Trevellian kennt kein Zurück: Zwei Krimis - Alfred Bekker - E-Book

Trevellian kennt kein Zurück: Zwei Krimis E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: (349XE) Chinatown-Juwelen (Alfred Bekker) Trevellian und Jennifers letzter Job (Franklin Donovan) Grigori grinste schmierig, als Tatjana die Bluse aufknöpfte. Die prallen Brüste der jungen Frau wurden nun nur noch von einem Pushup-BH verhüllt. Der russische Gangster fummelte besitzergreifend an der üppigen Pracht herum. Er war ganz alleine mit sexy Tatjana in dem fensterlosen Aufenthaltsraum. Grigori keuchte, während er gleichzeitig versuchte, seine Rechte unter Tatjanas Rock zu schieben. Er hatte nur noch Augen für den Busen der jungen Russin, den er von dem BH zu befreien versuchte. Den schweren Schraubenschlüssel in ihrer Hand bemerkte er nicht. Tatjana schlug zu. Mit dem Mut der Verzweiflung hob sie das Werkzeug und ließ es auf den Schädel ihres Bewachers krachen. Der Verbrecher war sofort k.o. Das Blut floss aus einer Platzwunde an seiner linken Augenbraue. Die junge Frau knöpfte ihre Bluse wieder zu. Jetzt bot sich der jungen Mutter eine winzige Chance, mit ihrem Kind aus der ›Babyfabrik‹ von Brooklyn zu fliehen…

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Alfred Bekker, Franklin Donovan

Trevellian kennt kein Zurück: Zwei Krimis

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Inhaltsverzeichnis

Trevellian kennt kein Zurück: Zwei Krimis

Copyright

Chinatown-Juwelen

Trevellian und Jennifers letzter Job: Kriminalroman

Trevellian kennt kein Zurück: Zwei Krimis

von Alfred Bekker, Franklin Donovan

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Chinatown-Juwelen (Alfred Bekker)

Trevellian und Jennifers letzter Job (Franklin Donovan)

Grigori grinste schmierig, als Tatjana die Bluse aufknöpfte. Die prallen Brüste der jungen Frau wurden nun nur noch von einem Pushup-BH verhüllt. Der russische Gangster fummelte besitzergreifend an der üppigen Pracht herum. Er war ganz alleine mit sexy Tatjana in dem fensterlosen Aufenthaltsraum. Grigori keuchte, während er gleichzeitig versuchte, seine Rechte unter Tatjanas Rock zu schieben. Er hatte nur noch Augen für den Busen der jungen Russin, den er von dem BH zu befreien versuchte.
Den schweren Schraubenschlüssel in ihrer Hand bemerkte er nicht. Tatjana schlug zu. Mit dem Mut der Verzweiflung hob sie das Werkzeug und ließ es auf den Schädel ihres Bewachers krachen.
Der Verbrecher war sofort k.o. Das Blut floss aus einer Platzwunde an seiner linken Augenbraue. Die junge Frau knöpfte ihre Bluse wieder zu. Jetzt bot sich der jungen Mutter eine winzige Chance, mit ihrem Kind aus der ›Babyfabrik‹ von Brooklyn zu fliehen…

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

Chinatown-Juwelen

Thriller von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Ebook entspricht 140 Taschenbuchseiten.

Eine Serie von Juwelendiebstählen hält die New Yorker Polizei in Atem. Die Täter sind ungewöhnlich brutal. Es gibt Todesopfer. Die Ermittler folgen der Blutspur nach Chinatown. Aber die mögliche Zeugen sterben wie die Fliegen...

Action Thriller von Henry Rohmer

HENRY ROHMER ist das Pseudonym von ALFRED BEKKER, der durch seine Fantasy-Romane und Jugendbücher einem großen Publikum bekannt wurde. Außerdem schrieb er an

Spannungserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair, Kommissar X u.a.m. mit.

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2015 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster @ alfredbekker . de

1

Miles Beaumont schreckte auf, als er das Geräusch hörte.

Sein Blick glitt hoch. Er sah zur Uhr. Halb vier morgens.

Die Nacht war fast vorbei, und es war nicht die erste, die Beaumont in dem kleinen, schmucklos eingerichteten Büro durchgearbeitet hatte.

Er griff zu der Schublade seines Schreibtisches. Langsam zog er sie heraus. Dann fühlte er den kalten Griff eines 38er Revolvers. Er lauschte angestrengt.

Glas klirrte.

Schritte.

Dann öffnete jemand die Tür des Büros.

Beaumont hob die Waffe, spannte den Hahn.

Angstschweiß rann ihm in dicken Perlen die hohe Stirn hinunter. Sein Gesicht war zu einer grimmigen Maske verzerrt.

Seine Knöchel wurden weiß, als er den Druck auf den Abzug der Waffe verstärkte.

Draußen im Flur herrschte Dunkelheit. Das kurze Aufblitzen eines Mündungsfeuers sah Beaumont noch. Es folgte ein Geräusch, das wie ein schwaches Niesen oder der Schlag mit einer Zeitung klang. Plop machte es zweimal kurz hintereinander. Die erste Kugel traf Beaumont mitten in die Stirn und riss ihn nach hinten, die zweite in den Hals und zerfetzte ihm die Schlagader. Das Blut floss in Strömen. Seine Hand krallte sich um die Waffe. Ein Schuss löste sich aus dem 38er Revolver und ging ungezielt in die Decke.

Die Wucht der beiden Projektile, die ihn getroffen hatten, schleuderte Beaumont rückwärts. Er schlug mit starren Augen der Länge nach hin und und schrammte mit einem knarrenden Geräusch den Stuhl über den Parkettboden. Beaumonts Kopf schlug hinten gegen den Aktenschrank und der Hals wirkte seltsam verrenkt, als er schließlich reglos auf dem Boden lag. Die weißen Etiketten auf den schwarzen Aktendeckeln wurden dunkelrot.

Einen Augenblick lang herrschte Stille.

Die Stille des Todes.

Eine maskierte, schwarz gekleidete Gestalt schälte sich aus dem Dunkel des Flures heraus und betrat den Raum. Dort draußen war sie fast nicht zu sehen gewesen.

Der Maskierte ließ den Blick durch den Raum schweifen. In der Rechten hielt er eine Pistole mit langgezogenem Schalldämpfer. Die Hände waren von Handschuhen bedeckt.

Der Blick des Maskierten blieb auf der rechten Seite des Büros hängen.

"Hier sind die Safes", knurrte er. Seine Stimme klang unter der Sturmhaube dumpf. Seine Worte waren kaum verständlich.

Er wandte sich herum.

Ein zweiter und ein dritter Maskierter betraten den Raum.

Einer von ihnen trug eine Uzi-Maschinenpistole, der dritte eine Sporttasche.

"War das wirklich nötig?", fragte der Mann mit der Uzi an den Kerl mit der Pistole gewandt, nachdem er einen Blick auf Beaumonts Leiche geworfen hatte. Der Frager umrundete dabei den Schreibtisch. Das Blut war so hoch gespritzt, dass die Unterlagen, über denen Beaumont gebrütet hatte, jetzt rot gesprenkelt waren.

"Was sollte ich machen?", verteidigte sich der Kerl mit der Schalldämpfer-Waffe. "Er hat geschossen!"

"Ich spreche nicht von der Sauerei hier..."

"Ach, nein?"

"...sondern davon, dass du früher hättest abdrücken müssen, du Idiot! Bevor er noch den Finger krümmen und diesen Krach veranstalten konnte!"

"Haltet die Klappe!", brummte indessen der dritte Gangster.

Er hatte sich an einem der Safes zu schaffen gemacht. Er holte aus den Taschen seiner Lederjacke feines Spezialwerkzeug hervor. Er hatte geschickte Hände, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit und Präzision zu bewegen wussten.

"Wegen dem verdammten Schuss, wird sicher jemand die Polizei rufen. Lass uns auf die Safes verzichten", meinte der Uzi-Träger.

Seine Stimme klang nervös.

"Sei still!", erwiderte der Safe-Spezialist. Er arbeitete in aller Seelenruhe weiter. Wie ein Uhrwerk. "Ihr wisst genau, dass Beaumont seine besten Stücke nachts im Safe aufbewahrt und nicht im Geschäft!"

"Aber..."

"Wegen den paar Glitzersteinen aus den Auslagen bin ich nicht hier hergekommen."

Der Safe sprang auf.

Und dann wurde alles zusammengerafft, was der Stahlschrank enthielt. Es war keine Zeit, um wählerisch zu sein. Juwelen, Goldschmuck und Diamantringe landeten Dutzendweise in der Sporttasche.

"Jetzt den zweiten Schrank..."

"Bist du verrückt? Lass es gut sein!"

"Hör mal zu, wenn du die Hosen jetzt schon voll hast, dann kannst du ja gehen!"

Die Arbeit am zweiten Safe ging mit derselben Präzision vor sich wie es beim ersten der Fall gewesen war. Der Gangster ließ sich nicht in seiner Ruhe stören. Nicht die Spur von Nervosität war ihm anzumerken.

Er schien eiskalt zu sein.

Und dann war aus der Ferne ein Geräusch zu hören.

Ein durchdringender Laut, der sich mehr und mehr aus dem Straßenlärm der Riesenstadt New York heraushob.

Eine Polizeisirene!

"Verflucht!", brummte der Mann mit der Uzi. "Worauf wartet ihr noch? Die Cops..."

"Einen Augenblick", sagte der Mann am Safe. Er arbeitete in aller Seelenruhe weiter.

"Wir haben genug bekommen!"

Der Safe sprang auf.

"Los, jetzt! Die Tasche!"

Der Mann, der den Safe geöffnet hatte, raffte alles zusammen, was im Safe zu finden war.

Dann sprang er auf.

Sie verließen das Büro, gingen durch den dunklen Flur. Am Ende war eine Tür, die in den Verkaufsraum des Juweliergeschäftes führte. Die Auslagen waren zum Teil leer.

Die beste Stücke hatten sich im Safe befunden. Mit dem Kleinkram, der hier im Verkaufsraum zu finden war, gaben sich die Gangster nicht ab.

Sie gingen zur Tür.

Vor den Schaufenstern befand sich ein Stahlgitter. Das gleiche galt normalerweise für die Tür, doch dort war das Gitter hochgezogen. Für Profis wie sie war es keine Schwierigkeit gewesen, die Schlösser zu knacken. Und Alarmanlagen ließen sich außer Gefecht setzen.

Im Licht der Straßenbeleuchtung war eine um diese Zeit ziemlich einsame Seitenstraße zu sehen, auf der sich tagsüber aber die Passenten drängten. In dichter Folge gab es hier exklusive Geschäfte. Juweliere, Uhrmacher, Boutiquen, Herrenausstatter.

Eine feine Gegend.

Der Mann mit der Uzi öffnete die Tür und zögerte.

In diesem Moment schwoll die Polizeisirene geradezu ohrenbetäubend an. Ein Dienstwagen fuhr mit Blaulicht die Straße entlang. In der Ferne hörte man weitere Sirenen.

Offenbar rückten die Cops mit einem großen Aufgebot an.

Zwei Beamte in den dunkelblauen Uniformen des New York Police Departments sprangen aus dem Wagen. Der eine hielt seine Dienstpistole beidhändig im Anschlag, der andere ging mit einem Pump Action Gewehr in Deckung.

"Gehen wir hinten raus", meinte einer der Gangster.

"Zu spät!"

"Was schlägst du vor?"

"Augen zu und durch!"

Auf ein Klingelzeichen hin griff der Mann mit der Uzi in seine Jackentasche und holte ein Handy hervor.

Er setzte das Gerät ans Ohr.

"Was gibt's?", fragte einer der anderen, nachdem das Gespräch beendet war.

"Es geht los! Murray holt uns raus!"

2

Ein dunkler Lieferwagen brauste die Straße entlang. Die Cops blickten sich kurz an, während ihre Kollegen bereits um die Ecke bogen. Im selben Moment brachen die Männer, die an der Tür des Juweliergeschäfts gewartet hatten, aus.

Es blitzte hell auf, als mit der Uzi in Richtung der Cops gefeuert wurde.

Ein wahrer Geschosshagel, dem die beiden Beamten nichts entgegenzusetzen hatten. Sie duckten sich und feuerten zurück. Ein Schrei gellte durch die Nacht. Einen der Cops hatte es an der Schulter erwischt.

Er wurde herumgerissen und kam einen Moment lang hinter seiner Deckung zum Vorschein. Lange genug, um noch ein zweites Projektil abzubekommen, das ihm mitten in die Brust fuhr.

Der Lieferwagen hielt mit quietschenden Reifen. Eine Tür ging auf, die Maskierten sprangen hinein.

Der Mann mit der Uzi sprang als letzter. Er schoss sein Magazin leer und sorgte dafür, dass die gerade eintreffenden Einsatzkräfte des NYPD sich erst einmal hinter ihren Wagen ducken mussten. Die Reifen der heranbrausenden Polizeifahrzeuge platzten gleich im halben Dutzend. Mit Mühe nur konnten die Fahrer die Wagen unter Kontrolle bringen und anhalten. Blechschaden blieb nicht aus. Stoßstangen wurde eingedrückt, Scheinwerfer splitterten.

Dann ging ein Ruck durch den Mann mit der Uzi. Er stöhnte auf. Die Waffe entfiel seinen Händen und landete auf dem Asphalt, während der Lieferwagen losfuhr. Der Verletzte stöhnte auf. Er wurde in den Wagen gezogen. Und bevor sich die Tür schloß, wurde etwas herausgeschleudert, das etwa die Größe eines Straußeneis hatte.

Eine Handgranate.

Die Schüsse der Polizisten kratzten nur an der Außenhaut des Lieferwagens, der offenbar gepanzert war.

Eine Sekunde später erhellte eine gewaltige Explosion die Nacht. Todesschreie gellten. Es wurde hell und heiß, während Dutzende von Fensterscheiben in den umliegenden Gebäuden zu Bruch gingen.

Der Lieferwagen fuhr mit aufbrausendem Motor davon.

3

"Jesse Trevellian, FBI", murmelte ich, während ich dem uniformierten Polizisten meinen Dienstausweis vor die Nase hielt. Ich deutete neben mich. "Dies ist mein Kollege Milo Tucker."

Milo hob ebenfalls seinen Ausweis etwas an.

Wir hatten uns durch die Schaulustigen hindurchgedrängelt, die im Morgengrauen um den Eingang von Beaumonts Juweliergeschäft herumstanden und den Polizeikräften bei der Arbeit zusahen. Die wildesten Spekulationen schnappte ich unter den Passanten auf. Kein Wunder. Schließlich stand ein ausgebrannter Polizeiwagen am Straßenrand. Kreidemarkierungen zeigten an, dass es einen NYPD-Beamten tödlich erwischt hatte.

Die meisten waren wohl Angestellte der zahlreichen Geschäfte hier in der Gegend.

Als wir das Geschäft betraten, packten die Kollegen vom Erkennungsdienst gerade ihre Sachen ein. Sie hatten bereits ein paar Stunden intensiver Arbeit hinter sich. Und man konnte nur hoffen, dass etwas dabei herauskam.

Captain Thompson von der zuständigen Mordkommission kam durch eine Nebentür herein und begrüßte uns knapp.

"Hallo, Jesse, wie geht's?"

"Ich kann nicht klagen", erwiderte ich. "Und selber?"

Thompson machte eine wegwerfende Handbewegung. "Es ging mir gut, bis ich den Toten gesehen hatte... Er lag dort hinten in seinem Büro. Inzwischen hat ihn die Gerichtsmedizin abgeholt." Thompson schüttelte den Kopf. "Mein Gott, ich habe nun wirklich genug Dienstjahre auf dem Buckel, aber daran kann ich mich immer noch nicht gewöhnen."

"Das geht mir genauso", erwiderte ich.

Und Milo fragte: "Wer ist der Tote?"

"Miles Beaumont."

"Der Inhaber?", vergewisserte sich Milo.

Thompson nickte.

"Ja. Die Täter sind äußerst brutal und kompromisslos vorgegangen."

"Ich habe draußen den Dienstwagen gesehen..."

"Jesse, die haben sich mit unseren Leuten eine regelrechte Schlacht geliefert. Der Lieferwagen, mit dem sie geflohen sind, war vermutlich gepanzert..."

Ich nickte düster.

Dieser Einbruch gehörte aller Wahrscheinlichkeit zu einer ganzen Serie solcher Taten. Die Täter mussten ausgebuffte Profis sein, die sich auf Juweliergeschäfte an der Ostküste spezialisiert hatten. Es gab Fälle in New Jersey, Pennsylvania, Massachusetts, Connecticut und New York State.

Wir vermuteten, dass eine schlagkräftige kriminelle Organisation dahinterstand. Anders war es nicht vorstellbar, dass diese Mengen an gestohlenem Schmuck auch zu Geld gemacht werden konnten. Hehler waren dafür genauso vonnöten wie Finanzjongleure und Geldwäscher, die dafür sorgten, dass die Gewinne, die damit erzielt wurden, unauffällig in legale Anlagen flossen. Diese Umstände und die Tatsache, dass die Bande in verschiedenen Staaten aktiv war, brachte uns, den FBI ins Spiel.

"Die Alarmanlage haben die Kerle kurzgeschlossen. Die kannten sich damit aus", erläuterte Thompson. Er deutete auf die Auslagen. "Hier dürfte kaum etwas mitgenommen worden sein. Die wussten genau, was gut und teuer ist - und diese Stücke bewahrte Miles Beaumont immer in seinem Safe auf. Allerdings haben sie wohl nicht damit gerechnet, dass Beaumont hier die Nacht über arbeitete."

Wir folgten Thompson durch den dunklen Flur.

Dann erreichten wir das Büro. Ein schmuckloser Raum. Kein Fenster. Auf dem Schreibtisch lagen blutbespritzte Bilanzen, Quittungen, Belege. Es schien so, als wäre Miles Beaumont gerade dabeigewesen, seine Steuerunterlagen für das Finanzamt zu sortieren, als die Bande zuschlug.

"Was ist mit dem Wagen, mit dem die Gangster geflohen sind?", fragte ich.

Thompson zuckte die Schultern.

"Zwei Blocks weiter haben die Gangster eine Straßensperre durchbrochen und sich mit unseren Leuten eine Verfolgungsjagd geliefert. Leider sind sie entkommen. Der Wagen hatte kein Nummernschild. Wir wissen noch nicht einmal sicher das Fabrikat."

"Ist er umgebaut worden?"

"Vermutlich."

"Vielleicht lässt sich dadurch etwas herausfinden. Schließlich muss das ja irgendwer gemacht haben."

"Wenn wirklich eine große Organisation dahintersteckt, dann habe die ihre eigenen Leute dafür, Jesse", raunte Milo mir zu. "Was das betrifft, würde ich mir also nicht allzu viele Hoffnungen machen..."

Ich fürchtete, dass er recht hatte.

Thompson sah mich an und hob dabei die Augenbrauen. "Ihr stochert ganz schön im Nebel, was?"

"Kann man wohl sagen", brummte ich.

Ein Klingelgeräusch ertönte. Thompson griff zum Handy, das er in der Innentasche seines Jacketts trug.

"Hier Captain Thompson. Was gibt es?"

Ich registrierte den Ausdruck der Überraschung, der auf dem Gesicht des Captains erschien, während er seinem Gesprächspartner zuhörte. Dann klappte er das Gerät ein und sagte: "Es ist ein Wagen gefunden worden, der der Fluchtwagen sein könnte. Ein dunkler Transporter, an dem sich Kratzer befinden, die vielleicht von der Schießerei stammen könnten..."

"Wo?", fragte ich nur.

"23. Straße, auf dem Parkplatz hinter dem Greenaway-Building."

"Ich weiß, wo das ist", sagte Milo.

4

Zwanzig Minuten später hatten wir den Parkplatz erreicht. Ein Dutzend Police Officers riegelten das Gefährt ab. Und ein Team der Scientific Research Divison (SRD) machte sich bereits daran zu schaffen. Die SRD ist der zentrale Erkennungsdienst aller New Yorker Polizeieinheiten, gleichgültig, ob sie zum NYPD, zur DEA oder der State Police gehören. Auch der FBI-District New York zieht die Spezialisten SRD häufig zu Rate, deren Zentrale in der Bronx liegt.

Ein SRD-Sergeant namens Cosgrove gab uns bereitwillig Auskunft.

"Zu hundert Prozent sind wir noch nicht sicher, dass das der Wagen ist, den Sie suchen", meinte er. "Einige Projektile sind im Panzerglas der Rückfront steckengeblieben. Wenn die Ballistiker herausfinden, ob diese Projektile aus den Waffen der Polizisten stammen, die heute Nacht vor Beaumonts Juwelierladen im Einsatz waren, hätten wir den Beweis."

"Ich hoffe, dass das einigermaßen schnell geht...", meinte Milo. "Es brennt uns nämlich sehr unter den Nägeln.

"Wir tun unser Bestes", erwiderte Cosgrove. "Aber das Kaliber kommt jedenfalls hin. Die Kugel stammen aus polizeiüblichen Waffen..."

"Na, das wäre schon mal was", meinte ich, während ich die Kratzspuren im Blech betrachtete, die gut und gerne von der Schießerei in der letzten Nacht stammen mochten.

"Im Innenraum haben wir Blutspuren gefunden", erklärte Cosgrove dann. "Und zwar ziemlich viel Blut. Wir können natürlich noch nicht sagen, ob es von einem oder von mehreren Menschen stammt. Aber diese Spuren sind noch nicht sehr alt."

"Sie könnten von letzter Nacht sein?", fragte ich.

Cosgrove nickte.

"Ja."

"Dann hat es einen der Gangster bei der Schießerei erwischt", stellte Milo fest. "Sämtliche Krankenhäuser und Ärzte müssen gewarnt werden."

Ich sah Milo zweifelnd an.

"Der wird uns nicht den Gefallen tun ein öffentliches Krankenhaus aufzusuchen."

Wir sahen uns das Innere des Lieferwagens an. Es war viel Blut dort. Also musste es um den Gangster nicht zum besten stehen. Cosgrove schätzte das auch so ein. "Der hält keinen halben Tag ohne Arzt durch!"

Ich fragte: "Haben Sie irgendwelche Spuren gefunden, die darauf hindeuten, wie die Kerle von hier verschwanden, nachdem sie den Wagen zurückließen?"

"Einen blutigen Fußabdruck, zwanzig Meter vom Wagen entfernt. Das ist alles. Entweder, sie wurden abgeholt oder sie haben sich ein Taxi gerufen oder sind einfach in die U-Bahnstation da hinten abgestiegen..."

"An die beiden letzten Möglichkeiten glaube ich nicht", erklärte ich.

"Wieso?", fragte Milo.

"Zu auffällig."

"Aber sie waren auf der Flucht, sie hatten kaum die Möglichkeit, jemanden telefonisch hier her zu bestellen..."

"Warum nicht?"

"Die Polizei war ihnen auf den Fersen. Hältst du es für wahrscheinlicher, dass sie mit dem Verletzten noch die U-Bahn benutzt haben?"

"Ich weiß nicht."

"Ein Taxifahrer hätte sich jedenfalls an sie erinnert."

"Sicherheitshalber sollten wir uns um die Aufzeichnungen der Video-Überwachungsanlage in der U-Bahn kümmern. Möglich, dass auf den Bändern jemand zu sehen ist, den wir auch in unserer Kartei haben..."

Oder ein paar Männer, die einen weiteren stützen mussten, damit er nicht zusammenbrach...

5

Miles Beaumonts Wohnung lag in der 5th Avenue. Eine traumhafte Etage, von der aus man fast bis zum Central Park blicken konnte und die beeindruckende Skyline von Manhattan vor sich hatte.

Mrs. Janice Beaumont war von den Kollegen der City Police natürlich längst über die Geschehnisse der vergangenen Nacht informiert worden. Ich war froh, dass sie Bescheid wusste und nicht wir die unangenehme Aufgabe zu erledigen hatten.

Janice schätze ich auf unter dreißig. Sie war damit um einiges jünger als ihr ermordeter Mann. Als sie uns die Tür öffnete, schaute sie uns mit tränenverschmiertem Make-up an.

Es ist immer schwer, in so einer Situation die richtigen Worte zu finden.

Sie bat uns herein, nachdem sie sich unsere Ausweise flüchtig angesehen hatte. Sie wirkte wie jemand, der noch völlig unter dem Schock stand, den die Nachricht vom Tod ihres Mannes in ihr ausgelöst haben musste.

"Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen, Mrs. Beaumont."

"Tun Sie das. Ich würde Ihnen gerne helfen, wenn ich kann."

"Das ist gut", sagte ich.

"Wollen Sie einen Kaffee?"

"Nein, danke." Milo schüttelte ebenfalls den Kopf. Ich fuhr fort: "Der Einbruch fand so gegen halb vier in der Nacht statt..."

"Ja, so sagte man mir."

"Ihr Mann war noch bei der Arbeit..."

Sie atmete tief durch. "Das Finanzamt ist unerbittlich, Mister..."

"Trevellian", erinnerte ich sie, obwohl ich mich natürlich vorgestellt hatte. Aber im Moment hatte sie den Kopf offenbar mit anderen Dingen voll. Dingen, die ihr wesentlicher erscheinen mussten, als der Name eines Special Agent des FBI.

"Es kam öfter vor, dass Miles die Nacht im Büro verbracht hat. Er sagte immer, dass er dann die nötige Ruhe hätte, um sich auf die Bücher zu konzentrieren... Ich habe dann tagsüber den Laden geführt..."

"Sie kennen sich also in der Branche aus", stellte ich fest.

"Ja.

"Ich nehme an, es existiert eine Inventarliste, anhand der festgestellt werden kann, was fehlt."

"Natürlich."

"Gibt es Fotos von allen Stücken?"

"Ja. Ich weiß, dass im Safe einige sehr auffällige Unikate waren. Natürlich kann man die Steine herausbrechen und neu verwenden, aber selbst dann müssten sie auffallen, wenn etwas davon irgendwo verkauft wird."

Ich fragte: "Mrs. Beaumont, ist Ihnen in letzter Zeit irgendetwas Verdächtiges aufgefallen? Etwas, das Ihnen ungewöhnlich erschien."

Sie schluckte und ließ sich in einen der tiefen Sessel sinken.

"Was meinen Sie damit?"

"Es scheint, als ob die Täter sehr gut informiert waren. Über das Geschäft, über die Sicherheitsmaßnahmen, die Alarmanlage... Möglicherweise ist das Geschäft beobachtet worden..."

"Mir ist nichts aufgefallen."

"Vielleicht ein Kunde, der sich seltsam verhielt."

"Nein."

"Wer wusste - außer Ihnen - dass die wertvollsten Stücke im Büro lagerten?"

"Das ist nichts besonderes. Das machen viele Juweliere so." Sie zuckte die Achseln. "Außer meinem Mann und ich wussten natürlich alle Angestellten davon."

Sie atmete tief durch und sah mich dann sehr ernst an.

"Ich habe meinen Mann sehr geliebt", sagte sie dann mit leiser, brüchiger Stimme. "Ich hoffe nur, dass Sie die Mörder kriegen!"

"Ich kann Ihnen nur versprechen, da wir alles versuchen werden", erklärte ich nach einer kurzen Pause.

6

Es war Nachmittag, als wir im Büro von Mister Jonathan D. McKee saßen, dem Chef des FBI-Districts New York im Rang eines Special Agent in Charge.

Außer Milo und mir waren noch die FBI-Agenten Clive Caravaggio und Orry Medina anwesend, sowie Mark L. Ditrick, den uns die Zentrale in Washington geschickt hatte.

Ditrick war der Bande schon seit längerem auf der Spur.

Bislang erfolglos.

Aber natürlich waren seine bisherigen Ermittlungen für uns sehr wertvoll.

Der Raum war abgedunkelt. Mit einem Projektor wurden Abbildungen und Dokumente an eine Leinwand projiziert.

Ditrick erläuterte uns seine bisherigen Erkenntnisse zu dem Fall.

"Die Überfälle fanden in einem Radius von etwa 200 Meilen um New York City herum statt."

"Das muss nicht notwendigerweise heißen, dass diese Organisation vom Big Apple aus operiert", gab Mister McKee zu bedenken. Im Schein des Projektors sah ich, wie Orry Medina nickte.

"Das ist richtig", meinte auch Ditrick. "Allerdings funktioniert so etwas nur, wenn man die nötigen Hehler im Hintergrund hat, um den Schmuck zu Geld zu machen. Und das ist nicht so einfach. Da müssen Leute mit Verbindungen dahinterstecken, die dafür sorgen, dass nicht gleich Alarm geschrien wird, wenn so ein Stück irgendwo auftaucht... Leute, die es sich leisten können, Juwelen einfach ein paar Jahre im Tresor liegen zu lassen, bis genügend Gras darüber gewachsen ist... Das müssen die Abnehmer sein!"

"Bis jetzt halten sich unsere Informanten in der Hehler-Szene äußerst bedeckt", stellte Clive Caravaggio klar.

Er war zwar ein waschechter Italoamerikaner, aber das sah man dem flachsblonden Mann nicht an. In seiner Ahnenreihe hätte man eher einige Skandinavier vermutet. "Unsere Ermittlungen in dieser Hinsicht laufen auf Hochtouren, aber entweder wir liegen völlig falsch mit unseren Vermutungen oder es ist eine Methode erfunden worden, solche Transaktionen völlig geräuschlos über die Bühne gehen zu lassen."

"Ich schlage vor, wir arbeiten uns erst einmal durch die zahlreichen Aussagen, die die City Police aufgenommen hat. Zeugen aus benachbarten Wohnungen, die Angestellten von Beaumont und so weiter. Nicht zu vergessen die Video-Bänder aus der U-Bahnstation."

"Listen mit Beschreibungen und Photos der gestohlenen Stücke liegen bereits vor", erklärte Milo. "Mister Beaumont scheint in diesem Punkt gut für den Fall der Fälle vorgesorgt zu haben..."

Mister McKee nickte zufrieden.

"Gut", meinte er. "Dann kann auch was das angeht die Fahndung beginnen."

Mister McKee wandte sich an Ditrick. "Wenn Sie jetzt bitte fortfahren würden..."

"Natürlich, Sir."

Ditrick legte eine Folie auf, die eine Landkarte zeigte.

Auf dem Ausschnitt war der Nordosten der USA zu sehen. "Hier sehen Sie... In den markierten Orten haben die Gangster bereits zugeschlagen. In manchen sogar mehrfach. Es muss ein ausgesprochener Spezialist für Safes unter diesen Leuten sein. Entweder sie heuern immer wieder verschiedene Spezialisten dafür an, oder es gibt tatsächlich jemanden, der sich mit sehr unterschiedlichen Safes hervorragend auszukennen scheint. Die Safes wurden stets sauber geknackt. Kein Sprengstoff, nichts, was Krach macht..."

"Solche Spezialisten dürften nicht allzu häufig zu finden sein", meinte ich. "Vielleicht jemand, der mal bei einem Schlüsseldienst beschäftigt war..."

"Unsere Innendienstler haben uns eine Liste von Personen vorbereitet, die in Frage kommen und einschlägig vorbestraft sind", warf Mister McKee ein.

In diesem Moment öffnete sich die Tür.

Mandy kam mit einem Tablett herein, auf dem sich einige dampfende Pappbecher befanden. Mandy war Mister McKees Sekretärin, und ihr Kaffee war im gesamten Bundesgebäude an der Federal Plaza berühmt.

Ditrick zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen, aber alle anderen waren ganz froh über die kleine Unterbrechung.

7

Der Raum war kahl und schmucklos. Die Wände aus nacktem Beton. Auf dem Tisch lagen fein säuberlich sortiert Juwelen, diamantbesetzte Ringe, Colliers... Sie glitzerten im Licht der einzigen Glühbirne, die für etwas Helligkeit sorgte.

Die drei Männer im Raum schwiegen, während aus dem Nachbarzimmer ein Stöhnen drang.

"Was machen wir mit ihm?", fragte der Mann, der hinter dem Tisch saß. Er hatte ein kantiges Gesicht und große Hände. Die Pistole trug er in einem Schulterholster. Den Schalldämpfer hatte er abgeschraubt.

"Wir müssen zum Arzt", sagte einer der beiden anderen. Ein dunkler Lockenkopf.

"Red keinen Unsinn, Murray", erwiderte der Mann mit der Pistole.

"Was sollen wir denn sonst tun, Jim? Er hat Schmerzen."

"Ich weiß", sagte Jim.

"Und wenn wir nicht bald etwas tun, dann stirbt er! Mein Gott, das sieht doch ein Blinder!" Murray machte ein verzweifeltes Gesicht.

Der dritte Mann im Raum hatte noch gar nichts gesagt. Er lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und rieb sich die Augen.

"Jetzt sag du mal was, Arnie! Schließlich ist das alles nur passiert, weil du unbedingt noch den Safe ausräumen musstest."

"Ach, hätten wir besser abziehen sollen, ohne etwas vernünftiges in der Tasche zu haben?", erwiderte Arnie. Seine Stimme klirrte wie Eis. Er war ruhig und beherrscht.

"Schlimmer, als es jetzt ist, konnte es doch kaum noch kommen", erwiderte Murray.

Arnie öffnete seine dunkle Lederjacke. Eine Automatic kam zum Vorschein. Er trug sie in einem Futteral am Gürtel. Er zog die Waffe heraus, wog sie kurz in der Hand und holte dann einen Schalldämpfer aus der Seitentasche. Sorgfältig schraubte er ihn auf.

"Was hast du vor, Arnie?"

"Wir sollten Bob nicht länger leiden lassen. Das ist meine Meinung", sagte er dann so kalt und sachlich, dass die anderen einen Augenblick wie erstarrt wirkten.

"Du willst ihn umbringen?", stellte Murray fest.

Arnie trat auf ihn zu und hielt ihm die Waffe hin.

"Einer muss es tun!"

"Aber nicht ich!"

Arnie grinste schief. "Wir können ihn nicht mehr retten. Zumindest nicht, ohne in Gefahr zu geraten. " Dann ging er an ihnen vorbei, musterte sie noch einmal kurz und ließ ein wölfisches Grinsen um seine Mundwinkel herum erscheinen.

Dann betrat er den Nebenraum.

An den kahlen Betonwänden gab es einige Schmierereien.

Der Verletzte lag auf einer Pritsche.

Mit glasigen Augen blickte er Arnie an. "Was hast du vor, Arnie...Habt ihr einen Arzt gefunden?"

"Nein."

"Aber... Ihr habt doch versprochen, dass..."

"Tut mir leid, Bob. Es geht nicht anders..."

Arnie hob die Waffe, zielte aus nächster Nähe.

Er drückte ab und traf direkt in das rechte Auge. Bob war sofort tot, als ihn das Projektil förmlich auf die Pritsche nagelte. Das Projektil trat auf der andere Seite des Schädels wieder aus.

Arnie wandte das Gesicht ab.

Friede seiner Seele!, dachte er und dann bekreuzigte er sich, so wie er es vor unendlich langer Zeit einmal gelernt hatte. Inzwischen war nichts weiter als eine Marotte von ihm.

Arnie drehte sich herum.

"Das Problem existiert nicht mehr", erklärte er in Richtung der anderen.

8

Büroarbeit ist heute vornehmlich Computerarbeit. Milo und ich saßen in unserem gemeinsamen Dienstzimmer und sahen uns die Dutzenden von Zeugenaussagen an, die die City Police zu Protokoll genommen hatte. Aufgrund der Umstände waren die Angaben natürlich nicht sehr aufschlussreich. Die Täter waren maskiert und hatten Handschuhe getragen. Das bedeutete, dass es auch keine Fingerabdrücke gab.

Immerhin gab es Blutspuren, die für einen DNA-Test verwendet werden würden. Aber die Wahrscheinlichkeit war sehr gering, dass wir jemanden in unseren Dateien hatten, der bei einem ähnlichen Delikt schon einmal irgendeine Körperflüssigkeit hinterlassen hatte. Speichelreste in einer Zigarettenkippe genügten. Aber dazu waren die Täter, mit denen wir es gegenwärtig zu tun hatten, einfach zu professionell.

Immerhin ließ sich jetzt auf Grund der Erkenntnisse der Spurensicherer einigermaßen rekonstruieren, was am Tatort geschehen war.

Die Täter waren in den Laden gelangt, hatten sich aber gar nicht erst mit den Auslagen beschäftigt, da ihnen klar war, dass die wirklich guten Stücke im Büro zu finden waren.

Dort hatte Beaumont zur Pistole gegriffen.

Mit seinen eiskalten Gegnern hatte er es natürlich nicht aufnehmen können. Sie hatten geräuschlos getötet, wie man es von Profis erwartet. Die Tatsache, dass sie eine Waffe mit Schalldämpfer mitgeführt hatten, belegte, dass sie eine derartige Entwicklung durchaus einkalkuliert hatten.

Aber Beaumont war noch zu einem Schuss gekommen. Ein Schuss, der zwar nicht getroffen, aber eine Menge Lärm gemacht hatte.

Das hatte den Gangstern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Beinahe jedenfalls.

"Was müssen das für abgebrühte Kerle gewesen sein", meinte Milo. "Beaumont wurde hinter dem Schreibtisch gefunden. Er saß also dort, als die Gangster den Raum betraten. Daher ist anzunehmen, dass Beaumont getötet wurde, bevor sie sich an den Safe heranmachten..."

Ich nickte.

"Das sehe ich auch so."

"Verstehst du, worauf ich hinaus will, Jesse? Denen muss doch klar gewesen sein, dass bald die Hölle für sie losbricht, nachdem Beaumont geschossen hatte! Irgendjemand unter den Nachbarn würde die Polizei verständigen... Und dennoch haben sie an aller Ruhe die Safes ausgeräumt."

"Eine bemerkenswerte Kaltblütigkeit!"

Milo hob die Augenbrauen.

"Inzwischen dürfte sie ja auch genug Routine haben..."

"Wie viel Zeit ist zwischen dem Schuss und dem Eintreffen dem Polizei vergangen?", fragte ich.

"Minuten", erwiderte Milo.

"Und in dieser Zeit haben sie zwei Safes geknackt, die immerhin der mittleren bis gehobenen Preisklasse angehören... Zwei Stahlschränke, die darüber hinaus noch unterschiedlicher Bauart waren!" Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich in meinem Drehstuhl etwas zurück. Ich starrte nachdenklich auf den flimmernden Bildschirm, auf dem gerade das Logo von NYSIS zu sehen war, dem zentralen Datenverarbeitungssystem, über das wir mit den Dateien aller anderen New Yorker Polizeieinheiten verbunden waren. Informationen konnten so innerhalb von Sekunden abgefragt und ausgetauscht werden.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Anfänger war", meinte ich. "Dieser Safe-Spezialist muss es schon vorher einmal probiert haben! Ich kann mir das einfach nicht anders vorstellen..."

Wir gingen die Namensliste durch, die man uns gegeben hatte und ließen uns die entsprechenden Daten über NYSIS auf den Schirm holen. Alle diejenigen, die gegenwärtig die Knäste des Bundesstaates New York bevölkerten, schieden natürlich aus.

Andere schienen untergetaucht oder verzogen zu sein. Es blieb ein Rest von Männern, deren Alibi zu kontrollieren sich vielleicht lohnen konnte.

Das war unsere Aufgabe, währen Caravaggio und Medina sich um die Hehler-Szene kümmerten.

Irgendjemand musste die Beute ja ankaufen.

Und es war einfach schwer vorstellbar, dass sich so ein Deal nicht irgendwie herumsprach.