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Im Zentrum der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) steht die Anregung der Lebensenergie Qi. Demnach liegt jeder Beschwerde, ob körperlicher oder seelischer Natur, eine Störung des harmonischen Verhältnisses zwischen den Polen Yin und Yang zugrunde. Bei der Behandlung geht es daher stets darum, das aus dem Lot geratene Gleichgewicht wiederherzustellen, um so den Fluss der Lebensenergie Qi anzuregen und die Selbstheilungsfunktionen des Körpers zu wecken. Die Heilmethoden der TCM sind vielfältig: Akupressur, Heilrezepte und Kräuteranwendungen, Bewegungs- und Meditationsübungen aus dem Qi Gong, Heilmassagen zur Anregung des Qi-Flusses und eine genussvolle, ausgewogene Ernährungsweise nach den fünf Elementen - all diese Verfahren helfen dabei, Alltagsbeschwerden zu lindern und die Gesundheit zu erhalten. Nach einer Einführung in die Grundlagen der TCM widmen sich einzelne Tagesprogramme für alle sieben Wochentage jeweils einem Bereich des Körpers. Sie geben konkrete Anleitungen, diesem mit den verschiedenen TCM-Heilverfahren gezielt etwas Gutes zu tun und zu einem besseren Allgemeinbefinden zu gelangen. Ein wirkungsvolles und leicht umsetzbares Heil- und Entspannungsprogramm, das auch Vielbeschäftigte mit täglich nur fünf bis zehn Minuten in ihren hektischen Alltag integrieren können.
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Seitenzahl: 169
Prof. TCM (Univ. Yunnan) Li Wu
TCM
für jeden Tag
Entspannt und gesund
durch die Woche
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Prof. TCM (Univ. Yunnan) Li Wu
TCM für jeden Tag
Entspannt und gesund durch die Woche
E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-102-0
(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-100-6, 1. Auflage 2013)
Mankau Verlag GmbH
Postfach 13 22, D-82413 Murnau a. Staffelsee
Im Netz: www.mankau-verlag.de
Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum
Redaktion: Caren Hummel, Augsburg
Lektorat: Christine el Trabulsi, Erbach
Endkorrektorat: Dr. Thomas Wolf, MetaLexis
Gestaltung Umschlag: Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG
Gestaltung Innenteil: Sebastian Herzig, Mankau Verlag GmbH
Illustrationen: Sascha Wuillemet, München;
Thomas Pelletier, Saarbrücken (S. 25, 61)
eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de
Wichtiger Hinweis des Verlags:
Inhalt
Vorwort
Die Grundlagen der TCM
Ganzheitlich heilen
Ursprünge
Das Kräftegleichgewicht von Yin und Yang
Die Theorie der fünf Wandlungsphasen und die Lehre von den fünf Elementen
Die Lebensenergie Qi
Das Meridiansystem
Krankheitsfaktoren in der TCM
Diagnostik
Traditionelle chinesische Heilmittel und Heilverfahren
Chinesische Arzneimittel: Rezepturen, Heilkräuter und Heilpflanzen
Chinesische Kräutertees
Ernährung nach den fünf Elementen
Akupunktur, Akupressur und Heilmassagen
Atem und Bewegung: Qi Gong und Tai Chi
Meditationen und Entspannungsübungen
TCM für jeden Tag: Tagesprogramme zum Wohlfühlen und Heilen
1. Tag: Für ein gesundes Atemsystem
2. Tag: Für geschärfte Sinnesorgane
3. Tag: Herz und Kreislauf in Schwung halten
4. Tag: Für ein gesundes Verdauungs- und Urogenitalsystem
5. Tag: Für einen fitten Bewegungsapparat
6. Tag: Für ein schönes Hautbild
7. Tag: Für ein ausgeglichenes und gesundes Nervensystem
Quellenverzeichnis
Weitere Veröffentlichungen von Li Wu
Stichwortregister
Vorwort
Wen heute Beschwerden plagen, der kann zwischen einer ganzen Reihe von Therapieformen wählen. Neben der Schulmedizin haben sich in den letzten Jahrzehnten zahlreiche alternative Therapiemethoden etabliert. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine der bedeutendsten davon und hat bereits vielen Menschen geholfen – bei kleineren Alltagsbeschwerden ebenso wie bei langwierigen und schwereren Erkrankungen wie Migräne, Rückenbeschwerden oder chronischen Schmerzerkrankungen.
In einer Zeit, in der stressbedingte Krankheiten immer stärker zunehmen, legen viele Menschen Wert auf Heilmethoden, die einerseits nebenwirkungsarm und andererseits seit langer Zeit bewährt sind. Die TCM hat eine mehr als 2.500 Jahre alte Geschichte, die kontinuierlich dokumentiert und auch heute noch an den medizinischen Hochschulen Chinas unterrichtet wird.
Einer der Hauptgründe für die Erfolgsgeschichte der TCM in der westlichen Welt ist sicher, dass sie den Menschen ganzheitlich betrachtet und eine separate Behandlung von Körper, Geist und Seele nicht kennt. So zielen auch die einzelnen Behandlungsmethoden der TCM – ob chinesische Kräuteranwendungen, Akupressur und Akupunktur, ob Tai Chi oder Qi Gong – einerseits auf die Linderung bestimmter körperlicher Beschwerden, andererseits aber auch auf die Harmonisierung des Gesamtorganismus ab.
Innere Harmonie ist überhaupt ein Stichwort, das nicht fehlen darf, wenn man über die TCM spricht. Körperliche und seelische Gesundheit stehen in China im Zeichen der Ausgeglichenheit. Wie in allen Phänomenen der Natur sieht die chinesische Medizin auch im Menschen gegensätzliche Kräfte wirken, die zur Harmonie streben und in Einklang gebracht werden sollen. Das Harte und das Weiche, das Starke und das Schwache – Yin und Yang heißen diese Gegensätze, die harmonisiert werden müssen. Denn nur ein ausgeglichener Mensch, in dem die Lebensenergie Qi ungestört fließen kann, ist gesund.
Dieses Buch möchte Sie begleiten durch eine Woche mit der chinesischen Medizin. Neben der Darstellung ihrer Grundlagen und ihrer wesentlichen Heilmittel und Heilverfahren finden Sie hier sieben Tagesprogramme mit zahlreichen praktischen Anregungen und ausführlichen Behandlungstipps, mit denen Sie sich sanft und ohne Nebenwirkungen stärken und wieder ins Gleichgewicht bringen können.
München im Mai 2013
Prof. TCM (Univ. Yunnan) Li Wu
Haben Sie oft Schwierigkeiten einzuschlafen? Leiden Sie unter einem nervösen Magen oder verspannten Nacken? Bedingt durch eine immer höhere Stressbelastung nehmen solcherlei Beschwerden in den westlichen Ländern in den letzten Jahrzehnten stetig zu. Und wenn auch viele Menschen darunter leiden, so werden die meisten dieser „Zipperlein“ doch als typische Zivilisationsbeschwerden mehr oder weniger hingenommen.
Dabei kann die TCM gerade bei solchen Beschwerden oft viel mehr ausrichten als die klassische Schulmedizin.
Für all diejenigen, die sich nicht damit abfinden wollen, nichts gegen solche Alltagsleiden zu unternehmen, bietet die TCM eine erstaunliche Bandbreite an Therapie- und Behandlungsmethoden.
Dieses Buch versteht sich als Einführung in die Methoden der TCM. Es informiert über ihre Grundlagen und Hintergründe, zeigt auf, warum die Methoden der chinesischen Medizin gerade bei vielen der heute verbreiteten Gesundheitsbeschwerden so hilfreich sein können, und bietet schließlich Übungs- und Heilprogramme für die ganze Woche. Wir wollen Ihnen so vermitteln, wie Sie Ihrem Körper mit wenig Zeitaufwand etwas Gutes tun können.
Viele Patienten spricht die TCM deshalb so an, weil sie als ganzheitliche Medizin eine Trennung zwischen Körper, Geist und Seele nicht kennt und den Menschen deshalb als Einheit betrachtet und behandelt. Diese Akzeptanz ihrer Grundlage und die Erfolge der einzelnen Behandlungsmethoden zeigen: Methoden wie Akupunktur, Akupressur und andere Massageformen, bestimmte Ernährungsprinzipien, die Atemübungen Qi Gong und die Heilgymnastik Tai Chi machen die TCM zu einem wirkungsvollen System, in dem Vorbeugung und Gesunderhaltung eine wichtige Rolle spielen.
Anders als im Westen versteht man in China unter Gesundheit nämlich weniger die Abwesenheit von Krankheit als eine ganz bestimmte Lebensweise, die sich durch einen achtsamen und verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst auszeichnet.
In der chinesischen Medizin geht es also vor allem um die Vermeidung von Krankheiten, nicht um deren Bekämpfung.
Ideal ist auch die Verbindung von westlicher Medizin mit chinesischem Heilwissen. So kann eine TCM-Behandlung zum Beispiel nach einer Operation oder einer medikamentösen Behandlung ausgleichend und regenerierend wirken. Dass sich mit Methoden der TCM eine ganze Reihe von Beschwerden nachweislich gut behandeln lassen, ist inzwischen ein anerkannter Fakt. Deshalb übernehmen mittlerweile viele Krankenkassen beispielsweise bei der Schmerztherapie die Kosten für eine Akupunkturbehandlung. Allerdings ist es in solchen Fällen sicherlich hilfreich, vor der Selbstbehandlung auch einen Arzt zu Rate zu ziehen.
Jede Medizin ist auch Ausdruck der Gesellschaft und Kultur eines Landes, in der sie entstanden ist. Auch die chinesische Heilkunde ist eng mit dem kulturellen Kontext Chinas verwoben und wird getragen von einer Philosophie der Verbindung von Gegensätzen und ganzheitlichem und beziehungssensiblem Denken. Dabei werden Mystik und die wirklich sichtbare Realität nie so als Gegensätze betrachtet, wie wir es in unserer westlichen Denkweise kennen, sondern verschmelzen zu einem System. So wird in der chinesischen Weltsicht dem Zusammenhang einer Krankheit mit der natürlichen und sozialen Umwelt eines Betroffenen sehr viel mehr Beachtung geschenkt.
Diese ganzheitliche Sicht auf den Menschen ist eine der wichtigsten Grundlagen der TCM. Körper, Geist und Seele bilden diesem Ansatz zufolge eine Einheit und sind bestimmte Ausprägungen der universellen Lebensenergie Qi.
Krankheiten werden in der TCM demzufolge auch nicht als Beschwerden einzelner Organe betrachtet, sondern als Störung des Gesamtorganismus. In engem Zusammenhang damit steht die Theorie der Meridiane, also der Leitbahnen, die die einzelnen Organe sowie das Körperinnere und die Körperoberfläche miteinander verbinden und auf denen die Lebensenergie Qi fließt. Wie wir später noch sehen werden, spielen diese vor allem in der Akupunktur, der Heilmassage, aber auch in der Heilkräuterkunde eine wichtige Rolle.
Die ganzheitliche Sicht auf den Menschen bedeutet aber auch, dass dieser nie getrennt von seiner Umwelt betrachtet wird. In der Philosophie des Daoismus, die auch der TCM zugrunde liegt, ist der Mensch Teil des von Energie erfüllten Universums, unseres Planeten und der uns umgebenden Natur.
In dieser Weltsicht hängt alles voneinander ab und ist miteinander verbunden. Ein TCM-Arzt hat also auch immer die Abhängigkeiten von seelischen und körperlichen Symptomen und Umweltfaktoren im Blick und versucht, aus ihnen Rückschlüsse auf mögliche Disharmonien zu schließen.
Die theoretische Basis, auf der die TCM heute fußt, geht bereits auf das zweite Jahrhundert v. Chr. zurück. Zu diesem Zeitpunkt entwickelten chinesische Gelehrte die theoretischen Grundlagen wie die Yin-und-Yang- und die Fünf-Phasen-Theorie sowie die Theorie der Meridiane.
Der geistige Hintergrund der chinesischen Heilkunde
→ Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit.
→ Für die Gesundheit ist ein ausgeglichener Energiefluss im Körper verantwortlich. Wird dieser gestört oder blockiert, kommt es zur Krankheit.
→ Jede Energie soll ausgewogen zwischen zwei Polen vorhanden sein. Ist zu viel oder zu wenig Lebensenergie (Qi) vorhanden, wird ein bestimmter Körperteil krank, und das wirkt sich über die Leitbahnen (Meridiane) auf den gesamten Körper aus.
Eines der Schlüsselkonzepte der TCM ist der Gegensatz von Yin und Yang. Er taucht erstmals in einem Dokument aus dem 11. Jahrhundert auf und wird auf die Beobachtung zurückgeführt, dass in der Natur alles einem dynamischen Wandel bzw. dem Zusammenspiel gegensätzlicher Elemente unterliegt: Yin und Yang repräsentieren symbolisch diesen universellen Prozess einer sich dauernd verändernden Wirklichkeit. Beide Seiten sind untrennbar miteinander verbunden und ergänzen sich gegenseitig: Wenn das Dunkle weicht, kommt das Helle, um dann wieder dem Dunklen Platz zu machen. Den Tag gäbe es nicht ohne die Nacht, Winter nicht ohne Sommer, Ruhe nicht ohne Aktivität und Dunkelheit nicht ohne Licht.
Diese Polarität bestimmt unser Leben, denn auch im Menschen selber finden sich diese zyklischen Abläufe wieder. Alle Funktionen unseres Körpers haben einen Yin- und einen Yang-Anteil: Wir streben nach Ruhe bei Hektik, nach Entspannung bei Anspannung, nach Kälte bei Hitze, nach Leere bei Sattheit etc. Bei Überanspruchung des einen Aspekts bzw. einer Störung der Harmonie gerät das System durcheinander und es kommt zu Yang- oder Yin-Schwäche-Zuständen, die sich in bestimmten Beschwerden äußern. Krankheit ist dieser Logik zufolge immer ein Ungleichgewicht von Yin und Yang.
Bei Betrachtung dieser Polaritäten fällt auf, dass Yin und Yang zwar Gegensätzliches darstellen, diese Gegensätze einander aber brauchen. Es geht also stets darum, einen harmonischen Ausgleich der beiden Aspekte zu schaffen, da jede einzelne Kraft im Ungleichgewicht (gesundheitlichen) Schaden anrichten kann.
Die wertfreie Bedingtheit der beiden Aspeke Yin und Yang wird von diesem kreisförmigen Zeichen veranschaulicht:
In der TCM werden auch die Bestandteile des menschlichen Körpers in Yin und Yang eingeteilt. So entspricht unsere Vorderseite Yin, unsere Rückseite hingegen Yang; unsere obere Hälfte ist mehr Yang als die untere. Links gilt als Yang und rechts als Yin, Knorpel und Sehnen als Yang und Haut und Knochen wiederum als Yin.
Yin-Organe sind stabil, aus massivem Gewebe und enthalten Energie. Sie sind verantwortlich für das Herstellen, Umwandeln, Regulieren, Speichern und Kontrollieren. Yang-Organe hingegen sind Hohlorgane, die empfangen, transportieren, verteilen und Energie abgeben, die uns zum Beispiel durch unsere tägliche Nahrung zugeführt wird.
Ziel jeder TCM-Behandlung ist der Ausgleich der Yin- und Yang-Aspekte des Körpers.
Die Entsprechungen von Yin und Yang
Während die Ursprünge der Yin-und-Yang-Theorie bis ins chinesische Altertum zurückreichen, findet man erste Spuren der Theorie der fünf Wandlungsphasen bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. Ihr zufolge werden alle Erscheinungen in fünf Entwicklungsstadien bzw. -prozesse eingeordnet. In der chinesischen Gedankenwelt gilt die Zahl Fünf als Zahl des Lebens. Sie setzt sich aus der Zwei, der Zahl der Erde (Yin), und der Drei, der Zahl des Himmels (Yang), zusammen. Ihre Entsprechungen finden die fünf Phasen durch die Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser.
Die Theorie der fünf Wandlungsphasen und der fünf Elemente dient in der chinesischen Weisheitslehre der Beschreibung von zeitlichen Abläufen und natürlichen Entwicklungen, so zum Beispiel auch zur Beschreibung der Jahreszeiten: Holz entspricht dabei dem Frühling, Feuer dem Sommer, Erde dem Spätsommer, Metall dem Herbst und Wasser dem Winter. Man kann in ihnen aber ebenso unsere Lebensphasen von Geburt und Kindheit, dem jungen und reiferen Erwachsenenalter, Älterwerden und Tod erkennen.
Genau wie dem Yin-und-Yang-System werden auch den fünf Wandlungsphasen unzählige menschliche Phänomene wie Organfunktionen, Emotionen und psychische Haltungen zugeordnet, wie die nebenstehende Tabelle zeigt. Ebenso werden den einzelnen Elementen jeweils ganz bestimmte Eigenschaften zugeordnet: Holz ist wachsend, verwurzelt und beweglich, Feuer trocken, heiß aufsteigend und bewegend, Erde produktiv, wachsend, fruchtbar, Metall schneidend, hart, leitend und Wasser nass, kühl, absteigend, fließend und nachgiebig.
Die fünf Wandlungsphasen bzw. die fünf Elemente können zueinander in ganz unterschiedlichen Beziehungen stehen; so können sie sich gegenseitig hervorbringen, überwinden und kontrollieren. Wenn sie sich gegenseitig ergänzen und kontrollieren, bleibt der Mensch gesund. Beeinflussen sie sich aber gegenseitig negativ, führt dies zu psychischen und physischen Störungen. Folgendes Beispiel kann dies illustrieren: Wenn Lebensaspekte wie Ruhe und Reflexion über einen langen Zeitraum zu kurz kommen (und wir nur noch in Holz und Feuer leben), so kann dieses Ungleichgewicht der Elemente gesundheitliche Konsequenzen wie Burnout nach sich ziehen. Kaum ein Mensch ist von Natur aus vollkommen ausgewogen, das heißt, die einzelnen Elemente bzw. energetischen Qualitäten sind bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.
Da die fünf Wandlungsphasen bzw. fünf Elemente und die Idee des Lebenskreislaufs Schlüssel-Konzepte der TCM sind, wollen wir die einzelnen Elemente im Folgenden noch etwas detaillierter skizzieren.
Wandlungsphase Holz (Frühling)
Im Leben des Menschen entspricht sie der Kindheit und steht für Dynamik, Flexibilität, Bewegung und etwas sich neu Entwickelndes, das sich nach außen entfalten will. Ein Holz-Typ zeichnet sich durch Tatendrang, Durchsetzungsfähigkeit und eine Neigung zur Selbstverwirklichung aus. Er ist abenteuerlustig und in jeder Hinsicht beweglich und jugendlich.
Wandlungsphase Feuer (Sommer)
Sie steht für Hitze und Süden; im Leben des Menschen entspricht sie der Zeit des jungen Erwachsenenalters: Der junge Mensch ist auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit, einige Potenziale aus der Wandlungsphase Holz sind bereits realisiert. Aber es ist noch immer viel Kraft vorhanden, Dinge zu bewegen. Ein Feuer-Typ ist ein Mensch, der nach vorne blickt. Er ist offen und gesellig, aktiv und extrovertiert und liebt es, Zeit mit nahestehenden Menschen zu verbringen.
Wandlungsphase Erde (Spätsommer)
Bei dieser Wandlungsphase geht es um Nähren, Reifen und um das Ernten der Früchte, auch im Leben eines Menschen, dem reifen Erwachsenenalter, wo Früchte im Sinne von Anschaffungen, Kindern und Enkelkindern oder geistiger Reife und Wissen gemeint sind. Ein Erde-Typ ist harmoniebetont, loyal und klar in seinen Aussagen und seinem Denken. Harmonie ist ihm ein besonderes Anliegen und Bedürfnis. Er strebt nach Ruhe und Ausgeglichenheit.
Wandlungsphase Metall (Herbst)
Diese Wandlungsphase ist eine Zeit des Abschieds von den nach außen strebenden Energien und der Fokussierung auf das Innere. Im menschlichen Lebenszyklus entspricht sie dem Altwerden. Die Funktionen des Körpers lassen langsam nach, man ist weniger aktiv und lebt viel aus dem Reichtum der Erinnerungen. Ein Metall-Typ ist zielgerichtet, gewissenhaft und schafft Struktur. Menschen, bei denen das Element Metall stark ausgeprägt ist, können gut unterscheiden, was sie aufnehmen und abgeben, was sie festhalten und was sie loslassen sollten.
Wandlungsphase Wasser (Winter)
Bei dieser Wandlungsphase geht es um unseren Ursprung; in unserem Lebenszyklus entspricht sie der Geburt und dem Tod.
Rückzug und innere Sammlung, die bereits als charakteristisch für die Wandlungsphase Metall beschrieben worden sind, finden hier noch ausgeprägter statt. Der Wasser-Typ ruht in sich, ist gelassen und heiter. Das Wasser steht für die Lebensweisheit, die im Alter ihren Höhepunkt erreichen kann. Von der jahreszeitlichen Abfolge her ist dieser Wandlungsphase deshalb auch der Winter zugeordnet. Alles zieht sich zurück und wartet darauf, bei den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings wieder mit voller Kraft herauszutreten.
„Der Mensch lebt inmitten von Qi, und das Qi erfüllt den Menschen… Alles bedarf des Qi, um zu leben“, heißt es in einem Text aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Die chinesische Heilkunst gründet somit auf dem Studium des Qi. Bei dieser alles erfüllenden Lebensenergie handelt es sich um eine Art formloser und unsichtbarer Substanz, die jedoch immer spürbar oder besser intuitiv erfassbar ist. Unserem Verständnis zufolge entspricht Qi am ehesten den Begriffen Urkraft oder Lebensenergie. Das Qi strömt im ganzen Körper durch die sogenannten Meridiane, auf die wir gleich noch näher eingehen werden. Solange es ungehindert fließen kann, ist der Mensch gesund und befindet sich im körperlich-seelischen Gleichgewicht. Wird der Fluss des Qi jedoch – aus welchen Gründen auch immer – gestaut oder blockiert, entsteht eine Krankheit.
In der chinesischen Vorstellung ist Qi für den Menschen absolut lebensnotwendig. Ist kein Qi vorhanden, ist der Mensch nicht lebensfähig. Gleichzeitig fließen in unserem Körper aber auch verschiedene Arten von Qi: das grobstoffliche Qi aus der Nahrung oder in unserem Meridiansystem, aber auch sehr feinstoffliches Qi, wie unsere Gedanken oder die Luft, die wir atmen.
Für die Gesunderhaltung des Menschen kommen dem Qi in der TCM die folgenden Hauptfunktionen zu:
→ Qi gibt dem Körper Wärme. Für das Funktionieren unserer Verdauung und aller Prozesse im Körper ist diese Wärme absolut notwendig.
→ Das Qi sorgt dafür, dass alle Prozesse im Körper ablaufen können; es hilft bei der Umwandlung unserer Nahrung in verwertbare Bestandteile und ist durch seine dynamische Seite vor allem für Transport und Bewegung von Nahrung, Blut und Flüssigkeiten unerlässlich.
→ All unsere Aktivitäten, wie zum Beispiel die Bewegung der Muskeln und Gelenke, die Hormonproduktion oder die Ausschüttung von Botenstoffen im Körper, sind an das Vorhandensein von Qi gebunden.
→ Qi schützt den Körper. Das Qi bekämpft äußere Einflüsse und hält sie vom Eindringen in den Körper ab.
Als „Xue“ wird in der TCM unser Blut verstanden, womit einerseits das Blut als rote Körperflüssigkeit gemeint ist, andererseits aber auch seine energetische Funktion. Man geht nämlich davon aus, dass Blut zu einem gewisen Anteil in Qi und Qi in Blut umgewandelt werden kann. Blut fließt also außer in den Blutgefäßen auch zusammen mit dem Qi in den Akupunkturleitbahnen. Die Hauptaufgabe des Blutes in der chinesischen Medizin ist die Ernährung und Befeuchtung der Gewebe und Organe. Von „Xue“ unterschieden werden alle anderen Körperflüssigkeiten wie zum Beispiel: Lymphflüssigkeit, Schweiß, Verdauungssäfte, Speichel oder die Flüssigkeiten zur Befeuchtung der Schleimhäute.
„Alles im Menschen wird durch die Leitbahnen zur Ganzheit verknüpft. Sie entscheiden über Leben und Tod. Sie halten Yin und Yang im Gleichgewicht“, liest man in alten Quellen. Gemeinsam mit den inneren Organen und der Körperoberfläche bildet das sogenannte Meridiansystem eine Einheit.
Chinesische Ärzte erfassten bereits vor Tausenden von Jahren unsichtbare Leitlinien, die den Körper neben Venen und Arterien, Lymph- und Nervenbahnen durchziehen. Vorstellen kann man sich diese Linien als eine Art unsichtbares und dichtes Netz, das den ganzen Körper durchwebt und alle Grundsubstanzen und Organe miteinander verbindet. Die Meridiane verbinden gewissermaßen das Körperinnere mit der Körperoberfläche und gewährleisten eine fortlaufende Zirkulation von Qi und Xue bzw. der anderen Grundsubstanzen im Körper.
Wenn der Energiefluss innerhalb einer Meridian-Leitbahn beeinträchtigt ist, kommt es zu Gesundheitsstörungen oder Krankheit. Auslöser dafür können zum einen Verletzungen oder Operationen, aber auch seelische Belastungen sein. Bei Zorn oder Angst verkrampft man sich automatisch; dieses Verkrampfen geht in der Folge häufig mit inneren Verspannungen einher, und der Energiefluss in bestimmten Leitbahnen wird blockiert.
Auch die Energiekanäle des Meridiansystems sind den beiden Prinzipien Yin und Yang zugeordnet. Das System besteht aus zwölf Hauptleitbahnen, die fünf Yin- und sechs Yang-Organen (siehe S. 24) sowie dem Herzbeutel zugeordnet sind. Je drei Yin- und je drei Yang-Organe sind dabei mit einem Arm und mit einem Bein verbunden. Die Anfangs- und Endpunkte befinden sich jeweils in den Händen und Füßen. Jedes Yin-Organ tritt paarig mit einem Yang-Organ auf. Daher kann es auch passieren, dass eine Disharmonie in einem bestimmten Organ über die Meridiane zu einem anderen Organ „wandert“. So kann eine Stauung in der Magenleitbahn Schmerzen in den oberen Zähnen auslösen, da die Leitbahn durch den oberen Gaumen führt.
Im Gesamtkreislauf eines Tages fließt die Lebensergie Qi von einer Leitbahn in die andere und wechselt damit jeweils auch Yin- und Yang-Qualität. Durch die vielen Querverbindungen und Tiefenverläufe kann die Lebensenergie jede Körperstelle erreichen.
Die nachfolgende, vereinfachte Darstellung zeigt den Verlauf der Energiebahnen, auf denen sich die Punkte zur energetischen Regulierung befinden.
Die den Organen zugeordneten Yin-Meridiane
Meridianursprung Hand
→ Lungenmeridian
→ Kreislauf-Sexualität-Meridian
→ Herzmeridian
Meridianursprung Fuß
→ Milz-Pankreas-Meridian
→ Lebermeridian
→ Nierenmeridian
Die den Organen zugeordneten Yang-Meridiane
Meridianursprung Hand
→ Dickdarmmeridian
→ Dreifacher-Erwärmer-Meridian
→ Dünndarmmeridian
Meridianursprung Fuß
→ Magenmeridian
→ Gallenblasenmeridian
→ Blasenmeridian