Tagebuch einer Wahnsinnsreise - Hajo Lehr - E-Book

Tagebuch einer Wahnsinnsreise E-Book

Hajo Lehr

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Beschreibung

Reisetagebuch, Sahara-Durchquerung 1986 mit einem Peugeot 504

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…und da geht’s lang:

TAGEBUCH EINER WAHNSINNSREISE

6.500 km von Schweinfurt nach Lome/Togo

davon 2500 km Wüste

ohne Navi

ohne Handy

ohne Allrad

…aber mit viel Mut!

Unterstützt durch:

INHALT:

…und so gings los

Tagebuch

…und was ist geblieben

Anhang

Dank

Pressespiegel

Zu den Autoren

…und so gings los:

An einem Sommertag 1985 fuhren wir zu einem Wasserball-Punktespiel nach Schwabach. Martin schmökerte unterwegs im „Därr“, ein Buch, das ich bis dahin nicht kannte. Er erklärte mir, dass es sich dabei um die „Bibel der Saharafahrer“ handelt und dass er zusammen mit Hartwig Traber von Schweinfurt nach Zentralafrika mit dem Auto fahren will. Die Vorbereitungen liefen schon seit geraumer Zeit. Vier Wochen später rief mich Martin an und teilte mir mit, dass der Traum von der Sahara-Tour ausgeträumt sei!

Hartwig habe ein berufliches Angebot bekommen, das er nicht ausschlagen könne und deshalb die Reise nicht mitmachen kann.

Beim anschließenden Treffen dauerte es nicht lange und wir waren uns einig – ich fahre an Hartwigs Stelle mit Martin durch die Wüste!

Gemeinsam waren wir fast täglich damit beschäftigt, die schier unglaublichen Formalitäten mit den verschiedensten Behörden und Konsulaten zu erledigen, Ausrüstungslisten zu erstellen, Kreditbriefe zu beantragen, Fährverbindungen und Kartenmaterial zusammenzutragen, verschiedenste, exotische Impfungen über uns ergehen zu lassen und nach einem geeigneten Auto Ausschau zu halten. Nach langer Suche fanden wir bei der Firma Bathon in Schwebheim einen 8 Jahre alten „Peugeot 504“ für 800 DM. Dieses Fahrzeug hatte im nordwestlichen Afrika den Spitznamen „Königin der Wüste“, obwohl es sich um einen gewöhnlichen Pkw ohne Allradantrieb oder sonstige spezielle Geländeeigenschaften handelte. Das Plus waren seine Robustheit, Zuverlässigkeit viel Platz und einfache Technik sowie die Tatsache, dass er in Afrika hunderttausendfach unterwegs war, deshalb auch fast überall repariert werden konnte und einen hohen Wiederverkaufswert genoss. Das Auto sollte nämlich am Ende der Reise verkauft werden und der Erlös die Rückflüge nach Deutschland finanzieren!

Bei Toni Rupp in der Werkstatt lernten wir die wichtigsten Tricks in Sachen Autotechnik und wie man kleine Reparaturen unterwegs selbst erledigen kann. Dr. Faustmann beriet uns in medizinischen Fragen und Biggi Baust stellte mit ihrer Chefin, Frau Apothekerin Kirschner von der damaligen Luitpold-Apotheke, unsere umfangreiche Reiseapotheke zusammen. Wir besorgten uns Ersatzteile, Wasser- und Benzinkanister, große Schaufeln zwei Sandbleche, Konserven und alles, was sonst überlebenswichtig für die geplante Reise war.

Schließlich setzten wir unser Testament auf und am Freitag, 14.03.1986 ging es los:

Handy, Smartphone, Satellitennavigation waren zu der Zeit noch Zukunftsmusik oder finanziell unerschwinglich. Wir hatten aber etwas viel Wichtigeres – eine Idee, jede Menge Idealismus, Abenteuerlust und Fernweh und: einen Pfadfinderkompass und unsere Michelin-Karten…

Zu diesem Buch…

Wir vereinbarten vor der Reise, dass wir ein gemeinsames Tagebuch führen. Der eine oder andere Leser, die eine oder andere Leserin, mögen vielleicht beim Schmökern die Stirn in Falten legen und sogar den teilweise unkonventionell erscheinenden Stil des Berichts kritisieren. Heute, in den Zeiten der „Political Correctness“ mag manch einer/eine bestimmte Bezeichnungen und Ausdrücke als „nicht salonfähig“ oder gar „rassistisch“ empfinden. Diese Bedenken teilen wir nicht, da dies unseren liberalen Grundwerten zutiefst widersprechen würde. Wir legen beide Wert darauf, dass dieses Tagebuch einen Spiegel der damaligen Ereignisse darstellt und haben es deshalb so abgeschrieben, wie wir es damals erstellt haben. Mit allen Empfindungen, Stimmungen und Emotionen, die wir auf dieser „Wahnsinnsreise erlebten…

…und nun viel Spaß beim Lesen wünschen

Martin und Hajo

Start: Freitag, 14.03.1986

08.00 Uhr-16.30 Uhr: Warten auf Visum für Kamerun aus Bonn. Eilzustellung kommt nicht bis 12.30 Uhr. Warten bis 15.45 Uhr (nächster Zug) – nichts! Vielleicht um 16.30 Uhr?

Abfahrt ohne die beiden Reisepässe mmit dem notwendigen Algerien-Visum um 16.30 Uhr. Hoffnung, dass Dieter Montag das später ankommende Visum selbst nach Frankfurt fährt, um mit Lufthansa nach Tunis zu schicken., wo wir es dann in Empfang nehmen. Die Fahrt bis Genua war ohne große Besonderheiten in 10 Stunden bei einem Verbrauch von 10 l bei Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 km/h überstanden.

Samstag, 15.03.86

Jedoch merkten wir später, dass durch das Auftanken aus unseren Benzinkanistern Dreck mit in den Tank kam, der schließlich im Benzinfilter hängen blieb und dazu führte, dass der Wagen im Hafen von Genua nicht mehr ansprang. In Genua kamen wir um ca.

03.00 Uhr am 15.03.86 an, fanden sofort den Hafen und suchten uns dann einen Parkplatz ca. 10 km außerhalb Genuas in Sori.

Hier: Übernachtung im Auto (unter Eisenbahnbrücke).

Sonntag, 16.03.86

Am nächsten Morgen, dem 16.03.86, Austausch der Nummernschilder und Versendung nach Schweinfurt. Anschließend Fahrt zum Hafen, was uns gleich einbrachte, als drittes Fahrzeug auf die Fähre zu kommen.

Es war um 10.00 Uhr, wir gingen zur Abfertigung und parkten unser Auto vor der Tür. Als wir wieder zurückkamen, bemerkten wir eine Dalle am rechten hinteren Kotflügel, die uns ein verschissener österreichischer LKW-Fahrer rein getreten hatte, da wir angeblich auf seinem Parkplatz standen (was natürlich falsch ist). Ich wollte ihm ans Zeug, aber die Schweine waren zu dritt.

Um 16.30 Uhr fuhren wir aufs Schiff, nachdem wir unsere Zollformalitäten erledigt hatten.

Während der langen Wartezeit lernten wir bereits ein Würzburger Ehepaar mit Kind kennen, einen Schweizer Sahara—Veteranen, der uns viele Tipps geben konnte sowie vier verrückte Münchner und zwei Preußen. Das Würzburger Ehepaar kannte ich irgendwoher vom Sehen — mir fiel aber anfangs nicht mehr ein, woher. Später, als wir auf die Autos zu sprechen kamen, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass wir uns seinerzeit beim Autokauf in Marktheidenfeld (Peugeot 504 Familiale) kennen gelernt haben. Es gab bereits hier viel zu tratschen.

Die Fähre namens “Silesia“ legt schließlich um 18.30 Uhr ab. Ein schöner Platz am Oberdeck war schnell gefunden, so dass wir nach einigen Bierchen und ruhiger See eine halbwegs anständige Nacht hatten.

Montag, 17.03.86

Durch die aufgehende Sonne wach geküsst, verleibten wir uns erst einmal ein Frühstück ein. Anschließend gab es mit dem Würzburger Ehepaar und den Münchnern ohnehin wieder einen längeren Plausch über sämtliche, bei der Reise anfallenden Angelegenheiten.

Nach den Einreiseformalitäten ließen wir uns den Wind am Sonnendeck um die Nase blasen, der uns so durstig und so hungrig machte, dass wir erstmal feste und flüssige Nahrung in der Country- und Westernbar zu uns nahmen. Bis kurz vor dem Anlegen relaxten wir in unseren Airplane-Seats, bis wir Land sahen, an Deck gingen und das Anlegemanöver, begleitet von einer steifen Brise, beobachteten.

Um 18.30 Uhr verließen wir die “Silesia“ und hatten erstmals Kontakt mit dem afrikanischen Kontinent. Nach lediglich halbstündiger Zollabfertigung, bei der wir nur einige Sachen ausräumen mussten, aber stets höflich behandelt wurden, trafen wir uns mit dem Schweizer und warteten auf Roland, Brigitte und Jan. Unmittelbar in der Nähe des Zollhofes fanden wir einen passablen Lagerplatz. Hier probierten wir erstmals unsere Liegen aus. Wir tranken zusammen einige Bier und legten uns bei kalter Witterung schlafen. Jedoch um 01.00 Uhr früh wurde unsere Nachtruhe durch einen Regenschauer jäh gestört, so dass wir die restliche Nacht sitzend im Fahrzeug verbringen mussten.

Dienstag, 18.03.86

Am nächsten Morgen, beim gemeinsamen Frühstück, machten wir erste Erfahrungen mit der Aufdringlichkeit eines tunesischen Brötchenverkäufers. Nach einstündigem Palaver nannten wir drei Brötchen im Tausch gegen eine Dose Bier unser Eigen. Trotz harten Wortgefechten waren schließlich beide Seiten zufrieden. “Deutschland gud, Bier gud!“ (1Brötchen ist 1. Dinar anfänglich).

Gegen 10.00 Uhr trennten sich unsere Wege. Roland, Brigitte und Jan fuhren nach Nabeul, der Schweizer war mit dem schweigenden Franzosen - beides alte Wüstenfüchse, denen man nichts mehr vormachen konnte - schon Richtung Algier unterwegs. Unser erster Weg führte uns unter starker nervlicher Anspannung zum Flughafen, wo wir eine herbe Enttäuschung erlebten - die Pässe waren nicht da. Durch einen Anruf in Schweinfurt bei Dieter Montag erfuhren wir, dass die Pässe noch nicht einmal in Schweinfurt angekommen sind.

Zwischenzeitlich lernten wir Herrn Werner Klaus von der Lufthansa kennen. Nach einem Rückruf bei Uli (Martins Bruder) erfuhren wir, dass zumindest Hajos Pass angekommen ist. - Rudi Ratlos ging um.- Jetzt hieß es klaren und kühlen Kopf zu behalten und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Herr Klaus von der Lufthansa bot sich an, am Donnerstag, 20.03.86, um 08.15 Uhr am Meeting-Point der Halle 8 im Flughafen Frankfurt/Main unsere Pässe zu übernehmen und mit dem Flug Nr.

LH 322 noch am gleichen Tag nach Tunis zu bringen, wo wir sie um 11.40 Uhr, wenn alles klappt, in Empfang nehmen könnten. Dies alles erklärten wir Uli bei unserem Anruf in Schweinfurt. Jetzt waren die “Daheimgebliebenen“ der Dreh- und Angelpunkt unseres weiteren Abenteuers. Wir haben nun drei Tage des Wartens vor uns?????

Zuerst tankten wir das Auto voll, wechselten “Kohle“ und fuhren nach Carthago, Sidi Bou Said und Biserta, wobei uns die beiden Orte C. und SBS recht gut gefielen (Fotos), Biserta sich aber als Drecknest herausstellte. Hier machten wir einige Besorgungen (Stahlwolle, Strümpfe, Wein für die Nacht). Anschließend fuhren wir Richtung Tunis und hielten Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz.

Zwischen Tinja und Matpur überquerten wir auf abenteuerliche Weise einen Bahndamm, um am Ufer des dortigen Sees (Sumpf) zu nächtigen. Jedoch machte uns der Sumpf einen Strich durch die Rechnung - der Peugeot sumpfte ein. Zuerst dachten wir - unsere Sandbleche kämen zum ersten Einsatz. Dies konnte allerdings durch etliche Hände voll Steine und zweier, wie aus dem Nichts mit ihrer Kuhherde auftauchender Hirten, vermieden werden. Mit dem Lagerplatz war es dann wohl nichts - Tschjasm!

Beim Versuch, den Bahndamm erneut zu überqueren, bemerkten wir, als wir bereits die Schienen erreicht hatten, dass ein Güterzug angedonnert kam, also Kommando zurück!

Dieses ganze Manöver kostete uns schließlich unsere ADAC-Karte Tunesien, die auf rätselhafte Weise verschwand. Gut vorbereitet wie wir waren, zückten wir die Michelin-Karte Tunesien/Algerien und fuhren Richtung Tunis. Ca. 40 km vor Tunis lagerten wir in einem Olivenhain, den wir über einen aufgeweichten Feldweg erreichten. Hier angekommen, gab es als Vorspeise Tomatensuppe mit Weißbrot, dem Hamburger a la Aluminium folgten, begleitet von einem Vin Rouge. Nach vollendetem Küchenputz machten wir es uns für die Nacht gemütlich.

Raus mit den Liegen, raus mit den Schlafsäcken und Luftmatratzen und fertigmachen für ein nächtliches Gelage bei Kerzenschein unter Olivenbäumen und sternenklarer Nacht. Noch keine zwei Becher Wein waren getrunken, als uns ein lautes Bellen und nichts Gutes verheißendes Knurren eines streunenden Hunderudels Kopfzerbrechen bereitete und den ersten Einsatz unseres Safety-Systems, kombiniert aus Steinschleuder und Holzknüppel erforderte. Unseren Wein tranken wir schließlich stehend und angelehnt ans Auto, umgeben von Hundegebell und -gejaule aus allen Himmelsrichtungen. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab, bei mondheller Nacht und Kerzenschein bei Wein und Whisky ins Philosophieren zu geraten. Martin beschloss trotzdem im Freien zu übernachten, mit Knüppel im Sack, während es sich Hajo auf den Vordersitzen mehr oder weniger bequem machte. Die restliche Nacht verlief ohne Störungen.

Mittwoch, 19.03.86

Heute erwachten wir zwischen unseren Siebensachen. Aufgebrochen, Richtung Tunis, landeten wir zum Frühstück in Medeida.

Der Tee war stark und gut. Die Leute freundlich und schwul. Wohl gestärkt ging es weiter zum Flughafen, um uns telefonisch Auskunft über die Pässe einzuholen. Wir erfuhren, dass Herr Winter nach Bonn fährt und Perdita bereits am Mittwochabend die Pässe nach Frankfurt/Main bringt und sie am 20.03.86 an Herrn Klaus übergibt. -Sichtbares Aufatmen.- Jetzt lagen bis Donnerstag noch zwei lange Tage vor uns. Wir fuhren am 19.03.

Richtung Hamman Lif, Soliman und landeten schließlich in Sidi Soida, wo wir in einem kleinen Fischernest Schwierigkeiten mit dem Auto hatten. Es sprang nicht mehr an. Ein älterer freundlicher Tunesier kam uns zur Hilfe, binnen 5 Minuten lief die Maschine wieder und wir bedankten uns mit einer Dose Bier. Über eine aufregende, landschaftlich schöne Küstenstraße gelangten wir nach Korbus. Ca. 2 km nach der Ortschaft fanden wir in der Nähe einer Schwefel-Heilquelle (ca. 40 - 50° C) einen malerischen Lagerplatz mit

Blick auf Meer und Berge. Wir fuhren jedoch noch in ein nahe gelegenes Dorf und besorgten uns bei einem freundlichen Krämer Wasser und Brot.