Tiffany Exklusiv Band 75 - Suzanne Carey - E-Book

Tiffany Exklusiv Band 75 E-Book

Suzanne Carey

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Beschreibung

DANIEL IST ZURÜCK! von SUZANNE CAREY
Süße Sehnsucht erwacht in der stillen Lehrerin Cate, als Daniel Finn wieder in Beckwith auftaucht. Nach 17 Jahren! Einst war er ihre große Liebe. Aber sie ließ ihn im Stich. Kann er ihr das je verzeihen? Und wie reagiert er, wenn sie ihm gesteht, dass er einen Sohn hat?

LASS DICH EROBERN! von TANYA MICHAELS
Als Serena das Funkeln in Davids Augen sieht, weiß sie sofort, was er vorhat: Er will sie zum zweiten Mal verführen. Sie glaubt nicht an ein Happy End, doch David scheint entschlossen, ihr zu beweisen, wie verlockend ein gemeinsames Leben sein könnte!

DARLING; SAG DIE WAHRHEIT! von KAREN TEMPLETON
Am liebsten würde Sarah nicht zur Hochzeit ihrer Schwester gehen. Doch das ist unmöglich, und so gibt es keinen Ausweg: Sie wird Dean wiedersehen! Dean, den Mann, der sie so unglaublich sinnlich geliebt und dann verlassen hat. Wird er hinter ihr Geheimnis kommen?

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Seitenzahl: 621

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Suzanne Carey, Tanya Michaels, Karen Templeton

TIFFANY EXKLUSIV BAND 75

IMPRESSUM

TIFFANY EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Erste Neuauflage in der Reihe TIFFANY EXKLUSIVBand 75 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

© 2000 by Verna Carey Originaltitel: „When Love Walks In“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Patrick Hansen Deutsche Erstausgabe 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe TIFFANY DUO, Band 144

© 2005 by Tanya Michaels Originaltitel: „Going all the Way“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Andrea Cieslak Deutsche Erstausgabe 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe TIFfANY, Band 1161

© 2001 by Karen Templeton-Berger Originaltitel: „Runaway Bridesmaid“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Claudia Lauth Deutsche Erstausgabe 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe TIFFANY DUO, Band 142

Abbildungen: Dari Ya / Shutterstock, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733758844

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL

Daniel ist zurück!

PROLOG

August, vor siebzehn Jahren

Es war eine jener romantischen Nächte, in denen der Vollmond schien und die Grillen zirpten. Danny Finn parkte seinen klapprigen Ford im hohen Gras am Brush Creek und ging zur Beifahrertür, um der siebzehnjährigen Cate McDonough beim Aussteigen zu helfen.

Sie schmiegte sich an ihn. Sie hatten oft und ausgiebig darüber gesprochen, und hier und heute würde sie zum ersten Mal mit ihm schlafen. Voller Vorfreude und Erregung streichelte er durch das geblümte Kleid hindurch ihre Schultern, den Rücken und den anmutig gerundeten Po.

Als ehemaliger Star des Basketballteams der Beckwith Highschool war Danny mit vielen Mädchen ausgegangen, aber erst jetzt, bei Cate, kam zu jugendlichem Verlangen eine Liebe hinzu, die tiefer war als alles, was er je empfunden hatte. Er spürte, dass Cate diese Liebe erwiderte und sie beide fest überzeugt waren, dass sie das Richtige taten.

Seit der siebten Klasse, also seit dreieinhalb Jahren, war Cate in Danny Finn verliebt. Aber er hatte sie nie beachtet, und es hatte ihr wehgetan, wenn er den Arm um ein Mädchen legte, das sich hinter seinem Rücken über seine Herkunft lustig machte.

Und dann, an einem grauen Dezembernachmittag, hatte er sie auf dem glatten Bürgersteig vor dem Eisenwarengeschäft ihres Vaters fast umgerannt. Als er sie zu einer heißen Schokolade bei Rudy’s einlud, nahm sie sofort an. Seitdem waren sie unzertrennlich, obwohl ihre Eltern keinen Hehl daraus machten, dass sie die Finns als „Abschaum“ verachteten. Danny war mit dem Gesetz in Konflikt geraten, und seine Familie galt in der heilen Kleinstadt als Außenseiter. Er war ihrer Tochter nicht würdig.

Nichts, was Cate sagte, brachte ihren Vater davon ab. Jack McDonough verbot ihr, Danny wieder zu sehen. Aber sie folgte ihrem Herzen und traf sich heimlich mit ihm. Vor dem letzten Schritt, sich ihm ganz hinzugeben, war sie jedoch immer zurückgeschreckt.

Jetzt war sie noch immer Jungfrau und er ein zwanzigjähriger, schlanker, dunkelhaariger Mann, mit tiefblauen Augen und einem Lächeln, dem kaum ein Mädchen widerstehen konnte. Seit dem Schulabschluss arbeitete er in Miller’s Garage als Tankwart und Mechaniker. In der Freizeit mähte er Rasen, schippte Schnee und hackte Holz, um seinen kargen Lohn aufzubessern.

Cate und er sprachen nie darüber, aber sie wusste, warum er so hart arbeitete. Er wollte genug Geld sparen, um ihre gemeinsame Unabhängigkeit zu sichern. In sieben Monaten würde Cate die Highschool abschließen, und eine Woche später war ihr achtzehnter Geburtstag. Da sie regelmäßig im Geschäft ihres Vaters aushalf, hatte auch sie etwas auf die Seite legen können.

Sie wollte studieren und Englischlehrerin werden. Wenn sie Danny heiratete, würden ihre Eltern sie nicht mehr unterstützen, also war sie fest entschlossen, ihre Ausbildung selbst zu finanzieren.

Vor einer Woche hatte Danny sie gefragt, ob sie seine Frau werden wolle, und sie hatte Ja gesagt. An ihrem achtzehnten Geburtstag wollten sie Beckwith, die von Farmen umgebene Kleinstadt, verlassen und nach Cincinnati fahren, wo sie aufs College gehen und er sich einen besser bezahlten Job suchen würde.

Auf Cates Vorschlag wollten sie hier, auf dem Serpent Mound, zum ersten Mal miteinander schlafen. Vor fast tausend Jahren hatte ein Indianerstamm das Abbild einer zusammengerollten Schlange, die ein Froschei verschluckte, in den Boden gegraben. Archäologen hatten festgestellt, dass diese Kultstätte am Jahreslauf der Sonne ausgerichtet und eine Art Kalender war.

Danny half Cate die grasbewachsene Anhöhe hinauf. Zunächst kam der Aussichtsturm des kleinen Parks in Sicht, dann der spiralförmige Wall.

Er presste die Wange an ihr Haar. „Hattest du an eine bestimmte Stelle gedacht?“

„Am Kopf der Schlange“, erwiderte sie ohne Zögern, denn sie hatte sich diese Nacht oft genug ausgemalt.

„Soll mir recht sein, Liebling“, flüsterte er.

Wenn man sie erwischte, würde die ganze Stadt davon erfahren. Cates Eltern würden sie vermutlich in ein Internat stecken und ihn wegen Verführung Minderjähriger anzeigen.

Zusammen legten sie sich auf den frisch gemähten Rasen in der flachen Grube, die das Froschei darstellen sollte. Nur das Summen der Insekten und das Rascheln der Blätter über ihnen durchbrachen die Stille, und dann Dannys Reißverschluss und ihr aufgeregter Atem, als er ihr half, den Slip auszuziehen. Cate wünschte, sie könnten nackt in einem Bett liegen, danach einschlafen und im Licht der aufgehenden Sonne aufwachen. Und sie wünschte, sie müssten keine Angst haben, dass man sie überraschte.

Langsam knöpfte Danny ihr Kleid auf und tastete mit schwieligen Fingern nach ihren Brustspitzen. Cate reckte sich ihm voller Verlangen entgegen.

Sie waren sich einig, dass sie nicht länger warten wollten. „Komm zu mir, Danny“, bat sie und drängte sich an ihn. „Ich will dich in mir fühlen …“

Er brauchte keine zweite Einladung. Er streifte ein Kondom über, und sie umschloss seine Taille mit den Knien. Wie schön er ist, dachte sie.

Ein kurzer Schmerz, und Cate war keine Jungfrau mehr. Eins mit Danny versuchte sie gar nicht mehr, einen klaren, vernünftigen Gedanken zu fassen, sondern gab sich ganz der ersten, zaghaften und alles andere als perfekten Leidenschaft hin, die gerade darum so wunderbar war.

Und als sie danach fest aneinander geschmiegt dalagen, schwor sie sich, dass er ihr einziger Liebhaber, ihr einziger Mann sein würde.

1. KAPITEL

Aber das Leben und ihre Eltern verhinderten, dass es dazu kam.

An einem Freitagabend im Oktober stand Cate Anderson, vierunddreißig und Englischlehrerin an der Beckwith Consolidated Highschool, am alten Kopierer der Schule und vervielfältigte ein Flugblatt. Ihr Mann Larry war vor drei Jahren an Leukämie gestorben, und sie engagierte sich seit Langem in der Kampagne Rettet unsere Jobs, rettet unsere Stadt. Der Mercator-Konzern, zu dem der einzige Industriebetrieb der Stadt gehörte, plante, das Werk entweder zu erweitern oder ganz zu schließen.

Ohne die Jobs bei Beckwith Tool and Die wären ihr Vater und ihre Schwiegermutter arbeitslos. Ebenso wie Brenda Lawler, ihre beste Freundin, die gerade in diesem Moment an die Glastür klopfte.

Cate winkte sie herein.

„Ich muss mit dir reden“, begann Brenda atemlos.

Cate zog sich einen Hocker heran und setzte sich. „Geht es um dich und Dean? Sag bitte nicht, dass ihr wieder zusammen seid! Wenn ich an das blaue Auge denke, dass er dir verpasst hat!“

Dean war Brendas Nochehemann. Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn endgültig hinausgeworfen.“

„Um was geht es dann?“

„Danny Finn ist wieder in der Stadt“, berichtete Brenda aufgeregt.

Cate erstarrte, als ihr tausend Erinnerungen durch den Kopf schossen. Danny, der sie mit Schneebällen bewarf. Ihr Blumen schenkte, die er im Wald gepflückt hatte. Sie leidenschaftlich küsste …

Es kann nicht sein, dass er nach so vielen Jahren zurückkehrt, dachte sie. Es muss ein Traum sein.

Und wieder sah sie sein Gesicht vor sich. In der Nacht, in der sie ausgerissen waren. In der ihre Eltern sie aus dem Gefängnis von Clermont County geholt hatten, vorbei an dem Raum, in dem die Polizisten ihn noch immer verhörten.

Egal, wie oft er mir gesagt hat, dass er mich liebt. In jener Nacht hat er mich gehasst, dachte sie. Hasste er sie auch jetzt noch? Was würde geschehen, wenn sie sich zufällig über den Weg liefen?

Und was, wenn Danny Brian begegnete und ahnte, dass der Junge sein Sohn war? Die Ähnlichkeit war frappierend, aber vielleicht würde er es gar nicht sehen wollen. Und wenn doch? Würde er um Brian kämpfen? Wie ein Lauffeuer würde sich in Beckwith verbreiten, dass Brian gar nicht Larry Andersons Sohn war.

„Es ist siebzehn Jahre her“, sagte sie mit versagender Stimme. „Was will er hier?“

„Er ist der Manager, den Mercator geschickt hat, um ihr Werk in Beckwith zu begutachten“, antwortete Brenda voller Mitgefühl. „Carl Fosse hat es heute Nachmittag auf einer Betriebsversammlung verkündet. Du kannst dir vorstellen, was los war. Wie du selbst am besten weißt, haben die meisten Leute in Beckwith früher auf die Finns herabgesehen. Und nun kommt Danny hierher zurück und hat die Macht, die halbe Stadt auf die Straße zu setzen.“ Sie zögerte. „Dein Dad sah aus, als wäre er einem Herzinfarkt nahe.“

Das glaube ich, dachte Cate mit hängenden Schultern. Ihr Vater hatte nie aufgehört, Danny zu hassen. Dass ausgerechnet der Mann, der ihm damals die Tochter geraubt hatte, ihm jetzt unter Umständen Lohn und Brot nahm, würde ihn vielleicht wirklich umbringen.

Ihre Eltern würden ihre Empörung an ihr auslassen, das hatten sie immer getan.

Brenda legte den Arm um ihre Schulter. „Tut mir leid, dass du es von mir erfahren musstest. Aber bei mir brauchst du dich wenigstens nicht zu verstellen.“

Cate nickte. „Wohnt er in einem der Motels an der Route 32?“

„Zeb Miller hat vorhin seinen Wagen betankt und erzählt, dass er im Haus seiner Großmutter bleiben will. Eine der Aushilfen in Clingers Supermarkt hat den Wagen in der Einfahrt stehen sehen. Offenbar hat er den Strom einschalten lassen, denn in einigen Fenstern brannte Licht. Komisch, dass er ausgerechnet dorthin zurückkehrt.“

Cate verstand es auch nicht. Aber der Danny, den sie kannte, war siebzehn Jahre jünger. Inzwischen waren sie sich so fremd, als wären sie auf verschiedenen Seiten des Erdballs aufgewachsen.

„Glaubst du, er ist zurückgekommen, um sich an Beckwith zu rächen?“, fragte sie leise. „Meinst du, er hat vor, das Werk zu schließen?“

Brenda zuckte mit den Schultern. „Genau das fragen die Leute sich auch. Grund genug hätte er ja. Aber irgendwie kann ich es mir nicht vorstellen …“

Cate wusste, was ihre Freundin meinte. Der Danny, den sie gekannt und geliebt hatte, würde bei seiner Entscheidung auch die Interessen der Betroffenen berücksichtigen, nicht nur die seines Konzerns. Und rachsüchtig war er nie gewesen. Aber seitdem war viel Zeit vergangen.

Vielleicht hatten die dramatischen Umstände seines Abschieds von Beckwith und der berufliche Erfolg ihn verändert. Vielleicht hatte sie ihn auch gar nicht richtig gekannt. Sie war sicher gewesen, dass er sie nie verlassen würde. Doch nachdem ihre Eltern sie wieder nach Hause geholt hatten, war kein Brief gekommen. Kein Anruf. Der Mann, den sie liebte und dem sie vertraute, war spurlos verschwunden.

„Weißt du … ob er geheiratet hat?“, fragte sie. „Natürlich geht mich sein Privatleben nichts mehr an, aber ich würde es gern wissen, bevor wir uns über den Weg laufen.“

„Davon habe ich nichts gehört.“

Als Witwe und berufstätige Mutter, die mit ihrem Sohn vom bescheidenen Einkommen einer Lehrerin leben musste, konnte sie mit dem, was Danny erreicht hatte, nicht konkurrieren. Vielleicht war er nicht nur Topmanager, sondern auch glücklich verheirateter Vater mehrerer Kinder, die Brians Halbgeschwister waren. Allein die Vorstellung brach ihr fast das Herz.

Sie sehnte sich danach, Danny wieder zu sehen, und zugleich fürchtete sie sich davor. Erst jetzt bemerkte sie den Bluterguss an Brendas Wange.

„Das hat Dean getan, nicht wahr?“

Brendas forsche Miene fiel in sich zusammen. „Er ist nicht einfach gegangen“, gestand sie. „Vorher hat er mich geschlagen.“

Jetzt war es Cate, die tröstend den Arm um ihre Freundin legte. „Wenn er dich noch einmal bedroht, rufst du mich an. Ich komme sofort, selbst wenn es zwei Uhr morgens ist. Falls nötig, ruf ich die Polizei. Ich habe keine Angst vor Dean, und dass er Deputy des Sheriffs ist, beeindruckt mich nicht. Er ist ein Feigling, der den Schwanz einzieht, sobald es Zeugen gibt.“

Als Cate das Schulbüro verschloss und Brenda zum Wagen brachte, saß Danny auf der Veranda seiner verstorbenen Großmutter in der schief hängenden Hollywoodschaukel und stieß sich mit einem Fuß ab. Seit fast siebzehn Jahren war er nicht mehr zu Hause gewesen – falls er das hier so nennen konnte. Er nahm den Blick von der Luxuslimousine, die zwischen dem hohen Unkraut in der Einfahrt stand, nippte am Bier und schloss die Augen.

Als ehrlicher Mensch gestand er sich ein, dass er sich auch deshalb um den Auftrag in Beckwith bemüht hatte, weil er Cate wieder sehen wollte. Auf der langen Fahrt von Chicago nach Ohio hatte er die vergrabenen Erinnerungen an die Oberfläche gelassen.

Sie brachten den alten Schmerz mit sich, aber er ertrug ihn tapfer und dachte an ihr Lachen und ihre Wärme, wenn sie sich an ihn geschmiegt hatte. Sie war das Beste in seinem Leben gewesen. Nein, das Einzige. Sie gerade dann zu verlieren, als er sich auf eine gemeinsame Zukunft gefreut hatte, hatte ihm das Herz zerrissen.

Zum tausendsten Mal fragte er sich, warum sie damals das Gefängnis von Clermont County verlassen hatte, ohne ihn eines einzigen Blicks zu würdigen. Sicher, ihre Eltern hatten sie buchstäblich hinausgeschleift. Trotzdem, sie hätte ihn ansehen können. Ihm signalisieren können, dass es kein Abschied für immer war.

Aber genau das war er gewesen. Seitdem hatten sie sich nicht wieder gesehen.

Während der Mond aufging und sein windschiefes, überwuchertes Erbe in fahles Licht tauchte, stellte er sich die alten Fragen. Warum hatte Cate seine Briefe nicht beantwortet? Sie musste sie bekommen haben. Die Urkunde, mit der ihre kurze Ehe annulliert wurde, war an seine neue Adresse zugestellt und eigenhändig von ihr unterschrieben worden.

Doch selbst das hatte ihm nicht die Hoffnung geraubt. Sie war minderjährig und musste ihren Eltern gehorchen. Er würde einfach warten, bis sie achtzehn war, und sie holen.

Zwei Monate später telefonierte er mit seiner Großmutter, und danach war alles anders. Cate hatte Larry Anderson geheiratet. Einen Absolventen der Beckwith Highschool, der einige Jahre älter war als er und im Geschäft seines Vaters arbeitete. Nach der Hochzeit waren die beiden nach Minneapolis gefahren.

„Du meinst, sind sie auf …“ Er hatte das Wort kaum herausgebracht. „Hochzeitsreise?“

„Angeblich hat der Anderson-Junge dort einen Job bekommen.“

Cate … verheiratet … mit Larry? Er konnte es nicht fassen. Es ist doch erst ein paar Monate her, dass wir uns die Treue geschworen haben, dachte er verzweifelt.

Sicher, der einstige Basketballspieler für Beckwith High hatte schon immer ein Auge auf Cate geworfen. Aber Danny war sich ihrer Liebe so sicher gewesen, dass es ihm nichts ausgemacht hatte.

Sie kann Larry nicht lieben, sagte er sich, nicht so kurz nach mir.

Die Worte seiner Großmutter machten alles noch schlimmer. „Sei froh, dass du sie los bist, Junge. Du wirst eine andere finden. Diese Cate denkt wie ihre Eltern … ist sich zu fein für Leute wie uns.“

Falls es so war, hatte er nie etwas davon bemerkt.

Er legte auf und schlug mit der Faust ein Loch in eine der dünnen Wände der schäbigen Wohnung, die er sich in Chicago genommen hatte. Er verstand es einfach nicht. Cate war noch minderjährig im letzten Jahr auf der Highschool. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Eltern sie die Schule abbrechen lassen würden, damit sie heiraten konnte. Nicht einmal jemanden wie Larry mit seinem tadellosen Ruf. Sie wollten doch, dass sie aufs College ging.

Es sei denn …

Wenn sie nun schwanger ist?, hatte es ihm durch den Kopf geschossen. Wenn sie Larrys Antrag nur aus Verzweiflung angenommen hat?

Sie waren so vorsichtig gewesen … nur einmal nicht.

Er hatte Terry Pobanz angerufen, aber auch sein alter Klassenkamerad hatte keine Erklärung gehabt.

Am nächsten Tag hatte Danny begonnen, sein weiteres Leben ohne Cate in Angriff zu nehmen.

Zu seiner eigenen Überraschung war es ihm gelungen?

Heute besaß er ein Penthouse am noblen Lake Shore Drive, auch wenn er es allein bewohnen musste. Außerdem Aktien, Wertpapiere und ein ansehnliches Bankkonto. Ein Spitzengehalt mit Gewinnbeteiligung. Und wenn er aus Beckwith zurückkehrte, würde er das Penthouse verkaufen und nach Nordkalifornien umziehen, wo er das neue Hauptquartier des Mercator-Konzerns an der Westküste leiten würde. Als Vizepräsident.

Natürlich hatte es Frauen gegeben. Aber keine einzige davon hatte er heiraten wollen. Nie war er einer begegnet, die Cates Platz in seinem Herzen einnehmen konnte.

Vielleicht bin ich endlich frei, wenn ich sie erst wieder gesehen habe, dachte er und zerdrückte die leere Bierdose in seiner Hand. Ich werde heiraten und der Vater zweier braver Kinder werden, eine heile, glückliche Familie haben, wie man sie in der Werbung immer sieht.

Aber irgendwie glaubte er nicht daran. Im letzten Monat hatte er zufällig erfahren, dass Cate seit mehreren Jahren Witwe war und mit dem fünfzehnjährigen Brian wieder in Beckwith lebte. Er musste kein Rechengenie sein, um zu wissen, dass der Junge nicht sein Sohn war.

Er wollte sie einfach nur sehen und ihr all die alten Fragen stellen. Damit er endlich zur Ruhe kam.

„Danke, Mom“, sagte Brian und schob das Geld, das Cate ihm gegeben hatte, in die Tasche. Die Freunde, mit denen er Pizza essen gehen wollte, waren noch nicht da. Verlegen küsste er seine Mutter auf die Wange und ging nach draußen, um auf Billy und Shawn zu warten.

Cate sah ihm nach. Sein Lächeln glich dem von Danny. Ebenso wie die blauen Augen. Würde sie ihm irgendwann sagen müssen, wer sein richtiger Vater war? Sein Dad, das war für ihn der ruhige, gutmütige Larry Anderson. Der Mann, der es ihm erspart hatte, unehelich auf die Welt zu kommen.

Eine Stunde später zog Cate ein Nachthemd an, um im Bett zu lesen, bis Brian nach Hause kam. Sie wollte sich gerade hinlegen, als sie hörte, wie Kieselsteine gegen das Fenster prasselten. Ungläubig hob sie den Kopf und spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam.

So hatte Danny ihr früher immer sein Kommen signalisiert. Konnte es sein, dass er jetzt, siebzehn Jahre später, wieder unter ihrem Fenster stand? Mit zitternden Händen verknotete sie den Gürtel des Bademantels und zog den Vorhang zurück.

Er stand im Schatten, aber sie erkannte ihn sofort. Selbst nach all den Jahren zog er sie an wie ein Magnet. Gut, dass Brian nicht da ist, dachte sie.

Unten winkte Danny ihr zu. Nach kurzem Zögern öffnete sie das Fenster.

„Ich bin zurück, Cate“, rief er mit genau der rauen, leicht belustigten Stimme, die sie manchmal in ihren Träumen hörte. „Komm herunter und begrüß mich.“

Was würde er von ihr halten? Zögernd ging sie nach unten und hinaus in den Vorgarten.

Er sah noch immer so gut aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Groß, schlank, kraftvoll. Fragend schaute er sie mit wunderschönen Augen an. Zu ihrer Überraschung schien er darauf zu warten, dass sie sprach.

„Brenda hat mir erzählt, dass du zurück bist“, murmelte sie, um das drückende Schweigen zu brechen. „Dass du im Haus deiner Großmutter wohnst …“

Er nickte. „Irgendwie hielt ich das für richtig. Brenda hat dir vermutlich auch erzählt, dass ich jetzt bei Mercator arbeite. Ich bin hier, um über die Zukunft des Werks in Beckwith zu entscheiden.“

Er bedrängte sie nicht, sondern blieb, wo er war. Seine Rücksichtnahme tat ihr weh. Dass er sie nicht zu berühren versuchte, brach ihr fast das Herz. Sie standen sich gegenüber wie zwei Fremde, nicht wie zwei Menschen, die sich einst geliebt hatten und geflohen waren, um zu heiraten.

„Ist das der einzige Grund, aus dem du gekommen bist?“, platzte sie heraus, und erst danach wurde ihr klar, wie bedeutungsschwer diese nur scheinbar harmlose Frage war.

Er machte einen zaghaften Schritt auf sie zu. „Dein Gesicht liegt im Schatten“, erklärte er. „Ich kann dich kaum sehen. Und was deine Frage betrifft … Nein, das ist nicht der einzige Grund. Ich wollte schon lange den Ort wieder sehen, an dem ich aufgewachsen bin.“

Also war es die Stadt, die er wieder sehen wollte, nicht sie. Nun ja, sie hatte die Wahrheit hören wollen.

„Wie lange willst du bleiben?“

„Ich weiß es noch nicht“, sagte er und ging auf sie zu.

Verwirrt wich sie zurück, bis ihr Rücken die Hauswand berührte. Sie hielt den Atem an, als er vor ihr stehen blieb, sich vorbeugte und mit ausgebreiteten Armen an der Wand abstützte.

„Danny … bitte … wir sollten das nicht tun“, flüsterte sie.

„Warum nicht? Hast du Angst, dass dein Sohn uns erwischt?“

Also weiß er von Brian, dachte sie. Aber er wusste nicht alles. Larry war tot, und nur drei Menschen – ihre Eltern und sie selbst – wussten, wer Brians richtiger Vater war.

Sie schüttelte den Kopf. „Der ist mit Freunden nach Ryersville gefahren. Aber die Nachbarn könnten uns sehen. Du weißt ja, wie in Beckwith geredet wird.“

„Seit wann interessiert dich, was die Leute reden? Soweit ich weiß, bist du nicht gebunden. Und ich bin es auch nicht. Außer uns selbst können wir niemandem wehtun.“

Danny war nicht verheiratet! Und offenbar auch in keiner festen Beziehung! Noch während sie ein ungeheures Gefühl der Erleichterung durchströmte, schreckte sie davor zurück. Denn was er sagte, stimmte nicht. Wenn sie sich mit Danny auf … was auch immer … einließ, konnte sie nicht nur sich selbst, sondern auch Brian und den Andersons wehtun.

Doch als er ihr noch näher kam und sie seinen Körper an ihrem fühlte, ging etwas in ihr vor. Nach so vielen Jahren, in denen sie versucht hatte, für Larry mehr als nur Freundschaft und Dankbarkeit zu empfinden, nachdem sie als Witwe nur Mutter und Lehrerin gewesen war, erwachte sie zu neuem Leben. Sie genoss Dannys Berührung, sog seinen Duft ein. Sie konnte es kaum glauben, dass er wirklich hier war, in der Kleinstadt in Ohio, in der sie sich verliebt hatten.

Mach, dass ich es nicht träume, flehte sie zum Himmel. Lass mich nicht mit leeren Armen und Tränen in den Augen aufwachen.

Ihre Reaktion kam für ihn ebenso unerwartet wie für sie selbst. Wo jahrelang nur eine Mauer gewesen war, öffnete sich plötzlich eine Tür. Die einzige Frau, die er je geliebt hatte, stieß ihn nicht von sich, sondern schmiegte sich an ihn. Leise aufstöhnend küsste er sie. Wie oft hatte er das sich ausgemalt. Auf der Couch in seinem Wohnzimmer, auf die Lichter des Lake Shore Drive starrend. Auf einem Flughafen irgendwo im Land, auf den Anschlussflug wartend. Und jetzt war es kein Traum mehr, kein Hirngespinst, sondern Realität.

Verschreck sie nicht, dachte er, während sein Verlangen ihn zu überwältigen drohte. Lass ihr Zeit. Es gibt so viele Fragen, die erst beantwortet werden müssen.

Fassungslos spürte Cate, wie die Leere in ihr sich schlagartig füllte. Wie die Taubheit, mit der sie sich längst abgefunden zu haben glaubte, einem Verlangen wich, das sie nicht mehr für möglich gehalten hatte. Sie war Mutter, Schwiegertochter, Lehrerin und Nachbarin gewesen, mehr nicht. Aber offenbar hatte das rebellische Mädchen, die sinnliche junge Frau in ihr nur geschlafen.

Danny, Danny, dachte sie, als sie die Lippen öffnete. Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich nach diesem Moment gesehnt habe. Ohne ihn war ihr Leben wie … Schlafwandeln gewesen. Selbst Brians Geburt und das Glück, ihn aufwachsen zu sehen, hatte im Schatten der Trennung gestanden.

Auch ohne zu wissen, dass ihrer Liebe ein Sohn entsprungen war, ging es Danny ähnlich. Er sehnte sich nach einer Familie, nach einer Frau, die er lieben und mit der er Kinder bekommen konnte. Und diese Frau war Cate, war es immer gewesen. Obwohl er noch immer wissen wollte, warum sie Larry geheiratet hatte, war er bereit, mit seinen Fragen zu warten.

Und bis dahin konnte er nicht genug von ihr bekommen.

Ich ertrinke in ihm, dachte sie. Ich verliere aus den Augen, was für die Menschen, die ich liebe, das Beste ist. Sie zuckte zusammen, als ihr bewusst wurde, dass Danny noch immer zu ihnen gehörte.

Ein Auto näherte sich und wurde langsamer, als es an ihrem Haus vorbeifuhr. Als sie sah, dass es ein Streifenwagen war, erstarrte sie. Oh, nein. Dean Lawler. Er durfte sie nicht sehen.

„Du musst gehen … sofort!“, flüsterte sie. „Ich bin Lehrerin. Und dies ist eine Kleinstadt …“

„Erst noch ein Kuss.“

Er küsste sie so zärtlich, dass ihre Augen feucht wurden. Aber zugleich fürchtete sie sich vor dem, was Dean daraus machen würde. Wenn Brendas Mann umkehrte und sie belästigte, würde Danny vielleicht auf ihn losgehen. Dean würde Verstärkung anfordern, und sie würde alle auf dem Polizeirevier landen. Und dann … Ein Albtraum, der sich wiederholte.

Sie riss sich von Danny los und rannte ins Haus. Als sie aus dem Fenster schaute, war er fort. Was hatte sie getan? Ihn für immer vertrieben? Nein!

Sie wollte nach ihm rufen, ihm alles erklären. Aber was sollte sie sagen? Funktionierte das Telefon im Haus seiner Großmutter? Als Manager hatte er bestimmt ein Handy.

Irgendwie schaffte sie es nach oben, zog sich aus und schlüpfte unter die Decke. Aber sie konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. Sie fühlte seine Lippen auf ihren, als sie die Augen schloss und sich ihren Erinnerungen überließ …

2. KAPITEL

An jenem eisigen Dezemberabend, an dem Danny und sie aus Beckwith in eine bessere Zukunft flüchten wollten, hatte Cates Vater sie zu Brenda gebracht, wo sie angeblich übernachten wollte. Sie hatte ihre Freundin eingeweiht, und Brendas Mutter war bei ihrem allwöchentlichen Bingoabend. Als ihr Vater davonfuhr, schickte sie ihm einen Abschiedskuss hinterher. Sie konnte nicht ahnen, wie verhängnisvoll diese spontane sentimentale Geste war.

Von ihrem Sparbuch hatte sie hundert Dollar abgehoben. Mehr nicht, aus Angst, der Bankkassierer könnte ihren Eltern davon erzählen. Falls ihr Vater trotzdem davon erfuhr, wollte sie ihm sagen, das Geld sei für Weihnachtsgeschenke gedacht.

Ich wünschte, es wäre alles nicht so kompliziert gewesen, dachte Cate siebzehn Jahre später und klopfte ihr Kissen zurecht. Ich wünschte, meine Eltern hätten Danny gemocht und ihn bei uns zu Hause willkommen geheißen. Dann hätten wir uns nicht heimlich treffen müssen. Wir hätten mit dem Heiraten bis nach meinem Abschluss gewartet. Und vielleicht wäre ich nicht schwanger geworden.

Und selbst wenn, wäre alles gut geworden.

Aber immer drängten sich ihr die alten Fragen auf. Warum hatte Danny sie damals im Stich gelassen? Warum war er nicht zurückgekommen?

Unten im Garten hatten sie nicht darüber gesprochen. Sie wusste nur, dass er sie geküsst hatte. Aber natürlich mussten ihre Küsse nicht das bedeuten, was sie daraus machte. Vielleicht waren sie für ihn nur ein erregendes, nostalgisches Zwischenspiel auf einer Geschäftsreise.

Zum millionsten Mal durchlebte Cate die Nacht, in der sie getrennt worden waren. Bisher hatte sie nie eine Erklärung für Dannys Verhalten gefunden. Aber jetzt war er ihr so nah, nur wenige Meilen entfernt. In dem alten Doppelbett, in dem sie seit Larrys Tod allein schlief, schloss sie die Augen und dachte daran, wie Danny sie damals bei Brenda abgeholt hatte.

Damals hatte Cate immer wieder ängstlich über die Schulter geschaut. „Keine Angst“, beruhigte Danny sie. „Niemand folgt uns. Es wird alles gut. Sobald wir eine Wohnung gefunden haben, gehst du wieder zur Schule. Und im Herbst aufs College. Ich werde tagsüber arbeiten und vielleicht ein paar Kurse an der Abendschule belegen. An deinem achtzehnten Geburtstag rufen wir deine Eltern an. Wenn sie sehen, wie glücklich wir sind, werden sie nachgeben.“

Cate war nicht so zuversichtlich. Ihre Eltern würden ihnen nie verzeihen. Je weiter sie sich von Beckwith entfernten, desto sicherer war sie, dass ihr Vater und ihre Mutter ihnen auf den Fersen waren. Selbst nachdem sie einen Friedensrichter aus dem Schlaf geklingelt und sich von dem komischen alten Mann im Bademantel hatten trauen lassen, legte sich ihre Nervosität nicht.

Kurz darauf tauchte vor ihnen die Leuchtschrift eines Motels auf. Es hieß Heart’s Desire, sah ziemlich heruntergekommen aus und lag etwa zwanzig Meilen von Cincinnati entfernt.

Cate wollte nicht anhalten. Sie flehte Danny an, bis nach Kentucky oder Indiana weiterzufahren, aber er war überzeugt, dass ihre Eltern noch immer ahnungslos zu Hause saßen. Außerdem konnte er es nicht abwarten, zum ersten Mal mit ihr in einem richtigen Bett zu schlafen.

„Ich parke an der Seite, hinter dem Müllcontainer“, sagte er. „Selbst wenn sie uns folgen, werden sie den Wagen nicht sehen.“

Minuten später lagen sie nackt aneinander geschmiegt im Bett und vergaßen für eine Weile ihre Ängste – bis sich ein Schlüssel in der Tür ihres schäbigen Zimmers drehte. Danny hatte sie verriegelt, aber ein kräftiger Tritt reichte, um sie aufzubrechen. Wie moderne Kopfgeldjäger stürmten ihre Eltern und ein bewaffneter Polizist herein, gefolgt vom entsetzten blickenden Motelangestellten.

Ihre Mutter schluchzte, und ihr Vater schrie mit hochrotem Kopf Danny an. Erst als sie verzweifelt versuchten, ihre Blöße zu bedecken, wurde Cate bewusst, dass sie miteinander geschlafen hatten, ohne an Verhütung zu denken. Es war das einzige Mal, dass sie unvorsichtig gewesen waren.

Der Deputy befahl ihnen, sich anzuziehen. Cate hüllte sich in das Bettlaken, raffte ihre Kleidung zusammen und rannte ins Bad, gefolgt von ihrer weinenden und schimpfenden Mutter. Als sie wieder herauskam, trug Danny Handschellen.

„Nein … bitte! Nehmen Sie ihm die Dinger ab!“, bat sie den Polizisten. „Er hat nichts verbrochen! Wir sind verheiratet! Sie dürfen ihn nicht festnehmen!“

„Sorry, Miss“, antwortete der Mann ungerührt. „Sie sind minderjährig. Ich fürchte, Sie, Ihre Eltern und Ihr Freund werden mich aufs Revier begleiten müssen.“

„Er ist nicht mein Freund, er ist mein Ehemann“, flüsterte sie unter Tränen.

Zusammengekauert im Wagen ihrer Eltern, während Danny auf dem vergitterten Rücksitz des Streifenwagens saß, malte sie sich aus, was alles passieren konnte. Sie war noch nicht achtzehn, und ihre Eltern konnte Danny wegen Verführung einer Minderjährigen, Kindesentziehung oder gar Kidnapping anzeigen. Er konnte ins Gefängnis kommen. Und als Vorbestrafter war seine erfolgreiche Zukunft zu Ende, bevor sie begonnen hatte. Das musste sie verhindern.

Im Gefängnis von Clermont County wurden ihre Eltern und sie in einen Raum geführt, Danny in einen anderen. Sie wollte zu ihm laufen, dem strengen Polizisten erklären, dass Danny kein Verbrecher und alles ihre Schuld war. Aber ihr Vater ließ es nicht zu.

„Wie konntest du uns das antun?“, jammerte Susan McDonough. „Die ganze Stadt wird es erfahren. Man wird uns auslachen. Davon wird dein Ruf … von unserem ganz zu schweigen … sich nie erholen!“

„Glaubst du, das macht ihr etwas aus?“ Jack McDonoughs Gesicht war verzerrt. „Die kleine Hu …“ Er schluckte. „Die denkt doch nur an ihren sogenannten Ehemann, nicht an die Eltern, die sie aufgezogen haben.“ Er baute sich vor Cate auf. „Dass meine Tochter ihre Jungfräulichkeit an einen Jungen wie Danny Finn verschleudert hat … Eins verspreche ich dir, Mädchen, deine Mutter und ich werden dafür sorgen, dass er im Gefängnis landet. Und dort wird er eine Weile bleiben.“

Cate wurde schlecht. Sie wusste, was gut aussehenden jungen Männern hinter Gittern drohte. Sie durfte nicht zulassen, dass sie Danny das antaten. Ich muss tun, was sie wollen. Vielleicht verzichten sie dann darauf, ihn anzuzeigen, dachte sie. Der Deputy war doch selbst einmal ein Teenager gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er Danny vor Gericht brachte, wenn ihre Eltern nicht darauf bestanden.

Ein Geräusch an der Haustür holte Cate in die Gegenwart zurück. Ihr Sohn war wieder zu Hause.

„Brian?“, rief sie.

Er kam zu ihr. „Ja, Mom?“

„Hattest du Spaß?“

Lächelnd nickte er. „Wir haben ein paar Mädchen kennengelernt. Eine hat mir ihre Nummer gegeben. Die Pizza war ganz gut. Aber deine schmeckt besser.“

„Danke. Schlaf gut. Und wenn du noch Musik hören willst, nimm bitte den Kopfhörer, ja?“

An dem Abend, an dem sie mit Danny geflohen war, war Cate siebzehn gewesen. Noch sechs Monate, dachte sie damals, und die kurze Zeit bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag, nach dem sie Danny legal heiraten konnte, erschien ihr wie eine Ewigkeit.

Trotzig straffte sie die Schultern. „Wenn ihr Danny anzeigt und er ins Gefängnis kommt, laufe ich wieder weg. Sobald ich die Gelegenheit dazu bekomme“, drohte sie ihren Eltern. „Dazu brauche ich Danny nicht. Ich kann es auch allein, und ihr könnt mich nicht dauernd beaufsichtigen.“

„Du undankbares Stück!“, schrie Jack McDonough und hob eine Hand.

„Nein, Jack!“ Susan McDonough packte seinen Ärmel. „Wenn du sie schlägst, nimmt die Polizei dich auch noch fest! Jeder in Beckwith wird es erfahren, wenn du wegen Kindesmisshandlung angezeigt wirst. Wir werden nicht mehr auf die Straße gehen können.“

Ich bin ihr egal, dachte Cate. Wichtig ist ihr nur, was die Leute von ihr und Dad halten. Meine Gefühle zählen gar nicht.

„Wenn ihr den Deputy bittet, Danny freizulassen, werde ich tun, was ihr von mir verlangt“, fuhr sie eindringlich fort. „Ich werde ihn nicht wieder sehen, zu Hause bleiben, die Highschool abschließen und aufs College gehen. Oder im Geschäft arbeiten. Ihr braucht mich nicht einmal zu bezahlen …“

Ihre Eltern wechselten einen Blick. „Ich will verdammt sein, wenn ich dir jetzt noch ein Studium finanziere“, sagte ihr Vater.

„Ich verlange ja nichts für mich“, beteuerte sie. „Ich bitte euch nur, Danny nicht anzuzeigen.“

Er antwortete nicht.

„Sie ist unsere Tochter, Jack“, mischte ihre Mutter sich ein. „Wir sind für sie verantwortlich. Wenn sie wieder davonläuft, werden die Leute behaupten, wir hätten sie dazu gezwungen.“

Ihr Vater schwieg.

„Na gut“, sagte er nach einer Weile. „Wenn du das willst, Susan. Ich rede mit dem Polizisten. Und du …“ Er zeigte auf Cate. „… hältst den Mund!“

Gespannt wartete sie auf seine Rückkehr. Als er wiederkam, warf er Cate einen verächtlichen Blick zu. „Der Deputy ist einverstanden“, sagte er zu seiner Frau. „Er wird dem Jungen erklären, was ihm droht, wenn er sich nicht von dem Mädchen fernhält.“ Erst jetzt wandte er sich an Cate. „Wenn wir gleich hinausgehen, wirst du kein Wort zu Danny Finn sagen, ist das klar? Wenn du ihn auch nur ansiehst, bringe ich ihn vor Gericht.“

Er ließ ihr keine andere Wahl. Schweren Herzens stimmte sie zu und ließ sich von ihren Eltern hinausführen. Vorbei an der offenen Tür, hinter der der junge Mann, den sie liebte, noch immer verhört wurde. Sie spürte Dannys Blick, wagte jedoch nicht, ihn zu erwidern. Obwohl es sie fast umbrachte, sah sie ihn nicht an. Er musste doch wissen, dass ihr nichts anderes übrig blieb. Sie tat es doch für ihn.

Aber aus den Augenwinkeln sah sie sein entsetztes, enttäuschtes Gesicht. Im Wagen ihrer Eltern weinte sie, bis sie vor dem Bungalow in der Sycamore Street hielten, der ihr Gefängnis sein würde, bis Danny kam und sie befreite.

„Warum bist du uns gefolgt? Woher wusstest du?“, fragte sie ihren Vater leise, als sie das Haus betraten.

Zu ihrer Überraschung antwortete er. „Der Kuss, den du mir geschickt hast, als ich dich bei Brenda Hale abgesetzt habe“, sagte er mit kalter Häme. „Das hast du nicht mehr getan, seit du ein kleines Mädchen warst.“

Nein, liebevolle Gesten oder Worte hat es in meiner Familie nie gegeben, dachte Cate, während sie die Nachttischlampe ausschaltete und unter die Decke schlüpfte. Wenn sie bei ihren Eltern war, hatte sie immer das Gefühl, emotionale Distanz wahren zu müssen. Aus Angst, wieder verletzt zu werden. Manchmal fragte sie sich, ob die beiden ihr jemals verzeihen würden. Jetzt, da Danny wieder in der Stadt war, würde sie erneut ihr Misstrauen zu spüren bekommen.

In jener Nacht vor siebzehn Jahren hatte Cate eine Mauer um ihr Herz errichtet, um sich vor der Verachtung ihrer Eltern zu schützen. Irgendwie wird es Danny gelingen, mit mir Verbindung aufzunehmen, tröstete sie sich immer wieder und verließ ihr Zimmer nur, um zu essen, zur Schule zu gehen und einen verstohlenen Blick in den Briefkasten zu werfen.

Tag für Tag wartete sie auf ihn, und jeden Abend schlief sie enttäuscht ein. Danny blieb wie vom Erdboden verschwunden. Kein Brief, kein Anruf, um neue Pläne für die Zukunft zu schmieden. Cate klammerte sich an ihre Hoffnung, doch langsam begann sie zu verblassen.

Aus Tagen wurden Wochen, einem traurigen Weihnachtsfest folgte ein trister Jahresbeginn, und in ihr setzte sich die Angst fest. Vielleicht hatte Danny doch nicht verstanden, was sie hatte tun müssen. Oder er war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie die Erniedrigung, die man ihm zugefügt hatte, nicht wert war.

Kurz darauf erlitt sie einen Schwächeanfall, und ihre Mutter bestand darauf, dass sie zum Arzt ging. Wie erstarrt saß sie vor dem freundlichen grauhaarigen Doktor, als er ihr erklärte, dass sie schwanger war.

Ihre Eltern waren fassungslos. Ihr Vater tobte und drohte, Danny umzubringen. Und jeden, der es wagte, sie schief anzusehen, wenn die Neuigkeit in Beckwith die Runde machte. Susan McDonough vergoss heiße Tränen und warf Cate vor, ihr das Herz zu brechen.

Cate war jetzt sicher, dass Danny sie, aus welchem Grund auch immer, nicht holen würde. Während sie immer tiefer in der Verzweiflung versank, erzählten ihre Eltern herum, dass sie an Drüsenfieber erkrankt wäre und im Bett bleiben müsse. Da sie weder zur Schule gehen noch im Geschäft ihres Vaters arbeiten durfte, verbrachte sie die meiste Zeit im Sessel am Fenster ihres Zimmers. Sie starrte auf die kahlen Bäume und versuchte sich vorzustellen, wie ihre Zukunft und die ihres ungeborenen Kindes aussehen würde.

Ungefähr zu dieser Zeit hörte der stille, höfliche Larry Anderson, der im Geschäft der McDonoughs arbeitete, wie Cates Eltern über die Schande lamentierten, die ihre Tochter über sie gebracht hätten. Zu ihrem Erstaunen erklärte er sich bereit, Cate zu heiraten und das Kind als seins auszugeben.

Beim Abendessen überbrachten sie Cate sein Angebot. „Wir werden dich nicht zwingen, ihn zu heiraten“, sagte ihre Mutter mit einem flehentlichen Blick auf ihren Mann. „Aber wir halten es für die beste Lösung. Der Finn-Junge kommt nicht wieder, und dein Baby braucht einen Vater. Larry mag dir nichts bedeuten, aber er ist anständig und fleißig. Er hat uns versprochen, dich zu lieben und für dich und das Kind zu sorgen.“

Entgeistert starrte Cate ihre Eltern an. „Woher weiß er, dass ich … schwanger bin? Habt ihr es ihm erzählt? Ihm Geld dafür geboten, dass er mich euch abnimmt?“

Susan McDonough schüttelte heftig den Kopf. „Er hat zufällig gehört, wie wir über deine … Situation sprachen. Und er kam ganz von selbst darauf. Wir waren so überrascht wie du. Aber es würde viele Probleme lösen …“

„Lass es dir durch den Kopf gehen“, sagte ihr Vater scharf. „Wie ich es sehe, hast du keine andere Wahl.“

Cate bat die beiden um Bedenkzeit, und ihre Eltern gewährten sie ihr. Am Tag darauf, einem Sonntag, während sie in der Kirche waren, fuhr sie mit dem Wagen ihrer Mutter zum Haus der Finns, um nach Danny zu fragen. Seine Großmutter jagte sie mit dem Besen davon.

Einige Tage später nahm sie Larrys Heiratsantrag an. Obwohl sie ihn nicht sehr gut kannte, war er ihr immer als ein anständiger Mensch erschienen, der einer jungen Frau ein guter Ehemann sein würde. Kurz darauf wurden sie, flankiert von beiden Elternpaaren, im katholischen Pfarrhaus von Ryersville getraut. Anschließend fuhren sie sofort nach Minneapolis.

Ihre dortigen Nachbarn kannten die wahren Hintergründe nicht und nahmen sie freundlich auf. Einer der Männer half Larry, einen Job zu finden und das gemietete Haus zu renovieren. Die Frauen sammelten Babykleidung und gaben Cate Ratschläge für die Schwangerschaft.

Cates Ehe begann ruhig. Niemand außer ihr, ihren Eltern und Larry wusste, dass das Baby von einem anderen Mann stammte. Und dass es keine richtige Hochzeitsnacht gegeben hatte. Cate war sich bewusst, dass sie Larry nicht auf Dauer abweisen konnte, also gab sie irgendwann seinem behutsamen Drängen nach und schlief mit ihm. Und nach einer Weile stellte sie erstaunt fest, dass sie in der Lage war, die Nähe zu genießen. Aber nie war es so schön wie mit Danny.

Die McDonoughs bestanden darauf, dass sie Larrys Eltern vorerst nichts von dem Kind erzählten und auch keine Geburtsanzeigen verschickten, bevor es ein halbes Jahr alt war. Wenn sie eines Tages nach Beckwith zurückkehrten, durfte niemand das wahre Alter des Kindes wissen, damit Danny Finn nicht auf die Idee kam, es könne von ihm sein.

Cate und Larry blieben in Minneapolis, bis ihr Sohn Brian offiziell zehn Jahre alt war. Als Larry an Leukämie erkrankte, schlug er vor, nach Hause zurückzukehren. Er liebte das Kleinstadtleben und wollte, dass Brian dort aufwuchs. Cate hatte zwar Bedenken, ließ sich jedoch dazu überreden. Inzwischen hatte sie studiert, einen Abschluss in Englisch gemacht und das Lehrerexamen abgelegt. Sie fand eine Stelle an der Highschool, und Larry arbeitete in der Funkzentrale der Polizei.

Niemand sprach mit Cate über Danny. Es war, als hätte es ihn nie gegeben. Selbst Brenda, ihre beste Freundin, erwähnte ihn nie. Cate fügte sich in ein ruhiges, beschauliches Leben, vor dem sie einst geflohen war.

Ich darf nicht einfach mit Danny von vorn anfangen, sagte Cate sich. Irgendwann würde er die Wahrheit über Brian erfahren müssen. Und das wäre vielleicht mehr, als Brian und ihre Schwiegereltern verkraften konnten. Irgendwie musste sie Danny klar machen, dass sie die Vergangenheit ruhen lassen mussten.

Und sich selbst auch. Dass ihr Herz schneller schlug, wenn sie an seine Küsse dachte, war dabei nicht besonders hilfreich.

3. KAPITEL

Am nächsten Morgen stand Cate um neun Uhr in ihrer hübschen, ganz in Gelb und Weiß gehaltenen Küche und machte Blaubeer-Pfannkuchen für Brian, der noch oben war und duschte. Sosehr sie sich auch dagegen wehrte, der Traum der vergangenen Nacht ließ sie einfach nicht los. Irgendwann gab sie auf und schloss die Augen.

Sie lag wieder auf dem Bett in ihrem Zimmer im Bungalow ihrer Eltern. Und Danny, der im wahren Leben nie einen Fuß in das Haus gesetzt hatte, kam herein, als würde es ihm gehören. Aber es war der Danny von heute, und sie war Larrys Witwe und Brians Mutter und sehnte sich nach der Intimität ihrer jungen Tage.

Würde ich es doch nur wagen, mit ihm zu schlafen, dachte sie jetzt und kippte die Pfannkuchen, die während ihres kurzen Tagtraums verbrannt waren, in den Mülleimer. Aber sie durfte es nicht wagen. Obwohl sie das alte Verlangen nach Danny fühlte, musste sie an Brian und ihre Schwiegereltern denken.

Als das Telefon läutete, erschrak sie. War das Danny? Würde er es riskieren, hier anzurufen und Brian am Apparat zu haben?

„Hallo?“, sagte sie mit zitternder Stimme.

„Ich nehme an, du hast gehört, dass dein Ex-Lover wieder in der Stadt ist“, fragte ihr Vater mit rauer Stimme.

Sie zwang sich, ruhig zu antworten. „Ja, das habe ich. Brenda hat es mir erzählt.“

„Hat er sich schon bei dir gemeldet?“

Cate log nicht gern, aber die Wahrheit würde ihr nur einen Haufen Vorwürfe einbringen. „Ich habe ihn noch nicht gesehen“, antwortete sie. In gewisser Weise stimmte das ja, denn es war dunkel gewesen.

„Und wenn, verlasse ich mich darauf, dass du ihn wegschickst“, fuhr ihr Vater drohend fort. „Du bist eine erwachsene Frau und Mutter, die für ihren Sohn ein Vorbild sein muss.“

Brian war ihre Achillesferse, und ihr Vater wusste es. Sie würde nichts tun, was ihrem Sohn wehtat. Oder den Andersons.

„Larrys Eltern wären entsetzt, wenn du das Andenken ihres Sohns beschmutzt, indem du eine Affäre mit dem Mann hast, der Beckwiths einzigen Industriebetrieb schließen und Beverly Anderson – und deinen eigenen Vater – auf die Straße setzen will. Und wenn du so unvernünftig bist, dich ein zweites Mal mit diesem Finn einzulassen, wirst du es bereuen. Er wird dich sitzen lassen, wie damals, vielleicht nicht mit einem Kind im Bauch, aber als Gespött der Stadt.“

Cate schluckte eine wütende Erwiderung herunter. Inzwischen hatte sie gelernt, seine Beschimpfungen wehrlos hinzunehmen. „Bist du nicht etwas voreilig, Dad? Bisher habe ich Danny noch nicht eingeladen, bei mir zu übernachten. Und ich habe es auch nicht vor.“

Ihr Vater war nicht zu bremsen. „Du kannst dir nicht vorstellen, was in mir vorging, als er gestern auf der Betriebsversammlung auftauchte.“

„Hat er gesagt, was aus dem Werk wird?“, fragte sie.

Jack McDonough grunzte abfällig. „Er hat etwas von einer Bestandsaufnahme erzählt.“

„Das klingt nicht, als hätte er sich schon entschieden.“

„Begreifst du denn nicht, Mädchen?“, schrie er. „Der Junge hasst mich! Vielleicht sogar mehr, als ich ihn hasse. Ob er das Werk nun schließt oder nicht, ich bin sicher, er wird mich feuern. Ich muss noch acht Monate arbeiten, um die Mindestrente zu bekommen. Nachdem ich vor zehn Jahren schon das Geschäft aufgeben musste, verliere ich jetzt auch noch das bisschen Geld, das mir geblieben ist. Deine Mutter und ich werden unser Alter in Armut verbringen müssen …“

Cate lauschte schweigend.

Sekunden später kam Brian in die Küche geschlendert. „Ist das Frühstück fertig?“

Sie zeigte auf den zugedeckten Teller. „Bedien dich. Im Topf auf dem Herd ist warmer Sirup. Und im Krug noch mehr Orangensaft. Wenn du möchtest, mache ich dir eine heiße Schokolade.“

Ihr Sohn schüttelte den Kopf und zeigte auf den Hörer. „Ist das Gramps? Kommen er und Gram zum Spiel?“

Gramps und Gram waren Russ und Beverly Anderson. Wenn Russ sich gut genug fühlte, brachte Bev ihn im Rollstuhl zu Brians Footballspielen.

„Nein, es ist Grandpa Jack. Möchtest du ihn sprechen?“

Brian grinste verlegen. „Keine Zeit“, erwiderte er und machte sich über die Pfannkuchen her.

Ihre Eltern besuchten nur selten Brians Spiele, obwohl er schon lange zur Schulauswahl gehörte. „Dad, ich muss Schluss machen“, sagte sie. „Ich will mit Brian frühstücken und ihn zur Schule fahren, damit er sich vor dem Spiel gründlich warm machen kann. Wir können später weiterreden. Versuch, irgendwie mit dieser Sache klarzukommen.“

„Mach dir um uns keine Sorgen“, antwortete er brüsk. „Deine Mutter und ich werden es schon schaffen, selbst wenn er uns endgültig ruiniert. Mach dir lieber um dich selbst Sorgen.“

Im Spiel fing Brian einen Fünfundzwanzig-Yards-Pass und erzielte den entscheidenden Touchdown. Drei Minuten vor dem Ende des letzten Viertels lag seine Mannschaft in Führung. Die Zuschauer rasten. Cate saß neben Brenda und sprang begeistert auf. Plötzlich entdeckte sie Danny.

Er stand am Spielfeldrand und sprach mit einem ehemaligen Klassenkameraden, der als Assistenzcoach für Beckwith High arbeitete. Groß, schlank und dunkelhaarig stand er da, in Laufschuhen und einem teuer aussehenden Parka, die Hände in den Taschen einer verwaschenen Jeans. Oh nein, dachte Cate. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Wann war er gekommen? Hatte er sie schon gesehen? Sie würde es nicht ertragen, ihm hier, vor den Augen der ganzen Stadt, gegenüberzutreten.

Danny spürte ihren Blick, als hätte etwas seinen Ärmel gestreift, und drehte sich zur Tribüne um. Er schaute nach oben und fand sie zielsicher inmitten der Menge. Eine Sekunde lang glaubte sie, das Gleichgewicht zu verlieren. Er hat mich beobachtet, dachte sie, und die Leute haben es bemerkt. Bestimmt tuscheln sie schon. Zum Glück war das Spiel fast vorüber. Brians Gegner hatten so gut wie verloren.

„Brenda“, wandte sie sich atemlos an ihre Freundin. „Ich muss gehen. Ich rufe dich nachher an, okay?“

„Warte.“ Brenda war Cates panischer Unterton nicht entgangen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie und legte ihr eine Hand auf den Arm.

Cate beugte sich zu ihr. „Danny ist hier“, flüsterte sie. „Hinter unserem Team, neben Don Vandemore. Ich will ihm nicht hier, vor allen Leuten, begegnen.“

Zu Cates Entsetzen warf Brenda einen Blick in Dannys Richtung. „Soll ich Brian nach Hause fahren?“, fragte sie nach einem Moment.

Cate schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Er will noch mit einigen Teamkameraden losziehen …“

Ein Spieler der Gastmannschaft machte einen Fehler, und das Publikum erhob sich aufgeregt von den Plätzen. Cate nutzte die Gelegenheit, sich an ihren Nachbarn vorbeizudrängen und im Schutz der stehenden Zuschauer die Treppe hinunterzueilen. Weniger als eine Minute später saß sie am Steuer ihres Kleinwagens und fuhr los.

Erst auf der Schotterstraße, die vom Stadion zur School Street führte, wurde ihr klar, dass Danny ihren überstürzten Aufbruch bemerkt hatte. Im Rückspiegel sah sie, wie er hinter ihr herlief und mit beiden Armen winkte. Verzweifelt gab sie Gas. Erst im kleinen Gewerbegebiet von Beckwith stellte sie fest, dass ihr Tank fast leer war.

Zum Glück schaffte sie es gerade noch bis zu Miller’s. Sie bog auf die Tankstelle ein, an der Danny als Teenager gearbeitet hatte, und wollte gerade den Schlauch von der Zapfsäule nehmen, als eine behaarte Hand ihr zuvorkam. Sie gehörte Dean Lawler, Brendas gewalttätigem Nochehemann. Sein Streifenwagen stand auf der anderen Seite der Säulen, und er trug Uniform.

„Lass mich das für dich tun, Cate“, sagte er und grinste anzüglich. „Eine so hübsche Frau wie du sollte nicht selbst tanken müssen. Du brauchst einen Mann in deinem Leben, der dir den Tank füllt.“

Der Mann wirst du niemals sein, entgegnete Cate stumm.

Schon vor der Trennung von Brenda hatte Dean sie bei jeder Gelegenheit mit Blicken ausgezogen.

„Das würde ich doch lieber selbst tun, danke“, sagte sie.

Wie erwartet, gab er den Zapfhahn nicht frei. Sein Grinsen wurde noch unverschämter.

„Tue ich doch gern“, beharrte er. „Voll?“

Sie wusste genau, worauf er anspielte, und hätte ihn am liebsten geohrfeigt. „Wenn du darauf bestehst“, antwortete sie. „Ich gehe in den Waschraum.“

Als sie wieder ins Freie trat, hatte Dean schon bezahlt. Aber sie hatte Glück, denn über Funk war er zu einem Unfall auf der Route 32 beordert worden.

„Ich würde gern noch mit dir plaudern, aber ich muss los“, sagte er und setzte sich mit enttäuschtem Gesicht in den Streifenwagen.

Widerwillig dankte sie ihm.

„Schon gut.“ Großspurig winkte er ab. „Wenn du willst, kannst du mir bald mal etwas kochen. Weißt du was, Cate? Du siehst mit jedem Tag besser aus. Brenda ist seit der Highschool immer dicker geworden. Wenn ich sie erst los bin, lassen wir beide es uns gut gehen.“

Er schaltete Blaulicht und Sirene ein und raste davon.

„Nicht mal, wenn wir beide hundert werden“, sagte sie leise.

Als sie kurz darauf ihr Haus betrat, läutete das Telefon. Vermutlich Brenda, dachte sie.

„Hallo?“, meldete sie sich atemlos.

Es war Danny. „Cate? Hast du eine Minute für mich?“

„Ja.“ Ihr Herz schlug bis zum Hals.

„Ich hatte gehofft, dich im Stadion zu treffen“, gestand er. „Wir sollten wirklich mal miteinander reden. Uns erzählen, wie das Leben uns behandelt hat.“

Zu ihrer Erleichterung warf er ihr nicht vor, dass sie vor ihm davongefahren war. „Ja“, stimmte sie zu und fragte sich, ob er vorhatte, zu ihr zu kommen. Besser nicht. Sein Wagen in ihrer Einfahrt würde die Gerüchteküche zum Brodeln bringen – und den Blutdruck ihres Vaters in gefährliche Höhen treiben.

„Leider muss ich nach Chicago zurückfliegen, um eine Vorstandssitzung am Montagmorgen vorzubereiten“, sagte er. „Also geht es heute nicht. Ich habe in Ryersville eine kleine Maschine gechartert und starte heute Nachmittag. Bis zur Versammlung am Montagabend müsste ich zurück sein. Vom Flughafen in Chicago bis zu meinem Büro sind es nur fünf Minuten, wenn der Verkehr nicht zu dicht ist.“

Dass er ihr einen Einblick in sein Leben gewährte, einfach so, als wären sie gute Freunde geblieben, verwirrte sie. „Versammlung am Montagabend?“, wiederholte sie.

„Rettet unsere Stadt, rettet unsere Jobs. Ich habe versprochen, den Teilnehmern Rede und Antwort zu stehen. Man hat mir erzählt, dass du zu den Organisatoren gehörst.“

Nicht nur das. Sie hatte zugesagt, bei der Versammlung Protokoll zu führen, und erzählte es ihm jetzt.

„Dann können wir ja danach etwas Zeit zusammen verbringen“, sagte er und klang schon entspannter. „Wir könnten auf ein Bier nach Ryersville fahren. Dort wären wir ungestörter.“

Die Wärme in seiner Stimme ging ihr unter die Haut.

„Okay?“, fragte er, als sie nicht antwortete.

Wenn er seinen Auftrag in Beckwith erledigt hatte, würde sie ihn wahrscheinlich nie wieder sehen.

„Okay“, stimmte sie zu.

Sie konnte sich vorstellen, wie er lächelte.

„Dann haben wir ein Date“, sagte er und versuchte gar nicht erst, die Zufriedenheit aus seiner Stimme herauszuhalten. „Ich verlasse mich darauf, Cate. Enttäusch mich nicht.“

Hätte er als junger Mann sein Versprechen gehalten, wären wir jetzt nicht Fremde, dachte sie. Wir wären verheiratet und hätten sicher mehr Kinder als jetzt. Stattdessen würde er nie erfahren, was für einen intelligenten und talentierten Sohn sie hatten.

„Ich werde versuchen, es nicht zu tun“, erwiderte sie und wehrte sich gegen die Trauer, die plötzlich in ihr aufstieg.

Danny war noch nicht eingetroffen, als Cate am Montagabend ihren Platz an dem langen Tisch im Eingangsbereich der Stadtbücherei einnahm. Die Klappstühle davor waren fast alle besetzt. Die Zukunft des Mercator-Werks betraf viele Menschen in Beckwith.

Erleichtert sah sie, dass ihr Vater nicht da war. Käme er, würde sie kein Wort mit Danny wechseln und erst recht nicht mit ihm nach Ryersville fahren können. Immer wieder schaute sie nervös zur Eingangstür, aber Jack McDonough kam nicht.

Danny allerdings auch nicht. Offenbar würde er sich verspäten.

Sie winkte Brenda zu, die in einer der hinteren Reihen Platz nahm. Beverly Anderson würde vermutlich auch nicht an der Versammlung teilnehmen, denn Russ war erkältet, und sie wollte ihn nicht allein lassen.

Budd Harvey, der Bürgermeister, der auch als Vorsitzender der Kampagne fungierte, erhob sich und begrüßte die Anwesenden. „Danke, dass Sie alle gekommen sind“, fuhr er fort. „Wir hatten gehofft, dass Daniel Finn von Mercator Engineering unsere Fragen beantworten würde. Leider scheint er aufgehalten worden zu sein, aber er wird sicher bald eintreffen. Bis dahin sollten wir …“

In diesem Moment öffnete sich die Tür für einen weiteren Nachzügler, und hinter ihm betrat Danny den Raum. Er sah erschöpft aus. Cate spürte, wie ihre Wangen sich röteten.

„Ah, Mr. Finn … Ich freue mich, dass Sie es geschafft haben!“, rief Budd Harvey ihm zu.

Danny lächelte. „Entschuldigen Sie die Verspätung. Der Flug von Chicago hat länger gedauert als erwartet.“

Sekunden später sprachen alle durcheinander. Die Stimmung wurde immer aufgewühlter, und die Versammlung endete in einem Chaos, in dem die Teilnehmer Danny mit wütenden Fragen bombardierten und ihm keine Chance zu ausführlichen Antworten ließen. Als Budd Harvey es nicht schaffte, Ruhe herzustellen, schloss er kurzerhand die Versammlung.

Danny war von aufgebrachten Fragern umringt, und es konnte Stunden dauern, bis sie ihnen gehen ließen. Es ist sinnlos, auf ihn zu warten, dachte Cate. Unter irgendeinem fadenscheinigen Vorwand zu bleiben würde nur Verdacht erregen. Also stand sie auf und nahm ihren Mantel und die Handtasche, um unauffällig zu verschwinden.

Aber selbst in dem Trubel bemerkte Danny es. Warte auf mich, sagte sein Blick, als sie die Menschentraube um ihn herum passierte.

So muss sich ein Schmetterling fühlen, der in einem Netz gefangen wird, schoss es ihr durch den Kopf. Wenn ich kann, erwiderte sie ebenso stumm.

Dann war sie draußen und stand allein und unbeobachtet in der kühlen Abendluft. Von der Eingangstreppe aus konnte sie sehen, wie Danny sich alle Mühe gab, die Fragen zu beantworten, die von allen Seiten auf ihn einprasselten. Viele davon stammten von Leuten, die ihn vor siebzehn Jahren als asozialen Außenseiter verachtet hatten. Jetzt lag ihr Schicksal in seiner Hand.

Cate staunte, wie ruhig und freundlich er mit ihnen umging. Sie zuckte zusammen, als eine ältere Lady, die sie flüchtig kannte, das Gebäude verließ.

„Hallo, Mattie“, sagte sie verlegen.

„Cate!“ Die siebenundsiebzigjährige Mattie Stoneking lächelte wohlwollend. „Ich dachte, Sie sind schon weg, Honey. Schätze, Sie wollten nur frische Luft schnappen, was? Sagen Sie, könnten Sie mich mitnehmen? Eigentlich wollte ich ja laufen, aber meine Arthritis macht mir wieder zu schaffen …“

Cate ergab sich in ihr Schicksal. „Gern, Mattie“, erwiderte sie, halb erleichtert, halb enttäuscht darüber, wie der Abend sich entwickelt hatte.

Als sie kurz darauf ihre Haustür aufschloss, war Brian noch nicht zurück. Der Junge kam immer später heim. Das beunruhigte sie, zumal die meisten seiner Freunde aus dem Footballteam schon einen Führerschein besaßen.

Nachdem sie fast eine Stunde lang rastlos auf und ab gegangen war, setzte sie sich mit einer heißen Schokolade in die Küche. Als das Telefon läutete, nahm sie nicht ab. Es war nicht Brians Art, sie anzurufen, damit sie sich keine Sorgen machte.

„Cate“, hörte sie Dannys Stimme auf dem Anrufbeantworter. „Bist du da? Melde dich doch.“

Sie blieb sitzen.

Er ließ mehrere Sekunden vergehen. „Warum hast du nicht auf mich gewartet? Wir hatten eine Verabredung. Oder hast du Angst, du könntest doch noch etwas für mich empfinden?“

Cate war versucht, den Hörer abzunehmen, aber sie riss sich zusammen.

„Hör zu“, fuhr er fort. „Vielleicht bist du gar nicht zu Hause. Vielleicht ist dir etwas dazwischengekommen. Falls ja, entschuldige ich mich hiermit. Ruf mich über Handy an, wenn du die Zeit findest. Ich bin im Haus. Und morgen früh im Werk.“

Er wiederholte die Nummer zwei Mal und ließ ihr reichlich Zeit, sie zu notieren.

Obwohl Cate Dannys Anruf nicht erwiderte, begegneten sie sich früher als erwartet – am folgenden Nachmittag in Clingers Supermarkt. Sie griff gerade nach einer Dose Pfirsiche, als sie ihren Namen hörte. Es war ein leises, höchst erotisches Flüstern.

Verblüfft ließ sie die Dose fallen. Zu ihrem Entsetzen rollte sie geräuschvoll davon, bis unter einen Einkaufswagen. Zum Glück kannte sie die andere Kundin nicht.

„Entschuldigung“, sagte sie, während Danny die Dose aufhob und ihr reichte.

Die Frau lächelte. „Macht doch nichts.“

Sekunden später war sie in einem anderen Gang verschwunden.

„Woher wusstest du, dass ich hier bin?“, fragte Cate leise und nicht ohne Vorwurf.

Danny lächelte. „Ich habe deinen Wagen gesehen. Du weißt schon … den, in dem du nach dem Footballspiel so eilig davongefahren bist.“

„Hast du dir das Kennzeichen gemerkt?“, entgegnete sie spitz.

Er lachte und trat auf sie zu. Sie roch sein After Shave, erinnerte sich daran, wie seine Haut duftete.

„Es interessiert mich nicht, warum du mich gestern Abend versetzt hast, Cate“, sagte er ruhig. „Wichtig ist nur, dass ich dich wieder sehen will. Ich will ein Date mit dir und werde mich nicht davon abbringen lassen.“

Tut mir leid, dachte Cate, ohne es auszusprechen. Das wäre viel zu riskant. Irgendwann würden Brian und die Andersons die Wahrheit erfahren.

„Das ist keine sehr gute Idee“, sagte sie nach kurzem Zögern und streckte die Hand nach einer zweiten Dose aus. Doch dann ließ sie sie sinken und legte sie auf den Griff des Einkaufswagens. „Mein Leben ist geregelt. Ich habe einen anstrengenden Beruf und bin die verwitwete Mutter eines sehr aktiven Teenagers. Im Moment füllt mich das voll und ganz aus. Außerdem hast du dein Leben in Chicago.“

Er bezweifelte, dass er noch lange dort bleiben würde, wenn sein Auftrag in Beckwith erst erledigt war. Aber noch war er nicht bereit, ihr von seinen Zukunftsplänen zu erzählen. Erst wollte er wissen, ob sie daran interessiert war, einige Zeit mit ihm zu verbringen. Gerade wollte er sie fragen, ob sie beide einen Ausflug machen und miteinander reden könnten, da erschien ihr Sohn im Supermarkt.

„Brian! Was tust du hier?“, fragte Cate überrascht.

„Ich habe deinen Wagen auf dem Parkplatz gesehen.“ Neugierig musterte er Danny. „Ich wollte dich fragen, ob …“

Cate vermutete, dass er mal wieder knapp bei Kasse war, und wühlte in ihrer Handtasche. „Ob ich dir einen Hamburger finanzieren kann, stimmt’s?“, scherzte sie nervös. „Keine Angst, ich lasse dich nicht verhungern.“

Verblüfft steckte Brian den Geldschein ein, den sie ihm gab. „Danke, Mom“, murmelte er.

„Willst du uns nicht bekannt machen?“, fragte Danny.

Dies war der Augenblick, vor dem sie sich am meisten gefürchtet hatte. Aber zugleich auch der, den sie am stärksten herbeigesehnt hatte. Ich weiß nicht, ob ich es kann, dachte sie. Dass sie ihren Sohn … seinem Vater vorstellen musste … war eine makabre Ironie des Schicksals.

„Danny, das ist mein Sohn Brian“, begann sie. „Brian, das ist Danny Finn. Er wird entscheiden, was aus dem Werk wird, in dem Grandma Beverly und Grandpa Jack arbeiten. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Er hat für Beckwith High Basketball gespielt.“

„Wie geht es Ihnen, Sir?“, sagte Brian höflich und streckte die Hand aus. „Wenn Sie Basketball gespielt haben, müssen Sie meinen Dad gekannt haben.“