Taxi, Tod und Teufel - Meerblick mit Schuss - Lena Karmann - E-Book

Taxi, Tod und Teufel - Meerblick mit Schuss E-Book

Lena Karmann

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Beschreibung

Folge 11: Nahe Palinghuus veranstaltet der Eigentümer eines Herrenhauses eine große Spendengala. Durch Zufall sind Sarah und James ebenfalls dort, um sich den Oldtimer eines Gastes anzusehen. Die beiden müssen sich allerdings heimlich auf das Grundstück schleichen, denn der Sicherheitsdienst scheint seine Aufgabe etwas zu ernst zu nehmen. Doch warum? Sarah ist misstrauisch - und das zu recht, denn kaum ist die Feier in vollem Gange, ertönen im Haus Schüsse! Der Sicherheitsdienst hat sämtliche Kommunikation nach außen gekappt - und hält die Gäste der Gala als Geiseln! Jetzt ist es an Sarah und James, die Reichen und Schönen zu retten!

Über die Serie: Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit - mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Titel

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

Epilog

Über die Autorin

Impressum

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Über diese Folge

Nahe Palinghuus veranstaltet der Eigentümer eines Herrenhauses eine große Spendengala. Durch Zufall sind Sarah und James ebenfalls dort, um sich den Oldtimer eines Gastes anzusehen. Die beiden müssen sich allerdings heimlich auf das Grundstück schleichen, denn der Sicherheitsdienst scheint seine Aufgabe etwas zu ernst zu nehmen. Doch warum? Sarah ist misstrauisch – und das zu recht, denn kaum ist die Feier in vollem Gange, ertönen im Haus Schüsse! Der Sicherheitsdienst hat sämtliche Kommunikation nach außen gekappt – und hält die Gäste der Gala als Geiseln! Jetzt ist es an Sarah und James, die Reichen und Schönen zu retten!

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit – mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

LENA KARMANN

Meerblick mit Schuss

Prolog

Der Mann betrat den Klassenraum der seit Jahren geschlossenen Schule, in dem über ein Dutzend Frauen und Männer an Pulten saßen und bereits auf ihn warteten. »Guten Morgen, alle zusammen«, begann der Mann und sah die Anwesenden flüchtig der Reihe nach an. Er zog seine Jacke aus, darunter kam ein Sweatshirt mit dem Aufdruck Gustav am Bündchen zum Vorschein. »Das ist unsere letzte Einsatzbesprechung, bevor es morgen losgeht. Wir warten, bis wir vom Personal die Mitteilung erhalten haben, dass alle Gäste eingetroffen sind. Erst dann treten wir in Aktion, keinen Moment früher. Ein einziger Nachzügler, dem irgendetwas seltsam vorkommt und der deshalb kehrtmacht, genügt bereits, um diese Operation scheitern zu lassen. Wenn das Okay kommt – und zwar ausschließlich von mir, von niemandem sonst –, dann erledigt jeder die eine Aufgabe, die er zu erledigen hat, damit alles nach Plan läuft. Jeder kümmert sich nur um seine Aufgabe, bis das ganze Gelände gesichert ist.«

Während er redete, ging er um das wacklige Lehrerpult herum und klappte die Tafel auf. Zum Vorschein kam ein Lageplan eines Grundstücks mit einer Fülle von Anmerkungen.

»Das ist der Ablauf in seiner Gesamtheit«, erklärte der Mann. »Den zeige ich euch nur, damit ihr seht, wie komplex das Ganze ist, und damit ihr euch vor Augen führen könnt, wieso das alles zu einem Fehlschlag wird, wenn das Teammitglied hier unten« – er zeigte auf eine Position am unteren Rand der Tafel – »nicht zur festgelegten Zeit an diesem Posten auftaucht und tut, was er zu tun hat.« Er ließ seine Worte eine oder zwei Minuten lang wirken, während die Anwesenden den Plan betrachteten.

»Jeder von euch bekommt gleich seinen individuellen Plan, damit er nur macht, was er machen soll. In dem Plan ist die Position markiert, an der ihr euch einzufinden habt, wenn wir dort ankommen, und er zeigt, wohin ihr gehen müsst und was ihr zu tun habt, wenn das Okay kommt. Seht euch in Ruhe euren Plan an, vergleicht ihn mit den Filmaufnahmen, die wir vor Ort gemacht haben, und vergewissert euch, dass ihr wirklich wisst, wo ihr wann zu stehen habt.«

Er holte eine Mappe aus seiner Umhängetasche und ging durch die Reihen, um jedem von ihnen das Blatt zu geben, das den jeweiligen Ablauf des Betreffenden zeigte. Auf dem Weg nach vorn steckte er die Mappe wieder ein.

»Nach dem Reaktionstraining heute Morgen habe ich feststellen müssen«, fuhr der Mann verärgert fort, »dass immer wieder jemand reagiert, wenn er mit seinem richtigen Namen angesprochen wird. Ich muss ja wohl keine Namen nennen, nicht wahr? Prägt euch ein, dass jeder von euch seine Partner ausschließlich mit dem Tarnnamen anspricht, aber niemals mit dem richtigen Vornamen. Und wenn es doch jemand macht, dann reagiert nicht. In der Kiste da sind eure beschrifteten Sweatshirts, die ihr morgen tragen müsst, damit jeder weiß, wer der andere ist. Und damit wirklich jeder auch selbst weiß, wie er heißt, befindet sich auf beiden Ärmeln am Bündchen auch noch mal euer Name. Wenn also jemand ›Hierher, Donald‹ ruft, dann seht einfach kurz auf euren Ärmel, damit ihr Gewissheit habt, ob ihr gemeint seid oder nicht.« Er blickte in die Runde. »Noch Fragen?«

Die Leute sahen sich um, ob irgendjemand sich meldete, aber nichts geschah.

»Okay, dann holt euch jetzt eure Sweatshirts ab«, sagte er. »Ich gebe sie euch aus, ohne erst noch irgendwo nachzusehen, welcher Name euch zugeteilt worden ist. Ihr seht also, man kann sich so etwas auch antrainieren. Man muss nur wollen. Und vergesst nicht, heute Abend früh schlafen zu gehen, damit morgen früh alle rechtzeitig bei unserer geschätzten Maskenbildnerin eintreffen. Sie hat schon reihenweise falsche Nasen und Kinnpartien bereitliegen, um aus euch buchstäblich andere Menschen zu machen.«

Einer nach dem anderen nahm mit einem knappen Nicken ein Sweatshirt in Empfang, nur der vorletzte Mann verzog missmutig den Mund, als er an der Reihe war. »Warum habe ich eigentlich ›Oma‹ abbekommen? Warum nicht Tick, Trick oder Track?«

»Weil man Tick und Trick zu leicht verwechseln kann und es genügend andere Entenhausener gibt, die man stattdessen nehmen kann. Außerdem war Oma Duck für mich immer nur die Oma.«

»Sei doch froh, dass du keiner von den Panzerknackern bist, sonst wärst du jetzt die 176 – 671 oder so«, meinte eine Frau im Vorbeigehen, während sie dem Chef der Truppe das Sweatshirt aus der Hand nahm, das der ihr hinhielt.

»Immer noch besser als ›Oma‹«, knurrte er und verließ mit den anderen den verfallenen Klassenraum.

Als alle gegangen waren, wandte sich der Mann noch einmal dem Plan zu, den er an der Tafel aufgehängt hatte. Zum x-ten Mal ging er den Ablauf durch und nickte zum x-ten Mal zufrieden. Der Plan war perfekt, er hatte jedes Detail überprüft und alle Eventualitäten in Erwägung gezogen, es konnte nichts schiefgehen. Übermorgen um diese Zeit würde die Beute verteilt sein, und jeder von ihnen würde wieder sein ganz normales Leben führen. Nur würden sie alle ein wenig mehr Geld zur Verfügung haben. Und einer von ihnen sogar noch etwas mehr Geld, fügte er grinsend in Gedanken hinzu.

»Das heißt, du weihst die anderen nicht ein?«, ertönte plötzlich eine Frauenstimme hinter ihm.

Erschrocken, dass gar nicht alle gegangen waren, wirbelte er herum. Ihm war nicht aufgefallen, dass die blonde Frau, die auf den Decknamen Gundel hörte, sich wieder hingesetzt hatte, nachdem sie ihr Sweatshirt abgeholt hatte.

»Wen soll ich in was einweihen?«, gab er irritiert zurück.

»Ich rede von diesem Rembrandt, nach dem du suchen willst«, sagte Gundel.

Gustav musterte die Frau argwöhnisch und begann zu grübeln, was sie wohl tatsächlich wusste. Ein Schuss ins Blaue konnten ihre Worte nicht gewesen sein, so viel stand fest.

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, fuhr sie fort: »Falls du dich jetzt fragst, woher ich das weiß und wie viel mir bekannt ist ... ich weiß nur nicht, wer der Käufer des Gemäldes sein wird. Und woher ich das weiß?« Sie lächelte ihn fast mitleidig an. »So was kommt dabei heraus, wenn man solche brisanten Telefonate mitten auf einem Parkplatz führt und sich gegen fremde Autos lehnt, ohne sich zuvor zu vergewissern, ob in dem Wagen jemand sitzt und ob derjenige vielleicht das Fenster einen Spaltbreit geöffnet hat.«

Gustav atmete tief durch und stöhnte frustriert auf. Er wusste, was sie meinte. Er konnte sich an das Telefonat erinnern, das er vor Monaten unmittelbar vor einem der ersten Treffen der Gruppe geführt hatte. Er war über eine Stunde vor dem angesetzten Termin dort angekommen – wie hätte er da ahnen sollen, dass ihn jemand belauschen würde?

»Und versuch jetzt bitte nicht, mir zu erzählen, dass das einen anderen Job betrifft«, fügte sie grinsend hinzu, weil sie genau wusste, dass er das versucht hätte.

»Also gut«, seufzte er. »Wie viel willst du?«

»Die Hälfte«, sagte sie.

»Die Hälfte? Geht es dir noch gut?«, knurrte Gustav.

Gundel zuckte mit den Schultern. »Ich kann es noch einem oder zwei von den anderen erzählen, dann bekommen mehr Leute etwas davon ab, aber jeder natürlich noch etwas weniger. Also?«

»Dafür, dass du nur schweigen musst, ist die Hälfte ziemlich viel«

Sie hob mahnend den Zeigefinger. »Es geht nicht nur ums Schweigen. Ich werde auch bei der Suche mitmachen. Du bist der Chef der Truppe, du kannst nicht ständig durchs Haus laufen und ein Zimmer nach dem anderen auf den Kopf stellen. Du musst immer präsent sein, und deshalb brauchst du jemanden, der dir hilft.« Sie hob triumphierend die Arme. »Und siehe da, du hast diesen Jemand gefunden.«

»Ich hatte vor, mir das Haus vor dem Eintreffen der Gäste gründlich anzusehen und zwischendurch nur noch in den restlichen Räumen zu suchen, damit ich nicht zu lange weg bin.«

»Du kannst aber vor dem Eintreffen der Gäste kaum mehr machen, als ein Zimmer zu betreten, dir einmal alles anzusehen und dann auch schon wieder rauszugehen. Du kannst nicht in irgendwelchen Ecken wühlen oder in Schränke schauen.«

Gustav nickte mürrisch. »Also gut, dann bekommst du eben die Hälfte.«

»In Zahlen sind das ...?«, fragte sie erwartungsvoll.

»Fünf Millionen.«

»Fünf Millionen?«, wiederholte sie und lächelte, sagte dann aber: »Ich wusste gar nicht, dass du eine sechs in Kopfrechnen hattest. Fünf Millionen sind nicht die Hälfte von zwanzig.«

Gustav verzog einen Mundwinkel, kommentierte ihre Worte aber nicht weiter, da es sinnlos war. Diese Frau wusste einfach zu viel, als dass er sie hätte über den Tisch ziehen können.

»Außerdem«, redete sie weiter, ohne seine Erwiderung abzuwarten, »kann ich uns an jemanden vermitteln, der uns beiden je fünfzehn Millionen zahlt.«

»Wer ist denn bereit, dreißig Millionen hinzublättern?«, fragte er argwöhnisch.

»Jemand, der nicht will, dass dein Käufer das Bild bekommt«, sagte sie. »Du solltest vielleicht in Erwägung ziehen, deinen Käufer davon in Kenntnis zu setzen. Vielleicht ist ihm das Bild ja doch mehr wert als nur zwanzig Millionen.«

»Du bist raffinierter, als du aussiehst«, entgegnete Gustav anerkennend und nickte, dann hielt er ihr die Hand hin. »Einverstanden, wir ziehen das zusammen durch.«

Als sie einschlug, war er sich noch immer nicht sicher, ob er Gundel tatsächlich vertrauen konnte. Andererseits konnte er fest davon ausgehen, dass sie die anderen in seinen Plan eingeweiht hätte, wenn er sich geweigert hätte, mit ihr zusammenzuarbeiten ...

1. Kapitel

Nur ein paar Kilometer von Palinghuus befand sich das dicht an der Nordseeküste gelegene Herringbone House. Beim Anblick des Herrenhauses aus dem 19. Jahrhundert bekam man sofort das Gefühl, auf dem Weg durch Ostfriesland in eine Zeitverwerfung geraten zu sein, die einen nicht nur um gut hundertfünfzig Jahre in die Vergangenheit schleuderte, sondern auch noch ins ländliche England versetzte. Das sandfarbene, kastenförmige Bauwerk war ringförmig von einem recht schmalen, aber dichten Wald umgeben, der zu einer Seite an den Deich angrenzte. Gleich dahinter befand sich ein ausgedehnter Privatstrand. Der Bau bestach durch seine Schlichtheit, die ihm mehr Eleganz verlieh als jede verschnörkelte, mit vergoldeten Engeln und anderen Gestalten verzierte Fassade.

Ein scheinbares Durcheinander aus kurzen Treppen führte hinauf zum Haupteingang, doch von weiter weg betrachtet entpuppte es sich als eine Art Zickzackmuster. Die hohen Fenster im Erdgeschoss vermittelten schon von draußen ein Gefühl dafür, wie hoch die Decken dort waren, während der erste und der zweite Stock fast schon niedrige Decken aufwiesen. Rund um das Dach verlief eine Brüstung, die es erlaubte, sich auch auf dem Dach aufzuhalten und den Blick über die Bäume hinweg auf das Meer zu genießen, ohne erst den Wald durchqueren und den Deich bezwingen zu müssen.

Der Wald umgab Herringbone House zu allen Seiten, und die Privatstraße, die zum Haus führte, war in Form einer S-Kurve angelegt worden, sodass man das Gebäude erst dann in ganzer Pracht zu sehen bekam, wenn man den Ring aus dicht an dicht stehenden Bäumen hinter sich gelassen hatte und dann in einem weiten Bogen um die ausgedehnte Rasenfläche vor dem Haus geführt wurde. Beim Erreichen des Hauses hatte man das Gefühl, in einer Welt ganz für sich gelandet zu sein.

Üblicherweise war Herringbone House ein Ort der Ruhe, ein Ort, an dem man stundenlang seinen Gedanken nachgehen konnte, da neben dem fernen Meeresrauschen Vogelgezwitscher das Einzige war, was man dort hörte. Der Lärm der Welt da draußen wurde von den Bäumen abgehalten, und auch alles andere, was jenseits des Waldes geschah, schien hier keine Bedeutung mehr zu haben. Doch an diesem Samstagabend war das anders, denn rund um das Herrenhaus und auch im Inneren herrschte reges Treiben. Luxuriöse Limousinen und teure Sportwagen fuhren vor, Dienstpersonal hielt den Gästen die Wagentür auf und führte sie hinauf zum Eingang, während ein anderer Bediensteter jeden Wagen auf eine große freie Fläche hinter dem Gebäude fuhr, wo sich früher einmal die Stallungen befunden hatten.

Im Eingangsbereich wurden die Gäste vom Gastgeber empfangen und so herzlich begrüßt, wie es unter Reichen und Erfolgreichen üblich war – mit überschwänglicher Freude über das Wiedersehen und einem festen Händedruck oder einem angedeuteten Handkuss, gelegentlich auch mit einem Luftkuss links und rechts. Man machte sich gegenseitig Komplimente und wünschte sich einen angenehmen Abend. Gingen die Gäste weiter, hatten sie zwar immer noch ein Lächeln auf den Lippen, doch das diente in den meisten Fällen nur der Vorsorge, um nicht von anderen beobachtet zu werden, wie aus der scheinbaren Freundlichkeit Verärgerung wurde, die viele Gründe haben konnte. Vielleicht hatte es der Gastgeber versäumt, seiner Bewunderung für ein besonders selten getragenes Schmuckstück Ausdruck zu verleihen. Oder er war darüber hinweggegangen, dass sein Gast erst vor Kurzem eine Auszeichnung für sein soziales Engagement oder etwas Ähnliches erhalten hatte. Oder der Händedruck war schwach und nachlässig ausgefallen, als wäre der Gast dem Gastgeber so gleichgültig, dass er sich bei ihm nicht die gleiche Mühe geben musste wie bei anderen Gästen.

Dem Gastgeber erging es gar nicht so anders, auch wenn er in der besseren Position war. Wenn Prinz Hartmut-Holger von Edelgard-Kurzenbruch zum Ball einlud, dann hatte man sich als Gast geehrt zu fühlen, dass man überhaupt von ihm berücksichtigt worden war. Die Einladung auszuschlagen, wäre einem Affront gleichgekommen, über dessen Folge man nur hätte munkeln können, weil es noch niemand gewagt hatte, genau das zu tun. Schließlich wollte man gesehen werden, doch dafür gab es hier oben im hohen Norden nur selten Gelegenheit, und wer dem Ball fernblieb, der war gesellschaftlich so gut wie unsichtbar.

Während sich viele seiner Gäste zu einem Lächeln durchringen mussten, präsentierte der Prinz ein echtes Lächeln – für das es allerdings einen ganz anderen Grund als die vermutete Wiedersehensfreude gab. Es war Schadenfreude, ganz schlicht und einfach. Schadenfreude, weil der Prinz wusste, dass viele seiner Gäste an diesem Abend lieber irgendeinen anderen Termin wahrgenommen hätten. Nicht etwa, weil sie den Prinz nicht mochten. Auch nicht, weil sein Koch minderwertige Speisen auf den Tisch brachte.

Nein, der Ball war deshalb so unbeliebt, weil der Prinz ihn jedes Jahr mit einem Spendenmarathon verband. Daran war grundsätzlich nichts verkehrt, aber nur wenige hießen es gut, dass er mit den gesammelten Spenden Not leidende Familien in der Region rund um Palinghuus unterstützte. Anders als die wenigen, die das Engagement des Prinzen guthießen, konnte der größte Teil nicht verstehen, warum man Not leidende Familien unterstützen sollte – schließlich bekamen die doch vom Staat Geld. Wie viel sie bekamen, wie diese Form der Unterstützung genannt wurde, wer Anspruch darauf hatte – das alles vermochte kaum einer der Gäste zu beantworten, schließlich war es ja auch nicht ihr Problem. Außerdem – so argumentierten einige – hatte keiner von ihnen seinen Reichtum einfach von irgendwem geschenkt bekommen, sondern man hatte dafür hart arbeiten müssen.

Der Prinz machte keinen Hehl aus seiner Einstellung zu diesem Thema und war schon manches Mal angeeckt, wenn er vorgerechnet hatte, dass der Konzernchef X durch sein angelegtes Vermögen jede Woche Zinsen in einer Höhe gutgeschrieben bekam, die ausreichte, um alle Ausgaben zu decken, die bei einem Dutzend oder mehr Durchschnittsfamilien in einem Monat anfielen.

Der Ball war schon seit Jahren eine feste Einrichtung, seit der Prinz erkannt hatte, dass Eitelkeit und Geltungssucht stärker waren als Geiz und Habgier – jedenfalls dann, wenn er einen Spendenmarathon abhielt, bei dem jeder wusste, wie viel die anderen zu spenden bereit waren. Ihm war es letztlich egal, ob diese Leute verstanden, was Bedürftigkeit bedeutete, oder ob es ihnen nur darum ging, großzügiger zu sein als der Platznachbar. Hauptsache, sie überboten sich gegenseitig, und die Armen profitierten davon.

»Prinz Hartmut-Holger, ich freue mich, Sie wiederzusehen«, begrüßte ihn Arno Engels, ein älterer, vermögender Reeder mit einem Faible für schlecht sitzende Toupets in Pechschwarz, unter deren Rand im Nacken die wenigen grauen Haare hervorlugten, die er noch auf dem Kopf hatte.

»Herr Engels, ich grüße Sie«, erwiderte der Prinz. »Es ist mir immer eine Freude, Sie in meinem bescheidenen Heim zu empfangen.«

Engels grinste ihn an. »Nun, wenn Sie dieses Heim bescheiden nennen, dann muss ich mich ernsthaft fragen, wie viel größer dieses Herrenhaus noch sein müsste, damit Sie es nicht mehr als bescheiden bezeichnen.«

Der Prinz schüttelte den Kopf. »Das werden wir beide niemals erfahren, weil es viel zu viel Lärm und Schmutz mit sich bringen würde, das hier entsprechend umzubauen.«

Der Reeder nickte amüsiert. »Ach, sagen Sie, Hoheit, ich war etwas erstaunt über den Hinweis in der Einladung, dass in diesem Jahr nur noch Barspenden erlaubt sind. Das ist doch geradezu eine Aufforderung, die Schwarzgeldkasse zu plündern und gleichzeitig auch noch eine Spendenbescheinigung dafür zu erhalten.«

»Ja, dieser Problematik bin ich mir bewusst, Herr Engels«, räumte er ein und trat einen Schritt zur Seite, damit das Dienstpersonal den nächsten Gästen die Mäntel abnehmen konnte. »Aber im letzten Jahr gab es einen Spenderwettstreit zwischen der Verlegerin Claire von Ahlborn-Heuygens und Kurt Bootz, bei dem den beiden erst sehr spät bewusst wurde, dass sie sich zu beachtlichen sechsstelligen Beträgen verpflichtet hatten, also deutlich über dem, was im Durchschnitt gespendet oder zumindest angekündigt wird.«

»Das klingt nicht gut«, warf Engels ein.

»Das war es auch nicht«, bestätigte der Prinz. »Entweder hatten sie sich tatsächlich übernommen, oder sie sahen es einfach nicht ein, sich von so viel Geld zu trennen. Jedenfalls gab es keine Überweisung, und es war auch kein Scheck in der Post. Ich habe ein paar Mal höflich daran erinnert, dass sie doch ihrer selbst auferlegten Verpflichtung nachkommen möchten, aber ich wurde immer wieder vertröstet.«

»Was für eine Unverschämtheit!«, empörte sich der Reeder. »Nur weil Sie keine Möglichkeit haben, die zugesagte Summe einzuklagen, kann man doch so etwas nicht machen. Man hätte ja wenigstens sagen können, dass man im Eifer des Gefechts über sein Limit hinausgeschossen ist und zumindest die Hälfte spendet.«

»Einklagen kann ich es nicht, da haben Sie völlig recht«, stimmte der Prinz ihm zu und fügte in verschwörerischem Tonfall hinzu: »Aber es gibt andere Mittel und Wege, um auf ein solches Verhalten zu reagieren.«

»Verraten Sie sie mir?«, wollte Engels wissen.

»Beide haben in diesem Jahr als Einzige keine Einladung erhalten«, enthüllte Hartmut-Holger.

Engels riss die Augen überrascht auf. »Oha! Ich hoffe, das wird den beiden eine Lehre sein.«

»Inzwischen ja, weil ihnen jetzt klar ist, dass alle anderen es auch wissen«, sagte der Prinz. »Anfang Januar besaßen sie beide noch die Dreistigkeit nachzufragen, ob ihre Einladung auf dem Postweg verloren gegangen sei, schließlich seien es ja nur noch vier Wochen bis zum Termin am ersten Februarwochenende.« Plötzlich stutzte er. »Hören Sie, wir reden später weiter. Hier stehen wir gerade nur allen im Weg«, fuhr er fort und deutete auf das Gedränge, das mit einem Mal im Foyer herrschte. Offenbar war ein ganzer Schwung Gäste auf einmal eingetroffen, während zuvor ein gemächlicher Fünf-Minuten-Takt geherrscht hatte.

Während Prinz Hartmut-Holger weiter seine Gäste begrüßte, die vom Foyer nach rechts in den großen Saal gelotst wurden, wo ein Streicherquartett für musikalische Untermalung sorgte, bog der Schauspieler Gerhard Westerbeek in seinem alten Mercedes 600 von der Landstraße auf die Privatstraße zum Herringbone House ein, wo zwei Leute mit einer Absperrbake dafür sorgten, dass nur diejenigen passieren durften, die auf der Gästeliste standen. Westerbeek bremste ab, hielt die Einladungskarte so hin, dass der Wachmann den Namen lesen und auf seiner Liste abhaken konnte.

»Eine Person?«, fragte der Mann und warf einen Blick auf die Rückbank der überlangen Limousine.

»Ja, eine Person. Ich bin mein eigener Chauffeur«, erklärte Westerbeek geduldig, da der Wachmann ihn argwöhnisch ansah und dann noch einmal durch die hintere Seitenscheibe schaute. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«, wollte er von dem Wachmann wissen. Fast hätte er ihn gefragt, ob er früher an der Zonengrenze zum Einsatz gekommen war, doch die Pointe wäre wirkungslos verpufft, da der Mann allenfalls Ende zwanzig war und wahrscheinlich keine Ahnung hatte, was eine Zonengrenze sein sollte.

»Nein, nein, ich muss mich nur vergewissern, dass keine unbefugten Personen auf das Gelände gelangen«, sagte er, wobei sein Blick weiter nach hinten wanderte.

»In den Kofferraum würde ich an Ihrer Stelle lieber keinen Blick werfen, junger Mann«, warnte ihn Westerbeek. »Vielleicht haben Sie in den Nachrichten davon gehört, dass aus einem Zirkus drei Clowns entführt wurden. Das war mein Werk, weil ich Clowns hasse. Die drei liegen jetzt tot in meinem Kofferraum.«

Der Wachmann sah ihn irritiert an. »Ähm ...«

»Vergessen Sie's.« Genervt hielt Westerbeek sein Handy hoch. »Ich habe Ihnen meine Einladung gezeigt, ich habe Ihnen erklärt, dass ich ohne Begleitung komme. Wenn Sie glauben, Sie könnten mich wie einen Terroristen behandeln, der mit einer Wagenladung voll Sprengstoff unterwegs ist, dann werde ich jetzt den Prinzen anrufen und ihm berichten, was hier vor sich geht.«

Hastig hob der Wachmann die Hände und sagte in beschwichtigendem Tonfall: »Schon gut, schon gut, Herr Wester...«

»...beek«, half er dem Mann auf die Sprünge.

»Ja, richtig«, redete der Wachmann weiter. »Wir haben wie gesagt den Auftrag, darauf zu achten, dass hier niemand durchkommt, der nicht eingeladen ist. Ich dachte, Sie sind vielleicht nur der Fahrer, und Sie schmuggeln Leute zu dem Fest, die nicht willkommen sind oder so.«

»Oder so«, wiederholte Westerbeek seufzend. »Was würden wir ohne ein ›oder so‹ bloß machen?«

»Bitte?«, fragte der Wachmann.

»Nichts. Ich führe Selbstgespräche.«

»Aha«, machte der Wachmann und winkte seinem Kollegen zu. »Sie können durchfahren.«

»Sehr freundlich«, knurrte Westerbeek, doch die Ironie war vergebens.

Völlig ernst erwiderte der andere Mann: »Danke, wir geben uns alle Mühe.«

Westerbeek zog eine Augenbraue hoch und gab Gas, vor der S-Kurve bremste er deutlich ab, da der lange Mercedes dazu neigte, mit dem Heck auszubrechen, wenn hinten niemand saß und der Kofferraum leer war. »Ich hätte tatsächlich drei Clowns entführen, ermorden und im Kofferraum deponieren sollen, dann wäre hinten wenigstens Ballast«, murmelte er und lenkte in die nächste Kurve, als auf einmal der Motor zu stottern begann und die Scheinwerfer dunkel wurden. »Hey, was soll denn das?«, rief er erschrocken und bremste, um nicht ohne Licht durch den düsteren Wald zu fahren. Von der hell erleuchteten Rasenfläche vor dem Herrenhaus drang zwar Licht bis auf den Weg, der durch den Wald führte, dennoch waren es nur ein paar hellere Flecken, die er vom Wagen aus erkennen konnte. Dazwischen war es so finster, dass da jemand liegen konnte, ohne von ihm gesehen zu werden. Ebenso hätte durch einen unterirdischen Erdrutsch ein riesiges Loch im Boden entstanden sein können, und in so etwas wollte er mit seinem Wagen lieber nicht geraten. Er drehte den Zündschlüssel zurück, stellte das Licht aus und startete den Wagen erneut. Zwar sprang er sofort an, stotterte aber erneut vor sich hin, bis Westerbeek einen neuen Anlauf unternahm und ihn noch einmal startete. Nun lief der Motor deutlich runder, und als er jetzt auch wieder die Scheinwerfer anmachte, funktionierten diese einwandfrei. Aber nur bis zum nächsten Aussetzer, der unweigerlich kommen würde. Das gefiel ihm überhaupt nicht, immerhin hatte er nach dem Ball noch eine weitere Heimfahrt vor sich und keine Lust darauf, auf irgendeiner Landstraße im Dunkeln auf die Pannenhilfe zu warten.