Taxi, Tod und Teufel - Gefahr hinterm Deich - Lena Karmann - E-Book
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Taxi, Tod und Teufel - Gefahr hinterm Deich E-Book

Lena Karmann

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Beschreibung

Folge 7: Sarah und James haben ihre zweiten Flitterwochen in James' Heimat verbracht. Doch kaum sind die beiden nach Ostfriesland zurückgekehrt, wartet schon der nächste Fall: Eine Einbruchsserie in Palinghuus und Umgebung sorgt für Unruhe. Bald schon spitzt sich die Lage zu, denn beim nächsten Einbruch gibt es Tote! Aber was genau suchen die Einbrecher? Und wofür lohnt es sich zu morden? Sarah und James ermitteln fieberhaft - ihre neue Mitbewohnerin und eine große Lieferung Plüschnilpferde vor ihrer Haustür sind dabei allerdings nicht gerade hilfreich ...

Über die Serie: Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit - mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Epilog

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Paalinghus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit – mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

Über diese Folge

Sarah und James haben ihre zweiten Flitterwochen in James' Heimat verbracht. Doch kaum sind die beiden nach Ostfriesland zurückgekehrt, wartet schon der nächste Fall: Eine Einbruchsserie in Palinghuus und Umgebung sorgt für Unruhe. Bald schon spitzt sich die Lage zu, denn beim nächsten Einbruch gibt es Tote! Aber was genau suchen die Einbrecher? Und wofür lohnt es sich zu morden? Sarah und James ermitteln fieberhaft – ihre neue Mitbewohnerin und eine große Lieferung Plüschnilpferde vor ihrer Haustür sind dabei allerdings nicht gerade hilfreich ...

Über die Autorin

Die gebürtige Schwäbin Lena Karmann lebt mit Mann und Kind in der Nähe von Bremen. Sie arbeitet als kaufmännische Angestellte, liest gern (vor allem Krimis) und geht mit ihrem Hund am Strand spazieren. Ihre Begeisterung für ihre neue Heimat Ostfriesland hat sie zu ihrer ersten eigenen Krimireihe »Taxi Tod & Teufel« inspiriert.

LENA KARMANN

Gefahr hinterm Deich

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Britta Schiller

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Maria Seidel, atelier-seidel.de unter Verwendung von Motiven © iStockphoto (AlexCorv | Ekely | eyewave)

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-1641-3

be-ebooks.de

lesejury.de

Prolog

Einige Wochen zuvor, in einer Fabrikhalle in Johannesburg, Südafrika

Pieter Vandenbrouck warf von der Rampe aus einen prüfenden Blick in den großen Karton, bevor dieser verschlossen und zum Versand vorbereitet wurde. Er kniete sich hin, fasste durch das Geländer der Rampe und zog eine der Packungen heraus, die so wie die übrigen zusätzlich in Klarsichtfolie eingeschweißt war, um zu vermeiden, dass die Pappe durch eindringende Feuchtigkeit aufgeweicht wurde und der Inhalt Schaden nahm.

Er kippte die Packung ein Stück weit nach hinten, damit er den Inhalt betrachten konnte, und musste lächeln, als er die Nilpferddame im roten Abendkleid sah. Von dem eleganten Kleid und den Stöckelschuhen abgesehen, war für ihn der Kussmund aus knallrotem Lippenstift am lustigsten, da er menschliche Ausmaße hatte, aber in keiner Weise dem riesigen Maul eines Nilpferds entsprach.

Mit einem flüchtigen Kopfschütteln schob er die Packung zurück in die Lücke in der Mitte des Kartons, dann legte einer seiner Mitarbeiter, der neben dem hohen Karton auf einer Leiter stand, eine Lage Schaumstoff auf die Packungen, während ein anderer Arbeiter bereitstand und auf Vandenbroucks weitere Anweisungen wartete.

»Sie können jetzt zumachen«, sagte er zu dem Mann auf der Leiter. Der Mitarbeiter nickte und legte einen Deckel aus stabiler Pappe auf den Karton. Dann wurde eine Maschine herangefahren, die damit begann, den Karton auf der Stelle zu drehen und dabei mit dünner schwarzer Plastikfolie zu umwickeln.

Nach etlichen Drehungen war das große Paket so gut wie versandfertig.

Vandenbrouck wandte sich an den wartenden Mann. »Kommen Sie, Maarten, bringen Sie den Adressaufkleber an. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«

»Ja, Mr Vandenbrouck«, antwortete der Mann, der seinem Chef gerade mal bis zur Schulter reichte. Seine Größe genügte aber immerhin, um den Aufkleber für jeden deutlich sichtbar anzubringen.

»Und drücken Sie die rechte untere Ecke zweimal oder meinetwegen auch dreimal fest an. Nicht, dass das auch so eine Fehllieferung ist. Mir hat das beim letzten Mal gereicht.« Bei der letzten Lieferung waren auf dem Weg zum Hafen und zum Flughafen mehr als die Hälfte der Adressaufkleber im Transporter wieder abgegangen und so auf dem Boden gelandet, dass man sie nicht mehr hatte zuordnen können, ohne alles wieder aufzureißen – und alles nur, weil an der unteren rechten Ecke der Leim nicht aufgetragen worden war.

Maarten tat genau das, was sein Chef gesagt hatte, und als er sich nach vollendetem Werk zu Vandenbrouck umdrehte, kam von diesem ein zufriedenes Lächeln und ein anerkennendes Nicken.

Keiner der beiden bekam etwas davon mit, dass sich ein paar Minuten später auf dem Weg zum Flughafen die linke obere Ecke des Adressaufklebers abzulösen begann ...

Kapitel 1

Es war kurz vor fünf Uhr an einem kalten Novembermorgen, als ein Taxi vor der Windmühle von Palinghuus vorfuhr. Das ganze Dorf lag um diese Zeit noch im Tiefschlaf, sodass niemand etwas von dem Wagen mitbekam, der zwei Gestalten aussteigen ließ, die jeder einen Koffer und eine kleine Reisetasche aus dem Kofferraum holten.

Am Gartentor angekommen, reagierte der Bewegungsmelder und ließ die Scheinwerfer aufflammen, die den Garten rund um die Mühle in helles Licht tauchten. Viel war jedoch nicht zu erkennen, da Nebel herrschte, der eine Sicht von gerade einmal zwanzig Metern erlaubte.

»Gut, dass wir nich schon unterwegs so eine Suppe hatten«, sagte Sarah Teufel, während sie das Tor öffnete. »Sonst hätte die Fahrt sicher noch eine Stunde länger gedauert.«

»Ich glaube, dann wäre ich während der Fahrt rausgesprungen und hätte die Felder zu Fuß überquert«, meinte James Todd, ihr amerikanischer Ehemann. »Der Fahrer war ja eine Katastrophe. Ich meine, wenn er wenigstens auf uns gehört hätte, als wir dreimal in die falsche Richtung gefahren sind, aber so ...«

Sarah ging vor ihm zur Haustür. »Vielleicht dachte er ja, wir wollten ihn auf einen dunklen Waldweg locken und ausrauben.«

»Vermutlich«, stimmte er ihr zu.

Sie winkte ab, während sie mit der anderen Hand in ihrer Jackentasche nach dem Hausschlüssel kramte. »Vergessen wir das. Bis zu dieser einen Taxifahrt waren es perfekte vier Wochen.« Um ihre Worte zu unterstreichen, verschränkte sie die Hände in seinem Nacken und gab ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss.

»Na, na, na«, murmelte James und musste nach Luft schnappen. »Was sollen denn die Nachbarn sagen?«

»Die müssten wir erst mal wecken, damit sie was dazu sagen könnten«, gab sie lachend zurück, während sie den Haustürschlüssel an ihrem übervollen Bund suchte. Sie wurde fündig und wollte ihn soeben ins Schloss stecken, als plötzlich die Tür aufging.

»Wa...«, begann Sarah und wich erschrocken einen Schritt zurück, atmete dann aber erleichtert auf, als sie im Flur ihre Freundin Britta Kerstenbach entdeckte. »Britta? Was machst du denn hier?«

»Euch die Tür auf«, gab sie grinsend, aber noch sichtlich verschlafen zurück. »Sieht man das nicht?«

Sarah schüttelte den Kopf. »Doch, aber ... ich ... du bist doch sicher nich hergekommen, um uns die Tür aufzumachen.«

Britta zuckte mit den Schultern. »Ich bin kurz entschlossen rübergekommen, weil meine Heizung spinnt und der Monteur erst am Montagvormittag vorbeikommen kann.« Sie sah auf ihre Armbanduhr und fuhr sich durch ihre zerzausten blonden Haare. »Also schon bald, wie ich sehe. Umso besser.«

»Na, bevor du dir was abfrierst, kannst du dich natürlich immer bei uns aufwärmen«, versicherte ihr Sarah.

»Wenn es das nur wäre«, erwiderte Britta und verzog den Mund. »Ich habe in allen Räumen, also im Studio und in meinem Apartment, fast dreißig Grad, weil die Heizung auf Hochtouren läuft und sich nicht abschalten lässt.«

»Fast dreißig Grad?«, wiederholte James. »Das ist like hell.«

»Kannst du laut sagen«, bestätigte sie. »Aber ehrlich gesagt ist meine größere Sorge, dass da irgendwas wegen der Hitze in die Luft fliegt und der Laden in Flammen aufgeht, während ich nass geschwitzt im Bett liege.« Sie sah die beiden an, deren Atem immer wieder weiße Wölkchen bildete, die von den Scheinwerfern rund um die alte Windmühle beschienen wurden. »Tja, war nett mit euch zu plaudern«, sagte sie schließlich. »Aber jetzt möchte ich mich doch wieder schlafen legen. Wenn ihr also nichts dagegen habt ...« Sie deutete an, die Tür wieder zuzumachen.

Sarah zog eine Augenbraue hoch und sah zu ihrem Mann. »Fällt dir was auf? Wir wohnen offenbar gar nich hier.«

James zuckte mit den Schultern. »Scheint so, als hätten wir die falsche Windmühle im falschen Palinghuus erwischt. Verdammte Parallel-Universen«, grummelte er.

Britta machte die Tür ganz auf und musste ausgelassen lachen, während sie Sarah am Ärmel packte und nach drinnen zog. »Ich glaube, ihr kennt euch ja noch bestens aus in euren eigenen vier Wänden – oder wie viele Wände das in einer runden Windmühle auch immer sind.« Sie zwinkerte James zu und schloss hinter ihm die Tür. »Kann ich euch was bringen? Tee? Kaffee? Mohnkuchen?«

»Mohnkuchen?«, erwiderte Sarah verdutzt. »Du hast Mohnkuchen hier?«

Britta kratzte sich am Kopf. »Nee, eigentlich nicht. Also? Tee? Kaffee?«

»Mir würde ein Wasser reichen«, meinte Sarah.

»Ein Wasser kommt. James?«

»Ich schließe mich meiner Frau an«, antwortete er und nahm Sarah Koffer und Tasche ab, um beides so wie sein Gepäck für den Moment in der Küche zwischenzuparken.

»Ach ja, stimmt ja«, rief Britta freudig und schlug sich eine Hand vor die Stirn. »Ich habe euch ja noch gar nicht persönlich gratulieren können, also mit Umarmung und so.« Sie stürmte auf die beiden los, um das nachzuholen. »Ihr müsst mir alles ganz genau erzählen!«

»Aber du musst dann auch dran denken, dass du alles für dich behältst«, mahnte Sarah, zog die dicke Jacke aus und hängte sie an der Garderobe im Flur auf.

»Ja, ich weiß, es ist euer Geheimnis«, erwiderte Britta ein wenig betrübt. »Dabei würden sich bestimmt alle für euch freuen.«

Sarah nahm James die Jacke ab und hängte sie neben ihre eigene. »Davon bin ich überzeugt, Britta. Aber wenn wir erzählen, dass wir wieder geheiratet haben, müssen wir auch allen erzählen, dass wir uns vor einer Weile hatten scheiden lassen, und dann will jeder wissen, warum das passiert is, und dann müssen wir den ganzen Mist wieder durchkauen. Und dazu haben wir beide keine Lust.«

James legte den Kopf schräg und begann einen Sekundenbruchteil eher zu reden als Britta. »Warum sollten wir es nicht erzählen? Alle möglichen Leute heiraten doch heutzutage noch mal ... um den Schwur zu erneuern or whatever.« Er zuckte flüchtig mit den Schultern. »Ich versteh zwar nicht, warum das jemand macht, aber es kann niemand das Gegenteil behaupten, wenn wir einfach sagen, dass die zweite Hochzeit eine spontane Idee war.« Er sah sie abwartend an.

»Warum kommen wir erst jetzt auf diese Idee?«, wunderte Sarah sich.

»Darling, warum sprichst du mich jetzt in der ersten Person Plural an?«, konterte er grinsend.

Es dauerte einen Moment, dann verstand sie. Grinsend korrigierte sie sich: »Warum kommst du erst jetzt auf diese Idee?«

»Frag mich was Leichteres«, gab er zurück und zwinkerte ihr zu.

»Gut«, schaltete Britta sich wieder ein, »dann würde ich vorschlagen, dass ihr euch ins Wohnzimmer setzt. Ich bringe euch das Wasser, und dann erzählt ihr mir wenigstens in groben Zügen, wie es war.« Augenblicke später brachte sie zwei Gläser Wasser zu ihnen, stellte sie auf den Tisch und setzte sich den beiden, die auf dem Sofa Platz genommen hatten, gegenüber. »Wisst ihr, wenn ihr euch das mit dem Erneuern der Ehegelübde früher überlegt hättet, dann hättet ihr ganz locker alles auf Facebook posten können, und wir hätten immer alle gewusst, wo ihr gerade seid, was ihr macht und was ihr Leckeres esst.«

Sarah winkte ab. »Soll ich dir was sagen? Wir hätten fürs Posten überhaupt keine Zeit gehabt. In den vier Wochen war immer irgendwas los, da wäre gar keine Gelegenheit gewesen, Fotos rauszusuchen, was dazuzuschreiben und dann auch noch immer wieder nachzusehen, ob irgendwer irgendwas kommentiert hat.«

»Außerdem wohnen meine Eltern so weit draußen auf dem Land«, ergänzte James, »dass das Internet für sie sowieso fast gar kein Thema ist, außer für E-Mails. Die Daten gehen da noch über ein Modem raus und rein. Es würde Stunden dauern, zwei Fotos hochzuladen.«

»Und nach der ersten Woche bei James' Eltern haben wir beide gemerkt, wie schön es sein kann, mal nich im Internet unterwegs zu sein «, fügte Sarah hinzu. »Wenn es wirklich wichtig is, werden dieselben Neuigkeiten im Fernsehen oder im Radio verkündet.«

»Uns hat es nicht gefehlt.« James nickte bestätigend. »Außerdem haben wir ja mit dir per E-Mail Kontakt gehalten.«

»Okay, aber eine Mail ist nicht so, als würde man skypen«, wandte Britta ein.

»Das holen wir ja gerade nach«, sagte James und grinste sie an. »Das ist ›Skypen unplugged‹.«

»Den muss ich mir merken«, erwiderte sie lachend. »So, jetzt erzählt mir aber wenigstens mal, wie und wo ihr geheiratet habt. Alles andere kann warten.«

Sarah trank einen Schluck Wasser und lehnte sich auf der Couch zurück. »Also ... genau genommen haben wir sogar dreimal geheiratet«, begann sie grinsend.

»Drei Mal?«, wiederholte Britta mit aufgerissenen Augen. »Ähm ... immer ihr beide ... oder waren da auch noch andere Leute dran beteiligt?«

Sarah und James mussten gleichzeitig lachen. »Nein, wir sind uns treu geblieben«, sagte James.

»Als Erstes haben wir uns für die Elvis-Hochzeit entschieden«, begann Sarah. »Das war zwar mit Wartezeit verbunden, aber wir wollten Elvis, weil das wohl das Allerkitschigste und Albernste is, was da geboten wird. Der Elvis-Imitator, der für unseren Termin vorgesehen war, machte auf den Fotos einen ziemlich guten Eindruck. Leider war einer von dreißig Hamburgern, die er mittags gegessen haben muss, offenbar schlecht gewesen, also fiel er genau nach dem Paar aus, das unmittelbar vor uns getraut wurde ... und wir bekamen seinen Ersatzmann zugeteilt.«

Britta verdrehte die Augen. »Ich ahne Schlimmes.«

»Das kannst du nich mal im Ansatz ahnen, Britta«, sagte Sarah. »Stell dir Elvis als sehr übergewichtigen und ungefähr eins sechzig großen ... Chinesen vor.«

Britta sah ihre Freundin ungläubig an und brachte keinen Ton heraus.

»Der so wenig Englisch beherrscht, dass er die Texte einfach so singt, wie er sie versteht«, ergänzte Sarah und fügte ironisch hinzu: »Ich geb zu, ich hätte Elvis gern ›Love me, Tinder‹ singen hören.«

»Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, murmelte Britta.

»Dazu kann man auch gar nichts mehr sagen«, fand Sarah. »Wenn er wenigstens den späten Elvis gemimt hätte, wär es ja noch halbwegs okay gewesen.«

»Aber ...?«, hakte Britta zögerlich nach.

»Es war der junge Elvis, der von Kopf bis Fuß in hautenges schwarzes Leder gekleidet war.«

»Ach, verdammt.«

»Das is 'ne ... ziemlich treffende Zusammenfassung, muss ich sagen.« Sarah lachte ausgelassen.

»Und dafür habt ihr bezahlen müssen?«

James schüttelte den Kopf. »Es war dem Betreiber so peinlich, dass er uns das Geld zurückgegeben und noch hundert Dollar draufgelegt hat, nachdem wir ihm schriftlich versichert haben, niemals im Internet etwas über diesen Vorfall zu posten.«

»Lustig war es trotzdem«, warf Sarah ein.

»Okay, das war die Nummer eins«, sagte Britta. »Fehlen noch zwei.«

»Nummer zwei war eine klingonische Hochzeit«, berichtete James grinsend.

»Ach, dann wurdet ihr von Darth Vader getraut?«, fragte sie mit Unschuldsmiene, konnte sich aber nicht lange ernst halten, als sie sah, wie er sie mit zusammengekniffenen Augen ansah. »Fall doch nicht immer darauf rein, James. Ich kann Star Wars von Star Trek unterscheiden.« Sie sah zu Sarah. »Eine klingonische Hochzeit? Habt ihr euch denn auch so eine knubbelige Stirn aufkleben lassen?«

Sarah winkte ab. »Einfach so eine Stirn aufkleben geht nich. Entweder du gehst da ganz normal hin, oder du buchst das volle Programm, aber dann sitzt du sechs bis acht Stunden in der Maske, und anschließend siehst du aus, als wärst du wirklich ein Klingone.«

»Aber das dauerte uns zu lang, weil es nur ein kleiner Gag sein sollte«, ergänzte James. »Bei uns waren die anderen verkleidet, nur wir nicht.«

»Spaß gemacht hat's trotzdem«, merkte Sarah an und warf James ein verliebtes Lächeln zu. »Wir haben es sogar geschafft, die ganze Zeit über ernst zu bleiben, obwohl ich wirklich kein Wort verstanden habe. Das hätte genauso gut Chinesisch oder irgendeine andere Sprache sein können.«

»Sogar die Bescheinigung ist komplett auf Klingonisch«, sagte James. »Trotzdem war diese Hochzeit witziger als der chinesische Elvis.«

»Ja, aber am romantischsten war die dritte«, entgegnete Sarah und sah zu Britta. »Der Zauberer von Oz. Der Blechmann hat uns getraut.«

»Ach, wie reizend. Das kann ich mir so richtig gut vorstellen.« Britta geriet ins Schwärmen. »Ich liebe diesen Film ja über alles, und dann so eine Hochzeitszeremonie. Oh Mann, da möchte ich ja am liebsten sofort hinfliegen und heiraten.«

Sarah sah sie skeptisch an. »Du weißt doch, dass man für so etwas am besten mit jemandem hinfliegt, den man dann auch heiraten kann?«

»Ja, ja, ich weiß.« Sie winkte ab. »Das wird die leichteste Übung sein.«

Sarah begann zu grinsen. »Dann hat unser rasender Reporter dich endlich dazu bringen können, dass ihr beide es miteinander versucht?«

Britta schürzte die Lippen. »Ähm ... eigentlich nicht.«

»Nich? Dann hast du dich also endgültig gegen ihn entschieden?«, hakte Sarah nach, war sich aber nicht sicher, ob sie nun richtiglag.

Britta kratzte sich am Kopf. »Auch nicht. Es ist alles so ... ich weiß nicht, was wir machen sollen. Er genauso wenig wie ich. Ich mag ihn ja wirklich sehr ...«

»Aber?« Sarah zog fragend die Augenbrauen hoch.

Ihre Freundin zuckte mit den Schultern. »Carsten hat bei der Nordpost für ein paar Wochen Urlaub genommen, weil er über etwas recherchiert, das dem Chefredakteur zu heikel war.«

»Eine große Sache?«, fragte James.

»Anscheinend ja«, erwiderte sie mit betrübter Miene. »Er arbeitet da an einer Sache, über die er nichts verraten darf. Ich weiß nur, dass er in dieser ... Gruppe ... oder Organisation ... dass er dort aufgenommen werden will, um Beweise zu sammeln, an die er wohl sonst nicht rankommt. Ich habe keine Ahnung, wie lange er dafür braucht, und ich habe auch keine Ahnung, ob es gefährlich für ihn ist oder nicht.«

»Und du hast keine Ahnung, ob du mit Carsten wirklich was anfangen willst, wenn er zwischendurch für zwei oder drei Monate untertaucht«, folgerte Sarah.

Zögerlich nickte Britta. »Ja, ich denke, das ist die eine Sache, die mich von dem entscheidenden Schritt zurückhält.« Sie schaute missmutig drein. »Ich meine, das kann ja auch was verdammt Gefährliches sein, wenn er undercover ermittelt. Wenn das irgendein Betrieb ist, der mit kriminellen Banden zusammenarbeitet, dann wollen die sich von Carsten sicher nicht das Geschäft verderben lassen.« Sie wiegte nachdenklich den Kopf. »Da kann ich mir ja auch gleich einen Polizisten oder einen Rennfahrer anlachen, wenn ich zu Hause sitzen und mir jeden Tag Sorgen machen will.«

»Hast du mit Carsten darüber gesprochen?«, wollte James wissen. »Vielleicht hat er ja Verständnis und ...«

»... und verzichtet mir zuliebe auf die Arbeit, die ihm Spaß macht?« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Und wenn er mir jeden Tag erzählen würde, wie gut er das findet, nicht mehr verdeckt recherchieren zu müssen – ich könnte ihm einfach nicht abnehmen, dass er das auch so meint und nicht doch dem Job nachtrauert, auf den er mir zuliebe verzichtet hat.« Britta atmete seufzend aus. »Außerdem war es schon bei meinem Ex so, dass er dauernd irgendwo gewesen ist«, fügte sie hinzu. »Ich habe tagelang allein zu Hause gesessen. Dazu habe ich nicht schon wieder Lust, auch wenn die Gründe dafür völlig verschieden sind.«

»Kann ich verstehen«, stimmte Sarah ihr zu und beschloss, das Thema zu wechseln. »Sag mal, Britta, is eigentlich während unserer Abwesenheit was Nennenswertes passiert? Keine Verbrechen?«

Ihre Freundin winkte gelassen ab.

»Ach, nur das Übliche. Mord und Totschlag, Entführung und Erpressung, Schutzgelder und Russenmafia. Sucht euch einfach was aus. Ach ja, ein paar brandschatzende Wikinger haben uns auch noch ausgeraubt«, behauptete sie und hatte sichtlich Mühe, ihr Pokerface zu wahren.

»Da wundert es mich, dass in Palinghuus überhaupt noch ein Stein auf dem anderen steht«, merkte Sarah an. »Aber mal ernsthaft: Hat sich was Wichtiges ereignet, während wir weg waren? Würde ja passen, dass das ganze Jahr über nichts los is, und wenn wir Palinghuus verlassen, is hier der Teufel los.«

»Was Wichtiges?«, wiederholte ihre Freundin. »Na ja, nicht direkt in Palinghuus, aber ... es könnte schon Folgen für Palinghuus haben. Ihr wisst, dass Jebsen sein Land verkauft hat, wo dann irgendjemand diese riesige Lagerhalle hingesetzt hat?«

Sarah nickte, nachdem sie noch einen Schluck Wasser getrunken hatte. »Von einem Logistikzentrum war doch die Rede, soweit ich mich erinnern kann.«

»Richtig. Ist bloß keins, sondern ein riesiger Supermarkt mit Imbiss und Bäckerei und was weiß ich noch alles.«

»Ein Supermarkt?« Sarah zog die Augenbrauen hoch. »Mitten im Nirgendwo?«

»Mitten im Nirgendwo, aber so mörderisch günstig, dass es sich lohnt, dort einzukaufen statt im Schlemmerkörbchen. Mutter und Tochter Reemers sind natürlich alles andere als begeistert.«

»Na, aber ihre Stammkunden werden doch nich einfach so abspringen«, wandte Sarah ein. »Man kennt sich doch seit Jahrzehnten.«

Britta schüttelte den Kopf. »Lass mich mal ein Beispiel bringen: Marmelade. Wie viele Sorten Marmelade gibt es bei Reemers'?«

Sarah schnaubte. »Keine Ahnung. Vielleicht ... zehn? Zwölf?«

»Von wie vielen Herstellern?«

»Von einem einzigen, wenn ich mich nich irre.«

Britta nickte. »Von einem einzigen, weil sie dem einen Hersteller als Mindestbestellmenge schon so viele Pakete abnehmen muss, dass sie keinen Platz hat, um noch zwei weitere Sorten anzubieten. Aber der neue Markt hat allein für die Marmelade sechs Regalmeter mit acht Böden. Du kannst aus einem Dutzend Sorten Erdbeermarmelade auswählen. Ich möchte den Reemers' auch die Treue halten, das kannst du mir glauben, aber für ein Glas Pflaumenmus würde ich fast morden. Fast, das möchte ich betonen. Im Schlemmerkörbchen gibt es das nicht, und bestellen kann man es auch nicht. Also ...?«

»... wirst du den Reemers' untreu«, folgerte James.

»Okay, aber das ist mal ein Teil, für das du zur Konkurrenz gehst ...«, fügte Sarah an.

»Es ist nicht nur ein Teil, Sarah. Statt zwischen zwei Orangensäften kannst du zwischen fünfzehn wählen. Die Käsetheke ist endlos lang, du hast eine ganze Wand mit Gewürzen, nicht nur eine Handvoll am Kopfende von Gang zwei.« Britta zuckte betrübt mit den Schultern. »Und alles ist sehr viel billiger.«

»Mag ja sein, aber die Reemers' haben doch zum großen Teil Produkte hier aus der Region, die nich erst noch durch die halbe Republik gefahren werden müssen«, gab Sarah zu bedenken.

»Ich weiß, das musst du mir gar nicht erzählen«, sagte Britta. »Aber die Leute hier haben auch nicht Geld wie Heu, und wenn sie sparen können, dann ist es manchen Leuten egal, wo das Brot oder die Wurst herkommen. Außerdem wird alles nach Hause geliefert.«

»Antje liefert doch auch aus«, hielt Sarah dagegen.

»Ja, mit dem Lastenfahrrad, und im Sommer nur das, was nicht gekühlt werden muss«, sagte Britta, der es selbst nicht gefiel, die Vorzüge des großen Supermarkts immer wieder als Gegenargument liefern zu müssen. »Die Neuen kommen mit einem elektrischen Transporter vorbei und bringen dir sogar Tiefgekühltes, und das nicht wie Antje erst nach Ladenschluss, sondern zu deiner Wunschzeit.«

»Das is 'ne verdammt harte Konkurrenz«, musste Sarah zugeben.

Britta nickte bestätigend. »Ich kann nur froh sein, dass diese Leute nicht auch noch ein Yogastudio im Angebot haben, sonst könnte ich einpacken.« Plötzlich stutzte sie und sah ein paar Mal zwischen Sarah und James hin und her. »Sagt mal, habt ihr eure Frisuren getauscht, oder was? Das fällt mir jetzt erst auf.«

Sarah musste grinsen. »Darauf warte ich schon die ganze Zeit«, sagte sie und setzte sich ein wenig in Pose.

Britta betrachtete ihre Freundin und nickte zustimmend. »Die Seiten und hinten ganz kurz, nur der Mopp auf dem Kopf ist geblieben. Nicht schlecht.«

»Und viel pflegeleichter als die langen Haare«, ergänzte Sarah.

Britta sah zu James, dessen Haare deutlicher länger waren als bei ihrer letzten Begegnung vor vier Wochen. »Hm, und wenn ich dich so ansehe, möchte ich fast behaupten, dass man dir aus Sarahs Haaren Extensions gebastelt und angeklebt hat.«

James musste lachen. »Könnte man meinen. Aber wir Todd-Männer haben alle ein extrem schnelles Haarwachstum. Vermutlich hat einer meiner Vorfahren sich mal mit einem Friseur angelegt, der im Nebenberuf Hexer war und ihn und alle seine Nachkommen mit dem Fluch der schnell wachsenden Haare belegt hat. Highspeed-Haare, sozusagen.«