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Achtzehn Geschichten aus dem Alltag, aus dem Familienkreis und aus über 42 Jahren Polizeiarbeit sollen dem Leser ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Vielleicht verursacht die Eine oder Andere sogar ein herzhaftes Lachen. Fragt man den Autor nach dem Wahrheitsgehalt der "Gschichtli", sieht man ein verschmitztes Grinsen und hört den typisch fränkischen Satz: "Mer secht, dass in jedem Gerücht ä Körnlä Wahrheit sei soll, odder a nedd?!"
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Seitenzahl: 56
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Gustls schlimme Sorgen…
Sam
S` Stümmerle
Obst oder Gemüse?
Lisa und das „B“
Lisa und das „S“
Ex…, Ex…, Ex…
Türkische Engelstrompeten
Tierischer Einsatz
Trunken geschwatzt – nüchtern vergessen
Hunde-Haftpflicht-Fall
Das Geheimnis von Franz und Hans
Schwarzer Schweinfurter Humor
Walberla-Ausflug
Bruchlandung
Die Farben des Mondes
Physiotherapie
Dienstaufsichtsbeschwerde
Der Gustl hat Sorgen. Der Gustl hat schlimme Sorgen. Er hat ernste Sorgen! Es geht ihm nicht gut, dem Gustl! Er hat schon lange nicht mehr richtig geschlafen – wegen der ernsten, schlimmen Sorgen!
Niemand konnte ihm bis jetzt helfen – er hat auch nicht ernsthaft Hilfe gesucht wegen seiner Sorgen. Er schämt sich wegen der Sorgen. Deshalb will er auch nicht drüber reden.
Tag für Tag frisst er seine Sorgen in sich rein. Das bekommt ihm gar nicht! Es raubt ihm den Schlaf, es schlägt sich auf den Magen und er kann sich nur noch schlecht konzentrieren.
Zwei Wochen ist er nun schon krankgeschrieben, der Gustl. Er geht kaum mehr aus dem Haus. Er starrt seine Wände an, er hebt sein Telefon nicht mehr ab, wenn es klingelt und sein sonst so gesegneter Appetit ist ein Opfer der quälenden Magenschmerzen geworden. Einziger Lichtblick am Tag ist das tägliche Bierchen und der Taschenflachmann Chantrè. Diese beiden Freuden gönnt er sich trotz der Magenschmerzen. Manchmal werden es auch zwei Fläschchen Bier.
Irgendwann werden es fünf Flaschen Bier und drei bis vier Flachmänner am Tag! Und dann wacht der Gustl auf und merkt, dass der Alkohol auch kein Freund und schon gar kein Sorgenlöser ist.
An einem trüben Novembermorgen steigt er aus seinem Bett, wäscht sich, rasiert sich und kämmt sich sorgfältig die Haare. Nach einer Tasse Kaffee packt er eine Flasche Bier und seinen Flachmann in seinen Rucksack, schleicht aus der Wohnung und fährt mit seinem alten Fahrrad quer durch die Stadt in Richtung Fluss.
Drei Tage hat er kein Bier und keinen Schnaps angerührt – die Sorgen sind aber immer noch allgegenwärtig und hängen übermächtig in seinem Kopf. Ein gutes Gefühl hat er dennoch - er hat den Alkohol abgeschrieben und einen festen Entschluss gefasst…
Zielstrebig überquert er die Brücke und biegt nach links in den Stadtpark ab. Er lässt den großen Springbrunnen, den Biergarten und den großen Parkplatz hinter sich. In dem großen Park sind heute nicht mal die eisernen Jogger unterwegs, so mies ist das Wetter.
Gemächlich radelt Gustl durch seinen geliebten Stadtpark. Kurz vor dem Parkende, nahe der zweiten Wetterschutzhütte, steht seine Lieblingsbank. Hier saß er in besseren Zeiten schon Stunden, mit Blick auf die riesige, alte Trauerweide, deren geteilte und stark gekrümmte, dicke Stämme weit über den Fluss hinausragen. Hier hat er oft gesessen und gelesen und hat seinen Gedanken freien Lauf gelassen als die Welt noch in Ordnung und sorgenfrei war.
Gustl holt die Flasche Bier, den Flachmann und einen langen Strick aus seinem Rucksack. Er öffnet die Bierflasche, nimmt einen tiefen Schluck. Dann folgt ein genussvoller Zug aus dem Flachmann. Gustl schnalzt mit der Zunge und beginnt mit Geschick einen Henkersknoten in das kräftige Seil zu knüpfen…
Ja Knoten, die kann Gustl knüpfen und werfen wie fast kein Zweiter! Er ist ein echter Meister dieser Kunst. Ob Palstek, Mastwurf, Türkenbund oder die komplizierte Englische Trompete – Knoten sind seine ganz große Leidenschaft!
Und so entsteht in kurzer Zeit in seinen geschickten Händen ein lupenreiner Henkersknoten. Gustl lässt den Strick genussvoll durch die Windungen des makabren Knotens gleiten und ist stolz auf sein perfektes Werk.
Ein letzter Schluck Bier, ein tiefer Zug, der den Flachmann leert und mit einem Lächeln im Gesicht schließt Gustl sein altes Fahrrad ab, verstaut Bierflasche und Flachmann im Rucksack und selbigen auf dem Gepäckträger des Drahtesels. – Ordnung muss sein!
Mit festem Schritt geht Gustl über den kleinen Abhang und durch das Uferunterholz rüber zu dem markanten Baumriesen. In der linken Hand hält er den Strick mit dem gruseligen Knoten und mit der Rechten umklammert er den oberen der beiden geteilten Stämme der Trauerweide. Er zieht sich hoch und läuft auf dem unteren Stamm weit hinaus, bis er über dem Fluss steht. Geschickt wirft er die unheilvolle Schlinge über den oberen Stamm und knotet den Strick dort bombenfest.
Er streift sich die Schlinge des Henkersknoten über den Kopf, zieht den Knoten am Hals zu, blickt noch einmal hinüber zu seinem alten Fahrrad und mit einem halblauten: „Leckt mich am Arsch ihr verdammten Sorgen“ springt Gustl von dem unteren Stamm seiner Lieblingstrauerweide.
Gustls kunstvoller, perfekter Henkersknoten hält – aber der morsche, obere Stamm der Trauerweide bricht unter Gustls Gewicht mit einem knirschenden Geräusch und Stamm, Strick und Gustl stürzen mit Getöse in den trüben, kalten Fluss!
Schwimmen ist nicht Gustls Sache! Nach dem ersten, unfreiwilligen Schluck des trüben, kalten Flusswassers und einem gewaltigen Schreck setzt sich Gustl mit einer Mischung aus Hundstrab und Freistilschwimmen in Richtung Ufer in Bewegung – mit einem großen Stück Lieblingstrauerweidenstamm im Henkersschlepptau…
Patschnass, durchgefroren und total erschöpft bekommt Gustl nach endlosen Sekunden den Boden der Uferböschung unter seine Füße und krabbelt auf allen Vieren an Land. Dort liegt er auf dem Rücken und pumpt nach Luft. Er greift mit beiden Händen nach oben und löst die Todesschlinge vom Hals und sagt laut zu sich selbst:
„Oh Mann, wegen der Scheiß-Aufhängerei wär ich jetzt fast ersoffen!“.
Genau in diesem Moment reißen am Himmel die Wolken auf und die Sonne strahlt im schönsten Herbstgold durch die Baumwipfel, direkt ins Gesicht des tropfnassen Gustl.
„Mensch, das Leben ist doch etwas Schönes“- murmelt er grinsend vor sich hin - „wäre doch gelacht, wenn wir die paar Sorgen nicht aus der Welt schaffen können“…
Sam war ein guter Polizist. Sam war ein sehr guter Kollege, auf den man sich in jeder Situation hundertprozentig verlassen konnte. Sam war hilfsbereit. Sam war aber auch ein wenig „anders“
Das „Anders“, oder wie es auf Schweinfurterisch heißt: „Annersch“, sei nicht negativ gemeint! Beileibe nicht! Ins Hochdeutsche übersetzt könnte man es in Bezug auf Sam etwa als „Eigenwillig“ definieren.
So konnte er sich – sehr zur Freude seiner Schichtkollegen – stundenlang mit seinem Gruppenleiter über unterschiedliche Auffassungen streiten.
Das „Wirtschaftsdelikt“
Legendär war der Dialog um das „Wirtschaftsdelikt“!
Der Begriff „Wirtschaftsdelikt bzw. Wirtschaftskriminalität“ bezeichnet in der polizeilichen Kriminalstatistik Vermögensstraftaten wie z. B. Untreue, Subventionsbetrug, Anlagebetrug, Korruption, Geldwäsche, Insolvenzdelikte und dergleichen.
Sam hatte kürzlich einen Fall von Zechbetrug in einer renommierten, örtlichen Gaststätte aufgenommen und bearbeitet. Der polizeiliche Fachbegriff „Zechbetrug“ bezeichnet den Tatbestand , wenn ein Gast in einer Gaststätte speist und trinkt, also „zecht“ und dann verschwindet, ohne „die Zeche zu begleichen“. Ein Delikt, das verhältnismäßig oft vorkommt.