The Hunter's Daughter - Mia Kingsley - E-Book + Hörbuch

The Hunter's Daughter E-Book und Hörbuch

Mia Kingsley

5,0

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Beschreibung

Catch me. "Ein Mal. Nur ein Mal möchte ich ein normales Familientreffen haben. War es wirklich so viel verlangt, zum Brunch zu gehen? Hannah, tu was." "Warum soll ausgerechnet ich etwas tun?" "Du bist die Älteste." "Und? Ich sitze hier genauso gefesselt wie ihr. Meinst du vielleicht, ich habe irgendwelche magischen Kräfte, nur weil ich zufällig die Älteste bin?" "Falls du welche hast, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sie einzusetzen. Zum Beispiel, um die Bombe vor unserer Nase zu entschärfen." "The Hunter's Daughter" baut auf den Geschehnissen aus "The Twisted Kingdom" Band 1-5 sowie "The King's Son (The Twisted Kingdom 6)" auf und spielt etwa 30 Jahre später. Alle Bände der Reihe sind bereits erschienen. Empfohlene Lesereihenfolge: The Twisted Princess (The Twisted Kingdom 1) The Twisted King (The Twisted Kingdom 2) The Twisted Empire (The Twisted Kingdom 3) Catching The Hunter (The Twisted Kingdom 4) Loving Miss Killer (The Twisted Kingdom 5) The King's Son (The Twisted Kingdom 6) The Hunter's Daughter (The Twisted Kingdom 7) Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache.

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Zeit:4 Std. 52 min

Sprecher:Katharina Lichtblau
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THE HUNTER’S DAUGHTER

THE TWISTED KINGDOM 7

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

INHALT

The Hunter’s Daughter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Nächster Band der Reihe: The Girl Named Juliette/The Boy Named Jackson

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Über Mia Kingsley

Copyright: Mia Kingsley, 2018, Deutschland.

Coverfoto: © Veronika Bakos - Fotolia.com

Korrektorat: http://www.swkorrekturen.eu

ISBN: 9783963705113

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

THE HUNTER’S DAUGHTER

»Ein Mal. Nur ein Mal möchte ich ein normales Familientreffen haben. War es wirklich so viel verlangt, zum Brunch zu gehen? Hannah, tu was.«

»Warum soll ausgerechnet ich etwas tun?«

»Du bist die Älteste.«

»Und? Ich sitze hier genauso gefesselt wie ihr. Meinst du vielleicht, ich habe irgendwelche magischen Kräfte, nur weil ich zufällig die Älteste bin?«

»Falls du welche hast, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sie einzusetzen. Zum Beispiel, um die Bombe vor unserer Nase zu entschärfen.«

»The Hunter’s Daughter« baut auf den Geschehnissen aus »The Twisted Kingdom« Band 1-5 sowieso »The King’s Son (The Twisted Kingdom 6)« auf und spielt etwa 30 Jahre später.

Alle Bände der Reihe sind bereits erschienen.

Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache.

KAPITEL1

JEREMIAH

Knappe zwei Stunden wartete ich – für den Fall, dass Gwen zurückkam. Erst dann packte ich und gab Anderson Bescheid, dass Gwen vermutlich auf dem Weg nach Hause war.

Als ich um zehn Uhr morgens am McCarran International landete und mein Handy einschaltete, hatte ich zahllose entgangene Anrufe von Anderson.

»Was ist los?«

»Gwen ist auf Hawaii in die Maschine gestiegen, die vor vier Stunden in Vegas gelandet ist.«

»Und?«, fragte ich ungehalten, während ich das Terminal durchquerte.

»Sie hat den Flughafen seitdem nicht verlassen.«

»Was ist mit ihrem Handy?«

»Kurz nach der Landung angeschaltet, wenige Minuten später wieder abgeschaltet worden. Der letzte Standort war kurz vor dem Ausgang, der zu den Taxireihen führt.«

»Weißt du, wo Davey Shaw ist?«

»Als ich zum Flughafen gefahren bin, war er mit Hunter und deinem Vater im Kingdom.«

»Natürlich.« Ich rollte mit den Augen. »Du kannst Feierabend machen. Ich werde Gwen schon finden.«

Ich legte auf, verließ den Flughafen und nahm ein Taxi. Die ganze Fahrt über versuchte ich, meine Wut in den Griff zu bekommen. Mit eher mäßigem Erfolg. Als ich vor dem Kingdom stand, befand mein Puls sich jenseits von Gut und Böse.

Ich stieß die Tür auf, jemand begrüßte mich, doch ich nahm es kaum zur Kenntnis. Stattdessen ging ich mit großen Schritten zu meinem Büro. Verlier nicht die Kontrolle, ermahnte ich mich selbst. Bleib ruhig.

Ich öffnete die Tür und Davey sagte: »Sieh an, das Turteltäubchen ist zurück.«

So viel zu meinem Vorsatz. Ich stürzte mich auf ihn, packte sein Hemd und stieß ihn gegen die Wand, ehe ich meinen Unterarm gegen seine Kehle stemmte. »Wo ist Gwen?«

»Jeremiah«, sagte mein Vater mit einem warnenden Unterton in der Stimme.

Ohne ihn zu beachten, erhöhte ich den Druck auf Daveys Kehle. Er hob unbeeindruckt eine Augenbraue. »Woher soll ich das wissen?«, röchelte er.

Eine starke Hand legte sich auf meine Schulter und zog mich von Davey weg. Als ich mich umdrehte, starrte Hunter mich mit unbewegter Miene an. »Was soll das heißen, du weißt nicht, wo Gwen ist?«

Davey zupfte sein Hemd zurecht und rieb über seinen Hals. »Sag nicht, sie ist dir weggelaufen.«

Sofort war ich bereit, erneut auf ihn loszugehen. »Sie ist mir nicht weggelaufen. Sie hat sich in Luft aufgelöst – oder besser gesagt in blauem Rauch. Das kam mir doch vage bekannt vor.«

Die gesamte Aufmerksamkeit im Raum richtete sich auf Davey. »Ups. Ja, das habe ich ihr wohl beigebracht. Allerdings hat sie mir hoch und heilig versprochen, den Trick nur im Notfall anzuwenden.«

»Im Notfall also?«, wiederholte Hunter und wandte sich zu mir.

Ich presste die Lippen aufeinander und legte die Finger an die Schläfen. Genau aus diesem Grund war ich mit Gwen bis nach Hawaii geflogen – ich war noch keine zehn Minuten zurück und bereit, sie alle umzubringen.

»Wir hatten einen Streit und Gwen hat maßlos überreagiert.«

Hunter ballte eine Faust und seine Knöchel knackten laut. »Was für einen Streit?«

»Wie wäre es, wenn wir uns jetzt erst einmal setzen und ruhig über alles reden?«, schlug Dad vor. »Hast du versucht, Gwen anzurufen, Jeremiah?«

»Wow, was für ein revolutionärer Gedanke. Wäre ich bloß selbst darauf gekommen!«

Er verzog das Gesicht. »Ich nehme an, das heißt ja. Wärst du jetzt bitte so freundlich, uns zu erzählen, was passiert ist?«

»Es ist alles makellos gelaufen, bis mir beim Abendessen herausgerutscht ist, dass ich sozusagen für Gwens bisheriges nicht existentes Liebesleben verantwortlich bin.«

Davey lachte lauthals. »Ich fürchte, du hast dir dein eigenes Grab geschaufelt.«

»Danke für dein Mitgefühl«, knurrte ich. »Wenn du nicht wärst, wäre sie mir niemals so leicht entwischt.«

»Dann hätte sie einen anderen Weg gefunden. Sorry, aber ich habe kein Mitleid mit dir.« Davey verschränkte die Arme.

»Was hast du denn genau gemacht?«, wollte Hunter wissen.

Ich warf ihm einen verdrießlichen Blick zu. »Mir ist klar, dass du das nicht hören willst, allerdings ist deine Tochter eine verdammt verführerische und extrem attraktive Frau. Meinst du vielleicht, dass nur mir das aufgefallen ist? Ich beschäftige zwei Männer, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als Gwen im Auge zu behalten. Hätte ich das nicht getan, wäre sie schon längst mit irgendeinem Versager zusammen, der ihr nicht gewachsen ist.«

Mein Vater legte den Kopf schräg. »Ich weiß nicht, ob ich stolz oder besorgt sein soll.«

»Ach bitte. Als ob einer von euch als Maßstab für Normalität und Anstand zu gebrauchen wäre. Wie zur Hölle finde ich jetzt Gwen wieder?«

»Du könntest Jonah fragen«, sagte Davey. »Er weiß immer, wo Gwen ist. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob er dir hilft, wenn ich eure Prügelei bedenke.«

»Welche Prügelei?« Dad kniff die Augen zusammen.

»Unsere beiden Helden haben sich auf dem Jahrmarkt um Gwen geprügelt.« Davey deutete mit dem Daumen auf mich.

»Du hast Jonah verprügelt?« Dad klang fassungslos.

»Nein, wir haben uns miteinander geprügelt.«

Hunter seufzte. »Das ist irgendwie … erbärmlich. Der Junge ist wie alt? 16?«

»17«, korrigierte Davey.

»Ihr wart nicht dabei. Er hat angefangen, ich wollte mich nicht provozieren lassen, aber …« Ich brach ab, weil das Gespräch mir langsam zu blöd wurde. Warum war ich auf einmal der Depp vom Dienst?

»Bitte, klär mich auf«, spottete Davey. »Was hat er gemacht – abgesehen davon, dass er auch auf Gwen steht?«

»Was?«, fragten Hunter und mein Dad wie aus einem Mund.

»Er hat einen Hamster in meine Tasche geschmuggelt, obwohl er weiß, dass ich die Viecher hasse. Das war böswillige Absicht.«

Daveys Mundwinkel zuckten. »Weil du dich so fair um Gwen bemüht hast?«

Ich zeigte ihm gerade den Mittelfinger, als plötzlich die Tür aufflog. Jonah kam herein und stützte Jackson, der ein blutiges Handtuch an seine Schläfe presste.

»Was ist passiert?« Davey ging zu seinem Sohn und zog behutsam die Hand mit dem Tuch zur Seite, um sich die Wunde anzusehen. »Warum seid ihr nicht zum Krankenhaus gefahren und habt mich angerufen?«

»Weil ich das nicht wollte«, erwiderte Jackson. »Drei Männer sind in unser Haus eingebrochen. Sie haben Juliette entführt.«

Ruhig tupfte Davey die Wunde sauber. »Erzähl mir alles von vorn.«

Jonah führte Jackson zu den Stühlen vor meinem Schreibtisch. »Wir drei waren um zehn Uhr vor dem Bellagio verabredet. Als sie nicht aufgetaucht sind und keiner von beiden ans Telefon gegangen ist, bin ich nach Hause gefahren. Das Fenster zum Dachboden war eingeworfen, Jackson lag bewusstlos auf dem Küchenfußboden. Der ganze Raum war verwüstet.«

»Sie kamen von oben, zwei von ihnen sind sofort auf Juliette losgegangen. Wir hatten keine Zeit, zu reagieren«, murmelte Jackson. Es war offensichtlich, dass er sich schuldig fühlte und glaubte, versagt zu haben, weil er seine Schwester nicht hatte beschützen können.

»Hast du sie gesehen?«, fragte ich.

»Ja. Zwei von ihnen waren blond, der dritte hatte dunkle Haare und eine kleine Narbe auf der Wange. Sie waren alle zwischen 1,85 und 1,90 Meter groß.«

Hunter atmete durch. »Sie haben keine Masken getragen?«

»Nein.«

Er tauschte einen Blick mit mir und anschließend Davey. Es war kein gutes Zeichen, wenn es sie nicht kümmerte, ob sie erkannt wurden oder nicht.

»Was machen wir jetzt?«, fragte Jonah.

»Wir machen gar nichts. Du bringst deinen Bruder zum Krankenhaus, damit seine Wunde genäht werden kann, und dann fahrt ihr nach Hause.«

»Ich muss nicht genäht werden. Ich will helfen.«

»Nein.« Davey klang hart.

»Dad …«, begann Jonah.

»Ich habe Nein gesagt.«

»Jackson könnte in der Tat helfen.« Ich drehte mich um. »Dad, gib mir das Tablet aus der obersten Schublade.«

Er reichte es mir, und wenig später hatte ich das Überwachungsvideo aus dem Kingdom gefunden, das ich suchte. Die Beschreibung der Männer hatte mich an den Besuch der vier selbst ernannten apokalyptischen Reiter erinnert. Ich zeigte Jackson die Screenshots ihrer Gesichter. »Sind das die Typen?«

»Ja. Also drei von ihnen. Der da war nicht dabei.« Er zeigte auf Pale.

»Du kennst die Männer?«, fragte Davey, als hätte ich ihn an den Feind verraten.

»Nein. Sie waren hier, weil sie angeblich für mich arbeiten wollten. Alles an ihnen hat nach Ärger gerochen, deshalb habe ich sie weggeschickt. Danach habe ich Informationen eingeholt, weil mein Bauchgefühl keine Ruhe gegeben hat. Sie haben sich als die vier Reiter der Apokalypse vorgestellt und behauptet, ihre Namen wären White, Red, Black und Pale. Die drei, die Juliette entführt haben, sind Charles Matthews, Robert Cisco und Gregory Rabon. Alle waren hochkarätige Soldaten und danach beim FBI, CIA und NSA angestellt.«

Jonah fragte: »Was wollen sie mit Juliette?«

»Ich kann nur vermuten, dass dieser Pale der Anführer ist und die anderen bloß die Handlanger«, antwortete ich. »Über ihn habe ich keinerlei Informationen finden können. Keine Ahnung, was in seinem Kopf vor sich geht.«

»Wo fangen wir mit der Suche an?«, wollte Dad wissen, als sein Handy klingelte. »Das ist deine Mum«, sagte er, ehe er den Anruf entgegennahm. »Es ist gerade schlecht, Darling …«

Mein Magen krampfte sich zusammen, weil ich selbst bis hier hören konnte, wie aufgebracht meine Mutter war, und Dad wurde mit jeder Sekunde blasser.

»Wann?«, fragte er schließlich. »Ich rufe dich sofort zurück.« Er legte auf. »Hannah und Maya sind verschwunden. Sie waren mit Aurelia zum Brunch verabredet und sind beide nicht aufgetaucht. Aurelia ist zurück ins Parkhaus gegangen, hat unterwegs noch einmal versucht, Hannah anzurufen, und das Handy klingeln gehört. Es lag zusammen mit Hannahs Handtasche auf dem Boden neben Mayas Wagen. Im Wagen war nichts als ein einzelner High Heel, auf der Fensterscheibe war Blut.«

Meine Kehle schnürte sich zu. »Großer Gott. Sie haben alle. Sie haben auch Gwen.«

»Was?«, polterte Hunter. »Du hast gesagt, sie würde sich vor dir verstecken.«

»Anderson sollte sie vor dem Flughafen abfangen. Er sagte, dass Gwen bereits vor vier Stunden angekommen ist, aber den Flughafen nicht verlassen hat. Ich dachte, sie hätte ihn gesehen und sich an ihm vorbeigeschlichen.«

»Das können wir nicht mit Sicherheit sagen«, murmelte Hunter.

Mir war klar, dass er es nicht wahrhaben wollte, allerdings ließ sich das kalte Gefühl in meiner Magengrube nicht ignorieren. »Ruf Gretchen an und frag, ob deine Tochter nach Hause gekommen ist. Versuch es auf Gwens ausgeschaltetem Handy. Wir wissen beide, dass diese Typen vermutlich keine halben Sachen machen. Wenn sie Juliette, Maya und Hannah haben, dann haben sie auch Gwen.«

KAPITEL2

GWEN

07:52:21

Mein Mund war so schrecklich trocken. Als ich mich aufrichten und meine Haare nach hinten wischen wollte, hinderte mich ein starker Zug an den Handgelenken. Ich blinzelte, bis ich klar sehen konnte. Meine Knöchel waren genau wie meine Taille und meine Hände an einen Stuhl gefesselt.

Der Boden dieses Raums kam mir nicht bekannt vor – grüne Fliesen, von denen einige gesprungen waren.

Ich sammelte Speichel in meinem Mund, um ihn zu schlucken. Mein Hals fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit Schmirgelpapier bearbeitet. Nachdem ich ein paar tiefe Atemzüge genommen hatte, um nicht in Panik zu geraten, hob ich den Blick. Ungefähr zwei Meter von mir entfernt stand ein niedriger Tisch, auf dem ein flacher Kasten thronte. Unter normalen Umständen hätte ich es für eine Versandbox oder eine Aufbewahrungskiste gehalten, doch der rote Timer, der an der Seite langsam heruntertickte, machte mich nervös.

Noch sieben Stunden und achtundvierzig Minuten bis zur … Detonation?

Probehalber zerrte ich an meinen Fesseln, die nicht nachgaben. Mir wurde schlecht. Denk, Gwen, denk nach. Ich war in den Flieger gestiegen und hatte beinahe den gesamten Flug verschlafen, bevor wir in Vegas gelandet waren. Nachdem ich den Schildern zum Taxistand gefolgt war, hatte mich ein vermeintlicher Mitarbeiter des Flughafens in einer gelben Sicherheitsweste angesprochen und mich darauf hingewiesen, dass die Taxis aufgrund von Bauarbeiten auf der anderen Seite des Gebäudes hielten. Er hatte mir die richtige Richtung gezeigt und mich ein paar Schritte begleitet.

Ich seufzte, als die Erinnerung mich einholte. Er war mir gefolgt und hatte mich gepackt. Ich hatte keine Chance gehabt, mich zu wehren, weil er sofort einen Lappen auf meinen Mund gepresst hatte.

Wie hatte es mir passieren können, entführt zu werden? Ich fühlte mich immens dumm.

Ständig hatte ich meinem Vater und jetzt auch Jeremiah versichert, dass ich sehr gut auf mich allein aufpassen konnte – doch wie es aussah, war ich dazu überhaupt nicht in der Lage. Zum ersten Mal war ich ohne Jeremiahs Stalker-Team unterwegs und geriet sofort in Gefahr.

Ich kämpfte gegen die Tränen an, die roten Zahlen des Timers verschwammen vor meinen Augen. Wenn mir nicht bald etwas einfiel, hatte ich ein riesiges Problem.

Obwohl ich nach wie vor wütend auf Jeremiah war, sehnte ich mich nach ihm. Wusste er, dass ich verschwunden war? Würde Dad nach mir suchen, wenn er dachte, ich wäre mit Jeremiah im Urlaub?

Ein Schluchzen stieg in meiner Kehle auf, als die Tür geöffnet wurde. Ich drehte den Kopf so schnell in die Richtung des Geräuschs, dass mir schlecht wurde.

Ein Mann betrat den Raum und richtete eine Pistole auf mich – eine unnötige Maßnahme, da ich mich ohnehin kaum rühren konnte. Ich suchte nach den passenden Worten, so etwas wie »Wo bin ich?«, »Wer sind Sie?« oder »Was wollen Sie von mir?«, aber nichts davon wollte mir über die Lippen kommen.

Zwei weitere Männer kamen herein. Jeder von ihnen hatte jeweils eine Frau dabei, deren Gesichter hinter schwarzen Stoffkapuzen verborgen waren. Mein Herz klopfte schneller, weil ich die feuerroten Jimmy-Choo-Pumps erkannte, die ich schon so oft an Maya bewundert hatte.

Ohne ein Wort zu sagen, brachten die Männer Maya und ihre Schwester Hannah, nahm ich an, zu den leeren Stühlen, die mir gegenüber auf der anderen Seite der Bombe standen. Sie wurden genauso gefesselt wie ich, bevor die Typen ihnen die Kapuzen abnahmen. Hannah blinzelte ins Licht, Maya hatte eine kleine Platzwunde auf der Stirn. »Gwen? Geht es dir gut?«

Ich nickte bloß.

Die Männer zogen sich zurück und verriegelten die Tür hinter sich.

»Was ist passiert?«

»Was machst du hier?«

»Wo sind wir?«

Wir redeten alle durcheinander, bis Hannah tief durchatmete. »Eine nach der anderen.«

»Ich war mit Jeremiah auf Hawaii und weil wir einen Streit hatten, bin ich abgehauen. Sie haben mich am Flughafen erwischt. Ich habe es nicht kommen sehen.«

Maya verzog das Gesicht. »Wir auch nicht. Wir waren mit Mum zum Brunch verabredet und hatten gerade einen Parkplatz gefunden, als sie mit einem schwarzen Transporter vorgefahren sind. Es ging so schnell, dass ich mich kaum wehren konnte.«

Hannah sah sich um. »Ich schätze, die gute Nachricht ist, dass es nicht lange dauern wird, bis unser Verschwinden auffällt. Die schlechte ist, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wo wir sind.«

»Ist das hier vielleicht ein altes Schwimmbad oder ein Krankenhaus? Die Fliesen erinnern mich an irgendetwas, aber ich komme nicht drauf«, sagte ich. Die Fliesen und die Neonröhre über unseren Köpfen waren zusammen mit der schweren Eisentür das Einzige, was von unserem Gefängnis zu erkennen war. Alles andere lag im Dunkeln. Wie unsere Stimmen hallten, vermutete ich, dass der Raum riesig war.

Maya kniff die Augen zusammen und versuchte, sich gegen die Fesseln aufzulehnen. »Keine Ahnung. Was ist das für ein Kasten auf dem Tisch?«

»Ihr könnt es nicht sehen?«, fragte ich und verspürte nicht die geringste Lust, den Überbringer der tollen Neuigkeiten zu spielen.

»Nein.« Hannah runzelte die Stirn. »Was ist es?«

»Ein Timer. Rote Ziffern, die einen Countdown zeigen.«

Maya versteifte sich. »Wie auf einer Bombe?«

»Sieht so aus, fürchte ich.«

Hannah schnappte nach Luft. »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«

»Sieben Stunden und siebenunddreißig Minuten.«

»Es tut mir leid, wenn ich das Offensichtliche ausspreche: Wir sitzen in der Scheiße, Mädels.« Maya starrte finster in Richtung der Bombe.

»Das macht mir nicht so viele Sorgen wie das da.« Hannah deutete mit dem Kinn nach links.

Ich hatte es ebenfalls schon bemerkt und bisher erfolgreich vermieden, darüber nachzudenken. Zwischen uns, vor Kopf des Tisches, stand ein vierter, leerer Stuhl.

KAPITEL3

JEREMIAH

Während Hunter seine Tochter Bambi anrief, die momentan in Paris lebte, wählte ich Masons Nummer.

»Ja, Boss?«

»Wann hast du Maya zum letzten Mal gesehen?«

Er zögerte. »Freitag in ihrem Laden.«

»Hör zu, Mason, es geht mir am Arsch vorbei, dass du meine Schwester vögelst – wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?«

Dad starrte mich überrascht an.

»Heute Morgen. Was ist los?«

»Wo?«

»In ihrer Wohnung. Ich habe die Nacht bei ihr verbracht. Gegen acht Uhr bin ich gefahren. Was ist passiert, Boss?«

»Ist dir etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«

»Nein. Was is…«

»Komm zum Kingdom. Maya wurde entführt.«

»Ich bin sofort da.« Er legte auf.

»Maya hat einen Freund?« Mein Vater klang fassungslos.

»Freund. Lover. Fuckboy. Keine Ahnung, wie sie genau zueinanderstehen, aber ich kann Mason vertrauen. Lange können die vier Reiter die Frauen noch nicht in der Gewalt haben. Mason sagt, dass er Mayas Wohnung erst um acht Uhr verlassen hat.«

»Deine Mutter ist zu Hause. Ich habe sie vorerst beruhigt, weil ich gelogen habe, dass sich die Balken biegen, um sie nicht in Panik zu versetzen – wobei ich nicht weiß, wie viel sie mir überhaupt abgekauft hat. Aurelia ist zu clever. Was machen wir jetzt? Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo wir mit der Suche beginnen sollen.«

Ich saß hinter meinem Schreibtisch, hatte die Ellbogen aufgestützt und rieb mir über die Schläfen. »Wir wissen ungefähr, zu welcher Zeit die Frauen wo geschnappt wurden. Leider wissen wir nicht, wohin sie sie gebracht haben. Mein bester Vorschlag lautet, dass wir sämtliche Kontakte durchtelefonieren, die wir haben, und versuchen, so viel wie möglich über Pale und seine Männer herauszufinden. Irgendjemand muss ihn kennen.«

Davey drehte mit großen Schritten Kreise im Büro. »Es kann nur um Rache gehen.«

Hunter beendete sein Gespräch mit Bambi und setzte sich auf die Couch unterm Fenster. »Das sehe ich ähnlich. Wenn es um eine geschäftliche Angelegenheit gehen würde, hätten sie einen anderen Weg gewählt oder dich bestohlen. Das ist ein persönlicher Angriff.«

»Ich liebe gute Nachrichten.« Davey blieb stehen und schaute an die Decke, als suche er dort nach Antworten. »Oder hast du in letzter Zeit jemandem ans Bein gepinkelt, Jeremiah?«

»Ich? Ich glaube nicht, dass es hier exklusiv um mich geht. Zum einen habe ich mir keine dermaßen gefährlichen Feinde geschaffen, die so weit gehen würden, Frauen zu entführen, und zum anderen denke ich nicht, dass sie in dem Fall auch Juliette geholt hätten. Meine Schwestern? Klar, das ist ein gutes Druckmittel. Gwen? Nicht so weit hergeholt, wenn man weiß, dass ich sie liebe – allerdings ist dieses Thema bisher nicht gerade das Stadtgespräch. Wie passt Juliette ins Bild? Wem habt ihr in letzter Zeit ans Bein gepisst?«

Dad schüttelte den Kopf. »Niemandem. Es sei denn, Richter Fields hat es nicht verkraftet, wie die letzte Runde Golf für ihn ausgegangen ist.«

Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück. »Okay, lass es mich anders formulieren: Als du damals Mums Vater umgebracht hast, wirst du dir vermutlich nicht nur Freunde gemacht haben.«

»Wir haben uns alle keine Freunde gemacht«, warf Davey ein.

»Wer fällt euch als Erstes ein?«

»Frag lieber, wer uns nicht einfällt«, sagte Hunter.

»Wir haben eine ganze Organisation ausgelöscht und jeden getötet, der nicht kooperieren wollte – wenn du kein Ouija-Brett dabeihast, können wir sie nicht mehr fragen«, bemerkte mein Vater.

Es klopfte an der Tür, bevor Mason hereinkam. Er nickte meinem Vater knapp zu, richtete seinen Fokus dann aber auf mich. »Boss. Ich war in der Nähe, als du angerufen hast. Was soll ich tun?«

»Wie oft warst du in der letzten Woche bei Maya?«

»Jeden Abend.«

»Ist dir etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«

»Von Montag bis Mittwoch parkte ein schwarzer Mustang am Straßenrand. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, weil ich ihn danach nicht mehr gesehen habe. Es ist mir nur aufgefallen, da der Fahrer immer drin saß, wenn ich gekommen bin.«

»Würdest du ihn wiedererkennen?«

Mason nickte. »Ja.«

Ich reichte ihm das Tablet mit den vier Bildern. Seine Worte hatten bereits bestätigt, was ich vermutet hatte. Die vier Reiter mussten die Frauen beobachtet haben, um ihre Gewohnheiten zu kennen und zu wissen, wann sie zuschlagen konnten. Es wäre sehr viel leichter gewesen, nachts bei Maya einzubrechen, statt sie im hellen Tageslicht in einem Parkhaus zu entführen – zumal es immer leichter war, sich nur ein Opfer zu schnappen statt zwei. Wenn Mason nicht bei Maya übernachtet hätte, hätten die vier Reiter vielleicht schon früher zugeschlagen. »War einer von ihnen der Fahrer des Mustangs?«

»Nein. Sorry, Boss. Aber die Straße, auf der Maya wohnt, wird von der Verkehrsüberwachung erfasst. Vielleicht können wir ihn auf den Bildern der Kameras erkennen.«

»Gute Idee. Wen kennen wir, der uns helfen kann, an die Bilder zu kommen?«

In diesem Moment flog die Tür auf und Jackson stolperte herein. »Ich!«, keuchte er außer Atem. »Ich kann die Bilder besorgen, dazu brauche ich nur einen Computer oder das Tablet da.«

Jonah stand hinter ihm in der Tür und sah betreten zu Boden.

»Du wirst jetzt nach Hause gehen, junger Mann«, grollte Davey. »Habe ich mich undeutlich ausgedrückt? Ich habe genug damit zu tun, mich um Juliette zu sorgen. Es würde mir sehr gelegen kommen, wenn ich euch in Sicherheit wüsste.«

Jackson hob eine Augenbraue, was nicht so spöttisch wirkte, wie er vermutlich dachte, weil er sich nach wie vor ein blutiges Handtuch an die Stirn presste. »Ernsthaft, Dad? Ich glaube ehrlich gesagt, dass der sicherste Ort in dieser Stadt an deiner Seite ist. Du kannst dich aufregen, solange du willst, wenn du mich allerdings nicht ausknockst, werde ich mich freiwillig nicht mehr als eine Armlänge von dir entfernen.«

»Er hat recht«, steuerte Jonah bei. »Außerdem läuft die Sturheit durch die Familie. Wenn er nicht ins Krankenhaus will, bekomme ich ihn ganz sicher nicht dorthin.«

Davey wedelte mit der Hand. »Gib ihm das Tablet. Wir verplempern kostbare Zeit, wenn wir sie mit Streitereien verschwenden.«

Ich reichte Jackson das Tablet und hoffte, dass er uns neue Anhaltspunkte besorgen konnte.

Auf einmal piepten alle Handys im Raum. Es konnte unmöglich ein gutes Zeichen sein, dass wir alle gleichzeitig eine Nachricht bekamen, die lediglich aus einem Link bestand.

»Was ist das?«, fragte Jonah als Erster.

»Keine Ahnung.« Mein Vater rieb sich übers Kinn.

Hunter runzelte die Stirn. »Ein Licht? Eine Lampe?«

Es war der Live-Feed einer Kamera. Doch bis auf ein merkwürdiges rotes Glühen war nichts zu erkennen.

Ich bemerkte, dass selbst Mason konzentriert auf sein Smartphone starrte. Jackson legte das Tablet für einen Moment weg, um auf sein eigenes Handy zu sehen. »Eine digitale Anzeige«, murmelte er. »Wie auf alten Radioweckern.«

»Ein Radiowecker?«, wiederholte Hunter. Sein Gesicht wurde bleich. »Scheiße.«

»Was?« Jackson sah ihn verständnislos an.

»Das ist ein Timer.«

Tatsächlich. Der Bildausschnitt wurde größer. Was dort rot glühte, waren Ziffern. Die Anzeige schien an einem kleinen Kasten befestigt zu sein, der etwas größer als ein Schuhkarton war.

07:32:11

07:32:10

07:32:09

»Vielleicht habe ich zu viele Horrorfilme gesehen, aber erinnert das sonst noch jemanden an eine Bombe?« Jonah kratzte sich am Kopf.

»Es ist eine Bombe«, bestätigte sein Vater. »Uns bleiben etwas mehr als sieben Stunden, um die Frauen zu retten.«

»Je nachdem, wo die Bombe ist, bleiben uns unter Umständen etwas mehr als sieben Stunden, um die Stadt zu retten.«

»Bei dieser kleinen Menge Sprengstoff?« Dad musterte das Display seines Handys eindringlich.

»Ich gehe davon aus, dass es kein Plastiksprengstoff ist, sondern einer der neuen potenten Sprengstoffe, die in den letzten fünf Jahren vom Militär entwickelt wurden. Vontryl oder Asiotoupe.«

»Asio-was?«, fragte ich und wandte mich Hilfe suchend an seinen Vater.

Davey hob beide Hände. »Du brauchst mich gar nicht so anzusehen. Er ist hochintelligent – ich habe aufgegeben, als er acht war. Nicken und lächeln ist meine Devise.«

Jackson seufzte, als würde er uns tatsächlich für einen ungebildeten Haufen Vollidioten halten. »Die NASA ist bei der Forschung nach einem effizienteren Raketenantrieb über Vontryl gestolpert. Es ist eine …« Er brach ab und schloss kurz die Augen. »Bumm. Okay? Winzige Menge, gigantischer Knall. Reicht das zum Verständnis?«

»Mir reicht es zum Verständnis«, erwiderte mein Vater. »Ich werde allerdings unter Garantie nicht fragen, wieso keiner von uns jemals davon gehört hat und woher du die Forschungsergebnisse der NASA kennst.«

Davey wurde blass. »Darüber reden wir später.«

Jackson stemmte eine Hand in seine Hüfte, wodurch er wie Sam wirkte. »Das Frühförderungsprogramm der NASA, an dem ich seit drei Jahren teilnehme. Du hast die Erlaubnis unterschrieben, Dad. Deshalb weiß ich davon. Das Militär hat die Formel von Vontryl weiterentwickelt und Asiotoupe geschaffen, das wesentlich stabiler als Vontryl ist.«

»So etwas dürfen Teenager heutzutage machen?«, fragte Hunter.

»Nur, wenn der IQ überhalb der messbaren Skala liegt«, erwiderte Jackson. »Niemand würde auf die Idee kommen, Jonah solche Informationen anzuvertrauen.«

Sein Bruder zeigte ihm den Mittelfinger. »Spürst du das Verlangen nach einer weiteren Platzwunde auf der Stirn?«

»Wie wäre es, wenn wir zuerst eure Schwester finden?« Davey kniff sich in den Nasenrücken. »Ein Problem nach dem anderen, bitte.«

KAPITEL4

GWEN

06:59:36

»Ich bin offen für Vorschläge«, sagte ich mit gespieltem Optimismus in der Stimme.

Maya schnaufte. »Ein Mal. Nur ein Mal möchte ich ein normales Familientreffen haben. War es wirklich so viel verlangt, zum Brunch zu gehen? Hannah, tu was.«

»Warum ausgerechnet ich?«

»Du bist die Älteste«, erwiderte Maya.

»Und? Ich sitze hier genauso gefesselt wie ihr. Meinst du vielleicht, ich habe irgendwelche magischen Kräfte, nur weil ich zufällig die Älteste bin?«

»Falls du welche hast, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sie einzusetzen. Zum Beispiel, um die Bombe vor unserer Nase zu entschärfen.«

Hannah rollte mit den Augen. »Du benimmst dich kindisch.«

»Es ist die einzige Methode, die mir einfällt, um mit der Panik umzugehen.«

»Mädels, streiten können wir uns später noch. Zuerst brauchen wir einen Plan, wie wir uns befreien können.« Ich versuchte, mir ein Lächeln abzuringen.

»So ungern ich es sage, aber unsere Möglichkeiten sind wirklich dürftig«, antwortete Hannah. »Meine Fesseln sind so fest, dass ich mich nicht bewegen kann. Wie sieht es bei euch aus?«

Ich schüttelte den Kopf. Maya lehnte sich vor und keuchte angestrengt. »Keine Chance.«

»Wann wollen wir den Elefanten im Raum ansprechen?«, fragte ich.

Maya schnitt eine Grimasse. »So eine perfekte Vorlage, um zu fragen, ob du mich gerade fett genannt hast. Nur bin ich zu deprimiert.«

»Wir reden doch gerade schon über die Bombe. Oder meinst du die Kamera?«, wollte Hannah wissen.

»Die Bombe, weil ich die Kamera als weniger lebensgefährlich einstufe.«

»Tja. Die Probleme summieren sich langsam auf. Wir sind gefesselt, eingesperrt und vor unserer Nase tickt eine Bombe. Die Kamera ist mir fast egal.« Maya leckte sich über die Unterlippe. »Und ich habe Durst. Was meint ihr, wann die Stewardess mit den Getränken kommt?«

Spitz bemerkte ihre Schwester: »Galgenhumor? Du musst wirklich verzweifelt sein.«

»Du siehst es nicht, Liebling – ich zeige dir gerade den Mittelfinger.«

06:56:49

06:56:48

06:56:47

Ich konnte den Blick kaum von dem Countdown lösen, weil er merkwürdig hypnotisch war.

Nur ungern gestand ich mir selbst ein: Unsere Situation war verdammt hoffnungslos. Wenn wir nicht von Jeremiah oder unseren Vätern gerettet wurden, sah ich schwarz.

Ich zuckte zusammen, als es vor der Tür laut rumpelte. Ein Mann fluchte, und eine Frau kreischte so schrill, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Dumpfe Schläge ertönten, der Mann sagte etwas, dann ging das Geschrei von Neuem los.

»Was für ein Organ.« Maya sah genauso unbehaglich aus, wie ich mich fühlte.

Die Tür flog mit einem Knall gegen die Wand, und einer der Typen, der Maya und Hannah hereingebracht hatte, betrat den Raum. Über seine Schulter hatte er eine Frau geworfen, die sich wie eine tollwütige Katze gebärdete. Er warf sie auf den Boden.