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Jeder unter uns besitzt einen Dachboden, mit tiefen Erinnerungen, Schätzen, Dinge die in Vergessenheit geraten. Aber was wäre wenn man gefangen ist an diesem dunklen Ort. The attic ist nicht nur eine Autobiografie, es ist außerdem ein Wegweiser aus diesem Dachboden, eine Flucht in die Ordnung um endlich mit alten Dingen aufzuräumen.
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Seitenzahl: 89
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Vorwort
Kapitel 1: Des Chaos Anfang
Kapitel 2: Der Dachboden
Kapitel 3: Die große Liebe
Kapitel 4: Der Wandel
Kapitel 5: Der Traum
Kapitel 6: Einsamkeit
Kapitel 7: Dachboden II
Kapitel 8: Traum II
Kapitel 9: Perfektion
Kapitel 10: Leben
Kapitel 11: Leidenschaft
Kapitel 12: Seelenzorn
Kapitel 13: Dachboden III
Ich habe mich nie gefragt, woher meine Gedanken kommen, sie waren einfach da und schon mit neun schrieb ich sie auf.
Nein, das ist falsch. Ich konnte damals kaum erwarten schreiben zu lernen, meinen eigenen Namen schreiben zu können, zu sehen, wie die Tinte die Zeichen schreibt. Meinen Namen, meine Gedanken, einfach nur ein Wort.
Ich erinnere mich daran, wie ich dasaß im Wohnzimmer, halb über den Tisch gelehnt mit einem Stück Papier und den Federhalter in der Hand. Fasziniert davon, dass ich meinen Namen schreiben konnte, mit einem Lachen, einem verschmitzten Lächeln starrte ich darauf.
Wie sich das Papier einfärbte mit der blauen Tinte und es roch so gut danach, dass ich mich vornüber beugte und daran schnüffelte wieder mit einem frohen Lachen.
Dieser Augenblick prägte mich so sehr das ich ihn nie aus meinen Erinnerungen verbannen könnte, ich würde es ewig sehen... Blaue Tinte auf weißem Papier, erst glänzend und dann matt... liegt sie weich auf dem Papier und verschwindet nicht wieder.
Ja, diese Tinte bleibt, keiner kann sie wegnehmen, keiner sie ohne Gewalt auslöschen... sie währt ewig.
Gedanken vergisst man oder sie werden weggeschwemmt von der Flut der Worte, die man im Laufe des Lebens lernt.
Zwei Jahre zuvor...
Es sind wieder einmal Herbstferien und wieder weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht. Ich habe soviel geplant, für so wenige Tage und möchte am liebsten alles auf einmal tun. Kurz, nachdem die letzte Stunde vorbei war, schwor ich mir einen Plan aufzustellen, was ich wann machen werde in den Ferien.
Doch wie so oft in meinem Leben haute es wieder einmal nicht hin und der ganze Plan, den ich mir bis in das kleinste Detail ausgearbeitet hatte, war hinüber.
Nun, wie gesagt, der Plan war hinüber und ich saß in meinem Zimmer und überlegte mir, was ich wohl als Nächstes tun könnte. Mir viel dann immer sofort mein Zimmer selbst ein, weil ich es einfach nur hasste. Mehrere Monate lang die gleichen Bilder an der Wand sehen zu müssen.
Immer wieder das gleiche Chaos, geschaffen von mir, weil ich die Ordnung nicht mochte, ich konnte es auch nicht, ich räumte auf aber fand nichts wieder. Ich sortierte meine Sachen nur um sie am nächsten Tag wieder im Zimmer so gut es ging zu zerstreuen, weil ich erst dann wieder etwas fand. Das geordnete Chaos – bin ich deswegen ein Genie, weil ich es beherrsche? Wohl kaum, denn selbst dieser Plan funktionierte nicht.
Meine Freundin rief mich an und hatte die geniale Idee in das Kino zu gehen. An einem Dienstagabend, zur Spätvorstellung. Nachdem ich im Geiste meine Geldbörse aufgemacht und hineingeschaut hatte, war mir klar, dass ich nicht mitfahren konnte. Aber dies war keine Ausrede, denn ich hatte zum Glück so eine liebe Freundin gefunden, die mir jedes Mal, wenn ich kein Geld hatte und nicht mitkommen konnte, eben welches lieh.
Ist das der Begriff einer besten Freundin?
Gesagt, getan. Ich hatte also Geld in meiner imaginären Geldbörse und wir konnten diesen wunderschönen Dienstagabend in einem Kino verbringen, das nur so vor Leuten platzte.
Welcher Film es war, kann ich jetzt nicht mehr sagen, ein ganz normaler Film, der eben in den Kinos von Deutschland anlief und der eigentlich nicht sehenswert ist. Nur zum Angeben, nur um mitreden zu können. Kann ja sein das irgendein süßer Typ danach fragt.
Besser man wusste auch banale Sachen. Solche Dinge waren für uns das Vorwärtskommen in der Jugend. Sie brachten einen gedanklich weiter. In welcher Form auch immer.
Jedenfalls war es letzten endlich ein ganz normaler irrer Abend und wir fuhren auch gleich danach wieder nach Hause. Und am nächsten Morgen waren wir wieder topfit und hatten ein Gesprächsthema.
Eben das sind beste Freundinnen, sie lassen einen nie im Stich, haben komischerweise immer Geld parat und sie verstehen es, dein eigenes Ich zu unterhalten. Was du ja selbst nicht kannst, da du es ja nicht siehst, so von außen.
Nur von innen, du kennst den Abschaum, du kennst die Höhen... ein Dritter sieht nur die Höhen und manchmal nur die Nähe vom Abgrund – aber niemals den Abgrund selbst.
Meine beste Freundin lernte ich im Kindergarten kennen, wir waren 4 oder 5 als ich sie das erste Mal sah. Wie sie dastand mit ihrem gelben Kleidchen, das mit Blumen verziert war, weißen Kniestrümpfen und ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter. Sie war neu und ich schaute sie interessiert an, während ich mich in einem Schrank zu schaffen machte. Ich glaube ich suchte nach Spielen, etwas womit ich mich beschäftigen konnte.
Ich glaube sie tat mir leid, als ich ihre Tränen sah, wusste aber als Kind nichts davon, ich wunderte mich eine Sekunde und sah in der Nächsten alles mit kindlichen Augen.
Aber meine Erinnerungen sind schwach, hier und da ein paar Brocken von dem Erlebten, aber ich weiß, dass sie zu meinen Kindergeburtstagen war und das wir Spaß hatten.
Als wir in die Schule kamen, trennten sich unsere Wege mehr oder weniger, sie war in der A-Klasse und ich in der B-Klasse, somit sahen wir uns selten. Aber dies änderte sich, als sich unser Schulsystem änderte. Die beiden Klassen wurden zusammengelegt und ab da begann unsere eigentliche beste Freundschaft.
Ich erinnere mich, dass ich sie jeden früh von der Schule abholte und sie mich immer fragte „bin ich zu sehr geschminkt", „aber nein" sagte ich und wir gingen gemeinsam in die Schule. Wir teilten alles und zeitweise glaubten die Menschen wir wären siamesische Zwillinge. Es war eine wirklich tolle Zeit und eine Zeit, in der man nie wirklich darüber nachdenkt, was beste Freunde eigentlich ausmacht. Man hat Streit, versöhnt sich wieder, spricht nicht miteinander oder weint sich aus. Aber niemals fragt man sich, was wäre, wenn dies alles nicht da wäre.
Es gab eine bestimmte Zeit in meinem Leben da war sie nicht da und ich muss sagen diese Zeit war sehr geprägt von Einsamkeit, plötzlich war keiner mehr, da mit dem man sich unterhalten konnte, plötzlich war die Welt viel kleiner und jede kleinste Freude, die man früher geteilt hat, schien nun sinnlos.
Aber die Jahre vergingen, wir wurden reifer und sind nach wie vor miteinander befreundet, obwohl jeder sein eigenes Leben hat, hat jeder von uns noch immer dieses kindliche Aufblitzen in den Augen, wenn Geschichten erzählt werden aus der Jugend und Kindheit.
Ich glaube dies sind die Augenblicke, in denen einem bewusst wird, was Freundschaft bedeutet und das sie mit nichts zu ersetzen ist.
Ich habe einmal in einem großen Haus gewohnt, mit einem großen Garten, und immer wenn etwas geschah, dann habe ich mich entweder auf dem großen Dachboden verkrochen oder mich in den Garten gesetzt bis in die Dunkelheit hinein.
Als ich meinen Abschluss machte, setzte ich mich in den Garten, als ich eine Lehre machte, setzte ich mich in den Garten, als meine große Liebe Schluss machte, ging ich hinauf auf den Dachboden.
Dann, eines Tages, zogen wir um ..., aber wo sollte ich hin? Der Garten gehörte nicht mehr uns, der Dachboden auch nicht mehr.
Also, wo ich doch dieses Haus und diesen Garten mein ganzes Leben lang geliebt habe, wo sollte ich hin um mich zu verkriechen?
Ich war ein Kind der Einsamkeit und plötzlich sollte ich mein Leben mit vielen fremden Menschen teilen?
Aber ich dachte mir, „so sei es" und kümmerte mich wenig um die Menschen um mich herum.
Ich verkroch mich in der Vergangenheit, in die Tiefen meines Schmerzes und der Sehnsucht. Für mich war der Garten jetzt die äußere Welt, meine Seele aber war der Dachboden, der sich jeden Tag mit neuen abgetragenen und vergessenen Dingen füllte.
Mit achtzehn erst lernte ich die Liebe meines Lebens kennen. Oh, sie kam unerwartet und der stärkste Orkan hätte mich zu dieser Zeit nicht umgeworfen. Aber er, er tat es. Kam einfach in mein Leben, hauchte mich an und ich verlor mein Gleichgewicht. Doch er hielt mich fest, sogar als wir einschliefen und gemeinsam aufwachten. Jeden Tag wandelte ich zwischen Schluchzen und Jauchzen, zwischen Weinen und Lachen und nie, egal was er tat, war ich Böse auf ihn.
Zum Zeichen unserer Liebe kauften wir uns Ringe und steckten sie uns an. Wie sollte ich da Zweifel haben an seiner Liebe? Warum sollte ich da noch großartig über das Ende nachdenken? Ich tat ALLES für ihn ...
Ich glaube man nennt es hörig, aber ich glaubte es sei Liebe. Den anderen musste es doch auch so gehen, war es nicht normal?
War es nicht normal, dass ich alles tun musste, was ER sagt, dass ich IHM zuhören musste, dass ER recht hatte?
Und das MEIN Wort nicht zählte, und das ICH immer falsch lag und das MEINE Taten nicht berücksichtigt wurden?
Für mich war er wie eine Droge und mit jedem Tag wurde ich immer abhängiger. Es war ein berauschendes Gefühl, eine Flüssigkeit, die langsam durch deine Adern fließt, ein Serum für ein Leben voller Glück und Lachen. Ein Balsam, dass dich schnell töten kann, dass dein Gefühl für wirkliches Leben zu Brei verarbeitet oder einfach nur zerfrisst – wie Säure. Und deswegen konnten nichts und niemand uns trennen, oder meine Gedanken, mein Gespür für IHN zunichtemachen.
Eines Tages aber drehte er sich um und ging ...
Ein Abschied war es nicht, denn trotz des Schmerzes, löste er immer noch einen Orkan in mir aus, und obwohl ich wusste, dass er mit seiner ehemaligen Freundin wieder zusammen war, liebte ich ihn noch immer.
Du kannst versuchen eine Therapie zu machen, dich einschließen und versuchen von der Droge runterzukommen. Einen Entzug mit dem festen Vorsatz, dass du nie wieder so eine Droge kostest.
Aber die Rollen waren klar aufgeteilt. ER, neu verliebt und vernarrt in die Gegenwart, SIE, hoffnungsvoll in die Zukunft schauend, und ICH, die traurige Verlassene, die sich an die Vergangenheit klammerte.
Und obwohl du glaubst über diese Droge hinweg zu sein, holt sie dich jedes Mal wieder ein.
So auch geschehen an einem ganz normalem Tag.
Ich ging zur Schule, ich hatte Sport und wäre mit der Straßenbahn wieder zurück gefahren, wenn ein Junge von meiner Klasse mich nicht gefragt hätte mit dem Auto mitzufahren.
Ich tat es und obwohl dieser Tag gewöhnlich schien, war er es nicht.