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Vasant Lad, einer der bekanntesten ayurvedischen Ärzte weltweit, widmet sich in diesem einzigartigen Lehrbuch den 55 häufigsten Krankheiten von Diabetes über chronischem Müdigkeitssyndrom bis hin zu Kopfschmerzen und Fieber und stellt die Heilungsmöglichkeiten der ayurvedischen Medizin vor.
In 55 Kapitel behandelt er klassische Heilmittel wie Kräutertherapien, Yogaübungen, Ernährung und Panchakarma-Therapien und lädt dazu ein, die natürlichen Wege des Ayurveda zur Unterstützung anderer Therapien, für die allgemeine Gesundheit und Wohlbefinden anzuwenden. Es wendet seit jeher bewährte Erkenntnisse dieser Wissenschaft an und stellt einen Ansatz zur Behandlung von Krankheiten vor, der frei von Nebenwirkungen ist.
Dieses Buch ist das Ergebnis von Vasant Lads jahrzehntelanger Erfahrung in Klinik und Unterricht. Die Artikel erläutern die grundlegenden Ungleichgewichte, die einer Reihe von Krankheiten zugrunde liegen, und leiten den Praktiker an, Ursachen zu bekämpfen, Symptome zu lindern und die Bedingungen zu beseitigen, die das Wiederauftreten einer Krankheit ermöglichen.
Vasant Lad hat Ayurveda in Indien gelernt, er lebt und lehrt jedoch bereits seit vielen Jahren in den USA. Vielleicht vermag er gerade deshalb wie kein anderer die Brücke zwischen alter indischer Weise und westlichem Denken zu schlagen.
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Seitenzahl: 945
Veröffentlichungsjahr: 2025
Vasant D. Lad
Therapieleitfaden Ayurveda
Neue Perspektiven in der Behandlung wichtiger Erkrankungen
Eine Sammlung essenzieller Lektüre aus Ayurveda Today
Vasant Lad
Therapieleitfaden Ayurveda
Neue Perspektiven in der Behandlung wichtiger Erkrankungen
1. deutsche Auflage 2025
ISBN: 978-3-95582-245-3
© 2025 Narayana Verlag GmbH
Titel der Originalausgabe:
AYURVEDIC PERSPECTIVES ON SELECTED PATHOLOGIES
An Anthology of Essential Reading from Ayurveda Today
Third Edition by
Vasant D. Lad, BAM&S, MASc
Anthology Compiled by Vasant D. Lad
First Edition Compiled by Glen Crowther
Copyright © 2005, 2018 by The Ayurvedic Institute and Vasant D. Lad
All rights reserved
Übersetzung aus dem Englischen: Samira Goth, Gecko Lingua
Layout und Satz: Eva Artinger
Coverlayout: Michael Quanci
Coversatz: Narayana Verlag
Coverabbildung: © Ayurvedic Institute
Herausgeber:
Narayana Verlag GmbH,
Blumenplatz 2, D-79400 Kandern
Tel.:+49 7626 974 970-0
E-Mail: [email protected]
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Erkenntnisse in der Medizin unterliegen einem laufenden Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Autor und Übersetzer dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben (insbesondere hinsichtlich Indikation, Dosierung und unerwünschten Wirkungen) dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes jedoch nicht von der Verpflichtung, anhand einschlägiger Fachliteratur und weiterer schriftlicher Informationsquellen zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Werk abweichen, und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen.
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Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche und männliche Personen. Auf eine Doppelnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.
Vorwort des Herausgebers
Allgemeine Pathologie (Samprāpti)
01Ursächliche Faktoren von Āma
02Shat Kriyā Kāla: Vāta
Management der sechs Samprāpti-Stadien für Vāta
03Shat Kriyā Kāla: Pitta
Management der sechs Samprāpti-Stadien für Pitta
04Shat Kriyā Kāla: Kapha
Management der sechs Samprāpti-Stadien für Kapha
05Schmerzen
Shūla
06Das Konzept von Krebs im Ayurveda
07Schilddrüsenstörungen
08Autoimmunerkrankungen
09Diabetes aus ayurvedischer Perspektive
Prameha
Anna Vaha Srotas
10Zöliakie im Hinblick auf Grahani Roga
Prāna Vaha Srotas
11Allergien aus ayurvedischer Sicht
Asātmya
12Bronchialasthma
Shvāsa
13Urah Shūla
Brustschmerz
14Das Herz
15Eine ayurvedische Perspektive zu Fiebern
Jvara Roga
Rasa/Rakta Vaha Srotas
16Bluthochdruck aus ayurvedischer Sicht
Sirābhinodhana und Dhamanī Pratichaya
17Cholesterin und zu viel Kapha
Ein ganzheitlicher Ansatz
18Chronische Borreliose
19Chronisches Erschöpfungssyndrom
20Brustselbstuntersuchung
21Lebererkrankungen
22Hautkrankheiten
Kushtha
23Anämie
Pāndu
Māmsa Vaha Srotas
24Fibromyalgie
Meda Vaha Srotas
25Adipositas
Staulya
26Cholesterin und Management des Fettstoffwechsels
27So bewahrt man ein gesundes Gewicht
Asthi/Majjā Vaha Srotas
28Rückenschmerzen und Ischias
Kati Shūla und Grighrasī
29Knochen-, Gelenk- und Bindegewebserkrankungen
Asthi, Sandhi und Majjā Roga
30Arthritis
Asthi, Sandhi und Majjā Roga
31Osteoporose
Asthi Saushirya
Majjā Vaha Srotas
32Kopfschmerzen
Shirah Shula
33Migränekopfschmerzen
Eine ayurvedische Perspektive
34Parkinson-Krankheit
Vepathu oder Kampa Vāta
35Epilepsie
36Schlaganfall
Zerebrovaskulärer Unfall
37Restless-Legs-Syndrom
38So bleibt das Gehirn gesund
39Neuralgie
Sanchāri Vedana
40Multiple Sklerose
41Glaukom
42Makuladegeneration
43Netra Roga
Augenerkrankungen
Shukra Vaha Srotas
44Männerspezifische Erkrankungen
45Impotenz
Klaibya
46Vergrößerte Prostata und Prostatitis
Ashtila Vruddhi
Ārtava Vaha Srotas
47Frauenspezifische Erkrankungen
48Endometriose
Kapha Āvrita Rakta
Purisha Vaha Srotas
49Reizdarmsyndrom
Pakvāshāya Kūpita Dosha
Mano Vaha Srotas
50Die Kunst, hyperaktive Kinder zu erziehen
Chanchalatā
51Schlaf und Träume
52Schlafstörungen
53Demenz und Alzheimer
54Depression
55Die Rolle von Emotionen bei der Krankheitsmanifestation
Anhang
Stichwortverzeichnis
Bildnachweis
Über den Autor
IN DER VORLIEGENDEN AUSGABE hat Dr. Lad weitere Titel für das Buch aus den zahlreichen Artikeln ausgewählt, die er in den sechs Jahren geschrieben hat, seitdem Ayurveda Today veröffentlicht wird. Dr. Lad hat die Artikel anhand der Srotāmsi, der Körperkanäle, angeordnet und dies ist im Inhaltsverzeichnis aufgeführt. Diese Artikel richten sich an ayurvedische Ärzte und Studenten und bieten ausführliche Beschreibungen von Krankheitsbildern aus ayurvedischer Sicht zusammen mit detaillierten Empfehlungen, wie man diese Unausgewogenheiten korrigiert.
Es gibt Hunderte von Substanzen, die zur Heilung verwendet und in diesem Text erwähnt werden. Der Anhang enthält eine umfassende Liste der Kräuter und ihrer lateinischen Namen. Zusätzlich gibt es im Anhang Abbildungen zu den im Text empfohlenen Marma-Therapieprotokollen sowie Fotos der erwähnten Yoga-Stellungen. Es sind auch Anleitungen für einige der einfachen Heilmethoden enthalten, die vom Arzt oder zu Hause durchgeführt werden können.
Meditation ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheit für Körper, Geist und Seele. Dr. Lad schlägt im Text mehrere Meditationstechniken vor. Anleitungen für die Meditation der leeren Schale und die So’ham-Meditation finden Sie auf unserer Webseite unter https://www.ayurveda.com/resources/general-information. Er erwähnt außerdem Prānāyāma (Atemübungen) als Form der Selbstheilung. Man kann sie von qualifizierten Yogalehrern lernen. Auf unserer Webseite können Sie auch eine DVD in englischer Sprache, Prānāyāma for Self-Healing, mit umfassenden Anleitungen von Dr. Lad erwerben. Er spricht im Text immer wieder von hilfreichen Yogastellungen, zumeist mit ihren deutschen Namen. Sie werden im Anhang gezeigt.
Sanskrit. Das Wissen über Āyurveda entstammt der Sprache Sanskrit. Sanskrit ist eine präzise phonetische Sprache und verwendet eine Reihe geschriebener Symbole, mit denen die meisten westlichen Menschen nicht vertraut sind. Die phonetische Darstellung der Sanskrit-Wörter mithilfe des englischen Alphabets nennt man Transliteration. Wir können Sanskrit in lateinische Buchstaben transliterieren, doch nicht jeder Laut lässt sich direkt übertragen. Es gibt eine größere Anzahl von Lauten, die in der deutschen Sprache nicht existieren, daher benötigen sie besondere Zeichen, um sie exakt darzustellen.
Ein Beispiel ist , das mit Vāta übersetzt wird. Das erste „a“ in Vāta ist ein „langes a“, wie bei „Vater“; es wird zwei Schläge gehalten. Das zweite „a“ ist ein „kurzes a“, wie in „was“. Ein weiteres Beispiel ist der Laut, der irgendwo zwischen einem „i“, einem „u“ und einem „r“ angesiedelt ist, das in dem Wort zu finden ist. Dieses Wort wird als Prakṛti transliteriert. Das „ṛ“ wird in der englischen Schreibweise des Wortes Krishna als „ri“ geschrieben. Und um es noch etwas komplizierter zu machen, die Sanskrit-Sprecher in Nordindien sprechen das „ṛ“als „i“ wie in „ist“ aus, während man in Südindien „u“ wie in „gut“ sagt. Aufgrund der regionalen Variationen bei der Aussprache werden in diesem Buch ru und ri verwendet statt des technisch korrekten „ṛ“.
Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass das „a“ am Ende von Sanskrit-Wörtern manchmal durch den Einfluss des Hindi weggelassen wird. Es wurde bei vielen Wörtern in diesem Buch angefügt. Das End-„a“ unterliegt auch grammatikalischen Veränderungen. Dies hängt davon ab, welche Buchstaben ihm folgen und der Einfachheit halber ignorieren wir diese Regeln. Beispielsweise kann das Wort Meda (Fett) als Medo, Medas und Meda transliteriert werden, je nach dem welches Wort ihm folgt. Normalerweise verwenden wir die gebräuchlichste Form, Meda, damit Sie als Leser nur ein Wort lernen müssen. Sicher wäre es herrlich, wenn all unsere Leser beginnen würden, Sanskrit zu lernen und sich von dem Wissen inspirieren ließen, das man von den alten Texten erhält, doch wir haben es uns hier nicht zur Aufgabe gemacht, diese Sprache zu lehren.
Im Therapieleitfaden Ayurveda haben wir uns entschieden, Transliterationszeichen nur für lange Vokale zu verwenden, dargestellt durch den Längsstrich, und für den „Nja“-Laut, dargestellt durch das „ñ“. Die Aussprache der Laute ist:
a wie in was; ā wie in Vater
i wie in immer; ī wie in Tier
u wie in Bus; ū wie in gut
e wie in See; ai wie in Mai
o wie in Horn; au wie in laut
In all unseren Texten haben wir uns dazu entschieden, die im Text verwendeten ayurvedischen Begriffe bei ihrem ersten Erscheinen kursiv zu setzen, da sie im gesamten Text1 wiederholt zum Einsatz kommen.
Die Idee für die erste Ausgabe dieses Buches stammte von Glen Crowther, Dr. Lads langjährigem Redakteur und Studenten. Er wählte die Artikel aus und half bei ihrer Bearbeitung, damit sie ins Buch passen. Er bringt Kreativität, Präzision und eine tiefe Kenntnis des Ayurveda in seine Arbeit ein. Wir sind ihm dankbar für seine langjährige Zusammenarbeit mit The Ayurvedic Press und Dr. Lad.
Die hier aufgeführten Fotos sind © 123rf.com: S. 101 designua, S. 259 obencem, S. 264 psoriasishriana, S. 268 anamariategzes, S. 274 benedamiroslav, rehtse, S. 277 koolsabuy, S. 284 roxanabalint, S. 285 designua, joshyabb, alila, joshyabb, S. 290 jarun011, jarun011, ratmaner, S. 355 und S. 356 rob3000, S. 426 koldunov, S. 427 sifotography, S. 431 designua, S. 435 rob3000, S. 438 nattapanpis, S. 444 idealnabraj, S. 449 rob3000, tahi, S. 451 alila, S. 453 alila, S. 454 rob3000, S. 456 designua, S. 459 rob3000, S. 466 paha_l, S. 477 dolgachov, S. 479 rob3000, S. 480 designua, rob3000 S. 515, joshyabb, S. 594 byheaven, fizkes und S. 595 szefei. Copyrightformat für Illustrationsurheber ist „name/123rf“, der Kürze wegen ohne „/123rf“.
Alle anderen Illustrationen sind von Dr. Vasant D. Lad, © Copyright 2012. Die Fotos auf den Seiten 181, S. 357, S. 358, 300, 440 und 450–454 unterliegen dem © Copyright von The Ayurvedic Institute.
1 The Chicago Manual of Style, 16. Aufl. (Chicago: University of Chicago Press, 2010), S. 364.
Ushmano ‘lpa balatvena dhātum ādyama pāchitam
Dushṭam āmashaya gatam rasam āmam prachakshate
Das erste Dhātu (Rasa), das durch die Schwäche des (Verdauungs-)Feuers unverarbeitet bleibt und beeinträchtigt wird und sich im Magen und Dünndarm sammelt, ist als Āma bekannt.
Vāg. Su. 13.25
DIESE SUTRAS BESCHREIBEN die Bildung von Āma in Körper und Geist. Man sollte dieses erste Sūtra auswendig lernen. Die erste Zeile des Sūtras bedeutet: Wegen des geringen inneren Feuers bleibt Āhāra Rasa – die Ausgangsstoffe aller folgenden Dhātus – apachita, unverdaut, unverarbeitet und roh.
In der zweiten Zeile des Sūtras geht das rohe, unverarbeitete Āhāra Rasa, das durch Āma gestört ist, in den Āmāshaya, den Magen. Die Zeichnung auf der nächsten Seite zeigt die kleine Magenkurvatur und ihre Blutgefäße sowie die große Kurvatur und deren viele Blutgefäße. Außerdem sieht man Jāthara Agni und den Brustlymph- oder Milchsaftgang, der Ādyām Apachitam Rasam enthält, die unverdauten Ausgangsstoffe. Ādyām Apachita Rasa fließt bei geringem Agni durch die Blutgefäße zurück in den Magen. D. h,. Āmabildung findet statt, wenn das Endprodukt des zuvor verspeisten Essens Materialien enthält, die nicht vollständig verdaut wurden. Dieses Endprodukt, ob es voll verdaut wurde oder nicht, ist der Ausgangsstoff für die Dhātus. Dieser Ausgangsstoff ist das Ādyāhāra Rasa, das nicht vollständig verdaut oder richtig verarbeitet wurde, weil das Jāthara Agni niedrig ist. Da es unverdaut ist, nennt man es Āma, das von der Qualität her dushtam – gestört – ist. Übersetzen wir das ganze Sūtra: Wegen niedrigen inneren Feuers bleibt der erste Ausgangsstoff der Dhātus unverarbeitet. Diese gestörten, unverarbeiteten, rohen Ausgangsstoffe gehen dann in den Magen, statt die Dhātus zu nähren, weshalb sie Āma genannt werden.
Ushmano: Ushma bedeutet Wärme und bezieht sich auf innere Hitze, Feuer, Agni
‘lpa: ‘lpa bedeutet niedrig, wenig, gering Balatvena: durch die Stärke
Dhātum: das Gewebe
Ādyāma: das Erste; erstes Dhātu, das Rasa
apachitam: unverdaut, unverarbeitet, unaufgenommen
gata: gehen
rasam: es geht ins Rasa Dhātu
Āmāshaya: Magen
chaksa: blicken
prachaksa: bedeutet nicht nur blicken, sondern auch wissen
Dieses erste Sūtra ist eine der schönen Definitionen von Āma. Es legt die Betonung auf Jāthara Agni, das Magenfeuer. Wegen der geringen Stärke des inneren Feuers, Agni, bleibt das erste Āhāra Rasa unverdaut und gestört. Das unverdaute und gestörte Āhāra Rasa kehrt zur weiteren Verdauung in den Magen zurück, denn das Gewebe akzeptiert nichts Rohes und kann es nicht verarbeiten. Dies ist die Intelligenz des Körpers. Das ist der Grund, wieso die Zunge eines Menschen belegt aussieht. Betrachten Sie vor dem Essen Ihre Zunge im Spiegel. Wenn die Zunge wegen Āma belegt ist, bedeutet dies, unverdautes, unverarbeitetes Rasa strömt wieder zurück in den Magen. Sie sollten nicht essen, wenn Ihre Zunge belegt ist. Das geht gegen die Intelligenz des Körpers. Die moderne Medizin misst einem weißen Belag keine Bedeutung bei. Man sagt einfach, man soll sich deswegen keine Sorgen machen. Doch das Ayurveda sagt, dass dies die Grundursache aller Krankheit ist und dass Krankheit aus Āma entsteht. Daher nennt man Krankheit Āmaya. Es bedeutet: Das, was aus Āma entsteht.
Āmabildung wegen geringem Agni erzeugt unverarbeiteten Mikro-Darmsaft, der zurück in den Magen fließt.
Ein weißer Belag auf der Zunge deutet auf Āma im Magen-Darm-Trakt hin.
Āmam annarasam kechit kedittu mala sanchayam
Prathama doṣa dushṭim cha kechit āmam pracakshate
Einige sagen, angehäufte Abfallstoffe seien Āma, doch andere behaupten, unverdautes Āhāra Rasa sei Āma und wieder andere erklären, das zuvor gestörte Dosha werde Āma genannt.
Anonym
Die zweite Definition ist vollständiger. Dieses Sūtra ist nicht in den klassischen Texten enthalten, sondern stammt von einem erleuchteten Meister, Kechit. Kechit lässt sich sogar als „jemand“ oder „eine Autorität“ übersetzen. Āmam ist Āma und Anna Rasam bedeutet unverdauter Nahrungssaft. Somit ist laut einer Autorität Āma unverdauter Nahrungssaft. Das ist die ganze Bedeutung des ersten Teils, Āmam annarasam kechit.
Der zweite Satzteil, kedittu mala sanchayam, bedeutet, wenn jemand nicht richtig schwitzt, dann macht dieser nicht manifestierte Schweiß den Körper unrein. Falls ein Mensch drei Tage lang kein Wasser lässt, macht der nicht ausgeschiedene Urin den Körper unrein. Dasselbe geschieht, wenn eine Person vier oder fünf Tage keinen Stuhlgang hat, dieser verstopfte Stuhl macht den Körper unrein. Wenn die Malas zu lange im Körper bleiben, verunreinigen sie den Körper. Mala bedeutet die Unreinheiten des Körpers, nämlich Urin, Schweiß und Stuhl. Dies sind die drei Malas.
Laut diesem Weisen ist Āma einfach angesammelte Unreinheiten, Malas. D. h.: Wenn jemand Verstopfung, spärliches Harnlassen oder keinen Schweiß hat, werden diese Unreinheiten zu Āma. Das ist eine sehr schöne Definition. Dieses Sūtra sagt zudem, dass Āma unverdauter Nahrungssaft ist und Āma durch zuvor gestörtes Dosha entsteht. Diese Definition ist sehr vollständig.
Im ersten Sūtra wird Āma als unverdautes Āhāra Rasa durch geringes Agni definiert. Gemäß dem nächsten Sūtra ist Āma angehäufte, stagnierte Unreinheiten oder Malas durch die unvollständige Ausscheidung von Urin, Stuhl oder Schweiß. Dieses Sūtra besagt auch, dass Āma nichts weiter als zuvor gestörtes Dosha ist. Diese Sūtras sind gute Erklärungen für die Quellen von Āma. Sie geben uns eine vollständige, dreidimensionale Vorstellung von der Bildung von Āma im Körper.
Amam: Ām
Annarasam: der Nahrungssaft, das Endprodukt verdauten Nahrungssafts
kechit: laut jemandem, laut irgendeiner Autorität; der wiederholte Verweis kedit bedeutet „laut einer anderen Autorität“
tu: aber
Mala: die drei Malas – Urin, Stuhl und Schweiß – das, was das den Körper verunreinigt, wenn es angehäuft wird
Samchayam: Ansammlung, Stagnation
Pratamama: der/die/das Vorherige, Erste
Dosha: Vāta, Pitta, Kapha
dushtim: gestört
cha: und
prachakshate: wird genannt
Sroto rodha bala bhramsha gauravËnila mūḍatāḥ
Ālasyāpakti nishthiva malasaṅgāruchi klamāḥ
Die Zeichen und Symptome von Āma sind verstopfte Kanäle, ein Gefühl der Schwere, wenig Energie, Rastlosigkeit, Lethargie, Verdauungsstörung, Anschoppung vom Kapha-Typ (Auswurf), Ansammlung der drei Malas (Abfallprodukte), Geschmacksverlust und sexuelle Schwäche.
Aṣṭ Hṛd. Su. 30,23
Dieses dritte Sūtra ist wichtig und ergänzt die ersten beiden. Das erste Wort ist Sroto Rodha. Sroto Rodha ist ein Verstopfen der Kanäle. In diesem Sūtra wird dieser sehr schöne, spezifische Ausdruck verwendet: Immer wenn Āma im System gebildet wird, erzeugt es eine Verstopfung der Kanäle. Diese blockierten Kanäle können viele Dinge bedeuten: Koronarverschluss, Lungenembolie, Stagnation, Venenstauung oder Lymphverschluss. Für all diese verwendet man denselben Ausdruck: Sroto Rodha, was durch Āma im System entsteht.
Bala Bhramsha bezieht sich auf wenig Energie oder Stärke. Dies kann sich manifestieren, wenn jemand an chronischem Müdigkeitssyndrom leidet, das durch zu viel Āma in der Leber hervorgerufen wird. Wenn Sie sich müde und schwach fühlen, trinken Sie Agni-Tee. Das verbrennt Āma und Sie bekommen Energie. Dieser erste Ausdruck, Sroto rodha bala bhramsha, bezieht sich auf geringe Energie, Erschöpfung und Müdigkeit. Gaurava ist ein Gefühl der Schwere. Man fühlt sich subjektiv schwer – Schwere im Körper, den Händen, dem Bauch oder Kopf. Immer wenn Sie irgendwo Schwere spüren, ist dafür Āma verantwortlich.
Srotas: Kanäle
Rodha: blockiert, Blockade, ein Verstopfen der Kanäle
Balā: Stärke, Energie
Bhramsha: geringe, mangelnde Energie, Erschöpfung
Gaurva: Gefühl der Schwere
Anila: Vāyu
Mūdhatā: Rastlosigkeit und Verwirrung von Vāta Dosha
Ālasya: Lethargie, Unwohlsein
Apakti: Unentschlossenheit. Pakti bedeutet Entscheidung, apakti keine Entscheidung
Malasanga: Ansammlung von Unreinheiten
Aruchi: mangelnder Geschmack
Klamaha: sexuelle Schwäche
Anila Mūdhatā bedeutet, die Vāta-Kanäle sind blockiert. Vāta macht sich auf die Suche nach einem offenen Kanal und gewinnt durch den Druck, der durch die Blockade entsteht, in seiner ständigen Bewegung an Schwung. Diese Bemühungen, einen eigenen Weg um die Blockade zu finden, lassen Vāta unruhig werden. Diese Rastlosigkeit von Vāta erzeugt Atemlosigkeit, Kribbeln und Taubheit, Aufstoßen, Blähungen und Hyperperistaltik. Geistige Verwirrung und rastloses oder übermäßiges Denken sind Zeichen von blockiertem Vāta. Anila Mūdhatā ist, als hätte wegen Āma ein heftiger Sturm im Körper stattgefunden und Ohrensausen, Schlaflosigkeit, „fehlende Erdung“, Verwirrung, Verstopfung, unklare Schmerzen im Darm, erhöhte Peristaltik, Tremore, Zuckungen oder Krämpfe hervorgerufen.
Es scheint, als würde Vāta hyperaktiv werden, weil es von Āma blockiert wird. Eine weitere Bedeutung des Ausdrucks Anila Mūdhatā bezieht sich auf geistige Verwirrung, mangelnde Klarheit und schlechte Wahrnehmung. Diese Rastlosigkeit und Verwirrung können den Verstand vernebeln, was zu geistigem Āma führt.
Im zweiten Satz besitzt derjenige aufgrund von Ālasya und der Unfähigkeit, zu entscheiden, ob er aktiv werden soll, keinerlei Antrieb, irgendetwas zu tun, was durch Apakti verursacht wird. Nishthiva hat eine sehr wichtige Bedeutung. Eine Bedeutung des Wortes Nishtha ist Glauben, doch wegen Āma wird es zu Nishthiva, d. h. Unglauben. Eine verborgene Bedeutung des Wortes Nishthiva ist ein Mangel an geistigem Vertrauen. Schüler, die viel Āma in ihrem Geist haben, verlieren den Glauben, denn Glauben ist Vertrauen, Klarheit und Liebe. Besteht geistiges Āma, vertraut der Betreffende nicht, somit bedeutet Nishthiva Zweifel oder Täuschung. Dies ist eine Bedeutung von Nishthiva.
Nishthiva heißt außerdem auch, Kapha ausspucken oder aushusten. Kapha Nishthivanam bedeutet Stauungslunge. Wenn die Venen mit Kapha verstopft sind, ist dies ebenfalls Āma. Āma und Kapha sind sich von der Qualität her ähnlich. Beide sind schwer, ölig, klebrig und wolkig. Āma erzeugt Nishthiva, Stauung, Verwachsungen und fibrozystische Veränderungen in den Brüsten. Falls jemand zu viel Āma hat, schmerzt der Körper des Betroffenen selbst dann, wenn man eine Ölmassage durchführt. In solch einem Fall sollte man Trikatu und Ingwertee verabreichen, um das Āma zu verbrennen, und der Schmerz verschwindet.
Malasanga ist die Ansammlung von Malas – Urin, Stuhl, Schweiß –, kann aber auch die Anhäufung von geistigem Mala bedeuten – falsche Rückschlüsse, Bewertung, Kritik. Wenn die Unterdrückung von ungelöstem Ärger, Furcht oder Frustration im Geist akkumuliert, wird er verschmutzt und das ist eine andere Form von Malasanga oder geistigem Āma. Aruchi, was für mangelnden Geschmack oder Aroma steht, kann auch ein Mangel an Interesse oder Begeisterung bedeuten. Klamaha bedeutet sexuelle Schwäche. Die Akkumulation von Malas ist ein Sroto Rodha und führt zu mangelndem Enthusiasmus und sexueller Schwäche, was das Ergebnis von Āma ist.
Eine moderne Definition von Āma könnte außerdem hohes Cholesterin, hohe Triglyceride, hohen Zuckerpegel und erhöhte weiße Blutkörperchen – Leukozytose – oder verminderte weiße Blutkörperchen – Leukozytopenie – beinhalten. Āma wird auch durch eine Ansammlung von Antikörpern, gesteigertem Blutharnstoff, erhöhter Thrombozytenzahl und vermehrter Erythrozytenzahl, d. h. Polyzythämie, angezeigt. Dies ist Āma, das aus verstärktem Pitta resultiert. Stagnierende Gallenflüssigkeit in der Gallenblase ist Āma, was Gallensteine hervorrufen kann. Erhöhte Leberenzyme (SGOT, SGPT) deuten auf Āma in der Leber hin und führen zu chronischem Erschöpfungssyndrom. Āma im Auge erhöht den Augeninnendruck und erzeugt ein Glaukom. Anhand der Definition von Āma im zweiten Sūtra ist selbst die Anhäufung von Bakterien, die zu Bakterieninfektion führt, pittagenes Āma. Diese Beispiele helfen uns zu verstehen, welche Rolle Āma im Hinblick auf die moderne Wissenschaft und im Ayurveda spielt.
Wir erkennen durch diese Sūtras, dass Āma gemäß der Dosha-Störung, der schlechten Verdauung der Āhāra Rasa und der Blockade der Srotas oder Kanäle des Körpers klassifiziert werden kann. Es gibt auch geistiges Āma. Es ist interessant, dass Mūdhatā, Rastlosigkeit, durch Āma erzeugt wird, weil Rastlosigkeit auch Āma hervorruft. Die Ursache wird auch zum Effekt und der Effekt wird dann zur Ursache.
Geistiges
Ā
ma entsteht durch nicht aufgearbeitete Emotionen
Ich möchte noch eine Sache hinzufügen. Anhand meiner Beobachtungen entsteht Āma auch durch ungelöste Emotionen. Wenn Sie nicht ausgedrückten Ärger, Emotionen oder Ängste haben, ruft dies geistiges Āma hervor. Ich kann also noch ein Sūtra hinzufügen und sagen: Gemäß eines Kechit oder einer Autorität, die in Albuquerque lebt, kann Āma auch durch unaufgelöste, nicht zum Ausdruck gebrachte Emotionen entstehen.
Wenn man eins mit dem aktuellen Augenblick ist, bedeutet dies Klarheit, doch wir leben in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Wegen seiner klebrigen, zähflüssigen Qualitäten verursacht Āma Anhaftung an die Vergangenheit und aufgrund seiner flüssigen und schleimigen Qualität kommt es dazu, dass wir in die Zukunft rutschen oder gleiten. Vergangenheit und Zukunft geben dem Leben Sinn.
Der jetzige Moment ist tief mit der Vergangenheit verbunden und wenn man im Augenblick bleibt, lässt sich die Vergangenheit klar erkennen.
Wenn man im jetzigen Moment ist, steht man in Verbindung mit Agni und Agni ist Klarheit, Liebe, Verdauung. Wenn wir in der Vergangenheit hängenbleiben, wird unsere Emotion nie verdaut oder in Liebe oder Intelligenz umgewandelt. Also, bleiben Sie im Augenblick!
Wenn im jetzigen Moment eine ungelöste Emotion oder ein Gedanke aus der Vergangenheit auftaucht und Sie sich im Augenblick befinden, betrachten Sie das mit Klarheit, mit Liebe. Dann können Sie aus dieser Klarheit heraus agieren, den Freund oder Nahestehenden anrufen und um Verzeihung bitten. Lebt man im Augenblick, kann man seine Vergangenheit heilen. Bleibt man in der Vergangenheit stecken, so ist dies Mūdhatā. Es ist Apakti, wenn Sie in der Vergangenheit bleiben. Dann findet keine Verdauung der früheren Verletzung statt und Sie geben sich selbst die Schuld. Machen Sie sich keine Vorwürfe. Lieben und vergeben Sie sich selbst. Vergebung geschieht im jetzigen Moment.
Im Augenblick erkennt man die Schönheit des blauen Himmels, den einsamen Schatten eines Baumes, erfreut sich am hübschen Gesicht eines Kindes oder dem unschuldigen Gesicht des Partners oder der Partnerin. Wenn Sie hier sind, seien Sie hier, in diesem Moment. Buddha lehrte diese Meditation: bewusstes Essen, bewusstes Sitzen, bewusstes Schlafen. Wenn man Achtsamkeit wirklich praktiziert, lebt man im gegenwärtigen Moment. Dieses Gewahrsein bringt eine perfekte Verdauung unserer Erfahrungen von Moment zu Moment. Wenn wir diese Kunst des Einsseins mit dem Augenblick praktizieren, können wir geistiges Āma leicht verbrennen. Durch Praktizieren von Achtsamkeit wird Āma verbrannt.
Zum Glück haben wir nur einen Moment auf einmal, nicht zwei, nicht drei! Ein Moment nach dem anderen, aber auch so können wir diesen Augenblick nicht vollständig leben. Wir stecken entweder in der vergangenen Trauer, Traurigkeit und den Emotionen fest oder wir machen uns Sorgen um die göttliche Zukunft. Wenn ich vollauf, vollständig in diesem Moment lebe, wird dieser Augenblick meine Zukunft gestalten. Daher kann man statt „Verschönere meinen Tag“ lieber sagen „Verschönere meinen Augenblick“. Meditation lässt sich so einfach praktizieren, es gibt nichts Einfacheres als das Atmen, nichts Einfacheres als genau in diesem Augenblick aufmerksam zu sein. Wenn man also im Augenblick lebt, erhält man enorm viel Energie, man wird zum Mittelpunkt des gesamten Universums. Falls man im jetzigen Moment bleibt, wird man vom Universum gesegnet, das einen von allen Seiten mit Segnungen überhäuft. Dieser Augenblick wird Pakti genannt. Pakti bedeutet Verdauung. Im Augenblick gibt es kein Āma. Der aktuelle Moment ist Poesie, der Augenblick ist Kunst und er ist Ekstase und Freude. Liebe Freunde und Freundinnen, lassen Sie uns also diese Kunst erlernen, jeden Moment bewusst zu leben, nicht zu urteilen, nicht zu kritisieren, sondern mit diesem Augenblick eins zu sein.
DIE FÜNF KLINISCHEN BAROMETER, die in der ayurvedischen Medizin eingesetzt werden, um eine Krankheit zu untersuchen, werden als Nidāna Pañchakam bezeichnet. Dies sind Nidāna, Ätiologie, Pūrva Rūpa, Prodromalzeichen und -symptome, Rūpa, die Hauptzeichen und -symptome, Upashaya, Therapieversuch und Samprāpti, Pathogenese.
Wir haben dieses Thema häufig behandelt und die meisten Studenten sind mit den sechs Phasen der Samprāpti bestens vertraut. In diesem Artikel sehen wir, wie die Shat Kriyā Kāla, die sechs wichtigen Stadien der Samprāpti, wirksam behandelt werden können, wenn man den Zeichen und Symptomen des Patienten seine volle, ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.
Jeder Einzelne hat seine oder ihre einmalige Prakruti, den persönlichen genetischen Code, der seine oder ihre einmalige psychophysiologische Balance bewahrt. Diese Balance kann durch Umweltveränderungen, den Wandel der Jahreszeiten, die Veränderung in einer Beziehung und den Wechsel der Emotionen von Moment zu Moment gestört werden. Durch den Einfluss dieser Faktoren erleben die Doshas qualitative und quantitative Änderungen. Die Gunas (Qualitäten, Eigenschaften), die mit jeder Phase der Samprāpti in Verbindung stehen und in Band 2 der Serie Lehrbuch des Ayurveda schön beschrieben sind, finden sich in der Tabelle unten.
Tabelle 1: Gunas (Qualitäten), die sich auf jede Phase der Samprāpti beziehen
Phase
Vāta
Pitta
Kapha
Sanchaya (Ansammlung)
kalt
flüssig, sauer
schwer, kühl
Prakopa (Reizung)
+ trocken, leicht
+ heiß, scharf
+ flüssig, langsam, träge
Prasara (Ausbreitung)
+ beweglich
+ ausbreitend, ölig
+ ölig
Sthāna Samshraya (Ablagerung)
+ feinstofflich
+ scharf
+ klebrig, schleimig
Vyakti (Manifestation)
+ rau
+ leicht
+ wolkig, weich
Bheda (Komplikation)
+ klar
+ fleischiger Geruch
+ hart, dicht, statisch, grobstofflich
Wenn man diese qualitativen Ausdrucksformen der Doshas in den Phasen der Samprāpti näher betrachtet, erkennt man, dass es hilfreich ist, mithilfe der Tabelle der Gegensatzpaare die entgegengesetzte Qualität zu nutzen, um der Verschlimmerung entgegenzuwirken.
In diesem Artikel versuchen wir, das Management von Vāta in den verschiedenen Phasen der Samprāpti zu beschreiben.
Im Sanchaya-Stadium sammelt sich die kalte Qualität im Analkanal und Rektum und erzeugt Verstopfung, geschwollenen Unterbauch und Gas. In diesem Fall können wir unsere Theorie anwenden, die entgegengesetzte Qualität einzusetzen, um die verschlimmerte Qualität zu bekämpfen oder auszugleichen, indem man eine schwere Kompresse mit heißem Rizinusöl oder eine Wärmflasche auf den Bauch legt, gefolgt von einem Basti mit warmem Sesamöl (im Anhang auf S. 593 wird Basti weiter erläutert).
In der Prakopa-Phase führt die kalte, trockene und leichte Qualität dazu, dass sich Vāta im Dickdarm verstärkt. Dies erfordert mehr Platz und erzeugt ein Völlegefühl an den Seiten, erhöhte Peristaltik und Druck unter dem Zwerchfell, was mit Atembeschwerden einhergeht. Zu dessen Linderung lässt sich ein warmer Dashamūlatee-Basti verwenden. Man bereitet ihn zu, indem man 1 EL Dashamūlapulver in ½ l Wasser kocht. Dann abseihen und abkühlen lassen. Wenn es noch warm ist, gibt man ½ Tasse Sesamöl hinzu und verabreicht dann den Basti. Diese Art von Basti überwindet Vāta in seinem zweiten Stadium. Um weiteres Prakopa zu verhindern, nimmt man 300 mg Triphalā Guggulu in Kapseln 3x täglich oder nach Bedarf 1 TL Gandharva Harītakī mit warmem Wasser zur Schlafenszeit.
Im Prasara-Stadium hilft die bewegliche Qualität Vāta, den Magen-Darm-Trakt zu verlassen. Jedes Dosha, das in den Kreislauf gelangt, kommt in Kontakt mit dem Herzen, der Kapillarschicht, Rakta Dhātu, und der obersten Hautschicht, Rasa Dhātu. In dieser Phase erzeugt Vāta trockene Haut, Gänsehaut, schlechte Durchblutung, kalte Hände und Füße, Herzklopfen, Ohrensausen und abnormes Pulsieren in den Venen. Dieses Stadium erfordert Abhyanga (Massage) oder Snehana (Selbstmassage mit Öl) und Svedana (Schwitzen), um Vāta zu stabilisieren. Die Vāta-Typen können Sesamöl verwenden, Pitta Sonnenblumenöl und Kapha Olivenöl. Darauf sollte Svedana folgen. Für Vāta-Typen kann man einige Tropfen Nirgundī-Öl in den Schwitzkasten geben, ein paar Tropfen Sandelholzöl für Pitta-Typen und 3–5 Tropfen Eukalyptusöl lassen sich für Kapha-Typen hinzufügen. Für das Herzklopfen, das in diesem Stadium auftritt, trinkt man Dashamūlatee mit ½ TL Arjuna. Karna Pūrana ist gut gegen das Ohrensausen.
Was das abnorme Pulsieren in den Venen betrifft, kann man 3x täglich ½ TL einer Rezeptur aus gleichen Teilen Manjishthā, Rakta Chandana und Jatamāmsi mit warmem Wasser einnehmen, bis das Symptom abklingt.
Im Sthāna Samshraya erlaubt das Hinzukommen der feinstofflichen Qualität von Vāta im Samprāpti-Ablauf Vāta, in ein geschwächtes Dhātu (Gewebe) einzudringen oder das Agni (Stoffwechselfeuer) des Dhātu zu beeinträchtigen. Falls alle Dhātu Agnis gesund sind, kann Vāta in kein Dhātu eindringen und kehrt in den Dickdarm zurück. Diesen Zustand, in dem alle Dhātu Agnis gesund sind und es keinen Khavaigunya (geschädigten Bereich) gibt, nennt man Prashama Avastha. Das kommt jedoch äußerst selten vor. Es ist weitaus häufiger, dass Vāta in die Gewebe eindringt oder ein Dhātu überspringt und zum nächsten springt, wo immer das Agni beeinträchtigt ist.
Rasa Dhātu. Wenn das Rasa Dhātu Agni niedrig ist, geht Vāta in dieses Gewebe und erzeugt ein Fieber mit Schüttelfrost, trockene dunkle Haut, Unwohlsein, Erschöpfung, allgemeine Gliederschmerzen, Akne, Herzklopfen, Gänsehaut und Dehydrierung. Dies ist Vāta Jvara (Fieber) wie aus dem Bilderbuch und lässt sich am besten mithilfe einer Rezeptur aus 500 mg Dashamūla, 200 mg Tribhuvan Kirti oder 200 mg Sudarshan Gana Vati mit Tulsitee behandeln.2 Im Westen kann man 200 mg Dashamūla mit Ingwer, Zimt und Basilikumtee nehmen. Der Betroffene sollte in eine warme Decke eingehüllt werden und, um der Dehydrierung entgegenzuwirken, eine selbstgemachte Zucker-Kochsalzlösung aus 5 TL Zucker, ½ TL Salz und dem Saft einer halben Zitrone in ½ l Wasser trinken.
Die 20 gegensätzlichen Gunas
schwer
leicht
langsam / träge
scharf
kalt
heiß
ölig
trocken
schleimig / glatt
rau
dicht
flüssig
weich
hart
statisch (stabil)
beweglich
feinstofflich
grobstofflich
klar
klebrig / wolkig
Rakta Dhātu. Wenn die bewegliche und feinstoffliche Qualität von Vāta auf ein starkes Rasa Dhātu Agni trifft und abgewehrt wird, versucht Vāta, ins Rakta Dhātu einzudringen. Falls das Rakta Dhātu schwach ist, kommt es zu Rakta Gata Vāta.3 In diesem Fall entstehen eine schlechte Durchblutung und kalte Hände und Füße. Dieser Vāta-Zustand sorgt für sehr kleine rote Blutkörperchen (mikrozytäre Anämie), Blutgerinnsel, Krampfadern, Verlangen nach Fleisch und Aneurysma.
Gegen die schlechte Durchblutung ist es gut, eine anregende Massage mit Mahānārāyana-Öl zu geben, die Reibung erzeugt, um die Durchblutung zu verbessern. Danach sollte man mindestens 5-10 Minuten ein Bad mit je einer Tasse Ingwerpulver und Backnatron nehmen. Dies kann täglich wiederholt werden, bis das Leiden verschwindet.
Im Fall von mikrozytärer Anämie sollte man vor jeder Mahlzeit 1 TL Mahatikta Ghrita und nach dem Mittag- und Abendessen 4 EL Kumārī Āsava mit der gleichen Menge Wasser nehmen oder Loha Āsava auf dieselbe Weise. Zusätzlich sind täglich 500 mg Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin B12 und 60 mg Folsäure einzunehmen.
Im Fall von Blutgerinnseln empfiehlt das Ayurveda 3x täglich die Einnahme von 200 mg Kaishore Guggulu oder Trikatu in derselben Dosierung. Dies entspricht in etwa einer Gabe von 85 mg Aspirin zur Gerinnselvermeidung.
Das Verlangen nach Protein lässt sich stillen, wenn man Hühnerbrühe, Lebersuppe, gebratenes Kaninchenblut oder in Ghee gebratene Blutwurst isst. Vegetarier können stattdessen Rote-Bete-Saft, Karottensaft, Gerstengras, blaugrüne Algen, Spinat oder Rotkohl zu sich nehmen, die alle das Eisen enthalten, wonach sich der Körper sehnt.
Krampfadern lassen sich lindern, wenn man 3x täglich ½ TL einer Rezeptur aus 200 mg Kaishore Guggulu, 200 mg Trikatu und 200 mg Pushkaramūla zu sich nimmt. Lebensmittel wie Knoblauch, Zwiebeln, Kurkuma und Ingwer erhöhen die Fließfähigkeit des Blutes. Geben Sie Mahānārāyana-Öl auf die Krampfadern, legen Sie die Beine hoch oder gehen Sie mindestens 1x täglich in die Yogaposition Viparīta Karanī (Beine an der Wand hoch) (Yogapositionen finden Sie im Anhang auf S. 594).
Māmsa Dhātu. Falls Rasa und Rakta Dhātu Agni beide richtig funktionieren und Vāta nicht gestatten, ins Dosha einzudringen, wird als Nächstes das Māmsa Dhātu betroffen sein, wenn sein Agni nicht stark ist. Gelangt Vāta in dieses Gewebe, sorgt es für Māmsa Gata Vāta, was sich als Muskelkrampf, Muskelschmerzen, Tics und Tremore, Muskelschwund und Schwäche in Muskelkraft, -tonus und -koordination manifestiert, was zu Lähmung, Fallfuß, Restless-Leg-Syndrom oder selbst Chorea (Veitstanz) führen kann.
Für die Muskelschmerzen macht man einfach Abhyanga oder Snehana mit Mahānārāyana-Öl, gefolgt von Svedana mit Nirgundī-Öl. Außerdem wäre es förderlich, wenn man 3x täglich ½ TL einer Rezeptur mit warmem Wasser einnimmt, die zu gleichen Teilen Yogarāja Guggulu, Mustā und Tagara enthält.
Bei Abmagerung kann man 3x täglich ½ TL einer Rezeptur aus 500 mg Ashwagandhā, 400 mg Balā und 300 mg Vidārī mit Milch verabreichen. Außerdem kehren der erhöhte Verzehr von Cashews, Mandeln oder Mandelmilch, eine vermehrte Proteinaufnahme bzw. das Essen von Fleisch allgemein den Muskelschwund um.
Um die Kraft und Koordination zu steigern, setzt man eine Rezeptur ein, die 500 mg Sarasvatī, 300 mg Brahmī und 300 mg Jatamāmsi enthält. Nehmen Sie 3x täglich davon ½ TL, entweder mit Dashamūla Arishta, Ashwagandhā Arishta oder Balā Arishta. Dies sind ayurvedische Kräuterweinpräparate, die das Māmsa Dhātu Agni anregen. Falls nicht erhältlich, nehmen Sie warmes Wasser als Anupāna.
Bei Fällen von Lähmung, Querschnittslähmung oder Fallfuß verabreicht man in Indien hoch potenzierte Präparate wie 3x täglich 200 mg Mahāyogaraja Guggulu oder 3x täglich 200-mg-Tabletten Mahā Vāta Vidvamsa. Eine weitere Option ist die Anwendung eines Madhu Tailam Basti (Honig-und-Öl-Basti). Dazu vermischt man ½ Tasse Honig und ½ Tasse warmes Sesamöl und hält die Mischung bei sich, um die Muskeln zu stärken. Nahrhafte Nahrungsmittel wie Quinoa, Amarant, Milch, Tofu, Mandelmilch, Ziegenkäse und mediziniertes Ghee wie Balā Ghrita (Ghee) oder Shatāvarī Ghrita sollten bevorzugt werden.
Die bewegliche Qualität von Vāta ruft abnorme Muskelbewegungen hervor, die an Tanz erinnern (Chorea). Benutzen Sie eine Rezeptur aus 500 mg Dashamūla, 400 mg Ashwagandhā, 300 mg Balā, 200 mg Vidārī, 200 mg Yogarāja Guggulu und 200 mg Sarasvatī. Nehmen Sie 3x täglich ½ TL mit Mandelmilch. Zusätzlich sollte sich der Betreffende selbst massieren und Balā Tailam oder Ashwagandhā-Öl als Massageöl und mit Vacha mediziniertes Nasya-Öl verwenden.
Meda Dhātu. Wenn alle Dhātu Agnis vor dem Meda Dhātu Agni stark sind und das Meda Dhātu Agni geschwächt ist, tritt Vāta stattdessen in dieses Gewebe ein und ruft Meda Gata Vāta hervor. Mangelnde Befeuchtung, kein Schweiß, trockene Haut, Hexenschuss, Verlagerung von Organen wie sich absenkende Nieren oder Milz, Osteopenie und Verrenkung der Gelenke sind einige Zeichen und Symptome dafür, dass Vāta ins Meda Dhātu eintritt. Wenn dies geschieht, ist die erste Behandlungsmethode viele tiefe Ölmassagen mit Ölen wie Ashwagandhā Tailam, Dashamūla-Öl, Dhanvantari Tailam (eine Ölzubereitung, die Balā enthält) oder Balā Tailam. Zur Unterstützung des Meda Dhātu gibt man 3x täglich medizinierte Ghees wie Shatāvarī-Ghee, Balā Ghrita, Vidārī-Ghee oder Yashthi Madhu Ghrita in einer Dosis von 1 TL vor dem Essen.
Außerdem nimmt man nach den Mahlzeiten 3x täglich ½ TL einer Rezeptur, die 500 mg Dashamūla, 400 mg Ashwagandhā, 300 mg Balā und 300 mg Vidārī mit Shatāvarī-Ghee enthält. Eine besondere Suppe, Mahasneha-Suppe, wird ebenfalls empfohlen. Sie besteht aus Ghee, Tierfett und Knochenmark. Machen Sie einen Öleinlauf oder einen Tee aus Dashamūla, Ashwagandhā und Vidārī und mischen Sie es mit Öl für einen Tee-Öleinlauf.
Im Fall von Organverlagerung setzen die klassischen Rezepturen 3x täglich ½ TL einer Mischung aus Ashwagandhā, Vidārī, Balā, Kākolī und Kshirakākolī in Milch ein. Man sollte zur Unterstützung der Bänder zudem den Bereich des Organs bandagieren. Bei Gelenkluxation verfährt man in ähnlicher Weise.
Bei Osteopenie nutzt das Ayurveda eine Mischung aus Kräutern und Bhāsmas, die typische Rezeptur enthält 500 mg Dashamūla, 200 mg Pravāl Pañchāmrit, 200 mg Moti Bhāsma und 200 mg Kaishore Guggulu. Nehmen Sie ½ TL dieser Mischung 3x täglich mit Ziegenmilch.
Asthi Dhātu. Knacken und Knallen der Gelenke, Osteoporose, Wirbelsäulenverkrümmung, Skoliose, Schmerzen im unteren Rücken, Nackenschmerzen, gespaltene Haarspitzen, Zahnfleischschwund, Haarausfall, Schilddrüsenfehlfunktion und Ohrensausen sind alles Zeichen, dass Vāta ins Asthi Dhātu eingedrungen ist.
In diesem Fall wird Mahānārāyana-Öl häufig zur örtlichen Lubrikation eingesetzt. Bei Osteoporose verabreicht man 3x täglich innerlich eine Rezeptur aus 500 mg Dashamūla, 300 mg Yogarāja Guggulu und 200 mg Pravāl Pañchāmrit in einer Dosierung von ½ TL mit Milch. Für Wirbelsäulenverkrümmung nimmt man ein Präparat aus 500 mg Dashamūla, 400 mg Ashwagandhā und 300 mg Balā. In Indien wird diese Rezeptur mit einer knochenaufbauenden Tablette namens Asthi Poshaka Vati ergänzt, die u. a. Eierschalenasche, Korallenasche und Kalzium aus Geweih enthält.
Bei Schmerzen im unteren Rücken ist die Anwendung von Mahānārāyana-Öl in einem Kati Basti (ein Aufguss mit Öl am unteren Rücken) indiziert sowie Massage mit Mahānārāyana-Öl. Dashamūlatee-Basti wird gewöhnlich ebenfalls empfohlen. Innerlich nimmt man ein Präparat aus 400 mg Ashwagandhā, 200 mg Yogarāja Guggulu, 200 mg Tagara und 200 mg Pravāl Pañchāmrit, 3x täglich ½ TL mit warmem Wasser.
Im Fall von Zahnfleischschwund sollte man am frühen Morgen Sesamsamen kauen und das Zahnfleisch massieren. Gandūsha, wobei man den Mund mit Öl füllt, es im Mund umherschwenkt und eine Weile hält, ehe man es ausspuckt, ist auch sehr hilfreich.
Bei unregelmäßiger Schilddrüsenfunktion besteht ein mangelnder Kalziumstoffwechsel, der Betreffende sieht mollig aus, doch die Knochen sind schwach. Zur Unterstützung des Systems empfiehlt das klassische Ayurveda den Einsatz von Kaishore Guggulu und Pravāl Pañchāmrit und im modernen Ayurveda außerdem Kelp. Bhrāmarī Prānāyāma und Ujjāyi Prānāyāma sind auch sehr gut und können der Behandlung im Sanchaya- und Prakopa-Stadium von Vāta hinzugefügt werden.
Majjā Dhātu. Wenn Vāta ins Majjā Dhātu gelangt, bestehen Kribbeln und Taubheit in den Extremitäten. Majjā Gata Vāta verursacht ständige Zuckungen, Krämpfe, Muskeltremore und allmählichen Muskelschwund. Da auch Gehirn, Rückenmark, Augapfel und Gelenkoberfläche zum Majjā Dhātu gehören, kann Majjā Gata Vāta Cluster-Kopfschmerzen, Wirbelsäulenschmerzen (Schmerz entlang der Wirbel), Nystagmus (ungewolltes Zittern der Augen) und Steifheit in den Gelenken verursachen. Da Vāta an der Nervenbahn entlang läuft, kann es dann klassische Leiden wie Neuralgie, Trigeminusneuralgie und Ischias auslösen. Laut dem ayurvedischen Medizinsystem ist das Majjā Dhātu die Grundlage von Bewusstsein, Gedanken, Gefühlen und Emotionen. Bei hohem Vāta in Majjā kann es zu rasenden Gedanken, Stimmungsschwankungen, schlechtem Gedächtnis, Vergesslichkeit, Angst, Furcht und Schlaflosigkeit kommen.
Im Allgemeinen verschreibt man bei Majjā Gata Vāta Samprāpti eine Kräutermischung aus 500 mg Dashamūla, 300 mg Sarasvatī, 200 mg Brahmī, 200 mg Shankha Pushpī und 200 mg Tagara, 3x täglich ½ TL mit warmem Wasser. Für Virechana (Abführung) wird 1 TL einfaches Harītakī am Abend in heißem Wasser empfohlen. Als Nasya gibt man am Morgen 5 Tropfen Brahmī-Ghee, Vacha Tailam oder Anu Tailam in jedes Nasenloch. Shirodhāra dreimal pro Woche ist förderlich und man kann außerdem am Abend vor dem Zubettgehen Brahmī- oder Bhringarāja-Öl in die Kopfhaut einmassieren. Karna Pūrana (das Ohr mit warmem Öl füllen) mit einem medizinierten Vacha-Öl kann Vāta in Majjā auch beruhigen. Dashamūla Basti sollte täglich zur Vāta-Tageszeit verabreicht werden, bis sich die Symptome gebessert haben.
Im Fall von Trigeminusneuralgie sollte man zusätzlich zum oben genannten Behandlungsprotokoll Mahā Yogarāja Guggulu verabreichen und idealerweise den betroffenen Bereich lokal mit Mahānārāyana-Öl massieren.
Bei Majjā Gata Vāta im Auge wird neben den Empfehlungen oben zu Netra Basti mit einfachem Ghee geraten.
Die Rezeptur ändert sich bei Muskeltremoren und -schwund zu 500 mg Dashamūla, 400 mg Ashwagandhā, 300 mg Vidārī und 200 mg Balā; 3x täglich ½ TL mit warmer Milch. Für Abhyanga oder Snehana nimmt man Ashwagandhā oder Balā Tailam.
Bei neuropsychiatrischen Störungen wie Angst, Furcht, Gedächtnisverlust usw. lautet die Rezeptur 500 mg Dashamūla, 200 mg Brahmī, 200 mg Jatamāmsi und 200 mg Sarasvatī, wovon man 3x täglich ½ TL mit Brahmī-Ghee einnimmt.
Leider kann lang anhaltendes Majjā Gata Vāta zu Parkinson und Alzheimer führen. In diesen Fällen fügt man dem allgemeinen neuropsychiatrischen Kräuterprotokoll für Majjā Gata Vāta noch 200 mg Ātmaguptā hinzu.
Shukra Dhātu. Vāta im Shukra Dhātu kann Oligospermie (geringe Bildung von Sperma), vorübergehenden oder permanenten Mangel von Spermien in der Samenflüssigkeit, Erektionsstörung, vorzeitige Ejakulation, Dyspareunie (schmerzhaften Koitus), sexuelle Impotenz, Schmerzen im unteren Rücken, Furcht im Hinblick auf Sex oder sogar deformiertes Sperma hervorrufen, was zu Kieferspalte, Spina bifida, Talipes equinovarus (Klumpfüßen), erschöpftem Ojas, Schwierigkeiten bei der Empfängnis sowie vielfältigen Fehlgeburten führt, die Kinder und Partner beeinträchtigen.
Für das allgemeine Management erfordert das Kräuterprotokoll 500 mg Dashamūla, 400 mg Ashwagandhā, 300 mg Vidārī, 200 mg Ātmaguptā und 200 mg Tagara; nehmen Sie 3x täglich ½ TL mit Milch. Zusätzlich kann man jeden Tag einen Basti aus Dashamūla, Ashwagandhā, Balā oder Madhu Tailam verabreichen, um Ojas zu schützen. Nehmen Sie 3x täglich Ashwagandhā-Ghee, Ashwagandhā Arishta oder Dashamūla Arishta ein. Die äußerliche Anwendung von Ashwagandhā- oder Balā-Öl oder eine Salbe aus Vidārī und Muskatnuss am Glans penis wird angeraten. Bevorzugte Speisen wären Ziegenhoden-, Knochenmark- oder Hühnersuppe mit Rotwein.
Ārtava Dhātu. Vāta im Ārtava Dhātu verursacht Unfruchtbarkeit, Sterilität, Amenorrhoe, Trockenheit in der Vagina, Dyspareunie, unregelmäßige Menstruation, Vaginal- und Uterusprolaps, rückwärts geneigten Uterus und/oder vorzeitigen Orgasmus. Diese Leiden lassen sich durch ein allgemeines Kräuterprotokoll von 300 mg Dashamūla, 300 mg Shatāvarī oder Ashwagandhā, 300 mg Tagara und 300 mg Ashoka lindern. Nehmen Sie ½ TL 3x täglich mit warmem Wasser ein. Traditionell setzt man mindestens zweimal pro Woche einen Pichu (Vaginaltampon) mit Shatāvarī-Ghee oder Dashamūla-Ghee ein. Außerdem nimmt man 2x täglich vor jeder Mahlzeit Ashokaristha oder Kumārī Āsava ein, 4 EL mit ebenso viel Wasser. Um Vāta im Ārtava zu vermindern, führen Sie eine Kati Basti mit Sesamöl durch, eine warme Massage am unteren Rücken oder legen Sie eine warme Ölkompresse auf den Bauch.
Im Vyakti-Stadium erzeugt die raue Qualität von Vāta die volle Manifestation der Krankheit, Vyādhi Darshana, und die Behandlungsprotokolle sind grundsätzlich dieselben wie in der Sthāna-Samshraya-Phase.
In der Bheda-Phase der Samprāpti, in der sich die klare Qualität von Vāta manifestiert, gibt es mehr Komplikationen. Das Bheda-Stadium im Rasa Dhātu erzeugt schwere Dehydrierung, im Rakta Dhātu führt es zu schwerer Anämie, im Māmsa treten Muskelschwund, Abmagerung und Atrophie auf, im Meda bewirkt der Abbau von normalem, gesundem Fettgewebe degenerative Veränderungen, im Asthi manifestieren sich Osteoporose, spontane Frakturen, Ablagerung von Kalzium im weichen Gewebe und Verringerung der Körpergröße. Vāta, das in der Bheda-Phase ins Majjā Dhātu eindringt, sorgt für einen Funktionsverlust der Gehirntätigkeit, epileptische Krämpfe, schweren Parkinson, Alzheimer mit völligem Gedächtnisverlust, Bewusstlosigkeit und Koma. Falls das Vāta im Bheda-Stadium stattdessen ins Shukra oder Ārtava Dhātu gelangt, besteht ein kompletter Libidoverlust, völlige reproduktive Fehlfunktion und Verlust von sekundären Geschlechtsmerkmalen.
Zu diesem Zeitpunkt ist intensive Pflege erforderlich und in den meisten Fällen ein Krankenhausaufenthalt. Folgende Richtlinien werden für jedes Gewebe gegeben, damit man eine weitere Verschlimmerung von Dosha und Dhātu verhindern kann.
Für das Rasa Dhātu sollte man die Wasser-Elektrolyt-Balance bewahren und austrocknende Kräuter wie Punarnavā, Gokshura oder Triphalā vermeiden. Reinigungstherapien und selbst mildes Virechana sollten nicht angewandt werden. Für das Rakta Dhātu kann man blutbildende Lebensmittel wie Rote Bete, Rotkohl, schwarze Rosinen, Johannisbeeren und Heidelbeeren essen. In Indien empfiehlt man Loha Āsava. Für das Māmsa Dhātu verabreicht man eine sanfte, aber tiefe Massage mit Ölen, die mit Ashwagandhā und Balā mediziniert sind, gefolgt von Svedana, täglich für drei bis vier Wochen. Was die Ernährung betrifft, sollte man bevorzugt Fleischbrühe, Hühnerbrühe, Mandelmilch und Milch mit Ashwagandhā zu sich nehmen.
Dies ist der Zeitpunkt, wenn das Ayurveda für das Meda Dhātu fetthaltige, gebratene Speisen und die Einnahme von Shatāvarī-Ghee, Balā-Ghee oder Süßholzwurzel-Ghee empfiehlt, vorab sollte man eine Prise Steinsalz oder Trikatu nehmen, was die Verdauung fördert. Für Asthi Dhātu kann die ergänzende Gabe von Kalzium, Magnesium und Zink erforderlich sein. In Indien ist ein typisches Medikament Asthi Poshaka Vati, was im Grund sehr ähnlich wie Korallenkalzium wirkt. Leichte Gewichtübungen und Yoga sind ebenfalls zuträglich.
Für das Majjā Dhātu sind Shirodhāra und Shiro Basti die Therapien, die die besten Ergebnisse erzielen. Nasya mit Vacha Tailam und Prānāyāma sind auch hilfreich.
Für das Shukra werden in Indien starke Rasāyanas wie 2x täglich 200 mg Mākaradvāja, 3x täglich 300 mg Kapikacchū Vati oder 3x täglich 300 mg Ashwagandhā Vati eingesetzt. Für das Ārtava wird zunächst täglich, dann wöchentlich ein Uttara Basti aus Süßholzwurzeltee empfohlen. Zu diesem Zeitpunkt sind für Shukra und Ārtava Yogastellungen wie Vajrāsana (Donnerkeil), Utthita Padmāsana (Erhöhter Lotus), Halāsana (Pflug), Bhujangāsana (Kobra) und Balāsana (Kind) sehr zuträglich. Hilfreiche Mudras sind Vāyu Mudrā und Agni Mudrā und Yoni Mudrā für Frauen (Yogapositionen finden Sie im Anhang auf S. 594.).
2 Vati sind Tabletten, gewöhnlich flach gepresst.
3 Gata bedeutet „gegangen“, in diesem Zusammenhang, „eintretend in“.