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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Es war Abend. »Veronika, jetzt machen wir zu!«, sagte Franz Boller energisch. »Mir reicht es für heute. Mach du die Kassenabrechnung, Veronika. Ich räume die Sachen rein.« Veronika nickte. Seit einigen Tagen arbeitete sie wieder im Laden. Franz trug die Körbe mit den Sonderangeboten herein, die vor dem Laden neben der Eingangstür standen, dann schloss er die Tür ab. »War es wieder ein guter Tag?«, fragte er. »Ja, Franz! Die Neugierde treibt sie dazu, Geld auszugeben. Aber so sind die Leute nun einmal. Ich habe nichts dagegen, wenn wir einen guten Umsatz machen, aber schlimm ist es doch für mich. Ich hatte gehofft, es würde nach ein oder zwei Tagen besser. Da habe ich mich wohl geirrt. Hast du gesehen, wie sie mich anstarren?« »Ach, Veronika, das wird schon. Irgendwann geben sie auf. Nächste Woche wird es besser. Morgen ist Samstag, dann kommen die Aushilfen, und wir machen eine schöne Wanderung.« Es klopfte an der gläsernen Ladentür. Veronika und Franz drehten sich um. »Fellbacher? Was will er?«, sagte Franz Boller laut vor sich hin. »Geh hintenherum!«, rief er und zeichnete mit dem Arm einen großen Bogen in die Luft. Bürgermeister Fellbacher nickte und wandte sich ab. »Ich mache ihm auf, Veronika.« »Grüß Gott, Fritz! Hat deine Irene etwas vergessen? Sie war heute da, hat Nähgarn gekauft und eine Hose für euren Buben. Sie war in Eile.« »Naa, meine Irene hat nix vergessen. Es geht um etwas anderes. Ich will etwas mit euch bereden. Es dauert auch nicht lange. Ich habe mir gedacht, ich komme rüber, wenn der Laden geschlossen ist, dann sind
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Es war Abend.
»Veronika, jetzt machen wir zu!«, sagte Franz Boller energisch. »Mir reicht es für heute. Mach du die Kassenabrechnung, Veronika. Ich räume die Sachen rein.«
Veronika nickte. Seit einigen Tagen arbeitete sie wieder im Laden.
Franz trug die Körbe mit den Sonderangeboten herein, die vor dem Laden neben der Eingangstür standen, dann schloss er die Tür ab.
»War es wieder ein guter Tag?«, fragte er.
»Ja, Franz! Die Neugierde treibt sie dazu, Geld auszugeben. Aber so sind die Leute nun einmal. Ich habe nichts dagegen, wenn wir einen guten Umsatz machen, aber schlimm ist es doch für mich. Ich hatte gehofft, es würde nach ein oder zwei Tagen besser. Da habe ich mich wohl geirrt. Hast du gesehen, wie sie mich anstarren?«
»Ach, Veronika, das wird schon. Irgendwann geben sie auf. Nächste Woche wird es besser. Morgen ist Samstag, dann kommen die Aushilfen, und wir machen eine schöne Wanderung.«
Es klopfte an der gläsernen Ladentür. Veronika und Franz drehten sich um.
»Fellbacher? Was will er?«, sagte Franz Boller laut vor sich hin. »Geh hintenherum!«, rief er und zeichnete mit dem Arm einen großen Bogen in die Luft.
Bürgermeister Fellbacher nickte und wandte sich ab.
»Ich mache ihm auf, Veronika.«
»Grüß Gott, Fritz! Hat deine Irene etwas vergessen? Sie war heute da, hat Nähgarn gekauft und eine Hose für euren Buben. Sie war in Eile.«
»Naa, meine Irene hat nix vergessen. Es geht um etwas anderes. Ich will etwas mit euch bereden. Es dauert auch nicht lange. Ich habe mir gedacht, ich komme rüber, wenn der Laden geschlossen ist, dann sind wir ungestört.«
»So, was ist es? Es muss wichtig sein.«
»Es ist mehr so eine Idee von mir.« Fellbacher drehte etwas verlegen seinen Hut in den Händen.
Veronika kam dazu.
»Was gibt es?«
»Fellbacher hat etwas auf dem Herzen«, sagte Franz.
»Also, ich kann auch gern ein anderes Mal kommen, wenn es euch jetzt nicht passt«, sagte Fellbacher.
Veronika und Franz baten den Bürgermeister herein. Franz schloss die Haustür. Sie gingen zusammen nach oben in die Wohnung der Bollers, die über dem Laden lag.
Sie setzten sich in die große Küche. Veronika holte ihrem Mann und dem Bürgermeister ein Bier. Sie selbst trank Tee.
Sie prosteten sich zu und tranken. Bürgermeister Fellbacher war sehr still.
»Du bist ziemlich zögerlich, Fritz«, bemerkte Franz.
»Ja, ich weiß nicht recht, wie ich es anpacken soll. Wie gesagt, es ist eine Idee und wenn ich ehrlich bin, dann ist sie auch net so ganz von mir. Da hat mir einer einen Floh ins Ohr gesetzt, wie man sagt. Auf der einen Seite finde ich es gut. Andererseits weiß ich, dass es gut überlegt werden muss.« Fellbacher trank noch einen Schluck Bier.
Fritz schmunzelte.
»Du läufst wie eine Katze um den heißen Brei, Fritz. Rede endlich!«
»Also, des ist so. Ich war doch mit der Chris bei der Kripo in München. Als ehemalige Kollegin der Münchner Polizei hat sie die besten Kontakte. Jedenfalls war es ein gutes Gespräch mit dem Beamten von der Prävention. Er hält demnächst den Vortrag über Trickbetrüger und über andere betrügerische Machenschaften. Er sagte, dass er bei solchen Vorträgen schon öfter auch Betroffene dazu eingeladen hat, die dann mit eigenen Worten berichteten, wie es ihnen ergangen ist. Das, was dir passiert ist, Veronika, das ist kein Einzelfall gewesen und war nur die Spitze eines Eisbergs. Er lässt dich durch mich fragen, ob du bereit wärst, öffentlich über das zu berichten, was dir passiert ist.«
Veronika wechselte die Gesichtsfarbe. Sie wurde blass und sah ihren Mann mit entsetzten Augen an.
»Du meinst doch nicht im Ernst, dass ich mich im Sportheim auf die Bühne stelle und erzähle, wie ich reingelegt wurde und wie ich mein ganzes Geld verlor?«
Fritz Fellbacher warf Franz einen Blick zu.
»Doch, genau das meine ich.«
»Nein, nein, nein!«, sagte Veronika laut und deutlich. »Fritz, das kann niemand von mir verlangen. Des ist eine besonders hirnrissige Idee. Ich käme mir ja vor, als würde ich mich selbst an den Pranger stellen. Naa, naa und nochmals naa! Des kannst du dem Herrn Hauptkommissar sagen.«
Veronika schrie es so laut hinaus, dass sich ihre Stimme überschlug. Sie musste husten und trank schnell einen Schluck Tee. Sie war so erregt, dass sie rote Flecken auf die Wangen und am Hals bekam.
»Veronika, du musst net so brüllen. Fellbacher ist nicht taub und ich auch net.«
Veronika seufzte. Sie sah den Bürgermeister an.
»Fritz, meine Ablehnung hat nichts mit dir zu tun. Nimm es bitte nicht persönlich. Aber das geht einfach über meine Kräfte. Ich habe es gerade mühsam geschafft, wieder im Laden zu stehen. Das ist schwer genug für mich. Jeder, der reinkommt und aus Waldkogel ist, der starrt mich an, als könnte man mir meine Dummheit ansehen. Dass ich Betrügern auf den Leim gegangen bin, freut sie! Sie grinsen mich schadenfroh an. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer das für mich ist, den ganzen Tag im Laden zu bedienen und dabei so zu tun, als wäre nichts passiert. Sie lauern doch nur auf eine Bemerkung von mir. Ständig gibt es Anspielungen, um mich aus der Reserve zu locken. Fritz, du kannst Franz fragen, was ich mir alles an bösartigen und schadenfreudige Andeutungen anhören muss.«
Franz stand auf und ging um den Tisch herum. Er setzte sich neben seine Frau und legte den Arm um sie.
»Fritz, im Augenblick ist es sehr schwer für Veronika. Zwar machen wir jetzt mitten im Sommer einen Umsatz wie sonst nur in der Weihnachtszeit, aber selbst das kann meine Veronika nicht darüber hinwegtrösten, dass die Leute nur kaufen, um möglichst lange im Laden zu verweilen. Es ist einfach schlimm. Wir sind froh, dass es Wochenende ist. Morgen kommen die beiden Aushilfen und auch am Sonntag lassen wir uns vertreten. Nun ja, am Sonntag werden nicht so viele aus Waldkogel zum Einkaufen kommen, da haben wir fast nur Touristen als Kunden. Trotzdem gehen wir wandern. Der Tapetenwechsel, die gute Luft in den Bergen und die Ruhe werden meiner Veronika gut tun.«
Fritz Fellbacher rieb sich das Kinn.
»Es war nur ein Vorschlag. Ich habe es gesagt und jetzt musst du entscheiden, Veronika. Wenn du es nicht machen willst, dann bin ich nicht enttäuscht.«
Veronika seufzte erneut.
»Fritz, nenne mir einen guten Grund, warum ich mich noch mehr zum Gespött der Leute machen soll? Wenn ich schon öffentlich darüber rede, wie ich hereingefallen bin auf deren Masche, dann wird erst recht über mich gelacht und getratscht und ich komme gar nimmer zur Ruh.«
Fritz Fellbacher nickte. Er konnte Veronika verstehen, gab aber zu bedenken, dass Angriff oft die beste Verteidigung ist. »Du bist doch selbstbewusst, Veronika.«
»Ich war einmal selbstbewusst, Fritz. Im Augenblick bin ich es nicht, nach den Dummheiten, die ich begangen habe.«
Fellbacher bestritt es nicht. Doch gerade deshalb hatte er gute Argumente. »Veronika, der Herr Hauptkommissar wird dir beistehen und vorher genau erläutern, wie raffiniert die Betrüger vorgegangen sind. Er will öffentlich warnen, weil es im Grunde jeden treffen kann. Dass ausgerechnet du auf diese Gauner reingefallen bist, das bedeutet doch, dass das ganz üble Gangster sind. Du giltst hier in Waldkogel als tüchtige, fleißige und ehrliche Geschäftsfrau, die genau weiß, was sie tut. Niemand würde zu behaupten wagen, du wärst dumm oder gar leichtgläubig. Trotzdem gelang es denen, dich reinzulegen. Stelle dir doch einmal vor, wie es den anderen ergehen würde, die nicht so gescheit sind wie du. Wie würde es jemand ergehen, der keine Geschäftserfahrung hat? Du musst dich net schämen, Veronika. Ich denke, wenn du öffentlich von deinen Erfahrungen mit den Betrügern berichtetest, dann würdest du jedem in Waldkogel mit deinem Selbstbewusstsein den Wind aus den Segeln nehmen. Außerdem würde es wirklich zeigen, welche Größe du hast. Wer hat schon den Mut, von seinen Fehlern zu reden? Außerdem war das ein so perfektes fieses Spiel, das sie mit dir trieben, dass dir nicht die leichtesten Zweifel kamen. Ich würde meine Hand nicht ins Feuer legen, dass ich nicht selbst darauf hereingefallen wäre.«
»Wenn mein guter Franz die Unterlagen nicht heimlich an die Anna zur Prüfung gegeben hätte, wer weiß, was dann geschehen wäre. Es ist ein Glück, dass Toni eine Bankerin geheiratet hat. Anna blickte durch und hat nachgeforscht. Sie ist ein hilfsbereites Madl. Wir können froh sein, dass sie hier in Waldkogel ist. Fritz bin ich sehr dankbar, dass er sich hinter meinem Rücken der Anna anvertraut hat. Ich war so verblendet, dass darüber sogar meine Ehe gefährdet war.«
»Ich weiß, ich weiß, Veronika. Doch es ist vorbei. Jetzt musst nach vorn blicken. Ich bitte dich nur darum, es dir in Ruhe zu überlegen. Ich habe von dir keine Zusage erwartet, jedenfalls nicht heute, nicht jetzt. Ich verstehe, dass du dir das gut überlegen musst. Allerdings sehe ich darin auch eine Chance, dass du damit die Sache ein für alle Mal abschließen könntest. Es könnte dir guttun.«
Sie sah Fritz Fellbacher nachdenklich an. Sie seufzte, dann wechselte sie einen Blick mit ihrem Mann, der mit den Schultern zuckte. Das bedeutete so viel wie: Du entscheidest, Veronika.
»Gut, Fritz, ich denke darüber nach. Franz und ich müssen das bereden.«
Franz Boller nickte. Er sagte: »Genau das machen wir. Fritz, wir geben dir in einigen Tagen Bescheid. Du kannst dem Hauptkommissar sagen, er soll mich anrufen. Dann kläre ich mit ihm, wie er sich das gedacht hat«, sagte Franz. »Veronika soll sich nicht belasten, wenn sie nicht will.«
»Das verstehe ich, Franz.« Fellbacher zog eine Visitenkarte heraus und legte sie auf den Tisch. »Des ist die Karte von dem Hauptkommissar. Vielleicht macht ihr beide einen schönen Ausflug nach München? Ruft ihn an und macht einen Termin aus. Dann lernt ihr ihn kennen und redet mit ihm persönlich.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Franz Boller. Er schaute Veronika an, die immer noch sehr blass war.
»Ja, das ist eine gute Idee. Dann kann ich vielleicht einiges fragen, was mich an der Sache beschäftigt.«
»Siehst du, Veronika, jetzt ist doch noch etwas Gutes dabei herausgekommen durch mein Anliegen.«
Fellbacher trank sein Bier aus. Er schaute auf die Uhr und stand auf.
»Oh, schon so spät! Ich muss gehen. Irene wartet.«
Veronika und Franz Boller brachten den Bürgermeister hinaus. Sie verabschiedeten sich herzlich und versprachen, über die Sache nachzudenken. Vielleicht würden sie auch mit dem Hauptkommissar in München direkt sprechen.
Fritz Fellbacher war zufrieden und ging heim. Er war sicher, dass Veronika mit Offenheit etwas bewegen konnte. Nicht nur, dass ihr Auftreten und ihre persönliche Schilderung, des ihr widerfahrenen Verbrechens anderen eine Warnung sein konnte. Veronika selbst könnte davon den Nutzen haben, endlich die Lebenskrise zu überwinden zu können, in der sie seitdem steckte.
*
Die ›Stiftung für Zukunftsforschung‹ hatte einen Kunstpreis ausgelobt. Es gab zwei Abteilungen, in denen Preise vergeben wurden, für Bilder und Skulpturen. Der Preis war schon Monate ausgeschrieben. Die Plakate hingen in ganz München und luden zur Vernissage und der Verleihung ein.
Die Jury traf sich in regelmäßigen Abständen, um die eingehenden Werke einer ersten Beurteilung zu unterziehen.
»Ja, meine Herren«, sagte der Stiftungsvorsitzende, als sie durch die Ausstellungsräume gingen, »ich bin etwas befremdet, besonders über das, was die jungen Künstler eingereicht haben.«
Er schüttelte den Kopf. Die Jurykollegen nickten ihm zu.
Professor Doktor Gustav Fischer von der Akademie der Bildenden Künste gehörte zur Jury. Die Herren kannten sich seit vielen Jahren und waren per Du.
»Leut’, ich gebe ehrlich zu, dass ich die Sachen handwerklich alle sehr gut finde. Doch die Themen erschüttern mich. Was geht nur in den Köpfen der jungen Leute vor? Das Thema ›Zukunftsträume‹ sollte sie bestimmt nicht zu diesen schweren und negativen Aussagen bewegen. Die Bilder sind düster, die Skulpturen zeichnen eine genauso schwarze Zukunft. Aus jedem Kunstwerk spricht Angst und Unsicherheit. Haben die jungen Leute heute keine schönen Zukunftsträume? Sehen sie wirklich alles düster? Wo bleibt die heitere, schöne Kunst, die das Herz des Betrachters mit Freude, Zuversicht und guten Gefühlen erfüllt? Absicht war, einen positiven Meilenstein zu setzen. Jeder junge Mensch muss doch wunderbare Träume für die Zunft haben. Wo sind bei diesen Kunstwerken die Hoffnungen und die Träume einer rosigeren Zukunft? Wo sind die Themen Familie, Liebe, Kinder, Sonnenschein, Freiheit, Zuversicht? Ich finde sie nicht. Wir sollten uns sogar überlegen, ob wir überhaupt einen Preis vergeben. Ich will ehrlich sein. Ziel war es, durch die Kunst einen Impuls zu geben, im Hinblick auf eine gute, eine positive Zukunftsentwicklung. Wenn ich daran denke, welche Träume ich und meine Künstlerfreunde hatten, als wir jung waren. Wir wollten mit unserer Kunst die Welt bereichern, schöner und glücklicher machen.«
Alle nickten ihm zu. Sie erinnerten sich an ihre eigenen Jugendträume.
»Vielleicht war der Text der Wettbewerbsausschreibung nicht gut«, sagte Otto, ein enger Freund Gustavs. »Der Zeitgeist ist im Augenblick grau gefärbt. Fast schämt man sich, wenn man nicht jammert.«
»Das ist es doch«, sagte Gustav sehr laut. »Die Kunst sollte dieses Gejammer übertönen. Doch die Kunst, die hier abgeliefert wurde, zementiert nur Tristesse. Überlegt mal! Mir geht da eine Möglichkeit durch den Kopf. Können wir den Abgabetermin verlängern? Können wir die Ausstellung verschieben? Durch gezielte Pressearbeit sollten wir positive Akzente setzen, indem wir darauf hinweisen, dass die Stiftung sich für eine bessere Zukunft stark macht.«
Sie berieten sich und mussten einsehen, dass das leider nicht möglich war. Sie waren rechtlich gebunden.
»Dann müssen wir uns damit abfinden. Wir müssen heute keine Entscheidung treffen. Noch haben wir einige Wochen Zeit. Vielleicht gehen noch andere Arbeiten ein«, sagte der Stiftungsvorsitzende.
Sie unterhielten sich noch eine Weile, dann verabschiedeten sie sich bis zum nächsten Termin.
Es hatte in München geregnet. Jetzt stand die Sonne am blauen Himmel. Ein Regenbogen spannte sich über der Isarstadt. Professor Fischer bummelte durch die Stadt. Die Straßen füllten sich wieder. Die Cafébetreiber trockneten die Stühle ab. Die ersten Gäste suchten sich einen Platz im Freien.
Da sah er ihn. Zielstrebig ging er auf den jungen Mann zu.
»Mei, du bist es wirklich, Niklas?«
Der junge Mann, der intensiv die Schaufensterauslagen eines Schuhgeschäfts betrachtete, erschrak und drehte sich um.
»Grüß Gott, Herr Professor!«
Fischer lachte laut und reichte ihm die Hand.
»Hast du schon vergessen, dass ich allen Absolventen auf der Abschlussfeier das Du angeboten habe? Nach dem Studium gehören wir doch alle zur großen Zunft der Künstler und sind im Geiste Brüder. Niklas, also noch einmal. Ich bin der Gustav.«
Niklas Eichinger lächelte.
»Zu viel der Ehre«, sagte er.
Gustav legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Wie geht es dir? Was macht die Kunst, Kollege?«
Niklas lachte.
»Der Kunst geht es gut, dafür mir umso weniger. Im Augenblick verkaufe ich wenige Bilder. Ich jobbe nebenbei. Aber ich will mich nicht beklagen. Ich habe mich für den Weg des freien Kunstmalers entschieden und gehe ihn weiter.«
Professor Fischer warf einen Blick auf Niklas Schuhe.
»Prüfst du die Preise? Du brauchst wohl neue Schuhe, wie?«
»Ja, es gibt Sachen, an denen kommt man nicht vorbei.«
»Magst du einen Kaffee mit mir trinken? Ich lade dich ein.«
Niklas stimmte zu.
Sie gingen über die Straße und setzen sich unter einen Sonnenschirm. Professor Fischer vermutete, dass Niklas hungrig war. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass Essen ein Posten war, an dem immer zuerst gespart wurde. Doch er wollte Niklas nicht fragen, denn das würde ihn in Verlegenheit bringen. So sagte er: