Taxi, Tod und Teufel - Eine Seefahrt, die ist tödlich - Lena Karmann - E-Book

Taxi, Tod und Teufel - Eine Seefahrt, die ist tödlich E-Book

Lena Karmann

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Beschreibung

Folge 9: Vor Baltrum treibt eine herrenlose Yacht - auf der ein Freund von Sarah, der Fährmann Asmussen, drei Tote entdeckt! Der Besitzer behauptet, die Toten nicht zu kennen, doch er verstrickt sich in Widersprüche. Was ist wirklich auf dem Boot passiert? Sarah und James versuchen gemeinsam mit Kommissar Scharrmann herauszufinden, wer die Toten sind. Doch die Spuren am Tatort wurden überaus professionell verwischt. Und schon bald wird ein weiterer Toter an Land gespült ...

Über die Serie: Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit - mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Über diese Folge

Titel

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

Epilog

Über die Autorin

Impressum

Leseprobe

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Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit – mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

Über diese Folge

Vor Baltrum treibt eine herrenlose Yacht – auf der ein Freund von Sarah, der Fährmann Asmussen, drei Tote entdeckt! Der Besitzer behauptet, die Toten nicht zu kennen, doch er verstrickt sich in Widersprüche. Was ist wirklich auf dem Boot passiert? Sarah und James versuchen gemeinsam mit Kommissar Scharrmann herauszufinden, wer die Toten sind. Doch die Spuren am Tatort wurden überaus professionell verwischt. Und schon bald wird ein weiterer Toter an Land gespült ...

LENA KARMANN

Eine Seefahrt, die ist tödlich

Prolog

»Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden. Könnten Sie das bitte wiederholen?«, sagte die unerbittlich freundliche Frauenstimme des Versandhauses.

»Mensch, mach hinne«, fluchte Fährmann Achim Asmussen. »Ich will mein Geld zurück, das ihr mir zweimal abgebucht habt!«

»Wir haben zu ›Menschmaschine‹« keine Einträge. Meinten Sie: ›Multimedia‹?«, fragte die Stimme. »Drücken Sie die Eins, wenn Sie mehr über unser Multimedia-Angebot erfahren möchten. Drücken Sie die Zwei, wenn Sie ...«

»Ich komm euch gleich mit meiner Machete besuchen, wenn ihr nich bald spurt«, unterbrach er die automatische Ansage.

Die reagierte auf seinen Einwurf mit der Frage: »Möchten Sie mit der Abteilung für Gartengeräte verbunden werden?«

»Häh?«, fragte er verständnislos. »Habt ihr 'ne Störung im Hirn?«

»Bei Störungen der Internetverbindung besuchen Sie bitte unsere Internetseite unter www.friesen...«

»Wie dusselig seid ihr eigentlich, dass ihr mich auf eine Internetseite schickt, wenn mein Internet nich geht?«, polterte Achim weiter. »Nennt ihr so was etwa Kundendienst?«

»Soll ich Sie mit dem Kundendienst verbinden?«, fragte die Stimme.

Achim war so verdutzt, dass er fast keinen Ton herausgebracht hätte. Zigmal hatte er den Kundendienst verlangt, und nie war er verstanden worden. Und jetzt das! »Ja!«, rief er in sein Telefon.

»Ich verbinde Sie mit dem nächsten freien Mitarbeiter. Legen Sie bitte nicht auf, die aktuelle Wartezeit beträgt sieben Minuten«, wurde er informiert.

Beruhigt atmete er durch und stellte sich bereits auf ein Minimum von zehn Minuten ein, als sich die Stimme erneut zu Wort meldete. »Leider sind zurzeit alle Leitungen belegt, bitte versuchen Sie es später noch einmal.«

»Neeeeein«, brüllte Achim aus Leibeskräften und musste sich mit aller Macht davon abhalten, sein Handy in hohem Bogen ins Meer zu schleudern. »Ich möchte wetten, dass die mit Herstellern von Beruhigungsmitteln gemeinsame Sache machen.« Da rauchte ihm schon am frühen Morgen der Kopf.

Missmutig sah er zum Himmel. Der jetzt noch etwas frische Tag versprach sonnig und warm zu werden, schätzte Achim, als er um halb sieben an diesem Donnerstagmorgen Ende April seine Fähre bereit machte, um mit Ziel Baltrum auszulaufen. Dort begaben sich zur gleichen Zeit diejenigen Inselbewohner auf den Weg in Richtung Hafen, die täglich aufs Festland mussten. Der Dieselmotor tuckerte gemächlich, als Achim die Anlegestelle verließ, um im Hafenbecken von Palinghuus zu wenden.

Früher hatte es um diese Zeit im Hafen – der mal doppelt so groß gewesen war, bis man das zweite Becken trockengelegt und mit Erde und Sand aufgefüllt hatte – von kleinen Fischerbooten nur so gewimmelt. Damals war der Fischfang noch so lukrativ gewesen, dass sich sogar der Bau einer Fabrik für Fischkonserven aller Art gelohnt hatte. Diese Zeiten lagen jedoch schon so lange zurück, dass es in Palinghuus kaum noch jemanden gab, der sich daran erinnern konnte. Es wäre ein Verlustgeschäft gewesen, allein aus Gründen der Nostalgie und Tradition, einen dieser kleinen Kutter weiterzubetreiben, also gab es in Palinghuus keine Fischer mehr. Zum Glück hatten die Urlauber das einstige Fischerdorf entdeckt und dafür gesorgt, dass es nicht in Vergessenheit geriet.

Achim gehörte auch zu denen, die von diesen Urlaubern profitierten, hatte er doch vor allem während der gerade erst zu Ende gegangenen Ostferien und in der Sommersaison alle Hände voll damit zu tun, Urlauber und Tagestouristen zur Insel Baltrum zu bringen und von dort wieder ans Festland zu transportieren.

Seine Fährte passierte das Wehr im Deich, das geschlossen werden konnte, um das Hinterland zu schützen, falls mit einer Sturmflut zu rechnen war. Er hatte gerade erst die Fahrrinne durch das Watt verlassen, als er eine Jacht von mittlerer Größe bemerkte, die von backbord kam und bei ihrer gegenwärtigen Geschwindigkeit den Kurs der Fähre wohl genau dann kreuzen würde, wenn sich beide Boote bereits bedenklich nahe waren. Es konnte im besten Fall glimpflich abgehen, aber das Risiko war zu groß, dass es zur Kollision kommen würde.

Also drosselte er das Tempo und betätigte das Horn, um den Kapitän darauf aufmerksam zu machen, dass er sich und andere in Gefahr brachte. Obwohl die Lautstärke des Warntons beachtlich war und selbst einen unter Deck schlafenden Mann hätte wecken müssen, rührte sich nichts. Auch ein weiterer Versuch führte zu nichts. Niemand kam an Deck, um nach dem Rechten zu sehen, offenbar fühlte sich niemand auf der Jacht angesprochen.

Achim drosselte sein Tempo weiter, da er immer noch etwas zu schnell war. Allerdings hatte er die Geschwindigkeit der Jacht etwas zu hoch eingeschätzt, denn sie schien nicht aus eigener Kraft unterwegs zu sein, sondern lediglich von den Wellen in seine Richtung getrieben zu werden.

Er griff nach seinem Megaphon. »Ahoi, Skipper!«, rief er. »Zeit zum Aufstehen. Die Sonne scheint, die Seehunde zwitschern. Hopp, hopp, raus aus den Federn.«

Er wartete, wurde aber unruhig, als sich immer noch nichts tat. Erneut betätigte er das Horn, gleichzeitig begann er beizudrehen, um sich längsseits neben die Jacht zu setzen. Je näher er dem Boot kam, desto offensichtlicher wurde es, dass sich niemand an Bord befand – zumindest niemand, der in der Lage war, zu reagieren. Womöglich war der Kapitän bewusstlos zusammengebrochen – hoffentlich nichts Schlimmeres, ging es Achim durch den Kopf.

Schließlich war das andere Boot zum Greifen nah. Achim hatte seine Fähre so behutsam neben die Jacht manövriert, dass sie nicht mal leicht zusammenprallten. Mit zwei Tauen machte er die Jacht fest, dann legte er den Rückwärtsgang ein und ließ die Maschine auf vollen Touren arbeiten, damit die beiden Boote nicht in zu flaches Wasser gerieten.

Nachdem die Gefahr gebannt war, stoppte Achim die Maschine, warf den Anker und atmete erst mal tief durch, ehe er auf die Reling der Fähre stieg, um auf die etwas höhere Jacht klettern zu können. Ihm fiel auf, dass an einer Stelle an der Oberkante des Rumpfs dunkelrote Farbe verschmiert worden war.

»Wenn das man wirklich nur Farbe is«, murmelte er und kletterte an der Reling hoch. Als dabei sein Blick auf das Achterdeck fiel, wusste er eines sofort: Seine Fahrgäste auf Baltrum würden noch eine ganze Weile warten müssen, ehe sie von ihm abgeholt werden konnten.

1. Kapitel

Als Sarah Teufel und ihr Mann James Todd an der Anlegestelle der Fähre im Palinghuuser Hafen eintrafen, hatte Achim seine Fähre bereits an der Kaimauer festgemacht. Die Jacht hatte er im Schlepptau.

»Moin, Herr Asmussen«, rief Sarah ihm zu. »Was hast du uns denn ›Schönes‹ mitgebracht?«

»Siehst du gleich, Frau Teufel«, gab der Fährmann zurück und zeigte auf das Achterdeck. Dabei blickte er drein wie sieben Tage Regenwetter.

Sarah griff sich reflexartig an den Kopf, um sich die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Erst als ihre Finger ins Leere fassten, wurde ihr bewusst, dass sie die Haare seit einer Weile so kurz trug, dass der Wind, der hier an der Küste meistens wehte, sie ihr gar nicht mehr ins Gesicht wehen konnte. Die Geste war ihr aber so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es ihr immer erst zu spät einfiel.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass James sie ansah und grinste.

»Was is?«, fragte sie amüsiert.

»Nichts«, sagte er. »Ich habe nur überlegt, wenn du die Geste nicht loswirst, dann könntest du sie ja nutzen, um mir die Haare aus dem Gesicht zu streichen.« Seit Kurzem hatten die beiden sozusagen die Rollen beziehungsweise die Frisuren getauscht, da James seine Haare wachsen ließ.

»Mein Mann, der Hippie«, konterte sie lachend. »Sorry, Darling. Aber wenn sie dir zu lang werden, solltest du vielleicht auf Rastalocken umsatteln.«

»Hm«, machte er und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger nachdenklich übers Kinn. »Keine schlechte Idee.«

»Wehe dir«, drohte sie ihm augenzwinkernd. »Dann komme ich nachts mit der Schere.«

»Ooh, scary«, sagte er und verzog das Gesicht, als würde ihm die Vorstellung alles einjagen, nur keine Angst.

»Komm.« Mit einer Kopfbewegung gab sie ihm zu verstehen, dass er ihr folgen sollte. »Sehen wir uns mal an, was Herr Asmussen uns da mitgebracht hat. Am Telefon war dem Herrn ja nichts zu entlocken.« Sie gingen an der Kaimauer entlang, bis sie die Jacht erreicht hatten. Achim war eine Ebene unter ihnen bis zur letzten Sitzreihe seiner Fähre gegangen und betrachtete seine »Beute« mit einem Gesichtsausdruck, der erahnen ließ, dass er lieber nicht auf diesen Fund gestoßen wäre.

»Oh mein Gott, das sind ja drei ...«, rief Sarah erschrocken, hielt inne und beugte sich am Rand der Kaimauer vor. Dann schüttelte sie den Kopf. »Die sind doch tot, oder?«

»Mausetot«, bestätigte der Fährmann und verzog den Mund.

»Irgendeine Ahnung, was passiert is?«, wollte sie wissen.

»Nö«, antwortete Achim. »Ich hab die Jacht gesehen, die so ziemlich auf Kollisionskurs zu mir war, hab gerufen, aber es kam kein Mucks. Hab sie gestoppt, guck über die Reling und seh die drei da. Das hat mir gereicht. Drei Tote am Morgen, wo ich eigentlich nur ein halbes Dutzend Leute auf Baltrum abholen wollte.«

»Stehen die jetzt immer noch da und warten?«, fragte Sarah.

»Klar. Ich kann doch nich mit 'ner Jacht voller Leichen im Schlepptau rüberfahren und die Leute bei mir an Bord nehmen.« Er zuckte mit den Schultern. »Zwei haben schon angerufen, weil sie wissen wollen, wo ich bleibe. Ich weiß ja nich, wie lang mich die Polizei aufhalten wird.«

»Du hast die Polizei also schon informiert?«, vergewisserte sich Sarah.

»So dösich bin ich nun auch nich, dass ich das vergesse, Frau Teufel.«

»So war's auch nich gemeint«, versicherte sie ihm. »Hättest es ja auch vor Schreck vergessen können.«

»Sag Scharrmann, dass du in Eile bist«, riet James ihm. »Du weißt, der Hauptkommissar ist ein vernünftiger Mann.«

»Hoffentlich«, murmelte er.

»Aber auf der Jacht umgesehen hast du dich nich?«, hakte Sarah nach.

»Geh mir mit so was bloß wech«, knurrte der Fährmann. »Ich bin doch nich lebensmüde. Nachher sin da überall nur meine Spuren zu finden, weil der Killer alles sauber gewischt hat, und dann wollen die mir noch was anhängen, weil sie sonst keinen finden, den sie belangen können.«

Sarah verzog den Mund. »Glaub ich nich. Aber is trotzdem besser so. Das is schließlich ein Tatort, und den dreien kann ganz sicher keiner mehr helfen.«

»Right, Sarah. Wie es aussieht, wurde jeder von den dreien mit nur einem Schuss getötet, und zwar mit einem Schuss direkt ins Herz«, sagte James und deutete auf die blutbefleckten Oberteile der drei Männer. Die Körper lagen auf dem Achterdeck verstreut. Sie trugen alle weiße Hosen und weiße Schuhe, dazu helle Poloshirts, so als wären sie zu einer fröhlichen Bootsfahrt aufgebrochen, die dann aus unerfindlichen Gründen ein tödliches Ende genommen hatte.

»Bang, Bang, Bang«, machte James in rascher Folge. »Wer so zielen und schießen kann, ist ein Profikiller. Überleg mal, das ging so schnell, dass die beiden anderen nach dem Schuss auf das erste Opfer nicht genug Zeit hatten, um sich mit einem Sprung ins Wasser zu retten. Sie konnten sich nicht mal wegdrehen.«

Sarah atmete tief durch, während sie sich vorzustellen versuchte, wie sich die Szene abgespielt haben mochte. »Der erste Schuss muss ein solcher Schock für die beiden anderen gewesen sein, dass sie einfach stehen geblieben sind. Ich möchte nur zu gerne wissen, an wen diese armen Kerle geraten sind ... wenn es denn arme Kerle waren.«

»Na ja, was ihr Ende angeht, ganz bestimmt«, merkte Achim an. »Aber wer sich so 'ne Jacht leisten kann, der is nich ganz arm. Selbst wenn er sie nur für 'ne Woche mietet.«

»Scharrmann wird wissen, ob die drei schon als vermisst gemeldet wurden«, sagte Sarah. »Vielleicht klärt sich ja ganz schnell auf, was genau hier passiert is. Könnte ja sein, dass jemand in der Nacht Schüsse gehört hat und die Polizei mehr weiß, als wir ihr zutrauen.«

»Das werden wir gleich herausfinden«, erwiderte ihr Mann und deutete auf die andere Seite des Hafenbeckens. Auf der Straße, die dort am Hafengelände entlang verlief, war ein Streifenwagen aufgetaucht, dicht dahinter fuhr ein ziviles Fahrzeug. »Unsere Cops und unser Detective betreten die Bühne.«

Um kurz nach Mittag klingelte es, gerade als sich Sarah und James zum Essen in die Küche begeben hatten. James grinste sie an. »Das konnte ja nicht anders kommen«, meinte er. »Dieser Mann hat ein untrügliches Gespür dafür, wann er uns beim Essen erwischen kann.«

»Das zeichnet wohl einen Hauptkommissar aus«, erwiderte sie augenzwinkernd, während James aufstand und zur Tür ging.

»Guten Tag, Herr Todd«, hörte sie den Beamten sagen, nachdem die Tür aufgegangen war. »Ich hoffe, ich störe nicht.«

»Keineswegs«, erwiderte James. »Wir hatten Sie schon erwartet.«

»Tatsächlich?«, fragte Scharrmann. »Ich bin nämlich erst zu Ihrer Werkstatt gefahren, weil ich dachte, ich würde Sie da antreffen und gleichzeitig erfahren, wo ich Ihre Frau finden kann.«

»Sorry, aber heute musste ich frühzeitig in die Mittagspause gehen«, erklärte James. »Im Schlemmerkörbchen gab es heute die berühmte Linsensuppe mit Würstchen.«

»Gab es oder gibt es?«, hakte der Hauptkommissar nach, als er die Küche betrat und Sarah zunickte. »Hallo, Frau Teufel.«

»Gab es«, antwortete James. »Sobald die Suppe fertig ist, ist sie auch schon ausverkauft, weil die meisten bereits am Vortag reservieren.«

»Bedauerlich«, sagte Scharrmann. »Das hätte ich früher wissen müssen. Wenn sie nur halb so gut schmeckt, wie sie duftet, dann ist mir was entgangen.« Er sah zwischen James und Sarah hin und her. »Warum grinsen Sie mich alle beide so an?«, fragte er argwöhnisch.

»Herr Hauptkommissar, Sie werden nachlässig«, antwortete Sarah amüsiert. »Mein Mann hat doch gesagt, dass wir Sie erwartet haben.«

»Ja ... und?«

»Wenn wir Sie schon erwarten, denken Sie, wir lassen Sie dann dabei zusehen, wie es uns schmeckt?«, gab sie zurück, stand auf und ging zum Herd, auf dem ein zugedeckter Kochtopf stand. »Nehmen Sie Platz«, forderte sie ihn auf, holte einen Suppenteller aus dem Schrank, löffelte den Inhalt des Kochtopfs auf den Teller und brachte ihn an den Tisch. »Lassen Sie es sich schmecken, Herr Scharrmann.«

»Frau Teufel, Sie verwöhnen mich«, stellte er fest und nickte dankend.

»Danken Sie nich mir, sondern meinem Mann«, entgegnete sie. »Er hat die verantwortungsvolle Aufgabe gehabt, die Suppe nach Hause zu bringen, ohne unterwegs davon zu naschen.«

Scharrmann probierte einen Löffel und seufzte genüsslich. »Herr Todd, Sie haben meine Hochachtung, wenn Sie es schaffen, vom Schlemmerkörbchen den Weg nach Hause zu bewältigen, ohne sich von dieser Suppe in Versuchung führen zu lassen.« Er nahm noch einen Löffel. »Das ist ja einfach himmlisch. Was ist das für ein Gewürz? Diese Suppe schmeckt so ... so anders.«

Sarah hob bedauernd die Hände. »Das Rezept kennen nur Heide Reemers und ihre Tochter.«

»Ich sage ja immer«, warf James ein, »dass es am Ende gar kein Gewürz ist, sondern dass die drei Esslöffel Ketchup oder irgendwas anderes unterrühren, was eigentlich gar keinen Sinn ergibt und trotzdem zu diesem Geschmack führt.«

»Interessante Theorie«, meinte der Hauptkommissar. »Es würde mich nicht wundern, wenn es tatsächlich etwas ganz und gar Abwegiges wäre.« Er betrachtete den Teller und den vollen Löffel, den er in der Hand hielt. »Würde das nicht so köstlich schmecken, dann wäre ich versucht, eine Portion davon ins Labor zu geben, damit die die Suppe analysieren.«

»Ja, aber es is wirklich um jeden einzelnen Löffel schade, der nich gegessen wird«, sagte Sarah. »Was können Sie uns denn zu den drei Toten erzählen?«, wechselte sie das Thema. »Oder waren es am Ende noch mehr?«

»Nein, die drei sind schon mehr als genug«, antwortete Scharrmann.

Sarah horchte auf. »Drohte denn Gefahr, dass es noch mehr Opfer geben könnte? Gab es an Bord eine versteckte Bombe oder etwas Ähnliches?«

»Zum Glück nicht«, sagte er. »Der Killer war wohl erfreulicherweise der Meinung, dass er bereits genug getan hatte, um Spuren zu verwischen. Er hätte natürlich das Boot versenken können, aber vermutlich sollte er die drei Männer nicht nur töten, sondern auch irgendwem zeigen, dass er es tatsächlich getan hat.«

»Verbunden mit der Botschaft, dass er so was machen kann, ohne dass ihm jemand auf die Spur kommen wird«, fügte Sarah hinzu. »Also ein eiskalter Profi, der keine Gewissensbisse kennt.«

»Jedenfalls dann nicht, wenn der Preis stimmt«, gab der Kommissar zurück.

»So, wie du es dir schon gedacht hattest«, wandte sich Sarah an James.

Scharrmann warf ihm einen fragenden Blick zu.

James zuckte kurz mit den Schultern. »Ich habe mir nur die Lage der Opfer angesehen und überlegt, dass da ein sehr guter Schütze am Werk gewesen sein muss, wenn es ihm gelingt, gleich drei Kontrahenten einen Schuss ins Herz zu verpassen, ohne dass es einem von ihnen gelingt, sich mit einem Sprung über Bord in Sicherheit zu bringen.«

Scharrmann sah auf seine Notizen. »Nun ... die Position der Toten scheint nicht verändert worden zu sein, also muss der Täter in etwa vor dem Steuerrad gestanden und von dort geschossen haben. Die Untersuchung wird ergeben, ob die drei gesessen oder gestanden haben. Jedenfalls wurden sie nicht bewegt, weshalb wir davon ausgehen können, dass das Blut, das wir am Steuerrad gefunden haben, vom Täter stammt.«

»Blut vom Täter?«, fragte Sarah. »Viel Blut? Also viel in dem Sinne, dass die drei sich nich kampflos ergeben haben? Ich meine, wenn zumindest einer der drei eine Pistole hatte, würde das eher erklären, wieso die drei mehr oder weniger nur dagestanden oder gesessen und nich mit Flucht reagiert haben. Aber dann müssten doch zumindest an der Hand von einem der Opfer Schmauchspuren zu finden sein.«

»Tja, das klingt alles sehr schlüssig«, räumte der Kommissar ein. »Tatsächlich haben wir eine nicht ganz unerhebliche Menge Blut gefunden.« Er wiegte den Kopf. »Dass jemand drei Menschen so gezielt mit einem Schuss ins Herz tötet, ist denkbar, wenn auch mit sehr viel Glück für den Täter verbunden. Das macht jemanden noch nicht zum Profi-Killer, sondern nur zu einem exzellenten Schützen. Die drei Schüsse sind aber nur ein Teil des Ganzen, alles Weitere macht unseren Täter zu einem echten Profi. Er hatte nämlich offenbar einen ganzen Kanister Salzsäure bei sich, mit der er anschließend die Hände seiner Opfer komplett verätzt hat. Damit erübrigt sich nicht nur die Suche nach Schmauchspuren, es sind auch keine Fingerabdrücke mehr vorhanden, womit wir erst mal keine Ahnung haben, wer die drei sind. Dafür finden sich an den Stellen, wo die Verätzungen vorgenommen wurden, auch wieder Blutspuren, die wohl vom Täter herrühren.«

»Warum hat er nich bloß die Fingerkuppen in die Säure getaucht?«, wunderte sich Sarah. »Das hätte doch gereicht.«

»Weil alle drei auf beiden Handrücken und auf den Fingern Tätowierungen hatten, von denen man jetzt nur noch etwas erahnen kann.« Scharrmann beugte sich ein Stück vor und betrachtete seinen Teller, dann begann er mit dem Löffel die spärlichen Überreste der Linsensuppe zusammenzukratzen.

»Als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Bande?«, fragte Sarah.

»Vermutlich ja.«

»Aber nich mehr zu gebrauchen, wenn alles verätzt is.«

Scharmann machte eine abwehrende Geste. »Nicht unbedingt. Die Säure hat alles zerfressen und erheblichen Schaden am Gewebe angerichtet, aber nicht so gleichmäßig, dass man gar nichts mehr erkennen könnte. Mal ist etwas vom Rand übrig, woanders dann mehr aus der Mitte. Wenn wir davon ausgehen, dass jeder von ihnen eine identische Tätowierung auf der rechten Hand hatte und das Motiv auf der linken Hand das andere in irgendeiner Weise ergänzt, dann können wir vielleicht aus den Bruchstücken etwas zusammensetzen, was uns hilft, das zerfressene Symbol zu rekonstruieren.«

»Und wenn Sie wissen, zu wem das Symbol gehört, dann können Sie auch leichter dahinterkommen, wer die Morde begangen hat«, folgerte James.

»Das ist zumindest meine Hoffnung«, räumte der Kommissar ein. »Die andere Hoffnung ist die, dass wir eine Reaktion aus einem der umliegenden Krankenhäuser oder aus einer Arztpraxis erhalten, falls dort jemand mit einer Schusswunde oder einer Verletzung vorstellig geworden ist, die eine Schusswunde sein könnte.«

»Die Schusswunde kann aber nicht so schlimm gewesen sein«, gab James zu bedenken, »wenn er anschließend noch in der Lage war, mit der Säure zu hantieren.«

»Richtig, und deswegen haben wir auch diese Suchmeldung rausgegeben, in der Hoffnung, dass sich der Mann irgendwo in ärztliche Behandlung begeben wird«, bestätigte Scharrmann.

»Und wie is er von da weggekommen, wenn er sich zuvor an Bord versteckt hatte?«, wollte Sarah wissen. »Denn die Jacht hat er ja verlassen und dann steuerlos davontreiben lassen. Oder meinen Sie, er war ursprünglich gar nich an Bord, sondern is mit einem eigenen Boot herangekommen und dann unmittelbar vor der Tat bei denen an Bord gegangen? Vielleicht wurde er sogar dazu eingeladen, wenn er die Opfer kannte?«

Der Kommissar zuckte mit den Schultern. »Beides ist möglich. Unter Deck ist eine Menge Platz, da kann er eine Taucherausrüstung und auch sich selbst versteckt haben.«

»Wem gehört die Jacht eigentlich?«, fragte Sarah und schüttelte flüchtig den Kopf, da sie sich über sich selbst wunderte, dass ihr diese Frage nicht schon eher in den Sinn gekommen war.

»Wissen wir noch nicht«, sagte Scharrmann. »Irgendjemand – vermutlich unser Dreifachkiller – war so schlau, die Plakette mit der Rumpfnummer abzuschrauben, und das Gleiche muss er mit dem Namen der Jacht gemacht haben. Man sieht noch die Löcher für die Schrauben, aber das Schild fehlt. Jetzt müssen wir erst mal den Hersteller herausfinden, damit der uns sagen kann, wo wir die zweite Rumpfnummer finden. Und dann erst werden wir wissen, wer der Eigentümer ist und was der mit drei Gangmitgliedern und einem Profikiller zu schaffen hat.«

»Also heißt es erst mal warten.«

»Leider ja. Und leider ist heute schon Donnerstag, und damit steht das Wochenende vor der Tür. Mit ein wenig Pech ist morgen beim Hersteller niemand zu erreichen, und vor Montag kommen wir dann gar nicht weiter.« Er zuckte missmutig mit den Schultern. »Wir wissen ja nicht mal, aus welchem Hafen die gekommen sind.«

»Dann hätte der Killer schon vier Tage Vorsprung«, überlegte James. »Das ist schlecht.«

»Meine Hoffnung ist ja, dass wir bei dieser Tätowierung schnell ein Ergebnis bekommen«, erwiderte der Kommissar und betrachtete seinen leeren Teller. »Von der Suppe möchte man glatt noch mehr essen«, stellte er fest und sah Sarah mit Unschuldsmiene an.

Sie lächelte ihn an und bewahrte dabei einen gespielt ahnungslosen Blick. »Ja, nich wahr?«

»Ja.« Er nickte und atmete seufzend durch.

»Tut mir leid, Herr Scharrmann«, sagte sie schließlich. »Es sind zwar noch zwei Portionen da ...«

»Zwei Portionen?«, rief er und riss ungläubig die Augen auf. »Und dann lassen Sie mich hier mit einem leeren Teller sitzen?«

»... eine für meine Schwester Alice und eine für meine Freundin Britta«, führte sie ihren Satz zu Ende.

»Ich sehe aber weder Ihre Schwester noch Ihre Freundin«, stellte er mit einem Schulterzucken fest.

»Meine Freundin wird gegen ein Uhr herkommen, wenn sie im Yogastudio eine Stunde Mittagspause macht«, erwiderte sie grinsend. »Und meine Schwester sollte eigentlich längst wieder zu Hause sein. Sie wird mich umbringen, wenn sie hört, dass der Herr Hauptkommissar eine zweite Portion bekommen hat und für sie nichts mehr übrig ist.«

»Ja, aber das wäre sicher als Affekthandlung zu werten«, meinte er augenzwinkernd. »Sie würde ja unter großem emotionalen Stress stehen, da ihr ein Teller Linsensuppe aus dem Schlemmerkörbchen vorenthalten wurde. Nein, nicht bloß Affekt«, korrigierte er sich. »Das wäre sogar eindeutig Unzurechnungsfähigkeit. Sie würde lediglich eine Bewährungsstrafe bekommen – und ein paar Sozialstunden oben drauf.«

»Die sie aber besser nicht in einer Suppenküche verbringen sollte«, warf James ein. »Sonst würde es bestimmt ein Massaker geben.« Versonnen blickte er vor sich. »Das Suppenküchenmassaker von Palinghuus – jetzt in einem Kino in Ihrer Nähe.«

Scharrmann musste lachen, wurde dann aber wieder ernst. »Als ich vorhin am Supermarkt der Reemers vorbeigekommen bin, war nicht nur der Imbiss gut besucht. Der Laden läuft wieder, wie es scheint, was?«

Sarah nickte bestätigend. »Ja, er läuft wieder. Fast so gut wie vor dem Feuer.« Das Feuer war ein verheerender Großbrand gewesen, der vor nicht ganz zwei Monaten einen riesigen Supermarkt in Schutt und Asche gelegt hatte. Die Supersparwelt war von dem rücksichtslosen Geschäftsmann Jesper Jonsson innerhalb kürzester Zeit ganz in der Nähe von Palinghuus aus dem Boden gestampft worden und hatte seitdem dem Einzelhandel massiv zugesetzt, da es in der Supersparwelt nicht nur die ganze Angebotspalette der kleinen Händler gegeben hatte, sondern Tausende Artikel mehr – und das zu unschlagbaren Preisen.

Die Supersparwelt war für praktisch alle anderen Geschäfte existenzbedrohend gewesen, und niemand hatte auch nur ein bisschen Mitleid mit Jonsson empfunden, als Anfang März mitten in der Nacht Feuer gelegt worden war. Das Feuer hatte heftig gewütet und war lange Zeit völlig unbemerkt geblieben, sodass alles in Flammen gestanden hatte, als die Feuerwehr endlich eingetroffen war. Sie hatte dem Flammenmeer nichts mehr entgegensetzen können und letztlich zusehen müssen, wie die Halle ausbrannte und dann auch noch einstürzte.

»Das ist für das Schlemmerkörbchen erfreulich«, sagte Scharrmann. »Und auch für alle anderen Geschäfte, die jetzt wieder im Normalbetrieb arbeiten, seit Jonssons Markt buchstäblich in Rauch aufgegangen ist. Aber so erfreulich es auch sein mag, es ist zugleich auch äußerst unerfreulich.«

»Ihnen wäre es lieber, es wären ein paar Leute auf der Strecke geblieben?«, fragte Sarah ein wenig irritiert.

»Natürlich nicht, Frau Teufel«, entgegnete er und winkte ab. »Ich stehe aber vor dem Problem, dass bis auf Jonsson selbst alle Geschäftsleute hier in der Gegend auf die eine oder andere Weise von dieser Brandstiftung profitieren. Potenziell macht das jeden zum Täter, denn jeder hatte ein Interesse daran, den Markt in Flammen aufgehen zu sehen, weil sein eigenes wirtschaftliches Überleben davon abhing. Aber das ist noch nicht mal mein größtes Problem. Weil alle das gleiche Interesse verfolgt haben und das erreicht wurde, was man erreichen wollte, kann ich mit praktisch absoluter Gewissheit davon ausgehen, dass niemand auf die Idee kommen wird, den wahren Täter anzuzeigen.«

Sarah nickte verstehend. »Suchen Sie eigentlich außerhalb dieses Kreises aus Geschäftsleuten auch noch anderswo nach möglichen Tätern?«