Lena ist anders. Ein junges Mädchen aus der Welt der Amisch People in Pennsylvania geht in die weite Welt hinaus, und entdeckt sich selbst. Sie verliebt sich zum ersten mal. Und es ist ein Schock. Denn es ist eine Frau. Doch sie kann nichts gegen diese Gefühle tun. Denn Liebe hat viele Gesichter. Und da wo die Liebe hinfällt gibt es kein Zurück. Mit ihrer Freundin Rosie begibt sich Lena auf eine erotische, romantische Reise in ein fremdes Land der Gefühle. Es geht um lesbische Liebe, und um Vertrauen. Wird Lena irgendwann zu sich selbst stehen, und das Leben leben, welches für sie bestimmt war? Wird sie mit Gott ins Reine kommen, und der Liebe zu dieser einen Frau eine Chance geben? Dieses Buch widme ich all jenen Frauen, die sich noch nicht geoutet haben. Vielleicht macht die Geschichte von Lena, dem tief gläubigen Amisch Mädchen, anderen Frauen Mut zu sich selbst zu stehen. Denn die Liebe hat viele Gesichter.
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Seitenzahl: 192
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Evi Huter
The magic of Love
Liebe kennt viele Gesichter
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Inhaltsverzeichnis
Titel
01 - Vorwort und Danksagungen:
02 - Einleitung:
Kapitel 1:
Kapitel 2:
Kapitel 3:
Kapitel 4:
Kapitel 5:
Kapitel 6:
Kapitel 7:
Kapitel 8:
Kapitel 9:
Kapitel 10:
Kapitel 11:
Kapitel 12:
Kapitel 13:
Kapitel 14:
Kapitel 15:
Kapitel 16:
Kapitel 17:
Impressum neobooks
Bevor Sie in diese vielleicht etwas andere Liebesgeschichte eintauchen, möchte ich mich zu allererst bei Ihnen als LeserIn bedanken. Vielen Dank, dass Sie mein Buch gekauft haben. Vielleicht ist dies nun nicht gerade verkaufsstrategisch richtig. Das mag sein. Aber mir ist es ein großes Anliegen, meinen treuen Lesern einfach einmal danke zu sagen. Danke, dass Sie meine Bücher kaufen. Danke, dass Sie ehrlich mit ihren Feedbacks sind, auch wenn es vielleicht mal nicht so gut ausfällt. Ich kann daraus nur lernen. Meine lieben Fans, ich bedanke mich für eure Treue.
Als nächstes bedanke ich mich bei meiner Lebensgefährtin Petra. Ohne ihre Unterstützung und Inspiration hätte ich diese Geschichte nie schreiben können. Sie ist meine Muse. Sie inspirierte mich immer wieder zu neuen Ideen, wie ich diesen Roman vorantreiben konnte. Dank ihres positiven Einflusses auf mich, konnte ich die Geschichte so erzählen wie ich sie wirklich empfand. Mein Schatz, geliebte Petra. Ich danke dir dafür, dass du an mich geglaubt hast. Und dass du vielleicht auch unbewusst mich motiviert hast dieses Buch zu Ende zu schreiben. Deine Liebe lässt mich Berge versetzen. Dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Danke mein Schatz, ich liebe dich.
An alle, die immer an meinen Erfolg und an mein Talent zu schreiben glauben: Damit meine ich euch. Meine Familie. Mama, Papa, meine Geschwister Onkels und Tanten. Es tut so gut, eine so starke Familie hinter sich zu haben. Ich danke euch allen von ganzem Herzen, dass ihr mich immer gefördert habt. Es ist nicht selbstverständlich, dass man als Autorin ernst genommen wird. Ihr habt mein Wunsch erfolgreiche Autorin zu werden nie belächelt. Ihr nehmt es ernst, weil es mir sehr ernst ist. Wer weiß, vielleicht kann ich eines Tages von den Einnahmen leben. Mit eurer Hilfe schaffe ich das. Ich bin stark, durch euch.
So, und nun zu dieser Geschichte. Wie sie vielleicht schon aus der Danksagung entnehmen konnten, lebe ich mit einer Frau zusammen. Es ist nicht irgendeine Frau. Es ist meine super Traumfrau. Ja, ich bin lesbisch. So, nun ist es raus. Mancher oder manche wird vielleicht das Buch nun schließen, und es nicht mehr anfassen. Ja, solche Menschen soll es geben. Doch wenn sie es noch immer in Händen halten, und weiter lesen, gehören Sie zu den klugen und modernen Menschen, denen es egal ist, was wer mit wem treibt. Ich sag es nochmal. Ja, ich bin lesbisch. Und das ist gut so. Ich lebe, atme, esse und trinke wie jeder andere Mensch auch. Nur mit dem einen Unterschied, dass ich als Frau auf Frauen stehe, und seit Herbst 2016 sehr glücklich mit meiner Petra bin. Eigentlich unterscheide ich mich nicht wirklich von anderen Frauen. Denn es gibt viele Frauen die lesbisch sind, es sich aber nicht eingestehen, oder es gar nicht ausleben. Ich lebe völlig geoutet in meinem Umfeld.
Ich wurde auch schon mal gefragt, ob ich Männer hasse. Natürlich hasse ich sie nicht. Einige von ihnen sind sogar in meinem engeren Freundeskreis. Ich schließe Freundschaften mit Männern, wenn mir ihr Charakter gefällt. Auch wurde ich schon gefragt, warum ich mich dazu entschieden hätte lesbisch zu sein. Ich hab mich nie dazu entschieden ein lesbisches Leben zu führen. Ich war es schon von Geburt an. Ich hab mich nur dazu entschieden offen dazu zu stehen. Ich glaube nicht, dass man es sich aussuchen kann homosexuell oder heterosexuell zu sein. Ich glaube dass die sexuelle Neigung von vorn herein in einem steckt. Was leider in der Gesellschaft und so auch in den verschiedensten Religionen immer wieder geschieht, ist dass homosexuelle Menschen, wie auch ich einer bin, auf ihr Sexualleben reduziert werden. Manche stellen sich dann nur vor, wie es zwei Männer oder zwei Frauen miteinander tun, und das finden sie dann abartig. Dass sich diese Menschen aber von Herzen lieben, und ehren, und Freud und Leid miteinander teilen, dies wird außer Acht gelassen. Denn so etwas tun doch nur Heteropaare, oder? Na, klar doch. Die Scheidungsrate bei Heteropaaren ist ja „so niedrig“. Richtig? Ironie Ende.
In meinem Buch beschreibe ich die Hauptprotagonistin Lena als Amisch. Die Amisch leben heute hauptsächlich in den USA in der Nähe von Pennsylvania, oder auch in Kanada. Sie leben sehr zurückgezogen von der modernen Welt, und lehnen jeglichen technischen Fortschritt ab. Sie leben noch so, wie ihre Vorfahren vor über 100 Jahren. Diese Menschen sind sehr gottesfürchtig, und leben sehr traditionell. Ich bin mir sicher, dass die meisten dieser Menschen wirklich gute Menschen sind. Aber dennoch hab ich mich gefragt, was geschieht, wenn einer dieser Menschen sich als homosexuell outen würde. Wäre die Nächstenliebe auch dann noch gegeben? Ich habe etliche Berichte über die Amisch Leute, oder wie die Amerikaner sagen the amish people im Internet gelesen. Nirgendwo fand ich einen Fall von Homosexualität in diesen Berichten. Was aber nicht bedeutet, dass es dies nicht gibt. Vermutlich leben die meisten ihre Neigung nicht aus, und unterdrücken sie. Oder sie kehren nach ihrer Übersprengtaufe nicht mehr in die Gemeinschaft zurück.
The Magic of Love erzählt die Geschichte von einem jungen Amisch Mädchen, welches die große weite Welt entdeckt, und dabei erkennt, dass sie anders ist als die anderen. Und auf der anderen Seite war da diese lebhafte, junge dynamische und sehr sexy aussehende Frau. Diese zwei jungen Frauen konnten unterschiedlicher nicht sein. Doch sie trafen sich, und das Schicksal nahm seinen Lauf.
Lena saß ganz unruhig in diesem aus Leder gefertigten Stuhl, als die Tür aufging, und eine junge Frau mit braun gewelltem Haar, und Business Outfit in den Raum trat. Unter ihrem rechten Arm hatte sie einen Notizblock geklemmt. Mit der anderen freien Hand stellte sie sich Lena als ihre Psychologin Jennifer Hudson vor. Lena war sehr nervös, und spielte ständig mit ihren langen blonden Haaren herum. Sie war noch nie bei einer Psychologin. Warum auch? Bis vor kurzem hatte sie dies auch noch nicht nötig. Denn da war ihre heile Welt noch in Ordnung. Sie lebte mit ihren Eltern Joshua und Maria Stoltzfuss in Pennsylvania. Und sie gehörten den dort lebenden Amisch Leuten an. Als Lena kurz vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter stand, kam für sie die Zeit der Selbstfindung. Unter den Amischen wird diese Zeit "Rumspringa" genannt. Da werden den angehenden Erwachsenen mehr Freiheiten zugestanden. Sie dürfen hinaus gehen, in diese andere Welt, und ein modernes Leben führen. Sie können nach etwa einem Jahr entscheiden, ob sie wieder zurück in ihre Gemeinde kommen wollen, und fortan als Amische zu leben, mit all den strengen Regeln. Oder sie wählen den Weg der modernen Welt treu zu bleiben. Die meisten jugendlichen kehren nach ihrem "rumspringa" wieder zurück in ihre Familien. So tat dies auch Lena. Sie war 18 Jahre alt, zierlich und schlank, und in einem heiratsfähigen Alter. Als sie nach ihrer " Auszeit" wieder zurück kam, war sie nicht mehr dieselbe, wie sie es vor der sogenannten Übersprengtaufe war. Sie spürte ganz tief in ihrem Herzen, dass sie anders war als die anderen Frauen. Doch diese Gefühle durfte sie nicht mehr fühlen. Denn sie entschied sich zurück zu kehren, und sich den strengen Regeln der Amischen zu beugen. Da waren ihre Wurzeln, ihr zuhause.
Während Jennifer Hudson Lena´s Akte noch einmal per Computer abrief, dachte Lena daran, wie stolz ihre Eltern waren, als sie wieder zu ihnen zurück kehrte. Nie würde sie das stolze Gesicht ihres Vaters vergessen, der sonst eher streng und höchst konservativ war. Selten bekam sie eine liebevolle Geste von ihm zu sehen. Umso mehr war ihr der Augenblick wichtig, als er zu ihr sagte, dass sie ihn nun sehr stolz gemacht hätte. Das war wie Balsam für ihre doch so empfindsame Seele. Da Lena´s Eltern ein sehr hohes Ansehen in ihrer Gemeinde genossen, war es ihnen sehr wichtig, dass Lena nun einen anständigen Mann heiraten muss. Ob Lena damit einverstanden war, stand nicht zur Debatte. Es war ihre Pflicht. Und als gute Amisch Tochter galt es für sie zu tun, was von ihr verlangt wurde. Sie hatte keine andere Wahl.
In diesen Gedanken versunken, saß das dunkelblonde nervöse Mädchen da, und ringelte ganz nervös ihre Haare um den Zeigefinger. Jennifer Hudson setzte sich nun zu ihr, gespickt mit all den Informationen die sie für dieses erste Gespräch brauchte. „ Nun, Lena, „ sagte Jennifer Hudson zur Einleitung. „ Ich hab nun schon ein paar Vorinformationen über ihren Fall. Möchten sie mir vielleicht erzählen, warum sie hier sind? Sie müssen es nicht tun, wenn sie nicht wollen. Aber vielleicht erzählen sie mir einfach nur das wozu sie bereit sind. Geht das?" Lena sah beschämt zu Boden. Erst nach einem tiefen Atemzug, antwortete sie: „ Es gehört sich nicht darüber zu sprechen. Es ist eine Sünde." Darauf erwiderte die Psychologin: „ Wenn sie mir nichts erzählen wollen, ist das vorerst auch gut. Dann lese ich ihnen vor, was in der Akte drin steht. Und sie hören mir einfach nur zu. Ok?" Lena nickte nur ganz sachte, mit dem Blick immer am Boden haftend. Jennifer Hudson öffnete daraufhin die Akte, und begann zu lesen. " Am 8. September des Jahres 2000 wurde die Patientin Lena Miller in einem äußerst desolaten Zustand ins Pennsylvania Hospital eingeliefert. Zahlreiche Hämatome an Brust, Gesicht und Oberschenkel konnten festgestellt werden. Zudem konnte eine mutmaßliche Vergewaltigung nicht ausgeschlossen werden. Jedoch verweigerte die Patientin jegliche Untersuchungsmaßnahmen, die diese Vermutung bestätigen oder widerlegen konnte. Sie wurde etwa 30 Meilen vor Lancaster, abseits von der Straße bewusstlos von einem Autofahrer gefunden, welcher sofort nach Sichtung die Ambulanz und die Polizei verständigte. Die Patientin ist nicht bereit eine Aussage zu machen, was möglicherweise darauf zurück zu führen ist, dass sie stark traumatisiert ist." Jennifer Hudson legte die Akte wieder beiseite, sah Lena an, und fragte: „ Wollen sie mir denn nicht erzählen, was ihnen zugestoßen ist? Wer hat ihnen diese schlimmen Dinge angetan? Wir können den Täter zur Rechenschaft ziehen. Das geht aber nur, wenn sie mir sagen, wer sie so zugerichtet hat." Lena schüttelte energisch den Kopf, und sagte kein Wort. Sie wollte und konnte den Namen nicht nennen, der ihr so weh getan hat. Jennifer Hudson merkte, dass sie auf den direkten Weg nicht an Lena heran kam, also versuchte sie einen anderen. Sie fragte: " Wie ist es eigentlich so, als Amisch zu leben?"
Nach dieser Frage hob Lena endlich ihren Kopf, und sah der Psychologin direkt in die Augen. Sie antwortete:" Das Leben bei uns ist sehr hart. Aber wir beklagen uns nicht. Manchmal haben wir gute Ernten. Manchmal auch schlechte. Die Männer arbeiten täglich beinahe 14 Stunden auf den Feldern. Und wir Frauen sorgen für ein sauberes und wohliges Heim. So ist unser Leben als Amische. Sehr einfach, und doch auch sehr hart. Wir folgen Gottes Weg." Jennifer merkte sofort, dass sie es schwer haben wird, nur eine Kleinigkeit aus diesem eingeschüchterten Mädchen heraus zu bekommen. Also brach sie das Gespräch ab, und bat sie am nächsten Tag wieder zu kommen. Vielleicht hätte sie dann mehr Glück. Irgendwann wird Lena schon reden, da war sie sich ganz sicher. Lena war in einem Frauenhaus untergebracht. Das dumme war, dass sie selbst nicht wusste, wo genau sie sich befand. Sie wusste nur noch, dass sie irgendjemand bewusstlos geschlagen hatte, und dass sie kurze Zeit später in einem fremden Zimmer, in einem fremden Haus, bei fremden Menschen wieder zu sich kam. Sie konnte sich zwar erinnern, wer ihr diese schlimmen Dinge angetan hat, und was mit ihr geschehen war. Doch darüber wollte sie nicht nachdenken. Lieber dachte sie an die Zeit ihrer Selbstfindung. Sie war frei, und konnte tun und lassen was sie wollte. Bevor diese Zeit angebrochen war, freute sie sich schon darauf, neue Erfahrungen machen zu dürfen. Gleichzeitig hatte sie aber auch Angst davor. Getrieben von der Neugier, und gehalten von der Angst, machte sie sich auf den Weg in eine neue Welt.
Es war ein Tag vor Lena´s 17. Geburtstag. Ihre Mutter und sie waren damit beschäftigt, Lena´s Koffer zu packen. Es war nur ein kleiner Koffer, denn viele Habseligkeiten hatte Lena nie. Ein paar Kleider, und ein paar Schuhe fanden gerade Platz in ihrem Gepäck. Als die beiden Frauen mit dem Koffer packen fertig waren, sah sich Lena nochmal in ihrem kleinen Zimmer um. Ihr Bett stand in der einen Ecke des Raumes, bedeckt mit einer weißen selbstgenähten Tagesdecke. Obwohl Lena noch eine Nacht in diesem Bett verbringen würde, wirkte es in diesem Augenblick schon etwas verwaist. Das lag wohl daran, dass Lena mit ihren Gedanken bereits in Philadelphia war, wo die Reise am nächsten Tag hin ging. Während Lena erwartungsvoll ihrem Geburtstag entgegen sah, wirkte ihre Mutter eher besorgt. Beim gemeinsamen Abendessen mit ihren Eltern und ihren beiden jüngeren Brüdern Samuel, und Isaac, sah Lena´s Vater seine Tochter mit einem strengen Blick an. So wie er es eben immer tat. Diesmal sagte er zu ihr: " Lena, morgen beginnt für dich eine neue Zeit. Wie du siehst macht sich deine Mutter große Sorgen um dich. Denke daran, dass Gott alles sieht, hört und fühlt. Wenn du unkeusche Gedanken hast, wirst du dich vor Gottes Gericht dafür verantworten müssen. Ich rate dir, dass du jeden Tag um deine Seele betest. Hast du mich verstanden?" Lena nickte nur vorsichtig. Danach aßen alle schweigend ihr Abendbrot. Anschließend räumten die Frauen den Tisch ab, und wuschen das Geschirr. Während dieser Tätigkeiten konnte Lena an nichts anderes denken, als daran, was ihr am nächsten Tag bevor stand. Sie war sehr aufgeregt, aber sie musste dieses Gefühl für sich behalten.
Der neue Tag brach an. Lena stand schon um 5 Uhr früh auf. Sie sah aus dem Fenster, und konnte ein letztes Mal die Männer der Gemeinde dabei beobachten, wie sie sich auf den Weg auf die Felder machten. Diesen Anblick würde sie nun für lange Zeit nicht mehr sehen, wenn sie in ihrer neuen Behausung in Philadelphia morgens aus dem Fenster blicken wird. Samuel und Isaac schliefen noch tief und fest, als sie auf ganz leisen Sohlen, ein letztes Mal nach ihren Brüdern sah. In einer Stunde erst würden sie aufstehen, doch dann ist ihre große Schwester bereits auf dem Weg in die große weite Welt. Lena´s Mutter packte ihr noch ein paar Pausenbrote ein, während Lena alleine am großen Esszimmertisch saß, und frühstückte. Sie musste sich beeilen. In 15 Minuten ist Jakob mit der Kutsche da, die sie zum nächsten Bahnhof etwas außerhalb von Lancaster bringen wird. Lena´s Vater war bereits auf dem Feld bei den anderen Männern, um zu arbeiten. Schade, dachte sich Lena. Sie hätte ihn gerne vor ihrer Abreise nochmal gesehen. Obwohl er immer sehr streng war, liebte sie ihn dennoch sehr. Doch für ein weiteres nachdenken war keine Zeit mehr. Jakob fuhr mit seinem Pferdegespann vor. Der Koffer stand bereits vor dem kleinen bescheidenen Häuschen. Während Jakob sich den Koffer schnappte, und auf die Kutsche lud, verabschiedete sich Lena von ihrer Mutter. Die beiden umarmten sich, und ihre Mutter sagte mit besorgter Stimme: " Bitte bleib anständig, und denk daran was wir dir beigebracht haben. Wenn du dich eingerichtet hast, dann schreib uns bitte." Lena antwortete: "Ja Mutter, das werde ich tun. Ich verspreche es. Lass Vater und meine Brüder schön von mir grüßen. Ich hab euch alle lieb. Ich werde euch nicht enttäuschen." Mit Tränen in den Augen stieg Lena in die Kutsche ein, und Jakob, der schon ungeduldig auf die Abfahrt wartete, gab den Pferden die Sporen. Äußerst rasant fuhren die beiden vom Gelände. Jakob hasste es immer derjenige sein zu müssen, der die jungen Amische zum Bahnhof führen musste. So bekam er immer die tränenreichen Abschiede mit. Das war ihm stets zu viel Gefühlsduselei. Umso mehr war er froh wenn er diese Aufgabe erledigt hatte.
Als sie endlich am Bahnhof ankamen, drückte Lena Jakob an sich, und bedankte sich für die Fahrt. Sichtlich genervt nahm Jakob die Umarmung an, und sagte: " Ja, ja. Ist ja gut. Geh jetzt, sonst verpasst du noch den Zug." Lena lächelte, denn sie wusste, dass hinter dieser harten Schale ein ganz weicher Kern steckte. Er wollte es nur nicht zugeben. Sie stieg von der Kutsche, und sah sich um. Jakob reichte ihr den Koffer runter, und sprach: " Da, dein Koffer. Hey, pass auf dich auf, ok?" Dann fuhr er wieder weg, und ließ Lena am Bahnhof zurück. In ihrer Manteltasche hatte sie das Ticket nach Philadelphia verstaut. Sie holte es heraus, um heraus zu finden, an welchen Bahnsteig sie gehen musste. Während sie ganz vertieft in das Ticket sah, lief sie in zügigen Schritten den Bahnsteig 1 entlang. Plötzlich verspürte Lena einen heftigen Ruck, und sie stieß sich den Kopf. Sie zuckte zusammen, und hielt beide Hände an die Stirn. Als sie wieder aufsah, erkannte sie, dass sie in ein Mädchen mit feuerroten gelockten Haaren, welches ihr entgegen kam, gelaufen war. Auch das Mädchen hielt sich den Kopf. Lena war es sehr unangenehm, und sie entschuldigte sich. Sie fragte: " Oh, das tut mir sehr leid. Hab ich dir sehr weh getan?" Das andere Mädchen fing an zu lachen, und sprach: " Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Das kommt davon, wenn ich statt nach vorne, nur auf mein Ticket schaue. Ich muss unbedingt den Zug nach Phili erreichen." Lena antwortete erleichtert: " Na ja, ich bin auch nicht gerade mit offenen Augen hier entlang gelaufen. Ich fahre auch nach Philadelphia. Und ich suche auch den richtigen Zug." Daraufhin verglichen die beiden ihre Fahrkarten, und stellten fest, dass sie denselben Weg vor sich hatten. Das Mädchen lachte wieder, und sagte: "Na so ein Zufall. Dann haben wir beide das gleiche Ziel. Wollen wir nicht zusammen in ein Abteil sitzen? Ich reise ungern allein. Und so könnten wir uns unterhalten. Mein Name ist Roseanne Connor. Aber alle nennen mich Rosie. " Rosie streckte Lena die Hand entgegen. Lena dachte erst noch einen Moment nach, aber dann dachte sie, was soll´s. So wäre sie auch nicht ganz allein. Und sie würde schon jemanden kennen, bevor sie in Philadelphia ankam. Sie gab ihr also die Hand, und antwortete: " Ok, ich bin einverstanden. Mein Name ist Lena." Als die beiden endlich ihren Zug gefunden hatten, setzten sie sich in ein leer stehendes Abteil. Lena war etwas zurückhaltend, aber Rosie war genau das Gegenteil. Sofort und ohne Umschweife fing sie an zu erzählen wo sie herkam, und was sie in Philadelphia tun wollte. Sie war im selben Alter wie Lena, aber was Rosie in ihrer Vergangenheit erlebte, kannte Lena nicht. Rosie war so etwas wie eine Vagabundin. Es hielt sie nie lange an einem Ort. Sie hatte keine Familie. Um sich die Fahrkarten zu verdienen, jobbte sie mal hier und mal da als Kellnerin. Sie verdiente ihr Geld immer ehrlich. Das war so ein Motto von ihr. Sie wollte immer frei sein, aber nie kriminell. Sie schaffte es immer wieder, für eine kurze Zeit irgendwo Fuß zu fassen. Solche Menschen nennt man auch Überlebenskünstler. Und so ein Mensch war Rosie. Lena hörte ihr die ganze Zeit über nur zu, und war beeindruckt, was Rosie alles erlebt hatte. Ihr gefiel auch diese erfrischende Art dieser jungen Dame. Als Rosie plötzlich fragte, warum Lena unterwegs war nach Philadelphia, stockte Lena der Atem. Was sollte sie nun sagen? Was würde Rosie von ihr denken, wenn sie die Wahrheit sagt? Doch lügen konnte sie auch nicht, denn das ließ ihr Glaube an Gott nicht zu. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu sagen: " Ich bin Amisch, und ich gehe nach Philadelphia um mich selbst zu finden. Das nennt man bei uns rumspringa. Ich versuche mich in dieser euren Welt zurecht zu finden." Daraufhin folgte eine Minute des Schweigens. Dann sagte Rosie: " Was? Du bist Amisch? Wie cool ist das denn?" Lena war mehr als nur erstaunt über Rosie´s Reaktion. Rosie fragte weiter: " Stimmt es wirklich, dass ihr noch so lebt wie vor 100 Jahren, so ohne moderne Technik?" "Ja", antwortete Lena. Rosie war sichtlich begeistert von der Lebensweise der Amisch. Sie sagte: " Das muss Freiheit sein."
So ganz konnte Lena die Begeisterung von Rosie nicht teilen. Lena erzählte ihr von den langen und sehr harten Arbeitstagen. Mit Romantik hatte dies in ihren Augen nicht viel zu tun. Die beiden Frauen waren nun schon fast 2 Stunden unterwegs, und sie hatten noch eine Stunde Fahrzeit vor sich. Rosie lehnte sich in ihren Sitz zurück, und schloss für einen Moment die Augen. Lena, die ihr gegenüber saß, sah sie an, und dachte sich, was für eine außergewöhnliche Frau Rosie doch ist. Irgendwie fühlte sie sich zu ihr hingezogen. Rosie bemerkte, dass sie von Lena beobachtet wird, und öffnete ihre Augen wieder, und sah sie an. Sie fragte: " Hey Lena, was hältst du davon, wenn wir in Phili uns eine Bude teilen? Ich hab bereits eine Wohnung dort angemietet. Du kannst mit einziehen, wenn du willst. Und wir könnten uns die Miete teilen. So sparen wir beide Geld. Was hältst du davon?" Lena staunte, und antwortete: " Du willst, dass ich bei dir einziehe? Du kennst mich doch noch gar nicht. Außerdem hab ich eine Unterkunft in einem Hostel bereits organisiert." Rosie rümpfte die Nase und sagte: " In einem Hostel? Da willst du wohnen? Wo du mit mehreren fremden die Toilette teilen musst. Wohne doch bei mir. Du hast dort dein eigenes Zimmer, und auch ein eigenes Bad. Außerdem bin ich nicht gern allein. So könnten wir immer nette Gespräche führen, und ich kann dir auch was von meiner Welt zeigen. Du würdest mir damit auch einen Gefallen tun. Komm schon, gib dir einen Ruck. Und vertraue mir. Ich beiße schon nicht." Lena dachte noch kurz darüber nach. Das Geld für das Hostel könnte sie sich sparen, und sie müsste sich nach einer Woche nicht nach einer neuen Bleibe umsehen. Als ihr diese positiven Aspekte des Vorschlages bewusst wurde, war sie damit einverstanden. Als Rosie die Zustimmung von Lena hatte, lehnte sie sich wieder zufrieden zurück, lächelte und sagte: " Na, also. Dann ist es abgemacht. Wir gründen eine Wohngemeinschaft." Sie atmete noch einmal tief durch, und dann schlief sie ein. Schlafen, dachte Lena, das ist eine gute Idee. Daraufhin kuschelte sich auch Lena in ihren Sitz, und schloss langsam die Augen, und schlief dann ein.
Ankunft in Philadelphia