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Die Erde im Jahr 2070 wird von einer Alien-Invasion der besonderen Art heimgesucht. Die Kreke, wie sie sich selbst nannten, waren seit Jahrtausenden in einem ausgehöhlten Asteroiden unterwegs auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die Invasion der insektenartigen Wesen begann scheinbar harmlos. Sie vergruben sich wie Maden in der Erde, um sich dort mehrmals zu verpuppen und rasant zu vermehren, bis sich die ehemals stumpfsinnigen Ankömmlinge als monsterhafte, insektenartige »Hominiden« entpuppten, die so erfolgreich den neuen Planeten ausweideten, dass in kürzester Zeit kein Leben mehr existieren konnte. Die Insektenrasse, mit Schwarmintelligenz gesegnet, aber ohne echten Verstand, hatte alles aufgefressen. Und am Ende fraßen sie sich gegenseitig. Die Erde war unbewohnbar geworden. Nur einer kleinen Schar Menschen gelang die Flucht in die bereits bestehenden Raumstationen im Orbit des Mars. Von dort aus begannen die Überlebenden mit dem Projekt »Terraforming Mars«, das schon nach tausend Jahren mit der Besiedelung des Planeten erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Wie schon in seiner Science-Fiction-Reihe »Zeitsprünge« verarbeitet der Autor auch in dieser neuen Science-Fiction-Story aktuelle Probleme mit Knowhow und Augenzwinkern zu einem unterhaltsamen Lesevergnügen.
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Seitenzahl: 82
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Die Vorgeschichte, wie alles begann
Die 2020er Jahre
Ähnlichkeiten mit zukünftigen Personen oder Geschehnissen sind rein zufällig und keinesfalls beabsichtigt.
1. TEIL
2070
AC-10997-B
Rückblick im galaktischen Kalender um ca. 540.000 irdische Jahre
Exodus
Der achte Kontinent
Sie waren gekommen, um zu bleiben
Die Saat geht auf
Die unheimliche Gefahr aus dem Untergrund
Massenaussterben 6.0
Die neuen Herren der Erde
Mining Unit 2
Es kam dann aber doch etwas anders
Es war einmal anno 2072
2. TEIL
3112
Die stählernen Katakomben
Der Earth Report
Ein Jahr später
Anhang und Nachgedanken
Es war einmal
Oumuamua
Ein letztes Wort
Über den Autor
Mark »Boss« Zeptor hatte es verstanden, vollmundig und mit großartigen Versprechungen gespickt Millionen Aktien unter das hoffnungsvolle Anlegervolk zu streuen. Wie viele andere schon vor ihm verfolgte er mit den Spar- und Anlagegeldern anderer Leute, eigene Ziele zu realisieren. Mark »Boss« Zeptor gründete sein privates Hightech-Raumfahrtunternehmen zu einer Zeit, als private Raumfahrt gerade begann, in Mode zu kommen.
Sein Halbbruder Leon DeSato Zeptor war da weniger visionär geprägt. Er handelte mit Devisen, war ein talentierter Shortseller und spielte überall dort mit, wo auch immer die Gerüchteküche einen schnellen Dollar versprach. Also gründete er aus dem Nichts heraus die Bitcoin Börse »ORGANO«. Eine unübersehbare Schar von Anlegern, Spekulanten und Gutgläubigen brachten ihr sauer verdientes Geld ein und hofften auf schnelle und überproportionale Ernte. Was auch geschah.
Die Spekulanten haderten aber dann mit sich, als sie sahen, dass es auch nach ihrem Ausstieg ungebremst weiter in die Höhe ging. Der Verstand setzte bei nicht wenigen aus, und nachdem auch das bekannte Bauchgefühl kein verlässlicher Ratgeber mehr war, reinvestierten die meisten erneut. Es lief, von vielen Außenstehenden neidisch verfolgt, richtig gut. Dann schloss Leon DeSato Zeptor den Handel mit den imaginären Werten übergangslos, plötzlich und unangekündigt. Billionen verschwanden über Nacht im elektronischen Dickicht und im weltweiten Bankengeflecht auf Nimmerwiedersehen.
2070: Regierungen, Einzelstaaten sowie Staatenbündnisse haben ihre Macht- und Führungskompetenzen längst an mächtige Industrieunternehmen oder Einzelpersonen abgegeben – sind quasi sang- und klanglos auf das Niveau von Debattierklubs herabgesunken.
Mit der permanenten Zuwanderung von Flüchtlingen in die entwickelten Länder verbreiteten sich deren Gewohnheiten innerhalb der Aufnahmeländer. In gleichem Maße nahm die Bedeutung der Nationalstaaten kontinuierlich ab.
Zwischen den neuen Machtzentren und Fürstentümern vegetierten die Menschenmassen in selbstorganisierten Slums und Favelas mehr oder weniger miserabel dahin.
Am Ende war die Rückkehr zu archaischen Zuständen praktisch unumkehrbar abgeschlossen.
Rubin Zeptor arbeitete schon immer eng mit seinem Großvater Mark zusammen. Schließlich ging es um nicht weniger als den Bergbaukonzern, den er einmal erben und weiterführen soll.
Rubin lief also auf seinen kleinen, wackeligen Beinchen schon früh mit dem Opa mit. Er sah ihm zu, wie der Opa den Abbau der verschiedenen Rohstoffe auf dem irdischen Mond und im Asteroidengürtel und deren Weiterverarbeitung vor Ort managte. Er sah ihm zu, wie der Opa mit seinen Angestellten und Bergbauingenieuren, aber auch mit seinen Raumschiffkommandanten umging und verfuhr. Oft saß er zu Opas Füßen und spielte mit Gesteinsproben und einem alten Gaschromatografen Prospektor.
Mark Zeptor war für das Kind Mutter und Vater zugleich. Er redete von seiner Arbeit mit dem Enkel und hörte sich dessen kindliche Probleme an, aber auch die tollen, unbelasteten Ideen, die den kleinen Gehirnwindungen bisweilen entsprangen.
Rubins Mutter war das, was Rubin manches Mal spielte, Prospektorin. Als solche war sie unentwegt auf der Suche nach ergiebigen Rohstoffquellen, die es auszubeuten lohnte. Das füllte sie völlig aus. Mit der Mutterrolle hatte Audry Zeptor-Lengly nichts am Helm. Das konnte ruhig jeder wissen.
Etliche Jahre später arbeiteten Rubin und Opa Mark als Team zusammen. Und die Übergabe des Unternehmens ging dann nur eine kurze Periode später vonstatten.
Rubin steuerte AC-10997-B an, ein zwanzig Kilometer großer Gesteins-Asteroid, den die Firma nun seit mehr als drei Jahren Stück für Stück auseinandernahm, um an die wertvollen Rohstoffe heranzukommen. Metalle, Gase und Wasser in Form von Eis; nicht unwichtig für die Energiegewinnung vor Ort.
Mit der Sonne im Rücken erschien AC-10997-B wie ein mattschwarzer Fleck vor tiefschwarzem Hintergrund. Ein silberfarbener Fleck auf seiner Oberfläche markierte den Standort der Fabrik auf dem Asteroiden. Mit gleichmäßiger Geschwindigkeit näherte sich Rubin mit seinem Firebird IV 1 dem silbernen Funkeln.
Entgegen den alten Hollywood-Filmen muss Rubin nicht wie irre zwischen herumtaumelnden Gesteinsbrocken navigieren, um im Sekundentakt irgendwelchen Felsstücken auszuweichen. In der Realität ist der Raum zwischen den inneren Gesteinsplaneten und den äußeren Gasriesen fast schon als unendlich und leer zu bezeichnen. Milliarden Bruchstücke, Asteroiden und eingewanderte Kleinstplaneten verlieren sich geradezu in den ungeheueren Weiten.
Rubin setzte im Hangar der Fabrik seinen Firebird IV auf einer Parkverriegelung sanft auf. Ein bunter, metallic-silberner Tupfer zwischen den parkenden grauen Raumtransportern der Ingenieure und des Personals. Rubin begab sich direkt in die zentrale Leitstelle, wo ihn Christian Bolgor, der die Fabrik leitet, bereits erwartete. Da AC-10997-B nur eine sehr schwache Anziehungskraft hatte, waren Rubins Stiefel, wie die des gesamten Personals auch, elastisch magnetisiert. Das ermöglichte den Leuten ein einigermaßen gewohntes Gehen. Trotzdem müssen die Leute täglich für eine gewisse Zeit in der Zentrifuge trainieren. Die 1,2-fache Erdanziehung ist für den Erhalt des Bewegungsapparates und aller Körperfunktionen unabdingbar. Auch der Toilettenraum innerhalb der Zentrifuge wird gerne von den Leuten benützt. Wer macht‘s nicht gerne so, wie man es seit jeher gewohnt ist.
»Hi, Boss!«, begrüßte Christian den Freund wie gewohnt herzlich.
»Christian!«
»Die aktuellen Daten des Prospektors liegen jetzt vollständig vor«, sprach Bolgor an, was ohnehin schon großteils bekannt war. »Aus diesem Quadranten ist nichts mehr herauszuholen. Die Frage ist jetzt, ob wir die Fabrik auf die andere Seite des Asteroiden versetzen, um den Gold-Claim auszubeuten, oder ob wir uns endgültig vom Objekt lösen.«
»Danke, Chris«, sagte Rubin bereits in Gedanken.
Er wollte die Frage schnellstens vom Tisch haben. Konzentriert blickte er auf das Zahlenwerk des Prospektors, das sein Kommunikator in den Raum projizierte. Wie gewohnt legte Rubin den Zeigefinger an die Lippen, wie er es seinerzeit von seinem Opa Mark abgeschaut hatte. Man konnte es ihm förmlich ansehen, wie er die Zahlen überschlägig verarbeitete. Nach Prospektor Hanams Zahlen wären noch gut zwanzig Tonnen Gold förderwürdig. Alle anderen restlichen Rohstoffe von Wert sind vernachlässigbar.
»Hm … ja«, machte Rubin nach nur wenigen Augenblicken. »Chris, wir versetzen die Fabrik nach AN-189928-CC. Der Asteroid scheint sehr vielversprechend zu sein. Das Gold hier abzubauen lohnt nicht. Das sollen andere fördern, falls irgendjemand Interesse daran haben sollte, was wohl eher unwahrscheinlich ist.«
»OK, Rubin. Ich werde die Abteilungsleiter anweisen, alle Vorbereitungen zu treffen. In zwanzig Stunden können wir dann damit beginnen, die Fabrik zu versetzen. Ich rechne mit bis zu sieben Monaten Fahrt für die zweieinhalb Millionen Kilometer, die bis zu dem neuen Standort zurückzulegen sind.«
Da die Sache nun beschlossen und abgesegnet war, begaben sich Rubin und Chris in die Stadt. Eine Zwischenebene innerhalb der gigantischen Fabrik mit Läden, Restaurants, Kinos, Bars und Clubs aller Art. Das Personal und Durchreisende haben hier genügend Möglichkeiten, ihre freie Zeit zu verbringen oder Einkäufe zu tätigen. Rubin und Chris begaben sich ins »Stargate«, das so etwas wie ihre Stammkneipe war.
Eine Theorie besagt, dass der Asteroidengürtel die Überreste eines neunten Planeten sein könnten, den Urkräfte vor Urzeiten zerrissen hatten. Wenn dem so ist, dann dürften die schweren Metalle aus dem Planetenkern allesamt noch durch den Gürtel schwirren. Insbesondere auch Gold. In der Erdgeschichte sind über die Äonen nur geringe Mengen des edlen Metalls in die obersten Erdschichten gelangt. Zum Beispiel durch Vulkantätigkeit.
Sobald aber die Rohstoffe des Asteroidenrings industriell abgebaut werden, ist Gold nur noch schön anzuschauen, aber mehr auch nicht. Der Mythos des Goldes ist dann dahin.
Die Fabrik wird sich ihrem Ziel auf den letzten Metern nur noch durch die natürliche, minimale Gravitation von AN-189928-CC annähern. Direkt vor dem ersten Kontakt werden die allgemein nur Korkenzieher genannten Ankereinheiten aktiviert. Die Bezeichnung Korkenzieher kommt nicht von ungefähr. Schrauben sich doch Dutzende davon für eine erste Verankerung mit dem Asteroiden in dessen Oberfläche hinein. Gleich darauf wird eine feste Verbindung von Asteroid und Fabrik hergestellt. Mit der Vereinigung von Fels oder losen Subtanzen und der Mining Unit knallen dann traditionell die Champagnerkorken. Wobei dann aber so etwas wie ein Korkenzieher auch 2070 nicht vonnöten ist.
Space Mining Association ist die Vereinigung der meisten Bergbauunternehmen, die ihr Geschäft in den Sphären des Sonnensystems betreiben. Außer der Ausrichtung des jährlich stattfindenden »Star Mining Festivals«, obliegt der Association die Überwachung und Steuerung der »Moon Building Cooperation« seiner Aktionäre.
Etliche Bergbauunternehmen haben sich schon mehr oder weniger beachtliche Areale der Marsoberfläche reserviert. Eine Generationeninvestition. Keiner der Eigner des Grundbesitzes wird Zeit seines Lebens den Mars als menschliches Habitat erleben können. Frühestens ihre Urenkel werden sehen, wie die ersten Wälder gepflanzt und Menschen ungeschützt auf der Oberfläche wandeln werden.
Bevor sich die Fabrik endgültig von AC-10997-B lösen wird, werden noch zwei einfache Triebwerke und eine Steuer- und Überwachungseinheit am Asteroiden verankert. Schon kurz nachdem der Asteroid sich selbst überlassen worden war, brachten die Triebwerke das Gesteinsobjekt auf einen neuen Kurs. Nach einer errechneten Reisezeit von achtundfünfzig Jahren wird es sich dann an den kleinen Mond Deimos annähern und bestenfalls mit ihm verbinden. Die Massen der kleinen Marsmonde Phobos und Deimos sollen so kontinuierlich vermehrt, ihre Anziehungskräfte verstärkt werden.
In ferner Zukunft, so die Spekulation, werden dann die Anziehungskräfte der Monde auf den Marskern einwirken, ihn aufheizen und verflüssigen. Ziel ist es, den planetaren Dynamo wiederzubeleben, sodass der Mars einen natürlichen Schutzschirm gegen die harten Strahlen der Sonne und den Gammastrahlen der Galaxis wieder aufbauen und aufrechterhalten kann. Spätestens dann könnte einer Besiedelung des Mars nichts mehr im Wege stehen.