entdecken Sie systemische Strategien für den persönlichen Beziehungsbereich, wie etwa Symptomverschreibung, Familienkonferenz oder zirkuläre Fragetechniken. Auf Erfolgskurs: Auch im beruflichen Bereich können Sie mit Prozessorientierung, Konfliktmanagement oder Selbstmarketing das Maximum aus sich oder Ihrem Unternehmen herausholen. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen den entscheidenden ersten Schritt aus dem Teufelskreis ungelöster Systemkonflikte und präsentiert Ihnen einen Weg, langfristig zu Harmonie, Zusammenarbeit und gegenseitigem Verständnis zu gelangen. Ob in der Verwandtschaft, in der Belegschaft oder im Leitungsteam – mit dem systemischen Ansatz bringen Sie Klarheit und Lösungsmöglichkeiten in jede noch so verfahrene Situation. Also worauf warten Sie noch? Klicken Sie nun auf "In den Einkaufswagen" und eröffnen Sie sich einfache, nachhaltige und effiziente Möglichkeiten der Konfliktbewältigung mit Erfolgspotential!
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Seitenzahl: 187
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Für Fragen und Anregungen:
Auflage 2023
Inhalt
Vorwort
Alles wirkt zusammen
Wie Systeme funktionieren
Die Grundsteine der Systemtheorie: Bertalanffy, Parsons und Luhmann
Soziale Wirklichkeit – Warum die Medaille mindestens zwei Seiten hat
Wir spielen alle Theater: Soziale Ordnungen und Hierarchien
Systemische Beratung
Die systemische Haltung – was macht den Berater besonders?
Was ist besonders?
Ressourcenorientiert
Lösungsorientiert
5 Schritte zur systemischen Beratung
Beziehung aufbauen
Anliegen konkretisieren
Bearbeitungs- und Lösungsebene finden
Impulse geben
Gespräch abschliessen
Methoden und Trickkiste der systemischen Beratung
Die Wunderfrage
Wirklichkeit als Konstruktion – die Veränderung innerer Landkarten
Verstörung von Mustern
Ausnahmen und Möglichkeitssinn
Zirkuläres Fragen
Selbstreflexiver Dialog
Externalisierung
Reflektierendes Team
Abschlussintervention und „Verschreibungen“
Rituale
Metaphern
Genogramme
Skulpturarbeit
Systemische Beratung im Kontext Familie und Beziehungen
Familienprobleme vs. familiäre Ressourcen
Wer hat welchen Platz?
Generationenkonflikte
Lösungsprozesse finden: Systemische Beratung in Unternehmen und Job
Prozessorientierung & Projekte
Umgang mit Konflikten
Selbstmarketing
Visionen & Ziele
Schlusswort
Vorwort
Bemerken Sie seit einiger Zeit, dass sich etwas in Ihrem Umfeld verändert hat? Verhalten sich bestimmte Personen Ihnen gegenüber anders als gewöhnlich? Sei es die eine Kleinigkeit, die in Ihrer Familie für große Auswirkungen auf andere Mitglieder gesorgt hat, oder der Konflikt zwischen zwei Ihrer Kollegen, wobei einer Sie dazu gedrängt hat, sich auf seiner Seite zu positionieren, obwohl Sie in erster Linie gar nicht in den Konflikt involviert waren. Oder ist da ein persönliches Problem, welches sich auf Menschen in Ihrem Umfeld auswirkt, weshalb Sie sich schon selbst Vorwürfe gemacht haben? Solche Veränderungen in den altbekannten Strukturen können für großes Chaos sorgen und ganze Systeme auf den Kopf stellen. Worum es sich genau bei solchen Systemen handelt und inwiefern eine systemische Beratung in solchen Lebensphasen helfen kann, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Im Allgemeinen basiert die systemische Beratung auf dem Konzept der Familientherapie, welche vor etwa 40 Jahren ihren Ursprung fand. Davor galt die übliche Psychotherapie als Angelegenheit zwischen zwei Personen: therapierende Person und Klient. Heute wird von systemischer Beratung oder systemischer Therapie gesprochen – und nicht mehr ausschließlich von Familientherapie – um aufzuzeigen, dass es sich nicht zwangsläufig um die Familie handeln muss, welche im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Außerdem wurde irgendwann die Erkenntnis gewonnen, dass sich viele Probleme als Bestandteile sozialer Systemstrukturen darstellen und sich nicht lediglich auf eine Person und ihre Eigenschaften beziehen. Viele der bewährten Methoden kommen, je nach Situation, jedoch heute noch zum Einsatz.
Je nach Situation lässt sich eine systemische Beratung also sehr individuell gestalten und mit Sicherheit gibt es auch den passenden Ansatz, welcher Ihnen in Ihrer Situation weiterhelfen kann!
Sie werden sehen, dass hinter Problemen oft ein viel komplexerer Zusammenhang liegt als lediglich die eine negative Eigenschaft der einen bestimmten Person – oder auch Ihres Selbst. Die Methoden, welche in einer systemischen Beratung zum Einsatz kommen, werden Ihnen dabei helfen, Ihren Blickwinkel auf verschiedene Dinge zu verändern, und Sie zu lösungsorientiertem Handeln animieren, welches auf den Ressourcen beruht, welche schon immer in Ihnen schlummern – Sie müssen nur lernen, Sie (wieder) zu aktivieren!
Den ersten Schritt in die richtige Richtung haben Sie bereits getan, indem Sie diesen Ratgeber in Ihren Händen halten, welcher Sie über die wichtigsten Aspekte der systemischen Beratung aufklären soll. Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne einen guten Weg und viel Erfolg mit diesem Buch!
Alles wirkt zusammen
Die systemische Beratung: eine Beratungsform mit vielfältigen Einsatzgebieten. Ob in einer Familie oder in einem Unternehmen – überall, in den verschiedensten Systemen, kann es zu Problemen oder Konflikten kommen. Wird allerdings nicht rechtzeitig gegen diese arbeitet, können sie ein belastendes Ausmaß für die beteiligten Systemmitglieder annehmen. Der Schlüssel liegt also vor allem darin, diese frühzeitig zu erkennen, um innerhalb einer systemischen Beratung gezielt Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
Von den Theorien bis hin zu den verschiedenen Methoden einer systemischen Beratung – dieses Buch wird Sie umfassend an diese Form der Beratung heranführen. Beginnen werden wir mit dem Bestandteil des Namens, „systemisch“, wir werden uns in diesem Zusammenhang mit der Theorie von Systemen beschäftigen. Dazu zählen zum einen die Systemtheorie nach Niklas Luhmann, das systemische Weltbild, konstruktivistische Ansätze und die Rollentheorie nach Talcott Parson, um besser verstehen zu können, wie sich bestimmte Strukturen in Systemen entwickeln.
In dem darauffolgenden Kapitel erfahren Sie Grundlegendes über die systemische Beratung, unter anderem, was sich hinter der systemischen Haltung verbirgt und was es bedeutet, dass die Beratung lösungs- und ressourcenorientiert arbeitet, und was sonst noch besonders ist. Der Aufbau bzw. der Weg zu einer typischen Beratung wird in dem Kapitel „5 Schritte zur systemischen Beratung“ geschildert, worauf die verschiedenen Methodiken folgen, die in einer Beratung zum Einsatz kommen können – und das sind ganz schön viele! Da sie jedoch von zentraler Bedeutung sind, war es mir wichtig, sie Ihnen detailgetreu nahezubringen. Vor allem sind sie deshalb so wichtig, um neue Sichtweisen auf eine bestimmte Situation zu erzielen.
Die letzten beiden Kapitel sind unterteilt in die Anwendung der systemischen Beratung, zum einen in der Familie, zum anderen in Unternehmen und im Job. Auch hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, je nach System, um an die Lösung von Problemen und Konflikten heranzugehen. Dieses Buch soll Sie also an alle Formen und Einsatzgebiete der systemischen Beratung heranführen und nichts auslassen.
Am Ende sollen Sie das Gefühl haben, bestmöglich informiert zu sein – sei es, um den Schritt zu wagen, eine systemische Beratung aufzusuchen, oder aber, um andere Menschen oder Systeme darüber aufzuklären, für die es vielleicht nützlich in der eigenen Situation sein könnte.
Wie Systeme funktionieren
Übersetzt man den Begriff ‚System‘ direkt aus dem Griechischen, erhält man etwa eine Übersetzung wie Zusammengestelltes oder Verbundenes. In diesem Kontext beschreibt der Duden den Begriff des Systems als die Anzahl von Elementen, die in wechselseitigen Beziehungen zueinander stehen und sich somit bedingen. Damit wird klar, dass es sich bei einem System oder Teilsystem, wie es die Systemtheorie beschreibt, um eine Art von Gruppe handelt, in der es bestimmte Strukturen und wechselseitige Beziehungen gibt.
Die Systemtheorie kommt ursprünglich aus der Psychotherapie, wurde aber mit der Zeit auch auf andere Bereiche ausgeweitet und zielt darauf ab, Gruppen als Ganzes zu betrachten, also das Verhalten eines Individuums in den Zusammenhang mit dem Verhalten der anderen Gruppenmitglieder zu stellen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Blick nicht nur auf einzelne Personen gerichtet werden soll und bestimmte Sachverhalte ganzheitlich betrachtet und analysiert werden müssen. Es gibt allerdings nicht nur die eine Systemtheorie. Das Feld ist breit und vereint viele verschiedene Ansätze, aus denen man sich Schnipsel herausziehen kann, um diese für sich in seinem Berufsalltag zu nutzen.
DIE GRUNDSTEINE DER SYSTEMTHEORIE: BERTALANFFY, PARSONS UND LUHMANN
Grundlegende Ansätze zur Systemtheorie stammen zum Beispiel von Ludwig von Bertalanffy (1901-1972), Talcott Parsons (1902-1979) und Niklas Luhmann (1927-1998).
Bertalanffy war Biologe und beobachtete somit Systeme von Lebewesen. Er beschrieb wiederkehrende Muster, wie offene, sich überschneidende Grenzen, wechselseitige und komplexe Beziehungsaspekte untereinander oder die stetige Bemühung um ein Gleichgewicht durch sogenannte Rückkoppelung, auch als Rückmeldung/Feedback bezeichnet.
Parsons als Soziologe nahm die Funktionen von solchen Systemen genauer unter die Lupe und beobachtete die Anpassungsfähigkeit an neue Umstände, den Drang danach, seine Ziele auszudrücken und zu verfolgen, das Streben nach Zusammenhalt und die unbedingte Aufrechterhaltung von Werten und festen Strukturen.
Luhmann, der ebenfalls Soziologe war, unterschied zwischen verschiedenen Arten von Systemen. Bezogen auf den Menschen ergeben sich das biologische System, also das Lebewesen an sich mit seinen körperlichen Merkmalen und biologischen Prozessstrukturen, und das soziale System, das vor allem durch gesellschaftliche Kommunikation geprägt ist. Luhmann ist derjenige der drei Systemtheoretiker, der sich am stärksten auf die Wichtigkeit von Kommunikation und entstehende Gesetzmäßigkeiten innerhalb eines Systems fokussierte.
Um Systeme besser ordnen zu können, hat sich die Unterscheidung mithilfe der Kybernetik erster und zweiter Ordnung etabliert. Bei der Kybernetik handelt es sich um eine Systemtheorie, die dynamische Systeme in den Fokus nimmt und erforscht, wie diese gesteuert und reguliert werden. Dabei analysiert die Kybernetik bestimmte Eigenschaften dynamischer Systeme, sodass erarbeitet werden kann, inwiefern diese auf ein bestimmtes Ziel hingelenkt werden können (1. Ordnung der Kybernetik, Beeinflussung) bzw. wie sich Systeme auch autonom steuern können (2. Ordnung der Kybernetik, Selbstbestimmung). Dem liegt die Grundannahme zugrunde, dass sich Systeme selbst konstruieren. Die Systemtheorie nach Luhmann setzt hier den Fokus auf die Kommunikation und untersucht diese innerhalb dieser konstruierten Systeme, da diese durch verbale oder anderweitige Interaktion überhaupt entstanden sind.
„Soziale Systeme bestehen aus Kommunikation“
Veronika Verbeek
Es kommt in der Systemtheorie darauf an, wie miteinander kommuniziert wird. Andere Persönlichkeitsmerkmale treten dabei in den Hintergrund, sodass einzig und allein zwischenmenschliche Beziehungen und ihre Dynamiken in der Kommunikation sowie deren Eigenschaften betrachtet werden. Dabei können sich bestimmte Kommunikationsmuster festigen und es kann die Tendenz entstehen, dass sich der Mensch eher in solche sozialen Kommunikationssituationen begibt, in denen er eine ähnliche Rolle einnehmen kann. Es ist schließlich schwieriger, gewisse Eigenschaften an sich zu verändern als seine Kommunikationsweise. Hieran lässt sich besser schrauben und es kann maßgeblich dazu beitragen, dass man sich in soziale Rollen und andere soziale Wirklichkeiten begeben kann, von denen man vielleicht denkt, dass sie einem nicht liegen.
SOZIALE WIRKLICHKEIT – WARUM DIE MEDAILLE MINDESTENS ZWEI SEITEN HAT
Jeder Mensch hat aufgrund eigener Wahrnehmung, Vorgeschichte, Gefühle „eine Seite seiner Geschichte“. Tritt dieser Mensch nun in Kommunikation mit (mindestens) einer anderen Person, kann es dazu kommen, dass die beiden Seiten ihrer individuellen Geschichten nicht harmonieren. Häufig entstehen dadurch, oder aber durch die Missachtung der Wahrnehmung der anderen Person, Konflikte.
Alle Einflüsse, die auf sie wirken, bewegen sich im Rahmen des Systems Ihrer „sozialen Wirklichkeit“. Diese wird erst durch Individuen und ihr soziales Handeln erschaffen und stellt somit eine subjektive Wirklichkeit dar, die weder als richtig oder falsch eingestuft werden kann. Die soziale Wirklichkeit steht der naturwissenschaftlichen Wirklichkeit gegenüber, die in Unabhängigkeit vom Menschen und von menschlichem Handeln existiert.
Luhmann lag es daran, Bereiche der Gesellschaft genauer zu beschreiben und deren Strukturen näher zu analysieren, woraufhin er seine „Systemtheorie“ entwickelte, die an dieser Stelle noch einmal erläutert wird:
Hierbei lässt sich ein System als solches beschreiben, das aus einer Reihe von Begriffen besteht, die in ihrer Ganzheit Kategorien bilden. Systeme kennzeichnen sich im Rahmen der Theorie jedoch nicht durch einzelne Elemente, sondern aus der Relation der Elemente zueinander, also den Zusammenhängen zwischen aufeinander verweisende soziale Handlungen. Die Grundlage der systemischen Beratung ist ein systemtheoretisches Weltbild. Das systemische Weltbild erhebt maßgebliche Unterschiede zum mechanischen Weltbild, vor allem basiert es auf der Konstruktion von individuellen Wirklichkeiten, der Kontextabhängigkeit bezüglich der Bewertung von Situationen (kein schlichtes Einteilen in „Richtig“ oder „Falsch“) und dem nicht ausschließlichen Einbeziehen von Fakten, es integriert viel mehr harte und weiche Faktoren, ist also nicht rational ausgelegt.
Alles, was sich außerhalb der Systeme befindet, nennt Luhmann im abstrakten Sinne „Umwelt“, in der ebendiese verschiedenen Systeme auftauchen. Grundlage der Systemtheorie sind aber nicht einfach verschiedene Systeme – die Systemtheorie basiert vielmehr darauf, dass ein System in seiner Differenz zur Umwelt besteht, beides also zueinander in Wechselwirkung steht.
Ein wichtiger Punkt ist, dass Systeme durch Kommunikation bestehen und operieren. Werden beispielsweise Handlungen verschiedener Menschen miteinander verknüpft, so entsteht ein System, das sich folglich von seiner Umwelt abgrenzen lässt.
Bezogen auf ein Unternehmen ist damit der Zusammenschluss aus Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeint, die im System Firma zusammen agieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt Luhmanns ist, dass Systeme autopoietisch funktionieren, sich also selbst erhalten und ihre Prozesse selbst steuern.
Autopoiesis:
Der Begriff der Autopoiesis stammt hinsichtlich seiner Wortherkunft aus dem Englischen (autopoiesis), Französischen (autopoiesis) sowie aus dem Griechischen (autos und poeisis). Dabei beschreibt er nichts anderes als die Selbsterschaffung sowie Selbsterhaltung eines Systems. Gemeint ist, dass ein System nicht nur sein Verhalten, sondern im Allgemeinen seine Existenz durch sich selbst erschafft. Geprägt wurde der Begriff durch den Biologen und Philosophen Humberto Maturana (1928-2021) und den Systemwissenschaftler, Biologen und Philosophen Francisco Varela (1946-2001). Sie sprechen im Sinne der Autopoiesis von lebenden, also autopoietischen Maschinen, die in sich geschlossen agieren. Später wurde der Begriff durch den Soziologen Niklas Luhmann (1927-1998) in dessen Theorien übernommen und auf die Theorien sozialer Systeme übertragen. Zu den Bestandteilen der Autopoiesis gehören dabei die
• Selbstreferenzialität, d.h. die interne Steuerung der eigenen Zustände,
• operative Geschlossenheit, also die Wahrnehmung des Gehirns einer Zustandsveränderung, die durch einen von außen initiierten Reiz selbst verändert werden kann sowie
• strukturelle Koppelung zur Umwelt, also die selbstständige Auswahl der Kontakte, die man wahrnehmen möchte.
Autopoietische Systeme ermöglichen und erschaffen sich somit selbst. Sie fungieren selbstreferenziell und produzieren und reproduzieren sich selbst. Aufgrund der Theorien der oben benannten Theoretikern wurden biologische Systeme mit dem Aufkommen autopoietischer Systeme nicht mehr als einzelne Merkmale, sondern stattdessen auf der Basis der prozesshaften Erhaltung charakterisiert. Hiermit wurde eine Definition von Leben geschaffen, die sich im weiteren Verlauf insbesondere im soziologischen Bereich und den mit dieser Fachrichtung einhergehenden Theorien für Systeme auswirkte.
Die Systemtheorie ist für uns vor allem durch diesen eben genannten Punkt der Autopoietisierung interessant: Erinnern Sie sich einmal daran, wann Sie das letzte Mal erfolgreiche Maßnahmen zur Bewältigung des Problems, das zwischen Ihnen und den Zielen Ihres Lebens steht, eingeleitet haben. Hier hilft Ihnen die Autopoietisierung vor allem, in den Situationen, in denen Sie früher angenommen haben, Sie seien der Verlierer und könnten etwas nicht schaffen. Statt sich dieser Situation zu ergeben, weigern Sie sich strikt gegen diesen Gedanken und lösen sich von diesem, um sich also ‚selbst zu erhalten‘ sowie Ihre eigene Richtung selbst zu steuern und zu regulieren – Sie wissen um Ihr Problem und können es selbst regeln. Hierzu verhilft Ihnen die systemische Beratung. Denn um sich diese Fähigkeiten zur Trennung von einem Problem zu vergegenwärtigen, entwickelte der australische Therapeut Michael White gemeinsam mit David Epston im Rahmen einer systemischen Arbeitsweise die therapeutische Technik der systemischen Beratung, und zwar die „Externalisierung von Problemen“.
Externalisieren bedeutet, gewisse Dinge, die im Inneren unseres Gedächtnisses schlummern und unsere Gedanken plagen, nach außen (also aus uns heraus) zu projizieren.
Dieses Verfahren gründet sich auf den Gedanken, dass die Wahrnehmung der Wirklichkeit eines Menschen subjektiv begründet wird und davon abhängt, welche Bedeutung ein Mensch dem gibt, was in seiner Wirklichkeit passiert.
Somit wird davon ausgegangen, dass ein Mensch über seine Fähigkeit zur Wahrnehmung verfügt. Zugeschriebene Bedeutungen hängen dabei von äußeren Einflüssen des Umfelds eines Menschen ab. Sie werden also elementar vom äußeren Raum mitbestimmt. Zum Beispiel spielen in Bedeutungszuschreibungen die bisherige Lebenserfahrung und Geschichten, die ein Mensch (über sich selbst) gehört hat, und auch Regeln, die er gelernt hat, mit hinein, sowie das subjektive innere Bild über sich selbst. Die systemische Beratung knüpft genau hier an. Dass nun jedoch Therapeuten überhaupt als soziale Akteure auf den Menschen und die von ihm interpretierte Wirklichkeit einwirken können, erklärt sich insofern, dass der Mensch zum einen nicht zwischen Wirklichkeit und Imagination unterscheiden kann und zum anderen als ein soziales Wesen gilt.
Im Rahmen der systemischen Therapie sind Wertschätzung und Anerkennung zwei wesentliche Bestandsmerkmale. Die „eine Seite der Geschichte“ des Klienten wird im Zuge dessen angenommen und respektiert.
Diese Erkenntnis entspringt dem Gedanken, dass der Geist eines Menschen durch seine sozialen Interaktionen entsteht und nicht im Gehirn existiert.
Dieser Punkt ist wichtig bezüglich der Methode der Externalisierung und der zugrunde liegenden Annahme, die darauf basiert, dass das Problem das Problem sei und nicht etwa der Mensch selbst. Denn nicht gerade selten kommt es bei Klienten zu der Annahme, sie selbst oder ihre Beziehungen seien das Problem. Hierbei liegt auch der wesentliche Punkt im Unterschied zu anderen Praktiken, die meist auf ebendiesem Verständnis beruhen, dass ein Problem in der Identität einer Person liegt und beide somit eine Verbundenheit darstellen. Das Problem so hinter sich zu lassen, wird also vor allem dadurch erschwert, dass der Klient zur Annahme verleitet wird, auch einen Teil seiner Persönlichkeit hinter sich lassen zu müssen.
Die Praxis der Externalisierung hingegen verläuft nun so, dass der Klient mithilfe seiner Imagination eine neue Wirklichkeit erschaffen soll, in der das Problem keinen Teil mehr darstellt. Es werden neue Gewohnheiten und Glaubenssätze konstruiert und die alten, welche die problematischen Aspekte beinhalteten, von der Identität getrennt. Problem und Person werden so also voneinander gesondert behandelt. Diese Trennung bietet neuen Raum für die Gestaltung der Identität und dem Klienten können seine Ressourcen bewusst zugänglich gemacht werden. Außerdem fällt es so leichter, alternative Handlungsmöglichkeiten für die problematischen Bereiche zu finden. Einengende Gedanken sollen eliminiert und dem Klienten seine weiten Möglichkeiten verständlich gemacht werden.
1. Schritt: Bezeichnung
Zu Beginn des Externalisierungsprozesses wird dem Problem ein Name gegeben, wodurch eine sprachliche Trennung erzeugt wird.
2. Schritt: Visualisierung
In dem darauffolgenden Schritt wird das Problem visualisiert und unter anderem danach gefragt, was passieren würde, würde man das benannte Problem (vorausgesetzt, es handelt sich um einen Gegenstand) anders positionieren.
3. Schritt: Beeinflussung & Beziehung
Dann werden dem Klienten Fragen zu dem Einfluss des Problems gestellt: zunächst natürlich auf den Klienten selbst bezogen, jedoch auch auf den Einfluss auf andere Personen in seinem Umfeld. Es werden auch Gegenfragen nach Zeiten gestellt, in welchen das Problem keinen Einfluss hatte, und ebenfalls, wie sich der Klient in diesen Zeiten gefühlt hat.
Was hat er unternommen, um das Problem zu eliminieren?
Auch Zukunftsfragen spielen eine Rolle, beispielsweise danach, was in der Zukunft getan werden kann, um sich dem Problem widersetzen zu können, und nach den damit zusammenhängenden Voraussetzungen.
Innerhalb des therapeutischen Prozesses werden auch immer wieder Fragen nach der Beziehung zu dem Problem gestellt, welche sich dann mithilfe der Imagination verändern soll.
Zum Beispiel wird danach gefragt, welche Beziehung zu dem Problem dem Klienten angenehmer erschien, eine fügsame oder eine sich widersetzende.
4. Schritt: Loslösung
Der Prozess steht also immer in Verbindung mit mentalem Training, dass aus dieser Imagination einer veränderten Beziehung zum Problem eine Realität wird, welche sich im Endeffekt positiv auf den Klienten auswirkt.
Exkurs:
Konstruktivismus
Die Methoden der Externalisierung und der narrativen, erzählerischen Therapie können als angelehnt an konstruktivistische Ansätze gesehen werden. Konstruktivistische Ansätze gehen prinzipiell davon aus, dass Menschen ihre Wahrnehmung der Welt, wie vom Namen abgeleitet, konstruieren. Hierbei spielt eine Rolle, dass Wissen nicht einfach passiv aufgenommen, sondern aktiv durch selbstständige Erschließung aufgebaut wird. Die Funktion des Wissens beläuft sich also nicht auf die Entdeckung der Realität, sondern vielmehr auf die Organisation der Erfahrungswelt.
Im Kontext der Wissensübermittlung, beispielsweise in der schulischen Institution, wäre es so zu verstehen, dass ein Schüler das vom Lehrer vermittelte Wissen nicht einfach so hinnimmt und abspeichert, sondern sich ein individuelles Bild des Wissens aufgrund seiner Voraussetzungen konstruiert. Der Schüler wird zur selbstständigen Auseinandersetzung mit den Wissensinhalten animiert – die Rolle des Lehrers nimmt eine unterstützende Funktion innerhalb dieses Prozesses ein. Für den Schüler spielen die Faktoren der Lernsituation, des Vorwissens und seiner individuellen Einstellung maßgeblich mit hinein.
Das bedeutet, dass die subjektive Realität, die im Rahmen der konstruktivistischen Leitidee erzeugt wird, mit den individuellen Prägungen eines Individuums zusammenhängt.
Der Prozess der Wahrnehmung und Konstruktion der Umwelt verläuft im Konstruktivismus wie folgt:
1. Wahrnehmung eines Reizes aus der Umwelt durch die Sinnesorgane. Beispiel: Sie sehen, dass draußen die Sonne scheint.
2. Interpretation des Reizes im Gehirn zu einem individuellen Sinneseindruck, der durch persönliche Einstellungen und Erfahrungen beeinflusst wird.
Beispiel: Hat es seit Tagen draußen nur geregnet und Sie haben schon sehnlichst die Sonne erwartet, empfinden Sie dies als angenehm. Haben Sie sich das letzte Mal, als Sie sich in der Sonne aufgehalten haben, jedoch einen Sonnenbrand geholt, assoziieren Sie den Sonnenschein eher mit etwas Negativem.
Sie bemerken: Im Rahmen des Beispiels ist die Realität objektiv – die Sonne scheint. Wie dieser Sonnenschein in der Realität eines Individuums wahrgenommen wird, ist hingegen subjektiv.
Es gibt jedoch nicht den Konstruktivismus, vielmehr wird innerhalb des Konstruktivismus zwischen verschiedenen Ansätzen unterschieden:
1. Radikaler Konstruktivismus
Zu den Hauptvertretern des radikalen Konstruktivismus gehört neben dem Kommunikationswissenschaftler und Philosophen Ernst von Glasersfeld (1917-2010) auch der Philosoph und Kybernetiker Heinz von Foerster (1911-2002). Im Rahmen des radikalen Konstruktivismus ist man der Ansicht, dass ein Mensch unter keinen Umständen die Realität, die tatsächliche Wirklichkeit, eins zu eins so annehmen kann, wie sie objektiv erscheint. Ausschließlich subjektive Wahrnehmungen sind möglich. Es ist unmöglich für ein Individuum, seine persönlichen Grenzen zu überschreiten und die Realität in einer anderen Sichtweise als in der subjektiven wahrzunehmen.
Als Kernthesen gelten dabei: Menschen sind autopoietische, geschlossene Systeme. Sie sind mit der Umwelt lediglich strukturell gekoppelt, das heißt, dass sie Impulse von außen im Nervensystem „strukturdeterminiert“ umwandeln. Die Umwandlung erfolgt dabei daher auf der Grundlage von emotionalen und kognitiven Strukturen. Auf diese Weise wird eine Wirklichkeit erzeugt, die keine Repräsentation oder eine Abbildung der Außenwelt ist. Vielmehr ist sie eine funktionale Konstruktion.
2. Interaktionistischer Konstruktivismus
Der interaktionistische Konstruktivismus bewegt sich im Feld des soziokulturellen Konstruktivismus. Dabei nimmt er verstärkt sowohl die kulturellen als auch die lebensweltlichen Perspektiven der Systemteilnehmer in den Blick, wenn es darum geht, die Wirklichkeit zu konstruieren. So wird versucht, den Konstruktivismus als Kulturentwicklung zu verstehen. Wissen wird demnach durch Gesellschaften und soziale Diskursgemeinschaften geschaffen und nicht durch realistische Weltabbildung. Jeder Mensch rekonstruiert, konstruiert und dekonstruiert die Welt im Laufe seiner Entwicklung. Wie ein Mensch das macht, ist abhängig von dem Individuum selbst und von seinem Umfeld. Ein Subjekt beeinflusst also, wie es seine Umgebung wahrnimmt.
3. Methodischer Konstruktivismus
Der methodische Konstruktivismus ist auch unter dem „Erlanger Konstruktivismus oder dem „Konstruktivismus der Erlanger Schule“ bekannt und bezieht sich auf die Wissenschaftstheorie, schließt aber auch an die moderne Sprachphilosophie an. Die Wissenschaft wird als zweckgerichtetes Handeln verstanden, wodurch Sprachhandlungen zu zentralen Elementen dieser Theorie werden.
Dabei stützt sich der Konstruktivismus auf die Annahme, dass die Gegenstände, die zu einer Wissenschaft gehören, auf einer systemischen Konstruktion etabliert werden.
Gleichzeitig werden dabei Regeln konstruiert, die auf bestimmten Normen basieren und der Betrachtung dienen.
Außerdem basiert er auf der Grundlage des Unbehagens. Hier wird postuliert, dass innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses zentrale Begriffe mit veränderten Bedeutungen gefüllt werden. Der methodische Konstruktivismus hat das Ziel, ein Ideal darzustellen, das innerhalb des wissenschaftlichen Dialogs eine möglichst hohe Verständigung erwirken soll.
Zur Referenz der Überschrift, warum die Medaille also mindestens zwei Seiten hat: Jeder Mensch hat aufgrund eigener Wahrnehmung, Vorgeschichte und Gefühle „eine Seite der Geschichte“. Tritt dieser Mensch nun in Kommunikation mit (mindestens) einer anderen Person, kann es dazu kommen, dass die beiden Seiten ihrer individuellen Geschichten nicht harmonieren. Häufig entstehen dadurch, oder aber durch die Missachtung der Wahrnehmung der anderen Person, Konflikte.