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Krimi von Pete Hackett Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten. Ein Mafioso und sein Sohn werden getötet, wenig später der Sohn eines Baumagnaten. Es gibt keine offensichtliche Verbindung zwischen den Toten, aber die Opfer wurden mit der gleichen Waffe erschossen. Noch während die FBI-Agenten Trevellian und Tucker versuchen ein Motiv und Spuren zu finden, ereignen sich weitere Morde.
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Trevellian auf falscher Fährte: Action Krimi
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Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten.
Ein Mafioso und sein Sohn werden getötet, wenig später der Sohn eines Baumagnaten. Es gibt keine offensichtliche Verbindung zwischen den Toten, aber die Opfer wurden mit der gleichen Waffe erschossen. Noch während die FBI-Agenten Trevellian und Tucker versuchen ein Motiv und Spuren zu finden, ereignen sich weitere Morde.
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Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Wir betraten das Büro des Assistant Directors. Es war kurz nach 8 Uhr. Vor wenigen Minuten hatten wir den Dienst angetreten. Der Chef erhob sich und kam um seinen Schreibtisch herum.
»Guten Morgen«, grüßten wir, und Mr. McKee schüttelte jedem von uns die Hand.
»Setzen Sie sich, Agents.« Er vollführte eine einladende Handbewegung. Sein Gesicht war sehr ernst. Wir ließen uns an dem kleinen Konferenztisch nieder. Der AD setzte sich zu uns.
»Richard Atkins wurde erschossen, als er seine Wohnung verließ«, erklärte der AD. »Beim Police Department rechnet man den Mord dem organisierten Verbrechen zu. Man hat die Sache an uns abgegeben.«
»Ist die Rede von Richard Atkins, dem Mafioso, der sich unserem Zugriff bisher erfolgreich entzogen hat?«, fragte ich ahnungsvoll.
»Sie treffen mit Ihrer Vermutung den Nagel auf den Kopf, Jesse«, erwiderte der Chef.
Ich zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum. »Deutet das auf einen beginnenden Krieg in der Unterwelt hin?«, fragte ich nach einer kurzen Zeit der Nachdenklichkeit.
»Es ist nicht auszuschließen, Gentlemen«, antwortete Mr. McKee.
»Wir müssen es jedenfalls ins Kalkül ziehen«, murmelte ich.
»Wann geschah der Mord?«, fragte Milo.
»Vorgestern, morgens gegen neun Uhr. Der Mörder schoss aus einem vorbeifahrenden Auto. Er muss vor dem Haus des Opfers gewartet haben. Atkins verließ jeden Morgen kurz vor neun Uhr seine Wohnung, um ins Fitnessstudio zu fahren. Der Killer muss seine Gewohnheiten gekannt haben.«
»Also am siebenundzwanzigsten«, sagte ich. »Gibt es sonst noch irgendwelche Hinweise.«
»Nein. Niemand sah oder hörte etwas. Der Täter muss einen Schalldämpfer benutzt haben. Die Achtundfünfzigste ist morgens immer ziemlich belebt. Einige Leute sahen Atkins zusammenbrechen. Die meisten dachten zunächst an einen Schwächeanfall oder etwas in der Art.«
»Liegen die gerichtsmedizinischen Ergebnisse schon vor?«, fragte ich.
Der Chef erhob sich, ging zu seinem Schreibtisch und holte einen dünnen Schnellhefter, den er mir überreichte. »Das ist die Akte. Ich lege den Fall in Ihre Hände. Schnappen Sie sich den Killer und seinen Auftraggeber und verhindern Sie einen blutigen Krieg in der Unterwelt.«
»Wir tun unser Bestes«, versprach ich.
Wir kehrten in unser Büro zurück und begannen, die Unterlagen zu studieren. Die Kugel hatte Atkins ins Herz getroffen. Es handelte sich um ein Geschoss vom Kaliber .45 ACP. Die Befragung der Menschen, die Atkins zusammenbrechen sahen, hatte nicht den geringsten Hinweis ergeben.
Atkins war verheiratet und hatte einen Sohn, der sechsundzwanzig Jahre alt war und in der 65th Street wohnte.
Ich nahm den Telefonhörer vom Apparat und tippte eine Nummer. Dreimal ertönte das Freizeichen, dann ertönte es: »Easton, Detective Bureau, Police Department.«
»Hallo, Harry.«
Detective Lieutenant Harry Easton war Leiter der Mordkommission Manhattan. Sein Spitzname war Cleary, weil er sich immer damit brüstete, dass seine Leute so ziemlich jeden Mord in ihrem Zuständigkeitsbereich aufklärten.
»Ah, Jesse. Lange nichts von dir gehört.«
»Es gab keinen Grund.«
»Den scheint es heute zu geben. Und ich kann mir auch denken, was dich veranlasst, mich anzurufen. Es ist die Sache Atkins, nicht wahr?«
»Sehr richtig. Ihr habt uns den Fall aufs Auge gedrückt.«
»Wir sind dankbar für jede Sache, die uns abgenommen wird«, versetzte Easton.
»Na schön, Harry. Ich habe eure Protokolle gelesen. Gibt es vielleicht sonst noch etwas, was ihr nicht vermerkt habt?«
»Du kennst sicher Atkins‘ Ruf«, sagte Cleary. »Natürlich haben wir nicht vermerkt, dass er wahrscheinlich ein skrupelloser Gangster war. Für diese Behauptung fehlt uns der Beweis. Atkins hatte einflussreiche Freunde, Leute, die in Wirtschaft und Politik Führungspositionen einnehmen. Er zeigte sich ausgesprochen sozial und spendete für entsprechende Zwecke hohe Summen. An einer solchen Fassade zu kratzen kann den Kopf kosten.«
Harry Easton lachte nach diesen Worten bitter auf.
»Ihr habt euer Ohr doch ständig am Pulsschlag des Verbrechens, Harry. Gibt es Hinweise, dass sich jemand auf Atkins‘ Thron schwingen möchte?«
»Wir vermuten es. Es ist nicht auszuschließen, dass Atkins von der Konkurrenz ausgeschaltet wurde. Sicher aber hat ein Mann wie er unabhängig davon eine Menge Feinde. Wir haben nicht den Hauch einer Ahnung. Aber die Vermutung, dass es sich um eine Auseinandersetzung in der Unterwelt handelt, lässt sich nicht wegdenken.«
»Habt ihr mit seiner Gattin und seinem Sohn gesprochen?«
»Nein. Die Frau hat einen Schock erlitten und war nicht vernehmungsfähig. Von einer Vernehmung des Sohnes versprachen wir uns kein Ergebnis. Er soll eine führende Position in der Drogenmafia einnehmen, und es ist wohl so, dass sich seine Bereitschaft, mit uns zu kooperieren, ausgesprochen in Grenzen halten dürfte.«
»Wir werden mit ihm ein Gespräch führen«, versicherte ich. Dann bedankte ich mich bei Cleary, verabschiedete mich und legte auf.
Milo, der dank des aktivierten Lautsprechers alles hören konnte, knurrte: »Magere Ausbeute.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wir haben eine Leiche. Ansonsten stehen wir ganz am Anfang. Beginnen wir mit unserer Arbeit. Ich schlage vor, wir versuchen zunächst mal mit Mrs. Atkins zu sprechen, und dann beschäftigen wir uns mit Dennis Atkins, dem Kronprinzen. Er wird jetzt ja wohl an die Stelle seines Vaters treten.«
Aus den Unterlagen hatte ich entnehmen können, dass sich Cortney Atkins im New York Hospital befand. Ich rief dort an. Ein Arzt erklärte mir, dass sie sich auf dem Weg der Besserung befinde und vernehmungsfähig sei. »Ich will jedoch nicht, dass Sie Mrs. Atkins über Gebühr in Anspruch nehmen«, gab der Doc zu verstehen. »Sie bedarf nach wie vor der Ruhe.«
»Es sind nur ein paar Routinefragen«, versetzte ich.
»Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich der Befragung bewohne?«
»Nicht das Geringste.«
Wir fuhren sofort los.
Die Frau lag bleich in den Kissen. Unter ihren Augen lagen dunkle Ringe. Sogar die Lippen waren fahl. Die blond gefärbten Haare verstärkten ihre Blässe.
Sie lag allein in dem Zimmer. Der Arzt, der uns begleitete, hatte sich uns als Dr. Jack Benson vorgestellt. »Guten Tag, Mrs. Atkins«, grüßte ich. »Wie geht es Ihnen?«
»Sie sind von der Polizei, nicht wahr?«, fragte sie mit klangloser Stimme. Müde schaute sie mich an.
»FBI«, erwiderte ich. »Man hat die Ermittlungen an uns abgegeben. Fühlen Sie sich in der Lage, uns einige Fragen zu beantworten?«
Unruhig wischten die Hände über die Bettdecke. Leises Rascheln war zu vernehmen. Die Mundwinkel der Frau zuckten. »Fragen Sie.«
»Hatte Ihr Mann Feinde?«
»Ich habe keine Ahnung. Er hat nie mit mir darüber gesprochen.«
»Wurde er bedroht?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ihr Mann betrieb mehrere Reinigungsbetriebe«, sagte ich.
»Das ist richtig.«
»Sprach er vielleicht mal von Konkurrenz?«
»Nein.«
»War er in den letzten Tagen vor seinem Tod anders als sonst? Ich meine, hatte sich sein Wesen verändert?«
»Er war wie immer.«
»Ihnen ist also nichts aufgefallen?«
»Nein. Mein Mann wollte wie jeden Tag um neun Uhr ins Fitnessstudio fahren. Um acht Uhr sind wir aufgestanden. Wir haben gefrühstückt, er hat die Times gelesen. Es war wie jeden Tag. Nach dem Training wollte mein Mann die Betriebe abfahren, um nach dem Rechten zu sehen. Um fünfzehn Uhr wollte er zurück sein.«
Die Frau schloss die Augen.
»Ich denke, das genügt«, gab der Arzt zu verstehen.
Wir verließen das Krankenzimmer, draußen verabschiedeten wir uns von dem Arzt. Als wir auf dem Weg zur 65th waren, sagte Milo: »Schätzungsweise hat Atkins seine Frau aus seinen dubiosen Geschäften herausgehalten. Sicher kümmerte sie sich auch gar nicht darum.«
»Das vermute ich auch. Die Reinigungsbetriebe hat er eingerichtet, um illegal erworbenes Geld zu waschen. Man sagt Atkins eine Reihe von Verbrechen nach; Drogenhandel, illegale Prostitution, Schutzgelderpressung. Er soll bei einigen Morden die Finger im Spiel gehabt haben.«
»Alles nur Spekulationen. Bewiesen ist ihm nie etwas worden. Er spielte den Wohltäter und Samariter. Und viele namhafte Persönlichkeiten ließen sich von ihm Sand in die Augen streuen.« Milo seufzte. »Aber der Krug geht solang zum Brunnen, bis er bricht. Jetzt hat es den King selbst erwischt.«
»Und wir stehen vor der Frage, wer ihn erwischt hat«, knurrte ich.
Das Gespräch schlief ein. Im Auto war es warm. Die Temperaturen draußen lagen um den Gefrierpunkt. Der Himmel über Manhattan war grau, soweit das Auge reichte. Die Gehsteige waren mit Menschen bevölkert. Der Verkehr war wieder einmal katastrophal. Im Endeffekt aber war es vom Krankenhaus bis zur 65th nur ein Katzensprung. Wir erreichten unser Ziel, fanden das Gebäude Nummer 287, und ich parkte den Sportwagen.
Dennis Atkins bewohnte das Penthouse in einem Hochhaus. Die Wohnlage und die Art seiner Wohnung ließen einen Schluss auf sein Einkommen zu. Der Aufzug trug uns in die siebenundzwanzigste Etage. Milo läutete an der Wohnungstür.
»Wer ist draußen?«, drang es aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage.
»Die Special Agents Trevellian und Tucker vom FBI New York. Wir würden uns gerne mit Ihnen unterhalten, Mister Atkins.«
Es knackte, als Atkins den Hörer der Sprechanlage einhängte, im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet. Uns präsentierte sich ein dunkelhaariger Mann Mitte der zwanzig. »Sie kommen sicher wegen der Sache mit meinem Vater.«
»So ist es. Dürfen wir eintreten?«
»Kommen Sie herein.« Dennis Atkins gab die Tür frei und vollführte eine einladende Handbewegung.
Wir betraten die Wohnung. Sie war teuer eingerichtet; Designermöbel. Viel Glas und Chrom. An den Wänden hingen Bilder moderner Künstler; sicher keine Kunstdrucke.
»Bitte, Gentlemen, nehmen Sie Platz«, lud uns Dennis Atkins zum Sitzen ein. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
Ich lehnte dankend ab. Wir setzten uns. Auch Atkins nahm Platz. Fragend schaute er von einem zum anderen.
»Eine tragische Sache, das mit meinem Vater«, sagte er schließlich. »Wer ihm – vor allem aber uns, meiner Mutter und mir – das angetan haben mag? Es ist ein herber Verlust. In jeder Beziehung. Dad wird an allen Ecken und Enden fehlen.«
»Wir haben bereits mit Ihrer Mutter gesprochen«, erklärte ich.
»Sie trifft der Verlust ganz besonders. War sie überhaupt vernehmungsfähig?«
»Es waren nur ein paar Fragen, die wir ihr stellten. Ein Arzt war dabei.«
»Dann ist es gut. Ich denke, Sie wollen auch mich befragen.«
»Richtig. Hatte Ihr Vater Feinde?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
Ich formulierte die nächste Frage …
Am späten Nachmittag sprachen wir mit einem Burschen namens Dirk van Heflin. Dirk war ein kleiner Ganove, der uns ab und zu einen Hinweis aus der Unterwelt lieferte. Der Bursche war etwa eins-fünfundsechzig groß und hatte die Physiognomie einer Ratte. Im Grund seines Herzens aber war Dirk kein übler Kerl.
Wir trafen uns bei Flynn‘s, einem Irish Pub in der Perry Street. Es gab um diese Zeit kaum Gäste hier. Leise Musik lief; Irish Folk. Dirk trank ein Guinness. Milo und ich hatten uns Wasser bestellt. Noch waren wir im Dienst. Außerdem stand der Sportwagen vor der Tür. Für mich persönlich galt die null Komma null Promillegrenze, wenn ich Auto fuhr.
Wir sprachen über den Mord an Atkins. Soeben sagte Dirk: »Entweder der junge Atkins selbst hat ihn weggeräumt, weil er endlich an die Spitze wollte, oder es war Glenn Mitchell.«
»Wer ist Mitchell?«, fragte ich interessiert.
»Ein Barbesitzer. Er wohnt irgendwo in Clinton. Besitzt mehrere Etablissements in Manhattan.« Dirk schnalzte mit der Zunge. »In seinen Läden soll ziemlich was geboten sein. Die Rede ist von Prostitution. Es sollen aber auch Drogen gedealt werden. Man munkelt, dass sich Mitchell ein Gebiet unter den Nagel reißen möchte. Warum nicht das Revier, in dem Atkins das Sagen hatte?«
»Atkins hatte doch sicher auch einen Vertreter«, sagte ich.
»Der zweite Mann war Carsten Seller. Dennis nahm so etwas wie die Rolle des Kronprinzen ein.«
»Kann nicht auch Seller plötzlich auf die Idee gekommen sein, die erste Geige spielen zu wollen?«, fragte Milo.
»Glaube ich nicht«, erwiderte Dirk kopfschüttelnd. »Er soll Rich Atkins treu ergeben sein. Es gibt solche Leute. Sie geben sich mit der Rolle der Nummer zwei zufrieden. Dazu gehört Seller.«
»Welches Gebiet kontrollierte Atkins?«, erkundigte ich mich.
»Das zwischen sechzigster und sechsundneunzigster Straße. In Spanish Harlem und East Harlem hat Tyler Manson das Sagen. Zwischen Atkins und ihm soll es so etwas wie ein Gentlemans Agreement gegeben haben, dass sie sich gegenseitig nicht in die Quere kommen.«
»Liegen Bars von Mitchell in dem Gebiet?«
»Nein.«
»Ich dachte nur«, verdeutlichte ich. »Gegebenenfalls hätte Mitchell vielleicht Schutzgeld an Atkins gezahlt.«
Wir sprachen noch eine Weile mit dem V-Mann, dann bezahlten wir, wobei ich Dirks Rechnung mit übernahm, und dann begaben wir uns ins Field Office. Carsten Seller war registriert. Er war zweiundvierzig Jahre alt und wohnte in der 73rd Street – Ost natürlich. Da war ja schließlich auch sein Arbeitsplatz.
»Knöpfen wir ihn uns heute noch vor?«, fragte Milo nach einem Blick auf die Uhr. Es war 18.40 Uhr.
»Warum nicht?«
»Es liegt immerhin im Bereich des Möglichen, dass du mal pünktlich Feierabend machen möchtest.«
»Hast du dir irgendetwas vorgenommen?«
»Wenn du mich so fragst …« Milo verdrehte die Augen.
*
Die Wohnung lag in der vierten Etage eines Wohn- und Geschäftshauses. Rechtsanwälte, Ärzte und die Verwaltungen einiger Firmen waren hier etabliert. Es gab einen Doorman. Wir erklärten ihm, dass wir zu Seller wollten. »Soll ich Sie anmelden?«, fragte er.
»Keine schlechte Idee«, erwiderte ich. »Sagen Sie Mister Seller, dass ihn die Agents Trevellian und Tucker vom FBI sprechen möchten.«
Während der Doorman telefonierte, gingen wir schon zum Aufzug. Es gab zwei Fahrstühle. Einer befand sich im Erdgeschoss. Die Tür stand offen, und wir betraten die Kabine. Ich drückte den Knopf mit der Nummer vier. Der Lift trug uns nach oben. Kurz darauf läutete ich an Sellers Wohnungstür. Er öffnete. Fragend schaute er uns abwechselnd an. Ich wies mich aus, dann sagte ich: »Im Zusammenhang mit der Ermordung Ihres Bosses haben wir einige Fragen an Sie. Können wir uns in der Wohnung unterhalten?«
»Treten Sie näher.«
Im Wohnzimmer saß eine Frau Mitte der dreißig auf der Couch und musterte uns. Sie hielt ein Journal in der Hand. Außerdem lief der Fernsehapparat. Seller stellte uns die Frau als seine Gattin vor, dann forderte er uns auf, Platz zu nehmen. Er schaltete den Fernseher aus und ließ sich ebenfalls nieder. »Was sind das für Fragen?«
»Sie waren Atkins‘ Vertreter«, sagte ich rundheraus.
Seine Brauen schoben sich zusammen. Über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei senkrechte Falten. »Ich war sein Buchhalter, ich nahm die Stelle eines Prokuristen ein. Ich hatte Generalvollmacht …«
»Wovon sprechen Sie?«, unterbrach ich ihn.
»Von den Unternehmen. Wovon sprechen Sie?«, kam sogleich die Gegenfrage.
»Von Drogen, Prostitution und Schutzgelderpressung.«
Sellers Miene verschloss sich. Er presste die Lippen zusammen, sodass Sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich in seinem Gesicht bildeten. Sekunden des lastenden Schweigens verrannen. Dann stieß Seller hervor: »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.«
»Natürlich nicht. Wer wird nun die Nachfolge im Geschäft mit dem Verbrechen antreten? Sie, Seller, oder der junge Atkins?«
»Ich muss mir das nicht anhören!«, presste Seller hervor. »Nicht in meiner Wohnung. Also …«
Ich winkte ab. »Machen wir uns nichts vor, Seller. Sie wissen, wovon die Rede ist. Es geht uns aber nicht darum, Ihnen oder Atkins irgendetwas am Zeug zu flicken. Es geht um die Aufklärung eines Mordes – des Mordes an Richard Atkins.«
Seller setzte sich wieder. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer hinter dem Mord stecken könnte.«
»Es gibt drei Verdächtige«, sagte ich.
»So.«
»Ja. Da ist zum einen der junge Atkins, der es möglicherweise nicht erwarten konnte, die Stelle seines Vaters einzunehmen. Da ist zum anderen ein Mann namens Glenn Mitchell, der Atkins möglicherweise aus dem Geschäft schoss, um der große Mann zwischen sechzigster und sechsundneunzigster Straße zu werden. Da sind des Weiteren Sie, Seller. Vielleicht haben Sie Ambitionen, sich auf Atkins‘ Thron zu schwingen.«
Wieder verfinsterte sich Sellers Gesicht. »Jetzt reicht es!«, blaffte er. »Ich fordere Sie auf, sofort meine Wohnung zu verlassen. Sie unterstellen mir …«
Ich erhob mich. »Die Wahrheit scheint Ihnen nicht zu gefallen, Seller. Aber wir haben uns umgehört. Es ist definitiv. Atkins war ein Gangster und Sie waren seine rechte Hand. Und nun stehen Sie im Verdacht, Ihren Boss ermordet zu haben. Wo waren sie am siebenundzwanzigsten Januar gegen neun Uhr vormittags?«
»Um neun Uhr sitze ich wochentags an meinem Arbeitsplatz in der Grand Street und mache meinen Job. Die Reinigungsunternehmen beschäftigen insgesamt über zweihundert Mitarbeiter. Da ich die Betriebe leite, gibt es einiges zu tun.«