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Mit System zum erfüllten Leben
Werfen Sie alte Muster über Bord und geben Sie Ihrem Leben eine neue positive Richtung. Das geht auch ohne die schmerzhafte Betrachtung alter Wunden. Der Psychotherapeut Paul Gamber zeigt anhand vieler Beispiele, wie Beziehungen, die Systeme, in denen wir leben, uns formen, stärken, aber auch krank machen können. Mit seiner Hilfe lernen Sie, die Sichtweisen über sich und Ihre Beziehungen zu verändern. Er erklärt Ihnen, wie die Systemische Therapie auf Ihren Stärken aufbaut, sich Lösungen zuwendet und nicht Problemen. So werden Sie Ihre Kraftquellen wiedererkennen, können Ihren Blick nach vorn richten und gestärkt dem Alltag begegnen.
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Seitenzahl: 523
Systemische Therapie für Dummies
Schummelseite
Innere Kraftquellen entdecken
Die Systemische Therapie setzt wie keine andere auf Ihre inneren Kraftquellen (auch Ressourcen genannt), auf die eine Lösung aufgebaut werden kann, beziehungsweise auf Ihre Erlebensweisen, die bereits eine Lösung enthalten.
Richten Sie – mithilfe Ihres Therapeuten – Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Stärken, Kompetenzen, Ziele und Wünsche. Was treibt Sie wirklich um? Wie erleben Sie sich selbst im kompetenten Tun? Was möchten Sie gern erreichen? Seien Sie gespannt darauf, welche Lösungen dort zum Vorschein kommen.
Entdecken Sie Ihre besten Momente im Leben. Wann haben Sie sich zuletzt so richtig gut gefühlt. Wie war es dann? Was haben Sie getan? Wer war bei Ihnen? Wie haben Sie die Welt damals gesehen?
Kramen Sie die alten »Erfolgs-Fotoalben« wieder aus Ihrem (Gedächtnis-)Speicher hervor, als Sie Ihre Bestmarke überboten haben und auf dem »Siegertreppchen« standen.
Kümmern Sie sich weniger um die Ursachen Ihres Problems als um die Momente, in denen es Ihnen schon viel besser geht. Über das Problem zu grübeln, hat noch niemand etwas gebracht. Machen Sie Pläne, setzen Sie sich Ziele und werden Sie aktiv.
Ausnahmen vom Problem ausfindig machen
Lernen Sie zu unterscheiden, was Ihnen guttut und was Ihnen weniger guttut. Was tun, denken Sie und was geht dem voraus, wenn Sie das Problem haben? Was tun, denken Sie und was geht dem voraus, wenn Sie für eine Sache hoch motiviert sind – und das Problem nicht haben?
Machen Sie die Ausnahmen vom Problemerleben nach und nach zur Regel. Sie fühlen sich besser nach dem Sport, nach einem Einkaufsbummel in der Stadt, nach einem gemütlichen Plausch mit Freunden, nachdem Sie ein Bild fertig gemalt haben. Warum nicht öfter?
Versuchen Sie einmal eine Antwort auf die Wunderfrage: »Nehmen wir einmal an, es wäre über Nacht ein Wunder geschehen und das Problem wäre verschwunden. Was wäre dann anders?« Sie werden erstaunt sein, was Ihnen alles dazu einfallen wird und sich tatsächlich für die Lösung des Problems nutzen lässt.
Reparieren Sie nichts, was nicht kaputt ist. Sie müssen nicht Ihr ganzes Leben verändern, zu lieb gewonnenen Gewohnheiten Ade sagen, den ganzen Tag lang Nabelschau betreiben und in Sack und Asche gehen. Akzeptieren Sie, dass es ein Problem gibt, das gelöst werden kann.
Lassen Sie uns einmal so tun, »als ob …«. Angenommen, Sie wären auf einem guten Weg zur Besserung Ihrer Beschwerden, was würden Sie dann tun und was wäre der nächste Schritt?
Einen Blick in den Werkzeugkoffer der Systemischen Therapie werfen
Sie möchten wissen, mit welchen Methoden in der Systemischen Therapie gearbeitet wird.
Gut gefragt, ist halb gewonnen. Lassen Sie sich auf die »zirkulären« Fragen Ihres Therapeuten ein: »Was, glauben Sie, denkt Ihre vierzehnjährige Tochter, wenn sie erfährt, dass ihr Vater seinen Job verloren hat?« So oder so ähnlich wird in einer Systemischen Therapie häufig gefragt.
Behandeln Sie Ihr Problem einmal wie einen Gegenstand (oder ein Lebewesen), den Sie von außen betrachten, drehen, wenden, zu sich heranzoomen, verändern oder wegwerfen können. Schicken Sie Ihren Grübelzwang in Quarantäne und verreisen Sie an einen unbekannten Ort, an dem er Sie nicht finden kann. Lernen Sie die Methode der »Externalisierung« kennen.
Deuten Sie Ihr Problem einmal um und machen Sie daraus ein Ziel, eine Herausforderung, die Sie weiterbringt. Machen Sie beispielsweise aus Ihrer Prüfungsangst ein »Jetzt erst recht« oder »Die sollen mal sehen, was in mir steckt«.
Sie dürfen eine Münze werfen, sich mal so, mal anders verhalten, um zu sehen, was sich daraus ergibt. Sie dürfen mal einen halben Tag lang »Symptom spielen«, alle Regeln über Bord werfen, um Unterschiede zu erkennen. Seien Sie vorbereitet auf die manchmal exotischen Einfälle und Methoden Ihres Therapeuten.
Paar- und Familienprobleme bearbeiten
Seien Sie neugierig darauf, wie in einer Systemischen Therapie oder in einem Systemischen Coaching mit Paaren und Familien gearbeitet wird und was Ihnen helfen kann, Ihre Probleme besser in den Griff zu bekommen.
Was Ihren Kindern sicherlich nicht guttut, worauf Sie in der Erziehung und im Umgang mit den Familienmitgliedern achten sollten, damit Ihnen Ihre Kinder nicht aus dem Ruder laufen, zum Beispiel auf widersprüchliche Kommunikation, auf geheime »Aufträge« (»Sei unser Retter«) oder auf schlechte Vorbilder.
Welche Kommunikationstechniken Sie anwenden können, wenn es in Ihrer Beziehung einmal kriselt: Ich-Botschaften und kontrollierter Dialog.
In unserer hektischen Zeit tut sie ganz besonders not: die halt- und strukturgebende (»strukturelle«) Familientherapie. Finden Sie Ihren Platz und Ihren Verantwortungsbereich in Ihrer Familie, damit jedes Familienmitglied wachsen und gedeihen kann.
Sie können eine Familienaufstellung dazu nutzen, um Ihren persönlichen Weg neu zu bestimmen.
Was Sie tun können, wenn es eng wird in der Partnerschaft, wie Sie es Ihren Kindern beibringen und wie Sie einen guten Weg der Trennung, zum Beispiel in einer Mediation, gehen können.
Titelei
WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA
Systemische Therapie für Dummies
Paul Gamber
Systemische Therapie
2., überarbeitete Auflage
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
2. Auflage 2018
© 2018 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
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Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autor und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: © Rawpixel /Adobe Stock
Korrektur: Frauke Wilkens, München
Satz/ePub: Reemers Publishing Services GmbH, Krefeld
Print ISBN: 978-3-527-71540-4
ePub ISBN: 978-3-527-81815-0
mobi ISBN: 978-3-527-81814-3
Cover
Titelei
Über den Autor
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Teil I: Die Landschaft der Systemischen Therapie betreten
Teil II: Systemische Therapie mit einzelnen Klienten
Teil III: Systemische Therapie mit Paaren und Familien
Teil IV: Systemische Therapie in unterschiedlichen Situationen
Teil V: Der Top-Ten-Teil
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Die Landschaft der Systemischen Therapie betreten
Kapitel 1: Das erwartet Sie, wenn Sie eine Systemische Therapie machen
Der Ablauf der ersten Sitzung
Wie Sie sich danach fühlen werden
Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin
Der systemische Therapeut als Coach in schwierigen Fällen
Nach dem ersten Schritt werden weitere folgen
Wo die Systemische Therapie eingesetzt wird
Systemische Therapie im Überblick
Wechselwirkungen erkennen
Jeder lebt in seiner eigenen Wirklichkeit
Systemgrenzen respektieren
Das Gleichgewicht in der Familie wiederherstellen
In Problemen stecken Fähigkeiten und Kompetenzen
Therapie als »Korrektursystem«
Körper und Geist gehören zur Systemganzheit
Kurz und gut – systemisch-lösungsorientiert
Lebensenergien – Menschen besitzen Kraftquellen
Nicht die Welt, sondern Sichtweisen verändern
Ungewöhnliche Erlebnisräume einrichten
Selbstwert und Selbstwirksamkeit als Therapieziel
Die etwas andere Therapieform
Systemische Therapie – eine Zumutung?
Kapitel 2: Die Wurzeln der Systemischen Therapie
Wie alles begann
Was ein System ausmacht
Die Merkmale eines Systems
Systeme sind selbstorganisiert
Das Wirklichkeitsverständnis in der Systemischen Therapie
Die Rolle der »Lösungssprache« in der Systemischen Therapie
Eine andere Sicht von »Problemen«
Probleme sind zirkulär
Eine andere Symptombewertung
Lösungen statt Probleme
Hypothesen statt Diagnosen
Trennung von Problem und Person
Paradoxe Strategien – Querdenken – Kreativität
Das Ganze sehen
Die systemische Haltung des Therapeuten
Kapitel 3: Techniken – der Griff in den Werkzeugkoffer
Systemisch–zirkulär »um die Ecke« fragen
Ausnahmen zum Problem finden
Persönliche Stärken und Kraftquellen entdecken
Einschränkende »Glaubenssätze« neutralisieren
Krank machende Beziehungsmuster erkennen und verändern
Das Problem in einen anderen Bezugsrahmen stellen
Die »Verschreibung« des Gegenteils
Das Problem nach außen verlagern
Positive Ziele formulieren
Systemische Skulpturarbeit
Das Genogramm
Familienskulpturen
Das Familienbrett
Die Therapie abrunden
Geschichten, Metaphern, Humor
Abschlusskommentare, »Hausaufgaben« und »Verschreibungen«
Kapitel 4: Was die Systemische Therapie so einzigartig macht
Ein wenig Hirnforschung gefällig?
Arbeitsteilung im Gehirn
Subjektive Hilflosigkeit und Stress lassen das Gehirn schrumpfen
Die Aufmerksamkeit auf Positives richten und das »Lösungsverhalten« immer wieder einüben
Was die Systemische Therapie mit anderen Therapien verbindet
Jede Therapie hat ihre Stärken
Was den systemischen Ansatz einzigartig macht
Vom Erkennen der eigenen »Schwächen« zur Wahrnehmung der persönlichen Stärken
Kapitel 5: Reisevorbereitung – den Koffer packen
Der äußere Rahmen einer Systemischen Therapie
Wie lange eine Systemische Therapie dauert
Medien und räumliche Ausstattung
Anerkennung der Systemischen Therapie
Mit welchen Kosten Sie zu rechnen haben
Systemische Angebote, die außerhalb des Therapierahmens liegen
Wer Ihr Therapeut ist
Der Auftrag, den Sie dem Therapeuten erteilen
Die Koffer sind gepackt – die Reise kann beginnen
Jetzt geht's richtig los
Teil II: Systemische Therapie mit einzelnen Klienten
Kapitel 6: Beziehung ist (fast) alles
Der Blick über die Mauer
Rapport oder ein fürstlicher Empfang
Wie guter Rapport wahrgenommen wird
Was Ihr Therapeut tut, um Sie »abzuholen«
Folgen und Führen
Die »Physiologie« des Klienten ankern
Verstärken – Löschen – Nichtbeachten
Das Erstgespräch
Der Umgang mit der Beschwerde
Positive Kommentare und »Komplimente«
Das Vorgehen in der »ersten Stunde«
Der Rahmen des vorläufigen Ziels
Verschiedene Kooperationstypen: »Klagender«, »Besucher« oder »Kunde«?
Was Sie von der ersten Sitzung mit nach Hause nehmen
Kapitel 7: Vom Problem zur Ausnahme
Ausnahmen auf die Spur kommen
Veränderungen finden immer statt
Wie mit Ausnahmen in der Therapie gearbeitet wird
Nach Ausnahmen fragen
Ausnahmen stimulieren
Ausnahmen bewusst machen
Ausnahmen skalieren
Ausnahmen spezifizieren und Unterschiede herausarbeiten
Ausnahmen verschreiben
Ausnahmen mit dem Therapieziel verbinden
Kapitel 8: Lösungen (er-)finden
Der Rahmen der hypothetischen Lösungen
Die »Wunderfrage«
Etwas anders machen
Lösungen von außen betrachten
Wie Ziele helfen können, das Leben zu verändern
Worauf man achten sollte – wohlgeformte Zielformulierungen
Kapitel 9: Das Problem in einen anderen Rahmen stellen
Der Besuch beim Wüstenscheich
Das Gute des Schlechten
Die Praxis des Umdeutens
Drei Wege, einen neuen Bezugsrahmen zu wählen
Situationsspezifisches Umdeuten
Bedeutungsspezifisches Umdeuten
Motivationsspezifisches Umdeuten
Therapie in homöopathischen Dosen: Paradoxe Verschreibungen
Die Symptomverschreibung
Den Wandel verzögern
Das Symptom als Absicherung
Gebrauchsanweisung zur Erzeugung, Erhaltung oder Verschlimmerung des Problems
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Wozu paradoxe Verschreibungen gut sind
Kapitel 10: Denkfallen, Glaubenssätze und »alte« Muster bearbeiten
Glaubenssätze erkennen
Glaubenssätze, die krank machen können
Alles nur Zufall?
Fünf Tipps für die Veränderung von Glaubenssätzen
Beispiel: »Bloß keine Schulden machen«
Beispiel: »Sei perfekt«
Kapitel 11: Zwischen den Sitzungen: Hausaufgaben und Verschreibungen
Wozu Hausaufgaben und Verschreibungen gut sind
Das Ritual der Verschreibung
Hausaufgaben und Verschreibungen, mit denen Sie rechnen sollten
Beobachten, was sich verändert
Die »Kristallkugeltechnik«: Wahrsagen, was sich in nächster Zukunft verändern wird
Schätzungsaufgaben – messen, was sich schon verändert hat
Aktiv werden – Verhaltensexperimente machen
Rosa Elefanten oder der Charme der paradoxen Verschreibung
Grundregeln für Verschreibungen und Hausaufgaben
Schlusskommentar: Sie schaffen es
Kapitel 12: Systemische Therapie in Aktion
Erste Sitzung: Der Nebenbuhler
Ziel und Auftragsklärung
Die Hausaufgabe
Zweite Sitzung: Neujustierung der Landkarte
Was hat sich verändert?
Fragen nach Ausnahmen und Momenten des besten Erlebens
Schätzungsfragen
Zirkuläre Fragen: Perspektivenwechsel
Bewältigungsfragen
Schlusskommentar und Hausaufgabe
Dritte Sitzung: Von der Therapie zum Coaching
Eingangsfragen: Was hat sich verändert? Was ist gleich geblieben?
Therapeut in der Rolle des »Unwissenden«
Die Hausaufgabe
Vierte Sitzung: Die Lösung festzurren
Noch mehr Veränderungen
Glaubenssätze bearbeiten
Fünfte Sitzung: Nachdenken über das Ende der Therapie
Frage nach einem bewussten Rückfall
Frage nach der Beendigung der Therapie
Der »Blick in die Zukunft«
Teil III: Systemische Therapie mit Paaren und Familien
Kapitel 13: Familienprobleme erkennen und konstruktiv bearbeiten
Die Familie als Überlebenseinheit
Familie im Wandel
Gestörte Kommunikationsmuster in der Familie
Die Familien-Landkarte – worauf systemische Familientherapeuten achten
Heiße Eisen in der Familie
Rollen in der Familie
Was Kinder krank macht
Genetische Verwundbarkeit plus Stress
Problematische »Bewältigungsmuster« bei Kindern
Innere und äußere Widerstandsfaktoren
Wie eine Familientherapie abläuft
Familientherapie mit unterschiedlichen Beteiligten
Familientherapie mit Kindern
Familientherapie mit der ganzen Familie
Eine Systemische Familientherapie
Kapitel 14: Wenn Paare sich streiten – Familientherapie als Kommunikationstherapie
Was glückliche Paare von unglücklichen unterscheidet
Die fünf apokalyptischen Reiter vermeiden
Wenn unterschiedliche Familienkulturen aufeinanderprallen
Auf gute Kommunikation achten
Richtig miteinander reden
Aktiv zuhören
Ich-Botschaften statt Du-Botschaften
Falsche Rücksichtnahme vermeiden
Auf vier Ohren hören
Dialoge im Reißverschlussverfahren führen
Das Geheimnis glücklicher Paare
Gemeinsamkeiten herausstellen – Wir-Gefühl entwickeln
Illusionen und Träume pflegen
Intimität pflegen
Kapitel 15: Hierarchie, Grenzen und Verantwortung
Grenzen ziehen, die Ordnung wiederherstellen
Sich selbst und seiner Familie helfen können
Machtbeziehungen klären
Grenzen setzen
Die Ordnung wiederherstellen
Was in einer strukturell ausgerichteten Familientherapie geschieht
Phasen der strukturellen Familientherapie
Kapitel 16: Systemische Familienaufstellungen und Skulpturarbeit
Wann eine Familienaufstellung sinnvoll ist
Kräfte, die in Systemen wirken
Ursprung des Familienstellens
Die Vorbereitung
Die eigene Familie symbolisch darstellen: Das Genogramm
Fragen an die Familie
Das Anliegen formulieren
Der typische Ablauf
Die eigene Familie von außen betrachten
Die Rolle der Stellvertreter
Die Verwendung von Symbolen
Eine Innenposition einnehmen
Das Lösungsbild gestalten
Skulpturarbeit in der Einzeltherapie
Die Weisheit des Systems nutzen
Eine gute Lösung finden
Wenn Aufstellungen abgebrochen werden
Die Nachbetreuung
Tipps zur Auswahl von Aufstellungsseminaren
Auf die Qualifikation des Seminarleiters achten
Was Familienaufsteller beachten sollten
Ein Wort zu Bert Hellinger
Kapitel 17: Trennung und Scheidung – schwierige Phasen
Mit Trennungen umgehen
Die vier Phasen der Trennung
Männer und Frauen verarbeiten eine Trennung anders
Den Trennungsschmerz überwinden
Tipps für ein Leben nach der Trennung
Trennung und Kinder
Für Kinder gibt es keine »gute« Trennung
Scheidungs- und Erziehungsprobleme mithilfe einer Systemischen Therapie bewältigen
Wie man Kindern am besten helfen kann
Wenn die Probleme über den Kopf wachsen
Es mit einer Mediation versuchen
Was Mediation bedeutet
Ablauf und Dauer einer Mediation
Teil IV: Systemische Therapie in unterschiedlichen Situationen
Kapitel 18: Die Depression vergessen
Auslöser einer Depression erkennen
Was »normal« ist
Symptome, die auf eine Depression hinweisen
Der Bestie die Zähne ziehen
Reden ist Gold – über Gefühle sprechen
Die Depression von der anderen Seite betrachten
Gute von schlechten Zeiten unterscheiden
Die Depression zirkulär um die Ecke befragt
Einschätzungen auf der Wohlfühlskala vornehmen
Aktiv werden
Den Karren wieder ins Rollen bringen
Erfolg-plus-Vergnügen-Strategie
Keine Medikamente ohne Psychotherapie
Selbstwirksamkeit erleben
Sport treiben
Flow erleben – mit sich selbst im Fluss sein
Ein eigenes Projekt wählen
Alltagsprobleme lösen
Negativen Gedanken die rote Karte zeigen
Sich Gutes zuführen
Wie lange noch?
Wenn der Partner depressiv ist
Das Leben danach
Über den Berg
Kapitel 19: Essstörungen: Der Hunger nach dem eigenen Leben
Essstörungen erkennen und verstehen
Körperschemastörung
Esssucht – der Hunger nach Liebe und Anerkennung
Essstörungen und Familie
Die Essstörung gemeinsam mit der Familie bearbeiten
Wie in der Einzeltherapie behandelt wird
Wieder Appetit auf das eigene Leben bekommen
Eine vertrauensvolle Beziehung herstellen
Die eigenen Bedürfnisse erkennen
Unangemessene Leistungsansprüche erkennen und zurückschrauben
Ausnahmen vom Problemmuster ausfindig machen
Die Wunschlösung in den Vordergrund rücken
Gekonnt scheitern oder aus Rückschlägen lernen
Den Fortschritt verankern
Kapitel 20: Probleme am Arbeitsplatz – Mobbing ins Leere laufen lassen
Worin sich der Terror am Arbeitsplatz zeigt
Ursachen des Mobbings
Folgen des Mobbings
Dem Psychoterror entfliehen
Was am besten hilft …
Was man besser unterlassen sollte
Über die Mobbingerfahrung erzählen
Die eigenen Kraftquellen entdecken
Ein Mobbing-Tagebuch führen
Rollentausch – sich auf den leeren Stuhl setzen
Die Mobbingsituation auf dem Familien-/Systembrett nachstellen
Das Mobbing öffentlich machen
Sichtweisen und Möglichkeiten erweitern
Die Gegenseite selbstbewusst konfrontieren
Sich ein Rettungspaket schnüren
Kapitel 21: Ängste und Zwänge überwinden
Vom Wesen der Angst
Zwangsstörungen verstehen
Wie sich Zwangsstörungen äußern
Ängste und Zwänge systemisch angehen
Die positive Absicht des Angst-/Zwangssymptoms herausstellen
Die Angst beziehungsweise den Zwang externalisieren
Ängste und Zwänge als Beziehungsprobleme begreifen
Was im Gehirn passiert
Imaginative Methoden anwenden
Ausnahmen zum Symptomerleben ausfindig machen
Ängste und Zwänge stufenweise angehen
Paradoxe Methoden anwenden
Gruppentherapie bei sozialen Ängsten
Kapitel 22: Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität (ADHS) – das »innere Rumpelstilzchen« – behandeln
Worin sich das AD(H)S zeigt
Diese Kinder sind gemeint
Was sich hinter dem AD(H)S oftmals verbirgt
Die Ursachen
Erbliche oder anlagebedingte Faktoren
Biochemische und hirnorganische Faktoren
Psychosoziale Faktoren: Familie, Schule, Freundeskreis
Die Sache mit der Telefonzentrale
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein solches Kind
Das AD(H)S mit System angehen
Das Kind zum Verbündenden machen
Ausnahmen und Unterschiede erkennen
Das »Rumpelstilzchen« sprechen lassen
Hausaufgaben einmal anders
Die eigenen Stärken erleben
AD(H)S und Familientherapie
Was Eltern tun können
Lösungswege miteinander verbinden
Wann ein Kind Medikamente braucht
Ritalin ist nicht ungefährlich
Medikamente systemisch betrachtet
Tipps im Umgang mit hyperaktiven Kindern
Kapitel 23: Systemisches Coaching
Was Systemisches Coaching ist
Wechselwirkungen erkennen
Themen eines Coachings
Die Grundhaltung des Beraters/Coaches
Für wen ein Coaching geeignet ist
Ziele eines Coachings
Den Coaching-Prozess gestalten
Einen guten Einstieg finden
Auftragsklärung und Fragen, die am Anfang stehen
Fragen nach Unterschieden
Eine lösungsorientierte Atmosphäre schaffen
Ausnahmen zum Problem finden – Alternativen erörtern
Den Blick in die Zukunft richten
Persönliche Stärken und Kraftquellen entdecken
Einen anderen Bezugsrahmen herstellen
Das eigene Rollenverhalten erleben und hinterfragen
Aufstellungen mit dem »Familienbrett« im Coaching
Den inneren Widerspruch coachen – »Ambivalenz-Coaching«
»Verschreibungen« und »Hausaufgaben«
Nägel mit Köpfen machen
Teil V: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 24: Zehn Anschauungen der Systemischen Therapie
Menschen haben innere Kraftquellen
Menschen lernen besser, wenn ihre Stärken angesprochen werden
Kleine Veränderungen haben oft große Wirkungen
Lösung sind wichtiger als Probleme
Veränderungen finden immer statt
Wechselwirkungen erkennen und nutzen
Therapie heißt, die Sichtweisen und damit die Wirklichkeit des Klienten zu verändern
Das Problem hat (fast immer) einen Nutzen
Selbstwert und Selbstwirksamkeit sind der Schlüssel zu jeder positiven Veränderung
Niemand lebt für sich allein
Kapitel 25: Zehn Fragen, die Sie bei der Wahl Ihres Therapeuten stellen sollten
Welche Rechte stehen Klienten zu?
Was sagt das Bauchgefühl?
Über welche Aus- und Weiterbildungen verfügt der Therapeut?
Fühlen Sie sich unterstützt und verstärkt in Ihren eigenen Zielen und Werten?
Werden Ihre Kompetenzen und Fähigkeiten angesprochen und verstärkt?
Können Sie sich in der Therapie von Ihren positiven Seiten wahrnehmen?
Fühlen Sie sich von Ihrem Therapeuten angenommen und verstanden?
Ist in der Therapie Ihre Mitarbeit gefordert?
Wie überprüft der Therapeut Ihre Fortschritte in der Therapie?
Ist in der Therapie Platz für Spaß und Humor?
Kapitel 26: Zehn Irrtümer, denen Sie auf keinen Fall unterliegen sollten
Systemische Therapie ist Familienstellen (nach Hellinger)
Systemische Therapie, das ist wieder was von diesem unwissenschaftlichen, esoterischen Kram
Systemische Therapie hilft nur bei leichten Problemen
Eine Systemische Therapie hilft eigentlich nur bei Familienproblemen, nicht aber bei Einzelnen
Alles ist machbar, Herr Nachbar
Der Therapeut ist für Ihre Fortschritte verantwortlich
Eine Psychotherapie zu machen erfordert Kraft, die Sie im Augenblick nicht haben
Der Therapeut muss zuerst die Ursache für Ihr Problem ergründen
Eine Therapie dauert Jahre, bevor sie Wirkung zeigt
In einer Systemischen Familientherapie unterstützt Sie der Therapeut gegen die anderen Familienmitglieder
Anhang A
Nützliche Informationsquellen und Anlaufstellen
Systemische Fachverbände in Deutschland
Systemische Fachverbände in Österreich
Systemische Fachverbände in der Schweiz
So finden Sie einen systemischen Therapeuten
Interessante Webadressen
Anhang B
Glossar
Stichwortverzeichnis
Wiley End User License Agreement
Kapitel 2
Abbildung 2.1: Problem- und Lösungsbereich
Abbildung 2.2: Systemebenen nach Gregory Bateson
Kapitel 3
Abbildung 3.1: Symbole des Genogramms
Kapitel 4
Abbildung 4.1: Das emotionale Gehirn
Kapitel 14
Abbildung 14.1: Das Vier-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun
Kapitel 18
Abbildung 18.1: Die Stimmungswaage
Über den Autor
Paul Gamber, Dr. phil., M.A. hat in Heidelberg Psychologie, Erziehungswissenschaft und Philosophie studiert. Während seines Studiums beschäftigte er sich mit Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie, Psychiatrie und Verhaltensbiologie und promovierte über das Rauf- und Kampfverhalten bei Vorschulkindern aus der Sicht der Vergleichenden Verhaltensforschung. Danach arbeitete er zunächst mit verhaltensauffälligen Kindern und später als Managementtrainer, Personalentwickler für verschiedene Institute und Lehrbeauftragter für Psychologie an Fachhochschulen. Seit 1997 machte er mehrere Ausbildungen in Systemischer Beratung und Familientherapie. Seit 2005 ist er Geschäftsführer und Inhaber der Systemic Approach Academy, Institut für systemische Weiterbildung, Beratung und Therapie mit Sitz im Schloss Braunshardt in der Nähe von Darmstadt (http://www.systap.de). Paul Gamber hat zahlreiche Bücher zu Management- und Trainingsthemen sowie zur Systemischen Therapie veröffentlicht.
Einführung
Systemische Therapie, was ist das überhaupt? Eigentlich müsste ich in der Beantwortung dieser Frage schon geübt sein, denn meine Klienten stellen sie regelmäßig. Die Systemische Therapie ist ein wissenschaftlich überprüftes, sehr wirksames Therapieverfahren, das vor etwa 50 Jahren aus der Familientherapie heraus entstand und sich immer mehr zu einem Verfahren entwickelt hat, bei dem auch mit Einzelnen gearbeitet wird. Aufgrund ihrer Erfolge in verschiedenen Problembereichen, ob bei Einzelnen, Familien, Partnerschaften oder Organisationen, lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass es sich bei der Systemischen Therapie um ein Therapieverfahren mit Zukunftspotenzial handelt.
Der systemische Ansatz bedeutet einen radikalen Perspektivenwechsel im therapeutischen Denken: Jeder Mensch ist ein System (biologisch, psychisch und sozial) und Teil von anderen Systemen (Familie, Freundeskreis, Arbeitsumfeld und Gesellschaft). Subjektive Leidenszustände werden dabei immer auch als ein Prozess einer bestimmten Konstruktion der Wirklichkeit verstanden, an dem mehrere Systemebenen (also nicht nur der Einzelne, sondern auch sein soziales Umfeld) beteiligt sind. Diese Konstruktion der Wirklichkeit führt häufig dazu, dass der Blick für das Mögliche versperrt wird.
Zugleich verfügt jeder Mensch über Fähigkeiten zur Problemlösung und zur Selbstheilung, die es im therapeutischen Prozess zu aktivieren gilt. Es kommt in der Systemischen Therapie weniger darauf an, die Ursachen für ein Problem zu ergründen, sondern Wechselwirkungen zwischen den Systemen zu erkennen und die verborgenen Selbstheilungskräfte zu wecken.
Für Sie – als möglichen Klienten – bedeutet eine Systemische Therapie keine »harte« Arbeit an sich selbst beziehungsweise am Problem. Sie müssen nicht Ihr ganzes Leben aufarbeiten, um zu Lösungen zu kommen. Sie sollten vielmehr sich einladen, entführen lassen in die Welt Ihrer Schätze und der Möglichkeiten, die in Ihnen und Ihren Beziehungen stecken – auch wenn es manchmal schwerfällt, diese zu erkennen.
Über dieses Buch
Systemische Therapie für Dummies orientiert sich an der Praxis und schöpft aus meiner langjährigen Erfahrung als systemischer Therapeut, Ausbilder und Autor. Ich mache Sie mit den Grundannahmen der Systemischen Therapie und ihrer Arbeitsweise gründlich vertraut (Sie dürfen Mäuschen spielen), sodass Sie am Ende eine gute Grundlage haben werden, um selbst eine Systemische Therapie zu machen oder sich für eine Aus- und Weiterbildung zu entscheiden. Außerdem ist das Buch mit einigen Zielsetzungen versehen:
Es soll Sie dazu anregen, über Ihre eigenen Beziehungen und was dort so abläuft einmal nachzudenken.
Es soll Ihnen helfen, über den Tellerrand Ihrer seelischen Verfassung zu sehen und Ihre übrige »Landschaft« von Fähigkeiten, Kompetenzen, Problemlösungen gründlich in Augenschein zu nehmen.
Es soll Ihnen eine ganz andere Sichtweise von Problemen und Lösungen vermitteln als das, was Sie sonst so gewöhnt waren.
Und noch etwas: Keine Angst vor dem Wort systemisch – Sie werden nicht mit systemwissenschaftlichem Fachchinesisch belästigt. Sie sollen nur wissen, dass es sich hierbei um eine Betrachtungsweise von – manchmal recht subtilen – körperlichen, psychischen und sozialen Wechselwirkungen handelt, auf die ich immer wieder hinweise und die ich durch griffige Beispiele veranschauliche.
Konventionen in diesem Buch
Sie werden es beim Kauf und beim Durchblättern schon bemerkt haben: Systemische Therapie für Dummies ist kein Buch, das Sie von A bis Z lesen müssen wie ein Lehrbuch. Deshalb hat sich der Verlag viele kleine Konventionen einfallen lassen, die Ihnen helfen, sich die Inhalte des Buches möglichst kurzweilig und dennoch gewinnbringend aneignen zu können.
Die Systemische Therapie ist ausgesprochen experimentierfreudig. Sie werden in diesem Buch hin und wieder dazu aufgefordert, eine Übung zu machen. Das kann eine bestimmte Beobachtungsaufgabe sein, eine Übung zum Nachdenken oder eine, die Sie mit Ihrem Partner oder einem Familienmitglied durchführen können. Ich kann Sie nur dazu ermuntern, diese Übungen auch zu machen, damit Sie den größtmöglichen Nutzen aus diesem Buch ziehen können.
Grau hinterlegte Kästchen enthalten Erklärungen und ergänzende Informationen, die sich auf das jeweilige Kapitel beziehen. Sie müssen sie aber nicht unbedingt lesen, um den Inhalt des Kapitels zu verstehen.
In diesem Buch habe ich wegen der besseren Lesbarkeit darauf verzichtet, von »der Therapeutin« und »dem Therapeuten«, von »der Klientin« und »dem Klienten« zu sprechen. Wenn also nur von »dem Therapeuten« und »dem Klienten« die Rede ist, bedeutet das, dass beide Geschlechter gemeint sind.
Törichte Annahmen über den Leser
Die … für Dummies-Reihe ist für Menschen gedacht, die sich über ein interessantes Sachgebiet informieren wollen, ohne dabei dauernd im Fremdwörterlexikon nachschlagen zu müssen. Leser der … für Dummies-Bücher möchten sich zeitsparend und dennoch kompetent und umfassend in ein neues Thema einarbeiten. Was hat Sie zum Erwerb von Systemische Therapie für Dummies veranlasst?
Sie sind an Fragen der Psychotherapie und an Ihrer persönlichen Entwicklung interessiert.
Sie tragen sich vielleicht mit dem Gedanken, eine Therapie zu machen, und möchten wissen, was es mit der Systemischen Therapie auf sich hat.
Sie haben schon von der Systemischen Therapie gehört oder gelesen und möchten der Sache einmal auf den Grund gehen.
Sie haben die Absicht, eine Ausbildung in Systemischer Beratung/Therapie zu machen, und fragen sich: Was kommt da auf mich zu und mit welchen Inhalten und Techniken werde ich mich zu beschäftigen haben?
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Das Buch ist in fünf Teile und 26 Kapitel sowie einen Anhang mit zwei Kapiteln gegliedert. Im Inhaltsverzeichnis können Sie sich über die einzelnen Kapitel vorab informieren. Im Stichwortverzeichnis und dem Glossar am Ende des Buches können Sie bestimmte Begriffe, die in diesem Buch verwendet werden, aber auch Techniken und Namen von berühmten systemischen Therapeuten nachschlagen. Die Teile im Einzelnen:
Teil I: Die Landschaft der Systemischen Therapie betreten
In diesem Teil erfahren Sie, wie eine typische systemische Therapiesitzung abläuft. Sie werden über die Grundlagen und das Menschenbild in der Systemischen Therapie informiert, wie sie entstand und was das »Systemische« daran ist. Sie werfen einen Blick in den »Werkzeugkoffer« und erfahren etwas darüber, was mit Ihnen passiert, wenn Sie eine Systemische Therapie machen. Schließlich möchten Sie auch wissen, wie lange eine Therapie im Durchschnitt dauert, mit welchen Kosten Sie rechnen müssen und in welchem Ausmaß Ihre Mitarbeit gefordert ist.
Teil II: Systemische Therapie mit einzelnen Klienten
Wie funktioniert die Systemische Therapie in Einzelsitzungen? In diesem Teil erfahren Sie, wie Sie Schritt für Schritt aus Ihrem Problemdenken herausgeführt werden und wie in einer Systemischen Therapie Lösungen erarbeitet werden. Voraussetzung dafür ist der gute Kontakt zwischen Ihnen und Ihrem Therapeuten. Sie erfahren, dass Sie die Lösung für Ihr Problem schon mit sich herumtragen. Seien Sie gespannt darauf, welche Fragen, Tricks und Kniffe Ihr Therapeut bereithält, sie aus Ihnen herauszuholen.
Teil III: Systemische Therapie mit Paaren und Familien
Sie erfahren, dass eine Familie, eine Partnerschaft oder ein Arbeitsteam eine komplexe Organisation ist, in der viele Prozesse ablaufen, die Einzelnen oft gar nicht so bewusst sind. Die Systemische Therapie hat sich schon viele Jahre damit beschäftigt, welche Rollen und Muster dort zum Tragen kommen, und viele Techniken und Vorgehensweisen entwickelt, wie man diese erkennen und in den Griff bekommen kann.
Teil IV: Systemische Therapie in unterschiedlichen Situationen
Die Systemische Therapie hat ihre Wirksamkeit nicht nur bei Familien- oder Partnerschaftsproblemen unter Beweis gestellt, sondern auch bei vielen klinischen Beschwerden, zum Beispiel Depressionen, Angst- und Zwangserkrankungen, Suchtproblemen, Essstörungen, Mobbing, Burn-out oder dem Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätssyndrom bei Kindern. In diesem Teil zeige ich, wie in einer Systemischen Therapie und im Systemischen Coaching damit umgegangen wird.
Teil V: Der Top-Ten-Teil
Im Top-Ten-Teil werden Ihnen noch einmal die Highlights der Systemischen Therapie auf dem Präsentierteller serviert. Ich zeige Ihnen Ihre Rechte auf, die Sie als Klient haben, und erkläre, worauf Sie achten sollten, wenn Sie eine Therapie machen. Schließlich mache ich Sie auf einige weitverbreitete Irrtümer über die Systemische Therapie aufmerksam, denen Sie auf keinen Fall aufsitzen sollten.
Am Schluss des Buches finden Sie wertvolle Hinweise und Informationsquellen, wenn Sie einen systemischen Therapeuten suchen oder sich für eine Ausbildung in Systemischer Therapie interessieren. In einem Glossar können Sie sich schnell und einfach über die wichtigsten Fachbegriffe informieren.
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Sie werden in diesem Buch immer wieder auf verschiedene Symbole stoßen, die Ihnen sagen sollen: »Aha, der Autor will mich jetzt auf etwas Bestimmtes aufmerksam machen.« So ist es auch. Da gilt es manchmal, etwas schon Bekanntes in Erinnerung zu rufen, einen praktischen Tipp zu geben, Sie auf eine ganz besondere Technik hinzuweisen oder zu sagen: »Halt, Vorsicht, so auf keinen Fall!«
Dieses Symbol verweist auf eine Information oder einen Sachverhalt, die beziehungsweise der im Buch schon einmal ausführlich behandelt wurde. »Weiß ich ja schon«, werden Sie vielleicht sagen. Dennoch: Erinnern fördert das Lernen.
Sie wollen nicht nur unterhalten und informiert werden, sondern auch den einen oder anderen Tipp mit auf den Weg bekommen. Dieses Symbol zeigt an: Jetzt wird's praktisch. Also umsetzen und ausprobieren.
Warum gerade so und nicht anders? Auch bei einer systemischen Arbeitsweise geht es manchmal recht kniffelig zu – nicht unbedingt und von vornherein logisch. Warum man dennoch so verfährt, darüber gibt dieses Symbol nähere Auskunft.
Dieses Symbol zeigt einen Stolperstein auf, über den Sie nicht zu Fall kommen sollten. Eine falsche Annahme, ein Vorurteil, eine fatale Schlussfolgerung oder ein problematisches Verhaltensmuster, dem Sie nicht folgen sollten.
Wie es weitergeht
In diesem Buch ist jeder Teil und jedes Kapitel so geschrieben, dass er beziehungsweise es für sich allein gelesen werden kann, ohne dass Sie großes Vorwissen aus einem der vorangegangenen Kapitel benötigen. Wo dennoch Vorwissen gefragt ist, verweise ich auf das entsprechende Kapitel. Sie können also beginnen, wo Sie möchten. Ich gehöre auch nicht zu den Lesern, die ein Buch unbedingt vom Anfang bis zum Ende lesen, ohne auch hin und wieder darin herumzuschmökern. Wenn Sie sich eher dafür interessieren, wie in einer Systemischen Therapie mit Familien- und Partnerschaftsproblemen umgegangen wird, können Sie gleich mit Teil III loslegen. Wenn Sie wissen möchten, wie mit Ihnen als einzelner Klient gearbeitet wird, sollten Sie mit Teil II beginnen. Wenn Sie – oder eine Ihnen nahestehende Person – unter einem ganz bestimmten Problem (einer Depression, Mobbing am Arbeitsplatz, einer Ess-, Angst- oder Zwangsstörung) leiden und wissen möchten, wie das in einer Systemischen Therapie behandelt wird, sollten Sie sich zuerst mit Teil IV beschäftigen. Am Ende dieses Teils beschreibe ich auch, wie ein Systemisches Coaching abläuft.
Teil I
Die Landschaft der Systemischen Therapie betreten
In diesem Teil …
… erfahren Sie, was in einer typischen systemischen Therapiesitzung passiert. Sie werden über die Grundlagen und das Menschenbild in der Systemischen Therapie informiert.
Sie wissen am Ende des ersten Teils Bescheid, was unter der Selbstorganisation von Systemen zu verstehen ist, mit welchen Werkzeugen das Problem bearbeitet wird und was die Systemische Therapie von anderen Therapieformen unterscheidet. Im letzten Kapitel dieses Teils erfahren Sie einiges über den Ablauf in einer Systemischen Therapie, wie lange eine Therapie im Durchschnitt dauert, mit welchen Kosten Sie zu rechnen haben und in welchem Ausmaß Ihre Mitarbeit gefordert ist.
Kapitel 1
Das erwartet Sie, wenn Sie eine Systemische Therapie machen
In diesem Kapitel
Was in einer Systemischen Sitzung passiert
Wie es weitergeht
Wo die Systemische Therapie eingesetzt wird
Worauf es in der Systemischen Therapie ankommt
Die Systemische Therapie ist heute neben der Psychoanalyse, der tiefenpsychologisch fundierten Therapie, der Verhaltenstherapie und den sogenannten humanistischen Therapien eine wichtige Kraft unter den Psychotherapien. Ursprünglich aus der Familientherapie entstanden, hat sie sich im Laufe der Zeit jedoch immer mehr zu einer allgemein praktizierten Therapieform entwickelt, die auch die Arbeit mit Einzelpersonen einschließt.
Allerdings hat sich die Systemische Therapie aufgrund ihrer Beschäftigung mit der Systemtheorie sowie mit erkenntnistheoretischen Fragestellungen zur menschlichen Wirklichkeitsauffassung in einigen Bereichen von ihren historischen Wurzeln weit wegentwickelt. Diese Bereiche betreffen vor allem den Umgang mit selbstorganisierten psychischen und sozialen Systemen und deren Selbst- und Wirklichkeitsverständnis.
»Was, um Himmels willen, soll das Gerede von selbstorganisierten Systemen, und was, bitte schön, ist das Systemische an der Systemischen Therapie?«, werden einige unter Ihnen fragen.
Im Unterschied zu den traditionellen Therapieverfahren werden Probleme und Symptome in der Systemischen Therapie nicht so sehr als »Krankheit« beziehungsweise als das »Versagen« eines Einzelnen gesehen, sondern als Rollendefinition, Festschreibung beziehungsweise Bedeutungsgebung (zum Beispiel als »Sündenbock«) durch ein soziales System: Familie, Paar, Kreis der Bekannten, Arbeitsteam.
Die in anderen Verfahren zentrale Frage nach der Ursache wird in der Systemischen Therapie durch die Betrachtung von Wechselwirkungen im »Hier und Jetzt« ersetzt.
In den Vordergrund rücken die Therapeut-Klient-Beziehung und die gemeinsame Suche nach – beziehungsweise »Konstruktion« von – bedürfnisorientierten Lösungen.
Das hört sich – zugegeben – sehr technisch an. Jeder, der schon einmal eine Systemische Therapie mitgemacht hat, weiß, dass es in ihr alles andere als trocken oder theoretisch, sondern sehr lebensnah und lebendig zugeht.
In diesem Kapitel erfahren Sie, wie die Systemische Therapie funktioniert, wo sie eingesetzt wird und was sie so einzigartig in der modernen Therapienlandschaft macht.
Der Ablauf der ersten Sitzung
Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Problem und suchen – vielleicht auf Anraten Ihres Hausarztes oder einer Beratungsstelle – die Hilfe eines systemischen Therapeuten. Sie sind nervös, denn Sie wissen nicht, was Sie erwartet. »Muss ich jetzt mein ganzes Leben verändern, muss ich mein Innerstes nach außen kehren, werden alte Verletzungen wieder an die Oberfläche kommen?«, werden Sie sich vielleicht fragen.
Die erste Sitzung läuft dann etwa so ab: Ihr Therapeut hört Ihnen aufmerksam zu. Zwischendurch stellt er Fragen: Wann tritt das Problem weniger oder gar nicht auf? Was machen Sie dann anders? Wie gehen andere Personen mit Ihnen um? Wer möchte wohl, dass Sie das Problem weiterhin behalten? Wer würde sich am meisten darüber freuen, wenn Sie das Problem los wären?
Dann möchte er wissen, was Sie in Ihrem Leben am liebsten machen. Was Sie gern machen würden. Wann Sie sich zuletzt so richtig wohlgefühlt haben. Wie Sie die Welt damals gesehen haben. Was das Gute an dem Problem ist. Was Sie vermissen würden, wenn das Problem verschwunden ist. Wie Sie schon vergleichbare Fälle gemeistert haben. Mit welcher Lösung Sie bereits in die Therapiesitzung gekommen sind beziehungsweise »schwanger gehen« (die auch meistens stimmt). Was Sie tun würden, wenn über Nacht das Problem verschwunden wäre. Wer das als Erster und woran genau bemerken würde.
Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Therapeut Ihnen vielleicht ein Kissen in die Hand drückt und sagt: »Das ist jetzt Ihre Wut. Sie können mit ihr machen, was Sie wollen.« Oder wenn er Sie dazu auffordert, Ihrem Gefühl der Verletzlichkeit den Namen eines Tieres zu geben und dieses Tier nachzuahmen.
In einer Systemischen Therapie kann es sein, dass Ihr Therapeut Sie bittet, einmal den Platz Ihrer Tochter, Ihres Sohnes, Ihres Mannes oder Ihrer Frau einzunehmen, mit der Stimme dieses Familienmitglieds zu sprechen, und Sie so von der Kompetenz und guten Absicht derjenigen Person überrascht sind. In einer Einzeltherapie kann er ein »Familienbrett« (erfahren Sie mehr dazu in Kapitel 3) zurate ziehen und Sie auffordern, Ihre Familie anhand von Holzfiguren darzustellen.
Erwarten Sie jedoch nicht von Ihrem Therapeuten, dass er Ihnen sagt, was Ihr Problem ist und wo es langgeht. Seien Sie auch nicht erstaunt darüber, dass Ihr Therapeut nach Anhörung Ihrer Problemschilderung Sie unvermittelt nach Ihrem Hobby oder Ihrer Lieblingsfreizeitbeschäftigung fragt und danach, wie Sie Probleme dort lösen.
Am Ende der Sitzung gibt Ihnen Ihr Therapeut eine »Hausaufgabe« mit auf den Weg. Die kann darin bestehen, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit für bestimmte Stimmungen schärfen, dass Sie Unterschiede bemerken sollen. Oder er möchte, dass Sie ein Experiment machen, dass Sie zum Beispiel auf die subtilen Angriffe Ihres Arbeitskollegen nicht mehr mit dem gewohnten Protest reagieren, sondern sie großzügig ignorieren mit einer inneren Haltung, die »Ich werde mich nicht auf dein Niveau begeben« ausdrückt.
Vielleicht sollen Sie Einschätzungen vornehmen, wann es Ihnen besser und wann es Ihnen wieder etwas schlechter gehen wird. Sie dürfen sogar eine Münze werfen.
Wie Sie sich danach fühlen werden
Sie werden zunächst verwundert sein über die Art der Befragung und der Kommentare des Therapeuten. Auf dem Nachhauseweg wird Ihnen einfallen, dass er gar nicht »gebohrt« hat, nichts hat wehgetan. Es wurde nicht an alten Wunden gerührt, keine peinlichen Kindheitserlebnisse kamen zur Sprache.
Im Gegenteil, Sie fühlen sich seltsam leicht. Sie sind als »Versager« gekommen und haben jetzt schon das Gefühl ein halber »Gewinner« zu sein. Sie haben mit einem »mangelhaft« gerechnet und stattdessen ein »gut« bekommen. Sie sind neugierig geworden auf Ihre eigenen Kompetenzen und Stärken. Sie gehen schon gleich nach der ersten Sitzung mit einem »Schatzkästlein« nach Hause, das sich mit der Zeit immer mehr auffüllen wird. Sie sind gespannt, wie die »Hausaufgabe« funktionieren wird. Sie freuen sich schon auf die nächste Therapiesitzung.
Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin
Man könnte eine Systemische Therapie auch so beschreiben: Stellen Sie sich vor, es ist Krieg in Ihrem Innenleben und Ihren sozialen Beziehungen – und keiner geht hin. Es werden keine Schlachten geschlagen, stattdessen finden schon Friedensverhandlungen statt und Zukunftspläne werden geschmiedet. Ganz gleich, ob Sie eine Einzeltherapie, eine Paartherapie oder eine Familientherapie machen.
Ist das möglich? Soll das eine Therapie sein? Vor allem eine seriöse Therapie? Gehört das nicht alles in die Kiste positives Denken, Schönfärberei, Symptomverneinung? Wegen des Symptoms sind Sie ja schließlich in die Therapie gekommen. Nur wurde wenig darüber gesprochen: über Ursachen, Verläufe, Verbreitung, Diagnosen, ausgefeilte Behandlungspläne, Medikamente, ja nicht einmal das Wort »Psychotherapie« ist gefallen.
Der systemische Therapeut als Coach in schwierigen Fällen
Die Frau beziehungsweise der Mann, die beziehungsweise der Ihnen gegenübersitzt, möchte auch nicht unbedingt als Psychotherapeut bezeichnet werden, sondern eher als Berater, Coach in schwierigen Zeiten. Tatsächlich sind die Grenzen zwischen Therapie und Coaching eher fließend. Ist ein Klient erst einmal in der Lage, persönliche Ziele zu formulieren, wird aus einer Therapie häufig ein Coaching. Ebenso wenig sind Sie für Ihren Therapeuten/Coach ein Patient, ein Schweigender, sondern ein Klient, ein Kunde, der etwas erwarten und sich wie ein König fühlen darf.
In einer Systemischen Therapie wird auf die Gestaltung der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Therapeuten großen Wert gelegt. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Die Beziehung ist wichtiger als das Therapiekonzept oder die Methode.
Nach dem ersten Schritt werden weitere folgen
Erste kleine Schritte in Richtung auf eine Veränderung haben oft erstaunliche Wirkungen. Und vor allem dann, wenn diese Veränderungen auch anderen Personen aus Ihrem Umfeld nicht verborgen bleiben. Sie selbst müssen diese Veränderungen nicht einmal bewusst registrieren. Durch die Reaktionen aus der Umwelt erfährt die Veränderung eine Verstärkung – eine Bestätigung, dass Sie auf dem richtigen Weg sind.
Der kleinste Erfolg wirkt wie ein »Drehtüreffekt«. Geht der Klient einmal hindurch, tut er es immer wieder. Das passiert, wenn
die ängstliche Mutter merkt, dass durch das Loslassen ihrer heranwachsenden Tochter nach und nach ein sehr viel besseres und vertraulicheres Verhältnis zu ihr entsteht und die Bindung dadurch noch enger wird.
die Hausfrau erkennt, dass die Fußspuren auf dem frisch gebohnerten Parkett, in der Regel verursacht durch die männlichen Familienmitglieder, keine Herabwürdigung ihrer Person bedeuten und sie mit Humor viel mehr erreicht als durch lautes Schimpfen.
ein depressiver Klient, der sich bisher immer an »perfekten« Idolen orientierte, die Erfahrung macht, dass er über ungeahnte und daher ungenutzte Talente verfügt, die ihn einzigartig machen.
jemand mit einer Angststörung lernt, die Angst als eine Herausforderung anzusehen, an der er wachsen kann.
ein Teenager feststellt, dass er statt durch Angeberei durch Offenheit und Ich-selbst-Sein beim anderen Geschlecht viel besser ankommt.
Wo die Systemische Therapie eingesetzt wird
Schon lange ist die Systemische Therapie nicht mehr nur reine Paar- und Familientherapie, sie wird auch als Einzeltherapie für unterschiedliche Problembereiche angewandt. Jedoch werden die Probleme des Einzelnen auch in systemischen Zusammenhängen (Familie, Paarbeziehung, Freundes- und Bekanntenkreis, Arbeitsumfeld) betrachtet. Mittlerweile gibt es zur Wirksamkeit der Systemischen Therapie zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, wo sie besonders wirksam ist, nämlich bei der Lösung von
psychischen Problemen,
Einsamkeit und Kontaktschwierigkeiten,
depressiven Verstimmungen,
Problemen im Beruf,
Prüfungsangst,
Essstörungen,
Sucht und Abhängigkeit,
Schlafstörungen,
psychosomatischen Beschwerden,
Schizophrenie.
Wenn es in einer Familie zu Krisen kommt, durch
Trennung und Scheidung,
Pubertät und Ablösung,
bei Stief- und Adoptionsfamilien,
Geburt oder Auszug der Kinder,
Tod eines Familienmitglieds,
Wenn es bei Kindern in der Familie Schwierigkeiten und Probleme gibt, also bei
Schul- und Leistungsproblemen,
Schulängsten,
starker Unruhe, Unaufmerksamkeit,
unerwünschtem Verhalten,
Einnässen und Einkoten,
Trotz und oppositionellem Verhalten,
Konflikten mit Gleichaltrigen.
Wenn die Probleme in einer Ehe oder Partnerschaft von den Beteiligten selbst nicht mehr lösbar sind:
wenn sich ein Paar auseinandergelebt hat und über eine Trennung nachdenkt.
bei sexuellen Schwierigkeiten oder Außenbeziehungen in einer Partnerschaft.
wenn äußere Ereignisse wie der Tod eines Familienmitglieds, die Geburt eines Kindes oder ein Wohnortwechsel eine Neuorientierung in der Familie notwendig machen.
wenn bei einer bevorstehenden Trennung ein guter Weg gesucht wird.
Bei Problemen in einer Organisation wie
Schwierigkeiten in der Teamarbeit,
Mobbing,
Verständigungsproblemen zwischen verschiedenen Abteilungen,
Führungsproblemen.
Systemische Therapie im Überblick
Sie haben vielleicht jetzt schon eine vage Vorstellung davon bekommen, wie es in einer Systemischen Therapie zugeht. Erfahren Sie nun, worauf in der Therapie besonders geachtet wird, welche Vorannahmen und welches Menschenbild ihr zugrunde liegen und wie in ihr gearbeitet wird.
Sie können sich schon einmal ein paar Gedanken darüber machen, was Sie von einer Therapie erwarten, und am Ende dieses Kapitels überprüfen, ob Sie diese Erwartungen in einer Systemischen Therapie verwirklicht sehen.
Wechselwirkungen erkennen
Im systemischen Ansatz richtet sich das Interesse nicht so sehr auf die einzelne Person, als vielmehr auf die Systeme, denen sie angehört (die Familie, das Arbeitsteam, der Freundeskreis) und mit denen sie interagiert. Untersucht werden die dort ablaufenden Beziehungen, Muster, Zusammenhänge und Dynamiken.
Ausschlaggebend ist der Gedanke, dass sich die Handlungen, aber auch die Wünsche, Gedanken und Ziele, von Mitgliedern eines Systems wechselseitig beeinflussen. Die in den verschiedenen Netzwerkwerken ablaufenden Kommunikationsmuster sind die entscheidenden Verbindungsstücke zwischen den Teilen und dem Ganzen eines Systems. Das Hauptaugenmerk in einer Systemischen Therapie ist daher auf das gerichtet, was sich zwischen den einzelnen Systemmitgliedern abspielt, wie sie miteinander kommunizieren und wie sie gemeinsam ihre Wirklichkeit erzeugen.
Daher richtet sich in einer Systemischen Therapie das Augenmerk auf alle Einflüsse, die entweder zur Entstehung und Beibehaltung eines Problems beziehungsweise einer Störung beitragen, oder auch Ausgangspunkte für Veränderungs- und Neuorientierungsprozesse bieten.
In der Therapie kann sowohl mit einzelnen Personen als auch mit ganzen Systemen (Familien, Paare, Gruppen, Organisationen) gearbeitet werden.
Jeder lebt in seiner eigenen Wirklichkeit
Im systemischen Ansatz geht man davon aus, dass jeder Mensch aufgrund seines persönlichen Bezugsrahmens seine individuelle Wirklichkeit konstruiert, und dass es deshalb nicht nur eine »richtige« und »falsche« Wirklichkeit geben kann. In einer Systemischen Therapie werden die unterschiedlichen Sichtweisen und Bewertungsmuster der beteiligten Personen wechselseitig betrachtet. Hierfür ein Beispiel:
Frank ist schüchtern, zudem läuft es derzeit beruflich nicht so gut für ihn. Auf einem Empfang von Geschäftspartnern werden alle Kollegen vorgestellt, nur Frank, der sich etwas abseits hält, wird von seinem Chef übersehen. »Wusste ich's doch, man will mich hier rausekeln«, ist sein erster Gedanke, der sich bis zur Gewissheit steigert. Franks Frau, die bei dem Empfang dabei war, hat die Situation ganz anders wahrgenommen. Auf seine Klagen hinterher macht sie ihm Vorwürfe: »Du hältst dich immer so im Hintergrund, dass dein Chef dich nicht einmal sehen konnte.«
Die »Landkarte« ist nicht das Gebiet
Menschen reagieren auf ihre innere Vorstellung von der Realität, nicht auf die Realität selbst. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die »Landkarte« nicht das »Gebiet« ist. Wir alle haben verschiedene innere Bilder von der Welt, in der wir leben und mit deren Hilfe wir versuchen, uns in ihr zurechtfinden. Keine dieser »Karten« stellt die Welt jedoch detailgetreu und vollständig dar.
Die systemische Praxis zielt darauf ab, Klienten zu helfen, ihre inneren Modelle und Landkarten so zu verändern, dass sie sich besser in ihrem Leben und ihrer sozialen Welt orientieren und sie ihre Chancen und Ressourcen für ein besseres Leben nutzen können.
Im therapeutischen Gespräch wird unter anderem mithilfe des »zirkulären Fragens« – das sind die seltsamen Fragen, die einen dazu einladen, einmal einen anderen Blickwinkel einzunehmen (mehr über »zirkuläre Fragen« erfahren Sie in Kapitel 3) – versucht, Sichtweisen und Handlungsspielräume zu erweitern.
Franks »Landkarte« ist zurzeit eine Sackgasse, die übrige Landschaft scheint wie vom Erdboden verschluckt. Er sieht nur das Ende seiner Karriere und seiner Träume. Alles, was er erlebt, und seien es noch so harmlose Nebensächlichkeiten, wird in seinen Gedanken aufgrund dieser »Landkarte« eingeordnet. Es mag vielleicht übertrieben klingen, aber aus derartigen Bedeutungsgebungen können sich ernsthafte psychische Probleme wie Depressionen oder Angstzustände ergeben.
Systemischen Therapeuten ist natürlich klar, dass psychische Notlagen nicht nur Beziehungsprobleme sind oder aus ihnen heraus entstehen. Auch die Beziehung zum eigenen Körper, zur eigenen Person, ja zu den eigenen Gedanken kann Ausgangspunkt für seelische Erschütterungen sein.
Eine Möglichkeit, Franks »Landkarte« zumindest ein wenig zu erweitern, besteht darin, ihn sein Verhalten einmal aus der Sicht seiner Frau, seines Chefs oder eines seiner Kollegen erleben zu lassen.
Systemgrenzen respektieren
Jedes System hat seine eigenen »Spielregeln«, die die Mitglieder kennen müssen, um erfolgreich »mitspielen« zu können. Dadurch bilden sich bestimmte »Muster«, die – zumindest nach außen – ein Gleichgewicht und einen ungestörten »Spielfluss« ermöglichen. Sind die Regeln und Grenzen klar und hat jedes Mitglied genügend Freiraum, kann das System auf Veränderungen angemessen und flexibel reagieren. Sind die Grenzen jedoch entweder zu starr oder zu durchlässig, ist der gesunde Austausch mit der Umwelt gestört, wird das System krank. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sich die Eltern zu sehr in die Belange ihrer Kinder einmischen oder umgekehrt. Oder wenn die Mutter in einem Gespräch die Fragen beantwortet, die eigentlich an ihre erwachsene Tochter gerichtet sind. Manchmal werden von den Vorgängergenerationen unausgesprochene »Aufträge« an die Nachgeborenen weitergegeben (»Sei unser Retter!«), die ein Leben lang für Verwirrung und Ratlosigkeit sorgen. Oftmals werden Probleme über Generationen hinweg weitergegeben: Manchmal versuchen die Kinder, die Lebensträume ihrer Eltern oder Großeltern zu verwirklichen. Hierfür ein Beispiel aus meiner Praxis.
Miriam, eine junge Frau von einundzwanzig Jahren, die wegen einer drohenden Magersucht in die Therapie kam, erzählt mit leidvoller Miene, wie sich ihr Vater, ein Beamter im Ruhestand, alle Mühe gibt, seine Tochter in ein Beamtenverhältnis in der Stadtverwaltung zu bringen. Miriam möchte sich viel lieber als Werbekauffrau bewerben. Lesen Sie in Kapitel 19, weshalb Miriam irgendwann resignierte, sich von ihrer Mutter bekochen ließ und dennoch nichts aß.
Das Gleichgewicht in der Familie wiederherstellen
Ist das Gleichgewicht in einer Familie gestört, wird häufig nur ein Familienmitglied »krank«. Meist sind es die Kinder, die schwächsten Glieder im System, die Verhaltensauffälligkeiten entwickeln und so eine Störung im Familiensystem anzeigen, ähnlich wie ein Fieberthermometer eine Störung im körperlichen System anzeigt. Sie werden dann zu sogenannten »Symptomträgern«, die durch ihre Symptome das gesamte System auf Trab halten. Ein Symptom ist im systemischen Verständnis aber nur der Versuch, das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Unter Umständen verhindert gerade das Symptom beziehungsweise der »Symptomträger« den Zusammenbruch des Familiengefüges. So können etwa das Einnässen oder das Asthma eines Schulkinds dazu beitragen, dass die Ehe der Eltern nicht zerbricht, solange sie sich gemeinsam um die Probleme des Kindes kümmern müssen. Hierzu wieder ein Beispiel aus der Praxis.
Nicole kommt mit ihrem zehnjährigen Sohn Carsten in die Therapie. Carsten nässt nachts häufig ein. In dem Erstgespräch stellt sich heraus, dass es um die Ehe von Nicole und ihrem Mann Rüdiger nicht gut bestellt ist. Rüdiger ist Fernfahrer und häufig unterwegs. Seitdem Nicole Anhaltspunkte dafür zu haben glaubt, dass ihr Mann sie mit einer anderen Frau betrügt, hängt der Haussegen schief. Kein Wochenende vergeht ohne Streitereien. Rüdiger bestreitet die Vorwürfe und nennt seine Frau eine in allem »perfektionistische Zicke«. Tatsächlich gibt Nicole zu, in vielen Dingen perfektionistisch zu sein. Vor allem auch, was die Erziehung von Carsten, ihrem Sohn, betrifft. In Kapitel 3 erfahren Sie, was in der Therapie passierte und wie der kleine Carsten plötzlich – über Nacht – mit dem Einnässen aufhörte.
In Problemen stecken Fähigkeiten und Kompetenzen
Der Mensch wird im systemischen Ansatz nicht von seinen schwachen Seiten und Defiziten her betrachtet, sondern von seinen Fähigkeiten und Kompetenzen. Diese können selbst in scheinbar problematischen Verhaltensweisen als versuchte Lösungen zum Ausdruck kommen. In der Systemischen Therapie werden die Probleme und Symptome der Mitglieder eines Systems dementsprechend nicht als Versagen betrachtet, sondern neu interpretiert und als Lösungsversuche gewürdigt.
Sonja lebt mit ihren beiden vierzehn und achtzehn Jahre alten Söhnen von ihrem Mann getrennt als alleinerziehende Mutter. Sie sucht einen Therapeuten auf, weil sie sich mit ihren Söhnen häufig wegen Nichtigkeiten (Zimmer aufräumen, morgens rechtzeitig aufstehen) in einem nervenaufreibenden Kleinkrieg verfängt. Die heranwachsenden Söhne schaffen es immer wieder, ihre Mutter zu provozieren und zu verletzen. Sonja reagiert dann mit vermehrtem Druck. Je mehr sie das tut, desto widerständiger erweisen sich die Söhne.
Im Gespräch mit dem Therapeuten wird deutlich, dass Sonja ein schlechtes Gewissen als Mutter hat, weil sie sich intensiv um ihre Karriere als Ärztin gekümmert hat, genau genommen kümmern musste, um die Familie durchzubringen. Sie glaubt, ihre beiden Söhne dadurch vernachlässigt zu haben. Der getrennt von ihr lebende Ehemann tritt lediglich als »Schönwetter-Vater« in Erscheinung und hat sich um die Erziehung der Söhne nie ernsthaft gekümmert.
Der Therapeut gratuliert ihr zu ihrer starken Haltung als Frau und Mutter und versichert ihr, dass sie nichts falsch gemacht hat. Gleichzeitig spiegelt er ihr die innere Einstellung ihrer Söhne in einem Rollenspiel und zeigt ihr dabei, wie sich die Söhne jedes Mal auf ihr schlechtes Gewissen »einschießen«. Sonja wird mit der »Hausaufgabe« aus der ersten Therapiesitzung entlassen, wie sie das nächste Mal anders als mit ihrem schlechten Gewissen auf die Provokationen ihrer Söhne reagieren kann. Wir dürfen gespannt sein, was Sonja in der nächsten Sitzung zu berichten hat. Von diesem Fall wird in Kapitel 17 noch die Rede sein.
Therapie als »Korrektursystem«
Die Beziehung zwischen Therapeut und Klient nennt man wegen der vielschichtigen wechselseitigen Beeinflussung ebenfalls ein System. Therapeut und Klient ko-konstruieren ihre gemeinsame Wirklichkeit. Bei einer therapeutischen Beziehung handelt es sich um eine Art Korrektursystem. Für den Therapeuten leitet sich daraus die Aufforderung und die Verpflichtung ab, in seinem Verhalten empathisch, flexibel und visionär genug zu sein, um die Wirklichkeit des Klienten zu dessen Wohl zu »verändern«. Er sollte sich auch darüber im Klaren sein, dass er nicht »Experte« für die Probleme des Klienten ist.
Man kann sich eine Systemische Therapie als ein Mobile vorstellen. In diesem Mobile sind neben dem Klienten seine Familienmitglieder und engsten Bezugspersonen sowie nun der Therapeut beziehungsweise die Therapie mit »aufgehängt«. Bewegt sich ein Element, hat das Auswirkungen auf alle anderen Personen. Das System muss sich neu arrangieren. Das hat oft erstaunliche Folgen. Manchmal kommt es vor, dass einige Personen aus dem Umfeld der Klienten sich dadurch bedroht fühlen, andere – und natürlich die Klienten selbst – eher entlastet. Jeder muss sein Verhalten neu organisieren.
Körper und Geist gehören zur Systemganzheit
Psyche, Geist und Körper sind Teile des gleichen Systems – sie beeinflussen sich gegenseitig in jeder Sekunde des Lebens. Auch das Unbewusste und die spirituelle Dimension, die jeder Mensch besitzt, sind Teil einer Systemganzheit und können als Kraftquelle für Problemlösungen genutzt werden. Heute ist es sogar experimentell bewiesen: Was in der Vorstellung und in den Gedanken geschieht, geschieht auch im Körper. Jede Veränderung im Bewusstsein hat auch eine Veränderung im Körper zur Folge. Die Aufgabe des Therapeuten als professionellem Kommunikator ist es, dafür zu sorgen, dass sich seine Klienten körperlich und geistig in dem Zustand befinden, in dem sie sein müssen, um ihre Ressourcen optimal zu nutzen, damit sie ihre Ziele erreichen.
Kurz und gut – systemisch-lösungsorientiert
Die Systemische Therapie versteht sich als lösungsorientierte Kurztherapie. Das bedeutet nicht, dass ihr zwangsläufig eine bestimmte zeitliche Begrenzung auferlegt wird. Sie kommt für ein vergleichbares Problem mit sehr viel weniger Stunden aus als etwa eine Psychoanalyse oder eine Verhaltenstherapie. Das liegt daran, dass man sich mehr auf Lösungen als auf Probleme, mehr auf Ihre Stärken als auf Ihre Schwächen konzentriert. Menschen lernen eben besser, wenn sie positive Erfahrungen machen, als wenn sie immer nur an ihre Defizite erinnert werden.
Manchmal ist es in der Therapie notwendig, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Das geschieht in einer Systemischen Therapie aber nur in dem Maß, in dem es nützlich erscheint und Ihnen, dem Klienten, eine neue Information für Ihr gegenwärtiges Leben verschafft. Wenn Sie im Laufe der Therapie feststellen, dass Sie sich noch immer an elterliche »Aufträge« gebunden fühlen, zum Beispiel »Mach es uns recht«, und Sie dieser Auftrag in Ihrer persönlichen Entwicklung behindert, so wird man nach Mittel und Wegen suchen, wie Sie sich aus dieser Umklammerung befreien können. Wichtig ist nicht nur, dass Sie Erkenntnisprozesse haben, sondern dass Sie alternative Handlungsmöglichkeiten kennenlernen, die Ihnen helfen, Ihr Leben reicher und selbstwirksamer zu gestalten.
Die Orientierung an Lösungen geht einher mit dem Blick auf die persönlichen Stärken und Kompetenzen der Klienten, ihre Lebensenergien. Jeder Mensch verfügt über ausreichend positive Lebensenergien, um Veränderungen herbeizuführen. Der Therapeut macht sie seinen Klienten durch seine »Lösungssprache« immer wieder verfügbar.
Lebensenergien – Menschen besitzen Kraftquellen
Besondere Beachtung erfahren in einer Systemischen Therapie Ihre Lebensenergien. Sie sind die Fundamente, auf denen später die Problemlösungen aufgebaut werden. Ihre persönlichen Kraftquellen können sich in der folgenden Weise zeigen:
ein Lächeln
ein positiver Gedanke
Gesundheit
ein Hobby
anderen Menschen eine Freude bereiten zu können
Sport
Urlaub
Menschen, denen man vertraut
mentale Kraftquellen
die Fähigkeit zu meditieren, abschalten zu können
der Glaube an Gott beziehungsweise an eine höhere Macht
Bewältigungserfahrung
Kinder
ein guter Freund
ein treuer Partner
Besitz
etwas, auf das man sich freut
eine Erkenntnis, ein Aha-Erlebnis
Sicher fallen Ihnen Ihre persönlichen Lebensenergien dazu ein. Vielleicht ziehen Sie Kraft und Erholung aus einem Waldspaziergang, beim Angeln, oder Sie sind ein begeisterter Hobbysegler. Vielleicht suchen Sie Kraft in der Ruhe oder aber im Trubel. Am besten machen Sie einmal auf einem Blatt Papier eine Aufstellung Ihrer persönlichen Kraftquellen.
Nicht die Welt, sondern Sichtweisen verändern
Eine Systemische Therapie bedeutet die Veränderung von Sichtweisen und die Erweiterung von Handlungsspielräumen. Nicht die (Um)Welt soll verändert werden, sondern falsche und hinderliche Konzepte über die Welt. In der systemisch-lösungsorientierten Praxis geht es darum, neue Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu integrieren. Dabei ist das Erkennen eines Problems noch nicht die Lösung. Die Erkenntnis »Endlich weiß ich, warum es mir so schlecht geht« führt in den seltensten Fällen zu einer Besserung.
Es geht vielmehr um eine genaue Betrachtung folgender Aspekte:
Das Problem im Zusammenhang seines Auftretens verstehen lernen.
Die besonderen Bewältigungsmechanismen der Klienten kennenlernen.
Die positive Absicht, die hinter (je)dem Problemverhalten steht, erkennen.
Sichtweisen oder Umstände herausarbeiten, die das Lösungsverhalten begünstigen.
Beispielsweise werden in der Praxis des Umdeutens (Reframing) Zusammenhänge gefunden, in denen das gleiche Verhalten nützlich und angemessen ist. Daraus werden ganz individuelle Lösungsmöglichkeiten für bestimmte Situationen mit den Klienten zusammen erarbeitet.
Dem Gründer der lösungsorientierten Therapie, Steve de Shazer, zur Folge sind Probleme genau so groß wie unsere Vorstellung von ihnen. In der Vorstellung und später in der Realität neigen Probleme dann dazu, sich zu verselbstständigen und tatsächlich größer zu werden. Grundsätzlich kann so etwas bei jedem Problem passieren, jedoch tritt es bei bestimmten Störungen häufiger auf. Dazu zählen manche kindliche Entwicklungsstörungen, wie das nächtliche Einnässen, das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder auch sexuelle Störungen bei Erwachsenen. Diesen Symptomen wird dann in der Familie, in der Partnerschaft, aber auch von Ärzten, Therapeuten, Lehrern und Erziehern die größte Aufmerksamkeit zuteil. Durch die Lösungsversuche des Umfelds verschlimmert sich aber oft das Problem, da es sich nicht um die Lösung des »Symptomträgers« handelt. In einer Systemischen Therapie werden aber gerade solche Zusammenhänge genau aufgearbeitet. Erst wenn auch die Bezugspersonen und Partner des Betroffenen eine andere Einstellung zu dem Symptom gewonnen haben, verändert sich etwas. Probleme sind oft nur eine Wirklichkeitskonstruktion, die dem einen groß, dem anderen klein erscheinen. »Gestörte« gibt es im systemischen Verständnis nicht, sondern allenfalls »Störer«, die auf einen Missstand oder ein Ungleichgewicht aufmerksam machen. »Gestört« sind dann diejenigen, die sich von dem »Störer« gestört fühlen.
Die Größe eines Problems steht aus Sicht der systemischen Lösungsorientierung in keinem Verhältnis zu dessen Lösbarkeit. Auch darin unterscheidet sich die Systemische Therapie von traditionellen Herangehensweisen.
Ungewöhnliche Erlebnisräume einrichten
Im systemischen Ansatz geht man davon aus, dass Menschen prinzipiell über alle Fähigkeiten verfügen, die sie brauchen, um die von ihnen angestrebten Ziele und Veränderungen zu erreichen. Systemisches Arbeiten orientiert sich daher eher an den Stärken des Klientensystems als an »Problemen«. Hilfreich bei der Suche nach Lösungen sind Visionen, die Neugestaltung von Regeln und Rollen, Modellszenarien und so weiter. Dabei werden Erlaubnisräume eingerichtet, die den gesunden Menschenverstand vielleicht irritieren: Räume für Fehler, Ineffektivität, Querdenken, Paradoxien.
Das hört sich an, als wäre die Systemische Therapie vor allem etwas für Intellektuelle und Künstlertypen. Dass dem nicht so ist, beweisen ihre Erfolge bei Menschen, die mit herkömmlichen Therapieformen nur schwer erreichbar sind. So arbeiten systemische Therapeuten von jeher sehr erfolgreich mit Familien aus den Slums nordamerikanischer Großstädte, mit Jugendlichen, die auf die schiefe Bahn geraten sind, mit Alkohol- und Drogenabhängigen und sogar mit schwer zugänglichen schizophren diagnostizierten Menschen.
Die Systemische Therapie braucht nicht auf der oberflächlichen Verhaltensebene zu verharren, sie kann mithilfe bestimmter Techniken, etwa der Aufstellungsarbeit mit Familienangehörigen oder inneren Persönlichkeitsanteilen (wie zum Beispiel dem »inneren Kind«), innerhalb kürzester Zeit in tief liegende Problemschichten vordringen. Dadurch wird eine andere Betrachtungsebene ermöglicht, die einem im Alltag verschlossen bleibt. Dies setzt ein verantwortliches und sicheres Handeln des Therapeuten voraus.
Selbstwert und Selbstwirksamkeit als Therapieziel
Ziel einer Systemischen Therapie ist es, die Unterscheidungsfähigkeit und die Handlungsalternativen der Klienten zu vergrößern, damit sie ihre selbst gesetzten Ziele besser erreichen können. In Familien soll der Zusammenhalt untereinander gefestigt, die Kommunikation und der Austausch verbessert werden, um so schädigende Beziehungsmuster zu verhindern oder ihnen vorzubeugen.
Der messbare Erfolg der Systemischen Therapie besteht schlicht und einfach darin, dass es den Klienten nach jeder Therapiesitzung ein klein wenig besser geht als vorher und dass sie Veränderungen mit nach Hause nehmen. Mittel- und längerfristiges Ziel ist es, ein positives, auf Selbstwirksamkeit ausgerichtetes Lebensgefühl zu entwickeln. Das hat sich in vielen Untersuchungen zur Wirksamkeit von Psychotherapien als das Maß geistiger und seelischer Gesundheit herauskristallisiert.
Selbstwirksamkeit erleben
Jeder Mensch erwartet, dass sein Verhalten etwas in seinem Umfeld und für ihn selbst zum Guten bewirkt und auf ein positives Echo stößt. Das erwartet der Säugling bei seinen ersten Geh- oder Aufstehversuchen, ebenso der Erwachsene bei seiner Arbeit oder der Jugendliche bei seinem ersten Flirt. Auch wenn nicht auf Anhieb alles so klappt, wie man sich das vorstellt, ist doch meist ein positiver Lernprozess damit verbunden. Wir bekommen dadurch ein Gefühl für uns selbst und unser Wirken. Die Wiederherstellung dieses Lernprozesses ist eine der wirksamsten Methoden in der Psychotherapie überhaupt. Selbstwirksamkeit erlebt man zum Beispiel in folgenden Situationen:
etwas, worauf man stolz ist
Ziele erreichen
eins sein mit sich und der Aufgabe
Selbstvergessenheit im Hobby
sehen, dass das, was man sich vorgenommen hat, auch funktioniert
sich als Herr über sein Schicksal wähnen
Selbstwertschätzung
zufriedenstellende Beziehungen
ein reiches kulturelles und spirituelles Leben
Überlegen Sie sich einmal, welche Aktivitäten beziehungsweise Lebensbereiche Ihnen am stärksten das Gefühl von Selbstwirksamkeit geben: Ihr Beruf, Ihr Hobby, Ihr Freundeskreis, Ihre Zweierbeziehung?
Die etwas andere Therapieform
Ist die Systemische Therapie eine Therapieform unter anderen? Ja und nein. Zunächst ist sie das natürlich, weil sie neben anderen Therapieschulen wie zum Beispiel die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie, die Gesprächstherapie oder die