Taxi, Tod und Teufel - Zehn vor fünf nach Palinghuus - Lena Karmann - E-Book

Taxi, Tod und Teufel - Zehn vor fünf nach Palinghuus E-Book

Lena Karmann

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Beschreibung

In Palinghuus fährt neuerdings ein Überlandbus. Und mit einer der ersten Fahrten kündigt sich eine Kundin von Sarahs Detektei an. Doch auf dem Weg zur Haltestelle wird Sarah verfolgt. Worin ist die Kundin nur verwickelt?
Deren Auftrag hat es in sich: Sarah soll den angeblichen Mord ihres Kollegen aufklären. Allerdings hat dieser Kollege Millionen veruntreut und ist spurlos verschwunden. Und es gibt keine Hinweise auf einen Mord. Hat er sich doch mit dem Geld ins Ausland abgesetzt? Kann Sarah den Fall lösen?

Über die Serie: Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit - mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Taxi, Tod und Teufel - Die Serie

Titel

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

Über die Autorin

Impressum

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Über diese Folge

In Palinghuus fährt neuerdings ein Überlandbus. Und mit einer der ersten Fahrten kündigt sich eine Kundin von Sarahs Detektei an. Doch auf dem Weg zur Haltestelle wird Sarah verfolgt. Worin ist die Kundin nur verwickelt?

Deren Auftrag hat es in sich: Sarah soll den angeblichen Mord ihres Kollegen aufklären. Allerdings hat dieser Kollege Millionen veruntreut und ist spurlos verschwunden. Und es gibt keine Hinweise auf einen Mord. Hat er sich doch mit dem Geld ins Ausland abgesetzt? Kann Sarah den Fall lösen?

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit – mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

LENA KARMANN

Zehn vor fünf nach Palinghuus

1. Kapitel

Sarah Teufel sah noch einmal auf den Fahrplan und dann auf ihre Armbanduhr. Viertel vor fünf. In fünf Minuten würde der Bus aus Aurich hier ankommen, kurz Halt machen, Fahrgäste aussteigen lassen und dann über Esens und Wittmund bis nach Jever und von da zurück nach Aurich fahren. In jedem Dorf auf der Strecke gab es genau eine Haltestelle. Die in Palinghuus hätte man sinnvollerweise in der Nähe des Marktplatzes einrichten sollen, aber irgendwelche Vorschriften hatten das angeblich verhindert. Stattdessen musste man ein paar Hundert Meter weit laufen, bis man ein freies Grundstück am Dorfrand erreichte, vor dem das Haltestellenschild aufgestellt worden war. Die Überlandbuslinie war erst vor knapp zwei Monaten eingerichtet worden. Die Lokalpolitiker hatten sie als große Errungenschaft für die Leute auf den Dörfern hinter dem Deich gefeiert.

»Sie hier, Frau Teufel?«

Sarah drehte sich um und sah, dass Emma Koopmanns hinter ihr stand. Die Bedienung aus dem Café Snabbelsnuut nahe dem Marktplatz von Palinghuus betrachtete sie mit entsetzter Miene an. »Gehen die Geschäfte schon so schlecht, dass Sie selbst jetzt auch den Bus nehmen? Sie haben doch dieses schöne Taxi.« Die junge Frau schüttelte so nachdrücklich den Kopf, dass ihre schwarzen Locken in Wallung gerieten. »Ich hätt nich gedacht, dass so viele Leute lieber mit dem Bus fahren, anstatt sich in Ihrem bequemen Taxi kutschieren zu lassen. Ich mein, ich würd das ja auch viel lieber machen, aber dann würd jeden Tag das, was ich im Café verdiene, für die Taxifahrt hin und zurück draufgehen.«

Verdutzt schaute Sarah sie an, während ihr Hund Chico an der Leine zog, weil die Kellnerin ein Stück zu weit von dem aufgeweckten Mischling entfernt stehengeblieben war. So konnte er nicht in den Genuss der von ihm so begehrten Streicheleinheiten kommen, was er mit einem leisen Winseln kommentierte.

Während sich Sarah nicht sicher war, ob Emma überhaupt Hunde mochte, war Chico offenbar davon überzeugt, dass sie es tat. Dennoch hielt sie ihn auf Abstand, denn der Hund machte zwar einen Bogen um jeden, der ihm unsympathisch war. Aber bei Leuten, die »lediglich« Angst vor Hunden hatte, kannte er keine Zurückhaltung, weil er vermutlich den Beweis erbringen wollte, dass man sich vor ihm nicht zu fürchten brauchte.

»Oh«, rief Sarah, die erst jetzt verstand, was die andere Frau meinte, da sie selbst tief in Gedanken versunken an der Haltestelle gewartet hatte. »Nein, nein, Frau Koopmanns, es is nich so, wie Sie denken. Ich will nich mit dem Bus fahren, ich will nur jemanden abholen, der mit dem Bus nach Palinghuus kommt, weil er mich besuchen will.« Tatsächlich wollte die Frau, auf die sie wartete, mit Sarah in ihrer Eigenschaft als Privatdetektivin reden. Einen Grund hatte sie noch nicht genannt, aber das war nichts Ungewöhnliches. Üblicherweise gab es zu dem jeweiligen Anliegen so viel Vorgeschichte zu berichten, dass es mit ein oder zwei Sätzen am Telefon nicht getan gewesen wäre, weil die nur noch mehr Fragen aufgeworfen hätten.

»Ach so«, sagte Emma und atmete erleichtert auf. »Und ich hatte schon befürchtet, der Bus würde Ihr Taxi überflüssig machen.«

Sarah nickte verstehend. »Als zum ersten Mal die Rede davon war, dass man von Aurich aus eine Buslinie über die Dörfer entlang der Küste einrichten wollte, da hatte ich auch schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Aber als ich den Fahrplan sah, wusste ich: Der Bus wird mir keine Konkurrenz werden.«

»Wieso?«

»Weil der Bus nich zwischen Aurich und einzelnen Dörfern pendelt, sondern mehr oder weniger ein Dreieck abfährt, und das nur in eine Richtung, nämlich über Jever. Erst von da geht es zurück nach Aurich.«

»Ja, stimmt«, sagte Emma. »Ich kann zwar den Bus nehmen, wenn ich nach Hause fahre, weil ich dann in einer Viertelstunde daheim bin. Aber morgens muss mich mein Mann hier absetzen, wenn er zur Arbeit fährt, weil ich sonst den riesigen Bogen fahren müsste und weit über eine Stunde unterwegs wäre.«

»Eben. Und so geht es allen, die nich in die Richtung wollen, in die der Bus fährt. Natürlich kommen Sie am Ende nach Aurich, aber das dauert dreimal so lange wie die Strecke von Palinghuus nach Aurich. Dazu kommt noch, dass der erste Bus um zehn vor acht fährt, aber erst nach zehn Uhr in Aurich ankommt. Gerade die Nachbarn, die zum Arzt müssen oder einen anderen dringenden Termin haben, nehmen nach wie vor mein Taxi.«

»Na ja, dieser eine Politiker ... Stevers oder Stoever oder so ... der hat doch auch gesagt, dass der Bus häufiger fahren wird, wenn er gut genutzt wird.«

Sarah grinste sie ironisch an. »Richtig, aber wer nich gerade in Richtung Esens oder Jever will, der wird den Bus nich nehmen, außer er hat wirklich gar keine andere Wahl. Das heißt, der Bus kann gar nich gut genutzt werden. Er wird mit Sicherheit sogar schlechter genutzt, als man anfangs kalkuliert hat. Bei der Umfrage wollte man ja vor Jahren wissen, ob die Leute den Bus nehmen würden, wenn er sie nach Aurich bringt. Da haben viele Leute Ja gesagt, weil sie von einer direkten Verbindung ausgegangen sind, aber nich von einer halben Weltreise. Letztlich kommt es mir zugute, weil meine Fahrgäste nich wegbleiben. Wobei sich wahrscheinlich auch nich viel ändern würde, wenn ein weiterer Bus in der entgegengesetzten Richtung ebenfalls viermal am Tag unterwegs wäre. Jetzt kommt alle drei Stunden ein Bus, dann wären es jeweils neunzig Minuten. Aber neunzig Minuten zwischen zwei Bussen sind eine sehr lange Zeit, und wer erst später als Viertel nach vier in Aurich und Umgebung Feierabend macht, bekommt den letzten Bus des Tages sowieso nich mehr.«

»Hm«, machte Emma. »Ich hatte die Buslinie eigentlich für eine gute Idee gehalten. Wenigstens mal etwas Neues.«

»Neu is es auch nich«, erwiderte Sarah kopfschüttelnd. »Der Kaleu hat mir erst letzte Woche noch einen alten Fahrplan gezeigt. Für beide Richtungen gab's damals jeweils drei Busse in der Stunde. Und es gab im Gegensatz zu heute sogar ein Wartehäuschen. Aber das is alles schon um die fünfunddreißig Jahre her. Daran erinnert sich hier kaum noch jemand. Es macht deutlich, dass die Politiker solche Fakten einfach ignorieren, wenn sie davon reden, dass der öffentliche Nahverkehr durch diese neue Buslinie massiv gestärkt wird, obwohl die in Wahrheit nur ein Schatten ihrer Vorgängerin is.«

»Ich glaube, dann kann ich Ihren Zynismus schon viel besser verstehen«, sagte Emma und mit einer Kopfbewegung in die Ferne. »Da hinten kommt der Bus und mit ihm wohl auch Ihr Besuch.«

Sarah drehte sich um, Chico kam zu ihr zurückgetrottet, da die Kellnerin keine Anstalten machte, den Hund zu begrüßen oder zumindest Notiz von ihm zu nehmen.

Der Reisebus mit dem provisorischen Schild der Liniennummer und des Fahrtziels »Jever über Palinghuus und Esens« an der Windschutzscheibe fuhr vor. Während die vorderen Türen aufgingen, senkte sich die rechte Seite des langen Fahrzeugs ein Stück weit ab, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Emma stieg ein und setzte sich auf die erste Bank. Die hintere Tür blieb geschlossen, vorn stieg niemand aus.

»Moin, Sarah«, rief ihr der Fahrer zu und schob die Schirmmütze mit dem Logo des Verkehrsverbunds ein Stück weit aus der Stirn, sodass seine blonden Haare zum Vorschein kamen. »Willst du einsteigen oder soll ich noch 'ne Weile stehenbleiben, damit du gucken kannst?«

»Moin, Finn«, grüßte sie den Busfahrer und stieg ein. Chico folgte ihr und stellte sich an der Abtrennung zum Fahrerplatz hoch, um den Mann anzusehen.

»Na, Kleiner?«, sagte Finn und beugte sich vor, um ihm über den Kopf zu streicheln. »Hätt ich gewusst, dass du mich begrüßen kommst, hätt ich was Leckeres für dich mitgebracht.«

»Gib mir doch einfach dein Fleischwurstbrot«, erwiderte Sarah mit verstellter Stimme und sah zu den Sitzplätzen. Außer Emma saßen da nur drei Männer über den ganzen Bus verteilt, zwei ältere, die Zeitung lasen, und ein jüngerer, der mit seinem Smartphone beschäftigt war. »Sag mal, is dir zufällig ein Fahrgast abhandengekommen? Eine Frau, die ... na ja, beschreiben kann ich sie dir nich. Aber sie wollte heute um zehn vor fünf hier ankommen.«

Finn lachte auf.

»Das is ja drollig. Da war eine Frau, die nach Palinghuus wollte. Ich sollte ihr nämlich extra Bescheid sagen, wenn wir da sind, aber dann ist sie an der letzten Haltestelle einfach ausgestiegen.«

»Die letzte Haltestelle?«, wiederholte sie. »Buutjendorf oder ...?«

»Nee, Deuvendamm«, sagte er.

»Deuvendamm? Da is doch nichts los.«

»Muss du mir nich sagen. Das ist die dämlichste Haltestelle von allen. Drei Häuser, Kneipe geschlossen, bannig tote Hose.«

Sarah runzelte die Stirn. »Und da is sie raus?«

»Da is sie raus.«

»Kannst du mir die Frau beschreiben?«, wollte sie wissen.

»Eine Blondine wie aus dem Bilderbuch.«

Sarah zog eine Augenbraue hoch. »Soll heißen?«

»Na ja, halt wallende Haare, toller Vorbau ...«

»Fi-hinn«, seufzte sie.

»Ich sach nur, wie's is. Ich kann nix dafür, wenn sie so'n dünnen Fummel trägt, wo man fast durchgucken kann.« Er grinste sie an. »Na ja, und dann noch 'ne enge Jeans, Beine ohne Ende und hochhackige Schuhe.« Er zuckte mit den Schultern. »Die wird sich in Deuvendamm nich verstecken können. Wenn du nach der fragst, weiß garantiert jeder, wo das Mietje hin is.«

»Also gut, dann werde ich wohl hinfahren müssen«, sagte Sarah und schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht verstehen, warum die Frau zu früh ausgestiegen war, wenn sie doch zu ihr gewollt hatte. Selbst wenn sie es sich anders überlegt haben sollte, war es völliger Unsinn, in Deuvendamm auszusteigen, weil sie heute von dort nicht mehr wegkommen würde. Der nächste Bus tauchte erst am Morgen wieder auf, und bei wem sollte sie für die Nacht unterkommen? Es war kaum anzunehmen, dass sie in Stöckelschuhen nach Palinghuus laufen würde, auch wenn es bis dahin nur ein paar Kilometer waren.

»Danke erst mal, Finn«, sagte sie. »Wir sehen uns.«

»Das tun wir«, gab er zurück, wartete, bis sie mit dem Hund ausgestiegen war, und schloss die Tür hinter ihr, damit er weiterfahren konnte.

Missmutig ging Sarah zurück ins Dorf, um ihren Wagen zu holen. Da sie den nicht einfach auf der Landstraße abstellen konnte, hatte sie vor der Werkstatt ihres Mannes geparkt. Dort angekommen, ging sie nach innen, um ihn auf dem Laufenden zu halten.

James hörte sich an, was passiert war oder besser gesagt nicht passiert war. »Kannst du sie nicht anrufen?«, fragte er, während er Chicos Leine löste, damit der Hund zum Futternapf unter der Werkbank laufen konnte.

»Würde ich machen, wenn sie mir eine Handynummer gegeben hätte«, sagte Sarah. »Mir is eben erst aufgefallen, dass ich nur die des Festnetzanschlusses habe. Da wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mal schnell hinzufahren.«

»Nicht, dass das eine Falle ist«, warnte James sie. »Soll ich mitkommen?«

Sie machte eine ablehnende Geste. »Danke, aber nich nötig. Du kennst das Kaff. Da kann man einem gar keine Falle stellen. Drei Häuser und kein Platz für einen Hinterhalt oder irgendwas in der Art.«

»Okay, aber pass trotzdem auf dich auf«, ermahnte James sie.

»Mache ich das nich immer?«

Er lächelte sie an. »Sagen darf ich es aber trotzdem, oder nicht?«

»Doch, und ich weiß es auch zu schätzen«, versicherte Sarah ihm. »Ich sage dir Bescheid, wenn ich sie gefunden habe.«

»Tu das«, sagte er und gab ihr einen Kuss. »Chico bleibt hier, richtig?«

»So leer, wie sein Napf inzwischen is, wird er viel zu vollgefuttert sein, um mir bei einem Hinterhalt tatkräftig zur Seite zu stehen.«

James sah um den Wagen herum, an dem er gerade arbeitete, und warf einen Blick zu Chico, der sich nach geleertem Napf und mit gefülltem Bauch auf sein Lieblingskissen legte, das noch aus der Wohnung seines verstorbenen Vorbesitzers in Den Haag stammte. »Er hat fast alles aufgegessen«, stellte James fest. »Dann wird er jetzt erst mal schlafen wollen.«

Sarah ging zu ihrem Yellow Cab und fuhr los. Dass ihr der schwarze Dreier-BMW mit Hamburger Kennzeichen zu folgen schien, wurde ihr erst bewusst, als sie nach zehn Minuten Deuvendamm erreicht hatte und der Fahrer einen Moment lang zu überlegen schien, ob er ihr hinterherfahren sollte oder nicht. Offenbar erkannte er aber, dass das Dorf mit seinen drei Häusern rund um einen viel zu großzügig angelegten Marktplatz kein Ort war, an dem er sie unauffällig beschatten konnte. Während sie die Landstraße verließ, fuhr er weiter. Da Sarah aber in der Zufahrt zum Dorf so stehenblieb, dass sie die Landstraße weiter im Blick hatte, konnte sie beobachten, wie der Wagen ein Stück weiter abbremste und wendete, um dann in entgegengesetzter Richtung halb auf den Seitenstreifen zu fahren und dort anzuhalten.

Argwöhnisch geworden, fuhr sie weiter und ließ den Wagen auf dem Marktplatz ausrollen. Deuvendamm kam ihr immer wie ein Dorf vor, das von hochtrabenden Plänen angespornt am Reißbrett entstanden war – Plänen, die an der Wirklichkeit weit vorbeigegangen waren, weil womöglich kaum jemand bereit gewesen war, als Erster mitten im Nichts ein Haus hinzusetzen, wenn es dort weiter nichts gab. Wenn sie ihre Fantasie spielen ließ, dann konnte sie sehen, wie viele andere Wohnhäuser die großen Lücken zwischen den vorhandenen Gebäuden füllten. Wohnhäuser mit einem Ladenlokal im Erdgeschoss, um den Handel anzulocken, der das anbieten konnte, was die Menschen jeden Tag benötigten. Das einzige Ladenlokal war die von Finn angesprochene Kneipe, die vor langer Zeit aufgegeben worden war, weil so gut wie jeder, der auf zwei oder drei Bier vorbeikommen wollte, mit dem Auto oder dem Fahrrad unterwegs sein musste, was wiederum gegen zwei oder drei Bier sprach.

Sie stellte den Wagen ab und stieg aus, ging zum ersten Haus und klingelte. Ein mürrischer älterer Mann öffnete, der sich offenbar in seiner Ruhe gestört fühlte.

»Wat denn?«, knurrte er sie an und strich sich über sein zerknittertes Hemd. »Wat wollen Sie?«

»Moin«, sagte sie und lächelte freundlich, was den Mann aber nicht von seiner missmutigen Miene abbrachte. »Ich suche eine Frau Gathmann. So wie es aussieht, is sie auf dem Weg nach Palinghuus eine Station zu früh ausgestiegen. Ich wollte fragen, ob Sie ...«

»Hier gifft dat keen Frau Gathmann«, unterbrach er sie, in der nächsten Sekunde flog die Haustür ins Schloss.

»Ja, Ihnen auch einen schönen Tag«, murmelte sie und ging zum nächsten Haus. Dort öffnete niemand, und auch im dritten und letzten Haus konnte ihr nicht geholfen werden. Die Frau, die dort wohnte, war wesentlich umgänglicher, als der Kerl aus dem ersten Haus. Aber auch sie hatte niemanden über den Platz wandern sehen, auf den die Beschreibung passte, die Finn Sarah geliefert hatte. Zudem war sich die Frau ziemlich sicher, dass der Bus gar nicht angehalten hatte. Sarah bedankte sich und ging zum Wagen zurück.

Wenn diese Frau Gathmann gar nicht hier ausgestiegen war, obwohl der Busfahrer das gesagt hatte, konnte das nur bedeuten, dass sie an einer der vorangegangenen Haltestellen den Bus verlassen und Finn sich schlichtweg vertan hatte. Womöglich hatte er eine andere Haltestelle für Deuvendamm gehalten und hatte diese Haltestelle hier gar nicht wahrgenommen. Aber wo war sie stattdessen ausgestiegen? Und wohin war sie dann gegangen?

Es wäre ein sinnloses Bemühen, die letzten Stationen anzufahren und auf gut Glück nach ihr zu suchen. Sarah blieb nichts anderes übrig als nach Palinghuus zurückzukehren und darauf zu warten, dass die Frau sie anrief. Früher oder später würde sie sich schon bei ihr melden und ihr erklären, warum sie es nicht geschafft hatte, zum Termin zu erscheinen. Sofern ihr nicht etwas zugestoßen war ...

Kaum hatte sie sich auf den Rückweg nach Palinghuus gemacht, fuhr auch der schwarze BMW wieder los. Zwar hielt er recht viel Abstand zu ihr, aber es war offensichtlich, dass jemand sie verfolgte. Eigentlich wollte sie nach Hause fahren, doch sie entschied sich anders und kehrte zur Werkstatt zurück. Sie stellte den Wagen vor dem Haus ab und ging durch das Tor nach innen, wobei sie aus dem Augenwinkel den BMW sah, der an der Ecke vor dem Lokal Zur Klabauterfrau angehalten hatte. Sie tat so, als hätte sie ihn nicht bemerkt und ging zur Werkstatt.

»Ah, du holst Chico ab«, sagte James, als er sie über den Hof kommen sah. »Dann hast du wohl unsere Klientin gefunden.«

»Zweimal nein«, antwortete sie.

James stutzte. »Zweimal nein?«

Sarah nickte und lächelte flüchtig. »Nein, ich habe unsere Klientin nich gefunden, und nein, ich hole Chico nich ab.«

»Erstens: Wie kann das sein? Und zweitens: Warum nicht?«

»Erstens: Weil sie wohl ganz woanders ausgestiegen is und Finn sich geirrt hat«, sagte sie. »Und zweitens: Weil ich verfolgt worden bin.«

James horchte auf. »Von wem?«

»Keine Ahnung, aber der Fahrer eines BMW mit diesem Kennzeichen«, sie hielt einen Zettel hoch, »is mir nach Deuvendamm gefolgt, und jetzt steht er draußen und wartet, dass ich wieder rauskomme, damit er mir nach Hause folgen kann.«

Er grinste breit. »Was du aber nicht tun wirst, right?«

»Absolut right, Baby«, gab Sarah zurück. »Der wird sich wundern, wenn du nachher rausgehst und das Tor abschließt, und ich bin dann noch immer nich aufgetaucht.« Sie zog ihr Handy aus der Tasche und tippte auf einen der Namen in der Telefonliste. »Ich bin's, Britta«, sagte sie, als sich ihre beste Freundin Britta Kerstenbach nach dem ersten Klingeln meldete. »Ich muss dein Studio als Ausgang benutzen, wenn du nichts dagegen hast.«

»Musst du wieder mal jemanden abschütteln?«, erkundigte sich Britta, die im angrenzenden Gebäude ihr Yoga-Studio betrieb. Über den Innenhof der Werkstatt gelangte man seit Kurzem noch viel müheloser in die ehemalige Fabrikhalle, da Brandschutzvorschriften es erforderlich gemacht hatten, das Studio mit einem Notausgang zu versehen. Der führte seitdem über eine Metalltreppe durch eines der großen Fenster des Studios auf den Hof von James' Werkstatt. Solange Britta im Studio war, konnte Sarah auf diesem Weg die Werkstatt verlassen, ohne dass draußen auf der Straße jemand etwas davon mitbekam.

»Sieht ganz so aus«, erwiderte sie und hörte Britta noch »Okay« sagen, dann hatte sie auch schon aufgelegt.

»Was machen wir, wenn der Wagen nachher noch da ist, wenn ich die Garage verlasse?«, wollte James wissen.

»Ich würde sagen, dass du abschließt und ebenfalls durchs Studio verschwindest«, schlug sie ihm vor. »Oder du rufst die Polizei, weil dir der Wagen verdächtig vorkommt, und wenn die sich vom Fahrer die Papiere zeigen lässt, spazierst du am Ort des Geschehens vorbei und grinst innerlich, weil wir den Typen überlistet haben.«

»Oh, das gefällt mir besser als durch Brittas Studio davonzuschleichen«, sagte James. »Am Ende bricht er noch in die Werkstatt ein, weil er wissen will, wo wir geblieben sind. So weiß er, dass ich gegangen bin, und dich muss er wohl verpasst haben.«

»So machen wir das«, stimmte sie ihm zu. »Dann verschwinde ich jetzt mal durch Brittas Studio.« Sie hatte gerade den ersten von drei Treppenabsätzen erreicht, als das Fenster des Studios aufging und Britta sie mit fröhlicher Miene willkommen hieß.

»Fluchthelferin Britta K. meldet sich zum Dienst«, verkündete Britta gut gelaunt.

Als Sarah um kurz vor sechs an der alten Windmühle ankam, in der sie und James lebten, fragte auf einmal eine Frau, die rechts von ihr um die Mühle herumkam: »Entschuldigung, sind Sie Frau Teufel?«

»Das kommt ganz darauf an, wer das wissen will«, erwiderte Sarah und betrachtete die Frau, die Ende vierzig, Anfang fünfzig sein mochte. Ihren dunkelbraunen Haaren hatte sie einen Bubikopf verpassen lassen, der sie recht unscheinbar wirken ließ, was auch für die graue Jeans, das schwarze T-Shirt und die dünne blassgraue Jacke galt. Dazu trug sie Halbschuhe mit extrem flachem Absatz.

»Mein Name ist Karin Gathmann, wir waren für zehn vor fünf an der Bushaltestelle verabredet«, sagte die Frau.

Sarah zog irritiert eine Augenbraue hoch. »Wie kommen Sie hierher, wenn Sie zwei oder drei Haltestellen zu früh aus dem letzten Bus für heute ausgestiegen sind? Und wieso sehen Sie gar nich so aus, wie der Busfahrer Sie beschrieben hat?«

»Weil ich ihm hundert Euro gegeben habe, damit er mich so beschreibt, wie er es getan hat, und damit er Ihnen erzählt, ich sei seltsamerweise schon früher ausgestiegen«, antwortete Gathmann. »Und damit er mich ein paar Hundert Meter weiter aussteigen lässt, wenn niemand damit rechnet.«

Sarah spielte mit dem Schlüsselbund in Ihrer Hand. »Warum dieses Versteckspiel?«

»Das werde ich Ihnen gleich erklären, wenn wir unter vier Augen sind.«

»Nein, das werden Sie mir jetzt erklären, bevor wir unter vier Augen sind«, machte Sarah ihr klar. »Sie bezahlen jemanden dafür, dass er mir zwei dicke Lügen auftischt, und dann tauchen Sie hier bei mir zu Hause auf, obwohl ich Ihnen keine Adresse gegeben habe. Die einzige Adresse, die man in Verbindung mit unserer Detektei kennen kann, is die des kleinen Büros drüben am Marktplatz. Ich erwarte ein paar Erklärungen, bevor ich Sie in mein Haus lasse.«

Karin Gathmann nickte nachdrücklich. »Das kann ich verstehen. Ich würde es selbst nicht anders machen.« Sie atmete tief durch. »Fangen wir von hinten an: Es war der Busfahrer, der mir sagen konnte, dass Sie in dieser Windmühle leben. Daher konnte er mich auch so zielgenau hier absetzen.«

»Mh, okay«, erwiderte Sarah. »Und jetzt zu dem, was davor passiert is.«

»Ja, natürlich«, beteuerte Karin Gathmann. »Sehen Sie, ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht möglicherweise von jemandem verfolgt werde.«

»Warum sollte Sie jemand verfolgen?«

»Das werden Sie verstehen, wenn ich Ihnen den Grund für meinen Besuch geschildert habe«, antwortete sie. »Aber das werde ich nur unter vier Augen machen. Weil ich nicht wusste, ob mich jemand verfolgt, konnte ich mir auch nicht sich sicher sein, ob es wirklich Sie sind, die mich an der Haltestelle in Empfang nehmen würde. Jemand hätte Ihren Platz einnehmen und sich für Sie ausgeben können. Woher hätte ich das wissen sollen, wenn ich Sie auch noch nie gesehen habe?«

»Die Begründung leuchtet tatsächlich ein«, murmelte Sarah ein wenig verdutzt. »Aber es is keine Erklärung für die Beschreibung, die mir der Busfahrer gegeben hat.«

»Die Erklärung ist ganz einfach, das können Sie mir glauben«, sagte Karin Gathmann. »Jemand, der auf mich angesetzt worden ist, müsste ein Foto von mir haben, um zu wissen, nach wem er suchen muss. Die Beschreibung, die der Busfahrer Ihnen gab, wäre von jedem, der ein Foto von mir gesehen hat, sofort als frei erfunden durchschaut worden. Da Sie aber sofort losgefahren sind, um woanders nach mir zu suchen, war der eindeutige Beweis, dass Sie mich nicht kennen. In dem Moment wusste ich, dass Sie wirklich Sarah Teufel sind und dass ich Ihnen vertrauen kann.«

»Das heißt, Sie haben sich im Bus versteckt, während der Fahrer mir einen Bären aufgebunden hat«, folgerte Sarah. »Warum haben Sie mich nich sofort gerufen, als Sie gemerkt haben, dass ich die echte Sarah Teufel bin?«

Karin Gathmann zuckte mit den Schultern. »Ich wusste nicht, ob Ihnen jemand folgt. Wäre ich mit Ihnen aus dem Bus ausgestiegen, dann wäre ich sofort erkannt worden.«

»Es is mir tatsächlich jemand gefolgt«, räumte Sarah ein. »Ein Unbekannter in einem schwarzen BMW mit Hamburger Kennzeichen is mir auf dem Weg zu der Haltestelle gefolgt, an der Sie angeblich den Bus verlassen hatten. Von da is er mir wieder nach Palinghuus hinterhergefahren.«

Die andere Frau riss erschrocken die Augen auf. »O mein Gott!«, hauchte sie und sah sich um. »Ist er Ihnen bis hierher gefolgt?«

»Keine Sorge«, beruhigte Sarah sie. »Mein Verfolger steht noch immer am Marktplatz und wartet darauf, dass ich endlich wieder aus dem Gebäude komme, in das ich vorhin entschwunden bin.« Sie grinste triumphierend. »Wenn man nich weiß, dass es einen Hinterausgang zur parallel verlaufenden Straße gibt, hat man halt das Nachsehen.«

Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Haustür. »Trotzdem sollten wir jetzt besser reingehen. Es gibt zwar zu viele Dumme auf der Welt, aber ich möchte nich darauf wetten, dass er in drei Stunden immer noch da steht und auf meine Rückkehr hofft.«

»Danke«, sagte die Frau. »Ich werde auch gleich zur Sache kommen, damit Sie verstehen, dass ich nicht übertreibe.«

»Und was genau is diese Sache?«, fragte Sarah, während sie die Haustür aufschloss und Karin Gathmann den Vortritt ließ.

»Sie müssen für mich einen Mord aufklären, Frau Teufel.«

2. Kapitel

Sarah stutzte. Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss. »Einen Mord? Für Morde is die Polizei zuständig.«

»Aber nicht, wenn die Polizei glaubt, nach einem Betrüger auf der Flucht suchen zu müssen, aber nicht nach einem Mordopfer.«

»Ich nehme an, Sie müssen etwas weiter ausholen, um mir das zu erklären, richtig?«, fragte Sarah. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Frau Gathmann? Tee? Kaffee?«

»Mord«, flüsterte die andere Frau. »O ja, Mord.«

»Bitte?«