Time of Lust | Band 3 | Absolute Hingabe | Roman - Megan Parker - E-Book

Time of Lust | Band 3 | Absolute Hingabe | Roman E-Book

Megan Parker

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 216 Taschenbuchseiten ... Schwer verwundet und tief verletzt verlässt Zahira die Trauminsel »Ivory«. Sie flieht mit David nach New York in ihr junges Model-Leben und glaubt, in ihrem Job und auch in David ihre große Liebe gefunden zu haben. Doch schon bald wird ihr klar, dass er ihr Verlangen nicht stillen kann. Sie sehnt sich nach Dominanz, Erniedrigung und Schmerz. Die immer wiederkehrenden Gedanken an Santiago lassen sie einfach nicht los ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 296

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Impressum:

Time of Lust | Band 3 | Absolute Hingabe | Roman

von Megan Parker

 

Megan Parker wurde 1973 in Wien geboren, wo sie auch heute noch lebt. Ihre Leidenschaft für ferne Länder, Fotografie und spannende Geschichten, die nicht nur das Leben, sondern vor allem die Fantasie in so wundervoll schillernden Farben schreibt, brachte sie zum Schreiben. Waren es anfänglich noch blumige Reiseberichte, fand Megan im Jahr 2010 zur erotischen Literatur. Hier zeigte sich schnell, dass der Reiz für sie nicht in romantischen Lovestorys, sondern vielmehr im lustvollen und krassen Zusammentreffen naiver, hingebungsvoller Liebe und gnadenloser Dominanz liegt, wie es in ihrer Romanreihe „Time of Lust“ vielfach dargestellt ist.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2023 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Umschlaggestaltung: Matthias Heubach

 

ISBN 9783750798274

www.blue-panther-books.de

Weine nicht um Santiago!

»Zahira?«

»Zahira … hörst du mich?«

»Edward, leg eine Decke darüber. Sie soll das Blut nicht sehen!«

»Zahira … bitte … mach die Augen auf!«

All meine Sinne waren wie betäubt und weit weg von jeder Realität. Nur ganz leise, am Rande meines Bewusstseins, erreichte mich die einfühlsame Stimme aus der Außenwelt. Sie streichelte meine Seele und ich ließ mich bereitwillig von ihr einfangen. Wie gern wollte ich mich ihr öffnen, sie tiefer in mich eindringen lassen … und vor allem, das vertraute Gesicht dazu sehen. Schwerfällig hoben sich meine Augenlider und ich erblickte … David.

Er wirkte besorgt … nein, das war noch untertrieben, er sah fix und fertig aus. Noch nie hatte ich so viele Adern und Falten in seinem Gesicht gesehen, und seine Haare waren schweißnass. Sein Anblick machte mir Angst.

»David …«, hauchte ich.

Er lächelte gequält, zwinkerte und brachte damit das Wasser in seinen hübschen Augen zum Überlaufen. »Ganz ruhig …«, flüs­terte er, »besser du sprichst noch nicht.« David tropfte mich mit Tränen voll und plötzlich entdeckte ich eine Infusion neben mir.

»Was ist passiert? Bin ich krank?«, fragte ich panisch.

»Nein«, flüsterte er. »Kannst du dich nicht erinnern?«

Ich sah mich um und bemerkte, dass ich auf dem Teppich lag, direkt neben einem Doppelbett. David kniete neben mir und hielt meine Hand. Er blickte kurz auf und sprach zu Jude: »Marcus soll die Evita fertig machen. In diesem Zustand fahre ich sicher nicht mit dem Speedboot mit ihr!«

So angestrengt ich auch nachdachte, ich konnte mich beim besten Willen an keinen Unfall erinnern. »Bin ich aus dem Bett gefallen?«, fragte ich David.

»Nein, Zahira …« Da war es wieder, sein gequältes Lächeln. »Weißt du noch, dass du mit mir weggehen wolltest, weg von Ivory?«

»Ja.« Jetzt, wo er es sagte, dämmerte es mir wieder, und sofort fuhr ein anderer Gedanke wie ein Blitz durch meine Blutbahn. »Santiago!!« … Erschrocken schnappte ich nach Luft.

David nickte und legte seine Hand auf meine Stirn, um mich zu beruhigen. Aber das half mir auch nicht auf die Sprünge. »Was hat Santiago dazu gesagt?«, wollte ich ungeduldig wissen.

»Wir können gehen. Willst du es denn noch?«

Er ließ uns gehen? So, wie Estelle und Keathan? Sie hatte ihre Achilles-Sehnen geopfert, um ihn verlassen zu dürfen. Sofort blickte ich auf meine Füße … Aber ich hatte sie noch an, meine gläsernen High Heels mit den glitzernden Steinchen, die angeblich echt sein sollten. Gut verschlossen zierten die versperrten Riemen meine Fesseln. Eine Infusion hing in meiner Armbeuge. David injizierte mir zusätzlich ein hellgelbes Serum. Danach streichelte er über meine Wange.

»David, was hat er mit mir gemacht?«, fragte ich mit weinerlicher Stimme. Santiago musste der Grund sein, warum ich plötzlich Infusionen brauchte. Doch David schwieg. Er wartete sichtlich darauf, dass das Medikament wirkte. Mein Atem beruhigte sich spürbar. Auch Jude beugte sich jetzt zu mir herunter und streichelte durch meine Haare. Seltsame Trauer legte sich über sein Gesicht. Santiago? … Nein! Bitte nicht! Ihm durfte nichts zugestoßen sein! »Ist Santiago etwas passiert?«, fragte ich panisch.

David seufzte. »Nein, Santiago ist drüben im Kontrollraum, Damian hält ihn dort fest. Zahira … er hätte dich fast umgebracht! Kannst du dich denn an nichts erinnern?«

Die Injektion zeigte scheinbar schon Wirkung. Mein Herz blieb ruhig und ich schüttelte nur den Kopf.

David sprach weiter: »Ihr habt noch ein letztes Mal miteinander geschlafen … danach hat er dich mit seinen Händen erstickt!« Sprachlos und ungläubig sah ich ihn an. »Er hielt dich sogar noch fest, als Jude bereits die Tür eingetreten hatte. Wir mussten ihn zu dritt von dir losreißen. Du hattest keinen Puls und keine Atmung. Ich hab dich wiederbelebt, hier auf dem Boden. Es tut mir so leid, Zahira, ich hätte früher reagieren sollen. Ich hätte ihm das nie zugetraut.« Er schluckte schwer. »Jude hat dir das Leben gerettet.«

Das Medikament wirkte genial, nicht mal jetzt bekam ich Herzklopfen. Ich sah Jude und erkannte immer noch den Kampfgeist in seinem Gesicht. Als wäre das alles tatsächlich eben gerade passiert!

»Danke …«, hauchte ich verwirrt in seine Richtung. Jemand hatte mein Gedächtnis gelöscht!

»Zahira«, sprach David weiter, »meine Entscheidung, Santiago zu verlassen, steht fest. Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht, was du nach all dem empfindest, aber wenn du mich immer noch willst, dann kannst du mit mir kommen. Du darfst auf gar keinen Fall hierbleiben. «

Ich nickte.

»Du musst dich nicht sofort entscheiden. Ich bringe dich in eine Klinik. Dann sind wir zumindest einmal aus seinem Einflussbereich.«

»Das Boot ist da!«, unterbrach uns Edward.

Boot? Bescheidener Ausdruck für eine Zwanzig-Meter-Yacht, wie die Evita … Jude nahm mich vorsichtig auf seine Arme. Im Vorbeigehen sah ich Blutspuren im Bett. War das mein Blut? … Peitschenhiebe! … Zögerlich erinnerte ich mich an Peitschenhiebe. Sie hatten meine Haut zerschnitten! Mit zwei Fingern fühlte ich dicke Pflaster unter meinem Kleid, eines an meiner Brust, eines auf meinem Bauch und mein rechter Oberschenkel war komplett eingebunden. Gerade als ich das Pflaster an meiner Wange entdeckte, gab mir Edward einen Kuss auf die andere Seite. »Du wirst mir fehlen, Prinzessin!«

Hayle und Liam trugen Taschen nach unten und begleiteten uns bis zum Anlegesteg.

Ich dachte weder an all die anderen Mädchen noch an Damian. Ich war mir nicht mal richtig im Klaren darüber, dass ich gerade im Begriff war, Santiago zu verlassen. Mit dieser Spritze völlig ruhig gestellt, vertraute ich voll und ganz auf David, er würde bestimmt richtig entscheiden … für uns beide. David war jetzt mein Leibarzt … und mein Geliebter.

Jude brachte mich in den Wohnbereich der Yacht und legte mich auf einem breiten Sofa vorsichtig ab. Dann kniete er sich neben mich. Er war so hübsch, mein junger englischer Lord, mein Retter. Wehmütig blickte er in meine Augen und seine Stimme klang so liebevoll: »David wird auf dich aufpassen – so, wie du es dir immer gewünscht hattest. Versprich mir, dass wir uns irgendwann wiedersehen!«

Normalerweise hätte er mich damit zum Weinen gebracht. Es tat mir unheimlich leid, ihn zurücklassen zu müssen. »Jude, die Spritze … Ich kann nicht denken, ich kann nichts empfinden, sonst würde ich ganz bestimmt in Tränen ausbrechen. Ich wollte dich nie verlieren. Es tut mir so leid. Ich werde dann um dich weinen, wenn ich es wieder kann, das verspreche ich dir!«

Er lächelte. »Versprich mir nur eines, weine nie um Santiago! Er hat es nicht verdient!«

Eigentlich hätte ich jetzt nicken müssen, aber ich konnte nicht. Es fühlte sich an, wie eine innere Blockade. Ich konnte auch Jude nicht mehr in die Augen sehen und wandte meinen Blick von ihm ab. Er gab mir keinen Abschiedskuss. Bestimmt hatte ich ihn enttäuscht. Jude ging tatsächlich von Bord, ohne sich von mir zu verabschieden.

David und Hayle blieben. Marcus steuerte die Yacht.

David war sehr aufgeregt, er führte ein Telefonat nach dem anderen. Sie beachteten mich kaum und bald wurden meine Augenlider so schwer, dass ich sie nicht mehr offen halten konnte. Mit Gewalt versuchte ich mich zu erinnern, was passiert war. Santiago hatte mich auspeitschen lassen … von David … mit der Sorte von Peitschen, die sich tief in die Haut gräbt und Narben hinterlässt. Er wollte uns damit beide bestrafen. Wir hatten ihn hintergangen … David, sein Leibarzt und langjähriger Geliebter, von dem er bis zum heutigen Tag dachte, dass er konsequent schwul sei, war ihm untreu geworden. Mit mir. Santiago hatte ihm nur Hayle und Liam zugestanden, seine beiden jungen Geliebten, als Entschädigung dafür, dass er sich nicht im Keller bedienen konnte, wie all die anderen Männer. Keller …. zum ersten Mal fielen mir wieder die Mädchen ein. Jana, sie war mir so sehr ans Herz gewachsen. Victoria, Judes häufigste Wahl, er würde bestimmt gut auf sie aufpassen. Alice, die nun, nachdem ich fort und Estelle mit Keathan in die Schweiz gegangen war, als einzige über die Fähigkeit verfügte, Santiago freihändig mit ihren sinnlichen Lippen zu befriedigen. Und nicht zuletzt Natalie, die immer so zerbrechlich wirkte mit ihrem blassen Teint und ihren langen hellblonden Haaren. Sie alle hatten vermutlich nichts davon mitbekommen, was heute Morgen passiert war. Aber auch meine Erinnerung war noch von gewaltigen Lücken durchzogen. Bestimmt hatte es Santiago mehr als schockiert, dass ich ihn mit David verlassen wollte. Er war stets so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er gar nicht bemerken konnte, wie unsterblich ich mich in David verliebt hatte. Und dass er meine Zuneigung heimlich erwiderte. Ein wohliges Gefühl überkam mich beim Gedanken an Davids zärtliche Art zu lieben. In seinen Armen fühlte ich mich beschützt und geborgen. Ich liebte seinen ästhetischen schlanken Körper, seine seidig zarte Elfenbein-Haut, seine hübschen Augen … und noch viel mehr liebte ich die Erfahrung, die in seinen Berührungen lag und die mich ständig darüber hinwegtäuschte, dass vor mir kaum ein weibliches Wesen seine intime Zuwendung hatte erfahren dürfen. Nur ganz selten, wenn Santiago ihn dazu gezwungen hatte, musste er sich gegen seinen Willen einem Mädchen schenken.

Die frischen Schnitte auf meiner Haut brannten, besonders die auf meiner Bauchdecke. David meinte, ich hätte mit Santiago noch Sex gehabt, bevor er … ich … ich konnte es nicht mal in Gedanken in Worte fassen. Aber der stechende Schmerz brachte unausweichlich eine Erinnerung zurück … Er hatte sich auf meinen Wunden gerieben … Ja! … Plötzlich war ich mir ganz sicher. Sein Schweiß brannte höllisch auf mir und überall war Blut, selbst sein Gesicht konnte ich nun rot verschmiert vor mir sehen, seine Lippen, seine Wangen, alles rot! Der Schrecken jagte ungebremst durch meine Sedierung und ließ mich aufschreien. Ich fuhr in die Höhe und fasste grob in meine Haare.

Sofort war David bei mir. »Was ist passiert?«

»Blut! … Er hat sich in meinem Blut gerieben … auf meinem Bauch … überall!«, keuchte ich.

David nickte mitfühlend. »Ja … das mag stimmen. Ich hab dich schreien gehört.« Vorsichtig löste er die Krallen aus meinen Haaren. »Aber, sag mir, wenn ich falsch liege, meines Erachtens waren es nicht nur Schmerzensschreie.« Er sah mir prüfend in die Augen und hielt meine Handgelenke fest umklammert.

»Du meinst, es hat mir gefallen?«, hauchte ich.

David zuckte mit seinen Schultern.

Ich war schockiert. Über mich selbst. Obwohl, wenn ich genau in mich hineinhorchte, war ich schockiert, dass es mich nicht schockierte. Erschöpft legte ich mich wieder nieder.

David streichelte über meine Wange und seine Stimme klang nun beruhigend. »Wir wissen beide, dass du gern für ihn leidest. Und wir wissen auch beide, wie sehr ihn das erregt. Du hast dich damit bei ihm bis an die Spitze gehangelt und ich bin mir sicher, dass es ihm jetzt das Herz aus der Brust reißt, wenn du ihn verlässt. Aber er hat sich das selbst zuzuschreiben. Diesmal ist er zu weit gegangen. Viel zu weit!«

So sehr es mich auch interessierte, was David erzählte, mir fielen schon wieder die Augen zu.

»Bleib noch kurz bei mir, bitte!«, verlangte er.

Ich sah ihn wieder an.

»Du bist achtzehn und bildhübsch. Er hat deine Model-Karriere ruiniert! Du trägst sein Brandmal am Hals. Er hat dich in diese Schuhe gezwungen, sodass du nicht mehr barfuß laufen kannst. Und er ließ mich dir diese Wunden zufügen, all die Schnitte auf deinem Körper, die nie wieder unsichtbar werden. Du musst von ihm loskommen! Bitte! Mir fällt es auch nicht leicht, aber ich habe meine Grenzen. Du hättest tot sein können, wenn Jude nicht reagiert hätte!«

Ich schluckte schwer.

»Zahira, ich möchte, dass du bis wir in der Klinik sind über etwas nachdenkst …« Er drückte meine Hand fest und sah mich eindringlich an. »Du solltest ihn anzeigen! Wenn dich die Ärzte sehen! Du kannst ohnehin nicht verbergen, dass du misshandelt wurdest. Weißt du, was ich meine? Du hast ganz rote Augen, weil dir so viele Äderchen geplatzt sind, als du keine Luft mehr bekommen hast … und sein Sperma ist noch in dir. Denk an die anderen Mädchen auf Ivory, denen dasselbe zustoßen könnte. Damian hat mir versprochen, er bleibt bei ihm, bis die Polizei kommt. Und ich vertraue ihm – er hatte Santiago heute in seiner Aufgebrachtheit in Handschellen an der Gitterwand fixiert. Damian kennt ihn schon seit frühester Jugend an, er hat sexuell keine Beziehung zu ihm und ist wohl der Einzige, der ihm einen Funken Widerstand bieten kann.«

»In Handschellen? An der Gitterwand?«, fragte ich betroffen.

Plötzlich schlug mich David mit der flachen Hand ins Gesicht. »Zahira, bitte! … Das gibt’s ja nicht! Ich hätte das überspringen sollen!«

Wenigstens hatte er auf meine gesunde Wange gezielt. In den gesamten vier Monaten, die ich auf Ivory zugebracht hatte, hatte mich David noch nie geschlagen. Ich war ziemlich perplex über seine Entgleisung. Und es dauerte ein paar Sekunden, bis ich das verarbeitet hatte. Ich brauchte den Blick in sein zorniges Gesicht und in seine endlos schönen jadegrünen Augen. Beides bewirkte, dass die Anspannung spürbar aus meinen Gliedmaßen wich, und im nächsten Moment fühlte es sich nur noch gut an. Jetzt konnte ich ihm viel besser zuhören, was auch er an meiner Körpersprache zweifellos erkannte. Jetzt gehörte ich ihm. Und seine Stimme beruhigte sich wieder. »Du musst ihn anzeigen, Zahira! Stell dir vor, er hätte das mit mir gemacht, dann würdest du auch nicht zögern!«

»Ja«, hauchte ich einsichtig.

Miami Aphrodite Treatment

Wir trennten uns von Marcus am Hafen und setzten unsere Fahrt in einer großen schwarzen Limousine fort. Etwas außerhalb von Miami erreichten wir ein schlossähnliches Gebäude.

»Das ist die Schönheitsklinik, in der ich früher gearbeitet habe, bevor ich meine Karriere für Santiago aufgab«, erklärte David. »Ich kenne hier den Leiter der Klinik, und der Oberarzt der Chirurgie ist ein guter Freund von mir. Du bekommst ein schönes großes Zimmer, nur für ein paar Tage. Ich möchte, dass dein Herz noch überwacht wird, sie werden zur Sicherheit ein paar Test durchführen und das Allerwichtigste: Sie werden deine Schnittwunden optimal versorgen. Es gibt heute schon sehr gute Methoden auf dem Gebiet der Narbenbehandlung.«

»Du bleibst nicht hier?«, fragte ich David.

»Nicht über Nacht, das geht nicht. Hayle fährt schon mal voraus und sucht ein Hotel, wo wir bleiben können, bis ich eine geeignete Wohnung für uns gefunden habe.«

Eine Schwester erwartete uns bereits am Eingang, ich bekam einen Rollstuhl und David wich nicht von meiner Seite. Bei der Aufnahme ersparte man uns sämtliche Formalitäten. Es hieß, aus Sicherheitsgründen dürfe mein Name nirgendwo erscheinen. Ich war also inkognito hier. Mein Zimmer lag im zweiten Stock. Es war wie angekündigt sehr luxuriös und hätten die Pflaster an meiner rechten Wange nicht so gespannt, wäre mir vor Begeisterung tatsächlich ein breites Lächeln über die Lippen gerutscht. Es war sehr hell, hatte vier doppelflügelige hohe Fenster mit Ausblick auf einen palmenbepflanzten Park. Die Einrichtung hatte Wohnzimmercharakter und man hätte sie genauso gut einem gediegenen Luxushotel zuschreiben können, wenn man von dem obligatorischen Krankenbett absah.

Unter Davids strenger Aufsicht und obwohl ich mich schon viel besser fühlte, musste ich mich gleich wieder ins Bett legen. Er öffnete die kleinen Schlösser an meinen High Heels, um mich von den edlen »Foltergeräten« zu befreien.

»Oberarzt Dr. Lacourt wird gleich bei Ihnen sein«, kündigte die Schwester an, während sie das Kopfteil des Bettes etwas aufrichtete, damit ich mein Zimmer besser überblicken konnte. Dann verließ sie den Raum.

David ging nervös auf und ab. Er fasste sich angespannt an die Stirn und sah aus dem Fenster, als würde irgendwo dort draußen eine große Gefahr lauern. Seine blonden Haare fielen in hübschen Strähnen in sein Gesicht. Es tat mir leid, dass ich ihm so viel Kummer bereitete. Es war alles meine Schuld. Nie hätte ich mich in ihn verlieben dürfen. Und was noch viel schlimmer war, wenn es stimmte, was David gesagt hatte, dann hatte ich Santiago zum Straftäter gemacht. Meine Beruhigungsspritze schien langsam ihre Wirkung zu verlieren und gerade, als meine Augen sich vor lauter Selbstmitleid mit Wasser füllten, öffnete Dr. Lacourt die Tür. Ich musste einige Male zwinkern, um wieder klare Sicht zu haben, und bevor mir schlagartig klar wurde, was mir David mit der Auswahl dieser Klinik angetan hatte. Dr. Lacourt war ein Freund von ihm, aber nicht nur das, auch ich kannte ihn. Und sein Anblick bohrte sich tief in mein Schamgefühl. Die Feier der Schönheitschirurgen auf Ivory – Lacourt war einer der Gäste gewesen, die bis zum Ende geblieben waren, um mich mit heißer Schokolade zu übergießen. Auch er hatte sich daran ergötzt, wie ich mich verzweifelt in dieser überdimensionalen Cocktailschale gewunden hatte, um weiß Gott wie den Schmerzen zu entgehen. Sein Gesicht werde ich wohl nie vergessen, den kalten Ausdruck und die stechend blauen Augen. Er wirkte älter als David, vielleicht durch seine grau-melierten Haare oder die ausgeprägten Geheimratsecken, die mich an meinen früheren Mathe-Lehrer erinnerten. David hätte mich zumindest vorwarnen können.

Dr. Lacourt schüttelte David zur Begrüßung die Hand und kam danach an mein Bett. Er hatte ein paar Unterlagen in der Hand, lächelte und schlug vorsichtig meine Bettdecke zur Seite. David wich an das Fußende des Bettes und wartete gespannt auf das Urteil seines Freundes.

»Vielleicht kann ihr die Schwester die Verbände abnehmen«, sprach Lacourt und läutete gleichzeitig nach ihr. »Ich werde einen Bericht schreiben. Die Polizei wartet bereits draußen. Ich hab sie sofort verständigt, als du mich angerufen hast.«

Mein Herz klopfte … Ich hatte mir überhaupt noch nicht überlegt, was ich denen erzählen sollte.

»Es sieht auf jeden Fall nicht gut aus für Santiago. Die roten Augen sagen alles, blaue Flecken, Schnitte, Kampfspuren … Hat sie schon geduscht oder finden wir noch Sperma?«

»Sie hat nicht geduscht«, entgegnete David.

Der Oberarzt zog ein langes Wattestäbchen aus einer Plas­tikhülle und wandte sich an David: »Möchtest du das lieber machen?«

David nickte und nahm es ihm aus der Hand. Ich musste mein Höschen ausziehen und meine Beine leicht spreizen, damit er mit dem Stäbchen in mich eindringen konnte. Ich spürte, wie es in mir alle Richtungen aufsuchte … und hasste gleichzeitig die Blicke von Lacourt, die währenddessen auf meinem Gesicht ruhten. Er war sogar kurz davor, seine Hand auf meine Stirn zu legen, hätte ich ihn nicht beiläufig weggestoßen, als ich vor Scham meine Unterarme vor meinem Gesicht überkreuzte. David war so auf seine Arbeit konzentriert, dass er es gar nicht bemerkte. Und als er fertig war, kam auch schon eine Schwester, um mir die Verbände abzunehmen.

»Was sagst du zu den Schnitten, André?«, fragte David.

Sie hatten mir mein Kleid bis zum Hals hochgeschoben. Ich lag splitternackt vor Lacourt, während der eingehend meine Wunden prüfte. »Wie lange ist es jetzt her?«

David sah auf die Uhr. »Etwas über drei Stunden.«

»Da haben wir noch gute Chancen. Wenn keine Infektion hinzukommt, so, wie es hier am Bauch eventuell aussieht, bekommen wir sie bestimmt ganz weg.«

David lächelte erleichtert. Er deckte mich zu und umarmte mich innig, während Lacourt etwas Abstand suchte, um seinen Bericht fertigzuschreiben.

»Du wirst hier die beste Behandlung bekommen, die es gibt«, versprach mir David. »André ist auch in das Problem mit deinen Füßen eingeweiht, du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. Und … du weißt, was du jetzt tun musst, wenn die Polizei kommt?«

Ich nickte und bekam ganz schreckliches Herzklopfen, allein beim Gedanken daran. »Bleibst du bei mir?« fragte ich nervös.

»Ich weiß nicht … wir werden sehen.«

»So, ich bin fertig«, verkündete Lacourt, »wir sprechen uns dann später noch.«

Er verließ das Zimmer und kaum war er aus der Tür, standen auch schon zwei Polizistinnen im Raum. »Wenn Sie bitte draußen warten würden«, ersuchte eine von ihnen David. »Zu Ihnen kommen wir dann im Anschluss.«

Er drückte noch kurz bestärkend meine Hand, bevor er mich allein ließ. Die Einvernahme dauerte keine fünf Minuten, vermutlich viel zu kurz für Davids Geschmack. Nur eine der Beamtinnen befragte mich, die andere machte sich Notizen. Danach verabschiedeten sie sich höflich und ich hörte durch die offene Tür, wie eine Polizistin zu David sagte: »In diesem Fall brauchen wir Ihre Aussage nicht. Die Dame möchte keine Anzeige erstatten. Und sie kann sich auch nicht erinnern, zu irgendetwas gezwungen worden zu sein … Regen Sie sich bitte nicht auf … Sie glauben gar nicht, wie oft wir so etwas erleben!«

Kurz darauf schlug David die Zimmertür von innen zu. Er kam zu meinem Bett, sah mich eiskalt an und hatte für mein Verhalten nur ein Wort: »Warum?«

Ich seufzte und wandte meinen Blick von ihm ab.

Plötzlich schlug er mit seiner Faust gegen die Wand hinter mir und begann mich anzuschreien: »Warum machst du so etwas? Stehst du drauf, wenn dich jemand umbringen will? Möchtest du sterben? Wozu habe ich dich wiederbelebt?« Er riss an meinem Bettgestell, sodass ich sitzend fast das Gleichgewicht verlor.

»David! Bitte beruhige dich …«

»Soll ich dich zu ihm zurückbringen? Ist es das, was du willst?«

»NEIN!«, schrie ich ihn verzweifelt an. »Ich hab ja auch keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Ich … ich wollte einfach sein Leben nicht zerstören!«

David konnte sich gar nicht mehr einkriegen. Sein sonst so bleiches Gesicht hatte richtig Farbe angenommen und er lief wie von der Tarantel gestochen um mein Bett. »SEIN LEBEN? Sein Leben KANNST du gar nicht zerstören! Er wird IMMER einen guten Anwalt haben, der ihn irgendwo rausboxt, oder einen Schuldigen finden, der für ihn einspringt – aber es wäre ein gewaltiger Denkzettel gewesen und hätte ihn einiges gekostet!« David setzte sich zu mir aufs Bett. »Aber wenn du es so willst, dann sollst du jetzt auch das mitbekommen!« Er zückte sein Handy, wählte … und schaltete auf Lautsprecher.

»Ja?« Es war Damians Stimme.

»Damian, wo bist du?«

»Ich bin bei ihm, in der Lounge. Er spricht seit einer guten Stunde mit dem Anwalt!«

David hielt sich eine Hand vor die Augen und seufzte. »Sag ihm, er kann aufhören … Es gibt keine Anzeige.«

»Bitte?«, entgegnete Damian im Flüsterton. »Ist das dein Ernst?!«

»Ja! Sie kann sich an nichts erinnern … Aber richte ihm aus, wenn er sich uns nicht fern hält, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass sie sich wieder erinnert, so schnell kann er gar nicht denken. Wir haben seine DNA konserviert und es gibt einen schriftlichen Chefarztbericht, folglich kann sie ihre Anzeige jederzeit nachholen, wenn sich ihre … ›Amnesie‹ gebessert hat.« Die letzten drei Worte sprach er betont langsam und sah mich dabei verächtlich an.

Einen Moment herrschte Stille, bevor Damian sich meldete: »Nicht notwendig. Er hat mitgehört! Und David … eines kannst du mir glauben, solange ich ihn kenne, hab ich ihn noch nie so süffisant lächeln gesehen!«

David klappte das Handy zu und sah mich angewidert an. Bis vor einer Minute hatte ich ja gar keine Vorstellung gehabt, wie sehr er Santiago hasste. Und jetzt hatte ich ihn auch noch enttäuscht. Er wandte sich von mir ab, legte sein Gesicht in seine Hände und seufzte schwer.

Ich wollte nicht, dass er auf mich sauer war. Vorsichtig berührte ich ihn an der Schulter. »Schlag mich, David, wenn dir dann besser ist!«

»Spinnst du?« Schockiert sprang er von meinem Bett auf. »Ich sage dir jetzt etwas: Ich werde dich NIE wieder schlagen! Ich weiß, dass du es dir wünschst, aber auf dieses Gefühl wirst du bei mir verzichten müssen!« Er nahm die Tasche, in der sich nun auch meine High Heels befanden, und ging zur Tür. Dort drehte er sich ein letztes Mal nach mir um. »Ich werde dich zärtlich lieben! Und wenn dir das nicht genug ist, dann musst du dir einen anderen suchen!«

Noch bevor ich irgendetwas dazu sagen konnte, war er verschwunden. Ich wollte ihm doch nur meine Liebe beweisen, damit er nicht mehr böse auf mich war. Nicht mal nachlaufen konnte ich ihm … ohne Schuhe. Gekränkt zog ich meine Decke über den Kopf und schmollte.

***

Später wurde ich zu einer Narbenbehandlung geholt, die zum Glück eine Ärztin durchführte. Sie war sehr nett und machte mir Hoffnung, dass nichts zurückbleiben würde. Keiner der Peitschenhiebe war wirklich tief in meine Haut eingedrungen. Mein Transportmittel war wie zuvor der Rollstuhl. Niemand fragte, was meinen Füßen fehlte und warum ich nicht gehen konnte. Vermutlich stand irgendeine Erklärung dafür in meinem Krankenblatt.

Wieder in meinem Zimmer verging keine halbe Stunde, als ein Pfleger zu mir kam. »Würden Sie sich bitte zur Seite drehen, wir machen einen Einlauf.«

Erschrocken sah ich ihn an. »Wieso? Ich war heute schon auf der Toilette!«

»Ja. Das hat damit nichts zu tun. Dr. Lacourt hat das angeordnet.«

Ungern ließ ich diese Prozedur über mich ergehen. Der Pfleger half mir auch noch in den Rollstuhl und zur Toilette.

Danach, in meinem Bett, wurde ich von einer Schwester an ein Herzüberwachungsgerät angeschlossen und durfte mich nicht mehr viel bewegen. Ein leichtes Hungergefühl drängte sich in den Vordergrund. Eigentlich sollte doch schon längst das Abendessen serviert werden. Hatten sie mich vergessen? Ich versuchte mich mit Fernsehen abzulenken. David würde bestimmt erst morgen wieder zu mir kommen, vorausgesetzt er war nicht mehr böse auf mich. Er hatte mir kein Handy dagelassen … und keine Schuhe. Wie stellte er sich wohl vor, sollte ich allein duschen oder zur Toilette gehen? Eigentlich hätte ich allen Grund gehabt, auf ihn sauer zu sein. Und das war ich auch. Zornig drehte ich schließlich den Fernseher ab, ich hatte ohnehin kein Wort mitbekommen, also machte ich das Licht aus und versuchte zu schlafen.

Doch ich fühlte mich äußerst unbehaglich … und schon nach ein paar Minuten bekam ich richtig Angst in dieser ungewohnten Umgebung. Schreckliche Angst! Die Fenster ließen sich nicht verdunkeln und im Mondlicht zeichneten sich die unterschiedlichsten Schatten an den Wänden ab. Sie spiegelten vermutlich die Bewegungen der hohen Palmen im Park wider. Ich hörte den Wind an den alten Fensterflügeln rütteln und musste bald zugeben, dass ich mich selbst in meinem kleinen Verlies auf Ivory geborgener gefühlt hatte. Immer wieder blickte ich mich erschrocken um, weil ich das Gefühl hatte, jemand wäre in meinem Zimmer. Ich merkte, dass ich zu schwitzen begann … und schließlich läutete ich nach der Schwester.

Ich musste nicht lange warten und konnte endlich jemandem mein Leid klagen. »Mir geht’s gar nicht gut, ich hab Angst im Dunkeln. Könnte ich vielleicht ein Schlafpulver bekommen?«

Sie nickte. »Natürlich, ich frage nur schnell die Oberschwester, dann bringe ich Ihnen eines.«

Ich ließ das Licht an, während ich auf sie wartete. Kurz darauf öffnete sich die Zimmertür erneut. Mit einem Glas Wasser in der Hand setzte ich mich auf und erblickte … Dr. Lacourt. Mir schauderte. Was hatte sie getan?

Mach deinen Mund auf!

Lacourt ging um mein Bett herum, nahm mir das Glas aus der Hand und hängte den Schwesternnotruf außer Reichweite. »Leg dich hin!«, sprach er mit ruhiger Stimme.

Ich konnte gar nicht glauben, dass mir das jetzt passierte … gerade hier, in einer privaten Schönheitsklinik. Wie sollte ich flüchten, ohne Schuhe? Verzweifelt tat ich, was er verlangte.

Er setzte sich zu mir ans Bett und schob meine Decke weg. Erst jetzt wusste ich wieder, was richtige Angst war … All die gespenstischen Schatten, die ich zuvor gesehen hatte, waren nichts im Vergleich dazu. Seine Hand glitt unter mein Nachthemd, er berührte mich am Bauch, und das angeschlossene EKG piepte immer schneller.

»Mache ich dich nervös?«, fragte er mit einem selbstverliebten Lächeln.

Ich zischte verächtlich und griff nach seinem Arm, um ihn abzuhalten.

»Wehr dich nicht, sonst fasse ich dich grob an!«, warnte er mich. Ich seufzte und ließ ihn wieder los. Seine Hand wanderte tiefer in meinen Schritt. Er schob mein Höschen nach unten und ließ seine Finger die ganze Länge meiner intimsten Zone auf und ab gleiten. Zwischendurch massierte er mich mit der flachen Hand.

»Bitte nicht …«, flehte ich ihn an.

»Du willst doch schöne Narben von mir … vielleicht solltest du dir überlegen, was ich als Ausgleich dafür von dir bekomme?«, gab er mir zu bedenken. Mit seiner freien Hand machte er nun endlich den Ton am EKG aus und befreite mich von den Kabeln.

»Was wollen Sie von mir?«, fragte ich.

Zwei seiner Finger drangen abrupt in mich ein und begannen mich ruckartig zu stoßen. Ich rutschte im Bett immer höher. Gleichzeitig sprach er weiter: »David hat mir erzählt, er fährt nach New York, um sich nach einer Wohnung umzusehen. Er wird erst in vier Tagen zurück sein. Bis dahin wirst du mir gehorsam sein!«

Ich schluckte. »Sie tun mir weh … bitte …« Ich stöhnte und flüchtete immer weiter, doch da war schon das Kopfende des Bettes.

Er zog seine Finger aus mir. »Wenn du einen Fehler machst, dann hat eine deiner Narben offiziell eine Infektion bekommen und wird ein hässliches Ende nehmen. Und wenn du mich, wann auch immer, an David verraten solltest, dann zeige ich deinen Ex des versuchten Mordes an. Ich habe alle Beweismittel in der Hand!«

Das Argument saß. Mir wurde schlecht vor Angst. Vier Tage mit diesem Perversen!

»Wann hast du zuletzt gegessen?«, fragte er, ohne jeden Zusammenhang, wie ich fand.

»Ich … heute … fast gar nichts … nur einen Apfel am Nachmittag.« Mir war der Appetit vergangen, als David mich ohne Verabschiedung zurückgelassen hatte. David … beim Gedanken an ihn schnürte sich meine Kehle zusammen.

»Zieh dich aus!«, befahl Lacourt.

Ich konnte kaum klar denken und gehorchte einfach. Als ich gänzlich nackt war, nahm er mich auf seine Arme und trug mich ins Badezimmer. In der Dusche kniend musste ich mich waschen, während wasserdichte Pflaster meine Wunden schützten.

»Wie hoch müssen High Heels sein, damit du gehen kannst?«, erkundigte er sich.

»Fünfzehn Zentimeter.«

»Und welche Größe hast du?«

»38.«

Lacourt stand in der Tür, mit beiden Händen in den Hosentaschen, und sah mir beim Duschen zu.

»Soll ich meine Haare auch waschen?«, fragte ich.

»Ja … Und vergiss nicht, den Scheiß von deinem Ex aus dir rauszuspülen!«

Ich hasste ihn dafür, dass er so von Santiago sprach.

Als ich fertig war, warf er ein Handtuch in meine Richtung und ich trocknete mich gründlich ab. Zum Schluss kniete ich mich auf das feuchte Laken.

Er betrachtete mich einen Moment lang. Ich wagte kaum, in seine Augen zu sehen, denn ich fürchtete, was nun passieren würde. Mein Herz raste und schon machte er einen Schritt auf mich zu. Er fasste unter meine Arme und hob mich ein Stück weiter. Auf meinen Knien drängte er mich gegen eine Wand. Ich musste meine Beine seitlich drehen, um meine Füße nicht falsch zu belasten, während er seine Hose öffnete und eine mächtige Erektion zum Vorschein kam.

»Mach deinen Mund auf … und sieh mich an!«, verlangte er.

Er schob sein steifes Glied in mich und drückte damit meinen Hinterkopf gegen die Fliesenwand. Die ersten langsamen Stöße landeten tief in meiner Kehle. Ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Sofort quoll Wasser aus meinen Augen. Aber er hatte kein Mitleid. Er hielt meinen Kopf fest in seinen Händen und quälte mich minutenlang. Ich kämpfte mit meiner Atmung und mit meinen Reflexen, während er einen schnelleren Rhythmus fand und erregt stöhnte. Und ich war es von Santiago so sehr gewohnt, meine Hände nicht zu Hilfe nehmen zu dürfen, dass ich gar nicht auf die Idee kam, ihn von mir wegzustoßen. Endlich spritzte er in meinen Mund und ich schluckte angewidert.

Danach hob er mich auf und brachte mich zurück ins Bett. Er fesselte mich mit einem breiten Klebeband und deckte mich zu. »Ich hole dich in zwei Stunden ab. Versuch ja nicht um Hilfe zu schreien! Oder soll ich dir den Mund zukleben?«

»Nein! Bitte … Ich schrei nicht!«, flehte ich ihn an. Plötzlich spürte ich panische Angst vor dem Ersticken.

Er streichelte noch über meine Haare. »Keine Angst, ich will dich auch gar nicht knebeln. Es ist zu gefährlich, falls du weinen musst oder hysterisch wirst. Aber denke immer daran, was passiert, wenn du mir nicht gehorchst!«

Als er ging, verschloss er das Zimmer von außen.

Ich brach in Tränen aus. David … Wie konnte er mich nur hier allein lassen? New York … Wir hatten nie darüber gesprochen so weit weg zu gehen! Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, was Lacourt jetzt mit mir vorhaben könnte. Ich war ihm ausgeliefert. Vier Tage! Er würde mich bestimmt nicht verletzten, redete ich mir ein, er durfte mir überhaupt nichts antun, was bleibende Schäden hinterließ, sonst würde sein Übergriff auffliegen, also konnte es im Vergleich zu meinem Brandmal oder meinen Peitschenhieben nicht so schlimm werden. War ich doch schon einiges gewohnt. Ich versuchte, tief durchzuatmen. Und mit der Zeit beruhigte ich mich wieder.

***

Die Uhr zeigte Punkt Mitternacht, als Lacourt zu mir zurückkam. Er war ganz in Grün gekleidet, stellte Stöckelschuhe auf den Boden, legte einen weißen Ärztekittel auf mein Bett und befreite mich von den Klebebändern.

»Probier die Schuhe!«, befahl er.

Er hielt mich am Arm fest, während ich mich aufsetzte, und ich dachte, er wollte mir behilflich sein, doch gleichzeitig stach eine kleine Nadel in meinen Oberarm. »NEIN!«, fuhr ich ihn an und schreckte zurück. Doch da war es auch schon zu spät.

Die nächsten Minuten bekam ich nur sehr vage mit. Ich hatte den weißen Ärztekittel an … und stöckelte neben Lacourt her. Er führte mich über einsame Gänge … in einen Bettenlift … durch schwere Flügeltüren … wieder Gänge … Türen … und schließlich standen wir in einem verlassenen, dunklen Raum.

Lacourt machte ein grelles Licht an und als sich meine Augen daran gewöhnt hatten, entzog es mir fast den Boden unter den Füßen. »Ein OP?«, hauchte ich entsetzt. Doch meine Lippen waren taub und man konnte wohl nichts verstehen. Auch die Panik in mir hielt sich in Grenzen.

Lacourt war damit beschäftigt, technische Geräte einzuschalten. Wie angewurzelt stand ich da und starrte auf den Operationstisch, der über eine geteilte Auflage für die Beine verfügte. »Wir machen eine Narbenbehandlung«, erklärte er beiläufig und ohne mich anzusehen. Ich war mir fast sicher, dass das gelogen war, aber ich brachte keinen Ton hervor. Dann fing er an, meinen Mantel aufzuknöpfen. Ich schüttelte zaghaft den Kopf und mein Atem wurde schneller. Milde belächelte er meinen jämmerlichen Widerstand. Er nahm mir den Ärztekittel ab, führte mich an den Operationstisch und befahl mir, mich hinzulegen. Ich wollte es nicht … aber ich konnte ihm nicht viel entgegensetzen. Irgendwie hatte ich nicht alle Sinne beisammen und sah mir fast selbst dabei zu, wie ich gehorchte und mich auf diesen Tisch legte. Lacourt schnallte meine gestreckten Arme seitlich fest und legte enge Gurte um meine Beine. Einen letzten zog er über meine Stirn, sodass ich nicht mehr aufsehen konnte. Er streichelte über meinen Hals und rang sich ein gutmütiges Lächeln ab. »Entspann dich«, raunte er. »Ich will dir nichts Böses. Im Gegenteil!«