Teamgeist - Gudrun Rogge-Wiest - E-Book

Teamgeist E-Book

Gudrun Rogge-Wiest

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Beschreibung

Ort der Handlung ist eine deutsche Universitätsstadt um die Jahr-tausendwende. Teresa Rini, Post-Doktorandin am Lehrstuhl des Soziologieprofessors Dr. Jakub Feldmann kämpft mit Zukunftsängsten, während ihr Chef sich mit lange verdrängten Aspekten seiner Persönlichkeit konfrontiert sieht.

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Für

meine Nichte Mara

Was es ist

Es ist Unsinn

sagt die Vernunft

Es ist was es ist

sagt die Liebe

Es ist Unglück

sagt die Berechnung

Es ist nichts als Schmerz

sagt die Angst

Es ist aussichtslos

sagt die Einsicht

Es ist was es ist

sagt die Liebe

Es ist lächerlich

sagt der Stolz

Es ist leichtsinnig

sagt die Vorsicht

Es ist unmöglich

sagt die Erfahrung

Es ist was es ist

sagt die Liebe

Erich Fried, (1921 – 1988), in Deutsche Gedichte.Eine Anthologie. Reclam, 1984,2000

Inhaltsverzeichnis

Erstes Kapitel

Das Dessert

Ängste

Kaffeepause

Aller Anfang ist schwer

Die Party

Ein Geheimnis

Zweites Kapitel

Der Morgen danach

Freundinnen unter sich

Gewissheit

Abschiedsfeier

Allein

Drittes Kapitel

Ein Besuch

Der Zusammenbruch

Ein Ausflug

Familie und Beruf

Viertes Kapitel

Spekulationen

Lebensgefährten

Tränen

Versuchung

Ein Lichtblick

Feedback

Fünftes Kapitel

Die Schrift an der Tür

Abgang

Das Interview

Eine Leiche im Keller

Ein Geständnis

Wieder am Steuer

Ein neuer Anfang

Erstes Kapitel

September 1999

Das Dessert

Teresa Rinaldi steht in der WG-Küche und schlägt Eigelb und Puderzucker für ein Tiramisu schaumig. Wie sie es sich gewünscht hatte, ist sie um diese Zeit tatsächlich allein. Sie ist innerlich angespannt, denn das Tiramisu muss perfekt werden und wie immer, wenn sie perfekt sein will, hat sie Angst, dass etwas schief geht. Dass die Creme nicht richtig wird, zum Beispiel. Das wäre eine Katastrophe, denn morgen Abend findet die Party anlässlich der Verlängerung ihres Sonderforschungsbereichs statt. Ihr Chef, Professor Dr. Feldmann, hat auch die beteiligten Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Fakultäten dazu eingeladen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Lehrstuhls tragen die Desserts zum Buffet bei. Sie hatte sich für ein Tiramisu entschieden.

Vorsichtig rührt sie die Mascarpone ein und hebt dann den Eischnee unter. Die Creme sieht gut aus. Jetzt alles in die große, rechteckige Auflaufform schichten: den Boden mit Löffelbiskuits bedecken, Creme darauf verteilen, danach eine zweite Lage Biskuits und abschließend noch einmal Creme. Sie bestreut sie so lange mit Kakaopulver bis kein Weiß mehr zu sehen ist.

Nach einem letzten prüfenden Blick auf ihr Werk stellt sie das Tiramisu erleichtert in den Kühlschrank auf die zuvor von ihr leergeräumte oberste Glasplatte. Sie schreibt noch einen Zettel, den sie gut sichtbar an die Auflaufform klebt, damit ihre Mitbewohner nicht auf den Gedanken kommen, das Dessert sei für sie. Dann geht sie auf ihr Zimmer. Im Halbdunkel durchquert sie den Raum zum Fenster. Die Wohnung liegt im vierten Stock eines Gründerzeithauses nördlich vom Stadtzentrum, hoch genug, um über den Dächern der gegenüber liegenden Hausreihe den Himmel sehen zu können. Gerade glüht er in verschiedenen Rottönen, die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Sie bleibt eine Weile andächtig stehen, bevor sie sich abwendet, um das Licht im Raum einzuschalten.

Das Zimmer mit seiner hohen Decke wirkt geräumig, vielleicht auch, weil es sparsam eingerichtet ist: ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch mit Stuhl, an der gegenüber liegenden Wand ein Bücherregal und das Bett. Teresa war es recht gewesen, dass es teilmöbliert war, da sie kaum Ersparnisse hatte. Das Bett und der Schrank aus glänzendem, rötlich-braunen Holz gehören ebenso wie das Haus in eine andere Zeit, das späte 19. Jahrhundert. Das hellere Holz ihres großen Schreibtischs und ihres Regals, beide preisgünstig in der Filiale einer schwedischen Möbelkette erworben, bilden einen interessanten Kontrast. Um den Raum von dem orangenen Leuchten des nächtlichen Stadthimmels, der nie richtig dunkel wird, abzuschirmen, hängte sie weinrote Vorhänge aus einem blickdichten Material auf.

Vom Lichtschalter bei der Tür hat sie sich zum Spiegel neben dem Kleiderschrank gedreht. Sie ist schlank und wohl proportioniert. Ihre Gesichtszüge sind zart aber markant. Während sie sich so forschend anschaut, kräuselt sich ihre Stirn und zwischen ihren Brauen erscheinen Denkfältchen. Mit ihrer Brille und den zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haaren sähe sie seiner ehemaligen Mathematiklehrerin ähnlich, sagt Alastair. Diese sei sehr streng gewesen. Amüsiert nimmt Teresa ihre Brille ab und zieht das Zopfgummi heraus. Wie immer ist sie erstaunt über den Unterschied. Erst jetzt kommen ihre mandelförmigen grün-braunen Augen im Kontrast zu ihrer hellen Haut richtig zur Geltung. Dazu das Dunkelbraun ihrer schulterlangen, gewellten Haare. Sie sollte sie öfter offen tragen. Es stört sie jedoch, wenn ihr während der Arbeit ständig die Strähnen ins Gesicht fallen. Aber sie könnte sich Kontaktlinsen machen lassen. Bisher scheute sie die Ausgabe und den Aufwand.

Seit Sabrina am Lehrstuhl ist, ist sie sich ihres Aussehens stärker bewusst. Gegen die Ausstrahlung der neuen Kollegin kommt sie nicht an. Diese setzt sich in Szene als ob es das natürlichste auf der Welt wäre. Kann man es lernen, so aus sich herauszugehen? Wahrscheinlich müsste man schon als sehr junger Mensch damit anfangen. Und wäre sie dann noch sie selbst? Teresa reckt ihr Kinn ein bisschen nach vorne. Nun sieht sie so energisch aus, dass sie über sich lachen muss.

An die Arbeit, kommandiert sie sich. Sie geht zum Schreibtisch, knipst die Tischlampe an und nimmt ihr Skript für das Proseminar, das sie morgen Vormittag hält, aus ihrer Tasche, um den Unterrichtsplan noch einmal zu durchdenken.

Ängste

Eingehüllt in warmes Wasser treibt sie in Rückenlage am Meeresufer, sanft gewiegt von den Wellen. Auf einmal wird sie von einer Welle ergriffen, die ihren Körper hart auf den nassen Sand schleudert. Noch eine gewaltige Welle, die sie überspült und mitreißt bis sie am Strand liegen bleibt, während sich das Meer zischend und fauchend zu einem neuen Anlauf zurückzieht. Wie sie nun so daliegt, nur noch von Wassertröpfchen bedeckt, streicht eine kühle Brise über ihre Haut. Sie fröstelt und öffnet die Augen, überrascht, dass sie in ihrem Bett ist. Die Decke liegt quer und hängt mit der unteren Hälfte über die Bettkante hinunter. Teresa dreht sich zur Seite, ergreift sie mit einer Hand und wirft sie wieder über ihre Beine. So ist es schon viel besser. Aber es war nicht nur die Kälte. Ein Gefühl der Angst ist in ihr zurückgeblieben. Wovor? Sie hat geträumt. Vom Meer, das sie an den Strand geschleudert hat. Sie war erschrocken und vom Aufprall durchgeschüttelt. Aber die Angst gehörte zu einem anderen Traum, in dem Alastair vorkam. Er hatte sie zum Abschied geküsst. Nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal nach ihr um und winkte ihr lächelnd zu. Dabei sah sie in einiger Entfernung auf der anderen Straßenseite Sabrina auftauchen, lachend, wobei zwei Reihen perfekter weißer Zähne aufleuchteten. Die kleinen goldenen Ohrreifen blitzten zwischen ihren blonden Korkenzieherlocken, die gleich einer Mähne ihr ovales Gesicht umstanden. In der Abendsonne hatten sie eine orangene Tönung angenommen. Ihr schwarzer Blazer, den sie offen trug, hing bis zur Hüfte herab, und zwischen dem Bund der Hose aus dem gleichen glänzenden schwarzen Stoff und dem eng anliegenden weißen Top öffnete und schloss sich im Rhythmus ihres schwingenden Gangs ein Spalt, der ein schmales Band ihrer braunen Haut frei ließ. Mit jedem Schritt glitzerte ein Schmuckstein an ihrem Nabel auf.

Alastair und Sabrina, denkt sie, während sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzieht. Aber es war nur ein Traum. Ein Albtraum. Trotzdem. Seit Sabrina vor einem halben Jahr eine der Promotionsstellen an Professor Feldmanns Lehrstuhl bekam, hat sich die Atmosphäre dort verändert, denn als die Frau, die sie ist, fordert sie die Männer heraus. Man hört nun schon von weitem am humorvollen Geplänkel und gelegentlichen lauten Gelächter in der Mitarbeiterküche, dass Sabrina da ist.

Wenn sie sich dagegen vor Sabrinas Zeit dort trafen oder in der Mensa zusammen zu Mittag aßen, hatte es kaum eine Rolle gespielt, dass sie eine Frau war. Sie fühlte sich im Kreis der Kollegen wohl, weil sie das Gefühl hatte, als Person respektiert zu werden. Besonders, wenn sie sich über fachliche Fragen austauschten, blühte sie auf. Aber es war auch interessant, über aktuelle gesellschaftliche und politische Themen zu diskutieren oder zu hören, was die anderen in ihrer Freizeit machten. Das schnelle Hin und Her der scherzhaften Bemerkungen in Sabrinas Anwesenheit jedoch überfordert sie, insbesondere wenn sie merkt, dass die Grenze zum Flirten dabei überschritten wird, was sie zutiefst beunruhigt. Alastair und sie sind nun länger als ein Jahr zusammen. Inzwischen wohnt sie an den Wochenenden und manchmal auch unter der Woche bei ihm in seiner schönen Zweizimmerwohnung. Nur wenn sie ihre Ruhe braucht, zieht sie sich in ihr WG-Zimmer zurück.

Im Team ist es allen bekannt, dass sie ein Paar sind, obwohl es nicht gleich auffällt, denn auf ihren eigenen Wunsch halten sie sich mit Liebkosungen während der Arbeitszeit zurück. Für sie war ihre Liebe etwas Privates, ein starkes Band zwischen ihren Seelen, so wie in dem Gedicht von John Donne beschrieben, das Alastair für sie auf eine besondere Karte gedruckt hatte:

Our two souls therefore, which are one,

though I must go, endure not yet

a breach, but an expansion,

like gold to airy thinness beat.

Wie schön das ist! Mit Sabrina jedoch ist sie sich nicht mehr so sicher. Liebst du mich denn? würde sie ihn manchmal gerne fragen. Aber wie wertvoll sind die Worte Ich liebe dich? Wenn sie zu oft gebraucht werden, geht ihr Zauber verloren.

Außerdem weiß sie, dass sie Alastair nicht vollkommen für sich beanspruchen darf, weil es ihm Freude macht, neue Bekanntschaften zu schließen und einen Einblick in ihr Leben zu bekommen. Es ist als sammle er Lebensgeschichten. Sie dagegen empfindet immer ein anfängliches Widerstreben, wenn jemand Neues in ihren kleinen vertrauten Kreis tritt. Mit Fatima, der zweiten Doktorandin, mit der sie sich ein Büro teilt, und mit Frau Lohr, der Sekretärin, versteht sie sich besonders gut. Mit ihnen tauscht sie sich auch gerne über Privates aus.

Sie seufzt traurig und erlaubt es sich, sich noch einmal bewusst unter ihre Decke zu kuscheln, bis sie eine innere Unruhe verspürt. Sie will nicht zu spät an die Uni kommen. Wegen des Tiramisus muss sie mit der Straßenbahn fahren, was ein bisschen länger dauert als mit dem Fahrrad wie sonst. Entschlossen setzt sie sich auf, schlägt ihre Decke zurück und schwingt ihre Beine aus dem Bett.

Kaffeepause

Es ist kurz vor halb elf. Professor Dr. Jakub Feldmann schließt sein Büro ab und geht mit seiner Aktentasche in der Hand durch den Gang in Richtung Treppenhaus. Aus dem Arbeitszimmer der Postdocs Rahul Sabharwal und Alastair Collins erreichen ihn lebhafte Stimmen. Eine Frau lacht hell auf. Sabrina Kühnel. Er schaut durch die offene Tür hinein, um kurz ein paar freundliche Worte zu sagen. Sabrina hat sich in Ermangelung eines dritten Stuhls auf den langen Schreibtisch am Fenster zwischen die beiden Männer gesetzt. Sie stützt sich mit den Händen auf der Tischplatte ab, während ihre mit einer schwarzen Nylonstrumpfhose bekleideten Beine lässig vor- und zurückbaumeln. Ihr enger schwarzer Rock reicht bis zur Mitte der Oberschenkel. Als sie ihn sieht, wird sie ernst und grüßt höflich. Die beiden jungen Männer haben sich ihm ebenfalls zugewandt: Rahul, mit seinem braunen, ebenmäßigen Gesicht und kurzen, schwarzen Haaren und Alastair, das rötlich blonde Haar ebenfalls kurz. Ein Dreitagebart in einem etwas dunkleren Farbton steht borstig auf Kinn und Wangen seines breiten, hellen Gesichts.

»Eigentlich wollte ich Teresa kurz sprechen«, sagt er. »Aber sie hält gerade ihr Proseminar, nicht wahr? Dann eben nach der Mittagspause. Ich habe um 11 Uhr eine Sitzung und vorher noch eine kurze Besprechung.«

Als er sich abgewendet hat und seine Schritte verklingen, sagt Sabrina förmlich:

»Danke für deine Unterstützung, Alastair. Darf ich dich auf einen Kaffee einladen?«

»Okay«, sagt dieser lässig. »Ich kann auch eine Pause brauchen.«

»Lass uns in die Cafeteria gehen«, schlägt Sabrina vor. »Dort schmeckt der Kaffee besser, und sie haben auch Croissants. Ich hatte noch kein Frühstück.«

Mit seiner Zusage ist Alastair einem Impuls gefolgt, den er nun schon fast wieder verwünscht. Ihm ist bewusst, dass Teresa nicht so erfreut darüber wäre. Trotzdem. Er möchte gerne mehr über diese Frau erfahren. Bisher war nie die Zeit oder die Gelegenheit dafür. Vorhin hatte sie ihn um einen Rat gefragt. Daraus ergab sich ein Fachgespräch. So sollte es doch in einem Forschungsteam sein. Und es ist auch nichts dabei, wenn er jetzt mit dieser Kollegin eine Kaffeepause macht.

Die Cafeteria befindet sich im Erdgeschoss auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs. Während sie hinüber gehen, fragt er sie noch ein paar Details zu ihrer Doktorarbeit. Dann drückt er die Eingangstür auf und lässt ihr galant den Vortritt.

Um diese Zeit sitzen nur einzelne Studenten an den Tischen vor ihren Unterlagen oder Laptops. Da an der Theke sonst niemand wartet, kommen Sabrina und er schnell voran. Sie setzen sich an einen Zweiertisch an die Fensterfront: Sabrina mit einem Croissant und einer Tasse Kaffee und Alastair, der nicht hungrig ist, mit einer Tasse Kaffee.

»Vermisst du England?« fragt Sabrina unvermittelt.

»Nein, nicht wirklich«, antwortet Alastair kurz angebunden. »Das einzige was mir fehlt, sind die kurzen Wege zum Meer.«

Warum ist er auf einmal so abweisend? wundert sich Sabrina. Tut es ihm schon leid, dass er der gemeinsamen Kaffeepause zugestimmt hat? Da sie gerne mehr erfahren möchte, hakt sie nach.

»Wo bist du aufgewachsen?« fragt sie, bevor sie in ihr Croissant beißt.

Obwohl Alastair nicht so gerne über seine Familie spricht, nimmt er sich zusammen und antwortet ausführlich:

»In Richmond gleich westlich von London, in einem schönen Einfamilienhaus, einer viktorianischen Villa. Sie gehörte meinem Großvater, der Miteigentümer einer kleinen Werft war. Aber mein Vater hatte kein Interesse, in die Firma einzusteigen. Er arbeitet im Management einer Bank, und meine Mutter ist Rechtsanwältin. Sie spielt auch sehr gut Klavier. Von ihr habe ich meine Liebe zur Musik«, sagt er versonnen. Damit sie nicht denkt, er sei sentimental, fügt er nüchtern hinzu:

»Natürlich ging ich auf eine Privatschule. Und du?«

»Ich war an einem Gymnasium in München«, erzählt Sabrina. Meine Eltern sind Ärzte. Mein Vater ist Chirurg und meine Mutter Neurologin. Beide sind Koryphäen auf ihrem Gebiet. Sie wollten, dass ich auch Medizin studiere. Aber ich habe den Numerus Clausus nicht erreicht.«

Nach ihrem Lächeln zu schließen ist sie nicht besonders traurig darüber.

Alastair fragt nach: »Numerus Clausus?«

»Das ist der Notendurchschnitt im Abitur, den man braucht, um einen Medizinstudienplatz zu bekommen«, erklärt Sabrina.

»Aha«, meint Alastair.

»Aber es war nicht nur der NC«, fährt Sabrina fort. »Ich wollte einfach etwas Anderes studieren. Weißt du, wir sind eine Medizinerfamilie. Bei uns zu Hause ging es immer nur um die Klinik. Meine Eltern haben viel gearbeitet. Mein Bruder und ich – wir sind oft bei den Großeltern gewesen. Mein Bruder hat dann auch Medizin studiert. Inzwischen macht er seine Facharztausbildung. Ich wollte nach dem Abi einfach nur weg von zu Hause und raus aus München.

Und warum bist du nicht in England geblieben? Mir hat es dort sehr gut gefallen. Während meines Auslandsjahrs war ich an der Uni Liverpool.«

Angesichts von Sabrinas Offenheit ist Alastairs Widerstreben dahingeschmolzen. Er hat sich auf das Thema eingestimmt und erzählt bereitwillig: