Töchter und Mütter - Cornelia Mack - E-Book

Töchter und Mütter E-Book

Cornelia Mack

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Beschreibung

Die Beziehung zwischen Töchtern und Müttern kann sehr bereichernd sein. Oft ist sie allerdings angespannt. Cornelia Mack kennt die Schwierigkeiten. Einfühlsam und praktisch führt sie durch die verschiedenen Lebensphasen von Töchtern und Müttern. Sie zeigt eine Vielzahl von potenziellen Problemen auf und gibt wertvolle Tipps, wie belastete Beziehungen heilen und aufblühen können.

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CORNELIA MACK

TÖCHTERUND MÜTTER

Unsere Beziehungen klären,versöhnen, stärken

SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7460-2 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-5958-6 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2019 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: [email protected]

Die Bibelverse sind folgender Ausgabe entnommen:

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Lektorat: Marcus Beier

Umschlaggestaltung: Sarah Kaufmann, Bundes-Verlag Witten

Titelbild: iStockphoto.com, Bild-ID: 578812766, Xesai

Autorenfoto: Rahel Täubert Photography

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Über die Autorin

Vorwort

Einleitung

1. Mutter – Vater – Kind

1.1 Die »Mutter«

1.1.1 Mutterbilder in der Sprache

1.1.2 Die Gebärmutter

1.1.3 Die Abhängigkeit von der Mutter

1.1.4 Eine Bemerkung zum Schluss

1.2 Der Vater

1.2.1 Vater und Mutter ergänzen einander

1.2.2 Väter entlasten die Mütter

1.2.3 Väter prägen sexuelle Identität

1.2.4 Abwesende Väter

1.2.5 Durch Väter wird die Gottesvorstellung geprägt

1.3 Die Ehe der Eltern

1.4 Das Kind

1.4.1 Töchter lernen von der Mutter

1.4.2 Mütter lernen von der Tochter

1.5 Auswirkungen der Beziehung zur Mutter

1.6 Geklärte Beziehungen

2. Die Beziehung der Tochter zur Mutter

2.1 … als Kind

2.2 … in der Pubertät

2.2.1 Vertrauen

2.2.2 Körpererfahrungen

2.3 … als junge erwachsene Frau

2.4 … bei der Hochzeit

2.5 … beim Mutter werden

2.6 … als gereifte Frau

2.7 … beim Älterwerden

2.8 … nach dem Tod der Mutter

3. Die Beziehung der Mutter zur Tochter

3.1 … während der Schwangerschaft

3.2 … während der Säuglings- und Kleinkindzeit

3.2.1 Freude und Stolz

3.2.2 Verantwortung und Abhängigkeit

3.2.3 Lebenserweiterung

3.2.4 Sicherheit gewinnen

3.2.5 Lieben lernen

3.2.6 Depressionen, Wut und Zorn

3.3 … während der Pubertät

3.3.1 Zyklus und Menstruation

3.3.2 Sexuelle Erfahrungen der Mutter

3.3.3 Ess-Störungen

3.4 … während der jungen Erwachsenenzeit

3.5 … bei der Hochzeit

3.6 … beim Großmutter werden

3.7 … während der gereiften Zeit

4. Ungeklärte Beziehungen

4.1 Zeichen ungeklärter Beziehungen von Seiten der Tochter

4.1.1 Ich bin immer noch »Kind«

4.1.2 Ärger über Ähnlichkeiten

4.1.3 Unfähigkeit, sich abzugrenzen

4.1.4 Schuldgefühle gegenüber der Mutter

4.1.5 Scham im Blick auf die Mutter

4.1.6 Hotel Mama

4.1.7 Ständiger innerer Kampf gegen die Mutter

4.2 Zeichen ungeklärter Beziehungen von Seiten der Mutter

4.2.1 Schuldgefühle gegenüber der Tochter

4.2.2 Wut und Aggression gegenüber der Tochter

4.2.3 Neid auf die Tochter

4.2.4 Schuldzuweisungen und Selbstmitleid

4.2.5 Übermäßige Sorge und Bemutterung

4.2.6 Zu hohe Erwartungen an die Tochter

4.2.7 Entmündigung und Symbiose

4.2.8 Zusammenfassung: Loslassen und sich lösen

5. Starke Tochter-Mutter–Beziehungen

5.1 Verlassen

5.2 Ehren

6. Auf dem Weg zu einer versöhnten Beziehung

6.1 Die Vergangenheit anschauen

6.2 Trauern

6.3 Vergebung

6.4 Abschied von Idealvorstellungen

6.5 Sich mit der Vergangenheit aussöhnen

6.6 Altes verlassen, neue Schritte wagen

6.7 Aus der Gnade leben

7. Maria – eine besondere Mutter

7.1 Wie alles anfing

7.2 Hingabe

7.3 Pränatale Berufung

7.4 Wunder der Weihnacht

7.5 Behalten und bewahren

7.6 Simeon und Hanna

7.7 Flucht nach Ägypten

7.8 Mein Kind ist vermisst

7.9 Frau, was habe ich mit dir zu schaffen

7.10 Vom eigenen Sohn verleugnet

7.11 Mein Kind ist tot

7.12 Mein Kind lebt

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Über die Autorin

CORNELIA MACK (Jg. 1955) ist eine bekannte Referentin und Autorin. Sie hat Diplom-Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Psychiatrie studiert. Die Autorin ist mit dem Prälaten i.R. Ulrich Mack verheiratet. Das Ehepaar hat vier erwachsene Kinder und wohnt in Filderstadt.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort

Beziehungen zwischen Töchtern und Müttern sind nicht immer einfach. Im Gegenteil – sie können sehr belastet oder belastend sein. In jedem Fall sind sie aber in vielerlei Hinsicht spannend und vielfältig.

Manche Frauen leiden unter ihren Müttern, andere unter ihren Töchtern, wieder andere leiden in beide Richtungen. Sie wünschen sich Veränderung, wissen aber nicht so recht, wie das eigentlich geschehen soll und wo der »Hebel« angesetzt werden kann.

Beziehungen zwischen Töchtern und Müttern sind zudem ständigen Veränderungen unterworfen. Je nach biografischer Lebensphase gestalten sie sich zeitweise entspannt und locker, dann wieder angespannt und schwierig.

Ich kenne dieses Thema – so wie viele Frauen auch – aus unterschiedlichen Perspektiven: aus der Perspektive der Tochter, der Mutter, aber auch aus der Perspektive der Enkelin und der Großmutter.

Für mich war es eine wichtige Erkenntnis, dass die Art und Weise, wie meine Mutter und deren Mutter, also meine Großmutter, ihre Beziehung zueinander gestaltet haben, auch mein Verhältnis zu meiner Mutter und zu meinen eigenen Kindern geprägt hat. Und das hat dann natürlich auch wieder das Großmutter-Sein geprägt.

Das Bild, das wir von »Mutter« und »Großmutter« in uns tragen, prägt ja unser eigenes Muttersein. War dies negativ, sehen wir unser Muttersein oft auch eher negativ – eben gespiegelt am Bild der eigenen Mutter. Das gilt natürlich auch umgekehrt: Hatten wir eine »gute Mutter«, dann sind wir ebenso gerne eine gute, barmherzige, gütige Mutter. Dann fällt es uns wesentlich leichter, gut mit den Kindern umzugehen, als wenn die eigene Mutter und vielleicht auch schon die Großmutter hilflos, unsicher, hartherzig oder zurückhaltend waren.

Vieles erkennt man erst im Rückblick und im Lauf der Jahre. Als ich selbst Mutter wurde, veränderte das den Blickwinkel auf meine Mutter und Großmutter, und als ich Großmutter wurde, habe ich in vielen Bereichen mehr Verständnis für meine Mutter entwickelt und konnte deren Verhalten als Großmutter besser verstehen.

Das Verhältnis der Generationen zueinander ist von vielen Faktoren bestimmt. Dazu gehören auch Erfahrungen, die auf den ersten Blick nur mit dem Leben der Eltern und Großeltern zu tun haben. Und dennoch wirken sie sich aus und wirken weiter. Ungelöste und belastende Ereignisse, wie z. B. Traumatisierungen, Kriegserfahrungen, Verbrechen, schuldhaftes Verhalten, unnatürliche Todesfälle u. v. m. haben eine Wirkung bis in die vierte Generation hinein. So benennt es übrigens schon die Bibel: Das Verhalten der Vorfahren wirkt sich auf die ihnen nachfolgenden Generationen aus.1

Viele Menschen meiner Generation, also der Nachkriegskinder, erkennen oft erst in den reiferen Jahren, dass eine Vielzahl an Entwicklungen der eigenen Lebensgeschichte auch geprägt waren von den Schreckens- und Schattenerfahrungen der Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern.

Das Thema Tochter und Mutter möchte ich unter all den genannten Aspekten anschauen und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, versuchen, aufzuzeigen, was dazu helfen kann, dass sich Beziehungen klären lassen. Das Ziel dabei ist, dass wir in Würde und Achtung miteinander leben können, und dass wir uns auch mit manchem Schweren der Vergangenheit oder Gegenwart aussöhnen können.

Ich bin dankbar für viele gute und bereichernde Gespräche mit unseren drei Töchtern und unserem Sohn, mit meiner Mutter und mit meinem Mann. Gerne denke ich auch an viele Episoden zurück, die ich mit meinen beiden sehr verschiedenen Großmüttern (und natürlich auch Großvätern) erlebt habe und die mich in meinem Leben wesentlich geprägt haben. Neben meinen Eltern haben drei Großeltern und eine Großtante in unserem Haus mitgelebt. Ihnen allen bin ich dankbar für die Werte, die sie mir in meinem Leben gegeben haben. Von manchen ihrer Verhaltensmuster und Einstellungen musste ich mich allerdings auch bewusst lösen und verabschieden, weil ich sie im Lauf meines Lebens als Belastung entlarven konnte oder auch als falsch erkannt habe. Allerdings war dies ein längerer Prozess und manche Erkenntnis von »falsch und richtig« bekam ich erst, als ich selbst schon über 50 Jahre alt war.

Dieses Buch muss nicht am Stück gelesen werden. Manchmal reicht ein kleiner Abschnitt, um ins Weiterdenken zu führen und Lösungen für sich zu entdecken.

In diesem Buch möchten wir unseren Blick auch in besonderer Weise auf die Schwierigkeiten in Tochter-Mutter-Beziehungen richten und Lösungen und Hilfestellungen erarbeiten. Es ist entstanden aus vielen Gesprächen mit Frauen und Ehepaaren, sowie aus eigenen Erfahrungen. So wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass dieses Buch vor allem da eine Hilfe wird, wo Konflikte zwischen Müttern und Töchtern bestehen und die Freude am Leben blockiert ist. Das Ziel soll dabei sein, dass Beziehungen sich klären und versöhnen lassen und dass beide – Töchter und Mütter- darin stark werden.

Cornelia Mack

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Einleitung

Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter kann etwas sehr Bereicherndes sein. Viele Töchter denken dankbar an ihre Mutter zurück. Sie erleben die Beziehung zur Mutter als etwas Tragendes und Erfreuliches in ihrem Leben. Andere dagegen sind von dem Gedanken an ihre Mutter oder der Beziehung zu ihr eher belastet. Sie tragen die ungelösten Konflikte oder die negativen Erfahrungen wie einen schweren Rucksack mit sich herum – oft schon jahrelang. Das wiederum hindert sie daran, freie Entscheidungen zu treffen und ein Leben mit viel Freude zu führen.

Manche Frauen sind auch richtig wütend auf die Mutter, sind von ihr tief verletzt oder enttäuscht worden. Nicht wenige haben deswegen sogar den Kontakt zur Mutter abgebrochen. Wieder andere sind in einer symbiotischen Verschmelzung mit der Mutter gebunden und können sich deswegen nicht frei entwickeln. Sie bleiben auch als Erwachsene »Kind«, was sich bis in Sprache, Tonlage und Verhalten hinein auswirken kann.

In diesem Buch sollen gerade für die belasteten Beziehungen neue Perspektiven aufgezeigt werden. Zum einen soll die nahezu »schicksalhafte« Verflochtenheit der Tochter mit der Mutter aufgedeckt werden, zum anderen sollen Wege in eine neue Freiheit und in eine echte fruchtbare Freundschaft zwischen Müttern und Töchtern aufgezeigt werden.

Beziehungen sind immer komplexe Gebilde, beeinflusst von vielerlei Faktoren und verschiedenen Bezugspersonen. Wenn in diesem Buch die Mutter-Tochter-Beziehung teilweise isoliert und fokussiert betrachtet wird, birgt dies natürlich eine gewisse Gefahr in sich. Es könnte dadurch der Eindruck entstehen, Mütter und Töchter würden sich auf einer einsamen Insel, unbeeinflusst von der übrigen Welt, begegnen. Dem ist natürlich nicht so. Deren Beziehungen sind immer von anderen Beziehungen mit geprägt und beeinflusst – zum Beispiel von der zum Vater oder zum Sohn, zu Geschwistern, zu Tanten und, wie schon erwähnt, auch zu den Großeltern, anderen Verwandten und evtl. auch Nachbarn oder Freunden. Je nachdem wie nahe uns diese Menschen emotional sind, und wie stark sie auf unser Selbstwertgefühl und unsere Identität einwirken, können sie eine gewichtige Rolle in diesem Beziehungsgefüge spielen.

Die Tochter-Mutter-Beziehung einmal fokussiert zu betrachten, bringt eine gewisse Faszination und auch eine Herausforderung mit sich: Zum einen, um dem Besonderen dieser Beziehung nachzuspüren und zum anderen, um auch die Blockaden im Miteinander genauer unter die Lupe zu nehmen.

In diesem Buch ist auch immer wieder von Konflikten und Belastungen die Rede, dadurch könnte vor allem für Leserinnen, die ein gutes und herzliches Verhältnis zu ihrer Mutter und/oder Tochter haben, der Eindruck entstehen, dass das schöne und bereichernde solcher Beziehungen nicht genügend thematisiert wird. Allen, die so empfinden: herzlichen Glückwunsch! Es gibt nichts Schöneres im Leben als gelingende und befreite und damit auch gesegnete Beziehungen zwischen Menschen. Aber gerade die Schwierigkeiten in Beziehungen sind es, die oft am meisten auffallen und uns beschäftigen – so weit, dass wir z. B. in die Seelsorge gehen oder ein Buch zum Thema lesen oder eben auch schreiben.

Eine der Grundaussagen der Bibel lautet: Gott hat uns geschaffen, um in versöhnten und geklärten Beziehungen zu leben. Gerade auch im Miteinander der Generationen. Und er bietet uns dazu seine Hilfestellungen an, seine versöhnende und heilende Kraft, seine Vergebung und seine Hoffnung, und er gibt uns dafür auch klare Wegweisungen und Handlungsoptionen. Die Hoffnung für uns – unsere Beziehungen genauso wie für unser persönliches Leben – gründet auf dem auferstandenen Christus, der stärker ist als alle Mächte der Finsternis. Durch sein Sterben und seine Auferstehung hat er deren Macht gebrochen und damit auch falsche Bindungen und daraus entstehende hemmende, lähmende und zerstörerische Konflikte mit Mitmenschen. Diese Macht dürfen wir in Anspruch nehmen und das macht Hoffnung und Mut. Seine Auferstehung kann Vergebung und Heilung bewirken.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

1.MUTTER – VATER – KIND

1.1 Die »Mutter«

Wir haben Erfahrungen mit der eigenen Mutter oder mit Müttern von Freundinnen und Freunden, vielleicht haben wir auch Erlebnisse mit einer Schwiegermutter, einer Großmutter oder anderen Müttern in unserem Umfeld. Das prägt unser Denken und Empfinden über »die Mutter«. In der Psychologie wird das, was wir mit bestimmten Begriffen – wie zum Beispiel Mutter oder Vater – an Emotionen, Bildern, Erinnerungen und Einstellungen verbinden, auch als »Komplex« bezeichnet2. So kann es sein, dass der Begriff Mutter ein komplexes Empfinden in uns auslöst, das gespeist ist aus all den bisherigen Erfahrungen mit der Mutter oder den Müttern in unserem Leben.

1.1.1 Mutterbilder in der Sprache

Diese Mutterbilder, die geprägt sind aus Erfahrungen, aber auch aus Literatur, Kino oder Fernsehen, sowie unserem ganz normalen Alltagsverständnis von Mutterschaft, spiegeln sich auch wider in unserer Sprache. Diese ist voller »Mutter«. So ist z. B. die Muttersprache die Sprache, die die Mutter uns beibringt. Kinder, die in einem fremden Land und mit Eltern unterschiedlicher Sprache aufwachsen, sprechen in aller Regel zuerst die Sprache der Mutter. Diese Sprache ist dem Kind schon von Mutterleib an bekannt, und eine Mutter drückt ihre Emotionen natürlich am liebsten in der ihr vertrauten und nahen Sprache aus. In der Muttersprache ist sie – auch emotional – zuhause.

Der Mutterboden ist ein Sinnbild für Heimat, ja noch mehr für eine gute Verwurzelung und ein Gegründetsein. Ein guter Mutterboden ist reich an Nahrung und sorgt für gutes Wachstum und Gedeihen.

Die Mutterbrust und das Gestilltwerden ist ein Sinnbild für Geborgenheit und Gesättigtsein. Das Gestilltwerden wird in der Bibel sogar verwendet als Beispiel für die Zufriedenheit der Seele, wenn sie bei Gott zur Ruhe kommt. Wer einmal ein gestilltes Kind beobachtet und den Zustand nach dem Stillen auf sich wirken lässt, bekommt eine Ahnung davon, was Friede und Zufriedenheit, was Sattsein und Geborgenheit bedeutet. Die Bibel nimmt genau dieses Bild auf, um uns zu zeigen, wie die unruhige Seele bei Gott zur Ruhe kommen kann: »Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.«3 So wie Friede nach dem Stillen einkehrt, kehrt Friede in die Seele ein, wenn sie sich von Gott nähren und zur Ruhe bringen lässt.

Wenn wir etwas mit der Muttermilch aufgenommen haben oder wenn uns etwas sprichwörtlich schon in die Wiege gelegt wurde, beschreiben wir damit wie es ist, wenn wir etwas bis in unser tiefstes Wesen verinnerlicht haben.

Menschen drücken mit den Worten wie Mutter Erde oder Mutter Natur ein Gefühl der Urgeborgenheit aus. In fast allen Sprachen der Welt wird die Erde weiblich und der Himmel als männlich bezeichnet. Mütterlichkeit wird verbunden mit Fruchtbarem und Schöpferischem, mit Ursprünglichkeit, mit Schutz und Ernährung. Das äußert sich auch in Redewendungen wie am Busen der Natur oder im Schoß von Mutter Erde. Die Mutter steht für die gute Macht in der Welt, die sich uns und unserer Bedürfnisse annimmt. Das alles sind Sprachbilder, die eine tiefe emotionale Bindung ausdrücken und die unser Mutterbild prägen – bewusst oder unbewusst.

Der Mutter-Schoß Gottes in der Bibel (ræchæm gesprochen: rachamim) ist das gleiche Wort wie Erbarmen. Wer sich über einen anderen erbarmt, nimmt innerlich stark Anteil am Leid oder der Not des anderen und möchte zugleich helfen oder trösten. Auch das ist ein wunderschönes Bild für die gütige mütterliche Seite Gottes.

1.1.2 Die Gebärmutter

Nirgendwo ist die Verbundenheit und Abhängigkeit eines Menschen von einem anderen Menschen intensiver als in der Gebärmutter – also während der Schwangerschaft.

Tiefer in einem Menschen kann man nicht sein. Dieses Urgefühl, im Bauch der Mutter geborgen zu sein, tragen wir als Urbild in uns: Die Gebärmutter als den Ursprungsort, den Ort des Gezeugtwerdens, des Heranwachsens und des totalen Abhängigseins. Auch wenn viele sich nicht in Bildern erinnern können, tragen wir diese Erfahrung in uns. Hat die Mutter »Ja« zu uns gesagt, dann war es ein Ort des Gehaltenseins, der Wärme, der Sicherheit – die äußeren und emotionalen Bedingungen waren gut für uns.

Die Gebärmutter kann aber auch ein Ort der Verunsicherung gewesen sein, z. B.:

• wenn die Mutter in der Schwangerschaft in Gefahr war und Angst hatte. Das spürt ein Kind und reagiert oft entsprechend mit Bewegungen und Unruhe.

• wenn sie erschrocken oder verärgert darüber war, dass sie schwanger war und kein Ja zu der Schwangerschaft gehabt hat. Es gibt Mütter, die aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht »Ja« sagen können zu ihrem Kind. Vielleicht ist es aus einer Vergewaltigung entstanden oder einfach zum unpassenden Zeitpunkt gezeugt worden. Vielleicht wurde sie direkt nach der Zeugung von ihrem Partner verlassen und steht nun alleine da. In so einer Situation kann eine Mutter große Schwierigkeiten haben, positive Gefühle für ihr Kind zu entwickeln. Für ein solches Kind entsteht ein negatives Ur-Bild der Mutter. Im Märchen zum Beispiel steht die Hexe für die negative Muttererfahrung, von der man sich trennen will oder die man überwinden oder besiegen muss, um ein freies Leben zu gestalten

• wenn sie selbst ein ungewolltes oder ungeliebtes Kind war. Durch die Schwangerschaft fühlt sie sich möglicherweise zurückversetzt in die verunsichernde Zeit, in der sie im Leib der Mutter war, und durchlebt so die Gefühle von Angst und Ungeborgenheit aufs Neue.

Und natürlich kann die Gebärmutter auch ein Ort des Traumas gewesen sein. Menschen, die abgetrieben werden sollten, kommen dem oft erst im späteren Erwachsenenalter auf die Spur, dass eine tiefe Lebensunsicherheit oder Lebensangst mit dieser Urerfahrung zu tun haben kann.

Pränatale (also vorgeburtliche) Erinnerungen können später in Träumen, Ängsten, Bildern, Schmerzen oder Körperempfindungen auftauchen. Die Psychoanalytikerin Roswita Huber berichtet von einer Patientin4, die sich nicht lebensfähig fühlte. Gefühle wurden von ihr verdrängt und äußerten sich in Durchfällen, Bauchkrämpfen und Migräne. Sie hatte die Vorstellung, etwas Dunkles sitze in ihrem Bauch. In ihren Träumen befand sie sich immer in Gefahr, kam aber nie dabei um. In der Therapie tauchten dann Erinnerungsbilder auf: etwas Helles, Spitzes drang auf sie ein. Sie wusste, dass ihre Mutter vor ihr und nach ihr andere Kinder abgetrieben hatte, und es wurde ihr zur Gewissheit, dass sie es bei ihr mit einer Stricknadel versucht hatte.

Verunsichernd ist der Ort der Gebärmutter auch dann, wenn Mütter in der Schwangerschaft in lebensbedrohlichen Situationen waren, wenn sie in einen Unfall verwickelt waren, vielleicht Krieg, Tod, Bomben, laute Geräusche, Panik und Angst erleben mussten, dann spüren Kinder die Gefühle der Mutter bereits im Mutterleib. Laute Geräusche, die die Mutter in der Schwangerschaft in Angst und Schrecken versetzt haben, können sich so tief in die ungeborenen Kinder einprägen, dass diese in manchen Fällen später als Kinder oder noch als Erwachsene unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden und ängstlich oder schreckhaft bei ähnlichen Geräuschen reagieren.

Dass es pränatale Erinnerungen gibt, darin sind sich die Forscher heute längst einig. Es gibt Menschen, die von solchen Erinnerungen erzählen können. Bei anderen Menschen setzt sich unbewusst das Erleben im Mutterleib nach der Geburt fort.

Es gibt auch die Erfahrung, dass ein Zwilling, der den anderen bei oder vor der Geburt verloren hat, sich mit dem Hineinfinden in das Leben deutlich schwerer tut, weil er um den verlorenen Zwilling trauert. Der überlebende hatte ja bereits eine Beziehung zu dem verstorbenen Zwilling gehabt und trägt die Erinnerung an das Gegenüber im Mutterleib in sich und vermisst dieses Geschwisterkind. Aus der Zweisamkeit wird plötzlich Einsamkeit, was tief verunsichernd wirken kann.

Es gibt immer wieder Fälle, in denen die überlebenden Zwillingspartner unbewusste Schuldgefühle haben und unter sogenannter Überlebensschuld leiden. »Warum darf ich leben und der/die andere nicht?« Solche unbewussten Schuldgefühle können tief im Unterbewusstsein verankert sein und verbinden sich immer wieder mit der Frage: »Habe ich zu viel Platz eingenommen oder habe ich zu viel Nahrung für mich beansprucht und ist das Geschwisterchen deswegen gestorben?«

Andere haben Angst, sich als Erwachsene auf Beziehungen einzulassen, weil sie unbewusst Angst haben, den anderen wieder hergeben zu müssen. »Liebe bedeutet Tod, « so formulierte es eine Frau, die so etwas erlebt hatte. »Also lieber nicht zu sehr lieben, sonst verliere ich den anderen wieder.« Das Drama im Mutterleib kann sich bei den Überlebenden äußern in Panik, Todesangst, Verzweiflung, tiefer Trauer oder auch Wut über das Gehen des Geschwisterchens bis hin zur Todessehnsucht, um dem anderen nahe zu sein.

Der amerikanische Forscher David Chamberlain5 hat in Untersuchungen aus dem Jahr 1998 im Ultraschall beobachtet, dass bereits zwei Monate alte Embryos bewusst wahrnehmen und reagieren können. Schon in der fünften Schwangerschaftswoche nehmen sie die Gegenwart des anderen sehr genau wahr. Da sich das Ohr als erstes ausbildet, können sie den Herzschlag des Zwillings lauter hören als den der Mutter und teilen sich häufig sogar den gleichen Blutkreislauf. Die Geräusche seines Geschwisterkindes sind ihm näher als die Darmgeräusche und der Herzschlag der Mutter. Später beginnen sie, miteinander Kontakt aufzunehmen. Sie sind zärtlich zueinander, boxen oder spielen miteinander. Das vorgeburtliche Verhalten wird dann nach der Geburt fortgesetzt. Auch dies hat sich in verschiedenen Untersuchungen immer wieder bestätigt.

Die italienischen Psychoanalytikerin Alessandra Piontelli beobachtete einjährige Zwillinge, die es liebten, ihre Köpfe durch einen Vorhang hindurch aneinander zu reiben. Dasselbe hatten sie schon im Mutterleib durch die trennende Eihaut getan. Bei einem anderen Zwillingspaar suchte das Mädchen ständig Kontakt zu ihrem Bruder, der sich lieber zurückzog. Nicht anders war es schon im Mutterleib gewesen – eine Kontinuität seit den ersten Bewegungen ihres Lebens.6

Auch die Bibel gibt uns ein Beispiel hierfür, nämlich bei Jakob und Esau. Schon im Mutterleib streiten sie sich ständig und ihre Mutter Rebekka leidet darunter sehr.7 Diese Geschwisterrivalität setzte sich im späteren Leben fort.8

In Fällen, bei denen ein Geschwisterchen im Mutterleib starb, kann das ein großer Verlust, ja auch ein Trauma gewesen sein. Plötzlich ist das Gegenüber tot. Häufig musste das überlebende Kind dann noch wochenlang mit dem leblosen Körper neben sich existieren, weil der Tod des Zweiten erst bei der Routineuntersuchung oder sogar erst bei der Geburt festgestellt wurde.

Aber auch hier gilt: Nicht jeder Mensch, der einen Zwilling verloren hat, wird dauerhaft darunter leiden. Viele, die mit guten Rahmenbedingungen aufwachsen, sind zufrieden mit ihrem Leben und interessieren sich oft auch gar nicht so sehr für die Geschichte, die sie mit dem verlorenen Geschwisterchen hatten.

1.1.3 Die Abhängigkeit von der Mutter

Solche Beschreibungen machen also deutlich, dass die ersten Monate in der Gebärmutter bereits eine tiefe Prägung hinterlassen. In ihnen werden die Grundgefühle gelegt, angenommen oder abgelehnt, geborgen oder verunsichert zu sein. Nach der Geburt setzt sich diese Abhängigkeit fort in dem kompletten Angewiesensein auf die Mutter und ihr »Ja« oder »Nein« zu mir und meinem Dasein, meinen Bedürfnissen, Sehnsüchten und Wünschen.

So ist es dann auch durchaus verständlich, dass das Wort »Mutter« teilweise auch mit negativen Emotionen verbunden wird. Da gibt es die Rabenmutter, die für eine Frau steht, die sich nicht um ihr Kind kümmert. Manche Mütter verstehen die Sprache eines Babys nicht. Sie deuten Geschrei als Wut oder Ablehnung, obwohl ein Baby in aller Regel mit Weinen ausdrückt, dass es Hunger oder Durst hat, dass es friert, Schmerzen oder Angst hat, oder dass es müde ist. Der Begriff mutterseelenallein beschreibt ja ebendiese Gefühlslage eines Menschen, der sich einsam, unverstanden, ungeborgen und verlassen fühlt.

Im Gegensatz dazu steht die Gluckenmutter oder die Helikoptermutter. Gemeint sind damit Frauen, die ihre Kinder wie aus einem Hubschrauber heraus überwachen und damit überbemuttern. Solchen Kindern fehlt der Raum zur Entfaltung und zur Selbstgestaltung. Ihre Mütter sehen in den Kindern oft die Verlängerung oder Vergrößerung ihres eigenen Ichs und benutzen ihre Kinder zur Selbstdarstellung oder -verwirklichung. Damit dies gelingt, sollen sich die Kinder perfekt an die Erwartungen der Mütter anpassen. Oder die Mutter hat große Ängste um ihre Kinder und überwacht sie deswegen ständig.

Auch das Wort Muttersöhnchen geht in eine ähnliche Richtung. Es meint Männer, die es nicht geschafft haben, sich von ihrer Mutter zu lösen, und die in symbiotischer Verschmelzung mit der Mutter leben. Beide profitieren in gewisser Weise dadurch: Der Sohn muss nicht erwachsen werden. Die Mutter hat weiterhin ihre Aufgaben und darin Sinn.

Solche Beschreibungen machen sowohl die Schicksalhaftigkeit als auch die Konfliktträchtigkeit der Beziehung zur Mutter deutlich. Wie wir uns emotional fühlen, ob wir uns über das Leben freuen, ob wir Ja sagen können zu uns selbst, ob wir eine sichere psychische Grundlage haben, auf der wir stehen können – all das hängt auch mit von diesen ersten Erfahrungen ab. Die ersten Grundgefühle unseres Lebens gibt uns unsere Mutter.

Bei dieser Aufzählung besteht nun allerdings eine Gefahr. Es könnte der Eindruck entstehen, dass die ersten Erfahrungen eine Festschreibung fürs Leben sind. Und leider war es in den Anfängen der psychologischen Forschung auch gängige Praxis, Menschen nur unter ihren Defiziten zu sehen und sie damit auch auf das Defizitäre ihres Lebens festzulegen. »Wer eine schwere Kindheit erlebt hat, ist für immer geschädigt« oder »ob ein Mensch kriminell wird, lässt sich schon in seiner Kindheit voraussagen«9 – solche und ähnliche Statements waren häufig zu hören oder zu lesen.

Wir möchten und dürfen uns von solchen Festlegungen lösen. Auch hier geben uns die Bibel und auch manche psychologischen Richtungen, wie z. B. die Positive Psychologie10, einen anderen Blick auf unser Leben und helfen uns, es auch anders zu deuten. Die Bibel geht nicht von unseren Defiziten aus und nagelt uns auch nicht auf Schuld, Versagen oder negativen Erfahrungen fest, sondern sie geht von der Hoffnung für jeden einzelnen Menschen aus, von der Möglichkeit zur Befreiung, Heilung und Veränderung. Und das gilt selbstverständlich auch dann, wenn wir schwere Erfahrungen zu Beginn unseres Lebens gemacht haben, wenn wir unerwünscht waren, ungeliebt, verachtet, misshandelt oder missbraucht.

1.1.4 Eine Bemerkung zum Schluss

Je nachdem aus welchem Blickwinkel Sie diese Abschnitte gelesen haben, kann dies sehr unterschiedliche Reaktionen in Ihnen hervorrufen.

Als Tochter finden Sie sich möglicherweise darin wieder und es hilft Ihnen, Ihre eigenen Lebensgefühle besser zu verstehen. Als Mutter fühlen Sie sich möglicherweise verstanden, oder aber auch angegriffen. Es ist mir aber ein Anliegen, dass in diesem Buch keine Anklagen gegen Mütter geführt werden. Stattdessen ist es mir wichtig, Ihre Sichtweisen und Ihr Verstehen zu erweitern.

Versuchen Sie beim Lesen der folgenden Kapitel, den entsprechenden Blickwinkel einzunehmen: Stellen Sie sich im Kapitel Tochter-Mutter innerlich auf die Seite der Tochter – und versetzen Sie sich im Kapitel über die Beziehung der Mutter zur Tochter in die Lage der Mutter.

Die Ausführungen in diesem Buch sollen in keiner Weise als Schuldzuweisungen an Mütter oder Töchter verstanden werden, sondern sollen beide Seiten zur Selbstprüfung anregen, sollen zum Verständnis helfen und einen Weg in die Aufarbeitung der eigenen Lebensgeschichte anbieten.

Mütter sind nie perfekt und Töchter auch nicht, so wie das Menschsein allgemein immer schuldbehaftet, unperfekt und unvollkommen ist. Darum gehört zum Muttersein und Vatersein und ebenso zum Tochter- oder Sohnsein die Erkenntnis, dass wir mit der eigenen Unvollkommenheit, der eigenen Erlösungsbedürftigkeit leben müssen und dürfen. Wir brauchen täglich die Vergebung Gottes und die Bereitschaft, uns auch gegenseitig zu vergeben und einander um Vergebung zu bitten.

1.2 Der Vater

Auch wenn in diesem Buch sehr viel von der Mutter-Tochter-Beziehung die Rede ist, spielt natürlich der Vater für das Verhältnis von Müttern und Töchtern zueinander ebenfalls eine äußerst wesentliche Rolle.

1.2.1 Vater und Mutter ergänzen einander

Die Beziehung von Kindern zum Vater ist eine andere als die zur Mutter, denn an der Mutter lernen Kinder das Frausein und die weibliche Seite der Welt kennen. Am Vater lernen sie die männliche Seite, die männliche Deutung und Blickweise auf diese Welt kennen.

Väter sind meistens risikofreudiger als Frauen. In den Spiel- und Freizeitaktivitäten legen Männer einen stärkeren Akzent auf Wagnis, Kraft, Eroberung, Motorik und Körper.11 Väter zeigen Kindern, dass Wagnis und Risiko etwas Spannendes sind. Damit fordern sie dazu heraus, neues Terrain zu betreten, Fremdes zu erobern und Abenteuer zu erleben. Väter können Kindern zeigen, wie man positiv mit Kraft und mit Macht umgehen kann und wo die Grenzen sind.

Männer verhalten sich in aller Regel auch raumgreifender als Frauen. Schon im Kleinkindalter brauchen Jungen mehr Platz für ihre Spiele. Und im alltäglichen Leben wird Männern mehr Raum zugestanden. Im Aufzug stellen sich Menschen, die einen Fahrstuhl neu betreten, prinzipiell näher an Frauen. Wenn im Café alle Tische besetzt sind, gesellen sich neue Gäste häufiger an Tische, an denen bereits Frauen sitzen. Auch im Gespräch, z. B. wenn Männer gestikulieren, benötigen sie dafür mehr Raum als Frauen.

Die Eroberung des Raumes spiegelt sich darin wider, dass Jungen gerne fremdes Terrain erkunden und sich eher auch auf gefährliche Unternehmungen einlassen. Sie lieben den Reiz des Neuen, die emotionale Erregung durch Unbekanntes. Dies ist ein Verhaltensmuster, das sich bei vielen Männer auch im Erwachsenenalter fortsetzt. Expeditionen in fremde Territorien, Überlebenstraining in Outdoorcamps, Erforschung fremder Welten etc. ist häufiger eine Männerdomäne.12