The King's Son - Mia Kingsley - E-Book + Hörbuch

The King's Son E-Book und Hörbuch

Mia Kingsley

5,0

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Beschreibung

I want you. I need you. I'm coming for you. Jeremiah Doherty kommt ganz nach seinem Vater. Wie damals King regiert er Las Vegas mit eiserner Hand, skrupellos und kaltblütig – solange es nicht um Gwen geht. Seit er denken kann, ist er in sie verliebt. Gwen weiß allerdings nicht, dass er der Überzeugung ist, dass es neben ihm keine anderen Männer für sie geben darf. Als er ihr seine Gefühle gestehen will, stellen sich ihm unerwartet viele Probleme in den Weg. Und dass ihr Vater Hunter zu den gefährlichsten Killern zählt, die Jeremiah kennt, ist nur eines davon … "The King's Son" baut auf den Geschehnissen aus "The Twisted Kingdom" Band 1-5 auf und spielt etwa 30 Jahre später. Dieser Roman endet mit einem Cliffhanger. Alle Bände der Reihe sind bereits erschienen. Empfohlene Lesereihenfolge: The Twisted Princess (The Twisted Kingdom 1) The Twisted King (The Twisted Kingdom 2) The Twisted Empire (The Twisted Kingdom 3) Catching The Hunter (The Twisted Kingdom 4) Loving Miss Killer (The Twisted Kingdom 5) The King's Son (The Twisted Kingdom 6) The Hunter's Daughter (The Twisted Kingdom 7) Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache.

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Zeit:4 Std. 55 min

Sprecher:Katharina Lichtblau
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Beliebtheit




THE KING’S SON

THE TWISTED KINGDOM 6

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

INHALT

The King’s Son

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Nächster Band der Reihe: The Hunter’s Daughter

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Über Mia Kingsley

Copyright: Mia Kingsley, 2018, Deutschland.

Coverfoto: © chajamp - Fotolia.com

Korrektorat: http://www.swkorrekturen.eu

ISBN: 9783963705120

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

THE KING’S SON

Jeremiah Doherty kommt ganz nach seinem Vater. Wie damals King regiert er Las Vegas mit eiserner Hand, skrupellos und kaltblütig – solange es nicht um Gwen geht. Seit er denken kann, ist er in sie verliebt.

Gwen weiß allerdings nicht, dass er der Überzeugung ist, dass es neben ihm keine anderen Männer für sie geben darf. Als er ihr seine Gefühle gestehen will, stellen sich ihm unerwartet viele Probleme in den Weg. Und dass ihr Vater Hunter zu den gefährlichsten Killern zählt, die Jeremiah kennt, ist nur eines davon …

»The King’s Son« baut auf den Geschehnissen aus »The Twisted Kingdom« Band 1-5 auf und spielt etwa 30 Jahre später.

Dieser Roman endet auf einem Cliffhanger. Alle Bände der Reihe sind bereits erschienen.

Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache.

PROLOG

»Es ist mir egal, dass du der Sohn meines besten Freundes bist. Wo ist Gwen?« Ich hörte, wie er hinter mir die Waffe durchlud, und blieb trotzdem regungslos stehen. Seine Schritte kamen näher. »Ich werde nicht noch einmal fragen, Jeremiah.«

»Es tut mir leid, Hunter.« Ich drehte mich nicht um.

»Was?« Der Hauch von Panik in seiner Stimme war deutlich.

»Das«, sagte ich und rammte die Nadel in sein Bein. Das Betäubungsmittel wirkte innerhalb von Sekunden.

Er sackte zusammen. »Gwen«, murmelte er, während er zu Boden ging.

»Gwen gehört mir.«

KAPITEL1

JEREMIAH

Jab. Rechte Gerade. Haken zum Körper. Haken zum Kopf.

Jab. Rechte Gerade. Linker Haken. Rechter Aufwärtshaken.

Jab. Rechte Gerade. Haken zum Körper. Haken zum Kopf.

Jab. Rechte Gerade. Linker Haken. Rechter Aufwärtshaken.

Jab. Rechte Gerade. Haken zum Körper. Haken zum Kopf.

»Du weißt, dass es auch noch andere Kombinationen gibt, richtig?«, fragte Ritchie hinter mir.

Ich wischte mir mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn und drehte mich um. »Es gibt auch andere Boxhallen mit besseren Namen als Ritchie’s Gym und ich komme trotzdem hierhin. Das weißt du, richtig?«

Ritchie lachte meckernd, was die beachtliche Lücke enthüllte, in der sich bis Ende der 90er-Jahre sein rechter Schneidezahn befunden hatte. »Ich frage ja nur. Du wirkst seit ein paar Tagen angespannt.«

Ich winkte ab und begann, die Bandagen an meinen Händen zu lösen. Das Letzte, was ich brauchte, war ein 82-jähriger Seelsorger. In der Regel konnte ich meine Probleme sehr gut allein lösen.

»Was beschäftigt dich, Junge?«

Gwen, dachte ich, sagte aber: »Das Business.«

»Ärger?«

»Nein, bloß das Übliche.«

Ritchie nickte, als würde er verstehen, worum es ging. In Wahrheit hatte er nicht die geringste Ahnung. Er war ein gutmütiger Mann, der eine kurze Karriere als Schwergewichtsboxer gehabt hatte, bevor das nächste Supertalent ihn auf die Bretter geschickt hatte. Seitdem führte er eine der wenigen Boxhallen in Las Vegas, in denen auch ehemalige Gefängnisinsassen trainierten, was allerdings niemand thematisierte.

In seinem Schuppen war die Zeit angehalten worden. Ritchie benahm sich, als hätte er erst gestern im MGM seinen letzten Gegner bezwungen, und die nüchterne Einrichtung, die aus der Zeit vor seinem großen Erfolg übrig geblieben war, spiegelte das wider. Es gab keine Bluetooth gesteuerten Fitnessgeräte, die Trainingsergebnisse per Mail verschickten oder in den sozialen Medien teilten, keine Überwachungskameras und virtuellen Kurse.

Unter anderem deshalb war Ritchie’s Gym bei einer gewissen Klientel beliebt. Hier gingen viele Leute ein und aus, die jemanden kannten, der jemanden kannte. Informationen, Drogen und Auftragsmörder waren ebenso verfügbar wie allzeit bereite Sparringpartner.

Ich warf einen Blick auf das Display meines Handys, das neben meiner Wasserflasche lag. »So gern ich mich weiter über mein mangelndes Wissen bezüglich der Schlag-Kombinationen unterhalten würde: Ich muss leider los.«

»Du erinnerst mich an deinen Vater, Junge. Immer in Action.« Ritchie schüttelte den Kopf.

Aus Respekt Ritchie gegenüber verkniff ich es mir, mit den Augen zu rollen. Würden sie jemals aufhören, mich mit meinem Vater zu vergleichen? Es war mehr als fünf Jahre her, dass ich seine Geschäfte vollständig übernommen hatte, und trotzdem wurden die Leute nicht müde, ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu erwähnen. Jacob Doherty, King of Las Vegas.

Vielleicht lag es daran, dass ich mich gegen einen bescheuerten Spitznamen gesträubt hatte. Ich kratzte mich am Hinterkopf, während ich zu den Umkleiden ging. Oder es lag an Dads illustrer Vergangenheit. Obwohl ich diverse Male gefragt hatte, wusste ich immer noch nicht genau, was vor ungefähr 30 Jahren eigentlich passiert war. Irgendetwas musste passiert sein, weil jeder von »damals« mit Ehrfurcht in der Stimme sprach. Damals, als Jacob Doherty Las Vegas übernommen hat. Damals.

Harrison saß auf der Bank vor meinem Spind. »Hey, Boss.«

Ich stöhnte. »Was gibt’s denn? Ich war nicht einmal duschen.«

Eigentlich hatten meine Männer die Anweisung, mich wenigstens im Gym nicht zu belästigen, es sei denn, es war ein Notfall. Im Laufe der Zeit hatte ich allerdings gelernt, dass sich ihre Definition eines Notfalls gravierend von meiner unterschied.

»Die DeMarco-Brüder haben zwei Kilo zu wenig abgeliefert.«

»Schon wieder?«

Harrison nickte knapp.

Es war ihr drittes Vergehen in den letzten sechs Wochen. Das konnte ich nicht durchgehen lassen. »Hol sie zusammen mit Haiden und Aston ab. Ich komme gegen 16 Uhr zu unserem üblichen Platz.« Ich öffnete meinen Spind. »Nimm sicherheitshalber Duncan mit. Der ältere DeMarco ist ein zäher Kerl. Sobald ihr sie in Verwahrung habt, kannst du dich nach neuen Distributoren umhören.«

»Alles klar, Boss.«

»Bevor du gehst, habe ich noch eine Aufgabe für Anderson.«

Harrison schaute mich aufmerksam an.

»An der Ecke Main Boulevard und Frontier Street gibt es einen Coffeeshop. Ich denke, der Standort eignet sich hervorragend für uns. Anderson soll den Besitzer überzeugen, an mich zu verkaufen.«

Harrison runzelte die Stirn. »Ein Coffeeshop?«

»Ja. Gibt es ein Problem mit meiner Anordnung?«

»Nein, Boss«, beeilte er sich zu sagen.

»Gut.« Ich streifte mein Shirt ab und benutzte es, um den Schweiß aus meinem Nacken zu wischen.

Harrison tippte die Adresse in sein Handy. »Ecke Main Boulevard und Frontier Street. Alles klar.«

Ich gab keine Antwort mehr, sondern schloss meinen Spind, um duschen zu gehen.

Harrison räusperte sich.

Ich zwang mich, tief durchzuatmen. »Ist sonst noch etwas?«

»Verzeihung, Boss, aber ist das nicht der Laden, in dem Gwen angefangen hat, zu arbeiten?«

Meine Augen wurden schmal, und ich sah genau, dass Harrison sich bemühte, nicht zu lachen. Trotzdem zuckten seine Mundwinkel, als er sagte: »Ich werde es Anderson ausrichten. Der Shop ist so gut wie gekauft.«

Er war klug genug, zu verschwinden, bevor ich die Dusche erreicht hatte. Ich musste mich vor meinen Leuten nicht rechtfertigen. Wenn ich morgen eine Ballettschule kaufen wollte, hatten sie meinem Wunsch gefälligst nachzukommen.

Obwohl es nicht einmal elf Uhr vormittags war, hatte ich bereits jetzt den Eindruck, dass es ein verdammt langer Tag werden würde.

Als ich eine Stunde später mein Büro im Kingdom betrat, spürte ich das dringende Verlangen nach einem Drink. Ritchie hatte leider recht: Ich war verdammt angespannt, doch solange ich keine Lösung für mein Dilemma hatte, konnte ich es nicht ändern.

Nachdem ich mich gegen den Drink und für einen Kaffee entschieden hatte, setzte ich mich an den Schreibtisch und klappte den Laptop auf.

Meine Finger lagen noch nicht auf der Tastatur, um meine E-Mails zu beantworten, als jemand an der Tür klopfte und sie gleich darauf öffnete.

Wie jeden Montag um diese Zeit betraten mein Vater und sein bester Freund Hunter Marshall mein Büro.

»Hat der Golfplatz heute geschlossen?«, fragte ich und stellte meine Kaffeetasse etwas lauter ab, als ich beabsichtigt hatte.

Dad hob eine Augenbraue. »Ich bin versucht zu glauben, dass du dich gar nicht über unseren Besuch freust.«

Hunter lachte und setzte sich unaufgefordert in einen der Sessel vor meinem Schreibtisch.

»Besuch? Du meinst wohl die wöchentliche Kontrolle.«

»Seit wann bist du denn so empfindlich?« Hunter verschränkte seine massiven Arme vor der Brust.

Ich musste mich zusammenreißen, um ihn nicht anzustarren. Obwohl ich selbst wusste, wie alt er war, sah er wesentlich jünger aus und war nach wie vor kräftig genug, um selbst mir gefährlich zu werden. Seit ich denken konnte, hatte ich verdammt viel Respekt vor ihm, und es hatte sich nicht unbedingt geändert, als ich erfahren hatte, womit mein Vater und er sein Geld verdienten. Hunter war es gewesen, der mir gezeigt hatte, wie man so effizient wie möglich tötete – und wie man es möglichst lange hinauszögerte.

Deshalb war er momentan mein größtes Problem. Ich hatte mein Business unter Kontrolle, hatte genug Druckmittel in der Hand, um die Konkurrenz in Schach zu halten, und verdiente gutes Geld. Nichts davon half mir jedoch, das zu bekommen, was ich eigentlich wollte.

Wenn Hunter geahnt hätte, was ich diverse Mal am Tag in Gedanken mit seiner kostbaren Tochter Gwen veranstaltete, würde er mich kopfüber aufhängen und mit großem Genuss ausbluten lassen.

Ich wusste einfach nicht, wie ich Gwen klarmachen sollte, was ich für sie empfand, wenn ihr Vater sie wie ein übereifriger Bodyguard bewachte und kaum aus den Augen ließ. Aufgrund seiner Vorgeschichte konnte ich sein Verhalten verstehen, aber …

Aber ich wollte Gwen und war bereit, alles dafür zu tun.

»Hörst du mir überhaupt zu?« Mein Vater wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht.

»Was?« Ich blinzelte.

»Deine Mutter möchte, dass du Donnerstag zum Mittagessen kommst.«

»Kein Problem.«

Hunter legte den Kopf schräg und sah meinen Vater an. »Dein Sohn wirkt ein wenig angespannt.«

Am liebsten hätte ich ihm meinen Laptop an den Kopf geworfen. »Mir geht es gut.«

»Wie wäre es, wenn du ein Date mitbringst?«, schlug Dad vor. »Deine Mutter würde sich freuen.«

»Und gegen die Anspannung hilft es auch.« Hunter grinste mich an.

Fuck. Wie gern hätte ich ihm gesagt, dass ich genau wusste, wie ich meine Anspannung abbauen konnte, nur verspürte ich nicht das geringste Verlangen, auf meinem eigenen Schreibtisch ausgeweidet zu werden.

»Ich werde ein Date mitbringen, sobald die Zeit reif ist«, presste ich zwischen den Zähnen hervor.

»Du bist über 30, Jeremiah.«

»Danke für den Hinweis, Dad. Soll ich dir vorrechnen, wann du Mum geheiratet hast? Wenn ich mich richtig entsinne, warst du auch über 30.«

Hunter lachte leise. »Der Junge hat recht.«

Mein Vater rollte mit den Augen. »Und wenn schon.«

»Wie wäre es, wenn ihr mein Liebesleben meine Sorge sein lasst?« Es würde nämlich früh genug Hunters Problem werden.

»Wo bleibt da der Spaß? Kann ich mir die Bücher ansehen?«

»Nein, Dad, du wirst dir nicht die Bücher ansehen. Geh Golf spielen und erinnere dich bitte wieder daran, dass ich die Geschäfte leite.« Ich konnte an seiner Miene ablesen, dass er gekränkt war, aber das konnte ich nicht ändern.

Als ich das Business übernommen hatte, war unsere Abmachung gewesen, dass er sich heraushielt und mir keine ungefragten Ratschläge gab. Woher hätte ich wissen sollen, wie schnell er sich langweilen würde?

Allerdings sollte er am besten wissen, dass ich es mir nicht leisten konnte, nach außen hin zu wirken, als wäre ich nicht in der Lage, allein die Geschäfte zu führen.

»Komm, King, wir sind hier unerwünscht.« Hunter stand auf und zwinkerte mir zu, bevor er sich zu meinem Vater wandte.

Dad rümpfte die Nase. »Den Eindruck habe ich auch. Vielleicht sollte ich dich einfach verschwinden lassen, dann kann ich mir die Bücher ansehen, wann ich will.«

Meine Mundwinkel zuckten. »Ich hoffe einfach, dass deine Frau genug Einwände hat.«

»Guter Punkt.« Dad lächelte. »Sie würde mir bis in alle Ewigkeiten Vorhaltungen machen.«

»Zu Recht«, sagte ich. »Wenn ihr mich jetzt entschuldigt. Ich habe zu tun, bis ich heute Nachmittag selbst in der Wüste sein muss, um jemanden verschwinden zu lassen.«

Hunter stieß meinen Vater mit dem Ellbogen an. »Siehst du? Ich habe direkt gesagt, dass er alles im Griff hat.«

»Wie geht es Gwen?« Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen.

»Gut. Sie hat gestern in dem Coffeeshop Main Boulevard und Frontier Street angefangen. Ich bin nicht ganz glücklich darüber, allerdings ist es besser als die komische Ticketbude am Strip.« Er verzog das Gesicht.

Dad schüttelte den Kopf. »Ich finde immer noch, dass du …«

»Wenn du sagst, dass ich überreagiert habe, reiße ich dir den Kopf ab«, warnte Hunter ihn.

»Du hast dem Kerl die Hand abgehackt.«

»Niemand betatscht meine Tochter. Er kann froh sein, dass er am Leben ist.«

Dad hob beide Hände, um seinen besten Freund zu besänftigen. »Mag sein. Aber was wird sie sagen, wenn sie herausfindet, was du getan hast, nachdem du sie gezwungen hast, zu kündigen?«

»Sie wird es nicht herausfinden. Ich habe dem Typen gesagt, dass er in seinem eigenen Interesse lieber die Stadt verlassen sollte«, knurrte Hunter. »Und der nächste Mistkerl, der seine Griffel an meine Tochter legt, wird nicht so glimpflich davonkommen.«

Tolle Aussichten, dachte ich. Immerhin hatte ich nicht vor, mich damit zu begnügen, Gwen bloß anzufassen.

»Du wärst nicht anders, wenn es um Hannah oder Maya gehen würde«, erinnerte ich Dad.

Hunter nickte. »Genau. Für dich war kein Mann gut genug, um in die Nähe deiner Töchter zu gelangen.«

Dad lachte. »Ich bin fast froh, dass ich mir nur bei einer Tochter den Kopf darüber zerbrechen muss.«

Ich stellte mir Hannahs Gesicht vor, wenn ich ihr beim Familienessen brühwarm erzählte, wie erleichtert unser Vater war, dass sie auf Frauen stand. Die Vorstellung ließ mich grinsen.

»Der Mann, der gut genug für Gwen ist, muss erst noch geboren werden.« Hunter unterstrich seine Worte mit einer energischen Geste.

»Was wäre, wenn einer meiner Männer auf sie stehen würde?«

Hunter starrte mich an. »Hat einer von ihnen etwas gesagt? Wer? Welcher ist es?«

»Niemand. Nur eine hypothetische Frage. Was würdest du tun?«

Er sah auf seine Hände und ballte seine Fäuste. »Darauf vertrauen, dass Gwen genug Verstand hat, sich nicht mit einem Kriminellen einzulassen.«

»Ansonsten würdest du nachhelfen. Machen wir uns nichts vor.« Mein Vater schüttelte belustigt den Kopf.

Wunderbar. Es würde also das reinste Kinderspiel werden, Gwen für mich zu gewinnen. Zumindest sobald ich einen Weg gefunden hatte, mir Hunter vom Hals zu halten. Toll. Ganz toll.

KAPITEL2

GWEN

Egal, wie oft ich die Nachrichten-App neu startete, das Ergebnis veränderte sich nicht. Keine Neuigkeiten.

Ich ließ mich nach hinten auf das Bett fallen. Mit einem Geräusch, das einem Pferd alle Ehre gemacht hätte, blies ich mir eine Ponysträhne aus der Stirn. Ich hatte bei dem Kerl so ein gutes Gefühl gehabt. Wir waren in der Schlange vor dem Froyo-Shop ins Gespräch gekommen, hatten spontan auf den Frozen Yoghurt verzichtet und waren stattdessen zum Mexikaner gegangen. Doch seitdem hatte er sich nicht mehr gemeldet.

Eine Weile knabberte ich an meinem Daumennagel herum, bis ich beschloss, dass es mir langsam zu blöd wurde, immer zu warten, bis die Männer sich bei mir meldeten.

Ich rollte mich auf den Bauch und formulierte die perfekte Nachricht. Mein Ziel war es, lässig und entspannt zu klingen, ohne ihm das Gefühl zu geben, ich würde mich nicht für ihn interessieren.

Als ich fertig getippt hatte, wirkte die Nachricht nicht länger brillant.

Hallo. Wie geht’s?

Mein Finger schwebte über der Senden-Taste. Es war vielleicht nicht die coolste Nachricht, aber ich hatte das Warten satt. Ich schickte sie ab und die Antwort kam noch in der gleichen Sekunde.

Der Empfänger hat Sie blockiert. Sie können keine Nachrichten an diese Nummer verschicken. Wir entschuldigen uns für eventuelle Unannehmlichkeiten.

Was? Ich traute meinen Augen kaum. Warum? Wir hatten uns doch gut verstanden!

War ich wirklich ein dermaßen hoffnungsloser Fall, dass ich nicht in der Lage war, die Zeichen richtig zu deuten? Als wir uns verabschiedet hatten, hatte ich kurz geglaubt, dass er mich küssen wollte.

Mit einem frustrierten Aufschrei warf ich das Handy auf die Matratze. Verdammt! Ein weiteres vermasseltes Date auf meiner Liste. Mist!

Ich stand auf und öffnete meine Zimmertür. Da ich niemanden entdeckte, als ich ins Wohnzimmer spähte, atmete ich durch und ging in die Küche. Ich fand die Tüte Reese’s Peanutbutter Cups ganz hinten im Schrank.

In dem Moment kam Mum aus der Garage. Sie musste nur einen Blick auf mich werfen. »O nein. Was ist passiert, Darling?«

»Nichts.« Ich wusste, dass sie es gut meinte, doch ich hatte keine Lust, über mein nicht vorhandenes Liebesleben zu reden. Es wurde Zeit, dass ich auszog, damit ich meinen Kummer ungestört in Erdnussbutter und Schokolade ertränken konnte. Allerdings wusste ich, was mein Vater zum Thema Auszug zu sagen hatte.

Ich kratzte mich mit den Zehennägeln an meiner nackten Wade und schob gleichzeitig die Schokolade in meinen Mund. »Warum bin ich so ein hoffnungsloser Fall, Mum?«

»Du bist kein hoffnungsloser Fall.« Sie hielt genau zwei Sekunden durch, ehe sie hinzufügte: »Und sprich nicht mit vollem Mund.«

»Derek hat mich blockiert.«

Sie runzelte die Stirn. »Der Junge aus dem Friseursalon?«

»Nein, das war Daniel. Letzte Woche. Derek war der sympathische Typ, mit dem ich beim Mexikaner war.«

»Ach! Er hat dich blockiert? War euer Date nicht so nett?«

Einen Moment lang kämpfte ich mit den Tränen. »Offensichtlich nicht halb so nett, wie ich dachte.« Die Frustration drohte mich zu überwältigen, weshalb ich schnell den nächsten Peanutbuttercup aus der Folie wickelte. Vielleicht sollte ich so viel Schokolade essen, bis ich dick und fett war – dann konnte ich mir wenigstens einreden, den Grund zu kennen, warum mich niemand wollte. Aufgrund einer solchen Oberflächlichkeit nicht gewollt zu werden, war sicher besser, als sich ständig zu fragen, ob meine Persönlichkeit tatsächlich so fürchterlich war, dass die Männer nicht schnell genug von mir wegkommen konnten. Meine Hand tastete in der Reese’s-Tüte herum. Sie war leer. Der Tag konnte kaum besser werden.

»Wann musst du arbeiten?«

»Mittwoch«, erwiderte ich. »Heute ist erst Dienstag, richtig? Sag mir nicht, dass ich die Tage durcheinandergebracht habe.«

Mum lachte und strich über meine Wange. »Heute ist Dienstag. Es ist alles gut, Schatz.«

»Ich glaube, ich gehe wieder in mein Zimmer.«

»Wir könnten zusammen ein Comedy-Programm sehen«, schlug Mum vor.

Unter normalen Umständen hätte der Vorschlag mich aufgeheitert, aber heute wollte ich mich nur verkriechen. Vielleicht würde ich Jonah anrufen und ihn fragen, was er vorhatte. Es war lächerlich, dass ein 17-Jähriger mein letzter Notnagel war. Ich schüttelte den Kopf. »Danke, Mum.«

»Du hast übrigens ein Loch im Shirt.«

Überrascht sah ich an mir hinunter und begutachtete den Riss auf Höhe meines Bauchnabels. O nein! Ich liebte dieses Shirt mit dem niedlichen Toast-Aufdruck. Natürlich wäre ich damit niemals vor die Tür gegangen, doch zu Hause interessierte es niemanden, wenn ich in einem übergroßen T-Shirt herumlungerte, das mir nur bis zur Mitte der Oberschenkel reichte und schon vor fünf Jahren komplett ausgewaschen war.

Mum zuckte mit den Achseln und wandte mir den Rücken zu. Ich war gerade im Begriff, in mein Zimmer zu schlurfen, als der Schlüssel in der Wohnungstür gedreht wurde.

Dad kam mit Jacob und Jeremiah herein. Obwohl ich mir sicher war, dass Jeremiah mich lediglich wie eine kleine Schwester wahrnahm, starb ich tausend Tode, weil er mich in diesem Aufzug sah. Ich forschte in meinem Gedächtnis, ob ich mir an diesem Morgen die Haare gewaschen hatte, die in einem nachlässig gebundenen Knoten auf meinem Kopf thronten. Geschminkt war ich selbstverständlich ebenfalls nicht.

Wie immer ging mein Vater direkt zu Mum, zog sie in seine Arme und küsste sie. Ich schmolz dahin. War es zu viel verlangt, dass ich auch so etwas wollte?

»Ah, Peanutbutter Cups«, sagte Jacob erfreut. Er hob die Tüte vom Küchentresen, weil ich vergessen hatte, sie wegzuwerfen.

»Ist sie leer?«, fragte mein Dad und sah sofort zu mir.

Grundgütiger. Ich musste dringend ausziehen.

»Ja«, bestätigte Jacob.

Dad wandte sich zu mir. »Hast du einen schlechten Tag gehabt?«

Eher würde ich sterben, als mein verpatztes Liebesleben vor Jeremiah und Jacob zu diskutieren. »Eigentlich wollte ich gerade in mein Zimmer.«

Ausgerechnet Jeremiah warf mir einen mitleidigen Blick zu. »Der Kerl ist es nicht wert, dass du ihm hinterherweinst.«

Ich spürte, wie das Blut in meine Wangen schoss. War es dermaßen offensichtlich? Ein Kloß bildete sich in meiner Kehle. Mit aufeinandergepressten Zähnen nickte ich und floh dann in mein Zimmer.

Wow. Jeder schien zu wissen, was für ein hoffnungsloser Fall ich war.

Ich warf mich aufs Bett, presste mein Gesicht ins Kopfkissen und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Einige Stunden später hatte fataler Aktionismus das Selbstmitleid verdrängt. Um mich selbst aufzuheitern, hatte ich ein langes Vollbad samt Gesichtsmaske und Haarpackung genommen. Nun lackierte ich mir die Nägel und wartete darauf, dass meine Haare auf den großen Lockenwicklern trockneten.

Ich war fest entschlossen, heute Nacht auszugehen und so viele Telefonnummern wie möglich einzusammeln. Denn im Laufe des Tages war ich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich in einer Stadt mit mehr als einer halben Millionen Einwohnern – wenn ich Vororte und Bezirke im Umkreis mitrechnete sogar zwei Millionen Einwohner – jemanden finden sollte, der mich daten wollte. Inzwischen war ich so weit, dass mir ein One-Night-Stand mit einem Touristen gereicht hätte, um mir selbst zu beweisen, dass ich nicht abstoßend war.

Da mein Vater mich nicht allein ausgehen ließ, musste ich mich heute Nacht rausschleichen. Momentan spielte ich mit dem Gedanken, aus dem Fenster zu klettern, doch wenn ich das Haus umrundete, kam ich am Schlafzimmerfenster meiner Eltern vorbei. Ich hatte noch Zeit, mich für eine der beiden Varianten zu entscheiden, und würde es davon abhängig machen, wann meine Eltern schlafen gingen.

Als ich mir einige Zeit später sicher war, dass der Nagellack trocken war, ging ich ins Bad, um mich zu schminken. Während ich mein Spiegelbild musterte, fragte ich mich, was genau an mir so schrecklich war, dass keiner der Männer sich ein zweites Mal bei mir meldete.

Ich wusste, dass es Leute gab, die nicht auf rote Haare standen, aber daran konnte es nicht liegen.

Manchmal lachte ich zu laut. War das direkt ein No-Go? Mit einem Seufzen griff ich nach der Wimperntusche. Ich sollte einfach selbstbewusster werden und mir einreden, dass es nicht an mir lag.

Ich perfektionierte mein Make-up und presste mich in das schwarze, kleine Cocktailkleid, das ich vor einem halben Jahr gekauft und bisher nicht ein Mal getragen hatte. Es drückte meine Brüste nach oben und zusammen, was mir heute gelegen kam. Wenn ich schon kein Date bekam, wurde ich vielleicht wenigstens gefragt, wie viel ich pro Stunde kostete. Mein Ego musste dringend aufpoliert werden.

Vor ungefähr einer halben Stunde waren meine Eltern ins Bett gegangen. Die High Heels standen neben meiner Zimmertür, weil ich sie erst draußen anziehen wollte. Mein Vater neigte dazu, beim kleinsten Geräusch aufzuwachen, und ich musste mein Glück nicht riskieren, indem ich mit Absätzen durchs Haus tänzelte. Ich hatte mich entschieden, nicht durchs Fenster zu klettern, weil das Kleid viel zu eng dafür war.

Ich warf einen letzten Blick in meine Handtasche – Handy, Geld, Schlüssel, Lippenstift und Kondome.

Während ich langsam meine Zimmertür öffnete, hielt ich den Atem an. Barfuß schlich ich am Schlafzimmer meiner Eltern vorbei durch den offenen Wohnbereich, bis ich mit zittrigen Fingern die Alarmanlage deaktivierte.

Sie gab einen leisen Piepton von sich, der meinen Blutdruck in die Höhe trieb. Im Haus blieb es ruhig. Ich öffnete die Haustür und zog sie hinter mir so leise wie möglich ins Schloss. Dann eilte ich den Gartenweg entlang. Das Taxi, das ich bestellt hatte, hielt wie gewünscht am Ende der Straße. Erleichtert ließ ich mich auf den Rücksitz fallen und zog meine Schuhe an. »Las Vegas Boulevard, zum Bael bitte.«

Der Fahrer nickte knapp und fuhr los.

Ich hätte jubeln können. Den schlimmsten Schritt hatte ich hinter mich gebracht. Zwar ging ich davon aus, dass Dad früher oder später von meinem Ausbruch erfuhr, doch mit den Konsequenzen würde ich mich beschäftigen, wenn es so weit war.

Vielleicht gelang es mir ein paar Stunden, unerkannt durch die Klubs zu ziehen. Ich lächelte bei der Vorstellung. Die Touristen wussten nicht, wer ich war: Gwen Marshall, Tochter des notorischen Killers Hunter Marshall. Patenkind von Jacob Doherty, genannt King, ehemaliger Gangsterboss von Las Vegas, und von Davey Shaw, einem ebenso talentierten wie charmanten Magier, der mehr finstere Geheimnisse hatte, als ich jemals für möglich gehalten hätte. Ich war bekannt wie ein bunter Hund und hatte rein gar nichts zu meinem Ruhm beigetragen.

Und dann war da noch Jeremiah. Obwohl die Männer versuchten, mich weitestgehend von ihren nicht ganz legalen Geschäften abzuschirmen, wusste ich genug. Jeremiah hatte das Business seines Vaters übernommen und verdiente sein Geld mit Drogen, Prostitution und Glücksspiel. Manchmal bedauerte ich es, dass er mich wahrscheinlich für seine dritte Schwester hielt, denn er war ein Bild von einem Mann und verdammt heiß.

Allerdings war er 11 Jahre älter als ich und bevorzugte vermutlich Frauen von einem ganz anderen Kaliber. Neue Scham überkam mich, als ich an mein ausgewaschenes Shirt dachte, in dem er mich heute Mittag gesehen hatte.

Ich zuckte mit den Achseln, weil es keine Rolle spielte. Selbst wenn er mich jetzt sehen könnte, würde er mich kaum zur Kenntnis nehmen. Für ihn war ich wahrscheinlich immer noch die Fünfjährige, die er früher Prinzessin genannt hatte. Oder Prinzessin des Desasters, wenn wieder einmal einer meiner Zaubertricks danebengegangen war.

Je länger ich nachdachte, desto schwermütiger wurde ich, weil er mich schon ewig nicht mehr so genannt hatte. Offensichtlich waren wir beide zu alt für Spitznamen. Abgesehen davon waren wir ewig nicht mehr miteinander allein gewesen. Manchmal kam es mir vor, als ob Jeremiah krampfhaft vermeiden wollte, dass wir zu zweit waren.

Neue Zweifel stiegen in mir auf. Warum war mir das vorher nie bewusst gewesen? Nicht einmal mein Jugendfreund wollte mit mir Zeit verbringen.

»Miss?«, fragte der Taxifahrer und klopfte an die Trennscheibe zwischen uns. »Wir sind da.« Sein ungeduldiger Tonfall verriet mir, dass er es nicht zum ersten Mal sagte.

»Verzeihung.« Ich bezahlte ihn und stieg aus dem Wagen.

Meine Laune sank, als ich die lange Schlange vor dem Bael sah. Ich hatte gelesen, dass es momentan der angesagteste Klub der Stadt war, und wohl nicht die entsprechende Wartezeit bedacht. Wollte ich wirklich allein in der Schlange warten oder sollte ich mir direkt eine Cocktailbar suchen?

Bevor ich eine Entscheidung getroffen hatte, berührte jemand meinen Oberarm. Ich drehte mich herum und schaute geradewegs in Andersons Gesicht. Er arbeitete für Jeremiah, was ich nur wusste, weil er mir oft über den Weg lief.

»Hey, Gwen«, murmelte er und strich seine blonden Haare nach hinten. »Möchtest du rein?«

»Ich hatte in der Tat gerade überlegt, mich anzustellen.«

Er lachte. »Du musst dich doch nicht anstellen. Komm mit.« Er bedeutete mir vorzugehen und wie durch Zauberhand machten die zwei wuchtigen Türsteher mir Platz. So viel zu meiner Hoffnung, eine Nacht lang unerkannt zu bleiben.

Drinnen musste ich mich ein paar Sekunden orientieren, weil die hämmernden Bässe mich ohne Vorwarnung einhüllten. Es war viel wärmer als draußen und unglaublich viele Leute drängelten sich auf der Tanzfläche und vor der Bar. Ich wusste im ersten Moment gar nicht, wie ich es vermeiden sollte, jemandem im Weg zu stehen.

Anderson tippte neben mir eilig eine Textnachricht, bevor er aufsah. Er beugte sich zu mir. »Komm mit«, brüllte er an meinem Ohr, um die Musik zu übertönen.

Dankbar nickte ich, weil ich mich etwas verloren fühlte. Meine Laune besserte sich, als ich die ersten Blicke bemerkte. Ein paar Männer musterten mich, während ich Anderson folgte.

Er ging zu einem gläsernen Aufzug, der von zwei weiteren Türstehern bewacht wurde. VIP stand in silbernen Lettern auf den Glastüren. Ich berührte seinen Arm. »Das ist nicht nötig«, schrie ich über den Lärm.

»Anordnung von oben.« Er zuckte mit den Achseln, als müsste ich verstehen, was er meinte.

»Von oben?«

Anderson lächelte nur und schob mich in den Aufzug. Er folgte mir und zog eine Keycard durch den Schlitz neben den Knöpfen. Der Lift glitt in den dritten Stock. Mir wurde flau im Magen, weil ich den ganzen Klub von oben sehen konnte und nicht schwindelfrei war.

Ich folgte Anderson zu einer ledernen Sitzgruppe. Er deutete auf das Polster. »Möchtest du etwas trinken?«

Da die Musik hier gedämpfter war, konnte ich ihn mühelos verstehen. »Nein. Danke trotzdem.«

Er nickte mir zu und ließ mich allein. Um meinen galoppierenden Puls zu beruhigen, öffnete ich meine Tasche und zog meine Lippen nach. Ich hatte ausgehen wollen, doch ich hatte nicht damit gerechnet, direkt in der VIP-Lounge zu enden.