Tödlicher Sturz von den Kreidefelsen - Holger Nielsen - E-Book

Tödlicher Sturz von den Kreidefelsen E-Book

Holger Nielsen

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Beschreibung

Vier Paare aus verschiedenen Regionen in Deutschland treffen in ihrem Urlaub in der Villa Anna in Sassnitz auf Rugen aufeinander und müssen sich im täglichen Miteinander arrangieren. Dabei treten ihre sehr unterschiedlichen Eigenschaften, Absichten und Interessen zu Tage und führen zu diversen Konflikten. Diese gipfeln in einem Mord und einer Erpressung. Aber sonst ist es ein gelungener Urlaub für die vier Paare.

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Inhaltsverzeichnis

1. Intrade: Wer macht mit?

2. Intermezzo I

3. Andante: Lassen wir es langsam angehen!

4. Sustenuto: Die erste Leiche

5. Lacrimatio: Seebestattung

6. Divertimento: Ein richtiger Urlaubstag

7. Intermezzo II

8. Accidento fatale subito: Unverhofft kommt oft

9. Paradiso verde: Das große Gekrabbel

10. Intermezzo III

11. Crescendo mortale: Die zweite Leiche

12. Sarabande: Tanz auf den Wellen

13. Quadrille: Wer „tanzt“ mit wem?

14. Ultima ratio: Offenbarung

15. Conclusio: Leider Schluß

2. Intermezzo5I

Damit ist unser Stammpersonal vollständig und hängt für den Start an ihren Fäden, damit sie „nach meiner Pfeife tanzen müssen“; den Rest werde ich in Sassnitz bei passender Gelegenheit rekrutieren. Als Regisseur der ganzen „Bande“ habe ich jetzt Einiges zu regeln: Das Ehepaar Meinhart/Scheller ist bereits in ihrem BMW losgefahren. Die Beiden unterbrechen ihre Anfahrt nach Rügen jedoch in Hannover, um in einer Seniorenresidenz6 vorbeizuschauen. Früher nannte man so etwas Altersheim, ist im Prinzip dasselbe geblieben, nur klingt es nobler und ist auch dementsprechend teurer. Also in dieser noblen Seniorenresidenz „Reseda-Hof“ hatten sie seine Mutter untergebracht oder – boshaft ausgedrückt – abgeschoben. Ihre angebliche oder tatsächliche Demenz war die derzeit allerorten übliche Begründung und umschrieb die selbstbefreiende „Entsorgung“ in ein Heim mit gewissem öffentlichen Ansehen.

Damit habe ich die vier Gruppen in geeigneten Positionen für den Fortgang der Handlung gebracht: Hannover, Lachendorf bei Celle, Falkensee bei Berlin und - „etwas vorgeschoben“ - Neubrandenburg. Da sie alle vier so kurzfristig mitten in der Hochsaison in Sassnitz nach einer Unterkunft suchten, konnten sie sich glücklich schätzen, doch noch zum nächsten Montag vier freie Appartements in der Villa Anna gefunden zu haben. Also mußten sie gleichzeitig zu diesem Termin nach Sassnitz fahren. Ich bin gespannt, wie die Mitglieder meiner Starbesetzung miteinander auskommen werden. Aber ich habe kein Interesse daran, mich um ihre Fahrt nach Sassnitz zu kümmern. Sie werden das sicher ohne meine Hilfe schaffen. Sie haben ja schließlich jeder ein Navi. Ich finde es einfach öde und langweilig, in jedem Detail zu verfolgen, wo es einen Stau auf der Autobahn gegeben hat, welcher Depp viel zu schnell gefahren ist oder warum die Polizei denn ausgerechnet im dichten Urlaubsverkehr Fahrzeugkontrollen durchführen mußten. Ich werde auf die vier Wagen an der Brücke über den Strelasund warten, Als passionierter Bahnfahrer halte ich diese stundenlangen Fahrten per Auto auf der Autobahn sowieso für vergeudete Lebenszeit.

Ich hoffe, daß ich mit der Charakterisierung der an dem zukünftigen Geschehen Beteiligten nicht zu sehr den Eindruck erweckt habe, über Gebühr über ihre private Eigenschaften und Beziehungen geplaudert zu haben. Aber ich glaube, daß sich den Lesern und insbesondere den Leserinnen mit diesen Vorkenntnissen die kommenden Ereignisse leichter erschließen werden.

Aber sieh da, die vier Autos kommen schon die geschwungene Auffahrtrampe zur Strelasundbrücke herauf. Sie steckten in der für die Sommerzeit üblichen Blechkarawane, die über die Brücke auf die Insel Rügen kroch. Voran fuhr unübersehbar der rote VW-Bus der Schröders mit weißem Dach und den angeschnallten E-Bikes am Heck. Dicht gefolgt von drei schwedischen Container-Lastern. Dieser Konvoi war bei dem immer wieder alternativ rechts und links verhängtem Überholverbot nicht aufzulösen: Hinter dem dritten Container-Laster folgte Uwes creme-farbener „EssJuWie“; seiner ungeduldig-nervösen Franziska suchte Uwe immer wieder wieder verständlich zu machen, warum es aussichtslos, ja unmöglich sei, diese Kolosse vor ihnen zu überholen. Wie er mit ziemlicher Sicherheit vermutete, würden sie die drei bis kurz vor Sassnitz auch nicht los werden, denn die wollten sicher zum Fährhafen Sassnitz. Nur für mich erkennbar, steckten die beiden für uns interessanten Wagen – der silberfarbene BMW aus dem Rheinland und der weiße Mercedes aus Falkensee – weiter hinten in der Kolonne genauso fest. Also brauchte ich mich eigentlich nicht mehr um sie kümmern, bis sie sicher Sassnitz erreicht hätten.

Das aber war ein Aufmerksamkeitsfehler meinerseits. Wie Uwe schon vermutet hatte, bogen die drei schwedischen Container-Laster an der Kreuzung auf Höhe von Sagard nach rechts zum Fährhafen Sassnitz ab. Und Uwe dicht hinter ihnen fuhr einfach mit. Ob das Zufall oder Absicht war, sei dahingestellt. Franziska bekam davon nichts mit; genauso wenig wie von der ganzen Fahrt, die sie fast andauernd damit beschäftigt war, mit irgendeiner Steffi, Moni, Gabi oder wasweiß-ich mit wem auch noch diverse e-mails auszutauschen. Daran hatte natürlich Uwe Schuld, denn er konnte ihr Geschnatter am Handy während der Fahrt nicht ertragen. So war es Franziska ganz recht, daß Uwe und Stephan beide ausstiegen, als sie den Parkplatz der Bäckerei Peters im Fährhafen Sassnitz erreicht hatten. Jetzt konnte sie endlich wieder ungestört quatschen, während ihr Mann draußen intensiv mit seiner Kamera die Einzelheiten des Fährhafens ablichtete. Besonders hatten es ihm die TT-Line-Fähre nach Kleipeda in Litauen angetan. Mit Hilfe seines Teleobjektivs konnte er erkennen, wie seltsamerweise per Gabelstapler Stückgut aus den gerade eingetroffenen Containern ausoder umgeladen wurden. Uwe gelang es, ein paar der mit den Ladearbeiten beschäftigten Männer sowie Autonummern und Firmen-Logos zu photographieren. Dann wandte er sich dem Firmengelände der Deutschen ReGas GmbH mit ihrem Röhrenlager und den knallgelben Schnellbooten der Orsted Germany GmbH zu, mit denen die Verbindung zu den Windparks auf offener See vor Kap Arkona aufrecht gehalten wurde. Als Stephan neben ihm langsam unruhig wurde, machte Uwe noch pro forma einige Aufnahmen von den vor Anker liegenden Motorjachten und Segeljollen. Dann stiegen sie beide schließlich wieder ins Auto ein.

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