Till there was you - Iris Morland - E-Book

Till there was you E-Book

Iris Morland

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Beschreibung

Heimliche Liebe in Fair Haven.

Jubilee Thorntons Leben war immer sehr behütet, da ihre Kindheit von Krankheit gezeichnet war. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, endlich das Leben in vollen Zügen genießen zu können. Und die Aufmerksamkeit des gut aussehenden Lehrers Heath DiMarco zu gewinnen, in den sie seit Jahren verknallt ist. Als sie dann aber enttäuscht wird, erstellt Jubilee eine Bucket List mit Dingen, die sie schon immer wagen wollte …

Heath DiMarco zog sieben Jahre zurvor in die Kleinstadt Fair Haven, um den Erinnerungen an seine Vergangenheit zu entkommen. Jetzt ist er ein angesehener Grundschullehrer und kann es sich nicht leisten, mit der jüngsten Schwester seines besten Freundes zu flirten. Ganz gleich, wie sehr dieser eine Kuss in der Halloween-Nacht seine Welt auch erschüttert hatte. Doch als er Jubilees Liste mit gewagten Vorsätzen entdeckt, wird ihm klar, dass auf dieser Liste nur ein Name stehen sollte: seiner!


Die Thorntons Family Reihe von Iris Morland für alle Fans von Lucy Score and Claire Kingsley. Die Titel können unabhängig voneinander gelesen werden. 

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Heimliche Liebe in Fair Haven.

Jubilee Thorntons Leben war immer sehr behütet, da ihre Kindheit von Krankheit gezeichnet war. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, endlich das Leben in vollen Zügen genießen zu können. Und die Aufmerksamkeit des gut aussehenden Lehrers Heath DiMarco zu gewinnen, in den sie seit Jahren verknallt ist. Als sie dann aber enttäuscht wird, erstellt Jubilee eine Bucket List mit Dingen, die sie schon immer wagen wollte …

Heath DiMarco zog sieben Jahre zurvor in die Kleinstadt Fair Haven, um den Erinnerungen an seine Vergangenheit zu entkommen. Jetzt ist er ein angesehener Grundschullehrer und kann es sich nicht leisten, mit der jüngsten Schwester seines besten Freundes zu flirten. Ganz gleich, wie sehr dieser eine Kuss in der Halloween-Nacht seine Welt auch erschüttert hatte. Doch als er Jubilees Liste mit gewagten Vorsätzen entdeckt, wird ihm klar, dass auf dieser Liste nur ein Name stehen sollte: seiner!

Die Thorntons Family Reihe von Iris Morland für alle Fans von Lucy Score and Claire Kingsley. Die Titel können unabhängig voneinander gelesen werden. 

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Iris Morland

Till there was you

Aus dem Amerikanischen von Carina Schnell

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Epilog

Impressum

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Für alle, die einen Traum hatten und ausbrechen wollten.

Kapitel 1

Jubilee Thornton fluchte, als ihre Kaffeemaschine – das Einzige, worauf sie sich in dieser chaotischen Welt verlassen konnte – stotterte, zischte und dann ihren letzten Atemzug zu nehmen schien. Zwei Esslöffel Kaffeepulver platschten in die Kanne, doch Jubilee war beinahe versucht, das Gebräu trotzdem zu trinken.

Wann war ihr Leben so erbärmlich geworden?

Sie war fünfundzwanzig, hatte noch nie gedatet, war nicht aufs College gegangen und hatte ihre Heimatstadt noch nie verlassen. Sie wohnte in einer winzigen Wohnung in Fair Haven, Washington, und arbeitete in der Bäckerei Rise and Shine ihrer Schwägerin Megan. Und zu allem Überfluss musste ihre Kaffeemaschine heute den Geist aufgeben, denn offenbar war es zu viel verlangt, dass sie ihre nötige Dosis Koffein bekam.

»Komm schon. Tu mir das heute nicht an«, murmelte sie dem Gerät zu, während sie an den Knöpfen herumdrückte. Sie versuchte alles, um die Maschine wieder zum Laufen zu bringen, musste aber schließlich einsehen, dass diese das Zeitliche gesegnet hatte.

Jubilee sagte sich, dass sie noch ein wenig auf ihren Kaffee warten konnte. Sie arbeitete schließlich in einer Bäckerei, in der es verschiedenste Sorten gab, obwohl dort morgens so viel los war, dass sie keine Zeit haben würde, Kaffee zu trinken.

Sie atmete tief durch und gab Müsli in eine Schale. Beinahe hätte sie sich jedoch an der sauren Milch verschluckt. Und da an diesem Morgen einfach nichts klappen wollte, war zu allem Überfluss kein Müsli mehr übrig, da sie dringend einkaufen gehen musste. Anscheinend muss ich auch in der Bäckerei frühstücken.

Mit knurrendem Magen und schmerzendem Kopf entsorgte sie das Müsli und die saure Milch. Auch ihre Füße taten weh, aber das kam davon, dass sie am Vorabend High Heels getragen hatte. Es hätte die beste Party ihres Lebens werden sollen – bis alles in sich zusammengefallen war.

Warum bin ich in meinem eigenen Leben immer nur die Zuschauerin?

Die Erkenntnis traf sie wie ein Kinnhaken. Während alle um sie herum auskosteten, was das Leben zu bieten hatte, tat sie absolut gar nichts.

Aber was bedeutete es schon, so richtig zu leben? Befände sie sich in einem Film, würde sie zum Fallschirmspringen gehen oder auf einen Berg steigen. Vielleicht sollte sie eine Safari machen und auf Löwenjagd gehen.

Sie verzog das Gesicht. Riesige Tiere zu erschießen klang nicht befreiend, sondern deprimierend.

Ihr blieben zwei Stunden, bevor sie zur Arbeit im Rise and Shine gehen musste. Es war ihr erster Job. Vor zwei Jahren war sie endlich bei ihren Eltern ausgezogen, nachdem diese sie ihr Lieben lang verwöhnt und in einer geschützten Umgebung großgezogen hatten.

Da sie als Kind zweimal Leukämie gehabt hatte, waren ihre Eltern überfürsorglich. Jubilee verstand, warum sie sich um sie sorgten, aber das bedeutete nicht, dass es ihr gefiel.

Nun lebte sie allein und verdiente ihr eigenes Geld, um ihre Rechnungen zu bezahlen, doch in diesem Moment kam ihr alles so sinnlos vor. Was hatte sie schon mit ihrem Leben angefangen? Nichts. Sie war nicht aufs College gegangen, weil ihre Mutter gefürchtet hatte, Jubilee könnte einen Rückfall erleiden. Sie war nie aus ihrer Heimatstadt fortgezogen, hatte ja noch nicht einmal den Staat Washington verlassen. Wie wäre es wohl, woanders hinzugehen? An einen weit entfernten Ort? Nach Florida, Island oder in die Mongolei?

Wenigstens würde ich an diesen Orten nicht einem bestimmten bescheuerten Kerl über den Weg laufen.

Jubilee brauchte Veränderung. Und was wäre ein besserer Anfang, als eine Liste aller Dinge zu schreiben, die sie tun wollte?

Sie nahm sich einen Stift und kaute an dessen Ende herum, während sie darüber nachdachte, was genau sie mit ihrem Leben anstellen wollte.

Schließlich schrieb sie: JUBILEES LISTE DER DINGE, DIE SIE INNERHALB EINES JAHRES TUN WIRD.

Den Titel konnte sie später immer noch umformulieren.

Fallschirmspringen kam ihr nicht attraktiv vor. Genauso wenig wie einen Berg zu besteigen. Sie wollte Dinge erleben, die die meisten Frauen ihres Alters bereits getan hatten. Dinge, die sie aufgrund ihrer Krankheit nie hatte tun können, aber schon immer hatte tun wollen.

Als sie fünfzehn Minuten später mit der Liste fertig war, lachte sie. Ihr Herz fühlte sich zum ersten Mal seit gestern Abend leichter an.

Gestern Abend, als sie den Mann geküsst hatte, in den sie schon lange verliebt war: Heath DiMarco. Und er hatte sie zurückgeküsst. Doch dann hatte er sie von sich geschoben und ihr gesagt, dass das nie wieder passieren dürfe.

»Scheiß auf Heath«, murmelte sie, während sie sich das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammenband. Sie steckte sich die Liste in die hintere Hosentasche und verließ die Wohnung.

Seit Heath vor sieben Jahren nach Fair Haven gezogen war, waren er und Jubilees ältester Bruder Harrison eng befreundet. Im Vergleich zu Harrison – und Jubilees drei anderen Brüdern – war Heath geradezu brav. Mit seinem rotbraunen Haar, der durchschnittlichen Größe und der Brille wirkte er, als würde er seine Abende gern mit einer guten Tasse Tee beim Schachspielen verbringen. Dazu kam, dass er Grundschullehrer war.

Aufgrund all dieser Dinge hätte er normal, sicher und geradezu spießig wirken müssen.

Doch kein Spießer küsste, wie Heath sie gestern Abend geküsst hatte. Jubilee schauderte auf dem Weg zum Rise and Shine.

Sie redete sich ein, dass es an dem kühlen Morgen lag. Herbstblätter knirschten unter ihren Stiefeln, und der Wind pfiff durch die Äste, die mit jedem Tag kahler wurden.

Die Glocke über der Bäckereitür klingelte, als Jubilee eintrat. Es herrschte bereits reges Treiben, und Megan Thornton eilte um die Verkaufstheke herum. Das rote Haar hatte sie zu einem Messy Bun aufgetürmt, und über ihre Wange zog sich ein Mehlstreifen. Dadurch sah sie noch gestresster aus als sonst.

»Gott sei Dank! Kannst du kurz die Kasse übernehmen? Ich muss die Zimtschnecken fertig machen.«

»Na klar. Kein Problem.«

Schon eilte Megan an ihr vorbei in die Küche. Als Jubilee in der Bäckerei angefangen hatte, hatte sie sich erst einmal zurechtfinden und lernen müssen, wie man Latte Macchiato machte oder die Kasse bediente. Sie war dankbar, dass Megan sie nicht bereits nach einem Monat wieder gefeuert hatte.

Als Jubilee endlich eine Pause machen konnte, war ihre Mittagspause schon verstrichen. Megan muss dringend eine weitere Person einstellen, dachte sie müde. Ihr Magen knurrte. Sie nahm zwei Sandwiches aus der glasverkleideten Auslage (einer der Vorteile, wenn man in einer Bäckerei arbeitete) und zog sie sich damit in die Küche zurück. Falls Kunden hereinkämen, konnten sie die Glocke auf der Theke betätigen.

»Du solltest etwas essen.« Jubilee reichte Megan eins der Sandwiches.

»Oh, danke. Die Zimtschnecken sind fast fertig.« Megan seufzte. »Ich glaube, ich muss eine dritte Person einstellen.«

Jubilee biss in ihr Sandwich und hob wortlos die Brauen.

Megan lachte. »Ist ja gut, ist ja gut. Du hattest recht. Die Jobanzeige geht noch heute Abend raus.« Sie packte ihr Sandwich aus und stöhnte, als sie hineinbiss. »Mir war nicht bewusst, wie hungrig ich bin.«

Erst gestern Abend hatten Megan und ihr Mann – Jubilees zweitältester Bruder – verkündet, dass sie ein Kind erwarteten. Man sah Megan die Schwangerschaft noch nicht an, doch manchmal ertappte Jubilee sie dabei, wie sie sich gedankenverloren über den Bauch strich.

Ihr ältester Bruder Harrison und dessen Frau Sara erwarteten ebenfalls Nachwuchs. Manchmal fand Jubilee es seltsam, dass ihre Brüder, die früher nichts als Flausen im Kopf gehabt hatten, nun verheiratet waren und bald Väter wurden. Sie ignorierte den Neid, der bei dem Gedanken in ihr aufstieg.

Es war, als würde ihr die Liste in ihrer Tasche ein Loch in die Hose brennen. Megan war eine ihrer besten Freundinnen und damit die perfekte Person, die Jubilee fragen konnte, ob sie noch etwas – oder jemanden – zur Liste hinzufügen sollte.

Nach ihrer Wunschliste hatte sie eine Liste mit potenziellen Männern angefangen, die sie daten konnte. Da Fair Haven sehr klein war, war die Liste nicht besonders lang.

»Megan, kann ich dich um Rat fragen?«, fragte Jubilee.

»Was? Natürlich. Was gibt’s denn?« Megan hatte ihr Sandwich aufgegessen und lehnte sich zurück.

»Ich habe keine Lust mehr, abgeschieden von allem zu leben.« Jubilee zog ihre Liste hervor und reichte sie Megan. »Also, ähm, habe ich eine Liste verfasst. Von Dingen, die ich gern tun würde.«

Megan hob die Brauen, entfaltete die Liste und schwieg einen langen Moment, während sie sie überflog. Jubilee konnte sich kaum davon abhalten, nervös auf dem Stuhl hin- und herzurutschen wie ein kleines Kind.

Da sprang Megan auf und verschwand mit der Liste in der Hand. Würde sie sie schreddern? Oder über dem Gasherd verbrennen?

Als sie zurückkehrte, hatte sie einen Stift und ein Clipboard in der Hand. »Das ist ein guter Anfang«, sagte sie. »Aber lass uns noch ein paar Dinge und Namen hinzufügen.«

Als Megan grinste, musste Jubilee einfach zurückgrinsen.

Heath DiMarco stand vor der Bäckerei Rise and Shine und fragte sich zum millionsten Mal, warum ausgerechnet er die Cupcakes für die Lehrerversammlung am Abend abholen musste. Die Kinder waren schon nach Hause gegangen, doch die meisten Lehrer blieben in der Schule, bis die Versammlung ein paar Stunden später beginnen würde. Heath hatte nach Hause gehen wollen, doch nun musste er die Cupcakes holen. Und durfte sich dabei nicht noch mehr zum Narren machen.

Als der Schulleiter Mr. Anderson ihn gebeten hatte, die verdammten Cupcakes abzuholen, hatte er sich auf die Schnelle keine gute Ausrede einfallen lassen können.

Tut mir leid, ich habe eine der Frauen geküsst, die in der Bäckerei arbeitet, und ihr dann gesagt, dass es nie wieder passieren darf. So in etwa? Oder:

Tut mir leid, ich darf die Bäckerei nie wieder betreten, weil ich verbannt wurde.

Er hoffte, das Jubilee heute nicht arbeitete. Er hoffte außerdem, dass sie heute arbeitete, weil er sie sehen wollte. Nach gestern Abend wollte er sichergehen, dass es ihr gut ging.

Aber wie sollte er das anstellen? Sie würde es ihm nicht sagen, selbst wenn er sie fragte. Denn er hatte es verkackt – so richtig.

Zwischen uns wird nie etwas sein, hatte er erst gestern Abend zu ihr gesagt. Beim Anblick des Schmerzes und der Scham, die sich daraufhin auf Jubilees Gesichtszügen abgezeichnet hatten, hatte sich sein Herz vor Reue zusammengezogen. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass sie ihn küsste. Es war ein dummer Fehler mit weitreichenden Konsequenzen gewesen.

»Wollen Sie reingehen?«, fragte eine Frau hinter ihm.

Er zuckte zusammen und hielt dann die Tür auf, damit die Frau eintreten konnte. Sie warf ihm einen seltsamen Blick zu und betrat die Bäckerei.

Der heimelige Duft von Brot und Kaffee strömte heraus und stieg Heath in die Nase.

Niemand stand am Verkaufstreten. Die Frau betätigte die Klingel, dann ein zweites Mal, als nach drei Sekunden keiner auftauchte.

»Entschuldigung, ich bin gleich da«, ertönte Jubilees Stimme aus der Küche.

Heath biss die Zähne zusammen. Er zog es in Erwägung, die Frau zu bezahlen, damit sie die Cupcakes für ihn abholte. Wie ein Drogendeal, nur mit Cupcakes.

Doch er kam nicht dazu, seinen illegalen Cupcake-Plan in die Tat umzusetzen, da Jubilee mit geröteten Wangen in die Bäckerei geeilt kam. Als sie Heath entdeckte, blieb sie abrupt stehen, wobei sie gegen die Kante des Tresens stieß.

Heath zuckte zusammen.

»Autsch! Verdammt!« Jubilee rieb sich die Hüfte. »Entschuldigen Sie, was kann ich für Sie tun?«

»Ich brauche ein Sauerteigbrot«, antwortete die Frau.

Heath konnte sich die Missbilligung auf ihren Zügen lebhaft vorstellen.

Wie tief steckte ihr der Stock wohl im Arsch?

Im selben Moment traf Jubilees Blick seinen. Er deutete auf die Frau und verdrehte die Augen. Jubilee biss sich auf die Lippe, um nicht loszulachen.

Nachdem die Frau gegangen war, trat Heath an den Tresen und suchte nach den richtigen Worten. Er sollte sich entschuldigen, nicht wahr? Andererseits bezweifelte er, dass Jubilee über letzte Nacht reden wollte. Vielleicht sollte er einfach so tun, als wäre nichts geschehen. Es war ein wunderschöner Traum gewesen, diese weiche Lippen zu küssen und ihnen ein süßes Stöhnen zu entlocken …

»Willst du deinen üblichen Latte Macchiato?« Jubilee zappelte nervös herum und wirkte deshalb besonders jung auf Heath.

Das allgegenwärtige schlechte Gewissen nagte an ihm. Es gab mehrere Gründe, aus denen nie etwas zwischen ihm und Jubilee laufen konnte. Zum einen war sie zu jung für ihn. Zum anderen war sie die kleine Schwester seines besten Freundes.

Und man stellte nicht der jüngeren Schwester des besten Freundes nach.

Er räusperte sich. »Cupcakes. Ich soll sie abholen. Wahrscheinlich läuft die Bestellung auf Anderson.«

»Oh! Ja. Sie stehen hinten, ich hole sie.«

Heath konnte es sich nicht verkneifen, Jubilees Hintern in ihrer engen Jeans zu bewundern. Er rieb sich die Schläfen.

Als er vor sieben Jahren nach Fair Haven gezogen war, war Jubilee noch ein Kind gewesen. Heath hatte sie als kleine Schwester gesehen, als er sich mit ihrem älteren Bruder Harrison angefreundet hatte. Im Lauf der Jahre war Jubilee zu einer wunderschönen jungen Frau herangewachsen. Und zu Heaths Bestürzung hatte sie Fair Haven nie verlassen. Sie war geblieben, um ihn zu foltern.

Er lachte leise. Jubilee war die Letzte, die absichtlich jemanden foltern würde. Es war allein sein Problem, dass sie für ihn nun nicht mehr die kleine Schwester, sondern eine begehrenswerte Frau war. Eine Frau, die ihn gestern Abend geküsst und ihm verdammt noch mal den Verstand geraubt hatte.

»Heath, wie geht es dir? Hast du dich von gestern Abend erholt?«, fragte Megan, die Jubilee zurück zum Tresen begleitete. »Wann bist du nach Hause gegangen?«

»Äh, gegen Mitternacht, glaube ich.« Er war sofort nach dem Kuss abgehauen, da er das Schicksal nicht hatte herausfordern wollen. Vor allem weil Jubilee ein Zwanziger-Jahre-Kostüm getragen hatte.

»Hier, bitte. Sie wurden schon bezahlt.« Jubilee schob ihm den Karton mit den Cupcakes zu, wobei sie darauf achtete, dass sich ihre Finger nicht berührten.

»Danke.« Er zögerte, obwohl er nicht wusste, warum. Was sollte er sagen? Dass es ihm leidtat? Dass er sie wieder küssen wollte? Dass er ein Idiot war?

Als ein weiterer Kunde die Bäckerei betrat, war er zugleich dankbar und enttäuscht. Doch er nahm die Ablenkung als seine Möglichkeit, zu verschwinden.

Allerdings konnte er sich nicht davon abhalten, Jubilee ein letztes Mal anzusehen: ihr neuerdings kurzes dunkles Haar, ihr herzförmiges Gesicht, das strahlende Grün ihrer Augen. Sie war kleiner als ihre Geschwister, vielleicht gerade mal eins siebenundsechzig. In den letzten Jahren war sie kurviger geworden, und im Moment gab ihr Baumwoll-T-Shirt jedes Mal den Blick auf ihren Ausschnitt frei, wenn sie sich vorbeugte.

Er musste verdammt noch mal von hier verschwinden, bevor er etwas sehr, sehr Dummes tat.

Er war so abgelenkt, dass er Megan nicht bemerkte, die um den Tresen herumgekommen war, um einen Tisch abzuwischen. Er stieß mit ihr zusammen. Megan entfuhr ein überraschtes »Oh!«, während Heath gerade noch die Cupcakes festhalten konnte. Sie stolperte und drohte zu fallen, konnte sich aber gerade noch fangen.

»Alles in Ordnung?«, fragten er und Jubilee gleichzeitig.

Er stellte die Cupcakes auf dem Tisch ab und half Megan auf.

Sie lachte. »Mir geht’s gut. Und den Cupcakes? Das ist das Wichtigste.« Sie wischte sich Staub von der Jeans. »Jubilee hat den ganzen Morgen daran gearbeitet.«

»Verdammt, es tut mir so leid. Heute bin ich irgendwie total durch den Wind.« Bei diesen Worten sah Heath Jubilee absichtlich nicht an.

»Ist ja noch mal gutgegangen. Aber erzähl es nicht Caleb. Er behandelt mich sowieso schon wie ein rohes Ei.« Megan verdrehte die Augen. Er und Jubilee lachten, hielten dann aber abrupt inne.

»Also, bis dann mal wieder«, murmelte er.

Sie nickte und widmete sich wieder den Kunden, die den Laden um diese Tageszeit fluteten.

Als Heath die Cupcakes vom Tisch nahm, fiel ihm ein gefaltetes Blatt Papier auf dem Boden auf. Er hob es auf. Hatte Megan es fallen lassen? Oder Jubilee? Gerade wollte er nachfragen, als sein Blick auf die Worte entjungfert werden fiel. Und dann auf einen Namen: Jubilee. Seine Augenbrauen hoben sich fast bis zum Haaransatz. Schrieb sie etwa einen Liebesroman? Nun war er gleich doppelt neugierig. Sie wirkte nicht, als wäre sie der Typ dafür, aber das musste nichts heißen.

Allerdings ging ihn das nichts an. Er drehte sich um und wollte Megan ausfindig machen, damit sie Jubilee den Zettel gegeben konnte, doch sie war verschwunden. Jubilee hatte alle Hände voll mit den Kunden zu tun, und er wollte ihr den merkwürdigen Zettel nicht vor all diesen Leuten geben.

Er nahm sich vor, ihn erst einmal mitzunehmen und später einer der beiden Frau zu geben. Denn er hatte so das Gefühl, dass Jubilee nicht wollen würde, dass dieser Zettel auf dem Boden herumlag, sodass ihn jederzeit irgendein Kunde finden konnte.

Also schob er den Zettel in seine Tasche. Dort blieb er den ganzen Abend während der Lehrerversammlung, und als Heath vier Stunden später nach Hause kam, hatte er ihn schon beinahe vergessen. Beinahe.

Als er den Zettel aus der Hosentasche zog und ihn anstarrte, wünschte er sich fast, er könnte den Inhalt lesen, ohne ihn zu entfalten. Was, wenn er gar nicht Jubilee gehörte? Was, wenn es jemand anderes das über sie geschrieben hatte und der Inhalt sie verletzen würde?

Das war Grund genug, ihn zu entfalten und zu lesen.

JUBILEES LISTE DER DINGE, DIE SIE INNERHALB EINES JAHRES TUN WIRD.

Mit einem Mann knutschen.

Auf ein Konzert gehen.

Eine Zigarette rauchen.

Nacktbaden gehen.

Entjungfert werden (siehe Liste der infrage kommenden Männer).

Heath setzte sich auf die Couch und starrte auf das Papier, bis seine Sicht verschwamm. Die Liste der infrage kommenden Männer sah er sich nicht an. Das wollte er nicht.

Denn er sollte verdammt sein, wenn Jubilee auch nur ein einziges der hier aufgelisteten Dinge mit einem anderen Mann tat – vor allem den letzten Punkt.

Der Haken an der Sache war, dass Heath ihr gesagt hatte, zwischen ihnen könne nie etwas laufen. Stöhnend und fluchend schlug er sich die Hände vors Gesicht und verfluchte sich dafür, so ein riesiger Dummkopf zu sein.

Kapitel 2

Als Jubilee nach Hause kam, schüttete sie den Inhalt ihrer Handtasche auf dem Bett aus und suchte alles nach der verdammten Liste ab. Fluchend sah sie in ihren Hosentaschen, den Manteltaschen und sogar in ihren Schuhen nach.

Keine Spur von der Liste.

Hatte Megan sie ihr nicht zurückgegeben, bevor Heath in der Bäckerei aufgetaucht war? Sie erinnerte sich nicht. Sie hatte die Glocke gehört, während sie und Megan noch dabei gewesen waren, die Liste weiterzuschreiben, und als sie dann Heath gesehen hatte, war ihr Gehirn augenblicklich zu Brei geworden.

Sie schrieb Megan: Hast du meine Liste?

Ein paar Minuten später antwortete Megan: Nein, hast du sie nicht mehr?

Das bedeutete, dass die Liste irgendwo in der Bäckerei lag. Jubilee wäre beinahe zurückgegangen, um danach zu suchen, doch das kam ihr dann doch etwas übertrieben vor. Falls jemand sie fand, würde die Person die Liste hoffentlich für Müll halten und einfach wegwerfen.

Da kam ihr ein Gedanke. O Gott, was, wenn Heath sie gefunden hat?

Sie schauderte vor Scham. Davon würde sie sich nie erholen. Er würde sie für eine Verrückte oder eine Schlampe oder beides halten. Wer machte schon eine Liste, auf der Dinge wie entjungfert werden standen? Nur traurige Spinnerinnen.

Jubilee versuchte, die aufsteigende Panik zu unterdrücken. Sollte Heath etwas finden, das ihr gehörte, würde er es ihr zurückgeben. Er war ein guter Kerl. Okay, ein guter Kerl, den sie vors Schienbein treten wollte, aber er war trotzdem anständig.

Jubilee war vor zwei Jahren in ihre Wohnung gezogen, als sie den Job in der Bäckerei angefangen hatte. Vorher hatte sie immer nur zu Hause gewohnt, und es war nicht leicht gewesen, ihre Mutter dazu zu überreden, sie alleine wohnen zu lassen. Lisa Thornton war davon überzeugt gewesen, dass Jubilee sich nicht um sich selbst kümmern würde oder dass ihr Erwachsenendinge, wie Miete und Strom zahlen, über den Kopf wachsen würden.

Doch Jubilee hatte sich behauptet, und auch wenn die Arbeit in der Bäckerei nicht ihr Traumjob war, verdiente sie genug, um die lästigen Rechnungen zu zahlen und vor allem den übermäßig wachsamen Augen ihrer Mutter zu entgehen.

Beim Abendessen checkte Jubilee ihre E-Mails. Ihr Herz raste, als sie eine Mail vom Avila College, einem kleinen Community College in Seattle, entdeckte.

Sie stellte ihre Schale Suppe ab und öffnete die E-Mail. Als sie die Worte Herzlichen Glückwünsch, Sie wurden angenommen! las, entfuhr ihr ein erleichtertes Seufzen. In der Highschool hatte Jubilee gute Noten gehabt, doch sie war während ihres ersten Jahres ein zweites Mal an Leukämie erkrankt. Deshalb hatte sie einiges aufholen und sich besonders anstrengen müssen, um ihren Abschluss gemeinsam mit den anderen Schülern ihres Jahrgangs zu schaffen.

Natürlich war es im Vergleich zu einer Universität nicht so schwer, einen Studienplatz an einem Community College zu ergattern. Es hatte keinen Grund gegeben, warum sie ihre Bewerbung ablehnen würden, doch Jubilee war trotzdem nervös gewesen. Jetzt musste sie nur noch ihrer Familie erzählen, dass sie nach Seattle ziehen und dort aufs College gehen würde.

Lisa Thornton würde diese Neuigkeiten lieben. (Ironie aus.)

Doch Jubilee ließ es sich nicht nehmen, ihren Erfolg zu feiern. Sie schenkte sich ein Glas Wein ein und wollte gerade den Fernseher einschalten, um Food Network zu schauen, als es an der Wohnungstür klopfte. Als sie öffnete, stand dort ihre Mutter mit zwei vollen Einkaufstüten.

»Hilf mir mal.« Lisa reichte Jubilee eine Tüte. »An der Kasse packen sie die nie richtig. Ich musste erst mal das Brot von ganz unten hervorholen, bevor ich den Laden verlassen habe.«

Jubilee seufzte, als Lisa die Einkäufe in Jubilees Küchenschränken zu verstauen begann. Ihre Mutter ging regelmäßig für sie einkaufen, weil sie dachte, Jubilee wäre nicht in der Lage, es selbst zu tun. Jubilee wusste allerdings, dass sie in Wahrheit nach ihrer Tochter sehen wollte. Das Amüsanteste daran war, dass Lisa seit Jahren keine Einkäufe mehr selbst getätigt hatte. Dafür hatte sie immer Personal gehabt. Erst nachdem Jubilee ausgezogen war, hatte sie wieder damit angefangen.

»Du musst mir keine Einkäufe bringen«, sage Jubilee einmal mehr und stellte eine Packung Eier, Wasserflaschen und Mandelmilch in den Kühlschrank.

»Du hast kaum etwas Essbares hier.« Lisa schnalzte mit der Zunge und packte drei weitere Müslipackungen neben die, die sie eben schon in die Speisekammer gesellt hatte.

»Ich hatte vor, morgen einkaufen zu gehen.«

Lisa hörte sie nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, Jubilees Speisekammer nach ihren Vorstellungen umzuräumen. Jubilee biss die Zähne zusammen, um nichts zu sagen, was sie später bereuen würde.

Während der Chemotherapie war Lisa ihr nie von der Seite gewichen. Sie hatte Jubilee zu jedem Termin, jedem Test und jeder Behandlung gefahren. Sie hatte Jubilees Haar gebürstet, als Jubilee zu müde dafür gewesen war. Sie hatte sie gebadet und ihr immer wieder gesagt, dass sie die Leukämie besiegen und ein langes, langes Leben führen würde.

Erst Jahre später, als sich ihre fünf älteren Geschwister ebenfalls um sie gekümmert hatten, war Jubilee aufgefallen, wie viel Lisa dadurch verpasst hatte. Deshalb hatte sie ein dermaßen schlechtes Gewissen, dass sie es nicht übers Herz brachte, ihrer Mutter zu sagen, sie solle sie ihr eigenes Leben führen lassen, egal, wie frustrierend Lisas Verhalten manchmal war.

Jubilee rieb sich über die Brust, direkt über der Stelle, wo sich der Port für ihre Knochenmarktransplantationen befunden hatte. Manchmal spürte sie noch die Nadel unter der Haut, obwohl sie seit über zehn Jahren nicht mehr behandelt worden war.

»Warum hast du nicht auf meine SMS geantwortet?«, fragte Lisa. Sie war Anfang sechzig und immer noch attraktiv. Ihr Haar war hellblond gefärbt, und sie trug dezentes, elegantes Make-up.

Als weibliches Oberhaupt einer großen Familie war Lisa auch heute noch präsent im Leben ihrer mittlerweile erwachsenen Kinder. Nachdem sie Harrison und Sara allerdings beinahe auseinandergebracht hätte, hatte sie sich »etwas beruhigt«, wie Harrison es ausdrückte. Jubilee fand jedoch, dass das lediglich für ihre älteren Geschwister galt. Sie würde immer die Jüngste sein, die beschützt werden musste.

»Oh, sorry, das habe ich ganz vergessen.« Sie widmete sich wieder ihrer Suppe, die inzwischen kalt geworden war. Innerlich seufzte sie.

»Kommst du dieses Wochenende nach Hause?« Lisa setzte sich neben Jubilee, lehnte sich jedoch nicht an. »Dein Vater würde dich gern sehen.«

Jubilee verkniff sich ein Lächeln. »Er hat mich erst gestern in der Bäckerei gesehen.«

»Du weißt, was ich meine. Du warst eine Weile nicht zu Hause. Deine Geschwister werden da sein.«

»Wirklich? Alle?«

»Die meisten. Caleb antwortet mir noch seltener als du.« Lisa tätschelte Jubilees Knie. »Ich mache mir Sorgen um dich. Du arbeitest den ganzen Tag, hast kein Essen zu Hause und wohnst in dieser winzigen Wohnung …«

»Mom, das haben wir doch schon besprochen. Meine Wohnung ist mir gerade recht. Ich habe essen, ich bezahle meine Rechnungen, und ich kümmere mich um mich selbst.«

»Das ist es also, was du für den Rest deines Lebens tun willst? In der Bäckerei arbeiten?«

Jubilees Wangen wurden heiß. Sie zog es in Erwägung, Lisa vom Avila College zu erzählen, tat es dann aber doch nicht. Sie war nicht in der Stimmung, sich eine Predigt darüber anzuhören, dass es keine gute Idee sei, nach Seattle zu ziehen. Ironischerweise wollte ihre Mutter aber auch nicht, dass sie in der Bäckerei arbeitete.

»Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«, fragte sie. »Wieder zurück nach Hause ziehen und den Rest meines Lebens mit dir und Dad verbringen?«

»Nein, das meine ich gar nicht. Leg mir keine Worte in den Mund. Ich mache mir bloß Sorgen, dass du vielleicht nicht die besten Entscheidungen getroffen hast, außerdem musst du auf deine Gesundheit achten. Solltest du wieder krank werden …«

»Im Erwachsenenalter ist das unwahrscheinlich.«

Jubilee sah die Sorge auf Lisas Zügen und drückte die Hand ihrer Mutter.

»Es geht mir gut. Ich bin glücklich. Mach dir keine Sorgen um mich, okay?«

Lisa drückte zurück. »Kommst du dieses Wochenende nach Hause?«

»Ja, ich komme. Ich verspreche es.«

Lisa ließ Jubilee versprechen, den Vermieter anzurufen, damit er sich um ihr undichtes Fenster kümmerte, und ging schließlich. Jubilee warf die kalte Suppe weg und schenkte sich ein zweites Glas Wein ein.

Würde ihre Mutter sie jemals erwachsen werden lassen? Sie wusste nicht, ob Lisa jemals das kränkliche Kind gehen lassen würde, das Jubilee früher mal gewesen war.

Doch durch das ständige Einmischen ihrer Mutter war Jubilee noch entschlossener, nach Seattle zu gehen. Sie würde das Leben führen, das sie sich immer erträumt hatte.

Als die Schulglocke um drei Uhr klingelte, wusste Heath, dass seine Schüler mit den Gedanken schon zu Hause waren.

»Okay, ein schönes Wochenende euch allen. Vergesst nicht, euch auf den Multiplikationstest nächste Woche vorzubereiten.«

Heath arbeitete an der Fair Haven Elementary School, der einzigen Grundschule der Stadt. Gerade wurde diskutiert, eine zweite zu eröffnen, da sie neue Lehrer für die Jahrgänge vier und fünf hatten anstellen müssen. Deren Klassenräume befanden sich in beweglichen Trailern auf dem Schuldgelände, worüber sich viele Kolleginnen und Kollegen lautstark beschwert hatten.

»Mr. DiMarco, kann ich mit Ihnen sprechen?« Die zehnjährige Jessie mit den dunklen Locken war neu an der Fair Haven Elementary School. Zu Beginn des Schuljahres war sie schüchtern und still gewesen, doch zu Heaths Erleichterung war sie mittlerweile aus sich herausgekommen und hatte Freundinnen gefunden.

»Natürlich. Was gibt es denn?«

Jessie zögerte und warf einen Blick über die Schulter. Die anderen Schüler packten ihre Sachen zusammen und gingen lachend aus dem Klassenzimmer, um das Wochenende zu beginnen.

»Wie wäre es, wenn du deine Sachen packst und dann noch mal zu mir kommst, wenn die anderen weg sind? Oder musst du den Bus erwischen?«

Jessie schüttelte den Kopf. »Nein, ich gehe zu Fuß nach Hause.«

Heath steckte Mappen mit Tests und Hausaufgaben in seine Arbeitstasche, während er die verbliebenen Schüler im Blick behielt. Er scheuchte die letzten beiden zur Tür hinaus, da er wusste, dass sie sonst den Bus verpassen würden.

Dann schloss er die Tür, um Jessie ein bisschen Privatsphäre zu verschaffen. Heath unterrichtete Fünftklässler am liebsten, weil sie noch jung genug waren, um ihre Lehrer zu mögen (und manchmal sogar zu umarmen), aber alt genug, um sich um sich selbst kümmern zu können. Heath konnte kaum noch zählen, wie oft es vorgekommen war, dass eine seiner Schülerinnen etwas gesagt oder geschrieben hatte, was ihn als Erwachsenen vollkommen überraschte.

»Also, Jessie wie geht es dir? Ist zu Hause alles in Ordnung?«