Thriller Quartett 4022 - 4 spannende Kriminalromane von Alfred Bekker - Alfred Bekker - E-Book

Thriller Quartett 4022 - 4 spannende Kriminalromane von Alfred Bekker E-Book

Alfred Bekker

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  • Herausgeber: Alfredbooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

von Alfred Bekker Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Dieses Buch enthält folgende Krimis: Alfred Bekker: Kubinke und der verschwundene Flüchtling Alfred Bekker: Kubinke und der eiskalte Tod Alfred Bekker: In der Tiefe verborgen Alfred Bekker: Tote Bullen Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Alfred Bekker

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Inhaltsverzeichnis

Copyright

Thriller Quartett 4022 - 4 spannende Kriminalromane von Alfred Bekker

Kubinke und der verschwundene Flüchtling

Copyright

Personen:

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Kubinke und der eiskalte Mord

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In der Tiefe verborgen

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Tote Bullen

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Thriller Quartett 4022 - 4 spannende Kriminalromane von Alfred Bekker

von Alfred Bekker

Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre.

Dieses Buch enthält folgende Krimis:

Alfred Bekker: Kubinke und der verschwundene Flüchtling

Alfred Bekker: Kubinke und der eiskalte Tod

Alfred Bekker: In der Tiefe verborgen

Alfred Bekker: Tote Bullen

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Kubinke und der verschwundene Flüchtling

Krimi von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 130 Taschenbuchseiten.

Die beiden BKA-Ermittler Harry Kubinke und Rudi Meier hat es aus der Hauptstadt in die sächsische Provinz verschlagen. Der Mord an einem Kollegen muss aufgeklärt werden. Die Liste der Tatverdächtigen ist lang. Und die örtliche Polizei ist leider keine Hilfe. Hat der verschwundene Flüchtling mit dem Mord zu tun?

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Personen:

Harry Kubinke - Kriminalhauptkommissar beim BKA.

Rudi Meier - sein Kollege.

Der Wirt - mag die beiden nicht.

Rüdiger Schmitten - ein BKA-Mann, der ermordet im Wald gefunden wurde.

Abdullah Abu Khalil - ein syrischer Flüchtling, der im Verdacht steht, Kontakte zu islamistischen Terrorgruppen zu haben.

Jürgen Dahlheim - Leiter der örtlichen Polizeidienststelle.

Regina Dörfner - eine junge Polizeibeamtin.

Bernd Ludwig - besitzt eine doppelläufige Jagdbüchse

Heino Zäuner - wird von Harry Kubinke erschossen.

Devid Dresel - hat einen Baseballschläger.

Ferdinand von Bleicher - ein Kämmerer, der eine dubiose Rolle spielt.

Martin Keller - der windige Bürgermeister.

Jennifer Möhrke - kennt Devid Dresel etwas besser - oder auch nicht.

Dr. Sven Frankenberg - Devid Dresels Verteidiger, Studienfreund und Burschenschaftskamerad von Ferdinand von Bleicher

1

Es war ein ziemlich öder Dezembertag, als wir in dieses kleine Dorf in Sachsen fuhren. In Berlin war gerade ein islamistischer Terrorist mit einem gekaperten Dreißigtonner in einen gut besuchten Weihnachtsmarkt hineingerast. Die Kollegen dort waren jetzt nicht zu beneiden. Ermittlungen unter besonderer Anteilnahme der Öffentlichkeit und der Politik sind immer besonders unangenehm. Leute wie uns sollte man einfach ihre Arbeit machen lassen. Aber noch bevor der erste Fingerabdruck genommen und die erste DNA-Spur ausgewertet ist, gibt es immer jede Menge Schreihälse, die gleich irgendwelche - meistens nicht sehr sinnvollen - Konsequenzen fordern.

Wir hatten mit der Sache in Berlin jedenfalls ermittlungstechnisch nichts zu tun.

Wir waren nicht involviert.

Stattdessen hatten wir einen anderen Fall, der auch dringend war.

Und es bestand die reelle Chance, dass man uns in Ruhe ermitteln ließ. Im Windschatten eines viel größeren Verbrechens gibt es so etwas hin und wieder.

Kommt selten vor, aber es kommt vor.

Wie auch immer: Wir fuhren in dieses Dorf in Sachsen. Ich will seinen Namen nicht nennen. Der Ruf dieser Ortschaft ist schon schlecht genug. Und er wird durch diese Geschichte sicher nicht besser.

“Ermitteln Sie mit Fingerspitzengefühl”, hatte Kriminaldirektor Bock uns am Morgen noch gesagt. “Und möglichst schnell. Und vergessen Sie nicht, dass es um einen Kollegen geht.”

Als ob das Leben eines Kollegen für uns mehr wert gewesen wäre als das irgendeines Penners, der von Neonazis zusammengetreten wird und an seinen Verletzungen stirbt. Ich zumindest habe das nie so gesehen. Und bei Bock konnte ich mir das eigentlich auch nicht vorstellen. Ich denke, , dass er einfach nervös war. Kam bei ihm selten vor, aber wie es schien, hatten mein Dienstpartner Rudi Meier und ich einen dieser seltenen Momente erlebt. Wie es dazu gekommen war, konnten wir uns natürlich denken. Kriminaldirektor Bock hatte das gar nicht weiter ausführen müssen. Es war sonnenklar, dass er Druck von oben bekommen hatte.

Der Fall war brisant.

Ein BKA-Ermittler hatte in diesem sächsischen Dorf nach einem syrischen Flüchtling gesucht, der im Verdacht stand, mit radikalen islamistischen Terrorgruppen in Kontakt zu stehen. Aber anstatt, dass der Kollege den Flüchtling aufspürte, verschwand auch der Spürhund. Und nach einiger Zeit fand man unseren Kollegen dann. Jemand hatte ihm den Schädel eingeschlagen.

2

Das Hotel, das man für uns gebucht hat, war nicht gerade erstklassig.

“Sag jetzt nichts”, raunte mir Rudi zu, nachdem er meinen Blick registriert hatte und wohl auch richtig zu deuten wusste. Rudi und ich sind schon sehr lange Dienstpartner. Und wir sind Freunde. Schon eine dieser Eigenschaften würde ausreichen, um irgendwann in der Lage zu sein, die Gedanken des anderen zu lesen.

Der Wirt war ein kleiner, hutzeliger Mann mit einer unangenehm scharf klingenden Stimme. Dazu kam noch sein sächsischer Akzent. Man kann so etwas durchaus als Folter für die Ohren bezeichnen.

“Also Ihr Zimmer ist im ersten Stock und hat die Nummer 12.”

“Aha”, sagte ich.

“Es ist die Nummer 12 auf der rechten Seite. Wir haben auch links eine Nummer zwölf, weil wir die Nummer 13 nicht vergeben. Sie verstehen, nicht wahr?”

“Nein.”

Er beugte sich über den Tresen und sprach in gedämpftem Tonfall weiter. “Aberglauben.” Er klopfte auf das Holz des Tresens. “Ich glaub ja nicht dran.”

“Nee, schon klar.”

“Aber sicher ist sicher, würde ich sagen.”

“Was ich nicht verstehe, ist, wie Sie von einem Zimmer sprachen”, mischte sich jetzt Rudi ein. “Wir brauchen zwei. Und die sind auch gebucht worden.”

“Es tut mir leid, aber da muss ein Missverständnis vorliegen. Es gibt nur ein Zimmer für Sie.” Der Wirt grinste schief. “Aber es macht so Leuten wie Ihnen doch sicher nichts aus, etwas enger zusammenzurücken”, meinte er dann noch. “Sie verstehen schon, was ich meine.”

“Nee, verstehe ich nicht”, sagte ich.

Ich wollte es auch eigentlich gar nicht verstehen. Das dreckige Grinsen des Wirtes machte ihn mir auch nicht gerade sympathischer.

“Na ja …”

“Na ja, was?”, fragte ich.

“So Leute wie Sie … Aus der Hauptstadt … Da ist doch kaum noch einer vom richtigen Ufer. Die Schwulen sind doch da vermutlich schon in der Mehrheit.” Er knallte den Schlüssel auf den Tisch. “Ich habe auch nur einen Schlüssel. Tut mir leid, den zweiten Schlüssel hat mal ein Gast verbummelt. Das war letztes Jahr, als dieser Monteurstrupp hier war. Aus Polen. Die haben sowieso alles mitgenommen, was nicht festgeschraubt war, kann ich Ihnen sagen. Dagegen sollten Sie mal was unternehmen. Sie sind doch von der Kripo, oder?”

“Bundeskriminalamt”, sagte ich.

“Früher hätte man gesagt Stasi. Ist ja auch egal.”

“Nein, das ist nicht egal.”

“Meine Güte, so humorlos, wie Sie sind, Herr …”

“Kubinke”, unterbrach ich ihn.

“Sie sind wegen dem Bullen hier, den man umgebracht hat?”

“Das war ein Beamter des Bundeskriminalamtes. Für Bullen sind Veterinäre zuständig.”

“Was?”

Er sah mich einen Moment lang verständnislos an.

Ich nutzte die Gelegenheit, um gleich eine Frage hinterherzuschieben, denn der Wirt stand ohnehin auf der Liste der Personen, mit denen wir uns unterhalten wollten. Ich hielt ihm mein Handy hin. Auf dem Display war ein Bild des ermordeten Kollegen zu sehen. “Wir reden über diesen Mann, nicht wahr?”

Auf dem Foto war zu sehen, dass er tot war. Und da der Kollege ein paar Tage im Wald gelegen hatte und man ihm mit einem stumpfen Gegenstand auf den Schädel gehauen hatte, sah er entsprechend aus.

Der Wirt wagte nur einen kurzen Blick.

Er runzelte die Stirn.

“Er hat hier gewohnt”, stellte ich fest. “Hier in diesem Hotel.”

“Hatte aber schon ausgecheckt”, sagte der Wirt. “Er war nur eine Nacht hier, dann hat er am Morgen seine Sachen genommen und ausgecheckt. Und da lebte er noch. Schmitten heißt er, nicht wahr? Also ich wollte sagen: So hieß er.”

“Rüdiger Schmitten”, wiederholte ich.

“War hinter einem Terroristen her. Irgendein Abu Abdul irgendwas.”

“Woher wollen Sie wissen, dass das ein Terrorist war?”, fragte mein Kollege Rudi Meier.

Der Wirt hob die Augenbrauen. “Na, was denn sonst?”

“Der Mann, den Kommissar Schmitten gesucht hat, müsste sich laut unseren Informationen hier im Ort aufhalten”, sagte ich.

“Müsste”, wiederholte der Wirt. “Tut er aber nicht.”

“Wieso sind Sie da so sicher?”

“Na, weil …” Er zögerte. “Der ist sicher wieder weg. Und überhaupt, was spielt das für eine Rolle?” Er wirkte plötzlich nervös. Sehr nervös sogar. “Also, ich kann dazu eigentlich auch gar nichts weiter sagen. Wirklich nicht.” Er druckste etwas herum. Redete davon, dass er es nicht gut fände, dass so viele Fremde ins Land gekommen seien. Und das dürfte man ja wohl auch mal sagen.

Dann zeigte er uns das Zimmer.

“Davon habe ich immer schon geträumt, Rudi”, meinte ich.

“Wie bitte?”

“Na, mit dir in einem Bett schlafen.”

“Ich hoffe, du schnarchst nicht, Harry.”

“Doch, tue ich”, sagte ich.

“Wenn ich das geahnt hätte …”

“Was dann?”

“Dann hätte ich Ohropax mitgenommen. Aber in diesem Ort gibt es wahrscheinlich nicht einmal einen Laden, wo man sich so etwas besorgen kann.”

Der Wirt war die ganze Zeit über im Zimmer geblieben. Er hatte uns mit einem Gesichtsausdruck zugehört, der schwer zu deuten war. Aber mir war die v-förmige, tiefe Furche auf seiner Stirn gleich aufgefallen. Er wirkte skeptisch.

“Was ist noch?”, fragte ich.

“Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben dürfte …”

“Aber immer”, meinte Rudi. “Oder bist du da anderer Ansicht, Harry?”

“Keineswegs”, meinte ich.

Der Wirt schluckte. Er rieb die Handflächen gegeneinander. Und er wich meinem Blick aus. “Sehen Sie zu, dass Sie das erledigen, was Sie hier zu erledigen haben und dann verschwinden Sie am besten wieder. Wir mögen hier keine …”

“Keine was?”, hakte ich nach.

“Leute von auswärts, die hier nicht hinpassen.”

“Na, das beruhigt mich aber”, meinte mein Kollege Rudi Meier daraufhin. “Ich hatte schon gedacht, Sie wären ausländerfeindlich oder so. Aber in Wahrheit mögen Sie anscheinend nicht einmal deutsche Polizisten!”

“Hier gelten ungeschriebene Gesetze”, sagte er. “Wie gesagt: Ich kann Ihnen nur einen guten Rat geben. Mehr nicht. Befolgen müssen Sie ihn nicht.”

“Hat Herr Schmitten Ihre Ratschläge vielleicht auch nicht befolgt?”, hakte ich dann nach.

Der Wirt sah mich an. Und zwar auf eine Weise, die erkennen ließ, dass er mich zum Teufel wünschte. Aber da war noch etwas anderes in seinem Gesichtsausdruck.

Angst.

Eine sehr deutliche Portion Furcht, von der ich mir im Augenblick nur noch nicht erklären konnte, wodurch sie begründet war.

Aber das sollten wir noch erfahren.

Schneller, als es uns lieb war im Übrigen.

Aber ich will an dieser Stelle nicht vorgreifen.

3

Mein Kollege Rudi Meier stellte den Nachttisch etwas um, sodass er sein Laptop besser darauf abstellen konnte. Bevor wir in das Dorf gefahren waren, hatten wir uns im gerichtsmedizinischen Institut in Leipzig von einem Pathologen mit der Feinfühligkeit eines Veterinärs erläutern lassen, was die gerichtsmedizinische Untersuchung ergeben hatte.

“Unser Kollege Schmitten muss irgendetwas herausgefunden haben, was er nicht herausfinden sollte”, meinte ich.

“Und irgendjemand hat ihm dann eins über den Schädel gezogen”, ergänzte Rudi.

“Genau. Ein Baseballschläger könnte die Tatwaffe gewesen sein.”

“Oder irgendein anderer stumpfer Gegenstand, Harry. Davon gibt es unzählige. Aber mal was anderes.”

“Und was?”

Rudi Meier tippte auf der Tastatur herum. Dann nahm er sein Handy. Offenbar musste er einen mobilen Hotspot einrichten.

“Schnelles Internet ist in dieser Gegend anscheinend ein Fremdwort”, meinte Rudi.

“Du hättest den Wirt ja um das Passwort für das W-LAN fragen können, Rudi.”

“Der weiß doch gar nicht, was das ist.”

“Vielleicht unterschätzt du ihn.”

“Glaube ich nicht. Worauf ich hinaus wollte, ist noch ein anderer Punkt, Harry.”

“Dann mal raus damit.”

“Der Leiter der örtlichen Polizei war vor ein paar Jahren mal in den Schlagzeilen.”

“Wieso?”

“Weil er die Ermittlungen gegen eine Gruppe von Neonazis mehr oder minder boykottiert hat, die den einzigen Punk des Ortes so übel verprügelt haben, dass er eine Woche später an den Folgen seiner Verletzungen starb.”

“Hat das was mit unserem Fall zu tun, Rudi?”

Mein Kollege zuckte mit den Achseln. “Keine Ahnung, ich würde sagen, das muss sich noch herausstellen.”

“Wundert mich, dass der Kerl noch im Polizeidienst ist”, meinte ich.

“Wundert dich das wirklich?”, fragte Rudi. “Früher hieß es doch immer: ‘Sachsen, wo die hübschen Mädchen wachsen ...’”

“Na ja ...”

“... und heute ist es das Land der Neonazis.”

“Ich würde sagen, dass weder früher alle Sächsinnen hübsch waren noch dass heute alle Sachsen Nazis sind.”

“Nicht alle, Harry. Aber viele. Zu viele.”

“Und du meinst, die haben diesen Dienststellenleiter gedeckt?”

Rudi deutete auf das Display seines Laptops. “Ich habe mir das Dossier über die Vorgänge von damals nochmal aufgerufen und wenn du mich fragst, gibt es eigentlich nur diese eine Erklärung.”

“Na dann auf freundliche Zusammenarbeit”, murmelte ich.

Wenige Tage bis Weihnachten - und wir hatten diesen Mistfall an der Backe.

Da kann man sich wirklich Schöneres vorstellen.

4

Wir fuhren zur örtlichen Polizeidienststelle. Eine junge Beamtin begrüßte uns. Sie hieß Regina Dörfner und dies war ihre erste richtige Stelle. Dementsprechend unsicher war sie auch.

“Wir würden gerne mit dem Dienststellenleiter sprechen”, sagte ich.

“Also der Herr Dahlheim ist gerade nicht da”, sagte die junge Beamtin. Die Uniform hing ihr wie ein Sack am Leib. Der Stress war ihr ins Gesicht geschrieben. Und es hätte mich in diesem Moment schon interessiert, ob dieser Stress etwas mit ihrem Vorgesetzten zu tun hatte.

“Das ist aber seltsam”, meinte mein Kollege Rudi.

“Was ist seltsam?”, fragte die junge Beamtin. Sie wirkte abwesend und irgendwie nicht so ganz in der Spur.

“Na, wir sind mit Herrn Dahlheim verabredet. Sowas nennt man auch landläufig einen Termin. Und da finde ich es schon eigenartig, dass er ausgerechnet dann nicht im Büro ist.”

“Waren Sie das, mit dem ich gesprochen hatte? Am Telefon?”, meinte Regina Dörfner jetzt und sah Rudi mit großen Augen an.

“Ja, das war ich. Ich hatte angerufen, als wir noch auf der Autobahn waren.”

“Ja, ich habe Jürgen … also Herrn Dahlheim … natürlich Bescheid gesagt. Aber da war irgendwas Dringendes, weswegen er wegmusste.”

“Und Sie wissen nicht was”, hakte Rudi nach.

“Nee, weiß ich nicht”, sagte sie.

“Ist auch seltsam”, meinte Rudi. “Einfach so zu verschwinden und nicht sagen, wo man hingeht. Ich dachte immer, der Polizeidienst sei vor allem Teamarbeit …”

“Na ja, hier draußen auf dem Land, da …”

“Da gibts keine Teamarbeit?”, unterbrach Rudi sie.

“Will ich jetzt so nicht sagen.”

“Dann sagen Sie's doch mal so, wie Sie es meinen.”

Sie atmete tief durch. “Ich bin noch nicht lange hier und möchte eigentlich auch nicht unbedingt gerne anecken, wenn es sich vermeiden lässt. Können Sie das verstehen?”

Ihre Abwehrhaltung war nicht zu übersehen.

“Wir sind wegen unserem BKA-Kollegen Rüdiger Schmitten hier”, sagte ich, um das Gespräch irgendwie wieder in eine Bahn zu bringen, die zumindest die Chance beinhaltet, dass es nicht als völliges Desaster endete und in das mündete, was man auch als eine kommunikative Sackgasse bezeichnen könnte.

“Ich hatte eigentlich nicht viel mit ihm zu tun. Das hat der Jürgen alles mit ihm geregelt. Also, der Herr Dahlheim.”

“Sie kennen den Herrn Dahlheim gut? Ich meine, wenn Sie ihn Jürgen nennen”, meinte ich.

“Das hat nichts zu sagen.”

“Wieso nicht?”

“Das ist hier halt so üblich. Auf unserer Wache, meine ich. Und wie ich schon sagte …”

“Sie wollen einfach nur nicht anecken.”

“Eben!”

“Und was hat ‘der Jürgen’ in Bezug auf Rüdiger Schmitten so geregelt, wie Sie das nennen?”

“Am besten Sie besprechen das mit dem Jürgen selbst. Ich glaube wirklich, dass das das Beste ist …”

“Ja, aber der ist doch nun mal nicht hier!”, erwiderte ich.

Eine Pause entstand.

Es war eine Pause von der Art, die sich für alle Beteiligten irgendwie unangenehm anfühlt. Aber meistens lohnte es sich, solche Pausen auszuhalten. Wer als Erster redet, hat dann verloren. Und ich bin das in der Regel nicht.

“Also, ich weiß wirklich nicht viel über die Sache. Aber es ist natürlich furchtbar, was da mit dem Kollegen Schmitten passiert ist. Wer auch immer das getan haben mag …” Sie redete plötzlich wie ein Wasserfall. Manchmal tun Leute das, um die eigentliche Information zu verbergen. Man verbirgt Worte in Worten, Informationen in Informationen, die nichts bedeuten. Manche machen das bewusst, andere instinktiv. Falls das bei unserer jungen Kollegin der Fall war, dann war sie meinem Gefühl nach eher der instinktive Typ.

Aber egal.

Manchmal kommt bei solchem Redeschwall auch noch irgendetwas heraus, was eigentlich gar nicht gesagt werden sollte. Und genau das sind dann die interessanten Dinge.

“Also, ich weiß, dass der Herr Schmitten hier war und der Jürgen sich so aufgeregt hat”, fuhr sie fort.

“Wieso?”, hakte ich nach.

“Weil sich der Schmitten so aufgeführt hat, als hätte er hier das Sagen, weil er vom BKA kommt. Und das kann der Jürgen nun mal nicht leiden.”

“Weil er es selber gerne zu sagen hat”, schloss ich.

Ihr Lächeln war flüchtig. Aber authentisch.

“Genau”, meinte sie. “Jedenfalls ging es darum, dass der Schmitten einen Flüchtling gesucht hat. Und der war aber nicht hier im Ort.”

“Laut unseren Unterlagen hätte er aber hier sein müssen”, sagte ich.

Sie zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. “Keine Ahnung. Es ist nicht immer jeder da, wo er sein sollte, wenn Sie verstehen was ich meine.” Sie seufzte. “Ich komme aus Dresden. Ich habe es mir nicht ausgesucht, meine erste Stelle in so einem Loch zu bekommen und sobald ich mich versetzen lassen kann, bin ich hier auch weg.”

“Kann ich absolut nachvollziehen”, sagte ich. “Aber ich weiß jetzt nicht, was das jetzt eigentlich mit unserem Kollegen Rüdiger Schmitten zu tun hat oder mit dem Flüchtling, hinter dem er her war.”

In diesem Moment ging die Tür auf und der Dienststellenleiter kam herein. Jedenfalls nahm ich an, dass es der Dienststellenleiter war. Die Körpersprache sagte alles: Hier bin ich der Boss! Gesehen hatte ich ihn ja noch nicht, aber eigentlich war ich mir sicher, dass er kein einfacher Kollege war. Und ich sollte Recht behalten. Jürgen Dahlheim musterte zuerst uns, dann seine Kollegin, dann wieder uns.

“Harry Kubinke, BKA”, stellte ich mich vor und zeigte meinen Ausweis. Dann deutete ich auf Rudi. “Das ist mein Kollege Rudi Meier. Wir sind wegen des Falls Schmitten hier.”

“Ah, ja …”

“Sie sind Jürgen Dahlheim?”

“Bin ich.” Er wandte sich an die junge Kollegin. “Hast du mit denen geredet?”

“Herr Dahlheim, hier stellen wir die Fragen. Und wir haben ein paar davon an Sie.”

Er sah mich ziemlich ärgerlich an. “Man hat Sie mir schon angekündigt.”

“Wir hatten einen Termin”, erinnerte Rudi ihn.

“Nennen Sie es, wie Sie wollen.”

“Wollen wir das hier machen, oder haben Sie dafür noch einen gemütlichen Raum?”, fragte ich.

“Kaffee gibt's nicht”, sagte Dahlheim ziemlich unfreundlich. “Maschine ist kaputt.” Er wandte sich an die junge Kollegin. “Geh mal für eine Weile an die frische Luft.”

Sie wirkte etwas irritiert.

Dahlheim schien es für nötig zu halten, seiner Aufforderung noch etwas Nachdruck zu verleihen. “Na los! Bei unserer hohen Kriminalitätsrate ist es unerlässlich auch mal Streife zu gehen.”

Sie verließ den Raum.

Die Art, wie sie dafür sorgte, dass die Tür knallte, sagte auch einiges über das gute Betriebsklima dieser Dienststelle.

Ich wechselte mit Rudi einen kurzen Blick.

Da wir schon lange Dienstpartner sind, verstehen wir uns manchmal auch ohne, dass einer was sagen muss.

Der Gedanke, der Rudi im Moment im Kopf herumschwirrte, war ihm quasi auf die Stirn geschrieben: Hier möchte ich nicht arbeiten müssen!

In dem Punkt waren wir uns einig.

“Was wollen Sie?”, fragte Dahlheim.

“Ein bisschen Unterstützung wäre nicht schlecht”, meinte ich.

Er verzog das Gesicht. “Unterstützung ist gerade ausverkauft”, meinte er. “War ein Witz”, fügte er dann hinzu. “Stellen Sie einfach Ihre Fragen und lassen Sie uns zusehen, dass wir den Mist hinter uns bringen.”

5

Das Gespräch mit Jürgen Dahlheim verlief ziemlich unbefriedigend. Wir erfuhren kaum etwas, was wir nicht schon vorher gewusst hätten. Danach hatte Schmitten den syrischen Flüchtling, der im Verdacht stand, Kontakte zu einer Terrorgruppe zu unterhalten, nicht aufgefunden.

“Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, wieso Schmitten danach nicht einfach sofort wieder abgereist ist”, meinte Dahlheim.

“Sie kennen doch die Leute hier”, meinte ich.

“Ja, das will ich hoffen.”

“Dann haben Sie doch vielleicht auch eine Theorie darüber, wer möglicherweise dafür in Frage kommt, einem BKA-Mann eins über den Schädel zu ziehen.”

“Was soll das denn nun heißen? Dies ist ein ordentlicher Ort. Es gibt hier keine Drogensüchtigen und Obdachlose. Und die Leute haben Anstand.”

“Eigenartig, dass man da immer wieder auch andere Dinge hört”, sagte ich.

“Ich bin mal gespannt, wer Ihrer Meinung nach ‘man’ in diesem Fall ist und worauf Sie damit hinauswollen!”

“Nun …”

“Wenn Sie irgendeine Kritik an unserer hiesigen Polizeiarbeit haben, dann wenden Sie sich bitte an meine Vorgesetzten. Sie kennen ja den Dienstweg. Ansonsten habe ich dazu nichts zu sagen.”

“Es heißt, es soll hier schon mal üblich sein, dass die Polizei wegsieht, wenn rechte Schläger einen Punk verprügeln oder ein Asylantenheim anzünden.”

Jürgen Dahlheim hob das Kinn. Sonst veränderte sich nichts in seinem Gesicht. Es blieb völlig regungslos. Aber das Anheben des Kinns genügte schon, um ihm trotzdem einen völlig anderen Ausdruck zu verleihen.

“Niemand kann alles sehen”, sagte er dann.

“Das klingt jetzt genau so, wie ich es eigentlich nicht hören wollte”, bekannte ich.

“War’s das?”, fragte Dahlheim. “Ich denke, wir haben beide noch viel zu tun heute. Zumindest gilt das für mich.”

“Nett und kollegial klingt das nicht gerade”, meinte Rudi.

“Nett und kollegial ist es auch nicht, wenn Sie eine junge, unerfahrene Kollegin hinter meinem Rücken ausquetschen, nur damit Sie irgendwelche Munition gegen mich in der Hand haben”, platzte es jetzt aus Dahlheim heraus.

Das war nun wirklich eine komplette Verdrehung der Tatsachen.

Eine gelinde gesagt sehr unfreundliche Über-Interpretation unserer Unterhaltung mit Dahlheims Kollegin.

“Zu dem Gespräch mit Frau Dörfner ist es nur gekommen, weil Sie Ihren Termin mit uns nicht eingehalten haben”, erinnerte ich ihn.

6

“Was hältst du von dem Kerl?”, fragte mich Rudi, als wir die Wache verlassen hatten.

“Dem Jürgen?”

“Dem Jürgen und seiner Regina. Ich nehme an, dass er sie auch beim Vornamen nennt.”

Ich zuckte mit den Schultern. Wir waren auf dem Weg zu unserem Wagen. Ein gutes Dutzend Schritte hatten wir noch vor uns. “Die haben was zu verbergen.”

“Na, dazu muss man nicht studiert haben, um das zu merken, Harry!”, meinte Rudi.

“Ja, aber falsch wird es dadurch doch auch nicht, oder?”

“Mann, du lässt aber auch manchmal ein paar Klöpse raus, Harry!”

“Ich frage mich die ganze Zeit schon, was wir partout nicht wissen sollen.”

“Es muss nichts mit Schmittens Tod und unserem Fall zu tun haben, Harry.”

“Ach, nein?”

“Die sind vielleicht einfach nur nicht gut auf Leute wie uns zu sprechen.”

“Das glaubst du doch nicht wirklich.” Rudi hob die Augenbrauen.

“Nein.”

“Eben!”

“Aber wir sollten diese Möglichkeit trotzdem nicht ganz außer Acht lassen. Wenn bei uns in der Abteilung jemand von außen käme und jeden Stein dreimal umdreht, wären wir auch sicher nicht begeistert.”

“Das ist was anderes!”

“Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.”

Wir stiegen in den Wagen.

Ein paar Sekunden herrschte Schweigen.

Ich tickte nervös mit den Fingerkuppen auf dem Lenkrad herum.

Rudi mag das nicht. Aber es war zu spät. Ich hatte nicht dran gedacht. Und mir hilft diese Tickerei manchmal, meine Gedanken besser zu sortieren.

Rudi verdrehte also genervt die Augen.

“Schon gut, sag nichts!”

“Nützt sowieso nichts, oder?”

Ich atmete tief durch. “Fahren wir als Nächstes dorthin, wo auch Schmitten hinwollte.”

“Okay.”

“Unter anderen Umständen hätte ich Dahlheim nach dem Weg gefragt.”

“Oder ihn sogar mitgenommen!”, ergänzte Rudi.

Ich nickte.

“Schließlich kennt er die Leute hier. Und unter normalen Umständen ist das auch ein Vorteil.”

“Aber nur unter normalen Umständen … Macht nichts, wir haben ja ein Navi.”

Aber noch ehe einer von uns dazu gekommen wäre, die Adresse ins Navi einzutippen, die wir jetzt als Nächstes ansteuern würden, klingelte mein Handy.

Ich stellte das Gerät auf laut, denn schon an der Anzeige im Display sah ich, dass es sich um niemand anderen als Kriminaldirektor Bock handelte.

Ein flüchtiger Blick zur Uhr sagte mir, dass die Bürostunden unseres Chefs eigentlich gerade seit einer halben Stunde vorbei waren.

Eigentlich.

Aber Kriminaldirektor Bock kannte so etwas wie einen geregelten Feierabend gar nicht. Nein, ich muss mich korrigieren: Er kannte den Begriff Feierabend nicht. Er schien ständig an seinem Schreibtisch zu sitzen. Morgens, wenn unsereins dort auftauchte, dann war er schon längst da und vermittelte jedem Kollegen den Eindruck, schon seit Stunden auf dem Posten zu sein. Und spät abends oder mitten in der Nacht, dann konnte man ihn oft noch immer in seinem Büro antreffen. Eine Liege oder ein Feldbett habe ich dort nie gesehen. Es schien so, als wäre Kriminaldirektor Bock einfach ein Mensch, dessen Schlafbedürfnis in Relation zu anderen Menschen extrem reduziert war.

Aber es gab natürlich auch noch einen anderen, tragischeren Grund dafür, dass unser Vorgesetzter offenbar schwer Schlaf zu finden vermochte.

Man kann das in diesem Fall wirklich einmal wörtlich nehmen.

Vor Jahren hatte ein Straftäter seine Familie umgebracht. Seitdem widmete sich Bock mit ganzer Kraft und vor allem nahezu rund um die Uhr der Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Jeder hat seine Triebfeder, um zu tun, was er tut. Bei unserem Chef war es ein furchtbarer Verlust.

Weder mein Kollege Rudi Meier noch ich hatten etwas erlebt, was auch nur annähernd damit vergleichbar war.

“Es geht um den Flüchtling, dessen Aufenthaltsort der Kollege Schmitten überprüfen solle”, sagte Kriminaldirektor Bock.

“Was gibt es Neues über ihn?”

“Dass er mit dem Tod unseres Kollegen nichts zu tun haben kann”, erklärte Kriminaldirektor Bock. “Er ist nämlich bereits vor zwei Monaten in Paris erschossen worden.”

“In Paris?”, echote ich.

“Er hat sich mit einem Kontaktmann einer radikalen Organisation getroffen, die in Europa für die Anwerbung von Kämpfern für den Djihad wirbt und mit Drogengeldern Waffen besorgt. Bei einer Routine-Razzia der Polizei eröffnete der Kerl sofort das Feuer und unser Mann bekam eine ganze Handvoll potenziell tödlicher Treffer dabei ab.”

“Wieso wissen wir das erst jetzt?”, fragte ich.

“Tja”, sagte Bock. Es war ein ganz besonderes ‘Tja’, in dem noch viel mehr mitschwang. Dinge, die der Kriminaldirektor eben entweder nicht so einfach sagen konnte oder wollte. “Tja”, wiederholte er sich dann noch einmal. “Sowas nennt man europäischen Informationsaustausch. Aber vielleicht kann man den Kollegen diesmal auch gar keinen besonders großen Vorwurf machen.”

Nanu, dachte ich. War Kriminaldirektor Bock von einer Art vorzeitigen Altersmilde erfasst worden?

Ansonsten kannte ich ihn, was seine Beurteilungen anging, als jemanden, der durchaus streng und hart argumentierte und dem es zuwider war, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Und zwar ganz gleich, um wen es ging. Wenn es Kollegen betraf, war er sogar besonders streng, hatte ich manchmal den Eindruck. Diesmal aber wohl offenbar nicht.

Bock fuhr fort: “Unser Mann lag zunächst als unidentifizierte Leiche in einem Gefrierfach in Paris. Sein Gesicht war durch die Schießerei in einem Zustand, der eine Identifikation schwierig machte und darüber hinaus unterscheidet sich die französische Transkription desselben arabischen Namens manchmal erheblich von der deutschen Schreibweise.”

“Wenn ich das richtig verstanden habe, dann war unser Mann schon länger nicht in diesem idyllischen Örtchen in Sachsen, wo er eigentlich hingehört hätte”, meldete sich Rudi zu Wort.

“Sie sagen es”, meinte Bock. “Genau dieser Punkt bereitet auch mir Kopfzerbrechen. Denn in dem idyllischen Ort, wie Sie dieses Nest in Sachsen nennen, hätte das eigentlich jemandem auffallen müssen, wenn sich jemand wie Abdulla Abu Khalil einfach davonmacht.”

“Scheint, als hätten es da ein paar Verwaltungsbeamte am nötigen Ehrgeiz fehlen lassen”, sagte ich.

“Wie auch immer. Das ändert nichts an der Tatsache, dass ein BKA-Kollege in diesem idyllischen sächsischen Ort ums Leben gebracht worden ist und Sie herausfinden sollen, was passiert ist.”

“Das kriegen wir raus”, sagte ich, obwohl ich zugeben muss, dass da im Moment wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens war, denn ich hatte diesmal wirklich keine Ahnung, in welche Richtung es fahndungstechnisch gehen sollte. Wirklich nicht die geringste.

“Ich vertraue Ihnen”, sagte Kriminaldirektor Bock.

“Wenigstens einer”, meinte Rudi, nachdem das Gespräch beendet war.

7

Wir fuhren zu der Adresse, wo Abdul Abu Khalil, der Mann, den der Kollege Schmitten gesucht hatte, gemeldet gewesen war und fanden ein altes Haus. Früher mal eine Villa, dann das Lagerhaus einer landwirtschaftlichen Genossenschaft und jetzt …

Ein Flüchtlingsheim.

Ich stellte den Wagen ab und wir stiegen aus.

“Sieht aus wie …”

“... ein Geisterhaus?”, erriet ich Rudis Gedanken.

“Sieht ein bisschen so aus.”

“Ja, es gibt wirklich trostlose Ecken hier in der DDR …”

“Na, die Zeiten haben sich aber inzwischen ein bisschen geändert, Rudi.”

“Was soll ich sonst sagen? Fünf neue Bundesländer?”

“Neu sind die nicht mehr.”

“Mein Vater sagte immer Ostzone.”

“Jetzt mal im Ernst, Rudi: Hier soll ein Flüchtlingsheim sein und offensichtlich wohnt hier niemand.”

Rudi Meier atmete tief durch und zog sich die Hose hoch. Das ist nämlich der Nachteil, wenn man eine schwere Dienstwaffe trägt. Die zieht einem nach und nach die Hose runter, wenn sie im Holster steckt.

“Jetzt wundert es mich auch gar nicht mehr, dass wir nie jemanden erreicht haben, der für die Betreuung der Flüchtlinge zuständig ist”, meinte er.

“Sehen wir uns mal um”, schlug ich vor.

Rudi hob die Augenbrauen. “Denkst du, die sind alle nur auf Urlaub oder was?”

“Ja, kann doch sein. Was weiß ich. Ich will mich einfach mal umsehen.”

Das Haus glich einer Ruine. Teilweise fehlten die Fenster. Manche waren eingeschlagen, andere hatte man ausgebaut. Die Tür stand offen. Der Wind bewegte sie etwas und ließ sie dann herumschlagen.

Vor dem Hintergrund der hereinbrechenden Dämmerung mit dazugehörigen dramatischen Wolkengemälde sah das wirklich so aus wie ein Geisterhaus aus einem Horror-Film der Sechziger und Siebziger. Irgendein B-Movie von Roger Corman oder etwas in der Art.

Ich betrat das Gebäude.

Rudi folgte mir.

“Sieht nicht so aus, als hätte hier in den letzten Jahren überhaupt mal jemand gewohnt”, meinte ich.

“Vielleicht doch”, widersprach mir Rudi und wies mich auf die Reste einer Feuerstelle hin, die sich mitten in einem großen, möbellosen Raum befunden haben musste. Und zwar vor noch gar nicht so langer Zeit.

“Vielleicht hat es sich hier ein Obdachloser gemütlich gemacht”, meinte ich.

Rudi betätigte einen Lichtschalter.

Ohne Reaktion.

“Ohne Strom und Heizung - was bleibt einem da anderes, als es sich bei einem Lagerfeuer gemütlich zu machen”, meinte er.

“Ein Flüchtlingsheim ist das jedenfalls nicht”, stellte ich fest.

“Harry! So weit waren wir schon”, meinte Rudi mit tadelndem Unterton.

“Wir sollten uns mal erkundigen, wo die alle geblieben sind.”

“Wer?”

“Na, die hier angeblich sein sollen! Die Flüchtlinge, die Betreuer … Alle!” Rudi griff zum Smartphone. Wenig später hatte er den Kollegen Max Vandersteen am Apparat, einen Innendienstler in unserer Zentrale in Berlin. “Hallo, Max! Schön, dass du noch im Büro bist … Was? Überstunden darfst du im Moment nicht abfeiern wegen Terrorgefahr und so? Ja, was sollen wir sagen? Kurz vor Weihnachten in einem Rattenloch in Sachsen … Hör mal, es ist wichtig. Du musst was für uns überprüfen …”

Ich hörte nur mit halbem Ohr hin, wie sich Rudi mit unserem Kollegen Max Vandersteen unterhielt, denn jetzt waren von draußen Geräusche zu hören.

Motorengeräusche.

Ich ging zu einem der glaslosen Fenster. Ein paar Scherben steckten noch im Kitt.

Draußen brausten ein halbes Dutzend Fahrzeuge heran.

Männer stiegen aus. Stimmen waren zu hören. Ich sah Bomberjacken, Baseballschläger, grimmige Gesichter und sogar ein paar Gewehre.

“Rudi! Wir kriegen Besuch.”

“Einen Moment.”

“Rudi, das wird unangenehm.”

Rudi trat neben mich, nachdem er das Gespräch mit Max Vandersteen beendet hatte. “Uff”, meinte er.

“Ein wahres Wort.”

“Soll ich Verstärkung rufen?”

“Und wer würde da schnell genug kommen? Unsere Kollegen aus Berlin vielleicht.”

“Na ja …”

“Bei den Kollegen hier im Ort bin ich mir nicht so sicher, auf welcher Seite die stehen würden.”

“Auch wieder wahr.”

8

Natürlich machten wir trotzdem eine kurze Meldung. An die Zentrale in Berlin. Das ging am schnellsten. Zumindest würde man dann wissen, was uns zugestoßen war.

Ich ging vor die Tür, das Smartphone in der Hand, und machte Fotos. Ein paarmal Klick-Klick und ich hatte sie alle einmal im Kasten. Ein Knopfdruck und die Bilder waren bei unserem Kollegen Max Vandersteen in Berlin.

“Hey, du Arsch!”, rief einer der Kerle und hob die doppelläufige Schrotflinte.

“Das würde ich nicht machen!”, erwiderte ich. Rudi hatte schon die Waffe herausgerissen. “Bundeskriminalamt”, rief er.

“Das kann ja jeder sagen!”, meinte der Kerl.

“Das Gewehr weg! Sofort!”

Die anderen starrten uns an und warteten ab.

Mir fiel auf, dass einer unter seine Bomberjacke griff.

Er zog eine Pistole. Oder besser, er versuchte es, denn ehe er die Waffe auf uns richten und abdrücken konnte, hatte ich meine Dienstwaffe aus dem Holster gerissen und gefeuert.

Er sackte zusammen.

Noch ehe sein Körper den Boden erreichte, gab er einen ungezielten Schuss ab, der irgendwo in die Wand hinter uns ging. Dann blieb er liegen und rührte sich nicht mehr.

Blut sickerte aus der Schusswunde.

“Ey Scheiße, der ist tot!”, rief einer der anderen Kerle.

Der Typ mit der doppelläufigen Schrotbüchse drückte auch ab, aber es löste sich kein Schuss. Irgendetwas blockierte da. Vielleicht wusste er auch einfach nicht richtig, wie man mit so einer Waffe umgehen musste oder hatte sie nicht geladen.

Rudi ging auf ihn zu. “Jetzt aber runter mit dem Schießprügel!”, sagte er.

Der Mann gehorchte nun. Er sah sich vorher noch kurz um, aber von seinen Kampfgefährten mit Baseballschlägern hatte wohl keiner Lust, sich eine Kugel einzufangen.

“Scheiße, der ist wirklich tot!”, rief derselbe Rufer von eben noch einmal. Er schien einem psychischen Ausnahmezustand sehr nahe. Sein Gesicht hatte sich zu einer Fratze verzerrt, die zur einen Hälfte Wut und zur anderen Entsetzen ausdrückte. Das ist eine gefährliche Mischung.

“Ganz ruhig!”, sagte ich und näherte mich nun dem Toten. Ich holte meinen Ausweis heraus und hielt ihn hoch. “Bundeskriminalamt! Auch wenn das hier keiner glauben will.”

Ich konnte das Raunen hören.

Einer machte ein paar Schritte in Richtung seines Wagens.

“Hier verlässt keiner diesen Ort!”, sagte ich im Brustton eines Mannes, der tatsächlich die Macht gehabt hätte, das zu verhindern.

Hätte ich nicht.

Mir war das wohl bewusst.

Wenn sich all diese Kerle einig gewesen wären und einfach angefangen hätten, wegzulaufen, wären Rudi und ich wohl erstmal machtlos gewesen. Wir hätten sie schließlich nicht alle mit Kugeln in den Rücken niederstrecken können. Und davon abgesehen, BKA-Leute, die flüchtenden Bürgern in den Rücken schießen, so etwas kommt nicht gut in der Presse.

Wir wären am Ende die Dummen gewesen und hätten uns auch noch strafbar gemacht. So sind nun die Gesetze. Kann man bedauern oder nicht.

Aber manchmal gewinnt nicht die Seite, die in Wahrheit die stärkere ist, sondern derjenige, der mit der größeren Überzeugungskraft auftrat. Und da hatten Rudi und ich durchaus einiges an Routine vorzuweisen.

“Ihr legt jetzt alle eure Knüppel nieder und setzt euch auf den Boden”, sagte ich. “Und wer das nicht tut, wird erschossen!”

9

“Haben Sie das wirklich gesagt?”, fragte mich Kriminaldirektor Bock sehr viel später in seinem Büro.

“Was?”

“Na, dass jeder erschossen wird, der sich nicht auf den Boden setzt!”

“Sie kennen mich, Herr Bock.”

“Ja, ja …”

“Und Sie wissen doch …”

“... dass Sie so etwas nie sagen würden?”

“Das haben Sie jetzt gesagt!”

“Allerdings gibt es ein Dutzend Aussagen, die das Gegenteil behaupten.”

“Ich kann ja nichts dafür, dass die anderen in der Mehrheit waren, oder?”

“Nein.”

“Wir hatten keine andere Wahl”, sagte ich.

“Wenn man es genau betrachtet, dann war das rechtlich gesehen eine Bedrohung. Und dazu kommt noch, dass Sie im Amt begangen wurde.”

“Und wenn Sie mal genauer darüber nachdenken, dann werden Sie feststellen, dass jede denkbare Alternative schlechter gewesen wäre.”

“Da will ich Ihnen nicht widersprechen.”

“Ich nehme an, dass ich noch Ärger wegen der Sache bekomme, nicht wahr.”

“Mehr Ärger jedenfalls als wegen des Kerls, den Sie erschossen haben.”

“Das war Notwehr.”

Kriminaldirektor Bock nickte. “Daran hat inzwischen auch niemand mehr irgendeinen Zweifel”, versicherte er.

Aber wie ich schon sagte, das war viel später.

10

An jenem Tag, als Rudi und ich das Geisterhaus aufgesucht hatten und ich diese Gruppe von lokalen Schlägern mit meiner brutalen und entgegen meiner sonstigen Gewohnheit gesetzlosen Drohung dazu genötigt hatte, sich auf den Boden zu setzen, geschah noch so einiges.

Erstmal musste ich noch einmal in den Boden schießen, um meiner Forderung auch etwas Nachdruck verleihen zu können.

Dass die Stimmung etwas angespannt war, lag wohl auch daran, dass ein Mann tot in seinem Blut lag.

Rudi sammelte alle Baseballschläger und sonstige Waffen ein. Es kamen auch ein paar Messer und Schlagringe zum Vorschein. Und die doppelläufige Flinte nahm er natürlich auch an sich.

Ein Schuss löste sich aus der Waffe.

Zum Glück ging die Ladung ins Nichts und niemand wurde verletzt.

“Scheint nicht mehr ganz zuverlässig zu sein, dieses Ding”, meinte Rudi.

“Das ist mein Eigentum!”, meinte der Kerl, dem sie gehört hatte. Sein Name lautete Bernd Ludwig. Und da er eine Schusswaffe auf uns gerichtet und abgedrückt hatte, genoss er das Privileg, eines von zwei Paar Handschellen angelegt bekommen zu haben, die Rudi und ich dabeihatten.

Das andere Handschellenpaar trug jetzt ein kahlköpfiger Typ in den Dreißigern, der auf mich einfach besonders aggressiv gewirkt hatte.

Für einen Fall wie diesen waren Rudi und ich einfach nicht richtig ausgerüstet.

Wir stellten vor allem die Personalien fest, soweit das möglich war. Aber anhand von Führerscheinen, Personalausweisen und Mitgliedsausweisen im örtlichen Schützenverein ließ sich schnell feststellen, mit wem wir es zu tun hatten.

“Hast du sowas schon mal gesehen?”, fragte Rudi und zeigte mir etwas, das wie ein selbstgemachter Fantasieausweis aussah. ‘Vorläufiger Ausweis des Deutschen Reichs’, stand dort zu lesen.

“Gesehen noch nicht, aber ich habe davon gehört, dass es so etwas gibt”, meine ich. “Ein Reichsbürger.”

Der Fantasieausweis hatte dem Toten gehört und war auf den Namen Heino Zäuner ausgestellt - wenn das das richtige Wort dafür ist. Gefälscht wäre wohl passender. Aber das sahen diese sogenannten Reichsbürger wohl genau andersherum. Schließlich waren die ja der Meinung, dass das Deutsche Reich niemals aufgehört habe zu existieren und sie deswegen den staatlichen Autoritäten und der Gerichtsbarkeit der Bundesrepublik Deutschland nicht zu gehorchen hätten. Diesem irrigen Gedanken folgend war es natürlich auch kein besonders großer Schritt mehr, es für völlig in Ordnung zu halten, auf die Polizei oder andere Repräsentanten dieses verhassten Staates einfach zu schießen.

“Die Welt ist voller Spinner”, meinte Rudi.

“Ich habe das Recht, eine Waffe zu tragen”, sagte jetzt Bernd Ludwig, der Kerl, der mit seiner Doppelläufigen auf uns zu schießen versucht hatte. “Ich bin Jäger!”

“Aber wir sind keine Hirsche”, sagte ich.

“Aber ich habe einen Waffenschein und ich bin Jäger!”

“Dann wird es Zeit, dass man Ihnen den Waffenschein schleunigst abnimmt”, meinte ich. “Bei einer so offensichtlich unzuverlässigen Person dürfte das wohl auch keine Schwierigkeit sein.”

“Das ist mein Recht!”, rief er. “Ich bin ein freier Deutscher und ich kann …”

“Auch du liebe Güte!”, meinte Rudi. “Ich hoffe, es kommt bald jemand und holt den Idioten ab.”

“Und ich lasse mich nicht beleidigen, du Schwuchtel!”, rief er dazwischen.

Rudi machte eine wegwerfende Handbewegung. “Erstmal hätten wir noch ein paar Fragen an Sie.” Er ließ den Blick über die auf dem Boden sitzenden Männer schweifen. “An Sie alle!”

“Wir wollten nur gucken, wer sich da an dem Haus zu schaffen macht”, meinte einer.

“Wie heißen Sie?”, fragte ich.

“Leck mich!”

“Muss ich erst alle eingesammelten Ausweise durchsehen?”

“Devid Dresel”, sagte er.

“Devid mit >e<”, meinte Rudi mit dem Blick auf einem der Führerscheine, die er eingesammelt hatte. “Wie in der DDR früher. Die konnten eben kein Englisch.”

“Scheiß-Wessi!”, knurrte Devid Dresel. “Und scheiß Kanaken-Arsch!”

“Ich glaube, wir unterhalten uns besser in gepflegter Atmosphäre mit den Herren”, meinte ich.

“Du meinst, einen Verhörraum?”, gab Rudi zurück.

“Exakt.”

Rudi machte trotzdem noch einen Versuch. “Hier soll eigentlich ein Flüchtlingsheim sein”, sagte er. “Wieso ist das nicht hier?”

“Weiß ich doch nicht”, meinte Devid Dresel.

“Sind eben weg”, ergänzte Bernd Ludwig. Wenigstens wiederholte er nicht zum hundertsten Mal seine Ansicht, wonach er ein Recht dazu hatte, eine Waffe zu tragen.

“Was soll das heißen: Sind weg?”, wandte sich Rudi jetzt an Bernd Ludwig, den großen Jäger, der meinen Kollegen und mich als Jagdwild auserkoren hatte und jetzt mit beiden Pobacken auf dem Boden der Tatsachen saß.

“Na, was ich gesagt habe: Die sind nicht mehr hier, die Kanaken. Sieht man doch. Haus ist leer.”

“Heißt das, es hat hier tatsächlich ein Flüchtlingsheim gegeben?”, wunderte ich mich, denn ich konnte mir kaum vorstellen, dass in den letzten Jahren hier tatsächlich jemand unter einigermaßen menschenwürdigen Bedingungen hatte leben können.

“Ich sag nichts mehr”, knurrte Bernd Ludwig nun.

Dann herrschte Schweigen. Und außerdem kam die örtliche Polizei, die wir eigentlich gar nicht dabeihaben wollten. Wir hatten sie auch gar nicht verständigt. Die Sache war vermutlich so gelaufen: Unsere Kollegen in der Zentrale hatten die Polizei in Dresden verständigt und um Hilfe gebeten und diese Idioten hatten dann nichts Besseres zu tun gehabt, als ihre Kollegen vor Ort anzurufen.

“Da hätten wir uns auch die ganze Mühe sparen können”, meinte Rudi.

“Da sagst du was!”

“Wie immer die Wahrheit, Harry!”

Wir sahen bei dieser Gelegenheit auch unsere Kollegen Jürgen Dahlheim und Regina Dörfner wieder. Begleitet wurden sie von ein paar weiteren Kollegen. Alle schon etwas älter. Die meisten sicherlich seit Jahrzehnten bei der Polizei und mutmaßlich schon zu Zeiten im Dienst, als die Polizei in diesem Teil des Landes noch Volkspolizei hieß.

Sie schauten Rudi und mich an wie exotische Tiere.

“Wir warten eigentlich auf die Kollegen aus Dresden”, sagte ich.

“Aber hier sind wir zuständig”, meinte Jürgen Dahlheim.

“Hier ist der zuständig, von dem wir sagen, dass er zuständig ist”, erwiderte ich ruhig. “Es ist nett, dass Sie uns bei der Bewachung der Gefangenen unterstützen, aber …”

“Gefangene?”, fragte Dahlheim.

“Ey, Jürgen, sorg mal dafür, dass die blöden Ärsche uns freilassen und der ganze Spuk sein Ende hat!”, rief einer der Festgesetzten.

“Dein Jürgen hat da nichts zu sagen”, erklärte nun Rudi in Richtung des Sprechers. “Sie sind alle vorläufig festgenommen. Und wir werden Ihre Baseballschläger und was Sie sonst noch so bei sich hatten, sehr genau unter die Lupe nehmen. Genau genommen nicht nur wir, sondern auch einige Kollegen, die in den kriminaltechnischen Labors arbeiten. Und wenn an einem dieser Prügel auch nur ein mikroskopisches Tröpfchen Blut oder irgendeine andere Spur unseres Kollegen Rüdiger Schmitten sein sollte, dann werden die das herausfinden. Das verspreche ich Ihnen.”

“Hören Sie, ich finde, Sie übertreiben hier ein bisschen”, sagte Dahlheim. “Sie können doch nicht …”

“Ich kann sehr wohl”, schnitt ich ihm das Wort ab. “Und Sie halten sich bitte auch noch zu unserer Verfügung, denn es kann sein, dass wir noch ein paar Fragen an Sie haben.”

“Wie kommen Sie mir denn?”

“Es ist genau genommen sogar sehr wahrscheinlich, dass wir noch Fragen an Sie haben”, ergänzte Rudi. “Man könnte auch sagen: Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche.”

11

Die Kollegen aus Dresden trafen dann doch noch ein. Klar, dass ihr Weg etwas weiter war als der der Kollegen vor Ort. Dass sie denen Bescheid gesagt hatten, war ärgerlich, aber nicht zu ändern.

Rudi und ich fuhren auch nach Dresden. Es würde spät werden. Und Rudi hatte schon Zweifel, ob wir unsere Hotelbetten in dem Doppelzimmer überhaupt noch brauchen würden.

“Konnte ja keiner ahnen, dass wir am Abend noch nach Dresden müssen”, sagte ich.

“Nee, ahnen konnte man das nicht”, stimmte Rudi zu. “Eigentlich schade.”

Ich fragte: ”Wieso?”

“So werde ich nie erfahren, ob du schnarchst.”

“Rudi, das ist politisch nicht korrekt.”

“Was?”

“Wenn zwei Hetero-Männer sich über Schwule lustig machen, indem sie sich vorstellen, man könnte sie für schwul halten, nur weil sie gut befreundet sind.”

“Seit wann kümmerst du dich um Political Correctness, Harry?”

“Na ja …”

“Außerdem hört es hier im Wagen ja niemand.”

“Bist du dir sicher?”

“Ich traue den Kollegen aus der sächsischen Provinz vieles zu, aber nicht, dass sie es geschafft haben könnten, bei uns im Wagen eine Wanze zu installieren.”

Das überzeugte mich.

12

Die Verhöre in Dresden waren zäh. Das lag auch daran, weil wir nicht viel Unterstützung von den dortigen Kollegen bekamen. Sie hatten einfach nicht genügend Vernehmungsspezialisten, hieß es. Schon die Tatsache, dass sie Dahlheim und seine Kollegen vor Ort alarmiert hatten, was sie ausdrücklich nicht hatten tun sollen, zeigte uns, dass wir auch hier mit Gegenwind zu rechnen hatten. Nicht ganz so stark wie in dem Provinzloch, aber immer noch stark genug, dass wir es zu spüren bekamen.

Ich rechnete jetzt nicht unbedingt damit, dass die Dresdner Kollegen die Typen, die wir gerade verhaftet hatten, gleich wieder freiließen. Da stand die Justiz vor. Und die Staatsanwaltschaft war durchaus auf unserer Seite.

Bei den Polizei-Kollegen hingegen mussten wir wohl am ehesten mit einem hinhaltenden, passiven Widerstand rechnen. Die hatten einfach nicht vor, uns mehr zu unterstützen als unbedingt nötig.

Dieses Eindrucks konnten wir uns einfach nicht erwehren.

Also mussten wir die meisten Verhöre selbst führen und die Protokolle derjenigen, die wir nicht geführt hatten, waren am Ende kaum zu gebrauchen. Sicher, es war viel verlangt von den Kollegen, sich so schnell in die Materie einzuarbeiten, aber eigentlich waren sie das gewöhnt. Und mit etwas mehr Engagement hätten sie das ganz sicher auch etwas besser hinbekommen.

Ich konnte nur hoffen, dass die Abteilung für kriminaltechnische Untersuchungen besser arbeitete. Rudi hatte schon erwogen, die ganzen Baseballschläger und was wir sonst noch so eingesammelt hatten, nach Berlin zu schicken. Da waren schließlich unsere eigenen Spezialisten. Die besten, die es in Deutschland gab. Und vor allem garantiert Leute, die keine Sympathien für rechte Schläger hatten und vielleicht ein Auge mehr zudrückten, als einer unabhängigen und vor allem zielführenden Ermittlung am Ende dienlich war.

In einer Verhörpause sprachen wir darüber mit unserem Chef, der offenbar entschlossen war, die Nacht in seinem Büro zu verbringen.

Es wäre nicht die erste gewesen.

In einem der Schränke in Herrn Bocks Büro befand sich angeblich ein ausklappbares Feldbett. Niemand hatte es wirklich je mit eigenen Augen gesehen, nicht einmal Mandy, seine Sekretärin. Aber das Gerücht hielt sich seit Jahren und ich war inzwischen überzeugt davon, dass auch etwas dran sein musste.

Und mit dieser Überzeugung war ich keineswegs allein.

“Ich schicke ein paar Kollegen, die das ganze Beweis-Zeug noch in dieser Nacht abholen”, meinte Kriminaldirektor Bock. “Sie haben völlig recht, wir dürfen da kein Risiko eingehen.”

Ich hatte mein Smartphone auf laut gestellt, sodass auch Rudi mithören konnte. Wir hatten für das Telefonat eines der Büros im Dresdner Polizeipräsidium zur Verfügung gestellt bekommen. Die Beamten, die hier normalerweise ihren Dienst nachgingen, hatten längst Feierabend.

Etwas, wovon unsereins wohl nur träumen kann.

Aber daran wird sich auf absehbare Zeit wohl auch nichts ändern.

“Ich hatte schon befürchtet, Sie würden unsere Sorgen für übertrieben halten”, meinte Rudi.

“Nein, das tue ich nicht, wie ich Ihnen ausdrücklich versichere”, sagte Kriminaldirektor Bock.

“Was wir brauchen, sind schnelle Ergebnisse”, sagte ich.

“Mehr als den Kollegen die Dringlichkeit der Sache klar zu machen, kann ich nicht tun”, erwiderte Bock. “Sie wissen ja, wie das läuft. Und im Übrigen haben wir bei uns in Berlin sicher die allerbesten kriminologischen Kapazitäten versammelt, aber Sie wissen ja, wie das im Moment hier läuft.”

“Der Terror …”, meinte ich wissend.

“Nennen wir es: die Sicherheitslage”, korrigierte mich Kriminaldirektor Bock. Je höher man in der Hierarchie kommt, desto mehr scheint man die Tendenz zu bekommen, die Dinge freundlicher auszudrücken. Oder unklarer. Vielleicht auch so verschwurbelt, dass niemand mehr so genau weiß, was eigentlich gemeint ist.

“Meinetwegen, die Sicherheitslage”, gab ich zurück.

“So etwas wie die Sache mit dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt frisst einfach Kapazitäten und Ressourcen, die dann anderswo fehlen”, stellte Kriminaldirektor Bock fest, fast so, als müsste er sich bei mir dafür entschuldigen. Musste er natürlich nicht. Aber anscheinend schien er im Moment viele Gespräche führen zu müssen, bei denen er sich rechtfertigen musste.

Mal auf die eine und mal auf die andere Weise.

Und das färbte ganz offensichtlich auf seinen gegenwärtigen Sprachgebrauch stark ab.

Ich konnte ihm das nicht verdenken.

Das war in seinem Fall wohl so etwas wie eine Art Berufskrankheit.

13

Es war fast vier Uhr morgens, als wir schließlich unser Hotel erreichten.

Es ist schon dumm, wenn man fast nichts erreicht hat und man das Gefühl einfach nicht loswird, trotz all der Bemühungen in seinen Ermittlungen irgendwie auf der Stelle zu treten.

So etwas verbessert nicht unbedingt die Laune, und die ist morgens um vier sowieso auf einem Tiefpunkt.

Ich gähnte, als wir aus dem Wagen stiegen. Rudi hatte schon die ganze Fahrt über so stark und ausdauernd gegähnt, dass das auf mich so richtig ansteckend gewirkt hatte. Nur unter Aufbietung all meiner Kräfte hatte ich wach bleiben können.

“Wenn du jetzt nochmal gähnst, übernachten wir auf einem Parkplatz und nicht im Hotel!”, hatte ich ihm gedroht.

“Nee, dann fahre ich das letzte Stück”, war seine Erwiderung gewesen.

“Das glaubst du auch nur!”

“Wieso?”

“Weil ich lebend ankommen will und mich nicht von einem Schlaftrunkenen fahren lasse!”

“Ach, und du bist immer noch fit wie ein Turnschuh, Harry?”

“Na ja, wie ein Turnschuh …”

“Eher wie eine alte Socke, oder?”

Jetzt hatten wir es also geschafft und waren tatsächlich angekommen. Unterwegs hatten wir schon befürchtet, dass der Wirt in unserem Provinzhotel bereits alle Schotten dichtgemacht hatte und uns einfach draußen stehen ließ.

Angesichts der überwältigenden Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die uns ja bisher in diesem Nest zuteilgeworden war, hielt ich nichts mehr für unmöglich.

Aber man erlebt immer wieder Überraschungen.

In diesem Fall bestand sie darin, dass der Wirt offenbar auch zu dieser nachtschlafenden Zeit noch wach war.

Es brannte Licht und er öffnete uns.

Man hatte fast den Eindruck, dass er regelrecht auf uns gewartet hatte.

“Guten Abend”, sagte er unpassenderweise und in einem erwartungsvollen Tonfall.

“Abend ist gut”, gab ich zurück. “Man könnte eher von frühem Morgen sprechen.”

“Ist doch egal”, meinte der Wirt. “Dunkel ist doch dunkel, oder?”

“Ja, wenn man das so sieht”, musste ich zugeben.

“Sehe ich so”, sagte er.

“Na, dann …”

“Sollen ich Ihnen noch was zu trinken hinstellen?”

Ich hatte in diesem Moment nur einen Gedanken: Wenn der Kerl glaubt, dass er uns jetzt zu dieser Stunde über den Stand der Ermittlungen ausfragen kann, dann hat er sich aber getäuscht!

Genau deswegen war er nämlich noch auf den Beinen.

Er war schlicht neugierig und konnte es nicht abwarten, bis all die Neuigkeiten irgendwann mal in der örtlichen Zeitung standen. Oder zumindest im lokalen Internet-Portal des Heimatvereins.

“Sind müde”, sagte ich und Rudi unterstützte meine Argumentation mit einem für seine Verhältnisse recht hemmungslosen Gähnen.

“Wann gibt es Frühstück?”, fragte ich.

“Ab acht.”

“Für uns bitte ab sieben, wenn’s recht ist.”

“Für Sie tue ich doch alles”, behauptete er.

“Vielen Dank.”

“Es gibt dann allerdings keine frischen Brötchen, wenn Sie so früh frühstücken wollen.”

“Das ist nicht weiter tragisch”, meinte ich.

Rudi und ich ließen uns den Schlüssel geben und wollten bereits hinauf zum Zimmer gehen, aber dann sagte der Wirt den Satz, auf den ich eigentlich schon die ganze Zeit gewartet hatte, seit wir wieder zurück waren.

Er fragte: “Was haben Sie denn herausbekommen - bis jetzt?”

“Gute Nacht”, sagte ich.

“Man hört ja so einiges hier im Ort.”

“Gute Nacht.”

“Und man macht sich auch so seine Gedanken.”

Rudi hatte schon die erste Treppenstufe genommen, da setzte der Wirt noch einen drauf und meinte: “Unter anderem habe ich darüber nachgedacht, ob ich Ihnen nicht vielleicht doch noch etwas mehr erzählen sollte.”

Jetzt hatte er uns.

Wir standen da, wechselten erst einen kurzen Blick miteinander und sahen dann zum Wirt hinüber. Eins musste man ihm wirklich lassen: Er verstand etwas davon, sich zu verkaufen.

Vielleicht wollte er uns allerdings auch nur für dumm verkaufen, ging es mir durch den Kopf. Auch das lag immerhin im Bereich des Möglichen. Einen Hang zur Wichtigtuerei hatte er ja ohnehin, wie mir nicht entgangen war.

“Heißt das, Sie haben uns noch irgendetwas Wichtiges nicht gesagt, was zur Aufklärung des Falles beitragen könnte?”, hakte ich nach und gab mir redlich Mühe, auch zu dieser je nach Perspektive späten oder sehr frühen Stunde einen hinreichend strengen Tonfall hinzubekommen. Einen Tonfall, der das Gegenüber möglichst dazu brachte, doch noch auszupacken.

“Tja …”

“Ja oder nein? Wenn Sie nur Wind machen wollen, ohne dass etwas dahintersteckt, sind mir die letzten paar Minuten meiner schon fast nicht mehr vorhandenen Nachtruhe zu schade dafür. Aber sollten Sie irgendetwas wissen, was ich auch wissen sollte, dann …”

“Ja, so meine ich das ja nicht.”

War das jetzt schon der Rückzug auf Raten, wie man ihn bei Wichtigtuern und Schwätzern häufig antrifft?

Ich wechselte einen kurzen Blick mit Rudi, der mindestens so genervt war wie ich. Rudi verdrehte die Augen und machte sich diesmal auch gar nicht die Mühe, sein Gähnen zu unterdrücken.

“Wie meinen Sie es denn?”, hakte ich nach.

“Hier gehen manche Dinge etwas anders”, sagte der Wirt.

“Etwas anders als wo?”, hakte ich nach.

Er druckste herum. Vielleicht wusste er doch etwas und hatte nur nicht den Mut, es zu sagen. Oder er war doch nur ein neugieriger Wichtigtuer. Ich war mir im Moment nicht mehr so ganz sicher.

“Wissen Sie etwas darüber, wer von den vielen Baseballschläger-Benutzern in diesem Ort unserem Kollegen Rüdiger Schmitten eins über den Schädel gezogen hat? Oder haben Sie eine Vermutung?” Ich sah ihn ernst an und machte einen Schritt auf ihn zu. Nur einen. Ich wollte ja schließlich nicht zu bedrohlich auf ihn wirken. Nur ein bisschen. Bedrohlich genug, dass er redete. Aber nicht so bedrohlich, dass es ihm den Mund völlig verschloss. Das ist immer eine schmale Gratwanderung. Und nicht immer liegt man dabei richtig. Aber das ist eben so. Fehler macht man in jedem Job und mit der Zeit hilft einem die Erfahrung, das richtig abzuschätzen.

“Ich sag besser nichts”, meinte der Wirt dann.

“Hören Sie, wir waren bei diesem alten Haus, in dem sich angeblich ein Flüchtlingsheim befinden sollte. Wissen Sie darüber etwas.”

“Wieso soll ich darüber was wissen?”

“Wo sind die Flüchtlinge jetzt?”

“Was weiß ich. Weg. Also wenn ich …”

“Ja?”

“Wenn ich ein Flüchtling wäre, dann würde ich auch zusehen, dass ich so schnell wie möglich von hier wegkomme.”

“Wieso?”

“Na ja, die Leute sind hier sehr eigen. Die mögen keine Fremden.”

“Für Sie gilt das nicht?”

“Ich mag keine Muslime und Turbanträger und so etwas. Gegen Neger habe ich nichts.”

“Ach, wirklich?”

“Zu DDR-Zeiten hatten wir manchmal so Vertragsarbeiter aus befreundeten Bruderländern. Zum Beispiel aus Moçambique. Die waren schwarz und es gab trotzdem keine Schwierigkeiten.”

“Na, dann …”

“Nur die Vietnamesen, die konnten richtig hinterhältig sein. Nee, mit denen sind die meisten hier nie so richtig warm geworden.”

“Und mit den Flüchtlingen, die vor kurzem hier einquartiert wurden, wohl auch nicht, oder?”

Er atmete tief durch. “Es gibt da ein paar Leute hier in der Gegend, die greifen da ziemlich grob durch.”