The Maid - Nita Prose - E-Book
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The Maid E-Book

Nita Prose

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Beschreibung

Mit Omas Weisheiten und Columbos Tricks: Zimmermädchen Molly Gray ermittelt »The Maid« ist ein ebenso charmanter wie humorvoller Krimi, dessen liebenswert- schrullige Heldin Sie garantiert ins Herz schließen werden. Jeden Morgen freut sich die 25-jährige Molly Gray darauf, in ihre frisch gestärkte Uniform zu schlüpfen: Sie liebt ihren Job als Zimmermädchen im altehrwürdigen Regency Grand Hotel und ist erst zufrieden, wenn sie die eleganten Suiten wieder in einen tadellosen Zustand versetzt hat. Doch als Molly den ebenso berüchtigten wie schwerreichen Mr Black tot in seinem zerwühlten Zimmer vorfindet, bringt das nicht nur ihren Sinn für Sauberkeit gehörig durcheinander. Denn Molly ist nicht wie andere, und ihr etwas eigenartiges Verhalten macht sie prompt zur Hauptverdächtigen. Zum Glück hat Molly die Sinnsprüche ihrer Oma, ein Faible für Inspektor Columbo – und echte Freunde im Hotel, die ihr helfen, die Ordnung wieder herzustellen. Der humorvolle cosy Krimi von Nita Prose macht auch beim Miträtseln großen Spaß. Und Zimmermädchen Molly muss man einfach lieben: empathisch, mit dem Herz am rechten Fleck und vielleicht doch nicht ganz so unbedarft-hilflos, wie man am Anfang glauben mag. »Die interessanteste (und liebenswerteste) Hauptfigur seit langem!« Stephen King »Kurios, unblutig und warmherzig geschrieben.« Freundin »Witziger Hotel-Krimi!« Für Sie

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Seitenzahl: 486

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Nita Prose

The Maid

Ein Zimmermädchen ermittelt

Aus dem Englischen von Alice Jakubeit

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Mit Omas Weisheiten und Columbos Tricks: Zimmermädchen Molly Gray ermittelt

»The Maid« ist ein liebenswert-humorvoller Krimi mit unerwarteten Twists, die auch beim Miträtseln großen Spaß machen.

Jeden Morgen freut sich die 25-jährige Molly Gray darauf, in ihre frisch gestärkte Uniform zu schlüpfen: Sie liebt ihren Job als Zimmermädchen im altehrwürdigen Londoner Regency Grand Hotel und ist erst zufrieden, wenn sie die eleganten Suiten wieder in einen tadellosen Zustand versetzt hat. Doch als Molly den ebenso berüchtigten wie schwerreichen Mr Black tot in seinem zerwühlten Zimmer vorfindet, bringt das nicht nur ihren Sinn für Sauberkeit gehörig durcheinander.

Denn Molly ist nicht wie andere, und ihr etwas eigenartiges Verhalten macht sie prompt zur Hauptverdächtigen. Zum Glück hat Molly die Sinnsprüche ihrer Oma, ein Faible für Inspektor Columbo – und echte Freunde im Hotel, die ihr helfen, die Ordnung wiederherzustellen.

Inhaltsübersicht

Widmung

Prolog

Montag

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Dienstag

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Mittwoch

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Donnerstag

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Freitag

Kapitel 26

Mehrere Monate später

Kapitel 27

Epilog

Danksagung

Leseprobe »Ein mysteriöser Gast«

Für Jackie

Prolog

Ich bin Ihr Zimmermädchen. Ich bin die, die Ihr Hotelzimmer reinigt, die wie ein Phantom hereinkommt, während Sie sich draußen amüsieren, ohne jeden Gedanken an das, was Sie hinterlassen haben, das Durcheinander, oder was ich womöglich sehe, wenn Sie nicht hier sind.

Ich bin die, die Ihren Papierkorb leert und die Quittungen wegwirft, die niemand finden soll. Ich bin die, die Ihr Bett frisch bezieht, die sieht, ob Sie darin geschlafen haben und ob Sie heute Nacht allein waren oder nicht. Ich bin die, die Ihre Schuhe ordentlich neben die Tür stellt, Ihre Kissen aufschüttelt und einzelne Haare darauf findet. Ihre? Unwahrscheinlich. Ich bin die, die hinter Ihnen sauber macht, nachdem Sie zu viel getrunken und den Toilettensitz beschmutzt haben oder Schlimmeres.

Wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, ist Ihr Zimmer makellos. Ihr Bett ist akkurat gemacht, so, als hätte nie jemand darin gelegen, die vier Kissen aufgeschüttelt. Der Staub und der Schmutz, den Sie hinterlassen haben, sind spurlos weggesaugt. Im frisch geputzten Spiegel blickt Ihnen Ihre Unschuldsmiene entgegen. Es ist, als wären Sie nie hier gewesen. Als wären Ihr ganzer Schmutz, alle Ihre Lügen und Täuschungen ausgelöscht.

Ich bin Ihr Zimmermädchen. Ich weiß so viel über Sie. Aber wenn es darauf ankommt: Was wissen Sie schon über mich?

Montag

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1

Mir ist durchaus bewusst, dass mein Name lächerlich ist. Bevor ich vor vier Jahren diese Arbeit annahm, war er das nicht. Ich heiße Molly und bin im Regency Grand Hotel Zimmermädchen, auf Englisch maid. Alle denken an Molly Maid, die bekannte Reinigungsfirma. Ein Witz. Bevor ich diese Stelle antrat, war Molly einfach ein Name, mir von meiner mir fremden Mutter gegeben, die mich vor so langer Zeit verließ, dass ich keine Erinnerungen an sie habe – nur ein paar Fotos und die Geschichten, die Gran, meine Oma, mir erzählt hat. Gran sagte, meine Mutter habe Molly als Namen für ein Mädchen hübsch gefunden, weil man dabei an apfelrote Wangen und Zöpfe denkt, was ich zufällig beides nicht habe. Mein Haar ist schlicht und schwarz und zu einem ordentlichen, geraden Bob geschnitten. Ich scheitele das Haar in der Mitte – genau in der Mitte – und kämme es glatt und gerade. Schlicht und akkurat, so ist es mir am liebsten.

Ich habe spitze Wangenknochen und eine helle Haut, die manche Leute bewundern. Warum, weiß ich nicht. Ich bin so weiß wie die Betten, die ich den ganzen Tag lang mache oder frisch beziehe, mache oder frisch beziehe in den gut zwanzig Zimmern, die ich in Ordnung bringe für die geschätzten Gäste des Regency Grand, ein Fünf-Sterne-Boutiquehotel, das sich »kultivierter Eleganz und einer Etikette, die der heutigen Zeit entspricht«, rühmt.

Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich einmal eine so vornehme Stellung in einem prächtigen Hotel innehaben würde. Andere sehen das nicht so, sie halten ein Zimmermädchen für eine unbedeutende Person, die nicht zählt, das weiß ich. Wir sollen alle danach streben, Ärzte und Rechtsanwälte und reiche Immobilienmagnate zu werden. Aber nicht ich. Ich bin so dankbar für meine Arbeitsstelle, dass ich mich jeden Tag kneife. Wirklich. Besonders jetzt ohne Gran. Ohne sie ist zu Hause nicht mehr zu Hause. Es kommt mir vor, als wäre alle Farbe aus unserer Wohnung gesickert. Aber sobald ich das Regency Grand betrete, wird die Welt technicolorbunt.

Wenn ich die Hand auf das glänzende Messinggeländer lege und die scharlachroten Stufen zum majestätischen Vorbau des Hotels hinaufsteige, bin ich Dorothy, die nach Oz kommt. Ich gehe durch die gläserne Drehtür, in der sich mein wahres Ich spiegelt – an meinem dunklen Haar und der blassen Haut hat sich nichts geändert, aber jetzt kehrt eine gesunde Röte auf meine Wangen zurück, meine Daseinsberechtigung ist wiederhergestellt.

Drinnen bleibe ich oft erst einmal stehen, um die prachtvolle Lobby zu betrachten. Sie verliert nie ihren Glanz, wird nie matt oder staubig, nie stumpf oder trist. Die Lobby ist Gott sei Dank immer gleich, Tag für Tag. Links befindet sich die Rezeption mit dem obsidianschwarzen Tresen und den schicken, wie Pinguine in Schwarz-Weiß gekleideten Rezeptionsangestellten. Dann ist da die weiträumige, hufeisenförmige Lobby selbst mit ihrem strahlend weißen Boden aus edlem italienischem Marmor, der den Blick hinauflenkt zur Empore im ersten Stock. Da sind die kunstvolle Art-déco-Einrichtung auf der Empore und die stattliche Treppe, die dorthin führt, sowie das opulente, glänzende Geländer, sich windende Schlangen, die goldene Treppenknäufe in den Messingfängen halten. Häufig stellen sich Gäste ans Geländer, die Hand auf einem blitzenden Knauf, und genießen den herrlichen Anblick unten – die Kofferträger, die mit Gepäck im Schlepptau im Zickzack durch die Lobby marschieren, die Gäste auf den eleganten Sesseln oder die Pärchen auf den smaragdgrünen Zweiersofas, die mit ihrem weichen, vornehmen Samt alle Geheimnisse schlucken.

Aber was ich an der Lobby vielleicht am liebsten mag, ist der Geruch, den ich zu Beginn jeder Schicht wahrnehme bei diesem ersten herrlichen Atemzug, der ganz eigene Duft des Hotels – diese Mischung aus edlen Damenparfüms, dem dunklen Moschusgeruch der Ledersessel, dem frischen Zitrusduft der Politur, mit der die glänzenden Marmorböden zweimal täglich behandelt werden. Es ist der Duft des Lebensgeistes. Der Wohlgeruch des Lebens selbst.

Jedes Mal, wenn ich zur Arbeit im Regency Grand erscheine, fühle ich mich wieder lebendig und als Teil des großen Ganzen, der Pracht und der Farben. Ich gehöre mit dazu zum großen Muster, ein leuchtendes, einzigartiges Quadrat, unverzichtbar für den Bilderteppich.

Gran hat immer gesagt: »Wenn du deine Arbeit liebst, wirst du keinen einzigen Tag im Leben arbeiten.« Und sie hat recht. Jeder Arbeitstag ist eine Freude für mich. Für diese Arbeit wurde ich geboren. Ich putze gern, ich mag meinen Zimmermädchenwagen, und ich mag meine Uniform.

Es geht nichts über einen perfekt ausgestatteten Zimmermädchenwagen am frühen Morgen. Meiner bescheidenen Meinung nach ist er ein Füllhorn des Überflusses und der Schönheit. Die entzückend verpackten kleinen Seifenstückchen mit dem Orangenblütenduft, die Shampoofläschchen von Crabtree & Evelyn, die gedrungenen Taschentuchschachteln, die in Hygienefolie eingeschweißten Toilettenpapierrollen, die gebleichten weißen Handtücher in drei Größen – Badetuch, Handtuch und Waschlappen – und die Stapel mit den Klapperdeckchen für das Tee- und Kaffeetablett. Nicht zu vergessen die Reinigungsausstattung, bestehend aus Staubwedel, Möbelpolitur mit Zitrusgeruch, zart duftenden antiseptischen Müllbeuteln sowie einer beeindruckenden Anzahl von Sprühflaschen mit Putz- und Desinfektionsmitteln, ordentlich aufgereiht und bereit, sämtliche Flecken auszumerzen, seien es Kaffeeringe oder Erbrochenes – oder sogar Blut. Ein gut ausgestatteter Zimmermädchenwagen ist ein mobiles Hygienewunder, eine Reinigungsmaschine auf Rädern. Und wie gesagt, er ist schön.

Dann meine Uniform. Wenn ich zwischen meiner Uniform und meinem Wagen wählen müsste – ich glaube, das könnte ich nicht. Meine Uniform ist meine Freiheit. Sie ist der ultimative Tarnmantel. Im Regency Grand wird sie täglich in der Hotelwäscherei gereinigt, in den feuchten Eingeweiden des Hotels, von unseren Umkleideräumen aus ein Stück den Gang entlang. Jeden Tag, bevor ich zur Arbeit komme, wird mir die Uniform an die Spindtür gehängt, in dünne Plastikfolie gehüllt und mit einer kleinen Haftnotiz versehen, auf der mit schwarzem Marker mein Name steht. Was für eine Freude, sie morgens dort zu sehen, meine zweite Haut – sauber, desinfiziert, frisch gebügelt, duftend wie eine Mischung aus neuem Papier, Schwimmbad und nichts. Ein Neubeginn. Es ist, als wären der Vortag und sämtliche Tage davor weggewischt.

Wenn ich meine Zimmermädchenuniform anlege – weder die altbackene Downton-Abbey-Sorte noch das Playboy-Häschen-Klischee, sondern eine blendend weiße, gestärkte Hemdbluse und einen schmalen schwarzen Rock aus bequemem Stretchmaterial –, bin ich vollständig. Sobald ich mich für meinen Arbeitstag umgekleidet habe, bin ich selbstsicherer, habe das Gefühl, genau zu wissen, was ich sagen und tun muss – zumindest meistens. Und sobald ich sie am Ende des Tages ausziehe, fühle ich mich nackt, schutzlos, aufgelöst.

Ehrlich gesagt habe ich in zwischenmenschlichen Situationen häufig Schwierigkeiten; es ist wie ein raffiniertes Spiel mit komplizierten Regeln, die alle anderen kennen, aber ich spiele es immer zum ersten Mal. Ich verstoße mit erschreckender Regelmäßigkeit gegen irgendeine Verhaltensregel, beleidige Menschen, wenn ich ihnen ein Kompliment machen möchte, deute Körpersprache falsch, sage das Falsche zum falschen Zeitpunkt. Nur durch Gran weiß ich, dass jemand, der lächelt, nicht unbedingt glücklich ist. Manchmal lächeln die Leute, wenn sie sich über einen lustig machen. Oder sie danken einem, obwohl sie einen am liebsten ohrfeigen würden. Gran hat immer gesagt, ich würde besser im Deuten von Verhalten – jeden Tag in jeder Hinsicht, mein Schatz –, aber jetzt, ohne sie, habe ich große Mühe. Früher beeilte ich mich auf dem Heimweg von der Arbeit und stellte ihr, sobald ich durch die Wohnungstür war, die Fragen, die ich mir den Tag über aufgespart hatte. »Ich bin wieder da! Gran, wirkt Ketchup wirklich bei Messing, oder sollte ich lieber bei Salz und Essig bleiben? Stimmt es, dass manche Leute ihren Tee mit Sahne trinken? Gran, warum haben sie mich heute bei der Arbeit Rumba genannt?«

Aber wenn ich jetzt die Wohnungstür öffne, kommt da kein »Ach, Molly, Liebes, ich erkläre es dir« oder »Ich mache dir erst mal eine ordentliche Tasse Tee und dann beantworte ich dir das alles«. Jetzt erscheint mir unsere gemütliche Wohnung mit den zwei Schlafzimmern hohl und leblos und leer, wie eine Höhle. Oder ein Sarg. Oder ein Grab.

Weil es mir so schwerfällt, Gesichtsausdrücke zu deuten, bin ich auch die Letzte, die zu Partys eingeladen wird, glaube ich. Anscheinend bin ich in Unterhaltungen tollpatschig, und wenn man dem Getuschel glaubt, habe ich keine gleichaltrigen Freunde. Zugegeben, das ist zu hundert Prozent korrekt. Ich habe keine gleichaltrigen Freunde, und übrigens überhaupt nur wenige Freunde.

Aber bei der Arbeit, wenn ich meine Uniform trage, füge ich mich ein. Ich werde zu einem Teil der Hotelausstattung, wie die schwarz-weiß gestreifte Tapete, die viele Flure und Zimmer schmückt. In meiner Uniform kann ich jeder sein, solange ich den Mund halte. Bei einer polizeilichen Gegenüberstellung würden Sie mich nicht erkennen, selbst wenn Sie täglich zehnmal an mir vorbeigehen.

Kürzlich bin ich fünfundzwanzig geworden, »ein Vierteljahrhundert«, würde Gran an dieser Stelle verkünden, wenn sie noch etwas zu mir sagen könnte. Was sie nicht kann, denn sie ist tot.

Ja, tot. Warum es anders nennen, als es ist? Sie ist nicht dahingegangen wie eine angenehme Brise, die über die Heide streicht. Sie ist nicht sanft gegangen. Sie ist gestorben. Vor rund neun Monaten.

Der Tag nach ihrem Tod war schön und mild, und ich ging zur Arbeit wie sonst auch. Mr Alexander Snow, der Geschäftsführer des Hotels, war überrascht, mich zu sehen. Er erinnert mich an eine Eule mit seiner Schildpattbrille, die sehr groß für sein breites Gesicht ist. Sein sich lichtendes Haar ist mit Gel zurückgekämmt, und er hat einen spitzen Haaransatz. Niemand sonst im Hotel mag ihn sonderlich. Wie Gran sagen würde: Gib nichts auf das, was die anderen denken; was du denkst, zählt. Und ich stimme dem zu. Man muss nach seinen eigenen moralischen Grundsätzen leben, anstatt wie ein Schaf blindlings anderen hinterherzulaufen.

»Molly, was tun Sie denn hier?«, fragte Mr Snow, als ich am Tag nach Grans Tod zur Arbeit kam. »Mein herzliches Beileid. Mr Preston hat mir erzählt, dass Ihre Großmutter gestern von uns gegangen ist. Ich habe bereits eine Vertretung für Sie organisiert. Wenn Sie den Tag freinehmen würden, wäre das absolut im Rahmen des Üblichen.«

»Aber Mr Snow«, sagte ich. »Wenn das Wörtchen ›wenn‹ nicht wäre, wär mein Vater Millionär.«

Mr Snow sah aus, als wollte er gleich eine Maus hochwürgen. »Wie gesagt, ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Sind Sie sicher, dass Sie den Tag nicht freinehmen wollen?«

»Gran ist gestorben, nicht ich«, erwiderte ich. »Wie Gran sagen würde: Das Leben geht weiter.«

Er riss die Augen auf. Weil er schockiert war? Ich werde das nie verstehen – warum Menschen die Wahrheit schockierender als Lügen finden.

Dennoch gab Mr Snow nach. »Wie Sie wünschen, Molly.«

Wenige Minuten später war ich unten im Hauswirtschaftsbereich und zog im Umkleideraum meine Zimmermädchenuniform an wie jeden Tag – wie ich es heute Morgen getan habe und es auch morgen tun werde, obwohl heute jemand anderes – nicht Gran – gestorben ist. Und zwar nicht zu Hause, sondern im Hotel.

Ja. Genau. Heute bei der Arbeit fand ich einen Gast sehr tot in seinem Bett. Mr Black. Den Mr Black. Abgesehen davon war mein Arbeitstag völlig normal.

Ist es nicht interessant, dass ein einziges erschütterndes Ereignis die eigene Erinnerung an das, was passiert ist, verändern kann? Normalerweise gehen die Arbeitstage ineinander über, und die täglichen Aufgaben verschwimmen miteinander. Die Papierkörbe, die ich im dritten Stock leere, vermischen sich mit denen im zweiten. Ich hätte schwören können, dass ich gerade Suite 410 reinige, das Eckzimmer mit Blick auf die Westseite der Straße, dabei bin ich in Wirklichkeit am anderen Ende des Hotels in Zimmer 430, dem östlichen Eckzimmer, dem Gegenstück zu Suite 410. Aber dann geschieht etwas Außergewöhnliches – zum Beispiel findet man Mr Black tot in seinem Bett –, und plötzlich kristallisiert der Tag, wird fest statt gasförmig. Jeder Augenblick wird denkwürdig und unterscheidet sich von allen vorhergegangenen Arbeitstagen.

Es war heute, gegen 3 Uhr nachmittags, kurz vor Ende meiner Schicht, als das erschütternde Ereignis eintrat. Ich hatte schon alle meine Zimmer gereinigt, auch das Penthouse der Blacks im dritten Stock, aber ich musste noch einmal dorthin zurück, um das Bad zu Ende zu putzen.

Glauben Sie auch nicht eine Sekunde lang, ich wäre bei der Arbeit schlampig oder unorganisiert, bloß weil ich das Penthouse der Blacks zweimal gereinigt habe. Wenn ich ein Zimmer reinige, nehme ich die Sache richtig in Angriff, putze alles von oben bis unten und hinterlasse es makellos – keine Oberfläche bleibt unabgewischt, kein Schmutz wird übersehen. Sauberkeit kommt gleich nach Gottesfurcht, sagte Gran immer, und ich glaube, das ist ein besserer Grundsatz für das Leben als die meisten anderen. Ich putze keine runden Ecken, ich bringe sie zum Glänzen. Da finden Sie keinen Fingerabdruck und keinen Schmierfleck mehr.

Ich war also nicht einfach bloß faul geworden und hatte beschlossen, das Bad der Blacks auszulassen, als ich an diesem Morgen den Rest ihrer Suite gereinigt habe. Au contraire. Bei meinem ersten Hygienebesuch war das Bad besetzt. Giselle, Mr Blacks derzeitige Frau, ging kurz nach meiner Ankunft duschen. Und sie gab mir zwar die Erlaubnis (mehr oder weniger), ihr Zimmer zu putzen, während sie unter der Dusche war, aber sie blieb dort so lange, dass der Wasserdampf allmählich unter der Badezimmertür hervorkroch.

 

Mr Charles Black und seine zweite Frau Giselle sind schon lange Stammgäste im Regency Grand. Jeder im Hotel kennt sie; alle im ganzen Land kennen sie. Mr Black wohnt – oder besser gesagt, wohnte – jeden Monat mindestens eine Woche bei uns, während er seine Immobilienangelegenheiten in der Stadt regelte. Er ist – war – ein berühmter Impresario, ein Magnat, ein Tycoon. Giselle und er schmückten oft die Gesellschaftsseiten, wo er als »stattlicher Silberhaariger mittleren Alters« beschrieben wurde, dabei hat er gar keine silbernen Haare. Giselle hingegen wurde oft als »junge, geschmeidige Schickeria-Trophäe« beschrieben.

Ich fand, das klang schmeichelhaft, aber Gran war anderer Meinung. Als ich sie nach dem Grund fragte, sagte sie: Es ist nicht das, was da steht, sondern das zwischen den Zeilen.

Mr und Mrs Black sind noch nicht lange verheiratet, etwa zwei Jahre. Wir im Regency Grand hatten das Glück, dass dieses geschätzte Paar unser Hotel regelmäßig mit seiner Anwesenheit beehrt hat. Das stärkt unser Ansehen. Und das wiederum bedeutet mehr Gäste. Und das bedeutet, dass ich eine Arbeit habe.

Als Gran und ich vor über dreiundzwanzig Monaten einmal durch das Finanzviertel spazierten, zeigte sie mir alle Gebäude, die Mr Black gehörten. Mir war gar nicht klar gewesen, dass ihm etwa ein Viertel der Stadt gehörte, aber leider Gottes ist es so. Oder war so. Denn als Leiche kann man eben doch keine Immobilien besitzen.

»Das Regency Grand gehört ihm nicht«, hatte Mr Snow einmal gesagt, als Mr Black noch sehr lebendig war, und danach schnaubte er ganz komisch. Ich habe keine Ahnung, was dieses Schnauben zu bedeuten hatte. Mr Blacks zweite Frau Giselle sagt mir immer klar und deutlich, was sie meint. Und ich muss ihr nichts von den Augen ablesen. Unter anderem deshalb habe ich sie so gern.

Als ich heute Morgen das erste Mal im Penthouse der Blacks war, habe ich es von oben bis unten geputzt – außer dem Bad, weil Giselle dadrin war. Sie schien gar nicht sie selbst zu sein. Als ich hereinkam, fiel mir auf, dass ihre Augen gerötet und geschwollen waren. Eine Allergie? Oder könnte es Traurigkeit sein? Giselle hielt sich nicht lange auf, sondern lief kurz nach meinem Eintreffen ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu.

Ich ließ nicht zu, dass ihr Verhalten meine Aufgabe beeinträchtigte. Im Gegenteil, ich machte mich sofort an die Arbeit und reinigte die Suite energisch. Als alles perfekt war, stellte ich mich mit einer Schachtel Taschentücher an die verschlossene Badezimmertür und rief Giselle zu: »Ihre Zimmer sind in einen Zustand der Perfektion zurückversetzt! Ich komme später wieder, um das Bad zu putzen!«

»Okay«, erwiderte Giselle. »Kein Grund, so zu brüllen! Himmel!« Als sie schließlich herauskam, reichte ich ihr ein Taschentuch für den Fall, dass sie wirklich eine Allergie oder sich aufgeregt hatte. Ich rechnete mit einer kurzen Unterhaltung, weil sie oft ziemlich gesprächig ist, aber sie huschte schnell ins Schlafzimmer, um sich anzukleiden.

Da verließ ich die Suite und arbeitete mich Zimmer für Zimmer durch den dritten Stock. Ich schüttelte Kissen auf und polierte vergoldete Spiegel, sprühte Flecken von Tapeten und Wänden, packte benutztes Bettzeug und feuchte Handtücher zusammen und desinfizierte Toilettenschüsseln und Waschbecken.

Nach der Hälfte meiner Arbeit in diesem Stockwerk machte ich eine kurze Pause und brachte meinen Wagen in den Keller, wo ich zwei große, schwere Säcke mit schmutzigem Bettzeug und benutzten Handtüchern in der Wäscherei abgab. Obwohl es dort ziemlich stickig ist und überdies die Leuchtstoffröhren grell und die Decken sehr niedrig sind, war es eine Erleichterung, die schweren Säcke dort lassen zu können. Als ich wieder auf dem Flur stand, fühlte ich mich viel leichter, wenn auch eine Spur feucht.

Ich beschloss, Juan Manuel, einen Tellerwäscher, in der Küche zu besuchen, und sauste durch die verschlungenen Gänge, bog um die vertrauten Ecken – links, rechts, links, links, rechts –, ein bisschen wie eine schlaue, trainierte Maus in einem Labyrinth. Als ich die breite Küchentür aufschob, ließ Juan Manuel alles stehen und liegen und holte mir sofort ein großes Glas kaltes Wasser mit Eis, wofür ich sehr dankbar war.

Nach einem angenehmen kurzen Plausch verabschiedete ich mich von ihm. Dann füllte ich im Hauswirtschaftsbereich saubere Handtücher und Bettwäsche nach und fuhr hinauf in die frischere Luft des ersten Stocks, wo ich mit der Reinigung einer weiteren Reihe Zimmer begann, in denen das Trinkgeld verdächtigerweise nur aus Münzen bestand, aber dazu später mehr.

Als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, war es kurz vor drei. Es wurde Zeit, zurück in den dritten Stock zu fahren und Mr und Mrs Blacks Bad zu putzen. Vor ihrer Tür blieb ich kurz stehen, lauschte auf Anzeichen, dass jemand da war, und klopfte vorschriftsmäßig. »Housekeeping!«, sagte ich laut, aber in einem höflich bestimmten Ton. Keine Antwort. Ich holte meine Generalschlüsselkarte hervor, öffnete und ging mit meinem Wagen hinein.

»Mr und Mrs Black? Dürfte ich meinen Hygienebesuch abschließen? Ich würde Ihre Suite gern in einen Zustand der Perfektion zurückversetzen.«

Nichts. Offenbar waren die Eheleute beide ausgegangen, so dachte ich jedenfalls. Umso besser für mich. So konnte ich meine Arbeit gründlich und ohne Störungen erledigen. Ich ließ die schwere Tür hinter mir zufallen und sah mich in ihrem Wohnzimmer um. Es war nicht so sauber und ordentlich, wie ich es einige Stunden zuvor verlassen hatte. Die Vorhänge an den imposanten deckenhohen Fenstern waren zugezogen, und auf dem Glastisch fand ich mehrere Scotchfläschchen aus der Minibar, daneben ein halb leeres Whiskyglas, daneben eine ungerauchte Zigarre, auf dem Boden eine zusammengeknüllte Serviette und auf dem Diwan eine Delle, die der Hintern des Trinkers dort hinterlassen hatte. Giselles gelbe Handtasche lag nicht mehr dort, wo ich sie am Morgen gesehen hatte, nämlich auf dem Sekretär neben der Tür der Suite, also war sie in der Stadt unterwegs.

Die Arbeit eines Zimmermädchens nimmt kein Ende, dachte ich bei mir, während ich das Kissen vom Diwan nahm, es aufschüttelte und an die richtige Stelle legte und alle etwaigen Diwanmängel richtete. Bevor ich den Tisch in Ordnung brachte, beschloss ich, mir den Zustand der übrigen Zimmer anzusehen. Es sah ganz danach aus, als müsste ich die gesamte Suite von vorn reinigen.

Ich ging zum Schlafzimmer im hinteren Teil der Suite. Die Tür stand offen, und einer der hoteleigenen flauschigen weißen Bademäntel lag gleich davor auf dem Boden. Von dort aus, wo ich stand, sah ich, dass eine Tür des Schlafzimmerschranks immer noch offen stand, genau wie heute Vormittag, als ich sie nicht hatte schließen können, da der Safe darin ebenfalls offen stand. Ein Teil des Safe-Inhalts war unangetastet – das sah ich sofort –, aber das, was mich am Vormittag einigermaßen fassungslos gemacht hatte, fehlte eklatant. In gewisser Hinsicht war ich erleichtert. Ich wandte meine Aufmerksamkeit vom Schrank ab, stieg vorsichtig über den Bademantel und betrat das Schlafzimmer.

Und erst da sah ich ihn. Mr Black. Er trug denselben Zweireiher wie am Morgen, als er mich auf dem Korridor fast umgerannt hätte, nur das Blatt Papier in seiner Brusttasche fehlte. Er lag auf dem Rücken im Bett. Das Bett war so zerwühlt, als hätte er sich hin und her geworfen, bevor er schließlich ruhig lag. Sein Kopf ruhte auf einem Kissen, nicht auf zweien, und zwei weitere Kissen lagen schief neben ihm. Ich würde das vorgeschriebene vierte Kopfkissen suchen müssen, das ich am Vormittag ganz sicher auf dem Bett platziert hatte, denn der Teufel steckt, wie man sagt, im Detail.

Mr Blacks Schuhe lagen am anderen Ende des Zimmers. Daran erinnere ich mich so genau, weil einer der Schuhe nach Süden und der andere nach Osten zeigte und ich sofort wusste, dass es meine Pflicht als Zimmermädchen war, beide Schuhe so auszurichten, dass sie in dieselbe Richtung wiesen, und die fies verhedderten Schnürsenkel zu entwirren, bevor ich das Zimmer verließ.

Natürlich war mein erster Gedanke bei diesem Anblick nicht der, dass Mr Black tot war. Vielmehr dachte ich, dass er fest schlief, nachdem er am frühen Nachmittag im Wohnzimmer mehr als ein Gläschen getrunken hatte. Aber bei genauerem Hinsehen fielen mir weitere Seltsamkeiten im Zimmer auf. Auf dem Nachttisch links von Mr Black lag ein geöffnetes Tablettenfläschchen, das ich als Giselles wiedererkannte. Mehrere kleine blaue Tabletten waren herausgepurzelt, einige lagen auf dem Nachttisch, andere am Boden. Ein, zwei Tabletten waren zu einem feinen Puder zertreten worden, der sich im Teppich festgesetzt hatte. Dies bedeutete staubsaugen auf höchster Stufe, gefolgt von einer Dosis Teppicherfrischer, um den Flor in einen Zustand der Perfektion zurückzuversetzen.

Es kommt nicht oft vor, dass ich einen Gast tief und fest schlafend im Bett finde, wenn ich eine Suite betrete. Schon eher stolpere ich hin und wieder, sehr zu meiner Bestürzung, über Gäste in einem ganz anderen Zustand – in flagranti, wie man auf Latein sagt. Die meisten Gäste, die tagsüber schlafen oder privatimen Aktivitäten nachgehen wollen, sind so rücksichtsvoll, das Schild »Bitte nicht stören« an die Tür zu hängen, das ich für solche Gelegenheiten immer auf den Sekretär an der Tür lege. Und sonst rufen sie in der Regel sofort laut, wenn ich sie ungewollt in einem ungünstigen Moment antreffe. Nicht so Mr Black. Er hat weder gerufen noch »Raus hier!« gesagt, womit er mich sonst immer wegschickte, wenn ich ungelegen kam. Vielmehr schlief er einfach weiter.

Dann wurde mir klar, dass ich ihn in den gut zehn Sekunden, die ich jetzt an seiner Schlafzimmertür stand, nicht atmen gehört hatte. Mit Menschen, die tief und fest schlafen, kenne ich mich aus, weil Gran auch so war, aber niemand schläft so tief, dass er gar nicht mehr atmet.

Ich hielt es für klug, nach Mr Black zu sehen und mich zu vergewissern, ob es ihm gut ging. Auch das gehört zu den Pflichten eines Zimmermädchens. Ich trat einen kleinen Schritt vor, um sein Gesicht zu mustern. Da fiel mir auf, wie grau er aussah, wie aufgedunsen und wie … eindeutig unwohl. Zögerlich ging ich noch näher heran, bis ich an seiner Bettkante stand. Seine Falten hatten sich tief eingegraben, sein Mund war mürrisch verzogen, wobei das bei Mr Black nichts Ungewöhnliches war. Um seine Augen herum waren seltsame kleine Flecken, wie rote und violette Nadelstiche. Erst da schrillten in meinem Kopf die Alarmglocken, und mir fiel auf, dass an dieser Situation mehr nicht stimmte, als ich anfangs bemerkt hatte.

Behutsam streckte ich die Hand aus und tippte Mr Black auf die Schulter. Sie fühlte sich steif und kalt an, wie ein Möbelstück. Ich hielt ihm die Hand vor den Mund und hoffte verzweifelt, seinen Atem zu spüren, aber vergeblich.

»Nein, nein, nein«, sagte ich, während ich zwei Finger an seinen Hals legte, um nach einem Puls zu fühlen, den ich nicht fand. Ich legte ihm die Hände auf die Schultern und schüttelte ihn. »Sir! Sir! Wachen Sie auf!« Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war das dumm von mir, aber heute Nachmittag erschien es mir noch praktisch ausgeschlossen, dass Mr Black wirklich tot sein könnte.

Als ich ihn losließ, plumpste er zurück aufs Bett und schlug mit dem Kopf ganz leicht gegen das Kopfteil. Da wich ich zurück, und meine eigenen Arme hingen steif herab.

Ich ging zum anderen Nachttisch, auf dem ein Telefon stand, und rief am Empfang an.

»Regency Grand, die Rezeption. Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Guten Tag«, sagte ich. »Ich bin kein Gast. Normalerweise rufe ich nicht um Hilfe. Hier ist Molly, das Zimmermädchen. Ich bin in der Penthouse-Suite, Suite 401, und ich habe es mit einer recht ungewöhnlichen Situation zu tun. Ein unüblicher Schlamassel gewissermaßen.«

»Warum rufen Sie die Rezeption an? Rufen Sie beim Housekeeping an.«

»Ich bin vom Housekeeping«, sagte ich und wurde lauter. »Könnten Sie bitte Mr Snow Bescheid geben, dass hier ein Gast ist, der … dauerhaft unpässlich ist.«

»Dauerhaft unpässlich?«

Genau deshalb ist es immer am besten, stets direkt und klar zu sein, aber in diesem Moment, das muss ich zugeben, war ich vorübergehend kopflos.

»Er ist sehr tot«, sagte ich. »Tot in seinem Bett. Rufen Sie Mr Snow an. Und bitte verständigen Sie einen Notarzt. Sofort!«

Danach legte ich auf. Ehrlich gesagt kommt mir das, was dann geschah, surreal und wie ein schlechter Traum vor. Ich weiß noch, dass mein Herz wie wild schlug, das Zimmer zur Seite kippte wie in einem Hitchcock-Film, meine Hände klamm wurden und der Telefonhörer mir fast aus der Hand rutschte, als ich ihn auf die Gabel legen wollte.

Ich sah hoch. An der Wand vor mir hing ein Spiegel in einem goldenen Rahmen, der mir nicht nur mein eigenes entsetztes Gesicht zeigte, sondern all das, was ich bisher übersehen hatte.

Das Schwindelgefühl verstärkte sich, der Boden war so schief wie in einem Spiegelkabinett. Ich legte mir die Hand auf die Brust, ein vergeblicher Versuch, mein zitterndes Herz zur Ruhe zu bringen.

Es ist leichter, als Sie es für möglich halten würden: vor aller Augen und trotzdem größtenteils unsichtbar zu sein. Das habe ich bei meiner Tätigkeit als Zimmermädchen gelernt. Man kann noch so wichtig sein, noch so entscheidend für das große Ganze, und doch einfach übersehen werden. Das gilt für Zimmermädchen und anscheinend auch für andere. Es ist eine sehr schmerzliche Wahrheit.

Nicht lange danach wurde ich ohnmächtig. Es wurde dunkel im Zimmer, und ich sackte einfach zusammen, wie es mir manchmal passiert, wenn mich etwas überwältigt.

Jetzt, wo ich in Mr Snows luxuriösem Büro sitze, zittern mir die Hände. Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Was richtig ist, ist richtig. Passiert ist passiert. Dennoch zittere ich.

Um mich zu beruhigen, wende ich Grans Trick an. Immer wenn in einem Film die Spannung unerträglich wurde, nahm sie die Fernbedienung und spulte vor. »Na bitte«, sagte sie dann. »Wozu unsere Nerven strapazieren, wenn das Ende unvermeidlich ist? Es kommt, wie es kommen muss.« Das gilt für Filme, aber weniger im richtigen Leben. Im richtigen Leben kann man mit seinen Taten den Ausgang einer Situation verändern, von traurig zu glücklich, von enttäuschend zu befriedigend, von falsch zu richtig.

Grans Trick hilft mir sehr. Ich spule vor und lasse meine innere Filmvorführung an genau der richtigen Stelle weiterlaufen. Das Zittern lässt sofort nach. Noch immer war ich in der Suite, aber nicht mehr im Schlafzimmer, sondern an der Eingangstür. Ich lief zurück ins Schlafzimmer, nahm den Telefonhörer zum zweiten Mal ab und rief an der Rezeption an. Diesmal verlangte ich Mr Snow zu sprechen. Als ich ihn »Hallo? Was gibt es?« fragen hörte, achtete ich darauf, mich sehr klar auszudrücken.

»Hier ist Molly. Mr Black ist tot. Ich bin in seinem Zimmer. Bitte wählen Sie sofort den Notruf.«

Eine knappe Viertelstunde später kam Mr Snow herein, hinter sich eine kleine Armee von medizinischem Personal und Polizisten. Er nahm mich beim Ellbogen wie ein kleines Kind und führte mich hinaus.

Und jetzt sitze ich hier in seinem Büro abseits der Hotellobby, in einem knarzenden braunen Ledersessel mit hoher Rückenlehne. Mr Snow ist schon eine Weile fort – vielleicht eine Stunde, vielleicht schon länger? Er hat gesagt, ich solle mich nicht von der Stelle rühren, bis er zurückkommt. In einer Hand halte ich eine schöne Tasse Tee, in der anderen ein Stück Shortbread, kann mich aber nicht erinnern, wer mir das gebracht hat. Ich führe die Tasse an die Lippen – der Tee ist warm, aber nicht zu heiß, eine ideale Temperatur. Meine Hände zittern immer noch leicht. Wer hat mir so eine perfekte Tasse Tee gemacht? War es Mr Snow? Oder jemand aus der Küche? Vielleicht Juan Manuel? Vielleicht war es Rodney an der Bar, eine schöne Vorstellung – Rodney, der mir eine perfekte Tasse Tee macht.

Während ich die Tasse betrachte, eine echte Porzellantasse mit einem Dekor aus rosa Rosen und grünen Dornen, vermisse ich plötzlich Gran. Ganz schrecklich.

Ich beiße von dem Shortbread ab, das angenehm zwischen meinen Zähnen zerbröselt. Es ist knusprig, süß und butterig. Alles in allem ist es ein herrliches Gebäck. Es schmeckt süß, ach, so süß.

Kapitel 2

Lange sitze ich allein in Mr Snows Büro. Ich muss sagen, es beunruhigt mich, mit meinem Zimmerreinigungssoll derart im Rückstand zu sein, vom Einsammeln meines Trinkgelds ganz zu schweigen. Normalerweise wäre ich um diese Uhrzeit mit mindestens einer Etage ganz fertig, aber nicht heute. Ich mache mir Sorgen, was die anderen Zimmermädchen denken werden und ob sie für mich mitarbeiten müssen. So viel Zeit ist vergangen, aber Mr Snow ist immer noch nicht gekommen, um mich zu holen. Ich versuche, die Angst zu beschwichtigen, die in meinem Magen brodelt.

Dann komme ich auf die Idee, meine Gedanken zu ordnen, indem ich meinen bisherigen Tag nachverfolge und mich nach besten Kräften an alles erinnere, was geschehen ist bis zu dem Moment, als ich Mr Black tot in seinem Bett in Suite 401 fand.

Am Anfang war es ein ganz normaler Tag. Ich ging durch die stattliche Drehtür ins Hotel. Eigentlich sollen die Angestellten den Personaleingang an der Rückseite benutzen, aber das machen nur wenige. Gegen diese Regel zu verstoßen, genieße ich.

Ich berühre gern das glatte, kalte Messinggeländer an der scharlachroten Treppe vor dem Haupteingang. Ich laufe gern über den flauschigen Teppich. Und ich begrüße gern Mr Preston, den Portier des Regency Grand. Er ist ein stattlicher Mann, trägt eine Mütze und einen langen Trenchcoat mit dem goldenen Hotelemblem und arbeitet seit über zwanzig Jahren in diesem Haus.

»Guten Morgen, Mr Preston.«

»Ach, Molly. Einen schönen Montag wünsche ich Ihnen, mein liebes Mädchen.« Er tippt sich an die Mütze.

»Haben Sie in letzter Zeit Ihre Tochter gesehen?«

»Allerdings, ja. Wir haben am Sonntag zusammen zu Abend gegessen. Morgen hat sie eine Gerichtsverhandlung. Ich kann es immer noch nicht glauben. Mein kleines Mädchen steht da vorn vor einem Richter. Wenn nur Mary sie jetzt sehen könnte.«

»Sie sind bestimmt stolz auf sie.«

»Und wie.«

Mr Preston ist seit über zehn Jahren verwitwet, aber er hat nie wieder geheiratet. Wenn jemand ihn fragt, warum nicht, lautet seine Antwort immer gleich: »Mein Herz gehört Mary.«

Er ist ein ehrenhafter Mann, ein guter Mann. Kein Betrüger. Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich Betrüger verabscheue? Betrüger verdienen es, in Treibsand geworfen zu werden und in Schmutz zu ersticken. Mr Preston ist nicht so ein Mann. Er ist jemand, den man sich als Vater wünschen würde, wobei ich mich bei diesem Thema kaum auskenne, da ich nie einen Vater hatte. Meiner verschwand zur selben Zeit wie meine Mutter, als ich noch »ein kleiner Keks« war, wie Gran immer sagte, was ich heute als irgendwo zwischen sechs Monaten und einem Jahr einordne, weil sich seitdem nämlich Gran um mich kümmerte und wir eine Einheit bildeten, Gran und ich, ich und Gran. Bis der Tod uns geschieden hat.

Mr Preston erinnert mich an Gran. Er hat sie auch gekannt. Mir ist nie klar gewesen, wie sie sich kennengelernt haben, aber Gran war mit ihm befreundet und stand auch seiner Frau Mary, möge sie in Frieden ruhen, sehr nahe.

Ich mag Mr Preston, weil er die Menschen dazu anregt, sich anständig zu benehmen. Wenn man Portier eines vornehmen, ehrwürdigen Hotels ist, bekommt man alles Mögliche zu sehen. Zum Beispiel Geschäftsleute, die mit lasziven jungen Gespielinnen hierherkommen, während ihre mittelalten Ehefrauen tausend Meilen entfernt sind. Oder Rockstars, die so betrunken sind, dass sie das Portierspult mit einem Urinal verwechseln. Oder die junge, schöne Mrs Black – die zweite Mrs Black –, die mit Mascarastreifen auf den tränenüberströmten Wangen aus dem Hotel stürzt.

Mr Preston legt seinen persönlichen Verhaltenskodex an und spricht, wenn nötig, ein Machtwort. Ich habe das Gerücht gehört, auf besagten Rockstar sei er so wütend gewesen, dass er den Paparazzi einen Tipp gab und diese den Star derart bedrängten, dass er nie wieder im Regency Grand abgestiegen sei.

»Mr Preston, stimmt das?«, habe ich ihn einmal gefragt. »Waren Sie das, der damals die Paparazzi angerufen hat?«

»Fragen Sie nie einen Gentleman, was er getan oder nicht getan hat. Wenn er ein wahrer Gentleman ist, hatte er einen guten Grund dafür. Und wenn er ein wahrer Gentleman ist, wird er niemals darüber reden.«

Das ist Mr Preston.

Nachdem ich an diesem Morgen an ihm vorbei war, marschierte ich durch die gewaltige vordere Lobby und sauste die Treppe hinab in das Labyrinth aus Gängen, die zur Küche, zur Wäscherei und – mein Lieblingsbereich – zu den Hauswirtschaftsräumen führen. Sie machen vielleicht nicht viel her – kein Messing, kein Marmor, kein Samt –, aber hier gehöre ich hin.

Wie immer legte ich meine frisch gereinigte Zimmermädchenuniform an, holte meinen Wagen und sah nach, ob er aufgefüllt worden und bereit für meine Runden war. Er war es nicht, was mich nicht überraschte, denn gestern Abend hatte meine Vorgesetzte, Cheryl Green, Dienst. Chernobyl wird sie von den meisten Angestellten im Regency Grand hinter ihrem Rücken genannt. Um das klarzustellen: Sie stammt nicht aus Tschernobyl. Genau genommen kommt sie überhaupt nicht aus der UdSSR, sondern hat schon immer in dieser Stadt gelebt, wie ich auch. Sie müssen wissen, dass ich zwar keine hohe Meinung von Cheryl habe, mich aber weigere, sie – oder überhaupt jemanden – mit einem Schimpfnamen zu belegen. Behandele andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst, hat Gran immer gesagt, und an diese Devise halte ich mich. In meinem Vierteljahrhundert bin ich schon vieles genannt worden, und in meiner Erfahrung stimmt es nicht, dass Worte einem nichts anhaben können, im Gegenteil: Worte können einen tief verletzen.

Cheryl mag meine Chefin sein, aber sie ist definitiv nicht besser als ich. Da gibt es einen Unterschied, wissen Sie. Man darf die Menschen nicht anhand der Arbeit, die sie ausüben, oder ihrer gesellschaftlichen Stellung beurteilen; man muss sie anhand ihrer Taten beurteilen. Cheryl ist schlampig und faul. Sie betrügt und putzt runde Ecken. Sie schlurft beim Gehen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie das Waschbecken eines Gastes mit demselben Lappen geputzt hat, den sie schon für seine Toilette benutzt hatte. Ist das zu fassen?

»Was tust du da?«, fragte ich sie, als ich sie in flagranti ertappte. »Das ist unhygienisch.«

Achselzucken. »Diese Gäste geben kaum Trinkgeld. Das haben sie jetzt davon.«

Was unlogisch ist. Woher sollen die Gäste wissen, dass das Chefzimmermädchen gerade mikroskopisch kleine Fäkalienpartikel in ihrem Waschbecken verteilt hat? Und woher sollen sie wissen, dass es bedeutet, sie sollen mehr Trinkgeld geben?

»Das schlägt dem Fass den Boden aus«, sagte Gran, als ich ihr von Cheryl und dem Toilettenlappen erzählte.

Als ich heute Morgen zur Arbeit kam, war mein Wagen noch voller feuchter, schmutziger Handtücher und benutzter Seifen vom Vortag. Wenn ich die Chefin über das alles wäre, würde ich die Gelegenheit, die Wagen wieder aufzufüllen, genießen, das kann ich Ihnen sagen.

Es dauerte eine Weile, bis ich meine Materialien aufgestockt hatte, und als ich damit fertig war, kam Cheryl – wie üblich zu spät – zur Arbeit geschlurft. Ob sie wie üblich als Erstes in die oberste Etage stürmen würde, um »ihre ersten Runden zu drehen«, was bedeutete, sich in die Penthouse-Suiten zu schleichen, die ich putzen soll, meine höchsten Trinkgelder von den Kopfkissen zu stehlen und nur das Kleingeld für mich liegen zu lassen? Ich weiß, dass sie das tut, aber ich kann es nicht beweisen. So ein Mensch ist sie – eine Betrügerin – und nicht von der Robin-Hood-Sorte. Die Robin-Hood-Sorte stiehlt für das Allgemeinwohl, um denen, denen unrecht getan wurde, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Diese Art von Diebstahl ist gerechtfertigt, andere Arten nicht. Aber dass wir uns recht verstehen: Cheryl ist kein Robin Hood. Sie bestiehlt andere nur aus einem einzigen Grund – um sich zu bereichern. Und das macht sie zu einer Parasitin, nicht zu einer Heldin.

Ich grüßte Cheryl halbherzig, dann sagte ich Sunshine und Sunitha, den beiden anderen Zimmermädchen in meiner Schicht, Guten Tag. Sunshine – Sonnenschein – kommt von den Philippinen.

»Warum heißt du Sunshine?«, hatte ich sie bei unserer ersten Begegnung gefragt.

»Weil ich so ein strahlendes Lächeln habe«, sagte sie, stemmte eine Hand in die Hüfte und machte eine schwungvolle Bewegung mit ihrem Staubwedel.

Da sah ich sie, die Ähnlichkeit – zwischen der Sonne und Sunshine. Sunshine ist fröhlich und strahlt immer. Sie redet viel, und die Gäste lieben sie. Sunitha kommt aus Sri Lanka und spricht im Gegensatz zu Sunshine kaum.

»Guten Morgen«, grüße ich sie, wenn wir dieselbe Schicht haben. »Geht es dir gut?«

Dann nickt sie und sagt ein, zwei Worte, aber nicht mehr, was mir nur recht ist. Es ist angenehm, mit ihr zu arbeiten, denn sie bummelt oder trödelt nicht. Ich habe nichts gegen andere Zimmermädchen, vorausgesetzt, sie machen ihre Arbeit gut. Eins will ich sagen: Sowohl Sunitha als auch Sunshine wissen, wie man ein Zimmer makellos in Ordnung bringt, und davor habe ich, von Zimmermädchen zu Zimmermädchen, Respekt.

Sobald mein Wagen fertig ausgestattet war, schob ich ihn zur Küche, um Juan Manuel zu besuchen. Er ist ein wunderbarer Kollege, immer sehr liebenswürdig und kollegial. Ich ließ meinen Wagen vor der Küche stehen und spähte durch die Scheibe. Da war er, an der riesigen Geschirrspülmaschine, und schob Körbe voller Geschirr durch ihren Schlund. Andere Küchenmitarbeiter wuselten umher, trugen Tabletts mit Silberdeckeln, frisch gebackene Torten oder andere dekadente Köstlichkeiten. Juan Manuels Vorgesetzter war nirgends zu sehen, also war jetzt ein guter Zeitpunkt für einen Besuch. Ich schlich an der Wand entlang zu ihm.

»Hallo!«, sagte ich, wahrscheinlich zu laut, aber ich wollte die Spülmaschine übertönen.

Juan Manuel fuhr zusammen und drehte sich um. »Híjole, hast du mich erschreckt.«

»Ist jetzt ein guter Zeitpunkt?«, fragte ich.

»Ja.« Er wischte sich die Hände an der Schürze ab und lief zur großen Edelstahlspüle, nahm ein sauberes Glas, füllte es mit eiskaltem Wasser und reichte es mir.

»Oh, ich danke dir«, sagte ich. Wenn es im restlichen Keller schon warm war, so war die Küche eine Gluthölle. Ich weiß nicht, wie Juan seine Arbeit erträgt – er steht stundenlang in dieser unerträglichen feuchten Hitze und kratzt Essensreste von Tellern. Alle diese Abfälle, alle diese Bakterien. Ich besuche ihn jeden Tag, und jeden Tag versuche ich, nicht daran zu denken.

»Ich habe deinen Zimmerschlüssel. Zimmer 308, frühe Abreise heute. Ich putze das Zimmer jetzt, dann ist es fertig, wenn du es brauchst. Okay?« Ich steckte Juan Manuel jetzt seit mindestens einem Jahr Zimmerschlüssel zu, seit Rodney mir von Juan Manuels bedauernswerter Lage erzählt hatte.

»Amiga mía, vielen, vielen Dank«, sagte Juan Manuel.

»Bis morgen früh um neun bist du dort sicher, dann kommt Cheryl. Sie soll auf dieser Etage eigentlich nicht putzen – aber bei ihr weiß man nie.«

Dann fielen mir an seinen Handgelenken hässliche Flecken auf, rund und rot.

»Was ist das denn? Hast du dich verbrannt?«

»Oh! Ja. Ich habe mich verbrannt. Am Geschirrspüler. Ja.«

»Das klingt nach einem Verstoß gegen die Arbeitssicherheit. Sicherheit ist Mr Snow sehr wichtig. Du solltest ihm davon erzählen, damit er das Gerät überprüfen lassen kann.«

»Nein, nein«, antwortete Juan Manuel. »Es war mein Fehler. Ich habe den Arm reingesteckt, wo er nicht hingehört.«

»Nun«, sagte ich. »Dann sei ab jetzt vorsichtig.«

»Natürlich.«

Während dieses Teils der Unterhaltung blickte er mir nicht in die Augen, was ihm gar nicht ähnlich sah. Ich dachte, sein Missgeschick sei ihm vielleicht peinlich, und wechselte das Thema.

»Hast du in letzter Zeit etwas von deiner Familie gehört?«, fragte ich.

»Meine Mutter hat mir gestern das hier geschickt.« Er zog ein Telefon aus der Tasche und rief ein Foto auf. Juan Manuels Familie lebt in Nordmexiko. Sein Vater starb vor über zwei Jahren, sodass die Familie kein Einkommen mehr hatte. Juan schickt Geld nach Hause, um das auszugleichen. Er hat vier Schwestern, zwei Brüder, sechs Tanten, sieben Onkel und einen Neffen. Juan Manuel ist das älteste der Geschwister, etwa in meinem Alter. Auf dem Foto saß die ganze Familie um einen Plastiktisch, und alle lächelten in die Kamera. Seine Mutter stand am Kopfende des Tisches und präsentierte stolz eine Servierplatte mit gegrilltem Fleisch.

»Deshalb bin ich hier, in dieser Küche, in diesem Land. Damit meine Familie sonntags Fleisch essen kann. Wenn meine Mutter dich kennenlernen würde, Molly, würde sie dich sofort mögen. Meine Mutter und ich, ja? Wir ähneln uns. Wir wissen, wann wir einen guten Menschen vor uns haben.« Er deutete auf seine Mutter. »Schau! Sie hört nie auf zu lächeln, egal, was kommt. Ach, Molly.«

Dann traten ihm die Tränen in die Augen, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte mir keine Fotos von seiner Familie mehr ansehen. Denn jedes Mal bekam ich ein komisches Gefühl in der Magengrube, das gleiche Gefühl wie in dem Moment, als ich versehentlich den Ohrring eines Gastes in das schwarze Loch eines Abflusses gestoßen hatte.

»Ich muss weiter«, sagte ich. »Einundzwanzig Zimmer sind heute zu reinigen.«

»Okay, okay. Es macht mich froh, wenn du mich besuchst. Bis bald, Miss Molly.«

Ich eilte aus der Küche auf den stillen, grell ausgeleuchteten Gang, wo mich mein perfekt sortierter Wagen erwartete. Sofort fühlte ich mich viel besser.

Es wurde Zeit, ins Social zu gehen, das Hotelrestaurant mit Bar und Grill, wo Rodney jetzt seine Schicht beginnen würde. Rodney Stiles, der Chefbarkeeper. Rodney mit seinem dichten, gewellten Haar und seinem weißen Hemd, an dem die obersten Knöpfe geschmackvoll geöffnet waren und nur ein bisschen von seiner makellos glatten Brust sehen ließen – nun ja, fast makellos glatt, abgesehen von einer kleinen Narbe auf seinem Brustbein. Jedenfalls ist er nicht behaart, darum geht es mir. Wie Frauen behaarte Männer mögen können, geht über meinen Horizont. Nicht, dass ich Vorurteile hätte. Ich sage bloß, wenn ein Mann, der mir gefällt, behaart wäre, würde ich die Wachsstreifen herausholen und ihn so lange damit bearbeiten, bis er sauber und glatt wäre.

Im richtigen Leben hatte ich noch keine Gelegenheit dazu. Ich hatte bisher nur einen festen Freund: Wilbur. Und der hatte zwar keine Brustbehaarung, aber er erwies sich als Herzensbrecher. Und als Lügner und Betrüger. Insofern gibt es vielleicht Schlimmeres als Brustbehaarung.

Ich atme tief durch, um meinen Geist von Wilbur zu reinigen. Diese Fähigkeit ist ein Segen für mich – den Geist ebenso reinigen zu können wie ein Zimmer. Ich stelle mir widerwärtige Menschen vor oder erinnere mich an unangenehme Situationen und wische sie fort. Weg. Ausgelöscht, einfach so. Mein Geist ist in einen Zustand der Perfektion zurückversetzt.

Aber während ich hier in Mr Snows Büro sitze und auf seine Rückkehr warte, fällt es mir schwer, meinen Geist rein zu halten. Meine Gedanken wenden sich wieder Mr Black zu. Wie leblos sich seine Haut anfühlte. Und so weiter.

Ich trinke einen Schluck Tee, der mittlerweile kalt ist. Am besten, ich konzentriere mich noch einmal auf den Ablauf meines Tages, in allen Einzelheiten … Wo war ich?

Ach ja. Juan Manuel. Nach meinem Besuch bei ihm ging ich mit meinem Wagen zum Aufzug und fuhr damit hinauf in die Lobby. Als sich die Tür öffnete, standen Mr und Mrs Chen davor. Die Chens sind Stammgäste genau wie die Blacks, allerdings kommen die Chens aus Taiwan. Mr Chen verkauft Textilien, habe ich gehört. Mrs Chen begleitet ihn immer auf seinen Reisen. An diesem Tag trug sie ein weinrotes Kleid mit einem entzückenden schwarzen Saum. Die Chens sind immer absolut höflich, was ich außergewöhnlich finde.

Sie erkannten mich sofort, und das, lassen Sie mich das nur sagen, kommt bei Hotelgästen selten vor. Sie traten sogar beiseite, damit ich den Aufzug verlassen konnte, bevor sie hineingingen.

»Danke, dass Sie wieder bei uns zu Gast sind, Mrund Mrs Chen.«

Mr Snow hat mich gelehrt, die Gäste mit Namen zu begrüßen, sie so zu behandeln, als gehörten sie zur Familie.

»Wir haben zu danken dafür, dass Sie unser Zimmer so gut in Ordnung halten«, erwiderte Mr Chen. »Mrs Chen kommt zur Ruhe, wenn sie hier ist.«

»Ich werde faul. Sie nehmen mir alles ab«, sagte Mrs Chen.

Ich bin niemand, der gerne im Mittelpunkt steht, sondern nehme ein Kompliment lieber mit einem Nicken oder schweigend zur Kenntnis. Diesmal nickte ich, knickste und sagte: »Genießen Sie Ihren Aufenthalt.«

Die Chens gingen in den Aufzug, und die Tür schloss sich.

In der Lobby herrschte mäßiger Betrieb; neue Gäste kamen an, und einige reisten ab. Auf den ersten Blick wirkte alles sauber und ordentlich. Kein Nachbessern erforderlich. Manchmal allerdings lassen Gäste eine Zeitung unordentlich auf einem Beistelltisch liegen oder vergessen eine Kaffeetasse auf dem sauberen Marmorboden, wo letzte Tropfen herausrinnen und einen unheilvollen Fleck hinterlassen. Wenn ich solche Misslichkeiten entdecke, nehme ich mich ihrer eilends an. Streng genommen ist das Reinigen der Lobby nicht meine Aufgabe, aber gute Angestellte sehen über den Tellerrand hinaus, wie Mr Snow gesagt hat.

Ich schob meinen Wagen zum Eingang des Social Bar & Grill und stellte ihn ab. Rodney stand hinter der Bar und las eine Zeitung, die auf dem Tresen ausgebreitet war.

Forsch ging ich hinein, um ihm zu zeigen, dass ich eine selbstbewusste, zielstrebige Frau bin.

»Da bin ich«, sagte ich.

Er blickte auf. »Oh, hey, Molly. Wegen der Zeitungen hier?«

»Deine Annahme ist zu hundert Prozent korrekt.« Jeden Tag holte ich hier einen Stapel Zeitungen ab, die ich auf meiner Runde in den Zimmern der Gäste verteilte.

»Hast du das gesehen?« Er deutete auf die Zeitung vor sich. Rodney trägt eine sehr glänzende Rolex-Uhr. Auch wenn ich mich nicht groß für Marken interessiere, ist mir sehr wohl klar, dass Rolex eine teure Marke ist, was bedeutet, dass Mr Snow Rodneys überlegene Fähigkeiten als Barkeeper erkannt hat und ihm mehr als das übliche Barkeepergehalt zahlt.

Ich las die Schlagzeile, auf die Rodney zeigte: »Familienfehde erschüttert Black-Imperium.«

»Darf ich mal sehen?«

»Klar.« Er drehte den Artikel zu mir herum. Es gab mehrere Fotos, darunter ein großes von Mr Black in seinem klassischen Zweireiher, als er Reporter abwehrte, die ihm Kameras vors Gesicht hielten. Giselle hatte sich bei ihm eingehakt, von Kopf bis Fuß tadellos zurechtgemacht und mit Sonnenbrille. Ihrer Aufmachung nach zu urteilen, wurde das Foto erst vor Kurzem aufgenommen. Vielleicht gestern?

»Sieht so aus, als gäb’s Ärger in der Familie Black«, sagte Rodney. »Anscheinend hält seine Tochter Victoria neunundvierzig Prozent der Aktien des Black-Imperiums, und er will diese Anteile zurück.«

Ich überflog den Artikel. Die Blacks hatten drei Kinder, alle bereits erwachsen. Einer der Söhne lebte in Atlantic City, der andere schwirrte von Thailand auf die Virgin Islands, oder wo die Musik gerade spielte. Im Artikel nannte Mrs Black – die erste Mrs Black – ihre beiden Söhne »Hallodris« und wurde mit den Worten zitiert: »Black Properties & Investments wird nur überleben, wenn meine Tochter Victoria, die das Unternehmen im Grunde jetzt schon führt, mindestens die Hälfte der Aktien hält.« Dann ging der Artikel auf den hässlichen juristischen Hickhack zwischen Mr Black und seiner Ex-Frau ein. Es wurden mehrere andere mächtige Unternehmer zitiert, die sich auf die eine oder andere Seite schlugen. Der Autor des Artikels deutete an, die Destabilisierung innerhalb des Black-Imperiums habe zwei Jahre zuvor mit Mr Blacks zweiter Ehe mit Giselle – die nur halb so alt wie er war – begonnen.

»Arme Giselle«, sagte ich laut.

»Ja, oder?«, erwiderte Rodney. »Das braucht sie nicht.«

Mir kam ein Gedanke. »Wie gut kennst du sie? Giselle?«

Rodney zog die Zeitung weg, steckte sie unter den Tresen und holte einen frischen Stapel Zeitungen für mich. »Wen?«

»Giselle.«

»Mr Black erlaubt ihr nicht, in die Bar zu kommen. Du hast wahrscheinlich mehr mit ihr zu tun als ich.«

Er hatte recht. Das hatte ich. Habe ich. Ein unerwartetes und erfreuliches Band – wage ich, es Freundschaft zu nennen? – hat sich in letzter Zeit zwischen uns herausgebildet, zwischen der jungen, schönen Giselle Black, der zweiten Frau des berüchtigten Immobilienmoguls, und mir, Molly, dem unbedeutenden Zimmermädchen. Ich rede nicht viel darüber, weil Mr Prestons Leitsatz gleichermaßen für Damen wie für Gentlemen gilt: Am besten bleiben meine Lippen versiegelt.

Ich wartete darauf, dass Rodney die Unterhaltung ausdehnte, und ließ ihm dabei so viel Spielraum, wie eine alleinstehende, aber nicht verzweifelte Frau es täte, wäre sie romantisch interessiert an dem attraktiven Junggesellen vor ihr, dessen Aftershave nach Bergamotte und einem exotischen maskulinen Nimbus duftete.

Ich wurde nicht enttäuscht – jedenfalls nicht vollständig.

»Molly, deine Zeitungen.« Er beugte sich über den Tresen, und die Muskeln in seinen Unterarmen bewegten sich sehr attraktiv. (Da dies eine Theke und kein Esstisch war, galt die Ellbogen-nicht-aufstützen-Regel hier nicht.) »Und übrigens, Molly – danke. Dafür, dass du meinem Freund Juan Manuel hilfst. Du bist wirklich ein … besonderes Mädchen.«

Ich spürte, wie meine Wangen warm wurden, so, als hätte Gran mich gerade hineingekniffen. »Ich würde das auch für dich tun, wahrscheinlich noch mehr. Ich meine, das tut man doch für Freunde, oder? Man hilft ihnen aus der Klemme.«

Er drückte sanft mein Handgelenk. Es war ein außerordentlich angenehmes Gefühl, und plötzlich wurde mir klar, wie lange es her war, dass mich zuletzt jemand berührt hatte – irgendjemand. Er nahm die Hand wieder weg, lange bevor ich bereit war. Ich wartete darauf, dass er noch etwas sagte, sich vielleicht noch einmal mit mir verabredete. Nichts wünschte ich mir mehr als ein zweites Rendezvous mit Rodney Stiles. Unser erstes war vor über einem Jahr und ist immer noch einer der Höhepunkte in meinem Erwachsenenleben.

Aber ich wartete vergeblich. Er wandte sich der Kaffeemaschine zu und machte sich daran, eine frische Kanne zu kochen.

»Mach lieber, dass du nach oben kommst«, sagte er. »Sonst fällt Chernobyl noch über dich her.«

Ich lachte – eigentlich eher ein Husten-Lachen. Und ich lachte zusammen mit Rodney, nicht über Cheryl, das war doch sicherlich in Ordnung.

»Es war entzückend, mit dir zu reden«, sagte ich zu Rodney. »Vielleicht können wir das bald wieder einmal tun?«, regte ich an.

»Darauf kannst du wetten. Ich bin die ganze Woche hier. Haha.«

»Natürlich bist du das«, sagte ich in nüchternem Ton.

»Das war ein Witz«, erwiderte er augenzwinkernd.

Auch wenn ich den Witz nicht verstanden hatte, das Zwinkern schon. Ich schwebte aus der Bar und holte meinen Wagen, so aufgeregt, dass mir das Blut in den Ohren rauschte.

Auf meinem Weg durch die Lobby nickte ich den Gästen zu. »Diskrete Höflichkeit, unsichtbarer, aber präsenter Dienst am Gast«, sagte Mr Snow häufig. Dieses Verhalten habe ich kultiviert, wobei ich zugeben muss, dass es mir relativ leichtfällt. Ich glaube, Gran hat mir schon viel darüber beigebracht, aber das Hotel bietet mir reichlich Gelegenheit, zu üben und mich zu perfektionieren.

An diesem Morgen hatte ich eine fröhliche Melodie im Kopf, als ich den Aufzug hinauf in die dritte Etage nahm und zu Mr und Mrs Blacks Suite 401 ging. Als ich gerade an ihre Tür klopfen wollte, öffnete sie sich, und Mr Black stürmte heraus. Er trug seinen charakteristischen Zweireiher, und in der linken Brusttasche steckte ein Blatt Papier mit dem Wort »URKUNDE« in kleinen schnörkeligen Buchstaben. Beinahe hätte er mich umgerannt, so stürmisch kam er heraus.

»Aus dem Weg.«

Das tat er oft – rannte mich um oder behandelte mich, als wäre ich unsichtbar. »Verzeihung, Mr Black«, sagte ich. »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.«

Dann steckte ich den Fuß in den Türspalt, um die Tür offen zu halten, beschloss aber, trotzdem zu klopfen. »Housekeeping!«, rief ich.

Giselle saß im Wohnzimmer auf dem Diwan, im Bademantel, den Kopf in den Händen vergraben. Weinte sie? Ich war mir nicht ganz sicher. Ihr Haar – glatt, lang und dunkel – war zerzaust. Das machte mich ziemlich nervös, ihr Haar in diesem Zustand.

»Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um Ihre Suite in einen Zustand der Perfektion zurückzuversetzen?«, fragte ich.

Giselle sah auf. Ihr Gesicht war gerötet, ihre Augen geschwollen. Sie schnappte sich ihr Telefon vom Glastisch, stand auf, rannte ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Dann schaltete sie die Belüftung ein, die, wie mir auffiel, sehr laut war und dumpf klapperte. Ich würde dem Hausmeisterservice Bescheid geben müssen. Als Nächstes stellte sie die Dusche an.

»Na gut!«, rief ich laut. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, mache ich hier einfach ein bisschen Ordnung, während Sie sich für den Tag bereit machen.«

Keine Antwort.

»Ich sagte, ich mache hier nur sauber! Da Sie mir eigentlich nicht geantwortet haben …«

Nichts. Ein solches Verhalten sah Giselle gar nicht ähnlich. Normalerweise war sie ziemlich redselig, wenn ich ihre Suite reinigte. Sie verwickelte mich in Gespräche, und in ihrer Gegenwart fühlte ich mich so wie bei anderen kaum jemals. Ich fühlte mich wohl – als säße ich zu Hause mit Gran auf dem Sofa.

Ich probierte es noch einmal: »Gran hat immer gesagt, aufräumen hebt die Laune! Wenn du traurig bist, schnapp dir den Staubwedel, Mädel!«

Aber bei laufender Dusche und Belüftung konnte sie mich nicht hören.

Ich machte mich an die Arbeit und begann im Wohnzimmer. Die gläserne Tischplatte war voller Flecke und Fingerabdrücke. Wie viel Schmutz die Leute erzeugen, ist immer wieder erstaunlich. Ich nahm meine Flasche mit dem Salmiakgeist und polierte den Tisch auf Hochglanz.

Dann sah ich mich um. Die Vorhänge waren zurückgezogen. Glücklicherweise waren auf den Fensterscheiben keine Fingerabdrücke, was immerhin ein Segen war. Auf dem Sekretär an der Tür lagen einige geöffnete Briefumschläge, und eine abgerissene Ecke war zu Boden gefallen. Ich warf sie in den Papierkorb. Neben der Korrespondenz lag Giselles gelbe Handtasche mit der goldenen Kette. Sie sah wertvoll aus, aber so, wie sie sie zu Boden pfefferte, käme man nie darauf. Der Reißverschluss stand offen, und ein Flugplan schaute heraus. Ich bin keine Schnüfflerin, aber unwillkürlich fiel mir auf, dass es zwei einzelne Flüge auf die Cayman Islands waren. Wenn das meine Handtasche wäre, würde ich den Reißverschluss immer zuziehen, damit meine Wertsachen nicht herausfallen könnten. Ich übernahm es, die Handtasche genau parallel zur Post zu legen und die Taschenkette adrett anzuordnen.

Wieder sah ich mich um. Der Teppichflor war stark niedergetrampelt – besonders an den Seiten, so, als ob Mr Black oder Giselle oder beide auf und ab gelaufen wären. Ich holte den Staubsauger von meinem Wagen und stöpselte ihn ein.

»Verzeihung für den Lärm!«, rief ich.

Ich saugte das Zimmer in geraden Linien, bis der Teppich hübsch flauschig war und wie ein frisch gefegter Zengarten aussah. In Wirklichkeit war ich in meinem ganzen Leben noch in keinem Zengarten, aber Gran und ich haben immer Ferien auf dem Sofa gemacht, nebeneinander in unserem Wohnzimmer.

»Wohin sollen wir heute Abend reisen?«, fragte sie immer. »Mit David Attenborough an den Amazonas oder mit dem National Geographic nach Japan?«

An dem Abend, an den ich gerade denke, wählte ich Japan aus, und Gran und ich erfuhren alles über Zengärten. Das war natürlich, bevor sie krank wurde. Mittlerweile mache ich keine Ferien auf dem Sofa mehr, denn ich kann mir weder Kabel noch Netflix leisten. Und selbst wenn ich das Geld hätte, wäre es nicht dasselbe ohne Gran.

Gerade jetzt, während ich in Mr