Taxi, Tod und Teufel -Toter Hering auf drei Uhr - Lena Karmann - E-Book
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Taxi, Tod und Teufel -Toter Hering auf drei Uhr E-Book

Lena Karmann

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Beschreibung

Folge 5: Zwei mysteriöse Todesfälle erschüttern Palinghuus. Angeblich waren es Selbstmorde. Aber wer hat den beiden zuvor mit der Post einen toten Hering zugeschickt? Und warum? Sarah Teufel ist fest entschlossen, das Rätsel um die Heringe zu lösen. Ihre Suche führt sie schon bald zu Principalia Praveen. Die seltsame Frau gibt sich als Lebensberaterin aus und betreibt ihr Institut auf einem abgelegenen Hof. Zusammen mit ihrer besten Freundin Britta schleicht Sarah sich undercover in das Institut ein. Und tatsächlich: Irgendetwas stinkt dort wie verdorbener Fisch bis zum Himmel ...

Über die Serie: Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit - mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

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Inhalt

Cover

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

In der nächsten Folge

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit – mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

Über diese Folge

Zwei mysteriöse Todesfälle erschüttern Palinghuus. Angeblich waren es Selbstmorde. Aber wer hat den beiden zuvor mit der Post einen toten Hering zugeschickt? Und warum? Sarah Teufel ist fest entschlossen, das Rätsel um die Heringe zu lösen. Ihre Suche führt sie schon bald zu Principalia Praveen. Die seltsame Frau gibt sich als Lebensberaterin aus und betreibt ihr Institut auf einem abgelegenen Hof. Zusammen mit ihrer besten Freundin Britta schleicht Sarah sich undercover in das Institut ein. Und tatsächlich: Irgendetwas stinkt dort wie verdorbener Fisch bis zum Himmel ...

Über die Autorin

Die gebürtige Schwäbin Lena Karmann lebt mit Mann und Kind in der Nähe von Bremen. Sie arbeitet als kaufmännische Angestellte, liest gern (vor allem Krimis) und geht mit ihrem Hund am Strand spazieren. Ihre Begeisterung für ihre neue Heimat Ostfriesland hat sie zu ihrer ersten eigenen Krimireihe »Taxi, Tod & Teufel« inspiriert.

LENA KARMANN

Toter Hering auf drei Uhr

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Clarissa Czöppan

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung atelier seidel verlagsgrafik unter Verwendung von Motiven © iStockphoto: Difydave | aristotoo | UpdogDesigns

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-0004-7

be-ebooks.de

lesejury.de

Prolog

Henning Dressler saß an diesem Montagmorgen um kurz nach acht in seiner Küche und genoss die Ruhe. Mit dem Ende der Herbstferien am gestrigen Tag war auch die Nebensaison so gut wie vorüber. Sicher, vor allem an den Wochenenden würde er auch jetzt noch Übernachtungsgäste im Haus haben, aber während der Woche würde es ruhiger zugehen.

Diese Zeit würde er nutzen, um Reparaturen zu erledigen. Außerdem konnte er nach den Zimmern im Dachgeschoss in diesem Jahr auch den Räumen im ersten Stock einen neuen Anstrich spendieren.

Er wartete noch die Wettervorhersage und die Verkehrsmeldungen im Radio ab, damit er wusste, ob er auf dem Weg zum Baumarkt freie Fahrt haben würde. Schließlich stand er auf, verließ die Küche und tauschte seine Pantoffeln gegen Schuhe aus, dann griff er zu seiner dickeren Jacke, da es gerade in den Morgenstunden doch recht frisch sein konnte. Auf dem Weg zur Tür nahm er den Wagenschlüssel aus der Kommode, ging nach draußen und schloss hinter sich ab.

Es war noch düster, vom Meer her pfiff ein kalter Wind über Palinghuus hinweg, der das Kreischen der Möwen mit sich trug. Die dichten Wolken verhießen Regen, aber es konnte genauso gut passieren, dass sie von einer kräftigen Böe über das Fischerdorf hinweggetrieben wurden und der Regen ein paar Kilometer weiter landeinwärts niederging. Er fuhr sich durch die Haare, die aber immer wieder aufs Neue zerzaust wurden.

»Moin, Henning«, rief eine Frauenstimme, gerade als er das Tor zur Straße öffnete.

Beim Blick über die Schulter sah er eine Radfahrerin, die zügig in Richtung Hafen unterwegs war. »Moin, Elke«, erwiderte er. »Na, in Eile?«

»Ja, muss die Fähre nach Baltrum kriegen«, antwortete sie.

»Ach, der Asmussen fährt schon nich ohne dich ab«, rief er ihr hinterher, aber die ältere Frau war schon zu weit weg. Zweifellos war sie auf dem Weg zur Insel, weil sie in ihren Ferienhäusern nach dem Rechten sehen wollte.

Eben wollte er zu seinem Wagen gehen, da fiel sein Blick auf den Briefkasten. Aus dem Schlitz ragte ein dicker Umschlag heraus.

»Wie seltsam«, murmelte Henning. Die Post war an diesem Tag noch gar nicht gekommen, und gestern Abend, als er die letzte Familie verabschiedet und ihr eine gute Heimreise gewünscht hatte, war der Briefkasten noch leer gewesen.

Er zog an dem gepolsterten Umschlag, aber rausziehen konnte er ihn nicht. Also musste er den Briefkasten aufschließen. Der große braune Umschlag wies weder einen Empfänger noch einen Absender auf. »Was soll denn das?«, wunderte sich Henning und beschloss, die rätselhafte Sendung noch hier draußen zu öffnen, damit er sie notfalls gleich in die Mülltonne werfen konnte, sollte sich da jemand einen dummen Scherz erlaubt haben.

Er riss die Lasche auf und spähte in den Umschlag, in dem etwas in Luftpolsterfolie gewickelt war.

Völlig verdutzt starrte er schließlich auf einen Hering, der unter der Luftpolsterfolie zum Vorschein kam.

»Ein Hering«, murmelte er, dann erstarrte er in seiner Körperhaltung, atmete ein paarmal tief durch und sagte zu sich selbst: »Folge dem Ruf der See.«

Er ließ den Umschlag und die Luftpolsterfolie los, beides fiel zu Boden und wurde vom Wind weggetragen. Den Hering dagegen hielt er so fest, als würde er einen kostbaren Schatz in seinen ausgestreckten Händen tragen. Langsam ging er zurück ins Haus, ließ das Tor genauso offen stehen wie die Haustür, und kehrte zurück in die Küche. Dort nahm er am Tisch Platz, legte den Hering vor sich hin und betrachtete ihn.

Es war bereits wieder dunkel, als Henning Dressler spät am Abend zum x-ten Mal »Folge dem Ruf der See« vor sich hin sagte und dabei stur auf den Hering schaute, der vor ihm auf dem Tisch lag.

Plötzlich stand er auf, verließ die Küche, blieb im Flur an der Garderobe stehen, zog die Schuhe aus und stellte sie zurück in den Schuhschrank. Dann streifte er seine Jacke ab und hängte sie auf den Bügel. Die Haustür stand immer noch offen, als er nach draußen ging. Es war noch kälter als am Morgen, der Wind hatte an Heftigkeit zugenommen. Außerdem hatte es zu regnen begonnen.

Henning ging nach rechts in Richtung Deich und damit dem Wind entgegen. Nach nur wenigen Schritten war er bis auf die Haut durchnässt, doch das war für ihn kein Grund umzukehren. Er bog um die nächste Ecke und folgte ein Stück weit der Straße, die am Deich entlang verlief, bis zu der Treppe, die die Schräge hinaufführte. Kurz bevor er das Ende der Treppe erreichte, näherte sich auf dem asphaltierten Weg auf der Deichkrone ein Rennradfahrer.

»Moin, Henning«, rief der Mann ihm zu. »Büschen kalt für nur im Hemd ünnerweechs zu sein, nich?« Er winkte Henning grinsend zu und fuhr zügig weiter, ohne auf eine Antwort zu warten.

Henning nahm von ihm keine Notiz, sah nach links und rechts, ob er niemandem in den Weg geraten konnte, dann überquerte er den Weg. Auf der anderen Seite ging er behutsam die Schräge nach unten, um auf dem nassen Gras nicht auszurutschen.

Weiter ging es über einen breiten Rasenstreifen, bis er den Strand erreichte. Er konnte schon längst nicht mehr sehen, wohin er ging, da der Schein der Laternen auf der Deichkrone nicht mal reichte, um die Flanke bis zur Unterkante des Deichs zu beleuchten. Zu seiner Rechten waren ein paar rote und grüne Lichter zu sehen, die die Einfahrt zum Hafen markierten. Ihren Schein nahm er aber genauso wenig wahr wie die Schwärze, die sich vor ihm befand.

Er spürte den Sand unter seinen Füßen, der bei jedem Schritt ein wenig nachgab. Nach und nach fühlte sich der Sand nasser und nasser an, es wurde beschwerlicher, einen Fuß vor den anderen zu setzen, weil er immer tiefer einsank und Wasser seine Beine umspülte. Er hörte das Rauschen der Wellen, der Wind zerrte an ihm, der Regen peitschte ihm ins Gesicht.

Henning Dressler ging einfach weiter ...

... und weiter ...

... und weiter ...

1. Kapitel

»Sehr geehrte Frau Kerstenbach, begann Britta mit strahlender Miene vorzulesen, »nach gründlicher Prüfung des Vorgangs kann ich Ihnen nun mitteilen ...«

»Juhuu, seid ihr hier?«, wurde sie von einer lauten Stimme unterbrochen, dann ging auch schon die Tür zum Büro von James Todds Werkstatt auf, und der Fährmann Achim Asmussen kam hereingestürmt und sah in die Runde, die sich aus zwei strahlenden und zwei neugierigen Mienen zusammensetzte. Die beiden strahlenden Mienen gehörten Britta Kerstenbach und dem Journalisten Carsten Halberg, die neugierigen Anwesenden waren James und seine Ex-Frau Sarah Teufel, die das einzige Taxiunternehmen in Palinghuus betrieb. »Was steht ihr hier so rum und kiekt so gut gelaunt vor euch hin?«, fragte Achim, während er seine Kapitänsmütze abnahm und den Reißverschluss seiner wetterfesten Jacke aufzog. »Hat hier einer im Lotto gewonnen?«

»Nicht ganz, Achim«, antwortete Britta und deutete auf den Brief, den sie in der Hand hielt. »Du hast doch mitbekommen, dass mir der Mietvertrag für mein Yoga-Studio gekündigt wurde, weil ich angeblich das alte Fabrikgebäude mehr verändern wollte, als es bei einem denkmalgeschützten Gebäude zulässig ist.«

Der Fährmann nickte und lehnte sich gegen die Fensterbank eines der zum Hof weisenden Fenster, sodass er durch den alten Heizkörper darunter ein wenig gewärmt wurde. »Ja, ihr habt doch rausgekriegt, dass da ein Fitnesscenter reinkommen sollte, nich?«

»Ein Fitnesscenter, das seltsamerweise schon einen Mietvertrag in der Tasche hatte, bevor man Britta rausgeschmissen hat«, warf Sarah ein. »Dass da was faul war, ließ sich dann natürlich nich mehr leugnen.«

»Wenn ihr zwei so strahlt«, meinte Achim an Britta und Carsten gerichtet, »dann muss ja was Gutes bei rausgekommen sein. Also?«

Britta hielt den Brief hoch und konnte ihre Freude kaum bändigen, dann las sie weiter vor: »... kann ich Ihnen nun mitteilen, dass es verwaltungsintern eine Reihe von Kommunikationsstörungen mit den für Sie unerfreulichen Folgen gegeben hat. Die Abstimmung der verschiedenen Behörden untereinander hat in Ihrem Fall ganz offenbar so komplett versagt, dass wir derzeit noch mit der Aufarbeitung beschäftigt sind. Ich bitte um Ihr Verständnis, dass ich Ihnen auch nach abschließender Prüfung keinen Bericht werde liefern können, da es sich um verwaltungsinterne Vorgänge handelt. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass es für Sie weitaus wichtiger ist zu erfahren, dass die von uns irrtümlich erklärte Kündigung zurückgenommen wird. Entsprechend werden auch sämtliche damit verbundenen Bescheide aufgehoben, womit der Zustand vor der Kündigung wiederhergestellt wurde. Ich entschuldige mich im Namen aller Kollegen für diesen unglücklichen Vorgang und wünsche Ihnen alles Gute mit Ihrem Unternehmen, das Sie jetzt endgültig in Angriff nehmen können. Mit freundlichen Grüßen ...« Sie sah in die Runde: »Und jetzt ratet mal, von wem das Schreiben kommt.«

»Garantiert von unserem ganz speziellen Freund Feegers«, sagte Sarah, die zwar Achims fragenden Blick bemerkte, aber ihm keine Erklärung gab, weil außer James, Britta und seit Kurzem auch Carsten niemand etwas davon wusste, dass Feegers der Beamte war, der ihre Windmühle rückwirkend zum Denkmal erklärt hatte, was sich für sie und James zu einer mittleren Katastrophe entwickelt hatte, da zugleich mehrere Steuerbescheide nachträglich geändert worden waren. Damit hatten sie nicht nur eine ruinöse Nachzahlung am Hals, sondern auch noch die Kosten für die Wiederherstellung des Originalzustands ihrer Mühle. Sarah dachte am liebsten gar nicht an dieses Dilemma, da es untrennbar mit ihrer längst nicht mehr nachvollziehbaren Entscheidung verbunden war, sich von James scheiden zu lassen. Etwas, was sie lieber heute als morgen rückgängig machen würde. Achim war so wenig wie irgendwer sonst im Dorf in diese Sache eingeweiht, von der sie beide nicht wussten, wie sie da je wieder rauskommen sollten.

Allerdings hatte sich nach ihrer Begegnung mit Carsten in dessen Funktion als Reporter der Nordpost ein erster schwacher Hoffnungsschimmer ergeben, da sich Hinweise auf ein abgekartetes Spiel zu ihren Ungunsten ergeben hatten. Inwieweit daraus mehr werden konnte, hing ganz von den Recherchen ab, die Carsten unauffällig betreiben musste, um die Beteiligten nicht vorzuwarnen.

»Dann is wieder alles in Butter?«, fragte Achim. »Du kannst dein Yoga-Studio aufmachen?«

»Ja, und das verdanke ich nur meinem Schatz!«, rief Britta, fiel dem Reporter um den Hals und küsste ihn.

»›Meinem Schatz‹?«, wiederholte der Fährmann erstaunt. »Hab ich 'ne Episode verpasst, oder was?« Er zog die Augenbrauen hoch und sah Sarah fragend an.

»Die Episode und offenbar auch die Rückblende in der nächsten Episode«, meinte James und grinste breit. »Wie heißt es bei uns im Fernsehen so schön? Previously on House of Herrings.«

»House of Herrings?«, fragte Sarah ungläubig. »Das klingt fast nach einer echten Fernsehserie.«

»Wer weiß?«, gab er todernst zurück. »Vielleicht läuft die schon als Stream bei Flixnetsomething.«

Lachend wandte sie sich wieder zu Achim um. »Herr Asmussen«, sagte sie dann zu ihm. »Du hast das Gleiche verpasst wie wir. Britta hat sich letzte Woche von ihrem ›Schatz‹ zu einem Kurzurlaub nach Sylt mitnehmen lassen, und als sie zurückkamen, waren die zwei auf einmal ein Paar.«

Achim zuckte mit den Schultern. »Kann passieren, Frau Teufel«, kommentierte er beiläufig, dann rief er den beiden zu: »Hey, ihr Turteltäubchen. Wenn ihr wisst, wann ihr in die Flitterwochen fahrt, sagt mir Bescheid. Die Fahrt nach Baltrum geht dann aufs Haus. Oder auf die Fähre, ganz wie ihr wollt.«

»Flitterwochen auf Baltrum?«, erkundigte sich Carsten verwundert. »Ist das nicht etwas zu ... extravagant?«

»Wofür bist du eigentlich hergekommen?«, fragte auf einmal James. »Ein Problem mit deinem Wagen?«

»Ich?«, erwiderte der Fährmann und erhob abwehrend die Hände. »Nein, nein, mein Auto läuft wie 'n ... Dings ... na, du weißt schon.« Er hielt kurz inne und kratzte sich nachdenklich am Ohr: »Was wollt' ich denn überhaupt?«

»Unsere gute Laune hat dich aus dem Konzept gebracht«, versuchte Britta ihm auf die Sprünge zu helfen. »Also liegt der Gedanke nahe, dass es nichts so Gutes war.«

Achim stöhnte auf und klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Verdammmich, wie kann mir denn so was entfallen. Ich hab heut Morgen den Dressler aus dem Wasser gefischt.«

»Tot?«

»So tot wie 'n Fisch auf'm Trockenen«, bestätigte er. »Ich kam grade von Baltrum zurück, da trieb er in der Fahrrinne. Zum Glück hatte ich keine Passagiere, sonst wären jetzt längst Fotos von dem armen Kerl im Internet zu finden.«

»Und was is mit ihm passiert?«, wollte Sarah wissen, die sich zwingen musste, nicht gleich vom Schlimmsten auszugehen, obwohl das fast schon zu erwarten war, seit sie im Januar das erste Mal einen Mordfall aufgeklärt hatte, der wie ein Unfall hatte aussehen sollen. Weitere scheinbare Unglücke, die sich ebenfalls als heimtückische Morde entpuppt hatten, waren für sie Anlass genug gewesen, die Detektei Teufel, Tod & Partner zu gründen.

»Ertrunken is er«, antwortete der Fährmann. »Die Jakobi hat ihn untersucht, und so wie es aussieht, is er einfach ertrunken. Kein Schlag auf den Kopf, auch nich tot ins Wasser geworfen.«

»Vielleicht ist er im Hafen unglücklich gestolpert und ins Wasser gefallen«, gab Britta zu bedenken.

Achim schüttelte nachdrücklich den Kopf. »So weit draußen, wie ich ihn entdeckt habe, kann er nich von irgendeiner Strömung mitgezogen worden sein.«

»Dann kann er doch nur über Bord gegangen sein«, überlegte James. »Hat die Polizei keine Vermisstenmeldung vorliegen?«

»Doktor Jakobi hat rumtelefoniert, aber er wurde nirgends vermisst«, sagte Achim und fügte hinzu: »Das Seltsame is, dass er keine Schuhe und keine Jacke anhatte.«

»Ein bisschen kalt, um ohne Schuhe und ohne Jacke aus dem Haus zu gehen«, fand Britta. »Vielleicht ist er wirklich auf irgendeinem Boot oder Schiff unterwegs gewesen, wo es warm genug war, um beides auszuziehen.«

»Aber dann müsste ihn jemand vermissen«, folgerte Sarah, fügte aber nach kurzem Zögern an: »Es sei denn ... er wurde über Bord gegangen, und deshalb vermisst ihn niemand.«

»Du meinst, er wurde ins Wasser geworfen?«, fragte der Fährmann erschrocken. »Aber wer sollte den so was machen?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Dafür kann's tausend Gründe geben. Ich glaube, keiner von uns kannte Henning Dressler gut genug, um sagen zu können, mit wem er Umgang hatte. Ich mein, auch wenn Palinghuus ein Dorf ist, haben wir in den letzten Monaten gleich ein paarmal erleben müssen, wie wenig der eine tatsächlich über den anderen weiß. Und bei Dressler sieht das nich anders aus.«

James sah auf die Uhr. »Wann hast du den Toten entdeckt?«

»Heut Morgen um acht. Ich komm gerade vom Bestatter, wo die Jakobi ihn sich angeguckt hat.«

Sarah lächelte ihren Ex ironisch an. »Du glaubst doch nich etwa, dass unsere beiden Polizeiobermeister sich bereits in ihrem Übereifer auf den Weg gemacht haben, um nach Spuren zu suchen?«

»Ein Grund mehr, dass wir schon mal anfangen«, sagte er.

»Wenn ihr mich braucht, sagt einfach Bescheid«, warf Achim ein. »Ich muss dann sehen, wie ich Zeit hab. Nachdem die meisten Urlauber jetzt weg sind, wollen die Insulaner auch mal wieder von Baltrum runter. Darum hab ich heute volles Programm.« Er ging zur Tür und winkte den anderen zu. »Tschüs«, rief er, als er das Büro verließ. Ein vierstimmiger Chor antwortete ihm auf die gleiche Weise.

»Okay, dann würde ich sagen, dass James und ich bei Dressler vorbeigehen und in der Nachbarschaft rumfragen, ob jemand was Verdächtiges beobachtet hat. Britta, du hörst dich zusammen mit deinem ... ›Schatz‹ im Dorf um, ob irgendjemand Dressler gestern oder letzte Nacht gesehen hat.«

»Mach ich gern«, erwiderte der Reporter, »aber ich höre doch lieber auf Carsten.«

Sarah zwinkerte ihm zu. »Bedank dich bei Britta.« Dann klatschte sie ermunternd in die Hände. »Dann mal los.«

»Schön, dass es zur Abwechslung mal nicht regnet«, murmelte Sarah und zog den Reißverschluss ihrer Jacke noch ein Stück weiter zu, als sie in die Straße einbogen, in der sich Henning Dresslers Pension befand. Sein Haus fiel sofort auf, da es durch seine zweite Etage alle übrigen, ein Stockwerk weniger zählenden Gebäude deutlich überragte. So wie die umliegenden Häuser war auch die Pension ein Backsteinbau mit roten Dachziegeln anstelle des Reetdachs, das man bei den meisten Häusern im Dorf vorfand. Diese Ecke von Palinghuus lag etwas weiter vom Ortskern entfernt und zeugte von einem ersten Versuch, das Dorf in der Fläche wachsen zu lassen. Obwohl Palinghuus sehr überschaubar war, hatte die »Insellage« dieses Viertels zunächst kaum Zuspruch gefunden. Geändert hatte sich das erst, als man eine freie Fläche zwischen diesem Areal und dem Rest des Dorfs ebenfalls zur Bebauung freigegeben und die geplanten Sackgassen mit den vorhandenen Straßen verbunden hatte.

»Wir hätten den Wagen nehmen sollen«, merkte James an. »Dann wäre der Regen kein Thema. Und wärmer wäre es auch.«

»Es kann uns nich schaden, wenn wir mal ein paar Schritte zu Fuß unterwegs sind«, meinte Sarah gut gelaunt.

»Solange es nicht regnet, richtig?«, hakte er ironisch nach.

Sie verzog den Mund. »Muss nich sein, trotzdem is schön, wenn's mal nich schüttet.« Sie sah sich um. »Kein Mensch zu sehen«, stellte sie fest.

James zuckte mit den Schultern. »Es werden trotzdem bestimmt ein paar Leute zu Hause sein. Ist ja noch zu früh, um den Garten winterfest zu machen.«

Sie näherten sich Dresslers Haus, das nur ein paar Grundstücke vom Deich entfernt lag, als Sarah stutzte und James am Arm fasste, während sie mit der freien Hand nach vorn zeigte. »Sieh mal, das Tor zur Garage steht offen.«

»Und der Briefkasten wurde geöffnet und nicht wieder zugemacht«, ergänzte James, als sie kurz vor dem Haus waren. »Und da ... die Haustür steht auch offen.«

Die beiden sahen sich verwundert an.

»Wenn unsere beiden Country Cops nicht zufällig auch zu Fuß hergekommen sind, was auszuschließen ist, dann hat wohl schon jemand vor uns die Idee gehabt, sich bei Henning umzusehen«, fuhr James fort.

»Ich will hoffen, dass derjenige schon wieder gegangen is«, erwiderte Sarah. »Ich habe keine Lust, irgendwelchen finsteren Gestalten in die Quere zu kommen, die womöglich nach irgendwas suchen, das Henning das Leben gekostet hat.«

James winkte ab. »Ach, das kriegen wir schon hin«, meinte er grinsend und ging vor ihr durch den Garten zur Haustür. An der offenen Tür blieb er stehen, klingelte Sturm und rief dann ins Haus: »Hallo? Jemand daheim? Hier sind die Zeugen Jehovas. Dürfen wir reinkommen?«

Sarah riss verdutzt die Augen auf, während James das Spiel wiederholte. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Da ist niemand im Haus. Sonst wäre schon längst einer herbeigeeilt, um uns die Tür vor der Nase zuzuschlagen.«

Sie musste unwillkürlich grinsen. »Das is das erste Mal, dass ich so was höre.«

»Daheim hat das immer hervorragend funktioniert«, sagte James. »Da muss man nur aufpassen, dass man nicht sofort erschossen wird.«

»Wenn's weiter nichts ist«, gab Sarah zurück, die dieses Thema gar nicht erst vertiefen wollte. Stattdessen ging sie an ihm vorbei nach drinnen und rief bei jedem zweiten Schritt: »Hallo, ist hier jemand?«

Ein paar Minuten später hatten sie in jedes der Gästezimmer einen Blick geworfen, waren aber auf niemanden gestoßen, der sich hier unbefugt aufhielt.

»Okay«, sagte Sarah. »Auf den ersten Blick würde ich behaupten wollen, dass niemand Henning aus dem Haus verschleppt hat, um alles auf den Kopf zu stellen.«

»Sehe ich auch so«, stimmte James ihr zu. »Für einen Kampf gibt es keine Anzeichen, und wenn jemand vorgehabt hätte, Henning auf offener See verschwinden zu lassen, um sich hier in Ruhe umzusehen, dann hätte er sehr wahrscheinlich nicht alles ordentlich an seinen Platz zurückgelegt.«

»Nur sehr wahrscheinlich?«, fragte sie verwundert.

»Ja.« Er nickte nachdrücklich. »Wenn derjenige wollte, dass es nach einem Unfall aussieht, hätte er sich keinen Gefallen damit getan, hier ein Chaos zu hinterlassen. Damit hätte er erst recht eine Fährte gelegt.«

»Stimmt auch wieder«, überlegte sie. »Allerdings hätte jemand, der so vorgegangen is, beim Hinausgehen auch die Tür hinter sich zugemacht und sich um den Briefkasten und die Garagenzufahrt gekümmert, um keinen Verdacht zu wecken.«

»Ein Punkt für dich.« James zwinkerte ihr zu.

Sie deutete in Richtung Wohnzimmer. »Ich sehe mich da um, du nimmst die Küche, okay?«

James nickte nur und ging nach links.

»Nichts Auffälliges«, sagte sie, als sie nach ein paar Minuten zu ihm in die Küche kam. »Keine verdächtigen Notizen, jedenfalls nichts, was offen rumliegt. Und bei dir?«

»Ein Hering.«

»Ein Hering?«

»Ja, ein Hering. Da auf dem Küchentisch.« Er zeigte auf den kleinen Tisch, der Platz für zwei Stühle bot und mit einer hübschen Decke und einem kleinen Kerzenständer versehen war. Auf der einen Seite lag ein Hering.

»Warum liegt der einfach so auf der Decke?«, wunderte sie sich. »Wieso kein Brettchen? Oder ein Teller? Die Decke kann ja sofort in die Wäsche.«

James hob die Hände, um seine Ahnungslosigkeit zu unterstreichen. »Ich habe keine Ahnung, warum der da liegt. Vor allem gibt es weder im Kühlschrank noch auf der Spüle irgendein benutztes Behältnis, in dem dieser Hering aufbewahrt worden sein könnte. Es sei denn, Henning hat sich die Mühe gemacht, das Behältnis zu spülen und wegzustellen.«

»Aber sollte er auf der einen Seite so penibel sein, wenn er auf der anderen Seite aus der Tischdecke eine Fischdecke macht?« Sarah schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn.«

James machte Fotos von ihrem Fund, dann beugte er sich über den Tisch und schnupperte an dem Hering. »Wie lange mag der wohl schon da liegen? Er wirkt noch erstaunlich frisch.«

»Kein Wunder«, meinte sie. »Wenn die Tür schon seit letzter Nacht offen steht, dann hat hier die ganze Zeit Kühlschranktemperatur geherrscht.« Während sie redete, sah sie sich weiter um und ging in den Flur. »Hey, James, sieh dir das mal an«, rief sie und winkte ihn zu sich.

»Was denn?«

»Der Schlüsselbund da«, sagte sie und deutete auf die Kommode, wo ein Bund mit etlichen Schlüsseln so dalag, als hätte man ihn beim Hereinkommen achtlos hingeworfen. »Hat Henning noch einen anderen Schlüsselbund oder hat er den beim Weggehen vergessen?«

»Dieser Lederanhänger sieht ziemlich abgegriffen aus«, stellte James fest. »Für mich sieht das nach einem Schlüsselbund aus, den jemand Tag für Tag benutzt hat.«

»So wie diese Jacke da«, ergänzte Sarah. »An der Garderobe hängt kein freier Bügel, also könnte das die Jacke sein, die Henning eigentlich hätte tragen müssen.«

»Möglicherweise«, konnte er ihr nur zustimmen.

Sie beugte sich vor und zog die Tür des Schuhschranks auf. »Randvoll«, murmelte sie und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Wenn Henning nich noch irgendwo anders eine Jacke und ein Paar Schuhe deponiert hat, dann möchte ich fast behaupten, dass er ohne Jacke und auf Strümpfen aus dem Haus gegangen ist ... was natürlich gar keinen Sinn ergibt. Wer is so verrückt, in der Kälte ohne Schuhe und Jacke das Haus zu verlassen?«

James stand da und dachte nach. »Vielleicht hat er getrunken und ist im Rausch aus dem Haus gegangen«, begann er, winkte dann aber gleich ab. »Forget it. In der Küche steht nicht eine einzige leere Bier- oder Schnapsflasche. Wenn er sich betrunken hätte, wäre er wohl kaum in der Lage gewesen, noch Flaschen und Gläser verschwinden zu lassen.«

»Vielleicht hat er ja irgendwelche Drogen genommen«, sagte Sarah daraufhin. »Je nachdem, wo er die verstecken würde, müssten wir erst das ganze Haus auf den Kopf stellen.« Während sie redete, zog sie ihr Smartphone aus der Tasche und tippte eine Nachricht ein.

»Wem schreibst du?«, fragte James etwas irritiert.

»Doktor Jakobi. Ich nehme zwar an, dass so was routinemäßig untersucht wird, trotzdem soll sie wissen, dass Henning womöglich irgendwas geschluckt hat und im Drogenrausch ins Wasser gegangen ist.«

»Gute Idee«, pflichtete er ihr bei, dann deutete er über seine Schulter. »Und was machen wir mit dem Hering? Da liegen lassen können wir ihn wohl kaum, sonst riecht's hier morgen wie auf dem Fischmarkt.«

Sarah überlegte kurz. »Sollten wir ihn Doktor Jakobi bringen? Für den Fall, dass der mit irgendwas behandelt ist, was bei Henning eine Reaktion ausgelöst hat?«

James nickte. »Ja, würde ich auch sagen. Vielleicht sollten wir aber erst noch unseren dear old Hauptkommissar Scharrmann informieren, dass wir etwas vom Tatort entfernen, der eigentlich noch gar kein Tatort ist.«

»Aber einer werden kann«, fügte Sarah hinzu. »Was aber noch so lange dauern kann, dass es ohnehin keine brauchbaren Spuren mehr gibt, wenn dann endlich die Polizei anrückt. Gut, wir packen den Fisch und nehmen ihn mit, aber Scharrmann rufe ich erst an, wenn wir mit ein paar Nachbarn gesprochen haben. Vielleicht hat jemand gesehen, wie er in einen Wagen gestiegen ist. Wenn wir ein Kennzeichen haben, können wir den Hauptkommissar direkt auf eine Spur lenken, anstatt nur Spekulationen zu liefern.«

»Ach, Scharrmann würde dir inzwischen auch schon glauben, dass irgendwas nicht stimmt«, gab James grinsend zurück, »wenn du ihm sagen würdest, dass dein linkes Ohrläppchen zuckt, was nichts Gutes zu bedeuten hat.«

Als sie einige Minuten später das Haus verließen, nahm James den Schlüsselbund, der auf der Kommode gelegen hatte, zog die Haustür hinter sich zu und schloss ab. In der Zwischenzeit fotografierte Sarah den Briefkasten und das Tor zur Garage, um zu dokumentieren, dass alles so wirkte wie fluchtartig zurückgelassen.