Heiraten! Oder besser doch nicht? - Dietmar Krönert - E-Book

Heiraten! Oder besser doch nicht? E-Book

Dietmar Krönert

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Beschreibung

„Heiraten! Oder besser doch nicht?“ sind die Aufzeichnungen eines jahrelangen Scheidungskriegs, wie es eine allgemeine Redensart nennt. Im Falle des Autors trifft diese allerdings nicht zu, denn in einem Krieg sind beide Seiten mit Waffen ausgestattet. Der Autor aber ist ein entwaffneter Gegner, der, mit allen Tricks und Winkelzügen in die Ecke des bösen Buben gerückt, weder bei der Justiz noch bei seinem eigenen Anwalt Gehör findet. Ein ungleicher Krieg, der ihn an den Rand des physischen, psychischen und finanziellen Abgrunds bringt. Es sind aber nicht nur sehr persönliche Erfahrungen, die der Autor wiedergibt, sie vermitteln auch einen überraschend realistischen Einblick, wohin der „schönste Tag im Leben“, wie die Hochzeit gern genannt wird, führen kann, wenn dieser unüberlegt eingegangen wird. Zu informieren, bevor man die Entscheidung seines Lebens fällt, ist deshalb auch ein vorrangiges Anliegen des Autors – zu informieren über die eigenen Fehler und Unterlassungen, aber auch über die des Rechtsstaats und des Gesetzgebers. Denn hinterher ist es meist zu spät.

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INHALT

Vorwort

Einleitung

Das erste Buch

Wie mir geschah!

Der Anfang war zugleich das Ende

Der Schmuck

Der Sohn

Der Urlaub

Die Sammlung

Das Familiengericht

Der Auszug

Das Drama Scheidung entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte

Und nun zum Schluss(?)

Das zweite Buch

Die Unwürde

Vorab

Jetzt geht es endlich zur Sache

Kostenaufstellung

Kuriosum am Rande

Die Sache mit der Würde

Hätte!

Eilmeldung!

Danke!

Offener Brief an das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe

Das dritte Buch

Zeitsprung

Die Scheidung

Zur Auflockerung des grauen Themas!

Das letzte Kapitel

Eine weitere Steigerung des Dramas

Nachtrag 2017

Danke!

Bilder des Privatmuseums »Überraschungs-Ei«

Ein Vorwort muss sein, wir wollen ja wissen, worum es im Grunde geht!

Und denken Sie daran, hinterher ist es meistens zu spät!

VORWORT

Die Ehe einzugehen gehört inzwischen zu den größten Unwägbarkeiten und Lebensrisiken unserer Zeit. Da wird man leicht zum Spielball anderer Interessen.

Während unser hochtechnisiertes Alltagsleben trotz rasantem Massenverkehr kaum noch Gefahren birgt, die Gefahr eines Krieges in Europa kaum denkbar ist, ist es eigentlich absurd, dass ausgerechnet von der Liebe und der Zuneigung unter den Menschen so große Gefahren ausgehen sollen, bis hin zum existenziellen Ruin.

Wenn Sie ein gutmütiger Kerl sind, der sich an Regeln hält und seinen Verpflichtungen stets nachkommt, also der ganz normale Durchschnittsehemann, haben Sie unter Umständen schon verloren. Sie sind das ideale Opfer!

Wenn Sie an den falschen Partner geraten, der nicht die Gemeinsamkeit, sondern den eigenen Vorteil sucht, wird man Sie nach allen Regeln der Kunst ausplündern. Sie werden zum Opfer eines Raubzuges unter Zuhilfenahme von Recht, Gesetz und Justiz.

Wenn Sie also den falschen Partner gewählt haben, was gar nicht mal so selten vorkommen soll, werden Sie im Trennungsfall bald merken, dass es eine Tendenz gibt, der Frau einen Rechtsvorsprung einzuräumen, einfach aus der Tradition heraus. Ihnen werden dann, wie in vielen Fällen, nur noch die Verpflichtungen bleiben, oft auf unbestimmte Zeit.

Recht kommt natürlicherweise nirgendwo vor! Es ist nicht von sich aus existent. Recht wird gemacht, Recht wird verkündet, gesprochen, ausgelegt, manipuliert und verdreht. Es ist somit ein Produkt, entstanden aus menschlichen Ideen. Behaftet von menschlicher Willkür, menschlichen Schwächen und Vorurteilen. Und da es als natürliche Ressource nicht vorkommt, ist es wohl auch so schwer, es zu finden und zu bekommen!

Es ist schon erstaunlich, wie man in einer entwickelten, demokratischen Gesellschaft unter Zuhilfenahme von Recht und Gesetz ausgeplündert und entwürdigt werden kann.

Dieses Buch erzählt die groteske Geschichte eines treusorgenden Ehemannes und de facto Stiefvaters, dem von Ehefrau und deren Sohn nicht nur alles genommen wird, was er in 23 Jahren erarbeitet und erspart hat, sondern der von diesen am Ende auch noch zum Buhmann gestempelt wird.

Man könnte annehmen, dass sich so etwas nur Film- oder Romanautoren ausdenken. Aber es ist meine persönliche Geschichte, und es sind meine persönlichen Erfahrungen.

Wer in eine solche Situation gerät, für den hat der Gedanke, aus dem Leben zu scheiden und alles hinter sich zu lassen, einen gewissen Charme. Man ist in so einer Situation völlig allein, einzig das Schreiben – es sich von der Seele schreiben – wirkt dem Gedanken entgegen.

Dietmar Krönert im Dezember 2009

EINLEITUNG

Da Sie dieses Buch aufgeschlagen haben und daher wohl zu jenen Menschen gehören, die sich Gedanken machen, besteht immerhin eine reelle Chance, Ihr Leben zu retten.

Und das ist nicht nur so dahingeschrieben. Ich weiß es aus eigener Erfahrung! Für mich hatte zu einer gewissen Zeit eine Krebsdiagnose und die Fifty-fifty-Chance zu sterben etwas sehr Tröstliches. Der Gedanke, dass eine höhere Macht drauf und dran war, meinen Kummer zu beenden, mich von allen Sorgen zu befreien, löste eine gewisse Befriedigung in mir aus.

Machen wir uns also daran, Ihr Leben zu retten, und zwar in einem ganz anderen Sinne.

Sie können unter Umständen, und dazu noch unverschuldet, in eine Situation geraten, in der Sie faktisch kein Leben mehr haben werden. Mann oder Frau begibt sich oftmals recht blauäugig in die Ehe. Man denkt einfach momentane Glücksgefühle in die Zukunft fort. Schlimmer noch, man projiziert die eigenen Wünsche und Vorstellungen der Lebensgestaltung und wie die Zukunft denn aussehen soll einfach auf den Partner. Man zieht nicht in Betracht, dass mancher liebe Ehepartner ganz eigene Wünsche und Ziele verfolgt, bisweilen auch sehr egoistische Ziele.

Gleich vorab! Die Medien, nicht die Kirchen, haben heutzutage in unserer westlichen Welt den größten Einfluss auf die Frauen. Yellow Press und TV-Boulevardmagazine bombardieren tagtäglich die Damenwelt mit enorm wichtigen, frauenspezifischen Meldungen. Wer hat einen Neuen, wer trennt sich von wem, was ist in dieser oder in jener Beziehung oder Ehe gerade los. Themen, die jede Frau brennend interessieren. Wer will es da den Damen verdenken, dass sie sich diesem ständigen Bombardement nicht entziehen wollen oder können, dass sie den bunten Bildern nachgeben und ihre eigene Beziehungswelt an den medialen Vorgaben ausrichten.

Die Story des Jahres: Ein TV-Moderator, der unter anderem auch das Wetter ansagt, soll möglicherweise eine Freundin vergewaltigt haben. Aufmacher einer bunten Frauenzeitschrift: Seine Ex-Freundin sagt: »Wir wollten heiraten« und »Er hat mein Leben zerstört«. Fürwahr große Worte!

Warum ist mir so etwas nicht eingefallen, als meine Freundin mir damals mitteilte, sechs Wochen vor dem Ende meiner Dienstzeit beim Militär, dass es nun vorbei sei mit der Liebe?

Meine Mutter, die diese Zeitschrift wöchentlich liest, hat so etwas noch nicht erlebt. Die Zeitschrift war fast ausverkauft! Sie konnte gerade noch das vorletzte Exemplar für sich ergattern.

Nun, es kursieren wahre Horrorgeschichten von Betrogenen oder Verlierern beiderlei Geschlechts. Ein jeder kennt solche Fälle. Die Frau, die für die Schulden ihres Ex-Mannes aufzukommen hat und sich und ihr Kind mühsam über Wasser hält. Der Mann, der im eigenen Haus im Keller wohnt oder haust, während oben die getrennt lebende Frau mit ihrem Liebhaber residiert. So oder so: Hier werden Menschen schwer gedemütigt.

Aber warum ist das so? Ich habe da meine ganz eigene Meinung!

Bis in die Mitte der 70er-Jahre hinein war eine Scheidung oft schon drei bis vier Wochen nach Antrag vollzogen. Allerdings muss man anmerken: Damals waren Scheidungen noch kein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor. Gesetz und Recht – oder das vermeintliche Recht – standen noch im Vordergrund. Die damalige Praxis oder vorherrschende Meinung, dass die Frau so etwas wie unmündiges Eigentum des Vaters oder Ehemannes sei, stößt bei mir auf allergrößte Ablehnung. Wie viele junge Frauen sind die Ehe eingegangen, nur um der rigiden väterlichen oder elterlichen Gewalt zu entkommen?

Dann, 1975, führt die damals regierende SPD ein neues Scheidungsrecht ohne Klärung einer Schuldfrage ein. Die bis dahin fest gefügten, gesellschaftlichen Normen wurden auf den Kopf gestellt. Der Grundgedanke war vollkommen richtig. Die Selbstbestimmung und die Unabhängigkeit der Frauen kamen ein gutes Stück voran. Anders wäre unserer moderne westliche Welt auch kaum noch vorstellbar. Die Ehefrau oder der Lebenspartner, wie die Kinder übrigens auch, gehören nun mal nicht zu den Besitztümern.

Wie also kommen wir den Dingen näher?

Ich bin überzeugt, die Erklärung allen menschlichen Verhaltens liegt in der Vergangenheit. Es ist zwar nicht direkt das Thema dieses Buches: In den vergangenen zehn-, zwanzigtausend Jahren, nur um mal Zahlen zu nennen, wurden wir als Art geprägt. Und wie bei fast allen höher entwickelten Lebensformen war es auch für unsere Vorfahren enorm wichtig, einer Gruppe anzugehören und die eigene Stellung innerhalb der Gruppe zu kennen. Je höher der Rang, desto größer die Überlebenschancen! Daraus resultiert fast zwangsläufig ein großes Interesse unserer Urmütter an den Beziehungen oder besser gesagt an den Verhältnissen innerhalb der Gruppe. Ich habe es zuvor schon erwähnt: »Wer hat einen Neuen, wer hat gerade seinen Partner verloren, was ist in dieser oder in jener Beziehung gerade los?« Ein möglichst hochrangiger Urzeitmann machte das Überleben etwas sicherer. Gleichzeitig wurde aber auch nach möglichem Ersatz Ausschau gehalten. Denn nichts war wirklich sicher in jenen Zeiten, schon gar nicht das Überleben des Jägers und Ernährers. Ein plötzliches Zusammentreffen mit einem gereizten Bären oder ein Abgrund zum Beispiel, und innerhalb der Gruppe änderten sich die Verhältnisse praktisch über Nacht.

Da ist es von entscheidendem Vorteil, wenn man schon einmal mit dem Nächstbesten geliebäugelt hat.

Dazu kommt noch der stark ausgeprägte Trieb, ihr Kind unter allen Umständen zu beschützen. Kaum ein anderes Lebewesen auf diesem Planeten bedarf der mütterlichen Fürsorge und Zuwendung so lange wie der Mensch, von Pandabären und Elefanten einmal abgesehen. Und um ihr Junges durchzubringen, ist der Mutter nun mal jedes Mittel recht. Um den Ernährer macht sie sich nur wenig Sorgen, denn nichts ist in ihrem Leben so austauschbar wie der Mann an sich. So gessehen, und nur so, war es ein entscheidender Vorteil für die menschliche Art, dass die Frauen der Vorzeit mit einem stark ausgeprägten Egoismus ausgestattet waren. Es würde uns Menschen, so wie wir sind, und die Welt, wie wir sie kennen, sonst kaum geben. Keine Autobahn, kein Kino am Samstagabend. Wir würden in den Bäumen hocken und dem Sonnenuntergang beim Untergehen zusehen.

Was ehedem ein wichtiger Faktor der Entwicklung und des Überlebens der Art war, ist auch heute noch in der modernen Frau und natürlich auch im Manne nachhaltig verankert. Wir können also den Damen keinen Vorwurf machen, dass sie so sind, wie sie nun mal sind. Andererseits müssen sich nun mal alle an die Regeln innerhalb der Gesellschaft halten.

Nun zurück zum Thema: In der heutige Zeit sind Scheidungen zu langwierigen Prozessen verkommen und dazu noch äußerst kostspielig. Doch das hat Gründe! Höre ich die Meinung anderer zu diesem Thema, sagen die Leute meist: Der Staat nimmt sich aus der Verantwortung. Oder besser ausgedrückt: Der Staat will die Kosten für soziale Ansprüche auf die Expartner abwälzen.

So etwas kann man sich durchaus und auch vordergründig vorstellen. Aber ich halte von dieser Sicht nicht allzu viel. Ich meine, die Scheidungsprozedere pervertieren, warum wohl? Einflussreiche Interessen profitieren davon, dass Menschen heiraten und sich wieder scheiden lassen. Scheidungen sind ebenso wie Weihnachten, das Gesundheitssystem oder Halloween zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Es geht ums Geld, und Geld ist nun mal die vollkommene Macht in dieser Welt.

Menschen und Bürger sind wir längst nicht mehr, sondern Verbraucher und Arbeitnehmer, neudeutsch auch human resources genannt. Also nichts anderes als menschliche Reserve oder Menschenmaterial. Die wahren Gründe müssen wir wohl im Profitstreben der wirklich Reichen und Mächtigen dieser Welt suchen, jenen 100 oder 200 Familien, wer weiß das schon, die alle Macht in den Händen halten und meist noch nicht einmal bekannt sind in der Öffentlichkeit.

So groß, dass Regierungen hörig werden können. Es ist so eine Art Monopoly, das da ganz oben gespielt wird. Ich glaube, dass ich das nicht weiter ausführen muss. Jedermann weiß im Grunde, worum es geht. Das Wissen oder Erahnen nützt uns wenig. Wir müssen uns nun mal mit den Gegebenheiten auseinandersetzen.

DAS ERSTE BUCH

WIE MIR GESCHAH!

UND WAS AUCH ANDEREN SO ODER SO ÄHNLICH WIDERFAHREN KÖNNTE!

DER ANFANG WAR ZUGLEICH DAS ENDE

1993, im Alter von 43 Jahren, habe ich nochmals geheiratet. Meine Frau und ich, wir kannten uns sieben Monate, bevor wir die Ehe eingingen. Sie, lieb und freundlich, mit einem Hang zum Häuslichen und Familiären. Es gab keinen Grund für mich, daran zu denken, dass auf unsere gemeinsame Zukunft irgendein Schatten fallen würde.

Ich war bereit, alles zu tun, damit es uns als Familie – einschließlich ihrem siebzehnjährigen Sohn – in der Zukunft gut gehen würde.

Doch schon der Beginn unserer Ehe war eine Aneinanderkettung von Absurditäten. Ich musste erkennen, dass meine Frau nicht die Gemeinsamkeit suchte. So etwas hatte ich nicht erwartet, es war absolut überraschend und erstaunlich, was dann geschah. Von Anfang an waren die Kosten für mich, als de facto Alleinverdiener, in astronomische Höhen geschossen. Es gab praktisch keine andere Alternative, als meine Familie zum alleinigen Hobby zu machen. Will heißen: Mein gesamtes Nettoeinkommen plus Gelder aus Kapitelanlagen, aus Angespartem, musste ich für Lebensunterhalt und Anschaffungen aufwenden – ein Kraftakt sondergleichen!

Eine Wohnung anmieten und nahezu komplett neu einrichten. Der Sohn wohnte weiterhin in ihrer Eigentumswohnung in Pilsen. Auch hier mussten teils neue Möbel und Geräte angeschafft werden. Doch die wahren Belastungen waren ganz anderer Natur und ließen kaum drei Stunden auf sich warten.

Nach dem Standesamt und einem Essen mit allen Beteiligten fuhren wir in meine Zweizimmerwohnung, die wir noch für einige Wochen bewohnen wollten. Beim Betreten der Wohnung rief meine Frau unvermittelt: »Mein Sohn, mein Sohn, ich will sofort zu meinem Sohn!«

Gut, wir waren ja erst zwei Tage zuvor aus Pilsen zurückgekommen, und der Junge war nie ganz allein auf sich gestellt. Da waren zum einen die Großeltern und eine Nachbarschaft, wie es sie heute, auch in Tschechien, kaum noch geben dürfte. So ein Mehrfamilienhaus war damals 1993 so etwas wie ein kleines Dorf. Die 18 Familien waren 20 Jahre zuvor in den Neubau eingezogen, und an der Struktur der Bewohner hatte sich dann nichts mehr geändert. Man kannte sich und half sich gegenseitig in vielerlei Hinsicht.

Für die Reise nach Pilsen stand mir am Hochzeitstag jedoch kein verkehrssicheres Fahrzeug zur Verfügung. Mein nur zwei Jahre altes Auto war mir einige Monate zuvor gestohlen worden. Damals gab es noch lange Lieferfristen auf dem Neuwagenmarkt, also hatte ich mir für die Zwischenzeit einen gebrauchten, kleinen Fiat gekauft. Immerhin Extrakosten von 3.000,00 DM. Doch der hielt nicht lange durch. Einen Tag vor dem Standesamtstermin benötigte der Kleine eine neue Bereifung. Von unten betrachtet entpuppte der sich dann aber als völlig verkehrsunsicher. Durchrostungen, in die ich meinen Arm legen konnte. Die 800-km-Reise nach Pilsen konnte ich mit diesem Fahrzeug vergessen.

Also, tags darauf, drei Stunden nach unserer Trauung, kaufte ich einen weiteren Gebrauchtwagen. Renault, 800,00 DM, um es kurz zu machen. Aber auch dieser entpuppte sich als Verkehrsrisiko. Nach der Rückkehr aus Pilsen gab ich das Ding dem Händler zurück und kaufte bei ihm aus der Not heraus einen kleinen Fiat Neuwagen. Sieben oder acht Wochen später wurde dann auch der Ersatzwagen für das gestohlene Auto geliefert. Den musste ich dann gleich wieder verkaufen. Zwei Fahrzeuge konnte ich beim besten Willen nicht unterhalten, ich brauchte die Gelder dringend für andere Zwecke.

Es war, alles in allem, tatsächlich ein Jonglieren damals, und daran hat sich im Grunde nie etwas geändert. In 16 Ehejahren hat meine Frau immer nur in die eigene Tasche gewirtschaftet und ließ mich die ganzen Jahre über mit allen Problemen allein. Und so fühlte ich mich denn auch »alleingelassen«.

Der Mensch geht von sich selber aus – ein allgemein bekannter Spruch. Und so dachte ich lange Zeit, dass die Frau, ebenso wie ich, sich ändern würde. Man geht aufeinander zu, macht Zugeständnisse, respektiert den Partner, wie er ist. Doch weit gefehlt. Die Frau ist in dieser Hinsicht wie aus Beton gegossen. Sie hat sich niemals auch nur einen Deut bewegt.

Nach zirka zwei oder drei Wochen der Ehe meinte meine Frau unvermittelt: »Sparen ist verboten!« Mehrmals in der Folge brachte sie so zum Ausdruck, dass es ihr nur ums Geld ging. Das hatte etwas Erschreckendes, denn ich wollte ja schließlich mit meiner Frau alle Dinge besprechen und mit ihr zusammen gestalten; das Leben gestalten. Ich konnte mir zuvor so etwas nicht vorstellen, dass man die Ehe eingeht, ohne sich dann nachher mit dem Partner irgendwie zu verständigen. Das ist ja auch der Sinn einer Ehe und das Schöne daran, dass man jemanden hat, sich gegenseitig hilft, ohne den anderen zu beherrschen, was ja ganz wichtig ist.

So entstanden von Anfang an Zweifel und ein Vertrauensschwund, der jeden zukünftigen Gedanken belastete. Denn das Wichtigste, was jede Ehe und Beziehung trägt, sind ja Vertrauen, Zusammenarbeit und Zusammengehörigkeitsgefühl.

Nur wenig später hatte sich meine Frau einen 630-Mark-Job gesucht, was dem heutigen 400-Euro-Job entspricht. Wie sie so ist, besprach die Frau auch das nicht mit mir, sie verfolgte stur ihre eigenen Ziele. Andererseits hatte ich nie vor, ihr in irgendeiner Form Vorschriften zu machen. Ich setzte ja stets auf Freiwilligkeit und Vernunft. Zu diesem Zeitpunkt sagte meine Frau wieder unvermittelt, »das geht dich nichts an«, und meinte damit das Einkommen aus ihrem 630-Mark-Job. Wiederum ohne Diskussion, wiederum mehrfach, also sehr nachdrücklich. Ich habe nicht darauf reagiert, wie auch, wenn die Einsicht und der Wille zur Gemeinsamkeit nicht vorhanden sind, würde das nur in Streit und Händel ausufern.

Für mich das Niedrigste innerhalb der Familie: Streit ums Geld und Missgunst untereinander, möglicherweise noch das Bestehlen des Partners. Um solche Entwicklungen zu vermeiden, habe ich auf ihre Anfeindungen viele Jahre lang nie ein böses Wort erwidert. Genutzt hat’s nichts, im Gegenteil. Im Nachhinein, so denke ich, hatte sie meine Bemühungen, die Ehe zu schützen, als Schwäche ausgelegt und ausgenutzt.

Wer so ein Beziehungsdesaster durchlebt, dem bleibt immer ein generelles Misstrauen im Hinterkopf zurück, mehr oder weniger jedenfalls. Der Mensch wird kaum noch unbefangen auf einen anderen zugehen. Und so ziemlich jeder trägt mehr oder weniger negative Erfahrungen, die er mit anderen Menschen gemacht hat, mit sich herum. Kaum jemand ist unbelastet.